1832 / 58 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

auf dem Plage Gaint-Lndré-des-Arts und in einer Straße des Saubourg St. Germain. Er hatte zwanzig Maun uuter seinem Befehle und war beauftragt, sle zu bewirthen, für welchen Zweck er täglich eine Summe Geldes empfing. Es sollten fedbaillen unter sle vertheit und diese in Form eines Skapu- liers anf der Bruft getragen werden; die Parole war: Karoline unnd Vaterland. Ec sagte aus, daß die Bewohner der Faubourgs St. Antoine und St. Marceau beim erften Schlage der Sturm: gioe in die Stadt eindringen sollten, daß in allen Kirchen ge- lantet werden würde, da die Geistlihfeit ganz in die Verschwb6- rung eingeweiht sey, und daß Geld in großer Menge unter das Bolk geworfen werden solle; daß die Regierung Heinrichs Y., und feine Polizei bereits ernannt wären, und daß die Pairs-Kammer die Deputirten « Kammer für außerhalb des Geseßes erklären werde; er werde mich zwei Tage vor dem Ausbruche des Kom- plotts benachrichtigen. Er kam in der That am 31. Fan. zu mir und zeigte mir an, die Verschwörung werde nächsten Mittwoch oder Donnerstag um 4 Uhr Morgens ausdbre- cen. WBenachrichtigen Sie Mauguin und Lafayette davon, damit dieselden Maßregeln treffen können, das Karlistische Zomplott zu vereiteln, Wenn Lafayette noch zu Pferde steigen konnte, so würde er die Einwohner der Faubourgs zum Abfall dewegen, Jch theile Ihnen alle diese Geheimnisse mit, weil Sie mir Gefälligkeiten erwiesen haben und die 221 Depu- tirten sämmtlich, selbft Noyer-Collard nicht auszenommen, um- gebracht und ihre Güter konflszirt werden sollen. Bricquteville und Duchaffault sollen- in Stücke zerrissen werden; man wird alle Ministerien, das der Marine ausgenommen, ftúrmen; Herrn Castmir Périer soll ein Schwefelhemde angelegt werden. Der Herzog von B**°*®** ift unser Anführer; er hat einige arme Mepublikaner und Napoleonisten durch Geld gewonnen, Wir werden mit Einschluß einiger Regimenter, die auf unserer Seite find, des Karabinier- und des 25ften Fufanterie - Regiments, 50 dis 60,000 Mann stark seyn. Mit der Artillerie von Vincennes fleht man in Unterhandlung; sle wird zu uns übergehen, fobald wir mit der weißen Fahne ersheinen, Alle Souterrains, durch die der König si retten könnte, werden von uns bewacht seyn, Wir werden durch die Gallerie des Louvre eindringen u. s. w, Wenn es uns nicht ohne die Fremden gelingen sollte, so werden wir sie im Juni mit dem Süden und der Vendée rufen

n. f, w, Das Journal des Débats c{hickt der Mitthei-

lung des obigen Artikels folgende Bemerkung voran: „„Nachfol- gendes wurde uns vorgeftern in einem anonhmen Schreiben mit- getheilt, Wir mochten die Verantwortlichkeit fir dieses Schrei- ben, in welchem der Name einer bedeutenden Person kompro- mittirt wird, nuicht auf uns nehmen. Da der Artikel aber nunmehr in dem Propagateur du Pas de Calais erschie- nen ift, so wiederholen wir ihn, ohne uns in irgend einer OGeise fúr die darin enthaltenen Fafta zu verbürgen.“ *)

Der Temps äußert úber denselben Gegenstand : “Éin Des pttirter hat einem Provinzial- Blatte eine wunderlihe Aussage über die Vershwörung vom 2. Febr. mitgetheilt. Nichts if darin ausgelaf}en; ein Juli:-Ritter enthüllt Abends spät ein \{reck- liches Geheimniß, Ein furchtbares Komplott! Man wollte die 221 umbringen, sogar Hrrn Royer: Collard, den ersten Redner, den denfenden Geist, niht ausgenommen. Die Herren Bricquevilte und Duchaffault sollten in Stücken gehauen werden, und der arme *SBerier, dem als Premier - Minister die periodische Presse noch nit genug einheizt, sollte nicht mehr und nicht weniger als ein Schwefelhemde erhalten. Man denke sl den Herrn Prä- fidenten des Conseils als ein Opfer der Fnquisition für ein Auto: Dafé mit einem Schwefelhemde geschmückt. Wahrlich! diese Kar- listen sind furchtbare Leute! Und solche Abgeshmacktheiten schreibt man inmitten einer nachdenkenden und verständigen Gesellschaft. Auf diese wunderlihe Aussage hat man sich am erften Tage nacch der Entdeckung des Komplotts berufen und von einem De- putirten gesprochen, dem das Geheimniß enthüllt worden seh, Die Blätter der Regierung selbst haben diese vertrauliche Mit- theilung des Deputirten des Pas de Calais benußt. Wo- bin soll uns das führen, Weil ein Deputirter mysftificirt roorden, verhaftet man zweihundert Personen und bringt eine ganze Partei in Verdaht. Die Karliften sind klüger, als man denkt. Einige verlorene Kinder können tvohl eine Bershwörtnmg anzetteln und der Herzogin von Berry einige bunderttausend Franfen für diesen Zweck entlocken ; aber hierin liegt nicht die Gefahr. Will man wissen, was die Karlistische Partei hofft? Die öffenilihe Meinung wieder für ihre Absichten zu gewinnen; und für diesen Zweck entwickelt dieseibe eine bes wundernswerthe Thätigkeit. Man sehe, wie sie ihre Blátter provinzenweise organisirt, wie sie alle Fehler, die man begeht, und deren sind viele, benuzt und die Unzufriedenheit vermehrt. Dies if die wahre Verschwörung, aber eine gesezliche, und die leider durch den Gang, den die Negierung nimmt, begünst igt wird.“

Bor einigen Tagen wurde hier, namentlich im Faubourg St. Antoine, auf den Boulevards und in der Umgegend der Bastille, ein Plakat zu Gunsten des älteren Zweiges der Bourbonen , be- titelt: „Ein Juli- Ritter an das Bolk‘/, vertheilt; es enthielt die Erzählung einer wohlthätigen Handlung der Herzogin von Berry üund war ein wörtlicher Auszug aus der Gazette de Normandie.

