1875 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Jun 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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zahl von Regierungs-Kommissarien beiwohnten, erfolgte zunächst die erste Berathung über den Gesezentwurf, betreffend das Hin- terlegungswesen. An der Generaldiskussion betheiligten fih nur die Herren Graf Rittberg und Graf zur Lippe, sowie die Regierungs-Kommissare Geheimer Ober-Justiz-Rath Herzbruh und Geheimer Justiz-Rath Kurlbaum Il. In der Spezialdiskussion wurden die 88. 1 bis 7 ohne Diskussion angenommen. Der

._8 lautet: 3 Im Fall der Hinterlegung von Werthpapieren sind die Deposital- beamten nicht verpflichtet : 1) die Ausloosung oder Kündizung der Werth- papiere zu überwachen; 2) für die Einziehung neuer Zins- oder Dividendenscheine oder der Beträge fälliger Zins- oder Dividenden- scheine von Amtswegen zu sorgen. -

Die Herren Graf Rittberg, Graf zur Lippe und v. Kleist- Rezow sprachen ih für die Streichung dieses Paragraphen aus, während die Herren Wever, Dr. v: “Goßler und Dr. Dernburg, der Geheime Justiz-Rath Kurlbaum 11. und der Finanz-Minister Camphausen fih für die Beibehaltung des §. 8, der au bei der Abstimmung mit mäßiger Majorität angenommen wurde, aussprachen. Schließlih wurde das ganze Gesez in der vor- liegenden Fassung genehmigt.

Es folgte als zweiter Gegenstand der Tagesordnung die einmalige Schlußberathung über den von dem Hause der Abge- ordneten in abgeänderter Fassung zurückgekommenen Entwurf einer Provizial ordnung für die Provinzen Preußen, Branden- burg, Pommern, S{hlesien und Sachsen. Die Referenten Dr. Elwanger und Brüning beantragten: den Entwurf in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses anzunehmen. Dagegen wee van Aich 2 umd Salbe hut -itw set ersten Abschnitt des §. 62" den früheren Beschluß des Herren- hauses wieder herzustellen. An der Generaldiskussion bethei- ligten sih bis zum Schluß des Blattes außer dem Referenten Dr. Elwanger die Herren von Kleist und Hasselbah gegen und Freiherr von Malzahn und Graf Rittberg für den Antrag des Referenten.

Im weiteren Verlauf der gestrigen Sißung des Hauses der Abgeordneten wurde der Antrag des Abg. v. Lys- kowski auf Festsezung der polnischen Sprache als Unterrichts- sprache für den angehenden Unterricht der polnischen Schul- jugend im Großherzogthum Posen und in Oberschlesien und auf Aufhebung der betreffenden in dén lezten Jahren erlassenen Schulverordnungen mit allen Stimmen gegen die des Centrums und der polnischen Abgecrdneten abgelehnt, nahdem die Ver- treter der Staatsregierung, Ministerial-Direktor Greiff und Ge- heimer Regierungs-Rath Schneider ausführlich nachgewiesen hatten, daß jene Verordnungen lediglih im pädagogischen wie im Interesse der: Schuljugend erlassen seien und bereits ihren heilsamen Einfluß äußerten. Nachdem alsdann das Haus eine große Anzahl von Petitionen erledigt hatte, wurde die Sigzung A 3'/g Uhr geschlossen und die nächste auf heut 11 Uhr an- gesetzt.

In der heutigen (79.) Sißung des Abgeordneten- hauses, welher am Ministertishe der Minister für die land- wirthshaftihen Angelegenheiten Dr. Friedenthal und mehrere Kommissarien beiwohnten, wurde der Entwurf eines Geselzes, betref- fend die Ermächtigung der Staatsregierung zur Bestreitung der Aus- gaben fürdas Ober-Verwaltungs gericht in dritter Berathung genehmigt und der von dem Herrenhause in veränderter Fassung zurückgelangte Entwurf eines Gesezes über das Kostenwesen in Auseinandersezungssahen ohne erheblihe Debatte angenommen.

Namens der Rechnungskommission* berichtete hierauf Abg. Dr. Hammacher über den Nachweis über die Verwendung des in dem Etat der Eisenbahnverwaltung für das Jahr 1873 zu unvorhergesehenen außerordentlihen Ausgaben für die Staats- eisenbahnen ausgesegten Dispositionsfonds von 150,000 Thlr. Das Haus genehmigte den Antrag der Kommission:

zu erklären: e der im Staatshaushalts-Etat pro 1873 unter Titel 24 der einmaligen und außerordentlihen Ausgaben hinsihtlich des „Dispositionsfonds zu unvorhergesehenen außerordentlichen Aus- gaben für die Staatseisenbahnen“ gemachte Vorbehalt dur die Ber- wendungsnachweisung als erledigt anzusehen ist.

Es folgte der mündlihe Bericht der Kommission für die Geschäftsordnung, betreffend die Uebersicht der von der Staats- regierung auf Anträge und Resolutionen des Abgeordneten- hauses aus der Session von 1873/74 gefaßten Entschließungen.

Das Haus genehmigte den Antrag der Kommission:

el. Die Ueberschrift des Kapitels IV. der Geschäftsordnung dahin zu ändern! Behandlung der Interpellationen und der Ueber- Le “at der Regierung gefaßten Entschließungen auf Beschlüsse cs Hauses.

I[L, Der Geschäftsordnung hinter §. 32 einen neuen 8. 32a, beizufügen, dahin lautend: Die Uebersicht der von der Regierung auf die Anträge und Resolutionen des Hauses gefaßten Ent- (peeeiden wird zum Diruck und zur Vertheilung be- ördert. Binnen 14 Tagen nach erfolgter Vertheilung ist jedes Mitglied des Hauses berechtigt, die Uebersicht zum Gegen- stande von Bemerkungen zu machen, welche sih jedo zu beschränken haben: 1) auf den Mangel der Erledigung bestimmt anzuführender b rut 2) auf die Unvollständigkeit der gegebenen Auskunft. Diefe

emerkungen sind dem Präsidenten s{riftlich einzureichen. Diejenigen Be- schlüsse des Hauses, welche durch Zustimmung oder Ablehnung der Regie- rung ihre Erledigung gefunden haben, dürfen niht zum Gegenstande der Bemerkungen gemacht werden. Sind innerhalb der vierzehntägigen Frist Bemerkungen eingegangen, so werden diese dem Staats-Ministerium mitgetheilt und sodann deren Verhandlung auf die Tagesordnung ge- jeßt. Bei der Verhandlung im Plenum i} die Stellung eines An- trages unzulässig, es bleibt aber jedem Mitgliede des Hauses über- lassen, den Gegenstand in den regelmäßigen Formen der Geschäfts- ordnung weiter zu verfolgen.“

Auch folgender Antrag des Abg. Schmidt (Stettin) wurde angenommen :

„Unter Anerkennung des in der Mittheilung Seitens der Staats- regierung bewiesenen Entgegenkommens die Uebersicht der auf An- trage und Resolutionen des Abgeordnetenhauses aus der Session von 1873/74 gefaßten Entschließungen für erledigt zu erklären."

