1875 / 148 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Jun 1875 18:00:01 GMT) scan diff

zur öffentlihen Kenntniß gebraht, daß die Halbguldenstücke süddeutsher Währung und die vor dem Jahre 1753 geprägten Dreißigkreuzerstücke und Fünfzehnkreuzerstücke deutshen Gepräges zu ihrem geseßlihen Werthe (sieben Halbgulden gleich sechs Reichsmark) in den Monaten Juli, August, September und Ok- tober 1875 von i

der Landeskafse zu Sigmaringen,

den Bezirkskassen in den hohenzollernshen Landen,

der Regierungs-Hauptkasse zu Wiesbaden und

der Kreiskasse zu Frankfurt a. M. : sowohl in Zahlung angenommen, als auch gegen Reichs- oder Landesmünzen umgewechselt werden.

Berlin, den 18. Juni 1875.

Der Finanz-Minister. Im Auftrage: Meinecke.

Minfsterium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der bisherige Königliche Kreisbaumeister Johann Gustav Ludwig Eduard Nachtigall in Düren is, unter Belassung in der zu einer Bau - Juspektorstelle erhobenen, bisherigen Kreisbaumeisterstelle daselbs, zum Königlihen Bau-Jnspektor ernannt worden. ;

Der bisherige Baumeister Friedrih August Brauer zu Ob.r-Glogau i} als Königlicher Eisenbahn-Baumeister bei der Oberschlesishen Eisenbahnverwaltung angestellt worden.

Das dem Ingenieur W. A. Buß zu Magdeburg unter dem 4. März 1874 ertheilte Patent i 7

auf eine Maschine zum Hobeln der Zähne konisher Räder ist aufgehoben.

Das 19. Stück der Gesez-Sammlung, welches heute aus- gegeben wird, enthält unter

Nr. 8299 das Geseß, betreffend die Uebertragung der Auseinandersezungsgeschäfte innerhalb des Bezirks des Justiz- Senats zu Ehrenbreitstein auf die General-Kommissionen zu Münster und Cassel. Vom 14. Juni 1875; unter

Nr. 8300 das Gesetz, betreffend einige Abänderungen der Vorschriften für die Veranlagung der Klassensteuer. Vom 16. Juni 1875; und unter

Nr. 8301 das Gesetz, betreffend das Sportel-, Stempel- und Taxwesen in den hohenzollernshen Landen. Vom 22. Juni 1875.

Berlin, den 26. Juni 1875.

Königliches Geseß-Sammlungs-Debitscomtoir.

Die heute ausgegebene Nx. 26 der Allgemeinen V-r- loosungs- Tabelle des Deutschen Reihs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Papiere: Alstaden, Aktien-Gesellschaft für Bergbau, Obligationen. Angerburger, Anklamer, Ascherslebener, Brom- berger, Bütower, Deut\sch-Croner, Groß -Streh- lißer, Schivelbeiner Kreis-Obligationen. Bergbau - Aktien- Gesellschaft Borussia, Partial-Obligationen der Oldenburgischen Anleihe. Breslauer, Eislebener, Greifswalder, Hallesche, Markneukirchner, Z3\s{chopauer Stadt-Obli- gationen. Brüsseler Prämien-Anleihe de 1872 (Rückstände). Cölnis he Maschinenbau-Gesellschaft, Obligationen. Großen- hainer Gasbeleuchtungs-Aktien-Verein, Aktien. Hof-A\ch- Eger Eisenbahn-Obligationen. Jelez-Griasi- (Woronesch-) Eisenbahn-Aktien und Obligationen. Königsberger Kauf- mannschaft, Schuldverschreibungen. Mailänder Prämien- Anleihe de 1866. Mälare, Güter - Hypotheken - Anleihe de 1855. Nasf\fauishe Landesbank, 4proz. Schuld- und Pfandbriefe. Dfener 40 Fl.-Loose de 1859, Pariser 4proz. 500 Fr.-Loose de 1865. Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktien-Gesellschaft, Prioritäts-Obligationen (Rückstände). Russische 5éproz. Central - Bodenkredit - Pfandbriefe. Ruf - \i\che 5proz. Reichsbank-Billets 3. Emission de 1869. ch- \i\sche Landeskultur-Rentenscheine. Sardinishe Prämien- Anleihe de 1850 (Rückstände). Schlesische 3èproz. Pfand- briefe L[itt, B. Stargard-Posener Eisenbahn-Priorität3- Obligationen. Tessiner kons. 4è¿proz. Kantonal-Anlehen. Türkische Anleihe de 1860. Vereinigte Schweizer» bahnen-Obligationen. Werrabahn- Prioritäts-Obligationen (Rückstände).

Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheint wöchentlih einmal und if zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlich dur alle Postanstalten, so wie durh Carl Heymanns Verlag, Berlin, S3. W., Königgrägzer- ftraße 109, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition, Wilhelmstraße 32, Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (21/z Sgr.)

Nichtamtliches. Deuts Pes Let ck

Preußen. Berlin, 26. Iuni,. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten gestern der Allerhöhdenselben zu Ehren in Ems veranstalteten Regatta bei, zu welcher \sih, der ungünstigen Witterung ungeachtet, eine zahlreihe Zuschauermenge eingefunden hatte. Bei der ersten Fahrt mit zweiruderigen Booten und bei der vierten Fahrt mit einruderigen Grönlandsbooten siegte der Cölner Ruderklub, bei den drei anderen Fahrten mit vierruderigen, zweiruderigen und Emser Booten trug der Frank- furter Ruderverein den Sieg davon. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen nah der Regatta die Sieger und über- reihten dem Frankfurter Ruderverein den bei der zweiten Fahrt errungenen Kaiserpreis.

Der Bundesrath hielt gestern die 21. Plenarsizung unter Vorsiß des Staats-Ministers Dr. Delbrü.

Es wurde Mittheilung gemacht, betreffend die Einziehung des Papiergeldes in Preußen, Bayern, Königreich Sachsen, Mecklenburg-Schwerin und Waldeck.

