1899 / 282 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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S E E ad L E E

P E E 2 E R R I T RE C S I

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weil Alles nah den Großftädten und nah größeren Geshäften drängt, wo mehrere Gehilfen find. Was ift die Konsequenz davon? Der Geschäftsbetrieb dieser kleinen Gewerbetreibenden, welhe \{chon jeßt schwer leiden dur die ungeheuer anwachsenden vielseitigen Waarengeschäfte, die sogenannten Waarenhäuser, und welche {hon in einer Reihe von Petitionen die Schwierigkeit ihrer ge\{chäftlihen Existenz klargelegt haben, würde durch eine folhe Bestimmung meines Erachtens noch wesentlich erschwert werden; gerade aus diesem hohen Hause heraus sind wiederholt Petitionen befürwortet worden, die Ver- hältnisse dieser kleinen Detailverkäufer einer näheren Prüfung zu unterziehen und zu erwägen, wie man diesen Leuten helfen kann. Nimmt man diese Bestimmung an, meine Herren, wonach die Ge- schäfte, die nur eine 10stündige Ruhezeit haben, sozusagen Geschäfte zweiter Klafse werden dürften in den Augen der Handlungsgehilfen, welche Stellung suchen, so wird man den Existenzkampf dieser Ge- \chäftsleute, ganz abgesehen von dem Streben, das jeßt durch die ganze Handelswelt geht, die Verkaufsstellen zu konzentrieren, meines Erachtens noch s{chwieriger geftalten; das ist einer der Hauptgründe, warum ich Sie bitten möchte, diesen Absay 2 der Kommissions- vorschläge n iht anzunehmen.

Aber, meine Herren, es kommt noch Eins dazu. Wenn Sie allgemein eine 11stündige Ruhezeit in Städten über 20 000 Einwohner einführen wollen, so wird die Lage für die kleinen Geschäfte, die die landläufigsten Lebensmittel verkaufen, für Bäcker, Milchhändler, Fleischer u. \. w., eine besonders s{wierige. Wenn der Manùú 9 Uhr Abends seinen Laden \{chließt, darf er vor Morgens um 8 Uhr seinen Gehilfen nicht wieder in Anspruch nehmen. Nun ift aber notorisch, daß gerade für diese Geshäfte wenn es sih überhaupt für irgend welhe Geschäfte begründen läßt, daß man ihren Betrieb über 8 oder 9 Uhr duldet folch ein verlängerter Ladenshluß ein praktisches Bedürfniß ist. Andererseits ist es notorisch, daß es gerade diese Ge- {äfte find, wo der Verkehr in den Städten weit vor 8 Uhr Mor- gens beginnt, denn eine Masse Leute, die selbs {hon vor 8 Uhr an ibren Geschäfts\tellen sein müssen, sind gezwungen, \sich mit Lebens- mitteln zu verforgen.

Ich gestatte mir jeßt auf die 14stündige Mittagspause einzu- zugehen. Die Herren von der fozialdemokratischen Partei haben eine 12stündigeNachtpause vorgeschlagen und eine minde- stens zweistündigeMittagspause. Ja, meine Herren, wer \o viel Zeit in seinem Leben hat, daß er zwölf Stunden Nachtzeit und zwei Stunden für seinen Mittagss{hlaf und sein Mittagefsen erübrigt, der hat fast eine Rentierexistenz. (Sehr richtig! rechts.) Die Herren von der Sozialdemokratie nehmen uns ja fo bei den großen Maffen immer den Wind aus den Segeln. Wir, meine Herren, schieben den Kulturwagen auf der harten Bahn des praktishen Lebens mühsam vorwärts und suchen in gemeinsamer Arbeit etwas Verständiges, praktisch Durchführbares zu hafen. Bei den Herren dröben wird ein Paragraph über Nacht gedaht, gedruckt, vertheilt und hier ein- gebracht, der uns alle überflügelt. (Zuruf bei den Sozialdemokraten.) Während wir hier mühsam nachdenken: wie laffen sihch vorhandene Uebelstände praktisch beseitigen ? find die Herren der Sozialdemokratie und müfsen es in den Augen ihrer Anhänger sein Nießsche’ sche Kraftmenschen, die alles lahend und s\pielend überwinden, worüber wir die längste und ernsteste Berathung pflegen. Wenn also die Herren von der Sozialdemokratie so weitgehende Anträge ftellen, so muß in den großen Massen wieder das Gefühl entstehen: die bürger- lichen Parteien, die Regierungen haben entweder viel geringeres Ver- ständniß für die Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung oder viel wenigex Herz, und die Sozialdemokratie is die einzige Partei, diz wirklih die Schäden gründlih und energish zu heilen versteht. (Sehr gut! rechts.) Ih weiß nicht, inwieweit olen Anträgen bewußte Tendenz zu Grunde liegt, aber daß es den Eindruck nach außen mat, daß Sie solche Tendenzen verfolgen, ift klar, is übrigens gestern \{on au von anderer Seite hervorgehoben. Also, meine Herren, daß es unmöglih wäre und die allerheftigste Opposition bei sämmt - lien Ladeninhabern hervorrufen „würde, wenn man s\ich auf solche Bestimmungen einließe, ift klar. Aber ih meine, man könnte \sih auch mit einer einftündigen Ruhepause begnügen. Daß in Laden- geshäften im rechtlihen Sinne sittlih bedenkliße Verträge ¿h kann nit anders sagen ges{lofsen sind über die Leistungen, zu welchen die Handlungsgehilfen verpflihtet werden, und daß man in einzelnen Fällen vielleiht mit einer gewissen grausamen Gewinnsucht vorgegangen ift, das will ich gern zugeben, und solwe Verträge, wie fe hier vorgelesen sind ich will annehmen, daß sie authbentisch find —, liefern den Beweis dafür. Aber man darf sih andererseits nicht verführen lassen, in den geseßlichen Forderungen zu weit zu gehen. Im allgemeinen wird eine Mittagspause von einer Stunde vollkommen genügen; * und wo dies nicht der Fall ift, wird es eben Sache der ftädtishen Selbstverwaltung fein, durch ftatutarishe Be- \{chlüsse eine Erweiterung dieser Mittagspause herbeizuführen. (Zuruf aus der Mitte.) Ja, meine Herren, Sie sagen, die f\tädtishe Selbstverwaltung ist sehr {chwach! (Zuruf.) Manchmal ja, aber manhmal doch auch nicht! Ih möchte wenigstens nicht dazu beis- tragen, meine Herren, die Initiative der Selbstverwaltung, auf die wir so viel Gesetze in neuester Zeit aufgebaut haben, von dieser Stelle aus zu diskreditieren.

