1832 / 67 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 07 Mar 1832 18:00:01 GMT) scan diff

darauf beschränkt haben, der Kommission meine Bemerkungen mit- zutbeilen, wenn die falsche Politik des Ministeriums die Er-

nennung derselben nicht verhindert hätte und mich dadurch nicht zwänge/ dem Publikum schr ausführliche Aufschlüsse zu ertheilen, die ich aus sicheren Quellen ges{dpft habe und nicht befürchte, daß denselben widersprochen werden kann. Jh will gern glau-

ben, daß der Herr Minifter zum Besten des Súaves zu handeln bemüht gewesen if; aber nichtsdefioweniger ift der Kontrakt auf eine leichtsinnige Art abgeschlossen worden, und deshalb sînd wir als Repräsentanten des Volkes verpflichtet, uns darüber zu beklagen und alle Mittel aufzubieten, um die Aufldsung jenes Kontraktes zu bewirken: "Dahin gelangen Sie vielleicht dur eine Untersuchungs-

Kommission, welche sih alle ndthige Aufschlüsse verschaffen kann ; dieses Recht steht ihnen vermdge der Constitution zu, und ih boffe, daf man bei dieser Gelegenheit davon Gebrauch machen wird. FJch berühre zuvdrders| eine Aeußerung des Herrn Lebeau in der Sees vom 2lsten d. Er hat uns nämlich gesagt, daß der Vorschlag des Herrn Jullien eine Frage ministe- rieller Existenz sey. Jh kann dies nih? mit dem zusammenreimen, was Herr von Brouckère am Tage vorher gegen mich und mehrere meiner Kollegen ausgesprochen hat: daß er nämlich nicht al- lein seine Entlassung eingereicht hade, sondern daß dieselbe auch vom Könige angenommen worden sey. Jh muß daher vermuthen, daß der ehrenwerthe Herr Leheau uns zut seiner Aeußerung nur hat einshüchtern wollen. Jch werde aber deshalb nicht weniger fireng „die uns vorliegende Frage un- rersuchen und habe auch die obigen Worte des Heren von Brouckère besonders deshalb angeführt, damit man, inm Fall, wie ih nicht zweifle, eine Kommission ernannt wird, uns nicht den Vorrourf machen kênne, daß wir dadur dazu beigetragen hätten, ihn aus scinem Amte zu vertreiben. Jch glaube daher nicht, daß es sich bet dieser Frage um eine ministerielle Existenz haudelt; ader selb wenn es der Fall wäre, so dürfte uns dies nicht zum Stillschwvei- gen über eine Sache veranlassen, welche den Unwillen der ganzen Nation erregt hat.// ;

