1899 / 248 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Oct 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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r 1899 erloschen den 16. Oktober 1899. Königliches Ober-Bergamt. | __ Pinno.

Bekanntmachung.

Nach Dori rift des Feirves vom 10. April 1872 (Geseßz-Samal S. 357) sind bekannt gemacht :

1) der am 1. Juli 1899 Allerhöch# vollzogene T. Nachtrag zum Statut füc den Over- Bullenhausener Schleusenverband in Bullen- hausen, Kreis Harburg, vom 6 August 1888, durch das Amtsblatt der Da aUiEen Megerung zu Lüneburg Nr. 31 S. 221, ausgegeben am 4. Augu ;

2) das am 13. Juli 1899 Allerhöch\# vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenshaft zu Schammerwiß im Kreise Ratibor dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 33 S. 269, ausgegeben am 18. August 1899; z

3) das am 16. Juli 1899 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungs-Genossenshaft zu Biskupiß-geistlih im Kreise Schroda dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 34 S. 409, ausgegeben am 22. August 1899;

4) das am 16. Juli 1899 Allerhö vollzogene Statut für die Drainage- Genossenschaft zu Granowo im Kreise Gräz durch das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 33 S. 389, ausgegeben am 15. August 1899;

5) der am 19. Juli 1899 Allerhöch|# vollzogene Nachtrag zum Statut für die Drage- und Küchenfließ - Regulierungs - Genossenschaft im Kreise Dramburg vom 6. Dezember 1894 durch das Amtsblatt der Könialichen Regierung zu Köslin Nr. 34 S. 233, ausgegeben am 24. August 1899; e

6) das am 7. August 1899 Allerhö} vollzogene Statut für die Draina1e - Genossenschaft zu Kurnik im Kreise Schrimm durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 35 S. 421, aus- gegeben am 29. August 1899; /

7) das am 7. August 1899 Allerhsch# vollzogene Statut für die Entwässerungs-Genofsenschaft zu Lüzebah im Kreise Prüm durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 35 S. 369, aus- gegeben am 1. September 1899; 5

8) das am 7. August 1899 Allerhöch# vollzogene Statut für die Entwässerungs-Genossenshaft zu Büdesheim im Kreise Prüm durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 35 S. 372, ausgegeben am 1. September 1899; , :

9) das am 7. August 1899 Allerhsch\ vollzogene Statut für die Gntwässerungs-Genossenshaft 1V zu Wawern im Kreise Prüm durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 36 S. 385, ausgegeben am 8. September 1899; 5

10) das am 17. August 1899 Allerhöchst vollzogene Statut für die ODraina e-Genofsenshaft zu Halbendorf im Kreise Grottkau dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 37 S. 281, ausgegeben am 15. September 1899; Ï

11) das am 23. August 1899 Allerhö vollzogene Statut für die Drainage- und Entwässerungs - Genossenschaft zu Wyssccken- Mykolaiken im Kreise ck dur das Amtsblatt der Königlichen an Gumbinnen Nr. 38 S. 321, ausgegeben am 20. Sep-

er :

12) das am 23. August 1899 Allerhöch#| vollzogene Statut für den Deichverband Neue Deichschau Reeserward durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 38 S. 385, aus- gegeben am 23. September 1899.

Nichtamlliches.

Deutsches Reich.

Preußen Berlin, 19. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen, von Hamburg kommend, heute früh in Berlin ein und hörten im Königlichen Schlosse die Vorträge des Kriegs-Ministers, Generals der Jnfanterie von Goßler, und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke. ‘Um 12 Uhr wohnten Seine Majestät mit Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin der Hundertjahrfeier der Dechnischen Hochschule bei.

Aus Hamburg vom 18. Oktober berichtet „W. T. B.“ :

Seine Majestät der Kaiser traf heute Mittag gegen 1 Uhr auf dem Dammthor-Bahnhofe ein und wurde von dem Bürgermeister Dr. Mönckeberg, dem preußishen G sandten Grafen Wolff-Metternih und dem Legations-Sekretär Dr. Meeren von Heinße empfangen. Nach der Begrüßung fuhr

eine Majestät der Kaiser, Allerhöchhstwelher Marine-Uniform mit Mantel und Müßte trug, unter den brausenden Hochrufen der Volksmenge, welche zu beiden Seiten der Feststraße Aufitellung genommen hatte, nah der Wohnung des preußischen Gesandten. An dem Frühstück, welches sogleih nah dem Eintreffen in der Ge- \sandischaft stattfand, nahmen theil der General-Oberst Graf von Waldersee, der kommandierende General des IX. Armee-Korps, General von Massow, die Bürgermeister Dr. Mönckeberg und Dr. Lehmann, der Senator Dr. Burchardt, Herr W. Amsinck und der E Dre Sievcking. Nach dem rühstück begab Sich Seine Majestät der Kaiser nah dem afen, wo Allerhöchstderselbe eine Besichtigung des von amoa zurückgekehrten Kreuzers „Falke“ vornahm.

Um 41/5 Uhr verkündeten Salutshüsse, daß Seine Majestät der Kaiser den „Falke“ verlassen hatte. Kurz darauf legte das Kaiserliche Boot an der Werft von Blohm u. Voß an. Seine Majestät schritt die Front der von 73 Krieger- vereinen entsandten Abordnungen ab; die Ehren-Kompagnie präsentierte, und das Musikkorps spielte-den Präsentiermarsch und die Hymne „Heil Dir im Siegerkranz“. Nachdem Seine Mazjejtät Sig vor die Rednertribüne begeben und die dort anwesenden Herren Blohm und Voß sowie andere Persönlich- Teiten begrüßt hatte, bestieg der Bürgermeister Dr. Möneberg die Tribüne zur Taufrede auf das zum Stapellauf fertige Linienschiff B.