„In der gestrigen Nacht‘, sagt der Temps, „sollen in meh- cecen entfernten Stadtvierteln tnd auf dem Pont - neuf neue Berhgastingen flattgefunden haben; die Behörde {hien einen Auf- ftand zu befürchten; mehrere Wachtposten waren verdoppelt, ‘‘

Zolgendes ift die vorgestern erwähnte Protestation des Ver- eins der Bolksfreunde gegen die Schließung ihres Sizungs - Los ka!s: „Die Bürger und Mitglieder des Vereins der Volksfreunde haben bei der Ankunft in ihrem Sizungs - Lokal den Saal ge- \{chlossen und die Thüren versiegelt gefunden. Gestüßt auf ihr Mecht, protestiren sle gegen diesen Aft der Gewalt und offenba- rer Ungeseblichkeit. enn wenn die Regierung kraft des Arti- kels 291 gegen sle hat verfahren wollen, so hat sle selbst das ver- lebt, was sie Geseblichkeit nennt, und die Bedingungen des Aictikels nicht berücfslchtigt, indem sle gegen einen Verein eingeschritten ift, der sich nicht an beftimmten periodisch wie- derfehrenden Tagen versammelt. Sie erklären überdem, daß der Art 291 für fle nicht vorhanden is und daß die Behörde kein Recht hat, ihn anzuwenden; daß die Volks- freunde, indem fie ihre erfte öffentlihe Sipung im Fuli unter dem NKartätschenfeuer hielten, allen Bürgern das Recht erwor- ben haven, sch zu vereinigen und für die Vertheidigung und die “7ateressen des Landes zu versammeln, und daß man also, indem 11an ihr Sigungs:Lokal \chließt und ihrer Versammlung Hinder- nisse in den Weg legt, ein Attentat gegen die Volks: Souverai- neiár begeht, ein Attentat, wofür sle die Behörde verantwortlich machen, entschlossen, wie sie sind, ihre Proteftation seiner Zeit

*) Aus ähnlichen Gründen hatten auch wir bisher Anstand ge- nommen, das uns bereits vor einigen Tagen zugekommene Schref- ben mitzutheilen.

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uind seines Orts geltend zu machen. Paris, 16, Febr, Kaspail, Prásident; F. Avril, F. M. Plocque, Bonnias, Gabourd, Trelat, A. Juchault, Blanqui, Carré Sugier, Rittier.“/ Auch das Siegel des Vereins, welches die Fnschrift „Gleichheit“ führt, ift in der Wohnung des Herrn Raspail in Beschlag genommen worden.

Der Cassationshof hat das von den Assisen des Departe- ments der beiden Sèvres gegen die drei Chouans Baudonuin, Gabart und Bourreau gefällte Todesurtheil bestätigt, das gegen einen vierten Chouan, Namens Martineau, gefällte aber wegen einer Unregelmäßigkeit im Prozeßverfahren fkassirt; in der dem Angeklagten vorgelegten Geschwornenliste war nämlich der Name eines der Geschwornen, die bei dem Ausspruch mitgestimmt ha- ben, ausgelassen worden. Der leytere Prozeß muß daher vor einen neuen Asssenhof gebracht werden, Für jenes Versehen, das von dem Gerichtsdiener verschuldet worden, ist dieser zur Be- zahlung der Koften des neuen Prozesses verurtheilt.

Den bereits genannten Kandidaten zu dem Sitze in der Französishen Akademie ift noch Hr. Dupin d. Aelt. hinzuzufü- gen. Einer seinéèr Gegner, ein derühmter Doctrinair, soll neulich, als er von den Anspriihen des Hrn, Dupin auf diese Auszeich- nung sprechen hörte, gesagt haben: „Er hat keinen Styl, er schreibt kein gutes Französisch !‘/ Worauf ihm erwiedert wurde : „Wenigstens werden Sie zugeben, daß er es ziemlich gut spricht.“

Der Graf Röderer erklärt in der France Nouvelle, daß er weder als Kandidat zu dem im Schoße der Französischen Aka- demie erledigten Sie aufgetreten sey, noch auftreten werde, weil er dadurch zugeben würde, daß er das Recht, in derselben zu siben, verloren habe, Graf NRöderer gehört nämlich zu den im Jahre 1815 durch eine Verordnung eliminirten Mitgliedern der Akademie.

Der Consultation der Advokaten Dupont v. d, Eure, Mes rilhou und Odilon - Barrot wegen Revision des Prozesses des Marschall Net sind auch die Herren Pagès und Mauguin in motivirten Erklärungen beigetreten. Der Erftere giebt als einen Nullitätsgrund des Urtheils die vorangegangene ungeseyliche Ver- stiimmelung der Pairs-Kammer an.

Der Rechtsdeistand der Baroneß von Feuchères hat eine ¿, Prüfung der in Saint- Leu, Pontoise und vor dem hiesigen Königl. Gerichtshofe stattgefundenen Kriminal-Untersuhung über die Ursachen und Umstände des Todes des Herzogs von Bourbon‘ im Druck herausgegeben.

Die angekündigte Todtenmesse für Molière fand vorgestern in dem Tempel der sogenannten Französisch - katholischen Kirche wirklich ftatt; in der Mitte der shwarz behangenen Kirche erhob sich ‘ein Katafalk; der Abbé Anzou las die Messe, und der Abbé Chatel ertheilte im bis{chöflichen Ornat die Absolution in Fran- zösischer Sprache. Eine Menge von Schanspielern und Schau- spielerinnen der hiesigen Bühnen waren zugegen.

Der Vicomte Chateaubriand if, dem Vernehmen nach, Willens, eine Reise nah Jtalien zu machen.

Sir Nobert Wilson ift hier angekommen.

