1899 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Oct 1899 18:00:01 GMT) scan diff

D jc E A

G E S T E i er Ee H E R T E KIIMN A f

Bai er und A wie ¿N

eingetroffen.

angekommen und an d gangen. E

M. S. „Stosch“, Kommandant: Fregatten-Kapitän :

ih, geht am 3. Oktober von Puerto Luz (Canarische seln) nach Santa Lucia (Kleine Antillen) in See.

rauenburg, 2. Oktober. Seine Majestät der T. B.“ meldet, den

„W. ishof von Ermland Dr. Thiel zu dessen s0jährigem Priester-

jubiläum bereits am Sonnabend von Rominten aus Megraoos ch

beglückwünscht. ' Zur heutigen Feier is die Stadt Fe tlih ge» s{chmüdckt. Der Ober-Präsident Graf von Bismarck, der kom- mandierende General Graf Finck von Finckenstein, der Bischof Dr. Rosentreter- Pelplin Je zahlreiche Depu- tationen von Vereinen sind zur Beglückwünschung eingetroffen. Um 10 Uhr fand im Dom ein Hochamt und darauf der Empfang der zur Gratulation eingetroffenen Abordnungen statt. Um 2 Uhr folgte ein Diner, zu welhem 110 Einladungen

ergangen waren.

Kiel, 2. Oktober. Das russishe Thurmschiff „Peter der Große“ ist, von St. Petersburg kommend, heute Vor-

mittag in den hiesigen Hafen eingelaufen. Wiesbaden, 1. Oktober. Jhre Majesiäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen mit Jhren Kaiser-

lihen Hoheiten den e Kyrill und Boris gestern Vormittag hier ein, wohnten dem Gottesdienste in der

O Kapelle auf dem Neroberge bei und begaben sich

arauf wieder nah. Darmstadt zurü.

Vaden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist am Sonn- abend von den Manövern in Lothringen in Schloß Mainau

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der gemeinschaftliche Landtag der Herzogthümer Coburg-und Gotha ist am 29. v. M auf unbestimmte Zeit vertagt worden.

Reuß ä. L. Der Landtag ist zum 4. Oktober einberufen worden.

Hamburg.

Jhre Majesläten der König und die Königin von Sachsen trafen am Sonnabend Nachmittag kurz vor 6 Uhr nebst großem Gefolge auf dem Dammthorbahnhof in

amburg ein und wurden daselbst von dem sächsishen Konsul

rege Age, Da der Aufenthalt Jhrer Majestäten, Allerhöchstwelche sih zu einer Probefahrt mit dem neu gebauten Lloyddampfer „König Albert“ nah Bremen begeben, einen rein privaten Charakter trägt, fand keinerlei offizieller Empfang statt. Das Absteigequartier nahmen Jhre Mazestäten in dem Hôtel de l’Europe. Die Weiterfahrt nah Bremen erfolgt heute.

Oestexreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing am Sonnabend den Besuch des Aren zu Schaumburg-Lippe. Ferner empfing Seine ajestät die neuen Kommandeure der deutschen Re- gimenter, deren Chef Allerhöchstderselbe ist, nämlih den Kommandeur des Württembergishen Jnfanterie - Regiments Nr. 122, Obersten Kreßshmer, den des Sächsischen Ulanen - Regiments Nr. 17, Oberstleutnant Stein, und den des Husaren - Regiments Le Franz Joseph von Desen König von Ungarn (Schleswig - Holsteinsches) Nr. 16, Oberstleutnant von Mechow. Die drei Komman- deure nahmen Nachmittags an dem zu Ehren des Fürsten zu S npe in Schloß Schönbrunn veranstalteten Hof- iner theil.

Großbritanuien und Jrland.

Die Staatseinnahmen im lehten Vierteljahr weisen eine E um 1613295 Pfd. Sterl., die der leßten sechs Monate eine solhe um 3482 452 Pfd. Sterl. auf.

Der Lord - Präsident des Geheimen Raths, Herzog von Devonshire, hielt gestern Abend in Manchester eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte, daß die noch nicht vorliegende Antwort Transvaals auf die leßte britische Depesche, wenn sih die im Umlauf befindlichen, niht verbürgten Gerüchte als zutreffend erweisen sollten, wahrscheinlich nicht geeignet sein ‘werde, die gegenwärtige peinliche Spannung zu beseitigen. Der Redner betonte wteder- holt, daß Großbritannien keine Absichten gegen die Un- abhängigkeit Transvaals hege. Unbegründete * ermuthungen der Südafrikanischen Republik könnten aber die britishe Re-

: gierung niht von n Pflicht entbinden, Maßnahmen zum

ug ihrer Unterthanen zu treffen. Der Stand, auf dem ih die Verhandlungen jeßt befänden, sei der, daß Groß- ritannien nit länger darin einen Vortheil erblicken könne,

“auf die Annahme von Vorschlägen zu dringen, welche sih auf

die Gewährung des Wahlrehts und auf die Zulossun der UVitlander zur Vertretung im Raad bezögen. Diese orschläge seien niht in dem Sinn aufgenommen worden, daß die Hoffnung, [E würden zu einer Lösung führen, gekräftigt worden sei; deshalb lehe sich die Ne egierung ezwungen, bestimmte Forderungen anle en, zu deren ormulierung sie fi sowohl nah den bestehenden Konven- tionen, als auch in Erfüllung der einem jeden Staate ob-

alte. Diese Forderungen werde man' mäßig finden, und e würden zu edem anderen Zeitpunkt auch zu der Hoff-

liegenden e pi seine rger zu süßen, berechtigt

‘nung berehtigen, daß sie in günstigem Sinn aufgenommen

und zur Lee von Verhandlungen ‘gemacht werden würden. Die militärishen Vorbereitungen Transvaals hätten

