1899 / 283 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Qualität

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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Außerdem wurden am Markttage rlaolicher Dur(h- nack Uber|ch1ag i d Schäbun verkauft preis em j Doppelzentner A (Preis unbekannt)

Am vorigen Markttage

Stolp U A L 12,00 Lauenburg A A is 11,40 Posen . R A L Ea 11,80 A o A S 11,80 M 208 E 11,30 Ostrowo . . . E A s 11,50 U Ls A 11,90 R G R 11,50 Nen. e o Le ; a Ce R 11,05 Ra A S Ee 10,20

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Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die

Deutscher Reichstag.

112. Sigung vom 29. November 1899, 1 Uhr.

Zur Berathung steht der Antrag der Abgg. Agster und Genossen ( og):

„die verbündeten Regierungen zu ersuhen, dem Reichstage bis zur nähsten Session den Entwourf eines Reihs8-Berggesetzes vorzulegen“,

in Verbindung mit den Anträgen der Abgg. Lenz- mann und Dr. Müller-Schaumburg (fr. Volksp.) auf bal digste Vorlegung des Entwurfs eines solchen.

Abg Sachse (So0oz.) führt aus: Der Reichstag habe seiner Zeit die verbündeten Regierungen zur Vorlegung eines einheitlihen Reichs- Erhgef enes aufgefordert. Es set aber bisher nichts erfolgt, und nah- dem der Verein zur Wahrung der bergbavlihen Intereffen sich gegen das Zustandekommen eines folhen ausgesprochen habe, scheine die Re- gierung überhaupt keine Absiht mehr zu baben, die Frage zu er- wägen. Die Sozialdemokraten seien aber nit die Ersten, die dieses Ver- langen stellten. Schon das Frankfurter Parlament babe i. J. 1848 ein solhes Gese verlangt, ebenso habe i. J. 1871 der Geheime Bergrath Achenbad diese Forderung erhoben. Eine Reihe von internationalen Bergarbeiter-Kongrefsen habe ebenfalls dieses Ver- fangen gestellt. damit die noch vielfach vorhandenen rückständigen ‘partikularrechtlichen Bestimmungen endlih. in Wegfall kämen. In Sachsen bestehe bekanntlich noch das Arbeitsbuch für Bergleute ; dort könnten auf Grund des fächsishen Berggeseßes Bergarbeiter entlafsen werden, wenn sie gestrikt hätten, und es werde von dieser Befugniß no®% Gebrau gemacht In dem erwähnten Berggescß seien zudem nihi weniger als 11 Gründe aufgeführt, aus welchen Arbeiter ohne weiteres entlafsen werden könnten; in einer Rethe diefer Fälle veilôören sie dazu auch noch ihre zur Knappschaftskasse gezablten Bei- träge, die uicht selten bis zu 1000 und mehr Mark betrügen. In das sische Arbeitsbuch werde außerdem beim Abgang ein Führungsaittest eingeschrieben. üuch diese Bestimmung habe zu den größten Un- zuträglihkeiten geführt. Allgemein, auch von verständigen Arbeit- gebern und von den Aerzten, werde anerkannt, daß für den Berg- und Hüttenbetrieb der Achtstundentag als Norm anzuerkennen sei. Thatsächlich aber bestehe in vielen deutshen Staaten eine viel längere Arbeitszeit. Die Bergleute seien gezwungen, bei der allerf{lechtefsten Luft, von oben und unten durch Wasser bedroht, bei einer Hiße von 40 Grad Celsius und darüber zu arbeiten, und troßdem kämen 10, 12, 14 Stunden Arbeitszeit vor, was geradezu eine Un- menschlichkeit sei. Ein einheitlihes Berggeseß müsse geshafen werden, welches als Maximalzeit 8 Stunden vorschriebe. Dann würde auch das Familienleben der Bergarbeiter fih anders und befser als bisher gestalten. In diesem Reichs-Berggeses müßte au darauf Rücksicht genommen werden, daß die Bergarbeiter vielfaä; nicht dicht beim Berg- werk wohnen könnten, fondern oft fstundenweit davon entfernt Wohnung nehmen müßten. Nah einer preußishen amtlichen Statistik seien die Arbeitsleistungen der Berglente in den leßten Fahren um 1309%/% gestiegen, obwohl die Arbeiten nicht etwa leichter, sondern viel schwerer geworden seien; es sei das lediglih das Resultat der U-ber- und der Sonntagsschihten. Die Folgen der überlangen Arbeitszeit seien aus den Verwaltungéergebnifsen der Knappschafts- Krankenkassen wur zu deutlich ersichtlich; die Zahl der Krankentage sei prozentual in ganz borrendem Steigen begriffen. In Sachsen seien 47, im Bochumer Verein 50, in Bayern 63,3 %/9 der Mitglieder der Knappschaftékassen jährli krank. Dieselben ungünstigen ea ergäben si für Oberschlesien, für das Waldenburger und Neuroder

evier. Auch die durchschnittlihe Dauer des Krankheitsfalls sei eine außer- gewöhnli lange; während diese im Baugewerbe, welches ‘von den übrigen Gewerben die höchste Ziffer aufweise, aht Tage betrage, ver- doppele und verdreifahe sie sih bei den Knappschaftskafsen. Im Zwickauer Bezirk sei die Arbeitszeit noch immer zwölf Stunden ; während sie aber dort auf vershiedenen Werken neuerdiags herabgeseßt worden set, sei sie auf den Arnim’shen Werken in Planiß noch ute unter zwölf Stunden herabgegangen. Wer die Shwere der Grubenarbeit zu würdigen verstehe, werde sih au über ihre shädlihen Einwirkungen auf die Gesundheit der Bergarbeiter klar sein. Auch die Einrichtung von Brausebädern müßte durh Reichsgeseß allgemein vorgeschrieben werden. Mit der Schaffung von Mannschafisbädern gehe es nur langsam vorwärts. Wian lasse die Leute in ihrem Schmaß nah mte gehen, oder man richte die Anstalten so s{lecht ein, daß kein