Der Neduer ging hierauf in die Details des Kontraktes ein, widerlegte mehrere Angaben des Ministers und suchte dar- ¿uthun, daß Herr Hambrouck einen übermäßigen Vortheil aus dem mit dem Staate abgeschlossenen Kontrakte zöge. Herr Le - beau beflagie sich darüber, daß der vorige Nedner seine Aeuße- rung für einen Kunfigriff ausgegeben habe, Wenn Herr Osh der erwähnten Sibung beigewohnt. habe, so müsse er gehört ha- ben, daß Herr von Brouckère. geäußert hätte , "daß die Ernen- ung einer Kommission eine wahrhafte. Versezung in den Ankla- gezilstand scyu würde, und daß er als Minifter niemals die Anflösung des mit Herrn Hamdrouk-- geschlossenen Kontraktes unterzeichnen würde. Dies sey doch wohi eiue förmliche Ertärung von Seiten des Ministers, - daß er die Ent- scheidung der Kammer als eine Frage ministerieller Exi- flenz betrahte, Herr Dumortier erklárte, daß, obgle!ch er in den Sectionen für die Ernennung einer Kommission ge- fiimmt habe, er sich doch jeßt, nach den von dem Kriegs-Minister abgegebenen Erklärungen, für die Tagesordnung entscheide. „Die Zukunft meines Vaterlandes,“ fügte er hinzu, „im Auge habend, weise _ich eine Kcmmission zurück. Und wäre der Kon: traft doppelt so nachtheilig, als er ist, so würde ih denno eine Kommission zurückweisen. (Zeichen des Erftaunens.) Wenn mich meine Ahnungen nicht trügen, so werden wir, noch ehe cin Monat vergeht, von dem Prinzen von Oranien angegriffen rverden. Was wollen Sie dann ohne Lieferanten beginnen? Und welche Resultate würde cine solche Kommission dardieten ? Eatweder sle billigt, oder sie mißbilligt. Fm ersteren Falle aaâtten Sie durch Jhre erste Entscheidung unnöthigertveise einen ungünftigen Eindruck gegen. das Ministerium her- vorgebraht; wenn sle aber mißbilligt, so wird man doch vielleicht gezwungen sehn, den Kontrakt beizubehalten, und dann ift die Lage noch bei weitem \{chwierizer, Wenn der Kon- tcaft vernichtet wird, so befinden wir uns in derselben Lage, wie im Monat August, und der Prinz von Oranien wird ¡en Augenblick beutußen, uns anzugreifen. (Lange Unterbrechung.) Ich weiß nicht, ob das, was ih sage, so thóricht ift; aber ich rede im Juteresse meines Vaterlandes, und in dieser Bezichung ïanmn ich verlangen, gehört zu-werden, Die Diskussion kann nichts Anderes bezwecken, als die Regierung zu \{wächen und dies: jenigen zu entzweien, welche die Revolution gemacht haben. Ent» jagen wir lieder einer Berathung, die so traurige Folgen haben finn! In jedem Augenblick können wir angegriffen werden. Es hieße, unseren Eid verleßen, wenn wir zur Ernenaung einer Kom- zissfon scritten. (Gelächter.) Auf diese Weise ging das Reich ven Konstantinopel unter... (Unterbrehung und Gelächter. ) Écinnern Sie slch, meine Herren, der Worte jenes berúübm-

ten Redners: „„,„Catilina steht vor den Thoren Roms, uud Fhr |

berathschlagt!‘/‘/ (Großes Gelächter.) Herr Ver dussen erklárte, daß er nicht wohl begreife, wie der Minister und seine Freunde i der Ernenuung einer Kommission {on im Voraus ein Ur- theil ausgesprochen sehen wollten. Er sähe in der Kommiissión uur eim Mittel, sich über eine sehr wichtige Sache die nöthige ufflärung zu verschaffen. Herr Jamin é hielt die Kommission fur überflüssig, da die Frage, ob der Hambrouck’s{he Kontrakt nachtheilig für das Land sey, bereits allgemein entschieden wäre. Er würde der Erste seyn, die Annullirung desselben zu verlangen, wenn er ein Mittel dazu sähe, aber es gäbe keines. Nachdem Herr Jullien/in einem ausführlichen Vortrag seinen Vorschlag nochmais vertheidigt hatte, wurde die Fortseßung der Disfussion auf den folgenden Tag versGoben.

Heute Abend wird der König einer Vorftellung der Stum- men von Portici beiwohnen. Ju den Zwischen-Aften wird Dlle. Blahetka Variationen auf dem Klavier spielen.

us Prinz Heinrich von Rohan hat gestern beim Könige gespeist,

Die Emancipation schließt ihre Betrachtungen über die gestrige Sivung dec Repräsentanten : Kammer mit folgenden Worten: „Die Zahlen und ‘die Thatsachen des Hercn Osh er- lauben Niemanden mehr, die Augen vor jenem Skandal zu schließen. Wenn man jeyt zur Tagesordmmg tiberginge , ohne das einzige Mittel anwenden ¡zu wollen, das zur Abhülfe cines atigenscheinlihen Uebels noch tbrig bleibt, so hiefie das, die Ehre der Regierung und der National: Reprásentation aufs Spiel seßen.

Deutschland.

