1875 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Jun 1875 18:00:01 GMT) scan diff

mälde gewählt. Im dunkelblauen Zimmer der Petit-Kammern des hiesigen Königlichen Schlosses befindet sih eine seiner besten be- züglichen Darstellungen: Kurfürst Friedrich Wilhelm vor der Schlacht bei Fehrbellin, den Generalen seinë Befehle ertheilend. Das vorzüglichste der Kreß\hmarschen Gemälde {chmückt den Speisesaal des Kronprinzlihen Palais; dasselbe stellt den Kur- fürsten Friedrih Wilhelm den Großen dar, dem Prinzen Fried- ri von Hessen-Homburg nah der Schlacht von Fehrbellin seinen

Ungehorsam vorhaltend. Kolbe's , eines Chodowiedi'\chen Schü-

lers, erste historishe Komposition „Frobens Tod in der Schlacht von Fehrbellin“ gewann 1796 den akademischen Preis. Eybels, auch durch den Kupferstich von Habelmann vervielfältigtes, Meisterwerk „Der Große Kurfürst in der Schlacht von Fehr- bellin“ is eine Zierde der Gemäldegallerie des Königlichen Schlosses. Auch unter den von den Gebrüdern Casteels aus Brabant 1688 entworfenen und in Berlin in der Mercierschen Fabrik gewirkten Gobelintapeten, welche das Thronzimmer der Elisabeth-Kammern im Königlichen Schlosse mit Darstellungen aus dem Leben des Großen Kurfürsten \{chmüdcken, is eine dem Siege bei Fehrbellin gewidmet.

Ein Gemälde von Weit\ch, „der Prinz von Hefssen-

Homburg als Gefangener vor dem Kurfürsten“, ist dur den

tih vielfah verbreitet. Ein Bild von B. Rode, „die Schlacht von Fehrbellin“, befindet \ich im Besiß des Geheimen Kommerzien-Raths Fred in Stettin.

Am nächsten lag die Feier der Wiederkehr des zweihun- dertsten Jahrestags der glorreihen Schlacht dem Havelland, wo die Erinnerung an dieselbe vor Ällem lebendig geblieben is. Noch wird eine Fahne aufbewahrt, mit deren bekanntem Wahlspruch:

Wir sind Bauern von geringem Gut,

Und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut sih die Vorfahren an dem Kampf für die Befreiung des Landes betheiligt hatten.

Das âlteste Standbild, welches die dankbare Verehrung der Unterthanen einem Hohenzollern-Monarchen gewidmet hat, ist das dem Kurfürsten Friedrih Wilhelm auf dem Paradeplay zu Ratzenow von den märkishen Ständen im Jahre 1736 ge- stiftete Denkmal. Es erhebt sih nahe der Pforte, durch welche im Jahre 1675 die ersten Erandenburgishen Soldaten in die von den Schweden beseßte Stadt eindrangen. Auf dem Würfel, welcher das Standbild des Großen Kurfürsten trägt, sind dur Inschriften die Namen Fehrbellin, Rathenow, Warschau und Stralsund verewigt. Das von Glume ausgeführte Denkmal ist im Jahre 1738 enthüllt worden.

Auf dem Schlachtfeld bei Fehrbellin hat im Anfang dieses Jahrhunderts der Domherr Friedrih Eberhard von Rochow auf Reckahn ein Denkmal errichtet, einen großen Würfel aus märkishem Granit, welcher eine Urne trägt. Auf der Vorderseite des Würfels stehen die Worte: „Friedrih Wil- helm der Große kam, sah und siegte, den 18. Zuni 1675“, auf der Südseite: „Hier legten die braven Brandenburger den Grund zur preußishen Größe“. Dieses Denkmal ist im Jahre 1857 von dem Kriegerverein für Fehrbellin und Umgegend erneuert worden. Es befindet \ich vor dem Eingang in das Dorf Hakenberg links von der Straße und erhebt fich auf einer erhöhten Stelle, von der man einen Theil der Gegend überblickt, insbesondere die nahen Höhen zwischen Hakenberg und dem Dechtower Gehölz, von welchen die eine noch heut den Namen Kurfürstenberg im Munde der Be- völkerung führt.

Wie bekannt, hat Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz.von Jugend aufdem Großen Kurfürsten eine besondere Verehrung zugewendet; auf Seinen Wunsch, eine systematische Erforshung und Bearbeitung der Geschichte Seines großen Ahnen in die Wege geleitet zu sehen, is das Werk Dunckers, Droysens und v. Mörners „Urkunden und Aktenstüle zur Geschihte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg“ entstanden. So hat der Kron - prinz auch zur Herstellung eines Denkmals zur zweihundert- jährigen Erinnerungsfeier des Tages von Fehrbellin den Anlaß gegeben, und auf Seinen Antrag haben Se. Majestät der Kaiser und König mittelst Allerhöchsten Erla}es vom 2. März cr. nähere Berathungen über die Ausführung des Plans angeordnet. Als der geeignetste Ort für die Aufstellung des Denkmals erschien die Gegend zwischen dem eine Meile von Fehrbellin gelegenen Dorfe Hakenberg und dem Vechtower Ge- hôlz, wo nach den überlieferten Nachrichten die Hauptentshei- dung gefallen ift. na,

Auf einer dort befindlichen Anhöhe, dent „Kurfürstenberg“, hat der Große Kurfürst während der Schlacht seine Aufstellung genommen, von dort hat er den Gang derselben beobachtet und geleitet. Dazu kommt, daß der Kurfürstenberg nur etwa 1 Kilometer von der Straße von Fehrbellin über Flatow nach Nauen entfernt is und den höchsten Punkt der Gegend bildet, so daß das Denkmal von keinem anderen Playe aus in so weitem Umkreise \sihtbar sein würde.