Demnächst wurde Beschluß gefaßt über die Anrehnung der Gemeindedienstzeit bei Bemessung der Penfion mehrerer Postbeamten.

Aus\chußberihte wurden erftattet lber: a. die AuMührung des 8. 9 des Gesezes über die Naturalleistungen für die be- waffnete Macht im Frieden; þ. die Anträge Lübecks, Bremens und Hamburgs wegen der von der Reichstags - Iústiz- kommission beschlossênen Ausschließung der Handelsgerichte aus der deutschen Gerichtsverfassung; c. die Saeisieutia von Fleisch- mehl; d. die Tarifirung von groben Schuhwaaren; e. die im Verkehr zulässige Fehlergrenze cylindrisher Hahlmaaße; f, eine

Petition, betreffend die Erhaltung der Handelsgerichte; g. die Tagegelder u. \. w. von Reihs-Eisenbahnbeamten und Post- beamten; h. den Erlaß von vertragsmäßig festgeseßten Konven- tionalstrafen. A

Sodann wurde Beschluß gefaßt bezüglih des Zollanshhlusses bremischer Gebietstheile.

Endlih wurden mehrere Eingaben vorgelegt.

Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 15, d. M. beschlossen, die durch Beshluß vom 7. Dezember 1871 ge- nehmigten Vorschriften über den Waarenverkehr des Zollgebiets des DeutschenReichs mit dem Auslande und den Zollaus\chlüssen in nahstehender Weise und mit der Maßgabe abzuändern, daß die Publikation über den Waaren- verkehr des Jahres 1874 bereits in Gemäßheit dieser Abände- rungen zu erfolgen hat: 1) Die Uebersicht der Waareneinfuhr mit Unterscheidung der Gebietstheile und der wihtigeren Grenz- streŒen des Eingangs fällt weg. 2) Die Hauptübersicht der Waarendur{fuhr hat nux diejenigen zoUpflichtigen Artikel auf- zunehmen, welhe wie Wein, Kaffee, Tabak 2c. speziell angeshrieben werden, und eine hervorragende Bedeu- tung im intcrnationalen Verkehr haben. Die Uebersicht der Waarendurchfuhr mit Unterscheidung der Grenz- strecken des Eingangs und des Ausgangs fällt weg. 3) In der Hauptübersiht der Waareneinfuhr, der Uebersiht der Waaren- einfuhr mit Unterscheidung der Grenzstreen des Eingangs und der Waareneinfuhr mit Unterscheidung der Gebietstheile der Schlußabfertigung, werden den vier mit „Menge des Waaren- eingangs“ überschriebenen Spalten eine fünfte mit der Inschrift „zur unmittelbaren Durchfuhr deklarirt“, und eine sechste mit der Inschrift „Gesammtwaareneingang“ hinzugefügt. 4) In der Hauptübersiht der Waarenausfuhr und der Uebersicht der Waatenausfuhr aus dem freien Verkehr mit Unterscheidung der Grenzstrecken des Ausgangs werden die Spalten „Menge des Waarenausgangs“ beziehungsweise „Menge“ in je vier Spalten mit der gemeinsamen Ueberschrift „Menge des Waarenausgangs“ und folgenden Inschriften zerlegt: 1) aus dem freien Verkehr, 2) von Niederlagen, 3). zu unmittelbarer Durchfuhr deklarirt, 4) Gesammtwaarenausgang. 5) In der vergleihenden Ueber- sicht der Waaren-Ein-, Aus- und Durchfuhr fallen die beiden leßten mit „Waarendurchfuhr“ übershriebenen Spalten weg.

Im Königreih Sachsen werden zum Abmessen der Strohgeflehte sogenannte Klafter- oder Aufziehbretter verwendet, über deren Zulassung zur Eihung und Stempelung die Kaiserlihe Normal-Eihungskommission in Gemäßheit des Art. 18 der Maß- und Gewichtsordnung vom 17. August 1868 auf Antrag und im Einvernehmen mit der Königlih sächsischen Ober-Eichungskommission die erforderlihen näheren Vorschriften erlassen hat. Die Bestimmung über die äußersten Grenzen der im öffentlihen Verkehr bei diesen in der Bekanntmahung vom 6. Dezember 1869 nicht erwähnten Meßwerkzeugen noch zu duldenden Abweihungen von der absoluten Richtigkeit hat gemäß Art. 10 der Maß- und Gewichtsordnung der Bundes- rath nah Vernehmung der Kaiserlihen Normal - Eichungs- kommission zu treffen. Der Bundesrath hat nah dem Vorschlage der Normal - Eihungskommission beschlossen, die Verkehrs- toleranz für Klafterbretter auf 6 Millimeter festzuseßen.