Ich kann hiernach mih nur dahin resümieren: ich bitte Sie, bei Fhren Beschlüssen niht aus dem Auge zu laffen, daß es fich in der That nur um einen ersten Versuch handelt, daß es jeßt politis und taktisch klug ist, diesen Versuch so zu machen, daß die Gewerbe- treibenden willig und loyal die Hand bieten zur Förderung unserer Bestrebungen, und daß, wenn diefe Bestimmungen eine Reihe von Fahren” bestehen und ih die Betheiligten mit ihnen eingelebt haben, es keineswegs ausgeschlossen ist, im Wege der Geseßgebung weiter zu gehen. Wir sind diesen selben Weg auf dem ganzen Gebiet der sozial- politishen Gesetzgebung gegangen und befonders auch auf dem Gebiet der Arbeitershutzgeseßze.

Zum Schluß gestatte ih mir noch eine Anfrage des Herrn Abg. Bassermann zu beantworten. § 139g ift allerdings bestimmt, dem Bundesrath die Handhabe zu geben, auch solche Forderungen gegen- über den Ladengeschäften zu erheben, wie er spezialifierte, insbesondere zu fordern, daß den Angestellten innerhalb der Läden eine ange- messene Sitzgelegenheit geliefert wirk. Es wird sih indeß niht nur darum handeln, fondern überhaupt darum, zu fordern, daß in Läden, Vorrathsräumen und sonstigen Räumen, die mit Läden in unmittelbarer Verbindung stehen, die Einrichtungen getroffen werden, die im Interesse der Sittlichkeit und der Gesundheit der Angestellten

erforderli sind.

_ Abg. Pauli - Potsdam (b. k. F.): Vor ‘einer Echöhung der Mindestruhezeit von 10 Stunden muß aufs dringendste pi werden; man muß erst abwarten, wie diese so tief in die bisherige Gepflogenheit etngreifende Neuerung wirkt. Der zweite Ablay muß ebenfalls gestrihen- werden. Ich sehe garnicht - ein, warum în den Städten na der Ginwohnerzahl ein Unterschied gemaht werden soll; die Handlungsgehilfen in den kleineren Städten find doch ebenso viel werth wie diejenigen in den großen. Auch der Antrag der deutsh-konser- yativen Fraktionsmitglieder von Leveßow und Genossen auf Wieder- herstellung der Vorlage im Punkte der Mittagspause, also Ableh- nung der 14 Stunden und Rückehr zu einer Stunde, sollte wenig- stens vom Reichstage angenommen werden; ich fkann aber für meine Person au dann nicht für den dritten Absay stimmen.

Abg. Dr. Hitze: Die Mißstände, welhe Herr Rosenow gezeichnet hat, sind Eigenthümlichkeiten gewisser Ce aber nit all- gemeine deutshe Verhältnisse. Sozialpolitishe Gesetze, wie diese, müssen allerdings langsamen Schritts marschieren; deshalb trete ih auh für jeßt von der Forderung des Acht-Uhr-Ladenschiusses zurück und begnüge mich mit dem Neun-U ha A Maßvoll vorgehen, aber energisch durchführen, muß unsere Parole sein; diesem Gedanken tragen die Kommissionsbeshlüfse volle Rechnung. Die Kommission hat den Acht-Uhr-Ladenshluß und die zwölfstündige Ruhezeit ab- gelehnt und die elfstündige . nur in sehr beshränktem Maße zugestanden. Der Staatssekretär glaubt freilih sogar gegen diesen kleinen Fortschritt polemisieren zu müssen. Mit klarem Be- wußtsein haben wir diese elfständige Ruhezeit für die Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern beschloffen. In ‘den kleineren Städten hat der im Laden Beschäftigte zwar länger im Laden zu sein; aber er hat stundenlang weit weniger zu thun, er kann fi sogar vielfa sein Mittagsschläfhen leisten. Dann aber haben wir die 11 stündige Nuhezeit au in den Großstädten nur für die Betriebe mit mehr als einem Gehilfen vorgesehen, weil da der Betrieb intensiver, die Anspannung ftärker is. Das fällt in den Geschäften mit nur einem Gebilfen in der Regel weg. In den Geschäften mit zwei und mehr Gehilfen wird sih die Sache auf dem Wege der Ab- [ösung sehr wohl durchführen und somit wird fich auch dieser kleine Fortschritt gegenüber der Vorlage verantworten lassen. Daß dadur Geschäfte erster und zweiter Klasse geschaffen werden, daß der Zu- strom nah den Geschäften mit längerer Ruhezeit wachsen wird, kann ih nicht glauben; jedenfalls wird deshalb kein Gebilfe mehr als jeßt vom Lande oder von der kleinen Stadt nach der Großstadt drängen. Die Vorschrift wegen der Mittag8pause hat die Kom- mission zweckmäßiger gestaltet; es ift eine einheitlihe Regelung für die Personen, niht für die Betriebe vorgesehen, das ift eine wesent- liche Verbesserung. Wir haben uns nit entschließen können, für die- jenigen, welche beim Prinzipal wohnen, eine bestimmte Pause vorzu- schreiben; wir balten das patriarhalishe Verhältniß, wo es noch besteht, für ein gutes, das erhalten werden muß, aber niht durch folche Vor- schriften weiter zerstört werden soll. Es wird fi dort auch an den wentgen Ausnahmetagen, wo die Gewährung einer Mittagspause schwierig ist, eine Verständigung herbeiführen laffen. Den Gemeinde- behörden wird mit der Befugniß, eine Verlängerung der Mittags- pause eintreten zu laffen, keineswegs etwas Unausführbares zugemuthet ; die Gemeindebehörden haben doch auc die Pflicht, ihre Augen ofen zu halten für die in thren Bannkreisen vorhandenen Verhältnisse. Die Kommissionsbeschlüfse stellen eine Mittellinie dar zwischen dem, was die Gehilfen verlangen und was die Prinzipale zu leisten bereit ar ; E Fraktion hat sih im großen Ganzen auf diese Vorschläge geeinigt.

