1832 / 13 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

daß es in Frankreich so wenig Unterthanen als Excellenzen mehr giebt! Geht nah Spanien, um Euch Unterthanen zu suchen !‘/ Um die Gemüther zu besGwGeLLN, verlangten mehrere Depu- tirte der Centra, daß man dem Minister vergönne, s{ deutlicher zu erflären. Als dieser aber nah Pieperhergefellter Rühe dens selben Sag seiner Rede noch einmal wörtlich wiederholte, wurde der Lärm so groß, daß an eine Fortseßung der Debatte uiht -mehr--zu denken war. Umsonst rief der Präsident, daß eine solhe Unterbrehung unanstäudig sey; man erwiederte ihm, ¿déêr Unanstándigste in der Versammlung seh der Minifter, er müsse entweder die Rednerbühne verlassen oder widerrufen. Da der Prásident sich fortwährend weigerte, den Minister zur Ordnung zu verweisen, so nahm die ährung in den Reihen der Opposition mit jedem Augenblicke zu, so daß Fener endlich erklärte, er werde sich, falls der Lärm nicht aufhören sollte, ge- nöthigt sehen, den Hut aufzusezen und die Sibung zu suspendi- ren. „Thun Sie dies immer“, rief man ihm zu, „wenn Sie doch Jhre- Pflicht nicht erfüllen wollen! Aber der Minister muß widerrufen. Das souveraine Volk kann ans keinen Unterthanen bestehen; es giebt bei uns so wenig Unterthanen, als gnädige Drn und Excellenzen, Das Wort Unterthan ist der größte

chimpf, den man der Nation nur immer zufügen konnte !‘“/ Da der Präsident sih umsonst. bemühte, die Ruhe wiederherzustellen, so bedeckte er sich, nahm jedo, als der Graf von Montalivet, der noch immer die Tribune behauptete, eine augenblicklichhe Pause wahrnehmen wollte, um seine Rede fortzusepen, den Hut wieder ab. Indessen war dieser Versuch des Ministers, sich Gehör zu verschaffen, vergeblih; denn kaum hatte er den Mund aufgethan, als mehrere Ovpositions-Mitglieder auf die Rednerbühne zustürz- ten und ihn mit drohender Geberde aufforderten, bevor er noch e in Wort rede, zu widerrufen. „Gilt diese Drohung mir pers fönlich?“/ fragte Hr. v. Montalivet. „Nein, mein Herr“/, er- wiederte thm ein Deputirter, der sich am Fuße der Tribune be- fand, „nicht Ihnen persönli, sondern dem Minister; hätte man von Jhnen persónlih eine Genugthuung zu verlangen, so würde hier nit der Ort dazu sehn,‘/ Es blieb dem Präsidenten zu- leßt nichts weiter übrig, als sich zum. zweiten Male zu bedecken, und, da der Lárm slch nicht legte, die Sigung auf eine Stunde zu suspendiren. Judessen war diese Zeit noch nicht verstrichen, als Hr. Girod von mehreren.Seiten aufge- fordert wurde, die Sigung wieder zu eröffnen. Der Graf von Montalivet bestieg sonach aufs neue die Rednerbühne und sagte: er kónne slch den Grund der heftigen Unterbrechung, wozu ein von ihm gewählter Ausdruck Anlaß gegeben habe, nicht recht erklären; Alles hänge davon ab, wie man das Wort ¡¡Unterthan“/ verstehen wolle; allerdings wären die Franzosen un- ter sich und vor dem Geseve gleich; aber der König stehe höher als Alle, und im Verhältnisse zu ihm habe er sonach wohl äußern dúrfen, daß alle Franzosen seine Untergebenen, seine Unterthanen wä- rent. „Nein, nein !‘‘ erscholl es hier von mehreren Seiten, und der Lärm brach aufs ueue los. „Das Wort Unterthan“‘, rief man, „befindet si nicht in der Charte; es ift ein unschickliher Anachronismus ; wir slad Unterthanen des Geseßes und nicht des Willens eines Einzel- nen, Widerrufen Sie! ‘/ „Fh widerrufe niht‘‘, antwortete der Mi- nifter, „„ aber ich protestire gegen den Sinn, den man meinen Worten unterlegt. ‘’ Als er seine Rede fortseßen wollte, wurde er abermals von beiden Seiten der Opposition mit dem Rufe: -, Zur Ordnung mit der Excellenz! Widerrufen Sie! ‘/ unterbro- chen. Der Graf v. Lameth schrie: „Ohne Unterthanen giebt es feine Staats - Verfassung mehr! ‘/ Hr. Laffitte dagegen: „¿Mit Unterthanen giebt es keine Charte mehr; man beabsichtigt eine Contre - Revolution. ‘‘ Mk C. Périer wandte sich an einige Mitglieder der äußersten linken Seite mit den Worten, sie hät: ten niht das Recht, einen Minister auf der Rednerbühne zu unterbrechen, worauf diese erwiederten, sle würden den Mini- ster niht zu Worte kommen lassen, bevor er nicht widerriefe. Noch einmal wollte der Graf v. Montalivet sich Gehör zu ver- schaffen suchen. Ju diesem Augenblicke aber erhoben sich einige 30 Mitglieder aus beiden Seiten der Opposition von ihren Pläyen und verließen mit der Erklärung den Saal, daßsle gegen das Betragen des Ministers protestiren würden. Dieser Austritt. schien in allen Theilen des Saales einen tiefen Eindruck hervorzubringen. ,,Wir entfernen uns!“ rief Herr Elerc-Lassalle, „„die Untertha- nen mögen hier bleiben!‘ Fest erst konnte der Minister seine Rede zu Ende bringen; er unterließ dabei nicht, dea Say seiner Rede, welcher zu dem. ganzen Tumulte Anlaß gegeben hatte, noch einmal zu wiederholen. Nachdem er im Allgemeinen noch die Nothwendigkeit darzuthun sich bemüht hatte, dem Könige ein anstándiges Einkommen zu gewähren, {loß er . in folgender Weise: „Sie haben nicht geglaubt, daß dem Lande ein Königthum ohne Vorrechte und ohne einen wirksamen Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten fromme; eben so wenigwerden Sie glauben, daßein Königthum ohne eine hinreichende Ausstattung mächtig und geachtet sehn föônne. Am allerwenigsten aber werden Sie, als Franzosen und gute Bürger, der Meinung seyn, daß man dem Lande durch eine kleinliche Erörterung der in Rede stehenden Frage einen Ge- fallen erzeige; denn Frankreich hat sich zwar einen König von seiner Wahl gegeben; es will aber au, ‘daß die Macht dieses Königs nach außenhin majestätisch, im Fnnern aber von der Achtung des Volkes, von der Pracht, wozu die Künste und der Gewerbfleiß beitragen, und von den Segnungen der Hülfsbedürf- tigen umgeben sey. Am Schlusse der Sizung ließ sich noch Herr L’Herbette in einer improvisirten Nede sehr ausführlich gegen die Civil: Liste vernehmen, worauf die Fortseßung der Be- rathung auf den folgenden Tag verlegt wurde.