Hierauf wurden verschiedene Petitionen nah den An- trägen der Kommisfion erledigt und sodann über den Autrag der Abgeordneten v. Wierzbiúski und Genossen berathen:

„Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dem im Groß- herzogthum Posen seit dem 21, Februar 1861 bestehenden polnischen G Centralverein die staatlihe Anerkennung zu er-

eilen.“

Der Minister für die landwirthschaftlihen Angelegenheiten Dr. Friedenthal versicherte den Antragstellern, daß er frei von jedem Hasse und dankbar für die Bemühungen des in der Pro- vinz Posen bestehenden polnischen Centralvereins um die Land- wirthschaft sei; gleihwohl sei er nit in der Lage, den Antrag zur Annahme zu empfehlen, da der Verein separatistische Tén- denzen verfolge. Der Antrag wurde, nahdem der Abg. Hundt v. Hafften gegen, der Abg. Kantak für denselben gesprochen hatte, bei Shluß des Blatts vom Hause abgelehnt.

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 29. Mai

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296,818,340 M Kronen; an Silbermünzen: 20,134,075 A 9-Markstücke, 62,503,690 4 1-Markstücke, 14,816,168 M, 40 _Z 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen : 7,478,274 M S 10-Pfennigstücke, 3,645,433 4 95 9-Pfennigstücke ; an Kupfermünzen: 2,727,071 H 2-Pfennigstücke; 1,326,865 A 65 S I1-Pfennigstücke. Gesammtausprägung: an Goldmünzen: 1,142,327,800 /(; an Silbermünzen: 97,453,933 Á6 40 5; an Nickelmünzen: 11,123,707 M 95 „3.3 an Kupfermünzen: 4,053,936 M6 65 _.

Wilhelmshaven, 10.Juni, (Kieler Ztg.) Die Bauten für die zweite Hafeneinfahrt haben begonnen. Es wird zunächst von den Batterien bei Bandt bis zur südlichen Mole ein Fang- deich angelegt. Hinter demselben kann dann bequem der jeßige Liegehafen des Handelsverkehrs zur Hafeneinfahrt ausgebaut werden. Ebenso wird demnächst an der nördlihen Seite des Hafenkanals mit dem Baue der Bassins begonnen werden, die, durch Quais verbunden, besonders eine bessere Gelegenheit zur Ausrüstung der in Dienst zu stellenden Schiffe gewähren sollen, so daß Liegehafen und Ausrüstungshafen getrennt werden.

Frankf urt a. M, 11. Juni. (W. T. B.) Den Redac- teuren der „Frankfurter Zeitung“ ist heute das Erkenntniß der Anklagekammer des Appellationsgerih(s publizirt worden. Auf Grund desselben wurde den Redacteuren ihre anderweite Vernehmung und, falls sie abermals die Zeugenaus\age ver- weigern sollten, die Vollstrekung der Zwangshaft in Aussicht gestellt, Die Vorgeladenen erklärten, daß fie die Nichtigkeitsbe-

um eim Inhibitorlum gegen ‘die Verfügungen der Anklagekammer des Appellationsgerichts einkommen würden.

Bayern. München, 10. Juni. Se. Majestät der König hat dur Entschließung vom. 4. d., und zwar mit rückwirkender Kraft, bestimmt, daß der Kriegs-Minister sowie die mit Divisions-Kommandos betrauten General-Lieutenants auch näch Enthebung von ihren Funktionen den Titel „Excellenz“ bei=z behalten. Grzherzog Albrecht von Oesterreich ist gestern Abends von Wien hier angekommen und im Hotel zu den „Vier Jahreszeiten“ abgestiegen. Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit besuchte heute früh den Prinzen Luitpold in dessen Palais hier- selbst, und begab sih Mittags zum Besuche des Prinzen Ludwig nach Leutstetten, von wo er Abends wieder hierher zurückehrte. Gestern Nachmittags 3 Uhr wurde das vom hiesigen Be- zirksgeriht in Sachen gegen die Mitglieder der hiesigen S ozial- demokratie auf Grund der unterm 31. v. M. bis 2. d. M. durchgeführten Verhandlung erlassene Urtheil publizirt. Das umfangreihe Aktenstück beanspruchte eine volle Stunde zur Ver- lesung.