Abg. Freiherr von Stumm: Herr Rosenow hält es für die bödhste Zeit, die Schußbestimmungen der Gewerbeordnung auf alle Handelsangestellten auszudehnen. Die Gewerbeordnung \chüßt den erwahsenen männlihen Arbeiter aber überhaupt nit, sondern nur die Frauen, Kinder und jugendlichen Arbeiter. Ein Portier, ein Dampf- kefselaufseher hat do überhaupt keine eigentliche Arbeitszzit. Ja ganz ähnlicher Lage sind eine ganze Reihe kleiner Handelsgeschäfte, in welche vielleiht alle halbe Stunde einmal ein Kunde kommt, in den 12 Stunden des Ladengeschäfts hat der Angestellte vielleißt 3 Stunden wirklich zu thun; isst es da _ nothwendig, daß er auch noh eine 17 stündige Mittagspause hat? Die längere Mittagspause muß doch nothwendig eine spätere Beendigung der Arbeitszeit zur Folge haben. In diesem Dilemma wird der Angestellte jedes Mal vor- ziehen, auf eine fürzere Mittagëpause einzugehen, um Abends früber nah Hause zu kommen. Ebenso gut wie der Schüler jeßt lieber um 1 Uhr nah Hause kommt, selbs auf die Gefahr hin, Vor- mittags länger ÜUnterriht zu baben, um Nahmittags ganz frei zu sein, wird auch der Angestellte den größeren Werth auf den früheren Schluß seiner Thätigkeit am Abend legen. Die Grenze zwischen Groß- und Kleinstädten if auch sehr wikllkürliGch gezogen. Ein Ort von 19 000 Einwohnern is doch noch nicht plattes Land, anderer- seits baben wir Vororte mit unter 20000 Einwohnern, die mit den Grofßsstädten gänzli verwasen sind. Ebenso steht es mit der Frage, ob der Ladeninhaber ein oder mehr Gehilfen hat. Das kann doch immer- fort wechseln; wieviel Weiternugen würden ihm daraus erwachsen! Und dann die neue Befugniß der Gemeindebehörden! Es kann etwas Brauchbares nur herauskommen, wenn der erste Absatz des § 139 c MEE, und zwar in der Faffung der Kommission, zur Annahme gelangt.

Abg. Bargmann: Vorlage und Kommission haben ih mit einer zehnstündigen Nubezeit begnügt; wir find der Meinung, daß diese Zeit als Minimal-Ruhbezeit dem Bedürfniß niht efftspricht, und s{hlagen eine elfftündige vor. Es kommt ja dem Ladenpersfonal nit nur die Arbeit während der Verkaufszeit, sondern auch die der Instandhaltung des Ladens zu. Nach dem Inhalt der uns zugegangenen Petitionen würde auch in diefer Beziehung unser Antrag von weit eingreifenderem Vortheil für die Angeftellten sein als die Kommissions- vorshläge. In Konsequenz unseres Antrags wollen wir Absaß 2 gelan wissen. Im übrigen find wir für die Kommissioasoor- läge.

Abg. von SalischG (d. konf.) erklärt fich für den Antrag

Albrehi und Genoffen, soweit er die Gewäbrung von Sißzgelegenheit betreffe. Eine Vereinizung bochstehender Personen habe den Plan gehabt, dafür zu wirken, daß in keinem Geschäfte gekauft würde, wo den Angestellten Sißzgelegenheit niht gewährt worden fei. Dieser Plan sei ins Waffer gefallen, und da empfehle ih die Annahme de-s Antrages Albrecht. Die Befugniß der Behörden, welche im § 139f gewährt werde, genüge nicht. __ Abg. Jacobsfkstter (d. konf.): Wir beantragen, die von der Kommission beshlofi Zusäße zu streichen, nämlich die Ruhezeit von 11 Stunden für die Geschäfte mit mebr als einem GSebilfen in den Großftädten. Es ift uns von dem Verein selbständiger Kaufleute Berlins überzeugend nahgewiesen worden, daß eine solhe Bestim- mung zweckwidrig wäre, denn wenn der eine alleinftehende Ge- hilfe bloß 10 Stunden Rubezeit haben soll, wird er doh dadurch schlechter geftellt und die kleinen Prinzipale werden geschädiat, weil fie keine Lehrlinge bekommen fönnen. Bei diesem ersten Schritt der Gesetzgebung iff volle Mäßigung nothwendig; aus dieser Erwägung ift au der Antr3g hervorzegangen, die Mittagépause auf eine Stunde zu beshränken. Für feinen Beruf hefsteht bisher eine geseßlihe Mittagspause von über einer Stunde, und dabei sind do die Arbeiter auf Bauten und Fabriken mindestens so angestrengt wie die Angestellten in offenen Verkaufsftellen. Wir machen doch das Geseß nicht allein für Berlin, sondern auch für die vielen kleinen und mittleren Städte, in welhen die Kaufleute \chwerer zu kämpfen haben und ohnehin {on schwer Gehilfen erlangen können. Was die Kommission im Absag 1 beschlofsen hat, genügt.

