1875 / 149 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Jun 1875 18:00:01 GMT) scan diff

nach Swinemünde zurück.) Mittwoch Morgens 8 Uhr: Fahrt nah der Rhede. Von 8 Uhr 30 Minuten bis 12 Uhr Mittags: Landungsmanöver. Nach dessen Beendigung kehrt der Kron- prinz an Bord der „Grille“ nah Stettin zurück, um fich 3 Uhr 48 Minuten Nachmittags mit dem Courierzuge nah Berlin zu begeben.

* _— Der Bundesrath hat in seiner Sizung vom 15. d. M. beschlossen, unter denselben Maßgaben, unter welchen nah dem Bundesrathsbeschluß vom 31. März 1870 die steuerfreie Verwendung des Branntweins zur Gewinnung von Al- kaloiden zulässig erklärt ist, auch den zur Herstellung von Anilinfarben verwendeten Spiritus freizulassen.

Die Reichstags-Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs- Gesetzes, einer-Strafprozeß-Ordnung und einer Civilprozeß- Ordnung nebs Einführungsgesezen beschloß in ihrer Sigzung vom 25. Juni zunächst nachträglich zu §. 116 der Straf» prozeß-Ordnung, daß, wenn eine vorläufige Festnahme bei einer strafbaren Handlung, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt, stattgefunden hat, der Antragsberechtigte sofort zu benachrihtigen sei, um den Strafantrag stellen zu können. Eine lebhafte De- batte enstand über einen von den Abgg. Gaupp und Dr. Grimm beantragien §8. 119 a. folgenden Inhalts: „Im Falle einer aus Vorsaß oder grober Fahrläfsigkeit widerrehtlich verfügten oder verlängerten Gefangenschaft ist der Schuldige dem Verletten zur Genugthuung und vollen Entshädigung verpflichtet. Sollte die zuerkannte Entschädigungssumme uneinbringlih sein, so hat die Staatskaffe, vorbehaltlih ihres Rükgriffs auf den Schuldigen einzu- treten.“ Der Antragwurde abgelehnt. Die Kommission erledigte hier- auf noch den von der Vernehmung des Beschuldigten handelnden neunten Abschnitt (§§. 120—123). Der F. 120 fand mit einer von den Abgg. Dr. Grimm und Dr. Schwarze vorgeschlagenen Aenderung Annahme, wonach die Ladung des Beschuldigten unter der Androhung, daß im Falle des Ausbleibens die Vorführung er- folgen werde, geshehen kann, nit, wie der Entwurf will, ftets geschehen soll. Ein weiter gehender Antrag, den Erscheinungs- zwang für den Beschuldigten, wenigstens im Vorverfahren, ganz abzuschaffen, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, nahdem hervorgehoben war, daß der Erscheinungszwang mit dem In- quisitionsprinzip nihts zu thun habe, eben so nothwendig i, wie der Zeugnißzwang für die Zeugen und nicht dahin führe, daß der erschienene Beschuldigte zu einer Aussage irgend ge- drängt werde. Die §§. 121 und 122 wurden nicht beanstandet, §. 123 mit einigen Abänderungsanträgen der Abgg. Dr. Schwarze und Herz angenommen, welche die Tendenz verfolgten, \{härfer auszudrücken, daß die Vernehmung des Beschuldigten niht im Sinne des Inquisitionsprinzips zu erfolgen habe, sondern ihm namentlich Gelegenheit gewähren solle, die zu seiner Vertheidigung dienenden Thatsachen vorzubringen. Eine längere Erörterung entspann fich dabei über die Frage, ob dem Beschuldigten nah dem Vorbilde des englishen Rehts bei Beginn seiner BVer- nehmung eröffnet werden solle, daß seine Aussagen in der Haupt- verhandlung als Beweismittel gegen ihn benußt werden tönnten ; indeß wurde ein diese Ansicht vertretender Antrag des Abg. Herz abgelehnt. Schließlih beschloß man noch, die Berathung des zehnten, die Vertheidigung betreffenden Abschnittes einstweilen auszusetzen.

„Berlin abgereist.

Die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaft- lihen Steuern, sowie andere Einnahmen im Deut- \hen Reiche für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Mai 1875 (im Vergleich mit dem- selben Zeitabschnitt des Jahres 1874) ergaben in Mart: Ein- gangszoll 48,117,564 (—+ 6,285,102), Rübenzutersteuer 10,010,998 (— 12,891,923), Salzsteuer 12,128,321 (— 259,954), Tabaks- steuer 467,194 (— 358,412), Branntweinsteuer 23,380,678 (-- 2,834,908), Uebergangsabgaben von Branntwein 46,282 (— 2879), Brausteuer 8,013,341 (+ 160,991), Uebergangs- abgaben von Bier 372,496 (+ 1615), Wechselstempelsteuer 3,007,974 (4+ 17,922), Post- und Zeitungs - Verwaltung 41,523,009 (-+- 2,449,745), Zelegraphen-Verwaltung 4,300,043 (— 29,223), Reichseisenbahn - Verwaltung 11,976,020 (+ 1,459,619).

