1899 / 263 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Neben den Vorans{hlägen des Staat3kaushalts des Großherzog- thums und der drei Landestheile harrt eine Reihe wihtiger Vorlagen Ihrer Thätigkeit.

Aus den Jhnen zugehendea, in bisheriger Weise mit ausführlichen Mittheilungen und Begründungen versehenen Voranschlägen des Staatshaushalts für die Finanzperiode 1900/1902 wollen Sie entnehmen, daß zwar auh în der jet laufenden Finanz- periode die Einnahmen wie Aus3gaben sh wesentlih günstiger, als veranshlagt, gestaltet baben, daß aber doch zur Deckung aller vorgesehenen Ausgaben die laufenden Einnahmen allein nit ausgereicht haben, und infolge defsen in allen drei Landestheilen die am Anfang dieser Periode vorhanden gewefenen Kaffenbestände mebr oder weniger haben herangezogen werden müssen. Ein Gleiches ift für die nähste Finanzperiode in Aussi@t ¿u nehmen gewesen. Bei dem fortdauernden Steigen sowohl der festen laufenden als der für die wirtb\haftliße Weiterentwickelung des Landes unvermeidlichen außerordentlihen Ausgaben werden aber die vorbandenen Kafsen- bestände nebst den vorauésihtliden ordentlichen Einnahmen {werlich zur vollen Befriedigung dec sämmilichen Bedürfnisse reihen, und bat deshalb für alle drei Landestbeile ein ausgleiender Zuschlag zur Einkommensteuer, daneben für das Herzogthum Olden- burg zur Deckung außerordentlicher Ausgaben auch eine durch den Charafter solder Ausgaben wie bei der bisherigen urmnfangreiben Ber- wendung laufender Einnahmen zu ähnlichen Au8gaben gerechtfertigte Anleihe vorgesehen werden müssen. Bri der andauernd erforderlichen, au seitens des Landtages selbît gewünshten großen Vor- fickdt bei der Aufstellung der Voranfchläge und in8befondere bei der Erwartung, daß die Beiträge des Großherzogthums an die Reichskasse nicht, wenigstens nit erbeblih, die Neberwcisungen aus dieser Kasse an das Großherzogtbum über- reiten werden, wird indeß tie Hoffnung gehegt werden dürfen, daß von den cingestellten Zuschlägen zur Einkommensteuer, wenn auch nit ganz, so do zum theil wird Abstznd genommen werden fönnen.

Die in den letzten Jahren im deutshen Reichsdienst, in Preußen urd in anderen deutschen Staaten eingetretene durhgreifende Ver- besserung der Beamtengelälter begründet für das Großherzogthum die Nothwen digkeit eines Vorgehens in gleiher Nichtung, da die Sibaituna eines tüchttaen Beamtenftandes und tamit die Sicherung einer erfolg- reien Erfüllung der Aufgaben der Rectépflege und der Verwaltung auf ihren verschiedenen Gebieten davon abhängig ist, daß die Be- foldungsverbältnifse ter hiesigen Staatsdiener hinter denjenigen im übrigen Deutschland, insbesondere in Preußen, nit allzuweit zurüd- bleiben. Seine Königliche Hoheit der Großherzog geben Sich der Hoffnung hin, daß der Landtag die bezüglihe Vorlage einer wohl- wollenden Prüfung unterziehen werde.

Das oldenburgishe Etsenbabnwesen hat stch au in der laufenden Finanzperiode weiter entwidelt, und sind die in dem Sefey vom 13. März 1891 aufgeführten Bahnen abgesehen von der später wieder aufgegebenen Bahn von Nordenham nach Blexerdeich bis auf die der nahen Vollendung entgegengebende Abzweigung von Holdorf nach Damme und die Strecke von Neuenkirchen durch das preußische Gebiet bis Hesepe sämmtlih dem Betriebe eröffnet. Aus den Jhnen vorzulegenden Vorans&lägen der Eisenbahn-Betriebskafse und des Eitsenbahn-Baufonds für 1900/02 werden Sie das günstige Gedeihen unseres Eisenbahnwesens entnehmen und zugleich ersehen können, daß, wenn uns auch für die nächste Finanzperiode abermals verschieden- artige und große Aufwendungen bevorstehen, es doc außerordentlicher Mittel ni&ti bedürfen wird, vielmehr das gesammte Bedürfniß vor- aussihtli% durch die Erträgnisse und Uebeishüsse des Betriebes wird gedeckt werden können. In dem Voranschlage des Baufonds werden Sie au etne entsprechende Summe zu Boruntersuungen für etwaige demnächstige weitere Bahnen eingestellt finden,

Aus dem Bedürfniß, die landwirtbscaftlihen Kreise des Landes zu den Kosten der sh immer umfangreicher gestaltenden Aufgaben des landwirth\Gaftlihen Berein8wesens in wirksamerer Weise, als dies bei der bisherigen Organisation thunlih war, heranzuziehen, ift der Wunsch der Errichtung eines Zentralorgans des landwirthschafili@en Ver-ins- wesens im Wege ter Gesetzgebung bervorgegangen. In Ueberein- stimmung mit diesem Wunsch wird Ihnen die Errichtung einer Lands wirthshaftskammer für das Herzozibum Oldenburg vorgeschlagen werden, welcker obliegen wird, einerseits die Staatsregierung in den Aufgaben der landwirtbschaftliten Verwaltung und Gefeßgebung durch ihren saverständigen Beirath zu unterstüßen, andererseits dem freien lantwirtbschaftliGen Vereinêwesen als Stüßze und Wittelpunkt zt dienen,

Zur Förderung der Interessen von Handel und Gemerbe i Herzogthum Oldenburg ift, wie Sie aus der bezügliWen Vorla näher cntnehmen werden, auf gleiter Grundlage die Errichtung einer Handelskammer in Autsiht genommen, nachdem die Aufgabe der Organisation dcs Handwerks auf dem Wege der Reichsgefeßzebung ibre Lösung gefunden hat.

