1832 / 13 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Ueber die Temperxaturverhältnisse Asiens anb i Europas.

Da- bei dém gegenwärtigen Stande unserer Kenntniß die Ländergestalt , die Configuration des Bodens nach seiner horizonta- len Erstreckung oder der Unebenheit der Krümmung seiner Dber- fläche, die relative Stellung der undurchsichtigen dtontinentalen) und der durchsichtigen liquiden (pelagischen)/ Massen, die Richtung der großen Gebirgssysteme und das relative Uebergewicht gewisser Winde, welche- von den Wärme erzeugenden (absorbirenden und ausstrdmenden) Kräften der Erdhülle abhängen , als die Hauptursa- chen der Klimatenverschiedenheit anerkannt worden sind, so kdnnen uns bei der Untersuchung der Temperaturverhältnisse Asiens nur allein umfassende geographische Ansichten leiten.

1. Hypsometrische Umrisse der Belgischen, Baltischen, Sarmatischen und Sibirischen Ebenen, die sich im West und Osi des Ural, von der Schelde- his de Lena-Mündung, ausdehnen.

Bei der Betrachtung der außerordentlichen Zunahme der Win- terstrenge, wenn man unter einem und demselben Breiten - Grade von West- Europa nah Of vorschreitet, hat man dieses Phänomen lange Zeit als Folge eines allmäligen Auffsteigens des Bodens zu außerordentlichen Hochebenen erklärt und so von einer einzigen Kälte erregenden Ursache, die Überdies irrigerweise von o außer- ordentlicher Bedeutung angenommen worden, das abgeleitet , was eine Folge mehrerer gleichzeitig wirkender Ursachen ist; so vor- aner der ununterbrochenen Breiten - Zunahme des alten

ontinents, der Entfernung von den Wesiküsten, d. h. von einem westlichen Meeresbecken, welches eine wenig veränderli= che Wärme aufbewahrt, den West- Winden , welche für Ost - Europa und ganz Asien Landwinde sind, die im Norden des Wendekreises vorherrschen. Genaue Banamatoemel ages haben die Ansichten, welche man sich von der Erhöhung des Bodens in diesem Theile der Welt gemacht hatte, gänzlich umgestaltet. Die Hochstufe oder der Culminationspunft zwischen dem Schwarzen Meere und dem ien Busen erreicht in dem Waldai eine Hdhe von kaum 170

oisen Über dem Meeressptegel. Die Wolga- Quellen, etwas wesi- lich vom Ozero- Seliger (Seliger - See), haben nach einem Statio- nen - Nivellement des Hrn. Helmersen keine 140 Toisen absoluter

dhe. Ehbemals (und der Abbé Chappe rühmt sich einer Zuverläs- igkeit bis auf 2 Toisen) gab man der Stadt Moskau îm Niveau des Moskwa - Flusses eine Hdhe von 269 Toisen; aber dieser Punft zwischen der oberen Wolga und dem Oka-Becken, also auf der SÚd- Avdachung des Kontinents , die von der Hochstufe oder der Wasser- e des Waldat gegen das Schwarze und Kaspi - Meer zu noch mmer mehr herabsinkt, hat nur 76 Toisen ; Kasan, an dem mittle- ren Lauf der Wolga, hat nur 45 Toisen über dem Niveau des Oceans (nit über dem des Kaspi-Sees), wenn man nämlich mit Hrn. Arago die mittlere oceanische auf den Nullpunkt reducirte Ba- rometer-Hdhe zu 760mm,85 annimmt.

Die geringe Hdhe, zu welcher diese kontinentalen Massen Ost- Europa’s gehoben worden, if schr beahtenswerth, wenn man dieses Phänomen unter dem Gesichtspunkte des mittleren Reliefs des Kon- tinents betrachtet, ganz abgesehen von dem partiellen und viel jün- geren Phänomen der Gebirgszüge und der lokalen Anschwellungen, welche der Boden der Ebenen in der Nähe der Geviège oft darbietet. Moskau und Kasan, wo die Herren Perewostschiko}- Simonof und

Lobatschewski eine #o große Anzahl vortreffliher Barometer-Beob-

achtungen angestellt haben mit Fnstrumenten, welche unter sih und mit denen auf dem Pariser Observatorium von Fortin verglichen worden waren, liegen mitten in den ungeheuren Ebenen , welche von tertiären, theils auch von sekundären Formationen bedeckt sind, in der großen Entfernung von 230 bis 250 Meilen 95 auf einen Grad des Aequators gerechnet) also in einer ntfernung , die größer ist, als -die ganze Breite von Frank- reich und Deutschland vom Kaspi-See, vom Azow - Meere und dem Finnischen Busen. Eine gleich ares konvexe Oberflächen- bildung- findet sich auch in dem nördlichen Theile Polens, wo nach Hrn. Eichwald das Vorwerk Belin bei Pinsk nur 68 Toisen und das Plateau von Osmana 147 Toisen hoch is, was den Höhen von Moskau und der Waldaikuppen entspricht. Die Baltischen und Sarmatischen Ebenen Osi-Europas sind von den Sibirischen Ebenen Nordwest -Asiens durch die Uralkette ge- trennt, welche vom 54sten bis zum 67sten Breitengrade, vom Jre- mel und dem Groß-Taganaï bis zum Konijenkowskii- Fels und dem . Parallel von Obdorsf, Hdhen von 600 80) Toisen darbietet, und ín ihrer Kammlinie dem Gebirge der wenig erhabenen Wogesen des Jura, der Gates und der gold- und platinareichen Cordillere von Villa- kica in Brasilien vergleichbar is. Der Ural fesselt unsere Aufmerksam- Feit wegen seiner Ausdehnung und Beharrlichkeit in seiner Rich- tung von Ust-Urt im Truchmenenisthmus zwischen dem Kaspi- und Aral-See bis über den Polarkreis hinaus, wo im Westen des Obi Herr Adolph Ermann einige Hdhen von mehr denn 660 Toisen über dem Meeresniveau gemessen hat. Jn seinem mittleren Theile unter 56° 49/ etwas westlih von -Fekatherinenburg hat dieser Gürtel Pojas) oder diese Felsenmauer - in welcher Grünsteinformation, erpentin und Talkschiefer in naher Verbindung vorherrschen, Pâsse, N absolute Hdhe kaum die der Städte Genf und Regensburg bertrift.