Der Redner wies auf die Bedeutung des 18. Olktober als Tages der Schlaht bei Leipzig hin, durch deren ent- scheidenden Sieg die Möglichkeit für die“ Wiedervereinigung der Deutschen zu einem Reiche gegeben worden sei. Der Taz sei dem deutshen Volke aber auch theuer als Geburtetag des Kaisers Friedrich, dessen ritterlide Gestalt und s{chweres Leiden Bee seien. Der Ort, wo das Schiff gebaut worden, erinnere an den ältesten deutschen Kaiser Karl den Großen, der die südlihen und nördlihen Stämme ‘deutsher Zunge, dke Bayern und Sachsen, unter seinem Scepter vereint, Kultur und Sitte gepflegt und S1ädte gegründet habe, die, wie Hamburg, auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurück- ‘bliden. Jn Erinnerung an diesen Grundsteinleger des Deutschen

gebe er auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers dem Schiffe Ia amen „Kaiser Karl der Große“. Möge es dicsem Namen zu

„Jede Zeit Ehre machen und in der ganzen Welt ein glänzendes Zeugniß ablegen von der Tüchtigkeit der deutshen Marine und derx

d 1 Qo en lesien Bin | Majestät ver Deutsche Kaiser

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: arken Hand { ( immen A Rufe

Jubelnd stimmten die Versammelten in den Ruf ein. Nach Beendigung des Taufaktes begab Sih Seine Majestät der Kaiser in das unmittelbar am Wasser errichtete Kaiserzelt, um von hier aus dem Stapellauf zuzushauen. Unter Ly Hochrufen lief das mächtige Schiff glücklich vori

apel.

Nach beendetem Stapellauf nahm Seine Majestät Meldungen entgegen und verlieh eine große Anzahl von Ordensauszeihnungen. Kurz vor 5 Uhr erfolgte auf dem Kaiserlihen Boote die Abfahrt nah der St. Pauli-Landungs- brüdcke, worauf Seine Majestät der Kaiser in offenem Wagen durch die von einer dichten Menschenmenge angefüllten Straßen nah der Wohnung des preußishen Gesandten Grafen Wolff- (at Vas fuhr. Seine Majestät wurde überall stürmisch cgrüßt.

Abends gegen 7 Uhr fuhr Seine Majestät der Kaiser durch die prächtig illuminierten Straßen nach dem Rath- hause zur Theilnahme an dem vom Senat gegebenen Fest- mahl. Bei der Tafel brachte der Bürgermeister Dr. Mönkeberg einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser aus, in welchem er im Namen des Senats und der grlaumuen Bürger- schaft Hamburgs den tiefempfundenen Dank dafür aussprach, daß Seine Majestät die Einladung des Senats zum heutigen Tage anzunehmen geruht habe. Der Redner dankte ferner dafür, daß Seine Majestät in dem von Künstlerhand trefflich ausgeführten Bildniß, welches heute zum ersten Male den Saal ziere, ein bleibendes Andenken an den heutigen Tag gestistet habe. Unmittelbar darauf ergriff Seine Majestät der Kaiser das Wort zu der in einer zweiten Ausgabe des „R.- u. St.-Anz.“ vom gestrigen Abend bereits mitgetheilten Rede.

Gegen 8 Uhr Abends senkte sih dichter Nebel auf die Straßen herab, der die großartige Jllumination nicht zur Geltung kommen ließ.

Nach Beendigung des Festmahls erfolgte gegen 9!/z Uhr die Abreise Seiner Majestät des Kaisers vom Rathhause nah dem Dammthorbahnhof. Vor und hinter dem Wagen ritten je zwölf Schußleute mit Fackeln. Die Abfahrt des Kaiser- lihen Sonderzuges fand gegen 10 Uhr statt.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenar- sißzung. Vorher beriethen die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen.

Die im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte Uebersicht der Betriebs-Ergebnisse deutsher Eisenbahnen im Monat September 1899 ergiebt für 68 Bahnen, die schon im Sep- tember 1898 im Betriebe waren, Folgendes:

Gesammtlänge: 42 629,42 km.

im gegen auf gegen Ganzen \das Vorjahr| 1 km | das Vorjahr Á M M M | %% für alle Bahnen im September 1899

aus dem Per- A sonenverkehre 43 956 532/41 290 213] 1053| 11/—4- 1,06 aus dem Güter- verkehre . . .|97 620 487|4-5 586 762] 2297|4- 88|-+ 3,98 für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. April—31. März in der Zeit vom 1. April bis Ende September 1899 aus dem Per- | sonenverkehre (233127905 +11855221 aus dem Güter- | verkehre . . ./470753322/4+26200133]| 15 019+ 447|+4- 3,56 für die Bahnen mit dem A N 1. Januar—31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1899 aus dem Per-| | | sonenverkehre 58 204 549 +3 135 191} 9505 + 383+ 4,20 aus dem Güter- | i | | verkehre . . 10292792341 822 368| 16 5388— 15— 0,09 Am 20. September 1899 wurde bei den badischen Staats- eisenbahnen die Strecke von Walldürn nah der bayerischen Landesgrenze in der Nichtung auf Amörbach eröffnet (10,76 km)!

Einnahme

[ 6 565 4+ 185+ 2,90

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Oesterreich-Ungarn.