Die Reichstags§-Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs-Geseztes, einer Strafprozeß-Ordnung und einer Civilprozeß- Ordnung nebst GEinführungsgesezen beschäftigte fih in ihrer Sißzung vom 24. Juni hauptsählih mit den §8. 114—117 der Strafprozeß-Ordnung, welche von der Verwahrung und vor- läufigen Festnahme handeln. Der Abg. Struckmann hatte dem System des Entwurfs ein anderes, der früheren hannoverschen Prozeß-Ordnung von 1850 nachgebildetes System entgegengeseßt, nah welchem das Mittelstadium der Verwahrung ganz in Weg- fall kommen und nur zwischen Haft und vorläufiger Festnahme unterschieden, der vorläufig Festgenommene, wenn die Festnahme von dem Amtsrichter, dem er zunächst vorzuführen ist, bestätigt wird und der Amtsrichter nicht selbst zuständig is, sofort in das Gefängniß des zuständigen Gerichtes abgeliefert, und der Staats- anwaltschaft desselben die Verpflihtung auferlegt werden soll, binnen drei Tagen nach der Ablieferung die Eröffnung der Vor- untersuhung zu beantragen oder, \ofern es sih um eine zur amtsgerihtlihen Zuständigkeit gehörige Strafthat handelt, die An- klageschrift einzureihen, widrigenfalls die Freilassung durch den Untersuhungs- beziehungsweise Amtsrichter erfolgen muß. Dagegen hatte der Abg. Beer einen dem System des Entwurfs näher stehenden Antrag gestellt, wonah unter Vermeidung des Ausdruckes „Verwahrung“ die dem Staatsanwalt zur Erhebung der öffentlihen Klage gegebene Frist auf 1 Woche der Entwurf hat 2 festgeseßt und ausnahmsweise die Ver- längerung dieser Frist auf 2 Wochen der Entwurf hat 6 dem Amtsrichter gestattet wird, wenn die einwöchige Frist zur Vorbereitung und Erhebung der öffentlichen Klage nicht genügt. Dieser Antrag beruhte hauptsählih auf der Erwägung, daß der Entwurf, dem er sich abgesehen von der Terminologie im Uebrigen anschloß, der Staatsanwaltschaft zu weite Fristen zux Fafsung seiner Entschließung, ob die Erhebung der öffentlihen Klage oder die Freilassung des Verhafteten zu bean- tragen sei, gewähre. Bei der Abstimmung wurde der Antrag Struckmann abgelehnt, der Antrag Becker aber mit einem re- daktionellen Unterantrage des Abg. Dr. Bähr angenommen. Zu 3: 117 fand außerdem ein Antrag des Abg. v. Puttkamer Annahme, welcher bezweckte, daß ein von einer Privatperson Festgenommener auch von einem Polizeibeamten, dem er vorge- führt wird, freigelassen werden kann. Bei §8. 118, welcher den Erlaß von Steckbriefen behandelt, wurde beschlo}ssen, daß solche ausnahmslos nur von dem Richter erlassen werden können. 8. 119 wurde nit beanstandet.

In den deut\chen Münzstätten find bis zum 12. Juni 1875 geprägt: an Goldmünzen: 885,539,460 44 Doppelkronen, 259,762,040 Kronen; an Silbermünzen: 20,246,575 A 5-Markftücke, 66,568,172 # 1-Markstücke, 15,447,910 60 S 20-Pfennigstüle; an Nickelmünzen: 7,726,984 F, 70 „5 10-Pfennigstücke, 3,813,188 ( 70 Z d-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 2,862,493 { 60 HZ 2-Pfennigstüe; 1,395,331 M 66 „S Z 1-Pfennigstülke. Gesammtausprägung : can Goldmünzen: 1,145,301,500 #{; an Silbermünzen: 102,262,657 46 60 „S4; an Nickelmünzen: 11,540,173 46 40 -.; an Kupfermünzea: 4,257,825 # 26 S.

Das Gesey über die Vermögensvervwaltung in den katholishen Kirhengemeinden ist am 2. d. M. von Sr. Majestät dem König vollzogen worden. Dasfelbe wird in der nächsten Numzzer d. Bl, veröffentliht werdey,

Die deutsche Kmmission für die Weltausstellung in

| Philadelphia hat ihr Mitglied, Bergra{h Dr. Wedding,

beauftragt, fich mit den hervorragendsten Hüttenwerken Deutsch- lands in direkten Verkehr zu seßen, um eine der Wichtigkeit dieses Industriezweiges entsprechende Vertretung herbeizuführen.

Der General der Kavallerie von Podbielski, General- Inspecteur der Artillerie, hat sih zur Inspizirung der Feld- und Fuß-Artillerie-Regimenter auf Dienstreisen, der Wirkliche Geheime Kriegsrath und Intendant des Il, Armee-Corps Engelhard mit Urlaub nah dem Seebade Heringsdorf begeben.

Der Kaiserlih russishe Gesandte in Persien, v. Beger, traf gestern früh auf der Durchreise nah der Schweiz hier ein, stieg im Hotel Royal ab und seßte Abends seine Reise weiter fort.

Der Ober - Bürgermeister Ho brecht und sein Bruder, der Baurath Hobrechcht, befinden sih zur Zeit in Paris, um daselbft ftädtishe Anstalten und Einrichtungen zu besichtigen.

Bei Gelegenheit der Feier des zweihundertjähri- gen Gedenktages der Schlacht bei Fehrbellin wurde Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit dem Kron- prinzen eine Sammlung von 32 Kugeln vorgezeigt, die im Laufe der Jahre auf dem Schlachtfelde von Fehrbellin aufgefunden find und zur Zeit \sih im Besiße des Kantors Peters in Haken- berg befinden. Die Sammlung war früher im Besiße des Müllers Conrad in Hakenberg und zählte bis 1866 nur 14 Stück, die alljährlih bei der Schulfeier des 18. Juni auf den Stufen des v. Roechowschen Denkmals niedergelegt wurden. Seit jenem Jahre sind noch 18 Kugeln und Sprenggeschosse eingeliefert worden, von denen ebenfalls authentisch nachgewiesen ift, daß sie dem nahen Schlachtfelde entnommen find. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm von der Sammlung mit großem Interesse Kenntniß und geruhte alsdann, Sich in ein dargereihtes Album einzuzeihnen.

Kiel, 25. Juni. (Kieler Ztg.) Gestern fand beim Stationschef, Kontre-Admiral Werner, zu Ehren des amerikanischen Ge- \chwaders ein Diner statt ; geladen waren der Vize-Admiral Wor- den nebst Stab, der amerikznishe Konsul und die Spitzen der Mili: tärbehörden. Heute wird zu gleihem Zweke vom Contre-Ad- miral Henk, Commandeur des Uebungsgeshwaders, ein Diner am Bord des „König Wilhelm“ gegeben, und Abends findet auf Bellevue das vom Marine - Offiziers - Corps veranstaltete Ballfeft statt.