Bon den Haidesieppen Nord-Brabants kann man von West nach Ost bis zu den Asiatishen Steppen, welche den West - Ab- hang des Altai umgeben, fortgehen, ja sogar bis zur Chinesi- hen Dzungarei, also in einer Erstreckung von 80 Längengra- den, ohne eine Hdhe von 1200 oder 1300 Fuß zu überschrei- ten. Jh charakterisire hiermit die Gestaltung des Europäischen und Asiatischen. Bodens als eine Central - Zone (des Jnneren des alten Kontinents), eine Zone, deen Endpunkte Breda und Semiîpa- latinsf oder der Chinesische Posten Khonimailakhu zwischen 51° 35/ und 48° 57/ der Breite liegen, eine Distanz, welche ih auf ver- schiedenen Reisen, mit Barometern versehen, zu durchlaufen Gele- genheit hatte, und die das Dreifache des Amazonenlaufes quer durch die Ghenen von Süd-Amerika beträgt. Wenn man einen Weg an- nähme, der von den Blachfeldern Brabants zu den Steppen Asiens durch hohe Breiten, bis Über den 60sten und 65sten Grad hinaus-

inge, s0 würde man eine ununterbrochene Plaine erbalten, welche fas pen ILTE Kugel-Umfang (unter derselben Breite nämlich) leich wäre. / F Nicht die Boden -Erhöhung also is es, welche die Krüm- mung - der Fsothermen - Linien zur konkaven Spiye, die Ah: nahme der mittleren Jahres - Temperatur verursacht, wenn cen- trale Gegenden Europas unter einem und demselben Brei- tengrade sîih gegen Osten erstrecken. Ueberrascht durch die ge- ringe Erhebung der Umgegend von Tobolsk, das mehr denn 940 Lieues vom Eismeere entfernt ist, hat der Abbé Chappe sich zuerst mit Nachdruck seit dem Fahre 1768 der allgemeinen Meinung von dieser Erhdhung eeegatgerne Ungeachtet der geringen nu- merischen Genauigkeit, welche {eine landschaftartigen Profile ge- währen, hat doch dkeser Gelehrte, dessen Beobachtungen ich in Me- ifo und Sibirien wiederholen konnte, das undbestreitbare Verdienst m Allgemeinen erkannt zu haben, daß bis zum 66sen Längengrade und zwischen dem 57° und 58° der Breite die Winterstrenge von Rord-Asien in der Bodenerhdhung nicht ihre Hauptursache habe.

Erft seit schr wenigen Jahren sind Lage ‘Barometer- messungen an den Gränzen der Chinesischen URarO und am oberen Jrty\ch uge ellt worden, in den Ebenen, wel= ‘che mit denen am Saiîsan - See unter dem 49sen Breiten-

rade in einer Länge von 164 Grad dstlih von Tobolsk in Verbindung stehen. Das Mittel der Beobachtungen, welche die Herren Ledebour, Bunge/ Bee Gustav Rose und ih in ver- schiedenen Fadresgeeten angestellt haben, giebt für diese Gegend und cinen großen Theil der Kirghisen-Steppe kaum eine Höhe von 200 bis 250 Toisen Úber dem Spiegel -des Meeres.

Die Stellung der verschiedenen Bs - Sufeme, sowol in zusammenhängenden Ketten, als auch in _isolirten und sporadischen Gruppen , und das Verhältniß dieser Systeme zu den mehr oder

AS

minder hohen Ebenen äußern einen großen Einfluß auf die Verthet- lung der Temperaturen und ihre Vermischung in Folge atmosphäri- scher Strömungen. Die Kenntniß des Areals des Gebirgslandes und der Ebenen Asiens würde für die Klimatologie von außeror- dentlicher Wichtigkeit seyn: diese Schähungen sind indeß noch we- nig’ diskutirt worden *) und sehr mangelhaft. Für SÚd - Amerika, über das ich hinreichend genaue Angaben besitze, habe ich das Ver- hältniß des Gebirgslandes zu dem der Ebenen wie 1 : 4 gefunden, und in diesem außerordentlichen Theile des Neuen Kontinents nimmt der Haunigehiraszng, die Cordilleren der Anden, welche wie über einer Spalte von geringer Breite erhoben is, ungeachtet der Er- fireckŒung von 1280 Seemeilen, kaum ein so großes Areal ein, als das der wenig erhabenen Gruppe oder Masse der Parimakette und Bra- silièn. Jn Súd-Amerika, Asien und Europa is die hôchste Kamm-Linie weit entfernt, central zu seyn, sondern mehr den Seiten genähert, welche denjenigen entgegenstehen, nah welchen si die ausgebhrei- tetsten Flächen ausdehnen.