Der Weihbi\chof (Suffragan-Bischof) übt nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 4, Juni d. J, Die bischöflihen Rechte niht aus eigenem Rehte aus, sondern nur im Auftrage des Diözesan-Bischofs und nur, soweit dieser Auftrag reiht, und so lange das Recht des Diözesan-Bischofs felbst währt. Während der Erledigung des bishöflihen Stuhles ruhen die bishöflihen Rehte und Verrichtungen nicht nur, insoweit sie von dem leßten Bischof persönlih, sondern auch insoweit fie von anderen Personen ausgeübt worden find, Der Bischof in partibus infidelium Janiszewsfi, Weihbischof in Posen, übte bereits seit mehreren Jahren, mit Erlaubniß seines Vorge- seßten, des Erzbischofs Ledohowski, das Amt der Firmung aus und setzte diese bishöflihe Thätigkeit auch nah der Amtsent- schung des Erzbischofs fort, ohne dem Ober-Präsidenten der Provinz Posen hiervon die dur das Gesey vom 20. Mai 1874 über die Ver- waltung erledigter Bisthümer vorgeschriebene Mittheilung zu machen, den ihm ertheilten kirchlihen Auftrag darzuthun und ohne sich zu der eidlihen Verpflichtung bereit zu erklären, daß er dem Könige treu und gehorsam sein und die Gesehe des Staates befolgen wolle. Auf Grund dieser Thatsachen wurde der Weihbishof zu \sechs Monaten Gefängniß verurtheilt und die Seitens des Angeklagten eingelegte Nichtigkeitsbeshwerde vom Ober-Tribunal zurückgewiesen. Für diejenige Diözese, führt das Erkenntniß des Ober-Tribunals aus, „für welhe ein Bischof in partibus infidelium als Suffragan-Bischof ernannt ist, übt er die bishöflihen Rechte niht aus eigenem Rechte aus, \on- dern nur im Auftrage des Diözesan-Bischofs und nur \oweit dieser Auftrag reiht, und \so lange das Recht des Diözesan-Bischofs selbst währt. Dies ist {hon nah fanonishem Recht niht be- denklih, da nah dem Tridentinum die Weihbishöfe ohne Bevoll- mächtigung des Ordinarius keine Pontifikalhandlungen vornehmen dürfen und ihre Rechte mit dem Tode desselben erlöschen. Der Angeklagte hat auf Grund der von ihm vorgelegten päpstlichen Ernennungs-Urkunde die ihm überwiesenen bishöflihen Verrich- tungen nur mit ausdrückliher Erlaubniß und Zustimmung des Erzbischofs vorzunehmen gehabt. Nach §. 1 des Geseßes vom 20. Mai 1874 dürfen in allen Fällen, sobald der bishöflihe Stuhl erledigt wird, die gesammten, mit dem bishöflihen Stuhle verbundenen Rechte, sowohl die des ordo als auch die der juris- dictio, von Niemandem, er sei wer er, sei, ausgeübt werden, so lange nicht den §8. 2 und 3 des Geseyes genügi worden. Diese Auffassung entspriht dem Geseye vom 20. Mai 1874 und muß als durhgreifend angesehen werden. Es ruhen wäh» rend der Erledigung des bishöflihen Stuhles die bischöflichen

worden find, fondern auc insoweit fie von anderen Personen ausgeübt worden. Für die Anwendung der N: 1; 4 cit, t die Qualität der ausgeübten Rechte 2c. niht für die Qualität der dieselben ausübenden Person entscheidend; find die Rechte 2c. als solche zu carakterisiren, welhe an sih zu der Kategorie der mit dem bischöflihen Amte verbundenen Rechte und geistlichen Verrichtungen gehören, \o is ihre Vornahme während des vor- bezeichneten Zeitraums Jedem untersagt, gleichviel ob cr solche Rechte 2c. bis zum Eintritte der Sedisvakanz auszuüben befugt gewesen is, oder nicht.

Herausforderungen und Zweikämpfe beurlaubter Land- wehr-Offiziere sind, nah einem Beschluß des Ober-Tribunals, den Militärgerihten, die Kartellträgerei Seitens be- urlaubter Landwehr-Offiziere dagegen den Civilgerichten unterroorfen. i:

Der General der Infanterie von Sto\ch, à la suits des See-Bataillons und Chef der Kaiserlihen Admiralität, hat fich nah Swinemünde begeben.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrathe, Großherzoglich mecklenburg-\{chwerinshe Ober-Zolldirektor Oldenburg, ist von

Der General-Major und Commandeur der 17. Kaval- lerie-Brigade von Rauh, welcher kürzlih zur Dienstleistung beim Kriegs-Minifterium, Abtheilung für das Remontewesen, kommandirt worden, is zur Uebernahme dieses Kommandos von Schwerin hier eingetroffen.

Kiel, 26. Juni. Das von dem Marine - Dffiziercorps geftern auf Bellevue zu Ehren der Offiziere des amerikanis \chen Geshwaders veranstaltete Ballfest nahm den besten Verlauf. In den mit den amerikanishen und deutschen Farben ges{chmüdckten Räumen wurden die Gäste von dem Contre-Admiral Werner empfangen. Auh die Spiyen der Civilbehörden, der Universität und der Stadt waren anwesend. Die amerikanischen Gäste, denen der Gesandte der Vereinigten Staaten, Herr Ban- kroft Davis, ih zugesellt hatte, wurden mit Tush begrüßt. Dann nahm der Ball seinen Anfang und währte mit kurzer Pause, welche dem Souper gewidmetzzwar, bis gegen 2 Uhr des Morgens.

Cöln, 27. Juni. (W. T. B.) Gestern Abend gegen 7 Uhr traf der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Falk mit dem Zuge von Brühl hier ein und wurde auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Behörden empfangen. Das auf dem Perron und vor dem Bahnhofe zahlrei versammelte Publikum begrüßte den Minister mit lebhaften Hochrufen. Am späteren Abend fand ein großer Fackelzug der Cölner Bürgerschaft statt, an dem über 3000 Personen Theil nahmen. Die Straßen waren vielfach geflaggt. Der Cölner Männergesangverein brahte dem Minister im Regierungsgebäude eine Serenade. Als der Fatelzug unter beständigen Hochrufen vorbeidefilirt war und \fich vor dem Regierungsgebäude aufgestellt hatte, wurde der Minister von einer Deputation begrüßt. Der Führer derselben, Stadtverordneter Hampsohn, hielt eine Ansprache, in welcher er dem Minister den Dank der Stadt für dessen Wirk- samkeit für die Wissenschaft und religiöse Toleranz aus\prach und im Namen der Bürgerschaft die Verfiherung gab, daß ihr Wahlspruch stets sein werde: „Treu dem Reiche‘ und dem Vater- lande.“ Der Minister dankte in bewegten Worten und hob namentlich hervor, daß er hier den Kern der Cölner Bürgerschaft vor sh sehe. Indem er sich die Bestrebungen der hier vertre- tenen Vereine vergegenwärtige, werde ihm Stärkung und neue Kraft zu Theil. Der Eindruck werde ihm unvergeßlih sein und er fordere auf zu einem „Alaaf Cöln. Die Rede des Ministers wurde mit ftürmäsçchen Hochrufen aufgenommen.