In Folge dessen haben Se. Majestät der Kaiser und König mittelst Allerhöchster Ordre vom 5. d. M. angeordnet, daß aus Anlaß de3 zweihundertjährigen Erinnerungstages der Schlacht bei Fehrbellin auf dem sogenannten Kurfürstenberge bei dem Dorfe Hakenberg ein Denkmal für den Großen Kurfürsten nah Maß- gabe des von Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen angedeuteten Projekts errihtet werde.

Da Se. Majestät der Kaiser und König zur Zeit von Berlin ab- wesend sind, so wird Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron- prinz im Namen und in Vertretung Sr. Majestät der Grundftein- legung beiwohnen. Der von Höchstdemselben in Vorschlag ge- brahte Entwurf besteht in einem architektonishen Denkmal in der Weise, daß unter einer von Säulen getragenen Kuppel die Kolossalbüste des Großen Kurfürsten aufgestellt wird. Jn den Grundstein wird die nachstehend abgedruckte, auf Befehl Sr. Ma- jestät des Kaisers und Königs von Sr. Kaiferlihen und König- lihen Hoheit dem Kronprinzen vollzogene Urkunde niedergelegt.

Ein im osthavelländishen Kreise gebildetes Festcomité, welchem der Kreis die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung ge- stellt, hat fich der Aufgabe unterzogen, die Ausführung der Jubel- feier zu leiten. Nach dem aufgestellten Programm wird heute, am 18. Juni, Vormittags um 11 Uhr, in Gegenwart Sr. Kaiser- lihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen die neu erbaute Kirche in Hafkenberg eingeweiht. Um 12 Uhr findet dann auf dem Kurfürstenberge die feierliche Grundsteinlegung des Denkmals statt.

In Rathenow ift bereits am 15. Juni der 200. Jahres- tag der Vertreibung der Schweden aus Rathenow unter Theil- nahme einer Deputation des Leib-Kürassier-Regiments (Schlesi- \{es) Nr. 1, dessen Stamm als Grumbkowsches Regiment den Hauptantheil an der Einnahme Rathenows hatte, sowie des Vereins für die Geschichte Berlins gefeiert worden.

| Allerhöchste Urkunde, betreffend die Errichtung eines

Denkmals zum Gedächtniß des Sieges von Fehrbellin,

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen, Markgraf zu Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg, Graf zu Hohenzollern, souveräner und oberfter Herzog von Sthlesien wie auch der Grafschaft Gla, Großherzog von Niederrhein und Posen, Herzog zu Sachsen, Westphalen und Engern, zu Pommern, Lüne- burg, Holstein und Schleswig, zu Magdeburg, Bremen, Geldern, Cleve, Jülich und Berg, sowie audh der Wenden und Cassuben, zu Crossen, Lauenburg, Mecklen- burg, Landgraf zu Hessen und Thüringen , Markgraf der Ober- und Nieder-Lausiß , Prinz von Oranien, Fürst zu Rügen, zu Ostfriesland, zu Paderborn und Pyrmont, zu Halberstadt, Münster, Minden, Osnabrück, Hildesheim, zu Verden, Cammin, Fulda, Nassau und Mörs, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf der Mark und zu Ravensberg, zu Hohéen- stein, Tecklenburg und Lingen, zu Mansfeld, Sigmaringen und

Veringen, Herr zu Frankfurt,

thun hierdurh kund und fügen zu wissen, daß Wir auf den Antrag Unseres Sohnes, des Kronprinzen Friedrich Wilhel m, Kaiserliche und Königliche Hoheit, beschlossen haben, zum Gedächtniß des Sieges von Fehrbellin, den Unser in Gott ruhender Ahnherr und Vorgänger in der Regierung, Friedri Wilhelm der große Kurfürst, am 18, Juni des Jahres 1675 auf den Höhen bei dem Dorfe Hakenberg im . Kreise Ost-Havelland, Regierungsbezirke Potsdam, über des tapferen Gegners Schaaren errang, ein Denkmal zu errihten und dessen Grundstein heute, am 18. Iuni im Jahre des Heils 1875, am zweihundertjährigen Gedenktage der Schlacht, ander Stelle, wo sie entschieden wurde, dur des Kronvrinzen Kaiserlihe und Königliche Hoheit legen zu lasen.

Für Unser Haus, für Unser Land und Volk, für das Deutsche Vaterland bezeichnet dieser große und unvergeßlihe Siegestag den Anfang der Befreiung Deutshen Bodens von fremder Herrschaft, der Erneuerung Deutschen Waffenruhmes und freu- diger Kriegsbereitshaft zu Schuß und Truß, der Erfüllung er- hebender Pflichten, in welcher der Name Brandenburg seinen Deutschen Beruf gefunden und bewährt hat.