Die niederen Regionen im Norden der Alten Welt von der Schelde bis zum Jenisei, Regionen, deren mittlere Höhe 40 bis 50, Toisen niht Übersteigt, stehen jÚdlih vom 51°4 der Breite im Parallel von Orenburg und Saratow mit der großen Kon- favität oder Depression West-Asiens um den -Aral=- und Kaspi- See in Verbindung. Ein Depressions-Phänomen/, wel- hes sich wiederholentlih an mehreren Stellen im Jnnern der Kon- tinente darstellen würde, wenn man aus dem Grunde der frystalli- nischen oder seckundären Felsbecken die tertiären Lager und die- Al- luvions-Niederschläge hinwegnehmen könnte. Jm Westen des Ural neigen sich die Ebenen Súd-Rußlands, in dem alten Kaptschak, ge- gen den Kaspti - Schlund und bilden längs des T zwischen Uralsk und Gurief, so wie längs der Wolga, iw schen Sarepta und Astrachan, den ndrdlichen Abhang dieses Abgrundes. Der Obschtschei-Syrt, der auf unseren Karten verworren dargestellt ist, unterbricht diesen E E zwischen dem Kaspi- Bassin und den Ebenen von Simbirsk nur in geringer Länge. Er trennt sich (als Kettenglied) im Süden vom Berge Jremel da vom Baschkiri- schen Ural, wo die Bulaja, ein Nebenfluß der Kama, bet Belozersk die Kette durchbricht. Auch im Osten des Ural, oder vielmehr seines dstlichen Zweiges, Jlmen-Berge, Diambu, Karagaiï und Kara-Edir- Tau genannt, senken sich die großen Sibirischen Steppen des Tobol und Jshim ebenfalls in südlicher Richtung (wie die große Kirghisen Steppe längs ‘der Flüsse Turgay und Sarasu in einer westlihen Richtung) zu dem Kraterlande des Aral und Sihon. Diese Bodendepression, die Folge eines Einsturzes oder Einsinkens eines Gewdlbes, (wahrscheinlich vor der Erhebung der verschiedenen -Gebirgs- Systeme und zusammenfallend mit der An- hwellung der großen Plateaus) verlängert zwischen dem 45sten und 65sten Breitengrade die Belgischen, Sarmaiischen und Sibiris schen Ebenen bis zum Fuße des Hindu - Khu und der Gebtrgsögruppe des oberen Oxus, mittlerweile sie mehr östlich schon unter 55 Grad durch den Altai und den Tangaru begränzt wird. Die Einsenkung des Kaspi, Aral und Mawar el Nahar is nicht bedeutend genug, (ihr Boden ist nämli nur 200-— 300 Fuß unter dem Normal- Niveau des Oceans und 500— 600 Fuß unter dem der Ebenen von Kasan und TobolsÈ) um vermöge dieser alleinigen Depression guf cine merkliche Weise den Wechsel der mittleren Temperatur zu be- stimmen; ihre eigenthümliche Einschließung aber im Süden des Aral und der Wüste von Kizil -Coum giebt thr ein Klima, welches dem der Nachbargegenden nicht gleicht. Verschieden an Gestalt, getheilt durch verschtedene kleinere Bassins, zwischen den Jaxartes-

und Oxus-Flüssen, hat der Boden dieser kontinentalen Vertiefung,

welcher trocken geblieben ist, von den ältesten Vdlker-Wanderungen an, einen hôchst merkwürdigen Charakter politischer Fndividualität dargethan. Denn hier eben is es und an dem Südost - Rande der Vertiefung, wo durh cine Reihe von Jahrhunderten (wie in Deutschland am Ende des Mittelalters) eine große- Zahl kleiner Völkervereine sich erhalten hat, die man heute unter dem Namen der Staaten von Schiwa, Bochara und Samarkand, von Schehr- sabez, Kokan und Taschkent kennt. -

l. Das vermeinte Central-Plateau der Tataret.

Fm Osten des Meridians von Bolor, zwischen dem Altai und der Himalaja-Kette, existirt kein Central =- Plateau der Ta- taret, das man von der Grdße Neu- Hollands kennen sollte. Der Zusammenhang und die alte Civilisation dieses Plateaus, welche die Geo- graphen und Historiker des leßten Jahrhunderts proklamirt hatten, mUj- sen gleichfalls bezweifelt werden: Man kann in der Sprache einer wissen- schaftlichen Geologie nach einem bestimmten Hbhenmaße verschiedene Plateau-Ordnungen begreifen; das Plateau von Schwaben hat 150 Toisen, das von Baiern oder der Schweiz zwischen Alven und Jura 260— 270 Toisen; das Plateaw von Spanien 350 Toisen; das von Mysore 380 —420 Toisen; die Plateaus von Persien, Mexiko, Bo- gota, Quito , Caxamarca, Antisana und Titicaca haben 650, 1168, 1370 , 1490, 2000 bis 2100 Toisen Höhe über dem Meeressviegel. Fn der gewöhnlichen Spracyweise aber bedient man sich des Aus- drucks Plateau (Tafelland) nur für Boden - Erhebungen / welche auf die Strenge des Klimas merklich wirken und daher über 300 400 Toisen Hdhe haben müssen; wenn nun Strahlenberg gesagt hat, daß die Sibirischen Ebenen jenseits des Ural, den er die Riît- pheischen Berge nennt, „zu den Europäischen Ebenen wie eine Ta- fel d. h. Tisch zu dem Fußboden, auf dem sie sich befindet, verhalte ,‘’ so hat er sicher nicht vermuthet, daß die Central-Ebenen der Chinesischen Dzungarei kaum die Hdhe des Bodensees oder der Stadt München haben. Die Ebenen im Norden des Saisan , welche ich vor zwei Jahren besucht habe, umgehen den Tarbagataïi und schließen sich denen der Provinz Jli, den Alaktugul und Balkhasch Seen und den Ufern des Tschui ar. Jn dem Bassin zwischen dem Mu- stagh (das Himmelsgebirge) und Kuenlun (Nordkette von Tübet), ein Bassin, welches im Westen von der Transversal-Kette des“ Bo- lor geschlossen ist, offenbart die Vergleichung der Breiten und ge- wisser Kulturen die geringe Plateau - Erhebung in großen Fernen. Fn Kaschgar- Khotan, Afju und Kutsche, unter dem Parallel von Sardinien, baut man den Baumwollensrauch; in den Ebenen von Khotan, unter einer Breite, die nicht súdlicher ist, als die von Si- cilien, erfreut man sh eines äußerst milden Klimas und zieht eine merkwürdig große Zahl Seidenwürmer. Weiter ndrdlich in Jar- kend, Hami, Kharassar und Kutsche ist die Trauben- und Granat- äpfel- Kultur seit schr hohem Alterthume berühmt. Die Steilheit, welche der Boden in diesem geschlossenen Bassin bildet , ist (merk- würdig genug) der des ofenen Bassins der Provinz JFli oder des Thianschan- Pelu entgegen. Selb im Osten von Tangut scheint die Hochebene (oder Steinwüsie) der Gobi eine Furche oder merk- würdige Depression zu enthalten; denn nah Herrn Klaproth be- richten alte Chinesische Traditionen, daß der Tarim, der gegenwär- tig in den Lop-See mündet, diesen See einst durchflossen und seine Wasser mit denen des Gelben Flusses vermengt habe, ein Phäno- men , welches die Bildung einer Wasserscheide durch zunehmende Auflagerung bewährt, und das sch an andere Erscheinungen der vergleichenden Hydro graphie anschließt, welche ich in dem historischen Bericht meiner Reise nach den Aequinoctial-Gegenden des Neuen Kontinents auseinandergeséßt hahe.