Bayern. - München, 26.“ Juni. (Allg. Ztg.) Se. Majestät der König hat durch Entschließung vom 12: 0; Mi der Wirksamkeit vom 1. August l. I., die Auflösung der Gar- nisons-Compagnien Nymphenburg und Königshofen und die Bildung einer Halbinvaliden-Abtheilung bei jedem Armee-Corps verfügt, und sind vom Königlichen Kriegs - Ministerium die näheren Bestimmungen zur Ausführung dieser den Reichs- Militär-Pensionsgeseßen entsprehendea Aenderungen in der Formation der Armee bereits erlassen worden. Dem Ver- nehmen nah hat Se. Majestät der König vorgestern dem Staats- Minister Dr. v. Luß zu dessen Namenstag die huldvollsten Glückfwünsche gesendet. Die Herzogin Adelgunde von Modena wird morgen hierher kommen und einige Tage in Nymphenburg Wohnung nehmen. Prinz Dito hat sich auf mehrere Monate nah Hohenshwangau begeben. Der vormalige Kriegs-Minister, General der Infanterie Frhr. v. Pranckh, hat, auf die Mittheilung, daß der D.legirtentag des „baycrishen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenofsen- Vereins“ ihn zu seinem Ehrenpräsidenten gewählt hat, in einem Schreiben an das Vereinspräsidium vom 20. ds. erwidert : „Nachdem mir die Annahme dieser Wahl auf Grund Höchster Kriegsministerialentschließung gestattet ift, so kann mir nur er- übrigen die Wahl als Ehrenpräsident anzunehmen, und mit dieser Erklärung die Versiherung zu verbinden, daß ih mich ebenso geehrt als geshmeichelt erachte, dem Vereine \o bewährt biederer bayerischer Veteranen und Krieger als Ehrenpräsident anzugehören und vorzustehen.“

Sachsen. Dresden, 26. Iuni. Ihre Majestäten der König und die Königin haben \ich mit dem bereits er- wähnten Gefolge geftern Abend nah 6 Uhr mit dem Schnell- zuge nah Leipzig begeben, daselbst im Königlichen Palais das Nachtquartier genommen und heute Morgen die Reise nah Süd- deutshland, zunähft nah Frankfurt, fortgeseßt. Bei der Abreise Ihrer Majestäten waren gestern im Leipziger Bahnhofe hierselb| zur ehrfurchtsvollen Verabschiedung anwesend die Staats-Mi- nister General der Kavallerie v. Fabrice, von Nostiz-Wallwig, Dr. von Gerber und Abeken, der Stadtkommandant General- Lieutenant Freiherr von Hausen, der General-Direktor des König- lien Hoftheaters Wirklihe Geheime Rath Graf von Platen, Geheime Rath Bär, Kreishauptmann von Einsiedel und Polizei- Direktor Shwauß. Der Eisenbahndirektor Pöge geleitete den Zug von hier bis Leipzig, woselb die Ankunft kurz vor 1/,9 Uhr erfolgt ist. Im dasigen Bahnhofe wurden Ihre Majestäten vom Bürgermeister Dr. Koh, Geheimen Regierungs-Rath von Wihßz- leben (in Stellvertretung des Kreishauptmanns von Burgsdorff), dem Stadtkommandanten und dem Polizei-Direktor Dr. Rüder empfangen. Bei der heute früh mit dem Zuge 7 Uhr 35 Mi- nuten in Leipzig mittelst der Thüringer Bahn erfolgten Abreise nah Frankfurt a. M. hatte sich außer den vorgenannten Herren auch der Rector magnificus Konfsistorial-Rath Dr. Baur zur Verabschiedung eingefunden. »

Baden. Karlsruhe, 26. Iuni. Ihre Königliche Hoheit

Hessen. Darmstadt, 26. Juni. Heute Vormittag um 11 Uhr kam Se. Majestät der Kaiser von Rußland, von Jugenheim zurückreisend, hier durch und wurde von Sr. König» lihen Hoheit dem Großherzog und sämmilichen hier anwesen- den Prinzen und Prinzessinnen des Großherzoglichen Hauses am Bahnhof begrüßt. Zu gleicher Zeit kam Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen mit der Ludwigsbahn hier an und begab \sich, von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Ludwig am Ludwigsbahnhof empfangen, zur Begrüßung Sr. Majestät an den Bahnhof der Main-Neckar-Bahn. Se. Königliche Hoheit der Großherzog empfing heute Vormittag halb 12 Uhr den Prinzen Wilhelm von Hanau.

927. Juni. (W. T. B.) Jhre Majestäten der König und die Königin von Sachsen trafen heute Vormittag zum Besuche Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hier ein. Der Großherzog war zum Empfange auf dem Bahnhofe anwesend. Der König und die Königin werden heute Abend ihre Reise nah Karlsruhe fortseßen.

Sachsen- Weimar- Eisena, Weimar, 26. Juni. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser von Rußland if soeben hier eingetroffen und von der Großherzoglichen Familie auf dem Bahnhofe empfangen worden. Von dort begaben \ich die Herrschaften nah dem Schlosse Belvedere.

927. Zuni. (W. T, B.) Se. Majestät der Kaiser von Rußland wird nach Mitternacht von hier abreisen und seine Reise nah Böhmen fortseßen.