Nach demselben ward die Sache gegen den Michael Köstl, zur Zeit Soldat des 1. Artillerie-Regiments, zur Vereinigung der Kom- petenzverhältnisse vertagt. Ferner wurden 1) 41 Genossen von dem Vergehen wíder den Art. 17 des Vereinsgesetzes mittelst Affiliation freigesprochen : die Hafner Lommer, Keifel, La Roche und Konsortea von der Uebertretung und einem Vergehen gegen das Vereinsgesetz, ebenso Marschner und Konsorten von der Auscbüldizung eines Ver- gehens gegen das Vereinsgeseß durch Wiederversammlungen freige- \sprohen; weiters 5) der Handshuhmacher Oehme wegen eines Vergchens gegen das deutshe Genossenschaftsgesez Art. 17 und 21 des Vereinsgeseßes und der Untershlagung von Genossenschaftsgeldern für \{chuldig erkannt und in Gefängnißstrafe von 3 Monaten 3 Tagen, sowie in eine Geldbuße von 10 Thlen. ; ferner der Buchdrucker M. Ernst wegen eines Vergehens gegen das deute Genossen{chaftsgeseß, Art, 17 und 21 des Lereinsgesezes, in eine Gefängnißstrafe von 17 Vagen und 10 Thlrn. Geldbuße, ebens so in gleiche Strafe Aloys Kiefer, dagegen Franz Ernst zu 15 Tagen Gefängniß und 4 Fl. Geldbuße; Ellwanger, Martin und Konsorten wegen eines Vergehens wider Art. 17 und 21 des Vereinsgesetzes zu 12 Tagen Gefängniß, 6) Ludwig Berg und Genossen wegen Ver- gehens gegen Art. 14 des Vereinsgeseßzes und zwei Vergehen gegen Art. 17 des Vereinsgescßes zu einer Gefängnißstrafe von 6 Tagen ; Drechéler und Konsorten wegen zweier Vergehen gegen Art. 17 des Vereinsgeseßes in einebtägige, Barometer, Thusmann u. Konsorten wegen einer Uebertretung des Art. 14 und eines Vergehens gegen Art. 17 zu 3 Tagen Gefängniß und je 4 Fl. Geldstrafe; 9) Michael Jung wegen einer Uebertretung des Art. 14 des Vereinsgeseßes und eincs Ver- gehens gegen Art. 17 in eine 8tägige Gefängnißstrafe und 7 Fl. Geld- buße; 10) Geiser, Rottmanner und Konsorten wegen eines Ver- gehens gegen den Art. 17 des Vereinsgeseßes in eine Gefängnißstrafe von 4 Tagen verurtheilt. Ferner wurde ausgesprochen, daß die beim Handelsgeriht München l. J. eingetragene 1. Münchener Genossen- schaftshuchdruckerei, als Fortseßung des aufgelösten Preßvereins, ge- rihtlich aufgelôit werde. Mehrere verurtheilte Mitglieder werden die Berufung anmelden.

11. Juni. (W. T. B.) Das heute erschienene „Ver- ordnungsblatt“ publizirt die Königliche Entschließung, die Auf- lösung des gegenwärtigen Landtages betreffend, sowie eine Bekanntmachung, betreffend die Wahl der Abgeordneten zum nächsten Landtage. Durch leßtere wird, wie bereits ge- meldet, die Vornahme der Urwahlen auf den 15. Iuli c., die Wahl der Landtagsabgeordneten auf den 24. Juli c. anberaumt.

Württemberg. Stuttgart, 9. Juni. Ihre Majestät die Königin wird sih in den nächsten Tagen zugleih mit Sr. Majeftät dem Kaiser von Rußland nach Jugenheim und von dort: zum Besuche der Hohen Verwandten nach Weimar und Schwerin begeben. Die Rückehr Ihrer Majestät nah Stuttgart ist vorerst auf den 21. d. M. feftgeseßt.

Hessen. Darmstadt, 10. Juni. Se. Königliche Hoheit der Großherzog is nah vierwöchentlihem Aufenthalt in Mainz heute Morgen in bestem Wohlsein wieder hier eingetroffen. Ueber die Feier des Geburtstages des Großherzogs ent- nehmen wir der „Darmst. Ztg.“ Folgendes : Mainz, 9. Juni. Zur Feier des Geburtstages Sr. Königlihen Hoheit des Groß- herzogs fand am Vorabend des Festtages in hiesigem Stadt- theater die Aufführung der Oper „Der fliegende Holländer“ bei festlih beleuhtetem Hause ftatt. Als - Se. Königliche Hoheit der Großherzog die Loge betrat, erhob fih das ganze Haus von den Sigten, wobei die Casseler Hofkapelle, unter der Leitung des Kápellmeisters Reiß, einen dreifahen Tush und die Hymne spielte. Der Großherzog verweilte bis zum Schlusse des Theaters und nahm in den Zwischenakten die Beleuhtung des Gutenberg- Monuments und des Platzes in Augenschein.

Der 9. Juni selbs begann laut spezieller Anordnung des Gouvernements mit großer Tagreveille, unter Abfeuern von 101 Kanonenschüssen; um 8 Uhr brachte die hiesige Feuerwehrmusik eine Serenade im Palaishof, und dann war Gottesdienst in ver- schiedenen Kirhen. Hierauf empfing Se. Königliche Hoheit der Großkterzog die Gratulationen des Gouverneurs von Mainz, General der Jnfanterie von Boyen, der Generalität, des Gehei- men Raths Dr. Goldmann, der beiden Adjunkten, sowie von vielen Militär- und Civilpersonen der Stadt Mainz. Nach- mittags 2 Uhr war eine größere Tafel im Großherzoglichen Palais, woran Ihre Großherzoglich-Königlichen Hoheiten Prinz und Prin- zessin Carl, die Prinzen Alexander und Heinri, Prinzessin von

1875 geprägt: an Goldmünzen: 885,509,460 M6 Doppelkronen,

{ Schönberg, Prinz Wilhelm von Hessen (Sohn des Landgrafen Friedri), der Gouverneur von Mainz General von Boyen mit Gemahlin, Geheime Rath Dr. Goldmann, \owie die Obersthof- und Hofchargen Theil nahmen. Während der Tafel trank Se. Großherzoglihe Hoheit der Prinz Carl auf das Wohl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs unter Kanonendonner und unter den Klängen der Musik des 3. Infanterie-Regiments Nr. 117, welche \die Hymne spielte, Um 5 Uhr fand in der neuen Anlage unter Leitung des Philharmonischen Vereins, unterstüßt dur die Militärmusiken, ein Concert ftatt. Abends bildete ein militärisher Zapfenstreich den Schluß des Festes. Gestern verstarb hier nach längerem Leiden der pensio- nirte Oberst Becker, im Jahre 1866 Chef des Generalstabes der hessishen Division.

11. Juni. (W. T. B.) Nah den bisher in Jugen- heim getroffenen Dispositionen tritt Se. Majestät der Kaiser Alexander von Rußland am 22. d. M. über Weimar und Berlin die Rückreise an. Die Rückkehr des Prinzen Ludwig von Hessen mit seiner Familie aus England erfolgt am 27. d.

12. Juni. (W. T. B.) Der Kaiser von Rußland traf heute Vormittag 11 Uhr, ‘nur vom Grafen Adlerberg be- gleitet, zu einem Besuch des Großherzogs hier ein und kehrte nach einstündigem Aufenthalt nah Jugenheim zurück.