aum zum Umziehen vorhanden sei. Durch das Reichs. Bergge|eß müßte ferner auch ahttägige Bezahlung bezw. Abschlag8zahlung vorgeschrieben werden; heute werde noch vtelfah nur alle zwei, drei Wochen ausge- zahlt. Auch die allgemeine Einführung von Lohnzetteln sei zu ver- langen. Weiter müsse der Unfug, der mit dem willkürlichen Nulien der Hunde getrieben werde, durhaus durch Neichsgeset beseitigt werden. Die Berginspektion müßte durch Leute aus dem Berg- arbeiterstande ergänzt werden, welhe das Vertrauen der Arbeiter aenóôssen, dann werde es au mit der Aufsicht besser werden. Die Knapp- \chafts-Berufsgenofsensckaft habe sich bis heute hartnäckig geweigert, Ur fallverhütungs- Vorschriften für die Bergwerke zu erlassen. Daher die s{recklihen Unfallzablen, welche der deutshe Bergbau aufweife. In den Jahren 1886 bis 1898 seien 53 976 schwere Unfälle vor- gefommen, im Jahre 1898 allein 1254 tôdtlihe und 48 000 ent- ichäzigungepflihtige Unfälle. Jn anderen Ländern, Belgien, England, Frankreich, nähmen nicht wie bei uns diese Unfall- zablen jährli ¿u, fopdern von e u Juhe ckb;,

Noch: Hafer. ; 12,00 12,40 12,40 12,60 12,60 11,40 11,50 11,50 12,00 12,00 12,10 12,30 12,80 _— 11,90 12,00 12,10 12,20 12,30 11,70 11,70 12,00 12,09 12,30 11,60 11,60 _ 11,70 11,70 11,80 11,90 12,20 12,20 12,50 12,50 11,60 11,70 11,90 12,20 12,40 11,20 11,20 11,60 . 11,60 11,30 11,55 11,80 12,05 12,30 10,60 10,90 11,10 11,39 11,60 ä 13,60 13,60 14,00 14,00 14,50 á 14,00 14,50 14,50 15,00 15,00 ¿ 12,80 12,90 12,90 13,00 13,00 400 13,50 13,60 14,50 14 60 15,50 Ï 13,50 13,50 14,00 14,00 14 60 60 12,40 13,20 13,20 14,00 14,40 338 13,40 13,60 74 —- —— 12,80 13,80 45 13,20 13,40 13,60 13,80 14,00 T4 12,60 12,89 13,00 13,20 13,60 924 13,20 13,94 13,94 14,40 14,40 é _— —— 12,70 12,80 54 13,40 13,80 13,80 14,20 14,20 ¡ 13,00 14,00 14,00 15,00 15,00 s 12,60 13,00 13,00 13,60 13,60 ¿

11,60 11,70 11,90 12,20’ 12,40 Ï

und zwar infolge der besseren Gestaltung der Inspektion. (Redner verliest den Brief eines Bergarbeiters, der fih ausführlih über die Oberflächlichkeit der Inspektion 2c. verbreitet.) Die berg- polizeilihen Vorschriften über die Zahl der Schüsse, über den Stein- und Kohlenfall, wie über die Anfeubtung des Kohlenstæubs blieben vielfah unbeahtet. Redner führt weiter cine Reihe von Gericht- verhandlungen an, die ergeben hätten, daß die Bergbeamten ebenso wie die Arbeiter die bergpolizeilihen Sicherheits- und Schußtzvorschristen außer Acht ließen. Bessere Justandhaltung der Gruben, bessere Fürsorge für Leib und Leben der Bergarbeiter könne nur erreiht werden, wenn die Berginspektoren durch Bergarbeiter-Delegirte affistiert würden, wie es in England, Frankrei, Belgien der Fall sei. Im preußischen Abgeordnetenhause habe man die Sache so dargestellt, als ob der in Frankreich über die Wirksamkeit der Einrichtungen erstattete amtliche Bericht fich ungünstig darüber äußere; das sei aber niht der Fall, wie sih aus dem Bericht selb ergebe, indem sowohl Staatsbeamte wie Arbeitgeber die Ein- richtung als eine gute und nüßlihe anerkannt hätten Der Abg. von Eynern habe gemeint, die englishen Bergarbeiter erfreuten sich einer solchen Institution, weil sie national geftunt seien. Das Gegentheil sei wahr. Auch der Abg. Hitze habe gemeint, die Arbeiter würden diefes Recht mißbrauchen, wenn man es ibnen zugestände. Man _ habe aber nicht danach zu fragen, ob die Cinrihtung nur da getroffen werden solle, wo es den Bergwerksbesitzern pafse, sondern ob fie sih bewährt have; und sie habe ich in den drei Staaten vorzüglih bewährt, auch in Belgien bereits, wo sie erft seit einem Jahre in Kraft sei. Die Knappschaftskafsen müßten die Wittwen- und Waisenunterstüßungen erböben; denn diese Renten seien noch vielfah so niedrig, daß die Armenkasse mit eintreten müsse; die Unfallrenten dürften, das fei das einstimmige Verlangen der Bergarbeiter Deutschlands, nicht weiter auf die Pension angerehnet werden. Weiter sei eine Ver- einbeitlihung des Knappschaftskafsen vefens, welche den Uebergang der Bergleute aus einer Kasse in die andere erleihtere und es unmögli mache, taß der Arbeiter seine an die erste Kasse geleisteten Beiträge einbüße, zu verlangen. Ebenso müßte für die Wahlen zu den Knappschafts- vertretungen ein anderes, die Rechte der Bergarbeiter befser wahrendes Verfahren eingeführt werden. Daß die deutshe Montanindustrie ein solches einheitlihes und den Anfprüchen der Arbeiter besser entgegen- kommendes Reichs-Berggeset wegen der finanziellen Belaftung nit ertragen kônne, fei eine Behauptung, zu deren Widerlegung ein Blick auf den Kurszettel genüge. Die Durchschnittsdividende der deutscen Bergwerke habe von 1891—9 in Sahsen 71/69/69 betragen, 1897 aber sei sie auf 93 9% in ganz Deutschland gestiegen und dürfte 1898 fiherlih 12% betragen haben. Die Herren würden also, auch wenn ein sol&es Berggeseß ergehe, noch erheblihe Uebershüsse erzielen können. Es liege nur am guten Willen des Reichstages und der Reichs- R dem deutshen Bergbau ein folches Legentceidles Gefeßz zu geben.

