1832 / 10 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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se bedeutender seyn, sobald erfi der Augenblick dazu gekommen ist. Jedenfalls is daher eine Hoffnung zur Verminderung der Volks= lañen vorhanden ; do kdunen wir dieselbe nur verwirklichen, wenn vorr mit Festigkeit und Vorsicht zu Werke gehen. Die Last der Ab- gaben ist immer nur relativ; sie hängt von dem Reichthume des Landes ab. Frankreichs Reichthum nimmt aber täglich zu, und schon dadurch vermindern sich die Laften. Zwet Din erichten ein Volk zu Grun= de: Unordnung in den Finanzen und thdrichte Unternehmungen. Was vun den ersteren Punkt anbetrifft, sv herrscht bet uns in dem Rechnungs- wesen eine bewunderungswürdige Ordnung. Hüten wir uns also vor Unternehmungen, die dem wohlverstandenen National-Fnteresse fremd sind. Wodurch ift unsere vorige Regierungin Schulden gerathen ? Durch die Milliarde fúr die Emigranten und #Mürch den e, in Spanten. Was hat England in Schuldeù gestürzt? Ein 30jähriger Krieg. Ansiatt also Ausgaben zu machen, welche die Ehre und die Sicher- heit der Nation nicht erheischen , wollen wir lieber darauf bedacht seyn, unsere Budgets, wenn auch nicht zu ermäßigen, doch auf threm degenwtaen Standpunkte zu erhalten; und bei der Wohl- fahrt, die der Friede und eine geseßliche Freiheit unserem schönen BYaterlande versprechen, werden wir dann die jeßigen Lafien des Volkes nicht zu \heuen brauchen.‘ Laute Beifallsbezeugungen be- gleiteten Hrn. Thiers, als er die Rednerbühne verließ.

Paris, 2. Januar. Gestern n 11 Uhr Vormittags em- ÿfingen der König und die Königin, umgeben von dem Kron- prinzen und den übrigen Prinzen uud Prinzessianen des König- lichen Hauses, bei Gelegenheit des Jahretwechsels die Glück- wünsche der Minister und Marschälle, der Pairs- und der Depusz tirten-Kanmer, des Staats-Nathes, des Cassations-, des Nech- nungs- und des Königlichen Gerichtshofes, des Rathes für den öffentlichen Unterricht, des Präfektur- und des Stadt - Rathes, des Civil- und Handéls - Tribunals, der Friedensrichter, der vier Klassen des Justituts, des reformirten, lutherishen und israeliti- {chen Kousistoriums, der Gefängniß- und Ackerbau-Gesellschaft, der Professoren der polytechnishen Schule, der Wechsel : Agen- ten u. # w. Um 2 Uhr wurden zu demselben VBehuse die Offizier-Corps der Garnison und der National-Garde vorge- lassen. Um 5 Uhr empfingen Se. Majestät das diplomatische Corps, in dessen Namen diesmal nicht, wie bisher, der Päpst- lihe Nuntius, sondern der Königlich -Sicilianische Botschafter, First von Caftelcicala, folgende Anrede hielt: „Sire, wir haden die Ehre, Ewr. Majestät bei dem Eintritte des neuen Jahres den Glücfwunsh der von uns repräsentirten Souveraine darzubringen ; sle hegen die aufrihtigsten Wünsche für das Wohl Ewr. Majestät und Fhrer erhabenen Familie, so wie für das Glück Frankreichs, Mit dem glücklichen nnd friedlichen Frankreich sind die Ordnung, die Ruhe und das Gluck aller übriger Staaten eng verknüpft. Fz dem verflossenen Fahre haben Ew. Majestät und die anderen Sozveraine Alles, was in ihren Kräften ftand, gethan, um den Frieden, dieses vornehmste Bedürfniß der Civilisation, aufs recht zu erhalten; ihre Bemühungen find mit Erfolg gekrönt worden, wei! auf allen Seiten der aufrichtige und fefie Wunsch vorhanden war, die Schwierigkeiten zu beseitigen, die Hinder- ni}e zu besiegen. Das abgelanfene Jahr hat den Grund gelegt zu dem Frieden des beginnenden und aller darauf folgender. ZurBefeftigung dieses großen Werkes werden Ew. Majestät, wir zweifeln nicht daran, denselben Eifer, dieselbe Sorgfalt , dieselben red- lichen Absichten zeigen, von denen unsere Souveraine beseelt sind. Eine solche Ausgabe zu lösen, ist eben so lohnend, als ehrenvoll. Genehmigen Sie die Weissagung, daß das Werk gelingen wird, und gestatten Sie uns noch, unsere ehrfurchts- volle Huldigung und unseren persönlichen Glückwunsch hinzuz1t- figen. Der König erwiederte: „„Meiue Herren, die Wünsche, dîe Sie Mir im Namen der Souveraine, welche Sie bei Mir repráfentiren, für Mein Glück und das Meiner Fañilie, so wie für die Wohlfahrt Frankreichs, zu erkennen geben, rühren Mich tief. Jh freue Mich mit Ihnen, daß die Hoff- oungen, die Jh Ihnen vor einem Jahre zu erkennen gab, in Ersállung gegangen sind, Die Mitwirkung Ihrer Sou- veraine wird, mit derselben Aufrichtigkeit, wie im ver- flossenen Fahre, die Beharrlichkeit Meiner Bemühungen, Frankreich und Europa die Befestigang jener großen Wohlthat des allgemeinen Friedens, den Sie mit Recht das vornehmste Bedúrfniß der Civilisation neunen, unterstüßen; und Jh habe das feste Vertrauen, daß alle Staaten auch ferner im Schoße des Friedens das Glück und die Wohlfahrt finden werden, in deren Genusse sle zu sehen Mir so viel Freude gewährt, J danke Fhnen abermals, m. H., für alle die Gesinnungen, die Sie Mir pexsónlich ausdrücken.“ Der Moniteur enthält auch noch die Anreden der Prásidenten der Pairs - und der Deputirten- Kammer, des Großsiegelbewahrers an der Spiße des Staats- Rathes, der Präsidenten des Cassations- und des Nech- nungs - Hofes, so wie des Herrn Villemain, Vice - Präsiden- cen des Königl. Rathes für den öffentlihen Unterricht, neb den ‘von Sr. Majeflät ertheilten Antworten, Der Baron Pasquier äußerte im Namen der Pairs unter Anderem: „Die Pairs-Kammer überzeugt sich, Sire, daß ihre Pflichten gegen