Schaumburg - Lippe. Bückeburg, 26. Juni. Die Einwohner der Städte und Aemter des Landes, soweit dieselben nach Art. 14 Nr. 5 und 6 des Verfassungsgeseßes vom 17. No- vember 1868 in Verbindung mit Art. 1 des Wahlgeseßes von demselben Tage Abgeordnete zu den Landtagen der in diesem Jahre beginnenden zweiten Legislatur-Periode zu entsenden haben, find durch höhere Bekanntmachung aufgefordert worden, fih zur Wahl ihrer Abgeordneten am 14. Juli d. I. vor den ernannten Wahlkommissarien einzufinden.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 24. Juni. Der Landeshaus halts - Etat pro 1876 seßt fest: die fort- dauerndern Ausgaben auf 28,737,721 M 37 S; die einmaligen und außerordentlihen Ausgaben auf 15,177,577 A 48 5 und die Einnahmen auf 43,915,298 (1875 39,008,854). Nach §. 3 des Etatsgesezes können im Jahre 1876 für Rehnung der Bezirke, Gemeinden, öffentlichen Anstalten und sonst berechtig- ten Korporationen die nah der bestehenden Gesetzgebung gestatteten Zuschläge zu den direkten Staatssteuern innerhalb der zulässigen Grenzen und die in 8. 3 Nr. 2 des Etats- gesezes pro 1872 bezeichneten besonderen Abgaben und Gefälle erhoben werden. Eine beigefügte Uebersicht giebt die Provinzial-Kontingente für die, 3 Rep»rtitionsfteuern, D, D: Grund-, Personal- und Mobiliarsteuer und der Thür- und Fenster- steuer an. Wie die vorjährigen, sind auch die diesjährigen Etats-Ausgaben nah Betriebs- und Staatsverwaltungen ge- chieden. Bet der Aufführung der diesjährigen Veranschlagungen find die pro 1875 eingeklammert daneben geseßt. Die fort- dauernden Ausgaben betrugen : für die Verwaltung der Forsten (1.) 2,873,000 M (2,784,800); für die Verwaltuug der direkten Steuern (11) 1,217,850 (1,210,700) ; der Zölle, indirekten Steuern und des Enregistrements (111.) 4,630,844 (4,498,689), in Wegfall pro 1876 38,550; des Ober-Präsidiums (1V.) 427,100 (504,075); für Justizverwaltung (V.) 1,728,385 (1,592,151), in Wegfall 3870; Verwaltung des Innern (VI1.) 3,664,458 (3,683,436), in Wegfall 6300; Verwaltung der geistlichen Angelegenheiten (VII.) 2,574,170 (2,598,643); des öffentlichen Unterrichts, Förderung der Wissenschaft und Künste (V1) 3,760,555 (3,984,361), wegfallend 4200; Handel, Gewerbe und Landwirthschaft (IX.) 624,950 (580,650), in Wegfall 350; Wasserbau- verwaltung (X.) 1,608,060 (1,618,802); Wegeb1uver- waltung (XI.) 1,363,760 (1,435,360); Allgemeine Finanz- verwaltung (X11) 4,388,849 (4,048,197); Tabaksmanu- faktur 1,912,000. Die einmaligen und außerordentlihen Aus- gaben betragen für I. 360,000 (388,000) ; 1TI, 280,000 (156,240); IV. 400,000 (173,600); VI. 63,880 (383,208); «VII. 16,000 (18,520); VIII. 478,850 (481,600) darunter für die Universität 121,050 (71,850) ; IX. 68,600 (57,600); X. 1,073,200 (2,117,600); X1. 454,000 (532,800); XII. 12,343,047 (6,560,000). Die Summe aller fortdauernden Ausgaben beträgt 98,737,721 (28,139,686); det einmaligen 15,177,577 (10,869,168). Die Einnahmen betragen für I. 6,310,000 (5,891,600) ; II. 9,815,400 (9,672,624); 111. 14,255,075 (14,385,660); IV. 13,201 (13,059); V. 261,142 (274,224); VI, 244,680 (238,280); VIII. 453,276 (242,973); IX. 147,050 (119,760); X. 11,274 (11,274); XI. 270,800 (270,800) ; XII. 11,532,000 (7,888,600) exkl. Zinsen der aufzunehmenden Anleihe X111, 2,513,400. Die Einnahme der Universität Straß- ‘burg beträgt 47,332 (35,694); die Ausgaben 872,635 (849,028); daher muß aus der Landeshauptfasse ein Zuschuß von 825,303 (813,334) geleistet werden. Die Zuschüsse aus Landesfonds für städtishe höhere Schulen betragen 453,421 bei einer Schülerzahl von 2760. Die Einnahme beläuft {ih auf 765,394. Mit der Einrichtung von Mittelschulen I er U [eter Zeit von den Gemeinden vorgegangen worden, und {weben noch zur Zeit die Verhandlungen darüber. Veranschlagt find für Mittel- und deutshe Schulen pro 1876 = 20,000 M (24,000). Vorläufig kosten die Mittelshulen in Brumath, Mey, Schirmek, Deseuze 5360 A; die deutschen Schulen in Meß und Lafrimbole 2780 #; Summa: 9140 4 Für die Töchterschulen. betragen die Kosten 41,490 #4 Die Summe der Einnahmen 43,915,298 (39,008,854) balanzirt mit den Ausgaben.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Juni. Der Kaifer hat vorgestern den rumänischen diplomatischen Agenten Costafor'a empfangen.

Die Abreise der Kaiserin von Oesterreich v.ah Safsetot exfolgt über Straßburg i. E. und ist auf den 29, Juli c. festgeseßt.

Der im Auszug bereits telegraphisch mitgetheilte Artikel der „Wien. Abendpost“ über das Uchatius ges chüH lautet vollständig:

Bei Gelegenheit der in den leßten Tagen stattgehabten Er- örterungen über die Geshüßfrage wurden vielfach Behauptungen un- rihtiger Art vorgebraht. Diesen gegenüber lassen sich folgende be- deutsame Thatsachen aufstellen: y

Die von der Firma Krupp gelieferte Halbbatterie wurde nit unentgeltlich zur Verfügung gestellt, sondern hierfür die verlangte volle Kaufsumme berichtigt. |

Die wiederholt monatelang auf dem Steinfelde bei Wiener- Neustadt stattgehabten Versuche mit den Kruppschen Gußstahlrohren Haben zu Verbesserungen in der Konstruktion. geführt, woran das

die Großherzogin ist nah mehrwöchigem Kurgebrauh zu

Rechte und Verrichtungen im vollen Umfange, d. i. also nit nur infoweit, als fie von dem lehten Bischof persönlich ausgeübt

l Rippoldsau heute Abend in die Residenz zurückgekehrt,

technische und administrative Militär-Comité bei den andauernden, vielfachen Korrespondenzen nit ohne Antheil bleiben konnte,

Es ist unverkennbar, daß der hieraus ents i i ' rungene Vort genannten Firma zu statten fam, von P ad Mats E tungsnotizen, selbst auch in- neuerer Zeit Konstruktionsverbesserungen Dn Tee D und noch bewirkt werden. lerauf wurde auch die sonderbare Forderung gestützt, daß nun- E e T Eee eaB ende Versuche mit D Stablbrame Gn üßen ren wären, was ei 1G , bai hätt verursachen mi, eine Verschleppung der Angelegen as den Bemühungen des General-Majors Ritter v. Uchati E Geschüßrohr is nicht blos . Folge des E S Materials, ‘sondern auch durch mehrfache Aenderungen we io von den Kruppshen Geschüßen abweichend hergestellt. D ie Stahlbronzerohre haben, wie die „Mittheilungen des echuisch-administrativen Militärcomité“ enthalten und wie in manchen sachgemäßen Artikeln angeführt wurde, um einige hundert Schuß (bis A gn, als die A alanclen, deren Erprobung ha einem weit geringeren Umfange st i i den De E der Sall e A a ie ursprünglich mit aller Vorsiht behandelte Erfindung des ge- Ae Generals legte die Pflicht zu den strengsten. Erbieobiniaen 4 bat ah U S zu dem fachmännischen Ausspruche ge- ) i; usse die Annahme der Stahlbronz [hüß- E beantragt werden, O M E S ngesichts dieser Verhältnisse mußte der Wunsch ei sländi {en Firma, die Beschaffung eines neuen GeschÜ (ale u beT T, Md al g euen Geshüßmateriales zu über- In der That konnte wohl kein Kriegs-Minister fih zu einem

anderen Verfahren entschließen.

