1899 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Oct 1899 18:00:01 GMT) scan diff

“_Zhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen, wie „W. T. B.“ meldet, in Mem e óniglihen Hoheiten des Großherzogs: und der Groß-

erzogin von Hessen heute Mittag mittels Sonberzuges in

S Empfange waren auf dem ahnhof re Königlichen Hoheiten oßherzog und die Großherzogin sowie der Erbgroß Sr und die Erbgroßherzogin von Baden, der Großherzog von Oldenburg, Seine Kaiser- liche Set der Großfürst Michael Nicolajewitsch, Zhré Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm und Seine ‘Hoheit der Prinz Max von Baden anwesend. Nach herz- liher Begrüßung begaben sich die Allerhöchsten und Höchsten Bella ten nah dem Schlosse, woselbst Familiendiner und arshallstafel stattfand. Nach der Tafel sollte die russische Kapelle besichtigt und gegen 3 Nhr die Rückreise nah Darm-

stadt angetreten werden. :

Hefen.

Der russishé Minister des Aeußern Graf Murawjew, welcher vorgestern in Darmstadt eintraf, wurde, der „Darm- städter Zeitung“ zufolge, gestern von Seiner Majestät dem Kaiser von Rußland in Wolfsgartcn empfangen.

Mecklenburg-Strelitz.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die. „Meckl. Nachr.“ melden, am Sonnabend nah Neustreliß zurückgekehrt.

den-Baden ein. Gr

s geschmüdckten

Oesterreich-Ungarn.

Der österreichish-ungarishe Botschafter am Berliner Hofe von Szögyeny-Marich is gestern von Wien in Budapest eingetroffen und von dem Kaiser und König in Privat- audienz empfangen worden. :

Am Sonntag fand, wie „W. T. B.“ meldet, in Prag eine vertrauliche Versammlung von Delegirten der auto- nomen Bezirks- und» Gemeindevertretungen Böh- mens statt. Ueber die Versammlung wird von czechischer Seite berichtet, daß dieselbe den Zweck gehabt habe, darüber u berathen, wie die autonomen Körperschaften Böhmens

gegen den neuen Germanisations- und Zentralisations- versuch vertheidigen sollten. Die Debaite habe eine vollständige Einmüthigkeit ergeben und der Verlauf der Versammlung sich zu einer Protestkundgebung gegen die Aufhebung der Sprachenverordnungen und gegen das jeßige Ministerium ge- O auch sei eine darauf bezügliche Resolution angenommen worden.

Jn den leßten Tagen fanden in Königgräß, Leito- mischel, Senftenberg, Przibram, Neubydshow und Pilsen Kundgebungen fiatt, ine daß es dabei zu ernsteren Ruhestörungen gekommen wäre.

Jn Budapest veranstalteten gestern Studenten eine Demonstration vor dem liberalen Klub, weil Reservisten, die bei einer Kontrolversammlung ihre Meldung ‘gegen die Instruktion in ungarisher Sprache gemacht hatten, bestraft worden waren. Die Studenten zerstreuten sih, als berittene Polizei einschrilt.

Großbritannien und Frland.

Der Kommandeur des Regiments Royal Dragoons hatte am 26. Oktober an Seine Majestät den Deutschen Kaiser folgendes Telegramm gerichtet :

„Ih habe die Ehre zu melden, daß Eurer Majestät britisches Regiment, die Royal Dragoons, am nächsten Sonntag in Tilbury Dock an Bord des Schiffes „Manchester“ nach Süd-Afrika abgehen wird. Murdoch, Oberst und Kommandeur der Royal Dragoons."

Hierauf hat, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Majestät der Kaiser geantwortet:

„Danke für Telegramm. Entbieten Sie dem Regiment Mein Lebewohl, mögen Sie Alle unverleßt und wohl zurückehren.“

Frankreich.

Die Budgetkommission hat troy der Ausführungen des Minister - Präsidenten Waldeck-Rousseau den Abstrich von 3 Millionen im Budget des Kultus-Ministeriums, welcher kürzlih beschlossen worden war, aufrecht erhalten. Ebenso bestand die Kommission auf der Abschaffung des Kredits für die Botschaft bei dem Vatikan, obwohl der Minister des Auswärtigen Delcassé sich dagegen aus- gesprochen hatte.

Die Untersuch ungskommission désStaatsgeri chts- hofes hat sih dahin entschieden, daß Déroulède, da er von der Anklage des Attentats gegen die Sicherheit des Staats von den Geschworenen freigesprochen sei, ebenso wie Barillter, Ballière und -Guérin nur wegen Komploits verfolgt werden solle. Ferner wurde beschlossen, das Verfahren gegen Thiébaut und Guixonpages einzustellen.

Ftalien.

Der Staats3-Profkurator wird, dem „W. T. B.“ zu- folge, die Deputirtenkammer um die Ermächtigung zur gerichtlichen ad a der Deputirten ersuchen, welche des Umstürzens der Wahlurnen in der Kammer be- schuldigt sind.

Spanien.

Im Senat verlangte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Graf Almenas die Mittheilung der Akten, welche sih auf den Prozeß gegen die Generale E die auf Cuba und in anila Tapituliert haben. er Minister - Präsident

Silvela entgegnete, er halte die Mittheilung der Akten nicht Lee opportun. Graf Almenas kündigte sodann an, daß er Jer die emen Politik interpellieren werde. Der Minister- Präsident Silvela erklärte, daß er die Jnterpellation an- nehme. Dieselbe wird heute eingebraht werden. Jn Be- antwortung einer Anfrage erklärte der Minister - Präsident Silvela, die Verfügung des General-Kapitäns von Cata- _lonien, betreffend die Steuerzahlungen, sei im Einverständniß mit der Reg H erlassen worden. / Die Deputirtenkammer nahm Wahl der Bureaux vor. weiteren sprach tA der Republikaner Sol y Ortega mi

A der Sißzung billigend über

Fügung des General-Kapitäns von Catalonien aus, durch .

Ur : un seien keine Separatisten; sie seien nu 1 des erlustes von Cuba und der Philippinen. Die weitere Ver-

estern zunächst die.

nd behauptete, di

unzufrieden wegen

handlung wurde auf heute vertagt.

Bulgarien. Die Sobranje wählte den Kandidaten der Regierung Bacalo ff zum Präsidenten.

Afrika.