canfreich und gegen Ew. Majestät dur die ihr neuerdings ge- botene und loyal von ihr angenommene neue Stellung gewisserma- ßen noch größer als bisher geworden sind. Unr: sle zu erflillen, wird die Kammer die dazu benöthigte Kraft aus ihren Erinnerungen, aus dem sle béseelenden Gefühle der Ehre, so wie aus ihrer uner- sz ütterlichen Hingebung für die National-Freiheiten, slir die Betwah- rung der öffentlichen Ordnung, für das Baterxland und für den Fürsten \chópfen, dem dieses Vaterland scin Schicksal anvertraut hat.‘ Der FKöbnig antwortete im Wesentlichen Folgendes; „Diese Gessanun- aen sud der Kammer würdig und entsprechen den Erwartungen der Nation. Fch theile mit Jhnen die Hoffauug, ja, ich möchte sagen die Ueberzeugung, daß das große Opfer, welches die Pairs- Kammer mit eben so viel Scelenadel als Hingebung gebracht hat, den Bew-ggrlinden, die ihr dasselbe eingaben, entsprechen, d, h, daß dieses Opfer den Staatsgewalten die vorzüglich in jeyiz ger Zeit so nöthige Einigkeit erhalten, daß es durch die Stär- fung der Verfassung deu Gang der Regierung befestigen und dex Nation beweisen wird, wie sehr sie Net hatte, als sie auf den Edelsian und die Hochherzigkeit der Pairs-Kammer rechnete ‘‘ Dem Prásidenten dec Deputirten-Kammer erwiederten Se, Maj. inter Anderem: „Fh erkenne, wie Sie, alle die Bortheile, die der Friede uns bietet; Niemand hegt aufrichtigere Wünsche für die Bewahrir;ig desselben, als Jch, und Sie wissen, daß Fh ihn áfemals durch Opfer erkauft haben wlirde, die mit der National- Ehre und den Interessen des Volkes unverträglich wären. Was die Wünsche betréfsen, die Sie Mir für das Glu und die Wohlfahrt. Frankreihs, gestügt auf eine Wi Vollziehung der Charte, zu erfeanen geben, ‘so geselle JGENich denselben von ganzem Herzen bei, Jch habe die Krone in der Hoffnung auge- nominen, daß es Mir gelingen werde, dieses s{chöne Ziel zu er- reihen. Die Krast, die Jh aus Ihrer Mitwirkung \{öpfe, wird Mith bei der Erslllung dieses großen Werkes unterstügen.

Von dea hieslgen Blättern sind heute nur der Moniteur, die Gazette de France, die Quotidiénne, der Conrrier de l’Europe, die Reoolution und der Globe erschienen, Der Nedacteur des

tutionnel, ihre Börsen zu füllen.

Herr Cottit, der bekanntlich seit der Juli- Revolution als Emigrant in der Schweiz und in England lebte, is hierher zurückgekehrt.

Am verwichenen Freitag wurden die Verhandlungen in dem Prozesse ber das Testament des Herzogs von Bourbon vor dem hiesigen Tribunale erfter Fnstanz fortgeseßt. Der Anwalt der Ba=- ronesse v. Feuchères, Advokat Lavaux, fuhr in seinem vor acht Ta- gen abgebrochenen Plaidoyer zu Gunsten seiner Klientin fort, nach- dem er auf Unterdrückung der von den Fürsten v. Rohan bekannt O Denkschrift über die Kriminal-Untersuchung wegen der