Aus dem Ganzen dieser Betrachtungen Über die Bodengestal- tung Asiens*folgt , dah der mittlere Theil, zwischen 399 50° der Breite und den Meridianen des Bolor oder von Kaschmir und des

*) Nach Berghaus jüngst erschienenem Lehrbuch der Erdbeschreibung S. 335 verhält-sih: ( : Das Tiefland | Das Tiefland | Das Hochland

zum Hochlande | zum ganzenErd- | zum ganzenErd- | wie theile wie theile wie

as : 4.6

‘ch4 : 1 : 1,49

Süd - Amerika d

Nord - Amerika Ganz Amerika

: L106

" Baikal-Sees oder der großen Hoang- ho -Beugung, ein Boden y

sehr verschiedener Hdhe i|, zum Theil überschwemmt und unz

heure Länderstrecken enthaltend , Plateaus einer niederen Ordnung, wie z. B. von Baiern, S; nien, Mysore, analog is. Man vermuthet mit Recht, daß die Bode

Anshwellungen, welche der der Hochebenen von Quito und Titicg otsen) vergleichbar sind , sich nur vorzugsweise bei h

(1500 2000 | Gabelung der Kette des Hindu-Khu finden, dessen Aeste unter d

Ramen des Himalaia und Kuenlun bekannt sind, d. h. also in d Gegenden von'Ladak, Tübet und Katschi, so wie an dem Gebir

fnoten des Ko-ko-Nor und in der Gobi nordwestlih vom Jns

Wir haven hieraus ersehen , daß Asien, in große Bassins theilt: durch Gebiraejüge verschiedener Richtung und verschieden, Alters , eine Entwickelung des orzanischen Lebens und Anstedely fúr Völker - Vereine , für Jäger (Sibirier), Hirten (Kirghisen y

Kalmücken), ackerbautreibende Völker (Chinesen) und Mönchsvills

(Túbeter), eine Mannigfaltigkeit von Ebenen- Terrassen, und Ho gründen im Luftozean darbietet, welche auf eine hôchst| merkwÿ dige Weise die Temperaturen und Klimate modifizirt. Eine traut Einförmigkeit herrscht in den Steppen von den Ufern des Sih (Jaxartes) und der kleinen Kette des Alatau bis zum Eismetei jenseits des Jenisei aber im Often des Meridians von Sajansf 1 des Baikal - See nimmt selbsi Sibirien einen Gebirgs - Cha ter an. (Schluß folgt.)

Nicht- Amtliche Cours- Notizen. Berlin, 11. Januar. (Ende der Bör Oest. 52 Met. 904. 48 do. 805. B.-Actien 896. Russ. Engl. 9 Poln. Pfbr. §44. do. Part. 585 Nied. wirkl. Sch. 405. do. 65 Anl. 9h Neap. Engl. 834. do. Falc. 745.

London, 83. Januar. 4 32 Cons. 838. Bras.' 443. Belg. 14 —15 Präm. Niederl. 4 Vest. §7. Russ. neue Anl. 92.

Wien. 5. Januar. i Ñ 52 Metall. 852. 48 do. 753. Loose zu 100 FI. 17977. Ba Actien 11584,

Königlihe Schauspiele. Donnerstag, 12. Fan. Fm Opernhause: Die Lichtenstein dramatisches Gemáide in 5 Abtheilungen, nebst einem Borspil Fm Schauspielhause: 1) Le mariage de raison, vaud ville en 2 actes, ?) La première représentation de: Rabeli ou: Le Presbylère de Meudon, vaudeville nouveau en 1 ac

Königstädtisches Theater. Donnerjiag, 12, Jan. Das Donauweibchen (Zweiter Thi

C Dia a E E S A CR s 20 O P C ND d e Vils 6x C O e A R DOD E eds v S

NACITSCHRIFT.

Paris, 5. Januar. Jn der Deputirten-Kammer begann geftern die Berathungen über die Civil-Liste. Die 4 ersten 8 ner, die fich darüber vernehmen ließen, waren die Herren von Ci celles, Marchal, Thouvenel und Clerc- Lassalle; sprachen gegen den Geseß-Entwurf, obgleich 2 von ihnen Gunsten desselben si hatten einschreiben lassen. Der Graf Ja bert fand sich dadurch veranlaßt, auf die Ausführung des 27! Artikels des Reglements der Kammer anzutragen, wonach im abwechselnd ein Neduer für und ein anderer wider den, Berathung vorliegenden Geseß-Entwurf gehört werden soll. den Antrag des Herrn Salverte wurde indeß die Reiheft in der die Redner eingetragen waren, beibehalten. Demget trat auch noch Herr . Dupont von der Eure wider | Geseß: Entwurf auf. Derselbe wollte für den Fall, daß die # tation der Krone nicht vermindert und der König im Gen! seinec Privat-Besibungen und der Orleansschen Apanage belas werden sollte, eine Civil-Liste von nicht mehr als 6 Mill. bew gen. Nach Herrn Dupont ließ sich der Minifter des öffe lihen Unterrichts sehr ausführlich zur Vertheidigung der t:áge der Negierung veruehmen. Ein einziger Ausdruck, des derselbe Ach im Laufe seiner Rede bediente, veranlaßte einen furchtbaren Sturm, wie ihn die Kammer bisher faum noch lebt hatte. Der Graf von Montalivet bemerkte nämli, Luxus dürfe aus der Wohnung des Königs von Fru reih nicht ganz und gar verbannt werden, da er sonft d bald aus den Wohnungen seineïë Unterthanen versi den würde. Bei dem Worte Unterthanen erhob sich 0 fast die ganze rechte Seite der Opposition und von allen S( erscholl der Ruf, daß es seit der Juli- Revolution in Fraunf feine Unterthanen mehr gebe. * Als vollends der Minister | Atsdruck wiederholte, ftieg der Lärm aufs höchste und \ámmilll Oppositions - Mitalieder verlangten wie aus einem Munde, | der Redner zur Ordnung verwiesen werde. Dies geschah in sen nicht, und da es sonach unmöglich war, die Ruhe wiede!) zustellen, so blieb dem Präsidenten nichts übrig, als ch zu decken und die Sißung zu suspendiren. Nach der Wieder nung derselben bemerkte der Minifter, die Franzosen wären U sich gleich ; der König: aber stehe höher wie sie alle, und sonach! er (der Redner) woh! sagen können, daß die Franzosen des nigs Untergedene, seine Unterthanen, wären. Diese | flärung - genügte indessen dem aufgeregten Theile der sammlung nicht; man berief sich darauf, daß das 2B Unterthan in der Charte nicht vorkomme nnd verlangte sat auf das bestimmteste, daß der Minifter widerrufe. Da j der Graf von Montalivet hierzu nicht geneigt zu seyn die Mehrzahl der Versammlung aber die Berathung forts! wollte, so verließen einige 30 Oppositions-Mitglieder ohne 2 teres den Saal, indem sle erklárten, daß sie gegen das 2! gen des Ministers \chriftlich protestiren würden. Jet erst fol Leßterer seine Rede zu Ende bringen, er that solches , indel