Im Abgeordnetenhause erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern der Vorsißende des Ministerraths Graf von Clary die Session für . eröffnet. Der Abg. Pr. Zurkan übernahm auf die Aufforderung des Grafen Clary das Alters-Präsidium mit einer Ansprache, in welcher er zur Einigkeit aufforderte und mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser shloß. Sodann wurde zur Wahl des Präsidenten geschritten. Der Abg. Schö nerer erklärte, er we: de sih der Abstimmung enthalten, da der frühere Präsident, Abg. Dr. von Fuchs, am Verfassungsbruch betheiligt gewesen und deshalb des Präsidiums unwürdig sei. Zum Präsidenten wurde der Abg. Dr. von Fuchs mit 264 Stimmen gewählt.

Nach der Antrittsrede des Präsidenten gab der Vor- sißende des Ministerraths Graf von Clary folgende Er- klärung ab:

Die Regierung is sh der Schwierigkeit ihrer Aufgabe und ihrer Verantwortung bewußt. Der Ernst der durch die politiszen Kämpfe der lehten Jahre herbeigeführten Lage äßt die Regierung erwarten, daß ihre auf Wiederherftellung normaler parlamentarischer Zußtände abzielenden Bemühungen nach der Lauterkeit ihrer Absihten gerecht gewürdigt und ohne Voteingenommenheit vom Hause unterstüßt werden, Die Regierung is vollkommen neutral und zusammengeseßt aus Männern, die im Dienste des Kaisers für das Staatswohl ihre bescheidene Kraft einseßen wollen, wobei sie pflihtgemäß die geltende Verfassung hochhalten und ihr gewissenhaft nawkommen werden. Im Interesse aller Völker und Bevölkerungskreise bittet die Regierung die Parteivevbände des Hauses, dazu beizutragen, daß die parlamentarishen Berathungen keine Störungen erleiden, damit eine Ausgleihung der Gegensäte vorbereitet werde, die allein den nationalen Frieden bringen und erfolgreiche Arbeit sichern könne.

Die Regierung ist \fich völlig klar über die Tragweite und Be- deulung der Außerkraftsezung der Sprachenverordnungen in Böhmen

‘der 4, Es kann nicht die

uf, einzust : i Wilhelm 11., Er lebe hoh! hoch! hoch!* | der Spracenverordnungen eintretenden

L mde dié Erwägung zu Obunde la / daß bee Bes s Verord: un an ee fruchtbaren Thätigkeit A buteeuh ent; A Absicht der Regierun fein, den wit der Aufhe

halten. / Die Regierung hat die geseßlihe Regelung dieser Verhält, nisse ernstlih in Angriff genommen, wird den Beschluß der Reit vertretung einholen und hegt den innigsten Wunsch, dodurh die Gewähr dauerbafter Ordnung zu schaffen. Hierbei wird die Regierung pon der jeder ôsterreihischen Regierung vorgezeichneten Linie des Vex, haltens nit abweichen und unter Wahrung der geseglih anerkannten Gleichberehtigung der landeéüblihen Sprachen im Amt und im öffentlichen Leben ihr besonderes Augenmerk auf das praktishe Be, dürfniß, sowie auf die Erfordernisse einer geordneten und einheitlichen Verwaltung richten, alles vermeidend, was die Annäherung der gegen- seitigen Anschauungen hindern, und alles unterstüßend, was die Ver, ständigung fördern fann.

Vas öffentlihe Leben spiegelt sich insbesondere im Staats, haushaltsgeseße äb, dessen Berathung und Beschließung dur die NReichsvertretung allein eine Bürgschaft bildet sowohl für die öffents liche Kontrole der gesammten Verwaltung wie für die Vorsorge für jene unabweiébar gewortenen Be? ürsnisse, welde in der leyten Zeit

eine bon der Bevölkerung shmerzlich empfundenre Zurülkstellung erfubren, -

Auch die abs{ließende Behandlung des Auegleichs mit Ungarn ist von größter Bedeutung sowohl für die Interessen der westlihen NReichshälfte wie der Gesammtmonarchie. Eg ist dringend geboten, Zeit und Raum zu gewinnen für die wirth- schaftlihen Probleme, Fragen, von deren baldiger glückliher Lösung es zumeist abhängt, dem Wirthschaftsleben die nothwendigen neuen Impulse zuzuführen und den Ausbau der öffentlichen Wohlfahrts- einrichtungen zu fördern. Gbenfo erheishen die kulturellen Bedürf nisse die Fürforge des Staats, zu dessen vornehmsten Pflichten, die Scule betreffend, es gehört, die erziehlihe Thätigkeit und die sittlich. religiôse Gefinnung zu pflegen. Die Hochwassershäden in mehreren Ländern fordern rasche, ausgiebige Hilfe als Pflicht der Mensblichkeit und Gebot staatlicher Wirthschaft: pflege. Die Regierung bringt heute eine hierauf bezüglihe Borlage ein und bittet, ibr die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Regierung wird hierbei, sowie bei Erfüllung der Verwaltungsaufgaben überhaupt darauf bedacht sein, daß seitens der Behörden den Vedürfnissen und berehtigten Anliegen der Bevölkerung wohlwollende Rechnunz getragen werde. Sie erblickt darin ein Wiittel, das Vertrauen in die Verwaltung zu heben und dadur die staatlihe Autorität, die von den politishen Wirren niht unberührt blieb, zu festigen und zu mehren. Die Erklärung \chließt folgendermaßen: Die Regierung hält fest an der Hoffnung . auf die Unterstüßung Aller, welche, beseelt von patriotishem Empfinden, den inneren Frieden und die glückliche Zukunft des theuren Vaterlandes erstreben.

Abg. Dr. Engel beantragte, indem er gleichzeitig namens der Jungczehen gegen die Aufhebung der Sprachenverord- nungen protestierte, die Eröffnung der Debatte über die Er- klärung der Regierung.

