1875 / 141 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Jun 1875 18:00:01 GMT) scan diff

behandelt, wem die Anordnung von Beshlagnahmen zusteht, wurde nicht zu Ende geführt.

Wenn ein Verwaltungs gericht die in einer Schank» Konzessions-Angelegenheit gegen die Entscheidung des Kreis- aus\chu}es eingelegte Berufung als verspätet zurückgewiesen hat, fo muß es hierbei nah einem Spezialbescheide des Ministers des Innern vom 18. v. M. sein Bewenden behalten, da nah F 194 Al. 2 der Kreisordnung gegen die Entscheidungen des

erwaltungsgerihtes ein weiteres Rechtsmittel nicht zulässig ist. Daß das Verwaltungsgeriht zu der von ihm getroffenen Ent- scheidung ermächtigt is, ohne an die abweichende Ansicht des Kreisaus\hu}ses gebunden zu sein, unterliegt nach diesem Reskript keinem Zweifel. Der §. 156 1. c. bestimmt ausdrücklich, daß „über die Berufung“ das Verwaltungsgericht zu entscheiden hat, und in dieser Entscheidung is die Befindung darüber, ob die Berufung rechtzeitig angebracht ist, mit inbegriffen.

Dur ein Cirkularreskript vom 10. v. M. hat der Mi- nister des Innern bestimmt, daß die Kosten für Anschaffung des Papiers zur Privat-Korrespondenz der Gefangenen in den Detentions-Anstalten seines Ressorts fortan aus dem Zinsenfonds der Extrakasse (Reservefonds) der Sträflinge zu be- \treiten sind.

Während bisher die telegraphische Korrespondenz zwischen der Berliner und der Londoner Börse durch Umtelegraphirung vermittelt worden ist, wird vom 21. Juni ab von der hiesigen Börsen-Telegraphenstation aus ein direkter Depeschendienst mit der Börsen-Telegraphenstation in London er- öffnet werden. Durch diese mit Rücksiht auf die Wichtigkeit der zwishen der Berliner und der Londoner Börse bestehenden Transaktionen getroffene Einrichtung wird eine gegen früher erheblih \chnellere und sichere Uebermittelung der telegraphischen Börsen-Korrespondenz zwischen Berlin und, London ermöglicht werden und in Folge dessen eine Erleichterung der Beziehungen dieser beiden Börsenpläße eintreten.

Der General-Lieutenant von Pape, Commandeur der 1. Garde- Infanterie - Division, hat sich zur Inspizirung des 3. Garde-Regiments z. F. nah Hannover begeben.

S. M. Dampfkanonenboote „Salamander“ und „Sperber sind am 15. d. M. in Kiel resp. außer und in Dienst gestellt worden.

Bayern. München, 16. Iuni. Zum Vollzuge der durch Allerhöchste Entschließung vom 5. d. angeordneten Neu- wahlen der Kammer der Abgeordneten wurden die Königl. Regierungen, Kammer des Innern, und die Distrikts- polizei-Behörden vom Königl. Staats-Ministerium des Innern beauftragt, nah Maßgabe des Geseßes vom 4. Juni 1848, die Wahlen der Landtags-Abgeordneten betreffend, alle vorbereitenden Anordnungen in der Weise zu treffen, daß die Vorn'hme der Wahlen rechtzeitig und unbeanstandet vor sih gehen kann. Hier- bei hat das genannte Staats-Ministerium, der „Alg. Ztg.“ zu- folge, auf die Vorbedingung der Ausübung des Wahlrechts durch Ableistung des Verfafsungseides aufmerksam gemacht, fer- ner auf die Vorausfezung der Theilnahme an der Wahl als Urwähler, wobei bezüglih der BereUtigung der Militärpersonen zur Ausübung der Wahl als Urwähler auf die §8. 49 und 61, sowie §8. 38 des/ Reichsmilitärgeseßes verwiesen wurde. Bewerkt wird ferner, daß die Art. 5, 6 und 7 des Wahlgeseßes, insoweit sie den Aus\{chluß der Wahlfähigkeit als Folge einer Verurtheilung betreffen, durch Art. 2 Ziff. 21 des Geseßes vom 26. Dez. 1871 den Vollzug der Einführung des Strafgeseßbuches für das Deutsche Reih in Bayern betr. aufgehoben find und hiefür die §8. 32 u. ff. des Reichs- Strafgeseßbuches sowie Art. 46 des obenerwähnten Geseßes vom 26. Dez. 1871 in Anwendung kommen. Nachdem nah §. 49 des bereits angeführten Reichs-Militärgeseßes für die zum aktiven Heere gehörigen Militärpersonen mit Ausnahme der Militär- beamten die Berechtigung zum Wählen überhaupt ruht, fo fönnen die erstgenannten Personen auch niht als Wahlmänner gewählt werden. Die Bildung der Urwahlbezirke für die Wahl der Wahlmänner ift \ofort durch die Distrikts-Polizeibehörden unter genauer Beobachtung der in Artikel 10 und 11 des Wahl- geseßes gegebenen Vorschriften einzuleiten. Es i} ferner im Hinblick auf frühere Vorkommnisse zur Vermeidung von Be- anstandungen dafür Sorge zu tragen, daß die den geseßlichen Vorschriften entsprehende Anzahl von Wahlmännern nah Maß- gabe des Gesammtbevölkerungsstandes, einshlüssig der Militär- bevölkerung des betreffenden Amtsbezirkes, auf die einzelnen Ur- wahlbezirke, mit Beachtung des Grundsazes, daß ein Bruch über die Hälfte zur Zötheilung eines weiteren Wahlmannes berechtigt, vollständig vertheilt und in denselben au wirklih gewählt wecde. Den Regierungen, Kammer des Innern, bleibt es anheimgegeben, sich di: Bildung d:.r Urwahlbezirke, sowie die Bestimmung der Wahlorte und der Wahlkommissäre durch die Distriktspolizei- behörden anzeigen zu lassen und die gehörige Durchführung zu kontroliren. Es is bei früheren Wahlen öfter vor.:ekom- men, daß der Artikel 18 des Wahlgeseßes, wonach für die Wahl- handlungen ein Wahlaus\{huß von 7 Mitgliedern zu ernennen ist, bei den Urwahlen außer Beachtung blieb und Wahlaus- \hüsse mit mehr oder weniger Mitgliedern gebildet wurden. Die Wahlkommissäre sind zur Vermeidung von Beanstandungen auf die vorgeschriebene Anzahl der Ausschußmitglieder ausdrücklih aufmerksam zu machen. Da eine umsihtige Leitung der Wahl- handlungen von der größten Wichtigkeit ist und insbesondere wesentlih zur Vermeidung von Wahlbeanstandungen beiträgt, \o wird den Distriktspolizeibehörden die Auswahl vollkommen be- fähigter Wahlkommissäre zur Pfliht gemaht. Es wird aus- drücklih hervorgehoben, daß gemäß Artikel 20 des Wahlgeseßes die Wahlzettel von den Wählern eigenhändig unterzeihnet sein müssen. Es wird weiters darauf aufmerksam gemaht, daß die Gewählten die absolute Mehrheit, d. h. mehr als die Hälfte der für gültig erklärten abgegebenen Stimmen für fich haben müssen; ferner daß sämmtlihe Mitglieder des Wahlaus\hu}ses die bean- standeten Wahlzettel zu prüfen und durch Stimmenmehrheit darüber zu entscheiden haben, ob ein Wahlzettel ganz oder nur bezüglich einzelner Gewählten als unvollständig zu erahten und zu be- handeln sei, Wahlzettel, welche als unvollständig oder unförm- lih erklärt und deshalb nicht gezählt worden sind, dürfen gleich- wohl nicht vernichtet werden, sondern sind den Wahlprotokollen als Beilagen beizufügen. as Art, 23 des Wahlgeseßes be- scheiden die Wahlausshüsse alle Wahlreklamationen auf der Stelle durch Stimmenmehrheit, und ift dagegen keine Berufung zulässig. Die Erwähnung des vorgeseßten Präklusivtermins zur Ab- gabe der Wahlzettel und die Motivirung einer etwa nothwendi- gen Verlängerung dieses Termins in den Wahlprotokollen ift den Wahlkommissären zur Vermeidung von Reklamationen zu empfehlen. Im Uebrigen find die Bestimmungen der Wahl-