/ Großbritannien indessen gezwungen, hnlihé Vorkehrungen

zu treffen. Wegen der hierdurch veranlaßten großen Ausgaben

werde das Parlament binnen kurzer Zeit einberufen werden,

E aa nicht beruhigende Umsiände eintreten r was man {indessen kaum anu auch die Aussichten niht hoffnungsvoll seien, er darauf verlasse, daß in-Transvaal besser berathene Leute die

en könne. Der Redner Gloß daß, wenn ch doch noch

Oberhand erlangen würden. t Lu

s Transportschiff „Zibenghla “, welches, wie am

Sonnabend geme

nselben Ta in

wurde, die Hälfte von drei nah Süd-

Frankreich. ; / Vei einem gestern in Lyon von seinen Wählern ver- anstalteten Bankett erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Marine-Minister de Lanes ( an, die S e ea A hätten die thaisählihe Gefahr, welche der Republi gedroht habe, be- griffen und sich yusammengescho}fen, um Frankreich zu retten, das siegreih und stärker aus der Krisis hervorgehen werde. Die Gegner hätten sich vereinigt, und Monarchisten sowie Andere hätten gesucht, den Kriegs-Minister, General de Galliffet zu bewegen, sich ihnen anzuschließen. Jn dieser Hoffnung aber täuschten sie sih. Der General de Galliffet

sei, wie alle Minister, ein treuer Anhänger der Republik.

In Limoges hielt gestern bei der Einweihung eines

Denkmals für die im Jahre 1870 gefallenen Soldaten aus dem Departement Haute - Vienne der Handels - Minister Millerand eine Rede, in welcher er sagte: wenn jeßt die- selben Ereignisse einträten wie im Jahre 1870, so würden Alle ohne Ausnahme gegen den eindringenden Feind marschieren und sih unter der Fahne rg einig zusammenfinden.

Der frühere Minister-Präsident Dupuy hielt gestern bei der Einweihung eines Krankenhauses in Le Puy cine Rede, in welcher er der Zuversiht Ausdruck gab, daß der Senat es verstehen werde, die Republik gegen die Aufrührer zu schügzen.

Weiter bemerkte Dupuy, der Nichterspruch von Rennes habe die Dreyfus-Afffaire definitiv erledigt. Der Redner verurtheilte sodann elwaiae Repressalien, deun diese würden das feste Gefüge der Arraee O: und \{chlöß mit den Worten, Frankreich wolle in Frieden leben und arbeiten.

Die Untersuchuüngskommission des Staats-

S hat vorgestern früh mit ‘dem Verhör der

ngeklagten begonnen. Déroulède, welcher von seinem

Vertheidiger Falateuf begleitet war, weigerte sih, der Kom- mission“ auf : ihre Fragen zu antworten, und erklärte, er er- kenne das Recht des Staatsgerichtshofes, über ihn zu Gericht zu sißen, nicht an und behalte sich weitere Auseinanderseßungen für die öffentlihe Sißzung vor. Déroulède wurde hierauf in das D E zurückgeführt. Die Angeklagten Ballière und arillier erklärten, sie seien für eine plebiszitäre Republik, und fügten hinzu, sie würden nur vor dem Staatsgerichtshof selbst antworten.

Spanien.

Wie die „Agencia Fabra“ aus San Sebastian meldet, ist das Ministerium rekonstruiert. Sämmtliche Minister bleiben auf ihren Posten mit Ausnahme des Kriegs-Ministers, Generals Polavieja, welcher durch den General Azcarraga ersczt wird. Leßterer erklärte, er werde sich bemühen, in seiner Verwaltung möglichst sparsam zu wirthschaften, soweit dies mit den Interessen der nationalen Vertheidigung vereinbar sei.

Das Oberste Kriegsgericht hat den General Faudenes wegen der Uebergabe Manilas zum Uebertritt in die Reserve verurtheilt.

BACO a des ¿Am im Mersey-Flusse Halt machen 5

‘mußte, ist nunmehr nah dem Kap abgegangen.

Portugal.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Lissabon ge- meldet, der portugiesishe Kreuzer „Adamastor“ werde am Mittwoh nach Lourenço Marques abgehen und das Transportschiff „Afric“ in kurzer Zeit folgen.

Serbien.

Der Erzpriester Miloje Barjaktarowitsch aus Kra- qujewatsch ist wegen Hochverraths von dem Standgericht in Belgrad zu 15 Jahren Haft verurtheilt worden.

Durch einen gestern in Nisch veröffentlichten Könizlichen Ukas ist, wie „W. T. B.“ meldet, der über das Departement Belgrad verhängte Belagerungszustand aufgehoben worden. Das Standgericht hat seine Thätigkeit eingestellt.

Schweden und Norwegen.

Die Wahlen zur Zweiten Kammer des \{chwedischen Neichstages sind nunmehr beendet. Die Partei der Linken hat, dem „W. T. B.“ zufolge, 18 Sigze, oie der Rechten 5 Sitze gewonnen.

Amerika.

Die Staatseinnahmen der Vereinigten Staaten beliefen sih, dem „W. T. B.“ zufolge, im Monat September auf 45334144 Doll, die Staatsausgaben auf 37 574 000 Doll.

Der „Times“- wird aus Buenos Aires vom 1. Oktober gemeldet, die ordentliche Session des Parlaments sei geschlossen worden, ohne daß dieses das Budget votiert habe. Die Ubéraus hohen Steuern, welche jeßt dér Einwanderung, und der all- gemeinen Entwickelung des Handels hinderlich seien, würden nicht herabgeseßt werden. Es seien aber neue Pensionen genehmigt worden, wodurch die öffentlihen Ausgaben noch anwacsen würden; ferner sei die Ausgabe von Obligationen zur Tilgung der Provinzialshuld und anderer Schulden und für allerlei öffentliche Arbeiten bewilligt worden. Die außerordentliche Session des Pärlaments' werde heute beginnen.

Afrika.