odesart des Herzogs von Bourbon angetragen und c vorbehal- ten hatte, die Urheber dieser Denkschrift vor dem Zuchtpolizet- Ge- richte zu belangen. Der Anwalt suchte nunmehr darzuthun, daß der Herzog von Bourbon sich selbs das Leben genommen habe, weil ex nah der Fuli - Revoiution niht zum zweiten Ma=- le habe auswandern wollen untd doch andererseits seine der neuen Regierung geoebene Zustimmung bereut und fich gewisserma- fen geshämt have, Karl X. im Ungllick verlassen zu haben. Als Beweis fúr diese Behauptung las Hr. Lavaux zunächst ein Schrei- ben des Hrn. von Guesnay, eines der Freunde des Prinzen, vor, worin dieser erklärt, daß er im Juli 1830, stürmische Tage voraus- sechend, den Herzog von Bourbon mehrmals aufgefordert habe, Frankreich zu verlassen und im Auslande bessere Zeiten abzuwarten, und daß der Herzog anfangs auch diesem Plane geneigt geschtenen habe. Ferner las der Advokat die bei der Fnstructicn von den Her- ren Pregeaut , Belzuna, der Frau von St. Aulaire, Frau v. Cha- bannes, dem Abbé Pelier, Hrn. von Shoulot u. f. w. gethanen Aussagen vor, welche sämmtlich dahin Übereinltimmen , daß der Prinz nach den Juli - Ercignissen in tiefe Schwermuth versunken sey , daß er oft gescufzt und Thränen vergossen und“ das Schickjal Karls X, so wie die Zukunft des în eine zwette Revolution fortge- rissenen Vaterlandes, laut beklagt habé; dazu kam die Besorgniß, daß inan seine Schlösser plündern und daß sogar scine Person vor der Wuth des Volkes nicht sicher seyn werde; von diesen Gedanken gequält, habe der Prinz oft gesagt, es wäre besser für ihn, wenn er todt wdre. Bald brachen auch im Schlosse von Saîint- Leu unter den Umgebungen des Prinzen Zwistigkeiten aus. Die Herren v. Pre- geaut , Belzuna, Shoulot und der Abhé Pelier , höchst royalistisch gesinnte Mäntter,- wollten ihn zu einer zweiten Auswanderung be- wegen, Hr. v. la Villegontier hingegen hegte gemäßigtere Gesinnun- gen. Oft entstand zwischen ihnen in Gegenwart des Herzogs, der darúiber schr betrübt zu seyn schien, Streit. Außer diesen inneren Spaltungen trug noch mehreres Andere däzu bei, die Schwermuth des Herzogs zu vermehren und ihm das Leben zu verleiden. So wurde ihm z. B. gerathen, sich nicht mehr Bourbon, sondern nur noch Condé zu nennen; mit Widerwillen sah er in St. Leu die dreifarbige Fahne Ln, und als ihm dex Abbé Pelier am 41. August meldete, das Schloß von St. Cloud sey geplündert wor- den, gab dex Herzog durch einen schmerzlichen Ausruf die Besorgniß kund, daß scine Schlösser gleiches Schicksal erfah= ren würden. Fn der Furcht, die Leidenschaften des Volkes gegen sih aufzuregen, sah er sich sogar genöthigt, cinen Theil sci- ner Jagd - Equipagen abzuschaffen. So trug Alles dazu bei, seine Seele immer düsterer zu stimmen, und als die Königliche Familie von diesem Gemüthszusiande des Prinzen benachrizztigt wurde, machte die Königin ihm am 21. August einen Besuh, um seine Besorgnisse zu beschwichtigen und einige Ruhe in seinen geängste- ten Geist zu bringen. Am 25. August, seinem Namenstage, war der Herzog, nach der Ausfage der Herren von Chabannes und Surval und der Abbés Briant und Letellier, noch trauriger als sonst, und diese Stimmung erhbhte sich am 26sten, dem Tage vor seinem Tode. Um 8 Uhr Morgens hörte sein Kammerdiener Manoury fiar= kes Geräusch in dem Zimmer des Prinzen ; er trat ein und sah, wie derselbe die Thür hinter Frau von Feuchères zumachte, indem er ihr sagte: „Lassen Sie mich in Ruhe.‘/ Der General Lambot hat ausgesagt, daß, als der Herzog sich beim Abendessen mit ihm und Herrn von Cossé unterhielt und von den Ereignissen des Tages die Rede war, er aufs neue seine Besorgnisse äußerte und die Unterhaltung mit den Worten abbrach : ¿Dieser Gegensiand ist zu traurig; man muß bei Tische nicht davon sprechen.-/ Als Frau von Feuchères den Herzog an demselben Abende eriúnerte, daß er noch Über zivei bei ihm eingegangene Bittschriften zu entscheiden habe, wollte er dieses Geschäft nicht auf den folgenden Tag verschieben, sondern ließ so- gleich Lichter anzünden, um dasselbe gbzumachen. Als der Herzog um 11 Uhr \{lafen ging, machte er, der Aussage eines Dieners zufolge, allen Leuten scines Hauses ein Zeichen des Abschiedes, wel hes sonst nicht in sciner Gewohnheit war und die Dkenerschaft in NVerrounderung seßte. Am 28. Aug. um 8 Uhr Morgens, als der Stunde, wo erer befohlen hatte, daß man ihn wecken möge, klopfte der Kammerdiener Lecomte, um diesen Befehl des Gebieters zu voll- ziehen, an die Thür des Schlafzimmers, die er verschlossen fand; als keine Antwort erfolgte, entfernte sich der Kammerdiener wieder, welcher glaubte, der Prinz schlaffe noch fesi ; inzwischen kam auch der Leib- arzt, Dr. Bouy, an und kehrte mit Lecomte zurück, um den Prin- zen nochmals zu wecken; als sie auf wiederholtes Klopfen noch keine Antwort erhalten, werden sie stußig, eilen zu dem ersten Kam- merjunker, Hen. v. la Villegontier, und da sie diesen nicht mehr zu Hause finden, zu Frau v. Feuchères, die noch“ im tiesen Schlafe lag; sie lassen sie wecken und erzählen ihr das Vorgefallene; ste steht auf, das Stillschweigen des Prinzen erweckt die lebhaftesten Be- sorgnisse in ihr, und sie befiehlt, die Thüre des Schlaf - Zim- mets zu erbrechen; dies geschieht; die beiden Kammerdiener Manoury und Lecomte treten în das Zimmer und- finden den Prinzen an den oberen Riegel eines der Fenster mit- tel Q an einander geknüpfter Schnupftücher aufgehangen. Der Leichnam hing nicht vollkommen, indem die Spißen der Zehen den Boden berührten; der Körper war kalt, die Augen halb ge- \{chlo}en, Arme und Beine steif, die Zunge geshwollen; die Kleider des Prinzen, so wie das ganze Zimmer, waren in der vollkommensten Ordnung; Age Schritte vom Leichnam siand ein Stuhl; das Bett war eingedrückt, der Prinz schien also einige Zeit darin gele- gen zu haben. Bald war im Schlosse Lärm geworden und verbret- tete sih von hier aus durch die ganze Ortschaft; der Maire kam und nahm über den Zusiand des Orts, des Leichnams und der Kleider ein Protokoll auf Der Doëtor Bouy gab in einem Be- richte sein Gutachten dahin ab, daß der Herzog, um sich zu erhän- gen, auf einen Stuhl gelegen sey und diesen dann umgeworfen habe. Der jehige König schickte drei Aerzte mit dem General- Prokurator Bernard nach St. Leu, die nah einer genauen Unter- suchung der Oertlichkeit, der Kleider und nach der Section des Leichnams einstimmig der Meinung waren, daß der Prinz durch Strangulation gesiorben sey, und daß, da das Zimmer von innen verriegelt gewe- sen, also Niemand in dasselbe habe eindringen können, da ferner

weder an dem Leichnam noch an den Kleidern sich eine Spur von Gewalt finde, man annehmen müsse, diese Todesart sey eine frei- willige gewesen. Eineu neuen und" überzeugenden Beweis für den Selbstmord faad dev Anwalt in einigen von dem Prinzen geschrie- bénen Zeilen, die man in dem Kamine des Schlafzimmers zerrissen

unter einer Menge verbrannter Paptere fand; man seyte die cin- ¡elnen Stläïcke wieder zusammen Uünd fand folgenden Fnhalt: „„St. Leu gehbrt Eurem Könige Philipp ; plündert und zündet weder dîe- ses Schloß noch das Dorf an. Fügt Niemanden Leides zu, we- der meinen Freunden, noch meinen Leuten. Man hat Euch in Bezug auf mich getäuscht.

indem ich meinem Vaterlande Glück und Gedeihen wünsche. !

leßteren Blattes hat an den Constitutionnel, der die Nachricht verbreitet hatte, daß die Chefs der Sekte der St. Simonianer als Betrüger gerichtl!ch belangt werden würden, eine ziemlich ener-. gische Proteftation gerichtet; er behauptet darin, während die St. Simonianer in allen ihren Handlungen nur das Gemeinwohl bezweten , sey das einzige Streben der Redacteure des Consti-

