1832 / 17 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

N

Vereinigte Staaten von Nord- merika,

New-York, 8, Dez, Die geseygebenden Versammlungen der einzelnen Staaten bèbeu in der lehten Hälfte des November an verschiedenen Tagen ihre Sizungen eröffnet. Die Legislatur von Nord- Karolina trat unter anderen am 21, v. M. zusam- men; der Gouvecneur Stokes berührte in seiner Botschaft das neuerlihe Komplott unter den Sklaven in folgender Weise :

¡Fn Bezug auf unsere inneren Angelegenheiten habe ich zu be- meréen, daß wir der Welt und uns selbs unmöglich die Thatsache verbergen können und dürfen, daß eine gewisse Klasse der Bevdlke- rung dieses Staats unzufriedener und unlenksamer als jemals ge- worden is. Fanatiker ihres eigenen Gelichters und fremde Auf- wiegler haben diese Mißvergnügten in Gährung gebracht und sie zu verschiedenen Zeiten zu Verschwörungen aufgereizt, die dem Frieden und der Sicherheit des Landes Gefahr drohen. Um gegen diese Uebel, welche aller Wahrscheinlichkeit fortdauern werden , auf der Hut zu seyn, if die äußerste Vorsicht und Klugheit vonnöthen. Hemmende Gesetze sind zwar in Kraft getreten, haven jedoch nicht die gewünschte Wirkung hervorgebracht ; und die Verbrechen, welche bei einer neuerlichen Fnsurrection in einem Nachbarstaate verübt wurden, müssen eine fernere und frúbzeitige Wachsamkeit in dieser Sache noth- wendig machen. Würde es nicht rathsamer seyn , siatt, daß man ftrenge und blutige Geseße anhäuft, um sie gegen Fndividuen gel- tend zu machen, welche ‘dkeselben wenig kennen und sich noch we- niger darum kümmern , eine wirksamere und verantwertlichere Po- lizei zu gründen und eine oder mehrere Compagnieen Freiwilliger oder detafchirter Miliz in jeder Grafschaft zu bewaffnen und zu equipiren, um sih ihrer im Nothfall zu bedienen, und dieselben, jo lange sie in’ aftivem Dienst stehen, zu besolden? Eine solche Streit- macht würde die Civil - Behörden unterstüßen und gewiß den Frie- den des Landes sichern; und die Waffen des Staats kdnnten nicht in zuverlässigere Hände gegeben werden. Diese Staats - Truppen müßte man auf etn oder mehrere Fahre enrolliren , sie für die th- nen gelieferten Waffen und Munitionen verantwortlich machen und ihnen nit gestatten, während des Zeitraums ihrer Verpflichtung den Dktenst zu verlassen.“/ ; L de

Jn der Virginishen Grafschaft Chesterfield cirkulirte vor furzem eine Petition, worin auf ein Amendement in der Consfti- tution angetragen wird, welhes dem Kongreß die Vollmacht er- theilen solle, Sflaven zu kaufen und dieselden nah Afrika oder nah anderen Gegenden transportiren zu lassen.

Im nächsten Fahr wird hier auf Subscription zu 15 Doll. 50 Cents ein großes geographisches Werk nebst Atlas von Nord- und Súd- Amerika in 3 Bänden durch Hrn. E. P. Dana her- ausgegeben werden, der 40 Fahre lang Reisen zu Wasser und zu Lande durch " das Jnanere dieses Welttheils gemacht hat; es wird in diesem Werk zugleich eine historisch - geographische Dar- stellung von Amerika, seit dessen Entdeckung durch Kolumbus, enthalten sehn.

014. b.

Berlin, 15. Fan. Nach einem im neuestenBlatte der Berliner Medizinischen Zeitung enthaltenen Verzeichniß der fremden Aerzte, welche während der Dauer der Cholera hierselbft zur Beobachtung die: ser Krankheit hierher gekommen sind, beträgt deren Gesammt- zahl nicht weniger als 86, worunter 54 aus dem Auslande und namentlich 10 aus Paris. Außer diesen waren 10 Aerzte, (7 aus dem Fulande und 3 aus: dem O zur Mittheiiung ihrer hon früher über die Seuche gemachten Erfahrungen theils in Folge an sle ergangener Berufung, theils aus eigenem Ans triebe hierher gekommen. /

Am 5ten d. wurde uu Münster die Direction der HÜlfs- Kasse fúr die Provinz Westpahlen installirt. Nach Jnhalt des in dem neuesten Amtsblatte der dasigen Königl. Regierung enthaltenen Allerhöch# vollzogenen Statuts für die genannte Kasse, ist dies selbe von den Landflánden jener Provinz zu dem Zwecke errich- tet, gemeinnüßige Anlagen und Anftalten, Grund:Verbesserungen und andere gewerbliche Unternehmungen, Gemeine:Bauten, Ab- lósung der Neal:Laften, Tilgung von Gemeine-Schulden 2c. durch Darleihen zu erleichtern, und den Geldverkehr überhaupt zu för- dern. Der Fonds dieser Hülfs-Kasse besteht aus den am Tage ih- rer Eröffnung ihr übergebenen Provinzial-Geldern zum Betragevon 317,475 Rthlr. 2 Sgr. 3 Pf. in Obligationen, und 896 Rthlr. 8 Sgr. 4 Pf. baar. Diese Summe wird von der Direktion der Hülfs - Kasse ‘übcrnommen, um zur Beförderung der vorges nannten gemeinnüßlichen Zwecfe dargeliehen zu werden, mit Ausnahme von 50,000 Rthlr., welche nöthigenfalls in Staats: Schuldscheinen bei dec Königl, Bank zur Eröffnung eines Kre- dits deponirt werden können, Die Darleihen der Provinzial- Húlfs-Kasse sollen theils anf An1ortisation,, theils auf gewöhn- liche Prozentzahlung mit halbjähriger, beiden Theilen fceistehen- den Kündigung ausgethan werden. Für die erste Art der Dar- leihen werden einfiweilen zwei Drittheile, und für die andere Art ein Drittheil der Fonds bestimmt. Die genannte Kasse hat die Rechte einer privilegirten öffentlihen Korporation. Der Ober-Präsident von Westphalen ift sortwährender Kurator der-

selben.