In London ist die nachstehende Depesche des Generals White aus Ladysmith von gestern Nachmittag 41/5 Uhr eingetroffen: Jh habe heute alle hier befindlihen Truppen ver- wandt, mit Ausnahme der für den Dienst nöthigen Besaßungsmannschaften. Die Gebirgsbatterie Nr. 10 mit den irishen Füsilieren und dem Gloucestershire-Regiment beorderte ih, eine Stellung auf den umliegenden Hügeln einzunehmen, um an unserer linken Flanke Luft zu schaffen. Die Truppen rückten am Sonntag Abend um 11 Uhr aus. Während der Nacht gingen einige Maulthiere der feuernden Batterie mit ihren Geschü en durch. Jch hoffe indessen, dieselbèn wieder zu erlangen. Zwei Bataillone sind bisher niht zurückgekehrt, werden aber heute Abend zurücerwartet. Jh schickte zwei Divisionen Feld- Artillerie und fünf . Bataillone Jufanterie, - unterstüßt von Kavallerie, unter dem General French ab, um die Stellung anzugreifen, auf welcher der Feind seine Ge- \hüße aufgepflanzt hatte. Die Stellung wurde vom Feinde ge- räumt, unsere Truppen wurden aber mit großer Hestigkeit angegriffen. Jch glaube, wir fslanden hier den Truppen des Generals Joubert gegenüber. Dieselben hatten zahlreihe Ge- \hüpße und zeigten sh in großen Massen. Unsere Truppen waren sämmtlih am Kampfe ‘betheiligt, sie trieben den Feind mehrere Meilen zurück, es gelang ihnen aber nicht, an die Lagerpläße des Feindes heranzukommeu. Unsere Verluste shäße ih zwischen achtzig und hundert Mann, diejenigen des Feindes müssen viel größer gewesen sein, da das Feuer unserer Geshüße sehr wirksam zu sein schien. Nachdem der Kampf mehrere Stunden gedauert hatte, zog ih die Truppen zurück, welhe in ihre Quartiere zurückehrten, ohne vom “Pas belästigt zu werden. Der Feind hat große Truppenmassen konzentriert, seine Geschüße reihen weiter als unsere Feldgeshüße. Jch habe jeßt einige Schiffsgeschüße zur Verfügung, welche die Kanonen des Feindes zeitweise zum Schweigen brachten und welche, wie ih hoffe, den besten feindlihen Geschüßen überlegen sein werden, mit denen der Feind die Stadt aus einer Entfernung von über 6000 Yards beschossen hat.

Wie dem „Standard“ aus Ladysmith von gestern Abend gemeldet wird, erwartete man, daß das Zentrum den Hauptsioß auszuhalten haben würde, aber der Rückzug der

uren änderte den Plan des Generals White; der rehte Flügel wurde stark“ ins Gefeht gezogen und mußte vom Zentrum unterstüßt werden. Die Buren wurden alsdann stetig zurückgedrängt; darauf zog General White, nahdem er den Zweck der Aufklärung er- reiht hatte, sich in guter Ordnung auf Ladysmith zurü. Gegen Ende , des Kampfes traf cine Abtheilung Seesoldaten von dem in Durban liegenden Kriegsschiff „Power ful“ ein, die shwere Geschüße ins Treffen führte. Nah dem vierten Schuß aus denselben waren die Vierzigpfünder der Buren demontiert, sodaß die Stadt Ladysmith von der Befürchtung einer Beschießung befreit ist. Die Buren hätten das Feld mit vieler Tapferkeit und großer Ausdauer gehalten und müßten schwere Verluste erlitten haben. Aus dem Bericht der „Times“ Über das Gefecht geht hervor, daß beim Nahekampf eine Brigade zurü e mußte; die Folgen würden ernst gewesen sein, wenn die Bewegung nicht durh eine Feld-Batterie gedeckt worden wäre, welche beträchtlichen Verlust erlitt, denn zwei Geschüße wurden zeitweilig unbrauchbar.

Wie die „Daily Mail“ aus Kapstadt von gestern meldet, ist der Dampfèr „Dunottar Castle“ mit dem General Sir Redvers Buller an Bord gestern Abend in der Tafel- bai angekommen. Der General beabsichtigt, heute Vormittag an Land zu gehen.

Das canadische Kontingent is gestern von Monts real nah Süd-Afrika abgegangen.

Egypten. Das egyptishe „Journal officiel“ bringt in seiner Nr. 112 vom 4. Oktober d. Js. folgende amtliche

Bekanntmachung: „Nach der vom General-Gouverneur des Sudan kürzlich“ ver-

öfentlihten „Khartoum, Berber and Dongola Town Lands Ordinance 1899“ haben alle die Personen; die CEigenthums- ansprüche auf Grundstücke oder Theile von solchen inner- halb der alten Befestigungen von Khartum, Berber und Dongola erheben, ihre Rechte spätestens biszum 31. De- zember d. Is. geltend zu machen. Ansprüche, die nicht inner- halb dieser Frist anhängig gemaht worden sind, werden von der Regterung nicht berücksihtigt werden.

Die entspre{enden Eingaben sind zu rihten an den Präsidenten der Khartum Loan Lands oder der font zuständigen Kommission und zu übergeben oder mittels eingeschriebenen Briefes zu senden an: «„the Mudirieh: at Khartoum“ oder an „the War office, Cairo (Sudan Bureau)“. :

Jeder Antrag muß enthalten: 1) eine genaue, die Feststellung des betreffenden Grundstücks ermöglihende Beschreibung; 2) die möglichst genaue Angabe des Flächentinhalts; 3) eine Aeußerung darüber, ob das Grundstück als Garten- öder ‘als hebautes oder unbebautes Land an- zusprechen ist; 4) die Angabe, ob volles Eigenthum oder nur Mit- eigenthum an dem Grundstück beansprucht wird; 5) eine allgemeine Ange über die Art des Nechtstitels, auf den der Anspru \ich gründet.