Lebt wohl auf. ewig. (gez) Prinz von Bourbon.“/

unten standen die Worte: „Fch verlange, in Vincennes never nem unglücklichen Sohne beerdigt zu* werden.“ Obgleich das j bunal von Pontoise entschieden ‘hatte, daß der Prinz sich selbs eh leibt und daß also gegen Niemand eine gerichtliche Untersuchy einzuleiten sey, wurde dennoch bald auf den Antrag der Priny von Rohan eine neue Fnsiruction angeordnet; zugleich erschien ej Schrift, betitelt: „, Appellation an die öffentliche Meinung in Y,

alle Fndicien des Selbhsimordes-zu entéíräften suchte.- Herr Lava

tofolle und die zweite gerichtliche Fnsiruction im Detail durch, die von der Gegen - Partei aufgestellten Behauptungen zu widei| gen und den Selbstmord darzuthun; zum Beweise dafür, daß } Bes dem Gedanken an den Selbsimord nicht fremd gewesen s Úhrte er eine Aussage des Herrn Shoulot an, nach welcher der P im Fahre 1815, während der hundert Tage, in der Vendée d Plan gehabt habe, sich das Leben zu nchmen, um aus seiner sj rigen Lage heraus;ukommen.“ Daß der Prinz gerade diese Todes) ewählt, hak einer seiner Kammerjunker, Hr. von la Villegonti ehr naturlich gefunden, da er feine Pifiolen gehabt und es ni( | gewagt haben würde, welche zu fordern, da er cin Gewehr Weg ! seiner Wunden nicht habe brauchen können, und da der Degen | zu unsicheres Dodeswerk;eug sey. Nachdem Hr. Lavaux aus dies { ganzen Darstellung der- Verhältnisse die Folgerung gezogen, daß Ermordung des Prinzen eine bloße Erfindung und alsó von h Gegenpartei nicht als ein Grund der Nichtigkeit des Testamen geltend gemacht werden könne, eutkräftete er am Schlusse die von H Hennequin in dessen Plaidoyer für die Prinzen v. Rohan als wahr hi gestellteAussage einesDieners, „Frau v. Feucbères habe denPrinzen sog gemißhandelt, und-der Leßtere habe namentlih am 10. August di

Gesi:t mit Blut bedeckt gehabt und zu Aubry gesagt: ¿„¿Die ga h

stige Frau , seht, wie sie mich zugerichtet hat, ich kann nicht m mit ihr zusammen leben; / dadurch, daß Aubry, von dem der Ay sagende jene Aeußerung des Prinzen gehört haben wollte, das Gay geläugnet und diesc Erklärung vor Gericht eidlich erhärtet hai Ueber acht Tage werden die Verhandlungen fortgeseßt werden.

Großbritanien und YFrland.

London, 31, Dez. Sir Hudson Lowe war vorgestern h Kolonieamte bescháftigt.

Der heutige Courier enthält den nachstehenden Artike „Die Berathschlagung, die gestern im auswärtigen Amte m Bezug auf die Entscheidung der Kouferenz gehalren wurde, wa wie wir vernehmen, eine der wichtigsten, welche stattgefunde seitdem die Repräsentanten der fünf Mächte zum ersten Ma zusammentraten. Bald nachdem die Berathung beendigt ‘wg wurden von Lord Palmerston Couriece nach Berlin und Wi mit der Instruction abgesandt, mit der größtmöglichen Schn| ligkeit zu reisen, damit, wie wir vernehmen, die Antwort no vor dem 15. Jan. hier eintreffe, Unsere Leser werden sich etiy neru, daß der 15. Jan. der durch Protokoll zur Auswechselun der- Ratificationen des vorgeschlagenen Friedens - Traktates zw \chen Holland und Belgien festgeseßte Tag ist.‘

Das Dublin Freeman?’s Journal sagt: „Wir hak mehr als einmal auf die Aehalichkeit zwishen Belgien und land aufmerfsam gemacht; der Courier hat eben fo oft unst Darlegungen zu widerlegen gesuct; aber- es ift ihm nicht gelun gen. In der Armee, auf der Flotte, in den Zöllen, in da Accise, im Senate, auf den richterlizen Bänken, in den Et richtshöfen , zu Hause und in den Kolonieen, in jeder Richtun und in jeder Lage des Lebens nirgends hat das Frlándish Bolk dieselben Rechte, Privilegien und Vorzüge, wie die Eagläy länder und die Schotten. Dies wiederholen wir mit reiflid ster Ueberlegung. Viellcicht beliebt cs dem Courier , «wen er unsere Behauptung wieder bestreiten sollte, seine pra! lenden Angaben durch eine kleine Thatsache oder eint kleinen Beweis zu belegen; sonst werden dieselben | Jrland keine Wirkung hervorbringen.“ Der Courier wiedert darauf unter Anderem: „Wir werden dent Freeman seh verbunden seyn, wenn er die Parallele zwischen Belgién und J land förmlich aufstellen will; wir versprechen, sie dann Pun! für Punkt genau zu erörtern, Was die Behauptung betriffl daß die Jrländer nicht dieselben Rechte und Vorrechte wie di Engländer hätten, so wiederholen wir, daß in unserem Lande kei

irgend einem Posten ausgeschlossen worden ist, Wenn wir Zel hätten , die Armee-, Flotten- und Zoli-Lislen durchzugehen, würde uns der Beweis leicht sehn, daß die Frländer ihren gehö rigen Antheil an Ehren und Aemtern haben. Für je6t wolle wir uns mit der Frage begnügen: was für ein Landmann ml der frühere Ober - Befehlshaber was der leßte Premiw Minister der Fürst von Waterloo? Als das dankbare Vater land dem Besieger Napoleons Ehren und Belohnungen votirt gab es da weniger, weil der Mann ein Jrländer war? Als t erster Minister der Krone wurde, gab seine Geburt Anlaß 11 irgend einer Einwendung? Was 1oar der verstorbene Marquil von Londonderrh? Ein Minister und ein Jrländer; und wut es ihm \{wieriger, emporzufkommen, weil Frländishes Bl in seinen Adern floß? Und find nicht ‘in diesem Angenbli | der Armee und auf der Flotte, in ‘der Kirche, an der. Bart und auf den Gerichtsbänken im Verhältniß dexr Bevölkeru eben so viel Jrländer, ais Engländer? Möze der Freema hierauf antworten und dann noch behaupten , daß wirklich ein Parallele zwischen Belgien und Frland zut ziehen seh.“

Fortwährend treffen Nachrichten über Feueréebrünsle in di Provinzen ein. Jn der Umgegend von Manchester allein beträ der durch Brand angerichtete Schaden während des vergangen Monates 100,000 Pfund Sterling.