Magazin für die Literatur des Auslandes.

Unter diesem Titel wird vom 1. Febr. d. J. ab, als eine becondere Beilage der Allg. Preuß. Staatszeitung, jedoch auch eine selbfistándige, in slch abgeschlossene Zeitschrift bildend, drei Mal wöchentlich ein Blatt erscheinen, das eine Uebersicht der Gesammt - Literatur des Auslandes gewähren soll. Kein, außer- halb Deutschlands in den Buchhandel gelangendes, literarisches Merk von uur einiger Bedeutung soll wenn auch von den me:sten Erscheinungen nur die Anzeige gegeben wird, daß sie da seyen ganz unerwähnt bleiben; von den bedeuteuderen sollen, so weit der Raum es zuläßt, Auszüge mitgetheilt und die kritischen Urtheile, welche das Ausland darîiiber gefällt hat, hinzugefügt werden. Die ‘politische Literatur des Auslandes, insoweit niht das Jn- teresse des Tages ihre Mittheilung {on in der Staats-Zeitung bedingt, vorzüglich ader insofern sle den Zustand und die Entwickelung des inneren Staats- und Volkslebens betrifft, wird allerdings die Aufmerksamkeit der Redaction zunächst in Auspruch nehmen ; unter feinen Umständen wicd aber hieraus eine Bevorzugung zum Nach- theile der in den Fächern der Wissenschaften, der schonen Literatur und der Kunst erscheinenden bedeutenderen Werke hervorgehen, oielmehr werden die legteren selbst vor jènen den Vorzug echal- ten, sobald sie auf einen solchen, ihrem inneren Werthe und ihrem Ins teresse nah, Ansprüche. machen dürfen. Fm Allgemeinen werden jedoch rein wissenschaftliche Werke minder zu den Gegenstán- den gehören, welche ausführliher zur Sprache kommen sollen. Die Rubrik Dentsche Literatur im Auslande wikd natürlih nicht fehlen und mit Sorgfalt gepflegt werden. j

Ohne auch nur entfernt und in irgend einer Beziehung von einer literárishen Partei: Ansicht auszugehen, wird die Nedaction sich. nur von dem Gedanken leiten lassen, daß in unserem Jahrhun- dert die verschiedenen Literaturen der gebildeten Welt nicht mehr, wie sonst, in slch abgeschlossen find, sondern eine gegenseitige Wechselwirkung auf einander ansüben. Noch im vorigen Jahr- hundert schrieben Addison und Pope nur für England, Rousseau

ÜA

und D'Alembert mux für Frankreich , Alfieri und Calsabigi „nue fúr Xtalien, Lessing und Göthe nur für Deutschland wie jeyt aber Göthe nicht mehr der Dichter Deutschlands allein, sondern der der ganzen gebildeten Welt ist, so erscheinen oft auch an einem und demselben Tage in New - York, London, Paris und Berlin die neuen Werke der Amerikaner Washington Jrving und Cooper. Dieses Futeresse an einer Welt : Literatur allein ist es, das, so viel es in ihren Kräften fleht, zu befriedigen, die Redaction sich vorgeseßt hat. | :

E H eiimièrafiee Pie für das wöchentlich drei Mal erscheinende Magazin fúr die Literatur des Auslandes ist auf 2221 Silbergroschen vierteljährlich festgeseßt, wofür es dur alle Postámter der Preußischen Monarchie ohne Erhöhung de- zogen werden fann. Die resp. Abonnenten der Staats-Zeitung wollen entweder hier auf der Expedition (Mohrenfiraße Nr. 34) oder in der Provinz auf den Königl. Postämtern .sich melden, wenn sle gegen Leistung des Pränumerations-Preises das Maga- zin der Staats- Zeitung beigefügt zu haben wünschen; es wer- den jedoch auch besondere Avonnements auf das Magazin allein angenommen. Für die Monate Februar und März d. Y. be- trägt die Vorausbezahlung funfzehn Silbergroschen.

Gartenbau-Verein. |

Fn der 103ten Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preußischen Staaten am 8. Fanuar c. brachte der Direktor folgende Gegenstände zum Vortrage: den von dem Schaymeisier vorgelegten Kassen- Abschluß pro 1831; nach dem- selben belief sich die wirkliche Einnahme während des Fahres 1831 auf D E A A 3610 Nthlr. 10 Sgr. 6 Pf. wozu pro 1832 bereits eingegangen waren 7) E E Fn Summa 3650 Rthlr. 19 Sgr. 6 Pf.