München, 1. “Márz. Die Baier sche Staats-Zei- tung enthält in ihrem ‘heute érs{hienenen ersten Blatte einen ausführlizen Artikel, um, nachdem sie fich „als das Organ der Regierting in allen Angelegenheiten det inneren Verwaltung an- c cfindigt“/, das Shflem, das sle _in diesem Berufe vertreten wird, zu bezeihnen. „Das System der Baiexsthen Regierung (beißt es darin) fann nit zweifelhaft schn, Baiern bésigt eine :ach seiner Lage und seinen Verhältnissén beniesseae, mit feinem innersten Leben verwachsene Verfaässitirg.! Diese Verfasssing, ‘von Köni1 und Volk’ beschwören, bildet éin heillges Untétpfänd ‘in ven Häuden der verantwortliheh Beamten, "Klar" ift démüach der “Regierung ‘die Bahn ¿hres Wirkens vorgezeih et, Ihre hohe Pflicht ift es, die Verfassung, “bei Anlaß der ftändischen

Berathungen, immer lebendiger zu begründen und in dem Zwi- schenraune der parlamentairen Sipungen treu und gewissenhaft zu volliiehen. Und diese Pflicht wird au redlich und mit Deutscher Biederkeit in Erfüllung gehen.“ Weiterhin wird ge- sagt: „Gegen die Blätter, welche das ehrenwerthe Amt über- nommen haben, Wächter der geseßlich begründeten öf- fentlihen Freiheit zu seyn, wird ête Staats-Zeitung freu- dig jene Stellung beobachten, wie sie dem Blatte eiñer confti- tutionnellen Regierung gebührt gegenüber einer constitutionnellen Opposition. Sie wird die Erörterung mit ihnêu nicht als feind- lien Kampf, sondern als einen sreundlichei Jdeen- Austausch

der Sorge für die Menschen, für ihre

betrahten. Die Regierung betrachtet cine freimüthige, gese t: lih gesinnte, verständige Opposition als ein ‘heilsames Ele- ment des repräsentativen Systems, und sie erkennt mit voller Unbefangenheit an, was die öffentliche Erörterung in Baiern zu Anflôsung dunkler Fragen -und zu Beseitigung mancher Miß- bräucze geleistet hat, Deslo entschiedener. aber muß sle si er- klären gegen die Blättec revolutionnairer Tendenz, Denn hier ift niht mehr die Wahrung der Gesebe, sondern ihr Umfturz, hier ift nicht mehr die Entwicklung und Förderung ‘unserer JZu-

denzen dieser Art kann keine bestehende Regierung, kain fein Anhänger der Ordnung und Ruhe, kann Niemand si defreun- den, dem Habe und Gut, dem Haus und Hof, dem Leden und Wohlfahrt der Kinder und der Angehörigen !ieb und thener slnd. ‘/

Die Staats-Zeitung mat demnächst insbesondere die beiden Rheinbaierschen Blätter: „Die Tribune“ und „der Wesi- bote‘, als Organe einer revolutionnairea Partei, namhaft und zeigt durch Anführung mehrerer Stellen aus denselden, wie diese Blätter offeubar auf einen Umfturz aller bestehenden Ordnung der Dinge hbinarbeiten.