Bon einem ehemaligen Ordonnanz- Offiziere Napoleons, Herrn Drtimoulin, ift eine Broschüre über das Budget von 1832 er- schienen. Der Verfasser macht Vorschläge, durch die eine Ver- mehrung der Einnahme von 189,544,000 Fr. erzielt werden soll; von dieser Summe zieht er 70,500,000 Fr. für die Vermin- derung der Getränfsteuer um die Hälfte und für die gänzliche Aufhebung der Lotterie ab, so daß eine wirkliche Mehreinnahme von 119,044,000 Fr. úbrig bliebe.

Der in Besançcón kommandirende General hat, einem dor- tigen Blatte zufolge, Befehl erhalten, eine allgemeine Nament- liste aller dort ankommenden Polnischen Flüchtlinge und eine be- sondere derjenigen, die in Französishe Dienste treten wollen, anzufertigen und einzureihen. Die Leyteren sollen Compagnieen- weise und ohne Waffen nah Toulon geschickt und dort nah Al- gier einges{i}fft werden,

Geftern wurden mehrere Soldaten in Gegenwart einiger Truppen-Detaschements der hiesigen Garnison auf dem Vendome- Plate degradirt.

Die Municipal-Conseils von Besançon, Senlis und Trohes haben den bisher für die Brüder der christlihen Schulen aus- geseßten Fonds eingezogen; das- Conseil der ersteren Stadt hat außerdem die Gehalte der drei Vikare der dortigen bis{chöflichen Kirche ganz gestrihen und das der übrigen Vikare vermindert.

Bon der Salvandyschen Schrift: „„Sechzehn Monate oder die Revolution und die Revolutionnaire ‘‘ is die erfte Auflage vergriffen, und wird bei dem Buchhändler Barba, der das Ma- nuskript angekauft hat, nächftens eine zweite ersheinen. Von einem Herrn Amédée von. Cesena ift eine Broschüre „Antwort an Herrn v. Cormenin ‘“‘ betitelt, erschienen.

Die fünf ersten Vorstellungen der Tragödie „Ludwig XI,// von Casimir Delavigne haben dem Théâtre français 22,300 Fr. eingetragen.

Der von dem Constitutionnel gegen seinen Namensbruder, den Constitutionnel de 1830, wegen Annahme dieses Vitels an- hängig gemachte Prozeß ift anf Ansuchen des Antwvalts der lez- teren Partei wegen Krankheit des Redacteurs des beklagten Blattes abermals auf vierzehn Tage vershoben worden.

Die in Marseille ersheinende Gazette du Midi, ein der vorigen Dynastie ergebenes Blatt ist wegen zweier Artikel vou dem Königl. Prokurator der Aufreizung zu Haß und Verachtung egen die Regierung angeflagt worden. Ein zweites Provinzial-

latt von derselben Farbe, der Orleanais, ift ebenfalls gerichte lih belangt worden.

Nach dem Muster der Nemesis, die der Dichter Barthe- lemy hier herausgiebt, erscheint jeyt in Marseille eine satyrische Zeitschrift unter dem Titel: „Gorgone““.

Großbritanien und YFrland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz- zung vom 16. Febr. Gleich im Anfange der Sißung kam es heute zu einer Abstimmung, an der auch bereits eine ziemlich greße Anzahl von Mitgliedern Theil nahm. Hr. Grattan über- reichte nämlich 4 aus Frländischen Orten kommende Bittschriften gegen das Zehnten- System; ihm folgte Hr. Leader mit 8 ähn- lichen Bittschriften, die aus 14 verschiedenen Kirchspielen Frlands famen, in denen, wie der Ueberreicher hinzufügte, nicht eine einzige protestantische Kirche sich befände, während der proteftan- tische Geistlihe; dem die Zehnten daselbft zuständen, slch mit einer jährlichen Lbfindung von 3000 Pfd. nicht begnügen wolle. Sir Nob. Fnglis widerseßte sich dem Antrage, daß diese Bitt- schriften gedruct werden; es kam dartiber zu einer lebhaften Debatte (die jedoch, weil gleich zu Anfang derselben die Abstimmung stattfinden sollte und daher die auf der Gallerie anwesenden Fremden ihren Play verlassen mußten, von unseren Yeitungen nicht mitgetheilt wird), nach deren. Beendigung der Antrag von 130 gegen 51 Stimmen. verworfen wurde. Herr Perceval wünschte zu

wissen, ob die Negterung nicht, da die gefürhtete Pestilenz be- ? ( * det sehn, aber sle bestehen, und zwar, in einem bedeutenden

reits in London ausgebrochen seh, das angeseyte allgemeine Fa-

sten än einem früheren Lage twoolle abhalten lassen? Dex K ler der Shaykammer erwiederte, daß es unter den von denen Umftänden nicht zweckmäßig erscheine, einen jeitigeren zu bestimmen. Fn diesem Falle, sagte Herr Perceval »„' er nächstens die Aufmerksamkeit des Hauses auf ftand hinlenken. Dem Lord F. Russell wurde ertheilt, die früher bereits von ihm erwähnte Bill zur zung der Grafschaften Behufs der künftigen Parlaments:-Wi einbringen zu dürfen, Hr. Hunt trug auf Borlegung gewisser 9 weise in Beztig auf kriegsgerichtliche Urtheile an, um darauf dj, y tion zu begründen, daß in Friedenszeiten die Stockprügel beim, ganz abgeschafft werden. Lord Althorp meinte, daß Gehen tig wohl nit die angemessenste Zeit sehn würde, einen olt Gegenstand in Erwägung zu ziehen. Die Regierung hej nichts mehr, als die Nothwendigkeit, daß sie die Stockprügel b Militair mtísse fortbestehen lassen, doch seh ihr von dex ¡ube sigsten Seite dargethan worden, daß die beim Heere nót Mannszucht die gänzliche Abschaffung jener Strafe für jet möglich mache. So viel als mögli sey sle in der lebten vermindert worden, und anch die fommandirenden Offi des Heeres hegten allgemein den Wunsch, irgend eine and Strasweise dafür substituiren zu können. Vorschläge dieser sehen bereits bei früheren Gelegenheiten gemacht o aber das Haus seh ihnen niemals beigetreten und wet jeßt auch wohl schwerlich thun, da das ehrenwerthe y glied feine nenen Gründe fle seinen Antrag vorgeht Deer Hunt sagte, er müsse es sehr seltsam finden, daj d