Mecklenburg - Swerin. Schwerin, 11. Iuni.

Nach einem Telegramm aus Konstantinopel vom 10. Iuni war Se. Königlihe Hoheit der Erbgroßherzog vom Sultan

\hwerde r EnS ¿nischen aber, hei dem Anpepgziagsgerih4„/. eMmpsangen e E E «PBLYL die ReFe_ 19 Siege

vurg Ubêr Odessa angetreten.

Sachsen - Weimar- Eisenah. Weimar, 11. Iuni. Se. Majestät der König von Shweden nahm im Laufe des vorgestrigen Tages in Begleitung des Großherzogs ver- schiedene Sehenswiirdigkeiten hiesiger Stadt, nameutlich das Schillerhaus, Goethehaus, Museum 2c. in Augenschein und wohnte am Abend der Festvorstellung im Theater bei. Gestern Vormittag 104 Uhr if derselbe von hier wieder abgereist und hat die Rückreise nah Stockholm angetreten. Der Großherzog und die Prinzessinnen gaben ihrem Hohen Gaste das Geleit bis auf den Bahnhof, während die Großherzogin s{ch nach Dornburg zurückbegeben hatte. Bei der heute beendigten Wahl eines Bürgermeisters erhielt der General - Kommissions - Rath Pabst 570, Kreisgerichts-A}sessor Dr. Slevogt 287 und Re- gierungsrath von Fritshe 25 Stimmen.

Oldenburg. Oldenburg, 10. Iuni. Die Großher- zogin befindet sich augenblicklich noch zum Kurgebrauche in Wiesbaden. Die italienische Reise des Großherzogs is dur das unerwartete Ableben der Königin - Wittwe Amalie von Griehenland unterbrohen worden. Am 17. d. M. werden die Hohen Herrschaften in. ihrem gewöhnlihen Sommeraufenthalte Rastede erwartet.

Lübeck, 11. Juni. Se. Majestät der König von Schweden traf heute Abends 9} Uhr hier ein, nahm in dem Empfangsalon des Bahnhofes das von dem Senat angebotene Souper ein und trat um 2 Uhr Morgens von Travemünde an Bord der Fregatte „Vanadis“, die von der Fregatte „St. Olaf“ begleitet wurde, die Rückreise an.

Desterreich-Ungarn. Wien, 11. Juni. Der Kaiser ist gestern früh von Ischl nah Schönbrunn zurü gekehrt. i Der Erzherzog Albrecht wird heut die Königin-Mutter von Bayera in Hohenschwangau besuchen.

Sr. Majestät Fregatte „Radeß ky“, das Flaggen\chif des K. K. Contre-Admirals Freiherrn v. Sterneck (Kommandant Kinienschiffs-Kapitän Freiherr v. Manfroni), wird nach den bis- herigen Bestimmungen heute, den 10. d. M., Triest verlassen und sih mit den übrigen zur Escadre gehörigen Schiffen vor- läufig in die Levante begeben.

Agram, 10. Juni. Im Landtage unterbreitete Ma- kanec einen von zehn Abgeordneten unterstüßten Dringlichkeits- antrag, wonach der Landtag in einer. Adresse an Se. Majestät die Bitte um Einberufung von Vertretern der Militärgrenze in den Landtag und um die Entsendung von Landtagsaus\hüssen Seitens des kroatishen und dalmatinishen Landtages behufs Lösung der dalmatinishen Frage aussprehen soll. Hierauf wurde der Gefeßentwurf über die Regelung der Angelegenheiten der griechish-orientalishen Kirche in der General- und Spezial- debatte und die Advokatursordnung in der Generaldebatte er- ledigt und die Spezialdebatte derselben begonnen.

Zum Schlusse der Sizung bekämpfte der Sektionshef Ziv- kovie die Dringlichkeit des Antrages Makanec, welche von den Abgeordneten der extremen Partei befürwortet wurde. Der An- trag Mrazovics, den Makanecschen Dringlichkeitsantrag einer ad hoc zu ernennenden Kommission zuzuweisen, wurde an- genommen.

Schweiz. Bern, 11. Juni. (W. T. B.) Der Große Rath des Kantons Bern hat mit 176 gegen 29 Stimmen beshlossen, in die Berathung des von dem Regierungsrathe vorgelegten Gesehentwurfs, betreffend die Sicherstellung des konfessionellen Friedens, einzutreten und hat denselben mit unwesentlihen Abänderungen in erster Berathung mit 154 gegen 24 Stimmen angenommen. Den Rekurs der Berner Regie- rung gegen den Beschluß des Bundesrathes auf Aufhebung des Ausweisungsbe\schlus#ses wider die jurassishen Geistlichen hat der Große Rath in einer außerordentlihen Sigzung an eine Kommisfion von 7 Mitgliedern verwiesen, welche, wie bereits verlautet, fih für den Rekurs aus\prehen wird.

Niederlande. Amsterdam, 11. Juni. (W. T, B.) Nach dem nunmehr vollständig bekannten Resultate der Wahlen zur Zweiten Kammer sind 20 Liberale, 3 Konservative, 6 Mitglieder der anti-revolutionären Partei und 8 Ultramontane gewählt worden. Bei vier Wahlen is eine Stihwahl erforder- lih, und konkurriren dabei in drei Fällen Kandidaten der libe- ralen mit Kandidaten der konservativen Partei, bei der vierten Stichwahl steht ein Kandidat der liberalen Partei cinem Kandi=- daten der antirevolutionären Partei gegenüber. Die vier enge- ren Wahlen sind auf den 22. d. M. anberaumt. Bei der Wahl haben die Ultramontanen in mehreren Fällen für die Kandidaten der antirevolutionären Partei gestimmt.

Großbritannien und Jrland. London, 10. Juni. (A. A. C.) Seyyed Barghash ben Said, der Sultan von Zanzibar, kam gestern in London als Gast der großbritannischen Regierung an. Er i von Dr. Kirk, dem britishen Generalkonsul in Zanzibar, mehreren Mitgliedern seines Konseils, im Ganzen von einem Gefolge von 27 Pen begleitet, Der ostindishe Postdampfer „Canara““, von dessen

Battenberg, Prinz Ludwig von Battenberg, Graf und Gräfin Erbach-

Hauptmast die rothe arabishe Flagge wehte, traf mit den

und zwei Barbiere. Das in Sheerneß stationirte Flaggen\chi} \a-

S

ifanishen Güsten an Bord um 9 Uhr Morgens in aa ein. Dort wurde der Sultan von dem Rev. Dr.