Ferner ist die genaue Adresse anzugeben, unter der Nückfragen für den Fall gehalten werden können, daß der Antragsteller zu näherer Begründung seines Anspruhs aufgefordert werden muß. Auch muß der Zweck Pen werden, zu dem ein Grundstück innerhalb des Stadtbezirks in Anspruch genommen wird, da die nothwendige Um- änderung des Stadtplans nicht in allen Fällen die Rückgabe desselben Grundstücks an seinen E Eigenthümer möglich machen wird, und da der Wunsch besteht, die Bedürfnisse der Betheiligten bei der Auftheilung der Grundstücke, soweit angängig, zu berücksichtigen.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Beilegung des Berliner Töpfer - Ausstandes - ist, der Voss. Ztg.“ zufolge, datän gescheitert, d die Einigun verhand- unn abgebrochen find (vergl. Nr. 253 d. Bl.). - Die Meister haben beshlofsen, statt 89/0, die verlangt wurden, nur einen Zuschlag von

5 0/9 auf den Innungstarif von 1896 zu gewähren, darauf gingen die

Unternehmer in Velten gewandt, um diese zur

1,- Diese beschlossen in einer Versammlung emeinen Ausftänd nunmehr bis auf weiteres Berliner Töpfermeister haben sh an die t Stellungnahme zum Ausstand zu veranlassen. Die Veltener Ofenfabrikanten sollen den- jenigen Meistern, welhe die Forderungen bewilligen, kein Material iefern. Beendet ist, wie die „D. Warte" berichtet, der Ausstand der hiesigen Gerber (vergl. Nr. 255 d. Bl.), nahdem die Arbeitnehmer die Einigungsvorschläge des Gewerbegerihts, welhe in einer Tarif- vereinbarung auf zwei Jahre“ mit nicht unwesentlichen Lohnerhöhungen bag dagegen keine Verkürzung der Arbeitszeit festseßen, gebilligt aben. |

Zur Lohnbewegung der Formstecher Deutschlands bemerkt die „Leipz. Ztg.*, daß die Gehilfen folgende Forderungen aufgestellt haben: TOflündige Arbeitszeit inkl. je 4 Stunde Frübstücks- und Vesperpause, 21 4 Mindestwochenlohn, 15 9/6 Zuschlag für diejenigen Gehilfen, die bereits 21 A oder mehr Lohn haben, 25 9% Zuschla auf Ueberstundenarbe¡t, Regelung der Lehrlingsfrage ‘dahin, daß au 5 Gehilfen nur 1 Lehrling kommt. Diese Forderungen find von den Arbeitgebern abgelehnt worden. erat: Nr. 243 d. Bl.) ;

Aus Lüttich meldet „W. £. B.“ unterm 30. d, M.: Im Kohlenbecken von Seraing sind heute früh zahlreihe Bergleute in den Ausstand getreten, in mehreren Gruben is nur ein geringer Theil der Belegschaften angefahren. Die Ausständigen fordern Gr- höhung thres Lohnes ; bisher wurde die Ruhe nicht gestöut. In den A O Cockerillgesellschaft wird noch im vollen Umfange gearbeitet.

Gesundheitswesen, Thierkrantyeiten und Absperrungs8- Maßregeln.

Der Ausbruch dex Maul- und Klauenseuche ist dem Kaiserlihen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht - Viehhof zu Würzburg am 30. Oktober.

Portugal.

Zufolge Verfügung des Königlih portugiesishen Ministeriums des Innern vom 21. d. M. finden die unter dem 14. April 1897 zur Verhütung der Einschleppung der Pest angeordneten Maßnahmen auf alle Herkünfte aus Santos (Brasilten) Anwendung. (Vergl „R.-Anz.“ Nr. 97 vom 26. ‘April 1897.)

Belgien.

Die Beslimmungen der Art. 1 bis 4 der Königlich belgischen Verordnung vom 5. April 1897 („Moniteur Belge“ Nr. 111 vom 21. April 1897 und „Reichs-Anzeiger“ Nr. 98 vom 27. April 1897), betreffend Maßnahmen zur Verhütung der Einshleppung der Beulenpeft in Belgien, sind durh Verfügung des belgischen Ministers für Landwirthschaft vom 21. Oktober 1899 („Moniteur Belge" Nr. 296—297 vom 23. und 24. Oktober 1899) für Herkünfte aus dem Hafen von Santos (Brasilien), der für verseucht er- klärt ift, in Wirksamkeit geseßt worden. l

Solche Herkünfte von See sollen an den Quarantänefstationen in der Schelde, in den Häfen von Ostende und Nieuport sowie zu Selzaete nah Maßgabe der Vorschriften der Kapitel 11, IIT und IV des der Venediger internationalen Sanitäts-Konvéntion vom 19. März 1897 beigefügten Allgemeinen Sanitäts-Reglements behandelt werden.

. Verdingungen im Auslande.

Belgien.

8. November, 12 Uhr. Bôrse in Brüssel: Lieferung von 40 000 Paar Winkellashen Nr. 2 von Eisen oder weihem Stahl für Vignol-Schienen. Ungefähres Gewicht eines Paares 21,565 kg. Spezial-Lastenheste 212 und 402. Eingeschriebene Angebote, die mindestens für 2500 Paar lauten müssen, bis 4. November. Kaution für 100 Paar, oder einen Bruchtheil davon, 35 Fr. :

16. November, 10 Uhr. Bureaux du service spécial de la côte, square Stéphanie Nr. 1 in Ostende: Ergänzung der Shleusenthore und Schußihüren am Hafen von Ostende. Anschlag 64 187,09 Fr. Kaution 6500 Fr. Das Lastenheft Nr. 75 und der Plan sind sür 50 Cts. bezw. 2,40 Fr. Rue des Augustins Nr. 17 in Brüffel erhältlich. : L

9%, November. Justiz-Ministerium in Brüssel, Rue Ducale Nr. 2: Lieferung von Reis, Erbsen, Bohnen, amerikani\hem Schweine- \{malz, kohlensaurem Natron und Seegras für die Gefängnisse und Wohlthätigkeits. Anstalten Belgiens während des Jahres 1990.

25. November. In den Senn arn des Königreichs (die von Marche ausgenommen): 1) Lieferung von Lebensmitteln und Unterhaltsgegenständen für die Gefangenen während des, Jahres 1900. 92) Lieferung von Medikamenten. (Hiervon find die Anstalten in Löwen, Gent, Brüssel und St. Gilles ausgenommen.) i

Nächstens. Börse in Brüssel: Lieferung von Bedarfsartikeln für die Belgischen Staatsbahnen. 67 Loose.

Verkehrs-Anstalten.

Neue Postwerthzeichen.

