1899 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

M: Pt S T T r rg T Ene A ra: Tem R E Tr e Z a Es 5 s S ae = -

T E P ETMME L 0 4E Ta Mt N E R t r a2 E S E L E E E S E

foll, jährli zu verzinsen und mittels Merlooluug oder freißändigen Ankaufs jährlich vom Rechnungsjahre 1902 ab mit wenigstens 14 °/o des Kapitalbetrags unter Zuwachs der Zinscn von den getilgten An- Teibesheinen zu tilgen.

Auch soll die Stadt verpflichtet sein, die UebersHüfse der Straßen- bahnen, des Elektrizitätswerks und des Wafserw-rks zur außerordent- lien Tilgung zu verwenden oder zu einem besonderen Tilgungsfonds anzusammeln. : N

Eine Verstärkung der planmäßigen Tilgung oder eine Kündigung der gesammten Anleihe if bis zum 1. April 1905 ausgeschlossen. Nach diesem Zeitpunkt hat die Stadt das Recht, den Tilgungsftock zu ver- ftärken oder auch sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleihescheine auf einmal zu küadigen. E L

Bei einer nach diefem Privilegium gestatteten späteren Herab- fetung des Zinsfußes sind die noch nit getilgten Ankihescheine für den Fall, daß sie der Stadt nicht bis zu einem von ihr festzusezenden Termin zur Abstempelung auf den niedrigeren Zinésaß eingereiht werden, ebenfalls rehtzeitig zu kündigen. :

Das Privilegium wird mit der rechtliGen Wirkung ertheilt, daß ein jeder Inhaber der Anleihescheine die daraus hervorgegangenen Rechte geltend zu machen befugt ift, ohne zu dem Nachweis der Ueber- tragung des Eigenthums verpflichtet zu sein. j :

Durch das Privilegium, welches Wir vorkbekaltlich der Rechte Dritter ertbeilen, wird für die Befciedigung der Inhaber der Anleihe- scheine eine Gewährleiftung feitens des Staats niht übernommen.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Neues Palais, den 23. Oktober 1899.

(Siegel) Wilhelm R. von Miquel. Freiherr von Rheinbaben.

Regierung8bezirk Düsseldorf.

Anleibeschein der Stadt Rheydt . . . Auêgabe Büudhsläbe Ms

über Mark Reihswährung.

Aus3gefertigt in Gemäßkbeit des landesherrlichen Privilegiums vom 1899 (Amtsblatt der Königlichen Regierung 2% * «e AO0D E 5 0d

Nheinprovinz.

2 T0 zu Düsseldorf vom . .. ten .

Geseß-Sammlunrg für 1899, Seite . . ., laufende Nr. . K

Auf Grund des vom Bezirksausshusse zu Düffeldorf genehmigten Beschlusses der Stadtverordneten-Versammlung von Rheydt vom 22. August 1899 wegen Aufnahme einer Schuld von 1 500 000 bekennen si die Unterzeihneten namens der Stadt durch diese, für jeden Inhaber gültige, seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehnsshuld von Mark, welhe an die Stadt baar , gezahlt worden und mit Prozent jährli zu verzinsen ift. y : /

Die Rückzablung der ganzen Sculd erfolgt mittels Verloosung oder freibändigen Ankaufs der Anleibes{eine in den Jahren 1902 bis spätestens 1935 einschließlich aus einem Tilgungéftocke, welher wenig- fiens mit 12 Prozent des Kapitals jährlich, unter Zuwats der Zinsen von den getilgten Anleibesheinen, sowie mit den Uebers&üfsen der Straßenbahnen, des Elektrizitätswerks und des Wasserwerks ge- bildet wird. i L :

Bis zum 1. April 1905 is eine Verstärkung “der planmäßigen Tilgung oder eine Kündigung der gesammten Anleihe auêsgeshlofier.

Nah dieser Zeit kat die Stadt das Ret, den Tilgungsftock zu verstärken oder auch sämmtlihe noch im Umlauf befindliche Anleibe- scheine auf einmal zu kündigen. Die duvrch die vzftärkte Tilgung er- sparten Zinsen wachsen ebenfalls dem Tilgungsftock zu.

Die Auéloosung der Anleibescheine geshieht in dem Monat Februar jeden Jabre®. | z

Die ausgelooften, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welhem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentli bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens drei Monate vor dem Zablungätermine in dem „Deutschen Neichs- und Königlich Preußischen Staats: Anzeiger“, in dem Amtsblatte der Königlichen Regierung zu Düsseldorf, in der Berliner Börsen- zeitung und in der NRheydter Zeitung. Geht eines dieser Blätter ein, so wird an defsen Statt von der Stadtvertretung mit Genehmigung dcs Königlihen Regierunge-Präßidenten zu Düfsel- dorf cin anderes Blati bestimmt. Im Falle der Tilgung der Shuld dur Ankauf von Anleihesheinen wird der Betrag der angekauften Anleihesheine alëbald nah dem Ankaufe bekannt gemaht. Bis zu dem Tage, an dem das Kapital zu entrichten ift, wird es in halbjährlihen Terminen am 1. April und 1. Oftober, von beute an gerehret, mit Prozent jährli verzinst. Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße NRüdgabe der fällig gewordenen Zinsscheine bezw. dieses Anleihejheins bei der Stadtkafse in Rheydt und zwar auch in der nah dem Ein- tritte des Fälligkeitstermins folgenden Zeit.

Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereihten Anleibe- scheine sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fälligkeit2termine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen.

Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerbalb dreißig Jahren nah dem Rückzahlungstermine niht erboben werden, sowie die inner- halb fünf Jahren nah Ablauf des Kalenderjabres, in welchem sie fällig geworden, nicht erbobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder vernihteter Anleibescheine erfolgt nah den allgemeinen geseßlihen Bestimmungen. Fray Seine können weder aufgeboten, noch für fraftlo2 erflärt werden.

och soll demjenigen, roelher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der fünfjährigen Verjährungsfri\t bei der Stadtverwaltung anmeldet und den ftattgehabten Besiß der Zinsscheine durch Vor- zeigung des Anleibesheins oder sonst in glaubhafter Weise tar- thut, nah Ablauf der Verjährungéfrist der Betrag der angemeldeten und bis dabin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung aus- gezahlt werden. : Z Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige Zinsscheine bis zum auszugeben. Die ferneren Zins|heine werden für zehnjährige Zeiträume au?gegeben werten. Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadtkasse in Rheydt gegen Ablieferung der der älteren Zinsfcheinreibe beigedruckten Anweisung, sofern niht rechtzeitig von dem Inhaber des Anleihesheins Wider- spruch erhoben wird. : l :

Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe auf rehtzeitige Vorzeigung an den Inhaber des Anleihescheins. Zur Sicherung der hierdurch eingegangenen Ver- Sive haftet die Stadt mit ihrem Vermögen und mit ihrer

euerfraft.

Defsen zu Urkunde ‘haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Rheydt, den . . ten .

Der Ober-Bürgermeister. Die städtishe Schuldentilgungs-Kommission-

Der Stadtkafsen-Rendant.

6D. .

Anmerkung: Die Anleihescheine sind außer mit den Unter- {riften des Ober-Bürgermeisters und zweier Mitglieder der Schulden- tilgungs-Kommission mit dem ftädtishen Siegel zu versehen. F

Rheinpr ovinz. egierung8bezirk Düsseldorf. Binsids n

i . . . . Reibe

j ¿u dem Anleihescheine der Stadt Rheydt . .te Ausgabe ¿ Buchstabe Nr... . über . . . . Mark Reichswährung zu... 9% Zinsen über Wv Bi

Der Inhaber dieses Zins\heins empfängt gegen dessen Rückgabe vom .. .ten ab die Zinsen des vorbenannten Anleibe- fheins für das Halbjahr vom .. .ten... ..... bis... .ten .. aus der Stadtkasse in Rheydt mit S R (in Buchftaben). (Trokenstempel.) Rheydt, den . . ten Der Vber-Bürgermeister. Die städtishe Schaldentilgungs-Kommission. (Faksimile.) (Faksimile.) Der Stadtkassen-Rendant. (Faksimile) Dieser Zinsschein if ungültig, wenn defsen Geldbetrag nicht ne fv! Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Regierungsbezirk Düsseldorf. Anweisung

zum Anleibescheine der Stadt Rheydt . .te Ausgabe Buébstabe . über . . …… Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem vorbenannten Anleihescheine die . . .te Reibe von Zins- scheinen für die zehn Jahre bis .. . . bei der Stadtkaffe in Rheydt, sofern nit rechtzeitig von dem als solhen sfich autweisenden Inhaber des Anleibhesheins dagegen Widerspru erhoben wird.

(Trock-znstempel.) Rheydt, den . . ten Der Ober-Bürgermeister. Die städtische Schuldentilgungs-Kommission.

(Fafksimile.) (Faksimile) Der Stadtkasszn-Rendant. (Fafkfinile.)

Die Anweisung ift zum Unterschiede auf der ganzen Blatt- breite unter den beiden [eßten Zinssheinen mit davon abweichenden Lettern in nachftehender Art abzudrucken :

. « ter Zinsschein. . . ter Zinsschein.

Anweisung.

Rheinprovinz.

Justiz-Ministerium. Der Rechtsanwalt Gebhardt in Frankfurt a. O. ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts, mit An- weisung seines Wohnsißes in Frankfurt a. O., und der Nechtsanwalt Dr. Scharff in Greifswald zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts Stettin, mit Anweisung seines Wohnsißes in Greifswald, ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichis- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Organisten an der Kirh? zum Heiligen Geist in Magdeburg, Königlichem Musif-Direktor Rudolf Palme ist das Prädifat „Professor“ beigelegt worden.

Zichtamtlichés. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, den 3. November.

Jn der am 2. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- Ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Grafen von Posadowsky-Wehner abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths wurde den Geseßentwürfen für Elsaß- Lothringen wegen Ausführung der Grundbuchordnung und des Reichsgeseßes über Angelegenheiten der frei- willigen Gerichtsbarkeit in der Fassung der Beschlüsse des Bundesausschusses die Zustimmung ertheilt. Der Entwurf einer Verordnung über die Klafseneintheilung der Orte wurde den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Außerdem wurde die Wahl eines Mitgliedes der Verwaltung des Reichs-Jnvaliden- fonds vorgenommen und über den Seiner Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschlag wegen Beseßung einer Nathsstelle beim Reichsgericht Beschluß gefaßt.

Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes- raths für das Seewesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sihungen.

Der Königliche Gesandte in Karlsruhe, Wirklihe Geheime Nath von Eijendecher i von dem ihm Allerhöchst be- roilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ift der Ablösungs- transport für S. M. SS. „Kaiserin Augusta“, „Hertha“ und „Gefion“, Tranéportführer : Kapitänleutnant Weniger, mit dem Dampfer „Prinz Heinrich“ am 1. No- vember in Neapel eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Port Said fortgeseßt.

S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Kapitän zur See von Usedom, ist mit dem Zweiten Admiral des Kreuzer- geshwaders, Kontre-Admiral Friße- an Bord am 2. No-

vember in Amoy angekommen. ps S. M. S. „Loreley“, Kommandant : Kapitänleutnant

von Leveßow, ist am 2. November in Piraeus eingetroffen

und geht am 4. d. M. nah Messina in See. S. M. S. „Seeadler“, Kommandant : Korvetten-

Kapitän Schad, ift am 2. November in Messina angekommen

und geht am 6. d. M. nah Port Said in See. E E M. S. Wolf, Kommandant: Korvetten - Kapitän

Weber, ist am 2. November in Kamerun eingetroffen.