Dem „Reuter'shen Burcau“ wird aus Pretoria vom 99. v. M. gémeldet, daß man daselbst eifrig mit der Ab- sendung der Bürger und der ‘Artillerie nah Volksrust be- \häftigt sei ; 26 Züge seien bereits dorthin abgegargen. Der General-Kommandant Jou bert wollte sich am Sonnabend dort- No begeben. Der Volksraad habe beschlossen, daß diejenigen Aus- änder, weiche jeßt mit den Buren Ren: Sache machten, nach dem Kriege das volle Wahlrecht erhalten sollten. Am Freitag Nachmittag. sei eine gemeinsame Sißung der beiden

aads abgehalten worden.

Vom gestrigen Tage meldet dasselbe Bureau, der Kom- mandant Cromje mobilisiere etwa 2000“ Burghers bei Malmani, nicht weit von PUCA ‘Die Buren hätten 8 Meilen von Vryheid ein Lager aufgéshlagen und schickten sich än, sich am Buffalo - Fluß an zwei Stellen, nur einen arsch von Dundee entfernt, in großer Stärke zu sammeln. Der Posizug von Charlestown nah Johannesburg sei auf Anordnung dec Transvaal- Melierung in Volksrust angehalten, und die Passagiere seien nah Natal zurückgeshickt worden. Dás Kontingent von Pretoria _sci_ vorgestern unter enthufiastishen Kundgebungen der Be- völkerung nah der Bren abgerüdt. Laut einer in Pretoria veröffentlihten Bekanntmachung scien alle Zivi l- D RE O geschlóssen und die Tagungen der Bezitks- gerichtshöfe in verschiedenen Städten bis auf weiteres verschoben. Jn Tuli, nahe der Grenze von ns und Tränsvaal, sei die Nachricht verbreitet, daß éine bedeutende Streitmacht der

ika bestimmten Batterien an Bord hat und wegen einer | Buren 50 en a bestimmten Bord h n | sei. Die Vorposten seien an a

Buren 50 englishe Meilen von Dn zusammengezogen

po en Drifts am Limpopo aus-

estellt. Ein 300 Mann starkes deutsches Freiwilligenkorps

ei am Sonnabend, von Pretoria nah Volksrust abgegangen,

u B eiwilligenkorps werde sih heute dorthin egeben. .

Aus Johannesburg berichtet das „Reuter'she Bureau“, daß das Westrand - Kommando, 600 Mann stark, und das Johannesburger Korps in Stärke von, 750 Mann am. 29. v. M. nah der oi abgegangen seien. Das deutshe Korps von Johannes n welches 200 Mann stark sei und unter dem Kommando des Grafen Zeppelin stehe, habe Befehl da nach der Grenze abzurücken ; das irishe Korps werde in den ersten Tagen dieser Woche an die Grenze abgehen.

Ueber die Bewegungen britischer Truppen wird dem „Reuter’shen Bureau“ gemeldet, daß das Berkshire-Regiment von Grahamstown nah Naauw Poort, dem Eisenbahnkreuzungs- punkte nördlih von Middelburg, abgegangen sei. Die Artillerie von Natal sei von Durban Aa@dadusmiib abgerückt. Aus dem Lager von Glencoe sei die Nachricht eingetroffen, daß die E willigen von Natal Ladysmith erreihthätten und eine Abtheilung derselben auf Halpmakaar vorgerückt sei, um die Grenze zu decken. Jn den militärischen Kreisen von Pietermariß- burg soll man, wie die Londoner „Daily Mail“ hört, der Ansicht sein, daß den Buren bis zur Ankunft der Verstärkungs- truppen Widerstand geleistet werden könne.

Parlamentarische Nachriéthten.

Nach amtlicher Pri erhielten bei der Reichsta gs- Stichwahl im 8. sächsishen Wahlkreise (Pirna) Loße (Neformpartei) 13309, Ar äßdorf (Sozialdemokrat) 12 507 Stimmen. Ersterer ist jomit gewählt.

VII. Juternationaler Geographen-Kongreß.

III.*)

F. Zu den nah Form ünd Jnhalt bedeutendsten Darbietungen des Kongresses gehört bisher der von Sit John Murray, dem Leiter der ersten wissenshaftliden Tiefsee - Forshung an Bord des „Challenger“, am 29. September Nachmittags gehaltene Vortrag üter „Die Vertheilung der Ablagerungen auf dem Meeresboden“. Seit der Rückkehr des Bhsmengee von jeiner vor länger als 20 Jahren ausgeführten Meise e dem Edinburger Laboratorium zur mwikroskopischen und chemis{hen