_Nur die durch Versuche konstatirte Unmöglichkeit, ei i Geschübßmateriale im Jnlande it besbaften bätte ten Beschluß rechte [O Es in einer so hohwichtigen, die Schlagfertigkeit des Äuélandes zu beanspru e Angelegenheit die Hülfe des

Bei den besten Beziehungen zu den Nacbarstaaten ist es gleich-

M TF4 Cr , . "” . f

bedür usse E Gorderung, durch die eigenen Kräfte die Heeres- _ Werden noch die bei der gegenwärtigen finanziellen L

wichtigen Canal Bfunom den Sitbere fen e e B A Millio

nen geringere Aufwand bei Ausrüstung des Heeres 1nit Stahlbronze-

Hinterladgeshüßen in Betracht gezogen, so konnte die Kriegêverwal-

tung, eingedenk ihrer Verpflichtungen gegen Staat und Heer, keine

e L A E unternehmen und \ich die auch

eits erfolgte Allerhöchste Sankti Stahlbro 1

éMbauterie e U )ste Sanktion der Stahlbronze als Geschüßtz- Die Wahlbewegung in Ungarn nimmt einen immer lebhafteren Charakter an. So \ind neuerlich im Dewa Wahl- unruhen vorgekommen, welhe militärishe Intervention noth- wendig machten. An das Temesvarer Militär-Kommando ge- langte nämlih Dienstag Nachts eine Depeshe aus Deva, in welcher um \{chleunige Absendung eines Bataillons zur Aufrecht- haltung der Ordnung ersucht wurde. Demzufolge is das dritte Bataillon des dort garnisonirenden Infanterie-Regimentes Cä- sarewitsch unter Kommando des Majors Berkovih Mittwoch von Temesvar nah dem Schauplaße der Unruhen abgegangen. a E ger, 28. Juni, (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Franz Josef ist heute früh 64 Uhr mittels| Separat- zuges der . Franz-Iosefsbahn - hier eingetroffen. Auf dem Bahnhofe wurde derselbe vom Landeskommandirenden, Feld- zeugmeister Philippovic, vom Statthalter Baron von Weber, vom Landesmarshall Fürst Carlos Auersperg sowie von den Spizen der Behörden empfangen. Als der rusfische Hofzug herannahte, erschien der Kaiser auf dem Perron und blieb daselbst, bis derselbe in die Halle ein- gefahren war. Als Se. Majestät der Kaiser Alexander den Zug verlassen Hatte, umarmten und küßten sich beide Kaiser mehrere Male auf das Herzlihste. Nah Besichtigung der vor dem Bahnhofe aufgestellten Ehren-Compagnie erfolgte die Vorstellung der beiderseitigen Suiten, und begaben fich die Monarchen hierauf in den Wartesalon. Um 91/, Uhr setzten die beiden Kaiser in einem gemeinschaftlihen Waggon des russishen Hofzuges die Weiterreise in der Rihtung nah Ko- motau fort.

Schweiz. Bern, 23. Iuni. Heute hat der Stände- rath nach längerer Debatte Eintreten auf das .vom Bundes- rath vorgelegte neue Bundesgeseß, betreffend die Militär- steuer, beschlossen, von welhem bis jeßt unwesentlih verändert die erften zwei Artikel Annahme fanden. Der erste bestimmt: „Daß jeder im dienftpflihtigen Alter befindlihe Schweizer Bür- ger, welcher keinen persönlichen Mtiilitärdienft leistet, als Ersaß eine jährlihe Sicuer zu bezahlen hat. Dieser Steuer unter- liegen auch die niedergelassenen Ausländer, ferner die außer dem Gebiete der Eidgenossenschaft abwesenden, im dienstpflihtigen Alter befindlihen Schweizer Bürger und diejenigen ein- getheilten Wehrpflihtigen, welhe im Laufe eines Jahres den geseßlich vorgeschriebenen Unterrichtskursen oder den dafür angeordneten Nachkursen niht beiwohnen oder font einem Aufgebote nicht Folge leisten.” Nah dem zweiten Artikel find von der Steuer enthoben: „a. Wer in Folge geistiger oder körperliher Gebrechen erwerbsunfähig ist und fein für seinen Unterhalt hinreihendes Vermögen befißt; þ. die Wehrpflichtigen, welche infolge des eidgenöffischen Dienstes militär- untauglih geworden find; c. die von der Gemeinde oder dem Staate unterstüßten Armen; d. die Ausländer, welche infolge Staatsvertrages befreit sind; e. die im Auslände abwesenden Schweizerbürger, welhe an ihrem Aufenthaltsorte regelmäßig persönlichen Dienst zu leisten oder eine Ersaßsteuer zu bezahlen haben; f. die vom persönlihen Dienste befreiten Eisenbahn- und Dampfschiffangestellten, während des Kriegsbetriebes der Eisenbahnen und Dampfschiffe.“ Die Steuer ist nah dem Ent- wurfe von einem Einkommen von 500 Fr. an zu zahlen und steigt vou 8 Fr. bis auf 220 Fr. für ein Einkommen von 6801 bis 9000 Fr. Einkommen über 9000 Fr. zahlen 21/2 pCt.

26 Ai (W. T V) De Natipualrath votirte in seiner heutigen Sizung mit großer Stimmen- mehrheit einen Bund esbeitag von 250,000 Frcs. behufs Betheiligung an der Weltausstellung in Philadelphia.

Frankreich. Paris, 26. Juni. (W. T. B.) Präfi- dent Mac Mahon und die Minister Buffet und de Cissey sind heute früh in Perigueux angekommen und wollten heute Nahmittag in Toulouse eintreffen, Die Ver- heerungen, welhe die Garonne an den an beiden Ufern des Flusses gelegenen Orten angerichtet hat, sind ganz ungeheuere ; indeß sind die Wasserfluthen jezt im Sinken. (S. unter Toulouse.)