Bonn, 26. Juni. (W. T. B.) Der Staats-Minister Dr. Falk hat gestern und heute die \sämmtlihen Institute der Universität besichtigt. Gestern Abend wurde demselben von hie- sigen Bürgern und Studirenden ein aus etwa 1000 Fackeln be- stehender Fackelzug gebraht. Der Minister hielt dabei vom Balkon des Hotels „Stern“ aus vor der nah vielen Tausenden zählenden Menge eine mit großem Beifall aufgenommene Rede, in der er sich über die gegenwärtigen Verhältnisse aus\sprah und seine Hoffnungen für die Zukunft entwickelte. Später fand in der gefüllten Beethovenhalle ein großer Studentenkommers statt, wobei der Minister mehrfach zu den Studirenden \prach, die ihn in einer Anrede gefeiert hatten. Ueber seinen Empfang in den Rheinlanden hat \sih der Minister wiederholt ganz außer- ordentlih befriedigt ausgesprochen; seine Abreise nah Cöln, wo ebenfalls große Festlichkeiten für ihn vorbereitet werden, is auf heute festgeseßt.

Wayern. München, 24. Juni. Se. Majestät der König ist heute hierher gekommen, um den neuernannten \pa- nischen Gesandten, Don Juan Llorente, Nahmittags 3 Uhr in feierliher Audienz zu empfangen. Der König begiebt \ich hierauf nah Schloß Berg zurück. Der General der Infanterie Freiherr v. Pranckh hat die Seitens des Delegirtentages des bayerishen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossenvereins ihm angetragene Wahl zum Ehren-Präsidenten des genannten Ver- bandes angenommen.

26. Um, (W. L: D) In dem hiengen Verein liberaler Reichsfreunde habendie bis herigen Abgeordneten Wülfert, Dürrschmidt, Graf von Rambaldi, Thomaß und Henle gestern Abend unter großem Beifall ihren Rechenschaftsbericht erstattet. Der bisherige Aus\{chuß des Vereins wurde auf An- trag des Vorfißenden Vecchioni als folher aufgelöst und als Lokal-Wahlcomité mit Kooptationsreht konstituirt. Der Vor- sißende Vecchioni {loß die Versammlung mit einem Hoch auf Bayern und das Reich.

Sachsen. Dresden, 25. Juni. (W. T. B.) Ihre Majestäten der König und die Königin haben heute Abend 74 Uhr über Leipzig, Frankfurt a. M., Darmstadt, Karlsruhe und Friedrihs- hafen die Reise nah der Schweiz angetreten; die Dauer ihrer Abwesenheit wird ca. 3 Wochen betragen. In dem Gefolge Ihrer Majestäten befinden \sih die Hofdame Gräfin Einsiedel, der Oberstallmeister Senft von Vilsahch, der Kammerherr Ceremonienmeister von Helldorff und die Flügel - Adjutanten Oberst von Welck und Major von Minckwißtß.

Württemberg. Stuttgart, 25. Juni. Die Kammer der Standesherren hat am 23. Juni in fünfstündiger Sitzung den Geseßesentwurf, die Bewirthshaftung und Beauf- fihtigung der Waldungen der Gemeinden, Stiftungen und \fon- stigen öôffenilihen Körperschaften betreffend, ihren Berathung unterzogen und in der Mehrzahl ihrer Beshlüsse denen der Kammer der Abgeordneten zugestimmt. Die Kammer der Abgeordneten hat eine Geshäftsordnung angenommen, welche im Wesentlichen derjenigen des Reichstages nachgebildet ift.

Hessen. Darmstadt, 23. Iuni. Das kürzlich aus- gegebene Regierungsblatt enthält den Landtags-Abschied. Jn erster Linie werden darin alle Geseße erwähnt, welche die landesherrlihe Sanktion erhielten, und die Kirchengeseße beson- ders hervorgehoben. Was die Anträge und Wünsche der Kam- mern hetrifft, \o is eine Revision des Geseßes über die Mit- wirkung der Forensen bei Festsezung des Gemeinde-Voranschlags in Aussicht gestellt, desgleichen eine weitere Regelung der Gehalts- und Pensions-Ansprüchhe der Schullehrer. Das Ersuchen der Stände um Vorlage eines Geseyes über den Austritt aus einer Kirche oder Religionsgemeinschaft wird einer näheren Prüfung unterzogen werden.

26, Um, V. L. B) Se. Majelat d Kater von Rußland ift heute abgereist, nahdem er \ich hier vom Großherzoge verabschiedet hatte. Der Kaiser reist von Frank- furt über Bebra nah Weimar, 1zo eig dreistündiger Aufenthalt beabsihtigt if, und set von dort dip: Reise zunähst nah Leipzig fort.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 24. Juni. Das Hülfscomité hierselbst hat die Annahme der von dem Herzogl. Staats-Ministerium, Abtheilung des Innern, aufgeftellten Normen abgelehnt, da diese zu Unzuträglichkeiten geführt haben würden, unter Festhaktung fszines Vertheiluzgs§-

maßstabes, hiernach die Auszahlung der eingegangenen Beiträge an die Brand-Immobiliar-Beschädigten, fast zur ausnahmslosen Zufriedenheit derselben, bewirkt, und es sind dann au von dem Herzoglichen Staats-Ministerium, Abtheilung des Innern, die er- hobenen Einwendungen zurückgezogen worden. Die Vor- synode unterzieht sich mit regem Eifer der Lösung der ge- stellten Aufgaben. Sie hat rash die vorgenommenen Wahlen für gültig erklärt, die Geschäftsordnung vorläufig angenommen und den Appellationsgerihts-Rath Diez zum Präsidenten, den Kirhen-Rath Graf v. Schalkau zum Vize-Präsidenten gewählt und beschäftigt sich eifrig mit den beiden Vorlagen, einer Kirchen- gemeinde- und Synodalordnung und dem Geseßzentwurf über die Kirchengemeindelasten. Die Vorsynode besteht aus 12 Mit- gliedern, von denen 2 vom Landesherrn berufen, 2 vom Land- tage ernannt und 8 freigewählt worden sind.

Anhalt. Dessau, 25. Juni. Die Gesez-Sammlung enthält eine Verordnung, betreffend die Anlegung und Be- A von Familiengrüften auf öffentlihen Begräbniß- pläßen.