Abg. Roesicke- Dessau: Auch ih nehme an, daß die von Herrn Rofenow gekennzeihneten Mißftände nur Ausnahmen find, welche übrigens zum theil noch mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Ge- sezbuhes von selbft in Wegfall kommen, da dieses Mecträge ver- bietet, die gegen die guten Sitten verftoßen. Andererseits kann ih aber auch Herrn Jacobskötter nicht zugeben, daß solhe Mißstände lediglich in Berlin vorkommen. Das ift keineswegs der Fall; nit einmal kann man fagen, daß Berlin in hervorragendem Maße an diesen Mißftänden betheiligt ift. Wir können hier thatsächlich

nit überftürzt vorgehen. Schon eine 1} stündige Mittagspause ift eine sehr tief eingreifende Neuerung. Dagegen ar ih mich {hon bei der Fragwürdigkeit der Unterscheidung zwishen Städten von über und unter 20 000 Einwohnern für den Antrag Vargmann aussprechen, allgemein eine 11 stündige Nuhezeit festzuseßen, umsomehr als in zahlreichen nicht offenen Geschäften die meisten Angestellten hon jeßt eine ebenso lange oder noch längere Ruhezeit haben. Mit der Normierung einer Ruhepause kommen wir allerdings zum ersten Mal zu einer cle für erwachsene männliche Arbeiter ; aber da es sich bloß um eine Ruhe- pause, und niht etwa um einen Normalarbeit3tag handelt, shrecke ich davor nicht zurück. Bedenken habe ih nur gegen den Sóluß des bes treffenden Absatzes, wonah die Gemeinden die Ruhepause verlängern oder einheitlih festsetzen können. Von der ersten Fakultät wird kaum Gebrau gemalt werden, ich möchte überhaupt nicht gern die Ges meinde mit diesen Dingen befassen.

Abg. Rosenow erklärt, die Erörterung könne die Soztaldemo- kraten nit veranlassen, von ihrem Standpunkt zurückzutreten. Man spreche jeßt von der gebotenen äußersten Vorsicht beim ersten Schritt. Demgegenübzr müsse hervorgehoben werden, daß zwishen den Er- bungen der Kommission für Arbeiterstatistik und der Vorlage wieder

ahre lägen. ;

Damit schließt die Diskussion.

Der Antrag Albrecht wird bezüglich der Ruhezeit und der Mittagspause gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt, bezüglih der Gewährung von Sißgelegenheit mit großer Mehrheit (gegen die Stimmen der meisten Mitglieder der Reichspartei) angenommen. Der Antrag Bargmann wird gegen die Stimmen der gesammten Linken abgelehnt. Absaß L und 2 gelangen in der von der Kommission vorgeschlagenen Fassung zur Annahme. Nach Ablehnung des Antrages der Deutschkonservativen wird auch die Mittagspause von 11/3 Stunden im dritten Absaß angenommen und der leßte Saß dieses Absazes gestrihen. Mit diesen Aenderungen wird der S 139c im Ganzen angenommen.

S 139d zählt die Ausnahmen von der Vorschrift des L S auf. Danach findet dieser keine Anwendung: 1) auf

rbeiten zur Verhütung des Verderbens von Waaren, 2) für die Aufnahme der geseßlich vorgeschriebenen Fnventur, jowie bei Neueinrichtungen und Umzügen, 3) außerdem an jährlih höchstens 30 von der Ortspolizeibehörde allgemein oder für einzelne Geschäftszweige zu bestimmenden Tagen. (Die Vor- lage beschränkte diese Zahl auf 10, wollte aber außerdem die lezten zwei Wochen vor Weihnachten ausgenommen wissen.)

Diese Bestimmung wird ohne Debatte angenommen.

Darauf vertagt sich das Haus. Schluß nach 6 Uhr. Nächste Sizung Mittwoch 1 Uhr. (Schwerinstag: Anträge pa 0s Lenzmann wegen Vorlegung eines Reichs-Berg- ge)eßes.

Verdingungen im Auslande.

Jtalien.

Ohne Termin. Adriatishe Eisenbahnen: Einrichtung elektrischer Beleuchtung mit Accumulatoren in 74 Personenwagen, 28 Güter- wagen und 2 Salonwagen der Durhgang8züge der Strecke Mailand-— Rom. Anschlag 339 000 Fr.

Niederlande.

4, Dezember 1899. Gesellschaft für den Betrieb der Staats- eisenbabnen, Amsterdam: Erd- und Geleisarbeiten, Aufführung von Gebäuden, Anlage von Bahnsteigen und sonstige Arbeiten für die Errichtung einer Station in Blömendaal bei Haarlem. Anschlag 46 600 Gulden.

16. Dezember. Landwirthschaftliher Verein in Koudekerke : Lieferung von 18 600 kg Superphosphat.

Rumänien.

8. Dezember. General - Direktion der rumänishen Eifenbahnen in Bukarest : Lieferung vershiedener Werkzeuge und Geräthe. / 14. Dezember, Desgl.: Lieferung von 18 000 kg Kupfervitriok.

Norwegen.

20. Dezember, 7 Uhr. Staatsbahnen, Christiania: Lieferung vor 149 500 Stück Laschenshrauben. Angebote in geschlossenem Brief- umshlag mit der Aufschrift „Laskeskruer“ werden im Bureau der Eisenbahnverwaltung, Jerbanetorvet 8/9, Christiania, entgegengenommen Bedingungen und Zeichnungen im Bureau des Bahn- Direktors.

Bulgarien.

Intendanz - Abtbeilung des Kriegs - Ministeriums: Bei der am 2, Dezember stattfindenden Vergebung der Lieferung von Kavallerie- Pferden (veröffentliht in Nr. 278 des „Reichs-Anzeigers “) wird auch die Lieferung von 150 Artilleriz-Pferden vergeben werden. Kaution 5 °/o.

Egypten. __ 21. Dezember. Verwaltung der esyptischen Staatseisenbahnen, Kairo : Lieferung von 280 000 kg Oel, Marke Globus. 25, Dezember. Desgleichen: Lieferung von 150 000 kg farbiger Baumwollabfälle.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 28. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Wittekind“, v. La Plata kommend, 27. Nov. Las Palmas pashert.