egierung, die sich liberal nenne, die so viele Reformen veri chen habe, und deren jebiger Kriegs-Secretair (Sir F, C f house) früher selbft darauf angetragen, jene barbarische Eh Weise abzuschaffen, einem Vorschlage, wie dem seinigen widerseße. Keinesweges wolle er den edlen Lord der Juf quenz anflagen oder auch nur eines Antrages erwähnen, den selbs vor einiger Zeit in dieser Beziehung dem Hause vot legt; er könne jedoch niht umhin, die Bemerkung laut wey zu lassen, daß der edle Lord und seine Freunde, indem s} d Seite dieses Hauses gegen die andere vertauscht hätten, d auch ihre Ansichten vertauscht zu haben schienen. Herr Je) son und Herr Sheil fügten noch einige Worte jr | terftlißung des Herrn Hunt hinzu, worauf eine Abdstimmu stattfand’ und des Lebteren Antrag von 61 gegen 28 Stim verworfen wurde. Demnächst ging das Haus in din Ay \chuß zur ferneren Begutachtung der Reform-Bill übr y nahm (wie bereits gestern erwähnt ) sämmtliche Absäße biz Ende der Bill an, deren Ganzes sodann vom Ausschuss gen migt wurde, Die dritte Lesung derselben wurde auf den fo den Tag feflgesezt. Das Haus vertagte ‘sich um hald 3 || Morgens.

diesen (G,

London, 17. Febr, Der Globe enthält folgenden kel: „Fn Betreff des großen Werkes der Parlaments: Reh schwinden jeyt die Zweifel der Furchtsamsten. Es i fla Dank der Festigkeit des Monarchen und der Ausdauer des ÿ kes daß die Minister sowoh! die Macht als den Will ben, die Bill durhzubringen. Man verkündigt einen Uebit von 25 oder 26 Gegnern der Maßregel, Sollte sich eine Verfiärkung bestätigen, so würde ohne Zweifel die Nothwa keit einer Pairs-Creirung weniger dringend toerden oder ats den Fall die erforderliche Zahl sich bedeutend vermindern, Für| Publikum is es verhältnißmäßig ein Gegenstand von gi Wichtigkeit, ob die Bill mit einer größeren oder kleineren N rität durch das Oberhaus kömmt, wenn sle nur überhaupt di gebracht wird. Diesen Erfolg slhert uns die Kraft und Wi samkeit der Männer, welche der Sache der Reforn1 o ern geben sind, wie die Lords Grey und Brougham. Auf alle j fonnen wir mit Zuversicht melden, daß der große Gegenst dessen Erledigung so sehnlichst erwartet wird durch Bekehn| und Ueberredung wo mögli, oder, wenn es nothwendig durch Erhebung von Männern, welche der Maßregel zugel sind nicht allein sicher, sondern auch bald zu tin glücklichen Ende geführt werden wird,“

Auch der Courier sagt nunmehr, er freue ch, ant zu können, daß man in einer Konferenz der Repräsentanten fünf großen Mächte zu eiñer wihtigen Entscheidung in Griechishen Angelegenheit gekommen seh. Es seh beschlossen worden, dem unruhigen Zustande in diesem L durch Begründung einer regelmäßigen Regierung , unter det tung eines conftitutionnellen Fürsten, ein Ende zu tnachen, und | zu dem Ende einem jungen Deutschen Fürften von hohen Gei Vorzügen und tadellosem Charakter die Krone angeboten wet die er, wie man hofft, niht ausschlagen werde. Diesem Gil hen Fürsten wollen dann, dem Vernehmen nach, die Jul tät seines Neiches die fünf großen Mächte vollkommen gat ren, damit Griechenland, wie sie einmüthig wünschen, in geseßt werde, den ihm gebührenden Rang unter den Nati einzunehmen.

Am vergangenen Donnerstag hielten viele Dissentets Lande und einige in London einen Buß- und Bettag, J) Bezirken von Waltvorth und Camberwell wurde derselbe be ders feierlich begangen,

In Bezug auf die Cholera äußert der Globe: „Wir l auf die Seite derer, welhe der Meinung sind, daß m1 Besorgnisse außerordentli übertreibt, und wir können unst fstaunen nicht unterdrücken, daß ein so besonnener Man! Herr Hume, einer Versammlung der Handwerker, die W schrieben worden war, um Vorsichts-Maßregeln gegen die u heit zu ergreifen, nicht allein nicht beiwohnte, sondern atuh! selben rieth, nicht zusammenzufkommen, weil dies unt" jeßigen Umständen das Gefährlichste seh, was sle thun font Wir sind der erften Meinung, daß eine folche Furcht durch 18 gerechtfertigt wird. Der denkende Theil der Gesellscha nie außer Acht lassen, daß eine Britische exekutive Gm ihren Vorsichts-Maßregeln eben fo wohl auf ihre mr Wirkung, als auf physishe Anordnungen bedacht seyn muß, daß solhe Maßregeln eben so wohl gegen die Meinung, “ut gen bestimmte Thatsachen gerichtet werden múüssen.““ 1 denselben Gegenstand sagt die Times: „Die besorgten Mi in der City, welche immer auf die „Zeichen der Zeit“ [aus glauben {on deutlihe Anzeichen von dem Unglück zu mit dem wir, nicht durch die Cholera, sondern durch dit \chmackten Maßregeln, welche der Glaube an das sehn der Krankheit hervorgerufen hat, bedroht werden / ten. Geld ist während der leßten zwei Tage verhs mäßig sehr rar geworden, twoeil die Kauflente glauben, daß nen Kurzem großes Begehr danach evtftehen wird, inde, Verschiffung von Waaren aller Art nah dem Kontinente ( stellt worden ift und die Fnhaber derselben nun für dit lung sorgen müssen, ohne daß ihnen fremde Rimessen d Hülfe kommen. Die Befürchtungen mögen theilweise e

a?

