1832 / 17 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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blicklichen ‘Zweck zu erreichen) ein Vorrecht fordern, welches bei- nahe an Despotismus gränzt, behaupten, daß einer fleinen Ab- theilung des Adels, wie sie das Haus der Lords zu nen- nen belieben, nit verstattet seyn dürfe, die vereinten Wünsche des - Königs und des Volkes zu vereiteln. Nun wird man sich erinnern, daß ohne die júngste Einführung der Reform- pairs die Mehrheit gegen ‘die Bill im Hause der Lords sich nähe an 60 belaufen haben würde, also beinahe eben so groß gewesen wáre, als die Mehrheit bei den Gemeinen, welche einige wesent- liche Klauseln der Bill unterstüßte. Sodann müssen wir unsere Aufmerksamkeit einen Augenblick auf die Vorausseßung wenden, welche die Minister mit so viel Selbstgefälligkeit geltend machen die Vorausseßung von der Einstimmigkeit des Volkes. Die fleinen Krämer von London und anderem großen Städten sind dies geben wir zu noch immer für „„die Bill, die ganze Bill und nichts ais die Vill, ‘/ weil sie ihnen die Ausficht auf das Monopol der Staatsgewalt cröffnet. Die Doctrinairs sind ibr günstig, weil sie eine annehmliche Theorie ist. Der niedere Pöbel im ganzen Lande schreit noch immer nach der Bill, iwoecil er hofft, durch dieselbe sih zuleßt in der allgemeinen Anarchie úber die Klassen zu erheben, die über ihm ftehen. Zahllose ruhige und wohlgesinnte Männer, die tinter anderen Umständen gar keine Meinung über diesen Gegenstand haben würden, sind der Bill geneigt, weil man ihnen sagt: es müsse entweder eine Reform oder eine Revolution eintreten. Aber hier hört auch die Auf- zählung auf. Eine faft täglihe Erfahrung zeigt, daß die große Masse vou Raug, Reichthum und Bildung des Landes den Blan der Minifter mit Widerwillen und mit Abscheu ansieht. ‘/ Der Courier bemerkt gegen diesen Artikel, daß Graf Grey nit nach Brighton gegangen seh, um die neunte Pairsernenmuung auszuivirken. Dies sey niht mehr nöthig gewesen, da der Kö- nig bereits vor mehreren - Wochen sich auf eine Weise erklärt habe, die feinen Zweifel darüber lasse, daß er sih stines König- lichen Vorrechtes bedienen werde, um die Reform-Bill durchzu- seßen, sofern die Umfläude dies nöthig machen follten.

Durch seiner Mutter Tod ist Herr Vesey Figgerald nun Lord (Baron) geworden und die Parlaments-Stelle für Einnis (Grafschaft Clare) im Unterhause erledigt.

London, 6. Jan. Man erwartet jeyt tägli die Bekanntmachung der Patente von 30 bis 40 neuen Pairs, um das Ministerium in den Stand zu seßen (wie die Tories sagen), die „„{ändliche revolutionnaire Bill‘/ durchzuseßen, oder (wie es die Freunde der Partei nennen) eine heilsame, von König und Nation sehnlich verlangte und unvermeidliche Verbesserung im Vertretungssyftem zu bewirken, Die meisten dieser neuen Pairs sollen älteste Söhne von Pairs oder andere unmittelbare Erben bereits bestehender Titel sehn, durch welche die Vermehrung der Pairie nicht súr die Dauer ift; dennoch hat Lord Grey sein Möoglichstes gethan, diesen Schritt zu vermeiden, welcher auf jeden Fall das Oberhaus in den Augen der Menge herabseyen müß und künftigen Minifter zu \{chlimmeren Zwecken als Vorbild dienen könnte; aber die Tories wollten / sich durchaus iu feinen Vergleich einlassen, wobei das Ministerium hätte vor dem Volke bestehen können; und der Schritt is jet unvermeidlich. Während man fich aber hierüber und überhaupt úber die Neform- Bill ftreitet, welche, wie alle andere Staats: Veránderungen der Zeit, doch nur ein Werk des Geistes ift, welcher in der Zeit seine Thätigkeit darthut, wirkt dieser Geist bald in der Stille, bald laut und öffentlich, um andere Veränderungen vorzubereiten, welche in kurzem eben so unabwendbar sehn wer- ben, als jeßt die Parlaments: Neform. Die erfte Reform wird das Kirchen-Eigenthum in Jrland treffen; Katholiken sowohl als freisinnige Protestanten sind dort vereinigt, um. jeden Vergleich zu verwerfen, wodurch die katholische Bevölkerung genöthigt sehn würde, immer noch zum Reichthume der protestantishen Kirche beizutragen. Die Grund-Eigenthúmer, meistentheils Leute, welche mehr verschwenden, als ihr billiges Einkommen geftatten würde, und die deswegen den Bauern das Mark aussaugen, möchten gern noch den Zehnten, worauf sle doch durchaus kein Recht haben können, in die eigene Tasche spielen, Aber die, welche fein Interesse der Art haben, wollen, daß der Staat diesen Zehenten ergreife und den Ertrag entweder unter die Geistlichkeit aller Konfessionen vertheile oder (die Bezahlung der Geistlichkeit de- ren gegenseitigen Gemeinden überlassend) dieses reihe Einkom- men auf andere Bedtírfnisse verwende. Natürlich will die Re- gierung dermalen von beiden Vorschlägen nichts hören und geht vielmehr mit dem Plane um, der protestantishen Geistlichkeit als Ersay für den Zehnten eine ewige Rente von allen Ländereieù zu sichern; ih zweifle aber sehr, ob sle dies wird in Jrland ausführen fönnen. Fn England, wo noch immer, wenu nicht die Mehrheit aller Bewohner, doch die Mehrheit der vermögen- deren Klassen, sich zur Staatskirche bekennt, ift man dermalen noch zu einer Uebereinkunft bereit, welche der Geistlichkeit ins- gesammt ein eben so bedeutendes Einkommen sichere, als sie jeyt genießt; und es würde von der Geifilihkeit höchst weise sehn, die Gelegenheit zu benugen, ehe sich auch hier die Ge- sinuvngen úber diesen Punkt ändern. Leider aber scheint die Geistlichkeit das Wesen der Zeit nicht zu erkennen ; viele der- selben verlieren slcch in Declamationen gegen demagogische Um- triebe, Unglauben, Fournalismus u. decgl. wenn sie sich aber nur: ernstlich umsehen wollten, so würden sie bald finden, daß nur wenige, denen es wohl geht, Demagogen oder Ungläubige sind oder sich von den Journalen zu Gewaltthaten verleiten lassen, Das Uebel der Zeit ift ausgebreitete Armuth eine Armuth, welche durch angeháäuftes und sich immer mehr anhäu- fendes Kapital täglich ausgebreiteter und drückender wird. - Die, roelche sich-auf allen Seiten beengt fühlen, welche ihre Freunde und Verwandte um sich her in Armuth und Elend versinken sehen und slch aus deren Schicksale das eigene verkündigen kön- nen, diése fönnen das Heer von Steuer-Erhebern für Kirche und Staat und Grafschaft und Gemeinde, mit keinem freundlichen