Vize-Präsident Dr. von Frege: Der Abg. Sachse h# nahezu drei Stunden zur Begründung seines Antrags gebraucht. (Unruhe bei den Sozialdemokraten. Rufe: Das geht Sie nihis an!) Ich bitte um Ruhe. Zur Begründung des Antrags Lenzmann hat das Wort der Abg. Beh.

Abg. Beck h - Coburg (fr. Volksp.) : In Vertretung des verhinderten Antragstellers habe ih Ihnen den Antrag desselben zu empfehlen. Nachdem der Vorredner als Spezialist eine Unmasse von Details vorgetragen kat, kann ih mi auf cinige allgemeinen Gefichtspunkte beshränken. Es wird allerdings gerade gegenwärtig sehr schwer sein, mit dieser C overnns durhzudringen, weil vershiedene Staaten mit einer Revifion diefer Gesetzgebung befaßt sind. Aber es erscheint unter allen Umständen geboten, bebufs einheitlider Geseßgebung für das Bergbauwesen den Weg der Reichsgesetgebung einzu- \chlagen. In dem großen Staate Preußen war es mögiih, ein ein- beitlihes Berggeset zu erlafsen ; es wird dann also wohl au für das Deutsche Reid möglich sein. Die kleineren deutshen Staaten - sind jedenfalls in schwieriger Lage, wenn sie von si aus die Instanzen einsezen und die Einrichtungen treffen sollen, die auf diesem Gebiet erforderlih sind. Nachdem sih auch die Interefsentenkrei\e wiederholt in Petitionen und Resolutionen für eine; reihégezeglihe, einheitliche Regelung ausgesprochen haben, bitten wir den Reichétag, unseren An- trag anzunehmen. : L

Abg. Hilbck (nl.): Wir sind bereit, jede Masche mit zu knüpfen, die für die Gemeinsamfeit der Gesege in Nord und Süd des Vater- landes zu knüpfen ift, und find deshalb auch bereit, den Weg mit zu be- treten, ein allgemeines, deuisches Berggeseß zu mah, aber mit der Einschränkung daß die den Landesbebörden durchaus notk- wendigen Rechte vorbehalten werden. Der Abg. Sachse ver- langt niht aus denselben Motiven ein Reichs - Berggesehß, sondern er verlangt es, weil auf dem internationalen Berg- arbeiterkongreß diese Forderung aufgestellt if. iebt es etwas Widersinnigeres, als daß wir im Deutschen Reichstage uns von einem internationalen Bergarbeitertag etwas vorschreiben lafsen sollen ? Die Arbeitézeit für die Bergleute ist sehr verschieden. Sie beträgt in Westfalen netto 8 Stunden; in anderen Landestheilen allerdings, z. B. in Shhlesien, noch 12 Stunden. Ich balte das für zu lange. Die Arbeitszeit könnte auf das Maß wie in Westfalen gekürzt werden; aber dazu bedarf es keiner Regelung durch ein Berggesez, sondern nur der polizeilichen Anordnung. Wenn die Bergarbeiter unter Umständen bei 40 Grad Hitze arbeiten müssen, so sind das doch nur Notharbeiten bei Grubenbränden, die niemals die Regel find. Ih möchte ferner den

Bergwerksbesiger sehen, der seine Leute im Wasser ftehend 12 Stunden larg arbeiten läßt. Jeder Bergwerksbesiger weiß, daß fie dann nichts

12,33 11,50 12,29 12,20

5 160 12,90 91. 11.

898 14,30 295, 11.

4 403 13,03 29.11.” 994 13,44 21. 11. 995 13,22 : 28, 11. 973 13,70 22. 11. 11 995 13,00 22. 11,

680 12,72 9%, 11.

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkauféwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Dur(scknittépreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. - h p, N Blut daß der betreffende gus nit vorgekommen ist, ein Punkt ( . ) in den leßten sechs Spalten, daß entsprehender Bericht fehut.