Ausgegeben sind A8 S N 1/9 E

Also vorgeschossen N 56 Rthir. 17 Sgr. 3 Pf. wogegen pro 1531 an rüctständigen Beiträgen der geehrten Mit- glieder noch eingehen sollen 1130 Rthlr., deren gefällige Einsendung von dem Direktor in Erinnecung gebracht ward; der Bestand des Schaßes i nachgewiesen mit 4804 Rthlr. 5 Sgr. 4 Pf. Ferner trug der Direktor vor: die durch den Ober-Land-Forsimeister Hrn. Hartig mitgetheilten Nachrichten des Forstmeisters Hrn. v. Meye- rinck zu Lödderiß Über den Ursprung der Obstbaum-Pflanzungen in den Königl. Preußischen Elb - Forsten , die bei der günsttgen Lokal i- tät und der vortheilhaften Gelegenheit zum Absaße einen erheb- lichen Neben-Ertrag gewähren und Über 50 verschiedene, hauptsäch- lih zur Verschiffung geeignete Obstsorten enthalten, die im Schuge des- Waldes vortrefflich gedeihen; die Mittheilungen des Gutsbe- sißers Hrn. Dr. Cranz zu Brusenfelde bei Fiddichow, Über verschie- dene gelungene Kultur-Versuche, als mit Georgischem und Bales- felder Hafer, mehrere aus England dem Vereine zugekommenen Kar- tofel-Sorten, der vorzüglich gerühmten Melone von Sarepta u. a. m. : wei Abhandlungen des Herzogl. Hofgärtners Hrn. Schoch in Wdr- liy úbver Benußung des Nadelholzes in den Garten - Anlagen und Úber den Geschmack bei Garten - Anlagen, mit Hinweis auf den in dieser Hinsicht höchst interessanten Aufsaß in Schillers kleineren prosaischen Schriften (4r Thl.) über den Garten - Kalender auf das Fahr 1795, Tübingen bei Cotta; einige Mitcheilungen des Hrn. Regierungs - Raths v. Türck in Potsdam über Maulbe-er - Baum- zucht, wonach derselbe die beiden Varietäten des weißen Maulbeer- Baumes, deren ungewöhnlich breite Blätter in dem Werke des Hrn. Madiot „Etude, culture et propagation du Turier en France, Lyon 1827. 8.” abgebildet sind, auch dort in Potsdam kultivirt und die Blätter von der gerühmten außerordentlichen Größe und Qua- lität erzielt, doch noch in Frage gestellt hat, ob diese Varietäten unseren Winter bestchen und ne die Blätter zum Futter für die Seidenwürmer sich eignen werden; die Andeutungen des Kunst- gärtners Hrn. Kühne über Weintreiberei mittel Ableger, zur Er- zielung des vollständigen Treibens im ersten Jahre der Anpflan- zung: Bemerkungen des hiesigen Stadt- Verordneten Hrn Ptevre Bouché gegen das leider allgemein übliche, aber höchst unzneckmä- ßige Köpfen der Weidenbäume, unter Darstellung des für die Con- servation der Bäume, wie für den Eindruck auf das Auge ungleich angemesseneren Verfahrens einer successiven Abnahme der Zweige in ecigneten Zwischenräumen; Bemerkungen des Hrn. Bergraths Wille n Dortmund Über die im verwichenen Fahre beobachtete ungewbhn- lich frühe Reife der Winterbirneu, bei Einsendung. einiger Früchte von zwet aus Neu-Orleans ihm zugekommenen Nuß-Arten, wovon die eine, Arachis hypogaea (Erdnuß), in Mexito heimisch und be- sonders in den Spanischen Kolonicen zur Bereitung etnes guten Speise- Oels häufig gebaut, schon sehr verbreitet, in Europa in Mistibeeten gut zu ziehen ist und geröstet eine wohlschmeckende Spetse liefert, - die andere, Bertholletia excelsa (von den Portugtesen Noces de Maranhâo genannt), welche zwar auch thres besonderen Wohlgeshmackes wegen {on häufig auf den Europäischen Märk- ten vorkommt, aber doch in Europa nicht gebaut werden kann, da sie am Amazonen - Strome im heißesten Brasilien, also fast unter dem Acquator, heimisch ist; die Bemerkungen eites Ungenannten úber die auch in Meklenvurg wahrgenommene Raupe, die den Fruchtaugen der Weinreben nachstellt und hier, nah genauen For- schungen, für die \octun typica erfannt worden ist; die nachträgli- hen Anführungen des Hrn. Hofgarten - Jnspeftors Skell in Mün- chen über die von ihm beschriebene dortige Ausführung der Helt- zung der Gewächshäuser mittelst Circulation von heißem Wasser, in Bezug auf die úber den Gegenstand sprechenden Aufsäße in den Verhandlungen des Vereins: eine unter dem Motto: Quae noceul, docent eingegangene Abhandlung auf die von dem Vereine gestellte Preisfrage: „ber. ein bewährtes, wohlfeiles und leicht anwendbares Mittel, der Stammfäulniß junger Saamenpflanzen vorzubeugen“, worüber die nähere Beurtheilung vorbehalten blieb. Ferner refe- rirte der Hr. Geheime Medizinal-Rath Professor Link aus det ein- gegangenen Abhandlungen : des Hrn. Regterungs - Raths Meßger auf der Zechliner Glashütte, über den Einfluß der von dem Erd- boden ausströmenden Feuchtigkeit auf das Reifen der Früchte; des Hrn Professors Schübler in Tübingen Über die -mittlere Zeit der Blüthen - Entwickelung mehrerer vorzüglich in der Flora Deutschlands einheimischer / Pflanzen und Über jfährlih perio- disch wiederkehrende Erscheinungen im Thier- und Pflanzenrei- he: des Hrn. Professors Pyr. Goepvert in Breslau, über die Blüthenzeit der Gewächse in dem dortigen botanischen Garten , #0 wie endlich aus einer Bewerbung um den von dem Vereine ausge- seßten Preis auf die Frage: Über die Abänderungen der Farben der Blumen durch Auftragung des Blüthenstaubes auf die Narben an- ders gefärbter Blumen derselben Art, die jedoch, hinsichtlich des Preises, unberücksichtigt bleiben mußte, da die gekrönte Abhandlung Über diesen Gegenstand bereits in den Verhandlungen des Vereins abgedruckt ist. Eingegangen waren noch: von den Handelsgärtnern Herren Gebrüder Baumann in Bollweiller, verschiedene Gehölz- Sämereien und die 2te Lieferung ihres werthvollen Werkes: „Boll- weiller Camellien -Sammlung// mit 12 kolorirten Abbildungen, #o

wie eine kleine Partie Saamen von dem Vendeer Riesenkohl, dort

Choux tavalier genannt (Brassica oleracia arborea), der auch von dem Gutsbesißer Hrn. Nathusius zu Althaldensleben mit Erfolg \chon angebaut worden ist; ferner: von dem Fürstlich Schwarzen- bergschen Revidenten Hrn. Mayer in Wien, die neuesten Blätter seiner interessanten und gehaltvollen Allgemeinen Oesterreichischen Zeitschrift für den Landwirth, Forstmann und Gärtner, die alle Empfehlung verdient. Von den hiesigen Kunsigärtnern Herren Toussaint, Limprecht und Faust waren zur Stelle gebracht, blühende Exemplare von Cactus speciosis8simus, Camellia japonica var, Ama- rillis Johns: und ein rei mit Früchten beseßtes Orangen-Bäumchen, die sämmtlich als Ehrengabe in der Versammlung i: wurden.

s W

Cholera.