die Erlaub

c{Wtden,

W ‘gierung

þ unser shlechtes Bauk - Shftem verleiht allen solchen Bots E ¿maßregeln eine größere Wichtigkeit, als es sonft der Fall , würde. Man wird es kaum glauben, daß in diesem Augen- in der ersten Handelsftadt dér Welt ein Kaufmann erften

v nges nicht im Stande is, auf Silberbarrer Geld von der

f zu erhalten! Er hatte in Gemeinschaft mit mehreren deren bedeutende VBerladungen ‘von Silber nah Amsterdam » Hamburg vorbereitet , stellte aber die Versendung ein, als don für angesteckt erklärt wurde. Da er bis zu besserer Ge- heit der Verschiffung sein Kapital nicht müßig liegen lassen (lte, so hat er sih an die Bank von England gewendet, um en Deponirung der Silberbarren zu den üblichen Zinsen Geld hen zu erhalten; dies ift verweigert worden. Das durch die ren repräseutirte Kapital wird dadur so toirkfsam außer Cir- ation gesebt, als-ob es in den Tiefen des Meeres läge, und ; Gute, was ein einsichtsvoller Kaufmann durch Benutzung selben hervorbringen fonnte, geht für die Handelswelt verloren.“ Das Geciicht, daß in Feanfreih nur eine Quarantaine von agen gegen England angeordnet worden seh, hat große Freude der Cith verursacht , indem man hofft, daß die anderen Lán- diesem Beispiele folgen werden.

MNiiederlaude.

Aus dem Haag, 21. Febr. Gestern Nachmittags ift Se. cellenz der General - Lieutenant und General -Adjutanc Sr. jestät des Kaisers von Rußland, Graf von Orloff, hier ein-

fen, ie Amsterdamer Blätter enthalten folgende Be- inimachung : „Die Handels- und Fabrikenkammer bringt dier- {zur Kenntniß des Handelsftandes, daß. durch Se. Excellenz 1 Herrn General Direftor des Seewesens durch Resolution m 17ten d. Liit. B. Nr. 62 beftimmt worden, daß London jd alle am Revier von London bis zur Nore belegenen Pläye ir angesteckt und alle Pläße auf den Küsten zwischen Dover

d Harwich , diese eins{ließlich, für verdächtig angesehen wer- q und demzufolge alle von jenen Pläßen einkommenden Schiffe er strengen Quarantaine, und zwar die der ersten Kategorie her von 40, die der leßten einer von 10 Tagen, unterworfen den sollen, Amsterdam, den 20, Februar 1832,

G, D. Crommelin, Präsident. Auf dessen Befehl, Rochu ssen, Secretair.“‘

Hollánd ische Blätter melden aus Kopenhagen vom h, Januar, daß die Königl. Dänische Regierung die Zurück- lung der Kosten befohlen habe, womit die Schifffahrt in \singör, dexr Gesundheitsmaßregeln wegen der Quarantaine lber, im Jahre 1831 belegt worden, und wovon der Antheil ir die Niederländische Flagge 3500 Fl. beträgt.

Gent, 19. Febr. Heute Morgen um 11 Uhr ist Hr. Ste- 1 seiner Familie und seinen Freunden wiedergegeben worden.

Der Messager de Gand ist über den Urtheilsspruch des Früsseler Militair: Gerichtshofes ganz außer sich. Jn semer freu: zen Begeisterung ruft er gus: „Belgien! Der obere Militair- erihtshof hat seine Mission verstanden. Er hat s{ch nicht zum tithuldigen an der Plünderung Eurer Freiheiten machen wol: n, Alles war bedroht, und jegt ift Alles gerettet! Fhr habt ch eine Verfassung ; ihr habt noch Gesege! Wenu man bedenkt, if jenes hohe Tribunal zum größten Theil aus Männern vom werdte zusammengeseßt ist, die es in der Regel besser verfte- 1, eine Frage zu durch schneiden, als sle zu lösen, so erscheint is Wunder uoch größer, der Sieg noch s{öner !‘‘

Das Journal des Flanders behauptet, daß man Un- cht thue, der Revolution aus\cließlich das Elend der Genter dustrie zuzuschreiben. „Unsere Verleumder , ‘‘ sagt es, „haben hl vergessen, daß die Fabrikantén der Stadt Gent wenige age vor dem Ausbruch der Revolution die Regiernng dringend 1 eine Unterstkung von zwei Millionen Gulden baten? Ind warum? Weil fle si sonst außer Stand sahen, die Masse i Arbeiter, mit denen ihre Werkstätten angefüllt waren , zu (halten. Erinnert man sich nicht mehr der zahlreihen Banke- ite, welhe im Jahre 1825 und in den folgenden Jahren statt- iden? Wir nehmen keinen Anstand, zu behaupten, daß eine jandels- Krisis unvermeidlich war, weil die Production die Con- imtion um das Vierfache überftieg, und die Revolution hat it um einige Augenblicke das beschleunigt, was die Gewalt {t Dinge unfehlbar herbeiführen mußte. ““

Die Bevöikerung der Stadt Gent belief sl{ch am 1, Jan. J, auf 84,559 Seelen.

Brüssel, 20. Febr, Jn ihrer heutigen Sivung hat die \tpräsentanten-Kammer die Artikel des Geseg-Entwurfes gen der provisorischen Kredite von 5,904,000 Fl. für die ver: hledenen Minifterien angenommen,

Die Emancipation und der Courrier melden heute, ij Herr Chs. von Brouckère seine Entlassung als Kriegs-Mini: tteingereiht habe, und daß dieselbe angenommen worden sey. tber seinen Nachfolger verlautet noch nichts; unter den Nanien, e man anführt, befinden sich die Herren Buzen und Prisse, uan glaubt, daß der Vorsaß der Kammer, das Budget des \tlegs - Departements bedeutend zu reduciren, den Austritt des pitn von Brouckère veranlaßt habe. Es heißt, daß der Oberst- Filtenant Bouchtath, Chef des Personal’s, und der Militair- Mtendant, Herr von Bassompierre, dem Beispiele des Ministers folgt sind und ebenfalls ihre Entlassung eingereiht haben.

Der General Evain is gestern nah Antroerpen abgereist.