Sachsen.

Das gestern ausgegebene Bulletin über das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August lautet dem „Dresdner Journal“ zufolge:

Seine Königliche Hoheit - der Prinz Friedri August hat bis

fräftiger, klagt aber no@ über Tei@tes TDruXgefübl in der Stirn- gegend ; ‘das Gedäthtniß bessert fi. ruff 36,8. Puls 58. Allgemeinbefinden andauernd zufriedenstellend.

Ka lkreuth, 2. November 1899, früh.

Hefsen. Der Bischof von Mainz Dr. Haffner is, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend infolge eines Herzschlages verschieden.

Sachsen-Altenburg. Der Landtag ist zum 16. d. M. einberufen worden.

Deutsche Kolonien.

_ Ueber eins Bereisung des Merere-Reiches in Deutsch- Ostafrika berihtet der Hauptmann Prince, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, aus Jringa unter dem 20. August d. J. Folgendes:

Am 13. Mai langte ich in Mlangali an, traf hier Vorkehrungen zu einem großen Steuer- 2c. Schauri und bereist- dann die Distrikte Uhenga und Gawiro, die mit Idunda das nôrdliche Ubena auëmahen. Uhenga war lange Zeit Streitobjekt zwischen dem Sultan Merere und Manawhawi, seinem Bruder. Um den für die Station un- erfprießlihen Zuftand zu beseitigen, warde dieser Distrikt nunmehr dem Merere zugetheilt, während Manamhawi endgültig das unweit Iringa gelegene Jdodi, das einstmals auch zum alten Merere- Reih gehöcte, als Jumbenschaft erhielt. An Stelle der früheren großen Kwawatembe in Ubenge stehen jeßt dem Merere ge- börige Neubauten. Feldwirihshaft ift fleißig betrieben worden, die Dürre bat aber die Ernten stark beeinträ&tigt, und Pccken haben unter den Bewohnern aufgerävmt. In Gawiro is der Hauptgegen- stand die gleihnamige Ubenaresidenz Merer2’s. Dreser wohnt in der Mitte des gewaltigen Viercck2, in dem speziellen Kwawakomplere, hat denselben welentlih erweitert, mit \{ônen, der Wafsangebauart eigenthümlihen Tembenkballen geschmüdckt und mit Graben und Dornen- paliffaden befestigt. Mitten darin baut er an einem zweistêckigea Steinhause, wobei ibm freilich die Nothwendigkeit lothrechter Mauern viel Kopfzerbrehen macht. Von Interesse sind au an den Wänden der Kwawatemkbten die in s{warz, weiß, roth, gelb, grau gehaltenen bild- lichen Darstellungen voa Kwawa und seinen Wasagira, von Etefanten, Giraffen , Leoparden, Flußpferden und Jagden. Merere hat schleunigst diese Kunstleistungen noch zu überbieten gesucht. Er bat si europäische Tracht angewöhnt und kam mir in solcher mehrere Stunden vor Gawiro entgegen, stellte mir dann seine mit in den Wänden eingelafsenen Spiegeln gezierte Haupthakle zur Verfügung, spielte überhaupt den liebenêwürdigen Wirth, zeigte gern feine Herrlichkeiten und mate mich bierbei mit Stolz C ERT aufmerksam, daß er kürzli felber einen Löwen und Elefanten geschossen und einen Hahn des legteren sofort dem „Serkal“ ausz2ehändigt habe. Seine

teubauten sind s{ön und auch sauber, eine Tugend, auf welche die übrigen Wafsanga bezüglich ibres Wohnorts nicht viel zu geben sh-inen ; denn die nähste Umgebung ihrer Temben ift eine förmliche Niederlage für allen nur erdenflihen Unratb.

_ Nachdem Oberleutnant von der Marwitz, der jeßt Nord- und Osftussanga zum Zwet? einer letzten Steuervorbereitung für die Westhälfte des Iringabezirks Menschen und Rinder zählend durchziehen sollte, einge» troffen war, ging ih mit ihm und Merere nebst großem Sultans trofse in nördlicher Richtung weiter. Etwa drei Stunden nördlich von Gawiro und der Ortschaft Ufara hört das für Ubena chcharafkteristische, weitgewellte, fa nur unter Gras stehende Gelände, eine Fort!eßzung des Uhebegraslandes, „auf; es beginnt die tish- platte Niederung des Mpangali oder „Großen - Ruahas“, welhe zunähst bis zur bedeutenden Ortschaft Kiwere mit Bus und Strauch bedeckt iff. Ueber Kiwere hinaus, und zwar je fajt bis an den Ufafaabfall im Weften, an die Borbügel ron Niam-Niam im Norden, an die Irongoterge (Madibira) im Often,

Dr. Selle.