leisten können, und jedermann weiß au, daß in diesen Fällen die Arbeitszeit auf 6 Stunden abgekürzt wird. In Westfalen besteht eine Verordnung, daß bei einer Temperatur von 28 Grab nur fes Stunden lang gearbeitet wird. Glauben Sie denn nicht, daß eine solche Vorschrift ebenso gut untex dem sächfishen oder preußi- \hen Berggeses eingehalten werden könne, wie unter einem Reichs-Berggefeßs? Wollen Sie in der That die Bergarbeiter anders behandeln als jeden anderen Arbeiter, wollen e fie niht ebenso unter die Gewerbeordnung stellen, wollen Sie einen Ausnahmezustand für eine einzige Kategorie schaffen ? Alle die ge- forderten Dinge laffen sh ohne allgemeines Berggeseß regeln. Ich gebe zu, daß na der Statistik 5009/6 aller Arbeiter in einem Jahre frank sind. Aber ift nicht jeder von ihnen vielleicht alle zwei Jahre einmal krank, namentlich wenn er zwei Drittel des Lohns als Kranken- geld bezieht ? Nachdem dur die Krankenversicherung die Krankengelder gestiegen sind, ist es. erflärlih, daß die Leute jet einmal einen Tag länger zu Hause bleiben als früher. Daß die Verhältnifse der Arbeiter namentlich in den letzten Jahren {lechter geworden seien, trifft nicht zu; es ist im Gegentheil fehr viel geshehen, um sie zu erleihtern. Die Löhne find gestiegen. Da bei steigender Konjunktur die Nachfrage nah Arbeitern größer wird, müssen nah dem ehernen Gefeß von Angebot und Nachfrage die Whne steigen. Gegen die Forderung, den jungen Leuten unter 18 Jahren die Arbeit in Bergwerken zu verbieten, würde ih nichts einzuwenden haben. Aber was sollen die jungen Leute vom 14. bis 18. Jahre anfangen? Das Nullen der Wagen bat bei allen Strikes eine große Rolle gespielt. Die Berg- werksbesizer glauben, diese Art Strafe niht entbehren zu können, weil sie font niemals reine Kohle erhielten, sondern ein Gemenge, das ganz unverkäuflih ist. An dem Nullen der Wagen hat der Berg- werksbesitzer nicht das geringste Interesse, weil die dabei einbehaltenen Beträge den Knappschaftskassen zufließen. Der Bergbau if ein ständiger Kampf des Arbeiters mit den Naturgewalten, und daraus ergeben sich die Unfälle. Es giebt Unfälle, welhe die Kunst des Arbeiters und die Sorgfalt des Bergwerksbesißers nie- mals ganz verhüten wird. 45 % aller Unfälle find auf Stein- und Koblenfall zurückzuführen, der nicht vorauszusehen ift. Man nimmt ja an den Vorsichtsmaßregeln beständig Ver- befserungen vor; aber Vollkommenes erreihen wir niht. Ferner werden Unfälle dur Vershulden oder Unvorfihtigkeit der Arbeiter hervorgerufen. Auf die Schuld der Arbeitgeber find nur 1,10 0/9 der Unfälle zurücfzuführen. Die von den Arbeitern selbst gewählten Delegirten halte i nit für nöthig, fondern für {ädlich. Die berg- polizeiliche Aufsicht wird in Preußen, Sachsen und Bayern viel intenfiver geübt als in England. Nach dem Bericht der Gewerbe-Inspektoren, den die Sozialdemokraten \tets durch eine vessimiftishe Brille zu lesen pflegen, entfallen auf jede Shachtanlage 25 bis 26 Revisionen im Jahr. Neuerdings sind in Preußen fogenannte Ober-Einfahrer neben den Revierbeamten und Afsefsoren angestellt worden, und diesé Einrichtung hat sih gut bewährt. Wenn der Abg. Sachse gemeint hat, die Berg- werksbeamten wollten si bei den Bergwerksbesißern lieb Kind machen, um einmal Privatbeamte zu werden, fo ift gerade das Gegentheil der A Die Revisoren sind großentheils den Privatbeamten entnommen.

er Staat hat die besten Beamten den Zehen wegengagiert, und diese Beamten haben im Staatsbetrieb eine viel bessere Stelle als im Privatbetriebe. Die nah England, Belgien und Frankreich entsandte Enquête-Kommisfion hat berichtet, daß die Arbeiterdelegierten in England nur Ausstellungen machen an den Betriebseinrihtungen, die die Bergwerksbesizer zu unterhalten haben. Aber die Aus- stellungen an den Dingen, die die Arbeiter felbst zu unter- balten haben, ganz verschweigen. 40 9% der Unfälle werden dur die Schuld der Arbeiter herbeigeführt; dieje Zahl würde au dadur nicht vermindert werden, daß in geheimer Wahl Delegirte gewählt würden. Es würden nicht ruhige und besonnene Glemeate gewählt werden, sondern die Schreier und Heyer. Die Arbeiter haben zur Auf- sicht auch nih1 die nothwendige beruflihe und theoretische Borbildung. Wenn der Abg. Sachse gemeint hat, der Staat ließe sih durch kapitalistishe Bestrebungen beeinflussen, so muß ich das zurückweisen. Der preußische taat ist, wie feine ganze Vergangenheit zeigt, ftark genug, um allen fkapitalistischen Beftrebungen mit Erfolg zu widerstehen, wenn sie versucht würden. Aber diese Bestrebungen sind niht da. Ircen ist ja mens- lid, au Revierbeamte können irren. Wenn die von dem Vorredner vor- gebrahten Anklagen zur Kenntniß der Aufsichtsbehörde gekommen und begründet wären, dann würden die angeshuldigten NRevierbeamten auch nit einen Tag länger im Dienst geblieben sein. Ebenso unrichtig ist die Behauptung, daß die Revierbeamten durch betrügerishe Vèani- pulationen bei dec Revision getäusht würden. Im Fabiikinspektoren- bericht befindet sh au nit ein einziges ungünstiges Urtheil, soweit cs dea Bergbau betrifft. Der Vorredner hat von den hohen Dividenden gesprohen. Die Löhne der Arbeiter sind in einem weit höheren Maße gestiegen als die Dividenden. Ich kenne cin Dußend Gruben, die noch gar feine Dividende bezaßlen, Diesclben Details, die der Vorredner den Landesgeseßen zur Laft legt, können ebenso gut unter einem Reichsgeseß vorkommen. An dem Aufbau der Knapp- \chaftskassen, die durch die neue Sozialgesegebung auf einen ganz anderen Boden gestellt worden sind, jeyt \chon wieder zu rütteln, empfiehlt sh niht. Nach dem preußischen Berggese von 1865 haben sih die meisten deutshen Staaten, so vor allem die süddeutschen Staaten, gerichtet; der Geltungsbereih des preußishen Gesepes ift alio ein recht großer. Daneben steht das sächsische Bergrecht, welhes auh für Sachsen - Weimar - maßgebend gewesen if, Die Unterschieve ¡wischen tem preußischen und

äcchsishen Recht sind aber niht fo sehr erheblich. Jn einigen Staaten esteht allerdings noch das alte Bergregal, so in Mecklenburg und Neuß. Eine Vereinheitlihung erscheint \{wer, ist aber nicht unaus- Ita, Bezüglich des Polizeirehts gehe ih niht soweit, den Landes- ehörden alle ihre bisherigen Ne zu lassen, es sind zablreihe Bestimmungen darüber wohl der Aufnahme in ein allgemeines Reichs- geseß fähig; was aber unbedingt den Einzelstaaten verbleiben muß, ift die Ausführung der bergpolizeilihen Vorschriften, so mannigfaltig find die Verhältnisse; daher läßt sih die Ausübung der Bergpolizet nicht über einen Kamm \cheren.