Paris, 5. Fan. Der König arbeitete gestern mit den Ministern der Marine, des öffentlichen Unterrichts und der Justiz und ertheilte dem Herzoge v. Broglie eine Privat-Audienz.

Die Regierung hat dem Departement der- Vendée 40,000 Fr. und außerdem den Städten Bourbon- Vendée 5000, Fonte- nat 20,000, Sables d’Olonne 10,000 uind Luçon 10,000 Fr. be- willigt, um der armen Volksklasse für den Winter Arbeit zu verschaffen. Fúr denselben Zweck haben das General - Conseil und die einzelnen Städte des Departements mehr oder weniger bedettténde Summen bewilligt. i |

Der Moniteur meldet unterm gestrigéu Datum: ¿Heute gegen 5 Uhr Abends versuchtén aht Fudividuen, welche in eine zu dem Glocfeystuhle führende Treppe der Thürme der Kirche zu U. L, F. eingedrungen waren, ‘sch- dort zu verbarrikadiren und die Sturmglocke zu läuten, indem fie qugleich von der Höhe des Thurms herab“ einige Pistolen abfenerten. Herbeigerufene Stadt:Sergeanten und Munizipal-:Gardiften stiegen auf den Thurm und bemächtigten sich bald dieser Fndividuen, welche Widerstand leisten wollten, uud deren mehrere ihre Waffen auf die Agenten der bewaffneten Macht abfeuerten. Sie versuchten sogar, Feuer anzulegen, um entfliehen zu können; die Sptivenleute vereitelten indessen diesen Versuch. Sieben jener Fndividuen siad nach der Polizei-Präfektur gebraht worden; man suchte diesen Abend den achten, der unfehlbar bald feftgenommen werden wird. Fm Laufe

R I D E L T S L E t A

des Abends fanden noch mehrere Verhaftungen ftatt. Die-Nach- forschungen werden fortgeseßt, und es ist eine gerichtlihe Unter- suchung eingeleitet.‘

Der Messager des Chambres giebt über obigen Vor- fall folgende Aufschlüsse: „Die Behörde war seit einiger Zeit davon unterrihtet, daß anarhische Schriften und aufrährerisce Proclamationen in großer Anzahl in Paris vertheilt wurden, und zwar geschahen diese. Vertheilungen mit einer Regelmäßigkeit, welche auf eine geheime Organisation und auf weite Verzwei- ungen hindeutete. Durch fortgeseßte Nachförschüngen hat der

olizei-Präfekt den Faden dieser Jutrigue aufgefunden; sechzehn Personen wurden gestern verhaftet, und man ist allen denen, die an diesem Komplotte náheren oder entfernteren Antheil nahmen, auf der Spur. Die Maske, deren sle si{ch bedienten, war der Republikanismus; sie handelten aber in einem Karlistischen Zwecke und waren entschlossen, sch von der Verbindung mit den Republikanern, nachdem sle dieselbe für ihre Zwecke benubt, los- zumachen.‘'— Yn seiner zweiten Ausgabe enthält dasselbe Blatt folgende Details über das vom Moniteur gemeldete Ereigniß: ¡-Sestecn Abend um 6 Uhr drangen mehrere juyge Leute in die Kirche zu U. L, F. ein, ftiegen auf einen der Thürme und 10- gen 4 bis 5 Minuten lang die Sturmglocken, wurden ‘aber \o- gleich von der bewaffneten Macht verhaftet und nah der Nolizei- Práfektur geführt. Die im Thurme ergriffenen Judividuen sol len faft Alle wichtige Geständnisse gemacht und darin úibereinge- stimmt haben, sle hätten den Auftrag erhalten, diesen Thurm in Brand zu stecken, um ein in dem ganzen Weichbilde der Haupt- stadt ‘sihtbares Signal zu geben. Man hatte sle versichert, ein furhtbarer Aufftand werde auf allen Punkten ausbrehen und ihnen sogar einen fremden General genannt, der ‘an die Spize desselben treten würde. Jn dem Thurme wurde eine aufrühre- rische Proclamation an das Volk gefunden, worin es unter Anderem heißt : „Bürger! Können wir, nachdem wir in den unvergeßlichen Tagen unser Blut für die Freiheit vergossen, zusehen, wie die Verthei- diger des Vaterlandes mit den {ändlichsten Verbrechern zusammen in den tiefsten Kerker geworfen, wie die s{önen Versprehungen vergessen, unsere Rechte verkannt und unsere Schäye vergeudet werden, um Verräther und Haufen von Spionen zu besolden? Können wir eine so verächtliche Regierung länger dulden? Nein ! so lange in den Adern eines einzigen Franzosen noch/ Blut fließi ! Er wird sich nie unter das Gesey eines feigen Tyrannen beugen, der nur von Bürgerkrieg, Verrath, Verzweiflung, Elend, Ruin des Volkes und Verluft des Landes träumt! Der Winter naht, die Arbeit nimmt ab, die Werkstätten und Läden werden ge: shlo}sen, der Preis des Brodtes steigt, der Hunger, das drin- gendfte aller Bedürfnisse, macht slch fühlbar; Blut ift geflossen ! wir sind des Französlshen Namens unwürdig, wenn wir nicht mit einer Stimme rufen: „„,„Zu den Waffen! zu den Waf- fen! .//4/ Uebrigens, fügt der Messager hinzu, herrscht nicht nur in der Hauptsiadt überhaupt, sondern an in dem- Viertel, wo dieser Borfall eine augenblickliche Aufregung hervorbrachte, die vollklommenfte Ruhe.“ Der Tèmps nennt unter den verhafteten Personeu den Bandagisten Valerius, der bereits im vorigen Jahre bei der Todtenfeier des Herzogs v. Berry eine Hauptrolle spielte, einen gewissen Guecin und einen Munizipal:

ardisten, und berichtet, daß man außer vielen Schriften auch Medaillen mit dem Bildnisse des Herzogs von Bordeaux und eine Denkmünze auf den Marschall Bourmont gefunden habe, deren Kofien durch eine im Bureau des „Revenant““, eines der vorigen Dynastie ergebenen Blattes, eröffnete Subscription zu- sammengebracht worden.

