1899 / 265 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Mittenberg, um Ober-Insp. ernannt. Bergen, Garn. Verwalt. Ober-Insp. in Minden, nach Königsberg i. Pr, Böttger, Garn. Verwalt. Insp. in Schlettstadt. nach Minden, Wettig, Garn. Verwalt. Însy. in Ratibor, nah Shlettstadt, Iennert, Garn. De A in Koblenz, als Verwalt. Insp. rah Ratibor, verjeßt. j ait S Ortober. SHäfer, Garn. Verwalt. Kontroleur in nau, als Verwalt. Insp. nach Fulda, Frhr. v. Gberstein, asernen-Insp. in Fulda, nah Hanau, verseßt. ;

93. Oktober. Buchholz, Garn. Verwalt. Insp. in Dieuze, zum Ober-Jusp.,, Rosenfeld, Kasernen- Insp. in Saargemünd, zum Garn. Verw. Kontroleur, Braun, Kasernen - Insp. auf Probe in Magdeburg, zum Kasernen-Insp., ernannt. S

24. Oktober. Schulte, Rebnungsrath, Kassen-Sekretär beim Kommando des Kadetten-Korp8, auf seinen Antrag mit Pension in den Nubestand verseßt. Bornschein, Riedel, Kasernen-Inspektoren in Celle bezw. ieêbaden, zu Garn. Verw. Kontroleuren, Bäg, Kämpf, Lazareth-Inspektoren auf Probe in Saarlouis bezw. Mül- haufen i. E., zu Lazareth-Inspektoren, ernannt.

96. Oktober. Zwierzynski, Herter, Funk, Stellen» anwärter, als Geheime Sekretäre bei der Gen. Militärkafse angestellt.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Fähnriche c.,, Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. Im aktiven Heere. 28. Oktober. Die Hauptleute (Rittmeister): Prager à la suite des 9. Inf. Negts. Großherzog Ernft Ludwig von Hefen, Lehrer an der Kriegsschule, Lidl, Komp. Chef im H. Inf. Regt. Kaiser Wilbelm, König von Preußen, Käuffer, Komp. Chef im 9 Inf. Regi. Wreoe, Heinecker, Komp. Chef im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterrei, Frhr. v. Thüngen, Eskadr. Chef im 1. Ulan. Regt. Kaiser Wilbelm I1., König von Preußen, Ritter und Edler v. Rauscher auf Weeg, à la suite tes 2. Ulan. Regts. König, Reitlebrer an der Eqguitations-Anstalt, Hoffmann, Esk. Chef im 2. Chev. Nat. Taxis,