Abg. Dr. Hiwe (Zentr.): Bei der vorgerückten Stunde ift es niht mehr möglih, auf alle Einzelheiten der Debatte einzugehen. Wir haben \. Z. bei der Berathung des Bürgerlihen Geseßbuhs für die betreffende Resolution gestimmt und etn einheitlihes Bergreht ver- [angt. Zur zivilrehtlihen Seite hat der Antragsteller zahlreihe Aus- führungen gemaht. Nach der sfozialen Seite hin muß geltend ge- macht werden, daß die Arbeiterwohlfahrtsgeseßgebung Reichssache sein soll. Deutschland i| ein einheitlihes Wirthschaftsgebiet, des- halb sollen auch dessen Verhältnisse thunlichst einheitlich geregelt werden. Ist eine cinheitlide Berggeseßgebung für Preußen möglich, dann wird sie es auch für ganz Deutschland sein. Der Antragsteller hat weniger die Einheitlichkeit betont als die positiven Pes en dargelegt, die in diesem Geseß zur Feststellung kommen ollen. o lange wir feinen Entwurf vor uns haben, {ind diese

orderungen akademisch. Jch will mich aber keineswegs dagegen aus- prehen. In Bezug auf unsere konkreten Forderungen für Berg- arbeiterschuß weise ich auf unsere Erklärung im preußtshen Ab- eordnetenhause hin. Wir haben au die Reform der Knappschafts- assen verlangt und die Vornahme der Wahl der Knappschasts- ältesten in geheimer Abstimmung. . Auch darf der Bergarbeiter feine Knappschaftskassenbeiträge nicht verlieren, wenn er in ein anderes Revier verzieht. Wir sind auch für Mitwirkung der Arbeiter bei der Handhabung der Aufsicht eingetreten. Als eine geseßliche Bestimmung dieses Jnhalts in Preußen nicht zu erreihen war, habe ih verlangt, daß man wenigstens Versuche in dieser Rihtung mache, und das verlange ih auch heute noch. Jch bitte, wenigstens dem Antrage zuzustimmen, daß ein einheitlihes Berggesetß eingebraht wird; daß es noch in dieser Session vorgelegt werden wird, glauben ja die Herren Antragsteller von der äußersten Linken selbst nit.

Hierauf wird die Erörterung abgebrochen.

Schluß 51/2 Uhr. Nächste Sißung Donnersta 1 Uhr (Gewerbeordnungsnovelle). zung 3

Literatur.

Die wohlbekannte , Jllustrierte Unterhaltungs- bibliothek“ des Verlages von Carl Krabbe in Stuttgart hat durch die neu erschienene Erzählung „Udo in England“ von Marie von Bunsen sowie einige andere Novitäten eine interessante Folge erhalten. Die Verfasserin der vorgenannten Erzählung, welche das Leben aller Stände, namentlich der obersten, in London und in der Provinz aus eigener Erfahrung kennt, führt den Leser in ebenso fesselnder wie ansprehender Weije in dasselbe ein, Das Leben auf den großen Adelssißen, die Parlamentssessionen , die Klubs, die religiösen Versammlungen, “das Sportwesen, die ggroßartigen gemein- nützigen Institutionen und die Betheiligung der vornehmsten Persön- lichkeiten an denselben erfahren eine eingehende Würdigung, sodaß man die Erzählung als ein Sittengemälde aus dem modernen Eng- [and bezeihnen darf. Aber auch die in dasselbe Wat m Liebes- romane sind sebr spannend erzählt. Die Verfassecin felb# und H. Hübner haben die Erzäblung mit reizvoüen, eigenartigen Zeichnungen illustriert. (Pr. geb. 3 6)

Neu erschienen sind in der obengenannten Krabbe’schen illustrierten Unterhaltungs-Bibliotbek ferner :

„Die Macht der Stunde“ und „Vroni“, zwei Novellen von Paul Heyse, illustriert von Friy Reiß. Pr. geh. 2 Æ, in Lederband 3,50 46 Beide, mit noch immer {chöne?r, jugenblih bieg- samer Sprache geschriebenen Novellen zeigen den Dichter wiederum als feinsinnigen Zergliederer der Frauenseele unter den Wirkungen heißer Liebesleidenshaft. Friß Reiß hat das Büchlein aufs s{önste ge- \{chmüdckt: die erste, in Jtalien spielende Erzählung begleitet er mit farbenprähtigen Aquarellen, zu der anderen zeihnete er, dem Dichter folgend, naturfrishe Dorfbewohner, und in finniger Weise rahmt er B T inie von der „Vroni“ mit einer Herbstzeitlose und einer el ein.

Magdalena. Von Carl Th. Richter, Jllustriert von © Schlittgen. Pr. geh. 2 6 Diese Erzählung schildert das

chidsal eines jungen Mädchens, das, in früher Jugend bereits auf sich selb angewiesen, dem Taumel der Leidenschaft und den Einflüsterungen eines Verführers unterliegt und sch dann lange nicht zu erheben vermag. Später suht sie sittlihe Läuterung in der Liebe zu einem Jugendgespielen, einem Künstler, der sie zuerst niht wieder erkennt. Beide büßen für ein kurzes Glück mit rashem, erlösendem Tode. Troß der realistischen Darstellung ist der Hergang in zarter, poetischer Weije psychologish motiviert; das Großstadtleben, welches den Hinter- rund bildet, und sämmtliche, in dex Erzählung auftretenden Personen nd lebenswahr gezeichnet. „Vronele“ und „Tannenreis“, zwet Geschichten aus dem Bauernleben im Schwarzwalde, von Arthur Achleitner (illustriert von F. Reiß; Pr. geh. 1 H), deren weiblihe Hauptfiguren wie thre Umgebung von dem beliebten Erzähler lebensfrisch und anziehend charakterisiert sind. „Die Hexe“ und „Arme Anna Feodorowna“ von erbert Föohrbach, zwei Dorfgeshihten, von denen die eine in itthauen, die andere in Rußland spielt. Sie schildern die Schick- (ole armer Mädchen, die leidenschaftlich und ohne irgend welche

uésiht auf eine glüdcklihe Zakunft für höher stehende Männer entbrennen und {ließlich ihre Liebe mit dem eigenen Untergang büßen müssen. (Mit J[[ustrationen von E. Klein; Pr. geh. 1 4)