Mit tiefem Danke gegen Gott, der \o s{hwere Anfänge zu überreihem Segen für Unser Haus, Unseren Staat, Unser Land und Volk, zur Wiederaufrihtung des Deutschen Reiches hat gedeihen lassen, weihen Wir dieses Denkmal dem Ge- dächtniß Unseres erlauchten Ahnherrn, der tapferen Regi- menter, an deren Spigze Er den Sieg von Fehrbellin erfoht, der wackeren Bauern, die ihr Fähnlein aufwarfen , Ihm zu helfen, der treuen Bevölkerung Brandenburgs, die in \{chwerfster Bedrängniß ausharrte, bis Er zur Rettung kam. Den nahfolgenden Geschlechtern Unseres Hauses, Unseres Preußischen Volkes und der Deutschen Nation fei das Denkmal eine Erinnerung für alle Beit, uner _wie_shwexen Anfängen, mit wie langen Anstrengun- gen, mit welhen Tugenden begründet und erworben worden ist, was zu erhalten, zu \shirmen und zu kräftigen ihre Pfliht und vor Gott und den Menschen. ihr Ruhm sein wird.

Gegenwärtige Urkunde haben Wir in zwei gleihlautenden Ausfertigungen mit Unserem größeren Königlichen Insiegel ver- schen lassen und des Kronprinzen Kaiserlihe und Königliche Hoheit beauftragt, fie in Unserem Namen zu vollziehen. Auch befehlen Wir, die eine in den Grundstein des Denkmals nieder- zulegen, die andere in Unserem Staatsarchive aufzubewahren.

Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs gegeben zu Hakenberg bei Fehrbellin, am achtzehnten Juni des Jahres Eintausend ahthundert fünf und siebenzig.

Friedrich Wilhelm, Kronprinz. (12,8)

Von Rathenow bis Fehrbellin.

Wie der Near bei Eberbach diè Richtung seines bisherigen Laufes verläßt und fih in fast rechtwinkliger Schleife nah Westen wendet, so ähnlih auch unsere heimishe Havel. Von ihren Quellen in Mecklenburg südwärts fließend, richtet sie kurz hinter Spandau ihren Lauf nach Westen, bildet bei Potsdam und Sanssouci jene herrlihen Seen, die den landschaftlichen Reizen dieser Perle

der Mark ihren Charakter verleihen. Langsam strömt fie in dieser Richtung fort, erweitert fich kurz hinter Brandenburg zu dem Plauenschen See, wendet s{ch dann wieder nah Norden, fließt bei Rathenow vorbei, um hinter Havelberg bei Werben sich in die Elbe zu ergießen. Es is eine weite Sumpflandschaft, die sich \o, im Westen, Süden und Osten von der Havel, im Norden von der hügeligen Fläche der Priegniy und des Ländchens Ruppin begrenzt, aus- dehnt und auf kürzestem Wege die Ober- mit der Unter- havel verbindet. Inselartig hervortretender Höhenboden trennt sie in zwei Niederungen von fast gleicher Länge, die si von Rathenow bis Spandau, von Havelberg bis Oranien- burg in einer Weite von 10 Meilen erstreden. Der nôördlichere Strich ist das große Torfmoor, welhes man das Rhinluch nennt, der andere das große Havelländische Luh. Der Gesammt-Flächeninhalt beider Niederungen beträgt 22 Quadrat- meilen. Durch diese Sumpfstrecken führen au jeßt noch, troß- dem sie trocken gelegt worden, nur wenige gangbare Pässe. Den früheren Zustand hat Klöden in seinen Beiträgen geschildert. „Bis zum Jahre 1718“, sagt er, „war das Land eine wilde Urgegend, wie die Hand der Natur sie gebildet, ein Seitenstück zu den Urwäldern Südamerikas, nur in geringerer Ausdehnung und zu einem Luch umgewandelt. Weit und breit bedeckte ein Rasen aus zusammengefilzter Wurzeldecke von bräunlih grüner Farbe die wassergleihe Ebene. In jedem Frühjahr quoll der Boden dur das hervordringende Grundwasser auf, die Rasendele hob sich in, die Höhe, bildete eine \chwimmende, -- elaftische Fläche, welche bei jedem Schritte unter den Füßen einsank, während sich ringsum ein flach trihterförmig ansteigender Abhang bil: dete. Andere Stellen, die sih nit in die Höhe heben konnten, sogenannte Lanken, wurden überschwemmt, und fo glich das Luch in jedem Frühjahr einem weiten See, über welchem jene Rasen- stellen wie grüne {wimmende Infeln zwischen den erhöhten Plateaus hervorragten, indeß an anderen Stellen Weiden, Erlen und Birkengebüsh sich mit ihren Wipfeln im Wasser \piegelten, oder da, wo sie auf sandigen, aus dem Moore emporsteigenden Hügeln, den sogenannten Horsten, gewachsen waren, kleine Wald- cilande darstellten. So wenig nugzbar dieses Luch für den Menschen und sein Hausvich war, fo vortrefflich war es für das Wild geeignet: Wölfe, Luchse, ja auch Vâren hausten in früheren Zeitén darin.“

Schon Kurfürst Friedrih Wilhelm faßte den Plan einer Entwäßfserung und Urbarmahung des Luchs; aber erst König Friedrih Wilhelm 1. ernannte unterm 30. Mai 1714 zu diesem Zwecke eine besondere Kommission. Im Mai 1719 waren bei Hohennauen, Friesack und Arendshorsten bereits über 10:0 Arbeiter mit Kanalarbeiten beschäftigt, die Zahl derselben wuchs täglih und am Sylvestertage desselben Jahres war die Haupt- arbeit beendet, dex Kanal von Hohennauen bis zum Mühlwasser auf dem Brieselang hinaufgeführt und durch viele Neben- kanäle unterstüßt. Im Jahre 1720 wurde der Kanal noch vier Meilen weiter bis zum Pinnowshen See fortgeführt und so mit der Urbarmahung des Luch begonnen; beendet wurde das Wr (8 durch Köonia Friedrih Il, und König Friedrih Wilhelm 1l, Jm Havelländishen Luch ift Wiesenwirthshaft die Hauptsache, nur an wenigen Stellen wird Torf gegraben. Anders im Rhin - Luc: allerdings wird auch dieses als Weideland benußt, doch weit mehr als Torf- bruch., Eine Luchkarte bietet in Folge dessewzx?inen seltsamen Anblick dar. Sie zeigt chnurgrade Gräben, „?* theils pürallel laufen, theils fih in rechten Winkeln schneiden.