instruktion vom 21. April 1855 ian formeller Beziehung #o weit fie niht dur vorstehende Direktiven geändert sind, in Anwen- dung zu bringen.

17. Juni. (W. T. B.) Sämmtliche hiesige ultramon- tane Blätter veröffentlihen heute das Wahlmanifest des klerikal-patriotishen Wahlcomités für den Kreis Oberbayern. Dasselbe is unterzeichnet vom Grafen Arco- Zinneberg, Grafen Preysing, vom Stadtpfarrer Westermayer, Rechtsanwalt Freitag und Anderen. Es heißt in demselben : Man - wolle dem Reiche geben, was des Reiches sei; man werde aber, gestüßt auf die Reichsverfassung selbs, niht um Haares- breite von den dem Volke und Lande verbliebenen Rechten ab- lassen. Man werde den Verträgen Treue halten, gleichzeitig aber auch solche fordern.

Württemberg. Stuttgart, 15. Juni. Se. Maj. der König hat gestern Nachmittag in Begleitung seines General- Adjutanten, des General-Lieutenants Freiherrn von Spitzemberg, die hiesige Telegraphen-Centralstation, deren Erwei- terung auf Grund des Telegraphenbau-Geseßes pro 1873/75 nun vollendet is, sowie die neu errichtete Telegraphenwerkstätte mit einem Besuche beehrt. Se. Majestät nahm, geführt von dem Stellvertreter des Vorstandes der Telegraphendirektion, Finanz- Rath Schrag, mit lebhaftem Interesse zuerst von den. neuen Einrichtungen der Telegraphen-Centralstation und sodann von der Telegraphenwerkstätte Einsicht uyd sprah nah eingehender Besichtigung seine Befriedigung über die neuen Einrichtungen und die ftetige Ausdehnung des Telegraphennetes aus.

Hessen. Darmstadt, 16. Iuni. Ihre Großherzoglichen und Königlihen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Ludwig find, der „Darmft. Ztg.“ zufolge, durch den im Kanal herrshenden Sturm von der Abreise von England nah Deutsch- land zurücktgehalten worden und können daher nicht, wie be- absichtigt, morgen dahier eintreffen.

Sachsen- Weimar- Eisenach, Weimar, 16, Juni. Das von dem Landtage in seiner leßten Session votirte Geseß über die Friedensrichter ist, wie bereits gemeldet, nunmehr zugleih mit der Ausführungsverordnung publizirt worden. Die 519 Friedensrichter gehen aus den Wahlen des Gemeinde- vorstandes hervor und treten ihr Amt mit dem 1. Oktober 1875 an.

Sachsen-Meiningen-Sildburghausen. Meiningen, 15. Juni. Zur Ausführung der Bestimmungen in Art. 18 des Reichs-Münzgeseßes vom 9. Iuli 1873 und in §. 2 des Reichs- geseßes vom 30. April 1874, betreffend die Ausgabe von Reichs- Kassenscheinen, ruft eine gestern erschienene Bekanntmachung des Herzoglichen Staats-Ministeriums, Abtheilung der Finanzen, vom 11. Juni d. I. die gesammten, auf Grund der Landesgeseße vom 24. Mai 1849 und 29. Mai 1856 ausgegebenen Me1- ningenschen Kassenanweisungen in Stücken zu einem Thaler und zehn Thaler zur Einlösung in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember dieses Jahres auf. Nach dieser Frist können die Kassenanweisungen noch zu Zahlungen an die Meiningenschen Kafsenstellen verwendet werden; etwa noch weiter zurückbleibende werden aber völlig werthlos. Im Iahre 1874 sind laut amt- lichen Zusammenstellungen lim Herzogthum an Vicinalwegen 24,920 Meter planixt, 28,104 Metex chaussirt und 504,264 Meter reparirt worde. Mis Hik-burghausen meldet man den Tod des ehemaligen Präsidenten des dortigen Appellations- gerihts, Geheimen Raths Dr. von Fischern.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 17. Juni. (W.T.B.) Als der wichtigste Berathungsgegenstand des Landesaus- \chus\es wird neben einigen Geseßentwürfen und Verwaltungs- maßregeln der Landeshaushaltsetat bezeihnet. Bei der Wahl des ersten Präsidenten wurden zwei Mal je 14 Stimmen für Iean Schlumberger (Gebweiler) und für Apotheker Klein (Straßburg) abgegeben. Als der ältere der beiden Kandidaten wurde dann Schlumberger gewählt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. Juni. Der Kaiser hat den neu ernannten französishen Botschafter Grafen Vogué in feierliher Audienz empfangen und dessen Beglaubigungs- schreiben entgegengenommen.

Gestern hat der Kaiser das Sayitätsmaterial des deutschen Ritter-Ordens, welches in der Galerie I. A. des Aus- stellungsgebäudes im Prater ausgestellt is, besichtigt. Sodanu verfügte \sch Se. Majestät in die anstoßende Galerie 11, wo- selbs Lazarethzelte und sonstige Spitals-Einrihtungsgegenfiände so ‘wie cin Küchenwagen ausgestellt waren.