Hamburg, 25. Juni. Auf Montag, den 28. Juni, ist die Bürgerschaft zur Wahl eines Senatsmitgliedes an Stelle des verstorbenen Senators Eiffe auf Anordnung des Senats in Gemäßheit Art. 50 der Verfassung zusammenberufen.

Desterreich-Ungarn. Wien, 24. Iuni. Bei dem Kaiser war gestern in Schönbrunn der Herzog von Braun- \chweig zur Tafel.

Der ungarishe Minister-Präsident Baron Wencheim, der Finanz-Minister v. Szell und der Handels-Minister Baron Simonyi sind heute früh in Wien eingetroffen. Demnächst wurden im Finanz-Ministerium die Verhandlungen über die Erneuerung des österreih-ungarishen Zoll- und Han- delsbündnisses eröffnet.

—- 29. Juni. (W. T. B.) Die Disposition betreffs der Be- gegnung des Kaisers mit dem Kaiser Alexander is aber- mals abgeändert worden. Wie die „Wiener Abendpost“ meldet, begiebt sich Kaiser Franz Ioseph am 27. d. M, Abends 8 Uhr, nach Eger und giebt von dort aus dem Kaiser Alexander auf der Buschtiehrader und der Dux-Bodenbacier Bahn bis Boden- bah dus Geleite, von wo Kaiser Alexander seine Weiterreise über Dresden fortsezen wird. Kaiser Franz Ioseph tritt von Bodenbach aus über Prag, Budweis, Linz die Rückreise an und begiebt sich nach I\l.

Die „Abendpost“ konstatirt gegenüber den in ver- schiedene Zeitungen übergegangenen, vielfah unrihtigen Mel- dungen über die neue Geshüßausrüstung der österreichischen Feld-Artillerie, daß die vom Kruppschen Etablissement gelieferte Halb-Batterie dem Kriegs-Ministerium nicht unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sei, sondern gegen Zahlung der verlangten vollen Kaufsumme. Die feit Monaten mit Kruppshen Geschüßröhren angestellten Versuhe hätten zu mehrfachen Verbesserungen in der Konstruktion derselben geführt, und das vom General-Major Uchatius gelieferte Geshüßrohr sei niht allein in Folge des ganz verschiedenen Materials, sondern auch durch wesentlihe Aenderungen in einer von den Kruppschen Geshüßen wesentlih abweichenden Weise hergestellt. Die „Abendpost“ fügt hinzu, auch bei den besten Beziehungen zu den Nachbarstaaten sei es gleihwohl eine gebieterishe Forde- rung, durh eigene Kräfte die Bedürfnisse für das Heer zu decken. Die Kriegsverwaltung konnte daher in weiterer Berük- sichtigung der bei der gegenwärtigen Finanzlage doppelt wichtigen nationalökonomischen Interessen und mit Rücksicht auf den um einige Millionen geringeren Aufwand bei Ausrüstung des Heeres mit Stahlbronze-Hinterladern nur die bereits erfolgte Sanktion der Stahlbronze als Geshüßmaterial erbitten.

Großbritannien und Jrland. London, 24. Juni. Im Bucckingham-Palaft fand gestern das zweite Hof- Konzert ia dieser Jahreszeit statt. Der Prinz und die Prin- zessin von Wales, die Königin der Niederlande, die Großherzogin von Mecklenburg - Streliß, der Herzog und die Herzogin von Edinburgh und die übrigen Mitglieder der Königlihen Familie, sowie der Sultan von Zanzibar, Mitglieder des diplomatischen Corps und der hohen Aristokratie befanden \sich unter den An- wesenden. Die Königin der Niederlande empfing gestern in Claridge's Hotel den Besuch des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh, sowie der Prinzessin Louise, und stattete dann der Gräfin Derby, der Gräfin Cowley, \owie der Lady Auguste Stanley, Gemahlin des Deechanten von Westminster, Besuche ab. Später begab fie sh nach Kew, um die verwittwete Herzogin von Cambridge zu besuhen. Am Abend wohnte sie mit ihrem Gefolge dem Hofkonzert im Buckingham-Palast an. Im Laufe des gestrigen Tages machten ihr der Premier-Minister Disraeli, Graf Beust, Graf Schuwalof| und viele andere Mitglieder des diplomatischen Corps ihre Aufwartung. Der Sultan von Zanzibar besichtigte gestern das groß- artige St. Thomas-Hospital am Themse-Quai. Dann fuhr er nah dem Westminster-Palaft herüber, wohnte eine Zeitlang den Verhandlungen im Unterhause an und nahm dann die verschie- denen Sehenswürdigkeiten des Palastes in Augenschein. Am Abend ershien er mit seinem Gefolge bei dem Hofkonzert im Bucingham-Palast. Der heutige Tag is einem Besuche der City gewidmet. Der Prinz von Wales hat die Ehren- prâsidentschaft des britishen Comités für die im nächsten Iahre ftatt- findende internationale Ausftellung in Brüssel ange- nommen.

Frankreich. Versailles, 25. Juni. (W. T. B.) Der Präsident Mac Mahon, der Minister des Innern Buffet und der Kriegs-Minister de Cissey begaben sih heute Abend nah Toulouse, um die von der Ueberschwemmung heimge- suchten Orte zu besihtigen und die erforderlxhen Hülfsanord- nungen zu treffen. Der hiesige türkishe Botschafter erhielt eine von gestern datirte telegraphishe Depesche des türkischen Mi- nisters der auswärtigen Angelegenhejten in Konstantinopel, in wel- her das vielfach verbreitete Gerücht, daß die türkishe Regierung die Dinsen der türkischen Staats\chuld herabzuseßen beabsichtige und den demnä@wst fälligen Julieoupon niht einlösen werde, formell und bestimmt für unbegründet erbllärt wird.