ntersuhung der damals mitgebrahten Meeresbodenproben noch etwa 10 000 andere, aus allen vom Méèr bedeckten Theilen unseres Planeten stammende, gleichartige Proben zur Prüfung übersandt worden. Es steht dem Vortragenden daher ein recht bedeutendes Material aus allen Ozeanen, einschliéhlich des Nord- und Südmeeres, zur Beurtheilung der Has zur Verfügung: Woraus seßen \ich die Ablagerungen am Meeresboden zusammen ? Gleichwohl darf die Frage vorerst nur in aroßen Zügen beantwortet werden; denn als man vor kurzem in Edinburg an 300 auf einér Reise von Gibraltar über die Azoren und Bermudas nach New York gesammelten, nah dem Fundort sorg- fältig bezeihneten Proben sch kecklich vermaß, auch ohne Unter- suchung festzustellen, woraus sie beständen, gab die spätere Untersuchung der theoretishen Vorherbestimmung nur in 16 Fällen auc in Einzel beiten Ret. Dennoch gestatten die vorliegenden Thatsachen, mit Sicher- heit zu sagen, daß die Ablagerungen sehr bedeutend durch die Nähe des Landes beeinflußt find, und daß um jeden Kontinent herum sich ein breiter Gürtel zieht, zuweilen vor den Mündungen der großen Ströme mehrere Hundert Kilometer breit. in denen der Meeresboden zum größten Theil aus den Fragmenten des Landes bestebt, Geröll, Sand und dergleichen. Fe weiter entfernt von Küsten, um so deutlicher zeigt sih der Meeres- boden wesentlich zusammengeseßt aus Silicaten und Kalk als den anorganischen Resten einer unendlich mannigfalttyen Meeretfauna, untermischt mit Muscheln, Skeletten, Krebspanzern und ähnlichen noh nicht in ibre Bestandtheile aufgelösten Theilen von Thierkörpern. Stellen- weise wird auch Spuren unterseeischer vulkanischer Thätigkeit begegnet. Merkwürdig ist, daß von jenen der Fauna entstammendenBoden- bedeckungen sich mehr in flahen als in großen Meerestiefen vorfinden. Eine interessante, aber noch nit erschdöpfend zu beantwortende Frage ift, wie die Zerstörung der kalkhaltigen Theile der Thierkörper vor sich geht. Eine ganz absonderlihe Sammlung wurde an mehreren Stellen des Stillen Ozeans, und zwar an den vom Lande am weitesten ent- fernten, vom Meeresboden heraufgeholt. Sie erwies sich als tur” den Magneten in cinen magnetischen und einen unmagnetishen Theil spaltbar. Als der erstere genauér Untersuchung unterzogen wurde, zetgte er Körnchen metallischen Eisens, umgeben von einer Hülle vonMagnesium- Protoxyd. " Sir John Murray is der Ansicht, daß dieses Eisen kosmishen Ursprungs" ist und hier die hinterlassenen Spuren von Metéoriten vorliegen, die während' Millionen von Jahren in das Meer gestürzt sind. Daß sie nur an den oben bezeichneten Stellen gefunden wurden, erklärt H einfah dadur, daß sie in den Ab- lagerungen anderer Stellen bis zur Unaaffindbarkeit mit anderen vermischt find. Der Vortragende beantwoctete {ließlich die naheliegende Frage, wozu so eingehende Peru Gang des Meeresbodèns nöthig und nüßlich seien, mit dem Hinweis auf die Wichtigkeit der eologishen Bestimmung des unterseeischen Theils der Ecdrinde.“ Erst die Untersuchung der Ablagerungen am Boden des Südmeeres hat uns erlaubt, mit einem boben Grad von Wahrschtinlichkei: auf das Vorhandensein eines Kontinents oder einer umfangreihen Inselwelt ‘am Südpol zu schließen. Noch ohne diéses Land zu kennen, vermögen wir ungefähr seine Unrisse zu bestimmen (to map its outlines)!

Von Interesse waren au die Mittheilungen ‘über die Borch- arevingk’she Südpolar-Expedition, welche Professor Nielfen-Christiania erstattete. Die Nachrichten gehen bis 1. März und stellen es außer Zweifel, daß Borgreve. bei Cap Adare (Victorialand) an Land gegangee ist, eine Bergersteigung bis 2300 Bu ausgeführt, in 1600 Fuß Höhe 5 ver- schiedene Pflanzenarten gefunden und am höchsten Punkte seines Auf- stieges auf ein“ weites, wellenförmiges Plateau geblickt hat. Auch eine neue Robbenart wurde entdeckt und ein Exemplar dávon präpariert. Das Verweilen an Land war durch ftarken Guanogeruh beein-

ächtigt.

Vir lebhafte Diskussion fand in der zweiten Gruppe statt, die ih mit der internationalen Einführung gleihmäßiger Meaßeinheiten und Methoden zu beschäftigen hatte. Der erste Theil der vorliegenden Anträge richtet si im wesentlichen gegen das Festhalten der Engländer an ihrem alten Maß- und Gewithts{ystem. Die“ wissenschaftliche Welt Großbritanniens ist aber längst für die Annahme des metrischen ystems gewonnen. Deshalb gelangten alle An- träge \chließlih auch zu inm tes Annahme. Die dritte Gruppe hörte interessante Vorträge über den Unterricht in der Erdkunde ; au bier ergab in der: Debatte wesentlih Uebereinstimmung der An? sichten, nämentlih bet dem Vorschlage von“ Professor Rayel eibe die Mrograpziswe age zum Mittelpunkt des geographischen Unterri zu machen. s

Die allgemeine Siyung am Sonnabend, den 30, September, Vormittags, gehörte der „EGrdgestalt und physischen Geographie“. Als erster Redner rah Professor einung de über diema n chen

Len E li Le ber Me einys der c fgge ans en „Seiches“, d. h. perio | enbéwegungen oder wellungen. Der Redner hat das HgCVt Ge Phänomen Le U Reute Zeit zuerst im Juli 1600 in en

Wien, A Mako, Spuren geitlid und feblen, finden

alo die Bildun der übertiesten beobahtet worden ist, | 1g

“aber son Aristoteles nit unbekannt gewesen fein soll, am Genfer See sehr genau studiert. Er legte cine nzahl von S A Bie le Kine M

Blättern vor, . auf denen der- instrumentes seine Wellenbewegung verzeihnet hat. Diese zu wieder- olten Zeiten bewirkten Aufnah

esen ‘des Phänomens, das Wellen verschiedener Höhe, von 10 cm bis 1,87 m, erzeugt, die in rund 73 Minuten verlaufen, während {ih die gleiche unter verschiedenen e e E etnen

in Perioden von 94. Tagen wiederholt. Den Grund der Erscheinung

findet der Vortragende -in der jeder, auch der kleinsten Wasserfläche eigenthümlichen Eigenschaft, längere Zeit, bevor Beruhigung eintritt, hin- und herzushwenken, wenn ihr durch irgend eine Ursache ein Anstoß gegeben iff. Solcher Anstöße giebt es in Seen eine große Anzahl, vor allem der Wind; das Eigenthümliche und der Erklärung Mde i} nur die Negelmäßigkeit und Periodizität der Erscheinung.

odensee und Neufhateller See, selbst der unregelmäßig gestaltete Vierwaldstädter See gen dieselbe Erscheinung, welche in ihrer Stärke abhängig ist von der Länge und Tiefe des Sees. Dagegen hee der Züricher See; ratanox Forel vergleiht denselben mit etner \chleht gestimmten Violine. Auh am Prlattensee hat Professor von Loczy-Budapest das Phänomèn beobachtet und bei den Schwenkungen, denen der Wasserinhalt dieses Sees unterworfen ift, genau festgestellt, daß die Erscheinung eine Funktion des Wasserinhalts, d. h. von [leßterem abhängig ist.