Der Kaiser hat den Bischof von Parenzo-Pola, Georg Dobrila, zum Bischofe von Triest-Capo-d'Istria und

den Domherrn des Budweiser Kathedralkapitels, Joseph Hais,

zum Bischofe von Königgrähß ernannt.

Das am 11. d. M. vor Cattaro eingetroffene groß- britannishe Geshwader des Vize-Admirals Sir James Drummond besteht aus den Panzerfregatten „Hercules“ und „Bal'as“, dem Kasematt-Thurmschiffe „Offas“ und einem Aviso- dampfer. Das Geschwader wird von den Bocche di Cattaro im Ae des Monats Juni noch nach Ragusa, Lissa und Triest gehen.

Großbritannien und Jrland. LonDon, 16, Juni. Der Sultan von Zanzibar stattete gestern dem British Museum einen Besuch ab.- Am Abend war der Sultan im Princeß-Theater, wo „Die Reise um die Welt in 80 Tagen“ gegeben wurde.

17. Juni, (W. T. B.) Der Prinz und-die Prin- zessin Ludwig von Hessen haben sich mit ihren Kindern heute in Gravesend nah dem Festlande eingeshiff}t. Von der Regierung i} heute das Reglement zu dem am 1. k. Mts. in Kraft tretenden Weltpostvertrag veröffentliht worden.

18. Juni. (W. T. B) Jh der gestrigen Sizung des Unterhauses erwiderte Disracli auf eine bezügliche Anfrage Monks, das Handelsdepartement habe \ich, weil der Pforte damit ein Dienft geleistet werde, unter voller Billigung dés Ministeriums damit einverstanden erklärt, daß der im Staats- dienst befindlihe Kapitän Tyler der wegen der türkischen Bahnen in Auss\iht genommenen \chiedsrihterlihen Kommission als Mitglied angehören dürfe. Im weiteren Verlaufe der Sißung brachte der Deputirte Tho. Eustace Smith eine Resolution ein, durch welche die Spezialdiskussion Über den Geseßentwurf, be- treffend die Kauffahrteishiffahrt, abgelehnt werden \oll, da derselbe unzureichend erscheine, weil er die Lage der fremden Schiffe günstiger stelle, als die der englishen. Der Präsident des Handelsamtes erklärte fich gegen die Resolution, welche daxauf zurli@gezogen wurde. Das Haus trat darauf in die Dis: kussion des Gesezentwurfes ein.

Frankreich. Versailles, 17, Juni. (W. T. B.) Die National-Versammlung hat heute die Berathung des Gesetzentwurfs über den höheren Unterricht zu Ende geführt und beschlossen, demnächst die dritte Lesung des Gesezentwurfs vorzunehmen.

Spanien. Madrid, 18. Juni. (W. T. B.) Zufolge der Regierung zugegangener Nachrichten hat der Carlistenchef Dorregaray vier carlistishe Offiziere, unter welchen sich die beiden Cucala befinden, verhaften lassen.

Italien. Rom, 17, Juni: (W. T: B) “Die De - putirten der Linken, die ihren Austritt aus der Kammer angezeigt hatten, haben diese Erklärung wieder zurückgezogen. Es heißt, daß nach der heutigen Sißung der Deputirtenkammer die Vertagung derselben eintreten werde.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 16. Iuni. Am 14. Juni Nachmittags find Ihre Kaiserlihen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Thronfolger von ihrem Ausflug in die finnländishen Scheeren nah Peterhof zurü- gekehrt und haben sich bald darauf mittelst Extrazuges nach Zarskoje-Sselo begeben. Die Rückkehr Sr. Majestät des Kaisers nah St. Petersburg is nach dem „Grashd.“ um den 7. Juli zu erwarten. Fast zu derselben Zeit “wird der Besuch des Königs von Schweden und des Herzogs von Edinburgh und der Großfürstin Maria Alexandrowna hier erwartet. Die Hohen Gäste werden direkt in Peterhof ankommen, wohin zu derselben Zeit der ganze Hof übersiedeln wird. Der König von Schwe- den soll vor seiner Ankunft in St. Petersburg eine Reise durch Rußland machen wollen. Er beabsichtigt, zuerst Riga zu be- suchen, und dann über Dünaburg und Ss\molensk nah Mos- kau, von dort aus nah Nishnij-Nowgorod und dann erft über Moskau zurück nach St. Petersburg zu reisen. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh gedenken nah der angeführten Quelle drei Monate in Rußland zu bleiben und ihre erhabenen Kaiserlichen Eltern zum Herbstaufenthalt in die Krim zu beglei- ten. Die Mennoniten haben, wie gemeldet, das Recht er- halten, ftatt Ableistung der Wehrpflicht Arbeitergemeinschaften zu bilden, welche u. A. im neurussishen Gebiet auf Kronslände- reien Waldanpflanzungen machen sollen. Die „Mosk. Ztg.“ er- fährt nun, daß das Domänen-Ministerium einen Spezialisten im Forftwesen nach Odessa kommandirt hat, welchér die Frage an Ort und Stelle studiren und die ganze Sache organisiren soll.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Juni. Der König traf gestern Nachmittag gegen 2 Uhr hier wieder ein. Schon eine halbe Stunde vorher begannen die Salutschüsse von Skeppsholms Batterie, und gegen 2 Uhr ging „Vanadis“ auf dem Strom vor Anker. Der König bestieg darauf ein Dampfboot, welches ihn, während die Salute von Skeppsholm ununterbrochen fortdauerten , zur Lögardstreppe führte, woselbst er vom Kronprinzen, dem Herzog von Nerike, Prinzessin Eugenie, dem Oberst-Statthalter und andern hohen Civil- und Militär- Beamten begrüßt wurde. Der König begab \ich sofort nah dem Schloß, wo der \{chwedische und norwegishe Staatsrath versammelt war, und löste die interimistishe Regierung auf. Alle Fahrzeuge im Hafen hatten geflaggt und eine große Volks- menge hatte sich angesammelt, um den König bei feiner Rü- kunft zu begrüßen.