- den Sas, worin das Wort Unterthan vorkam, noch el

wiederholte. Am Schlusse der Sizung trat noch Hr. L'Hel! wider den Gesez-Eatwourf auf, woranf die Fortsesung der De! auf den folgenden Tag verlegt wurde. -

“Hente {loß Z5proc. Nente pr. compt, 95. 50. cour. 95. 65. 3Zproc. pr. compt. 66. 55. fin cour. 66, Sproc. Meap. pr. compt. 76. 80. fin cour. 77. 5proc. L) Neunte perp. 542. - 5proc. Röm. Anl. 745.

Amsterdam, 7. Fan. Niederl. wirkl. Sch. 407. 6) Anl. 91. Span. perp. 48. Oest. 5proc. Met. 83. Neap. Falc,

Franffurt a, M,, 8, Jan. Oefterr. 5proc. Metall. H Apróc, 762. G. proc. 451, 1proc, 204, B. Bank-A 1391. G. Partial: Oblig, 124. Loose zu 100 Fl. 179. P Loose 58, B.

Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel. area S RREI T Tor cur renn:

Gedruckt hei A. W. Hay"

deren Höhe wahrscheinlich der d

4e 13.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

R S I Et. e E C E T RO Ar E R Ie 7

Sre e m R x ar

Berlin, Freitag den 13tn Januar

L L L SLEN. ASE S S E E R E PASEO i A A E arl R A f Er E B R E I Tes T T EETI

S; E M FR/ M S2 ARS. V CORS E 5 MUDOL A. eis P L U A BE A

Amtliche Nachrichten. Kronil des Tages.

Seine Majestät der König haben dem Hauptmann und Chef der lsten Jafanterie:Regiments-Garnison-:Compaznie, von A it g, den Rothen Adler - Orden dritter Klasse zu verlei

en geruht.

, Seine Majestät der König haben dem überzähligen Feldwe- bel För ster, bei der 23sten Infanterie-Regiments: Garnison-Com: pagnie, den Nothen Adler: Orden Ater Klasse zu verleihen geruht.

Des Königs Majestät haben Allergnädigst geruht, den bis- herigen Senats -Präsidenten, Geheimen Justiz-Rath Sch warz, ¡um Wirklichen ersten Präsidenten des Appellationshofes in Köln zu ernennen, 2 i

Seine Majestät der König haben dem Schlächter - Meister Meer Kühne das Prädikat eines Hof-Schlächters beizulegen geruht.

Angekommen: Der Kaiserl, Russische Capitain im Feld- jäger- Corps, Jakowlew, als Courier von St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten. A usland.

Franftreidch.

Deputirten-Kammer. Jn der Sißung vom 4. Jan. erófsnete Hr. von Corcelles die Berathung über die Civil: Lisie mit einer Rede, worin er die Meinung aussprach, daß nach der lezten Revolution das Königthum sich mehr durch ein mora- lishes Ansehen, als durch eine ftarke Civil-Liste zu behaupten su- heu müsse; es sey zu bedauern, daß die Majorität der Kommis: slon diese- Ansicht ganj und gar außer Acht gelassen und durch - aus keine Vorslchts - Maßregel gegen die möglihe Rückkehr jenes Hof - Systems, das scit den leßten 40 Jahren vier Throue in Frankreich erschüttert, getroffen habe; mit einer Civil - Liste von der Höhe, wie die Kommission fie in Antrag bringe, bereite man dem Throne aufs neue den unvermeidlichen Sturz; seiner Mei- nung nach, betreffe die Frage über die Civil-Liste die ganze Zus funft des Landes; der vernünftige Zweck einer Civil-Liste jeh, dem Könige und seiner Familie eine unabhängige Exiftenz zu her: hierzu bedürfe man aber nicht eines S elceurgetis von 15 bis 20 Millionen. Der Redner bekämpfte hier die Ausicht, daß die Hauptstadt bei einem, vershwenderishen Aufwande des Hofes etwas gewinnen würde. „Sie kennen den Wahlspruch“, äußerte er, „der noch vor wenigen Tagen Tausende von Men- hen um das blutige Panier des Bürgerzwistes versammelte. Es handelte sch bei diesem Streite nicht um die Religion oder die Dynasiie, die oft hinreichen, um den Bürgern gegenseitig die Waffen in die Hand zu geben. Weit schrecklihere Shmptome haben si fürzlich gezeigt, und mir scheint, daß bei so großen Drangsalen , während einerseits das aufgeregte Volk des Unter- richts und der Subsistenz-Mittel entbehrt, andererseits aber Han- del und Gewerbe stocken, jede Vershwendung nicht bloß ein Feh- ler, sondern ein Verbrechen sehn würde.“ Herr Marchal, der s zu Gunsten des Geseß-Entwurfes hatte einschreiben lassen, bes 4 mit der Erklärung, daß er keinesweges gesonnen seh, alle