Veber neuere Fortschritie in dêr Erkenntniß der mathematischen Erdgestalt sprach Geheimer Regierungsrath, Professor Helmert- Potsdam. Daß die Erde nicht sowohl cine Kugel, als ein Rotationsellipsoid darstellt, ist durch Newton und Huygens erkannt, im vorigen Jahrbundert dur Gradmessungen nahgewiesen und in diesem Jahrhundert dur Bessel und Clarke auf Grund neuen Materials genauer bes rechnet worden. Seit Clarke (1880) haben die Ergebnisse weiterer Gradmessungen, vor allem die über ganz Europa si erstreckende Messung des Parallels in 52 Grad Breite, soviel wihtiges Material herkeigebraht, daß der Frage aufs neue näher getreten werden kann. Es scheint fih aher zu empfehlen, noch die Ergebnisse der großen trantkontinentalen Längenmefsung in Amerika abzuwarten, welche jeßt in Bearbeitung sind. Einstweilen haben die oben genannte Parallel- messung und zroei Meridianmessungen eine stärkere Krümmung der west- lihen Hälfte des Parallelbogens gegen die östliche und einen Winkel von 43 Bogensekunden zwischen den kleinen Axen der zu dem französish- englishen und zu dem russisch-skandinavishen Meridianbogen gehörigen Ellipse ergeran Es folgt hieraus die Beftätigung einer Abweichung der Erdgestalt von dem mathematisch konftruierbaren -Rotations- ellipsoid; do is diese Abweichung kaum höher als auf + 100 m anzunehmen. Es \cheint, L die ältere Bessel’sbe Bewerthung der Erdabplattung auf 1/308 des Erdhalbmessers ih als die genauere im Vergleih zu Clarke ergeben wird, welcher 1/294 dafür anfeßt.

Es folgten nun drei Vorträge aus dem Gebiet der Geologie, die vom Vorsißenden mit Recht als zusammengehörig bezeichnet wurden, weshalb die Debatte darüber bis nah Arörung des letzten unterblieb. Der erste behandelte die Frage der Halb-Ebenen pénéplaines. Der Vortragende, A. de Lapparent aus Paris, Mitglied des Institut de France, überrashte die Versammlung durch einen freien Vortrag in deutscher Sprache, wofür er überflüssiger Weise um Entschuldigung bat; denn mit Ausnahme weniger Gaiicismen beherrshte der Redner die deuishe Sprache volllommen. Unter Halbebenen versteht man gewisse bochgelegene, dur überböhende Bergzüge zuweilen unterbrochene oder eingeschlofsene Ebenen, bei deren Einebnung wenig: oder garnicht das nivellierende Element einstiger Meeresbedeckung mitgewirkt Ba, fondern mehr odec weniger die erodierende Kraft der Luftniedershläge allein. Solhe Halbebenen siad 3. B, in Frankreich das Gebiet der Ardennen, das Z:ntralplateau und die Bretagne. Jedes dieser Gebiete hat nach der dévonischen Periode eine nah Jahr-Millionen zählende kontinentale

hase durchgemacht, die hinreihte, um es dur die Niederschläge aus der uft allein einzuebnen. Als später Meeresbedeckung eintrat, hat das Wasser bei seinem Zurücktreten weder Spuren seiner Thätigkeit, z. B. “pad von heftiger Brandung, noch außer in einzelnen flahen Becken

usheln und dergleihen zurüdckgelasfen, weil die vorangegangene lange fkontinentale Zeit bereits * die - Einebnungsarbeit ver- richtet hatte. Dies gilt auch von der Halbebene der Vogesen mit Bezug auf das sie einst bedeckende Triasmeer, das mit großer Regelmäßigkeit auf der vorhandenen ebenen Basis seine Sedimente abgeseßt hat. Alle Gründe sprehen dafür, daß die Halbebenen allein entstanden find dur das, was man treffend „kontinentale Erofion“ benennen karn. Im Hinblick auf diese langfame, aber wohlthätige Arbeit des fließenden Waffers findet der Vortragende es bedauern3werth, daß der Mensch ih mebr an die zerstörende Thätigkeit des brausenden Bergstroms als Vorbild feines eigenen Thuns hält. Der folgende Redner, Professor William Davis von der Haryard-Universität in Cambridge Massachufetts sprach über den „geographischen Kreislauf“ (geographical cycle). Er bezeihnet damit den Verlauf derUmbildungs- und Zerstörungsarbeit, roelche die atmosphärischen Nieder- {läge fortwährend an dem aus dem Meere aufragenden Lande vor- nehmen. In höchst anshaulicher Weise ging ex von dem Beispiel eines eben aus dem Meere aufge tegenen Kontinents aus und zeigte, wie das Wosser je nah den hm bei seinem Ablauf zum Meere entgegenftehenden Hindernifsen sich Bach- und Flußläufe, Seen und Thäler bohre, bis zuleßt ein Beharrungsftand maturity eintrete, der im Lauf der Entwickelung indessen Häufig wieder gestört und umgestürzt werde, wona die Gestaltung8arbeit des rinnenden Wassers von neuem ein- sezge, Aufgabe des Geologen sei es, mehr als bisher ge- schehen, den Spuren dieser sich_ folgenden, sich unterbrechenden und sih durchseßenden Vorgänge nahzugehen und dabei der Phantasie, vorbehaltlich der Nahprüfung durh den Verstand, eine gewisse Mit- arbeit zuzugestehen; denn ohne Zuhilfenahme des frei gestaltenden Vorstellung8vermögens seien die unsäglich verwidckelten, dem gegen wärtigen Zustand der Grdoberflähe ¡zu Grunde Tiegenden Vorgänge chwer zu enträthseln. Der dritte Vortragende, Professor Dr. Albrecht

enck, sprach über die „Uebertiefung der Alpenthäler“.

