1899 / 279 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der frühere Rechtsanwalt Dr. Bernhard Shwering bei dem Kammergericht, der Gerichts-Afessor Dr. Gebauer bei dem Landgericht T in Berlin, der Gerihts-Assessor von Alvens- leben bei dem Landgericht IT in Berlin und“ der Gerichts- Assessor Hugo Hahn bei dem Amtsgericht in Karthaus.

Der Kammergerichtsrath Langer, die Rechtsanwälte Backhaus in Essen und Auerbach in Memecl sind gestorben.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bekanntmachung.

Bei den Schiedsgerichten der Arbeiterversiche- rung sind folgende Beamte zu Vorsigenden bezw. stell- vertretenden Vorsißenden ernannt worden:

der Negierungsrath von Nostiß in Arnsberg zum Vor- sizenden der Schiedsgerichte daselbst;

der Amtsrichter Gemlau in Sensburg zum Vor- sißenden und :

der Amtsrichter Behrendt ebenda zum stelloertretenden Vorsißzenden der Schiedsgerichte in Sens A

der Amtsrichter Nubarth in Lögen zum Vorsigenden und

der Amtsrichter Hoffmann ebenda zum stellveriretenden Vorsizenden der Schiedsgerichte daselbji.

Berlin, den 20. Novembcr 1899.

Der Minister für Handel und Gewerbe. Jn Veriretung : Lohmann.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reich5- und Staats-Anzeigecs“ wird ein Privilegium wegen Aus- fertigung auf den Jnhaber lautender Aaleihescheine der Berliner Stadtsynode im Betrage von acht Millionen Mark veröffentlicht.

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Die Personal-Veränderungen in der Armee 2. befinden sich in der Ersten Beilage.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preufszen. Berlin, den 25. November.

Ueber den Besuch Jhrer Kaiserlichen und König- lihen Majestäten am Königlich großbritannischen Hofe wird dem „W. T. B.“ weiter berichtet :

Windsor, 24. November. Seine Majestät der Kaiser Wilhelm unternaßm heute Morgen einen Spazierritt. Um 11 Uhr fand in der Privatkapclle des Schloïses ein ‘Trauer- gottesdienst für Jhre Großherzogliche Hoheit die Fürstin zu Leiningen statt, welchem Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm, die Kaiserin Auguste Victoria und die Königin Victoria beiwohnten.

Um 12 Uhr begab Sih Seine Majeität der Kaiser in Begleitung Jhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen von Wales und des Herzogs von Connaught und Gefo!ge nach dem Schlosse Blenheim zum Besuch des Herzogs von Marlborough. Bei der Arkunft auf dem Bahnhof in Blenheim, welche um 1 Uhr erfolgte, wurde Seine Majestät der Kaiser von dem Herzog und der Herzogin von Marlborouah e:pfangen. Eine Abtheitung Orfordshire - Husaren bildete die Ehren- wache. A':ch Viscount und Viscounteß Curzon, Lord Valentia und der Mayor von Blenheim mit den städtischen Behörden hatten sih zum Empfang eingefunden. Unter den Hochrufen einer großen Volksmenge fuhr Seine Majestät mit den Prinzen, den Herzoglihen und den anderen Herrschaften durch die shôn geschmüdckdte Stadt nah dem Sch!ofse, wo nah Besichtigung der mannigfachen Sehenswürdigkeciten ein Frühstück eizgenommen wurde. Später unternahm Scine Majestät ber Katser eine Spazierfahrt durh den Sch!oßpar?

und pflanzte in dem Herzoglichen Privatgarten einen Baum.

Um 4 Uhr e:folgte die Rückkehr nah Windsor und die An- funft daselb} um 51/2 Udr.

Jhre Majestät die Kaiserin Auguste Victoria unterzahm heute Miitag mit Jhrer Majestät der Königin Victoria einen Spaziergang.

Nach dem heutigen Diner findet eine Abendunterhaliung statt, bei welcher wallisishe Chorg:säage zum Vortrag gelangen werden. Jhre Maj-stät die Königin Victoria wird mit den Kaiserlichen Majestäten, den Königlichen Prinzen und Prin- zessinnen an dem Diner theilnehmen, bei dec musikalishen Unterhaltung aber nicht zugegen sein.

In der am 23. d. M. abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths widmete der Vorsißende, Staats-Minifter und Staatssckcetär des Jnnern Dr. Graf von Posadowsky- Wehner zunächst dem vormaligen Großherzoglich sächsischen Bevollmächtigten, Wirklihen Geheimen Rath Dr. von Heerwart einen ehrenden Nachruf. Nah dem Ein- tritt in die Tagesordnung wurde von der Vorlage, betreffend den Stand der Bauausführungen 2c. für die Eisen- bahnen in Elsaß-Lothringen 2c., Kenntniß genommen. Genehmigt wurden die Spezial-Etats auf 1900 für den allgemeinen Pen- sionsfonds, für die Verwaltung des Neichsheeres, für die Marineverwaltung, für den Reichs-Jnvalidenfonds und für das Reichsamt des Jnnern. Die Entwürfe von G:seßen für Elsaß- Lothringen über die Gerichtskosten, über die Notariatsgebühren, über den Güterstand der zur Zeit des Jnkrafttretens des Bürgerlichen Geseßbuchs bestehenden Ehen und über die Auf- hebung von Landesgeseßhen wurden in der Fassung der Beschlüsse des Landes-Ausschusses angenommen. Den zu- ständigen Ausschüssen wurden üderwicsen: die Vorlage wegen Aenderungen des s\tatistishen Waarenverzeihnisses 2c, die Vorlage, betreffend die Verleihung von Korpo- rationsrehten an die „Schantung - Bergbau - Gesellschaft“, der Gesetzentwurf wegen Feststellung des Reichs- haushalts-Etats für 1900, der Geseßentwurf wegen

eststellung des Haushalts-Etats für die Schußgebiete für 900, der Gesczentwurf wegen Aufnahme einer Anleihe für die Zw: der Verwaltung des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahnen, sowie der Entwurf eines Gesezes wegen Verwendung über-

\{hüsfiger Reichseinnahmen aus dem Rechnungsjahre 1900

zur Schuldentilgung. Einige vom Reichstage zu Petitionen

aefaßte Beschlüsse wurden dem Reichskanzl-r überwiesen. Außckrdem wurde die Wahl cines Mitgli: des des Kuratoriums der Neichsbank vorgenommen und über den Seiner Mazestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschlag wrgen der Beseßung einer Rathsjtelle beim Reichsgericht B:\chluß gefaßt.

Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die ver- einigten Aueschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungs- wes:n Sißzungen.

Jn der Zeit vom 1. April 1899 bis zum Schluß des Monats Oktober 1899 sind im Deutshen Reih fol- gende Einnahmen (einschließli der freditierten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauch§îteuern Fowie andere Einnahmen nah dem „C:niraldviatt füc das Deutsche Reich“ zur Anschreibung gelangt: L

Bolle 281 169049 M (gegen das Vorjayr 11376 074 46), Tabacfsteuer 6411 942 A i— 30272 #6), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselben 61409 1965 S (+ 2804019 M), Salzsteuer 26 948 513 M (+ 825 513 M), Maischvottich- und Branntweinmaterialstzuer 1518 217 4 (— 18256957 M), Verbrauchsabgabe von Braantwein und Zuschlag zu derselben 80 234901 (+ 10151567 #4), Brennstzuec 906 952 M (— 1 095 552 A), Braustzuer 19018 491 4 (+ 866 433 M4), Uebergangsabgave von Bier 2350029 #4 (+ 125395 M1), Summe 475 147952 # (+ 4415363 #4). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 11314789 # (— 522031 M), b. Kauf- und sonstige Anihaffungsgeschäfte 9063416 M (+ 1828718 A6), c. Loose u: Privatlotterien 2734626 # (+ 235 188 #6), Staatslottecien 8 712605 (+ 218 799 4), Spielkartenstempel 795 835 # (+ 25524 #4), Wechjelstempel- steuer 6 900 233 #6 (+ 539659 A6), Poïi- und Telegrapzen- Verwaltung 214 751 092 M6 (+ 15 155 749 M), Reichseisznbahn- Verwaltung 51 586 000 M (+ 4114000 f). a

Die zur Reichsfasse gelangte Jst - Einnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten, beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 255 092147 M’ (— 10 778 644 A), Tebadsteuer 7 884 005 A6 (— 438 625 A), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselben 57 774107 M —+ 6 832707 M6), Salzsteuer 25 307 743 M (+ 735690 M6), Maischbottih- und Branntwzinmateriaisteuer 4127933 (— 2010 292 A6), Verbrauhsabgabe von Branntwein und Zu- \hlag zu derselven 63823 261 M (+ 6081814 M), Brenn- steuer 906 952 M (— 810 355 #6), Brausteuer und Ueber- gangsabgave von Bier 18194351 # (+7 842598 S6), Summe 436296655 M (+ 454893 4). Spielkarten-

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. Yacht „Hohenzollern“, Kommandant: Kapitän zur See Graf von Baudissin, und S. M. S. „Hela“, Kommandant: Korvetten-Kapitän RNampo ld, gestern in Sheerneß eingetroffen.

S. M. S. „Kaiser Friedrich TIl.“, Kommandant: Kapitän zur See von Dresky, ist gestern in Vlissingen angekommen.

Der Ablösungstransport für S. M. kleinen Kreuzer „Jrene“, Transpo:tführer: Fregatten-Kapitän Stein, ist am 22. November in Nagas«k:t eingetroffen und der Rück- transport der abgelöiten Besazungen S. M. S. S. „Deutschland“ und „Jrene“, Trausportführer: Kapitän- Leutnant Brüll, am 23. November von Nagasaki abgegangen.

Der Ablösungstransport für die Schiffe der westafrikanishen Station, Transportführer: Korvetten- Ka: itän Kutter, ist gestern mit dem Dampfer „Gertrud Wérmann“ in Kamerun angefommen.

Oefterreic{-Ungaru.

Das österreichische Abgeordnetenhaus seßte* gestern die Debatte über die den Ausgleih mit Ungarn be- treff-nden Kaiserlichen Verordnungen fort. Der Abg. Kaftan beendigte zunächst seine vorgestern begonnenen Ausführungen. Ec erflärte unter anderem, Oesterreich habe eiw Jnteresse an der Erhaltung des Absazgebiets auf der Balkanhalbinsel, be- dauerte, daß die Beziehunzen zu Rußland mit Rücksicht auf die Belgrader Vorgänge der l- gten Monate getrübt worden seien und lenkte dann die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Export- fähigkeit der österreichishen Jndustrie, welche die Gründung von Exporigesellschaften nothwendig mache. Der Redner wies ferner auf Deutschland hin, welchcs erreiht habe, daß die Deutschen in ‘Jaffa keine Steuern zahlten, und wünschte, daß die Regierung das Projekt eines Donau-Oder:Elbe-Kanals ausarbeiten lasse. Schließlih b:sprah der Redner die Stellung seiner Partei zu dem Ministcrium Clary und erklärte, die Czechen fönnten die Ausgleihsvorlagen nur einer Regie- rung bewilligen, zu der sie Vertrauen hätten. Das Minifterium Clary habe den C:echen den Krieg erklärt. „Wir nehmen den Kampf auf“, {loß der Redner unter dem Beifall der Jung- czehen. Der Arg. Dvorak (Czeche) führte in dreistündiger Rede aus, die Regiecung habe vor Ungarn fkapituliert, hob die Reformbvedürftigkeit des Veterinärgesezes her- vor und meinte, Oesterreich werde von Ungarn dur die Einschleppung von Viehseuchen nicht nur direkt geschädigt, sondern auch indirckt, indem Deutschland seine Grenzen gegen den Jmport des österreichischen Viehs sperre. Der Abg. Jax (chchristlih-sozial) sagte: gegenüber der ungarishen Präponderanz sollten alle österreichischen Völker ihre fleinen Streitigkeiten vergessen und gegen Ungarn Stellung nehmen. Seine, des Redners, Partei stehe nicht auf dem Standpunkt der Gchässigk.it gegen Ungarn, aber weder die Deutschen noch die Czehen dürften sich zu Heloten der Ungarn hergeben. Der Redner sprach sich auch gegen die Valuta- regulierung aus und erklärte, dicselbe bedeute eine s{hwere Belastung der produzierenden Stände Oesterreichs, sie sei eine direkte Münzfälshung und bedeute nur Geschenke an das Großkapital. Die Chrisilih-Sozialen würden die Ausgleichs- vorlagen mit allen Mitteln bckämpfen. Dice Verhandlung wurde sodann abgebrochen.