estimmungeu desselben zu vertheidigen, Jn dem Betrage der Civilliste, bemerfte er, liege ein ganzes Shftem; wenn s0- nah die Minister diesen Betrag nicht selbst hätten feststellen wol- len, so bewiesen sle dadurch, daß sle entweder gar -fein System hätten, oder daß sle es nicht wagten, dasselbe einzuge- stehen. Der Redner licß slch hiernächst in eine nähere Untersu- chung des Geseß- Entwurfes selbst ein, die ihn zu dem Schlusse führte, daß eine Civilliste von 16 Mill. Fr. mehr als hinreichend seh, um dem Könige und seiner Familie eine anständige Existenz zu sichern. „Nur durch* eine eiusahe haushälterishe Lebens- weise‘, so {loß Herr Marchal, „kann unser junges Königthum sh die Liebe des Volkes erhalten. Der uns vorgelegte Geseß- Entwurf entfernt uns aber von diesem Ziele, denn seine Tendenz ist, uns den Sitten und Gewohnheiten der vorigen Dhnastie wieder zu nähern; nur wenn derselbe wesentlich modificirt wor- den, kann ih für dessen- Annahme stimmen.“ Hr, Thouvenel sprach sich ziemlich in demselben Sinne aus. „Eine starke Civil- liste‘, áußerte er, „dient nur dazu, einen glänzenden und prunklieben- den Hof zu gründen , dem sich bald eine Menge von Hofleuten aller Art anschließen. Da das Haudwerk angenehm und einträglich ift, 0 greift das Uebel allmálig immer mehr um sich und steckt zu- leßt die Pairs, vielleicht gar au die Deputirten an, deren Un- abhängigkeit zu ihren Amtsvérrichtungen do so nothwendig ist.“ Der Redner {loß seinen Vortrag mit einigen allgemeinen Be- trahtungen über die äußeren und inneren Angelegenheiten. „Jst es nicht wahr,‘ fragte er, „daß die Minister, anstatt uns die verheißenen Érsparuisse zu verschaffen, täglich nene Summen von uns verlangen? Hatten sle uns nicht die allgemeine Ent- waffnung als uahe bevorftehend angekündigt, und wird statt dessen iht die Armee täglich noch vermehrt? Sind uicht auch die Geseße oftmals überschritten worden, und namentiich noch - in

'netterer Zeit, wo man dem Publikum den Garten der Tuilerieen

verschließt? War es wohl recht und politisch, dies in einem Augenblicke zu thun, wo die Krone sih gesezlich noch gar nicht im Besize des Shlosses der Tuilerieen befindet?“ Herr Thouve- nel erklärte nach dieser Abshweifung, daß er die Civil - Liste verwerse, indem der Betrag derselben zu hoh sey und gegen die durch die leßte Revolution in Frankreich eingeführten Sitten ver- stoße. Mehrere Stimmen riefen hier, ob denn nicht endlich ein Redner zu Gunfteu des Gesey - Entwurfs auftreten werde. D ja !‘/ erwiederte der Präsident ; „Herr Clerc-Lassalle hat sh für den Entwurf einschreiben lassen.‘/ Diese Aeußerung erregte

j großes Gelächter, indem Herr Clerc-Lassalle ein bekanntes Oppos sitions-Mitglied is,

Dieser erklärte zunächst, daß er die jegige

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Dynastie eben so liebe, als diejenigen, die slch als die ausschließ: lichen Vertheidiger derselben betrachteten, daß er sie aber auf die Voiks-Fnteressen ftúpen wolle und hieran wohl zu thun glanbe: Jedermaun gede zu, daß Ersparnisse in die Lanoes-Verwaltung eingeführt werden müßten, und sonach seh es nicht mehr als bil: lig, daß der König selbst, der scineu Thron dem Volke verdanke, damit den Anfang mache; bei eiver Cvil: Liste von 8 Mill. werde der König mit seinerFamilie sehr gut bestehen können, wenn man ihm überdies noch seine Privatbesizungen und die ehemalige Orleans- \che Appauage lasse. Der Umstand, daß noch kein einziger Redner zur Bertheidigung des vorliegenden Gesez-Entwurfes auf- M war, veranlaßte jeßt den Grafen Fanbert, an den