29. November. (W. T. B,) Dampfer „Dresden“, v. Balti- more kommend, 27. Nov. Dover passiert. „Marxburg“, n. Brasilien best., 26. Nov. in Pernambuco, „München“ 28, Nov. in Baltimore, „Trier“, v. Brasilien kommend, 28. Nov. in Rotterdam, „Stuttgart“, v. Australien kommend, 28. Nov. a. d, Weser, „Karlsruhe“, n. Osft- Asien best., 28. Nov. in Genua angekommen.

_ Hamburg, 28. November. (W, T. B.) Hamburg-Amerika- Linie. Dampfer „Belgravia“ 27. Nov. in New York, „Batavia“ 26. Nov. in Baltimore angek. „Phoenicia*, v. New York n. Ham- burg, 27. Nov. Dover pass. „Rhenania“, v. Hamburg n. Westindien, 27. Nov. v. Havre abgeg. „Arcadia“ 28. Nov. in Hamburg angek. «Hrisfia“ 29, Nov. v. Philadelphia n. Hamburg abgeg. „Palatia“, v. Hamburg über Boulogne sur mer n. New York, 27. Nov. Curx- haven, „Graf Waldersee“, v. New York über Plymouth n. Hamburg, 28. Nov. Lizard passiert.

London, 28, November. (W. T. B.) Union-Linie. Dampfer „Gascon“ heute auf Heimreise v. den Canarishen Inseln abgegangen.

Caftle-Linie. Dampfer „Pembroke Castle" Sonnabend auf Ausreise in Kapstadt angekommen. ,Tintagel Castle“ Sonntag auf Heimreise die Canarishen Inseln passiert.

_ Rotterdam, 28. November. (W, T. B.) Holland-Amerika- linie, Dampfer „Statendam*, v. New York n. Rotterdam, heute Uzard passiert.

zum Deutschen Reihs-A

Ae 282,

Literatur.

Auatole France: „Die rothe Lilie“ („Le lys rouge“), Einzig autorisierte Uebersezung aus dem Französishen von F. Gräfin zu Neventlow. Umschlags - Zeihnung voa Th. Heine. Preis geh. 4 M, eleg. geb. 5 A Verlag von Albert Langen tn Münden. Dieser Roman des auch in Deutschland niht mehr unbekannten Akademikers spielt in der modernen Pariser Gesellschaft. Es ift ein Liebesroman zwischen einer vornehmen Frau und einem vornehmen Künsiler. Beide unterscheiden sich von den typishen leihtsinnigen Romanfiguren der Pariser Lebewelt durch den Ernst ihrer Lebens- auffassung und ihres Liebesdranges. Die Handlung des Romans spielt zumeist in Florenz, dessen Wappenblume, die rothe Lilie, dem Buche den fymbolischen Titel giebt. Wo der Schauplaß der Handlung Paris ift, da schildert uns France jenes brillante Miliea, in dessen Salons und Opernzwischenakten iht nur geistreih konversiert und die traditionelle französische Liebesintrigue gepflegt, sondern auch auf die Politik Einfluß geübt wird. Somit hz3t der Noman neben all seinen sonstigen fesselnden Eigenschaften au einen aktuellen Reiz.

„Tag- und Nachhtgeshichten“. Von Guy de Mau- passant. Aus dem Französischen von F. Gräfin zu Reventlow; Umschlagzeihnung von Adolf Münzer. Verlag von Albert Langen in München. Preis geh. 2 A 50 4 4 Diese in vorzügliher UÜeber- seßung vorliegende Sammlung von Erzählungen gehört zu dem Besten, was der geniale, wegen feiner häufig brutal-naturalistishen Darstellung bei uns erst spät zur Anerkennung gelangte Novellist ge- schrieben hat. Da sie bisher vollständig in deutsher Sprache noh niht erschienen sind, so kann das Bu für unsere Lesewelt als Novität gelten.

„Stille Gristenzen“, Erzählungen von Jeanne Marni. Einzige autorisie:te Uebersezung aus dem Französischen von F. Gräfin zu Reventlow. Umschlags-Zeichnung und 15 Illustrationen von Adolf Münzer. Verlag von Albert Langen in München. Preis ge- heftet 3 A 50 4. In diesem Buche hat die Verfasserin der „Pariser Droschken“ weder piklante noch perverse Themata behandelt, an denen das Pariser Leben, aus dem fie kühn und unmittelbar \chöpft, so reich ist. Diesmal wendet sie sich den Verlafsenen, den vom Schicksal Zurückgeseßzten zu und s{ildert, bald in rührend heiteren, bald in bitter tragischen kleinen Momentausschnitten aus dem Pariser Leben, Großftadtexistenzen abseits des großen Stroms. An Wahrheit der Darstellung und künstlerisGer Behecrshung der Form stehen diese Erzählungen den oben genannten kaum na.

„Victoria. Die Geschichte ciner Liebe, von Knut Hamsun. Einzig autorisierte Uebersezung aus dem Norwegischen von Mathilde Mann. Umschlagzeihnung von Th. Heine. Verlag von Albect Langen in München. Mit Hamsun's Bildniß. Preis geh. 3 4, eleg. gebunden 4 (4 Dieses neueste Werk des norwegischen Autors darf sich dem Besten, was er bisher geschaffen hat, dem „Pan“, an die Seite stellen. Wie er dort eine Symphonie über die Natur dichtete, so hat er in „Victoria“ das hohe Lied der Liebe gesungen mit all den Farben und Zwischentönen, mit all der ursprünglichen Eindringlichkeit und Zartheit, die thm eigen find.