Der Abg. Kaiser beantragte r e die Eröffnung der Debatte über die * Regierungs-Erklärung. Der Antrag wurde angenommen und die nächste Sizung auf morgen an- beraumt. c

Im Herrenhause wiederholte der Vorsißzende des Ministerraths Graf von Clary die im Abgeordnetenhause abgegebene Erklärung und knüpfte hieran die Bilite, das Haus wolle den Absichten und Bestrebungen der Regierung, welche unter den shwierigsten Verhältnissen die Führung der öffent- lichen Angelegenheiten übernommen habe und fein anderes Ziel verfolge, als dem Kaiser und dem Staat treu zu dienen, seine patriotische Unterstüßung nicht versagen. Die Erklärung wurde an verschiedenen Stellen mit Beifall aufgenommen. Sodann nahm das Haus die Wahl der Quotendeputation, sowie mehrerer Kommissionen vor.

Unter den dem Abgeordnetenhause unterbreiteten R e- gierungsvorlagen befindet sich eine solche, betreffend die Auf- hebung des Zeitungsstempels und des Kalenderstempels. An Anträgen sind eingegangen: fsolhe der Abgg. Kaiser und -Genossen und der Abgg. Funke und Genossen auf Versezung des Ministerluums Thun in den Anklagezustand wegen Mißbrauchs des Paragraphen 14 der Verfassung; ferner cin Antrag der gesammten deutschen Linken auf Wahl eines Ausschusses zur Ausarbeitung eines Geseßentwurfs, durch welchen der Paragraph 14 durch éine andere, auf wirkliche Nothfälle beshränkte Bestim- mung erseßt werden soll; sowie ein Antrag der Sozial- demokraten auf Aufhebung des Paragraphen 14.

In einem heute ausgegebenen Communiqué der deutschen Volkspartei über die gestrige Klubsißzung heißt es: Die Erklärung der neuen Negierung sei einer eingehenden längeren Erörterung unterzogen worden, in deren Verlaufe von verschiedenen Seiten auf das Unzulängliche dieser Er- klärung hingewiesen und die Nothwendigkeit betont worden sei, der Regierung gegenüber eine streng zuwaitende Haltung ein- zunehmen. ;

In Prag fanden, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend abermals Zusammenrottungen von mehreren Tausend Personen auf dem Wenzelsplaße und in den an- grenzenden Gassen statt, welche, von der eiae verdrängt, sih immer wieder sommelten. Um 71/3 Uhr rückten drei Bataillone Fnfanterie aus und trieben die Menge gegen Königliche Weinberge zurück. Bei der Säuberung des Wenzelsplaßes ging die Sicherheitswache, da sie mit Steinen beworfen wurde, mit blanker Waffe vor, wobei vier Personen verleßt wurden. Die nach Königliche Weinberge zurückgedrängte Menge demolierte die Mauerumzäunung und zertrümmerte die Fensterscheiben zweier Häuser deutscher Firmen. Die Sicherheitswache vertrieb die Excedenten und gab mehrere Revolverschüsse ab, ohne jemand zu verleßen. Um 101/25 Uhr war die Ruhe wieder hergestellt. Fm Ganzen wu®den 11 Vecryaftungen vorgenommen. Auch in JFaromer und Böhmish-Brod haben Kundgebungen gegen die Regierung stattgefunden, bei denen jedoch keine ernsten Aus- s{hreitungen vorkamen. :

Wie aus Budapest gemeldet wird, erstattete gestern der Bischof Zelenka in dem Generalkonvent der evange- lischen Kirche augsburgisher Konfession Bericht über seine im vergangenen Jahre zur Einweihung der Erlöser- kirche erfolgte Reise nah Jerusalem, wobei er besonders des auszeihnenden und hulovollen Empfanges gedachte, welcher ihm von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und Jhrer Majestät der Kaiserin zu theil geworden war. Die Versammlung beschloß auf Antrag des Bischofs, Seiner Majestät den Dank des Konvents für diè an die ungarische evangelishe Kirche ergangene Einladung zur Feier in Jeru- salem auszudrücken.

Großbritannien und JFrland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses verlas, wle „W. D. B.“ berichtet; der Erste Lord des Schaßamts Balfour eine Königliche Botschaft, welche besagt: Da die Zustände in Süd-Afrika nah der Ansicht der Königin der Parlaments- akte gemäß als großer Nothfall zu betrachten seien, erachte es

ustand als bleibenden U 4

Majestät für angebracht, weitere Mittel für den Militär- enst zu bescha en. Er glaube daher, dem Hause mittheilen u len, daß die Königin im Begriffe stehe, durch eine f otlamation die Einziehung der M M zu befehlen und die Milizreserve oder den Theil derselben, welchen die