nhalt des 27sten Artikels des Reglements zu mahnen, wonach immer abwechselnd ein Redner für und ein anderer wider ver- nommen werden soll. Er erinnerte dabei an das Spríchwort : „Wer nur immer eine Glocke hört, der hört auch uur immer einen Ton.“ Eine Stimme aus den Neihen der Opposition rief dem Redner zu, er befinde sich ganz und gar im Frrthume ; alle Nedner, die disher aufgetreten wáreu, hätten für die Civilliste gesprochen, mit dem einzigèn Unterschiede, daß sle nur 8 Mill. dewilligen wollten. Hr. Faubert fuhr fort: „Die beiden Jnscrip- tions-Listen, sowohl für ais wider den Gesez-Entwurf, sind von. der Opposition in Beschlag genommen worden. War dies Berechnung ? Jch mag es nicht behaupten; ein solches Verfahren würde in zu grellem Widerspruche mit der gewohnten Bescheidenheit unserer ehrenwerthen Kollegen stehen. War es Zufall? Ein solcher wäre aber mindestens sehr auffallend. Bei den Einsechreibungen über das Budget ift es eben so gegangen; als ih und meine Freunde uns eintragen lassen wollten, war die Liste {on mit Namen besäet, die alle einer und derselben Partei angehören. Die na- türliche Folge hiervon ist, daß wir nit zu Worte fommen fkön- nen, und daß Frankreich zuleßt glauben muß, wir vernacziässigen unsere Pfliht. Hört dieses Verfahren nicht auf, #6 bleibt der unterdrückten Majorität nichts weiter übrig, als die Debatte, noch ehe dieselbe zur Reife gediehen, schließen zu lassen.‘/ Bei diesen Worten wurde Se Zaubert von mehreren Seiten sehr lebhaft unterbrochen. „Dies is es‘‘, rief Hr. March al, „wo man hin- austwill; die Debatte soll durch cinen voreiligen Schluß erflikt werden! ‘/ - Hr. Salverte bemerkte, jeder Redner sey Richter über den Fnhalt seines Vortrages, und so habe mancher Depu- tirte sich zu Gunsten des vorliegenden Gesez-Entwurfes einschrei: ben lassen können, ohne darum alle Bestimmungen desselben un- bedingt zu billigen; wenn Hr. Faubert und seine gleichgesinnten Freunde mit der Eintragung ihrec Namen zu lange gesäumt hátten, so sey dies ihre Schuld; was dagegen die Anspielung auf cinen voreiligen Schluß der Dehatte betresfe, so glaube er, daß die Ehre der Krone, die Würde der Kammer und das allgemeine Beste es in gleichen: Maße erheischten, die Frage über die Ci: vil-Liste von allen Seiten zu beleuchten und die Berathung nicht eher zu \s{ließen, als bis die Liste der eingeschriedenen Red- ner völlig erschöpft seh, Die Versammlung ging hierauf über obige Bemerkung des Grafen Jautbert zur Tagesordnung über. Herr Dupont v. d. Eure, der sich von Herrn L’Herbette das Wort hatte abtreten lassen, ließ sich jeßt eceufalls noch gegen die Civil-Liste vernehmen, wobei er sl namentlich darauf berief, daß es der Kammer durchaus an den benöthigten Materialien fehle, um sich üder das Einkommen des Königs eine gründliche Kenut- niß zu verschaffen. So mangelhaft aber auch, bemerkte er, die vorge- legten Aktenstücke wären, so ergebe sich doch daraus, daß die Königl. Schlösser, Forsten und sonstigen Jmmobilien béi weitem mehr kosteten, als sle einbrächten; unter diesen Umständen fiimme er dafür, daß man dem Könige nur Saint - Cloud, Fontaine- bieau, die Tuilerieen, den Palast Etysée-Bourbon, das Palais: Royal und allenfalls das Louvre gebe, alle übrige Schlösser, Domainen und Forsten aber künftig für Recnung des Staates verwalten lasse; in diesem Falle, fügte er hinzu, wolle er eine Civilliste von 9 Mill. bewilligen ; sollte indeß jener Borschlag nicht genehmigt und der König auch uoch im Genusse seiner Privatbesißungen, so wie der Orieansschen Appanage, belassen wer: den, so ftimme er nur sür eine Civil-Liste von 6 Mill. ; in beiden Fällen aber glaube er, daß eine Dotation von 500,000 Fr. (statt 1 Mill.) für den Kronprinzen hinreiche, welche Summe. man in dem Falle einer Verheirathung desselben verdoppeln fköunte. „Wenn dagegen“, so \chloß Herr Dupont seine - Rede, „die: Kammer sich für eine der beiden von der Kommis: slon in Vorschlag gebrachten Summen entscheiden folte, fo verlange ih, daß die bisher aus dem Schabe bezogenen 27 Mill, auf den Betrag der neuen Civil-Liste reduzirt und daß das Mehyhrerhobene bei den laufenden Zahlungen monatlich mit einem Zwölftel in Abzug gebracht werde. ‘“ Fegt bestieg der Minister des óffentlihen Unterrichts die Tribune, um die 5 Redner zu widerlegen, die sich bisher wider die Civil-Liste hatten verneh: men lassen. „„Der zweite dieser Redner ( Herr Marchal )‘/, fo begann er, „hat sich gewundert, daß wir, bei der Frage über die Civil - Liste unsere Ansichten nicht offen eingestanden hättenz er fügt hinzu, ‘daß es \ch nah seiner Ansicht nur um die Fest- stellung der Bedürfnisse einer Familie und um die Auégabeu eines Hauses handle. Wir find keinesweges dieser Meinung und glauben vielmehr, daß die Frage ch uicht um eine Familie, son- dern um das Prinzip des Königthums drehe. Um die Ansicht des Ministeriums über diesen Gegenstand in wenige Worte zu- sammenzufassen, so begreifen wir eben so wenig eine Republik mit monarchischen, als eine Monarchie mit republikanischen Ein- rihtungen. (Beifall bei der Majorität ; Murren auf den beiden Seiten der Opposition.) Ueber diese, wie über viele andere Fra- gen ist das Ministerium in seinen Ansichten durch einen uner- meßlichen Raum von der Opposition geschieden, Der vorlie: gende Entwurf s{heint beim ersten Andblick nur den König per- \önlich anzugehen, und gewiß würde diese Voraussepung die ünstigfte für die Vertheidigung des Géseß-Entwurfes- seyn; denn Linge die Entscheidung der Frage mur von dem Vertrauen ab, welches der Patriotismus und die Tugenden des Königs einflö- ßen, so würde es in dieser Versammlung nicht zwei verschiedene