Die Quotidienne sagt, die Polizei habe gestern mit Ta: ges:Anbruch in sämmtlichen Bierteln der Hauptstadt ein wahres Treibjagen nah den sogenannten Karlisten angestellt. Sie sey in der Wohnung des Herrn Thomassin, ehemaligen Capitains der National-Garde, erschienen, um alle verdächtige und aufrüh- rerishe Papiere in Beschlag zu nehmen, habe aber nur zwei Bilder, den Herzog von Bordeaux und seine Mutter vorftellend, gefunden. Eben so fruchtlose Haussuchungen sehen in 20 bis 30 anderen Wohnungen gehalten worden, unter Anderem bei den Herren Cochereau, Capitain der ehemaligen Königl, Garde, Du- rouchoux, Delacroix, Valerius, Berard und dem Nitter Decri- cio die drei Leßteren habe man nach der Polizei:Präsektur ge- führt.

Der National meldet: „Nachrichten aus Belle-Fsle vom 29, Dez. zufolge, war die Goelette „Terceira“ in den dor- tigen A e 40 eingelaufen, und hatte man dort auf der hohen See eine Brigg und einen Dreimaster erblickt, die man für den „Ty- rian‘“/ und, die „Phileira‘“ hielt, Die Fregatte „der Kongreß“ hat den Namen „Königin von Portugal“ und die „Asia“/ den Namen „Donna Maria Il.‘/ erhalten.“ j

Die’ zweite Legion der hiesigen National: Garde wird am láten d. M. im Saale der fkomishen Oper einen Ball zum

Besten der brodlosen Arbeiter und der Armen des zweiten Be- zirks der Hauptstadt geben.

Jn der Os Sigung der hiesigen medizinischen Aka- demie seßten die Doktoren Dalmas, Allibert, Boudard, Dubled und Sandras ihren Bericht über die von ihnen in Polen beob- achtete Cholera fort,

Im Messager des Chambres liest man: „Nachrichten aus Griechenland zufolge, fahren die Mainoten und Hydrioten, von mehreren Jnseln des Acchipels unterstüßt, fort, die Fahne des Aufruhrs gegen die provisorische Regierung in Nauplia zu erheben; man hofft, die Fusurgenten werden gezwungen werden, zu E Pflicht zurückzukehren, glaubt ader allgemein, daß die Regierung den Prozeß des Mauromichalis zu eilig ‘habe entschei: den lassen. Es wäre“ zu wünschen, daß die drei vermittelnden Máchte dem precairen Zustande dieses Landes bald ein Ende machten. ‘‘

Dem Conftitutionnel zufolge, wäre die Aegyptische Land- Armee bereits bis Jerusalem vorgedrungen , ohne den mindesten Widerstand zu finden. Der Pascha von St. Jean- d’Acre hat Jbrahim Pascha sagen lassen, er werde ihn als Freund und Verbündeten empfangen.

Großbritanien und Frland.-

London, 4. Jan. Graf Grey ist geftern Vormittags um 11 Uhr nach res abgegangen.

Die Fürsten Esterhazy und Talleyrand und der Freiherr von Wesenberg hatten gestern Abends eine mehrftündige Konferenz mit Lord Palmerston, wonáchst aus dem auswärtigen Amte, ein Courier an Lord Granville, unseren Botschafter in Paris, und ein anderer anu Sir Charles Bagot, unseren Botschafter im Haag, abgesandt wurde. -

Jn der Hofzeitung is angezeigt, daß vom Mittwoch den 22sten Februar ab die wöchentlichen Levers bei Sr, Majeftát dem Könige im St., Fames- Palaste wieder wie gewöhnlich stattfinden würden. Eben so sind auch die großen Cercles in den Zimmern Jhrer Maj. der Königin (von Freitag den 24sten Febr, ab) wieder angekündigt.

Frage wegen Schleifung

Am Sten d. hielt der Oberrichter Tindal seinen feterliche Einzug in Bristol, der ganz ohne Störung ablief. Er eröffn an dewselben Tage die große Jury, welche das Urtheil über dj des Aufruhrs angeklagten Personen fällen soll mit einer Ned, in welcher er im Allgemeinen über die bevorstehenden Verhani lungen sprach. Er sehte dabei auseinander, wie es nach Engl schen Geseven schon firafbar seh, einer tumultuarischen Versamn lung, selbst aus den unsc{uldigfien Gründen, beizuwohney erörterte ausführlih die Pflichten, die jedem Unterthan des Ki nigs inBezug auf solche aufrührerische Versammlungen obläzen, t machte auf dicjeuigen Unsläzde ausmerêfsam, wo jeder Eagl( der, ohne auf die Anweisuig der Magistratspersonen zu wart berechtigt und verpflichtet sey, zum Schuß des Lebens und di Eigenthumes seiner Mitbürger einzuschreiten. Am 3, d. hi ginnen die öffentlichen Verhöre. Als Haupt : Urheber der begay genen Verbrechen sind angeklagt: William Cla:ke, Patrick K, arney, James Williams, Daniel Higgs, James Courtney un John Mecay. JFhre Abführung voin Gefängnisse nah dem Ei richtssaale erregte auch nit die leiseste Bewegunz unter di | versammelten Volksmenge; um 9 Uhr Morgeus erschienen {h vor der Barre, Die gewaltsame-Erbrechung des Stadt - Gefängnis ses, Befreiung der Gefangenen, Niederbrennung und Plünd rung dieses und anderer Gebäude büden die Hauptpunkte d Anklage, mit deren Darlegung der General-:Anwalt die Sigzuy eröffnete. Die Nachrichten aus Brisiol gehen bis um 4 Uh Nachmittags, zu welcher Zeit das Zeugen: Verhör fortges wurde.