“Königin für nöthig erachte, für den permanenten Dienst

einzuberufen. Die Berathung der Botschaft wurde auf heute vertagt. E

Im weiteren Verlauf der Adreßdebatte {lug dann Stanhope, die Annahme eines Unterantrages vor, in welhem die ührung der Unterhandlungen mit Transvaal, durch welhe Groß- P nin in Feindseligkeiten mit den zwei südafrikanishen Republiken perwickelt worden sei, ernstlich gemißbilligt wird. Sir William Vernon Harcourt führte aus, daß es die Pflicht des Hauses sei, die Regierungsgewalt in der Aufrehterhaltung der Integrität der Herr|chafts- ebiete der Königin zu unterstüßen; die Opposition habe aber das volle Ret, das Verhalten der Regierung, das zum Krieg geführt, zu fritisieren und sogar zu verurtheilen, während sie zuglei die Re- gierung bei der Durchführung des Krieges unterstüße. Die Opposition dürfe ihre Pflichten und die Aufgaben threr Wirksamkeit nicht ver- leugnen. Bemerken8swerthe Umstände bei den Verhandlungen, führte der Redner aus, seien niht geeignet gewesen, eine friedlihe Lösung herbeizuführen, wenngleih er der Regierung nicht den Vorwurf machen wolle, daß es thr Bestreben gewesen sei, eine friedlihe Lösung zu vermeiden Es sei durh nihts gerechtfertigt, gegen LTrans- vaal die Anklage frevelhafter Hartnäckigkeit zu erheben. Transvaal habe auf Anrathen des Oranje- Freistaats und der Regierung der Kapkolonie Schritt für Schritt nachgegeben und sei vor dem Orucke Großbritanniens gewihen. Niemals früher habe Groß- britannien den Anspruch erhoben, den Buren bezüglich ihrer inneren Angelegenheiten Vorschriften zu machen, sondern lediglih das Recht beansprucht, ihnen im Interesse Süd-Afrikas und der britishen Unter- thanen in Transyaal freundschaftlichen Nath zukommen zu lassen. Dies habe der Staatssekretär für die Kolonien selbft zugegeben, und eine Reibe von Kolonial-Ministern hätten dem Wesen nach erklärt, daß dies der Fall sei. Verschiedene Erklärungen von Ministern hätten tar- gethan, daß der Hauptgrundsat bet der Auseinandersezung mit Trans- yaal die Nichteinmishung in dessen innere Verwaltung und Gesetz- gebung gewesen sei. Die Zurückweisung des von Transvaal am 5, August gemachten Vorschlages sei durhaus unnöthig gewesen; auch habe die Sprache, welche der Staatssekretär für die Kolonien geführt, nahdem jener Vorschlag gema(t war und die Verhandlungen auf einen Erfolg versprehenden Punkt aelangt waren, nicht zu einer günstigen und friedlichen Regelung beitragen können. Die Depesche der Transvaal-Regie- rung vom 6. September habe das dringende Verlangen nah Berathung in gemeinschaftliher Kommission unter der Bedingung ausgesprochen, daß die Suzeränetät fallen gelassen werde. Nun sei jedermann über- zeugt, fuhr Sir William Vernon Harcourt fort, daß die Suzeränctät im Jahre 1884 fallen gelassen worden set; auf jeden Fall habe eine Reihe von Kolonial - Ministern nacheinander diese Meinung aus- ge/prohen. Hier unterbrah der Staatssekretär für die Kolonien Chambérlain den Redner und gab seiner entgegengeseßten Meinung entshiedenen Auésdruck; er sagte, er werde Reden von Ministern liberaler Kabinette anführen, welbe bewtefen, daß der Redner Unreht habe. Sir William Vernon Harcourt erwiderte, die Suzeränetät sei von Chamberlain erft im Jahre 1897 formell dem Präsidenten Krüger gegenüber beansprucht worden. Die britische Regterung, führte Redner alsdann aus, habe dem Frieden eine Thür verschlossen; warum habe sie nicht eine andere aufgemacht? Warum seten keine neuen Vorschläge an den Präsidenten Krüger gesandt worden? Die Regierung habe - kein Recht gehabt, Großbritannien in einen Krieg zu verwickeln, so lange das Dunkel über die Vor- chläge, die sie zu machen bereit gewesen, niht gelihtet worden war.

edner fragte, warum die Regierung nicht mit der Berathung in einer emishten Kommi}|sion vorgegangen sei, warum die letzten britischen

orshläge nicht hätten bekannt gemacht werden sollen, ferner warum die guten Dienste des Oranje-Freistaats abgelehnt worden seien. Er fragte weiter, was denn die Unabhängigkeit Transvaals sei, die, wie der Herzog von Devonshire gesagt habe, von England respektiert worden set, und warum, als der ausgeübte Druck in gewissem Maße erfolgreich gewesen, der zum Frieden führende Weg nicht weiter beschritten worden sei. MNedner {loß mit der Bemerkung, er nehme nicht theil an der Verantwortung für die Maßnahmen, welhe zum Kriege geführt hätten, jedoch unterstüße er die Regierung der Königin bei dem gegenwärtigen unglücklihen Konflikt. Die weitere Debatte wurde sodann vertagt.

Das „Reuter she Bureau“ meldet, die Einberufung der Miliz habe in London beträchtlihe Erregung hervor- gerufen. Jn einigen Kreisen herrsche der Eindruck, der Schritt sei mit Rücksicht auf den möglichen Fall einer Einmischung seitens einer fremden Macht oder auf eine sonstige Verwickelung erfolgt. Diese Anschauung sei iedoch unbegründet, da der Zweck der Einberufung der Miliz nur der sei, die dur die Entsendung von Regimentern nah Süd-Afrika ver- ringerten britischen Garnisonen wieder zu ergänzen. Ein gleicher Schritt sei in den Jahren 1882 und: 1885 erfolgt, als sh ein beträchtlicher Theil der regulären Truppen in Egypten befunden habe.

Der Nachtrags-Etat der Militärverwaltung ist gestern dem Unterhause zugegangen. Jn demselben werden 35 000 Mann und 10 Millionen Pfd. Sterl. gefordert. Diese 35 000 Mann stellen wahrscheinlich den Höchstbetrag dar, um welchen der für 1899/1900 festgeseßte Effektivbestand über- schritten werden wird. Die Gesammtiforderungen der Militär- verwaltung belaufen sih auf 30617 200 Pfd. Sterl.

Ein erstklassiges Kriegsschiff, das in der Taufe den Namen „Bulwark“ erhielt, ist gestern Nachmittag in Devonport glüdlih vom Stapel gelaufen.

Frankreich.