Die Auffindung unterirdiser Steinsalzlager in der Gemeinde Osternburg, wel%e die Vermuthung begründet, daß ähnliche Lager si aub in anderen Theilen des Landes vorfinden, hat den Mangel berggeseßliher Bestimmungen für das Herzogthum Oldenburg, wie solhe für das Fürstenthum Birkenfeld durch das Berg- gesch vom 18, März 1891 erlassen sind, empfinden lassen. Es wird Ihnen deshalb ein entsprehender Gefegentwurf vorgelegt werden, welher nah dem Vorgange des Birkenfelder Gescyes in engem Ans&luß an das als mufstergültig anerkannte und în der großen Mehrzahl der deutschen Staaten zur Einsührung gelangte preußisbe Berageseß vom 24. Juni 1865 aufgeftellt ift.

Ueber die Vorlage der Staatsregierung wegen Errichtung eines Amtes und Amts3gerits Nüstringen kat mit dem XX V1. Landtage eine Verständigung nicht erzielt werden können. Inzwischen is den berechtigten Wünschen der dortigen Ein- gesesseren durh Domizilierung eines Amtseinnehmers, eines Gerichts- vollzichers und eines Amtsgarztes in Bant thunliGf Rechnung ge- tragen. Es wird aber die Errichtung eines cigeren Amtsgerichts und die Herstellung e!ner selbständigen Organisation der Polizeiverwaltung für die Gemeinden Bant, Heppens und Neuende nunmebr richt länger ausgeseßt bleiben dürfen, und die Staatsregierung wird Ihnen demna diejenigen Maßnalmen vorschlagen, welche sie in diejer Bezichung nach Lage der Verhältnisse für unumgänglich und für einstweilen aus- reichend hält.

Im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs s s rinstede den XXVII. Landtag des Großherzogthums für eröffnet.

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Schwarzburg-Rudolstadt, Der Landtag ist zum 16. d. M. cinberufen worden.

Oefterreih-Ungarn.

Der Kaiser, Allerhöhstwelcher sih am Freitag zu etwa zwölftägigem Aufenthalt nah Budapest begeben hat, empfing gestern in Gödöllóô den Vorsigenden im österreichischen Minist-rrath Grafen Clary in längerer Audienz. raf Clary fehrte sodann nah Wien zurü.

Der König von Griechenland ist gestern früh mit dem Prinzen Nicolaus von Wien nah Athen abgereist.

Der Leiter des Handels - Ministeriums Dr. Stibral theilte in der vorgestrigen Sißung des Arbeitsbeiraths mit, er bringe der Errichtung eines namentlich auf informative Zwecke gerichteten internationalen Bureaus für Arb Bei chugt das regste Jnteresse entgegen und. habe darüber eine Ver|tändi- gung mit der ungarishen Regierung und dem Ministerium des Aeußern angebahnt, welches die Missionen im Aus- lande zur Berichterstattung über die sozialpolitischen Vorgänge angewiesen habe. Die Reform und Ausgestaltung der

Arbeiterversiherung in Oesterreich bilde den Gegenstand der Verhandlungen unter den betreffenden Ressorts. Der stellvertretende Vorstand des arbeitsstatistishen Amts werde

demnächst cine Studienreise nah Berlin und dem rheinisch- .

westfälishen Jndustriegebiet unternehmen. Der Arbei ts- beirath hat einen Gesegentwurf, betreffend die Arbeit s- vermittelung, angenommen, nah welchem dieselbe vom Staat zu besorgen ist.

Wie aus Polic! a (Böhmen) gemeldet wird, ist es dort am 2 d. M. zu größeren Demonstrationen gekommen. Eine große Menge durchzog, czechische Lieder fangen und Rufe gegen die Regierung ausstoßend, die Stadt. Am Freitag wurde Militär requiriert, welches in der Stärfe von einer Eskadron Land- wehr-Ulanen und einer Kompagnie A aus Hohenmauth eintraf. Der Abend und die Nacht zum Sonn- abend verliefen ohne Nuhestörungen. In Jaromer fanden vorgestern Kundgebungen stait; das requirierte Militär stellte die Ruhe wieder her.

Die ungarische Quoten-Deputation hat sich gestern

fonstituiert. Zum Vorsißenden wurde Koloman TISIGe zum Referenten Max Fal! gewählt. Der Ausschuß beschloß, im rep auf den Mangel an Zeit, von einem Austausch von untien abzusehen und mündlihe Verhandlungen vorzu- \hlagen, welhe am 10. d. M. in Wien von dem dort zu wählenden Siebener-Auss{huß begonnen werden sollen.

Wegen der Verordnung des Reichs-Kriegs-Ministers von Krieghammer über die Meldung der Reservisten bei den Kontrolversammlungen wiederholten sih gestera Abend die Kundgebungen der Studenten; sie zogen auch vor die Wohnung des Minister-Präsidenten von Szell. Die Polizei zerstreute die Menge und nahm 5 Verhaftungen vor.

Großbritannien und Frland,

Aus Liverpool berichtet „W. T. B.“, daß das am Mittwoch mit Truppen für Süd-Afrika abgegangene Trans- porishiff „Rapidan“ wegen einer im Sturm erlittenen Be- schädigung dorthin zurückgekehrt sei.

Frankreich.

_ Das Pariser Journal „Eclair“ will aus guter Quelle erfahren haben, daß Transvaal Kaperbriefe gegen Großbritannien aus stelle. Es habe bereits zahlreiche Dienstanerbietungen, insbesondere von amerikanishen Rhedern, erhalten. Kaperbriefe seien bereits ausgestellt, und Kaperschiffe würden demnächst in Thätigkeit treten.

Spanien.

Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und der Prinz Friedrih Heinrich von Preußen sind, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Abend 91/2 Uhr in Madrid eingetroffen. Am Bahnhof waren die Mitglieder des Ministeriums, die Spißen der Behörden und der militärische Hofstaat der Königin - Regentin zur Begrüßung erschienen. Jhre Königlichen Hoheiten begaben sich vom Bahnhof in den Königlichen Palast, wo Höchstdieselben von Jhren Majestäten dem König und der Königin-Negentin empfangen wurden. Gestern überreihte der Prinz Albrecht dem König den Allerhöchstdemselben verliehenen Schwarzen Adler-Orden. Der feierlihen Zeremonie wohnten die Minister, hohe Würden- träger, Marschälle sowie viele Granden Spaniens bei. Jn seiner Ansprache betonte der Prinz Albrecht die herz- lihen Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Der König sprah in seiner Erwiderung, bei welcher er sih der französishen Sprache bediente, Seiner Majestät dem Deuischen Kaiser seinen Dank aus. Nachmittags besuchte der Prinz Albrecht mit der Königin-Regentin die Königliche Waffensammlung; Abends fand im Koniglichen Palais ein Galadiner statt, an welhem die Minister, die Mitglieder des diplomatischen Korps und die hohen Würdenträger theilnahmen.

In der vorgestrigen Sißung des Senats erklärte der Kriegsminister, General Azcarraga, die Regierung habe

‘feinerlei Andeutung von irgend eincr Macht wegen Erwerbung

einer spanischen Besizung erhalten; sollte ihr eine solche zu- gehen, so werde dieselbe ablehnend . beantwortet werden. Spanien habe die besten Beziehungen zu allen Mächten, und es sei kein Grund zu irgend welcher Befürchtung vorhanden. Von der Absicht Großbritanniens, einen Hafen auf den Cana- rischen Jnseln zu erwerben, sei ihm nichts bekannt. Jn der Deputirtenkammer brahte der Deputirte Romero Nobledo eine Interpellation über die Politik der Regierung ein.

Ein in Madrid eingetroffenes Telegramm von den Canarischen Jnseln besagt, daß ein in den Gavässern von Las Palmas stationiertes britisches Kriegsschiff eine strenge Ueberwachung ausübe. Dieser Umstand werde dem Gerücht von einem bevorstehenden Erscheinen von Schiffen, denen Tranéêvaal Kaperbriefe ausgestellt habe, zugeschrieben.

Amerika,

Dem „Reuter shen Bureau“ wird aus Washington gemeldet, daß die zum Schuß der amerikanischen SFnteressen in China seitens des Staats-Departements nach Anweisungen des Präsidenten Mc Kinley begonnenen Verhandlungen noch nicht beendet seien; dieselben schienen O von Erfolg zu sein. Ein hoher Beamter, der mit den Tyina betreffenden Fragen vertraut sei, habe erklärt, daß die Regierung keine Benachtheiligung der amerikanischen Interessen befürchte; sie glaube vielmehr, mit mehr Recht annehmen zu dürfen, daß die europäischen Mächte dem Handel der Vereinigten Staaten niht Schwierig: feiten bereiten, sondern das Erscheinen dieser Nation freundlih aufnehmen würden, da Amerika sie in ihren Be- itrebungen, den den Chinesen innewohnenden reaktionären Geist zu vernichten, unterstüßen müsse, damit das Jnnere Chinas den Fremden erschlossen werde.

Aus Carácas vom gestrigen Tage meldet das „Reuter’sche Bureau“, daß Puerto Cabello sich nach zweitägiger Blockade dem General Castro ergeben habe.

Afrika,

Das britishe Kriegsamt hat, wie „W. T. B.“ aus London meldet, gestern ein Telegramm des Generals Sir Redvers Buller empfangen, in welhem dieser eine aus Ladysmith vom 3. d. M. datierte, ihm vermittels Taubenpost zugegangene Depesche mittheilt. Danach war am 2. d. M. der Gencral Fren ch mit Kavallerie und Feld-Artillerie ausgerüt und hatte ein Burenlager bei Besters wirksam beschossen. Auf britisher Seite waren keine Verluste zu verzeihnen. Der General Joubert sandte einen britishen Offizier und 9 ver- wundete Gefangene nah Ladysmith; es konnten dafür nur 8 Buren ausgetauscht werden, weil von den übrigen feiner

transportfähig war. Am 3. d. M. griff der General

Brocklehurt den Feind mit Feld-Artillerie und Kavallerie südwestlich von Ladysmith an. Der Kampf dauerte mehrere Stunden, die Verluste waren auf britishec Seite gering. Das Bombardement dauerte am 2. und 3. November fort. Ez fielen zahlreihe Granaten in die Stadt. Die Truppen sind gesund und die Verwundeten in uter’ Verfassung.

Die heutigen Londoner orgenblätter A folgende Meldung aus Ladysmith vom 3. d. M.: Bei Schluß eines Angriffs auf das Burenlager bei Besters ergriffen die Buren eiligst die Flut und ließen viele Todte und Verwundete auf dem Kampfplaßz He Das britische Granatenfeuer hatte furhtbar gewirkt. Das ganze Lager mit Vorräthen fiel in die Hände der Engländer.

Aus Estcourt vom 3. d. M. wird dem „Neuter'schen Bureau“ gemeldet, die Buren führen fort, Ladysmith zu bombardieren, sie richteten indessen wenig Schaden an. Es sei den britishen Schiffsgeshüßen gelungen, den Vierzigpfünder der Buren auf dem Hepworth: Hügel éndgültig zu demontieren. Am 2. d. M. habe die britishe Kavallerie auf einem Re- kognotzierungsritt nah Süden den Feind angegriffen und ihm große Verluste beigebracht.

Nach amtlicher Feststellung stellt sich der Verlust der Kolonne des Obersten Carleton bei Ladysmith -auf 843 Vermißte, 52 Todte, 150 Verwundete. Hundert Mann, welche entkamen, sind in Ladysmith angekommen.