Fn dec Nesidenzstadt Berlin sind vom Aáten big 15ten Fanuar Mittags neue Erkrankungen an der Cholera nicht

angemeldet worden. In Magdeburg waren

erkrankt genesen. geftorben Wefland

bis zum 11. Fan. 628 hinzug,. v. 11. bis 14. Jan. 2

Summa 630 Darunter Militair 58 Yn Halle sind bis zum 13. Januar 21 2 13 Ausbrüche der Cholera sind bemerkt : Regierungs-Bezirk Königsberg. Kreis Heilsberg, in der Stadt F :lsberg, am 7. Dez.

250 374 4 1 - D

251

31 23 4

In Hamburg sind vom 6. bis 13. Jan. 6 Personen qy

der Cholera erkrankt, 8 genesen und 6 gestorben.

In Wien ist vom 6. bis 8. Jan. 1 Person erkranft, L ge; nesen und 1 gestorben, 2 waren noch in ärztlicher Pflege; vom Sten bis 9ten hat feine Veränderung in dem Stande der Cholèër

stattgefunden.

Jn Prag sind vom 9ten bis 10ten 49 Personen erkcank,,

69 genesen und 21 geftorben.

Fm Laufe des Monats Dezember v. F. sind ferner an milde Beiträgen für die durch die Cholera in Noth gerathenen Personq

bei uns eingegangen : i

1) Von der K. Re- gierung zu Frankfurt a. O. nachträglich .

2) Von der K. Re- gierungs-Haupt-Kasse zu Arnsberg

3) Von dem Unter- stüßungs - Verein zu Berlin durch das K. Ober - Präsidium zu Königsberg

zusammen Vis Ende Novem- ber v F. waren nach unserer Bekanntma- chung vom 5: Dezbr. eingekommen. mithin beträgt die Ge- sammt-Einnahme bis zum Schlusse des Fah-

res 1831 15,074 Rthlr. 18 Sgr. 2 Pf. inkl. 353 Rthlr. G1 und außerdem 1 Centner Gries. : __ Dieses bringen wir hierdurch mit wiederholter Danksagung q dir menschenfreundlichen Geber zur öffentlichen Kenntniß. Danzig , den 8. Januar 1831. i Königl. Regierung. Abtheilung des Fnnern.

1 Rthlr.

48 s

114./=

a - 2 s em # s

14,911 E

Nicht- Amtliche Cours-Notizen. Amsterdam, 10. Januar. Niederl. wirkl. Sch. 403, Kanz-Bill. 153. 68 Anl. 921. Oest.

Mei. 82. Russ. (v. 1835) 914, do. (v. 1831) 835. Neap. Falc. 715. Sp

perp. 47. W arschau, 11. Januar. Pfandbriefe 854. Russ. Assign. 180. Wien, 10. Jarfuar. S5L: Metall. 85% 222 do: 452. 12 do. 202: 1811. Part.-Obl. 1213. Bank-Actien 11343,

Königliche Schauspiele,

Montag, 16. Jan. Im Schauspielhause: Die Schul Trauerspiel in 4 Abtheilungen.

In Potsdam. Zum erstenmale: Des Malers Meisterstül

Luftspiel in 2 Abtheilungen, von Fr. v. Weißenthurn. Hierat

Be Blatt hat sich gewendet! Lustspiel iu 5 Abtheilungen, v chröder.

Dieusftag, 17. Fan. Im Opernhause. Zum erstenmale wi derholt: Der Orakeijpruh, Oper in 1 Aft, von E. W., C tessa; Musik von A: Baron von Lauer. Hierauf, zum erf male wiederholt: Die Fee und der Ritter, großes Zauber-Ball in 3 Abtheilungen, von A. Vestris, für die hiesige Königl. Büh neu eingerihtet und in Scene geseßt von Therese und Fal Elsler. Die Musik ist voz verschiedenen Komponisten. (M Fanny Elsler: Fee BViviane. Dlle, Therese Elsler: Prin sin Jfeult.)

Preise der Pläve: Ein Plaß in den Logen des- ersten Ri ges 1 Rthlr. 2c.

Im Schauspielhause: 1) Les deux cousins, vauder en 3 actes, 2) La seconde représentation de: Le philtre chit penois, vaudeville en 1 acte.

Königstädtisches Theater.

Montag, 16. Fan. Margarethe von Anjou, Oper in 2? ten; Musik von Mayerbeer.

Bird dio A A R L eve a X D TGE t Q A C A T A 00 S E S B, C O NACHSCZIRIE T.

Franffurt a. M., 12. Fan. Geftern Nachmi! gegen 4 Uhr kamen mehrere Staffetten aus Paris hier an, l! man erfuhr bald, daß sie die Meldung von einem plözlichen deutenden Sinken der Rente mitgebracht hätten. Der Ein! auf unseren Plaß machte sih sofort bemerklich. Die Oesterrtß \{en Papiere fielen um 1—14 pCt. Das Haus Rothschild hu feinen Courier, und kaufte. Hierdurch wurde das stärkere d len verhindert. Man wollte anfangs wissen, Hr, Périer seh getreten. Allein in der Nacht trafen hier Couriere mit der 1! teren Nachricht ein, daß an dem panishen Schrecken al Pariser Börse vom 9ten (5proc. Rente 92, 50., Z3proc. 62.9 die Operationen eines bei dem Schate angestellten Bea Schuld gewesen wären, der starke Poften Rente zu jedem P verkauft, sich sodann aus dem Staube gemacht und ein ans! liches Deficit zurückgelassen habe. Heute vor der Börse man hier Staffette - Nachrichten aus Paris vom 10ten, wo die Zproc. Nente wieder auf 64! gestiegen war. Die Course Oesterreichischen Papiere notirten darauf fast eben so wie ge! vor der Ankunft der Berichte vom 9. Fanuar. |