Der Präsident Loubet hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern den Erlaß unterzeihnet, durh welhen Arton be- gnadigt wird. ¿A ._ Der Vorsißende des Staatsgerichtshofes Bérenger ver- hörte gestern Vnles Guérînu, der es unter Hinweis auf seinen shlechten Gesundheitszustand ablehnte, zu antworten, und si darauf beschränkte, gegen die Art und Weise Ein- spruch zu erheben, wie das ihn betreffende Aktenstück, das nur falsche Polizeiberichte enthalte, zusammengestellt worden sei. Bérenger wird heute oder spätestens morgen dem General- Staatsanwalt seine Enischließzung zustellen. i

Für den ermordeten Obersten Klobb fand gestern in der Kirche St. Clotilde eine Gedächtnißfeier statt, zu welcher der Präsident Loubet und alle Minister Vertreter entsandt

atten. -Der Feierlihkeit wohnten ferner Frau Loubet, die Wittwe des Obersten Klobb mit ihren Töchtern sowie eine große Anzahl höherer Offiziere bei. :

Nach einer dem Kolonial-Minister Decra is zugegangenen Depesche sind der Hauptmann Voulet und der Leutnant Chanoine von ihren eigenen Leuten erschossen worden. Die- selben hatten nach der Ermordung des Oberstleutnants Klobb am 16. Juli einen Theil ihrer Tirailleure M9 der Ortschaft Mayhri geführt. Am folgenden

orgen GUEeR sich die Tirailleure und töôdteten uerst Chanoine, welher mit ihnen zu verhandeln suchte, und sodann Voulet. Die Tirailleure trafen später mit dem utnant Pallier zusammen, welcher die Expedition in west-

liher Richtung nah Dosso rte, nachdem er in ina eine Béfaßung, zurückgelassen Lie M

Serbien. / __ Die Skupschtina hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern einen Nachtragskredit von 31/2, Millionen für das Heer be- MER a Session wurde darauf bis zum 30. Dezember vertagt.

Amerika.

Aus. Carácas berichtet das „Reutershe Bureau“, daß Matos, welchen der Präsident Andrade zur Vermittelung des Friedens zu dem Anführer der Aufständischen, General Castro geschickt hatte, gestern mit einem Ultimatum nah Carácas zurückgekehrt sei, welches, wie man erwarte, der Prä- sident Andrade annehmen werde.

Afrika.

Das „Neuter'she Bureau“ erfährt aus Johannesbur vom 16. d. M., daß am Sag, bei dem Punkte nördli von Mafeking, wo die Buren die Bahnlinie unterbrochen haben, verschiedene Gefechte stattgefunden hätten. Die Buren hätten mehrere Dörfer genommen, u. a. auch Lobatsi, wo sie sih der Telegraphenstation bemächtigt und den Telegraphisten ge- fangen genommen hätten. Ein gepanzerter Zug, welcher von Rhodesien gekommen sei, habe auf die Buren gefeuert, welche das Feuer erwidert hätten. Am Montag habe General Cronje, nachdem die Buren bis Burmanns Drift, einer Vorstadt von Mafeking, vorgedrungen seien, das Bombarde- ment auf Mafeking eröffnet. Nachdem einige Schüsse abge- geben waren, sei die Hissung der weißen Flagge erfolgt. Es fei sodann eine Abtheilung Buren mit der Parlamentärflagge entsandt worden, um nachzufragen, ob die Stadt übergeben werde. Sie hätten jedoh keine Antwort erhalten, da dem als Boten entsandten Burgher die Augen verbunden und er erst nah sechssündiger Festhaltung freigelassen worden sei. Darauf seien die Geschüße der Buren gegen die Stadt gerichtet worden, da man die Her- Fellung einer für die Vertheidigungszwece bestimmten Feldbahn beobachtet habe.

Nach einer weiteren Meldung desselben Bureaus haben die Buren die Stadt Taungs, 40 Meilen südlich von Vry- burg, beseht, ohne auf Widerstand zu stoßen.

Aus dem Oranjzje- Freistaat wird berichtet, ein von Kimberley kommender gepanzerter Zug habe die Buren, welche bei der Zerstörung der Bahnlinie beschäftigt gewesen seien, überrascht. Die Buren hätten auf den Zug mit Mauser- gewehren geschossen; später sei Artillerie gekommen, welche das Feuer eröffnet habe. Der dritte Schuß habe das Bahngleise getroffen, und der Zug sei nach Kimberley zurückgegangen. Die Buren hätten - darauf die Zerstörung der Bahngleise fortgeseßt. Es verlautet, die Beamten der Kap-Eisenbahn hätten die Brücke und die Bahnlinie bei Norvals Pont auf der nah dem Oranje-Freistaat hin liegenden Seite zerstört und die Station sodann geräumt.

Nach einer in Pretoria eingetroffenen Meldung vom östlihen Kriegsschauplaß haben die Obersten Botha und Limmet die Bahnlinie zwishen Dundee und De Jagers Drift unterbrochen.

Das britische Kriegsamt meldet, daß es Nachrichten von General White erhalten habe, der erwarte, daß die Be- wegung der Buren von den Drakensbergen her werde fort- geseßt werden, und daß die Buren mit den britishen Vor- posten zwischen Ladysmith und den Engpässen der Drakensberge Fühlung gewönnen. Jm Norden rückten die Streitkräfte der Buren von Jngagane her mit einigen Batterien vor. Die Buren am Buffalofluß bewegten sich auf Rorkesdrift zu. Britische Kavallerie überwache diese Bewegungen.

Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Ladysmith, daß die britishen Truppen gestern in der Nähe von Acton- homes, etwa 16 englishe Meilen von Ladysmith, in Be- rührung mit dem Feinde gekommen seien. Britische Kavallerie- patrouillen seien seit Mittag im Gefecht mit den Buren; das G:cfecht habe sih im Laufe des Nachmittags weiter entwickelt, die Hauptschlacht werde für heute erwartet.