4 dehnt fih, soweit das Auge reiht, eine gewaltige, faît baumlose

Ebene aus, die zwar in der Regenzeit mit Gras bestanden ist, aber in der Trockenzeit, namentlih nah den Grasbränden, un- beshreiblich ôde wäre, wenn nicht die folofsalen Wildbeerden Leben in das Bild brähten. Verschiedentlich glaubte ih noch aus 1500 m Entfernung mitten in der gelben Gbene eine lange Strecke Bushwald vor mir zu sehen, der sich aber bei Annäherung als eine etwa 1000 Stück starke Herde von vorherrschend Zebras und Leierantilopen auswies. Rhinozeros und Elefant sind au nit selten, während Löwen hier nahgerade zu Hause sind. Einen schreckte ih sogar in 159 m Entfernung vom Kadaver eines Zebras auf, den er soeben uaxter den Augen einer riesigen, aus 500 m Enifernung neugierig zushauenden Herde dieser Thiere verspeist- hatte. Es empfieblt sich, bier ein Zebrarefervat zu \chaffen, und ih habe deshalb Merere eingehend über den Werth dés Zebras unterrihtet und das Schießen dieser Thiere verboten. Am Woyangali selb|t gen keine Dörfer, wohl aber sind eine Reihe Niederlafsungen, meist Neusiedelungen durch Merere, ein bis zwei Stunden vom Flusse ab in der Steppe verstreut, die vielfah bezügli Brennmaterials auf Dünger angewiesen sind. Am linken Ufer ift jedoh diz Stepve von Ulanga an westlich menf{henleer und fast ohne Wild. Bei Ulanga, einer Niederlaffung mit 69 Hütten, 15 Stunden nördlich des Mpangali, auf der Straße Gawiro —Niam-Niam, ging Oberleutnan! von der Marwiß öftlich zum Weiterzählen ab, während Mecere auf direktem Wege westlich nah seiner im Neubau begriffenen Uffangaresidenz Utengule ging. ‘felber ¿og aus fartographischen Gründen erft flußauf längs des Mpangali bis zu seinem Zusammenflufsse mit dem Bavali und Kimara bei Mubenjero. Von bier bis Tagata fließt er, ein gewundener, 50 bis 100 m breiter, 1 m tiefer Kanal, in erhabener Eintönigkeit dur die ôde Steppe. Fische find zahlreih, Krokodile scnaen sih auf dea Schlammbänken am Ufer, einzelne Flußpferde tauchen im gelben Wasser anf, und ab und zu sieht man einen Reiher oder Marabu; aber überall ist Schweigen, und zu windstiller Mittagszeit ist die Ein- samkeit in de: endlofzn, gelben, mit flimmernder, kehender Luft be- deckdten Gbene förmlih erdrückend. Auf der genannten Strecke fließt allein der Mkotjafluß und Ruababach in den Mpangali ; troydem ist er die ganzen 20 Stunden durch wohl fahrbar. Schade, daß er von Tagata flußabwärts stetig wafserärmer wird, sein Sandbett gegen Felsen vertausht und faum je zu gebrauchen sein wird. :

Von Muhenjero zog ih längs des Barali darch die starke Wasafuaniederlafsung der Landschaft Donjera, die mit ihren großen Bäumen, bedeutenden, ganz prächtig stehenden Mtamafeldern, ihren niedlichen, vielfa von Schlinggewächsen umrankten Wasafua-NRund- hütten einen recht guten Gindruck machte, der nur dur die Thatsache getrübt wurde, daß hier die Pocken arg gehauft hatten. Jedermann hat hier neben der Rundhütte auch die Wafsangatembe, erstere für die trodene, moékitoarme, leßtere für die nafse, mosfkitoreibe Jahreszeit, infolge dessea dünkt dem Durchreisenden die Bevöikerungsziffec

iôßer, als fie is. Von hier ging ih den Barali, Muaba - Kimara, Kimane, Mkodja lauter waßerreiche, Elare, falte Flüsse und den scchs Stundea breiten, öden Buschpori Komalinji—Utengule passierend, auf der Karawanenstraße nah Utengule. Alle Ort|haften hatten durch Pocken erhebliche Verluste erlitten, die Ernten waren «in den höher gelegenen Pläßen durch Dürre beshädigt. Utengule selbs steht an einer für die Wassanga und speziell für das Mereregeschlecht historisch wi: tigen Stelle. Einmal äâscherten ihnen hier die Zulu in alten Zeiten ihr ältestes Utengule ein. Nachdem sie wieder eine gewaltige, über eine Stunde im Umfang mefssende Stadtanlage hier erbaut hatten, wurden fie von den Kwawas vertrieben. Sie hatten sich auch in einem Utengulebau bei Tagata, später in einem solhen am Myangali beim Austritt aus den Bergen wo sie vor etwa 25 Jahren von Elton besuÿt wurden krampfhaft zu balten versuht. Jett, nahdem sie über 20 Jahre ganz aus ihrem Stammlande ver- trieben gewesen, bauen sie mit großer Genugthuung an einer Nieder- lassung, die an Umfang ihren Traditionen würdig zu werden

54 Uhr Morg:ns ohne Unterbrehung ruhig geschlafen, fühlt ih

verspriht. Merere sagte, als ih ihm die Steuernothwendigkeit ans

deutete: „50 (?) Jahre bin ih und meine Väter herumgeirrt; jeßt möchte ih mi am alten Fleck ausruhen; dies Jahr erlaß mir die Steuer, aber meine Leute, die follen zahlen.“ Hier traf ich mit

Dr. Fülleborn zusammen, der eine Jmpfreise zu meiner großen

reude auch auf Ubena ausgedehnt und sfogar in Mlangali Lymphe interlafsen hatte.

Mos zweitägigem Aufenthalt und vielen Schauris zog ih mit Merere bis zur bedeutenden, ebenfalls neuen Niederlaffung Ruiwa hart an seiner Westgrenze, die gegen Langenbur durh den steilen Usafa- abfall gegeben ist. Der nach Ufafa führende ß scheint mir recht bequem und bei geringer Bearbeitung fahrbar zu sein. Sollte dies der Fall fein, so wäre ein fahrbarer Weg zum Rikwa und Tanganyika leiht erreihbar. Da ih die Rückreise von bier zunähst durch das s\üdlih an Merere’'s Reih grenzende Gebiet Kahémara’s nehmen wollte, wegen Routenaufnahmen, verabredete ih mit Merere ein Zusammentreffen bei dem in Mlangali angesagten roßen Schauri und zog dann zwei Tage lang durch das genannte Leid, Dies if ein zwei bis vier Stunden breiter Streifen längs des Nordabfalls der Xingaberge, vom Usafavaß bis zum Mpangali, und ift eins der besten Stücke Uffangas. Die Leute Kahómara’s seinen vielfah Wasafua zu fein, jedenfalls herrscht die betreffende Hüttenart vor. Das Land i besser be- wässert als das übrige nördli daran grenzende Ufanga, weil bier nod viele Bäche einzeln fließen, die weiter nördli entweder {on trockden find oder ihr Wasser in größeren Flüssen vereinigt haken, die, ohne abgeleitet zu werden, nit so viel Terrain befeuhten fönnen. Die Dürre bat deshalb weniger wirken können und ist woßl wegen der gréberen Nähe an den hohen Kingabergen überhaupt geringer gewesen.