Bersailles, 25, Juni (W, D. V) Vie National»

versammlung sehte heute die Debatte über die Wahl des

Admirals Kerjegu im Departement Cotes du Nord fort. Madier de Montjan verlangte die Ungültigerklärung der Wahl. Gambetta behauptete, daß der frühere Justiz-Minister Tailhand sich eines Amtsmißbrauchs shuldig gemacht habe. Leßterer wies nach, daß sein Verfahren durchaus korrekt gewesen sei. Nach- dem die Versammlung, des Widerspruchs der Linken ungeachtet, beschloffen hatte, daß die bezüglichen Berichte des General- Prokurators in Rennes, die #. 3. im Minifterium der Iustiz

abhanden gekommen waren, nicht zur öffentlihen Verlesung zu bringen seien, nahm noch General Chabaud La Tour für den Präfekten das Wort, dessen Verhalten vom Berichterstatter Pelletan ebenfalls angegriffen worden war. Nah dem Shhlusse der Debatte wurde die Wahl Kerjegus mit 459 gegen 141 Stimmen für gültig erklärt.

Spanien. Barcelona, 25. Iuni., (W. T. B.) Die Regierungstruppen haben heute früh das Fort Miravet ein- genommen und dabei 235 Carlisten zu Gefangenen gemacht.

Italien. Rom, 25. Iuni. (W.T.B.) In der heutigenSißzung des Senats wurde das definitive Budget für das Jahr 1875 berathen. Auf die Interpellation des Senators Cambray- Digny, welcher von dem Minister-Präsidenten darüber Auskunft verlangte, welche Maßregeln die Regierung, gegenüber der neuen Belastung des Ausgabebudgets durch die von der Deputirten- kammer bewilligten Mehrausgaben, zur Vermeidung eines weiteren Defizits zu ergreifen beabsichtige, erklärte der Minister-Präsident Minghetti, daß die Mehrausgaben des Budgets, welche von der Deputirtenkammer für dieses Jahr bis zu einer Höhe von 71/, Millionen bewilligt worden sind, durch die Mehreinnahmen aus den Steuern gedeckt werden würden. Die Steuerergebnisse der ersten Monate dieses Jahres berechtigten vollkommen zu dieser Annahme. Bezüglih der Ausgaben für die Maßnahmen bei den verschiedenen italienishen Eisenbahnen, welhe für den Ausbau der kalabrishen und sicilishen Eisenbahnen die Höhe von 15 Millionen Frecs. erreihen und bei dem Austausch der Obligationen der Gesellschaft der römischen Eisenbahnen gegen Rententitel voraus\ihtlih 5 Millionen Frs. betragen würden, hob der Minister-Präsident hervor, daß es \ih hierbei lediglich um eine Antizipation handle. Die Regierung werde dem Hause bei seinem Wiederzusammentritt die zur Beseitigung derselben nothwendigen neuen geseßlihen Vorlagen unterbreiten. Jeden- falls sei die regelmäßige Funktion der Finanzverwaltung ge- sihert, Für das Iahr 1876 rechne die Regierung auf einen Rest von dem Anlehen bei den Banken, auf eine Erneuerung der Steuerverträge und auf Reformen im Zollverkehr. Leßtere erwarte man mit RNücksiht auf den bevorstehenden Ablauf der Handelsverträge mit Frankrei, Oesterreih und der Schweiz. Alle diese Staaten zeigten sih sehr geneigt zu einer Revision der betreffenden Verträge, wobei jedoch die Prinzipien des Frei- handels\ystems gewahrt werden würden.

Numänien. Bukarest, 26. Juni. (W. T. B.) Die Bureaus des Senats und der Deputirtenkammer über- reihten dem Fürsten die Adressen der beiden Häuser in Beantwortung der Thronrede. Der Fürst \prach feinen Dank aus und hob besonders die fortdauernd zwischen der Regierung und dor geseßgebenden Gewalt herrschende Eintracht hervor.

Schweden und Norwegen. Stocckholm, 22. Zuni.

Se. Majestät der Kaiser von Rußland, wird „Helsingfors Dagbl.“ zufolge, am 7. Jali in St. Petersburg zurückerwartet, und ziem- lih gleichzeitig werden der Herzog von Edinburgh mit Gemahlin und Se. Majestät der König Oscar Il. von Schweden und Norwegen daselbst eintreffen. Da König Oscar vor seinem Eintreffen in St. Petersburg eine Reise nah dem Innern Ruß- lands zu machen wünscht, so wird derselbe seinen Weg über Riga, Dünaburg und Smolensk nehmen und auch Moskau und Nischni Nowgorod besuchen. Der Kronprinz nimmt gegenwärtig an den Uebungen des Svea-Leib-Garderegiments Theil und wird nah Beendigung derselben im Spätsommer noch einen Kursus bei der Unteroffiziers\chule durhmachen. Derfelbe wohnt während dieser Zeit bei dem Adjutanten des Königs, Major im Svea-Leib-Garde- regiment Ribbing, auf dem Gut Skärsästra auf Lidingö. Leßterer ist angewiesen worden, dem Kronprinzen während des Sommers Instruktions - Unterriht zu ertheilen. Die Prinzessin Eugenie is mit ihren beiden Neffen, den Prinzen Carl und Cugen nach Gothland abgereist, um daselbs für den Som:aer Wohnung zu nehmen. __ Christiania, 22. Juni. Die Arbeiten an dem Denkmal König Carl Johanns werden auf das eifrigste gefördert, um die Enthüllung {hon im September stattfinden lassen zu können, da König Oscar in Veranlassung der Feldmanöver, welhe von den in Smaalenene zusammengezogenen norwegischen und \{chwedischen Truppen ausgeführt werden \follen, hierher fomwen wird, :

Amerika. Rio de Janeiro, 25. Iuni. (W. T. B.) Das seitherige Ministerium hat seine Entlaffung erbeten und erhalten. In dem neuen Ministerium hat der Herzog von Caxias die Präsidentshaft und das Ministerium des Krieges, der Baron Cotegipe das Ministerium der auswärtigen Ange- legenheiten übernommen.