Nr. 42 der „Veröffentlichungen des Kaiserlihen Ge- fundheitsamts*“ vom 18. Oktober hat folgenden Inhalt: Perfonal-Nachriht. “Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt, XV. Bd., 3. Heft. Ankündigung. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Podcken. Gesundheitswesen in Sambur 1898, Gesetzgebung u. \. w. (Deu:shes Reih) Pest. (Preußen.) Milch. MRothlauf der Schweine. Choleraverdähtige Er- franfungen. Strafanstalten x. Getreidemühlen. (Berlin.) Speck und Schinken. (Essen.) Wurst. Württem- berg.) Staateprüfung in der Thterheilkunde. (Hesfen.) Feuerbestattung. (Sachsen-Altenburg.) Anst-ckende Krankheiten. (Lübeck.) Heroin. (Hamburg.) Viehmärkte. Pferteshlahthof. (Oesfterreih.) Wirter’she Ketten. Nicholsohn’she Heil- mittel. (Nieder-Oesterreih.) Narkose. (Schweiz. Kanton Baselstadt.) Stärkezucker. (Kanton Luzern.) Organisations- eseß. (Kanton Zürich.) Organisation 2c. des Regierungsraths. [Soanita Weinverschnittlager. Gang der Thierseuhen in Ru- mänien, 2. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thter- seuhen. . (Rumänien.) Vermischtes. (Deutsches Reich.) Ver- mögen der Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalten, 1898. (Bayern.) Tuberkulöse Schlahtthiere, 1898. (Elsaß-Lothringen.) Landwirthschaftlihe Versuchsstation in Rufach, 1894/95. Desgl. in Colmar, 1826/98. (Belgien.) Viehversiherung. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Aus- landes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. MYUSUGNELRans und Bodenwärme in Berlin und München, Sep- tember.

Statistik und Volkswirthschaft.

Einkommensteuerpflihtige und -Kapitalien in Hessen.

Nach den „Mitheilungen der Großherzoglich hessishen Zentral- stelle für die Landedsstatistik“ beträgt die Zahl der Einkommen- steuerpflihtigen des Großherzogthums Hessen im laufenden Etats- jahr 1899/19€0 258 430 das sind 9277 mehr als im Jahre 1898/99 —, deren Einkommensteuerkapitalien sih insgesammt auf 37 649 455 2 404535 4 mehr als 1898/99 belaufen. In der erst en Abtheilung der Einkommensteuerpflihtigen, welche diejenigen mit einem jährlichen Einkommen von wentastens 2600 46 um- faßt, ftieg die Zahl derselben von 19 904 auf 21 120, alfo um 1216, der Gesammtbetrag ibrer Einkommensteuerkapitalien von 20256195 4 auf 21 888.210 #4, . mithin um 1632015 4; in der zweiten Ab- theilung, welche die Steuerpflichtigen mit einem mindestens 500 4,

%

als 2600 M betra enden Ein ommen _ich ihre Zahl von 229 249 ppe 237 310, demnach 3061

aber weniger

Gesammtsumme ihrer Einkommensteuerkapitalien von 14 988 Nt

auf 15 761 245 M4, somit um 772520 4 Auf den Semen v

von 2404 535 „6 Einkommensteuerkapital entfällt ein Mehr an

kfommensteuer von 2404535 K 16 „4 = 384726 M

Kunft und Wissenschaft.

Am 23. Oktober beginnt ia München die Versteigerung der Sammlung von Dr. Martin Schubart, einem der fein- sinnigsten unter den deutshen Kunstsammlern, der im April dieses Jahres aus dem Leben shied. Man darf von dieser Auktion als einem Ereigniß des Kunstlebens sprehen, da in Deutschland nur selten An äße von so sorgfältig geprüfter Cchtheit und fo großem Werth zugleich in so großer Zahl in den Handel kommen. Neben einer Gemälde-Galerie, der als besonders kostbare Perlen eine Waldlandschaft von Meindert Hobbema, ein Dianenbad des Rubens, ein Interieur von Metsu angehören von den dur das Urtheil der besten Kenner beglaubigtea Namen, wie Amberger, Cranah, Berwem, Cuyy, Dou, Goyen, de Heem, NRembrandt, Ruisdael, Steen, Teniers, van de Velde, Watteau, Murillo zu shweigen gelangt eine gewählte Kollektion von Antiken, Möbeln, Glasgemälden, Porzellan (bejonders Altmeißen is gut vertreten) Schniyereien, Waffen, Kupferstihen und Handzeihnungen zum Ver- kauf. Angesichts dieser Reichhaltigkeit des Auktionskataloges, der in zwei stattlihen Foliobänden von vornehmster Ausstattung vorliegt, ist es begreiflih, wenn die gesammte Sammlerwelt, deutshe und auéländishe, mit Spannung der leßten Oktoberwohe entgegensieht, und in den Oberlichtsälen der Theatinerstraße in München eine Schaar von Liebhabern, Direktoren großer Museen und Künsthändlern zum Kampf um den Besiy so seltener Shäße zusammenströmen wird. Aber wer niht zu den Glücklichen ch zählen darf, die dort die Gelegenheit zum Kunsterwerb zusammenführt, wird vkélleiht mit noch größerer Pietät des ‘Mannes gedenken, der diese Denkmäler alter Kunst um sich versammelte, nihf um mit ihnen zu prunken sondern um durch ein liebevolles Eindringen in ihre Bedeutung h und Andere zu fördern. Füc diese Gesinnung legt die geistvolle Ein- leitung, die Schubart zu einer älteren Veröffentlihung seiner Gemälde schrieb, und die in dem Auktionskatalog wieder abgedruckt wurde, ehrenvolles Zeugniß ab.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte und Saatenstand in Rumänien.