Aus Valenciennes schreibt man unterm 18ten d. M. : Van versichert, daß vom 1. März au alle Militair - Administra: nen verabschiedet werden sollen. Nichtsdestoroeniger sollen die vbisionen und Brigaden der Armee gebildet bleiben, und die menter werden sogar Ergänzungen an Mannschaft und “iden erhalten.“

die Garnison von Venloo hat 603 Fl. für das dem Ge- tral Belliard zu errihtende Denkmal unterzeichnet. ä gie hlesige Bibliothek ift dem Publikum neuerdings geöff-

n,

L gan schreibt aus Oftende unterm 18. Febr.: „„ Fn Folge l ahricht von dem Ausbruch der Cholera in London versam- A sh heute die Gesundheits - Kommission und die oberen : Beamten , um die zu ergreifenden Maßregeln zu verah- ih Es wurde beschlossen, daß zwei Mitglieder der Kommission 9 sogleich nah Brüssel begeben sollten, um die Befehle der h ‘Wen Mittlerweile aber soll jedem von England

nenden Schiffe das Einlaufen in den Ostender Hafen ver: tigert werden.“

HDHesflerre l G.

4 Dien, 20, Febr. Se. Kaiserl. Königl. Majestät haben d Seldmarschall - Lieutenant und kommandirenden General in E uten, Franz von Wla}ich, zum Banus Croatiae allergná- n ernennen und ihm sngleih die Geheime:Rath6würde zu ‘ihen geruht,

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H a Rz: 5, Ade V AER H a i L a Ot iei d t Ä ata ad A: A P P A A e i ur, ie C E

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Nitiatte a

In dex Gazzetta di Venezia liest man: „„Nachrich- ten aus der Romagna melden, daß Ravenna am áten d. M. von den Pápfilihen Truppen, unter Kommando des Obersten Zamboni, beseßt worden ift; daß jedoch das Corps der Milizen (die zur Zeit der Anarchie den Polizeidienst versahen) die Waffen niht ablegte und, anstatt im Einvernehmen mit den Truppen die Ordnung, welche an den Tagen des 5ten, 6ten und 7ten ge- stört worden war, aufrecht zu erhalten, die Uebelgesinnten unter- ftúßbte ; daß endlich, als nzan sich genöthigt sah, um den Unord- nungen ein Ziel zu seßen und die Meuterer zu Paaren zu trei- ben, zur Gewalt zu schreiten, der Hauptmann Beruardini, voa zwei Dolchftichen durchbohrt, als Opfer seines Eifers fiel, Da sih diese aufrührerische Gesinnung auch in der benachbarten Ro- magnola gezeigt hatte, mußte der Beiftand der K, K. Truppen angerufen werden, von denen am 8en d. M. 600 Mann YFn- fanterie und 70 Mann Kavallerie in Ravenna einrücten und die Ruhe vollkommen herstellten, so daß Oberst Zamboni mit as Theile seiner Truppen nach der Romagnoia aufbrechen ounte.

Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben von der Jtaliänischen Gränze vom 15, Febr. unter Anderern : „Die politische Lage des Kirchenstaates nimmt eine sehr ernsthafte Geftalt an, und die Päpstliche Regierung sieht ein, daß es Zeit ist, auf Maßregeln zu denken, das Land ohne sremden VBeistand in Gehorsam zu halten. Sie hat zu diesem Ende in Neapel Unterhandlungen angeknüpft, um eines der dort in Dienst fte: henden Schweizer Regimenter in Sold zu nehmen. Außerdem will der Papft mit den Schweizer Kantonen unmittelbar einen Vertrag über die Anwerbung von 6000 Mann Schweizer Trup- pen abschließen. Man vernimmt, daß der König von Negpel in das Verlangen des heil. Vaters eingewilligt hat; doch ist, um dessen Ausführung zu bewirken, auch die Einwilligung der betreffenden Schweizer Kantonsregierungen erforderlich; würde diese vertveigert oder verzögert, so würde die Päpftlihe Regierung in große Verlegenheit gerathen und ihr nichts übrig bleiben, als die fremde Occupation fortdauern zu lassen.“

Vortngal

Bariser Blätter enthalten folgendes Schreiben aus Lissabon vom 2Wften Januar: „Jn Folge der von einer am 22sten d. hier angekommenen Portugiesishen Brigg mitgebrach- ten Nachrichten, verbreitete sich hier das Gerücht, daß die Be- saßung dzr Jusel Madeira sich empört und Dom Pedro profla- mirt habe, Ein geftern von Madeira hier angekommenes Eng- lishes Fahrzeug hat die Bestätigung jenes Gerüchts überbracht. Ein vor Kurzem von hier abgegangenes Bataillon des zweiten Negimeuts hat mit dem größten Theile der auf der Jusel be- fiudlichen Truppen den Aufftand bewirkt, Der Gouvexneur ift nah Einigen getödtet, nah Anderen hat er sich in die Citadelle

geflücGtet.'“ Du fei

Die Allgemeine Zeitung giebt in einem Schreiben aus Wien folgende Nachrichten: „Die Post aus Konstantinopel voni 25, Jan. is eingetroffen. „Die Pforte hat sich nun überzeugt, daß auf dem Wege der Güte mit dem Pascha von Aeghpten nichts auszurihten ift und Zwangsmittel angewendet werden müsen, um ihn zum Gehorsam zurücfzuführen. Ein vom Großherrn erlassenes Manifest seßt daher alle Muselmánner von dem Treubruche des Mehemed Ali in Kenntniß und befiehlt dessen exemplarishe Beftrafung. Mehemed Ali und sein Sohn Ibrahim - sollen auch in den geistlichen Wann ge- than werden Man hat jedoch die emerfung gemacht, daß das Ottomanishe Minifterium sch{ch noch gegen den rebellischen Pasha mit Schonung benimmt und ihn als eine Art Machr anerkennt, die ohne Majeftáts- Verbrechen Krieg gegen den Sultan sühren kann. Dies bestärkt Manchen ir dem Glauben, es werde noch zu Unterhandlungen kommen und der Streit zuleßt glitlic ausgeglihen werden. Errvägt man indessen den Charakter des Sultans und jenen des Vice-Königs, so s{heint fast nur die Gewalt der Waffen, welche auf Seiten des Großherrn durch seine geistlihe Macht, als Haupt des Aslams, verdoppelt wird, den begonnenen Streit beendigen zu können. Der größte Theil der Türkishen Flotte hat bereits den Kanal verlassen, mit dem Befehle, gegen die Aegyhptier feindlich zu ope- riren Anch wurden schleunig alle disponiblen Truppen nah Kleinasien übergeshifft, um die Standquartiere der nach Syrien aufgebrohenen Negimenter zu beziehen und dergestalt eine Ne- ferve zu bilden. ‘‘

na n: d.