Der Courier enthált folgenden Auszug aus einem Schr ben aus Napoli di Romania vom 22. Nov. : „General Churl und cin Französischer Offizier, welche am 19. d. M. von hier ab reisten, um slch nach Argos zu begeben, wo sl{ch der Nationa Kongreß versammelt, wurden unterweges von ungefähr 20 Man von Kolokotroni’s Bande, die schon zwei Tage im Hinterhalt g! legen hatten, um- die Ankunft der Reisenden in Argos zu vel hindern, angehalten. Der Englische Resident in Griechenlar hat fogleich eine Erklärung über dies gegen zwei achtung werthe Bürger beobachtete Berfahren verlangt. Da die B hörde nicht-im Stande war, jene eigenmächtize Handlung zn ei schuldigen, so hat sie dieselbe untergeocdueten Agenten zur L gelegt. Kolokotreni’s Bande ift nah Argos zurückzekehrt, w

treffen wird. Die Beschwerden des Englischen Resitenten h ben indeß zu Nachforschungen Anlaß gegeten, aus délien hervo zugehen scheint, daß Kolokotroni und Augustin Capodistrias dur diese Verlegung des Volkerrechtes beabsichtigten, den Genet Church von Argos entfernt zu haiten, weil sie seinen Einsflt|

Fch habe nur noch zu sterben, ! Europa.

auf verschiedène Griechische Arführer, die seit. 2 untd ihm gedient haben, fürchteten,“ j y ug aa Die hiesigen Blätter enthalten Nachrichten ans Liw

bis zum 9, Sept. Die Prohibitiv- Geseße waren fortwährend "B

Kraft. Man ertvartete im Allgemeinen weniz Zusuhren äl

Einige Artikel, besonders alle Arten von Seideuwaarel

tref des Todes des Prinzen von Cotdé//, worin die Gegen- Par,

ging jeßt die von den verschiedenen Behörden aufgenommenen Yy

Beispiel vorhanden is, daß Jemand seiner Geburt halber ves

man glaubt, daß General Church hente ebenfalls daselbst eil h

egen daher im Preise. Die geseßgebende Gewalt in Mazat- x is dem Beispiele anderer benachbarter Stáaten gefolgt und t allen Fremden das Recht, Handel zu treiben, entzogen. ' Unsere leßten Nachrichten aus Bahia gehen bis zum 22, dovember. Es herrschte daselbst zu jener Zeit die vollkommenste

uhe. Niederlande,

Aus dem Haag, 4. Jan, IÎn der gestrigen Sibung der weiten Kammer der Generalstaaten wurde die Ver- andlung über die beiden Geseß-Entwürfe zur Deckung der au- rordentlihen Ausgaben des Jahres 1832, die in Folge ner Fortdauer des. Krieges entstehen köanten, eröffnet, Nicht eniger als 18 Redner, und zwar die Herren Frets, de Bor- es, Hofstede Luhben, Donker Curtius, van Boe- ns, van Wickevort, van Hemert, Fockema, van dam Repelaer, Veelaerts. de Jonge, van Nes, arin, Luzac van Shyama und'op den Hooff, so wie ße:dem der Finanz-Minister, ließen sich in mehr oder eniger ausführlichen- Borträgen über den Gegenstand verneh: „n, Die Vertheidiger des Geseß- Entwurfes haden im Allge- heinen angesüh:t, daß es Pflicht sey, die Regierung unter den genwärtigen Umständen zu unterstüizen, damit die Ehre, Frei- it und Unadhängigkeit von Nord - Niederland behauptet

Werden; €s würde Unverantwortlich von ‘den Generalstaaten

yn, wenn sie der Regierung Subsidien vexweigern und ihr adurch Hindernisse in den Weg legen wollten; überdies dem Könige, dem Grundgeseß zufolge, das Recht zuerkanut, ber Krieg und Frieden zu entscheiden und Traktate abzuschlie- enz das vorliegende Geseß verlange von den Generalstaaten nur inen Kredit, und es sey deren Pflicht, dem Könige Vertrauen 1 shenfen, damit Höchstderselbe in den Stand geseßt werde, f dem bereits eingeschlagenen Wege die National-:Unabhängig- it au ferner zu behaupten. Sämmtliche Redner erklärten sich uch bei dieser Gelegenheit gegen die von der Konferenz vorge- hlagenen 24 Artikel, und Einige waren der Meinung, daß deren yuahme einer Ausftoßung Niederlands aus der Reihe der nabhängigen Staaten Europas“ gleichkommen würde; des- alb müsse man eden so gegen feigherzige. Feinde, als egen eizennüzige Freunde auf der Hut schn, Die- nigen Redner, welche gegen den ersten Gesep-Eutwucf sprachen, cflärten sih deshalb doch nicht für die 24 Artikel, vielmehr wa- n au fle eigentlich dafür, daß der Regierung der verlangte Predit zur Behauptung der Rechte des Landes zu bewilligen h, nur mochten sie slch nicht mit den Mitteln einverstandeni er- lären, durch die (dem zweiten Geseß-Entwurf zufolge) die Aus- aben gedeckt werden soliten, weshalb sie sich für verpflichtet jelten, vorläufig auch gegen den ersten Gese - Entwurf, welcher je außerordentlichen Ausgaben des Marine: und Kriegs-Depar- ements überhaupt feststellt, zu ftimmen. Dieser erste Geseß- ntwurf wurde inzwischen von einer Majorität von 44 gegen 4

Stimmen angenommen, und wird sl{ch die Kammer in ihrer heu-

gen Sipung mit dem zweiten beschäftigen.

Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien ist gestern früh pieder nah dem Hauptquartiere der Armee abgegangen.

Durch die Fürsorge Jhrer Kaiserl. Königl. Hoheit, der Prin- essin von Oranien, ist in Scheveningen eine Schule sür den Un- erciht in weiblichen Handarbeiten errihtet worden. Etwa 30 nge Mädchen aus den unbemittelten Volksklassen nehmen be- eits Theil an diesem Unterrichte, den die Prinzessin au da- uh zu ermuntern sucht, daß sie die Schule hiu und wieder nt ihrem hohen Besuche beehrt.

Dem Dr. Hempel in Berlin ist als Zeichen der Zufricden- heit Sr. Maj. mit den von demselben in Vorschlag gebrachten jülfsmitteln zur Behandlung. der Cholera: Kranken, die zweite iroße silberne Medaille zuerkannt worden. Die erste sllverne Medaille wurde dem hiesigen Dr. Kiehl zu Theil, dessen in Borschlag gebrachte Vorrichtungen von Seiten des Ministeriums des Nnnern allen Provinzial: Gouverneuren , für den Fall des usbruchs der Cholera, zur Benuvzung in öffentlichen Anstaiten mpfohlen worden sind.

Antwerpen, 3. Yan. Das hiesige Jonrnal sagt: „Der König ist heute Nachmittag um 4 Uhr in unseren Mauern ingetroffen. Möge er hier die Wahrheit finden, die zu verneh- jen er so würdig ist, uud welche gewisse Leute ihm ‘verbergen, m ihren Fdeen und ihrem Ehrgeize den Sieg zu verschaffen. Wir hegen die Hoffnung, daß die Orts-Behörden und diejenigen Einwohner, welche die Ehre haben werden, dem Könige zu na- hen, ihm unsere Leiden, den Druck unserer Lasten und das Elend der mittleren Klassen unverholen darftellen werden. ““

Brüssel, 3, Fan. Der König ift heute früh nach Ant- verpen abgereift, wird aber bereits morgen Abend zurück er- partet.