Jassy, den 5. Oktober 1899. Die Maisernte hat bei günstigem Wetter begonnen. Das Ergebniß is der Beschaffenheit nah gut, der Menge nach dagegen unter mittel.

Der Herbstanbau ist beendet. Die Raps- und Weizensaaten sind -

bei dem regnerishen Wetter in der ersten Hälfte des verflossenen Monats bald aufgegangen und stehen gegenwärtig sehr gut.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts*“, Nr. 42 vom 18. Oktober 1899.)

Pest.

Portugal. In den Tagen vom 2. bis 5. Oktober sind in Porto 3, 4 (und 1 Todesfall), 4, 4 Pesterkrankungen, desgleidhen in Baguim 1, 0, 3, 1 zur amtlichen Kenntniß gekommen. Außerdem ist am 3. Oktober ein Soldat des Pestkordons unter verdächtigen Erscheinungen erkrankt.

Egypten. In Alexandrien wurde in der Berihtswoche vom 30. September bis 6. Oktober 1 Pestfall gemeldet; er le einen 12 jährigen Berberiner, welher am 1. Oktober in seiner Behausung todt aufgefunden wurde. i

Die Gesammtzahl der in Alexandrien bisher fes estellten Pest- erkrankungen beläuft sih auf 91, davon 45 mit tödtl Sem Ausgang. Seit dem Auftreten der Seuche sind daselbst im Ganzen 72000 Zimmer desinfiziert worden.

British-Ostindien. In der Woche vom 9. bis zum 16. September sind in der Stadt Bombay 89 Peststerbefälle (gegen 80 in der Vorwoche) zur Kenntniß der Behörden gebracht worden. In der Präsidentschaft Bombay ist hinsichtlich der betreffenden Sterblichkeitsziffern kein erhebliher Wechsel eingetreten. Bedeutend abgenommen hat die Seuche in der während der letzten Monate so s{hwer von derselben heimgesuhten Stadt Puna; einen geringeren Rückgang der Krankheit weisen die Bézirke Puna, Dhar- war, Abmednagar und Nasfik auf, während im Belgaum- und im Satara- Bezirke fowie in den füdlihen Marhatta- Staaten eine Zunahme stattgefunden hat. In den übrigen in Betracht kommenden Theilen Indiens if} kein merkliher Wechsel im Stande der Pest während der Berihtswoche eingetreten. Aus Kalkutta gelangten 44 Sterbefälle gegenüber 45 in der vorhergehenden Wothe zur Meldung.

Einer anderweitigen Mittheilung zufolge sind in der Stadt Bombay in den 14. Wochen vom 14. Junt bis 19. September d. I. insgesammt 482, 513, 486, 516, 485, 610, 679, 571, 570, 593, 673, 606, 631, 670 Personen gestorben, davon an Pest 93, 50, 43, 62, 53, 68, 64, 79, 71, 64, 95, 96, 87, 94. Die Zahl der Pesterkrankungen stellte sich in den 14 Wochen auf 43, 46, 59, 59, 78, 73, 76, 89, 9 86, 93, 145, 73, 113.

Madagaskar. Zufolge einer Mittheilung vom 6. Oktober ift in Tamatave seit dem 12. September kein Pestfall mehr bekannt

geworden, Cholera. British-Ostindien. Kalkutta. In der Zeit vom 10, bis 16. September sind 2 Personen an Cholera gestorben.

Gelbfieber. ; Es gelangten zur Anzeige: in der Zeit vom 22. bis 28. Juli in Rio de Janeiro 2 Todesfälle, vom 28. August bis 3. September in Colon (Columbia) 1 Erkcankung und 1 Todesfall, vom 5. bis 29, August in Alajuela 18 und 15, vom 18. bis 29. August in ort Limon und vom 27. August bis 2. September in Daiquiri (Cuba) je 1 Gr- krankung, vom 1. bis 7. September in At gaes 24 Erkrankungen und 3 Todesfälle, vom 27. August bis 2 September in Manzanillo 1 und in Santiago 3 Erkrankungen, vom 14. bis 21. September in Key West 213 Erkrankungen und 6 Todesfälle, vom 13. bis 19. September in New - Orleans 5 Er- krankungen, vom 29. August bis 4. September in Tuxpan 2 Todes- fälle, vom 1. bis 7. September in Vera Cruz 25 Erkrankungen und 12 Todesfälle; ferner wurden auf Schiffen gemeldet vom 3. his 9. September auf der Golf-Quarantänestation 1 Fall, in Havanna 2 Fälle.

Verschiedene Krankheiten. % Pock en: Warschau 4 Todesfälle; Antwerpen (Krankenhäuser) 3,

St. Petersburg 17, Warschau Gm 3 Erkrankungen; Cte Ctvnoue) St. Petersburg 3 Todesfälle ; |

arschau (Krankenhäuser) 3 Erkrankungen; A Pertburg G SOE Y enz; LEEeN D Gele

ee no}e: Berlin ankenhaus ankungen; Keu husten: Hamburg 21, -Kopenhagen 28, Wien 35 U ua Influenza: Bremen 2, London b e Lungenentzündung Reg.-B. Schleswig 42, München 22 Erkrankungen; Ruhr: Reg. Bez. e e 16 Todesfälle; Neg.-Bezirke Arnsberg 35, dorf 84, Münster 28 Erkran aag: Brechdurch fal] 35 Erkrankungen. -— Mehr als ein Zehntel aller i an Masern (Durchschnitt aller deutshen Berichtsorte 1

St. sburg j Rüdfallfieder: n Moskau 2 Todes-

%