Auge ausehen, uud ihnen is jede Theorie willflommen, die ihnen eine Ecleichterung ihrer Bürden verheißt. Wohlfeile Regierung ! ift der Wahlspruch dieser zahlreichen Klasse; und Regierungen, die es redlich meinen, dürfen den Ruf nicht überhören, iel gefährlicher aber noh, als diese Klasse, ist die weit zahlreichere der Unbeschäftigten und dur die Armensteuer unterstüßten Tag- iöhner, so wie der beschäftigten und überbeschäftigten, aber jäm- merlich bezahlten, die in Städten wie auf dem Lande Jahr aus Fahr ein am Hungertuche nagen, und die, wie Tantalus, mitten unter Reichthum und Ueberfluß, ohne Hoffnung, einem elenden Daseyu und jammervollen Tode entgegensehen. Diese Menschen, schlecht genährt, {lecht gekleidet, ohne Erziehung und meisten- theils ohne Religion, sind nothwendig jeder Art von Verführung offen, sie hassen ihre BVorgesegten und überhaupt jeden Wohl- habenden, und nichts als Furcht vor der bewaffneten Macht ver- mag sié noch in Schranken zu halten. So offenbar dieser trau- rige Zustand auch ift, so wollen doch die, welche die Angelegens

beiten der Mation zu besorgen haben, demselben nicht entgegens

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treten; Eigennuß und Selbftsucht treten immer dazwischen, und man fürchtet sich zu sehr vor den zu machenden Aufopferungen, um ernstlih an etwas Anderes als Palliative zu denken. ie lange dieselben helfen werden, weiß der Himmel. Zu Bristol sowohl als zu Nottingham sind in diesem Augenblicke Spezial- Kommissionen mit dex Untersuchung -der in jenen Städten be- gangenen Verbrechen beschäftigt; Mehrere werden gehängt und noch mehr deportirt werden; diese Strafen aber, \o nothwendig sle auch sind, werden eben so wenig neue Ausbrüche der Art verhindern , -als die Bestrafung von mehr als 400 Personen im vorigen Fahre die neulichen Grenelthaten verhindert hat, Die Cholera breitet sicch nach Norden hin aus und hat bereits Had- dington in Schottland erreicht; doch übersteigen die Todesfälle im Dur{schnitt selten ein Drittel der Erkrankten.

Niederlande.

Aus dem Haag, 11. Jan. Die heutige Staats-Con- rant enthält das Geseg vom 28. Dez. 1831, wodurch die Ge- seße vom 3. Nov. und 1. Dez. 1830, wegen Bestrafung bös: williger Umtriebe und demagogisher Handlungen, iu erneuerte Kraft geseßt werden. /

Die Linie zwishen Breda und Bergen op Yoom is, wie man vernimmt, vornehmlich deshalb so stark mit Truppen besebt worden, weil man dem Schleichhandel vorbeugen will, der besou- ders in dieser Gegend sehr ftark um \ich gegriffen hat.

Nachrichten aus Brüssel vom gestrigen Abend zufolge, if das zweite Aufgebot der Bürgergarde mobil erklärt worden; auch soll unerwartet der Befehl an die Armee gegeben worden seha, nach der Gränze zu marschiren.

Die Rotterdamsche Courant ist der Meinung, daß wahrscheinlich nur die jeßigen Bewegungen der Holländischen Armee, die ihre Kantonirungen verándere, {huld daran seh, daß die Belgier so in Allarm gerathen und sch{ch rüsten. Der zehn: tägige Feldzug des August ift dort noch in allzu gutem Ge- dächtniß.

Der bekannte Holländische Oberst Cleerens hat folgende, be- reits auch vou einigen Belgischen Blättern mitgetheilte, Procla- mation an seine ehemaligen Kriegs - Kameraden in Belgien, die früher in der Ostindischen Armee gedient, und an seine übrigen Belgischen, dem Könige der Niederlande getreuen, Landsleitte erlassen :

N aéetbe Landsleute! Auf mein Nachsuchen und kraft eines Dekrets Sr. Majestät des Königs vom 25. Nov. v. F. bin ih mit der Errichtung eines Jäger -Corps, das meinen Namen führen soll, beauftragt worden. Geehrt durch diesen Beweis von Vertrauen, das mein Souverain in mich zu seßen geruht, beeile ih mich, um meinen in Belgien gebornen Kriegs-Kameraden der Ostindischen Armee bekannt u machen, daß ich mich durch diesen neuen Auftrag in den Stand gesetzt ehe, ihrem wiederholten Verlangen, unter den Fahnen meines Kd-= nigs Dienste zu leisten, nachzukommen und so zur Wiederherstellung der Ordnung und des Friedens zu wirken. Um die Enrollirung der Unteroffiziere und Militairs von geringerem Rang bequem ein- zurichten, sollen in allen Seestädten und Ns des Kds- nigreiches Regierungs-Depots eingerichtet werden, wohin meine al- ten, auf Java mit Lorbeeren gekrdnten, ehemaligen Krieges-Gefähr- ten, so wie diefenigen meiner Landsleute, denen die: Ehre theuer ist, sich verfügen wollen, um zu mir zu gelangen. Außer dem obengenannten Corps bin. ih auch ermächtigt, ein Kavallerie-Corps zu bilden, mit welchem ich als Parteigänger agiren zu kdnnen wün- sche, sobald die Feindseligkeiten wieder einen Anfang nehmen.‘

Jn Amsierdam findet dermalen ein großer Zusammenfluß

olländischer Gelehrten fiatt, die das zweihundertjährige Stiftungs- Sebilänr des dortigen Athenäums feiern wollen,

Wiewohl an der heutigen Amsterdamer Börse die nie- drigen Nente-Course aus Paris vom 9ten d. bekannt waren, hat dieses doch nur auf die auswärtigen Fonds einigen Einfluß ge- übt: die Holländischen haben sich“ so ziemlich gehalten. Das Fal- len der Fonds in Paris wird in Amsterdam den allerseltsamften, jedo augenscheinlich sich widersprechenden Nachrichten beigemessen.