Das „Reuter'she Bureau“ meldct aus Colenso vom 2. d. M.: Heute gingen die Buren gegen die Stadt vor; sie kamen von Ladysmith her und errichteten ihre Batterien auf Groblers Kloof Hügel. Diese eröffneten alsbald das Feuer auf Colenso. Die Buren bedienten sich s{chwerer Ge- \hüße und zielten hauptsählich auf das Fort Wyslie, Während des Vormittags entgingen ein Postzug von Ladysmith sowie ein anderer Zug dem Feuer der Buren und trafen in Colenso ein, ohne Schaden genommen zu haben. Die Zugführer berichten, die Buren hätten außer Mauser- gewehren noch Nordenfeldt-Schnellfeuergeshüße. Nach cinem von dem britishen Kriegsamt veröffentlihten Telegramme haben sich die britishen Truppen von Colenso zurückgezogen und sind mehr im Süden konzentriert worden.

Aus Durban berichtet dasselbe Bureau, daß daselbst Freiwillige eingestellt würden, um ein neues, 1000 Mann starkes Jnfanterie-Regiment zu bilden. Das Regiment solle von Offizieren der regulären britishen Armee befehligt werden,

Einem in Kapstadt eingetroffenen Telegramm aus Ladysmith zufolge hätten die Buren eine Proklamation erlassen, in welcher sie den Theil Natals, der Upper-Tu- gela heißt, für Territorium des Oranje-Freistaats erklärten. i __ Aus Tuli -(Rhodesien) erfährt das „Reuter'she Bureau“, eine britishe Patrouille habe bei Pont Drift 5 Buren zu Ge- fangenen gemacht. Man meine, daß die Hauptmacht der Buren in der Richtung nach Süden abgezogen sei und nur einen kleinen Beobachtungsposten zurückgelassen habe.

In Kapstadt am 3. d. M. eingetroffenen Meldungen aus Mafeking zufolge haben die Buren ein {weres Geschüß aus Pretoria 7 Meilen von der Stadt aufgefahren. Bisher seien 16 Schüsse abgefeuert worden, es habe aber nur einer die Stadt getroffen, wobei ein Laden in Brand geseßt und

niedergebrannt sei. Die Garnison sei völlig unverleßt und 4

guter Dinge; sie rechne nicht auf einen Angriff im Rüen.

Dem „Reuter’shen Bureau“ wird aus Burghersdorp vom 2. November gemeldet, eine Abtheilung Buren habe am Morgen desselben Tages die Brücke über den Oranjefluß bei Bethulie überschritten. Man nehme an, daß eine weitere, 300 Mann starke Abiheilung derselben am Nachmittag gleich falls dic Brücke passieren werde.

Wie die Londoner „Daily Mail“ aus Burghersdorp vom 2. d. M. meldet, ist das große britishe Lager bei Stormberg Junction an dem genannten Tage 950 eng- lische Meilen südöstlich nah Queenstown verlegt worden. Man sei der Meinung, daß dies eine große Anzahl von Buren der Kapkolonie veranlassen werde, sich dem Feinde anzuschließen. Eine weitere Abtheilung von 3500 Oranjeburen hat demselben Blatt zufolge mit ciner Anzah! von Geschüßen die Brücke bei Bethulie überschritten.

Die Londoner Blätter veröffentlichen ein Telegramm aus Kapstadt, welches besagt, daß die Buren die Eisenbahnbrü: bei Norwalspont überschritten und Colesberg ohne jeda

Widerstand beseßt hätten. Die berittene Polizei habe die Stadi

verlassen und sich nah Naauwport begeben. Ein aus den Orte Oranje River eingetroffenes Telegramm berichtet, daz am Mittwoch Abend in Kimberley alles wohl gewesen sei. Ein Angriff auf die Stadt werde täglih erwartet.

Das britishe Transportshif „Nineveh“ ist, wie das „Reuter’she Bureau“ meldet, am 2. d. M. mit einer A theilung der New South - Wales - Lancer in Kapstadt eiw getroffen. Eine Deputation, welcher sich auch der Bürger meister und mehrere Mitglieder des Stadtraths angeschloffen hatten, begrüßte die Truppen.

Aus Pretoria vom 31. v. M. wirò dem „Reuter’schez Bureau“ über Kapstadt gemeldet: Unter den Papieren, welhe die Buren in Dundee aufgefunden hätten, sci auch ein Gau 2 Tau der Lady Symont an ihren ‘Bemahl gewesen. ah dem F - des Generals Symons habe der General Foubert ein Mittheilung an Lady Symons gesandt, in welcher er davon unterrichtet habe, daß ihr Gatte mit allen miliiS rishen Ehren bestattet worden sei, und hinzugefügt, daß vie? leiht gar manche auf beiden Seiten sein Loos theilen würdet Der britishe Generalleutnant Möller, welcher daî gefangen genommene Husaren-Detachement führte und jeßt as Kriegêgefangener in Pretoria weile, habe es “abgelehrn irgend etwas über den Verlauf seiner Expedition od darüber mitzutheilen, wie das Detachement in die Hände de Feindes gefallen sei. Er beschränke sich darauf, mitzutheilen, daß er und seine Mannschaft mit großer Achtung von det Buren behandelt worden seien und sich äußerst wohl befänden. Der einzige Wunsch der Offiziere sei, ausgewechselt zu werdet.

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Statiftik und Volkswirthschaft.

Wohlthätigkeit.