Die deutsche Reihs-Postverwaltung wird demnächst neue Post- werthzeihen ausgeben. Zur Zeit werden im Reichs-Postaebiet be- kanntlih folgende Markenwerthe zur Frankierung der Postsendungen verwendet: 3, 5, 10, 20, 25 und 50 S, sowie im inneren Verkehr der Postanstalten 2 A Der Aufshwung, den der Postverkehr im leßten Jahrzehnt allgemein genommen hat, namentlih aber die be- deutende Zunahme des Packetverkehrs und dessen Ausdehnung auf immer weitere Gebiete des Auslandes, haben das Bedürfniß gezeitigt, die niederen Frankierungswerthe um die Beträge zu vermehren, die bei der Versendung von Postanweisungen, Werthbriefen und Packeten am meisten benöthigt werden, und weiter auch Postwerthzeihen zu noch höheren Beträgen als biéher dem Publikum zur Verfügung zu stellen.

Die seit dem 1. Oktober 1889 in Gebrau befindlihen Post- werthzeichen, die einfarbig, ohne Prägung und ohne Unterdruck im gewöhnlihen Buchdruck hergestellt werden, tehen hinsihtlih ihrer fünstlerishen Beschaffenheit hinter den Freimarken anderer Länder zurück und bieten auch keine ausreihende Sicherheit gegen Nach- ahmungen. Diese Mängel sind hauptsählich darauf zurückzuführen, daß das Markenbild ungünstig gewählt ist. Der im Mittelfelde der Marken zu 10, 20, 25 und 50 H Z verwendete Reichsadler ist in seiner feststehenden \tilisierten Form wenig gecignet, in eigenartiger künstlerisher Weise aufgefaßt und dargestellt zu werden, zumal der kleine Mabstab eine individuelle Behand- lung ershwert, Bei der Herstellung der neuen Postwerthzeihen ist deshalb von der Verwendung des Reichsadlers abgesehen worden. Man war si bei den Erwägungen über die Wahl des neuen Bildes darüber flar, daß sh die Wiedergabe eines rer am besten eignen würde. Ein Kopf läßt eine künstlerishe Daistellung zu und mag eine }|chône Wirkung im Markenbilde hervor; er ist perhalnihmägig {wer nachzuahmen, und in Nachahmungen werden selbst geringfügige Abweichungen leicht erkannt, weil das Auge auf eine Peri des Gesichtsausdrucks, besonders bei einem Porträt mit charakteristischen Gesihtszügen, viel empfindlicher reagiert als auf die Verschiedenheit in dieser oder jener ornamentalen Linte. Es läge ja nun nahe, das Porträt des Deutschen Kaisers als Markenbild zu verwenden. Hiergegen walten indeß ähnliche Bedenken ob, wie solche |. Zt. bei AUe pee Gesepes über die Aus- prägung von Reichs:-Goldmünzen und bei Erlaß des Reichs-Münz- gesezes L maßgebend waren, daß die Reihsmünzen nicht einheitli das Portrât des Deutschen Kaisers, sondern die Bildnisse. der Landes- herren und die Hoheitszeichen der freien Städte tragen. Es kommt R E E sh mit dem Umfang des Deutschen

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Als neues Markenbild i} das Brustbild einer Germania ge- wählt worden. Das Haupt des idealen Frauenbildnisses trägt die Kaiserkrone, untec der das Haar bis auf die Schultern hervorwallt. Be, edt ist gepanzert, die rechte Hand hält Schwertknauf und

e g.

Bucdrueck D

. geshüßt ‘werden sollte; fe

Werthe bis eins{ließlich 20 die von 25 bis 80 S in wtifarbigem Buchdru estellt, „Die Farben sind: 3 .Z braun; 5 Z grün; 10 S roth; 20 Plau 25 Pf. Eindruck (das Bild der Germania, die Bezethnung Reichépost“ und der Werthbetrag): s{chwarz, Rahmen: orange, apier: gelb; 30 Z Eindruck: s{chwarz, Rahmen: orange, Papier: Pavier: 40 sz Eindruck: \{chwarz, Rahmen: karmin, Papier: wetß; 50 4 Eindrud: schwarz, Rahmen: violett, Papier: chamois; 80 Eindruck: s{chwarz, Rahmen : karmin, Papier röthlih. Die Marken sind 254 mm hoh und 215 mm breit; sie haben in der Breite 15, in der Höhe 18 Zähne. ¿

[s Einführungstermin ift der 1. Januar 1900 in Aussicht ge- nommen ; natürlich werden die alten Vorräthe aufgebraucht, ehe die neuen Marken zur Ausgabe gelangen.

An höheren Werthen sind-Marken zu 1, 2, 3 und 5 A in Aus- iht genommen. Die Anfertigung is im Gange, wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Marken in Kapferstihmanier hergestellt werden müssen. Für die höheren Werthe sind Darstellungen aus der neueren Geschichte All-Deutschlands vorgesehen. Es liegt ferner in der Absicht, für die deutshen Postarstalten im Auslande und in den Kolonien eine besondere Fretmarke berzustellen, durch deren Bild „Deutschland zur See“ versinnbildliht werden wird. Sämmt- lihe Arbeiten bei Herstellung der neuen Marken werden in der Reichs- druckerei ausgeführt.

Die

Bremen, 30. Oktober. (W. T. B) Norddeutscher Lloyv. Dampfer „Aller“ 28. Okt. Reise v. New York n. Genua fortgesetzt. „Dresden“, n. Baltimore best., 28. Oft. Lizard passiert. „Karlsruhe“ und „Stuttgart“ 29. Okt., v. Australien kommend, in Colombo angek. „Coblenz“ 29. Okt. v. Antwerpen n. Bremen abgeg. „Kaiser Wilhelm der Große“ 28. Okt., v. Bremen kommend, in New York angekommen.

31. Oktober. (W. T. B.) Dampfer „Bonn“, n. d. La Plata best., 30. Okt. in Antwerpen angek. „Königin Luise", n. New York best, 30. Okt. Eastbourne passiert. „Königsberg“, n. Ostasien best., 929, Okt. in Singapore angek. „Halle“, y. Baltimore kommend, 30. Okt. Lizard passiert. „Coblenz“, v. Brafilien kommend, 30. Oft., „Kriedrih der Große“, v. New York kommend, 29. Okt. a. d. Weser, „Schönburg“, n. Brasilten best, 28. Oft. in Rio de Janeiro angek. „Bremen“ 29. Okt. Reise v. Port Said n. Suez fortgeseßt.