Großbritannien und Frland. Nach der „London Gazette“ hat die Königin für die

Fürstin zu Leiningen eine vierzehntägige Hoftrauer an- geordnet, welche heute beginnt.

Frankrei,

Der Ministerrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner gestrigen Sißung die Erneuerungswahlen für dag verfassungsmäßig ausscheidende Drittel des Senats auf den 28. Januar n. J. angeseßt.

n der Deputirtenkammer begayn geftern die Be- rathung des Budgets des Auswärtigen. Auf cine Ans frage wegen der Durchsuchung des französishen Dampfers „Cordoba“ durh einen britishen Kreuzer in der Delagoas Bay erklärte der Minister des Auswärtigen Delcassé: Krieg- führende hätten das Recht, sich der Nationalität von Fahrzeugen zu vergewissern. Wenn der britische Kreuzer nichts Anderes gethan habe, so habe er sich im Recht befunden. Auf China übergehend, erinnerte der Minisier an die Konzessionen, welhe die ver- schiedenen Nationen, darunter auh Frankreih, dort erhalten hätten, und bemerfte: „Wir haben uns niht mit den Aktionen anderer Mächte zu b:shäftigen, solange sie unsere Interessen nicht beeinträchtigen. Die Beseßung von Kwang- tihauwan war nothwendig gzworden durch das Vorgehen Deutichlands. Wenn wir bei der Theilung auch weniger gut fortgekommcen sind als Großbritannicn, so habvcn wir doch den Punkt genommen, der uns am geeigneten erschien.“ Rußland, fügte Delcasé hinzu, habe es verstanden, bis nah Petchili zu fommen. W115 Frankreih angehe, so liege die Zone seines Einslusses bei Tongking Wichtig für Frankreich sci, daß China sih verpflichtet habe, die Tongking benaGbarten Provinzen f-inem Einfluß einer auswärtigen Macht ausschließlich zu öffnen. Frankreih müsse darauf bedacht sein, China für jede aus- wärtige Unternehmung offen zu halten. Es habe in China fein? Shwächung erfahren. Der Minister ging sodann zu der Besprehung des Krieges in Süd-Afrika über und erklärte, daß er für Vermittelung und Schiedsgericht sei, aber er sei der Ansicht gew-sen, daß er hierzu nicht die Juitiative ergreifen dürfe, da die Mächte die in der Haager Konferenz getroffenen Abmachungen noch nicht unterzeichnet ätten, Ec berührte sodann die Kritiken gewisser Bläticr ia der Faschodafrage, welhe diese Blätter als eine nationale Er- niedcigung bezeichnet hättez, und sagte, die Regierung habe diese vollkommen gerechtfertigt» Entscheidung treffen müssen, ob- wohl sie ihr grausam erschienen sei. Man hab? ihr daraus ein Vecbrehen gemacht, und w-nige Monate spätec sei der Vertrag unterzeichnet worden, weiher Frankreich weite Gebiete eing-räumt und die Einh:it des franzöhhen N:iches in Afrika geshaff-n habe, D-lcassé erinnerte an die Unterzeichnung des Handelsabkommens mit Jtalien, welches für beide Ländec gieih zufriedenft-llend sei und die anen Bzaziehungen zwishen beiden Ländera wiederhergestellt habe. Dann se: die Konferenz im Haag gekommen, wo die Vertreter Frankceihs ihre Pflicht vollständig gethan hätten, Die Gegner der Regierung wollten, daß Frankreich in Europa mächtig sei, sie verlangten zugleich aver au, daß Frankreich überall seine Hand im Spiel haben müsse, und forderten weiter unaufhörlich eine Vergrößerung d:s Ge- bietes, als ob Frankreih nicht hon ein uageheures Kolonial- reih besäße, wlch:s zunähst erschlossen werden müsse. „Wir haben nur unsere Jnteressen zu berücksichtigen uno nicht nah zweideutiaer Popularität zu hashen. Die Re- gierung ist sich ihrer Pflichten bewußt un erfüllt sie. Jn An- sehung unserec vitalen Juteressen und im Hinblick darauf, daß die Bevölkerung Frankreichs kaum noch zunimmt, ist die Re- gierung zu dem Schluß gekommen, daß fie sih weniger um eine Vergrößerung des Geöiets, als darum bemühen muß, das zu erhalten, was sie bereits hat.“ Delcassé wies sodann auf das mit den Vereinigten Staaten von Amerifa. ge- troffene Abkommen hiz und fuhr fort: „Durch unsere durch- sichtige und aufrihtige Politik haben wir uns bei Einigen AreundiGaft und Achtung bei Allen erworben.“ Ler Minister spra sodann sharfen Tadel gegen diejenigen aus, welche die edelsten Gefühle mißbrauhten, um die Regierung zu bekämpfen und die öffentlihe Meinung gegen die selbe aufzureizen, und \chloß: „Unmittelbar nach seinen Sieg-n fühlte Deutschland das Bedürfniß, Bündnisse zu suh:n. Dem Dreibunde stellten Frankreih u»d Rußland den Zweibund gegenüber, dec immer enger wird. Ec verbürgt unsere Sihherdeit in der Gegenwart und er:aubt uns, weile Pläne für die Zukunft zu fassen, und er sol uns in dem Geiste der Beharrlichkeit, der ihn herbeigeführt hat, erhalten.“ Die Sizßung wurde hierauf geschlossen. /