Amerika. Aus Havanna wird der „A. A. C.“ unterm

2. Juni berichtet :

Aus dem amtlichen Kriegsbericht, der die leßten zwei Wochen umfaßt, erhellt, daß der Jusurgentenführer, General Maximo Gomez, die Trocha-Linie verlassen hat. Viele Insurgenten suchen Pardon nach. Den Truppen ift ihr rückständiger Sold für den Monat April in Gold ausgezahlt worden. 100,000 Pfd. Sterl., welhe Ge- neral-Kapitän Valmaseda von der Spanischen Bank in Havanna entliehen hat, sind an dieselbe zurückgezahlt worden. Verbrechen gegen Personen und Eigenthum, welche in Havanna zu den täglicen Ereignissen gehörten, haben in den leßten Wochen abgeuommen. Die von Seiten der städtischen Bebörden angeordneten strengen Schußz- maßregeln haben fih als wirksam erwiesen.

Afrika. Marokko. Berichte der „A. A. C. aus Gibraltar melden :

Der italienishe Geschäftsträger in Tangier kam am 15, Mai in Fez an und wurde am 19. vom Sultan von Marokko förmlich empfangen, bei welcher Gelegenheit er Sr. Majestät seine Akkreditive überreichte. Er sollte am 15. Juni nach Tangier zurückehren. Ein heftiger Regenfall in Tangier hat einen Schwarm Heuschrecken ge- ißdtet, die seit einigen Tagen die Stadt und ihre Nachbarschaft heimgesucht und die Vegetation aufgefressen hatten. Die nach Elsingreabandge bestimmte \{chwedishe Barke „Wisby“ wurde am 3. Juni in \inkendem Zustande abandonnirt. Jhre Mannschaft wurde vom Dampfer „Italia*“ aufgenommen und in Gibraltar gelandet.

Auftralien.

Nach einer Kabeldepeshe aus Melbourne vom 15. ds. ist die Masern-Epidemie auf den Fid\chi- Inseln nun ein wenig im Abnehmen begriffen.

Nr.- 48 des „Amts - Blatts der Deutschen Re ichs- Postverwaltung“ hat folgenden Jnhalt: Verfügungen: vom 15. Juni 1875. Ausführung der zwischen Deutschland und Belgien abgeschlossenen Post-Uebereinkunft vom 25. Mai 1875.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des städtischen statistishen Bureaus sind bei deniStandesämtern Berlins in der Woche vom 6. bis inkl. 12. Juni zur Anmeldung gekommen: 205 Eheschließungen, 840 Lebendiggeburten, 42 Todtgeburten und 699 Sterbefälle.

Nach nunmehr ges{chlossener Jmmatrikülation an der König- lichen Fulius-Maximilians-Universität in Würzburg beträgt die Gesammtzahl der Zuhörer 1002, eine bis jeßt noch nie erreihte Summe, und zwar: 138 Theologen, 123 Juristen, 1 Kame- ralisten, 466 Mediziner, 177 Philosophen, 56 Pharmazeuten; hierzu kommen noch 41 Studirende, welche mit Erlaubniß des Rektors ein- zelnen Vorlesungen beiwohnen. Nach Ländergebieten scheiden fich die Studirenden, wie folgt, aus: aus Deutschland 833, und zwar 366 Bayern, 415 Preußen und 102 aus den übrigen deutschen Staaten ; aus den andern europäischen Staaten 65; aus Amerika 10, Afrika und Asien je 1.

Die Universität Bern hat im Sommersemester 1875 .fol- genden Bestand an Studirenden: Evangelisch-theologische Fakultät 24, fatholish-theologische 10, juristishe 92, medizinische 164, philosophische 69; zusammen 362 Studirende, darunter 52 Auskultanten (nicht fôrm- lih immatrikulirt). Die Veterinärshule zählt 23 Zuhörer. Gegen das Wintersemester, wo beide Anstalten zusammen von 364 Hörern besucht waren, stellt die jeßige Zahl von 385, mithin einen Juwawe von 24 heraus. Die Zahl der _ weiblihen Studirenden beträgt 27 gegen 32 im vorigen Semester, M also im Abnehmen begriffen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Reichsgeseß über die Presse vom 7, Mai 1874. Mit Einleitung und Kommentar von Dr. H. Marquardsen, ord. Pro- fessor der Rechte in Erlangen, Mitglied des Reichstags. (J. Guiten- tag [D. Collin], Berlin.) Der Herausgeber des vorstehenden Kom- mentars hat als Referent der vom Neichôrage zur Berathung des Entwurfes eingeseßten Kommission Gelegenheit gehabt, an der Aus- arbeitung des Geseßes besonderen Antheil zu nehmen; aber au {on früher hat si derselbe auf dem Gebiete der Preßgeseßgebung bekannt gemacht, Sein Werk zeichnet sih ebenso durch Gründlichkeit und Klarheit, wie durch Scharffinn und Strenge der Euörterung aus. Die Motive und Matecialien sind selbständig und mit Gewissen- haftigkeit verarbeitet; auch auf die auswärtige Geseßgebung, nament- lih auf England und Frankreich, ist wiederholt Rücksiht genommen, Jn eingehendster und erschôpfender Weise is insbesondere die schwie- rige Frage der strafrehtlihen Verantwoitlichkeit im Anschluß an die L. 20 und 21 behandelt.

___— Am 17. d. M, früh starb hierselbst der Schulvorsteher Wilhelm Sen z-

_— Die „Studien zur Grundbuchordnung®" von Loebell, Kreisgerichts-Rath und Abtheilungs-Dirigent, (Berlin, J Gutltentag [D. Collin]) haben folgenden Jnhalt: 1. Die Form der VBeglaubi- gung uach §8. 33 der Grunadbuchordnung. 11. Erfordernisse der Auflassung rücsichtlih “der Form, der Zeit und des Orts. 111, Grundschuldbrief und Zinsquittungsschein als Inhaber-Papiere. IV. Prafktisces, V. Kosten- und Stempelfragen. Die Schrift bildet das 4. Heft der „Sammlung v-n Erörterungen über das preußische Grundbuchrecht.