London, 30. Oktober. (W. T. B.) Union-Linie. Damvfer „German“ Sonnabend auf Ausreise v. Southampton, „Goo1kha“ gestern auf Ausreise und „Goth“ gestern auf Heimreise v. d. Canarischen

Inseln abgegangen.

Castle-Linie. Dampfer „Carisbrook Castle“ Sonnabend auf Ausreise v. Southampton abgeg. „Kinfauns Castle“ und „Tintggel Castle" Donnerstag auf Ausreise in Durban (Natal) angekommen.

Rotterdam, 30. Oktober. (W. T. B.) Holland-Amerikag- linie. Dampfer „Rotterdam“, v. Rotterdam n. New York, gestern in New York, „Werkendam*, v. New York n. Amsterdam, gestern in Amsterdam angek. „Spaarndam“, v. New York n. Rotterdam,

Sonnabend v. New York abgegangen.

Theater und Musik.

Konzerte.

In seinem ersten Vereins-Konzert bot gestern der Philharmos- nishe Chor gleih das größte und s{wierigste aller Chorwerke, die A-mo11-Messe von Bach. Sie heißt die „Hohe Messe“; obwohl fie thren Worten nah nicht über den gewöhnlihen Meßtext hinaus- geht und die an hohen Feiertagen gebräuhlichen Ginlagen der Missa golemnis nit aufweist, muß fie ibrer übezwältigenden musikalischen Größe nah auch diese Bezeichnung behalten. Die glänzende Außenseite des Werks so prunkvoll wie möglih zu gestalten, war gestern das Be- streben des Dirigenten, Herrn Qchs. Das Philharmonische Orchester hatte Verstärkung erhalten; warum, is niht recht ver- ständlih, da zarte Begleitung in Bach'sher Musik viel mehe am Ploate i. Der Chor war imposant beseßt, stellenweise von großer Schönheit im Klange, er hbeherrschte auch die \{chwierigsten Stellen und führte die Koloraturen im leiht be- schwingten Rhythmus doch noch klar aus. Folgte er im Anfang etwas schwerfällig der Tempyoangabe des Leiters, fo war er diesmal im Reht; Herr Ochs überhastete fast alle Tempi, selb das Lento im „Qui tollis“, und {wädhte dadur den Eindruck auf die Hörer bedeutend ab. Es ging überhaupt durch unsere ernstbeilige Kirhenmusik ein weltliher Zug, vor dem sie verliert dabei ihr Bestes, die Seele. Es ist, als ob der Chor nit genug mit dem Herzen bei der Sache wäre, da helfen denn keine ausgeklügelten dynamishen Wirkungen, auch wenn sie noech so bestehend ausgeführt werden, wie das Pianÿsimo im „Et incarnat“ und das eigenthümliche Zurüd- gehen und Verhallen der Stimmen im „Crucifixus“. Wie wentg andähtige Sammlung diese le selbst hervorgerufen hatten, bezeugte das fofort nah diesen heilig\ten Worten hervorbrechende Beifall- klatshen; wo dieses unterblieb, wie nah der Arie „Laudamus te“ der Sopranistin, Fräulein Dieß, war es jedenfalls niht Ergriffensein der Zubörer. Es ist unklar, wie einem gewtegten Musikec ein solcher Mißzriff in der Wahl der Solistin unterlaufen konnte. Frau Geller- Wolter, Herr Litßinger und Herr Siftermans waren, wie stets, gute Vertreter ihrer Partien. Die von Herrn Dr. Leopold Schmidt verfaßte „Einführung in die Messe" verräth eingehendes. Bachstudium und genaue Kenntniß des Riesenwerks „Sebastian Bach“ von Spitta.

Die Reihe der Konzerte der vergangenen Woche eröffnete Herr Emil Severin ünter Mitwirkung des Violinisten Johannes Palaschko am Montag im Beethoven-Saal. Das Programm des Konzertgebers zeichnete sh durch verschiedene Werke neuerer Kom- position aus, von denen „Ein Jäger“ von Mary Clement am wirkingsvollsten ersien, wogegen die anderen an innerlihem Werthe zurückstanden. Der Vortrag war beseelt, das Piano ganz be- es flangvoll und zu Herzen gehend, die Aussprache aber nicht eutlih genug. Der Geigenspieler hatte etnen leichten, sicheren Bogen- \trih und unterstüßte seinen Konzertpartner wirksam.

Eine zahlreiche Gesellshaft versammelte sich am Dienstag Abend in der Sing-Akademie, um Herrn Hermann Gura, den hier \{on bekannten Sohn des allgemein verehrten Eugen Gura, zu hören. Sein Gesang hat gegen früher gewonnen und zeugt von fortgeseßtem, eisfrigem Studium, sein Vortrag is dramatisch belebt und ungemein anziehend, und eine niht gewöhnlihe Schattierungsfähigkeit steht dem Künstler zu Gebote. Aber sein Organ klingt noch immer in den tieferen Lönen rauh, heiser und trocken ; in der mittleren und höheren Lage hat die Stimme dagegen mehr Klang, das Piano i sogar von besonderer Schönheit. Der erste und dritte Theil des Programms brachte nur Loewe'she, zum theil sehr bekannte Balladen, die der Sänger sämwtlich mit poetishem Empfinden und geistvollem Verständniß vortrug, Jm „Archibald Douglas“ fesselten besonders die aufs feinste dur{chge- arbeiteten Nüancen und N Kontraste; auch die Ballade „Süßes Begräbniß“ gelang thm in ihrer Men Innigkeit vor- jügli , Das unheimlihe Zwiegespräh zwishen Mutter und Sohn m „Edvard“ wirkte durch meijterhaft durchgeführte Steige- rung; das geistreich carakterisierte „O* am Schlusse der zweizeiligen Feben verdient volle Ane Die vollendete Klavierbegleitung des Herrn V. Bos schmiegte ih dem Vortrag des Sängers verständnißvoll an. Von dem klassischen, ediegenen, Pplastishen, urwüchsigen Loewe'’schen Stil unterschieden sub durch reiche, zuweilen etwas gesuhte Tonmalerei die Kompositionen es. bekfannten iy gti Ho! apellmeisters rern Hermann umpe, welhe der Künstler selbst am Klavier begleitete. eine Musik zeugt von gewiegtem, gen berehnenden Kunstverständniß, Las aber den di teristhen edanken und die Stimmung zuweilen wohl etwas zu blendend zum Ausdruck. - Den lautesten Beifall fand das Geibel’she E aus, mein Roß" und mußte wiederholt werden. Künstlerisch am werthvollsten erschien ge: doeh „Schiller's Bestattung“ mit der düfstern, den dumpfen

werden in einfarbigem d e

. Hexren Pinks, Seebach und Clericus in verdienstliher Weise.