s ist eine bekannte, merkwürdige Thatsache, daß die Mehrzahl der Alpenthäler den aligemeinen Regeln der Thalbildung, wonach die in einander mündenden Thäler die gleihe Sohle haben und die ab- wärts gelegenen das Gefälle der aufwärts gelegenen fortseßen, nicht olgen. fs ufig zeigen die Seen in Bezug auf ihre Sohle sogar rüdck- ällige Strecken, die Hauptthäler aber sind erheblich breiter und tiefer als die Nebenthäler, sodaß leytere s\tufenförmig abfallen . und aus thnen herabfließende Gewässer Wasßserfälle bilden. Die Pr zor sind übertieft. Hieraus ergiebt #ich ein besonderer Zustand der Flaßläufe. In den Nebenthälern suchen die Flüsse sih tiefer einzushneiden, während die Hauptthäler mit Verschüttung bedroht sind und die großen Ströme, wie Rhein und Donau, gleichwie auf einem Damme fließen. Nun geht aus der An- ordnung»der alpinen Thalsysteme aber hervor, daß fie ursprünglich fin ebenso durh Erosionen des fließenden Wassers ent-

tanden sind wie andere äler. te : erklären sih die ge- childerten Abnormitäten ? Nach Ansicht des Vortragenden kann weder ein Rücksinken des Gebirges, noch können Hebungen desselben normale Thäler in übertiefte verwandeln; denn es würden damit wohl die rück- fälligen Sohlerstrecken, aber niht die Höherlage der Seitenthäler erklärt werden. Eine Grabenbersenkung der übertieften Thäler durch Paliungen anzunehmen, verbietet aber die sichtbare Schihhten- ildung, auch tragen - diese ‘Thäler deutlich den Charakter der Erosion.. So bleibt nur übrig, sie äls das Werk der Glelsher der Eiszeiten zu erklären, die seit der Pliocän- üngsten Tertiär-) Zeit viermal die Alpen vergletshert haben. Jn irklihkeit deckt sid die Verbreitung der kolossalen Eiszeit-Gletscher

na den von thnen zurückgelafsenen Spuren gea mit der der über-

tieften Thäler, und wo im östlichen Theile der Alpen, im Dreieck

r normal ldete Thäler. Zeitlih und räumlith fällt Thäler mit der Vergletscherung zu-

ammen. ' Das Eis wirkte in ganz derselben Weise thalbildend

7

e erodierend, wie das rinnende e aber die Summe dene

irkungen war eine. mächtigere, entsprechend der großen Ausvehnung

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Und unter d men geben vollen Aufschluß über das | si an ét, Deren. Pru

der eiszeitlihen Gletscher, die bis 1500 m erreite. Diese Thäler | waren somit auch in der Eiszeit Brilin Age: Strbona, ey a 4

waren Eismassen von ungeheurer Mähtigkeit, die sh darin bewegten ih vie Sohle bestänbi vertiefte. bet

si). anschließenden Diskussion, woran Dr. Pasfar e, Professor Nansen und Professor von Loczy theilnahmen, wurde allseitig den Pend'schen Erklärungsversuchen voller Beifall geschenkt. | Der Sonnabend-Nahmittag brate in der ersten Gruppe zunächst

den Vorirag einer Dame, Mrs. Maria M. Ogilvie-Gordon D. Se. aus Aberdeen, „über die Becken (basins) von Süd- Europa“. Die Dame erklärte \ch als Schülerin der Berliner und Wiener Universität. Sie hat dem Gegenstand ihres Vortrags, nämli der Ark, wie sih die Becken "des Adriatishen und Mittel- meeres. sowie der ungarishen Tiefebene gebildet haben Eönnen, und hiermit zusammenhängend den Erscheinungen der

Erosion, eingehendes. Studium gewidmet. An der Hand zahlreicher

Bmg erläuterte i das Fazit threr Ermittelungen, die von Pro- essor Freiherrn von Richthofen als sehr bemerkenswerth bezeiGnet wurden, Sehr wihtig für unsere tropischen und fubtropischen Kolonien erscheint der hierauf folgende Vortrag von Professor Lenz- Prag über die Laterit-Frage nah ihrer theoretishen und wirthschaftlihen Bedeutung. Aus Laterit, einem Gesteins- zerseßzungsprodukt, besteht zumeist der Kulturboden zwischen 35 Grad südlicher und 35 Grad nördlicher Breite. Darüber hinaus wird er bis zum 50. Grade vom *2rseßt. Ursxprünglich nannte man nur eine gewisse rothe Erde Laterit; jeßt ist der Begriff erweitert, und es wird unter dem Namen sehr Vieles zusammengefaßt, nämlich Zerseßungsprodukte von Granit, Quarz und Kalk.- Um so wichtiger ift es, daß sch im Interesse des Plantagenbaues die Wissenschaft ein- gehend mit dem Laterit beshäftige und genaue Begriffsbestimmungen gebe, In der Debatte wurde diesen Ausführungen lebhaft zugestimmt und vorgefchlagen, Daten über die Kulturfähigkeit des Lateritbodens und seine Beziehungen zu den verschiedenen Nußgewächsen zu sammeln. Die An- regung {eint somit auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Noch sprachen sehr interessant Ingenieur W. Obrutsbew (St. Petersburg) über seine eigenen 1895 bis 1898 in Transbaikalien ausgeführten For- {ungen bezüglich Orographie und Tektonik dieses dur die trans- sibirische Bahn Europa „näher gerückten Gebietes, ferner Professor Dr, Philippson (Bonn) über den Gebirgsbau Griechenlands und der Inseln des Aegäishen Meeres, endliG Mr. Vaughan Cornish-London über die Beziehungen zwischen dem Studium der Wellenbewegung und der Geographie. Der Vortragende lud zu Vorführungen dur Licht- bilder ein, die am Dienstag, Nachmittags §6 Uhr, im Museum für Völker- kunde stattfinden sollen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der allgemeine Ausstand der Berliner Metallarbeiter, Former, Gießereiarbeiter, Gürtler, Metalldrüdcker, Dreher u. f. w. (vergl. Nr. 230 d. Bl.) hat, der „Germ.“ zufolge, am Sonnabend seinen Anfang genommen, Es handelt si in der Hauptsache um die Einführung der neunstündigen Arbeitszeit. Der Verein Berliner Metallindustrieller verhält sich zu der F eros behufs deren Durchsezung auch die Klempner seit einiger Zeit ausftändig sind, ab- lehnend, während mehrere kleinere Gießereien sie zu bewilligen bereit find. In den Ausstand geren sind auch die hiesigen Getreide- und“ Mehlkutsher. Sie verlangen einen Mindestlohn von 27 M wödentlih, während die Fuhrherren den Getreidekutshern nur 22 #, den Mehlkutschern 25 ( bewilligen wollen. Von den Pugern (vergl. Nr. 229 d. Bl.) find noch 333 im Ausftande, während (nah dem Bericht der Lohnkommission) 773 auf 95 Bauten zu den neuen Bedingungen arbeiten.