Der Herzog von Sussex hat den Sir George Smart j Nanien Sr. Majestát dazu autorisirt, die goldene Krönung Medaille dei allen Gelegenheiten tragen zu dürfen, Sir Georg bekanntlich Direktor der phiiharmonishen Gesellschaft, dirigirl am vorigen Sonnabend cin Kouzert, das im Palaste v Brighton stattgefunden, und bei welchem Hr. Cramer die Kz pelle der Königin leitete.

Jn Bezug auf Hry. Maberly (Parlaments - Mitglied Abingdon), dessen Fallissement gestern dekaunt wurde, erfäzrt mq noch, daß der Kredit seines Hauses {on seit einiger Zeit seh erschüttert war, weshalb auch der Bankerott sich auf nid mehr als 109,000 Pfd. Sterl. belaufen soll. Hr. Maberly m vor dem leßten. Frieoensschiusse in ansehnl hen Lieferungen die Regierung beschäftigt und hatte dadurch ein wahrhafi fürs liches Vermögen sich erworben. Jn Folge seiner späteren Spt culationen, die fast sämmtlich ungllcklich aut fielen, \{chmolz jy doch dieses Bermögen sehr bald wieder, Namentlich soll er {ch viel durch Speculationen in Staatspapieren verloren haben. M der Spanischen Regierung soll er wegen Anerkenuung der Corte Obligationen in vielfacher Unterhandlung gewesen sehn. Bei de Negotiatiou der kürzlich vom Kaiser Dom Pedro beabsichtigte Anleihe zur Ausrüstung einer Expedition für die junge Könuigiy von Portugal stand er an der Spiye des Unternehmens, do kam dasselbe nicht in den Schwung, weil die Stocks - Börse et kläcte, sie dulde keine neue Portugiesische Anleihe, bevor nit die Zinsen der älteren -regelmaßig bezahlt würden. Es wurde demnach auch sehr wenige Unterschriften erlangt, und fast smmt lihe Unterzeichner haben bisher noch nichts eingezahlt. Hru Maberly’s Bau:Speculationen sind zu zahlreich, um sle hier auf zuführen; seine vorzüzlichste Unternetmung war jedoch die Anl gung einer großen Leinen-Manufaktur in Schottland und eini damit in Verbindung stehende Wechsel- und Depositen-Bank i Aberdeen, welche Zweigbanken in mehreren anderen Schottischen Städten hatte. Er soll jedoch {on seit 6 Monaten nicht meh! Associé bei der Leinen-Manufaktur gewesen sehn, und eine dies fállige Bekanntmachung if nur deshalb nicht in der Hof- Zeitun ershienen, damit dem Kredite des Banquier-Hauses dadurch keit

Abbruch geschehe.

Niederlande,

Aus dem Haag, 7. Zan. Die Erste Kammer dei Generalftaaten hat die beiden Geseg- Entwürfe in Bezug auf die außerordentlihen Staats-Bedürfnisse del Jahrs 1832 ebenfalls angenommen.

În Folge einiger von Belgischer Seite kürzlich angeordnet: ter Maßregeln, sind unsere Handels - Communicationen mit Maßtricht, über Hasselt und Tongern, wieder abgebrochen, Zut Wiedervergeltung hat der General: Lientenant Dibbets alle Éin fuhr Belgischer Handels - Artikel nah Mastricht streng untersagt, Demzemäß sind auch bereits verschiedene aus Belgien gekom: mene Waaren im Entrepot von Mastricht niedergelegt worden.

Aus Breda wird gemeldet, daß unsere Truppen wahrschein: lich am 10ten d. andere Kantonnirungen beziehen würden. Die Beamten der Feldpost sollen jegt ebenfalls sämmtlich mit Waffen versehen werden. Auch heißt es, daß bei der Arme eine nette Sappeur: Compagnie errichtet werden wird.

Jn Amsterdam kamen im vorigen Jahre 1624 Shhiffé an; darunter 15 aus Hamburg, 139 aus Königsderg, 37 aus Memel, 122 aus Riga, 91 aus St. Petersburg, 58 aus Sun: derland, 58 aus London, 41 aus Newcasile, 12 aus Batavia, 10 aus Lissabon, 13 aus Bordeaux, 3 aus Aeghpten , 2 aus Smyrna, 1 aus Canton, 49 aus Nord- und 10 aus Süd Amerika, / Im Jahr 1830 betrug die Zahl der eingelaufenel Schiffe 1992. ;

Hiesige Blätter machten bemerklih, daß während in J. 1829 zu Antwerpen 1028 Schiffe eingelaufen seyen, in J. 1831. nur 398 dort angekommen wären, Fm Y. 1828 wut: i dort 8, im J. 1829 6, 1830 15 und 1831 Z neue Schissé gebaut.

Antwerpen, 6. Jan, Der König hat während feines hiesigen Aufenthaltes alle öffentlihe Etablissements besucht und die Verwaltung derselben mit einer ganz befonderen Aufnterksan keit geprüft. Er hat - den Hafen und das Zeughatis bis in dit geringften Einzelnheiten in Augenschein genommen und seine Zi friedenheit mit dén Arbeiten und mit der Verwaltung ausge: sprohen, Gestern Abend wohnte der König dem Konzerte bel welches im Saale der philharmonischen Gesellshaft gegebel wurde. Der König war besonders artig gegen die Damen, welche seine Galanterie und scin feines Benehmen nicht genuß zu loben wissen, Die Gegenwart des Königs in unserel Mauern hat allen Theilen der Verwaltung neues Leben einge? flöft und hat unsere“ Hoffnungen auf eine glückflihere Qukunst wieder erweckt. Der König ist heute gegen 1 Uhr, unter“ lautem] Zuruf der Menge, die sich auf dem Meirplate ‘versammelt hatte,

abgereist,

Brüssel, 6. Jan. Der König ift heute früh von Antwer: pen abgereist und trifft noch im Laufe des heutigen Tages in Brússel ein.