„Schein“, Noman von Hanna Brandenfels, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co., Berlin und Leipzig. Pr. geh. 4,50 M4 Mit feinsinniger p\ychologischer Charaktershilderung und großer Kraft der Empfindung zeichnet die Verfasserin in diesem Roman das Schicksal einer edlen, von rauher Umgebung in ihrem innersten Fühlen aufs tiefste verleßten Frauenseele. Es is ein Leidens- und Dornenweg, den die Heldin der Erzählung, die |{chône Ines, zurück- zulegen hat. Um den Schmerz über eine aussihtslose Neigung zu überwinden, reiht fie, das körperlih und geistig mit allen Neizen ausgestattete, verwöhnte und vielumworbene Mädchen, einem tief unter ihr stehenden Manne troß seines ahb- \stoßenden Aeußeren, bestohen von der elemeniaren Gluth der Empfindung, welche er ibr entgegenzubringen scheint, ihre Hand. Nur zu bald aber erkennt sie mit Schaudern, daß sie sh in threr jugendlihen Unerfahrenheit an einen durch und dur brutalen, herz- losen Egoisten gefesselt hat. Für ihr weihes Gemüthsleben, ihre höheren geistigen Bedürfnisse hat er nur Hohn und Spott, und die junge Frau, zugleich hineinverscßt in das Elend s{chnöden Erwerbs- lebens, sieht sfich zu einem Dasein voller Verzweiflung und Trost- losigkeit verurtheilt. Alle Versuche, die drückenden Ketten abzu- shütteln, erweisen sich als vergeblih. Da treten einige Personen aus jenen Kreisen, denen sie selbst früher angehörte und mit welchen sie fih in ihrem Denken verwandt fühlt, in ihre traurige Existenz, und sie hofft, im Verkehr mit ihnen den Muth zum Ertragen ihres fläglihen Geshicks zu finden. In ihrem heißen Verlangen nah Leben, Lust und Freiheit läßt sie es indeß an der nöthigen Vorsicht fehlen, und anstatt Frieden und Ruhe für ih zu erlangen, zerstört sie, ohne es zu wollen, das Glück jener An- deren. Es entwickeln sich die s{chwersten Konflikte, und an ihnen, an dem Schein, der sie als herzlose Kokette hinstellt, geht die junge Frau zu Grunde, äußerlih ¿war ein Opfer der Verhältnisse, innerlich aber \sich boch erhebend über alle sie umgebende Kleinlickeit und Niedrigkeit. Der eigenartige Hintergrund, auf dem sich dieses trag!sche Frauenschicksal aktspielt, die Fülle der interessanten Nebenfiguren, dic Stärke des Gefühls, die Kraft der leidenschaftlißen Sprache, alles vereinigt sih zu einem fefselnden Gesammteindruck.

„Bado moja!“ Erzählungen aus Deutsh-Ost- afrika von H. Berthold, Hauptmann a. D. Bielefeld, Verlag von A. Helmich's Buchhandlung (Hugo Anvers). Pr. 2 #4. Der arabishe Litel „Bado moja“ bedeutet auf Deutsch „noch einer“. Im vorliegenden Falle soll damit cine Art Seslbst- verspottung ausgedrückt sein, daß bei der ohnehin großen Zahl in den leßten Jahren produzierter afrikanisher Literatur „noch einer“ den Muth habe, ein neues Buch herauszugeben. Der Verfasser, welhec der oftafcikanischen Schußtruppe als Haupt- mann angehört hat, bietet in der kleinen Schrift eine längere und fünf kürzere Erzählungen aus Deui1sch-Ostafrika mit den Titeln: Ein Strafgericht, Die Bienenschlaht, Dhaufahrt, Heiligabend ta Deutsch- Ostafrika, Kaisers-Geburtstagtfeier in Dar-es-Salûm, Pflanzerleben. Dieselben bieten niht nur eine anziehende novellistishe Lektüre, sondern geben auch ein getreues, von Humor durhwobenes Bild des Lebens und Treihens in unseren Kolonien und ihrer Bewohner.

Katechismus des guten Tons und der feinen Sitte von Eufemia von Adlersfeld, geb. Gräfin Ballestrem. Dritte Auflage. Verlag von J, J, Weber in Leipzig. In Originalleinen- banh Pr. 2 A Die meisten Werke ähnlicher Art leiden an dem Fehler, durch zu viel Beiwerk den Nathsuchenden zu verwirren und ihn dadur unsicher zu wachen. Diesen Fehler vermeidet das vorliegende Büchlein, Daß. im übrigen die durch thren Stand dazu wohl berufene, auch auf anderen Gebieten schrift\telleris@ thätige Verfasserin das Richtige getroffen hat, beweist die bereits nah wentgen Jahren noth- wendig gewordene dritte Auflage. Alle Nathschläge sind tn an- regendem Konyersattonston ertheilt und in geistvoler und lebens- fluger Weise erörtert,

*

Zweite Beilagé

Berlin, Mitiwoch, den 29. November

Handel und Gewerbe.

(Aus den im Reichsamt bes Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie “.)

Der Außenhandel Großbritanniens in den erften neun Monaten des Jahres 1899.

Der Außenhandel Großbritanniëns ist in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres dem Vorj2hre gegenüber beträhtlich gestiegen. Die Einfuhr zeigt ein Mehr von 11 424 473 Pfd. Sterl., die Ausfuhr ein folches von 21 622 039 Pfd. Sterl.

Auf die nachstehenden Waarengruppen vertheilen fich die Ein-

fuhrwerthe folgendermaßen : 1. Januar bis Differenz im Vergleich Benennung der Waarengruppen 30. da 6e 1899 zum Aale 1898

ebende Tee a u L GOABOOL 540 050 Nahrungsmittel, zollfreie. . , 124358 688 1 559 890 « zollpflihtige. 18063 942 593 790

Taback 4 023 300 1 267 384 Metalle 21 032 399 4 841 605 4 567 652 184 122 7159 126 933 214 47 138 638 3 002 181 41 363115 2799 143 68 721 333 3 355 504 11 169 942 764 029 Postkolli .. i 878 104 149 396

Gesammteinfuhr 356 019 390 11 424 474

Speziell zu bemerken ift, daß die Getreideeinfubr von 46 708 944 Pfd. Sterl. im Jahre 1898 auf 42814 843 Pfd. Sterl. im Jahre 1899 Berabgegangen is die Vergleihung bezieht sich immer nur auf die neun ersten Monate der betreffenden Jahre —; ferner fiel die Einfuhr von Rohzucker von 5 302 995 (1898) auf 4952 494 (1899) Pfd. Sterl. Auch bei Kaffee und Wein is ein Weniger zu ver- zeihnen. Dagegen \tieg die Einfuhr von Fleisch auf 24 378 936 Pfd. Sterl. (1899) gegenüber 22 343 611 Pfd. Sterl. (1898), von Butter auf 13 017 178 (1899) gegenüber 11 971 407 Pfd. Sterl. (1898). Die Margarinceinfuhr erhöhte jd von 3 367 298 Pfd. Sterl. im Jahre 1898 auf 3 865 510 im Jahre 1899, dite Etereinfuhr von 3 068 015 (1898) auf 3 522 764 Pfd. Sterl. (1399). Auch für raffi- nierten Zucker und für Thee zeigten sich Mehrbeträge.