Das von dem Kommerzienrath Philipp Schoeller H Düren und seiner Gattin gestiftete rhefnishe Blindena!? „Annaheim* is am 12. August eröffnet und seiner Bestimmuns übergeben worden. Die Gesammtkosten für den Bau und die inner Einrichtung dieses in der Stadt Düren gelegenen monumenta! Gebäudes betragen ungefähr 600 000

Zum Andenken an den am 13. Juli d. J. verstorbenen Kom- merzienrath Emil Hoesch überwiesen die Gattin desselben und deren Söhne Roberi und Max der MEIDALUR Er A NNn g8skasse der Firma Emil Hoesch zu Düren die Summe von 25 000

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig batten sich, der „Leipz. Ztg.“ zufolge, an 1000 Per- sonen am 2. d. M. zu einer öffentlihen Buchbinder versammlung eingefunden, um den Berichti der Tarif-Gehilfenkorzmission über das Endergebniß der zwischen dieser und der Prinzipalität gepflögenen Verhandlungen entgegenzunehmen. Ar Nr. 235 d. Bl.) Wie mitgetheilt wurde, sind die an der Phönix-Schnellpressenfrage inter- essierten Prinzipale zu Folgendem bereit: 1) Alie Pressenarbeit an Decken, die auf der Tiegeldruck-Schnellprefse hergestellt werden, sind nur von gelernten Prefsern auszuführen, und diesen ist ein Minimal- Raukenloba von 50 F für Anfänger, später, und ¿war nach drei- wöchiger Arbeit, 60 S zu zahlen. 2) Umschläge von Papier oder Leinwand, bei denen die Konkurrenz der Buchdruckereien in Frage kommt, können auch von anderen Personen gedruckt werden. Alle weiteren Abmachungen, die H nod nötbig machen dürften, sollen bis zu den im nächsten Jahre statifindenden Berathungen über die Revision des Tarifs verschsben werden. Dieses Entgegenkommen der Innung fand allgemein die Billigung und Annahme seitens der Versammlung.

Kunst und Wissenschaft.

Im Verein für deutshes Kunstgewerbe wird am Mitt- woch, den 8. d. M., Akends 84 Uhr, im Festsaale des Künfstler- hauses (Bellevuestraße 3) Herr Dr. N. Kaubsch, Direktor des Buchgewerbe-Museums in Leipzig, üver „den modernen Holz- \chnitt und seine Aussichten" sprehen. Der Vortrag wird dur eine Auéstellung von einfarbigen und mehrfarbigen Holzschnitten verschiedener Art erläutert werden.

Ueber die neueren Expeditionen zur Erforschung des Nordpols berihtet H. Wichmann in „Petermann?'s Mittheilungen“ (Gotha, Justus Pertbes):

Üeber das Scicksal Andree’s und seiner Gefährten bat auch die am 11. September bei der König Karl-Infel erfolgte Auffindung der sog. Polarboje, d. h. der größten der von ihm mitgenommenen Bojen, keinen Aufshluß gebracht; die Boje war auffallender- weise nicht verschlossen und enthielt keine Nachrichten; den Muthmaßungen, aus welhem Grunde Andree sich der Boje, welhe nah seiner ursprünglihen Absicht am Pole felbst niedergelassen werden sollte, entledigt bat, ist Thür und Thor geöffnet. Der Umstand, daß die kühnen Ballonfahrer sih nihcht die Zeit genommen haben, cine wenn auch noch so kurze Notiz in die Boje zu legen und dieselbe zu vershließen, spricht allerdings dafür, daß dieselbe im Augenblik der höchsten Ge- fabr aus dem Ballon entfernt worden iff, wenn über- haupt Menschenhand dakei thätig gewesen ift. Nur dur einen alüds lien Zufall wird festgestellt werden können, wann und wo das kühne Triumvirat seinen Untergang gefunden hat; eine planmäßige Untec- fuhung ist ausgeschlossen. Auf der in diefem Jahre dur Eis- massen gänzli mißglückten Sibirienfahrt durch das Karische Meer hat der Makaroff’ se Eisbrecher „Jermak“ seine Leistungsfähigkeit nicht beweisen können, da er infolge einer bei Spißbergen erlittenen Belhavtguna nach Newcastle o. T. zur Reparatur geschafft werden mußte. UÜeber die Expedition des Premierleutnants Amdrup nachOfst-Grönland liegen einige weitere Nachrichten vor. Es ist ihm danach geglückt, die füdlihe Hälfte der bisher nit ver- folgten Küstenstrele zwishen Angmagsalik und Scoresby - Sund zu erforshen und zu fartieren Am 18, August 1898 erfolgte die Abfahrt von Kopenhagen; s{chon am 31. August war Angmagsalik erreiht, wo sofort das Ueberwinterungs- baus errihtet wurde, und bereits am 10. September konnte Leutnant Amdrup die erste Fahrt im Frauenboot nach Norden antreten. Auf verschiedenen Boot- und S@littenexpeditionen hat er die Küste von 650 35! bis 679 22' aufgenommen. Unter 679 15“ Norden wurde eine auégestorbene Ansiedelung von Eskimos, deren Skelette theils in, theils vor den verfallenen Hütten lagen, aufaefunden; wie sich aus den mit- genommenen Geräthfhaften und Kleidungsstücken ergab, waren die- selben vor etwa 30 Jahren von Angmagsalik na Norden gewandert und sind bier wahrsceinlich durch eine Epidemie hingerafft worden. Einige nit unbedeutende Erfolge hat Leutnant Peary (laut der New Yorker „Sun“ vom 12. September) auf seiner neuen Expedition bereits errungen, obwohl sein Schiff „Windward“ nicht im stande war, ihn so weit nach Norden zu bringen, wie er geplant batte, nämlich bis zum Sherard Osborne-Fjord unter 829 n. Br. Von seinem Winterquartier an der Allmann- Bai unter 7949 n. Br. unternahm Peary verschiedene Stblittenreisen, namentlich nah Norden, um mögtis| viel Proviant- depots unterwegs anzulegen; er hielt si längere Zeit in dem Winter- quartier der Greely’hen Expedition, Ft. Conger an der Lady Ns auf und nahm von dort die Originalschriftstücke der

reely'schen Exrvedition mit. An der Küste gelangte Peary bis Kap Beechey unter 809 n. Br. Der Vorstoß über das Innere von Grant- Land nach Kap Columbia mifglückte, da Peary unte1wegs die Zehen erfror. Auf einer Schlittenreise nah Westen stellte Peary fest, daß der Hayes-Sund nichi, wie seit der Greely's&en Expedition angenommen worden war und Dr. Boas durh Mittheilungen von Ecfimos im Basffin-Land hörte, eine Meeres\straße sci, sondern ein geschlossener enger Busen; Cllesmere- und Grinnell-Land sind demnah nicht von einander getrennt, sondern bilden cine roße Insel. An der Westküste von Ellesmere- und Grinnell- Bano ging Greely nah Norden und erreihte am Greely-Fiocd den Anschluß an Leutnant Lockwood’s Aufnahmen. Bis zum rüh» jahr 1900 will Leutnant Peary in Etah am Port Foulke an der Ostküste des Smith-Sundes überrointern, wo bereits der amerikanische Polarforscher Hayes 1861 sein Winterquartier aufgeschlagen hatte; das Expeditions\chiff} „Windward“ foll ihn im nächsten Jahre dort aufnehmen und nah Cherard Osborne-Fjord bringen.