Der hiesige Courrier enthált einen Artikel über die, die Englischen und Französschen Fournale jet \o viel besháftigende einiger Belgischen Festungen, worin tb} unter Anderem heißt: „Man wird sich erinnern, daß am 17. April v. J, von den in der Konferenz vereinigten Bevollmächtigten,

C E E E (fa 0 D O E E U e i A E C AN M LLEME * _ 6

t eichnet wurde, wodurch entschieden ward, - daß Belgischen Festungen geshleist werden solle.

der sich Belgien befindet, und seine ind garantirte Neutralität - eine Aenderung in dem für das Ko-

digungs-System hervorbringen müsse ; Festimgei zu zahlreich sind, als daß -es nit den Belziern {wer allen dürfte, für die Unterhaltung und Vertheidigung derselben orgen zu müssen ; daß übrigens die einstimmig zugegebene Unver- eslichfeit des Belgischen Gebietes eine rüher nicht vorhanden war; zanz verschiedeneu Umständen erbauten den fann. Die Bevollmächtigten haben daher eventualiter fest:

pelchen die Bevollmächtigten der Höfe die Belgische vorbehaltlich Ratification, Regierung von den vier Höfen die ind ein neues Protokoll bezeichnete die chleift werden sollten. Von diesem Augenblick an. Schwierigfeiten in der Unterhandlung. Es fand sich,

j l

jt Ausnahme des Franzöfischen Gesandten, ein Protokoll unter- ein Theil der e / Dieses Protokoll ußte bei den Unterhanditingen über die Festungen nothwendig

¿1s Grundlage dienen. Der 2te und 3te Paragraph desselben auten folgendermaßen: „„,„„Die Bevollmächtigten der vier Höfe

nd eirst:mmig der Meinung gewesen, daß die neue Lage, in von Frankreich anerkannte

igreih der Niederlande angenommenen militairischen Verthei- daß die in Rede stehenden

Sicherheit darbietet, welche und daß endlich ein Theil der unter Festungen jeßt gescleift wer

esebt, daß zu_ der Zeit, wo in Belgien eine vou den Mächten,

jélhe an der Konferenz Theil nehmen, anerkannte Regierung jestehen wird, zwischen dieser Regierung und den vier Höfen eine

nterhandlung angeknüpft werden sol! , um diejenigen von den esagten Feflungen zu bestimmen, welche demolirt werden sollen.“ ‘“

Nach dem befaunteu Traktat vom Monat November, dur Regierung, anerkánnten, verlangte die Französische Erfüllung ihres Versprechens, Festungen, welche ge- datiren die 4 daß Frank: eih und die vier Mächte, welche das Protokoll vom 17. April nterzeihnet hatten, bisher über den Ausgang dieser Angelegen- eit ganz unbesorgt, den Sinn des Protokolles sehr verschieden usgefaßt hatten. Frankreich war der Meinung, daß, wenn ein

Theil der Festungen demolirt wáre, die übrigen gänzlich zur freien Verfügung und unter alleiniger Souverainetät des Königs der Belgier stehen und Frei von jen Mächte sehn würden.

jeder Beaussichtigung der vier gro- Die Konferenz hat aber ihre Ver- punderung über dieses Ansinnen Frankreichs bezeigt. Sie hat ch auf den Text des Protokolls berufen und ihn auf fo‘gende Meise pusgelegt: „, „Wenn uns das Recht zuerkannt wird, die Demolirung ines Theils der Belgischen Festungen anzubefehlen, so kann man uns

uh das Recht nicht verweigern, über den anderen Theil zu verfügen,

e zu erhalten und diejenige Art der Erhaltung anzuorduen, velche uns die zweckmáßigste erscheint,‘/ ‘/ Frankreich ist aber einem olchen Zustande der Dinge - dermaßen entgegen, daß Herr von Talleyrand als Mittelweg- eine Combination vorgeschlazen hat, ponah Frankreich auf die Demoliruug von ‘Feftungen überhaupt Verzicht leisten solle, wenn die Mächte den König Leopold als lleinszen und nnumschränkten Besiger der Festungen anerkennen

vollten. So liegen in diesem Augenblick die Unterhandlungen. “‘

Gestern Adend war der General Belliard noch uicht in Brüs- [ angefommen ; man erwartete ihn aber von einer Stunde zur

nderen. Der Belgische Moniteur enthält Folgendes: „Der

Fudependant wirst uns vor, die von dem Messager de Gand

lirzlih mitgetheilten Nachrichten über angebliche Entscheidungen 6 Deutschen Bundes und der Londoner Konferenz nicht _ auf ssyielle Weise widerlegt zu haden, Dergleichen Neuigkeiten erdienen feine Widerlegung, die tiberdies solhem Geshwäs, em der gesunde Sinn des Publikums hinlänglih Gerechtigkeit diderfahren läßt, nur einige Wichtigkeit beigelegt haben würde. ““

Dasselbe Blattt erwähnt des Fallissements des Engli- hen Handlungshauses „Maberly und Comp.“ und ertheilt ei dieser Gelegenheit der Belgischen Regierung große Lobsprüche, sle Scharfblick genug gehabt habe, die vortheilhafteren Vor- hläge jenes Hauses bei der fürzlich abgeschlossenen Anleihe zu- ick weisen, und lieber zu etwas nachtheiligeren Bedingungen it Männern unterhandelt habe, die das allgemeine Vertrauen nd einen Europäischen Kredit besäßen.

Polen.

Warschau, 8, Jan. Se. Kaiserl. Königl, Majestät haben (x Wittwe des ehemalizen Staats - Ministers ‘und Präsidenten frühecen Administrationsrath, Gräfin Sobolewska, eiue jähr- che Pension von 40,000 Fl, bis zu ihrem Tode zu bewilli- en geruht.