Brüssel, 10, Fan. Der General VBelliard is geftern Abend in Brüssel angekommen und hatte sogleich eine Audienz beim Könige.

Man liest in der Emancipation: „Ein Abendblatt hat geftern eine allgemeine Bewegung unserer Truppen gegen die Gránze zu angezeigt. Wir glauben, daß aus der einzelnen Be- wegung einiger Compaguieen in Wefiflandern eine allgemeine ges macht worden ist.‘/

Die Wiedereröffnung der Repräsentanten- Kammer findet erft heute ftatt. Man glaubt, daß die Minister die erfte Gele: genheit benußen werden, um die neue Akte der Konferenz zu veröffentlichen und einige Aufklärungen über den gegenwärtigen Zustand der Verhandlungen zu geben.

Man schreibt aus Antwerpen unterm lüten d.: „Der Súdwestwind und die Milde der Temperatur haben die Schiff- fahrt wieder sicher gemacht, Die Holländer haben diese günsti- en Umstände ohne Zeitverlust benußt, um ihre Stellungen bei

t, Marie und Pyp Taback wieder einzunehmen, Die Zahl ihrer dort befindlichen Kanonierboote beläuft sich auf 10. Nachdem \#o lange Zeit nur von Kriegsschiffen die Nede gewe- sen ift, freuen wir uns endlich einmal wieder, die Ankunft von Handels\chiffen vor Vliessingen melden zu können, Man kennt

thre Namen noch nicht; aber es sind einige von Haiti, mit Kaffee

beladen, darunter. ‘‘

Der hiesige Courrier theilt einen Auszug aus der Ant» wort der Konferenz an die A Bevollmächtigten mit und fnüpft daran folgende Betrachtungea: „Nach einer solchen Erklärung der Konferenz, welhe noch dazu unterm 4. Fan, 1832 abgegeben wurde, kann man wohl unmöglih noch behaupten, daß die in London versammelten Bevollmächtigten nicht aufrichtig zu Werke gingen. Aber es bleibt immer noch die Frage, wie man selbst nah diesen Erklärungen der fünf Mächte den König von Holland zwingen will, den 24 Artikeln beizutreten? Wir machen darauf aufmerksam, daß diese neue Erklärung, so wenig als die früheren, Drohungen einer gewaltsamen Ausführing ent- hält, Wir müssen daher fortwährend auf unserer Hut gegen den König von Holland und gegen diesen allein seyn und alle Punkte an unserer. Gränze ftark beseyt halten. Das Holländische Volk selb, wenn es den wahrhaften Zustand der Dinge kennt, wird früher oder später den König zu Entwaffnung nöthigen,“

Herr von Gerlache hat dem Courrier de la Meuse eine Antwort auf das Schreiben des Herrn Gendebien eingesandt. Es heißt darin unter Anderem:

¡Hexr Gendebien tadelt mich, weil ih 1) zu den Füßen des Königs die Huldigung der tiefen Achtung der Kammer niedergelegt, und weil ih 2) hinzugefügt habe, daß er sih in shwierigen Zeiten die Liebe und Verehrung seinex Unterthanen zu erwerben ge- wußt habe. Auf diese beiden ersten Anklagepunkte erwicdere ih, daß, da der König der Belgier ein constitutionneller, durch die Natión erwählter, Monarch ist, die Nation auf die L e 4 und aüf die Achtung stolz (on muß, welche in ihrem Namen dem Monarchen, den sie s{ch gegeben hat, dargebracht werden.

rt fie sh nicht selbs| ‘auf diese Weise? g in wentig- ens dex Meinung gewesen, Habe ich die Majestät des Belgische

“und fast eben so hôfische Redensart, als die zu den Füßen ei

Volkes herabgeseßt, indem ih es Unterthan eines selbst erwähh Königes genannt habe? Fch kann dies nicht glauben. Fn dj

Sinne sind wir alle Unterthanen,- Unterthanen der Gesetze, selbs Unterthanen der Magistrats:Personen, welche im Namen

Geseße handeln. Herr Gendebien wirft mir ferner vor, daß

indem ih der abgeordneten Souverainetät des Königs geschmeich die ursprüngliche Souverainetät des Volkes verkannt h Wenn aber das Volk Souverain isi, wie man sagt, und wie | in Revolutionen gern zugebe, bin ih dann so knechtisch, so h maännish gewesen, wie Herr Gendebien behauptet? Js nicht er vorzugsweise Mann des Volkes, welcher hier die Rolle eines {j lings spielt? Die Hdflinge des Volkes, mit ihren rohen und ungesitt gen ewig Beleidigungen und Drohungen im Munde führ ind sie etwa mehr werth, als die auderen? Jch klage nicht an, vertheidige mih. Herr Gendebien behauptet, daß mein {[ flingender Vortrag von einem persönlichen Funteresse dis worden sey. Welches Recht haben Sie, mein Herr, der Sieß immer so fißlih im Punkte der Ehre zeigen, wenn dieselbe j gar nicht angegriffen wird, das offentliche Leben eines Mannez verleumden, dessen Handlungen kein Tadel treffen kann. Y máchen wir einer, sowohl an und für sich, als auch unter den geg wärtigen Umständen des Landes unschicklichen Lobrede ein Ende. würden unsere Kommittenten sagen, wenn wir, in einer Zeit,

unsere Freiheiten und unsere National - Existenz vielleicht noch Gefahr sind, uns dur unedle Streitigkeiten der Eigenliebe y der individuellen Jnteressen bloßstellten. Jch halte Herrn Get bien für einen Mann von Ehre und für einen vortrefflichen V gee wenn auch mit einem etwas heißen Kopfe; aber ich wi hm nicht Lärm mit Lärm, Beleidigung mit Beleidigung vergelt

naht aufs fräftigste zu unterstüßen , indem in solchen Sicherheit der militairischen Wachten und Poften E | äl en die Thätigkeit des Militairs keinesweges dur die Verordnung