Zur Gewerkschaftsbewegung in Frankfurt a. M. berichtet die „Frankf. Ztg. *“, daß: die dortigen Zimmerer nah der Beendigung ihres Ausstar.des (vergl, Nr. 220 d. Bl.) beschlossen haben, eine Organisation En und einen Vertrauensmann mit der besoldeten Leitung zu

etrauen.

Aus Leipzig theilt die „Leipz. Ztg.“ mit, daß über 1000 Litho- graphen und Steindrucker (vern Nr. 226 d. Bl.) am 28. Sep- tember in einer Versammlung die Antwort der Arbeitgeber auf die Gehilfenforderung entgegengenommen haben. Sie ift keine einheitliche. Während mehrere Unternehmer die Forderungen (achtstündige Arbeits- zeit für L und neunstündige sür Steindrucker) ohne weiteres als berehtigt anerkannt haben, hat die Arbeitgeber- vereinigung erklärt, daß fie ohne -empfindliße Schädigung - des Ges werbes gegenwärtig die ünshe der Gehilfen nicht zu erfüllen ver- môge. Sie werde aber mit den übrigen deutschen Arkhbeitgeber- vereinigungen der Branche ins Vernehmen treten und einen Delegirtentag veranstalten, auf dem die ecinheitli®l* Regelung der Arbeitszeit berathen und vorgenommen werden foll. Bis dahin möchte die Angelegenheit vertagt werden. Die Versammlung war mit diesem Bescheide nicht einverstanden. Sie beschloß vielmehr, an der Forderung der fofortigen Durchführung ihres Antrages fest- zuhalten, und gab den Ge a anheim, in allen Geschäften, wo die forderiggen niht bewilligt würden, am 6. oder 7. Oktober die Arbeit zu kündigen und hiervon ungesäumte Meldung an das Agitationscomits zu erstatten. Das Comité wurde beauf tragt, die weiter erforderliGen Schritte zu thun und im besonderen alles zu versuchen, was zu einer. für beide Theile befciedigenden Lösung der Differenzen führen könne. Hierzu hielt män eine Ver- mehrung des Comités um 5 Mitglieder für zweckmäßig. Zur Lohnbewegung der Leipziger Posamentierer wen Nr. 227 d. Bl.) wurde in einer ‘an demselben Tage abgehaltenen Versammlung be- richtet, daß zwischen der Gehilfenkommission und den Arbeitgebern die Arbeitszeit nunmehr: auf täglich 94 Stunden, der Mindest- lohn auf wöqhentlich 21 4 und der Zuschlag auf Ueberstunden bezw. Sonntagsarbeit auf 25 bezw. 3009/9 festgeseßt worden ist. Damit waren die Versammelten vor Eo zufrieden, beschlossen aber, in jeder Werkstelle zur Köntrole der Einhaltung diefer Bestimmungen einen Vertrauensmann zu ernennen. Der Ausstand der Rahm en- kröpfer, Spiegel- und Bilderrahmenarbeiter (vergl. Nr. 226 d. Bl )-ist beendet worden, da die Arbeitgeber die Forde- rungen der Gehilfen im Wesentlichen bewilligt haben.

Wie „W. T. B.* aus Le Creuzot meldet, find“ die dortigen Berg- und Hüttenarbeiter nunrehr bereit, auf alle wesentlihen Forderungen zu verzichten. (Vergl. Nr. 231 d. Bl.)

Kunft und Wissenschaft.

Jn verschiedenen Zeitungen findet sih die Nachricht, daß in der Ee zu Potsdam die Mittheilung vom Bürgermeister gemacht i daß der neue Nefrafktor des Astrophysikalishen Observatoriums zu Potsdam die Arbeiten des benachbarten magnetischen Obser- vatoriums derart becinflusse, daß ihre Fortsezung illusorisch werde und eine Verlegung desselben in kürzester Zeit bevorstehe.

Demgegenüber ‘sicht sich - die E veranlaßt, zu erklären, daß von den Eisenmassen des Refraktors ein ge- ringer konstanter Einfluß stets ‘erwartet worden , daß der- selbe aber von vornherein unshädlih gemacht worden ist, indem ein Theil der magnetishen Messungen in einem weiter entlegenen, aus obigem Grunde neu gebauten Hause angestellt wird. Die unkontrolierbaren Gerüchte, wona die Wirkung jener Eisen- massen auf die Magnetnadeln eine mit der Drehung der Kuppel veränderliche sei, beruhen bisher lediglih auf Ver-

4 muthungen.

Diese Wirkung dürste, wenn sie vorhanden sein sollte, jedenfalls nur eine so fleine n daß ihr Nachweis nicht ohne weiteres zu erbringen ist. Es bedarf dazu der ufstellung

angestellten 2 in Zeiten ihm eigen Einfluß nasweisen laffen, fo wird es wahrscheinli 1 nfluß nachweisen lassen, wird es wahrscheinli sein, denselben dur geeignete Stellung von Kuppel und Ro! während jener Zeit, wo niht beobachtet wird, vollständig zu

He, O on einer Verlegung des Observatoriums wegen des neuen Resraktors kann deshalb noch keineswegs die Rede sein.