Die” Municipalität von Warshau bringt zur öffentlichen enutniß, daß der Feldmarschall Fürft Paskewitsh, um den ar- en Einwohnern der Hauptftadt die Mittel zu ihrem Unterhalt erleichtern, anbefohlen habe, eine Bouillon: Fabrik zu errichten nd täglih 1500 Portionen Suppe unter die Bedürftigsten zu ertheilen, und zwar die Hälfte davon gratis an diejenigen, elhe durchaus aller Unterhaltsmittel beraubt sind, die andere ddlfte aber an die nicht ganz Verarmten gegen eine Bezahlung

on 3 (Polnischen) Groschen für die Portion. Die Anspruchs-

rehtigten sollen si bei ihren betreffenden Bezirks-Kommissarien lelden, welhe ihnen sogleich für eine ganze Woche Anweisun- n aif jene Unterstüßung austheilen werden.

Von der genannten Behörde wird auch bekaunt gemacht, 0ß, obgleich es den Einwohnern jeyt wieder erlaubt if, bis um 2 Uhr auf den Straßen zu gehen, und dem Fuhrwerk, auch d nah Mitternacht zu fahren, doch alle öffentliche Orte - als affeehäuser, Billards und Tabagieen, um 9 Uhr nund im Som- et um 10 Uhr geschlossen werden müssen; Bálle, Abendmusiken 1d dergleichen öffentliche Vergnügungen dürfen nur mit beson- ter Erlaubniß der Municipalität veranstaltet werden.

In Gemäßheit eines Resfripts des Ministeriums des Fn- m vom 24sten v. M. macht das Municipalitäts- Amt von varshau befannt, daß die Regierung des Königreihs Polen s zum leßten April 1832 die zollfreie Einfuhr von Gerste und afer gestattet hat.

Die Allgemeine Zeitung enthält eine amtlihe Bekannt- hung in Betreff der Bedingungen, unter welchen Pensions- suche von Polnischen Militairs oder deren Hinterbliebenen an- braht werden könnev. (Die ausführlichere Mittheilung müs- n wir uns auf morgen vorbehalten.) ;

In dem genannten Blatte lies man Folaendes :

¡Mehrere Französische Journale vom Monat Dezember v. F. ben aus der ugsburger Zeitun einen Artikel aufgenommen, rin von der Mission des Russischen Obersten-Kohßebue die Rede , welcher abgesandt wurde, um die Rückkehr der Marterafsose

Gemeinen von den nach Oesterrekch Übergetretenen Polnischen ps. nach Polen einzuleiten. Der Korrespondent des Deutschen lâttes war schlecht unterrichtet, als er über den Erfolg dieser tission Bericht erstattete. Nachstehende Details - werden dazu dîe- 1, den erwähnten Frrthum zu berichtigen. Die Polnischen Offiziere fanden ‘sich nicht mit den Mtmeinen zusammen im Bivouac; der ders Kotebue besuchté niht die einzelnen Quartiere der Soldaten ;

svrah mit keinem Polnischen Militair über den Zweck seiner eise und fonnte kaum von weitem ihre Bivouacs schen, da sich

dén ®

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dieselben in ziemlichex Entfernung von der oststraße befanden, auf der er sh nach dem Städtchen Lezanski F dem Lai General Bertoletti und von da na Lemberg begab. Der Obersi Koßebue verweilte in leßterer Stadt 16 Ta e, indem er die Rückehr ‘des Kuriers abwartete, den der Öber - Befehlshaber der in Gallizien fichenden Truppen, General Graf Hardegg, nah Wien abgefertigt hatte, um die Ankunft des Russischen Dbersten dorthin zu melden. Unterdessen langte das Amuestie- Dekret an; der Graf Hardegg unterließ nicht, diesen Akt der nade des Monarchen durch Oesterreichische Offiziere zur Kenntniß der olnischen Unteroffiziere und Gemeinen zu bringen, und der berst oßebue reiste nicht eher von Lemberg ach Zawichost ab, als bis die Kolonnen ihren Marsch nach der Gränze hin begonnen hatten. Er empfing mehrere Leute von dem Romarinoschen Corps, die sch mit dem größten Vertrauen bet ihm einstellten, vertheilte unter sie in Gegenwart zahlreicher Zuschauer aus der Umgegend die nöthigen Reise= Fonds und entließ sie auf der Stelle ohne alle Eskorte nach ihrer Heimath. Die Freude dieser Militairs war unbeschreiblih; unter wiederholtem Vivat-Ruf, dessen Wiederhall sich in der Luft verhbrei- tete, gingen dieselben über die Gränze zurü. Eintge Tage später empfing der Oberst Koßebue auf ähnliche Weise die Unteroffiziere und Gemeinen des Rozyckischen und Kaminskischen Corps, womit er die ihm aufgetragene Mission beendigte. Aus obiger Darstellung, deren Genauigkeit verbürgt wird, kann man sich Überzeugen , daß ris sn Mee Augsburger Zeitung angeführten Fakta durchaus erdich- e .

In ‘diesen Tagen langten der Staatsrath Tymowski und der Präsident Wardynski hier an.

_ Das Minifterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ist in den früher dem Kriegs - Ministerium zugehörigen Palast verlegt worden.

Der Laudbote Konstantin YJezierski , Präsident des Woje- wodschaftsraths von Masowien, Friedensrichter des Warschauer Kreises und Mitglied der Jnspectioa ber die Wojewodschafts- Schulen, ist in seinem 66sten Lebensjahre mit Tode abgegangen.

Am 22ften d. M. soll zu Pultusk eine bedeutende Quanti- tät Holz aus den Regierungs -: Waldungen dur öffentliche Lici- tation veräußert werden.

In den Bezirken von Mariamyol und Augustowo sind die Stellen der Bezirksärzte, verbunden mit einem Gehalt von 1000 Fl, erledigt; die Kompetenten haben sih dei der Wojewodschafts- Kommission von Augnstowo zu melden.

Auf den leßten Warschauer Márkten zahlte man für den Korzez Roggen 18—23 Fl, , Weizen 23—28 Fl, Gerfle 18 22. Fl. und Hafer 14— 16 Fl.

Deutschland.