Wir lassen hier noch eine Tabelle der Einfuhr von Nohstoffen für die Industrie mit spezialisierten Angaben folgen :

1. Januar bis Differenz im Verglei

Gegenstand 30, M 189399 zum Jahre 1898 0 Baumwolle

’/o

R S IT8993 10,9 E e U 0,9 E E e e E SOLIBE

Se C oa 233 E e c c OIEOETQAO Ee e AS04308 Kautschuck S a A ADOTIS E e t TODO SAL E LTOO A982 O a ee LD089042 E e C OLDS0L L ges e e 06L680 Q S 817 568 U C E OZOGOTI S a E89 392

Was die Kategorie der Fabrikate betrifft, so stieg die Einfuhr von baumwollenen Geweben (3 511 116 Pfd. Sterl.) um 206 172 Pfd. Sterl. im Vergleih zum Vorjahr, die Ledereinfuhr um 467 624 Pfd. Sterl. (1899: 6 390 445), diejenige von Papier und Pappe um 141 723 Pfd. Sterl (1899: 2 764 494); dagegen ist die Einfuhr von Setidengeweben (1899: 6 959 208) um 411 227 Pfd. Sterl. dem Vor- jahre gegenüber gesunken und diejenige von Wollengeroeben (1899: 3 968 751) um 154 491 Pfd. Sterl.

Die Ausfuhr Großbritanniens betrug in den Hauptgruppen :

1. Januar bis Differenz im Vergleich Waarengruppen 830. Sranet 1899 zum Jahre 1898

A C E 731 190 Nahrungsmittel . ¡ 8 790 890 R E s 19 385 309 Garn und Gewebe... 74540211 Metalle und Metallwaaren 28 447 291 L Pz S a A 6 289 732 Konfektionierte Gegenstände 7312 924 Chemische und pharmazeu- 6 710 376 397 020

tische Präparate Verschiedene Waaren 25 881 849 + 1138 188 1778 615 + 298 504

Polt Gesammtausfuhr 194 351 197 4-21 622 039

Mit Ausnahme der lebenden Thiere weisen alle Ausfuhrgruppen erheblie Mehrbeträge auf.

Unter den Rohstoffen nimmt die Koble als wi{htigster Artikel die erste Stelle, was die Werthe betrifft, ein; 1899 wurden für 16 940 447 Pfd. Sterl. exportiert, d. h. 30,89% mebr als im Vorjahre.

Kupferwaaren und Kupfer, Eisen und Stahl, sowie Waaren daraus, Quincailleriewaaren, Messerschiniedewaaren und endlih auch U zeigten eine bedeutende Mehrausfuhr dem Vorjahre gegenüber. :

Die Gesammtsumme der ausgeführten Textilfabrikate vertheilt sih folgendermaßen auf die wichtigsten Kategorien :

; 1. Januar bis Differenz im Vergleich Textilartikel 30, S 1899 zum Jahre 1898

; 9/0 5 922 109 38 007 436 1 409 662 3749 285 1 144 643 3 561 072

Rohstoffe, andere Fabrikate . Berschiedene Gegenstände .

+1 +++| ++++ 1+]

+1 +++++ i 11+ 1++| m M bo s 5 O0 Lu O M bD O O DI O

Baumwollengarn . Baumwollengewebe . Jutegewebe . Leinengewebe Seidengewebe Wollengarn . : Wollengewebe aus Streichgarn . 4189818 Wollengewebe aus Kama c 4 891 870 9,5

Die Goldetnfuhr betrug im laufenden Jahre 26 260 409 Pfd. Sterl. gegenüber 35 058 096 Pfd. Sterl. im Vorjahr; die Ausfubr betrug 16 251 960 Pfd. Sterl. (1898: 28 229 671).

Auch der Außenhandel mit Silber zeigt einen Rückschritt: ein- geführt wurden 9 796 703 Pfd. Sterl. (1898: 10 381 070) und aus- geführt 10 802 857 Pfd. Sterl. (1898: 10 965 503). (Nach der engl. Statistik und nah dem [’Economisto français,)

nzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

9D.

Die Entwickelung des Außenhandels Frankreiws m Jahre 1898.

Nah Ausweis der nunmehr vorliegenden endgültigen Zahlen über den Außenhandel Frankreihs im Jahre 1898 betrug der Ges fammthandel 7983 Millionen Franken gegenüber 6929 Millionen im Jahre 1894, 7094 Millionen im Jahre 1895, 7199 Millionen im Jahre 1896 und 7554 Millionen im Jahre 1897. Seit 1894 ift hiernah ein steter Aufschwung zu verzeihnen, der namentlich im Jahre 1898 im Bergleich zu 1897 zum Ausdruck kommt. Voraus- sihtlich wird demnächst der Gesamäamthandel wieder den Betrag von 8 Milliarden umfassen, der erstmalig im Jahre 1889 ecrreiht wurde, sich drei Jahre auf dicser Höhe hielt und seit 1891 niht wieder ge- wonnen werden konnte. An dem allgemeinen Aufschwung nimmt überwiegend die Einfuhr theil, wie nachstehende Tabelle darthut:

1894 1895 1826 1897 1898 Ei Fr. Fr. Fr. Fr. Fr. ns

met 3890445000 3719899000 3798579000 3956027000 4472552000 ULo fuhr 3078145090 3373796090 3400920700 3597952000 3510899000

Sa. 6928590400 7u93695000 7199500000 7553979000 7983451000

Diese Zahlen ergeben für das Jahr 1898 dem Jahre 1897 gegenüber ein Mehr in der Einfuhr von 517 Millionen, dagegen ein Weniger in der Ausfuhr von 87 Millionen Francs.