Asien. Birma. Aus Rangoon wird der „Times“ telegraphirt: „Der König läßt die Unabhängigkeit des Territo- riums Karenni gelten. Er gewährt das Recht, daß eine britische Streitmacht durch fein Land nah West-China für künftige Ex- P gesandt werden kann, wenn dies erforderlih s\ein ollte,“

Mandalay, .25, Juni. Der König von Birma hat den Vertrag mit der englishen Regierung unterzeichne t. Die englishen Abgesandten treten heute ihre Rückreise an.

Indien. Der Maharajah von Kashmir wird im Laufe des nächsten Winters Kalkutta besuchen.

Afrika. Aegypten. Alexandrien, 25. Juni. (W.T.B.) Das Gerücht, daß die ägyptishe Regierung beabsichtige, zur Aus- führung öffentliher Arbeiten eine neue Anleihe im Betrage von 10 Millionen aufzunehmen, wird von der Regierung selbft als jeder Begründung entbehrend bezeichnet.

Nr. 26 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag), hat folgenden Inhalt: T) Allgemeine Verwaltungssachen: Ver- weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiek. 2) Finanzwesen : Nachweisung der Einnähmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Steuern, sowie anderer Einnahmen im Deutschen Reiche für die Zeik vom 1, Januar bis zum Schlusse des Monats Mai 1875. 3) Münz- wesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reihsmünzen ; Ueber- sicht über die bis Ende Mai 1875 für Rechnung des Deutschên Reichs zur Einzkehung gelanFten Landes-Silber und Kupfermünzen. 4) Zoll- und Steuerwesen: Zollpflichtigkeit der mit Mineralwasser gefüllten Syphons. 5) Juftizweseu: Ernennung von Mitgliedern dex Kaiser- lihen Disziplinarkammern. 6) Marine und Schiffahrt: Nachtrag um Verzeichniß der Prüfungékommissionen für Seeschiffer 1c.; Bekanntmachung, betr. dgn! Umtausch der vor dem 1. Mai 1870 et- theilten Zeugnifse über di

ie Befähigung als Seeschiffer und See- steuermann áuf deutschen Kauffahrteischiffen. 7) Konsulawesen: Er- nennung 2c.

Statistische Nachrichten.

__ Nach der lebten ftatistischen Aufstellung zählte Berlin bei Beginn dieses Jahres, der Nat, Ztg. zufolge, 48 evangelische Gemeinden mit zusammen 814,509 Mitgliedern, wovon 46,368 auf die Personal- gemeinden (Dom-, Parochial-, französische Kirche, böhmisch-lutherische und böhmisch-reformirte Gemeinde und Militärgemeinde, lbtere mit 18,700 Mitgliedern), 6957 auf die 13 Anstaltsgemeinden und 761,284 auf die 23 Parochialgemeinden kommen. Die gesammten 48 Ge- meinden verfügen über 40 Kirchen und 23 Kapellen, in welchen 118 Geistliche, eins{ließlich der Hülfsgeistlichen, amtiren. s kommt mithin auf 6903 Gemeindemitglieder je ein Geistlicher und auf 12,611 Mitglieder je ein Gotteshans. An amtlihen Handlungen wurden im Laufe des vorigen Jahres in den 63 Kirchen und Kapellen vor- genommen 31,024 Taufen, worunter 27,193 ehelihe und 3831 unehe- liche Kinder, und unter leßteren wieder 4 Findlinge in der Parochie des Elisabeth-Krankenhauses, 11,502 Konfirmationen, 98,810 Trauungen. Bei den 23,898 Beerdigungen wurde nur in 4553 Fällen die Mit: wirckung des Geistlichen ecbeten,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Du Germanishen Museum zu Nürnberg ist bereits die, die bisherigen Gebäulichkeiten und den Neubau (Augustinerbau) trennende Mauer durchbrohen und somit eine Verbindung zwischen dem Banzen hergestellt.

_ Auf den Wunsch der Hafen-Deputation in Bremen hat eine Sachverständigen-Kommission des dortigen Naturwissenschaftlichen Vereins, bestehend aus den Herren Professor Buchenau, Dec. Feldmann, Chemiker Ganzel, Dr. Höpke, Direktor Salzenberg und Apotheker Willich, die Möglichkeit der Selbstentzündung von Stauhölzern in Petroleum-Schiffen untersucht. Dieselbe hat sih einstimmig dahin ausgesprochen, daß unter den in der Praxis vorliegenden Umjtänden eine Selbstentzündung für unmöglich anzusehen sei.

Die Mitglieder der deutschen Expedition zur Beobach- tung des Venusdurchganges auf den Aucklandsinseln trafen am 23. auf ihrer Rückr-eise an Bord des Dampfschiffes „Fris“, von London kommend, in Hamburg ein.

In Wien starb in der Nacht zum 24. d. M. der Dramatiker und Lyriker Franz Hermann v. Herrmannsthal. Im Jahre 1830 erschienen seine „Gedichte“ bei Gerold in Wien und 1837 eine zweite Sammlung: „Mein Lebenslauf in der Fremde“ bei Wagner in Frei- burg. Sein erster dramatischer Versuch: „Die Blutrache“, fällt in das Jahr 1831; sein zweites Drama: „Ziani und seine Braut“, hatte 1847 auf der Wiener Hofbühne Erfolg, und auch sein Trauerspiel: „Der leßte Ravenswood“ (nach W. Scotts „Braut von Lammer- moor*), 1860 auf derselben Bühne aufgeführt, wurde mit Anerkennung aufgenommen.

Im Kloster Beocsin in der Frushka Gora starb, wie man der „Allg. Ztg.“ aus Carlowiß, 19, Juni, screitt, vor einer Woche Grtschits Milenko, einer der beliebtesten serbischen Lyriker. Das leßte Geleit gab ihm eine große Anzahl von Freunden und Bekannten, zumeist Schriftsteller. Den Sarg tiugen bis zum Grabe vier hervorragende Schriftsteller, darunter au der gefeiecte serbische Dichter Zmaj-Jovan Jovanovits.