eller, à la suite des 5. Ghev. Regts. Erzherzog Albrecht von Oesterrei, Reitlehrer an der Gaquitation8anfstalt, zu überzähl. Majoren ; die Oberlts.: List, à la suite des 1. Inf. Negts. König, Adjutant bei der 1. Inf. Brig., Pôßnecker des 4. Inf. Regts. König Wilhelm von Württemberg, Kunzmann, Dbernieder- mayr des 5. Inf. Regts. Grofßberzog Ernst Ludwig von Hessen, Schreiner, Mann des 7. Inf. Regts. Prinz Leopold, Stautner, Krieger des 11. Inf. Regts. von der Tann, Heimeran des 14. Inf. Regts. Hartmann, Frank des 20. Inf. Regts., Fi ser des 22. Inf.Nats, Braun, Fleschuei des 1. Chev. Regts. Kaiser Nikolaus von Rußland, Ritter v. Mann Edler v. Tiechler, Frhr. v. Horn des 2. Chev. Regts. Taxis, Weidert des 6. Chev. Regts. Prinz Albrecht von Preußen, zu überzähl. Hauptleuten (Rittmeistern) ; die Lis.: Graf v. Montgelas, à la suite der ‘Armee, Orff des 1. Inf. Reats. Könis, kommandiert zum Topographischen Bureau des Generalstabs, Graf v. Freyen-Seyboltstorff Herra zu Seyboltstorff des 2. Inf. Regts. Kronprinz, Atjutant beim ezirks, Kemmando 11 München, Bauer des s. Inf. Regts. Prandckb, Mark des 13. Inf. Regts. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, Ellert des 17. Jaf. Regts. Orff, Feser des 23. Infanterie- Regiments, Rö\ch des 2. Fäger-Bataillons, zu Oberlcutnants, Sichart des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, v. Brückner des 4. Inf. Regts. König Wilhelm von Württemberg, Adjutant beim Bezirks-Kommando Zweibrüen, Löhr des 5. Inf. Negis. Großberzog Ernst Ludwig von Hessen, kommandiert als Insp. Offizier zur Kriegs- \{ule, Horlacher, à la suite des 5. Inf. Regts. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, kommandiert zur Unteroff. Schule, Edler von Ruef auf Hauzendorf des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf, Stapf, Braun des 15. Infanterie-Regiments König Albert von Sachsen, leyterer kommandiert als Bureauchef zur Krieass{ule, Watter, Rindle, Cramer des 17. Inf. Regts. Orff, erstere beide kommandiert zum Topographbiihen Bureau des Generalstabes, Mün des 22. Inf. Regts., RNofer des t 1A Negts, Dorr des 2. Fäger-Bats., Frhr. Reichlin v. Meldegg des 1. S&weren Reiter-Reats. Prinz Karl von Bayern, Frhr. v. Gebsattel des 1. Ulan. Regts. Kaiser Wilbelm 11, König von reußen, kommandiert zur Krieas-Akademie, v. Tannstein gen. leischmann, Bubl, v. Grundbherr zu Altenthan u. MWevherhaus des 6. Chev. Reats. Prinz Albrecht bon Preußen, erftere beide fommandiert zur EGquitations - Anstalt, Beit, à ia suite des 6. Cbev, Regts. Prinz _Blbrecht von Preußen, kommandiert zur Eskadr. Jäger zu Pferde des IL. Armee-Korps, Hornstein, v. Chlingenutberg auf Berg des 1. Feld-Art. Regts. Prinz-Regent Luitpold, letzterer kommandiert zur Kricgs-Akademie, Pracher des 3. Felt-Art. Regts. Königin- Mutter, Frhr. Loeffelbolz v. Colberg des 4. Feld-ürt. Negts. König, kommandiert zur Krieas- Akademie, Ritter v. Xylander des 5. Feld-Art. Regts.,, zu überzäbligen Oberlts.; die Fähnrihe : S Gneider, Frhr. v. Du Prel des _2. Inf. Regts. Kronprinz, Behr, Mittelberger des 13. Infanterie-Regiments Kaiser Franz Joseph von Oesterrei, Heinlein des 21. Inf. Regts, zu U8., Frhr, v. Horn, Graf v. Tauffkirchen zu Guttenburg auf VYbm, Madrilley des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, Mayr des 6. Inf. Regts. Kaiser Wilbelm, König von Preußen, Müller, Weber des 9. Inf. Regts. Wrede, Ler, Geiger, Reiske, Werner des 10. Inf. Regts. Prinz Ludwig, Meinel, v. Brandt gen. Flender des 12. Inf. Reats. Prinz Arnulf, Gruber, Bauer des 14. Inf. Negts. Hartmann, Weißmann des 16. Inf. Negts. Großberzog Ferdinand von Toskana, Mehler, Leichtle des 20. Inf. Regts., Radckl, Nagel, Fadckel- mann, v. Praun, Kohlmann des 21. Inf. Negts.,, Härtl des 1. Jäger-Bats., Kregler des 2. Füger-Bats., Gombart, Arnetb, Keller, Frhr. v. Feilißsch des 1. Feld-Art. Regts. Prinz-Regent Luitpold, Frauenholz des 2. Feld-Art. Regts. Horn, Frhr. v. Bodman-Bodman, Ebermayer, Neuffer des 3. Feld-Art. Regts. Königin-Mutter, Frhr, v. Bibra, Hertter, Doyauer des 4. Feld- Art. Reats. König, Hartmann, v. Bom hard des 5, Feld-Art NRgts., zu überzähl. Lts., befördert. Backmund, Lt. vom 13. Inf. Regt. Kaiser Fran: Joseph von Oesterreich, zum 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Falkenhaus, Lt. vem 8. Inf. Regt. Pranckh, zum 18. Inf. Regt. Prinz Ladwig Ferdinand, verseßt. So, Major des Kriegs-Ministeriums, à la suite des Generalstabs, Frhr. v. Speidel, Mojor von der Zentralstelle des Generalstabs, Randebrock, Major à la suite des 2. Fuß-Art. Negts, verwendet im Reichsdienst als Art. Offizier vom Plaß in Ulm; den Hauptleuten und Komp. Chefs: Frhr. v. Reiyenstein des Inf. Leib-Regts., Frhr. Lochner v. Hütienbach des 8. Inf. Regts. Pranckh, Hoff» mann des 9. Inf. Regts. Wrede, Lindner des 13. Inf. Regts. aiser Franz Joseph von Oesterrei, Zoellner des 17. Inf. Regts. Orff, Mrs aner des 19, Inf. Regts. König Humbert von Ftalien, H eller, raßmann des 20. Inf. Regt3,, Meyer, Pauschinger, Graf des 21. Inf. Regts, Völk des 4. Feld- Art. Negts. König, Rüber, Oberlt. des 12. Inf. Regts, Prinz Arnulf, Patente ihres Dienstgrades verliehen. Wurzer, Haupim. à la suite des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf, verwendet im Reich8dienft als Plaßtz- major in Ulm, Ritter v. Mann Edler v. Tiechler, Rittm. à la cuite des 3. Chev. Regts. Herzog Karl Theodor, Plaßmajor in Münthen, Heckel, Hauptm. i- D. und Bibliothekar an der Armee-Bibliothek, v. Spiel, Hauptm. z. D. und Bezirks-Offizier beim Bezirks-Fommando Ingolstadt, Pflaum, Hauptm. j. D. und Bezirks-Offizier beim Bezirks-Kommando Gunzenhausen, als Majore charakterisiert.

Beamte der Militär-Verwaltuns

9. Oktober. Altreuter (Augsburg), Haas (Dillingen), Winter (Ludwigshafen), Mehltretter (Kitzingen), Unter-Apotheker in der Ref, zu Ober-Apothekern befördert.

Nichtamllicßes. Deutsches Rei.

Preußen. Berlin, den 8. November.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten im Neuen Palais heute Vormittag von 9 Uhr ab den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Ge- heimen Raths Dr. von Lucanus _und begaben Sich gegen 11 Uhr mit Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin nach dem Bahnhof Wildpark zum Empfange Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin von Rußland.

Die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“ vom gestrigen Tage schreibt:

„Der Besuch, den die russischen Majestäten morgen unserem Kaiserpaar in der Residenzstadt Potsdam abstatten, wird als ein neues Unterpfand der zwischen dem deutshen und dem rusfischen Herrsherhause wie dem Deutschen und dem Russishen Reiche bestehenden werthvollen Freundshaftsbeziehungen von allen Kreisen unseres Volkes freudig begrüft. Wir verehren in Kaiser Nicolaus I1. einen hodhbegabten, edelsianigen Monarhen, der die Gescide eines mit Deutshland in bester Nachbarschaft lebenden Weltreihs zu großen Zielen lenkt, und der, weit über die Grenzen Rußlands hinaus, das politishe Leben und Denken aller Völker des Erdballs an der Grenzscheide zweier Jahrhunderte mit neuen, vzrbeißungévollen Anregungen befruhtet hat. Wir erblicken in dem erhabenen Vorkämpfer der besten menf&lihen Bestrebungen zu- glei den erprobten Träger der altüberlieferten und oft bewährten Freundschaft zwishen Deutschland und Rußland. Auf dem durch die herzlichen Beziehungen der beiden Herrscher verbürgten und für beide Ländec gleich segensreihen Einvernehmen zwis{chen Deutschland und Rufland beruht es, daß die deutshe und die russishe Macht in Euroya friedlich nebeneinander wirken und fi, außerhalb dieses Welttheils, vertrauentvoll weiteren Aufgaben zu- wenden können,

n der festen Zuversicht, daß sih an den morgigen Tag für die Woklfahrt und den Frieden der Welt alüdlihe Folgen knüpfen werden, beißen wir den erlauhtes Herrscher Rußlands und feine hohe Gemablia als Gäsle unseres Kaiserpaars ehrerbietig und ber;lich wißkommen !“