„Einer solchen Presse (fährt die genannte Zeitung fort) ¿ann dfe Nation keinen Dank wissen, sie muß ste als gefährlich zurückEweisen: denn bringt sie es auch nicht zu den beabsichtigten furchtbaren Ausbrüchen, #0 ist es Unheil genug, daß diese stete Be- unruhigung den Kredit, die Speculation, den Verkehr und die Ge- werbe hemmt; daß den Regierenden wie den Regierten im ewigen Kampfe mit dieser Exaltation- die Ruhe und iede nôthige Vorbe- dingung zu ächten Verbesserungen etwaniger Gebrechen , zu Erhd- hung des Wohlstandes und zu Begrúndung wahrer Wohlfahrt ent- zogen werden; daß in der räglichen gedankenlosen Wiederholung gegebener Schlagwöbrter alle Gründlichkeit der Kenntniß, alle Frei- hett des Urtheils, der ganze Reichthum der christlih Europäischen Bildung untergeht ; daß Sitte, Pietät, alle dfentliche und hâäus- liche Tugenden diesem Geisie der Anmaßung und Auflehnung einer Sittenlehre zum Raub werden, welche den ganzen Werth des Menschen nur nach seinem Bekenntnisse zu willkürlich vorgeschric= benen politischen Glaubenssäßen anshlägt. Gingen aber vollends die Wünsche uud Aufforderungen der Partetin Erfüllung, so brächen alle Stürme des Bürgerkriegs über Deutschland, ja über Europa los; aile Bande der gejelligen Ordnung würden sich lôsen, die dfentli- chen Autoritäten sänken zusammen , und eine ungemessene Wiltkür erreichte die Herrschaft Über Europa. Wir würden in die Kata- UArophe geschleudert, die das wenig bevblkerte Súd- und Mittel - Amerika seit fünf und zwanzig Fahren mit Strdmen von Blut, mit Meuchelmord und Bürgerkrieg überdeckte ; in dic Katasicophen, die am Ende des vorigen Jahrhunderts von Frankreich aus die Welt mit Schauder erfüllten, und die bei der Uebervdlkerung der meisten Europäischen Länder und bei dem civilisirten bedürfnißreichen Zu- stande unseres Welttheils uns zum fortdauernden Erbtheil erwachsen müßten. Aus diesen Gründen kann auch die Staats-Zeitung solche Blätter nicht als Organe der öffentlichen Meinung betrach- ten. Sie würde die Ehr e der Nation antasten, kdunte sie solche Aufforderungen eines anderen Erfolges als jenes des tiefsten Unwil- lens fähig erachten. Wix glauben und hoffen, es sey die Zeit gekommen, wo aus dem GewÜühl der Parteien sch ein klares Urtheil über die wahren materiellen und geistigen Güter der Völ= ker herauszubilden beginnt. Es is die große Lehre in un- seren Tagen gegeben worden, daß auch die glänzendfte und gehal- teste Umkehrung des öffentlichen Zustandes nicht die Früchte bringt, welche eine unerfahrene Einbildungskraft von ihr erwartet : daf das Glúck des Bürgers und die Würde der Nation auf ganz anderen Säulen ruhen, als auf Durchführung dieses oder jenes einseitigen Prinzips. Es werden bald, durch Thatsachen , durch unabweisbare Erfahrung genötbigt , sich alle redlihe Anhänger der verschiedenen Systeme auf jenem Standpunkte vereinigen, der nicht zwischen den Partet-Lehren schaukelt, sondern von dem übermäßigen Streben nach Formen und Prinzipien nachläft und seine volle Kraft und Thä- tigkeit den Sachen, der Pflege der wirklich pflegbedürftigen Zustände, geistige Veredlung und für ihr materielles Wohl zuwendet. Vor Allem aber gilt es Ehrfurcht vor dem Geseße, Wiederherstellung des Sinnes für ächte Geseßlich- keit , Heilighaltrung des ewigen Rechtes und gewissenhafte Handha- bung geleisteter Eîde. Dies is die ht Deutsche Politik; dies \oll sie seyn, die Politik eines dur die Drangsale der Revolution seiner Geschichte noch nicht beraubten, mit den Elementen eittes E Vorschreitens zum ächten Guten reichbegabten Landes.

u ihr bekennt sih laut, unumwünden und mit voller Ueberzeu- gung die Regierung, und sie wird ihr, von keinem Scheine ge- ca cht/ von keinem Widerspruche erschüttert, mit fesiem Schritte olgen.