Land- und Forstwirthschaft.

Weizeneinfuhr Marseilles,

Nach den Wochenübersichten des „Séómaphore“ betrug die Weizen- einfuhr Marseilles auf dem Seewege: in der Zeit vom 1. bis zum 6. Oktober 258 380 dz davon aus Mull oe o) e e e 1OLDOD in der Zeit vom 8. bis zum 13, Oktober . , « - 200 179 ban au Mull s n o ie T) 90 QAA in der Zeit vom 15. bis zum 20. Oktober. . « - 134 219 davon aus ufi ao o oe 6, O0 660 in der Zeit vom 22. bis zum 27. Oktober . . . . 276 457 Sa auS B e e » o o «e 218 801 In den Dos und Entrepots von Marseille befanden fich am 5, Oktober 26 600 dz. i

Ernte und Getreidehandel in Rußland.

Rostoff am Don, den 25. Oktober 1899. Die neuerdings ver- denten amtlichen Nachrichten ergeben, daß das Hinterland von ostofff, im Ganzen genommen, im laufenden Jahre noch eine mittlere Getreideernte erzielt hat. Allerdings scheint es, als ob im Dongebiet, wo außer dem Ustmedwedißzer und dem zweiten Donbezirk auch der Salsche Bezirk der Menge noch unbefriedigende Erträge lieferte, sowie im Kubangebiet nur von einer knappen Mittelernte die Nede fein fann, während das Gouvernement Stawropol anscheinend au quan-

titativ eine volle Mittelernte zu verzeihnen hatte. Die gute Beschaffenheit des erzielten Korns wird au in den

amtlihen Mittheilungen, und zwar für alle Theile des Hinterlandes,

bestätigt.

Inzwishen hat der Ausdrusch unter dunn Witterungs-

verbältnifsen stattgefunden, und mehrfache, zum thei {läge baben in den leßten

reihlihe Nieder- Wochen den gut aufgekeimten Winter-

faaten eue die erforderlihe Feuchtigkeit zugeführt. Gegenwärtig e

berrscht hier fa Nachtfrösten.

3 und trübes Herbstwetter mit gelegentlichen chwachen

Das Getreidegeschäft is Hier, troß der inzwishen gewasenen Zufuhren, in leßter Zeit wenig belebt gewesen, was wohl hauvtsächlich in der durch die Erwartung von Preissteigerungen veranlaßten Zurüd- haltung des Angebots feine Erklärung finden dürfte. Die Ausfuhr hatte dagegen, wobl infolge bereits früher eingegangener Verbindlichkeiten, namentli in Gerste, aber au in Weizen (vorzugsweise Hartweizen für die Mittelmeerländer), beträhtlihere Ziffern aufzuweisen. Die Preise sind hier seit Ende September, mit Ausnahme von Winterweizen und Gerste, etwas zurückgegangen. Eine Ausfuhr in Winterweizen ift mangels Rendements mit den westeuropäischen Märkten nah wie vor

unmögli.

Die Zufuhren Rosteffs betrugen im August und Sevteimber

(alten Stils):

f August September Weizen. . , 2250 000 Pud 3 000000 Pud

Nogat. .¿ LO050000 7 Gerite . . . 1700000

1 500 000 1 500 000

Ausgeführt wurde seit Beginn der Schiffahrt bis zum 14. Ok-

tober (neuen Stils): Weizen

Gerste

Noggen 2 384 000 Pud 12 971 000 Pud 12 621 000 Pud. Die entsprechenden Ziffern bis zum 16. September (neuen Stils)

waren :

Weizen Nogaen Gerste

8 895 000 Pud, 11 349 000 Pud,

9 424 000 Pud.

Die Vorräthe Rostoffs wurden d. d. den 1./13. Ottober, wie

folgt, angegeben: Weizen Noggen

Gerste

gegen 600 0060 Pud, gegen 400 000 Pud, gegen 100 000 Pud. Danach bâtte ih seit dem 1./13. September der Vorrath an Weizen und Roggen um je 100 000 Pud vermehrt, der Vorrath an

Gerste um 50 000 Pud vermindert.

Fn Noworossyst betrugen die Zufuhren im September (alt Stils):

Winterweizen . . R S L ORINIT L e Les e SARROT Aus3geführt wurden in derselben Zeit : T S Mes R e S OSHEO a e s e LRDEOO O 643 056

163 721 Pud

190 166 Pud

An Vorräthen waren am 30, September (alten Stil®) vor-

handen: S E E E GELOST e E L OBO E 022 938

623 366 Pud

Die- Preife stellten sih am 12 /24 Oktober d. J. pro zehnpudiges

Tschetwert, wie folgt : ; in Rostoff 12./24. Oktober

Weizen a. Winterweizen. . 8,15 bis 9,99 Rbl. D, Gaben «2 800 L 10A , 8,65 A e O A005 8,20 N C O80 E » 7,05 E O00 OTO 6,30

in Noworossysk 12,/24, Oktober

Weizen

a. Winterweizen . bis 10,— RNbI.

b. Qin.» 9,20

c. Girka

Noggen . L 7 : s 6,20 7 7,05 ie E E D E O j 6,35

dagegen

am 15./27. September

7,85 bis 9,70 Rbl.