98, Juni. (W. T. B.) Präsident Mac Mahon hat gestern Caftelsarrasin, Moissac und andere von der Üebershwemmung heimgesuhte Orte besuht und ist heute früh nah Tar bes weiter gereist. Alle Steuererheber und Einnehmer öffentlicher Gelder sind zur Entgegennahme von Unterstüßungen für die Beschädigten ermächtigt worden.

Versailles, 26. Iuni. (W. T. B.) In der heutigen Sigzung der Nationalversammlung beantragte der Depu= tirte Depeyre (Dep. Haute Garonne) zur Unterstüßung der durch die Ueberschwemmungen im südlihen Frankreich Be- troffenen einen Kredit von einer Million Franks zu votiren

| und verlangte für die Berathung dieses Antrages die Dringlich- keit. Der Justiz-Minister Dufaure erklärte si is den Ag auf Dringlichkeit, indem er bemerkte, daß für das dringendste Bedürfniß bereits cin Kredit von 100,000 Frks. bewilligt sei und daß die Regierung neue Berichte erwarte, um alsdann einen weiteren Kredit zu beantragen. Die Versammlung genehmigte indeß die Dringlichkeit für den Antrag Depeyre Es folgte so- dann die Berathung dcs Eisenbahngeseßentwurfes.

27. Juni, (W. T. B.) Von den Vorständen der drei Gruppen der Linken is in Erwägung gegvgen worden, an die republifkanishen Deputirten die Aufforderung zu richten, die be- vorstehenden Debatten niht durch Einbringung von Amende- ments, welche die Entscheidung verzögern müßten, zu erschweren.

Toulouse, 26, Juni. (W. T. B) Der Präsident Marschall Mac Mahon is heute hier eingetroffen und von den Spihen der Behörden auf dem Bahnhofe begrüßt worden. Der Maire von Toulouse hielt eine Ansprache, in welcher er dem Marschall-Präsidenten seinen Dank ausdrückte, daß derselbe bei einer so \{chmerzlihen Gelegenheit hierher gekommen sei, um den Muth der Einwohner wieder zu beleben. Der Marschall Mac Mahon besuchte hierauf die von der Ueberschwemmung am meisten heimgesuchten Orte und richtete ermuthigende Worte an die unglücklihen Bewohner. Die Truppen find mit dem Aufräumen ‘der Trümmer und mit weiteren Nahforshungen nach den Leichen der Verunglückten beschäftigt. Mit den Unter- stüßungen für die Bevölkerung ist begonnen worden.

Spanien. Madrid, 27. Juni. (W. T. B.) Nach einer der Regierung zugegangenen Nachricht hat die Panzerfre - gatte „Victoria“ geftern Deva und Motrico an der kan- tabrishen Küste bombardirt. Die Blokade der Küste wird außer- ordentlih streng gehandhabt.

Italien. Rom, 26. Juni. (W. T. B.) Cavaliere Bernardi ist zum General-Prokurator bei dem inter- nationalen Gerihtshofe in Alexandria ernannt worden.

20 Juni. (W. T. B.) Der Senat hat den Antrag wegen Einleitung einer Enquête über die Verhältnisse in Sizilien fast einstimmig angenommen.

__ Türkei. Koastantinopel, 27. Juni. (W. T. B.) Offi- gieller Mittheilung zufolge wirt das demnächst zur Veröffent- lihung gelangende Budget ein Defizit von 5 Millionen Pfund aufweisen. Dasselbe entstand durh ausnahmsweise ungünstige Verhältnisse, wie Hungersnoth, Viehseuhen und Uebershwem- mungen, welche verschiedene Provinzen heimsuhten. Zur s\ofor- tigen Deckung des Defizits sollen die Stempelsteuer, Patentsteuer, sowie mehrere anderen Steuern mitwirken. Eine nah Veröffent- lihung des Budgets einzusezende Permanenzkommission werde die Herstellung des Gleichgewihts im Budget übernehmen und in Ersparungen, sowie in der Entwickelung der Hülfs- quellen des Reichs die Elemente einer ernstlihen finanziellen Re- organisation sfuhen. Die Nachricht, daß die Regierung eine Re- duktion der Staats\huld beabsichtige, wird ebenfalls amtlich als entschieden unrichtig bezeichnet, mit dem Hinzufügen, die Regie- rung betrahte es stets als Ehrensache, ihre Verpflichtungen zu erfüllen und dachte niemals daran, die Besißer der Shuldtitel im Geringsten zu \hädigen.

__ Numänien. Bukarest, 27. Juni. (W. T. B.) Der hiesige Metropolit-Primas Calinik und der Metropolit der Moldau, Joseph, find heute vom Fürsten feierlih in- vestirt worden. Der Deputirtenkammer wurde die von der Regierung mit der Rumänischen Eisenbahngesell- \chaft in Berlin abgeschlossene Additional-Konvention zur Genehmigung vorgelegt. Der Deputirte Pascal hat die Vorlegung des Profektes zur Ausführung des-bereits beshlo}e- s A eines Hafens am Schwarzen Meere be- antragt.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 24. Juni. Auf den Bericht der Minister des Innern und der Finanzen über das in der Stadt Morschansk herrshende Elend hat Se. Majestät der Kaiser befohlen, außer den von der Reichsrentei zur Linderung der Noth bereits ausgezahlten 3000 Rbl. im Namen Sr. Majestät noch 30,000 Rbl. zu verabfolgen. Nach der „Neuen Zeit“ beabsichtigt man, im Kriegs-Minifterium eine Kommission mit einer Revision der Schulpläne der Militär- Gymnasien und Junkershulen zu betrauen. Diese Revi- sion ist von besonderer Wichtigkeit in Betrcff} der Aufstellung eines gemeinsamen Programms mit Unterabtheilungen für die Waffengattungen zum Offiziersexamen der Junker und in Betreff der Vorbereitung der Schüler der Militär- Gymnasien zum Kursus in den Junkershulen. Besondere Aufmerkfamkeit \oll bei der Revision auf die neueren Sprachen und auf Mathematik und Geographie, als jedem Offizier gleih , wihtige Disziplinen, verwandt werden. Dasselbe Blatt erfährt, daß das Ministerium der Volks- aufflärung in Uebereinstimmung mit dem Ministerium des In- nern die Absicht habe, die Lehrherren verschiedener Zünfte, welche Lehrlinge halten, zu verpflihten, fie an drei Wochentagen die Schule besuchen zu lassen. Zu diesem Zweck und zur Bear- beitung der Frage über die Nothwendigkeit der Verbreitung geistiger Entwicklung unter den Handwerkern soll im Ministerium eine besondere Kommission niedergeseßt werden, welche ein Schul- programm ausarbeiten und zur Herbeishaffung von Mitteln zur Gründung solcher Handwerkerschulen Rath schaffen soll. Außer Pädagogen von Fah sollen auch KAdministrativbeamte und überhaupt Personen, die sih für die Bildung des Volkes interessiren, zur Kommission herangezogen werden.