Ueber die Ankunft und den Empfang der russischen Kaiserlichen Majestäten wird dem „W. T. B.“ berichtet:

Jhre 1 e ey der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind heute Vormittag 11 e mittels Sonderzuges auf dem festlich geschmückten Bahnhof Wildpark eingetroffen. Zum Empfange waren ershienen Seine Majestät der Kaiser, in der Uniform Seines russischen Leib-Grenadier-Regiments, Jhre Majestät die Kaiserin, ferner der deutsche Botschafterin St. Petersburg Fürst von Radolin, der russishe Botschafter in Berlin Graf von der Osten- Sacken mit Gemahlin und den Herren der Boischaft, der Staatsrath Timirjasew und der Probst Malzew. Am Bahnhofe haite eine Kompagnie des Kaiser Alexander Garde - Grenadier - Regiments mit den irg und der Regi- mentsmusik Aufstellung genommen. Sobald der Zug hielt, be- gaben Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin Sih zu dem Salonwagen, dem zuerst Jhre Majestät die Kaiserin Alexandra Feodorowna und dann Seine Majestät der Kaiser Nikolaus entstiegen, während die Kaiserlihen Kinder im Wagen verblieben. Die Begrüßung war eine äußerst herzliche. Jhre Majestäten die Beiden Kaiser und die Kaiserinnen umarmten und küßten Sich wiederholt; sodann begrüßte Seine Majestät der Kaiser Wilhelm Jhre Majestät die Kaiserin Alexandra durch Handkuß und ebenso Seine Majestät der Kaiser von Rußland Jhre Majestät die Kaiserin Auguste Victoria. Hierauf wandte Sih Seine Majestät der Kaiser Wilhelm dem Minister des Aeußern Grafen Murawiew zu, begrüßte denselben ebenfalls herzlich und unterhieli, Sih mit ibm einige Zeit, desgleihen Jhre Majestät die Kaiserin. Seine Majestät der Kaiser von Rußland unterhielt Sich in- zwischen mit dem Botschafter Fürsten von Radolin. |

Nach gegenseitiger Vorstellung des Gefolges schritten Seine Majestät der Kaiser Wilhelm und Seine Majestät der . Kaiser Nikolaus, Allerhöchsiwelher die Uniform des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments angelegt hatte, die Front der Ehren-Kompa nie ab, während die Regi- mentsmusik die russishe Nationalhymne spielte. Nah dem Vorbeimarsch der Éhren-Kompagnie fuhren die Majestäten, auf dem ganzen Wege von dem zahlreich ershienenen Publikum begeistert begrüßt, nah dem Neuen Palais. Die drei Prin- zessinnen Töchter der russischen Majestäten, welche im Hofzuge verblieben waren, fuhren später in Königlichen Equipagen ebenfalls nach dem Neuen Palais. A

Nachmittags um 11/4 Uhr fand im Neuen Barc eine Familien - Frühstüstafel für die Allerhöchsten Herrschaften sowie eine Marschallstafel statt. / :

An dem für K Abend 7 Uhr angesagten Diner in der Jaspis-Galerie des Neuen Palais werden theilnehmen: Seine Majestät der Kaiser und Jhre Majestät die Kaiserin mit Allerhöchstderen Umgebungen, das dienst- thuende auptquartier, die anwesenden Obersten- und Ober - Hofchargen und die Kabinctichefs; Seine Majestät der Kaiser von Rußland und FJhre Majestät die Kaiserin von Rußland mit Ihren Gefolgen, die Mitglieder ter russishen Botschaft; die in Berlin und Potsdam an- wesenden Fürstlichkeiten; der Reichskanzler und Präsident des Staats-Ministeriums Fürst zu Hohenlohe, der Vize- Fn des Staats - Ministeriums, Finanz - Minister

r. von Miquel, der Staatssekretär des Auswärtigen

Amts, Staats-Minister Graf von Bülow, der Staaits- und Kriegs-Minister, General von Goßler, die direkten Vor- geseßten und Kommandeure des Kaiser Alexander Garde- Grenadier-Regiments und des zweiten Garde-2 ragoner-Regi- ments Kaiserin Alexandra von Rußland, sowie die Spißen der Potsdamer Garnison.

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Bayern.

In der Kaminer der Abgeordneten begann gestern bei der Berathung des Etats des Ministeriums des Auswär- tigen eine Debatte über die Politik der bayerischen Ne- gierung. Der Abg. Dr. Daller e bekämpfte, wie. „W. T. B.“ berichtet, die Angriffe au die fatholische Kirhe und das Papstthum, welche anläßlich eines Artikels im „Osservatore Romano“ von der baye- rishen Diözesen - Synode und insbesondere von der Haupt- versammlung des Évangelishen Bundes in Nürnberg unter- nommen worden seien. Der Vorsißende im Ministerrath, Staats- Minister Dr. Freiherr von Crailsheim betonte, daß die Regierung alles thue, um die Parität und den konfessionellen Frieden zu \{hüßen; sie mißbillige auch die Angriffe der Nürnberger Versammlung des Evangelischen Bundes und habe eine sirafrechtlihe Untersuhung in dieser Angelegenheit eingeleitet. Der Artikel des „Os\servatore Romano“ komme aber als mildernder Umstand in Betracht, denn das Blatt habe nihts gethan, um den Jrrthum aufzu- flären. Gegenüber dem Abg. von Vollmar (Sozialdemokrat), der sih unter anderem auch gegen die neuen Flottenpläne aussprach, betonte der Abg. Dr. Cass elmann (liberal), man müsse erst das Flottengeseß abwarten, bevor man mit der Kritik beginne. Die verbündeten Regierungen seien zweifellos berechtigt, {hon vor Ablauf des Sexennats mit neuen Forderungen zu kommen; in anderen Ländern stimmten au die Radikalen solchen e rungen zu. Wolle das bayerische Zentrum die Mittel zum Schutze des Reichs versagen, so stehe es ge enüber dem deutschen Zentrum isoliert da. Der Redner {loß mit cinem Appell an die Regierung, partikularistischen Quertreibereien gegen die größte Errungenschaft des Jahrhunderts, das Deutsche Reich, entgegenzutreten. Die Debaite wurde sodann auf heute

vertagt. Heffen.

Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Nußland sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend 8 Uhr mit den drei Großfürstinnen-Töchtern von Schloß Wolfsgarten abgereist. Allerhöchstdieselben wurden von Jhren Königlichen Lesen, dem Großherzog und der Großherzogin von

essen zum Bahnhof Egelsbach geleitet. s

Elsaß-Lothringen.

Jn Me § fand vorgestern di. feierliche Beisezung des Bischofs Dr. Fleck statt. An derselben nahmen, der „Stra b. Post“ zufolge, theil: der Weihbishof Dr. Marbach von Straßburg, der Bischof Dr. Korum von Trier, sowie die Bischöfe von Luxemburg und Verdun, ferner der Staatssekretär von Puttkamer, der Unter- Staatssekretär Dr. Petri, der fommandierende General Graf von Haeseler, der Gouverneur, General von Froben und der Bezirks-Präsident Freiherr von Hammerstein. Die Trauer- rede g der Bischof Dr. Korum in deutscher und französischer Sprache.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Abendpost“ veröffentliht den Ausweis über die Steuereingänge in den ersten drei Quartalen von 1899. Derselbe ergiebt einen Totalreinertrag von 304 584 359 Gulden, gegen das Vorjahr 14 000 178 Gulden mehr. Davon entfällt auf die direkten Steuern ein Reinertrag von 90 205 520 oder ein Behrexirag. von 4 665 462 Gulden, tros der Steuernachlässe infolge der Einführung der Perfonal- einfommensteuer und ungeachtet des mit den elementaren Schäden zusammenhängenden Rücgangs der Erträgnisse der Grundsteuer und der bisherigen Erwerbs- und Einkommen- steuer um 7980 173 Fl. Mehrerträge lieferten speziell : die allgemeine Erwerbssteuer 1571 881 Fl., die Erwerbsjteuer von den der öffentlihen Rehnungslegung unterworfenen Unter- nehmungen 4755 704 F[., die Nentensteuer 1 164 213 Fl. und die Personaleinkommensteuer 3 606 000 Gulden. Der ge}ammte Reinertrag der indirekten Abgaben betrug 214 378 839 Gulden oder 9434616 Gulden mehr als im legten Jahre. Namhaftere Mehrerträge ergaben : die Verbrauch3abgabe von Zucker 2920 405 Gulden, die Salzerzeugung 3 597 005 Gulden, der Tabackverschleiß 1 602 794 Gulden, die Taxen und Gebühren für Recht3geschäfte 2505 617 Gulden, das Lotto 1107 453 Gulden. Auch die Wein-, Most-, Bier-, Fleisch- und Schlachi- viehsteuer ergaben günstigere Erfolge infolge des zunehmenden Konsums. Das gemeinsame Zollgefälle weist im gleichen Zeitraum einen Reinübershuß von 48 175 283 Gulden oder 12 133 745 Gulden weniger als im Vorjahre auf. Die Minder- einnahme is} der außergewöhnlich großen Getreideeinfuhr im Jahre 1898 zuzuschreiben. S E

Der Nothstands-Aus\huß des österreihischen

Abgeordnetenhauses hat die Regierungsvorlage, betreffend

die Bewilligung von Nothstandskrediten für die durch die jüngste Hohwasserkatastrophe betroffenen Länder, angenommen.

Das ungarische Unterhaus genehmigte gestern das Budgetprovisorium nah einer längeren Rede des Minister-Präsidenten von Szell. In derselben erklärte dieser gegenüber einer Bemerkung des Abg. Barta, daß es gegen das Interesse des Landes Lin würde, wenn er (der Minister- Präsident) die Ziffer des Quotenbetrags nennen würde, auf welche er allenfalls einzugehen gesonnen sei.

Spanien.

Jhre Majestät die Königin-Regentin hat, wie die „Agencia Fabra“ meldet, von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser ein Telegramm erhalten, in welchem Allerhöchstderselbe Seinen Dank für die Nundgctupaen e Sympathie für Deutschland aus\spriht, welche Seiner König- lichen Hoheit dem Prinzen Albrecht während Höchstdessen Auf- enthalts in Madrid bereitet worden seien.

Seine Königlihe Hoheit der Prin Albrecht von renen Regent des Herzogthums Braunshweig, und

eine Königliche Hoheit der Bering Friedri einri von Preußen nahmen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern die Sehenswürdigkeiten von Madrid, insbesondere die Museen, 11 Augenschein und gedenken, si heute nah Toledo zu begeben, wo der Prinz Älbreht eine Revue über die Schüler der Jnfanterieshule abnehmen wird. Die Prinzen werden übera von der Beoöikerung sehr sympathisch begrüßt. i :

Nach einer Meldung aus Barcelona hat sich eine Kommission von catalonishen Notabeln nah Madrid begeben, um mit der Regierung über die Lösung der wi schaftlihen Fragen zu berathen. Die Kommission habe jedo feinen Erfolg gehabt.

/ __ Luxemburg.

Die Kammer is, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern ohne Thronrede cröffnet worden; zum Vorsißenden wurde Carl Simons mit 30 Stimmen wiedergewählt, gegen de Blo cch- hausen, der darauf mit 27 Stimmen zum Vize-Präsi- denten wiedergewählt wurde. Zu Sekretären wurden Brasseur und Heß gewählt.

Türkei. 5 Durch ein gestern veröffentlihtes Jrade des Sultans ist, dem „W. T. B.“ zufolge, die Wahl des Monsignore Meletios zum griehisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochia sanktioniert worden. Amerika.