In neuer Auflage liegt auch Ernst von Wolzogen?s be- karnte, in einem Thüringer Pfarrhause spielende Erzählung „Die Gloriahose* vor, welhe zu dem Besten gehört, was der beliebte humorifstishe Schriftsteller und Theaterdihter hervorgebraht hat. (JUustriert von Friy Reiß, Pr. geh. 1 4)

Endlich sind im Krabhe’|hen Verlage auch noch Hackländer?s „Namenlose Geschichten“ in einer neuen illustrierten Auflage erschienen (zwei Bände, mit 300 Jllustrationen von Frit Bergen; geh. 9 M, geb. 11 M). Sie bedürfen eigentli keiner Empfehlung mehr, denn in Hackländer's Schrif!en waltet eine Kraft der Darstellung und etne dichtecishe Phantasie, welche sie nirgends langweilig erscheinen und nicht veralten läßt. Die Romane „Europäish:s Sklavenleben“, „Eugen Stillfried“, „Künstler- roman“, „Der leßte Bombardier“, “pag und Wandel“, „Augen- blickd des Glücks*, „Tannhäuser“, besonders auch die Soldaten- geshihten üben noch jeßt denselben Reiz aus wie ‘zur Zeit ihrer Entstehung. Durch die binzugefügten Jllustrationen haben sie au einen gefälligen äußeren Shmuck erhalten.

Im Verlage von Greiner u. Pfeiffer in Stuttgart ist ein kleines Bändchen Dichtungen von Eugen Hane, „Kindermund“ betitelt, ershienen, Was an unbewußten, drolligen Wahrheiten so häufig, von Kinderlippen laut wird, is hier ia knappe Netme ge- bracht und wird für Freunde der kleinen Leute eine dankenswerthe Weihnachtsgabe sein. L

Spruch - Abreifi-Kalender für das christliche Haus 21. Jahrgang 1900, Druck und Verlag von Fr. Richter in Leipzig. fe 60 „F. Beim Eintritt in das dritte Jahrzehnt seines Be- tehens erscheint dieser Kalender nah Jnhalt und Form in wesentlich erweiterter und verbesserter Gestalt. Während er bisher nur mit einem Spruch aus der Bibel und mit einem Liedervers an jedem Morgen seine Freunde begrüßte und sie einlud, vor Beginn thres Tagewerk's Herz und Sinn nah oben zu richten, wird jeßt auf der Rückseite eines jeden Blatts cine kurze, kernige, volksthümliche

Betrachtung und Auslegung des auf der Vorderseite f\tehenden Gottesworts dargeboten, die in stiller Abendftunde, nah des Tages Arbeit und Mühe, den Christenherzen Trost und Frieden, Kraft und Erbauuag spenden sol. Oberpfarrer Dr. Bienengräber in Meerane hat diese Neubearbeitung in inniger, zu Herzen gehender Weise ausgeführt. Die Sprüche und Verse sind von ihm selbständig ausgewählt und die 365 Betrachtungen ebenfalls von ihm verfakt. Dieser Abreißkalender bildet somit ein kleines, in christlichem Geiste zusammengestelltes Erbauungsbuh, wie es in dieser Form bisher niht existierte. Wie der Inhalt, so hat auh die Ausstattung des Kalenders eine Verschönerung erfahren. Die von Künstlerhand hergestellte Rückwand zeigt über blühenden Lilien eine Gruppe musi- zierender und sfingender Engelsgestalten von höchster Anmuth und wohl geeignet, die Seele zur Andacht zu stimmen. In dieser gefälligen Ausstattung und mit dem erweiterten Inhalt wird der Kalender ih ohne Zweifel zu seinen alten Freunden noch viele neue gewtnnen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts“, Nr. 48 vom 29. November 1899.) /

Pest.

Oesterreich. Der aus Sintos mit ungefähr 50 000 Säcken Kaffee gekommene österreihisch? Lloyddampfer „Berenice“, an dessen Bord Pesttodesfälle vorgekommen waren, befand sich nach einer am 13. November eingegangenen Depesche noch immer bei der Kap Ver- dischen Insél Sao Thiago. Ein weiterer Pestfall war gleich- zeitig von dort gemeldet.

Portugal. In den Tagen vom 10. bis 16. November sind aus Porto amtlih 3 (1), 1 (1), 1 (1), 2 (1), 5 (1), 2 (1), 2 (2), im Ganzen sona 16 Erkrankungen (und 8 Todesfälle) an der Pest gemeldet. Außerdem is am 15, November eine Miau aus dem Orte Villa Nova de Gaya am línken Ufer des Duro an- gezeigt worden.

Im Pestspital Bomfim befanden sich am 16. November Va und 24 Frauen, darunter insgesammt 13 {werkranke

ersonen.

Egypten. In der Woh? vom 11. bis 17. November sind in Alexandrien Pestfälle niht festgestellt worden. Die ärztlichen Ueberwahungsmaßregeln bei Abfahrt der Schiffe im Hafen von Alexandrien sind am 13. November aufgehoben worden, au is von diesem Tage ab der Vermerk über die Pest auf den Schiff9pässen in Wegfall gekommen.

Róöéunion. Vom 1. bis einschließlich 10. November find 2 töôdtlih verlaufene Fälle an Pest festgestellt.

Madagaskar. In Tamatave sind vom - 30, Oktober bis zum 6. November 9 Erkrankungen und ‘5 Todesfälle an Pest vor- gekommen.

Mogçcambique. In Magude zeigen sich nah einer Mit- theilung vom 19. Oktober zwar wenige Fälle von Pest, doch dehnt sih die Krankheit langsam in der Richtung auf das Innere aus.

In den Borstädten von Lourenço Marques war nah der- selben Mittheilung damals nur ein pestverdächtiger Krankheitsfall vorgekommen, der aber doch der Regierung Veranlassung gegeben hatte, das Haus zu verbrennen.