Arten geben, dieselbe zu betrachten, Yber die Disküssion befindet

sich auf einem ganz anderen Gebiete; es handelt sich nicht um die Civil: Liste, sondern um die Lage des Königthums. Das Geld- Interesse ist hier dem politishen und gesellschaftlichen un- tergeordnet; nicht ein mehr oder minder vortheilhaster Vertrag mit dec Krone soll geshlo}en, sondern die Lage einer der Staats- gewalten soll in einer des Landes würdigen Weise feste gestellt werden.“ Der Minister ging hierauf zu der Ge- schichte der seit 1789 votirten Civil: Liften zurü und bemerkte, daß seit jener Zeit überhaupt drei geseßgebende Versammlungen eine Civil: Liste festzustellen gehabt hätten, nämlich die konftitui- rende Versammlung, welche im Fahre 1791 auf den Antrag von Camus und Barrère dem Könige einstimmig eine Civil-Liste von 29 Millionen, außer der Bezahlung seiner Schulden und dem Genusse sämmtlicher Schlösser und Domainen , bewilligt habe ; ferner die Kammer von 1814, welche Ludwig XVII[. und seiner Familie: 34 Millionen nebst dem Genusse der Dotation der Krone ausgeseßt habe; endlich die Kammer von 1825, welche einige Monate nach dem Tode Ludwigs XV1II. eine Civil - Liste von 32 Millionen nebst 6 Millionen für das Leichenbegängniß des verstorbenen Königs und für die Krönung seines Nachfol- gers bewilligt habe. Als damals die äußerste rechte Seite aus persönlichem Groll gegen die Orleans\che Linie einen diese Familie betreffenden Artikel des Budgets heftig angegriffen, habe ein Redner der Minorität, der General Foy, diesen einzel- nen Artikel sowohl als das ganze Gese vertheidigt, das hierauf mit großer Majorität angenommen worden sey. Die Ueberein- stimmung dreier so verschiedener gesepgebender Versammlungen über diefen Punkt zeige, daß es sich hier um ein Prinzip der Gerechtigkeit und der öffentlichen Vernunft. handle. Zu diesen drei Epochen habe bei aller Verschiedenartigkeit der Zei- ten, Umstände, Menschen und Leidenschasten doch immer nur ein und derselbe Gedanke die Berathungen über die Ci- villiste geleitet: alle drei Kammerz hätten nämlich das ver- fassungsmäßige Königthum gewollt und das Bewußtseyn gehabt, daß bei dieser Negierungsform das Königthum eines aroßen Einflusses bedürfe, den es nit allein in seiner politischen Wirksamkeit, sondern auch in der Unabhängigkeit und Würde seiner persönlichen Lage suchen müsse. Allerdings habe man im Fahr 1791, ohne es zu wissen, der Monarchie tiefere Wunden geschlagen, als dies durch die Verweigerung des Budgets gesche- hen sehn würde; aber wenigstens sey damals die Absicht noch eine reine gewesen; man habe die Monarchie stückweise vernichtet, indem man sie zu befestigen glaubte. Er (der Redner) wolle damit nicht zu verstehen geben, daß es in der jegigen Kammer Mit- glieder gäbe, welche das Königthum durch Verminderung der Civil-Liste herabwürdigen wollten. Es seh aber nicht hinreichend, zu.sagen, man seh der verfassungsmäßigen Monarchie und dem Königthum geneigt ; man müsse dies auch durch die That berveisen und es zu diesem Behufe vermeiden, den Parteien, welche es auf den Sturz desz selben abgesehen hätten, durch sein Votum indirekt beizustehen. Die Frage úber das Budget habe sämmtliche Parteien und Lei- denschaften wieder aufgeregt. Die Republikaner, die den Na- men König und Monarchie haßten und faum damit zufrieden sehn wrden, wenn man aus dem Könige einen Präsidenten und aus dem Throne einen Lehnsessel mache, wollten nur eine Civil-Liste von 500,000 Fr., höchstens von 1 Million; die Anhän- ger der vorigen Regierung, die, wie man aus Erfahrung wisse, mit den Staatsgeldern feinesweges sparsam umgegangen wären, wider- seßten sich ebenfalls einer der Nation und des von ihr gewählten Prin- zen würdigen Civil-Liste; eine dritte Partei, die man die Uebergangs- Monarchisten nennen könne, weil sle der Monarchie nur noch einige Fahre der Existenz göónne, damit während der Zeit die re- publifanishe Frucht zur Reife gelangen könne, sey über die Be- stimmung der Civil-Liste verlegen, vereinige si aber zuleßt mit den Republikanern. Eine vierte Meinung endlich werde durch die Freunde der Juli-Monarchie, durch die jegige Kammer, gebildet, die die Hoffnungen der Parteien nicht nähre und sonach der Krone eine würdige Existenz bewilligen werde. Es handele \sich nicht um größere oder geringere Sparsamkeit in den Ausgaden des Königs. Jusofern die Kammer nur die für dessen Bedürf- niff}se streng nöthige Summe dewilligen wollte, würde Ludwig Philipp es vorziehen, Nichts von Frankreich zu nehmen, sondern auf dem Throne das einfache und bescheidene Leben fortzuführen, das sei: nen Gewohnheiten und Neigungen besser zusage; und wenn ein Un- glücklicher an die Pforte seines Palafies kiopfte, wenn ein Künst- ler seine Unterftüßung nachsuchte, wenn ein alter Soldat ihn seine Wunden zeigte, würde er zu ihnen sagen: „Der Herzog von Orleans is es, der Euch diese kleine Gabe reiht; der König der Franzosen kann Euch nihts geben.““ Am Schlusse seines Vortrages drückte der Minifter sih folgender- maßen aus: „Der Herzog von Orleans, m. H., ist rei; dec König der Franzosen ift es nit. Die Ausstattung, wodurch die Nation ihren König ehren will, muß ihrer und seiner würdig sehn. Ob die Jhnen in Vorschlag gebrachte Sunme von resp. 121 oder 14 Mill. hinreichend seh, darüber haben Sie zu richten. Jz meinerseits glaube dies niht. Der Nepräsentant von 32 Mill. Menschen muß sowohl durch den Einfluß seines Reichthumes, als durch seine Würde, der Erste im Lande seyn; von ihm allein müssen Gewerbfleiß und Künste Schuß und Ausmunterung zut gez wärtigen haben; der Luxus, auf dem die Wohlfahxt der civilisirten Völker beruht, darf aus der Wohnung des Königs von Frank=« reich nicht verbannt werden , denn er würde sonst auch bald aus den Wohnungen seiner Unterthanen verschwinden.“ Hier ereignete sich die (unseren hiesigen Lesern bereits durch die Nachschrift zum gestriz gen Blatte d. St. Z. bekannt gewordene) heftige Scene. Kaum hatte der Minister das Wort Unterthanen ausgesprochen, als fast die ganze rechte Seite der Opposition sich mit der Erklärung er- hob, daß es seit der leßten Revolution in Frankreich keine Unter- thanen mehr gebe. Hr. Laboissière rief, die Aeußerung des Ministers sey eine Beleidigung für die Kammer und die ge- sammte Nation. Andere Stimmen fügten hinzu: „Wir sind keine Unterthanen! Wir sind es, die dem Könige die Krone aufgesezt haben! Der König selbst ift der erfte Unterthan des Gesezes! Zur Ordnung mit dem Minifler! Er mus erfahren,

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