Kassel, 2, März. Mit den betheiligten Staats - Re- gierungen ist (wie die hiesige Zeitung meldet) die Ueberein- kunst getroffen worden, daß in Beziehung auf den Verkehr zii- schen Kurhessen und Sachsen: Meiningen- Hildburghausen dieje- nigen Befreiungen, welhe nach dem Juhalte des Ministectal- Ausschreibens vom 27, Dez. 1828 für mehrere Gegenstände des Handels zugestanden worden sind, noch auf weitere sechs Monate vom 1, Jan, d. F. an flattfinden sollen, und is dieses von Seiten Kurfuürfil, Finanz- Ministeriums mit dem Bemerken znr .öffent- lichen Kenntniß gebracht worden, daß hierbei die für den Preußisch- Hessischen Zoll: Verein vorgeschriebenen Formen zur Anwendung ommien.

Auf Veranstaltung des K, K, Oesterr, außerordentlichen Ge- sandten und bevollmächtigten Ministers am Kurhessischen Hofe, Freiherrn von Hrubi- Gelenie Excéll., wurde am gestrigen Tage wegen des 40jährigen Negierungs - Jubiläums Sr, Majestät des Kaisers von Oeflerreich in der katholischen Kirche ein feierliches Hochamt mit Te Deum abgehalten, welchem das ganze diplo- matische Corps nebst niehreren anderen Standespersonen bei: wohnten.

Jun der Sigung der Stände - Versammlung vom 28ften v. M, hielt der Landtags - Kommissar wegen Beschleunigung des Preßgeseges einen Vortrag, worin er unter Anderem sagté: Dringeud müsse er um geneigte Beförderung der landständiscz;en Beistimmung zu dem vorgelegten Entwurfe eines Preßgeseyes bitten, da nah den bundesgeseßlihen in Kurhessen verkündigten Bestimmungen ohne anderweite dem Mißbranche der Presse vor- beugende Maßregeln. von ausrceichender Wirksaméfeit die Censur nicht aufgegeben werden könne tind der mit der Censur der hies sigen Be Bristen beauftragte Staats- Beamte wegen vielfacher

erdrießlichkeiten, so wie wegen der Unverträglichkeit mit dein Tagewerke seines hauptsächlihen Berufes, von dem Censur - Ge- \ch{chá}t entbunden zu werden begehre, diesem wohlbegründe- ten Verlangen aber in der Kürze werde nagegeben werden

müssen, Von- Selten des Ministeriums have man si alle

E e. E i 2 A E Ns ? ü L E N: ‘D x R W050 2M S E, Ane Ne L P A B A

ftánde, sondern ihre Zerstörung Zweck unnd JZiel. Und mit Ten- | ztistiómende Volksmenge.

erssnnlice Mühe gegeben,

Ehren - Amtes eines Censors, geeignete Staatsdiener zu vermögen, allein ohue Erfolg,

Niemand wolle Censor gewisser Tageblätter seyn; ohne Cey aber dlirfe bis zu einer anderweiten Einrichtung wegen der h desgeseßlihen Verpflihtungen und nah den noch best: hen Gesegen feine Schrift ersheinen. Das Ministerium des inni werde es unendlich beklagen, wenn hiernach diejenigen Bij für welche kein Censor-zu beschaffen scy, bis zum Erscheinen Preßgeseßes aufbewahrt bleiten müßten, wofern nicht die 6 ausgeber freiwillig zu einer einstweiligen Aushülfe die Hand

ten würden. Man werde sich nach - nah Möglichkeit bemüh den dermaligen Zuftand noch einige Wochen zu erhaiten, j aber-länger nicht angehen dürfte !

Mainz, 1. März, Heute, als am 40sten Jahrestage Thronbesteigung Sr, Maj. des Kaisers von Oefterreich , ri die hiesige Königl. Garnision zu einem feierlihen Gottesdiy aus, weiler auf dem Parade - Plage von dem hiesigen Hi Bischof unter einem daselbst aufgeshlagenen Zelte begangen wu; Sämmtliche Militair- und Civildehö: den der Fetung hatten hier; eingefunden, und die Umgebungeu des Platzes \illte Nach der Messe wurde das Te De augeflimmt und das. Defterreichishe Voikslied: Gott erhalt adgesungen, in welches die Anwesenden zahlreich und aus vo Herzen einstimmten, Ein Ball, zu welhem Se. Exz. der Bice- Gouverneur, Graf von Mensoo:f, am 29, Febr. | zahlreiche und glänzende Gesellschaft vereinigt haite, und welhem um Mitteruacht der Anbruch des festlichen Tages di das Absingen eines eigens zu dieser Gelegenheit verfertigten ( dichtes bezeichnet ward, hatte Abends vorher das Fest auf würdige Art verkündigt.