P. Badger, der zum Begleiter Sr. Hoheit während seines Aufenthalts in England ernannt worden, sowie von zwei Direktoren der Ostindischen Dampfschiffahrts-Gefellschaft empfangen. Dann. begab er sich mit den Hauptpersonen seines Gefolges : Hammud ben Hamed, Hamed ben Salyman, Tarya, einem indisher Kaufmann, der mit Mohamad ben Hamis, früher Kapitän eines Kriegs\ciffffes von Zanzibar und nun Dolmetscher, die kommerziellen Interessen Zanzibars repräsentirt, an Bord des Themsedampfers „River Queen“, in welchem er die Themse hinauf bis nah Westminster fuhr. Im Gefolge des Sultans be- fanden sich auch ein Sekretär, ein Schazmeister, ein Maler, vier Köche

sutirte, als der „Canara“, vorüberfuhr, mit den üblichen 2l Schüssen. Die Seeleute und Marinesoldaten an Borddes „Fisgard präsentirten das Gewehr, und die Schiffsjungen des Uebungs- \hiffes „Warspite" waren auf den Raaen aufgestellt. Das Uebunas\hiff} „Goliath“ bemannte zwar nit seine Raaen, aber die Schiffsjungen ließen Cheers ertönen. Westminster wurde um 2 Uhr erreiht, und die Landung erfolgte an den Stufen auf der Westseite der Brücke. Sir Bartle Frere bewilllommnete Se. Hoheit zuerst, worauf der Seyyed von Mr. Bourke, dem Unter Staatssekretär für aus- wärtige Angelegenheiten, der die diplomatische Uniform trug, feierlih empfangen wurde, Auf der Terrasse waren viele Par- [amentsmitglieder und andere Personen von Distinktion zugegen, ahren Tiftegroße DefiscjentEge®der Led von deri minsterbrücke aus zusah. Nach den ersten Begrüßungen hielt Mr. Bourke folgende Ansprache an den Sultan: „F bin von Lord Derby beauftragt worden, Ew. Hoheit im Namen von Jhrer Majestät Regierung in England willkommen zu heißen. Jhrer Majestät Regierung hofft, daß der Besuch Ew. Hoheit in England ein angenehmer für Sie sein möge. Es ist der Vunsh Ihrer Majestät Regierung, daß Ew. Hoheit Alles in England sehen soll, was am interessantesten ift und Ihnen Vergnügen bereiten wird. Ihrer Majestät Regierung hat Dr. Kirk, Dr. Badger und Mr. Clement Hill zu Begleitern Ew. Hoheit während Ihres Aufenthaltes in diesem Lande ernannt, und wenn Ew. Hoheit die Güte haben wollen, Ihre Wünsche dem Dr. Kirk mit- zutheilen, wird Ihrer Majestät Regierung versuchen, dieselben nah besten Kräften auszuführen“. Diese Rede, von Dr. Kirk ins Arabische verdolmetsht, beantwortete der Sultan mit cinigen Dankesworten. Dann landete der Herrscher von Zanzibar unter den Klängen der englishen Nationalhymne, während die auf der Terrasse aufgestellte Ehrenwache der Coldstream-Garde das Gewehr präsentirte. Darauf fuhr der Hohe Gast, da ein Ge- witter Heraufzog, in geshlossenem Wagen nah dem Alexandra - Hotel, Hydepark. Bald nach seiner Ankunft daselbst empfing der Sultan den Besuch des Earls von Derby und anderer Mitglieder der Regierung«+ Heute wohnt er den großen Rennen in Ascot bei, und in wenigen Tagen geben der Earl und die Gräfin von Derby ihm zu Ehren ein Diner und einen Empfang. Sein Aufenthalt in England wird sih über etwa einen Monat ausdehnen. Der Sultan is ein Mann von etwa 40 Jahren, von ftattlihem Aussehen und gefälligen Ge- fihtszügen. Seine Kleidung is die eines Arabers mit einem ge- stiften Turban. -In seinem Gürtel trägt er einen Yataghan oder Dolch, dissen Griff mit Juweien bedeckt ist, und an seiner Seite hängt ein ebenfalls reih verzierter Scimitar oder Krummsäbel. i

Die Admiralität hat gestattet, daß die von Samuda Brothers für Rehnung der deutshen Regierung gebaute neue Panzerfregatte „Deutschland“ in- der Werfte von Chatham gedockt werden darf, damit ihre Ausrüstung vollendet wer- den kann. i i

11. Juni. (W. T. B.) Unterhaus. Auf eine wei- tere Anfrage Whalley's erklärte der Staatssekretär des Innern, Croß, es sei ihm nichts davon bekannt, daß eine große Anzahl aus anderen Ländern vertriebener Jesuiten nach England ge- kommen sei, und daß- dieselbe in der Absicht dahin gekommen sei, England zum Centrum ihrer Operationen zu machen und das britishe Reih wieder zu der Politik des Papstthums zu be- kehren. Sollten die Jesuiten in der That diesen Zweck im Auge haben, \o könnten fih dieselben jede Mühe sparen, denn voraus- sihtlih würde ein folches Beginnen ganz erfolglos sein.

(W, 2. B) Vie Regieruna hat: dem Untérs

hause einen Gesehentwurf zur Regelung der Verhält-

nisse zwishen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vorgelegt. Nach demselben sollen Kontraktsverleßungen, bei denen ein öffentlihes Intcresse konkurrirt, wie beispielsweise Kontrakts- verlezungen Seitens der Beamten und Arbeiter von Wasser- und Gasgesellschaften, unter das Strafgesey fallen und strafrehtlihch geahndet werden. Bei allen übrigen Kontraktsfragen Fol die Kompetenz der ordentlichen Civilgerichte eintreten, Was Arbeits- einstellungen anbetrifft, so \oll eine Vereinbarung zum Zweck der Begehung von Handlungen, die an ih nicht strafbar sind, künftig nicht strafbar sein, während \olhes bisher nah der Konspirationsbill der Fall war. y 2

192. Juni. (W. T. B.) Der „Morning Post“ zufolge wird die Regierung der vorgerückten Zeit wegen den Geseßz- entwurf über die Kauffahrteischiffahrt zurückziehen.