Gestern Abend if wieder ein Courier bei- der Englischen Sesaudtschast eingetroffen. Er hatte London am 31sten v. M. verlassen. / An demselben“ Tage hat das auswärtige Amt daselbst Couriere an fast alle Englische Gesandtswaften in Europa ab- gesandt ; es blieben nur noch zwei zur Verfügung des Ministers der ausivärtigen Angelegenheiten.

Der König hat in den lehten Tagen bedeutende Quantitä- ten Steinkohlen an die Armen vertheilen lassen.

Die ‘Emancipation meldet, daß der General Belliard heute wieder in Brüssel eintreffen werde,

n einer seiner lezten Sißungen sprach der oberste Militair- Gerichtshof in Bríissel den Lieutenant Argout, der der VFnsubor- dination angeklagt worden war, nicht allein frei, sondern erklärte u in seinem Urtheil, daß der Oberst Buzen den obenerwähn- en Offizier auf eine leichtsiunige und unüberlegte Weise ange- huldigt habe. Der Kriegs - Minister hat hierauf ein Schrei- den an den Oberst Buzen erlassen, worin ex sich mißbilligend

der jenes Urtheil, ausspriht und am Schlusse sagt: „„J er- mächtige Sie nicht allein, durch Tagesbeseh! bekannt machen zu assen, daß Fhr Betragen bei jener Gelegenheit von mir gebilligt worden ist, sondern auch hinzuzufügen , daß der König mich be- auftragt hat, Fhnen seine ganz besondere Zufriedenheit sür den Eifer und die Thätigkeit zu erkennen zu geben, welche Sie von der Zeit an, wo die Stadt Antwerpen in Belagerungszustand Ist, worden ist, - bis zu diesem Augenbli an den Tag gelegt a n. ì

Deutschland.

Kassel, 4. Jan. In einer von dem Kurfürstlihen Finanz- Ministecium an die Bewohner der Provinzen Fulda und Hanau erlassenen Bekanntmachung in Bezug auf die neuen Zoll-Berhält- nisse, werden dieselben unter Anderem benachrichtigt, daß unver- züglich eine Bekanntmachung über die großen Ecleichterungen im Verkehr uachfolgen wird, die in Beziehung auf das Königreich

¡ jedoch nit glauben, gen der Mptuns und l : terthaneWhrem Herrscher schuldig sehen; im Gegentheil fenne |

und den Königreichen Baiern und Würtemberg andererseits ab- geschlossenen Handels-Vertrags, sondern auch in Folge weiter ein- Ee Vereinbarung zu noch größerer Verkehrs-Freiheit, deren lusführung von einer Benachrichtigung der Königl. Baierschen Staats-Regierung der die ihrerseits zu dem Ende getroffenen Anordnungen abhängt, eintreten werden,

S ch weiz. i

Lausanne, 30. Dez. Der Staats-Rath des Kantons Waadt hat für angemessen befunden, die hierher geflüchteten Neu- chateller Fnsurgenten Bourquin, Gadrel und die beiden Renards aus dem Kanton fortzuweisen ; dieselben sind in Folge desen vor- gestern von hier nach Frankreich abgegangen.

Jtalten.

Bologna, 29, Dez. Seit dem Beginne der revolu- tionnmairen Unruhen in hiesiger Gegend ift eine fsolche Unzahl von Flugschriften und Flugblättern erschienen, die den Zweck hatten, Beschwerden gegen die Verwaltung zu führen und Reformen zu verlangen, daß sle sich eadlih nothwendig alle wiederhölen muß- ten. Ueberdies waren alle diese Schriften anonhm, obgleich man die Verfasser von einigen derselben mit ziemlicher Gewißheit an- gab; sie konnten daher nicht den Effekt machen, wie wenn sie von namhaften Personen hergertihrt hätten; deflo allgemeineres Aufsehen hat dagegen eine Schrift gemacht, welhe in Form ei- ner Adresse, unter dem Titel „der stellvertretende: General-Kom- mandant der Bürgergarden der Stadt und Provinz Bologna an Se. Eminenz den Kardinal Staats-Sccretair Thomas Bernetti““ uad mit Patuzzis (des Befehlshabers) Unterschrift ver- sehen, vor wenigen Tagen erschienen 1|st. „„Der Grund des allgemeinen Mißvergnügens (heißt es darin) seyen die zahlreichen, durch eine wenig vorsehende Regierungs - Ver- fassung veranlafiten Uebel und der Mangel jener weisen Grund- Kesormen, die man oft verheißen, aber nie gewährt habe.‘ Der Befehlshaber der Bürgergarden, denen unter gegenwärtigen Um- ständen der Schuß und die Aufrechthaltung der Ordnung anver- traut sey, halte es für seine Pflicht, in ihrem Namen dem Throne ihré Gesinnungen und Wünschc mit ehrfurchtsvoller Frei- müthigkeit vorzulegen. Es gebe im Römischen Staate nur zwei ‘assen, Klerus und Volk; der Herrscher werde ‘ohne Zustim- mung des Volkes von Kardinälen gewählt, die hinwiedecum durch die Willkür des Herrschers zu ihrer Macht gelangt seyen, uud in deren Händen sich alle odere Staatsämter mit unum- \czränkter Gewalt befänden. Wegen ihrer Unkenntniß der Ge- fte, deren sie vorstehen sollten, seyen sie ganz in die Hände der geringecen Beamten gegeben, die ihres s{lechten Gehaltes und ihrer fast allgemeinen Berdorvenheit halber keinen Anstand nähmen, die Gerechtigkeit selbst zu verrathen und zu verkaufen, weshalb denn der Ruin aller Zweige der Verwaltung entweder von dem Haupte oder den Gliedern ausgehe. Daher die lange Reihe von Intriguen und Corruption in gewagten Verpachtun- gen, überschwenglihen Steuer- Tarifen, unüberlegten und s{ädlihen Privilegien und Patenten, beschwerenden Auflagen, verderblichen Theilungen der Verwaltung u. \. w., wobei Handel, Jndustrie, individuelle Thätigkeit und die öffentlihe Sittlichkeit zu Grunke gehen müßten. Adelige, Gutsbesißer, Künstler, Kaufleute, Ge- lehrte sobald sie nicht zum Klerus gehörten bildeten mit Knechten und Bettlern eine einzige und leßte Klasse im Staate,