Zusammenhang des Rhin- und des Havelländischen Luchs unter- brechen, etwas nördlih von Rathenow der Rhinow und der GFriesack, westliher von dieser Stadt gelegen der Glin. Dieser ist die ansehnlichste der erhöhten Flächen; ein ganz \chmaler Hügelzug erstreckt \ich als seine Fortsezung, einer Landzunge vergleihbar, nah Linum, wo er sih zum Plateau von Bellin erweitert. Diese Lehminsel, gegen 2 Ouadratmeilen groß, ist diht an den Rändern mit Ortschaften beseßt.

Zunächst stößt man, von Rathenow aus über Nauen und Flatow auf dem einzigen Passe nah ihrer Ostseite herumgehend, um nach dem Nordrande, den ein alter Rhin-Arm umsäumt,zu gelangen, westlih von Linum auf das jüngere deutsche Dorf Hakenberg, dann auf die alte wendishe Ansiedelung Tarmow und zuleßt auf Fehrbellin, das, wie Nauen, Friesack, Cremmen, die Hauptorte der übrigen Inseln, seine Bedeutung dem Umstande verdankt, daß von ihnen aus die Hauptstraßen durch die Luchs führen. So lange das Luch noh eine Wasserfläche war, führte nur ein ein- ziger Paß von Nauen nach der Stadt Bellin, die Fehrbellin genannt wurde, da man hier, bis 1616 eine Brücke gebaut wurde, nur mittelst einer Fähre über das Rhinluch nach dem Ruppiner Lande kam, Am Südrande des Ländchens Bellin ist nur noh Lenbke ein altes wendishes Dorf, die weiter östlih gelegenen Ortschaften, wie Feldberg, Brunne, Betien, Carwesee, Dechtow, sind jüngeren Ursprungs. Sie liegen je eine gute Viertelmeile von einander entfernt, hart am flahen Rande da, wo die GEr- hebung sih ins Luch senkt. Die Friedhöfe sind eigenthümlicher

Weise am Rande des Plate1u angelegt. Die Süddörfer haben

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_… Vier - größere--Plateaus -find--es,- welche; “wie erwähnt, den:

Ackerland und treiben im trocken gelegten Luch Viehzucht. Die Norddörfer besißen ebenfalls Ackerland, außerdem Torfmoore.

Die Oberfläche des Plateau's besteht abwechselnd aus Sand und Lehmboden, auf dem hin und wieder Gebirgstrümmex zer- streut liegen. Zwischen Fehrbellin und Lentzke werden dieselben häufiger, und es gehören dort Granitblöcke von 1 bis 2 Fuß Durch- messer niht zu den Seltenheiten. Einzelne Wald- oder eigentlich nur Baumgruppen, unter denen „die Eichen“ zu erwähnen, unterbrehen die Einförmigkeit der Cbene, die in dem flachen Rüdcken des Kieke- (d, h. Guck-)berges zwishen Tarmow und Hakenberg nur 35 bis 40 Fuß über das Torfmoor von Linum und in dem Weinberge bei Brunne nur 30 Fuß über das havel- ländische Luch sih erhebt. Dieser Kiekeberg, \päter Kurfürsten- berg, war es, von dem aus Kurfürst Friedrich Wilhelm 1675 den Gang der Schlacht von Fehrbellin verfolgte. Die absolute Höhe des Ländchens Bellin ift im Allgemeinen nur zu 150 Fuß anzunehmen.

Der Name Bellin wird auf das slavishe Wort „Belo, Bielyi“ zurückgeführt, was \o viel wie Weißland bedeutet, eine Bezeichn.ing, die \ih der Beschaffenheit des Bodens und seiner Farbe wohl anpafssen läßt.

Die Stadt Fehrbellin nimmt es bezüglih ihres Alters mit den ältesten Städten der Mark auf: bereits 1217 ist sie in einer Urkunde, vermöge welcher Bischof Siegfried 1, von Branden- burg dem Archidiakonat des Propftes seine Grenzen anweist, als Bellin erwähnt. 1247 wurde eine landesherrliße Bur.Sdc:0 selbst erbaut, und die Markgrafen Johann I. und Otto U]. -ver- weilten öfter in ihr. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ver- kauften die Markgrafen die Stadt mit allen Gerechtsamen an das Bisthum Havelberg. Uebrigens is erst im lezten Viertel des 17. Jahrhunderts die Benennung Fehrbellin bei den Landes- behörden und allgemein üblich geworden. Noch die Verordnung des Kurfürsten Johann Sigismund vom 6. Januar 1616 be- fiehlt, „daß an Stelle der sehr \hadhaften Brücke auf dem Rhin, auch Rein, bei dem Städtlein Bellin eine Brücke er- baut werden solle“ Dagegen ordnete Kurfürst Friedrich Wilhelm unterm 14. November an, „daß die durch den “\{chwedischen Einfall ruinirte Rheinbrücke bei Fehr Bellin wieder gebaut werde“. - Gegenwärtig zählt die freundlih gebaute Stadt 2300 Einwohner.