ie Felder standen hier au8gezeihnet. Bei Fukwa am Mpangali be- trat ih wieder Merere's Reich, wo recht bedeutender Anbau auf dem äußerst fruchtbaren Boden längs des Flusses ftattgefunden hat. Von bier ging ich über die großen Niederlassungen Ngallo, Bowora, Sunura nah Ufara, wo meine mit einer Reihe von Breitenveftim- mungen versehene Routenaufnahme die wünshentwerthe Abrundung erreihte und wo eine aus8gezeihnete Fernsiht die Gelegenheit bot, Azimutbestimmungen für viele Punkte der im ganzen durh- zogenen Gebiete zu gewinnen. Auf der Strecke Bowora— Sunura, welhe Kararwanenweg ist, fielen mir die Folgen von Räubereien unangenehm auf, welhe Händler, die früberen Kriegs- wirren benußend, feiner Zeit hier verübt hatten. Diesem Händler- unfug ist seit langem dur die Station ein Ende gemacht worden. ên Sunura war es für mich von Interesse, eine Kuh zw sehen, auf die Merere besonders stolz ift, weil sie, troßdem ein ganzes Vorder- bein feblt, {ön im Stand ist, ein {önes Kalb bat und fh zwar \{chwerfällig, aber selbständig auf die Weide \{hleppt.

Am verabredeten Tage traf ich in Mlangala ein. Sämmtliche bedeutende Leute, Ubenas, Uffangas, Mlangalis waren versammelt, denen ih nach Erledigung der vielen angehäuften Schauris die Steuer- geseßze klar mate und jedem Distrikt auf Grund der fertiggest-llten Zähl- listen seine Steuer eingehend vorrechnete. Das Gebiet Merece?s jenseits des Vipangali wurde wegen s{werer Schädigung durch Dürre und Pocken, namentlich aber, weil die Leute mit dem Bau des neuen „Utengule“ fehr in Anspru genommen find, Steuerfreiheit für dieses Fs gewährt, dem übrigen Mereregebiet im Ganzen 1400 Lasten

erealien, 200 Arbeiter à 24 Tage, den Wabena . . Arbeiter à 24 au alle zur Herstellung einer Fahrstraße ven Kwawa?s Lager bis Mlangali, den ahehe Mlangalis die Lieferung der dabei nöthigen, sehr bedeutenden Veenge Brückenholzes auferlegt. Wenige Wochen darauf waren die besagten G-biete auf den Beinen, um ihre Steuer zu leisten. Bei dem allgemeinen Schauri nahm ih Gelegenheit, dem Merere klar zu machen, daß ih versiedentlih bezügli seiner Wasagira auf meiner Tour ungünstige

f Beobachtungen gemacht bâtte, weil sie zu alt, {lapp oder dumm für ihre Stellung wären. Diese nahm ih wegen der Unordnung in

den ihnen unterstellten Dörfern ernstlich vor, zum SHmerz Merere’ss, der sie aus Pietät für das Andenken feines Vaters hält. Jch empfahl ibm jedo, einige davon zu entlassen, und stellte sharfe Revision der Wasagirathätigkeit, die sich in fauberen, mit Ckafkulla gefüllten Dörfern 2c. zu bethätigen babe, für da3 nächste Jabr in Aussit. Mlangali selbs hat fih außerordentlich vershönert. Das fertige Pockenhaus, die Anlagen, die Neubauten und weiten Felder der Wabehe machen äußerlih einen fehr guten Eindruck. Die vergnügten Gesihter der Leute, die im besten Einverständnifse bl uns sind, beweisen, daß sie sich unter dem neuen Regime wobl üblen.

Auf der Reise hatte ich mit Lympbe des Dr. Fülleborn allenthalben Impfungen vorgenommen. Oberleutnant von der Marwitz batte in Mlangali damit begonnen und Lymphe au an die fkatholishe Mission zu Madibira geshickt. Die evangelische Mission bei Kidugala hatte auch solhe erbalten. Seitdem sind in in jenen Gegenden viele Tausende geimpft. Von bier marstierte ih auf der Barra-Barra uach Iringa. Die neur. stündige, bewohnerlose Stre cke nah Buëni wird in dieser Regenzeit durch Neusiedelungen unter- brochen werden. Buëni und Gominji haben ih baulih sehr gebessert. Die elfstündige unbewohnte Strecke zwishen Gominji und Us:u ist dirh eire Neusiedelung bei Tengulinji unterbrohen; eine weitere Niederlassung ift in die Wege geleitet. Auf der lettgenannten Strecke

M babe ih zum erften Male im Bezirke Eis gesehen und zwar im Zelte E um 73 Ubr Morgens im Waschbecken, in welhem das Wasser mit

etrer Eitshiht in Stärke einer gewöhnlichen Fenstersheibe gefroren war. Am 22. Juni traf ih in Îringa wieder ein.

Oesterreih-Ungarn.

Der Kaiser stattete gestern Nachmittag dem König von Griechenland einen dreiviertelstündigen Besuch ab, welchen der König in der Hofburg erwiderte.