München, 6. Jantiar. Die Münchener Zeitung mel- det heute amtlich: „Se. Maj. der König haben unterm 30, Dez. 1831 dem Staats - Minister der Justiz, Freiherrn von Zentner, auf dessen eigenes Ansuchen, die durch seine 54jährige vielseitige Dienstleistung wohlverdiente ehrenvolle Ruhe seiner in so vielen Zweigen des Staatslebens entwickelten Thätigkeit und großen Dienste, mit Beibehaltung seines vollen Gehaltes und Ranges als Staats- Minister, mit dem ausdrücklichen Vorbehalte aller- gnädigst bewilligt, Allerhöchfisich seiner vielseitigen Kenntnisse, Erfahrungen und Talente bei vorkommenden Gelegenheiten auch ferner bedienen zu können.“‘

Se. Majestät haben, wie dasselbe Blatt weiter meldet, sich bewogen gefunden, den bisherigen Staats- Minister des Königlichen Hauses, des Aeußeren und der Finanzen, Grafen v. Armänsperg, vom 1. Fan. an von den ihm úbertragen ge- wesenen Ministerium zu entbinden und denselben zum Gesandten am Königl. Großbritanishen Hofe zu ernennen; auch haben Se. Majestät geruht, den Staatsrath v. Stürmer mit dem Schlusse des Jahres 1831 von der Verwesung des Staats - Ministeriums des Junern zu entheben und denselben mit dem 41. Jan. 1832 wieder als Staatsrath im ordeutlichen Dienste eintreten zu lassen.

Se. Majestät der König haben ebenfalls unterm 30. Dez. geruht, den bisherigen Gesandten am Kaiserl. Königl. Russischen Hofe, August Fceiherrn von Giese, zum Staatsrath im ordent- lichen Dienste und zum Minister-Verweser des Staats - Ministe- riums des Königl. Hauses und des Aeußeren, bis zur Ernemiung eines Ministers, desgleichen den bisherigen General - Commissair und Regierungs-Präfidenten Freiherrn v. Zu- Rhein zum Staats- rath im außerordentlihen Dienste zu ernennen und ihm proviso- risch das Portefeuille des Staats - Ministeriums der Fustiz zu úübertraaen. Ferner haben Se, Majestät den bisherigen General- Commissair und / Regierungs: Prásidenten Fürsten Ludwig von Oettingen - Wallerftein zum Staatsrath im ordentlichen Dienste ernannt und demselben in provisorischer Eigenschaft das Porte- feuille des Staats - Ministeriums des YFnnern übertragen. Der Kabinets-Secretair Sr. Majestät, von Grandauer, ift provisorisch zum Staats-Rath im ordentlichen Dienste, der bis- herige Regierungs-Direktor des Jsar- Kreises, Karl von Seins- heim, zum General-Commissair und Regierungs-Práäsidenten des Jsar: Kreises , der bisherige Regierungs-Direktor Rudhart in Re- gensburg zum General: Commissair und Regierungs - Präsidenten des Unter - Donaukrceises, der quiescirende General - Commissair Arnold v. Link zum General-Commissair und Regiernngs - Prási- denten des Ober - Donagukreises ernannt, und der Staatsrath im außerordentlichen Dienste, General: Commissair und Regierungs- Prásident des Ober-Mainkreises, Freiherr v. Welden, in gleicher Ei- genschaft in den Unter:Mainkreis verseßt worden. Der Reichsrath und Präsident des protestantischen Ober: Konsiftoriums, v. Roth, ist zum Staatsrath, der Kabinets-Secretair Hofrath v. Kreuzer zum Wirklichen Geheimen Rathe und der NReichsrath und Appella- tionsgerihts-Präsident Freiherr v, Leonrod zum Geheimen Rathe ernannt worden. y

Seine Königliche Majestät haben an den Herrn Feldmar- schall Fürsten von Wrede nachstehendes Handschreiben erlassen :

¡Herr Feldmarschall Fürst von Wrede! Sie haben Mir während des. min beendigten fturmvollen Landtages mit Treue und Anhänglichkeit zur Seite gefianden und eine unermüdete Thätigkeit entwickelt, Unter den vielen trüben Bildern, welche Mir die Erinnerung an das abgelaufene Fahr darbietet, ift Mir der Gedanke an Jhre Treue sehr erfreulich. Enipfangen Sie Meinen Dank und die Versicherung des besonderen Wohlwollens, womit ich Fhnen zugethan bin.

München, den 31. Dez. 1831.‘/

„Ihr wohlgewogener König Ludewig.‘

Die Münchener Zeitung enthält einen interessanten Artikel über die. hiesige Pinakothek. (Wegen Mangels an Raum fönnen wir für heute davon feine Mittheilung machen.)

Nach der in der Münchener Zeitung enthaltenen Fort- sezung des Landtags - Abschieds haben Se. Majestät allen auf das Zollwesen Bezug ' habenden Beschlüssen der Kammern die Sanction ertheilt. Es heißt in dieser Hinsicht im Landtags-

Abschièd unter Anderem: ¿Zur Erfüllung derjenigen Postulate, welche, Behufs der Ent- wickelung und Ausbildung eines die Fnteressen der Landwirthschaft,

der Jndusrie und des Handels gleich sorgfältig umfassenden Sy=

sms, den Ständen des Reichs erdfffnet worden find, sichern dex Staats-Regierung nunmehr die Gesammt - Beschlüsse nachbemerkte Ermächtigungen: Jm Fall etner Zoll-Vereinigung mit dem Kb- nigreiche Preußen oder im Falle einer Union des Baierisch «Wür- R Zoll-Vereins mit dem Preußisch- Hessischen Zoll-Vereine unter Aufrechthaltung der Bestimmungen der Verfassungs-Urkunde, Modificationen an den ersten sieben Titeln der Zollordnung in der Art vorzunehmen, daß dieselben oder ein Theil derselben durch Bestimmungen der Preußisch- Hessischen Zoll-Ordnung er- seßt werden, -ohne jedoh den innern Verkehr Baterns außer- halb des Controll-Bezirkes beschränken ju kdnnen, Übrigens in der Erwarrung, daß beim Eintritte vorerwähnter Union mit e Preu- ßish-Hessischen Zoll-Vereine die Waaren aus dem Baiterisch- Wür- tembergischen Zoll - Vereine nah Osipreußen und von Ostpreußen nach dem Preußisch-Hessisch- Baterish-Würtembergischen Verein dort, wo die Gränzen sih berühren, freien Verkehr haben, ohne der Formalität von Ursprungs-Zeugnissen unterworfen zu seyn, mit Aus- nabme jedoch in Be ua auf die überseeischen Produkte, die Weine und Tabacke, hinsicht ch welcher die finanziellen Gegenberechnun- en vorbehalten bleiben, während in Hinsicht der Gegensiände der Accise (Produetions- und Consumtions- Steuern) der Baierischen Produkte in den Ländern der Vereins-Staaten mit den Produkten

Jener Länder eine gleichmäßige Behandlung finden sollen 2c.//

Oesterreich.