Der Staatsgerichtshof sezte gestern das Zeugen- verhör fort. Der Polizeikommissar Leproust sagte aus, die Royalisten hätten die Arbeiter in La Villette zu gewinnen g& suht, um am 25. Oktober 1898, dem Tage der Wieder- eróffnung der Kammern, auf den Boulevards zu demonstrieren. Mehrere Arbeit:r von La Villette erklärten, fie hâäiten von dem Comité Sabran - Pontevès 5 Francs erhalten, wofür sie am Tage der Wahl Loubet's rufen sollten: „Es lebe das Heer!“ Gager, der Prähdent dieses Comité’'s, gab zu, etwa hundert Personen [für Kundgebungen angeworben zu haben, bchauptete jedoh, das cr diejelben aus cigenen Mittela bezahlt habe. Ein Zeuge gad an, der Polizeikommissar Leproust habe ihn in seiner Auéjage beeinflußt; Leproust stellte das durhaus in Abrede. Der An- geflagte Sabran-Pontevès erklärte, er stehe den Anwerbungen von Personen fern, welhe an dem Tage der Wahi Loubet s „Es lebe das Hecr!“ hätten rufen sollen. Die Sizung wurde sodann aufgehoben.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer berieth gestern den Entwur! einer Adrcsse auf die Thronrede. Gegen die Politik des Kabinets sprachen, wie „W. T. B.“ berichtet, die Deputules Pantano (äußerste Linke), Bonacci (Linke), C0118 (Sozialist), Carlo di Rudini (Linke) und dec ere (Sozialist). Der Minister-Präsident Pelloux führte aus: er halte den Augenblick nicht für gckommen, um 5 alle Bemerkungen der Redner zu antworten, er beshran!f sih darauf, einige rihtig zu stellen; er müsse energi]® F flâren, daß die Regierung keinen Einfluß auf den Prof betreffend den Umsturz der Urnen, genommen habe Das Ministerium trage keine Verantwortlichkeit dafür, wenn. Budgetberathung noch nit begonnen habe. Der Minijt?7 Präsident leugnete ferner, daß es sich um eine Bewilligun3 gen 14 Millionen neuer Ausgaben für Militärzwecke haudtt- dem Hause unterbreitete Vorlage betr: fe vielmehr die es theilung der gewöhnlichen Ausgaben. Was. den 3. wohnsi anlange, so handle es sich nicht darum, diese uon richtung abzuschaffen, sondern ihr den Charafter eint er nahmemaßregel zu nehmen, indem man ihr die Scstalt

durch Richterspruch zu verhängenden Strafe verleihe. er

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Gelegenheit, die ganze Politif bes Kabinets zu erörterr, Ee

sih hoffentlih bald darbieten. erstatter Villa gesprochen hatte, wurde der Adreßentwurf durch Aufstehen und Sigenbleiben angenommen ; gegen denselben stimmte nur die äußerste Linke.

Spanien.

Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und der Prinz Friedrih Heinrich von Preußen sizd, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Burgos eingetroffen und haben die dortigen Sehenswürdigkeiten besichtigt.

Belgien.

Die Repräsentantenkammer hat, dem „W. T. B zufolge, gestern mit 70 gegen 63 Stimmen bei 8 Stimm- entha:tungen das Gesetz, betreffend die Proportionalver- tretung bei denWahlenr zur Legislative, angenommen.

Türkei.

Wie das Wiener „Telegr. - Korresp. - Bureau“ aus Philippopel meidet, sind, dort eingetroffenen Berichten zufolge, in Konstantinopel während der leßten vierzehn Tag: 17 Türken verhaftet worden, darunter der Mollah Zia, der höhste Ulema nah dem Steikh ul Jslam, fowie der Publizist und Staatsrath Said B?:y. Die Bevölkerung von Konstantinopel si in der größt-n Unruhe. Für zwei der Ver- hafteten seien von diplomatischer Seite freundschaftlihe Schritte gethan.

Bulgarien.

Dem Wiener „Tel-gr.-Korresp.-Bureau“ zufolge verlautet gerühtweise in Sofia, daß die Regierung die Ausgabe von Papiergeld mit Zwangskurs vorbereite.

Amerika.

Aus Santiago de Chile meld.t „W. T. B.“, daß der Minister-Präsident, der Finanz-Minister und andere Mitglieder des Kabinets ihre Entlassung gegeben hätten. Der Präsident Errazuriz habe eine Berathung mit Rafael Halmaceda und Joaquin Godoi gehabt und dieselben ersucht, die Neubildung des Kabinets zu übernehmen.

Afrika.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Magalaqye (?) vom 19. d. M., es sei daselbst ein cingeborener Läufer aus Mafeking mit Nachrichten vom 15. d. M. eingetroffen; danach sei die Stimmung der Garnison eine gute; die Lage werde jedoch täglih shwieriger, da die Buren ihre Verschanzungen näher herangebraht hätten und die Engländer unaufhörlih mit Geshüß- und Gewehrfeuer über!hütteten. Da die Garnison in unter der Ecde befindlihen Räumen habe untergebracht werden müssen, sei der Gesundheitszustand ungünstig.