von der Búrgergarde in Betracht gezogen worden; es gäbe kei- nen Bürger, der niht das Bedürfniß fühle, seine persönliche Frei- heit und seinen Besiß sichergestellt zu wissen. Alle klagten des- halb, beides von veralteten, 'durch eine Unzahl von Neskripten, Bullen und Consftitutionen unaufhörlich modificirten und verän- derten, Geseßen abhängig zu sehen. Sie beklagten überdies die zum allgemeinen Nachtheile gereihende Hinderung des Handeis uud das in die Länge Ziehen der Prozesse, wobei die Wider- sprüche der verschiedenen Urtheile gar kein Ende nähmen, Frei- heit, Ehre und Leben der Bürger sehen in die Gewalt der Rich- ter gegeben; man sey nicht gesichert vor den Nachftellungen eines Feindes und der Verleumdung eines Boshaften, indem beide leichten Zugang zu den Gerichtshöfen fänden. Traurige Folge dieser legis!ativen Systeme schen das Verschwinden des geraden Sin- nes und der Sieg der Umschweife, der Ausflüchte, des Egoismus, der Feigheit, des Mißtrauens und der Heuchelei, Deswegen sey die Bevölkerung mißvergnügt und der Päpstlichen Herrschaft müde; dies sey der. einzige Grund, weshalb sle auch jept, bei aller Liebe und Verehrung für ihren erhabenen Herrscher, bewegt, unruhig und ungeduldig auf nene Fustitutionen und Reformen gespannt sey, Durch das Edikt vom 5. Juli wäre nichts gewonnen ; die Macht des Klerus werde dadurch nicht im geringsten beschränkt, und dem Volke sehen nur einige Schein - Freiheiten zugestanden worden; überdies sey es zu bedauern, daß man sich immer eine Pforte für doppelte Auslegungen offen zu halten suche. Wenn die Frage seh, weshalb man die Annahme der neuen Civil- und Kriminal-Verfassung, der es niht an Verbesserungen einiger Ge- scize fehle, verweigert habe, so diene zur Antwort: weil man mit Bedauern sehe, daß das verhaßte Jnquisitions - Gericht in allem seinem Umfange beibehalten, daß eine Unzahl spezieller Gerichts- hóöfe angeordnet, daß die natürliche Gränze zwischen der bür- gerlichen und geistlichen Jurisdiction s{lecht bestimmt, das Gerichtswesen weder rasch noch vfonomiscz , das Verlegen der Prozesse nah Rom nicht abgeschafft und für die Verantwortlichkeit der Ankläger und Denunzianten und die Entschädigung ungerecht Verfolgter \{lecht gesorgt, so wie der Verleumdung und Ungerechtigkeit die Straße offen gelassen wocden seh. Deshalb wolle man lieber den alten, wenn noch so fehlerhaften, Codex bis zu einer vollständigen Reform beibehalten, als den neuen ungenügenden annehmen, Auch flage die Búür- gergarde dringend über die fortwährende N {on vor dem 4. Febr. so bedrückenden Abgaben, deren Bezahlung jebt unmögli seh, Zugleich bewege es sle {merzlich, daß noch so vicle achtiungswerthe Männer von ihren Familien getrennt in der

die von der Negierting vergessen und ihrem Geschicke úberant- wortet seyen. Auch die Normen der Privat - Junteressen sehen ;

zen zu besháftigen, welche leytere für die Liquidation und díe Sicherung der Staatsschuld, gleiche Vertheilung der Abgaben und Zölle und Abschaffung des Unwesens der Bevorzugten und Beausnahmten Sorge tragen soliten. „„Jn dieser Zusammen- stellung‘‘, ließt die Adresse, „wird Ew. Eminenz die Gesinnun- gen der Bürgergarde, welcher ih vorstehe, vereinigt finden, Möge w. Eminenz dieselben gütig aufnehmen und bei Ueberreichung an den erhabenen Herrscher ihn versichern, daß es die Wünsche nicht nur der Bewohner der Provinz Bologna, sondern der übri- gen Legationen, vielleiht auch der anderen Theile des Staates sind. Durch gütige Gewährung derselben wird er vollständig für die Bedürfnisse seines Volkes sorgen und es auf solche Weise von Herzen dankbar und vollkommen ruhig machen. ““

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Botschaft des Prásidenten. Nachdem der Präsident

in seiner Botschaft (das gestrige und vorgestrige Blatt der Staats-

Zeitung) die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Großbritanien,

Frankreich, Schweden, Dänemark, Spanien, Neapel und Por-

tugal beleuchtet hatte, fuhr derselbe in der Darstellung der au s-

wärtigen Angelegenheiten folgendermaßen fort:

„Jn unseren Verhältnissen zu den anderen Mächten Eurooa'*s

hatten wir glücklicherweise keinen Anlaß zu einer Erörterun Über

Ersaß fär erlittene Ungerechtigkeiten. Unsere politischen Verbin-

dungen mit dem Russischen Reiche sind von der liberalsien Art.

Wir erfreuen uns aller der begüunstigtsten Nation bewilligter Schiff-

fahrts- und Handels-Vortheile; aber es war der Politik jenes Rei-

hes noch nicht angemessen oder wurde auch vielleicht aus anderen

Rücksichten, noch nicht für zweckmäßig befunden, jenen Privilegien

durch einen Handels-Vertrag Dauer und Gegenseitigkeit zu verleis hen. Eine Krankheit verhinderte unseren Bevollmächtigten, der im verflossenen Jahre mit Ueberreichung eines Vorschlages zu einém solchen Arrangement beauftragt war, in St. Peters- burg zu bleiben; und da die Aufmerksamkeit jener Regierung während des ganzen Zeitraums seit seiner Abreise von dem geg in welchen sie verwickelt war, in Anspruch genommen wurde, fo würde sicherlich durch seine Gegenwart nichts zu erreichen gewesen seyn. Es wird nächstens ein Bevollmächtigter ernannt werden, #0- wohl um diese wichtige Angelegenheit zu Stande zu bringen, als um die Beziehungen der Freundschaft und des guten Vernehmens aufrecht zu erhalten, von denen wir von Sr. Kaiserl. Maj. und De- ren Kaiserlichem Vorgänger auf dem Throne so mannigfache Vere sicherungen und Beweise erhalten haben. Der Traktat mit Oesterreich erdffnet uns einen wichtigen Handelsverkehr mit den Erbstaaten des Kaisers, dessen Werth bisher wentg erkannt und :da- her nicht genugsam gewürdigt worden ist. Während unser Handel vermöge dieses Traktats in den Süden Deutschlands Zugang findet, wird durch diejenigen, welhe mit den Hansesläd- ten und Preußen abgeschlossen wurden, und durch andere noch in der Unterhandlung schwebende dem Unternehmungsgeist un- serer Kaufleute jenes große Land im Norden gedffnet: ein Land, reich an allen Materialien zu einem einträglichen Tauschhandel, voll von aufgeklärten und gewerbfleißigen Einwohnern, einen bedeu- tenden Rang in der Europätschen Politik einnehmend, und dem wir so viele häßenswerthe Bürger verdanken. Zur Auswechse- lung der Ratificationen eines mit der Pforte abgeschlossenen Trak= tats. war der zu unserem Geschäftsträger an jenem Hofe bevollmächs tigte Abgesandte beauftragt. Bei seiner Ankunft waren einige Schwierigkeiten entstanden; doch zur Zett der Abfertigung seiner leßten offiziellen Depesche hielt er dieselben für beseitigt und glaubte alle Aussicht auf eine (chnell zu hewerkstelligende Auswech= selung zu haben. Hiermit endigt die zusammenhängende Ueber- | sicht, wie ich dieselbe von unseren politischen und fommerziellen | Verhältnissen in Europa zu geben für zweckmäßig hielt. Jch werde mich auch fernerhin, so viel in meiner Macht steht, bemühen, durch Traktate, begründet auf die Prinzipien der vollkommensten Gegen- scitigkeit der Fnteressen , dieselben zu befestigen und zu erweitern, einen ausschließlichen Vortheil weder fordernd noch bewilligend, aber, so weit meine Macht es gestattet, die Thätigkeit und Fndustrie un- serer Mitbürger von den Fesseln befreiend, die ihnen von auswärti- gen Beschränkungen aufgelegt werden könnten.“