Handeln desselben, insoweit es der oben angegeben j

rck auf vorgängige Requisition einer Civ Le Bebbrie fertei@t, dürfe Jeder Wacht - Kommandant und Posten, so wie jeder Mili- air- Befehlshaber, welcher in jener Bezichung seine Pflicht nicht uf P diale E osen rhipet und vor Gericht eite : erz. rteor Wil i î Mitregent. (Kontrasigm.) v. Hes berg. elm. Kurprinz und

Der Abgeordnete Müller widersprah den Angaben des and- ags-Commissairs in Hinsicht auf die angeblich in Hanau A en Beschlüsse und bemerkte im Allgemeinen: Die traurigen Forfálle daselbst fielen nur einem geringen irregeleiteten Theile hes dortigen Pöbels zur Last; die große Mehrzahl der dortigen Finwohner seh daran unschuldig, verabscheue ste; diesé Gesinnun- en habe auch der Magistrat Namens der Stadt in einer Vor- tellung an Se. Hoheit den Kurprinzen ausgesprochen. Daß es [ch so verhalté, gehe au daraus hervor, daß die. Bürgergarde hre Schuldigkeit gethau und, so wie die ersten Abtheilungen erselben sich blicken lassen, der Haufe, welcher ‘das Mauth-Bu- eau angegriffen, geflüchtet seh. Leider aber sey aus unbegreif- chen Ursachen die Requisition von Seiten der Polizei- Behörde 1 spát erfolgt, so spät, daf jener Haufe seine Absicht schon fast anz ausgeführt gehabt. Der ganze Vorfall habe feine halbe i elei Stunde gedauert.- Auffallend sey es, daß ein bei dem Mauth- Wenn er einsieht, daß er sich in Bezug auf utich geirrt hat, Wureau. zum Schus aufgestellter Militairposten , der durch éin wird es mir lieb seyn; wo nicht, # steht es ihm ommando mit einem Offizier noch verstärkt worden, dem Ver- Seinen, fs e ntg ee Mini Hebe Fem ee Ff chis, angesehen habe. An den Vorfälten an der beinaße pfunden; und au Herr Gendebien flôßt mir“ keine dieser Gt! O On ¿oma entfernten Mainkur hätten Hanauer nungen ein. Was Sie betrifft, Herr Redacteur des CojsEinwohuer keinen Theil gehabt. Die weitere Berathung dieser rier Belge, welcher Sie ebenfalls meine Rede beim Antritt (Flngelegenheit ward zur vertraulichen Sigung verschoben. neuen Jahres nicht billigen, so wage ich es nicht, aus Furcht, (Machdem hierauf über den vom Abgeordneten Pfeifer Namens ju kränken, mih Jhren ganz ergebenen und gehorsan|}es Budget-Aus\chusses erstatteten Bericht und namentlih ber

iener zu nennen: eine eben so gebräuchliche, eben \o veral(en Normal-Gehalt des Neben-Persouals bei den oberen Staats- Behörden diéfutirt worden, machte der Landtags:Commissair eine Nittheilung, wonach die oberste Sanitäts-Kommission gegen den Bunsh der Stände - Versammlung ünd gegen die Ansicht der Ninisterien sh nicht habe dazu verstehen wollen , die Zurückzie- umg der zur Abhaltung der Cholera an der Gränze aufgestellten Rilitair:Detaschements zu bewirken. Fn Folge dessen machte t Abgeordnete Eckhardt den Antrag: die Staats-Regierung um hleunige Vorlegung eines Geseß-Entwurfes, betreffend die Auf- ebung des Geseßes vom 17. Aug. v. J., zu ersuchen, welcher enehmigt wärd. Ein vom Landtags-Commissair vorgelegter Pesey-Entwurf, betreffend die Versorgung Kurhessens mit Kochs il, wurde’ an den Finanz- Auss{uß zur Begutachtung verwies n und s{ließlich der Druck des Berichts des Hecrn Dubsing, etreffend die Besteuerung des Tabacks :c., beschlossen.

Oldenburg, 11. Jan. Zur Einführung der landständi- hen Verfassung ift hier ein wichtiger vorbereitender Schritt ges ehen, Die Regierung beabsichtigt, von unten herauf zu bauen,

Monarchen niedergelegten Huldigungen. Jh begn

mich daher mit der bei weitem moderneren Redensart: Fch gr

CELDO ich, wenn Sie eg anders erlauben, freund#\cha ftl] nzufüge.

Dec Belgische Moniteur hat slch in nettester Zeit zu verschiedenen Malen über die Nachlässigkeit der hiesigen Sh Polizei beklagt. Einen Artikel in seinem heutigen Blatte ü densclben Gegenstand {ließt er mit folgenden Worten: „F Lokal : Polizei wird mit einer ganz unbegreiflichen Schwäche handhadt. Wir beshwören den Herrn Bürgermeister, diesem | flande der Dinge ein Ende zu machea und einem festen j geschickéten Manne die Leitung dieser Polizei, die der Stadi| wesentliche Dienste zu leiflen hat, anzuvertrauen. ‘“

Dáäánemarfk.

Kopenhagen, 10, Jan. (Hamburger Korre sp dent.) Dem Vernehmeu nah, wird {on im Laufe dh Mo'i'ats die Ausarbeitung der verschiedenen Gesey- Borschlh wegen Einführung von Provinzial-Ständen vollendet sehn. Y vor aber diese durch die definitive Sanction des Königs Gese kraft erhalten, werden sle, wie man vernimmt, sowohl der Y gutachtung mehrerer eigens dazu berufener, geachteter und fei nißreicher Männer, als au durch den Druck der Beurtheilus der öffentlichen Meinung vorgelegt werden.

Deutschland.

München, 10. Jan. (Nürnberger Corresponden Herr v. Mieg hat bereits die Ernennung zum Ministerverw der Finanzen angenommen, und dürfte {on in den Tagen seinen neuen Poften antreten.