An der Einfuhr betheiligten fich mit Mehrbeträgen die Ver- einigten Staaten von Amerika (Mehrbetrag: 185,9 Millionen), Spanien (78,1), Britis-Indien (68,4), Nußland (45,6), Argentinien (40,4), Belgien (26,4), Deutschland (24,8), Großbritannien (19,5), Französish-Hinterindien (11.4), Chile (8,5), Senegal (6,4), Italien (6,1), Australien (5,3), Haïti (5,2); dagegen zeigten Minderbeträge : Japan (27,9 Millionen Minderbetrag), Algerien (13,4), China (11,9) und Türkei (5,2).

An der Ausfuhr betheiligten ch mit Mehrbeträgen: Belgien (36,1 Millionen Mehrbetrag), Deutschland (13,9), Rußland (13,9), Schweiz (11,6), Französisch-Hinterindien (10,9), Algerien (9,3), Madagaëkar (7,8) und Tunis (5,5); Minderbeträge ergaben sih da- gegen bei: Großbritannien (110,7 Millionen Minderbetrag), den Vereinigten Staaten von Amerika (32,5), Spanien (16 5), Ftalien (7,7), Columbien (7,7), Brasilien (5,6) und den Niederlanden (4,5).

In Berücksichtigung der drei Haupttarifabshnitte stellte sh die Handelsbewegung füc die Jahre 1897 und 1898 folgendermaßen :

Einfuhr. 1897 1898 Mehrbetrag Minderbetrag

i Fr. Fr. E: Fr. Lebensmittel . 1028614000 1505602000 476988000 Rohstoffe für die Industrie 2318930000 2348528009 29598000 Fabrifate . . . 608482000 618422000 9940000

Summe . . 3956027000 4472552000 516525000

Ausfuhr. 1897 1898

Fr. Fr.

Lebensmittel . 720655000 662809000 Rohstoffe für

die Industrie 943872000 932332000 Fabrikate. . . 1933425000 1915759000 17666000

Summe . . 3597952000 3510899000 ; 87053000

Diese Tabelle weist also eine allgemeine Steigerung der Einfuhr

und ein allgemeines Sinken der Ausfuhr nach, und zwar in Prozenten ausgedrückt für die Lebensmittel + 46 9% (— 89/5), für die Nobstoffe für die Induftrie + 1,3% (— 1,2 9/6), und für die Fabrikate + 1,6 °/6o (— 0,9 9/0). Detaillierte Nachweise über die einzelnen Waaren und die einzelnen Verkebrsländer find in Heft 4 der „Berichte über Handel und Industrie“ mitgetheilt worden.

Mehrbetrag S Fr. Fr. 57846000

11540009

Die Spiritus8gewinnung in Rußland in der Campagne 1898/99,

Im europäishen Rußland wurden im Junt gebrarnt 310 844 Wezdro wafserfreien Sprits gegen 288 839 Wedro in der Campagne 1897/98 und 229 476 Wedro in der Campagne 1896/97 (1 Wedro = 12,299 1). Der Brand seit Beginn der Camvagne betrug 27 844 902 Wedro gegen 28 011 226 Wedro im Jahre 1897/98 und 29216 130 Wedro im Jahre 1896/97.

Die regiftrierien Spirituevorrätbe stellten h zum 1. Iuli auf 11 360 697 Wedro gegen 12 974 322 Wedro im Jahre 1897/98 11845 871 Wedro im Jahre 1896/97.

Exportiert wurde Spiritus in der Campagne 21 819 Wedro, 1897/98 1504871 Wedro 5

9 1251 728 Wedro. (St. Petersburge

1 2

Die Koblenkrisis im Süden des russif Es feblt im Süden Rufßlands an Koble: die Vorrät \{öopft, die Lage wird mit jedem Tage fritif Donezbasfin augenblicklich gelieferte Koble ift vor Abraum, der faft nihts werth ift. Vor aht Jahren verbraucten die r Südens von Rußland 19 000 Waggons Dor ftellt fich der Konsum auf 160 000 Waggons, woe eigene Schächte besißen, die gegen 100 000 Waggons Ko Im Ganzen werden aus dem Donezbafsin im Jahre 55 Koble ausgeführt tend die Ausfubr vor zebn 210 000 Waggons betrug. Die Eisenbahnen des Baffins verk vor zehn Jadren 8 gons, gegenwärtig ader 130 000 Wac im Jahre. Jn g Verbältnifse find aud die BVedürfniße der Gasansftalten, der Salzfabriken und anderer Anlagen # i Die Koblenkrisis scheint ibren Givpfelpunkt russishe Koble ist nit erbältlih und engliswe wird imn die Preise derselden find um 13—15 Sb. gestiegen. Odeffa vorhandenen Vorrätbe crs{öpft sein werden, m

sichtlich viele Fabriken ibren Betrieb einstellen müssen

Bevölkerung wird fi binsihtlih der Beschaffung don in einer verzweifelten Lage definden. (St. Peterèburger Zeit

Ausfubr von Fasanendälgen aus China.

Einige Aufregung rief îin Shanghai die Natdridt dervor, das von fremden Firmen 40 000 Fafandälge în den Yaug!sedtftrikten 00 sammelt und für die Herstellung von Hutaufpeß nad Paris erportèret wurden. Es hat sich cine Gesellschaft zur Verdütung der Audrottung der Fasane gedildet, und man bo Interveution ein Ausfuhbrverdot für Vogeldälze p

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Handelöbdewegungen auf den Fidfdt»: Die allgemeinen Handelzbewegungen auf waren im leyten Jabre nah Audwets cines rz gegebenen Blaubuchs ret günstig. Die Cinfadr

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