. dieses ersten Abends bestand aus dem

S&lag der Todtenglocke kennzeihnenden Begleitung. Der Pianist Edmund Herß, der sih \ vorstellte, gab an demselben Dienstag im e einen Klavier-Abend. - Sein weicher Anschlag ist :

Technik. hat ih bedeutend vervollkommnet, jedo beeinträhtigt der zu häufige und dabei oft falsche . Pedalgebrauh die Ee der Kompositionen, giebt ibnen etwas Vee/(ivonemanres und läßt ihren Charakter nit {arf genug umrissen hervortreten. Die „Novellette“ in Fis-moll von Schumann und eine eigene, aber nicht sonderlih eigen- artige Suite in C-moll spielte der gee am besten. Die an demselben Abend im Saal Bechstein konzertierende Pianistin Fräulein Elsa Rau bewies durch die Zusammenstellung des Prograwms dieses ihres ersten Klavier-Abends einen guten Geschmack. Aber in der technischen Ausführung der Vortragsnummern zeigten sich leider erheblihe Mängel; das Spiel war zum großen Theil flüchtig und unaccurat, einzelne Stellen zecflossen vollkommen. Bis zur Er- langung wahrhaft fkünstlerisher Fertigkeit wird für Fräulein Rau noch eine Zeit angestrengten Studiums folgen müssen. Daß fie befähigt i, erstere zu erlangen, bewies der Vortrag der leßten Stücke, einer D-moll-Pièce von d’Albert, des íImpromptu in Fis-dur und der „Vogelpredigt“ von Liszt. Da diese Stücke offenbar eingehender studiert waren, ließen fle die Begabung der jungen Künstlerin auch mehr ins Licht treten. Lebendigkeit des Aug- drucks, Kraft des Anschlags und zum theil au ret feine Empfindung waren die bier unverkennbaren Vorzüge ihres Spiels.

Am Mittwoh gab Fräulein Sophie Corjepius im Saal Bechstein einen Liederabend. Die Sopranstimme der hier noch nit bekannten Sängerin macht einen überanstrengten Eindruck. Sie wird überhaupt wobl noch sachgemäßer Behandlung bedürfen, um für Konzertzwecke auszureihen, zumal auch LTonbildung und Intonation noch zu wünschen übrig ließen. Ansprehender waren die Leistungen von s Gertrud Zinnow aus Wies- baden, einer in ihrer Heimath geschäßten Sängerin, welche sich an demselben Abend im Beethoven-Saal hören ließ. Ihr zwar niht umfangrêicher Mezzosopran klingt sympathisch, sie muß jedo ihren Vortrag noch mehr dem Inhalt der Lieder anpassen und ih vor Uebertreibungen hüten. Auch die Aussprahhe erschien noch nicht immer einwandfret. Fräulein Mary Wurm steuerte einige korrekt ge- spielte Klaviervorträge bei. Ein dritter Liederabend fand an dem- selben Mittwoch in der Sing-Akademie statt. Veranstalterin des- selben war Fräulein Hella Sauer, eine Sängerin, welche über eine wohlgeschulte, umfangreiche und biegsame Stimme verfügt, die besonders für getragene Musik geeignet erscheint und im Piano sowie in den hohen Lagen einen recht angenehmen Klang besißt. Im Forte der Mittel- lage mat sich leiht einige Schärfe bemerkbar, die sich wohl durch zweckmäßigere Tonbildung beseitigen ließe. Troß der gesanglichen Routine fehlte ihrem Vortrag jedoch die Wärme, die den Zuhörer mit fortreißt. Das freundlih gesinnte Publikum geizte niht mit seinem Beifall, der sich bis zu einem da capo-Ruf des Liedes „Jm Kahne“ von Grieg steigerte. °

Das Konzert des Violin-Virtuosen Willy Burmester hatte am Sonnabend den Beethoven-Saal dicht gefüllt. Der Künstler hatte sch sowohl in tehnischer, als in rein musikalticher Hinsicht höchst \chwierige und bedeutsame Aufgaben gewählt: das A-mo11-Konzert von Raff, das Konzert Nr. 2, in E-dur von I. S. Bach und den von ihm selbst bearbeiteten „Hexentanz“ von Paganini. Mit \staunens- werther Sicherheit und Leichtigkeit überwand er, wie stets, die größten Schwierigkeiten, und andererseits wurde die ungewöhn- liche Schattierungsfähigkeit - seines Spiels auch den feinsten In- tentiónen der Tondichter gerecht. Den künstlerischen Höhepunkt erreichte es wohl in der weihevollen Wiedergabe des Naff’shen Adagio. Fn der leßten Nummer „Hexentanz“ benußte Herr Burmester die will- kommene Gelegenheit, feine verblüffende Technik und die gewagtesten Kunststücke auf seinem Instrument zu entwickeln. Das Publikum überschüttete verdientermaßen den Vortragenden mit feinem Beifall, wodurch dieser sih zu zwei Zugaben bewegen ließ. Das Philhar- monische Orchester wetteiferte unter Musikdirektor Rebiè&ek?s fein- fühliger Leitung mit dem Künstler in der Ausführung. seiner, nament- li in der Bach’shen Komposition nicht leihten Aufgabe und leistete sein Bestes. Im Saale der Sing-Akademie theilten sih an demselben Tage die Geigerin Sophie Adelheim und die Sängerin Corall y Böttcher in die künstlerishen Vorträge. Fräulein Adelheim ist eine noch junge Violinistin, welche ihre Laufbahn erst beginnen will und daher wohl auch bie für den Konzertsaal berehtigenden Leistungen noch nicht aufzuweisen vermag. Bei ihrer unzweifelhaften Begabung dürtte thr aber nah fleißigem Studium eine fkünstlerishe Zukunft in Aussicht stehen. Frau Corally Böttcher, welhec man öfter in Konzerten begegnet, verfügt über ‘eine sympathische Stimme und ansprechenden Vortrag. Sie brachte u. a. eine Reihe hier noch nicht bekannter Lieder zu Gehör, unter denen die von Frit Fuhrmeister, welhe vom Komponisten selbst begleitet wurden, eine warme Aufnahme fanden. Einen jugendfrishen lyrishen Tenor von gediegener Vorbildung lernte man in Herrn van Humalda kennen, welcher gleichzeitig im Beethoven-Saal debutierte, Sein gut zusammengestelltes Programm führte er zur allgemeinen Zufriedenheit durch, Die Stimme is zwar nicht besonders groß, doch von an- genehmem, hellem Klang und bemerkenswerther Höhe, die Intonation ist rein, die Tonbildung jedoch niht immer einwandfrei, sondera bis- weilen flach und gaumig. Die Koloratur is zwar ganz annehmbar, aber doch noch ausbildungsbedürftig. Der Vorirag bekundete tieferes Verständniß.