¿10/659 » 940 »y a0 « 640 ,

dagegen

am 106./22. September

8,30 bis 9,— Rbl.

» 990 y

è 6,00

Odessa, den 25. Oktober 1899. Ueber den Ausfall der Getreide-

ernte liegen jeßt genauere Angaben vor.

Im Gouvernement Cherson ist in aklen Brotfrückten eine Miß-

dor Gerte È

ernte zu verzeihnen. Amtlichersciis wird der den cinzelnen Kreisen, wie folgt, Lamp t J c Für den örtlichen Gefammtertrag Gebrauch erferderlid Alexandria . 15 110 Pud 10 650 Pud Felisawetgrad 21 496 15478 - Ananjew . « 11784 6 Tiraspol . . 3 946 5 64 Odefsa . . 1137 6 074 Glei . . 10090. , S 91 zusammen . 63563 Pud 53 498 Hierbei ist zu bemerken, daß au in kleinen Uebershuß aufweisen, dieser meif

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entfällt, während die Bauern auch bier großentheils

Getreide für ihren Lebensunterhalt und zur Ein eigentlihzr Nothstand herrscht jedo

Serealien in

nor A box Ler! MUB DCezmw.

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g Feblbetrag 4460 Pud

6 024

Gouvernement Cherson, noch in dem in ähnlicher Lage sich befindenden

Gouvernement Bessarabien. Ein solcher wird erf Winters und besonders anfangs nähsten Jahres, wen

auésaat größere Mittel erfordert, eintreten.

im Laufe des

n die Frühjahrs-

Bessarabien hat in Weizen, Roggen, Gerste und Hafer in den nôrdlihsten Kreisen eine mittlere, in den zentral gelegenen eine geringe und im Süden, besonders in den Kreisen Akkerman und Ismail sowie in dem nördlicher liegenden Kreise Bendert eine vellftändige Mißernte gehabt. Der Durchschnittsertrag eines Hektiars wird in

Weizen . . . . auf 30 bis 40 Pud

Mod «e O O e S De a ¿80

,

e ¿00 5 veranschlagt. “In Mais, der für Bessarabien wichtigsten Feldfru@t, wird der Ertrag im ganzen Gouvernement als „s{chwach mittel“ be»

zeichnet. Man {äßt ihn auf 100 Pud pro Hektar.

fuhr is außer Mais fafi nichts vorhanden.

Für die Aus-

Fn Taurien beshränkt si die Mißernte auf Noggen und Hafer. Fn Gerste ist sie {chlecht, ungefähr 20 Pud auf den Hektar. Dagegen erweist sih der Ertrag in der Hauptfrucht, Weizen, als ein mittlerer. Der wentg angebaute Sommerweizen hat allerdings nur 30 bis 40 Pud pro Hektar geliefert, dafür ist jedoch die Ernie in Winter- weizen sehr wg gewesen und wird auf 90 bis 100 Pud pro Hektar

geschäßt, soda

ein ansehnlicher Uebershuß über den örtlihen Bedarf,

etwa 1800 000 Tschetwert (1 Tschetwert = 2,099 11), vorhanden ist.

Der Gesammternteertrag wird ia

Weizen auf ungefähr 2 h L Tschetwert

Rogen , s 00 ° Gerste á 200 000

Hafer , L 250 000 Ï angegeben.

Am günstigsten is in diesem Jahre der Ausfall der Ernte im Gouvernement Jekaterinoslaw gewesen. Von Winterweizen Sommerwetzen wird fast garniht angebaut —, der eine gute Mittel- ernte ergeben hat, sind noch ziemlih bedeutende Bestände aus dem vorigen Jahre vorhanden, sodaß für die Ausfuhr sebr erhebliche Vor- räthe verfügbar sind. Da Roggen und Hafer nur wenig gebaut werden, und die Ernte darin unter mittel ausgefallen ist, so reiht der Ertrag nur für den Bedarf des Gouvernements aus. Gerste weist eben-

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falls eine knappe Mittelernte auf und wird für ben Export unge dasfelbe Quantum wie im vorigen Jahre liefern. E gefähr

Die Qualität des Korns ift in diefem Jahre im großen Ganzen

befriedigend. Das Getreide, welches aus dem Gouvernement Jekatarinoslaw hier anlangt, if meist gut, nur Gerste und Hafer zeigen viel Beimishung von wildem Hafer. In Taurien hat das Korn vielfach dur Näfse gelitten und is mit Brand behaftet, Mais, der nur in Bessarabien in größerem Maßstabe gebaut wird, ift

mittelmäßiger Beschaffenheit. Der Ausfubrhandel bcwegte sih während des vergangenen Monats

in sehr engen Grenzen, da die Nachfrage nach wie vor gering ift, während Eigner hier auf hohe Preise halten. Etwas lebhafter war

Geschäft in Oelsaaten, weil von seiten des Auslands höhere

Preife angelegt wurden. Zur Zeit werden am hiesigen Produkten- markt folgende Preise notiert :

Winterweizen . . . . . 95 bis 105 Kop. Sommerwetzen bei a. Ulfa 98 flauer 105 Stimmung, Bartrgelen i 115 M S e S 85 (fest),

Foter 85 (schwach), erste (fest)

a. Futterwaare. . .. b. bessere Qualität . , c. ‘für Brauzwecke ,„ . 100 i M L na 66 (feft), Leinsaat 160 Raps O 150 __ das Pud frei an Bord. Die bier vorhandenen Vorräthe bestehen hauvtsähliH aus Weizen,

nach welchem jedo fast gar kein Begehr ist. Im übrigen sind die Bestände zur Zeit verhältnißmäßig gering. Sie stellen si,

folgt : Winterweizen é Sommerweizen . s nämlich a. Ulka 273 150 T\cht. b. Girfa 32450. c. Sandomirka 8500 ,y d. Arnauika O Verschiedene Weizensorten im Glevator 54 850 Na L R O 400 M Tao E OOROO D a E LRROO E c E 5 925 E ¡usammen 1 086 425 T|chetwert gegen 877 925 ä