Frankfurt a. M., 12. Jan, Oesterr. 5proc., Metall, ° 8&6. 4proc. 764, 764. 22proc. 45. L1proc. 204. B, V Actien 1392. 1390. Partial - Obl, 123. B. Loose zu 100 F!. 19 180. Poln. Loose 572. 571. /

Paris, 9, Jan. 5proc, Rente 92. 50. Z3proc. 62. 5proc. Span. Rente perp, 50. Z5proc. Belg. 71. 5proc. Rôm-

Paris, 10. Jan. 3proc. Rente 64. 50. |

Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel. erc I R rene err Gedrukt bei A. W. Hay F

Loose zu 100

I D

8s Sgr. 2Pf. inkl. 10Rthlr. Gol

163 Rthlr. 8 Sgr. 2 Pf inkl. 10 Rthlr. Gi

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

E Zu

erkranft genesen geftorben Bestand 6

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Jm Bezirke der Königl. Regierung zu Koblenz is der evangelische Predigt: Amts- Kandidat ohann Hessel in Pferdsfeld zum Pfarrer in Obercleen, Krei- s Weylar, ernannt, und die erledigte katholische Pfarrei Rhein- eitbah dem bisherigen Pfarrer zu Aegidienberg, Franz Pe'- r Schärer, verliehen worden; zu Köln ist in die Stelle des emeritirten Pfarrers Ger- ard Fochem der bisherige Pfarrer von St, Columba daselbft, Bartholomäus Beckers, zum Hülfspfarrer bei der dasigen Mirhe St. Ursula und der Haus - Kaplan Fohann Hertel zu Fiegburg zum Kaplan bei der dasigen Pfarrkirche ernannt worden ; zu Magdeburg ist der Kandidat des Predigt-Amts, Refk- r Valentin Andreas Haacke in Ofterwieck, zum evanges hen Prediger .der beiden vereinigten Pfarrgemeinden Garlip nd Ahrensberg und der dazu gehörigen Filiale Beesewege und hohenwulsch, Diöces Stendal, bestellt; zu der erledigten evange- hen Pfarrstelle in Bretsh, Dewiy und Priemern, Diöces Bechausen, ist der Kandidat des Predigt-Amts, August Frie- rich/Ho meister, berufen und bestätigt; dem Prediger Lipfke Klein-Schwarzlosen if die erledigte evangelishe Pfarrstelle in \versdocf, Weissewarthe und Welle, Dióces Tangermünde, ver- ehen; der Kandidat der Theologie und des Shul-Amts, Chr i- toph Joseph Rudolph Dulon aus Stendal, ift zum Rektor jer Bürgerschule in Werben, Diöces Werbea, berufen und bestä- izt und die erledigte katholische Pfarrstelle zu Neueudorf und Be- efendorf, im Kreise Worbis, dem Geistlihen Bernhardt Böhle und die erledigte katholishe Pfarrftelle zu Mackenrode nd Eichsiruth, im Kreise Heiligenstadt, dem Geiftlihen Lorenz ebel verliehen worden.

Angekommen: Der Kaiserl. ODesterreihishe Kabinets- Fourier Rettig, von Wien.

Zeitungs-Nachrichten. N u sland.

Frankrei.

Pairs-Kammer. Siyung vom 9. Jan. Zu Anfang jéser Sipung fündigte der Präsident der Versammlung an, daß 13 Pairs ihm angezeigt hätten, daß sie aus der Kammer aus- hieden ;- es sind der Graf v. Arjuzon, der Herzog v. Avaray, der Graf Lecouteulx-de-Cantelen, der Herzog v. Duras, der Her- og v. Feltre, der Herzog v. Fiß-James, der Baron v. Glande- ès, der Graf v. Orglandes, der Baron v. Larochefoucauld, der Nbbé Herzog v. Montesquiou, der Marquis v, Nougé, der Graf v. Ste. Susanne und der Baron v. VBeurnonville, Alle beriefen sich in ihren Abdankungs - Schreiben darauf, daß sie, eit die Pairie aufgehört habe erblih zu sehn, dem Lande von einem Nuven mehr sehn könnten. Als der Präsident die Ver- ammlung befragte, ob er diese Schreiben felbst vorlesen solle, purde solches von mehreren Seiten abgelehnt, Zwar bemerkte der Marquis von Dreux-Bréj¡é, daß, wenn man die ste Würde im Lande niederlege, man nicht bloß der Kammer, sondern dem gesammten Lande über die Beweg- gründe dazu Rechenschaft \{chuldig seh; er fügte hinzu, daß er sciner Seits dem Beispiele der ausscheidenden Pairs niht folgen werdé, daß er aber nichts desto weniger ihren Ka- rater und ihre Meinungen hoch verehre, Dec Graf von Ta- her widerseßte sich der Vorlesung jener Schreiben, da die Un- terzeichner solhzes“ nicht ausdrücklich verlangt hätten, und der Handels - Minister meinte, daß diese Schreiben immer noch durch die öffentlihen Blätter zur Kenntniß des Publikums ge- bracht werden könnten. Die Versammlung entschied hierauf, daß die Vorlesung nicht stattfinden solle.

Deputirten-Kammer. Ju der Sißung vom 9. Ja- nuar wurden, nah der Annahme verschiedener Gese: Entwürfe von örtlichem Fnteresse, die Berathungen tiber die Civil - Liste fortgesest. Ueber das Schloß Compiègne erhob sich eine leb- hafte Debatte zwischen den Herren Mauguin und Dupin d. Aelt, Nach Beendigung derselden verlangte die Oppositions- Partei die geheime Abstimmung, worauf die Versammlung mit 214 gegen 156 Stimmen entschied, daß das Schloß und der Bald von Compiègne nah wie vor zu den Kronguütern ge- hören solle, Derselbe Beschluß wurde in Betreff Fontaine- dleau’s gefaßt. Die Schlösser von Straßburg und von

ordeaux dagegen wurden von den Krongütern abgezweigt uind iu den Staats-Domainen geschlagen. (Eiue ausführlichere Mit- {heilung behalten wir uns auf morgen vor.)