Der Chor der Sing-Akademie eröffnete die Reihe seiner dieswinterlihen musikalishen Veranstaltungen am Freitag mit einer Aufführung von Händel's Oratorium „Israel in Egypten“.

ieses gewaltige in seiner Eigenart auh heute noch einzig dastehende s tier stellt namentlich an die Leistungsfähigkeit des Chors, \fo- wohl was den Umfang des gefsanglihen- Theils als auch die Mannig- faltigkeit und den jähen Wandel der zum Ausdruck zu bringenden Stimmungen betrifft, die höchsten Anforderungen, während die Solo- timmen darin spärliher zur Verwendung gelangen als sonst in Oratorien. Herr Musikdirektor Kawerau, welcher an telle des Professors Blumner das Werk leitete, war daher vor eine be- sonders shwierige Aufgabe gestellt und löste - dieselbe in einer Weise, die Achtung einflößen mußte. Von kleinen Unebenheiten und Ver- \{leppungen einiger Tempi' abgesehen, gelangte das Oratorium in jener Stilreinheit zur Wiedergabe, welche die Aufführungen der Sing- Akademie von jeher besonders auszeihnete. An der Aus- führung betbeiligten sich noch außer dem Philbarmonischen Orchester die Damen Geller-Wolter- und Oberbeck, die

Der erste der diesjährigen populären Kammermusik- Abende, welche die Berren Professoren Barth, Wirth und Hausmann seit etlichen Jahren veranstalten, hatte N am Freitag deù großen Saal der Philharmonie mit einem gewählten Publikum dicht gefüllt. Diese Abende haben sich in der E der Verehrer kla\sisher Kammermusik und es pen deren in der Reichshauptftadt niht wenige eine der ersten Stellen erobert. Das ist in der That nicht wunderbar ; denn die drei gefeierten Vertreter dieses Kunstzweiges haben sich mit ganzer Seele in den Geist der Lan s Meeifier- werke versenkt und bringen diesen in harmonischem Einklange dem be- geistert folgenden Zuhörerkreise vollendet zum Ausdruck. Das Pro ramm tio in D-mo1l1l (ap. 49) von Mendelssohn, der Sonate in G-moll (op. 65) von Chopin und dem Trio in B-dur (op. ta von Beethoven. Vor überaus zahlrei - versammelter Zuhörer|haft gab der frühere Heldentenor am Karlsruher ter und Großherzöóglih Badishe Kammer- fänger Herr Alfred Oberlaender an. demselben Tage im Beethoven-Saale einen Liederabend. Sein Programm war nit gerade glücklich gewählt; es brahte zu viel im Charakter Gleichartiges. war bot es darunter auch einige Neuheiten von Smolian, Kursh und Richard Pobl, aber selbst diese enthielten nihts sonderlich F) man möchte sie vielmehr a

niédlihe musikalishe Kleinigkeiten bezeichnen, die wen ganz fangbar

Hostheater

hon im Vorjahre dem htesigen Publifum | geblieben, feine 1

es die Zußbörer durchweg niht fehlen. D M

Die Quartettgenossenshaft der Herren Professor Halir, Exner, Müller und Dechert veranstaltete am Sonnabend im Saal B eh: stein ihren ersten dieswinterlihen Kammermusik - Abend unter Mitwirkung von Frau Teresa Carreño. : (op. L wies u. a. zwei Neuheiten auf: ein Streickquartett in A-dur

ioline in A-moll (op. 34) von Mrs. H. H. A. Beach

inneren,

bisweilen etwas zu lang und ohne durhgehenden klang- -

festen Zusammenhang; es hatte aber viele äußer volle und gefällige Stellen. Am k

Saß (Vivace). Die sorgfältige Einstudierung und künstlerish vol

endete Vorführung thaten das Ihrige, um dem Tonwerk. zu einer warmen Aufnahme zu verhelfen. Die Sonate, deren Klavierpart Frau Carrefio übernommen haite, fand weniger E Sie bietet eine oberflählihe, sh breit machende, im Ganzen aber unbef

Musik, Selbst die hobe Künstlerschaft der Frau Carreño im Verein mit derjenigen des Herrn SrteE Halir vermocht: diese Arbeit niht an nehmbar ersheinen zu laffen. Jn der Leone trat ebenfalls am Sonnabend die Konzertsängerin Fräulein-Ada Denkär aus Leipzig, unterstüßt von dem Königlichen Kammermusiker Herrn Paul Müller, zum ersten Mal hierselb auf. Obwohl die Dame über gute Stimmmittel verfügt, so versteht sie dieselben doch noch nicht derartig zu verwenden, um sich ein erfolgreihes Auftreten im Konzertsaal zu sichern. Ihrem Vortrag fehlt es außerdem noch an dem er- forderlihen Ausdruck. Weitere sahgemäße Schulung dürfte sie aber voraussihtlich zum erstrebten Ziele führen. Herc Müller, ein noch junger Violinist, zeigte sich im Besiß einer gediegenen Technik und eines großen, flangvollen Tons, doch mangelt es seinem Spiel noch an Eleganz und Lebendigkeit. :