Brasilien. Ja Santos warea bis zum 27. Oktober an- geblih nur 13 Erkrankungen an der Pest vorgekommen, weshalb dort die amtlihe Diagnose noch angezweifelt wird. Indessen ist laut Beschlusses des Ministers für Justiz und Inneres vom 19. Oktober den aus Santos kommenden Schiffen verboten, einen der anderen brasilia- nishen Häfen anzulausen.

Paraguay. Die Sicherheit der Berichterstattung über die in Asuncion vorgekommenen Pestfälle leidet zufolge einer Mittheilung vom 3. Oktober darunter, daß ein Theil der Aerzte die Seuche nicht als Pest ansieht. Die argentinishen Aerzte haben insgesammt 65 bis 70 Pesterkrankungsfälle, davon etwa 40 seit ihrer Ankunft am 14. September, durch eigene Beobachtung festgestellt. Bei 10 Todes- fällen seit dem 14. September is durh die Leichenöffnung die Pest von ihnen nachgewie|en worden; daß noch mehr Todesfälle seit- dem zu verzeichnen sind, wird angenommen; 6 am 2. Oktober ent- deckdte Neuerkrankungen haben \sich klinisch unzweifelhaft als Pest erwiesen. Auch sind bis in die lezten Tage wiederholt todte Ratten in verschiedenen Stadttheilen aufgefunden worden, deren bakteriologishe Untersuhung das Borkandensein großer Mengen von Pestbazillen ergeben hat. Der Charakter der Epidemie i} in den letzten Tagen insofern ernster geworden, als sih dieselbe von den ursprüng- lichen drei Herden auf verschiedene Häuser in der Stadt ausgebreitet hat, fodaß die Bekämpfung ershwert wird.

Nach Mittheilungen des consejo nacional de higiene in Asuncion sind dort vom 12. bis 17. Oktober 2 erwiesene Er- krankungen an der Pest, 4 pestverdächtige Kcankeitsfälle und 1 Pest- todesfall vorgekommen.

Cholera.

British-Ostindien. Kalkutta. In der Zeit vom 15. bis 28. Dftober find 18 Personen an der Cholera gestorben.

Gelbfieber.

Es gelangten zur Anzeige in der Zeit vom 1. bis 31. August in Buenos Aires 1 Erkrankung (und 1 Todesfall), vom 15. bis 21. Oktober in Havanna 24 (8) und in Matanzas 0 (1), vom 1. bis 21. Oktober in Santiago 6 (l), vom 8. bis 14. Oktober in Curaçao 1 (l), vom 21. Oktober bis 9. November in Key West 73 (6), vom 24. Oftober bis 6. November in Miami 54 (3), vom 26. Oktober bis 6, Nooember in New Orleans 20 (5), vom 1. bis 10. Oktober in Orizaba 16 (25), vom 5. bis 26. Oktober in Vera Cruz 21 (9), vom 3. Oktober bis 1. No- vember in Jackson 49 (5), ferner vom 10. bis 16, Oktober in Tuxpan v Todesfälle, am 25. Oktober in Flora (Mississippi) Gelbfieber ohne Angabe der Fälle; ferner wurden auf Schiffen gemeldet vom 8, bis 14, Oktober in Guanta- namo (Cuba) 1 Fall, vom 8. bis 21. Oktober in Sant iago de Cuba d Fälle, vom 22. bis 28. Oktober in Mobile Bay (Alabama) 3, vom 15. bis 21. Oktober in Havanna 4, darunter 1 Todesfall, und vom 22. bis 28. Oktober aus Savanrah (Georgia) 1 Todesfall auf See wahrsheinlich an Gelbfieber.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Madrid 2, St. Petersburg 5, Warschau 7 Todesfälle: Reg.- Bez. Königsberg, Antwerpen (Krankenhäuser) j: 5, New York 3, Paris 6, St. Petersburg 29, Warschau (Krankenhäuser) 9 Erkrankungen : Flecktyphus: St. P Warschau (Krankenhäuser) je 3 Er- krankungen; N ückfallfiebe r: St. Petersburg 9 Erkrankungen; Gen | ck- starre: New York 2 Todesfälle; Milzbrand: Moskau, New York, Nom je 1 Todesfall; Varizellen: Budapest 69, Wien 76 Er- krankungen; Keuchhusten: Reg.-Bez. Schleswig 30, Hamburg 43, Kopenhagen 27, Wien 24 Etkrankungen; Influenza: Berlin 5, London 18, New York 5, St. Petersburg 2 Todesfälle; Kopenhagen 42, St. Res Grfkranfungen; Lungenentzündung: Neg.- Bez, Schleswig 49, München 23 Erkrankungen. Mehr als ein Zebntel aller Ge torbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Be- riht8orte 1886/95: 1,15 0%%): in Bamberg, Fürth, Karlsruhe, Nürn- herg, Offenbah, Würzburg Erkrankungen kamen zur Meldung in Breslau 127, „in den Reg.-Bezirken- Arnsberg 115, Düsseldorf 192, Hildesheim 172, Königsberg 367, Stettin 822, Trier 405, Wieos« baden 184, in Nürnberg 212, Budapest 75, New York 140, St. Petersburg 108, Wien 202 desgl. an Scharlah (1886/95: 0,91) 9/6 : in Duisburg Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 61,

Breslau 22, im Reg.-Bezirk Königsberg 131, in Hamburg 47, Budae | pest 52, Christiania 34, Edinburg 22, Kopenbagen 8, London |

Krankenhäuser) 334, New York 116, Paris 61, St. Peteröburg 69, Wien 43 desgl. an Diphtherie und Croup (1886-95: 4,27 9/g): in M.-Gladbach, Krefeld Erkrankl'ungen wurden gemeldet u Bexlin 103, im Reg.-Bez, Düsseldorf 101, in Hamburg 2%, Kopenhagen" 49,

London (Krankenhäuser) 219, New York 196, Paris 49, St. Peters» |

burg 121, Stockholm 128, Wien 56 desgl. an U nterleibst us

(1886/95: 0,75 9/0): in Bohum Erkrankungen kamen zur rp

9 En (Krankenhäuser) 73, New York 72, Paris 84, St. Peters- rg 129.

_ Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche unter über- ständigen Schweinen ti dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht-Biehhofe zu Dresden am 29, November.