Der König Alexander von Serbien empfing gestern Nachmittag den Minister des Auswärtigen Grafen Golu- chowsfi in einstündiger Audienz und seßte Abends die Reise nach Meran fort.

Aus Prag wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß in den lezten Tagen in As Starkenbach, linsko, Unter-Kralowiß, Dobruschka und Hohenbruck Kund- l andes statigefunden haben, wobei an den Häusern von

Sraeliten die Fenster eingeschlagen wurden. Jn Dobruschka wurde die Gendarmerie mit Steinen beworfen. Einige Ver-

a Meungen wurden vorgenommen und in allen genannten

rischaften die Gendarmerieposten verstärkt.

Großbritannien und JFrlanud, Der Kriegs-Minister Marquis of Lansdowne hielt

gestern Abend in e LIACEA eine Rede, in welcher er, dem

W. T. B.“ zufolge, sagte, er hoffe, daß die defensive Phase des gegenwärtigen Krieges fich ihrem Abschlusse nähere. it Bezug auf die Angriffe gegen die angeblihe ungenügende Bereitschaft der Regieruug betonte der Minister die Unmöglich- keit, daß die militärishen Vorbereitungen mit der Diplomatie gleichen Schritt hielten.

Das Kriegsamt macht bekannt, daß in der Schlacht bei Ladysmith am Montag 6 Offiziere getödtet und 9 ver- (es sowie 54 Mann getödtet und 231 verwundet worden eien.

Ftalien.

Die „Gazzeita Ufficiale“ veröffentliht ein Königliches Dekret vom 28. v. M., dur welches für die neue Session des Parlaments Saracco als Präsident und Canizzaro,

Finali, Ghigliori und Pessina als Vizepräsidenten des Senats bestätigt bai I O

Spanien.

In der irten Sitzung der Deputirten kammer stellten, wie „W. T. B.“ berichtet, die Republikaner den An- trag, die Kammer möge wegen der Verfügung des General-Kapitäns von Catalonien, durch welche die für Autraugen welche die Zahlung der Steuern verweigecn, für Aufrührer erklärt werden, ihre Mißbilligung aus- sprehen. Der Minister-Präsident Silvela bekämpfte den Antrag und lobte die Haltung des General-Kapitäns. Der Antrag der Republikaner wuroe mit 75 gegen 53 Stimmen abgelehnt.

_ gn Barcelona schlossen die Jnhaber von Läden gestern ihre Geschäfte, um gegen die Verhaftung der Kaufleute, welche sich fkürzlih weigerten, die Steuern zu zahlen, zu protestieren.

Türkei.

Amtliche türkische Berichte melden, wie „W. T. B.“ berichtet, den Ausbruch von Unruhen in Veles, deren Ursache in der Unzufriedenheit der dortigen bulgarischen Bevölkerung mit der Wiedereröffnung der serbishen Schulen zu suchen sei. Zur Auf- rehthaltung der Ordnung sei Militär entsandt worden. Die Bulgaren hätten die Schließung der Schulen sowie die Aus- weisung eines serbishen Notabein aus Veles verlangt. Die Pforte habe ersteres Verlangen zurückgewiesen.

Rumänien.

Wie „W. T. B.“ aus Bukarest meldet, ist der Kabinets- Chef im Ministerium des Auswärtigen Edgar Mauro- cordato zum Gesandten in Belgrad ernannt worden.

Amerika.

Im Kriegsdepartement der Vereinigten Staaten wird, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, binnen kurzer Zeit eine Kolonial-Abtheilung errichtet werden, welche speziell mit der Bearbeitung der Kolonialangelegen- heiten beauftragt werden soll.

Asien.

Der „Times“ wird aus Shanghai telegraphicrt, der Führer der chinesishen Reformpartei Kang-ju-Wei habe sich, da er in Japan nicht die erhoffte Zuflucht finden konnte, nah Hongkong begeben; seine Rückehr nah China werde von seinen cinesishen Freunden bedauert, da man seine Ermordung befürchte.

Afrika.

. Wie das „Reuter'she Bureau“ meldet, ist dem Kriegsamt in London eine aus Ladysmith von gestern früh Î Uhr 25 Minuten datierte Depesche des Generals White zuge- gangen, worin dieser . miitheilt, daß der Leutnant Egerton vom Kriegsschiff „Powerful“ am Morgen durch eine Granate shwer verleßt worden sei. Ein weitercs Telegramm aus Ladysmith ist gestern bei dem Kriegsamt nicht eingegangen.

Ein gestern Abend in London eingetroffenes Telegramm des Gouverneurs von Natal meldet, daß die Ver- bindung mit Ladysmith seit 21/2 Uhr Nahmittags abge- schnitten sei.

Wie die „Daily News“ aus Ladysmith vom 31. Ok- tober melden, hatte die Abtheiluna, welche kapitulieren mußte, zuvor einen Verlust von nahezu 200 Mann. Der Burenr- general Koch, welher bei Elandslaagte shwer verwundet worden war, ist am 30. v. M. im Lazareth zu Ladysmith gestorben. Die Verluste der Buren in der Shlacht von Rietfontein betragen ihrer eigenen Angabe nah 73 Todte und 200 Verwundcte; is einige hundert Pferde sind getödtet worden.

Die Londoner Blätter von gestern Abend veröffentlichen folgende Depesche aus Ladysmith vom 31. Oftober Abends: Die Buren rüdcken in südöstliher Richtung vorwärts. Es soll ihre Absicht sein, sih der Eisenbahn bei Colenso zu be- mächtigen und .den britischen Truppen die Verbindung mit Pietermarißburg und Durban abzuschneiden. Jn Pieter- marißburg sei die Nachricht eingetroffen, daß die Buren einen Theil des Zululandes besezt und Pomeroy 50 Meilen von Greytown aenommen hätten.