Die Schlacht bei Fehrbellin. 18. Juni 1675.

Das preußische Volk begeht heute die Feier eines der denk- würdi sten Siege, welche die Annalen der vaterländishen Ge- hihte verzeihnet haben den Sieg bei Fehrbellin am 10. Un 1609.

Der Erinnerung an diese Waffenthat des Großen Kurfürsten ist eine Festschrift gewidmet, die soeben bei Ernst Siegfried Mittler u. Sohn zu Berlin erschienen ist und die, auf Grund- lage bisher noch nicht verwertheten arivalishen Materials, die Bedeutung und Tragweite der Schlacht vor Augen führt.

Diese Festschrift, die den Titel führt:

Ber ellin- Sun Zweihundertjährigen Gedenktag“, ist verfaßt von dem General-Lieutenant 3. D. von Witßleben und dem Geheimen Staats-Archivar und Archivrath Dr. Hassel, Sie zerfällt in zwei Abtheilungen, )

-und militärishe Seite des ‘Geyenstandes behandelt, die andere

eine werthvolle Zusammenstellung der authentischen Materialien, Berichte und Relationen über die Schlacht, soweit sie zur Kennt- niß der Herausgeber gelangten, in einer Reihe von urkundlichen Beilagen vereinigt.

Der darstellende Theil umfaßt zwei Abhandlungen: „Ueber die politishe Lage Europ1s*“ und „Die kriegerishen Er- eignisse.“

In ersterer werden die politishen Zustände und die diplo- matischen Verhandlungen erörtert, welche der Schlacht vorher- gingen.

Nach dem pyrenäischen Friedens\{chluß von 1659 hatte das in politisher und militärischer Einheit mächtig daftehende Frank- reih keine Gelegenheit vorüber gehen lassen, seinen Einfluß auf dem Kontinente zu befestigen und auszudehnen. Gegen Deutschland und die Niederlande vornehmlich waren die Eroberungspläne Frankreichs gerihtet. Troß der Triple-Allianz, zu der sih. England, Holland und Schweden vereinigten, behauptete die französische Staatskunft auf d-m Kongresse von Aachen (Mai 1668) den Besiß von Französish-Flandern und der belgischen Grenzfestungen. Wenige Jahre später wandte \ih Ludwig XIV. gegen Holland. Während Karl 11. von England und Karl X1. von Schweden \ich von der Triple- Allianz zurückzogen und mit Grankreich Verträge shlossen, erklärte sich Friedrih Wilhelm zum Bundesgenofsen Hollands. Er handelte dabei nicht nur nach dem Interesse seines eigenen Staates, sondern er hatte dabei vor allem au das Wohl Deutschlands vor Augen. Die Ueberzeugung, von der er ausging, war, daß jedes weitere Umsichgreifen der französischen Macht das Deutsche Reich sicherem Verderben preisgeben werde.

Zwar endete sein erster Feldzug (1673) nicht glücklich, weil die mit ihm verbündeten Mächte den Krieg ohne Energie be- trieben. Brandenburg sah \ich im Iuni 1673 zum Frieden von VBossem genöthigt. Allein auch damals wahrte fih der Kurfürst für den Fall einer Verleßung des deutschen Reichsgebietes durch eine fremde Macht die volle Freiheit der Entschließung, und als im Frühjahr 1674 die Franzosen in die Rheinpfalz einbrachen, irat er am 1. Juli der Koalition bei, die Desterreih, Spanien und Holland gegen Frankreich abgeshlofsen hatten.

Schon am 13. August bra Friedrich Wilhelm mit seiner Armee von Magdeburg auf und langte am 2. Oktober vor Straßburg an.

Auf diesem Marsche indessen erhielt er die Nachricht von einer anderen Gefahr, die seinen märkischen Landen drohte.

Schweden, das seit dem westfälishen Frieden in gleicher Weise wie Frankreih in der Zerrifsenheit und politishen Ohn- macht Deutschlands die eigene Stärke suchte, hielt durch das Boge lg des aar füustez cine i für gefährdet. Schon seit dem 17. August, an welchem Tage der französische Gesandte, General Feuquières, vor Karl X], in Stockholm eine Anrede hielt, die in ostensibelster Weise auf die durch Brandenburg den Schweden drohende Gefahr hinwies, N ein kriegerishes Vorgehen von Seiten Schwedens zu be- orgen.