Am 23. d. M., Morgens gegen 3 Uhr, wurde in Innsbruck eine leichte Erderschütterung wahrgenommen.

In Prag und auf der ganzen Westbahnstrecke von Prag bis Chrast hat am 24. d. Abends ein heftiges Gewitter mit wolken- bruchartigem Regen erheblichen Schaden verursacht.

In Mandal und Umgegend in Norwegen wurden am Morgen des 19. d. M. einige heftige Erdstöße bemerkt, welche in den mehrere Meilen entfernten Landgemeinden sogar so ftark waren, daß Möbel und andere lose Gegenstände umfielen. Auch in Flekke- fjord find die Stöße beobachtet worden.

Gewerbe und Handel.

Ueber den vom 19. bis 23. Juni 1875 in Berlin abgehaltenen Wollmarkt gehen uns folgende statistishe Mittheilungen zu. In der Zeit vom 14. bis 23. Juni 1875 ist Wolle auf Eisenbahnen und auf Landwagen zum hiefigen Marktverkehr gelangt: 104,594 Ctr. 8 Pfd. ; auf den hiesigen festen Lagern war am 14. Juni der Bestand von 15,848 Ctr., mithin gelangten zu Markte 120,442 Ctr. 8 Pfd., oder 25,628 Ctr. 8 Pfd, weniger als im Vorjahre. Verkaufs- stellen auf dem Markte waren angewiesen: an Produzenten 254, an Händler 302, also zusammen 556 Verkäufer oder 208 Verkäufer weniger als im Vorjahre. Die Durchschnittspreise st:llten sich: feine Tuchwolle auf 72 bis 68 Thlr., mittelfeine Tuchwolle auf 67 bis 62 Thlr., ordinäre Wolle auf 60 bis 50 Thlr., Kammwolle auf 62 bis 60 Thlr. pro Centner; fie waren durchschnittlich den vorjäh- rigen ziemli gleih. Für besonders in der Wäsche gut behandelte Wolle wurden etwas höhere Preise gezahlt. Die Kauflust war von Anfang an sehr rege und der Markt bis zum Mittag des 20. Juni als beendet anzusehen.

In der Generalversammlung der Hessischen Bank zu Cassel waren 14 Aktionäre auwesend, welche 2034 Aktien mit 406 Stimmen vertraten, Der erste An- trag der Tagesordnung, „Abnahme der Jahresrechnung und Ertheilung der Decharge“, wucde einstimmig genehmigt und auf Wahl von Revisoren Verzicht geleistet. Der zweite von den Gesell- \chafts-Vorständen eingebrachte Antrag auf Liquidation der Bank wurde ebenfalls einstimmig angenommen. Zu Liquidatoren wurden die seitherigen Vo. standsmitglieder General-Konsul Spiegelthal und Banquier Kaßtzenstein und der Vorsißende des Aufsichtsrathes Banquier Robert Baumann aus Berlin gewählt. Der dritte Antrag der Tages- ordnung, welcher dahin ging, daß die Liquidatoren ermächtigt werden sollen, die Grundstücke eventuell auch freihändig zu verkaufen, fand nah längerer Diskussion gleihfalls einstimmige Annahme. Der lebte Antrag auf weiteren Rückauf von Aktien wurde nach gefaßtem Liqui- dations-Beschluß zurückgezogen. Nach zweistündiger Dauer wurde die Generalversammlung geschlossen. Erwähnenswerth und für die Aktio- näre von ganz besonderer Wichtigkeit dürfte die von den Gesellschafts- Vorständen gegebene Versicherung sein, daß ans der Liquidation ein wesentlich höherer Betrag zur Vertheilung gelangen würde, als der heutige Courswerth der Aktien ihn ergiebt.

Se. Majestät der König von Bayern hat bei Er- öffnung des Bayerischen Gewerbe-Museums die Summe von 10,000 fl. für eine Stiftung bewilligt, aus deren Zinsen alljährlich Aussteller im Museum prämiirt werden follen. Die Verwaltung des Gewerbémuseums hat sich nun dafür entschieden, daß aus dieser „König Ludwigs Preisftiftung“ Medaillen für die besten Arbeiten, welche in der permanenten Ausstellung des Gewerbemuseums im Laufe eines Jahres ausgestellt werden, und Geldpreise für folche kunst- gewerbliche Arbeiten vertheilt werden, welche in Folge einer jährlich stattfindenden Ausschreibung des Gewerbem"ïoums zur Ausstellung fommen. Im nächsten Jahre, am Geburts- und Namenstage des Königs (25. August 1876) findet die erste Vertheilung der Prämien statt. Bezüglich der Geldpreise ist noch keine Bestimmung getroffen, dagegen kommen 1 geldene, 3 silberne und 7 bronzene Medaillen zur Vertheilung, und werden hiebei alle jene Arbeiten berücksichtigt, welche vom 25. Juli 1875 bis 25. Juli 1876 in der permanenten Aus- stellung aufgestellt waren.

Brünn, 24. Juni, Der Termin zur Wiederaufnahme der Fabriksarbeiten 1 heute abgelaufen, nur wenige Arbeiter sind erschienen, im großen Ganzen dauert der Strike fort.

In der Albert Hall in London wurde am 22. d. Mts, die erste Ausstellung der Arbeiten der vor zwei Jahren unter den Auspicien einiger Damen des hohen Ndels gegrimdeten König- lihen Schule für künstlerishe: Nadelarbeiten in Gegen- wart des Tegen und der Prinzessin Christian von Schleswig-Hol- stän, der Fürstin Teck, des Herzogs von Westmünfter und einer zahl- reichen hohen Gesellschaft eröffnet. Die Prinzessin Christian, Präsi- dentin der Schule, hielt bei dieser Gelegenheit eine längere Ansprache, in welcher fie die Zöglinge und Lehrerinnen der Anftakt zur Ausdauer

ermahnte,