Die beiden 1874—75 erschienenen Hefte von Band 12 der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum S chlesiens enthalten, außer zahlreichez archivalishea Miiscellen, Bemerkungen, Ergänzungen und Berichtigungen zu neueren Schriften auf dein Gebiete der schlesischen Geschichte und dem Bericht über die Thätigkeit des Vereins in den Jahren 1873/74, folgende Abhand- lungen: Dex \chlesishe Grenzwald (preseca), Grünhagen. Die Landes!teamten der Fürstenthümer Oppéeln-Ratibor von 1532—1741. A. Weltzel, Die Landeshauptleute der Fürstenthümer Schweidniß und Jauer. H, Grotefend.— Zur Frage über den Regierung®autritt HeinrihIV, yon Breélau. Th. Löschke. Die Vertreibung WladislawsI1. von Polen und die Blendung Peter Wlasts. Grünhagen. Herzog Heinrich des Bärtigen auswärtige Bezichungen. Stanislaus Smolka. Die Ehe- gattin Herzog Johann Christians Anna Hedwig von Sitsch und der Vergleich der Herzöge Georg und Christian mit ihxen Halbbrü- dern, den Freiherren von Liegniß. C. A. Schimmelpfennig. Ueber die nova ecclésía in der Urkunde des Bischofs Thomas I. aus dem Jahre 1264. C. A. Schimmelpfennig, Ueber das Kirchenpatronatsrecht der Stadt Liegniß. Crafferi. Ausseßungen zu deutshem Rechte bis zum Jahre 1258. J. Neuling, Christian Ezechiels Leben und Schriften. Ma1kgraf. Die Gründungszeit der Stadt Brieg. Müller. Schlesiens Verhältniß zu Polen und zu König Albrecht Il. 1455 bis 1439. H. Ermisch. Schlesiens Antheil am dreißigjährigen Kriege vom Juli bis De- zember 1620. Palm. Historisches und Antiquarisches von einer Reise nach Goldberg und Schönau. Grünhagen und B. v. Pritt- witz. Vertreibung der Bernhardiner aus Liegniß im Jahre 1524. P. Scholz. Das Archidiakonat Oppeln. 1230—1810. A. Welzel. Die Salomo, fcühere Besißer von Myslowiß. Graf Mieroszowski. Das Stammbuch eines Schlefiers aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. L, Geiger. Nachträge zur Biographie des Johann Haß. Cöstlin. Friedrih des Großen Feldlager in Schlesicn 1740/41. “Grünhagen. Das Burglehn zu Reichenbach. Aberle, Der Breslauer Pioku- rator und Domherr Fabian Hanko. Markgraf. Der Uebertritt des Dichters Andreas Scultetus von Bunzlau zum Katholizismus im Jahr: 1644, Dzießko.

In der am 10. Juni gehaltenen Sitzung des Vereins für Geshihte und Alterthumékunde in Frankfurt a. M. be- richtete Hr. Dr. Hammeran über den Befund in einem jüngst geöffneten germanischen Grab des dortigen Stadtwaldes Das intexessanteste Fundstück war ein ous zwei gekrümmten Klingen, welche sich in einer hohlen Kuppel, in der noch Holz- reste \teckten, vereinigen, bestehendes BronzestÜck etrurisher Arbeit. Solche Stüdcke, deren Bedeutung niht einmal einer der tüchtigsten Kenner, der Direktor des rômisch-germanischen Centralmuseums in Mainz, Lindenshmidt, mit Sicherheit anzugeben vermag, existiren mehrexe in den Sammlungen, doch ist feines so wobl ec:halten wie das Franffurter Exemplar. Der an1we- sende Professor- Genthe, bekannt durch seine Epceche machen- den Untersuchungen über den etruskis{chen Tauschhandel nach dem Norden, bemerkte dazu, dieser Fundort sei von besonderem Interesse, da die gewöhnliche Handelsftraße nach den Bernsteinländern an der Nordsee den Oberrhein verließ und über die Pfalz (Dürkheim), das Birkenfeld\she und Trier (Ottweiler, St. Wendel, Mettlach) den Niederrhein erreickte,

Das erste Juni-Heft von „Unsere Zeit. Deuische Revue der Gegenwart“ (Leipzig, F. A. Brockhaus) enthält: Literarische CGharafterköpfe aus Uegarn. Von B. Alexander. I. Eugen Räákosi. Die neuesten Konflikte in Südamerika, Von Geh. Hofrath Louis Schneider. Die neueste Geschichte Spaniens. Von Wilhelm Lauser. IX. Der Stand der Aerzte, Von Hermann Baas. II, Im Mittelalter. Chronik der Gegenwart: Politische Revue.

In verschiedenen Gegenden Dänemarks find in leßter Zeit mehrere sehr interessante archäologische Funde gemacht worden. Von Nyfjöbing auf Morss in Jütland wird berichtet, daß in der jeßt ausgetrockncten Glomstrupbucht ein Boot gefunden worden, welches aus einem Eichenstamm ausgehöhlt und gegen 12 Fuß lang ift. In einem Torfmoore bei dem Dorfe Ollerup, ungefähr eine Meile unordöstlich von der Stadt Slagelse, auf Seeland belegen, wurde ein eisernes Schiffsanker gefunden. Der eine der Ankerarme fehlt, im Uebrigen ist es aber, obgleich von Rost stark angegriffen, wohl erhalten. Der Ankerschaft, gegen 4 Fuß lang und viercckig, ift auf der einen Seite 2 Zoll und auf der anderen Seite 1 Zoll stark; am Ende desselben, welches elwas ausgehämmert ist, befindet sih ein Loch von 1 Zoll im Durchschnitt. Der Ankerarm is 15 Zoll lang und hat keine Widerhaken. Das altuordis{he Museum in Kopenhagen besißt fein ähnlihes Exemplar. Auf Fühnen wurde in einem Torfmoore bei dem Dorfe Jordibfe ein Thongefäß gefunden, welhes mehrere Hunderte Shmucksach-n, als Ringe, Armbänder, Schlüssel u. \. w. enthielt. Da die meisten Gegenstände, welche zusammen 14 Pfund wiegen, noch vollständig blank und von Rost nicht angegriffen waren, fo vermuthet man, daß alle von Gold sind. Das Gefundene wurde sogleich dem altnordishen Museum in Kopenhagen übersandt. Eine prächtige und ungewöhnlich große Urne wurde in der Nähe von Bogense in einem Hügel und umschlossen von einer regelmäßigen Steinscßung gefunden, Die vollständig erhaltene Urne ist von roth- braunem, gebranntem Thon, 12 Zoll hoch und an der weitesten Stelle 41 Zoll in Umfang.

Der „Kl. Z." wird aus Husum geschrieben, daß der am 11, d. M. mit Gewitter und stellenweise mit staukem Hagelschlag aus Südwesten plößlich eintretexde Orkan in den umliegenden Land- distriften und. an der Westseeseite vielen Schaden angerichtet hat,

Von Helsingborg wird an „Göteborgs Hand. Tidn.“ am 12. depeschirt: Heute Naht wüthete hier ein heftiger dwest- turm, 2 Fahrzeuge strandeten, das eine, eine englishe Brigg mit Ballast, nördlih vom Hafen, das andere, Schooner „William“ von Lysekil bei Ridebäck.

Land- und Forstwirthschaft.