Die Darstellung, zu welher das Material des Geheimen Staatsarchivs zu Berlin, namentli der politishe Schriftwechsel des Kurfürsten mit den betheiligten Höfen, in umfassendfster Weise benußt worden ist, schildert die Bemühungen, die der Kurfürst anwandte, um die Koalitionsmächte zu bestimmen, durch energishe That dem Angriffe zuvorzukommen.

von denen die eine die politische

Die Verhandlungen mit Wilhelm von Oranien und den Generalstaaten, mit Dänemark und England schienen \ih bereits einem günstigen Abshluß zuzuneigen, als am 15. Dezember 1674 die Shweden in Brandenburg einrückten und die Uckermark be- segten. Während sonach Brandenburgs Krieger im Elsaß die Grenzen Deutschlands vertheidigten, seufzie ihre eigene Heimath unter dem Drucke einer feindlihen Okkupation. Der Kurfürst entfaltete in diesen Tagen \{chwerster Sorgen auf dem Wege aus de:n Elsaß in die Winterquartiere in Franken eine rastlosfe Thätigkeit, die sowohl auf Erwerbung militärischer Hülfe von Seiten Hollands, Dänemarks und des Deutschen Reiches, als auch auf Festsezung eines einheitlichen Kriegsplanes gerichtet war. Mochte aber seine Bekümmerniß um die Zukunft noch \o \hwerwiegend und begründet sein, seine Verbündeten noch so sehr geneigt sein, ihre Sonderinteressen in den Vordergrund derErwägung zu ftellen, mochten die ihm nahe stehenden Räthe auch rathen, das Heer der Verbündeten zu verlassen: der Kurfürst behielt nur das eine Ziel im Auge, in erster Linie sciner Pflicht gegen das Reih zu genügen und der gegen Frankreih erstandenen Koalition ein treuer Bundesgenosse zu bleiben, Als die im Haag bei seiner persönlichen Anwesenheit stattfindenden Be- rathungen über die Organisation und Vertheiung der Streit- kräfte nur langsam zu erheblihen Resultaten kommen konnten, ließ er an den General-Feldmarschall Derfflinger den Befehl er- gehen, die Truppen aus den Winterquartieren zu versammeln, nah den MÆ® aufzubrehen und de Feldzug zu beginnen. Es war hohe Zeit zu energishem Handeln.

Als Friedrih Wilhclm den Haag verlassen hatte und kaum wieder in der Mitte seines Heeres angelangt war, erhielt er die Nachricht, daß die Schweden sih der Elbpässe zu bemächtigen die Absicht hätten. Der \chwedisch-franzöfishe Plan ging dahin, sich in den Besiz der brandenburgishen Lande zwischen Elbe und Weser zu seßen und \ich den Weg zu einer Vereinigung mit den französishen Heeren im Wester zu bahnen.

Dieses Unheil wurde allein durch die Entschlossenheit des Kurfürsten Friedrih Wilhelm und die „Tapferkeit seiner _Sol- daten vérhütet, Der Eilmarsch vom Main bis an die Elbe, der Ueberfall von Rathenow, die Schlacht bei Fehrbellin gaben Brandenburg eine ebenbürtige Stellung unter den großen Mächten Europas.

Die militärishen Aktionen jener entscheidenden JIunitage er- örtert die Abhandlung: „die kriegerischen Ereignisse“, indem mit dem Aufbruche des Kurfürstlihhen Heeres von Schweinfurt am 26. Mai begonnen und in eingehender Schilderung ein über- sichtlihes Bild gegeben wird von der staunenerregenden Schnellig- keit des Marsches und der Präcision der militärishen Operationen, die den Ueberfall von Rathenow, die Besezung von Nauen, endlih die entscheidende Schlacht bei Fehrbellin .m 18. Juni zur Folge hatten. Die detaillirte Darstellung hebt die Schlacht- pläne, die Persönlichkeiten der chwedis{chen und brandenburgischen Heerführer und ihren Antheil an den einzelnen Thaten hervor. Ueberall aber, wo es gilt, durh s\chnelles Erfassen der Lage die richtigen Dispositionen zu treffen, tiefe Einsicht mit persönlicher Tapferkeit zu verbinden, tritt uns die Größe des Kurfürsten selbst entgegen. Besondere Aufmerksam- keit wird dem Verdienste des Fürsten Johann Georg von An- halt, welcher während der Abwesenheit des Kurfürsten mit der Verwaltung und Vertheidigung der Marken betraut war, ge- widmet und zugleih der Zustand dieser Lande und die Leiden, welhe durh die Invasion über sie hereingebrohen waren, - geschildert. .… Ueber: - die - Versuche - -der sh nah der S{hlaht von Gehrbellin zu sammeln, ihre Verfolgung durch die Brandenburger, über das Gefecht bei Wittstock uud die Einnahme dieser Stadt durch den Kurfürsten am 21. Juni giebt die Schrift genauere Kunde, als wir sie bis- her gehabt haben.

Im zweiten Theile der Festschrift haben die Herausgeber, wie {hon bemerkt, eine Reihe von authentishen Relationen, Berichten und Korrespondenzen, welche sih auf die Shlaht von Fehrbellin beziehen, und die ihren Darstellungen zuc Grundlage gedient haben, zu einer Sammlung vereinigt und hierdurch einen werthvollen urkundlihen Beitrag zur Kenntniß der ents\chei- denden Momente dieser Tage geliefert. Wenige dieser Schrift- stüte waren \chon bisher bekannt, die meisten werden in dieser Ausgabe zum ersten Male der Oeffentlichkeit übergeben. Aus der Zahl dieser Aktenstücke, die noch einen besonderen Werth da- durch erhalten, daß \ih unter ihnen auch die französishen und \chwedischen Berichte über die Ereignisse im Juni 1675 befinden, heben wir hier die offizielle Relation hervor, die der Kurfürst über die Affaire von Rathenow (15. Juni) und die Schlacht von Fehrbellin verfassen ließ und deren Original im Geheimen Staatsarchiv verwahrt wird. }

Offizielle Relation.