Frankreich. Versailles, 11. Juni. (W.T. B.) Natio na l- versammlung. Der Marine-Minister, Admiral de Montaignac, verlas einen Bericht des Gouverneurs der Besißungen am Senegal, betreffend die vom Deputirten Lafon de Fon- gaufier (von der Linken) zur Sprache gebrachten Vorgänge, bei denen mehrere Offiziere und Beamten sich angeblih eines Ge- waltmißbrauhs \{chuldig gemaht haben sollen, Die in Folge dessen eingeleitete amtlihe Untersuhung hat ergeben, daß die Offiziere nur ihre Schuldigkeit thaten, als sie den Aufstand der Eingeborenen mit Strenge unterdrücten. Im weiteren Ver- laufe der Sißung legte Savary den Bericht über die Wahl Bourgoings im Departement Nievre vor; die Versammlung vertagte die Berathung bis zum erfolgten Druck der bezüglichen Schriftstücke.

Der Bericht, welhen Herr Laboulaye Namens der Kommission der Nationalversammlung für die konstitutionellen Geseßye erstattete, ist am 7, d. unter die Mitglieder derselben S er too Der Schluß desselben lautet, nach der „Köln. Z3tg.“, wie solgl: |

die “on ‘uns Ert Verfassung i} keineFwegs voll- kommen; im Ganzen liefert sie aber dem Lande die Garan- tien einer freien Regierung. Wenn das betreffs seiner theuer- sten Rechte und Interessen beruhigte Frankrei _Geschmack daran findet, sich selbst zu regieren, so wird die Verfassung sich nah und nah verbessern. Die Reform ist leicht. Wenn das Land im Gegentheil Furht vor der Republik hat und fich von ihr entfernt, so würde die beste der Verfassungen machtlos sein,

lichen Meinung ihre ganze Kraft zieht. Wir haben das gethan, was uns die Verhältnisse gestatten; man kann von den Geseßz- gebern nicht mehr verlangen. Nachdem ihr Werk beendet, ist es an Frankreich, das Uebrige zu thun. Um die Republik zu gründèn, erlassen wir einen Aufruf an die Klugheit der Regie- rung, an die Weisheit unserer Nachfolger, an den Patriotismus der Bürger, und wir I möge cs denen nicht minfallen, die auf unsere Spaltungen zählen, Vertrauen in die Zukunft.“ /

Dem Berichte ist der Entwurf des Gesegzes beigelegt. Derselbe bestimmt im Art. 1 den Termin der Zusammenkunft der beiden Kammern und die Dauer der Session. Art. 2 be- stimmt die Rechte und die Verpflihtung des Präsidenten der Republik zur Einberufung der Kammer, Vertagung und Schließung der Session. Die Vertagung darf nicht einen Monat überschreiten, noch zweimal in derselben Session stattfinden. Art. 3 sieht den Fall des Ablebens oder des Rücktritts des Prä- sidenten vor. Art. 4 bestimmt, daß die Sizung einer Kammer außerhalb der Sessionszeit unzulässig und rechtlos is. Art. 5 sagt, daß die Sizungen beider Kammern öffentli sind, daß jedoch auf Verlangen einer bestimmten Anzahl von Miktglie- dern jede Kammer sich zum geheimen Comité konstituiren kann. Art. 6 bestimmt die Art und Weise des Verkehrs des Präsidenten und seiner Minister mit den Kammern. Art. 7 bestimmt, der Präsident müsse die definitiv angenommenen Ge- seze im Laufe eines Monats nah der Annahme verkünden, im Falle aber, daß die Kammer die Dringlichkeit der Promulgation beschlossen habe, innerhalb drei Tagen. Innerhalb dieser Ter- mine kann der Präsident durch eine motivirte Botschaft eie Bie des “Sf langen, und diese kann niht versagt werden. Der Art. 8 bestimmt über die Verträge. Außerdem sind noh die Ver- träge über den Handel und solche, welche die* Finanzen des Staates binden, nur nah Annahme durch beide Kammern gültig. Art. 9. Der Präsident der Republik kann keinen Krieg erklären ohne vorherige Zustimmung der beiden Kammern. Art. 10, Wahlbestätigung und alleiniges Reht der Kammer, die Entlassung ihrer Mitglieder zu genehmigen. Art. 11. Die Wahl der Bureaus der Kammern. Wenn beide Kammern als Nationalversammlung zusammentreten, so besteht das Bureau aus dem Präsidenten, dem Vize-Präsidenten und den Sekretären des Senats. Art. 12. „Der Präsident dec Republik kann nur dur die Deputirtenkammer in Anklagestand verseßt und nur dur den Senat gerichtet werden. Die Minister können für in Aus- übung ihres Amtes begangene Verbrechen von der Deputirten- kammer angeklagt werden und werden dann vom Senate gerichtet. Der Senat kann dur ein im Ministerrath erlassenes Dekret des Präsidenten der Republik als Gerichtshof konstituirt werden, um jede Person zu richten, die eines gegen die Sicherheit des Staates gerichteten Attentates angeklagt ist.“ Ueber die Modalitäten wird ein besonderes Gese verfügen. Art. 13 und 14 bestimmen die Prärogativen der Mitglieder beider Kammern in Sachen ihrer Aeußerungen und Abstimmungen in den Kammern und während der Dauer der Sessionen. Ein Mitglied darf während dieser nicht verfolgt noch verhaftet werden in Kriminal- oder Korrek- tionelsahen, außer auf ertappter That. Die Verfolgung oder Verhaftung muß während der Dauer der Session unterbrochen werden, wenn die Kammer es verlangt.

Italien. Rom, 11. Juni, (W. T. B.) Inder heutigen Sißung der Deputirtenkammer wurde die Berathung über das S ich e r- heitsgeseÿ fortgesezt. Minister-Präsident Minghetti erklärte von allen in. Antrag gebrachten Tagesordnungen nur einen An- trag Pisanelli's als annehmbar, durch welchen die Regierungs- vorlage in einigen Stücken abgeändert wird. Im Fortgang der Sizung kam es wegen des behaupteten Antagonismus der sici- lianishen Behörden zu #\o lebhaften Auseinandersezungen zwi- \chen den Deputirten Q und Lanza, daß die Sißung vom

räfidenten geschlossen wurde.