Das 6. Heft des 4, Jahrgangs der „Forstlihen Blätter", Zeitschrift für Forst- und ees. hat folgenden Junhalt t I. Auf- säße: Zur Forstgeschichte des Odenwaldes und der Landschaft von die- fem his zum Rhein und Main. Vom ord. Professor der Forstwissen-

{aft Dr. Czrl Roth in München. Die zweite allgemeine Ver- famnlung russischer Forstwirthe in Lipeß (Gouvernement Tambow) vom 16. bis 26. Auzust 1874. Vom Forstmeister Guse in Trier. Der Sturm am 12. und 13. November 1872 an der Ostsee. Vom Forstmeister Wiese in Greifswald. Seltene Pelzthiere. Von &- Wildhagen. 11. Bücheranzeigen. III. Mittheilungen.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 18. Juni. Der diesjährige Wollmarkt giebt der Vermuthung Raum, daß derselbe ein kurzer sein dürfte und die lagernden Vorräthe sich bald räumen. Die Zufuhr, die im vergange- nen Jahre ca. 64,000 Centner am Markte allein, ohne Stadtzufuß- ren, die auf Lager gingen, betrugen, belaufen \sich in diesem Jahre auf 40— 45/000 Centner, also ca. ein Drittel an Zufuhr zum Woll- markte weniger, als im vergangenen. Die Ursache dürfte einerseits darin zu finden sein, daß viele Wollen in s{chwarzec Waare (unge- waschen) sofort verkauft wurden, wäbrend andererseits die Flauheit der bisher stattgehabten diesjährigen Märkte bei gedrückten Preisen Verkäufer von Zufuhren nach hier zurüchielten. Ueber die Qualitä- ten der am Markte gekommener Wollen läßt sich mit Gewißheit nech nichts sagen, gute hinterpommershe und vorpommersche Mittelwollen find ziemlich ftark vertreten. Auch an Zufuhren, die auf Stadtlagêr gingen, dürfte dasselbe Verhältniß stattgehabt haben, so daß Berlin in diesem Jahre höchstens ca. 75,000 Centner Wollen zum Wollmarkt zugeführt sind.

___ Dem Wollmarkte {ließt sich eine Ausstellung landwirth- schaftlicher Geräthe an.

__— In der am 16. d. M. abgehaltenen Generalversammlung der Silberwaarenfabrik, Aktiengesellschaft, vorm. Franz M osgau in Berlin, waren vertreten 18 Aktionäre mit 477,000 Thlr. Kapital. Der Geschäftsbericht, welcher das ungünstige Ab- shlußresultat (Verlust 13,575 Thlr.) durch s{chlechten Geschäfisgang motivirt, wurde verlesen. Die Generalversammlung ertheilte ein- stimmig und ohne Diskussion Decharge und wählte an Stelle der aus dem Aufsichtsrathe ausscheidenden Herren A. H. Heymann und R. Seidel als neues Mitglied Hrn. David Hirschfeld. Ein Antrag auf Einberufung ciner außerordentlichen Generalversammlung behufs Beschlußfassung über Liquidation der Gesellschaft wurde angenommen und bestimmt, die Versammlung iunerhalb 6 Monaten stattfindea zu lassen.

Der Veuttgeit sondere Beilage“ das

Nummer unseres Blattes liegt als „Be- revidirte Statut der „Victoria zu Berlin, Allgemeine Versicherungs - Aktien - Gesell- Mat, bei. Diese Nied Wird Volt L Sur D S. ab Die Allgemeine Eisenbahn - Versicherungs - Gesellschaft in Berlin führen, nachdem der 111, Statuten - Nahtrag vom 28. April 1874 1E O 12. Februar 1875 die staatliche Genehmigung gefunden und dies, wie die Aenderung der Firma in das Handelsregister des Stadtgerichts zu B exrlin eingetragen worden ist.

Am 15 Juni fand in Posen eine Aufsihtsrathssißung der Ostdeutschen Bank statt. Auf der Tagesordnung stand haupt- \ächlich die von einer Gruppe angeregte Liquidation der Bank. Der Auffichtsrath sprach sich fast einstimmig dagegen aus, da feststehe, daß die Ausführung der Liquidation von einer Seite ausgehe, die zu bil- ligen Preisen die Aktien angekauft habe. Die Bank ift übrigens für die Provinz ein Bedürfniß geworden und kommt namentlih kleineren reellen Gewerbtreibenden ftets entgegen. Die Posener Aktionäre sind, wie wir hôren, durchweg gegen eine Liquidation; ebenso hat sich be- reits ein großer Theil der auswärtigen Aktionäre ihnen angeschlossen. Ueberdies würde fich die Liquidation auf einige Jahre hinausziehen, da die Bank bei der hiesigen Baubank mit einem bedeutenden Kapital engagirt ist und bei einer s{chnelleu Abwicklung bedeutenden Verlust erleiden würde. Die erwähnte Gruppe hat mit Mühe für 200,000 Thlr, Aktien aufgetrieben, um laut Statut eine Generalversammlung einberufen zu können; fjedoch müssen bei der statifindenden General- versammlung, um beschlußfähig zu sein, 666,000 Thlr. Aktienkapital vertreten sein,

Nach dem Geschäftsbericht der Preußischen Abtheilung der Breslau-Warschauer Eisenbahn stellt sich die Gesammt- einnalme im Jahre 1874 auf135,778Thlc., die Gesammt-Betriebsausgabe auf 180,731 Thlr, es blieb also ein Uebershuß von 27,047 Thlr. Bon den Betriebéausgaben kommen auf die allgemeine Verwaltung 15,365 Thlr., auf die Bahnverwaltung 31,435 Thlr., auf die Trans- portverwaltung 61,930 Thlr. Jn Prozenten der Einnahme betrug die Betiieb8auëgabe 80% gegen 81% im Vorjahre. Aus dem Uebter- {Guß find 15,951 Thlr. dem Reserve- und Erneuerungsfonds über- wiesen; über die Verwendung des Restes ad 11,096 Thlr., der sich durch den Uebertrag aus dem Vorjahre ad 13,209 Thlr. auf 24,305 Thlr. erhöht, soll in der am 22. d. M. stattfindenden General- versammlung der Aktionäre Bestimmung getroffen werden.

Das Betriebsjahr 1874 der Donnersmarckhütte, Aktien- gesellschaft der Oberschlesischen Eisen- und Kohlenwerke, das 13 Mo- nate umfaßt, war kein günstiges, so daß die Heranziehung des Vor- besißers Graf Guido Henckel von Donnersmarck, der bekanntlich eine Dividende von 6, resp. 4% garantirt hat, mit einem Zuschuß von 247,490 ? hlrn. nothwendig geworden ist. Die Ausbevte betrug 24,831 Thlr. Davon geben ab als Generalunkosten 79,821 Thlr., bleibt Gewinn 127,150 Thlr., und mit Hinzuziehung des Zuschusses 374,641 Thlx. Davon kemmen auf den Reservefonds 6250 Thlr., Abschrei- bungen 128,320 Thlr., an die Aktionäre 4% 240,000 Thlr., das Aktienkapital umfaßt 6,000,000 Thlr., der Reservefonds 44,400 Thlr.