Wie dem „New York Herald“ aus Washington ge- meldet wird, hat der chinesi)he Gesandte Wu-Ting-Fang die Regierung der Vereinigten Staaten ersucht, China bei seinem Widerstande gegen eine Theilung des Landes moralisch zu unterstüßen; die egierung der Vereinigten Staaten habe jedoch eine derartige Zusicherung verweigert.

Dem „Reuter'shen Bureau“ zufolge, hat der russische Botschafter Graf Cassini, welcher kürzlih von St. Peters- burg nah Washington zurügekehrt ift, erklärt, daß er ohne besondere Instruktion bezüglich Chinas und ohne eine damit im Zusammenhange stehende Mission zurückgekommen sei. Diese Erklärung sei von dem Boischafter abgegeben worden infolge einer neuerlichen Meldung, daß er die Absicht habe, den Präsidenten McKinley von dem Wunsche eines Theils der Kontinentalmächte in Kenntniß zu seßen, der dahin gehe, daß die Vereinigten Staaten angeben möchten, welchen Theil Chinas oder welche Einflußsphäre in China sie für sich beanspruchten. Graf Cassini habe hinzugefügt, daß die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten das Ruß- land niemals befriedigender gewesen seien als gegenwärtig.

Asien.

Wie die „Agence Havas“ meldet, is die französische Re- gierung niht der Meinung, daß die Differenz mit China be- züglih der Abgrenzung des Gebiets von Kwanschou- wan sih vershärfe und eine erheblihe Bedeutung annehme. Die Regierung habe'sih darauf beshränft, von Tonkin zwei Bataillone zu entsenden, welche die strittigen Punkte besegen würden.

Afrika.

Das britische Kriegs8amt hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern folgende Depesche des Generals Sir Red vers Buller aus Kapstadt erhalten: Heute Nachmittag 1 Uhr is mir dur die Vermittelung des Gouverneurs von Natal das fol- gende, vom 6. d. M. datierte Telegramm des in Estcourt fommandierenden britishen Generals zugegangen: „Als am Freitag die Feindseligkeiten bei Ladysmith eingestellt waren, wurde noch an diesem Tage auf Verlangen des Bürgermeisters von Ladysmith von dem General White an den General Joubert eine Mittheilung gesandt, in we[cher lezterer ersuht wurde, zu gestatten, daß die Nichtkombaitanten, die Kranken und die Verwundeten nah Süden abziehen dürften. Der General Joubert lehnte dieses Ansuchen ab, erklärte aber, daß sih die Leute in ein besonderes Lager, 4 Meilen von Ladysmith entfernt, begeben dürften. Die Bevölkerung der Stadt weigerte sh, dieses Angebot anzunehmen, somit verließen gestern nur die Kranken, die Verwundeten und wenige Ortsansässige die Stadt. Am 6. d. M. wurden nur wenige Schüsse zwischen den Vorposten gewechselt. Bei ‘dem Bombarde- ment vomFreitag fielen einzelne Granaten in das-Hospital, auch in das Hotel fiel eine Granate zur Frühstükszeit und plaßte, es wurde jedoch niemand verleßt. Ueberhaupt ist bisher durch die Granaten in der Stadt nur ein Kaffer getödiet worden. Am Freitag führ- ten die Truppen unter General Brocklehurst in der Richtung auf Dewdrop eine shneidige Aktion aus, sie trieben die Buren eine beträhtlihe Strecke zurück und brachten ein Geschüß der- selben zum Schweigen. Ein weiteres Gefeht fand am

simbulwana-Berge statt. Die britishen Verluste belaufen ih insgesammt auf 8 Todte und etwa 20 Verwundete. 98 Mann, welche bei Dundee verwundet und uns zu- gesandt wurden, sind am Sonnabend hier eingetroffen. Sie befinden sich alle wohl. Unsere Position hier wird jeyt für vollkommen sicher gehalten, sie ist in den leßten 24 Stunden noch erheblich verstärkt worden. Die Bevölkerung hat ihre Wohnungen verlassen und hält sich in bombensichheren Räumen auf. Vorräthe aller Art sind reihlih vorhanden. Der Haupt- mann Knapp und der Leutnant Brabant sind bei der [ftion am Freitag gefallen. Das Vorstehende ist der Wortlaut eines Telegramms des Preßzensors, welches ein Kaffernläufer nach Estcourt gebracht hat.“ Weitere amtliche Nachrichten liegen nicht vor.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Estcourt vom 5. d. M,, daß daselbst die folgende Nachricht über das Gefecht eingegangen sei, welhes am 3. d. M. südlih von Ladysmith stattfand. Einc britishe Division unternahm eine Rekognos- ierung zu dem Zwecke, die vom Feinde angegriffene britische btheilung in Colenso zu entsegen. Die Jnfanterie griff die auf dem Groblers Kloof-Hügel in fester Stellung befind- lihen Buren an und trieb fie in der Richtung nah dem Tugela-Flusse in die Ebene herab. Darnach führte die Kavallerie eine Flankenbewegung aus und unternahm gegen den ae einen nahezu vernichtenden Angriff.

emselben Bureau wird aus Pietermarißburg vom 3. d. M. gemeldet, daß der telegrapgide Verkehr mit dem Gebiet nördlih von Estcourt völlig unterbrochen sei.

Dem „Daily Telegraph“ wird aus Pietermarißburg vom Sonnabend berichtet, der General Joubert habe seine Truppen aus der Umgebung von Colenso urüdckgezogen; die Buren hätten dort gegenwärtig nur Aukekposten Die Zurück- peng der Truppen werde den {weren Verlusten vor Lady- mith zugeschrieben.

Aus Kuruman (Betshuanaland) vom 3. d. M. wird gemeldet, daß daselbst ein Depeschenreiter aus Mafeking eingetroffen sei. Derselbe berichte, der Oberst Baden- Powell habe den Buren eine Anzahl Maulesel und Pferde weggenommen. Täglich kämen Gefechte vor, in denen die Garnison von Mafefing stets erfolgreih gewesen sei. Ein- geborene berichteten, die Kolonne des Obersten Plumer rüdcke auf ihrem Wege nah Mafeking vor.