Berlin, 26, Febr. Aus Trier vom 13, Febr. wird gemeldet : Unter der Aufschrift: ,„St, Simoniftische Umtriebe betreffend““ ist von unserem Hochw. Hrn. Bischof v. Hommer folgendes Rundschreiden an die Geistlichkeit erlassen worden: „Seit kurzem erwähnen die öffentlichen Blätter des Strebens der in Frankreich entstandenen

St. Simouisten, ihrer Lehre auch in Deutschland Eingang und Einfluß zu verschaffen. Es sollen jüngfthin Emissarien in Mainz eingetroffen sehn; auch ift bekannt geworden, daß die Anhänger dieser Lehre {hon früher versucht haben, ihre Gcundsäte, namentlich durch unentgeltliche Vertheilung ihres Haupt-Organs, der Zeitschrift: „le Globe‘/, in die Preußischen Staaten zu über- tragen. Die Urtheile unserer Zeitschriften über diese Lehre stim- menu darin überein, daß sie nit allein grundlos und unhaltbar, soudern auch, was die Aufmerksamkeit vorzuglih erregt hat, gleich efährlih für den Staat, wie für die katholishe Kirche ist.

as die Gefährlichkeit für den Staat betrifft, so dürfen wir den Königl, Regierungen vertrauen, daß sie für ihre Untergebe- nen wachen und sle vor den Nachtheilen \{üßen werden, welche falshe und verwegene Doktrinen zu stiften vermö- gen. Was dagegen die Reinheit der chrift - katholishen Glau- bens- und Sittenlehre anbelangt, so fordert von Uns die Pflicht des bischöflihen Amtes, dahin Bedacht zu nehmen, daß, wie diese lauter und unverfälscht auf uns gekommen ift, sle eben so rein und unverfälscht erhalten werde. Deshalb fordern Mir die sämmtlihen Herren Pfarrer unseres Bisthums hier- durch auf, wenn dergleihen Emissarien es unternehmen sollten, in ihre Gemeinden Eingang zu suchen und ihre Grundsäye auszulegen, Uns ohne Veczug davon zu benachrichtigen, sobald fe zuverlässige Kemntniß hierüber erhalten, damit Wir die geeigne- ten Maßregeln zu ergreifen vermögen, fsolhem Unfiuge gleich anfangs zu begegnen, ‘“

Zut Köln ift am 18. d. M., nach kurzem Krankenlager an einem organischen Herz-Uebel, der Königl. Generalmajor und Commandeur der 8, Junfanterie- Brigade, von Sehdliß, im 55ften Fahre seines Lebens und inm 40sten seiner Dienst-Laufdahn,

nuit Tode abgegangen.

R R E S ier Li R S ri i ie A A B E idi at wi is eni

Literarische Nachrichten.

Das erfte Heft der historish-politishen Zeitschrift, herausgegeben vom Professor Ranke, ift nunmehr im Buchhan- del erschienen. Wir haben bereits (in Nr. 33 der Staats - Zei- tung ) die Einleitung mitgetheilt, mit der der Herausgeber seine Blätter beim Publikum einführt, und in der er über die Tendenz seiner Zeitschrift sich ausspricht, die, wiewohl gleich weit entfernt von den beiden politischen Extremen unserer Zeit, doch kein blo- ßes haltloses Theorem , sondern einen eben so positiven als prak: tischen Weg verfolgen will. Das Publikum hat nunmehr Ge- legenheit, zu beurtheilen, ob und wie der Herausgeber der sich selbft gestellten Aufgabe nachgekommen is. Das uns vorliegende Heft enthält nachstehende theils über die Geschichte, theils über die Politik unserer Jeit handelnde Anfságe: 1) Ueber die Re- ftauration in Franfreih. 2) Frankreih und Deutschland. 3) Ueder den Baiershen Landtag von 1831. (Aus einem Schre1- ben aus München.) 4) Eine Bemerkung über die Charte von 1830. Vergleichung der Charte von 1830, mit der Consftitutiou vom Juli 1815. 5) Ueder einige neuere Französishe Flug- schriften.

Wir kommen dem Versprechen nach, unsere Leser mit dieser neunten Zeitschrift genauer hekannt zu machen, indem wir ihnen von den vorerwähnten Aufsäßen denjenigen, der sie am meisten interessiren möchte, ausführlicher mittheilen. Es ist der über das gegenseitige Verhältniß Frankreichs und Deutschlands, in wel: chem der Verfasser den Gesichtspunkt der so wesentlich verschie- denen Zuftände beider Länder feftzustellen sucht.

Es heißt darin zunáchGf| :

¿Der Aufgabe, die Revolution in ihrem Wesen, in ihrer ei- genthümlich Franzdsischen Natur aufzufassen , steht eine andere zur Seite, ihre Wirkung auf Europa wahrzunehmen //

¡Jch meine nicht allein jene Wirkung, welche, dur Kriegstha- ten und Friedenss{chlÜsse hervorgebracht, fich in Veränderungen der Gebiete zeigt. Auch wenn man alle Schlachten und alle Bewe- gungen der Diplomatie und alle dies Hin- und Wiederwogen de: streitenden Kräfte von Moment zu Moment verfolgt hat, so könnte sich finden, daß man die eigentlich politische Frage, auf die es in dem gegenwärtigen Augenblick vor Allem ankommt, nicht allein nicht er- ledigt, sondern kaum berührt hätte.“

¿Die Frage ist, welchen inneren Zustand der Europäischen Län- der die Revolution fand, wie sie auf ihn einwirfte und ihn ab- änderte, welche Rückwirkungen hierauf im Gefolge der Ereignisse eingetreten sind. Richt in ein paar allgemeinen Gedanken , son- dern in diesem unvermeidlichen Wechsel sehr bestimmter Zustände liegt Alles, was es in unserer Lage Peinliches oder Zufriedenfstellen- des geben g liegen alle unsere Hoffnungen und Gefahren