Kassel, 11. Jan. Se. Hoheit der Kurprinz und Y regent haben dem General-Major und zweiten Kommandaul hiesiger Residenz, Bödiker, das Commandeurkreuz erster Kl des Hausordens vom goldenen Löwen verliehen. ;

In der Landtags-Sißung vom 5ten d, wurde auf den | dem Präsidenten und dem Abgeordneten Jordan modifizirt Antrag des Abgeordneten Scheuch , nach einer desfallsigen D fussion, . beshlossen, der neuen Yoll-Ordnung sowohl, als di vorliegenden Zoll-Strafgeseve, die landständishe Zustimmung ertheilen, jedoch nur provisorisch, bis zum nächsten Landta auch ward die Frage: ob der Staats-Regierung die Befugi ertheilt werden solle, in geeigneten Fällen zum Zwecke der 0 leihterung des Verkehrs Ausnahmen zu treffen? bejaht. Ÿ der vorgestrigen Sipung kam man bei Verlesung des. Protoki der vorherigen Sibung nochmals auf diesen Gegenstand zurück, ü nachdem der Präsident darauf aufmerksam gemacht hatte, daß! Ertheilung der landständischen Zustimmung bis zur Eröffnung | nächsten Landtags eine wenn auch noch so kurze Peri eintreten werde, wo über diesen Gegenftand gar fein Ci existire, weshalb er darauf antrage, daß das Gesey so lange |

) hat sle ihre Aufmerksamkeit zuerst auf eine Gemeinde: Ordnung erichtet, Es ift angemessen befunden, den Kirchspiels- Verband x Grundlage der Gememde-Verfassung zu nehmen, Eine lan- sherrlihe Verordnung, die Verfassung und Verwaltitng der and:-Gemeinden betreffend, ist bereits ershienen. An sle wird ch demnáchst die Amtss und Kreis-Gemeinde-Verfassung \chlie- t o e nun auch die erforderlichGen Vorschristen er- pilt sind.

Frankfurt a. M,, 11. Jan. Se. Durchl. der Herzog von Pau sind auf Höchstihrer Reise nach Wien durch hiesige Stadt ommen.

N.t ali en.

Jn einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten reiben aus Rom vom 27. Dez. heißt es: „Das Edikt vom ten d, *) fonnte man als die erfte ernstlihe Maßregel gegen e Provinzen betrachten. Erwartungsvoll sah man dem 21sten gegen, ob Bologna slch unterwerfen, die neuen Gerichts-Ord- ngen anerkennen werde, oder ob im entgegengeseßten Falle das ppellations - Tribunal von Bologna nah Ferrara wirklich ver- gt werden würde. Der 21ste kam, aber fein Resultat, denn k Prolegat Grassi hatte es niht gewagt, das Edift in Bo- na bekannt zu machen, und legte seine Stelle nieder. Weiter ile nihts, um die Anarchie zu vollenden. Nach Briefen, und e man von Reisenden vernimmt, besteht in den Provinzen e Art von Gewalt, welche man, da sie nicht blutig if, wie t Schreckensherrschaft, ihr sonst aber nahe fommt, die Dro- uUngsherrschaft nennen könnte. Compagnieen von 40, 60 er 80 Mann haben sich in den Städten gebildet; in Bologna llen es 200 Mann seyn; diese befehlen, und die Fugend, fana- ch, unerfahren, halberwachsen, ist ihre Stüße. Man sieht Kna- n Messer in den Straßen s{wingen und brüllen: „Dies ift's,

s erklárt werde, bis auf dem nächsten Landtage ein Ande} Noth thut.‘ Man denke sich den inneren Zuftand der Fa- eschlossen worden, ward nach einiger Diskussion, auf den \Fen, Es is nicht der Terrorismus, sondern die Furcht vor trag des Viceprásidenten genehmigt, daß -das fragliche Gesez |F- welhe wie ein Tagsalp furchtbar die Gemüther drückt; 4 Wochen nah Eröffaung des nächsten Landtags in Gúltiz({Pwerer als der Terrorismus selbst, der zu Entschlossenheit, bleiben solle, insofern niht früher eine Abänderung erfolge, 'iderftand, List, That reizt, ist sle, wie die Furcht vor der Cho- Der Landtags- Commissair sezte demnáchft (wie bereits für shlimmer als die Seuche selbst. Jn Ferrara ward das erwähnt worden) die Versammlung von den in und bei Ha! der Päpstlichen ‘Truppen angezündet, und so frech dominirt am 5ten und beziehungsweise in der Nacht vom 6ten zum 1! Partei, daß man Tage zuvor tiberall hörte, es werde ein d. M. ftattgehabten tumultuarischen Vorgängen in Kennt! ausbrechen. Die Oesfterreichishen Truppen nahmen Vor- Ju Hanau hátten weitere Tumulte nicht stattgesunden, jet Ytémaßregeln, aber es bra aus, wo nian es am wenigsten ver- Versammlungen der Handeltreibenden, worin, glaubhaftem K!hen konnte, und tros der lobenswertheu Anftrengungen der Kai: nehmen zufolge, auf den Antrag mehrerer Anwälte unter a«/M!Ÿen, dauerte die Feuersbrunst zwei Tage lang. Viel erzählt Ergüssen wider die Staats - Regierung und die hochansehnl{F! von verschiedenen Truppen: Bewegungen , jedoch if bis jeut Stánde - Versammlung verschiedene Beschlüsse genommen thaus nichts Entscheidendes unternommen worden; ja aus sollten, welche, leider! eine förmliche Auflehnung gegen die Stalff! Provinzen schreibt man, daß Bentivoglio noch vor dem An- gewalt - hinsihtlich der Zoll : Angelegenheiten enthalten sollt ige der Feindseligkeiten nah Rom fommen werde und {on Welche energishe Maaßregeln von Seiten der einschlägigen N llerweges sey. Es fann uicht in Zweifel gezogen werden, daß nisterien zur Durchführung der erlassenen Bestimmungen und} Kirchenftaat s{ch zur Wehre seyen muß. Mißlingt der Ber- Aufrechthaltung der öffentlibe Ruhe, namentlich dur stretß! 4 so rechnet man wohl auf die Oesterreicher, Die großen Máchte gerichtliches und disciplinarishes Einschreiten wider die Schul! Len einftimmig auf Wiederherstellung der Ruhe zu denken; gen getroffen worden sehen, davon werde nächstens geeignete M äßt i daher feine Opposition gegen die Oefterreicher anmeh- theilung ges{hehen, so weit es die Nücksicht auf den Erfolg fn, und die Erneuerung einer Konferenz in Rom könnte wie- eingeleiteten Untersuchungen gestatten werde. Auch dätten Se: H 4 wie fräher, das Drama schließen. Necht und Unrecht bei der Kurprinz und Mitregent als oberster Militair-Chef alsbald N e gesezt, denn was läßt sh nit vertheidigen? wer kann gende Ordre zu erlassen geruht : gnen, daß die Provinzen unklug gehandelt haben, und Unvor-