443 950 Tfchetwert 345 100 Ï

vorigen Monat. Die Frawtpreise sind infolge der Geschäftslosigkeit nominell, wird notiert : London, Hull, Antwerpen, Rotterdam . 11 Sh. 6 Pce. n e A Mittelmeer (Marseille). . . . . . 12 Francs. Offene Charter C Ee Ee (Bristol Channel 9 Pce, weniger, nah einem Hafen auf dem

Festlande zwischen Havre und Hamburg 9 Pce. mehr.) Die Preise verstehen fich für 1015 kg Weizen oder Mais, 1006 kg Roggen, 929 kg Gerste oder 725 kg Hafer. Im Hafen liegende Dampfer würden gern Raum bis zu 6 Pee. unter den obigen Säßen abgeben.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus. Die Kaiserlich russische Kammersängerin Frau Alma Fohström,

welche in der verflossenen Spielzeit im Theater des estens an mehreren Abenden erfolgreih aufgetreten war, eröffnete am Sonns- abend als Gilda in Verdi's Oper „Rigoletto“ ein Gastspiel auf der Königlichen Bühne. Ihre sympathishe Stimme it zwar

den anspruhsvolleren Raum des Opernhauses niht ganz zu-

reichend, aber ihre vortrefflihe Tonbildung befähigte \iz dennoch dazu, ih dem starken Orchester gegenüber siegreih zu behaupten, und die Vornehmbeit ibrer Leistung fügte ih harmonisch in das Zusammen- spiel unserer einkeimishen Kunsikräfte ein. Die Aufführung litt nur unter dem Uebelstande, daß die Herren Sommer (Herzog) und Hoff» mann (Rigoletto) stimmlih nicht besonders gut diéponiert waren;

leztgeznannte Künstler wurde freilich im Laufe des Abends

wieder ganz Herr seines Organs. Die Partien der Maddalena und des Sparafucile waren bei Fräulein Rothauser und Herrn Mödlinger bestens aufgehcten. Auf die Oper folgte das neue Kolonial-Tanzbild

n Afrika”. : __—Deuts@es Theater. Ein Gastspiel“, Komödie in vier Aufzügen von Ernst

von Wolzogen und Hans Olden, stieß bei ihrer Erstaufführung m Sonnabend auf eine ziemli starke und nicht ganz ungerechtfertigte

pvosition seitens eines Theils der anwesenden Zuschauer. Als Bsbnenarbeit ist die Komödie threr ganzen Anlage nah insofern

fehlt, als sie nur einer Rolle wegen geschrieben erscheint, brend die Charakteristik der übrigen Gestalten arg vernah»

lässigt wird; und diese eine Rolle ist ihrerseits mehr mit Rüdck- sicht auf die äußere Wirkung herausgearbeitet als nah dem Leben ges zeihnei. Es handelt sich in dem StückX um einen alten Schauspieler, der, einst ein gefeierter Künstler, allmählich infolge seines Dünlkels der Läctherlihkeit anheimgefallen ist und in der Berkommenheit endet. Obwohl diese Gestalt verwandtshaftlichße Züge mit der Titelrolle von Hauptmann?'s „Kollege Crampton“ aufweist, ist sie do zu unsympathish geschildert, als daß sie die Antheilnahme der Zushauer zu erwecken im tande wäre, und au der Kunst des Herrn Engels, des glänzenden Vertreters des Malers Crampton, gelang es nicht, ihr wirkliches Leben einzuhauhen. Daß er indessen Vieles außerordentlich wirk» sam herausarbeitete, braucht kaum besonders betont zu werden. Die übrigen Rollen sind nur wenig bedeutend, wurden aber so gut dar- gestellt, wie man es an dieser Stätte gewöhnt ist. Besonders zeich- neten sih dabei die Damen Lehmann, Jurberg und Eberiy, die Herren Reinhardt, von Winterstein und Fischer aus.

Belle-Alliance-Th eater. Am Sonnabend wurde das Gastspiel des Schlierseer Bauern- eaters unter der Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers rrn Konrad Dreher eröffnet. Schon das entsprehend ausge-

\{chmüdte Haus machte gleih beim Eintritt einen sttimmungsvollen Eindruck, welcher dur die ganze Borfiellung nur noch gehoben wurde. Die hier bereits bekannte und beliebte Truppe brachte eins ihrer früheren Stücke: „'8 Lieserl von Schliersee" als Eröffnungs» Aufführung Der Juhalt dieses vieraktigen Volksftücks ist ano

fa wie ansprehend. Das Lieserl, eine s{höône HBauerndirne, liebt en Burschen, den ein lustiger Kumpan und eigener Uebermuth auf Idee gebracht haben, sch im Wege der Wette eine

Fau bestimmen zu lassen. Als des blinden Zufalls aune sie selbst dazu auserwählt hat, empfindet sie es als ernicedrigende Kränkung und will, ungeachtet ihrer Liebe zu dem ihr bestimmten Bräutigam, cntsagen. Dieser seelishe Konflikt bildet das Leitmotiv der Handlung. Daß dieselbe aber nicht in Rührseligkeit ausartet, dafür sorgt das frische, flotte Spiel und der eingestreute töôsts lihe Humor. Das ganze Zujammenfspiel der Mitwki1kenden hat seit ihrem lezten hiesigen Auftreten erhebliß gewonnen. Die Darsteller sind bekanntlih Bauern, gebaren fh au als solhe, haben sich aber allmählich fast zu bühnengewaudten Dai!stellern herangebildet, die ihre Nollen cmpfindungsvoll zu gestalten wissen, ohne ihnen den Charakter der bäuerlichen Urwüchsigkeit und Biederkeit zu nehmen. Es fällt auch niemand aus dem Rahmen des Ensembles heraus, wobl aver treten einzelne ganz besonders hervor, ohne dadurch abec den Erfolg für si allein in Ansp:uch

nehmen. Zu tadeln wäre nur das selbst für Bauecn-

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