Y E 12. a, B. B.) Die gestern in der Depu- tirtenkammer bei der Berathung über das Sicherheits- gesey stattgehabten, bereits kurz erwähnten tu multuarischen Vorgänge wurden durch den Deputirten Trojani veranlaßt. Derselbe erklärte, die Behörden Palermos hätten sh behufs Bekämpfung von Räubern mit einigen Räuberhäuptlingen in Verbindung geseßt. Auch seien in mehreren Fällèn Ver- brehen von Individuen begangen worden, wilhe das BVer- trauen der Regierung genossen hätten, \ogar unter- geordnete Polizeiorgane selbs hätten ih Verbrechen zu Schulden kommen lassen. Der frühere Minister-Präfident Lanza stellte darauf diese Angaben auf das Entschiedenste in Abrede und \prah das Verlangen aus, daß weitere Aufklärung geschaffen würde. Die Rechte begleitete Lanza's Rede mit [eb- haftem Beifall, während die Linke Trojani unterstüßte. In Folge dessen entstand eine ganz außerordentlihe Aufregung und eine tumultuarishe Szene, welche, wie bereits bekannt, den Prä- sidenten zur Aufhebung der Siyung veranlaßte. Die Jour- nale beklagen diese Auftritte lebhaft und konstatiren, daß solche Scenen in der italienishen Kammer bisher nicht vorgekommen eien. e : | Die Rede, mit welher am 3. d. der Minister-Präsi- dent Minghetti die neue Fassung des Sicherheitsgesecÿes

egte, lautet : N Der am 5. Dezember v. J. vorgelegte Gesetzentwurf gelangt mit vielen Abänderungen von Seite der Ausschußmehrheit an Sie, Die Regierung glaubt nicht, daß es zweckmäßig sei, Über die Vorlage der Ausschußmehrheit zu verhandeln. An dem Sicherheitsgeseß ließen fich woh ganz andere Abänderungen als die, welche die Ausschuß- mehrheit vorshlägt, anbringen. Die Minderheit des Ausschusses macht andere Vorschläge und berührt auch die Einrichtung der Schwur- gerihte. Die Regierung hält diese Vorschläge nicht für unerläßlich; wenn sie dieselben für nothwendig erachtet hätte, so würde sle JeL er den Antrag gemacht haben. Es liegt noch ein Antrag auf A setzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission vor. Â ie Regierung ersuht die Kammer, die Debatte über ihre Ÿ zor lage zu eröffien; aber Angesichts der nur noch kurzen Dauer der Session hat sie geglaubt, den Geseßentwurf in einen ein- zigen Artikel zusammendrängen zu sollen, Der Artikel enthält den ursprünglichen Regierungsentwurf mit_ geringfügigen Nene, Die Regierung hat dabei nicht einen Schatten von politischem Dee im Auge, sondern nur die Bekämpfung des Berkrecherthums, un \{lägt Maßregeln vor, die auch schon 1in England und Nordameri Yy zur Bekämpfung außerordentlicher Uebelstände ergriffen wordén find. Die Regierung muß neue Maßregeln vorschlagen ; denn die hr F Gebote stehenden Mittel find ihres Erachtens unzureichen / wenn das Verbrecherthum während der Kammerferien einen noch größeren Aufshwung _ nähme. Die Verwerfung Î uer Vorlage wäre ein Akt der Schwäche, für den weder poli ische noch ökonomische - Gründe abzusehen wären. Die eun weist den Autrag einer parlamentarishen Enquête nit putez Me nimmt den Vorschlag in der Fassung der Minderheit des Aus\chuff an, aber unter der Bedingung, daß sie während dec Vertagung der Kammern mit den Vollmachten autgerüstet werde, welche sie für 2E erläßlih hält. Glauben Sie, daß dem Uebel mit den gewöhnlichen

ißr zu Gebote stehenden Mittel nicht autreihen und namentlih jeßk nicht, nahdem Sie diese Erklärung gegeben. Jch erkläre nochmals, daß das Geseß keinen politischen Zweck hat, sondern nur zur Unter- drückung der Räuber und Spißbuben dienen soll. (Lärm auf der Linken.) Wir weisen jeden politishen Hintergedanken von uns, wir verlangen blos die Vollinachten, die wir für unerläßlich halten.

Griechenland. Athen, 11. Juni. (W. T. B.) Der Commandeur des in den griehishen Gewässern sih aufhaltenden,

! aus 8 Panzerschiffen bestehenden französishen Geshwa-

ders, Admiral de la Roncière le Noury, ist durch den fran- zösishen Gesandten de Gabriac dem König und der Königin vorgestellt worden.

Türkei. Belgrad, 10. Juni. (Wien. Ztg.) Fürst Milan, welcher gestern \pät Abends hier eintraf, wurde von den Würden- trägern und einer - Deputation der Stadtrepräsentanz empfangen Und vonder seiner harrenden Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Heute, als am siebenten Jahrestage der Ermordung des Fütsten Michael, wurde in der Kathedrale ein Requiem abgehalten, wel=- chem der Fürst, die Minister und sonstigen Würdenträger und eine große Volksmenge beiwohnten.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Juni. (W. T. B.) Die offizielle Ernennung Eftrups zum Minister-Präsidenten und Finanz-Minister, des Grafen Moltke-Bregentved zum Minister des Auswärtigen, Kammerhe:rn Skeel zum Minister des Innern, Ge- neral Haffners zum Kriegs- und Marine-Minister, Nellemanns zum Jufliz-Minister, Fishers zum Kultus-Minister ift heute erfolgt.

die „Anglo Brazilian Times“, daß der brafilianishe Finanz- Minister in Folge der Zahlungseinftellung der Nationalbank in Rio einen Gesezentwurf in der Kammer eindrachke, welcher zur Ausgabe von kleinen Schaynoten und einer temporären Emission von furrentem Gelde ermächtigt, um die Depositenbanken în den Stand zu seyen, ihre Wertheffekten verpfänden zu können. Diese Maßregel beshwichtigte die Furht vor einer finanziellen Krisis. Das brasilianishe Budget veranschlag: die ordentlihen Einnahmen in 1876/77 auf 106,000,000 Milreis, und die ordent- lihen Ausgaben in demselben Zeitraum auf 105,378,913 Milreis. Der Kongreß der Argentinishen Republik wurde in Buenos Ayres am 2. Mai von dem Präsidenten Avellaneda mit den üblihen Ceremonien eröffnet.