Der „Times“ wird aus De Aar vom 1. November be- rihtet, daß, Meldungen aus Burghersdorp zufolge, 3000 Buren seit Montag Abend in Bethulie be: der Brüe ständen, die über den Oranzjefluß führe.

Die „Agence Havas“ - meldet aus Kapstadt, daß die Nachrichten von den Siegen der Buren bei Ladysmith dort große Aufregung hervorgerufen hätten. Die Afrikander ver- hehlten ihre Freude nicht; der Souverneur Sir Alfred Milner sei über ihre Haltung beunruhigt. In den Kämpfen habe der General White etwa 3500 Mann an Todten, Ver- wundeten und Gefangenen verloren. Ein zweiter Sieg sei durh die Freistaat - Buren unter dem Befehl des Generals Lucas Meyer érrungen worden, welcher si Colensos bemächtigt und so dem General White der Rü- zug abgeschnitten habe. Die Einschließung von Ladysmith jei cine vollständige. Die Burcn jeien Herren der Eisen- bahn nah Pietermarißburg und Durban. Nachrichten vom westlichen Kriegsshauplaße meldeten, daß Mafeking eng eingeschlossen sei, und daß die Buren siegreih alle Ausfälle aus Mafeking, dessen Uebergabe fie erwarteten, zurückgeschlagen hätten. Ferner werde bestätigt, daß die Freistaat-Buren sich Colesbergs bemächtigt hätten.

Land- und Forftwirthschaft.

Die diesjährige Nilshwelle.

Nachdem bereits seit Anfang August d. J. die Aussichten auf eine ausreicende Nilshwelle fraglih geworden waren, scheint nach den leßten Nachrichten aus Kairo nunmehr eine Hoffnung auf eine günstige

endung nicht mehr zu bestehen. Der Nil ift fländig im Fallen be- riffen. 9 M 26. September betrug der Rückgang des Wassers bei Khartum seit dem höchsten Stande, der Ende August erreïht war, bereits 1,37 m; am gleichen Tage wurde amn Wassermesser bei Assouan eine Höhe von 12 pics 11 kirats abgelesen, d. h. fast 30 und 45 cm weniger als zu der entsprehenden Zeit in den beiden ungünstigsten Jahren 1877 und 1888. Am 8. v. M. war das Wasser bei Affsouan bereits auf 10 pics 20 Kirat, also um 1 m weiter gefallen.

Am 2. September hat man nun endlih mit der Ueberfluthung des Landes in Ober-Egypten beginnen können. Der Abfluß von’ den höher gelegenen Bassins in die tiefer liegenden vollzieht fich indessen bei der geringen Wafserzufuhr in dem Fluß felbst nur sehr langsam, zum Shaden der Ausfaat, die dadurch ganz bedeutend verzögert wird,

Man glaubt allerdings, daß bei den angeftrengten Arbeiten {ließli ai GELCNRINNAS nur hôchstens 14 Tage später als sonft beendigt ein wird.

Dank diesen unausgeseßten Anftrengungen, if es immerhin gelungen, einer größeren Anzahl von Ländereien, als man vorher geglaubt hatte, Wasser zu geben; insbesondere bat dabei die Errihiung eines Damms quer durch den von Sohag in Der Toilen (Provinz Guiegeh) aus- gehenden wihtigen Kanal eine Arbeit, die unter Aufgebot von 4000 Anwohnern in 3 Tagen hat bewältigt werden können dur den dabei erzielten Rückftau des Waffers ausgezeichnete Dienste geleistet.

Troÿ alledem ist die frühere amfihe Schäßung, daß nicht mehr als 100 000 Feddan (ca. 45 (03 ha) ohne Wasser bleiben würden, weit hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben. Nah dem leßten amt- lichen Bericht beißt es, daß eine genaue Shößung dieser „Charaki“ genanuten Terrains noch nit gegeben werden fönne, daß man jedoch hoffe, sie werde die Zahl 200 000 (ca. 99 000 ha) nit erreih:n; immerhin ein freilih {waer Trost, wenn man sih unter Hinweis auf die Vervollkommnung in den B-wässerungsanlagen darauf berufen kann, daß in dem Unglücktjahr 1877 troß eines günstigeren Wasser- standes doch nicht weniger als 900 000 Feddan unbewässert bleiben mußten. |

Gesundheitswesen, Thierkrankyetten und Absperrungs- Maßregeln.

_ Das Erlöshen der Maul- und Klauenseuche unter Schweinen und der Ausbruch derselben unter Ueberstand-Rindera und Schafen is dem Kaiserlihen Gesundheitzamt gemeldet worden vom Schlaht-Viehhofe zu Berlin am 1. November.

Uruguay.

Montevideo, den 30. September 1899. Wegen der Häufigkeit

der Fâlle, in denen Schiffe mit Gelbfieberkcanken aus Rio de Janeiro auf dem Rio de La Piata eintreffen, und in An- betrat des Umstandes, daß die gleiche Krankheit in Bahia epidemish herrscht, hat der Gesundheitsrath in Montevideo folgende Ver- ordnung erlaffen: _ Artikel 1. Jedes in einem Hafen der Republik ankommende Schiff, welches aus den Häfen Rio de Janeiro, Santos oder Bahia fommt oder in den gedachten Häfen Aufenthalt gehabt hat, ist einer 24stündigen Beobachtung unterworfen.

Artikel 2. Die für Montevideo bestimmten Reisenden sind auf dem Lazareth der Insel Flores zu landen, um dort die Beobachtung durchzumachen und ihr Geväck desinfizieren zu lafsen Bei der Ent- laffung aus dem Lazareth is der Reisende mit einem Gesundheitspaß zu versebzn und noch weitere fünf Tage an Land zu überwachen.