Die Botschaft gezt nun zu den außer- Europäischen Ländern über und verweilt besonders bei den neuen Staaten des ehemals Spanischen Amerika. Zunächst heißt es:

„Mit China und Ostindien besteht unser Handel in seiner gewohnten Ausdehnung fort und hat durch den Kredit und die Ka- pitalien unserer Kaufleute eine grdßere Erleichterung erhalten, in- dem Wechsel an die Stelle von baarer Zahlung getreten sind. Eine herausfordernde Beschimpfuug hat in jenen Meeren stattgefunden; mat hat einen unserer Kaufleute, die in einem Hafen vonSuma- tra an dem Pfefferhandel Theil nehmen, ausgeplündert, und da die Seeräuber, welche diese That verübten, zu Volksfiämmen gehörten, deren gesellschaftliher Zuftand von der Art ift, daß die ge- wöhnliche Verfahrungsweise zwischen ckoilisirten Rationen hier nicht befolgt werden konnte, so fertigte ih sogleich eine Fre- gatte ab, mit dem Befehl, augenblicklihe Genugthuung für die cr- littene Unbill und Schadenersaß für die Beeinträchtigten zu for- dern. Fn unseren Verhältnissen zu den unabhängigen Staaten von Amerika sind seit meiner leßten dem Kongreß gemachten Mit- theilung wenig Veränderungen vorgegangen. Ueber die Ratification cines Handels-Vertrages mit den Vereinigten Republiken von M e- xiko ist hon eine Zeît lang in deren Kongreß berathschlagt wor- den, doch war die Sache bei dem Abgang der lehten uns zu- gekommenen Depeschen noch unentschieden. Zweifelsohne lag der Grund zu dieser Verzögerung în den unheilvollen büre gerlichen Unruhen, welche daselbsi vorherrshten; da indessen, dem Vernehmen nach, die Regierung jeßt zur Ruhe gelangt ist, so werden wir hoffentlich die Ratification des Vertrages und ein Ar- rangement hinsihtlich einer Demarcation der gegenseitigen Gränz= linien bald empfangen. Zu gleicher Zeit if zu beiderseitigem Vor- theil ein wichtiger Handelsverkehr mittels Karavanen von St. Louis in dem Staat Missouri nach den inneren Provinzen von Mexiko erôfnet worden. Dieser Handel wird auf seinem Wege durch die Länder der Fndfaner von Truppen der Vereinigten Staa- ten geschüßt werden, denen es erlaubt worden ist, die Karavanen ber unsere Gränzen hinaus bis zu einem bestimmten Theil des Mexikanischen Gebiets zu geleiten. (Fortseßung folgt.)

F-10464 n de

Berlin, 9. Fan. Fn der Sigung der geographischen Gesell- {aft am 7. Jan. mate Hr. Dr. Reinganum eine Mittheilung über den gegenwärtiaen Zustand der Wissenschaften in Spanien nah Fau-

Fremde schmachteten, weil sle auf den einstimmigen Zuruf des

liche Ordnunz und Sicherheit zu schüßen. Man dürfe deshalb

des Gehorsams zerflört, welche treue Un-

man die edlen und großmüthigen Eigenschaften desselben und halte sich für überzeugt, daß er sein mehrmals gegebenes Versprechen der Verbesserung ihrer Lage erfülien werde, Dieses könne ge sche- hen durch eine allgemeine und wirkliche Amnestie ohne Ausnahme und Beschränkung, durch die Zusammenberufung von Wahl- Kollegien, welche Kommissionen ernennen sollten, „um sich mit einem Fundamental: Gese nah Art anderer Staaten, neuen Ge-

alern bis zu vollsländig beroirktem Anschlusse schon jeßt, und ¿war nicht allein in Folge des am 27. Mai 1829 zwischen dem Königreiche Preußen und dem Großherzogthume Hessen einerseits

seßzzüchern für das Civil- und Kriminal: Gerichtéwesen, den Han- | del, den Acerbau, die Militair:Verfassung und Polizei und mit * neuen Grundságen für die öffentliche Verwaltung uud die Finan-

Volkes slch {weren Pflichten unterzogen hätten, um die öffent-

als wáren in den Provinzen jene Geslnnun- |

| rés neuesten Nachrichten. Herr Professor Zeune sprach über | des Direktors August Schrift : Ueber Gua car adtie ¿E Cboltee: und úbergab die Schrift Namens des Herrn Verfassers der Ge- ? sellschast. Herr Krohn theilte einige Notizen über die Diö- cese von Kalkutta mit, wozu Hx. Professor Neumann mehrere Mittheilyngen machte. Leßterer gab außerdem Notizen über den Grafen Vidua und dessen Reisen und Untersuchungen in Asien. | Es werden Nachrichten über dessen literarishen Nachlaß von der | Gesellschaft gowütinsht, Herr Major von Oeéfeld gab eine Er- _länterung eines Meilen - Maaßflades für die Größe der Preu- ßischen Meile in den Maaßstäben der vorzüglichsten Karten

und übergab der Gesellschaft ein Exemplar desselben, nebst einem Blatte der Fortseßung von Reimanns Karte von Deutschland. Herr Professor Dove gab dann über die Kältepole der Erde einige Notizen, Hexr Professor Neumaun trug zuleyt eine