Nr. 55 des „Amts -Blatts der Deutschen Reichs-

Mo es hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom

25. Juni 1875: Umwandlung der Beträge auf Postanweisungen nah

dem Niederland: 24. Juni 1875: Briefverkehr mit Ostindien, China

und Jayan über Neapel mit französischen Schiffen; vom 25, Juni

Wle 8 der Eisenbahnstrecken Wolfsgefärth-Greiz und Greiz- Zeischliß.

Statistische Nachrichten.

Eine dem Kommunalblatt beigefügte Nachweisung der Stif gea S os A De Berlin für spe- zielle Unterri - un rmen-Zwecke enthält eine Uebersicht Über 328 derartige Stiftungen und Legate. x Me E

Nr. 24 der „Statistischen Korrespondenz“, heraus- gegeben von Dr. E. Engel in Berlin, hat folaenven eia: al d engee des een E vom September 1874 bis einschl. März versteuerte Rübenmenge. Das ru c t- wesen in den Jahren 1868 bis 1875. inks

Die Ständische Städte-Feuer-Sozietät der Kur- und Neumark und der Niederlausiß hat füx 1874 eine Ver-

fiherungsfumme yon 127,139,525 Thlr. aufzuweisen, gegen 117,18,675

[ Thlr. im Vorsahre, Von ersterer Summe fallen auf Geb

I. Klafse 71,876,600 Thlr., 11 Klsafse 44,731,125 Thlr., rir n 8,555,850 Thlr. und 1V. Klasse 1,975,950 Thlr. Die in der Hanpt- summe mitenthaltene bi Mw i Hälfte der Versicherungssummen für Kirchen uxd Thürme beträgt 1,478,729 Thlr., so daß sich alfe- die Gesammt-Versicherungssumme derseiben auf 2,957,450 Thtr. stellt. Die Zahl der von der Sozietät zu vergütenden Brand- und Blißschäden belief fich auf 150, von denen 10 anf Rech- nung des Jahres 1875 fommen. Im T. Semester fanden 74, im Il. Semester 76 Schadenfeuer ftatt, und wurden von deafelben in 75 Städten 423 Gebäude betroffen. Totalshaden lag vor bei 26 Wohnhäusern, 85 Hofgebäuden, 39 Scheunen, 1 Mühle, 5 Fabrik- gebäuden, überhaupt bei 156 Gebäuden. Theilweise Beschädigunen erlit'en 121 Wohnhäuser, 120 Hofgebäude, 7 Scheunen, 1 Mühte, 18 Fabrikgebäude, zusammen-267 Gebäude. Durch Einschlagen dzs Blißes, ohne daß derselbe gezündet, fanden in 15 Städten und in 16 Fällen Beschädigungen an 17 Wohnhäusern, 2 Hofgebäuden, 1 Scheune und 1 Müble ftatt. Von den 150 Schadenfeuern find 5 dur Gewitter verursacht, 5 vorsäßlich angeftiftet, 3 dur Fahrläsfigkeit und 1 dur fehlerhafte Bauart herbeigeführt worden. Jn 114 Fällen sind die Entstehungsursachen der Brände bis jeßt unermittelt geblieben. In 22 Sâllen s{chweben noch die Untersuchungéverhandlungen. An Schadensvergütungen sind aus Anlaß der Braud- und Blißschäden festgeseßt: An Vergütungen in der I. Klaffe für Totalfhäden 5725 Thlr., für Partialschäden 34,555 Thlr., in der 11. Klaffe für Total- shäden 40, 175 Tblr,, für Partials{häden 9442 Thlr., in der 1k. Klasse für Totalschäden 21,450 Thlr., für Partialshäden 21,776 Thlr., in der IV. Klasse für Totalshäden 6100 Thlr., für Partial- {äden 2964 Thlr., zusammen für Totalschäden 73,450 Thlr., für Partialschäden 65,738 Thlr. Die Beitröge der Theilnehmer der Sozietät betrugen im 1. Semester 1874 (in Thalerwährung ausgeschrieben) vom Hundert der Versicherungssumme I. Klasse 8 Pf, IT, Klasse 2 Sgr., T1. Klasse. 4 Sgr. 8 Pf., 1Y. Klasse 9 Sar. 4 Pf.; im Il. Semester (erft im Januar 1875 ausge- schrieben) für Hundert Ma: k Versiherungssumme I. Klaffe 4 Pf., IL Klasse 12 Pf, 11L Klasse 28 Pl, I). lasse 6 P. Die Einnahme des laufenden Verwaltungsfonds {loß für 1874 bei einem Kassenbeftande aus der Rechnung des Vorjahres in Höhe von 56,419 Thlr. mit 117,838 Thlr.,, die Ausgab- im Soll mit 180 513 Thlr., so daß sih, da 78,995 Thlr. Reste vorhanden Ende 1874 ‘ein Kassenbestand von 16,327 Thlr. ergab. Der eiserne Bestandfonds betrug zur selben® Zeit 240,290 Thlr. in Staats- papieren und Effekten und 68 Thlr. in Baar.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Den Kaiserlihen Ober - Postdirektionen sind für ihre Biblio- theken Photographien des Bilderfrieses im Sißungs- saale des Kaiserlichen General-Postamtes geliefert wörden, uach den von dem General - Postdirektor Dr. Stephan angegebenen Motiven entworfen und von dem Hiftorienmaler Profeffor Schüße in Berlin guëgeführt. Diese 12 Bilder stellen durch fymbolische Kinder- gruppen die Verkehrsmittel der Post und ihren Entwickelungégang von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart dar. Blatt L. Indien und Phönizien. Hermes untcrrihtet den Phönizier Tant in der Buchstabenschrift und einen indischen Braminen in dem arabi- schen Zahlensystem. Blatt Il. Babylon und Assyrien. Semiramis erhält den Brief des indischen Königs Stabrobates. Blatt I1L. Aegypten. Blatt IV. Persien. Einführung des Pferdes in den Post- dienst. Blait V, Griechenland. Mit . der realistishen Richtung des Verkehrswesens mischt sich die Symbolik hellenisher Mythologie. Blatt VI. stellt den cursus publicus der Rômer dar. Blatt VII, hat das Feldstpostwesen der Alten zum Gegenstande und bildet damit den Abschluß des Alterthums, Blatt VIII. Das deutsche Berkehrsleben im Mittelalter. Blatt IX. Der Orient. Blatt X. gilt dem mächtigen Erwachen des Weltgeistes um die Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Blatt XL. Die Ausbreitung der Post bis in die fernsten Regionen Blatt X1L. ist der Gegenwart gewidmet. Ueber dem Erdballe, auf welchem zu Land und Meer die \hnellen Diener des Verkehrs: Die brausende Loco- motive und der ‘{lanke Postdampfer dahin eilen, während in blauer Ferne auch ein Beförderungsmittel der Zukunft: Der Luftballon sichtbar wird, \{chwebt, ein Banner der deutschen Reichspost in der Linken, ihr Grundgeseß in der Rechten haltende, der Genius der Post, begleitet von Merkur und Amor. Sein Flug kennt nicht mchr die Schranken, welche die Völker trennen; er fieht auf seinem Gebiete die Welt- vereinigung zur Wirklichkeit geworden; aber rastlos, wie von Alters her, wirkt und waltet er jeßt und immerdar, für Handek und Jn- dustrie, Kunst und Wissenschaft, Freundschaft und Liebe.