Im Königlichen Opernhause wird morgen zur Erinnerung

an Karl Ditters von Dittersdorf (gestorben am 24. Oktober 1799) neu einstudiert „Der Apotheker und der Doktor“, ein komisches Singspiel in 2 Akten nach tem Französishen des Grafen von N. „L'’apothicaire de Maurcie“ von Stephanie dem Jüngeren, Musik von Karl Ditters Edlem von Dittersdorf, in der bereits mitgetheilten Beseßung gegeben. Kapellmeister Schalk dirigiert. Das Werk ist vom Ober-Regisseur Tehlaff in Scene gesetzt. Die dekarative Einrichtung hat der Ober-Inspeltor Brandt besorgt. Hierauf folgt zum ersten Male „In Afrika“, Kolonial-Tanzbild von Emil Graeb, Musik von Franz von Blon, dessen Besetzung ebenfalls {hon mitgetheilt worden ist, Die Kaiserlih russische Kammersängerin Frau Alma Fohstrôm wird im Königlichen Opernhaufe an zwei Abenden auftreten und ihr Gastspiel am Sonnabend, den 4. Norember, als Gilta in Verdi's Oper „NRigoletto“ eröffnen. Den Rigoletto singt Herr Hoffmann, dén Herzog Herr Sommer, die Maddalena Fräulein Rothauser. ._ Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Aufs - führung von Karl Niemann's Lustspiel „Wie die Alten sungen“ in folgender Besezung statt: Fürst Leopold: Herr Molenar; Annalise: Fräulein Abich; Erbprinz Gustav: Herr Boettcher; Christian Herre: Herr Heine; Sophia: Fräulein Sperr; Eleonore: Fräulein Hausner; Melde : Herr Hartmann; Woche: LET Oberlaender; Hanne: Frau Schramm; Herre’'s Vater: Herr

Jagd.

Beiträge zur Dressur und Führung des Gebrauchs- hundes. Von Hauptmann a. D. G. Meier. Neudamm, Verlag von F. Neumann. Preis geheftet 1 F 40 , gebunden 2 M Durch ihren Titel kennzeihnet fih diese Schrift als eine Er- gänzung des jedem Jäger bekannten Oberländer’schen Werkes. Die darin mitgetheilten Vorschriften weihen jedo von den Oberländer!schen mehrfach ab und sind zum theil ganz neu und eigenartig, namentlich insofern sie die Dressur bedeutend zu erleichtern suchen. Da der Ver- fassex seine Vorschläge in der Praxis erprobt haben will, fo wird es Sache der Berufégenofsen sein, sie auf ihre Nichtigkeit nahzuprüfen.

Todtverbellen, Todtverweisen- und Schweißhund- arbeit des Gebrauchshundes. Von Wilhelm Herb, p lih württembergishem Forstwart. Mit einem Titelbilde und elf Ab- bildungen im Text. Neudamm, Verlag von J. Neumann. Preis geh. 1,20 M, geb. 1,80 / Der als erfolgreicher Drefseur und Erfinder des Schweißfährtenstockes in Jägerkreisen wohlbekannute Verfasser ver- wirft die Anwendung fonst üblicher Drefsurmittel, z. B. der Korallen- und Lederkeite, gänzlich und empfiehlt für die drei im Titel angeaebenen ODisziplinen ein völlig auf gütlihem Wege basierendes Abrichtungsverfahren, Dem Werken find gute Abbil» dungen sowie eine Beschreibung des Schweißfährtenstockes und die Gutachten einiger anderer bekannten Drefseure beigegeben, welhe eben- falls die A, ohne Gewaltmaßregeln befürworten. Das Buch sei Besißern von Vorsteh- oder Dahshunden sowie solchen, die sich mit der Aufzucht junger Hunde befassen, empfohlen.

Mannigfaltiges. Berlin, den 31. Oktober 1899.

A. F. Die „Brandenburgia“, Gesellschaft für Heimathkunde, war am Mittwoch voriger Woche, - Abends, im großen Sizungssaale des Brandenburgischen Ständehauses versammelt. Der erste Punkt der Tagesordnung, „Kleinere Mittheilungen und Vor- lagen aus dem Märkischen Provinzial-Museum“, gab wie immer dem Vorsitzenden, Geheimen Regierungsrath Friedel Anlaß zu einer Aehren- lese von interessanten Notizen, aus deren großer Anzahl wir indessen nur einige wiederholen können. Im Jahre 1709 bestand bereits ein anatomisches Theater in Berlin, an der Eke der Charlotten- und Doros- theenstraße, im Pavillon des Regiments Gardes du Corps, an derselben Stelle, wo sih später die erste Berliner Sternwarte befand, deren Beobachtungsthurm noch heute erhalten ist. Die bisherige Annahme, daß Bad Härinasdorf seinen Namen dem dort häufig weilenden Roman- \hrifisteller Wilibald Alexis (W. Häring) verdanke, ist jeßt zu Gansten der natürliheren Erklärung des Octsnamens durch seine Beziehungen zum Häringsfang entkräftet. Seit kurzem liegt die erste offizielle Veröffentlichung der „Stadt der ju vor, ein anseh

ink.

Band, der als erstes Stadtbuch der jungen städtishen Gemeinde den augenblicklihen Stand ihrer öffentlichen Angelegenheiten dar

Vom Märkischen Museum erworben wurde ein es, von Schink herrührendes Blait, ein genial entworfener P für d e Ausshmückung | der Schloßbrücke. Daß es nur ein Prozet it, sieht man an den von den |päter gewählten abweichenven' R der Brie und an einer den Lustgarten im Hintergrunde einrahmenden Reil marmorner Bildsäulen. Es au anderweit bekaun daß Schinkel sich mit der Idee einer solchen Königs« Fer E an dieser Stelle trug. Abgesehen - von |

. Zuthaten zur Wirklichkeit ist das Blatt dadurch interessant, d zeigt, wie das Königliche Schloß im zweiten oder drx J

des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat. Man findet da nock

Terrasse nah dem Lustgarten hinaus; ebenso er\s{

Luseum noch obne die flafsihe Säwulenhalle, Schinkel selbst Ie hat. e inkeressante M Dr. Albrecht, Redakteur des „Bär*): In der von Groß « Glienide bei Potsdam befindet Altar Bild einer nsezung des h

au bem Sheisins und die Itoaei, nx auto ragen, rie eit Leoncdo HerV konbentionell find. Nux neben dem

eschrieben sind, aber im Großen und zen keinen tieferen Eindruck hinterlassen, Einige unter ihnen ck iee stellenweise gär sehr an

-

d. dem eil „die Tracht des 17. Jahrhunderts; shwarzer @

Das interessante Pro- op. 17) von Stephan Krehl sowie cine Sonate für Klavier und

ea). i Streichquartett empfahl #ch zwar als eine beachtenswerthe, von eigenartiger Erfindungsgabe zeugende Arbeit, ershien jedoh

meisten Beifall fand der 0 durch seinen frischen, graziösen Rbythmus überaus reizvolle dritle

riedigt lassene