Paris, 9. Jan. Vorgestern Abend um 9 Uhr führte der Köñig den Vorsiß in einem Minister-Rathe, welcher über zwei

tunden dauerte. Gestern Vormittag musterten die Herzoge von Orleans und von Némours im Hofe der Tuilerieen 2 Jnfante- tie: Regimenter, 1 Husaren: Regiment und 1 Schwadron reiten- der Artillerie. i

Der General-Lieutenant Graf Bonnet, der sich seit vierzehn Tagen hier befand, hat Befehl erhalten, auf seinen Posten als Ober-Befehlshaber in den westlichen Provinzen zurückzukehren und ist nah einer Audienz beim Präsidenten des Minister-Raths uud beim Kriegs-Minister sogleich dahin abgereist,

Der General Lafayette, welcher Krankheitshalber seit einiger Zeit das Zimmer hütet, hatté seinen Beitritt zu der bekannten Protestation der 134 (jeßt 164) Deputirten gegen die Benennung ¡König von Frankreich/“ in Bezug auf Ludwig Philipp und „Un- terthanen‘/ in Bezug auf das Französische Volk, mit dem Hin- usügen erklárt , daß er beide Ausdrücke als einen frevelhaften

1griff auf die Fuli: Revolution betrachte; (comme attentatoi-

[f

Berlin, Dienstag den 17e Januar

res à la révolution de Juillet.) Die Gazette de France macht hierzu nachstehende Bemerkung: „Das Votum gegen Ludwig XVL,, an das man hier unwillkürlich erinnert wird, lau: tete befanntlih also: „,„Getren meinen Pflichten und überzeugt, daß alle Diejenigen, die sich an der Volks: Souverainetät ver- en haben oder noch vergreisen möchten, den Tod verdienen, timme ih für den Tod Ludwigs.‘ Die Volks-Souverainetát und die Juli-Revolution sind nah den Ansichten des Herrn von Lafayette eine und dieselbe Sache; bedenft man nun, daß Herr von Lafayette sich nicht leiht eines Ausdrucks zu bedienen pflegt, ohne vorher den Werth desselben erwogen zu haben, so erregt das Wort altentatoire Schaudern. „Uebrigens“, sagt dasselbe Blatt in einem anderen Artikel, „, hat Lud- wig XVI. selbs das Wort bezeichnet, das nah den Ansichten

der konstituirenden und der geseßgébenden Versammlung, d. h.

nach dem Prinzipe der Voiks-Souverainetát, dem Worte „,Un- terthan‘/ zu substituiren seh. Er schrieb in seinem unslerblichen Testamente: Jch empfehle meinem Sohne, wenn er das Unglück haben sollte, einst König zu werden, es wohl zu bedenken, daß er sih ganz und gar dem Glücke seiner Mitbärger weihen muß.“ « In mehreren Vierteln von “Paris werden aufs neue auf- rührerische Proclamationen in großer Menge verbreitet ; gewöhn- lich werden sle auf die Treppen der Häuser geworfen; die Bür- ger werden darin zur Verweigerung der Steuern aufgefordert, da die Pairs-Kammer kein Recht habe, dieselben zu votiren, Drei Studirende, Namens Curot, -Dumenil und Chancel, die am verwichenen Mittwoch vor der Kirche Notre-:Dame uuter den durch die Neugierde herbeigezogenen Gruppen verhastet wur- den, sind, nahdem der Justructionsrichter sie verhört, gestern uuter der Anklage eines Komplotts gegen die Sicherheit des Staates nah dem Gefängnisse Sainte-Pelagie gebracht worden. Am Freitage wurden drei Personen wegen Theilnohme an den Unruhen in der Notre - Dame - Kirhe verhaftet; eine der- selben, Namens Barré, war früher Polizei - Inspektor, dann Unter - Lieutenant und seit drei Monaten aus dem Dienst ent- lassen. Alle wegen Theilnahme an einer angeblih Karlistischen Verschwörung verhaftete Personen werden nah der Conciecgerie gebraht. Die zahlreichen Haussuchungen, welche die Polizei in den leßten Tagen, unter anderen auch bei einem ehemaligen Kutt- scher Karls X. in Elichy, anstellte, sind fast alle erfolglos gewesen.