Das britishe Kriegsamt hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern von Lord Met huen ein Telegramm erhalten, in welchem es heiße, daß es den Verwundeten gut gehe. Die Zahl der Gefangenen ‘übersteige fünfzig. Unter denselben befänden si cin deuts her Kommandant und sechs Feldkornets. Neunzehn von diesen Gefangenen seien verwundet. Lord Methuen füge hinzu, er sei niht im Stande, die Verluste der Buren an- nähernd anzugeben. Die Gefangenen sagten aus, der Angriff sei für die Buren eine Ueberraschung gewesen, und dies sei das erste Mal gewesen, daß sie geshlagen worden seien.

Ueber das Gefecht bei Bel mont liegt nachstehender Bericht des „Reuter’shen Bureaus“ vor:

Die ganze West-Division brah am Dienstag vom Oranjefluß auf und bivouzkierte bei Witteputs. Zwei Kompagnien berittener Jn- fanterie und eine Abtheilung australisher Lancers wurden abgesandt, um die Thomas-Farm zu beseßen. Dieselben hinderten den Feind an seinem Vormarsche; ließlich eröffneten die Buren aber aus einem G-\{hüß da! Feuer, worauf die britische Artillerie auffuhr und das feindliche Geschüß ¡um Scweigen brate. Am Mittwoch früh bra die Garde-Brigade auf und rückte stetig vor auf einen kleinen Hügel, wenige Meilen östlih von der Station Belmont. Die \&ottish2 Garde und die Garde-Grenadiere rückten auf etw1 50 Yards an den Fuß des Hügels heran, obwohl sie ein vernihtendes Feuer auszuhalten hatten, welches sie einen Augenblick Pes ließ. Als der Tag. anbrah. wurde ein tödtliches Feuer auf die Reihen des Feindes eröffnet. Dieser Gewehr- Hmvf dauerte eine halbe Stunde, dann ging die Artillerie vor, und die Buren räumten ihre am weitesten vorgeshobene Stellung. Die shottishe Garde erstürmte den Hügel mit gefälltem Bajonett unter lauten Hurrahrufen. Dann ging auch die neunte Brigade in ausgedehnter Linie vor. Der Feind begann ein furchtbares Kreuzfeuer von den um- liezenden Hügeln, aber troy detsclben stürmten die Coldstream- Garten, unterstüßt von den fchottisGen Grenadieren sowie dem Nort humberland- und dem Northampton-NRepiment, auch die zweite Position des Feindes. Die britische Artillerie leistete hierbei vortreffliche Die-.ste. Das Feuer des Feindes war anhaltend und wirkfam, aber dié britise Infanterie kam nicht einen Augenblick ins Wanken. Troß einec von den britishen Lancers ausgeführten Flankendewegung gelang es den Buren, nachdem sie aus ihrer zweiten Position zurückgegangen waren, au? einer dritten Hügelreihe Posto zu fassen. Die Infanterie hielt ibrem Feuer wiederum wack-r Stand. Als nun die Sciffs- brigade auf eine Entfernung von 1800 Yards ebenfalls in Aktion trai, konnte der g nicht mehr Stand halten. Tödtliche Salven trafen ibn hintereinander und nöôthigten ihn, feine Stellungen zu ver- lassen. Nun ging die Kavallerie vor und verfolgte die Buren fünf Meilen weit. Die Engländer nahmen das Lager ter Buren und zer- störten die dort befindlihen Vorräthe.

Wie die „Daily News“ aus Queenstown vom 23. d, M. melden, sind die britishen Truppen von dort vorgerückt. Es heiße, die Buren marschiertcn auf Ster kstroom zu, wo sie jeder Zeit eintreffen könnten. Man glaube, daß die dortigen Buren loyal bleiben würden.

Ein Telegramm des „Advertiser“ vom Mooi-RNiver be- sagt, daß der Feind gestern früh nur gelegentlich einen oder zwei Schüsse auf das britische Lager abgegeben habe; es gehe das Gerücht, daß ein shweres Geshüßfeuer nah Norden zu gehört worden sei. Dics wcrde durch einen amt- lihen eingeborenen Läufer beslätigt, der von den Buren gefangen worden, dem es abcr gelungen sei, zu ent- fommen. Der Läufer sei in der lehten Woche in Ladys N gewesen und bestätige die Berichte von schweren Gefechten, welche dort stattgefunden hätten. Die Buren hätten

mehrere Versuche Kana s britische Lager zu nehmen, erli

seien aber mit {weren isten tp A worden. Die „Times“ meldet aus Mooi-River vom gestrigen Tage: Am Donnerstag früh fand ein heftiges Gefecht bei Willow Grange, nahe bei Estcourt, statt. Das Westb: York- shire- und das Éast Surrey-Negiment nahmen den Brynbvella- ügel mit dem Bajonett. Die Buren wurden indessen durch rtillerie verstärkt und warfen den linken britishen Flügel urud, Die britischen WMearinegeshüge waren nicht im fande ei einer Schußwéite von 11 000 L das L R Feuer zu erwidern. General Hildyard befahl gegen tiltag den all- gemeinen Rückzug auf Estcourt. Der Verlust der Engländer beträgt 3 Todte und 44 Verwunbete.

Nachdem noch der Bericht-

Eine gestecn in Durban eingetroffene amtlihe Nachricht des Generals White aus Ladysmith vom 22. d. M. besagt, daß die Lage unverändert sei; die Truppen seien wohl und munter.