Frankfurt, 3, März. Vorgestern Vormittag war, zur ÿ des 40. ‘Regierungsjahres Sr. Maj. des Kaisers von Oesterr in der Deutschen Ordens-Kirche zu Sachsenhatisen aroße Kir Feier, veranstaltet von dem bet unserer Stadt accreditirten A Hrn. Minister-Refidenten, Freiherrn v. Haudel. Sowohl hier anwesenden K. K. Oesterreichishen Cioil- und Militair: anite, die bei dem Durchlauchtigflen Deutschen Bunde und freien Stadt Frankfnrt accreditirten Gesandtschaften, die Y destagégesandtschafte, die Bevollmächtigten zur Militair: K misslon der hoheu Bundes - Versammlung, die Herren Bür meifter dieser freien Stadt, als auch mehrere Mitglieder | hohen Senates und der Kirchen- Kommission, so wie ein gr Theil unserer Bürgerschaft, wohnten dieser Feier bei. |

Einem vou der tziesigen Ober-Poftamts- Zeitung der Mannheimer mitgetheilten, auf den Aussagen e| ¿glaubwürdigen Augenzeugen“ beruhenden, Nachricht aus Ÿ delberg vom 1ften d. zufolge, hätten die Wirkungen der D schen Tribúne zu Homburg ihre Fcüchte zu tragen begon indem man einea Freiheitsbaunm errihtet und unter demsel allerhand Unftig vorgenommen habe. Eingertiktes WBaiersl Militair machte jedoch der Sache ein Ende, und der Freiht baum trourde gefállt,

Siegmariugen, 26, Febr. Nach erfolgter Weendizu der Wahlen für den devorstehenden Landtag ift dessen Eröffni auf den 20. März ausgeschriéden worden. Nach diesfálliger Y stimmung soll sich derselbe zuvörderst, und mit Aus\{luß al andecen Gegenftände, mit der Berathung über die Landes-Y fassung beschäftigen; zu dem Ende if der Entwurf der Werl sungs- Urfunde nicht nur jedem Abgeordneten zugestellt, fond

womit fein Gehalt verbunden

auch durch den Druck bekaunt gemacht worden. Y l Mum Chef dieses Bataillons ernanut worden.

Sa

In Uebereinstimmung mit den von uns bereits (na Bs fen aus Wien) mitgetheilten Nachrichten über die Besezung |! Ankona dur Französishe Truppen, meldet die Mailáni Zeitung aus Ankona vom 23. Febr. : Gestern gingen m bencnnte Französische Kriegsschiffe in sehr geringer Entferny von den? hiesigen Hafen vor Anker: der „Suffren‘/ von 90 nonen, der als Transportschiff ausgerlistet ift, die Fregatte „A mise‘ von 56 und die Fregatte „Victoire‘““ von 44 Kanonl Befehlshaber der Division is der Schiffs - Capitain Gallois, sich am Bord der „„Artemise““ befindet. Die ¡„Bictoire““ f von Ulgier und soll ihre Kontumaz in Toulon noch nit bi ständig überstanden haben, indem noch fúinf Tage daran fehil Die Französische Brigg „„lEclipse‘/ wurde noch erwactet, Mau es sey zwishen dem Schiffs-Capitain Gallois utnd dem Hafen-C| tain von Ankona veradredet worden, daß die Fregatten „„Artem| und „Victoire‘“ um 8 Uhr Morgens in den Hafen einlaufen s\ollt zu unserem größten Erstaunen aber war die Fregatte „„Victoi {on Morgens um zwei Uhr eingelausen, und ihr folgten n rere Boote mit Truppen aus den Schiffen „Suffren“/ und , temise‘/, die noch außerhalb des Hafens lagen. Diese Tru) wurden an dem fleinen Thor del Carbone ans Land ges Bald folgte au die Manuschast vom Bord der Victoire. ( gen 5 Uhr Morgens rücken alle Französische Truppen auf | Markiplaß und besebten die Hauptwache, so wie die anderen litairishen Posten der Stadt, die Batterie della Lanterna | eingeshlossen, nahdem sie vorher die Päpstlihen Soldaten | ten die Waffen ablegen lassen. Man weiß noch uicht, was | Schicksal des Forts seyn wird, es heißt ‘aber, daß die Lo! 1k Mi slch roeigerten, es den Französischen Truppen zu ü geden,.“