N Kassel, den 7. Fan. 1832. htigkeit bestraft die Welt oft härter, als Verbrehen. Die NRe- „Sämmtliche Wachten und Posten, ste stehen, "wo sie wollé

tung fann ohnehin jeht leichter einschreiten, da die vielbespro- und zu welchem. besonderen Zwecke es immer scyn mdge, mússen dFtne hin j ih \{ ;

Anleihe nun zu Stande gekommen ift. Das nominale ihnen Behufs der Sicherheit von Personen und Eiaent erthWapital d j ten Fnstructionen aufs nahdrudlihAe und n ir SSITE da Fal Eh PNEST aus A Millonen Sfudi oder 16,200,000

: Es mittelst/ der durch den Zweck gebotenen Anwendung der Wass heißt aber, es seyen nur 1,800,000 Skudi zahlbar, da die

Muieihe zu 65 abgeschlossen ward, und Provision, Reise:Unkosten nachkommen. Der Militair-Befehls ¡ die ; , , cherhelt eines solchen Postens fdr dedrade ce dessen n # herzoglichen Wechslers und sonstige Unkosten 5 pCt. betrugen.

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L Metau demdurch thn zu gewährenden Schuß erkannt würde, nicht! le mannigfachen Gerüchte, welhe man über diese Angelegen- befugt, fondern auch verpflichtet, dieWache oderSchildwacht zu verstät!

lind da, 199 es ndthig, mit der ganzen ihm zu Beböôt stehenden Milit?

(1

* S, Nr. 3523 der Staats-Zeitung vom vorigen Fahréi

m 22. Oktober 1830 in der Art gehemmt worden is, daß ein

nd da sie die Gemeinde als die wesentliche Grundlage ansieht, |

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heit verbreitet hatte, waren zum Theil gan al um Theil nicht ohne Wahrheit , wie dies i jeder E, Fall “im muß, die alle Welt interessirt, von Fedérmann besprochen wird und nur von Wenigen genau gekannt is, Es ift wahr, daß man früher eine größere Summe zum Gegenstande der Anleihe macheu wollte. Dies ward nit gebilligt in Rom. Hin- und Herziehung des Geschäfts entstand nun, und das Haus Nothschild gab die Sache auf. Geschäfte dieser Art hängen immer von der Noth- wendigkeit von der einen Seite und dem Gewinne von der an- deren ab. Die Sache ward wieder angeknüpft und mit Rothschild abgeschlossen, Auf diese Weise erklärt slch das Anerbieten des Friedeusfürsten, und der Abshiuß mit einem Anderen beweist nicht, daß er niht denaoch einen Authéil an der Sache haben fönnte. Die 3 Millionen Scudi sind ¿u 5 pEt. verzinst, jáhr- lich wird 1 pCt. vom Kapital amortisirt, Dies geschieht zu Pa- ris, Die Berechnung ergiebt sich von selbst, Die Sicherheit sür die Schuld sind die Staats - Einnahmen und besouders der Pacht des Tabacks und des Salzes. Die eigentlis chen Worte der Obligatiouen (welche, beiläufig gesagt, schr hon und auf der cinen Seite Französisch, auf dec andereu Fta- liänisch sind) lauten: „Les biens et revenus de l'Etat Romain et nommément le prodait des douanès, la serme des sels et labacs. Die Salz- und Taback:Einnahmie ift indessen {on als Sicherheit für die frühere kleine Anleihe von 500,900 Skudi ab: getreten worden; do is das nur auf zwölf Fahre, und auch ift die jährliche Einnahme größer, als zur -ersten Anleihe nothwendig ist, Der Baron Karl v. Nothschild aus Neapel ist jezt hier. Er beschäftigt sich mit der Auszahlung der Gelder, von wel(en Torlonia {hon einen Theil in Gold aus Paris mitbrachte, und betreibt die rashere Beförderung der Berechnüungen und Ausfer- tizung der Obligationen. Diese nenen Päpstlichen Obligationen ftanden geftern Abend 79!“ z

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika,

New - York, 8. Dez. Seit einiger Zeit waren verschiedene Gerüchte über den leidenden Gesundheits: Zustand des Präsiden- ten Jacfsoa im Umlauf; ein Blatt hatte sogar sou seinen Tod angekündigt; der Präsident hat in dieser Beziehung folgendes Schreiben an einen seiner Freunde bekannt zu machen gestattet : „Tch bin Ihnen sehr dankbar für Jhre Besorgniß um meine Gesundheit und fann Jhnen versichern, daß dieselbe seit vielen Jahren nit in so gutem Zustande gewesen ift. Zwar hatte ich einen Anfall von- dem am Ort herrschenden Fieber, bin jedo wieder ganz davon genesen. Jch habe mich seit zehn Fahren n:cht so frei von jedem Ungemach gefühlt. Die Vorsehung hat mi in ihre Obhut genommen und wird es ferner thun. Gegen die Wünsche und Gebete meiner Feinde werde ih gerade so lange leben, als es Gottes Wille ist, daß ih leben soll,‘

Die Hauptpunkte der Botschaft des Gouverneurs von Loui- fíana bei Eröffnung der geseÿzgebenden Versammlung dieses Staa- tes am 14. Nov., beftanden in einem Geseßesvorschlag gegen die fernere Einführung von Sklaven nach Louisiana und in Anem- pfehlung einer dem Kongreß einzusendenden Vorstellung gegew die Abschaffung der auf den Zucker gelegten Zölle. / j

Dem Handels-Journal zufolge, hat sich die Negierung der Vereinigten Staaten für überzeugt erklärt, daß die bei dem Jtaliäner Carrara gesundenen Juwelen auf betrügerische Weise in dessen Besiy gekommen, und in Folge dessen zu- erkennen ge- geben, daß sie, so weit es in ihrer. Macht stehe, zu vollständiger Nückerstattung bereit sey.