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird ferner aus Aliwal North vom 4. November berichtet, daß ein weiteres Buren- Kommando in Governors Drift angekommen sei. Man glaube, es werde' den Oranjefluß übe hreiten und sih mit

Aus Orange River Station vom 5. d. M. bringt dasselbe Bureau die Meldu es verlaute, daß die Buren einen der Pfeiler der Brücke über den Modder River zerstört hätten. Nah Gerüchten aus Hopetown schienen die Buren einen Angriff auf das dortige britische Lager zu machen. j

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Beendet iff, der „D. Warte" zufolge, der Ausftand der Berliner Metallarbeiter, bei dem es sich im wesentlicen um den Neunstundentag handelte (vergl. Nr. 262 d. Bl.). Nur eiroa die Hälfte der am Ausftande Betheiligten in 44 meist kleineren Betrieben hat die orderungen bewilligt erhalten, während über 900 Ausftändige in 12 Betrieben die Arbeit zu den früberen Bedingungen wieder auf- nahmen. Etwa 200 find noch ohne Beshäftizung.

In M. -Gladbach ift, wi: die „NRhein.-Westf. Ztg.“ mittheilt, s Webe r- Ausftand durch Lohnerhöhung beendet (vergl. Nr. 228

Bl.).

Sämmiliche bei Abbrüchen beschäftigten Bauarbeiter in Hamburg legten, wie die „D. Warte“ berichtet, die Arbeit nieder. Infolge der Arbeiten am Zentralbabnhof und der Erweiterung des Freihafens Liegen zur Zeit ungewöhnlich viel Abbruchsar beiten vor.

Der Auéftand in der Leipziger Musikinstrumenten- Branche ift, nah der „Leipz. Ztg.“, nurmehbr auch seitens der Arbeiter für beendet erklärt worden, nahdem dies von seiten der betr. Fabrif- leitung hon früber gesehen war, da die Plätze der Ausftändigen dur anderweite Arbeitékräfte bereits beseßt worden waren (vergl. Nr. 254 d. Bl.).

Kunst und Wissenschaft.

In dem Wettbewerb um ein Denkmal für den Dichter J. G. Fischer in Stuttgart konnte, wie das „Centralbl. d. Bauverw.“ meldet, ein erster Preis nicht ertheilt werde. Den ¡weiten Preis hat der Bildbauer A. Emil Mayer in Stuttgart. den dritten Preis der Bildbauer E. Kiemlen im Verein mit den Architekten Schmohl u. Stähelin in Stuttgart erbalten. Zur Aus- führung empfoblen wurde wegen der Vorzügli(keit der Büste die Arbeit A. E. Mayer's unter der Bedingung, daß das Postament finer Umarbeitung unterzogen werde.

Bautwoesen.

Das fogenannte Heldt’she Haus in Oftenfeld, Regierungs- bezirk Schleéwig, eines der besterhaltenen, altädsishen Bauernbäufer, welhes von der Stadt Husum zum Zwecke der Konservierung an» gekauft worden war, wird nunmebr in Husum aufgebaut und ift nahezu vollendet. Damit wird ein für die Kulturgeshichte der Provinz bedeutsames Bauwerk für lange Zeit vor' dem Untergange bewahrt.

Der Bau der Universitäts-Irrenklinik in Kiel ist er- beblich fortgeshritten; die im Frübjabr in Angriff genommenen Bauten das Hauptgebäude, Baracken, Villen und Ffolierhäuser sind sämmtli unter Da gebraht. Im nächsten Jahre werden die Nebenanlagen und die innere Einrihtung zur Aueführung gelangen.

Land- und Forftwirthschaft. Ernte und Getreidebandel in Rußland.

Kowno, den 31. Oktober 1599. Ueber das Ernteergebniß läßt fi au jet noch kein bestimmtes Resultat mittkeilen. Es hat den Anschein, als ob der Erdrush noch weniger liefert, als anfänglich er- hofft wurde.

Von Roggen kommt aus biefiger Gegend nickts an den Markt, und ie Mühlen beziehen ihren Bedarf für den hiesigen Konfum aus südliheren Gegenden. In den Grenzgebieten wird sogar theilweise Roggen aus Deutschland eingeführt.

i Weizen zeigt ih au nur in ganz kleinen Mengen. Da indefsen die Preise fehr niedrig sind, so ist der Grund wahrsckeinlih Zurüd- haltung der Besißer, welche auf höhere Notierungen warten.

Gerfte und Hafer erzielen gute Preise, doch wird au davon nur wenig an den Markt gebracht. Indefsen wurden mit den biefigen Brauereien größere Lieferungsabschlüfe in Gerste gemacht, was darauf {ließen läßt, daß die Ernte ziemlich befriedigend aus- gefallen ift. Dies wird au von landwirtbschaftlicher Seite, nament- lich für das Gouvernement Sumwalki, bestätigt.

Hülsenfrüchte und Leinsaat haben nah den verschiedenen Gegenden fehr verschiedene Grträgnisse geliefert, da troß guter Preise die Zufubren an den hiesigen Markt sehr gering find. Während in anderen Fahren um diese Zeit hon ein bedeutender Gxport stattfand, find bis jet nur wenige Kahnladungen Leinsaat nah Deutschland ab- gefertigt worden, dazu fleinere Partien Erbsen als Beiladung. Dabei stebt Leinsaat böher im Preise wie je, und die geringe Zufuhr findet reißenden Absaÿ.

Erdfrüchte haben sich durch die im Ganzen gelinde Herbst- witterung noch wesentlich gebefsert. Auf böber gelegenen Feldern haben Kartoffeln und Wruken noch eine reihlihe Ernte gebrachi, auf niedrigeren dagegen eine kaum mittlere. Preise find daher ein Drittel höher als im vorigen Jahre.

Ueber die Futter- Verhältniffe lauten die Berichte sehr verschieden. Fn vielen Strichen bat die günstige Herbftwitterung noch ziemli guten Nachwuchs auf den Wiesen ermöglicht und eine au3giebige Weidefütterung gestattet, anderwärts, z. B. auf den Hochflähzn von Suwalki, wird über Trockenheit und Kälte geflagt, sodaß die Weit? knapp ausfiel. Indessen ift fast überall der Ertrag an Wiesen- und Kleefutter, wenn au& nit so reihlih wie im Vorjahre, doch ein recht günstiger ge- wesen, sodaß ein Futtermangel während des Winters nicht be- fürchtet wird. :

Die Wintersaat ist im allgemeinen rechtzeitig bestellt, sebr gut aufgegangen und diht und kräftig eingegrünt, sodaß bei normalem Winter- und Frühlingswetter eine vorzügliche Ernte erhofft werden kann.