Nom, 23. Febr. Das hiesige Diarto enthält d ansführlihe Beschreibung des Halsbandes, welches einige Nieder- Kanada wohnende, zum Christenthum bekehrte Stän dem Papste nebst ein Paar kunsftvoll gearbeiteten Schuhen -j Geschenk übersandt haben. Auf diesem Halsbande sind zuerst Hütten dargestellt, in denen die Stämme der Algonchinen, 2 pislingen und YJrokesen vor ihrer Bekehrung wohnten; d( folgt eine Streitaxt, cin Pfeil und ein mit einem Bogen waffneter Wilder, vor weichem ein langer verschlungener V hingeht, der auf das frühere umherirrende Leben dieser Stän hindeuten soll, Dann seht man den Wilden vor êinenr Mis nair, der ihm die Schlüssel zeigt Und das Kreuz hinhált; zul is die Kirche dargeftellt, in welcher die bekehrten Stämme | versammeln.

Turin, 24. Febr. Der König hat den Grafen Torni di Vergano zum Staatsminister ernannt. f

L Ur Ee

Konftantinopel, 4. Febr, Am 26. Januar begab | der Sultan nah dem Marine-Arsenal. Der Kaimakam Pasd die Minifter des Juuern, der auswärtigen Angelegenheiten 1 der Finanzen und der Kapudan Pascha waren ebeufai1s dori) eingeladen und hatten sl bereits daselbst eingesunden. Der Sth tan értheilte ihnen Audienz und unterhielt si{ mit ihnen verschiedene Gegenflände. Sodann besuchte er das Arsenal, na) die Materialien in Augenschein und erneuerte die schon frü erlassenen Befchle in Bezug auf s{leunige Verftärkuug der NE

E E L

zur Uebernahme des fraglidl

Wf offiziellem Wege vermittelst eines Gesandtschafts - Secretairs

Mammeln. Nachdem eine Musterung über sle abgehalten war, j

| festen

t narli:-Kavallerie:Regiment, welches von Sophia nach Konftanti-

je, Se. Hoheit bestieg hieraufckdas nach ihm benannte Fahr- ug „„Mahmaudjeh““, untersuchte alle Einrichtungen desselben und utete mehrere für nöthig erachtete Verdesserungen an. Ehe der Sultan das Schiff verließ, bewilligte er dem Jngenieur-Chef der arine, Mehemet Efendi, der ducch das Herabftürzen eines dalfens am Arm stark beschädigt worden war, eine Gratification n 5000 Piastern Erst gegen Abend kehrte Se. Hoheit wieder den Palast zurü. Auf die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des mit | er außerordentlichen Mission bei der hohen Pforte beauftragten | bir Stratsocd Canning, war der Oberst von 2ten Linien: Ka- ! llerie: Regiment, Jsmet Beh, als Komuissar zum Empfang s Britischen Bevollinächtigten nach den Dardanellen adgesandt orden, Da aver die Anfunft Sr. Excellenz durch eingetietene mstánde verzögert wurde und das Negiment Jämet Bey's den defehl erhalten hatte, ch nach Koniah zu begeden, so ward die- Oberst wieder nach Konstantinopel zurücckbderufen, um s{ch an e Spive seiner Truppen zu stellen. An seiner Statt wurde m Obers vou den VBonbardieren, Halil Bey, jener Aufiraz j Sir Stratford Cannirg zu Theil, Fn der Vorausseßung doch, daß dec Gesandte mögiücherwr!se in vec Meerenge eintref- n fönñe, che sich noch der neue Kommissar nach den Darda- llen degeben hätte, erhielt der Oberst von den Mineur-Sapeurs, ehemet Beh, der si in einem anderen Auftrage bereits an Oct und ‘teile befand, den Befehl, für diesen Fall die nöthigen Anftal- n zum Empfang Sr. Excellenz zu treffen. Six Stcatford Can- ] ng langte auch wirklich sogleich nach der Adreise Fsmet Bey?s den Dardanellen an und wurde von Mehemet Bey bis nach | r Hauptstadt begleitet, wo er am 29. Jan. ans Land stieg. : m folzendea Tage notifizirte Se, Excelleuz der hohen Pforte