Am 22. Juni starb zu Frankfurt a. M. der dortige Arzt, der Königliche Geheime Sanitäts-Rath Dr. Gustav Adolf Spieß. Er war 1802 zu Duisburg geboren als Sohn des dortigen reformirten Predigers, fiedelte aber mit seinem 1813 nach Frankfurt berufenen Vater nach dieser Stadt über, wo er seine weitere Bildung erhielt. Am 2. September 1823 promovirte er, zugleich mit Friedrih Wsh- ler, dem berühmten Chemiker, zu Heidelberg. als Dr, med. und ließ sih als Arzt 1824 in Frankfurt nieder. Als ein Mann von scharfem Verstand, vielseitiger, auch musikalischer Bildung und großer Arbeits- kraft, hat er auf vielen Gebieten gemeinnüßiger Bestrebungen gewirkt. Er war Mitglied der geseßgebenden Versammlung, seit 1847 Mitglicd der Direktion des Städelschen Kunstinstituts, der Verwaltung der Museumsgesellschaft, Präsident des 1870 ‘gegründeten Vereins zur Pflege im Feld verwundeter und erkrankter Krieger, des (national- liberalen) Fronkfurter Wahlvereins 2c. Als Aizt war er besonders gesuht von Engländern und Schotten. Auch mehrere größere Arbei= ten medizinischen Jnhalts verdanken ihm ihre Entstehung, fo ein historish-kritishes Werk über „J. B. van Helmont und sein Sy- stem der Medizin“ (Frkft. 1840), eine „Physiologie des Nervensystems“ (Brnschwg. 1844) und die „Pathologiswe Physiologie“ (3 Abthei lungen, Frkft 1857). Sein 90 jährigés ODoktorjubiläum am 2. September 1873, wobei der Königliche Polizei-Präsident Hergen- hahn die Staatsregierung vertrat, gab Kunde von der allgemeinen Verehrung, welche dem damals noch ganz rüftigen Maune ent- gegengebraht wurde. Später intwickelte sich eine Herzkrankheit, der er nah qualvollen Leiden erlag. Sein Sohn Alexander ist: ebenfalls Arzt in Frankfurt und dur seine Leistungen auf dem Ge-- biete der sffentlihen Gesundheitspflege bekannt.

Die Deutsche Anthropalogische Gesellschaft wird» am 9., 10. und 11. August d. J. ihre Jahresverfammlung, in München abhalten, Die bis jeßt angekündigten Vorträge lassen ere warten, daß die diesjährige Versammlung sich fän die Wissenschaft, dzr.sie: dient, eben fo nüßlich erweisen werde, wie ihre Vorgängerinnen. Die Auf= merksamkeit weiterer Kreise verdient hon jeßt auf ein Unternehmen: gelenkt zu werden, welches mit ihx im Zusammenhang steht, nämli auf eine Sammlung prähifkorischer Alterthümer aus: allem Theilen Bayerns, welche eigens, im Hinbli auf diefe Versamznlung, zufammengebracht ift und auch, noch nah dem Anthropologentag. einige Wochen im Königlichen Odecæw aufgestellt bleiben wird. An den Yna thropologentag wird fih die Versammlung der Deutschen geolLo- gischen Gejellschaft ausplicßen, welche diefes Jahr gleichfalls in München tagt.

Der Allg. Ztg.“ s{reibßt manu aus München: „Noch ist der Neubau vorx dem Siegesthor nicht begonnen, der ent lid ede zer. \treuten Glieder unserer Kunstakademie unter einem Dae ver- sammeln foll, und hon muß ein Theil derselben , die größere Hälfte der Pilotyscule, fih zum Auszug aus der Glazmalerei rüsten, die für eine Kunstindustrieshule hergeridtet wird. Die vermehrten, Geschäfte des nunmehrigen Direktors Piloty und die Nothwendigkeit seiner Anwesenheit im Pauptgebäudo machen es vuschen-werth, daf auch seine Schüler alle dajelbit ihre Ateliers haben, und so o

für Lindenschmit und feine Schule wie für einige s

klassen einen Barackenbau ‘in der Nähe des Babakefea Ut aaa

magistratlichen GrundftüFe zu errichten, der fünf Jahre T zur e

Aus hülfe dienen sokl, Wenn auch dort stets ein oder zroei Lehrer sein werden, fo ift, es doch weder dort uoch in der Akademie selbst

möglich, daß in den Arbeitsräumen der Schüler ein Lebrer stets ge