Es hat der gerechte Gott Sr. Churf. Durchl. zu Bran- denburg abgedrungene Waffen wider die Schweden dergestalt gesegnet, daß sie selbige nunmehr in wenig Tagen allein mit ihrer Cavallerie aus ihren Landen gejagt mit Verlust von Z- bis 4000 Mann und der meisten Bagage, Artillerie und Am- munition. Den 13./23. Juni bei anbrehendem Tage passirten Se. Churf. Durchl. nebst dero Komitat die Brücke zu Magde- burg, nahdem vorher in der Nacht dero ganze Cavallerie, bestehend

| in 5- bis 6000 Mann, 1000 kommandirte Musketiere, 800 Dra-

goner, 10 Feldstücklein, 2 zwölfpfündige und 2 Haubitzen mit nöthiger Munition darüber marschiret waren, die übrige ganze Infanterie, Artillerie und Bagage blieb bei Magdeburg stehen, die 1000 kommandirte Musketiere wurden auf 46 Wagen fort- gebraht, auf deren jedem ein Kahn nebst Zubehör lag. Den 14./24. Abends um 8 Uhr langten Se. Churf. Durchl. mit dero Cavallerie eine Stunde vor Rathenow an, die Musketiere und

Artillerie folgten 2 Stunden hernach, weil dur das fkontinuir- lihe Regenwetter die Wege verderbet und die Pferde ermüdet waren. Darauf wurden fofort 500 Musketiere unter dem Kom- mando des General-Adjutanten Canofsky und Obrist-Lieutenant Kanne oberhalb der Stadt ganz heimlich mit Kähnen über die Havel gesetzet; bei anbrehendem Tage, ungefähr um 2 Uhr Mor-

gens war der 15./25, fanden Se. Churf. Durhl mit dex Ca: i] Samiähin: [ledi all 1 11 (ama; edie dt Del 5

Ugonetit N) vor Ver Sta en Havel- brücken, von denen die erste und kleinste stracks Anfangs durch List, indem sih die Unsrigen für Schweden ausgaben, \o vom Feinde verfolget worden, und die Schildwacht darauf die Zug- brüde niedergelassen, eingenommen und die dabei stehende Wacht caputiret ward. Ob nun zwar die Unserigen darauf bis an die große Havelbrücke drangen, konnten sie doch nicht darüber kom- men, indem die beiden Zugbrücken aufgezogen, auch ein gut Theil der Brücken abgenommen war; der Feind, so indefsen Lärmen bekommen hatte, {choß stark heraus und blieben daselbst der Oberst-Lieutenant Uckermann von den Derfflingischen Dra- gonèern nebst einem Fähndrih und eglihen Gemeinen.

Sobald der General-Adjutant Canofsky, welcher mit den Seinen ! die 200 befunden worden.

Schweden,-

hon über die Havel geseßt war, die Attaque bei der Brücke hörte, drang er von der Landseite auf das Thor zu, be- mächtigte fih des kleinen Pförtleins, und ob er zwar Anfangs repoussiret ward, drang er doch durch und gewann das Thor, bevorab da an einem anderen Orte der Generalmajor Gögze über das Mühlengegitter in die Stadt kam, und der Feind also niht wußte, wohin er fih kehren sollte. Er wehrte sih jedoch noch und \{choß aus den Häusern heraus; was die Unserigen auf der Gasse fanden, chargirten fie und machten es nieder. Bei dem Wasserthor waren fast an die 100 vom Feinde versammelt, so fih wehrten und alle niedergemaht wurdén. Darauf rann- ten die Unsrigen das Wasserthor ein, ließen die Zugbrüdcken nie- der, reparirten, was vor der Brüce abgenommen war, und marschirten darauf die Derfflingischen Dragoner in die Stadt, da dann alles überging und was man niht gefangen nahm, niedergemaht ward. Auh passirten einige Regimenter unserer Cavallerie durch die Stadt auf jener Seite. Von dem ganzen Regiment Dragoner des Obrist Wangelins, bestehend in 6 Com- pagnien, so in der Stadt lag, find gar wenig oder fast keiner davon fommen, der Obrist \elber nebst seiner Frau, seinem Obrist - Lieutenant, Major, dreien Capitainen, einigen Unteroffizieren und ungefähr 200 Gemeinen sind ge- fangen, die übrigen sind geblieben, die sechs Fähnlein vom Re- giment wurden Sr. Churf. Duxchl. präsentiret. In eben derselben Naht war r Olzist d-/a Rolin Sie Zwrstadt Branden- enburg eingefallen, hatte drei corps de gardes fofciret und 200 Artillerie-Pferde, so daselbst vorhanden, theils capetiret theils weggeführet, die Artillerie-Bedientea aber, so dabei gewesen, niedergemachet. Weil nun durch Eroberung der Stadt Rathe- now die Schweden, \o zu Havelberg standen, von der Armee, so bei Brandenburg lag, abgeschnitten waren, resolvirten Se. Churf. Durchl. daselbst zu verbleiben und Dero Infanterie kommen zu lassen, gestalt sie dann auch die Nacht vor der Stadt cam- pirten.