Mentel und von Lengerke?'s landwirthschaftliher Hilfs- und Schreib-Kalender. 53. Fahrgang 1900. Heraus- gegeben von Dr. Hugo Thiel, Wirklichem Geheimem Ober-Regie- rungsrath und Wtinisterial - Direktor im Ministerium für Land- wirthschaft, Domänen und Forsten in Berlin. Verlag bon Paul Parey, Berlin W., -demannstr. 10. Zwei Theile: erster Theil (Taschenbuch) gebunden, zweiter Theil (land- wirthshaftlihes Jahrbuch) geheftet. Ausgabe mit einer halben Seite weißen Papiers pro Tag, in Leinen gebunden 2 50 S, in Leder gebunden 3 #Æ; Preis: Ausgabe mit einer ganzen Seite weißen Papiers pro Tag, in Leinen geb. 3 4, in- Leder 4 M Aug diefer neue Jahrgang des Kalenders zeugt von dem unablässigen Streben des Herausgebers, den Inhalt den Fortschritten der modernen Landwirthschaft anzupassen. Der erste Theil, das ge- bundene Taschenbuch, defsen Formulare für wirthaftliche Eintragungen der vershiedensten Art benußt werden können, enthält außerdem Ta- bellen für Berehnungen, wie sie täglich im prafktishen Betriebe draußen und am Arbeitstisch nöthig werden. Dieser Theil ist auf Sreibpapier gedruckt und mit besonderer Sorgfalt eingevundex, fodaß er felbst bei täglihem Gebrau im Hause und im Freien balt- bar bleibt, bis der neue Jahrgang in Benußung genommen wird. Von diesem Taschenbuch werden zwei Ausgaben mit einer halben bzw. einer

anzen Seite weißen Papiers für jeden Tag hergestellt, und jede dieser Petvéi Ausgaben ift in Leinen oder in Leder gebunden zu haben. Der zweite Theil, das „Laudwirths{hatliche Jahrbuch“, entbält alljährlih revidierte Zusammenstellungen der landwirthschaftlihen Behörden und Beamten. Auch die landwirtbschaftlichen Berufsgenossenschaften, die

den Bürgern von Bethulie vereinigen, die fih bereits in der Kapkolonie befänden. j

„Iandwirthshaftlien Genossenschafts - Vorstände, die Zuchtgenossens

schaften, die Landwirtbschaftskammern, die zahlreihen landwirth i lien Vereine sowie {ämmtliche landwirtbschaftlichen T SatEtrailalten und Versuchsstationen mit ihren Vorftänden find darin aufgeführt, Er bietet sonach dem Landwirth die mannigfahfte Information. An der Spitze dieses Theils findet man diesmal einen werthvollen Aufs sat, welcer einen Rückblick auf die neuere Gntwick-lung der deutschen Lar Ua om. pon Dn Oa, e Rimpau-Swlanstedt erfaßt ist und den el übrt „Vie Dewtr aftun s {hen Domäne im 19. Jahrhundert“. SIGILg eiROE, N

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

ag DE Audbrut des, Manke aud. flaneulende (H rlien Gesundheitsamt geme worden vom S t-Ni ¡u Mülhausen i. Els. am 7. November. acht-Viebhofe

Theater und Musik.

L Königliches Opernhaus.

ie Kaiserlich russishe Kammersängerin Frau Alma Fobftröm verabschiedete sih geftern in der Partie der Rofine in Rofsini?s komisher Oper „Der Barbier von Sevilla“. Ihre namentlich im Ziergesang recht ansehnliche Fertigkeit und die Anmuth ibrer Grsbeinung sicherten ihrer Leistung wieder den freundlihen Beifall der Zuhörer, doch war ihr auch hier die Zartheit des Organ3 daran hinderlich, folche Wirkungen zu erzielen, wie an anderer, ihrer Stimme afkustish besser angevaßter Stätte. Den meisten Beifall erntete sie mit dem Vortrag der Ein- lagen „Air du Mysole“ von David und „Grande Valse“ von Venzano, denen fie noh eine Zugabe folgen ließ. Die anderen Rollen waren in den Händen der Herren Bulß (Figaro), Sommer (Alinas viva), Krasæ (Bartolo) und Mödlinger (Basilio). Das Orchefter leitete Kapellmeister Strauß. Auf die Oper folgte das neue Tanzbild In A frilá”,

Königliches Schauspielhaus.

„Der Herr im Hause“, ein neues Lustipiel in vier Akten von Paul Lindau, dem zukünftigen Leiter des Berliner Theaters, ging gestern zum erften Mal in Scene und errang einen zwar freundlichen, aber nicht ganz unbestritienen Erfolg. Der Verfasser variiert darin das namentli bei französishen Autoren sehr beliebte Thema der soge- nannten Ehe zu Dreien, und zwar macht er den [öblichen Versuch, dieses Motiv mit jener Ehrbarkeit und Harmlosigkeit zu behandeln, dur welche das deutsde Lustspiel sich vom französifchen Stück unter- scheidet. Der „Dritte“ stebt nach dieser neuesten Version dem Ebemann als Freund besonders nahe, während er sih mit der Hausfrau zumeist mit dem Grfolge zankt, daß fein Wille in alien wirthschaftlichen, gesellshaftlicen und geschäftlihen Dingen der maß- gebende ift. Eine junge Verwandte, die zu dem Ehepaar ins Haus fommt, will er entfernen, weil sie ihm läftig erscheint, verliebt fich aber fast bei der erften Begegnung in sie dermaßen, daß man \chon nah dem zweiten Akt über den Auëgang des Stücks nicht mebr im Zweifel fein kann. Damit ift {hon gesagt, was dem Lustspiel in erster Linie abgeht: die Spannung, Sonst sind ihm ein fließender, wißiger Dialog und eine recht gute Charakteristik der handelnden Personen nahiurühmen, Vorzüge, die dur die nahshafende Kunft der Darsteller recht wirksam hervortraten. Aber seibst diese vermochten nit, den gerügten Febler vergessen zu machen. Die Hauptrollen lagen in den Händen der Damen Sandow, Schramm und Hausner, der Herren Kraußneck, Keßler und Boettcher. Der anwesende Verfasser dankte versönlih für den ihm zu theil gewordenen Beifall.