Am verwichenen Freitage wurden vor dem hiesigen Tribunale erster Fnsianz die Verhandlungen in dem Prozesse Über das Testa- ment des Herzogs v. Bourbon fortgeseßt. / Der Advokat der Baro- nesse v. Feuchères, Herr Lavaux, hielt den dritten uud lehten Theil scines Plaidoyers, worin er sich mit dem Rechtspunkte der Sache beschäftigte. Nachdem er die Umfsiände, auf welche die Familie Ro- han die Klage wegen Erbschleicherei und Suggestion des Testaments Pan Frau v. Feuchères begründen will, als unhaltbar und unzu- ässig darzustellen versucht, ging er zu cinem Zwischen-Ereigniß über, ju welchem die gegenwärtigen Prozeß - Verhandlungen Anlaß gege- en haben, nämlich zu einer zwischen dem Erzbischofe von Pa- ris und der Baronesse von Feuchères stattgefundenen Korrespon- denz. Fn dem ersten Theile seines Plaidoyers hatte Herr Lavaux, wie man sich erinnern wird, zur Vertheidigung seiner Klientin ein aus Florenz datirtes Schreiben von ihr vorgelesen, worin sie von einem Besuche erzählte, den der Erzbischof ihr abgestattet, obgleich er früher in Paris den Palast des Herzogs von Bourbon gemieden hatte, um mit ihr nicht zusammenzutreffen. Fn Bezug auf diese Mittheilung hat der hiesige Erzbischof unterm 24sten v. M. ein Schreiben an den Präsidenten des Tribunals, Herrn Debelleyme, erichtet, worin er erklärt, daß er die Einladungen des Herzogs von Bourbon wegen der Gegenwart der Frau von Feuchères stets ab- gelehnt habe, und dann folgendermaßen fortfährt: „Sechzehn Mo- nate waren verflossen, ohne daß ih nur ein Wort von Frau von Feuchères gehört hatte. Jm Junt 1825 reiste ih meiner Gesund- heit wegen nah Jtalien und kehrte im Juli über Florenz zurück, wo ih am 24sten ankam; ih stieg i gleterre ab und nahm ein Zimmer im Ea Stockwerk; zu Begleitern hatte ih meine beiden Groß-Vikare Borderies, jebi- gen Bischof von Versailles, und Desjardins, welche Zeugen aller meiner Handlungen waren. Jh verweilte nur 24 Stunden in Flo- renz. Frau von Choulot, geborene von Chabannes, eine der Groß- nichten meines ehrwürdigen Vorgängers, des Kardinal von Pert- ord, die im ersten Stockwerke desselben Hotels wohnte, stattete mir n Gegenwart meiner beiden Vikare einen Besuch ab. Nach den ersten Hbflichkeitsbezeugungen erzählte sie mir, daß sie mit Frau von Feuchères reise, und bat mich, einige Worte zu Gunsten dieser Dame stammelnd, sie zu besuchen und zu empfangen. Jh shlug dies ab, konnte es aber nicht umgehen, der Frau von Choulot mei- nen Gegenbesuch zu machen, und begab mich daher mit meinen Groß - Vikaren zu ihr hinab, wo îch Frau von Feuchères fand, die ih zum ersten Male in meinem Leben sah und seitdem nie wiedergesehen habe; ein zweiter Besuch fand nicht ftatt, und zuverlässig habe ih keinen Blumenstrauß angeboten ; diese Anekdote, so wie die übrigen Details meines Besuchs, siad reine Erfindun- en. Wen. wird man, nach dem, was in Paris geschehen war,

berreden, ih hätte so unbegreifliche Gedanken hegen: können u. s w. (Gez.) Hyacinth, Erzbischof von Paris.// Auf dieses Schreiben , welches Herr Lavaux seiner Klientin mitgetheilt, hat diese unterm 29sten v. M. eine Erwiederung an den Grafen von Quelen gerichtet, worin es heißt: „Herr Erzbischof! Ew. Eminenz, so wie die beiden achtungswerthen Geistlichen, welche Sie in Fta- lien begleiteten, müssen sih erinnern, daß es bei mir und in meinem Zimmer war, wo Sie mir in Florenz einen Be- such abstatteten, und nicht bei der Gräfîn von Choulot, die meine Reisegefährtin war und bei mir wohnte. Eben so wenig kann Ew. Eminenz vergessen haben, daß Sie mir vor Fhrer Abreise einen zweiten Besuch machten, um Abschied von uns zu nehmen, und daß Sie mir bei dieser Gelegenheit ein \chdnes Bouquet mit Silber in Weiß und mit einem rothen Bande gebunden überreichten, das Sie in einem Kloster empfangen hat- ten; ih legte auf dieses Geschenk so hohen Werth, daß ih es sorgfältig nah Paris brachte, und kann beweisen , daß ih es einer Kirche geschenkt habe. Als Katholikin hätte ih, ich gestehe es, die. Umfiände des Besuches Ewr. Eminenz mit weniger Leicht- ertigkeit erzählen sollen, glaube aber darir; eine Entschul- Pa zu finden, daß diese flüchtig ge“Ariebenen Briefe nicht für die Oeffentlichkeit hestimmt waren. “Was den Theil Jhres Briefes anlangt, wo Ew. Eminenz mi scitdem nie mehr geschen zu haben dehauptet, so werden Sie sich erinnern, daß

im Hotel d’An-'

1832.