Des folgenden Tages Frühe war 16./26. brachte der Obrist-Lieutenant Strauß die Nacricht- daß der Fed fein Lager vor Brandenburg verlassen und in Eil nah Barnewit zu mar- shiret. Se. Churf. Durchl. resolvirten sofort demselben mit Dero Cavallerie zu folgen, gestalt sie dann auch noh denselben Mittag nah gehaltener Betstund und genommenem Mittagsmahl über die Brücke durch die Stadt mit der Cavallerie pasfirten. In der Stadt blieben von den mitgenommenen 1000 Musketieren 500 zur Beseßung. Kurz vor dem Aufbruch kam der Obrist de la Roche wieder, fo nach dem exploit vor Bran- denburg nah Havelberg geschickt war, alwo er eine Partei von 90 Pferden angetroffen und geshlagen, auh einige gefangen- genommen und mitgebracht. Abends um 9 Uhr kamen Se. Churf. Durcl. unfern Barnewitz und vernahmen, daß der Feind mit der Armee auf jenseit campirte. Nun war bei anbrehender Nacht nichts anzufangen, in derselben aber marschirte der Feind in höchster Eil nah Nauen zu.

Mit dem Tage war der 17./27., folgten die Unserigen, ereilten noch viele auf dem Wege, fo alle niedergemaht wurden, und sah man überall zerbrohene Wagen, Räder und andere Geräthe, so weggeworfen, au einige Harnishe. Bei Ankunft der Unserigen war der Feind {hon über den Paß bis auf 1000 Reuter, #\o die Arrieregarde hatten. Selbige wurden chargiret und viele sowohl in der Stadt, als an dem Paß davon niedergemaht, und die übrigen ge- zwungen, sich in höchster Eil und laufend über den Paß zu

machen: --Auf- jenfeit“des Passes hatte fih Feind gese (D

seine Stücke gepflanzet, so daß unmöglich überzukommen. Nichts desto weniger ließen Se. Churf. Durcl. zu Ende des Passes durhch Dero Dragoner in Angesicht des Feindes Posto fan, da es dann etlihe Kanonenshüsse von beiden Seiten abgab. In der Nacht retirirte sih der Feind weiter auf Fehrbellin in großer Eil.

Bei anbrehendem Tag war der 18./28 folgten Se. Churf. Durcl. und ob es zwar einige Zeit währte, ehe alle Cavalleri: über den Paß kam, waren ste do fo ftark hinter her, daß die Vortruppen der Feindes-Armee eine Meile vor Fehrbellin weileten, so daß er weiter niht fort konnte. Zwei Tage vorher hatten Se. Churf. Durchl. den Obrift-Lieutenant Henning mit 100 Pferden und 30 Dragonern nach dem Fehrbellinschen Paß vorausgesciickt, um selbigen zu ruiniren, so auch guten Theils geshehen, und wie demselben furz darauf eine Shwedishe Partei von 150 Pferden unter einem Oberst-Lieutenant aufgestoßen, hat er dieselben, ungeachtet fie stärker, angegriffen und nah hartem Gefechte geschlagen, auch den Rittmeister, einen Freiherrn von Linden, sammt etlichen andern, zu Nauen gefangen eingebracht. Wie nun der Feind \ah, daß er ohne Feten den Fehrbellinischen Paß nicht erreichen würde, stellte er \sih eine Stunde von da bei dem Dorfe Hakelberg in Bataille, pflanzte das Geshüß und erwartete die Unsrigen in guter Positur, welhe auch sofort folgten und zwar der linke Flügel zuerst, \o kontinuirlih mit dem Feinde chargirte, und viele Kanonenshüsse aushalten mußte, bis der rechte Flügel \ih näherte, da sich dann das Gefecht um 8 Uhr Morgens bei dem linken Flügel \harf anhub. Des Feindes Cavallerie ward bald Anfangs repoussiret, wollte auch niht recht anbeißen, sondern hielt sich immer bei der Infanterie, auf welche unsere Cavallerie treffen mußte, welches dann, wie leiht zu ermessen, sehr gefährlih und {arf daher ging, \o daß von den starken Musketensalven verschiedene Eskadrons nicht wenig Schaden erlitten.

Se. Chur. Darchl. ließen auch Dero weniges Geschütz heranbringen und tapfer daraus spielen , auf welches der Feind avancirte, in Hoffnung, weil keine Infanterie dabei, es weg zu befommen. Es ward aber dasselbe von der Trabantengarde secundiret und der Feind repoussiret, Und ge- rieth es unserer Cavallerie, daß fie ein großes Bataillon von dem Königlichen Leibregiment unter dem General-Major Dalwig, so in aht Compagnien bestand, und aht weiße Fahnen vor \ich hatte, in einem Male über einen Haufen warfen, also daß man in einem Augenblick die Erde mit todten und sterbenden Kör- pern, Fahnen, Picken und Musketen bedeckt sah. Darauf wi der Feind und retirirte sch in Eil, jedoch in guter Ordnung nah dem Dorfe und ferner längs des Morastes, fo er zur rechten hatte, nach Fehrbellin zu. Unsere Cavallerie folgte zur Seite abe ile der Feind sid! an Lies wad, an einer Seite vom Morast bedeckt war, auch unter dem Gefechte alle seine Bagage voraus geschickt hatte, niht wohl einbrechen. Nichts desto weniger wurden noch verschiedene im Retiriren er- \{hossen. Der Feind erreichte endlih halb laufend den Fehr= bellinishen Paß, alwo er fih wieder seßte, und den Paß ‘aufs \hleunigste als möglih repariren ließ. Bu Ende des Gefechtes stießen noch einige Reuter und Dragoner aus Berlin zu der Armee.

Auf des Feindes Seite find zum wenigsten über 2000 auf der Wahlstatt geblieben, ohne die Blessirten, deren sehr viele sein sollen. Gefangene sind wenig, weil in der Furic alles von den Unsrigen niedergemacht, aber doch noch bei Was von Personen von Qualität