Asien. Singapore, 11. Juni. (W. T. B.) Die ôster= reichishe Korvette „Erzherzog Friedrich“ ist heute, vom östlihen Archipel kommend, hier eingetroffen. Dieselbe hatte am 7. Mai im Sibokuflusse (Borneo) ein Gefecht mit Piraten, in welchem zwei Matrosen getödtet und einer shwer verwundet wurde.

Afrika. Aegypten. Alexandrien, 11. Juni. (W.T. B.) Riaz Pascha, an dessen Stelle als Minister des Auswärtigen Nubar Pascha getreten is, wurde zum Minister für Land- wirth\chaft ernannt. Das Wasser des Nil hat zu steigen begonnen. :

: Berichte aus der Kapstadt vom 15. Mai mel- den, daß Sir Garnet Wolseley der Nachfolger Sir Henry-Barkly's zum Gouverneur der Kap - Kolonien ernannt werden soll. Sir H. E. Bulwer wird, dem Vernehmen nah, Sir Garnect in Natal erseßen. Der Insurgentenverband in den Diamantenfeldern hat sih auf das Ansuchen der daselbst gebildeten gemäßigten Partei, sowie auf Grund des Briefes, den Sir Henry Barkly an Mr. Currie, den Sekretär für die Kolonie, gerichtet hat, aufgelöst. Der Gouverneur wird unmittelbar nah der Prorogation des gegenwärtigen Parlaments Kimberley besuhen, um die obwal- tenden Schwierigkeiten lösen zu helfen. Eine allgemeine Amnestie ist gewährt worden, von der nur s\echs der hervorragendsten Rädelsführer ausgenommen find. Zur Unterstühung der Aktion der Regierung wurde eine Bürgerwehr gebildet, die einige natu* ralisirte Kaffern umfaßte. Daraus erklärt fich die Klage, daß die Regierung im Begriff sei, die Eingeborenen gegen die Weißen zu bewaffnen. Der Marsch der Truppen nah Kimberley is ab- bestellt worden.

Nr. 24 des „Central-Blatts für das Deutsche Rei ch“ herausgegeben im Reichskanzler-Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag), hat folgenden Inhalt : Allgemeine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. T Münzwesen : Bekannt- machung, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen auf den deutschen Münzstätten für Rechnung vou Privatpersonen; Ueber- sicht Über die Ausprägung von Reich8münzen. Heimathwesen: Er- kenntniß des Bundesamts sür das Heimathwesen. Finanzwesen : Rachweisung über die am 31. Mai 1875 im Umlaufe bezichungs- weise im eigenen Bestande der deutschen Zettelbanken vorhanden ge- wesenen, sowie auch der nach erfolgter Einlösung vernichteten Bank- noten, Justizwesen: Bekanntmachung, betreffend das Verbot der ferneren Verbreitung der zu Baltimore erscheinenden yKatholischen Volkszeitung“. Postwesen: Bekanntmachungen, betreffend: See- Postverbindung mit Schweden auf der Linie Frederikshavn- Gothen- burg ; Postverbindung mit Helgoland. Eisenbahnwesen: Neigungs- zeiger auf den Eisenbahnen. Konsulatwesen: Ernennungen 2c.j

Vereinswesen. * Der „Darmst. Ztg.“ wird gemeldet: Zu der im Jahre 1875 abzuhaltenden 32. Hauptversammlung des Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftung war in. Oppenheim Hungen und Alsfcld eingeladen und ersteres als Versammlungsort bestimmt worden. Da nun die neue Kirche in Hungen zwar vollendet, aber noch keine Orgel vorhanden ist, so hat nunmehr der Kirchenvorftand zu Alsfeld zu dem Feste eingeladen, und soll dieses am 21, Juli daselbst abgehalten werden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. L

Aus Leipzig wird gemeldet: Professor Friedrih Rit\chl ist vom König von Sachsen zum Geheimen Rath ernan, worden. Der außerordentliche Professor an dcx juristishen Fa n n Heidelberg, Dr. Vering, hat einen Rur als Professor des 0- manistik an die neugegründete Univerfität zu Czernowiß erhal 1 ana Die philosophische Fakultät der Universität Halle hat da P Scartazzin i, früherem Professor in Chur, gegenwärtigem Pfarrvex- wéser in Walzenhausen im Kanton Appenzell, in A seiner wissenschaftlichen und literarischen Verdienste (nament Q um die Dante-Literatur) honoris causa die Würde eines Doktors der Philo-

sophie ertheilt.

n leßten Tagen ist durch drei furz aufeinander folgende Écidvfincin p Rbl dr fleinen Planeten von 143 auf 146 ge- stiegen. Es liegen darüber folgende Nachrichten vort j

Aus Düsseldorf, 7. Juni, wird dec „K. Z.“ geschrieben: Nah- dem in diesem Jahre von den HHrn. Paul Henry in Paris und oh. Palifa in Pola bereits 3 P.aneten entdeckt worden waren und Or. Perrotin in Toulouse den bekannten französishen Planet.n Lydia“ glüclih wieder aufgefunden hatte, bringt jegt ein amerika» nisces Telegramm vom 4. Juni die Entdeckung des 144. der kleinen Planeten, 11. Größe, durch Hrn. Professor P eters in Glinton, in 17 Uhr 21 Min. Rektafcension und 23 Grad 21! südlicher Deklis

Mèittelu begegnet werden könne? (Si! si! erschallt es von den

eine Regierungsform aufrecht zu erhalten, welche aus der öôffent-

Bänken der Linken.) Die Regierung hat die Ueberzeugung, daß die

nation. Wenn man annimmt, daß diefer Planet mit keinem der ver-

2e Em SEEte- Semi eb Bl weei La, ars N wtrd au viie B. Lie eÂAE. meldet ees - s evo. P

M emr Ä E Grete tr Peri aebi edie T ree u 0nd: 4 inn n me rate