__ Vor kurzem hat der Amerikanische Mäßigkeits-Verein seinen vierten Fahresbericht Aera fgegeven. Er enthält eine Geschichte der Entdeckung des Branntweins vermittelst der Destillirung, seines erften Gebrauchs als Medizin und Getränk, seiner Ein- führung in die Vereinigten Staaten und des traurigen Einflus- ses, den derselbe auf die Gesellschaft ausgeübt hatte, als die Mä- sigkeits- Reform ihren Anfang nahm; ferner die Urtheile vieler ausgezeichneter Aerzte, Juriften und Geiftlihen über diesen Ge- genstand; eine Auseinandersezung der Umstände, durch welche die Organisation des Máßigkeits-Vereins zuerst veranlaßt wurde ; eine namentliche Aufführung -der denselben leitenden Personen und Nachrichten über die Fortschritte, welche sie in ihrem Be- ftreben gemacht haben, die Fabrication, den Verkauf und Ge- brauch der hipigen Getränke in den Vereinigten Staaten gänz- lich auszurotten. Folgende Notizen üder diesen Gegenftand dürf- ten von allgemeinem Fnteresse seyn:

Vier Wege sind es, welche die Menschenfreunde in Amerika zu gleicher Zeit cinshlugen (die auch in Schottland schon hin und wieder befolgt wurden), um {nell und wirksam zum Ziele zu ge- langen, nämlich Vereine , öffentliche Vorlesungen von Aerzten und Wundärzten über die Schädlichkeit des Gebrauches destillirter Ge- tränke, Verbreitung kleiner Schriften Über denselben Geaenstand und endlich reisende Abgeordnete der Haupt-Vereine in den Städ- ten nach allen Richtungen des flahen Landes zur Bildung von Bezirks - Vereinen in Flecken und Dörfern. Die ersten Unterneh- mer dieses Werkes gingen von Anfang an mit dem Plane um, dic ganze Vertilgung jenes Uebels zu erreichen, und nahmen daher en Grundsaß an, daß jedes Mitglied. ihres Vereins sich des Trin- kens geistiger destillirter Getränke gänzlich und zu allenZeiten ent- halten solle. Biere und Weine sind zwar ausgenommen; allein in ihrem Gebrauche wird Mäßigkecit empfohlen. Zur Befdr- derung dieses guten Zweckes sind die Geistlichen der Verei- nigten Staaten besonders thätig gewesen Fn Schriften und auf der Kanzel, .wie in ihrem persönlichen Verkehr mit den Familien threr Gemeinden, wandten ste ihren wohlthätigen Einfluß an, dem allgemeinen Feinde der häuslichen Glückseligkeit die Thür zu ver- schließen - und ihre Bemühungen hatten einen solchen Erfolg, daf viele Wirthe aus Gewissensbissen Über ihr Gewerbe den Verkauf solcher Getränke gänzlich aufgaben. Jn jedem Staate der Union giebt es einen Haupt-Staatö-Enthaltsamfkeits-Verein mit unzähli- en Filial-Vereinen. Fm Mai 1831 zählte Nord-Amerika 2009 Fi- tal- Gesellschaften , die Berichte von ihrer Wirksamkcit ecinsandten, mit 300,000 eingeschriebenen Mitgliedern. Der Staat New - Vork allein zählte im MAE 1831 gegen 700 Gesellschaften mit 100,000 eingeschriebenen Mitgliedern. leser cinzige Staat ersparte im Fahre 1831 úber 6 Millionen Dollars durch den verminderten Gebrau sol- cher Getränke. Am 4. Jan. 1829 wurde auf Beschluß der großen presbyterianishen Synode von Nord-Amerika ein kirchliches Dankfest für den außerordentlichen Erfolg dieser Gesellschaften gefeiert, dem die ganze geseßgebende Behörde von New - Vork beiwohnte. Alle Versammlungen und Vorlesungen über diesen Gegenstand werden Überhaupt immer mit einem Gebet für das Gedeihen des großen

erkes erdffnet und geschlossen, und die Prediger sämmtlicher

ogmen stehen in dieser Beziehung. als Brüder einer und derselben Kirche freundschaftlich vercinigt. Nicht minder thätig für dieses Werk sind die Acrzte durch populaire Vorlesungen. Zu den unzäh- ligen kleinen in der ganzen Union vertheilten Schriften gehdren unter anderen die von 25 Aerzten und Wundärzten New-Yorks ahb-

egebenen Aritworten auf 21 Fragen Über die Wirkungen des Ge- Deatds destillirter Getränke. Andere Fragen wurden S ge druckte Umlaufsschreiben an verschiedene Stände gerichtet, nämlich 4 an Verkäufer destilliktter Getränke, 18 an See-Capitaine und Schiffs- rheder, 19 'an Gewerbémeister und Gesellen, 18 an Privatleute , an Richter , Magistrats #Personen und Polizei- Beamten. Alle Gesell- schaften gehén vort dem Grundsaß aus, wêéniger auf die Umwands

lung unverbesserlichex Trunkenbolde zu schen, als auf die sogenann- ten mäßigen Trinker und die heranwachsende Jugend einzuwirken. Daher auch die vielen Kinder- Vereine, selbst in den Elementar- Schulen, die nah dem Muster der größeren ihren Präsidenten, Vicepräsidenten, Seeretair und Ausschuß wählen, alle Monate eine Sigung halten“ und ihr Protokoll fbhren. Die Wirkung dieser Vereine auf die Sitfen und gesellschaftlihen Gebräuche in den Staaten der Union zeigt sich unverkennbar. Selten trat son| cin Fremder in ein Haus, ohne daß man ihm sogleich ein Glas Rum reichte. Diese Sitte i scit den leßten zwei Fahren ganz ver- shwunden. Eine große Anzahl von Schiffen segelt ab, ohne mehr als eine oder zwei Flaschen Branntwein für den Medizin- kasten, gleih anderen Arzeneien, mitzunehmen. Den - jungett Seeleuten wird -dafúr täglich eine Poction Kakao mehr- und des Sonntags zwei Glas Französischen Weins zu ihrem Mahle ge- reiht. Auch geht bereits die Regierung der Vereinigten Staate in Folge cines Kongreß-Beschlusses damit um, den Branntwein und Rum bet der Kriegs - Marine gänzlich abzuschaffen. Selbst unter den Soldaten, Lehrlingen, Farbigen und den wilden Ur-Einwoh- nern haben sich- schon Vereine der Art gebildet. -Die ersien Stifter des Vereins im Staate New-York brachten durch freiwillige Bei- träge eine schr beträchtliche Summe zusammen, um aus den Zinsen dieses stehenden Fonds und anderen jährlichen Beiträgen mehreren Abgeordneten ihre Reisckosten und einen mäßigen Gehalt zu sichern, so lange dieselben sih dem Dienst der Gesclischast widmen. Auch ist die Zeitschrift „„Fournal of humanity-// ganz für diesen Gegen= ftand bestimmt und wird allen Gesellschaften unentgeltlich zu wei- terer Verbreitung geliefert. Unter dem Staats - Vercin von New- - Vork sicht ein Stadt -Vecrein für Enthaltsamkeit, dem wieder 23 Distrikts-Vereine untergeordnet stnd.