Cölner Nachrichten zufolge sollen Hauptgläubiger der Rhei- nischen Effektenbank unter Zustimmung mehrerer Mitglieder des ehemaligen Aufsichtsrathes die Falliterklärung der Bank herbei- füßren wollen, da gelegentlih der Rückforderung eines Depots Un- regelmäßigkeiten Seitens des früheren Vorstandes sich als wahrschein- lich herausgestellt haben, welche einen gerichtlißen Austrag der Sache als wünschenswerth erscheinen lassen. So berichtet die „Magd. Z.“

Leipzig, 17, Juni, Abends. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zufuhren erreichen bis jeßt die Höhe der vorjährigen noch nit voll- ständig, die Wäschen find gut. Einzelne Qualitäten b.dangen vor- jährige Preise, andere stellten sich um 3—5 Thlr. niedriger. Der Berkauf geht flott von statten.

Die Oldenburger Versicherungs8-Gesellschaft hat nach ihrem Ende Mai erstatteten Geschäftsberichte die bieher nicht begebenen 291 S1ück Aktien ter Gesellschaft im Laufe des bergange- nen Monats untergebracht, und somit das Aktienkapital die statuten- mäßige Höhe von 3,000,000 Æ erreicht. Die Uebernahme dieser Stücke ist zum Paricourse erfolgt.

Die deutsche Hypothekenbank in Meiningen beab- sichtigt, eine neue Emission 5 % Pfandbriefe im Betrage von fcchs Millionen 4 zu veranstalten. Die Stücke werden im Nominal- betrage von 3000, 1500, 1000 und 300 M ausgegeb-n und mit halb- jährigen in Berlin, Frankfurt a. M.,, Hamburg 2c. zahlbaren Cou- pons versehen sein. Das Aktienkapital der A1. stalt beträgt 24 Mil- lionen &, worauf 40 % oder 9,600,000 A eingezahlt sind. Die Dividenden, welche die Anstalt ihren Aktionären zahlte, betrugen im Fahre 1371 9 %, 1872 8 %, 1873 74 %, 18374 7} %. An Pfand- briefen hat sie in Umlauf: An 4} % verloosbaren Pfandbriefen 1,524,460 Thblr.,, an 4 % Prämienpfandbriefen 9,847,500 Thlr, an 5 % verloo:baren Pfandbriefen 2,444,600 Thlr., Alles zusammen 13,816,500 Thlr. Der §. 24 des Statuts beschränkt die Gesammt- Emission von Pfandbriefen auf den zehnfahen Betrag des einge- zahlten Aktienkapitals. Die Summe der erworbenen und im Be- siße der Bank befindlicben Hypotheken beträgt 16,607,021 Thlr., der Reservefonds 424,727 Thlr.

Gotha, 17. Juni. (Wollbericht der Goth. Z.) Angefahren bis Mittag 153 Wagen, durchs{chuittlich gute Wäsche, die Hälfte we- niger, als im vorigen Jahre. Verkauf sehr lebhaft. Bis Mittag Alles verkauft. Preise: 50 bis 65 Thlr.

_= Die am 14. Juni abgeha!ltené Generalversammlung der v er-

einigten Bis{weiler Tuchfabriken ertheilte nah Verlesung des Geschäftsberihts und längerer Diskussion, in der über die er- littenen Verluste näher Aufklärung gegeben wurde, Dechargs, Hierauf wurde ein Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen General- versammlung innerhalb 8 Wochen angenommen, welche die Liguidation der Gesellschaft zu beschließen hätte, falls bis dahin Mittel und Bege zur Reorganisation des Unternehmens nicht gefunden werden könnten.

_ Wien, 18. Juni. (W. H. B) In der gesternJstattgehabten Sißung der Direktion der Oesterceichishen N aer wurde die Dividende derselben, die im ecsten Semester 1874 24 Fl. betragen hatte, für das erste Semester 1875 auf 25 Fl, festgeseßt.

_ Brünn, 18. Juni. (W. T. B.) Die Arbeiter sämmtlicher hiesiger Fabriken haben eine Echöhung des Lohnes gefordert und er- klärt, im Falle der Verweigerung in der nächsten Woche die Arkeit einst-llen zu wollen. Der von den Arbeitern den Fabrikanten vorge- legte Lohntarif wurde von den leßteren als unannehmbar bezeichnet. Es finden daher {hon jezt Entlassungen von Arbeitern stait.

Brüssel, 17. Juni. (W. T. B) Die Arbeitseinsek- lung der Bergwerksarbeiter im Distrikt Borinage bei Mons gewinnt an Ausdehnung, es haven gegen 1500 Mann die Urbeit niedergelegt. Jadeß verhalten sich die Strikenden bis jeßt durchaus ruhig.

London, 17. Juni. (W. T..-B) Wie die „Times " in ihrer zweiten Ausgabe meldet, haben auch die Firmen Malcolm Hud- son & Co, 5 Crosby Square, und A. Gonzales & Co., 71 Pal- merston Buildings ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiven beider Firmen sind indeß, wie es heißt, niht erheblich. Nach dem „Echo and Evening Payer“ hat auch die Wechlelinaklerfirma Vorthwidcke and Company (31 Lombard Street) ihre Zahlungen suspendirt. Die Passiva betragen 24 Millionen, die Abwickelung hänct davon ab, wie sich die Regulirung der Passiva von Alexander Collie & Comp. gestalten wird. Ferner haben nech J. C. Fowlie (18 Leadenhall Street) und John Anderson and Company (Philpot Lane) ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiva des lebßtgedachten Hauses betragen 200,000 Pfd, Sterl. Es werden noch weitere Zahlungs- einstellungen bef 1rchtet. 18. Juni. (W. T. B.) Dem „Morning Advertiser“ zufolge haben auch die Firmen John Strachau & Comp. (BVisyopgate Street) und Adamson & Fils (Mark Lane) ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiva der ersteren Firma sollen 209,000 Pfd. Sterl. betragen. Die „Times* meldet, daß die Firmen Octavius Philipps & Co., Great Tower Street, und J. P. Westhead & Co. in Manchester ihre: Zahlungen einzestellt haben. ___— Amtlichen Statistiken zufolge waren in den Kohlengruben Englands im vorigen Jahre 528,829 Personen beschäftigt, von denen nur 110,218 oberhalb des Grundes arbeiteten, Durch diefe Arbeitskräfte wurden 126,590,108 Tonnen Kohlen, 2,067,791 Tecnnen Thon, 11,693,186 Tonnen Eisenstein und 362,747 Tounen Schiefer zu Tage gefördert. Die Zahl der Unfälle betrug 895, und die daraus entstandenen Todesfälle 1056. Jn den Erzbergwerken waren 62,306 Personen beschäftigt, von denen 25,161 overhalb des Grundes acbei- teten, Die Zahl der Unfälle belief fich in denselben auf 94, wodur 165 Todesfälle herbeigeführt wurden. Ein Vergleich der Unfälle von 1874 mit dem in 1873 in Bergwerken beschäftigten Personal ergiebt einen Unfall auf je 663 Personen und einen Todcsfall auf fe 604 Bergleute, und während ein Todeéfall auf je 417 unterirdi1ch arbeitende Personen kam, stellte sich das Verhältniß bei den oberhalb des Grundes Arbeitenden auf 1 zu 1797. i