In dem Museum für Naturkunde sind die Tiefsee ‘i Lothe, Thermometer, Wafsershöpfer und andere Ae a L 4

der von Professor C bun geleiteten deutshen Valdivia-Expedition gebraucht. wurden, für cinige Wochen ausgestellt. Rad

Am Sonnabend is in Charlottenburg der bekannte Kunst«- historiker Professor Dr. Eduard Dobbert, Mitglied des Senats der Akademie der Künste, gestorben. Er wurde am 25. März 1839 in St. Petersburg hgeeren, fiudierte Geschichte auf den Universitäten zu Dorpat, Jena, Berlin und VEOE und wirkte dann eine Reihe von Jahren pädagogisch und literarisch in St. Petersburg, wo er im Jahre 1866 die „St. Petersburger Wochenschrift“ herausgab. Seit dem Jahre 1869 widmete er sih ganz der Kunstge|chi@hte, ma Studienreisen in Rußland und Italien und habilitierte sih im Jahre 1873 mit der Schrift: „Ueber den Stil Niccolo Pisano’s und dessen Ursprung“ (München 1873) an der Münchener Universität. Noch ehe er aber in München zu lesen begonnen, wurde er als Professor der Kupvstgeshihte an die Kunst - Akademie zu Berlin berufen, wo er auch als Lehrer an der Technischen Hoh- schule thätig war. Von seinen \christstellerishen Arbeiten sind außer den Biographien von Giotto, den Pisani,” Orcagna und Fiesole hervorzubeben: „Beiträge zur Geschichte der italienishen Kunst gegen Ausgang des Mittelalters“, ferner „Die Darstellung des Abendmahls dur die byzantinische Kunst“ (in Dohme's „Kunst und Sun V seine Ort über den Bildhauer Chr. D. Rauh und die Schrift „Das Wiederaufleben des griechischen Kunstgeistes" (Berlin, 1877). Von ihm ftammt auch der Text zu Gottfried Shadow's Handzeihnungen (Berlin, 1887).

Der bekannte Ornithologe Dr. Karl Ruß is am Freitag hier- selbst gestorben. Er wurde am 14. Januar 1833- zu Baldenburg in Wefslpreußen geboren, widmete sih zuerst der Pharmazie und studierte später die Naturwifsenschaft in Berlin, wo er seit dem Jahre 1862 lebte. Sein Hauptinterefse galt der Vogelkunde, insbesondere beschäftigte er sich mit der Zucht fremdländisher Stubenvögel. Er beschrieb das Leben, die Brut und das Jugendkleid vieler bis dahin nicht beobacteter Arten u, a. in den Werken: „Handbuch für Vogellieb- haber“ (Bd. I. 3. Aufl. Magdeburg 1887; Bd. I1. 3. Aufl. 1892), „Der Kanarienvogel“ (10. Aufl., da}. 1897). Der Verstorbene war außerdem Herausgeber der illustrierten Wochenschrift „Die gefiederte Welt“, welche seit dem Jahre 1872 in Magdeburg erscheint.

In Stockholm wurde, wie „W. T. B.® nah einer Meldung des „Swenska Telegraphenbyran“ berichtet, die kürzlich aufgefundene Andróée’sche Daje gestern geöffnet. an ftellte in Anwesenheit mehrerer Sachverständigen und Minister fest, daß die Boje die \9- genannte „Nordpolboje“ ift, welche beim Pr des Nord- pols ausgeworfen werden sollte. Die Boje wird weiterhin mikroskopish untersut werden.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte und Getreidehandel in Rußland.

Odessa, den 25. September 1899. Mais, dessen Schnitt dem- nächst beendet sein wird, verspriht durhschnittlich einen mittleren Ertrag zu geben. Unter dem Einfluß des feuchten und warmen Wetters, das seit Anfang August berrs{cht, hat si die Steppe etwas erholt, sodaß vieler Orten noch eine as aber [eidlich gute Heuernte jan worden is, wodur dem Mangel an Viebfutter, der sehr

edenkflich zu werden drohte, einigermaßen abgeholfen ift. Die Winter- bestellung der Felder hat {ih fast überall unter günstigen Witterungs- verhältnissen vollzogen.

Der hiesige Getreidemarkt zeigt noch immer wenig Leben, was si dadurch erklärt, daß die Preise aller Getreidenoten hier wieder fo gestiegen find, daß fie sich meist höher als diejenigen der west- europäischen Markte erweisen. Dazu kommt, daß die hie gen Vor- räthe, besonders an Roggen und Gerste, wonach am meisten frage i}, gering, und die Wufubren troßdem \pärlih sind. Nur Weizen {ind nennenswerthe Stocks am Plate, aber gerade an dieser Frut zeigte fh im Auslande bisher wenig Bedarf.

Die Preise sind zur Zeit für 1 Pud (16,38 kg) frei an Bord: Winterweizen é 6—105 Kop. Sommerweizen a. Ulka. / ,. 85—100

b. Ginfa . .. 95—105 c. Arnautka . . 100—110 .. TT—S5

73—75 76—80 80—100 59—60 * . 68—89 Bei-

e.“ 153 155 e

Winterweizen auf . . . « « « « 313 800 Tschetwert M R On e i s davon Ulka. . . . . 195 490 . Gla. ce 01000 « Sandomirka . 9000 Arnautka. . . 25750 Verschiedene Arten Weizen auf Roggen auf ÿ Mais , Gerste

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essere Qualität

für Brauzwecke Mais 2 an

vor einem Monat.

Theater und Musik. Königliches Opernhaus. Am Sonnabend um Mitternacht erreichte die : Gesammt-Aufführung "vort Wagners B ire Ring des Nibelungen®", nachdem Mo am Dienstag „Die Walküre*, am Donner voraufgegangen waren, mit ä d Abschluß. Die König gewaltige Werk ledi j6 pringen, denn Frau Shumann-§ ‘ersten Aben»8s sowie al wohl sie Formell“ noch: als Gaf wird, 8 zu den einheimisc

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