Dem „Reuter'shen Bureau“ zufolge hatte die Regie- rung der Südafrikanischen Republik cs abgelehnt, irgend welche Vorstellungcn seitens des Konsuls der Ver- einigten Staaten in Pretoria Macrum hinsihtlich der Be- Ps der gefangenen Engländer entgegenzunehmen, indem te erklärte, derartige Vorstellungen müßten durch die militäri- hen Behörden gemaht werden. Dacauf hat nun, wie das- selbe Bureau aus Washington meldet, die Regierung der Vereinigten Staaten Macrum telegraphisch angewiesen, dem Präsidenten Krüger gegenüber zur Geltung zu bringen, daß nach Ansicht der amerikanishen Regierung alle zivilisierten Nationen die Thätigkeit der neutralen Ver- treter im Interesse der Angehörigen der kriegführenden Mächte gutheißen müßten, und daß er, Macrum, auf der Ausübung seiner heiligen Pflichten, die” ihm durch alle Erwägungen der Menschlichkeit auferlegt seien, zu bestehen habe.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestri ge Sißgung des Reichstages befindet sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (109.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats - Minister Dr. Graf von Posadowsky: beiwohnte, wurde zunächst ein \hleuniger Antrag der Abgg. Dr. Lieber und Ge- nossen (Zentr.) wegen Einstellung des gegen den Abg. Dr. Heim (Zentr.) beim Landgeriht München T wegen B.leidigung s{chwebenden Strafverfahrens während der Dauer der Session ohne Debatte angenommen.

Darauf wurde die zweite Lesung des Geseßentwurfs, O die Abänderung der Gewerbeordnung, ortgeseßt.

Von den Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) lag der A vor, folgenden neuen § 114 e anzunehmen:

„Zwischenmeister dinfen nur in eigenen Arbeitsräumen Arbeiterpersonal beschäftigen. Die Heimarbeiter stehen reht- lid im unmittelbaren Arbeitêverhältniß zu dem Hauptunter- nebmer Gewerbetreibende, in deren Auftrag und für teren Rechnung von Hausgewerbetreibenden (Gewerbetreibenden, weiche in eigenen Betricbéstätten im Auftrage und für Rechnung ® guderer Gewerbetreitender mit der Herstellung oder Bearbeitung gewerbli§er Erzeugnisse beshäftigt find) gearbcitet wird, sind rüdihtlich der Hautgewerbetreibenden und ihrer Gehilfen, Geiellen und Lehrlinge Arbeitgeber im Sinne diess Ge- seßes und Dien\ber:chtigte m Sinne des Bürgerlichen Geseßbuhs. Die Arbeitgeber sind verpflichtet, ein Verzeichniß der von ibnen beschäftigten Heimarbeiter an einer für Jedermann sicht- baren Stelle in ihrem Geschäftlokal auszuhängen.“

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes außer dem Staatssckcetär des Jnnern, Staats- Minister Dr. Grafen von Posadowsky noh die Abgg. Albrecht (Soz.), Freiherr Heyl zu Herrnsheim (nl.), Reißhaus (Soz.), Jacobsfkötter (d. konf.) und Stadt- hagen (Soz.).

Kunft und Wissenschaft.

+4 Avs den beiden dietjährigen Münchener Ausstellungen hat Hofrath Paulus, der gegenwärtige Manager des Kunstfalons von Eduard Sqhulte, eine geit getroffene Auswahl der bedeutendsten Werke vereinigt, fodaß die Berliner Kunstfreunde bequeme Gelegen- heit finden, si über die Ergebnisse der heurigen Münchener Kunstschau ein Uitheil zu bilden. Die G:uppe der Schotten und Engländer ist vertreten durch Alexander Roche, der in einer Salonshäferin „Chloe* die englishe Mod:kunst des ahtzehnten Jahrhunderts wieder beraufbeschwört, während die in leihtes Gelbzrau getauhte Vedute einer \ch ttishen Stadt das landschaftlihe Ideal der Nichtung ver- finnliht; ferner durh Macaulay Stevenson, F Whitelaw Hamilton und Ja mes Paterfon, die ebenfalls die zard abgetônte, in leise Nebel gehüllte Natur ihres Berglandes als einzigen würdigen Borwurf der Malerei betrachten, und durch den reihbegabten Radierer und Maler D. Y. Cameron, der cine meisterbaft gestimmte Ansicht eines Flußufers und zahlreihe Werke seiner Nadiernadel ausgestellt hat. George Sauter, ein geborener Deutscher, der sich in London vôllig heimisch gemadt bat, bewährt sich in seiner „Inspiration“ als äußerst geshickter Techaiker ; leider fehlt aber den Gestalten, vie das Schaffzn des Kunsthandwerkers verherclihen sollen, die rechte finn- fällige Prägnanz des Ausdrucks. Trefflich ift ihm das Porträt F. von Uhde's gelungen. Kräftiger als die Schotten, dabei mit altmeister- liher Vocnehmheit des Geshmacks faßt Bertram Priestman die Natuc auf, während die Ansicht der Paulskirhe von George Thomson hinter den ersibtlihen Vorbildern Canaletto und Guardi wegen threr unsicheren Zeichnung arg zurückble®bt. Maurice Greiffen hagen, Marianne Stokes und Millie Dow reyräsentieren den präraphaelitiihen Stil der englischen Modemaleiei. Troß des feiasinnigen Geschmaks, der diefe meist durch Burne Jones beeinflußten Maler iin allgemeinen auszeichnet, wird man sich nicht lange mehr über die innerliche Unchrlichkeit der ganzen auf die Empfind- samkeit moderner Aestheten berechneten Kunstrihturg tauschen, die gegenwärtig, wie ¿. B. die Quellnymphe von Edgard Maceuce und die Aftstudie von Paul Besnard beweisen, auh in Paris begeisterte Anhänger gefunden hat. Charles Cottet be- einträchtigt die Wirkung seiner höchst charaktervollen Land!chaft durch den se; timentalen Auödruck der in den Vordergrund gestellten Köpfe. Eine schr stimmungsvolle Herbstlandshafst, durh die ein Bahnzug saust, hat der Belgier Victor Gilioul audgestelt. Das trauliche, mit äußerster Delikatesse gemalte JInterieur des Dänen Vigo Jo- hansen, etne große, aber wenig interessante Leinwand von S. Kroyer und ein pikantes welblihes Bildniß des Russen NBValentin Sersff mögen die Aufzählung der wichtigsten ausländischen Werke der dies- jährtgen Münchener Ausstellung beschließen.