Same

ich mit der leßten Sammlung von Beiträgen für die kleinen Se- minarien, die im Palast Bourbon veranstaltet wurde, beauftragt war und die Ehre hatte, Jhnen den Ertrag dieser Kollekte persdn= lich in ihrem Palaste zu überreichen, worüber ih noch die Quittung besiße u. \. w.// Der Erzbischof hat hierauf in einem zweiten Schreiben an den Advokaten Lavaux die in seinem ersten enthalte- nen Details über seinen Besuch bei Frau von Feuchères in Florenz wiederholt und darin den Wunsch ausgesprochen, daß jenes erse Schreiben bei den Verhandlungen dffentlich vorgelesen werden möchte. Nunmehr nahm dex Anwalt des Herzogs v. Aumale, Hr. Dupin d. J. das Wore und hielt ein Plaidoyer, welches Über drei Stunden währte. Nach einigen allgemeinen Bemerkungen Über den Gegen- stand des vorliegenden Prozesses und einigen Ausfällen gegen die amilie Rohan fiellte er die Frage, um die es sh hier handle, so, es nicht darauf ankomme , ob der Testator oder ein Anderex den ersten Gedanken zu dem Testamente gehabt, sondern ob der Testator es als gerecht, gut und verständig angenommen und mit freiem Willen e habe. Um zu beweisen, daß das Leßtere bei dem Herzoge von Bourbon stattgefunden habe, ging er noch cinmal auf die Lage des Herzogs von Orleans in der leßten Zeit seines Lebens zurück un erinnerte daran, daß die Nothwendigkeit, durch ein Desta= ment der Zerstückelung der reichen Erbschaft des Hauses Bourbon und dem Erlöschen des berühmten Namens Condé vorzubeugen, nicht nur vom Herzoge selbsi, sondern auch von seinen Umgebungen und von Karl X. gefühlt worden. Andererseits aber habe er Furcht vor dem Dode gehabt und sey, #\o oft er an das Tefiament gehen wol= len, an den blutigen Tod seines Sohnes in- den Gräben von Vin=- cennes erinnert worden. Der Gedanke, daß sein Vermögen und so- arx sein Name nicht auf seinen Sohn, sondern auf eine andere Linie Ubergehen werde, sey für ihn höchst quälend gewesen. Die Umge-= bungen des Herzogs, denen die Möglichkeit, daß er ohne Testament sterben könne, zum Theil um ihres persönlichen Futeresses willen schrecklich gewesen, hätten ihn indessen fortwährend darauf zurück= ebracht, und jede dieser Personen hâtte ihren besonderen lan, ihren Kandidaten gehabt. So habe Herr von Gas tigny, dem vor Allem an der Fortdauer des Hauses Condé gelegen, wie aus einem Schreiben seines Sohnes erhelle, den Herzog zu einer zweiten Heirath mit einer Sächsischen Prinzessin bewegen wollen, um vielleicht auf diese den Stamm der Condé’s fortzupflan- zen. Andere hâtten gewollt, daß der Herzog einen Prinzen des Kd- nigl. Hauses adoptire, und zwar die Einen den Herzog von Bor= deaux, die Anderen einen der Sdhne des Herzogs von Orleans; der General Lambot endlich wollte den Bruder der Herzogin v. Berry in Barirag bringen; an die Fürsten von Rohan dachte Niemand. r. Dupin ae sîh nunmehr, zu beweisen, daß, nachdem die othwendigkeit eines Testaments für den Herzog v. Bourbon all- gemein und von ihm selb| gefühlt worden ,- seiné Wahl auf keinen anderen, als auf einen Prinzen aus der Familte Orleans, habe fallen können und gab zu diesem Behuf eine Darstellung der Verhältnisse des Herzogs v. Bourbon zu dem Orleansschen Hause, welche fa eine Wiederholung der in dem Plaidoyer des Hrn. Lavaux ausführ= lih zur Sprache gekommenen Briefe und Umstände war. Der An=- walt ging die von den Fürsten Rohan in Bezug genommenen vier Hauptumskände, welche die Lo des Herzogs zur Familie Orleans betreffen, durch: 1) Der Prinz v. Condé soll zu cinem Zeugen geäußert haben, daß er stets die Formen der Schiklichkeit gegen den Herzog v. Orleans beobachten werde, daß aber ein ver=« trauteres Verhältniß zu ihm unmöglich sey. Diese Behauptung suchte er durch Berufung auf die bereits von dem Advokaten der Baronesse v. Feuchères vorgelesenen Briefe zu widerlegen und be- merkte zugleich, daß sie, auch wenn sie gegründet wäre, kei nen Rechtsgrund gegen die Gültigkeit des Testaments abgeben würde; 2) die Unzufriedenheit des Herzogs von Bourbon darüber, daß Fr. v. Feuchères den Herzog v. Orleans zum St. Hubertus- Feste nach/Chantilly eingeladen, erklärte er dadurch, daß der Herzog an diesem Jägerfesie nur tüchtige Jäger habe um sich sehen wollen. Die Behauptung der Gegenpartei, daß cin Advokat des Hauses Orleans den Entwurf zu einem Testamente gemacht, ift nach der Ansicht des Advokaten der schlagendste Beweis dafür, daß der Her- zog v. Bourbon vollkommen frei testirt habe, da er jenen Entwurf nicht genommen, sondern ein ganz neues Testament gemacht. Außer mehreren anderen bereits bekannten Brlefen, die die Herzoge von Orleans und Bourbon mit einander wechselten, theilte Herr Dupin auch zwei mit, welche am n vor der Thronbesteigung Ludwig Philipps geschrieben wourden. teser hatte den Herzog von Bourbon Len, dieser Feierlichkeit bei seiner {chwächlihen Gee sundheit nicht beizuwohnen, sondern ruhig in St. Leu zu bleiben. Der Herzog antwortete hierauf Folgendes: „Jh würde alle mög- liche Anstrengungen. gemacht haben, um Ste morgen nah der Kammer ju begleiten, wenn es in meinen Kräften stände; aber mein Gesundheits - Zusiand macht es mir durchaus unmögli, meine Absichten auszuführen. Genchmigen Sie, m. H., mit Fhrer gewohnten Liebenswürdigkeit , mein ganzes Bedauern hierüber, so wie die Ln der zärtlichsten und aufrichtigen Freundschaft, die ih Jhnen für. das Leben gewidmet. Wenn ih heute noch an Sie, als an den Lieutenant - General des Königreichs schreibe, m. H. so werden Siekünftig stets einen eben so treuen als ergebenen Unter- than in mir finden. (Gez.) Herzog von Bourbon. / Am Schlusse seines Plaidoyers trug Kine Dupin auf die Abweisung der Klage der Fúrfien von Rohan an.

Großbritanien und YFrlan d,

London,- 7. Yan, Herr Dedel, erster Secretair dex Nie: derländischen Gesandtschaft in London, ift als Courier mit der Antwort der Kouferenz auf die Denkschrift der Niederländischen Bevollmächtigten ach dem Haag abgereist.

Im Coutxier liest man: „Die Ungeduld des Englischen und Französishen Kabinettes, sobald als mögli Nachrichten von Oesterreich und Preußen in Bezug auf den Holländisch: Belgischen Traktat zu erhalten, if so groß, daß Vorkehruneen Po worden sind, um über Straßburg eine telegraph:sce lntwort zu erhalten. Die Französishe Regierung hat zu dem- selbéu Zweck eine Telegraphenlinie zur Verfügung unseres Ka-

nur

_binettes geftellt,‘

Der Standard enthielt vörgestern einen Aufsaß, worin es heißt: „Graf Grey hat dem Vernehmen nach die Stadt verlassen, um \sich nach Brighton zu begeben und“ den Ksö- nig zu überreden, seine Königlichen Vorrechte auf eine Weise auszudehnen, die zwar dem Buchstaben, aber nicht dem Geiste der Verfassung angemessen sehy würde, die dem Ks: nige gewiß eben so wenig das Recht giebt, die Unabhängig- feit des Hauses der Lords aufuheben, a!s das Haus der Ge- meinen nah seinem Willen umzuformen. Die ministeriellen und

revolutionnairen Schreiber, die für den König (um ihren augen-