Handel und Gewerbe.

Der Kaiserliche Senat für Finland hat bestimmt, daß für ungemahlenen Mais, welcher bis zum 1. Juni 1900 nah Finland eingeführt wird, weder Zoll noch eine Schiffahrtsabgabe zu erheben ist.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengeftellten „Nachrichten für Handel und Subusteiei

Gelegenheit zur Anlage einer Papier- und Kartonfabrik im nördlichen Kaukasien.

In den weiten Gefilden Nordkaukasiens werden jährlich große Meengen von Leinsaat geerntet, deren Werth ih auf 8 bis 10 Millionen Nubel beläuft. Nachdem die Eingeborenen den Flachs mit Hilfe von Mähmaschinen geschnitten und ihn dann gedroshen haben, um das Herausfallen der Körner zu bewirken, benußen sie die Stengel als Feuerungsmaterial für die Lokomobilen. Sie wissen nicht, daß das Flahhs\troh, welhes se in dieser Weise vergeuden, unter anderem ein vorzüglihes Material zur Anfertigung von zwet dort verhältnißmäßig ret theuren Gegenstäaden, von Papier und Pappe, bildet. Aller Wahrscheinlichkeit nah würde die Anlage einer Papierfabrik in jener Gegend sehr gewinnbringend sein; be- sonders günstig für ein industrielles itateeriiiieni dieser Art liegt der Koubanfluß, der jenes mit Flahs bestellte Gebiet durchschneidet. (Nach einem franz. Konsulatsber., veröffentlicht im „Moniteur officiel“)

Ftalien,

Zölle in Eritrea. Durch Kösöniglihe Verordnung vom 18. Oktober d. J. ist die Kolonial-Regierung von Eritrea erinätiat worden, von fudanesishen Erzeugnissen bei der Einfuhr in die Kolonie einen Zoll bis zu 5/9 vom Werth zu erheben. („Gazzetta ufficiale“ vom 15. November 1899.)

Spanien,

__ Bolltacifierung von Waaren. Thoma3\chlacke unter- liegt dem Zollsay der Tarifnummer 5 (Steine und Erden zur Ver- wendung in der Industrie 2c. Minimalsat 0,20 Peseta für den Doppelzentner). Maisgries fällt unter die Tarifnummer 334 (Suppenteige 2c. Minimalsay 28 Pesetas, Vertragssag 20 Pesetas für den Doppelzentner). (Verfügungen der Gzneral-Zolldirekion, Eco de las aduanas.)

Verbot der Zerealienausfuhr aus dem Vilajet Erzerum.

Die ottomanishe Regierung hat beschlossen, die Ausfuhr von Zerealien aus dem Vilajet Erzerum bis zur nähsten Ernte zu ver- bieten. Eine Ausnahme von dieser Maßregel foll zu Ganften der- jenigen Zerealien gemacht werden, diz auf Grund früber ab- geschlossener Kontrakte exportiert werden.

Serbien.

Zolltarifierung von Waaren. Stnallen, eiserne, verzinnt, verzinkt, überbaupt metallene, find, wenn mehr als 25 Stü auf 1 kg geben, als Kurzwaaren nah T.-Nr 349 zu verzollen (allgemeiner Saß 1,50 Din., vertragsmäßig 0,35 Din. für 1 kg). Gehen nur bis zu 25 Stüdck auf 1 kg, so werden fie nah dem Metall, aus dem fie hergestellt sind, behandelt.

Vasfelin in Fäfsern und in Shathteln von 1 kg und darüber find nah T.:-Nr. 274 (allgemeiner Satz 12 Din., Vertragssat 10 Din. für den Doppel-Zentner) zu verzollen. In Tiegeln, SHaSteln und anderen kleineren Gefäßen von weniger als 1 kg Gewidht oder auch parfümiert, als Svezialität in Originalverp2ckung. iff|ff Vaselin als Arzneimittel und Parfümerie nah T.-Nr. 244 (allger S 125 Din., Vertragssaß 100 Din. für den Doppel-Zentner) zu b handeln. i

Kreolin und Lys\ol sind wie reine Karbolsäu:e nah T.-Nr. 222 (allgemeiner Saß 55 Dina., Vertragssaß 45 Din. für den Dovpel- Zentner) zu verzollen. (Verfügungen des serbdis i Minifteriums.)

Zolliarifierung von fügung der s{chwedishen Ge D reftion anderem als goldenem Metallgebäufe, e bi 50 Oere für das Stück unterlagen, künfti einem \s{hwvwachen Goldüberzug versehen Taschenubren mit 1 Krone für das Stüd Handels8amtsblatt.)

Der SgHiffsverkebr im L Jahren 1892 bi Der Sciffzverkebr öffnung des Freibafens ständig zugenommen. (zins{l. Freibafen) 18 769 S ffe {darunt (darunter 10 395 1i 075 Dampfer). Zabl der Schiffe Der SzZdifszabdl geraden ; er 9 und 1898: Jahr 1822 deziFerte ß 1 501 t 1893 2 Di1 zöfiHden Gesandtschaft

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Zündholz-Monopol in V Dur Gefeß vom 18. Mai 1839 dèè MonctolSierung dor Zündholifabrikation bestimmt worden {of euti &. Hand «ArSdid 1899, Augustbeft). Das Geseg it indessen is ctt iét èn WirS samkeit getreten, da die Frage der EuGüdizung. weile an dir boi stehenden Zünddohzfabriken zu ablen M, me dig nad M Diese Fabdriden, unter ibnen cêne deutsde, ardeiten daber Decilkufir weiter. Die Einfadr von Zündbölzern Ä dur die Z Sund bereits seit mebreren Jadrea derdotez Daus IntereSe DoauBSlanE an der Zünddolzfadrikation in BVenezaria dean Ad U die Bd rung gewisser, zur Fadrikatioa erforderiltder Drogen. Ditse Aerbnx bat ader aud nad dem wirkten | dos Monegelgrieges Autsidt auf Fortdesteden. Handel d Finanzen în Dat 4

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