¡Fch wollte, es wäre mir gelungen, die individuelle Physiogno mie der Restauration in Frankreich *) wenigstens einigermaßen vor Augen zu legen. Man würde, denk ih, durch das unmiiic!bare Selbstgefühl Überzeugt seyn, daß wir mit dem rein Franzdsiscen Save in welchem man dort begriffen ist, mit dem eigentlichen Jnhalt jener Bewegungen wenig gemeiti haben.//

¡Allerdings haben Revolution und Restauration in ganz Eu- ropa, sie haben auch bei uns Analogieen gehabt; allein es fehlt viel, daß sie sich in trgend einem Lande, daß sie sich bei uns in ihrem Wesen wtederholt hätten.// Î

¿Als die Revolution zu erobern anfing, hatte sie bereits die Stadien Ihrer großen Gährung vollendet ; ste hatte das alte Frank- reich bereits von Oberst zu Unterst gekehrt und ein neues gegründet: sie bedurfte wieder der Ordnung. Wo sie erschien, zersidrte sie zwar unerbittlich die alten Formen, aber die Elemente des Vorhandenen konnte sie nicht so vdllîig zerscßen, wie in Frankreich ; sie mußte sie schonen, um sie sich sofort dienfibar zu machen.//

¿¿Ftalien hat mehr mit Frankreih gemein, als so leicht cin anderes Land; es ist romanisch, katholisch, zum Theil von Bour bonen regiert und denn auch am längsten in den Händen der Er- oberer qgaelenz Jealcoide Bildung und Literatur hängt schon durh die Sprache mit der Französtschen genau zusammen. Bet alledem, hat es wohl die Revolution vermocht, Ftalien in den wesentlichsten Momenten dem Zustande von Frankreich gleich zu machen? Man vergleiche nur jene sechzehn Millionen Quoten der Grundfßsteuer, die in Frenkreich bezahlt werden, mit der Anzahl der Besißer in Ftalien! Diese unveränderlihen Stadt-Arisokraticen von Jtalien, die sich von Jahrhundert zu Jahrhundert unwandel bar vererbt haben, ste bestehen noch; sie besißen das Land noch heute. Es giebt daselbft eine Aufregung; allein ein Jrrthum wäre, zu glau- ben, die Worte, deren man sth dort bedient, hätten die näm- liche Bedeutung, wie in Frankreich; die Aufregung is in der Aristokratie. enn ih nicht irre, so kommt sle haupt\äch- lich daher, weil einige von den gegenwärtigen Regierun gen das Geheimniß niht gefunden haben, die Landbefizer in ihre Jnteressen zu zichen, ein Geheimniß, das die früheren recht gut verstanden.// i

¡Und sollte es nun der Revolution wohl gelungen seyn , die Deutschen Dinge den Französischen gleich zu machen ?“/

„Es ist auch bei uns eine große Veränderung vorgegangen : allein mit der kann sie nicht verglichen werden, welche in Frank- reich eingetreten is. Jene völlige !!mwälzung des Besizes und des Rechts, jene Schdpfnng einer neuen Nation und eines neuen Da- seyns, sene vollkommene Lossagung von aller Vergangenheit , die in Srantreich stattgefunden, bei uns ist sie nicht wiederholt worden.

9 wäre, vollends in protcfiantischen Ländern, jener Haß wider den Klerus, der cinen so hauptsächlichen Grundbestandthetl dex Franzdsi schen Bewegungen bildet? Wo wdre der Gegensaß eines alten und eines neuen Adels? Eincs zwischen der alten und ciner neuen Ge- neration streitigen Bestßes? Wo wären bei uns zwei so entschieden, zwci durch so blutige Vorgänge entzweite Parteien, ia Bevdlkerun- gen? Wo hâtte man endlich die alte Treue so ganz perleugnet und die Bande, welche ein Fürstliches Geschlecht mit seiner Landa \chaft verknüpfen, so vôllig in den Staub getreten und dem Hasses der Verhdhnung preèsgegeben ?‘/

¡Rein! so weit isl es nicht gekommen, damals als die Res volution auf uns cinwirkte. Eben so wenig hat auch die Restaura= tion eine Wiederholung in Deutschland gefunden.

Es ist wahr, es nd auch bet uns einige verjagte Fürsten aus der Verbannung zurückgekommen, aber welch ein Unterschied" Nicht von ihrem Volke waren sie verjagt worden, sondern von den - verhaßten Fremden. Jenes Gefühl der National-Unabhängigkeit- welches die Franzosen in der Herstellung der Bourbonen verleßt zu sehen geglaudt haben, es kam den Deutschen Fürften zu Hülfe: es rief sie herbei: es war befriedigt, als man dieselben in den Schldssern ibrer Hauptstädte wkeder Plaß. nehmen sah. Gewiß! diese Fürstem haben, eben weil sie entfernt gewesen waren, besondere Schwierig= keiteit vorgefunden, alleln mit der Aufgabe. der Bourbonen läßt sich die ihre nicht D EN Een auch waren ihrer nur wenige. Will man wissen, was eine Restauration in Deutschland gewesen seyn würde? Wsofern man daran gedacht bâtte, das Kaiserthum wieder herzu= stellen, Churfürsfenthümer, bishöfliche Sibe, alle die alten Unmit= telbarkeiten und das gesammte Gerúst dés Römischen Reiches Deutscher Nation wiederaufzurichten, wofern eine solche Erteue= rung des Alten mit Allem, was seitdem. in Widerspruch mit demsel« ben zum Leben gekommen war, in Kamvf geseßt worden wäre, dann würde von einer Aehnlichkeit die Rede seyn können. Auch dann selbsi wäre fie nicht cinmal vollkommen. Es hätte ers dazu gehört, daß jene Fnstitate wahrhaft eingreifend, wirksam, herrschend gewesen_wdren, und daß. fie zu einer ähnlichen Macht wieder hätten erhoben werden sollen. Allein man bekenne: sle waren beretts ab gestorben, sie waren reif zum Tode; wenn man fe an einigen Or-«

*) Jn dem vorangegangenen Auß?