Die neue nordamecikanishe Neger - Kolonie von Liberia auf der West- Küste von Asrika macht große Fortschritte. Die Bes völkerung von Grand-Eape-Mount, 40 (englishe) Meilen nords- westlich von Monrovia, if noch immer im Kriege begriffen, um den Sklavenhandel fort¡usezen. Ein Spanischer Seeräuber-Sch29s ner kreuzte auf dieser Küste, nahm zwei Englische Schiffe weg, ermordete die ganze Besaßung und warf sie lber Bord. Die Englischen Kriegsschiffe jagten denselben ohne Erfolg. König Boatswain, der Monarch von Cordo, hatte das Unglück, scine Residenzftadt abgebrannt zu sehen. Seine Unterthanen sind Muz hammedaner und eifrigé Proseiytenmacher. Viele derselben lesen und schreiben die Arabische Sprache mit Geläufigkeit. Die Fchckchu- len der Amerikaner slnd stark besucht, und Civilisation vcröo: eitet sih- schnell und wohlthätig über die ganze Umgegend,

Brasilien,

Rio-YJaneiro, 28. Okt. Das wegen des Aufcuhrs am 7ten eingeseßte Kriegsgericht hat, wie man vernimmt, einige und 20 Rädelsführer zum Tode und etwa 80 Afrikaner zur Rück- kehr nah ihrer Heimath verurtheilt, eine Strafe, die den Leßteren härter als der Tod scheint. Für jest herrscht hier die größte Ruhe, und es sind alle Maßregeln genommen, damit dieselbe niht durch die 800 Mann, die in Peraambuko gefangen genommen wurden, und die man zur Bestrafung hierher sendet, gestört werden könne. Jn den Kammecn haben die Berhand- lungen ziemlich guten Fortgang, doch wollen die Deputirten nichts von Vergütizung an England wegen der seiner Zeit im La Plata gemachten Prisen hören. Seitens Englands ist mit Repressalien gedroht worden, falls man nicht die verlangte Entschädigung in einer runden Summe (von etwa 690,000 Rthlr.) zahlen wolle. Diese Drohung ward, dem Vernehmen na, von Seiten eines Mitglieds (Montezuma) für -beleidigend erklärt, und mau ver- langte deren Zurücknahme, indem man in diesem Falle zuglei sich bereit zeigte, die für unrechtmäßig besundenen Prisen zu er- seßen. Die Englische Flotte hat indeß Befehl, Repressalien zu nehmen; sollte fle dazu schreiten, so steht zu 'befürchten, daß die Englische Kaufmannschaft dafür wird in Anspruch genoms- men werden.

N C E Berlin, 16. Fan, Der Constitutionnel Neuchatel- lois enthält folgendes, an den Königl. Kommissac in Neucha: tel, General : Lieutenant von Pfuel Excellenz, ergangenes, Aller- höchstes Kabinets- Schreiben :

„Jch habe die leyten Berichte, welhe Sie Mir lber den Lauf und den glüklihen Ausgang der Begebenheiten in Mei- nem Fürstenthume Neuchatel erstattet haben, erhalten und mit wahrem Vergntigen davon Kenntniß genommen. Je mehr Mein väterliches Herz durch die in einem Theile des Landes ente standenen Unruhen betrübt worden war, um so größer war Meine Freude bei dem Anblike des Triumphs, den die Hingebung der großen Mehrheit der Einwohner über ‘die verbrecherischen Pläne einer verwegenen Faction davontrug. Diese freiwillige NRegung eines ganzen treuen Volks, das, von der Heiligkeit des Eides beseelt, ohne andere Hülfe, als seine eigenen Kräfte, slch bewaffnete, um die Empörung zu erdrücken, hat etwas Ers greifendes, das die Seele erhebt und Hochachtung erheischt. Jene kleine Gegend hat Europa eine Lehre und ein Beispiel gegeben, welche nicht verloren sehn werden und dieselbe eis nes ehrenvollen Plaßes in der Geschihte würdig machen. Sie haben unter s{wierigen Umständen niit eben so viel Klug- heit als Energie geranbelt und sind von Meinem Staatsrath, so wie der ganzen Bevölkerung, auf das vollkommenste unterstützt worden. Jch erwartete viel von ihr, wie von Jhnen; der Erso!g hat Meine Hoffnungen gerechtfertigt. Das Volk von Neu- chatel hat Mir Beweise der Liebe gegeben, die nie in Meinem Gedächtniß eriöschen werden und Mir mehr als jemals heilige und süße Verpflichtungen gegen dasselbe auferlegen. Alles, was zur Bekämpfung der Junsurrection geschah, trug den Stempel der Klugheit und des Muthes an sich. Gerechte und mit ebèn o viel Geschick geleitete als entworsene Opcrationen slnd vom Erfolg gekrönt worden, und der Himmel hat der Sache des guten Rechtes und der Pfticht seinen Segen er- theilt. Jch beauftrage Sie, diesem Schreiben die gröfßtmög- liche Oeffentlichkeit zu geben, um den: Neuchatelern Meine Gez sinnungen gegen sle fund zu thun, Sobald das Land in jeder Beziehung der geseßlihen Ordnung wiedergegeben sehn wird, fordere ich Sie auf, Mir alle dicjenigen namhaft zu machen, welche das Glück hatten, sich in einem Augenblicke auszuzeih- nen, wo es bet der Trefflichkeit der allgemeinen Gesinnung {wer war, si{ch hervorzuthun ; ihren. {önfsten Lohn wecden sie ohne Zweifel in dem Bewußtseyn ‘ihrer Handlungen finden, aber Jh bin es ihnen und Mir selbst s{huldig, ibnen Beweise Meiner Erkenntlichkeit zu geben. Auch fordere Fch Sie auf, Mir im Einverständniß mit dem Staatsrathe alle diejenigen Veränderungen in den Verwaltungsformen vorzuschlagen, wels che die Ecfahrung der Vergangenheit und der gegenwärtige Zustand für ‘nothwendig oder nüßlich erachten lassen, und wenn Gott Meinen Sorgen und Meinen Bemühungen gnädigen Beistand verleiht, so hoffe Jch, dieses Land werde immer mehr ein Muster der Wohlfahrt werden, wie es bereits ein Vorbild aller Búrgertugenden f: Berlin, den 31. Dez, 18314

riedri Wilhelm;