; Konzerte.

Der dritte Symphbonie-Abend der Königlichen Kapelle unter Herrn Felix Weingartner?s Leitung fand am Montag im Königlihen Opernhause ftait und wurde mit den Klängen von Gluck’'s Ouvertüre zu „Iphigenie in Aulis* weihevoll eröffnet. Daran reihte s\ch zum ehrenden Gedächtniß des vor 100 Jahren verstorbenen Komponisten Karl Ditters von Ditter8dorf, dessen Wirken und Schaffen unlängst an dieser Stelle bereits ge- würdigt worden ist, eine Aufführung der Symphonie in D-dur, „Der Sturz des Phaëton“. Die Eigenart Dittersdorf’s trat in diesem Tonwerke noch mebr hervor als in seiner im legten Philharmonischen Konzert vorgetragenen, faft zu einfach gehaltenzn C-dur- Symphonie. Bei aller naiven Einfachheit macht sich bier, namentli in dem ersten Satze, eine Frische geltend, die ungemein anmutbend wirkt, Bemerkenswerth ind ferner die tonmalerishen Versuche im legten Saße, die, wenn sie au nicht mehr» modernen Ansprüchen genügen, doch den Phantasiereihthum ibres Schöôpfers erkennen lassen. Herrn Weingartner aber gebührt dafür Dauk, dieje Vorklänge der beutigen Programm- musik einmal wieder vorgeführt zu baben. Jn schroffem Gegensaß zu dieser Symphonie standen die beiden Berlioz’shen Werke, die D bertüre ¡u „Benvenuto Cellini“ und der „Carnaval Romain“, die be- kfanntli} an MRaffinement der Fnftrumentierung und bezüglih der Tonmalerei das denkbar Mögliche bieten und in s{chwungvoller Weise zur Aufführung gebracht wurden. Zum St&luß kam noch die ewig jugendliche, Herz und Gemüth erquickende Italienishe Sym- phonie in A-dur von Mendelefobn in so unvergleiclich zarter Weise zum Vortrag, daß die Beifalleäußerungen einen fast begeisterten Charafter annahmen.

Von den Fgairagenzen, Konzerten der vergangenen Woche wäre zunächft desjenigen der 2 tezzosopranistin Fräulein Meta Schönfeld Gnwähnung_ zu thun, welches unter Mitwirkung des Königlichen Kammermusikers Herrn Otto Lüdemann (Violoncello) am Mittwoch im Saale des „Römischen Hofes“ stattfand. Die junge Künstlerin hat noh mit vielen tehnishen Schwierig- keiten zu kämpfen. Ihre zwar kleine, aber durhaus sympathische Stimme leidet noch unter den Schwankungen, welhe mangel- hafte Athemfübhrung und unzuverlässige Jntonation verursahen. Die Wakhl der Lieder und. die geiftige Wiedergabe derselben ließ dagegen auf guten Geshmadck schließen. Herr Lüdemann erfreute die Zuhörer dur den Vortrag des ersten Sages aus dem Konzert in H-mol1]l von Dvokak und einiger Stücke von Bibba, Sitt und Popper. ete Willy Burmester gab am Donnerstag imBeethoven- Saal sein zweites Konzert mit dem vom Konzertmeister Rebiëek geleiteten Philharmonischen Orchester und entfefselte bei seinen Zuhörern wahre Beifallsftürme durch die vollendete Wiedergabe seiner gewählten Vortrag®stücke, unter denen das Konzert Nr. 7 von L, Spohr besonders hervorragte. Ja bereitwilliger Weise fügte er dem Prograïnm noch drei Nummern ein, darunter zwei ungarische Tänze von Brahms, welche Herr Bake am Klavier begleitete. Das Orchester girg unter seinem feinfühligen Leiter ganz auf die Intentionen des Künstlers ein und trug an feinem Theile dazu bei, das Konzert zu einem außerordentlich genußreihen zu gestalten. Gleichzeitig fand im Saal Bechftein ein Lieder- und Balladen- Abend des Herrn Ludwig Strakosch unter Begleitung des Hof-Pianisten errn Cornelius Rübner aus Karlsruhe statt. Wenn err Strakosh seiner Stimme nicht zu viel zumuthet, kÉlingt sie in der Mittellage ‘angenehm und wirkungévoll. Bei den hoben Tönen scheint nicht immer absolute Sicherheit vorhanden zu sein. Jedenfalls aber rechtfertigte seine ausdrucks- und geistvolle Vortragsweise wieder durhaus den guten Ruf, dessen er sich bier als Künstler erfreut. Herr Rübner zeigte als Klaviervirtuose große ertigkeit und verstand es, sih als Begleiter dem Sänger unterzuordnen. Recht wirkung8vell war eine von ihm selbst bearbeitete „Meistersinger“- Paravbrase.

Am Freitag gab im Beethoven -Saal Fräulein Anna Kuznitky einen Liederabend. Neben einer weichen, besonders in der Meittellage und im piano flangvollen, hier und da freilich Intonationss» \@wankungen ausgejeßten Alistimme, die in dem afkustishen Raume voll zur Geltung kam, ift der Künstlerin cine ruhige und sympathische Vortragsweise eigen. In der Wabl einiger Lieder war sie nicht ganz glüdflih; dagegen fanden die Brahms'[|hen Gefänge in ihr eine treffliche Interpretin. Namentlih wurde das “Ständchen*, dessen

Wiederholung fstürmish begehrt wurde, außerordentli duftig und zart wiedergegeben. Herr Coenraad V. Bos führte mit fünstleris feinem