_ Artikel 3. Segelschiffe, die weniger als 8 Tage Reise haben, follen desinfiziert werden und bleiben bis zum Ablauf dieser Zeit in Beoba(tung.

Solche, welche mehr als 8 Tage Reisezeit haben, werden nah Desinfektion freigegeben.

Artikel 4. Die Ladung und die Postsa®en sind ohne weiteres zu Tanden. ;

Artikel 5. Schiffe, welhe beim Eintreffen in dem Hafen Gelbfieberkranke an Bord haben cder gehabt haben, werden denjenigen fanitätspolizeilih:n Maßregeln unterworfen werden, welche in jedem einzelnen Fall angeordnet werden.

Artikel 6. Kein Schiff wird freigegeben, obne vorher einer gründlichen Desinfektion unterworfen gewesen zu sein.

Artikel 7. Die gegenwärtige Verordnung tritt mit dem heu- tigen Tage in Kraft.

_ Artikel 8. Zur allgemeinen Kenntnißnahme mitzutheilen. (Vgl. „R.-Anz.“ Nr. 169 vom 20. Juli d. J.)

Verdingungen im Auslande.

ODesterrei{-Ungarn. f

13. November, 12 Uhr. Direktion der Oesterreihishen Nord- westbahn und Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn in Wien : Lieferung bon Radreifen für Lokomotiven, Tender und Wagen für das Jahr 1909. Näheres bei der genannten Direktion, Sektion D, und beim „Reichs-Anzeiger“.

Belgien.

13. November, 10 Uhr. Banc d'’épreuve des armes à feu, 22, rue Navette in LYüttih: Lieferung von: 1) 3009—12 000 kg schwarzes Jagdpulver 1. Güte, 2) 39000—15 000 kg \chwarzes Jagd- pulver 2. Güte, 3) 1000—1500 kg befonders feines Pulver 3. Güte, 4) 12 000—15 000 kg Minenpulver, 5) Patronen für den Gebrauch des Etablifsements während eines Jahres, und zwar: a, fertige Patronen für Revolver und Kriegsfeuerwaffen aller Art, b. leere Patronenbülsen aus Pappe für Jagdgewehre. Das Lastènheft ist ebenda erbâltlich.

21. November, 1 Uhr. Stadthaus in Brüssel: Lieferung von Bedarfsartikeln für die Stadtverwaltung. 54 Loose. Angebote Vormittags.

22. November, 11 Ubr. Société Nationale des chemins de fer vicinaux, 26, rue de la Science in Brüffel: Bau der Theil- stree Antwerpen (Süd)—Reeth der Nebenbahn Antwerpen—Boom —Mechein—Duffel—Lierre. Pläne und Lastenheft können nach dem 8. November bei dem Provinzial-Jugenieur De Masy, ruso Milis, 17, in Antwerpen eingesehen werden. Das Lastenheft ist für 1 Fr. ebenda erbältlih. p

20. Dezember, 11 Ubr. Börse in Brüssel: Lieferung für die Staats-Marine in Ostende: Roststäbe aus Eisen für Dampfkeffel, Linóleum, Hülsen und Faßdauben aus Potholz,

27. Dezember. Ebenda: Röhren aus Kupfer und Messing, Kupfer und Messing in Blättern, Ringe aus Schmiedeeisen und Schmiedekoblen.

Verkehrs-Anftalten.

Hamburg, 2. November. (W. T. B.) Wie die „Hamburgische Börsenhalle“ meldet, haben heute fämmtlihe GElbshleppsch iff- fahrts-Gesellschaften eine zunähst bis Ende 1900 gültige Vereinbarung abgeschlossen, um durch gleihmäßige Festseßung von Frachten und Shlepplöhnen ihre Rentabilität gegenüber den höheren Koblenpreisen und höheren Löhnen zu fteigern.

Wien, 3. November. (W. T. B.) Wie die „Wiener Zeitung“ meldet, bat das Ministerium des Innern die Hamburg- Amerika- nishe Packetfahrtgesellshaft zum Betriebe der Personen- und Waarentransportgeschäfte in Oesterreih mit einer Niederlassung ihrer Vertretung in Wien zugelassen.

Bremen, 2. November. (W. T. B,) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Kaiser Wilhelm 11“, 1. Nov. v. Genua kommend, in New York, „Willehad“, 1, Nov. v. Bremen kommend, in Baltimore angek. „Roland“ 1. Nov. v. Baltimore n. Bremen abgegangen.

3. November. (W. T. B.) Dampfer „Sachsen“ 2. Nov. Neise v. Port Said n. Neapel, „Prinz Heinrih" 1. Nov. v. Neapel n. Port Said fortges. „Prinz-Regent Luitpold“, n. Australien beft., 2. Nov. in Sydney angek. „Karlsruhe“ 2. Nov. Reise v. Antwerpen n. Bremen fortgeseßt. „Werra“. 2. Nov. v. Genua über Neapel u. Gibraltar n. New York abgeg. „Saale“, v. New York kommend, 2. Nov. auf der Weser angekommen.

Hamburg, 2. November. (W. T. B.) Hambur g-Amerika-- Linie. Dampfer „Palatia", v. New York n. Hamburg, 1. Nov. Cuxhaven pass. „Brasilia“ 1. Nov. v. New York n. Hamburg, „Sardinia“ 1. Nov. y. New Orleans n. Hamburg abgeg. „Calabria*, y. Hamburg n. Westindien, 1. Nov. und „Castilia*, v. St. Thomas n. Hamburg, 2. Nov. Dover pass. „Bethania“ 1. Novbr, y. Baltimore n. Hamburg, „Silesia*, v. Bremen n. Ost-Asien, 1. Nov. von Ant- weryen, „Saxonia“ 1. Nov. v. Kalkutta n. Suez, „Galicia“ 1. Nov,

v, New Orleans üher Newport News n. Hamhgrg abzegangen.