In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus Wien vom 1ften Fan, heißt es: „Aus Vtalien lauten die Nachrichten traurig; man wird sich zulegt wieder ge- zwungen sehen, Truppen in die Legationen einrücken zu lassen, um der Autorität des Papftes Achtung zu verschaffen. Es wird versichert, das Französishe Ministerium habe die Nothwendig- keit eingesehen, dem Papste beizustehen; falls er fremden Beis ftand ansprechen sollte, werden wahrscheinlich - unsere Truppen Befehl erhalten, die Legationen zu besegen.““

Wien, 4. Jan. (Schlesische Zeitung.) Gestern ift aus Konstantinopel vom 18. v, M. die Anzeige hier eingegangen, daß der fürzlich unter dem Namen Achmet Nadir-Bey hier an- gekommene Türkische Oberst *) vom Sultan nicht gesandt sey, und daß die Türkische Regierung von einer solchen Sendung über- haupt gar nichts wisse; es hat sch nun erwiesen, daß das frag- lihe Jndividuum, ein emigrirter Pole, diese Maske nur annahm, um unter derselben ungehindert nach Frankrei zu kommen; er hat indessen bereits seine Freiheit erhalten. Mit derselben Gele- genheit berichtet man aus Konstantinopel, daß die Aegyptische Armee bei einem Versuche, Jean d’Acre zu stürmen, mit bedeu- tendem Verluste zurückgeschlagen worden sey.

J-n [a nd,

Berlin, 12. Januar. Aus den Háfen zu Stralsund, Greifswald und Wolgast sind im verflossenen Monat 9 Schiffe von 65 Durchschnittslasten ausgelaufen, und 15 Schiffe von 52 Durchschnittslasten sind in dieselben ein- gegangen. Von den eingelaufenen Schiffen waren nur fünf mit Ballast versehen, die übrigen führten hauptsächlich Steinkohlen, Eisen, Theer, rohen Zucker, Wein, Syrup, Feuer- \{wamm, Salz, Steine, Heringe und Kolonialwaaren ein. Die ausgelaufenen Schiffe waren hauptsächlich, mit Getreide beladen,

Der Ritterschaftsrath Herr Ernft Friedrich von Seydliy hat den Verein für Gewerbfleiß in Preußen zu seinem Universals erben eingeseßt, so daß der größte Theil der Rente aus seinem bedeutenden Vermögen zu Stipendien für Zöglinge des Königl, Gewerbe: Jnstituts- verwendet werden soll, deren ein jedes fúr jest 300 Rthlr. jährlich beträgt.

Anmeldungen zu diesen Stipendien geschehen bei dem Un- terzeihneten, und zwar für den in diesem Fahre ausnahmsweise am 1sten April beginnenden Lehrgang spätestens bis zum 1ften

Márz d, F,

Außer den unten folgenden Vorschriften des Juftituts für e L hat dér Erblasser folgende Bedingungen vorges

rieben:

1) Um Söhne aus den höheren Ständen dem Betriebe tes nischer bürgerlicher Gewerbe zuzuwenden, dürfen die Eltern der jungen Leute nicht Handwerker seyn ; insofern der Aufzunehmende sich nicht einem technischen Gewerbe widmet, welhes im Königl. Gewerbe - Jnftitute praftish gelehrt wird, wozu die Mechanik, das Formen und Gießen gehören, muß derselbe nachweisen, daß er ‘bereits: ein Handwerk gelernt und slch hinreichen- de Geschicklichkeit zu dessen Betriebe erworben habe;

3) muß der Aufzunehmende durch ein Gesundheits - Attest des Kreisphysikus nahweisen, daß er die Gesundheit und Kör- perkráfte beslve, welbe sein Gewerbe erfordert, anch daß er die Blattern ‘durch Jmpfung öder sonft úberstanden habe :

4) die Eltern oder Vormünder des Stipendiaten müssen, wenn er nicht dispositionsfähig ist, ch verpflichten, für den Fall, daß er in den Staatsdienst tritt, Alles, was er an Sti- pendien oder Prämien ‘aus. der Stiftun erhielt, von sei: nem Gehalte in solchèn Abzügen zu evffatteri, welche ge- seßlih als Maximum zulässig sind;

5) den Vorzug haben bei gleicher Qualification die rechten Scchwesterkinder der Mutter des Erblassers (einer von La- roche-Starkenfels) und deren Descendenten des Hrn, von Bassewiß auf Schönhof bei Wismar aus der lebten Ehe mit einer von Laroche,

Das Königl. Gewerbe - Fnftitut selbst fordert von dem Aufe ztinehmenden ein Alter von wenigftens 17 Jahren, keine Kennut- niß alter Sprachen, aber möglichst viel allgemeine Bildung. Un- erläßlih if ‘vollständige Kenntniß der Deutschen Sprache, die Fähigkeit, sh \chriftlich leiht darin auszudríücken, und das ge: meine Rechnen. é iat

Berlin, den 10. Fanuar 1832.

Der BVorsibende des A REE ne Gewerbfleiß in Preußen.

euth. :

2)

#. Cholera.

Fúñ der Residenzstadt Berlin sind auch vom 11ten bis 12ten Januar Mittags neue Erkrankungen an der Cholera nicht angemeldet worden.

In Magdeburg waren

bis zum-7,- Fan. 627 248 37 7,'bis 14: Jan. 1 2 1

À 4 Stimma 628 250 374 Darunter Militair 56 31 23 a

erkrankt genesen gestorben Beftand 6

hinzug, v.

*) S. Nr. 9 der St. 3,