Nur wentge deutsche Arbeiten haben den Weg vom Glaspalast und dem Sezessionsdgebäude nah Berlin gemacht. Zivei größere Abendlandschasten mi! Staffage von Christian Landenberger zeigen ihren Schöpfer auf dem Wege des gemüthvollen Charles N reidhes Farbenleben und zarte Stimmung zeihnen sie aus.

as absichtlihe Ignorteren perspektivischer Megeln, wie es in dem ersten dieser Bilder „Nua ade, du \tiles Haus“ zu Tage tritt, muß als eine ch mehr und mehr elubürgernde Modelaune zurückgewiesen werden. Auß Angelo Janl's großes Stadtbild aus der Vogel- schau, das überdies ln ret schwersälltger Technik gemalt ift, leidet daran. Jank, der als Zeichner der „Jugend“ zuer] medr hervor» getreten is, unkerscheidet zu wentg zwolschen Anforderungen, die mana an elne gelezentlihe Studie und denen, die man an ein Bild stellen muß. Die „eiserne Wehr“ wirkt trog ibres ansprudsvrollen Vormats und der gewandten Technik l'elneswegd bildmnäßtg. Als fehr tüchtige Leistung muß dagegen Rudolf Me Näherin bezeichnet werden. EctttaO hl's Interieurs sind ungleih, Der BUck in das Selten\{ch(fff dexr Danziger Marlenklrhe wird der Poesie ded Orts nicht

ganz gereht; au maleris is das Bild wentger interessaut als die

beiden beclländishen Innenscenen, die freilih die Farbigkeit auf Kosten der Naturwakhrheit forcieren.

Zum Schluß sei noch einer Anzahl Landschaften von K. Müller- Kuriwelly und einer liebenswürdigen venezianischen Vedute von F. Höniger gedacht, die aus der übergroßen Zahl von zum theil recht unbedeutenden Bildern in den vorderen Sälen si vortheilhaft herausheben.

Fräulein Angelika von LepelIl, eine unserer bekanntesten Stillleben-Malerinnen, hat eine Ausstellung von Werken ihrer Hand in ihrem Atelier, Stegliperstraße 44, veranftaltet. Die ver- schiedenen Kunstwerke bieten einen Ueberblick über das Schaffen der Künstlerin, die niht nur den P.nsel, sondern au die Nadel kunstvoll ¡zu führen versteht. Die Stiüleben zeigen flotte Technik, geläuterten Farbensinn und feines Empfinden für fünstlerisWe Anordnung. Reizvoll sind eine Anzahl Aquarelle und Gouachen, die zum theil die s{chwermüthige Stimmung unserer heimathlichen Mark, ¡um theil oberitalienische Motive zum Vorwurf haben. Allerdings würden etwas luftigere Töne in den Landschaften vi-lleiht noch vortheil- bafter wirken. Die ausgestellten Stikarbeiten sind von Fräulein von Lepell selbs entworfen und ausgeführt ; sie zeigen movern stilisierte Muster in gefälliger Vereinigung von Malerei und Seidenftickerci Einige Arbeiten überra\hen dur die künftlerishe Wirkung, die bei so N durh feinen Farbensinn und St!1gefühl erzielt worden ist.

Theater und Musik.

Schiller-Theater.

Am gestrigen Abend ging Sardou?s geistreihes und reizvolles Lustspiel „Cyprienne“ in der Bearbeitung von Oskar Blumenthal neuetnstudiert an dieser Bühne in Scene. Die Titelrolle lag in den bewährten Händen der Frau Eysoldt; fie gab die pikante, launenhaft nerbôse und von Lebentmuth übersprudelnde junge Frau recht gut, bätte aber vielleiht auf das Betonen dieser Eigenschaften weniger Nach- druck zu legen brauen und es den Zuhörern überlassen sollen, die- selben herauszuenpfinden Troßdem war ihre Auffassung eine durhaus eigenartige und interessante. Herr Patry zeichnete den Herrn von Prunelles als den lebenslustigen und frohgemuthen Ehemann, wie ex in dem Stück gedacht is. Auch die Herren Köstlin (Adbómar) und Schmasow (Oberkellner) spielten gewandt und charakteristisch. Die Leistungen der anderen Mitwirkenden und die Regiesührung des Herrn Patry entspcahen allen Anforderungen.

Lessing - Theater.