Die „Liberté* entnimmt dem Rechenschaftsbericht des Credit Mobili er über die gegenwärtige Lage des Instituts Folgendes: Am 2. März 1875 betrug das Gesellschaftskapital (d. i der Ueber- \chuß der Aktien über die Passiva mit Einschluß der Reservefonds) 86,295,1 00 Fr. Am 11 Juni desselben Jahres betrug es 77,092,446 Fr., so daß in der Zwischenzeit ein Verlust von 9,202,954 Fr. erlitten worden ift. Dieser Verlust zerlegt sih, wie folgt: 2,835,000 Fr. Verlust an dem auf gemeinschaftliche Rechnung mit dem Hause Erlanger (Ende Januar bewirkten Verkaufe von 15,800 Aktien der Banque Franco- Hollandaise. Diese Aktien sind nah dem 2. März zurückgekauft worden ; 1,061,000 Fr. (Differerz zwischen dem in der leßten Bilanz aufgestellten Taxwerthe) der Obligationen der Immobilien (Forderung von 42 Millionen) und dem Preise, zu welhem 32,675 Stück von diesen Obligationen realisirt worden sind; 469,009 Fr. allgemeine Spesen; 4,837,000 Fr. Ueberschuß des Verlustkontos über das Gewinnkonto vom 2. März bis zum 11 Juni. Außer dem durch die obigen Ver- käufe herbeigeführten Defizit waren die Hauptverlufte noch folgende : 1,881,000 Fr. Differenz zwischen Kauf und Veikauf von realisirten Werthen; 2,855,000 Fr. Minderwerth der im Portefeuille befindlichen Papiere. Dieser Minderwerth kann \sih bis zur Realisirung je nah Umständen noch vermehren oder reduziren.

Die am 16. d. M. in St. Pctersturg abgehaltene Generalver- sammlung der Rybinsk-Bologoje-Eisenbahn hat die Divi- dende für das verflossene Jahr auf 7 Rubel per Aktie, d. h. auf 7%, festgesetzt.

New-York, 17, Juni.“ (W. T. B.) Der Dampfer „Sue- via“ von der Hamburg-Amerikanishen Company ist hier ange- kommen. Der Dampfer „Braunschweig“ vom Norddeutschen Lloyd ift heute hier eingetroffen,

Verkehrs-Anstalten.

Die Nr. 47 der Zeitung des Vereins Deutscher Eisen- bahn- Verwaltungen hat folgenden Inhalt; Verein Deutscher Eisenbalnverwaltungen, Reppen-Cüstrin auch für den Güterverkehr dem Betriebe übergeben. Die im Frühj1br 1875 im Bau begriffenen Bahxlinien (A. Deutschland). Die Transportmittel der Eisenbahnen (Fortseßung). Amtliche Personalnachrichten. Verein deutscher Eisen- babnverwaltungen, Aufnahme der Chemnitz-Komotauer Eisenbahn in den Veréin. Anträge, betreffend Abstoßen und Laufenlassen einzelner Wagen, sowie Bezeichuung dir Tragkraft und des Eigengewichts an den Wagen nah metrishem Gewichtssystem. Berliner Briefe (Ta- rifenquête, Sigualordnung, der preußische Landtag und die nothlei- denden Bahnen, Pommersche Centralbahn, Berliner Nordbahn, Münster-Erschede und Halle-Guven, Berlin Dresden, Magdeburg» Leipzig, Bergisch - Märkische Eisenbahn, Rheinische Eisenbahn, Emscherthalvahn, Glaß Habelshwe:dt, Mecklenburgische Friedrich» Franz Eisenbahn) Offizielle Anzeigen: Eröffnung und Fahrplan der Dortmund-En\cheder Eisenbahn 2c.

Die Bahnbauten auf der Eisenbahn (Gera-Greiz-Plauen) sind, wie die „B. B. Ztg.“ be- richtet, in den lezten Wochen, vom Wetter außeror: dentlih begünstigk, so gut vorgeschritten, daß den betheiligten Staatsregierungen mit dem Antrage auf technische und landespolizeiliche Prüfung angezeigt wer» den konnte, daß für den 1. Juli die Betriebseröffnung der Strecke MWolfsgefährt bei Gera (Anschluß an die Thüringischen Linien Leip- zige und Halle- Weißenfelê-Gera) bis Greiz, und die Eröffnung der Reststrecke Greiz-Plauen-Weischliß (Anschluß an die Linie Leipzig- Plauen-Ezer) wenige Tage später beabsichtigt werde.

Neber den Bergsturz an der Salzburg-Tiroler Bahn 1oird der „Salzb. Ztg.“ aus Lend vom 14. d, M. berichtet: „Die uoch gestern gehegten Vermuthungen in Bezug auf die Gefahr eines weit ren Bergsturzes erweisen fich heute leider als theilweise zu optimistisch. Der Bergsturz, welher Freitag Mittags bereits zur Ruhe gebracht hien, gerieth nämlih durch die starken Regengüsse, die im Laufe des vorgestrigen und gestrigen Tages das Gestein er- weichten, wicder in Bewegung. Der Absturz, so wie die Anshüt- tungen find bereits weit in das Salzach-Bett vorgedrungen. Man besorgt nun auch, day der am anderen Ufer der Salza liegende Berastutz, die Embacher Pleike, vom Jahre 1764 herrührend, aber- mals in Bewegung geräth, was die gänzliche Vershüttung des Salzach» Bettes, eine Stiauung dés Flusses und damit die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Schadens zur Folge hätte, *

Sächsish-Thüringischen