„Ein Frühlingsopfer“, Schauspiel in drei Aufzügen von E. von Key serling, ein Erstlingswerk, welches, unlängst in einer Matinóe des Vereins „Freie Bühne“ aufgeführt, eine kletne literarische Fehde zwishen zwei bekannten hiesigen Dramatikern über die dichterishen Anlagen seines Verfassers zeitigte, ging gestern zum ersten Mal in einex öôffentlihen Vorstellung in Scene, Der Erfol war zwar kein stürmischer und blieb auch nicht gänzli unwidersprohen, bewies aber immerhin, raß der Verfasser eine der Förderung werthe Begabung besizt. Im WMittel- punkt der Handlung steht die rührende Gestalt eines frommen, unverdorbenen lithauischen Dorfmädchens, das, dem Triebe eines naiven Wunderalaubens folgend, der Mutter Gottes gelobt hat, zu sterben, wenn die kranke Mutter gesund würde, das aber durch die plöulih aufkeimende Liebe zu dem reihen Bauernfohne Indrik eine ibm nunmehr sündhaft erscheinende Luft zum Leben verspürt. Dieser Herzenskorflikt ist ergreifend geschildert, findet aber einen mehr traurig als tragish zu nennenden Abfluß dur den freiwilligen Tod des von scinem Liebhaber betrogenen Mädchens. Die Darstellung war im Großen und Ganzen eine recht gute. Der weiblihen Haupt- gestalt wußte Fräulein Elsinger eine von poetischem Zauber verklärte, innige Schlichtheit zu verleihen, die glaubhaft wirkte und zu Herzen ging. In den anderen Rollen zeihneten sih die Damen Meyer und Waldegg, die Herren Connard, Stock, Waldow, Pfeil und Pagay aus.

Im Königlihen Opernhause geht morgen Gluck'8 Oper „Orpheus und Eurydike“ unter Kapellmeister Strauß? Leitung in Scene. Den ODcpheus fsiagt Frau Goetze, die Eurydike Frau Herzog, den Eros Fräulein Rotbauser, Am Montag gelangt Richard Wagner's Oper „Lohengrin“ mit Herrn Kraus in der LCTitelrolle zur Aufführung. Die Elfa singt Fräulein Hiedler, den Telramund Herr Hoffmann, die Ortrud Fräulein Reinl, den Köntg Heinrich Herr Witt-kopf, den Heerrufer Heir Bachmann. Das erste Auftreten dec Frau Mellie Melba findet am Sonn- abend, den 1. Dezember, statt. Zur Aufführung gelangt Donizetti?s Oper „Lucia von Lammermoor* mit Frau Melba in der Titelrolle. Den Lord Asthon singt H:rr Franceêco d’Andrade, den Ravenswood Herr Francesco Marconi. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Für diefe Vorstellung treten erhöhte Preise ein. Der Billetverkauf beginnt morgen.

Im Königlihen Schauspielhause geht morgen neu eine studiert Schiller's Trauersviel „Kabale und Liebe“ in folgender Be- seßung in Scene: Präsident: Herr Molenar; Ferdinand: Herr Christians; Hofinarshall : Herr Vollmer; Lady Milford: Fräulein Poppe ; Wurm : Herr Pobl; Miller: Herr Kraußneck; Frau Miller : Frau Shramm ; Luise: Fräulein von Mayburg; Sopbie: Fräulcin Abich ; Kammerdiener: Herr Netper. Am Montag wird Ludwig Fulda’s Märchenshwank „Schlaraffenland* wiederholt.

Im Neuen Königlichen Opern-Theater wird morgen zu ermäßigten Preisen Shakespeare's Trauerspiel „Othello* gegeben.

Das Deutsche Theater bringt in nähîster Woh?2 Wieder holungen des Schauspiels „Der Probekandidat“ von Max Dreyer außer morgen Abend noch am Montag, sowie am Mittwoch, Donnerêtag, Freitag und nähfifolgenden Sonntag Abend; am Dienstag wird „Der Meister von Palinyra“ gegeben, am Sonnabend Rosmersholm“. Am näthsten Sonntag kommen Nachmittags „Die W-°eber* zur Aufführung.

Im Berliner Theater wird morgen Abend „Der Pfarrer von Kirhfeld“ mit Herrn Sommerstorff als Gast in der Titelrolle gegeben. Am Montag, Mittwoch, Donnerètag und nächsten Sonn- tag, wird das Volks\tück „Die Herren Söhne“ wiederholt. Am Dienstag und Freitag (12. Abonn.-Vorst.) fizden Aufeührungen von „Tartuffe" und „Advokat Patelin* ftatt. Am Sonnabend wird „Zaza und am nähsten Sonntag Nachmittag „Wilhelin Tell“ gegeben.

Im Sciller-Theater kommt morgen Abend und am Donners- tag „Die Jungfrau von Ocleansd* zur Auffübdrung; am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend nätster Woche fiaden Wieder- bolungen von „Cyprienne* statt, am Dienstag wird Der Ritter von Zalamea* gegeben. Nächsten Sonntag Nachmittag wird als zweite Vorstellung im Silfler- Cyclus „Kabale und Liebe* aufgefübrt. Im Bürgersaale des Ratdhauses findet morgen ein Mendelssobn- Nbend* statt.

Im Theater des Westens findet morgen Nachmittag cine Wiederbolung des am Buß- und Bettage aufgeführten Oratorium® statt, Abends gebt „Undine* bei ermäßigten Preisen îin Scene. - Für Montag und Freitag nächster Wocde sind Aufführungen vou „Fra Diavoko* ange!ezt. Am Dienötag, Donnerêtag und Sountag gastiert Fräulein Prevosti, und zwar am Dienbtag îm „Linda von Chamounir*, am Doanerdtag im „Barbier von Sevilla® und am Sonntag ia „La Traviata®. Am Mittwoch gastiert zam ersten Male Herr Julius Perotti als Manrico im „Troubadour. Am Sonnabend gedt zu dalben Preisen „Undine* und am nen Sonntag Nacdmittag „Der Troubadour“ in Scene.

Im Lessing: Theater seßt sich der Spielplan der kommenden Wodcde folgendermaßen zusammen: Morgen wird zum erften Mai Philipp Langmann's dretaktiges Drama .Gettrud Antlek* aufzeädat Ote ersten Wiederholungen dieses Suüekes finden am Mittrwod and

Sonnabend statt. Am Montag geht zum zehnjährigen Gedithtn

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