ine ünkunft. Ju Erwiederung darauf ließ die Pforte ihn be- mplimentiren uud ihm, der Sitte gemäß, Blumen, Zuckerwerk d Fcüchte anbieten, :

Jn der Nacht des 26. Januar brach in einem der Schlos- x: und Tischler-Werkstäiten, welche si auf dem Plat des che: aligen alien Spitals dicht an der Moschee des Sultan Mehe- et befinden, Feuer aus; 4 odeè 5 Läden würden ein Raub der ammen. Durch die schleunigen Hülfsleistungen von Seiten ! r Behörden gelang es indeß, der Feuersbrunst bald Meister zu cden, | Die Timarli - Spahis, welche die Kavallerie von Erzerum lden, hatten Befehl erhaiten, sich in der Hauptstadt zu ver- i

urden, den Befehlen gemäß, alle diejenigen verabschiedet, welche wrch ihr Alter oder durch förperlicve Gebrechen außer Stand ; seßt sind, länger im Dienst zu bleiben, und die jungen und äftigen Leute zur Bildung eines nenen regulairen Timarli: Ka- allerie:Regiments vorbehalten. Auf Vorftellung des Seraskier Jascha’s ernannte der Sultan den Stabs- Adjutanten des 2ten Sarde- Kavallerie: Regiments, Mustapha Bey, zum Obersten die- s Negiments, weil derselbe ausgezeichnete Beweise von Talent nd militairischen Kenntnissen abgelegt hat.

Der Gouverneur von Silißiria tind Kommandant von Rusfi- chuf, Mehemet Pascha, der den Auftrag erhielt, sich au der Ppige einer bedeutenden Anzahl Rumelischer ircegulairer Truppen ach Anatolien zu begeben, hat 4 detaschirte Compagnieen regu- | airer Truppen unter seinem Befehl. Eine Großherrliche WVer- rdnung hat noch 4 andere bestimmt, die sich mit den ersteren ereinigen sollen, um ein aus 8 Compagnieen beftehendes Ba- faillon zu bilden. Der Grenuadier- Capitain, Mehemet Aga, ist

Das vom Oberst Jsmet Bey befehligte zweite regulaire Ti-

jopel bertifen wurde, if in diesen Tagen in der Hauptstadt an- elangt und hat den Befehl erhalten, nah Koniah zu marschiren, vohin cs unverzüglich aufbrehen wird. |

Die regulairen Timarli-Kavallerie-Regimenter, welche an der | Erpedition gegen Bagdad Theil nahmen, haben die ihnen gewor- j denen Aufträge gewissenhaft erfullt. Dem 7ten und Zten Regi: | nent diesex Kavallerie ift jeßt erlaubt worden, jene Provinz, wo | die Nuhe wiederhergestellt ist, zu verlassen und slch auf dreimo: j tatlihen Urlaub nah der Heimath zu begeben, mit der Bedin- ung, nah Ablauf desseiben sich in Aleppo wieder zu versam- eln, Durch einen Befehl des Seraskier Pascha wird deu Ober- en der genannten Negimenter vorgeschrieben, persönlich nach | Konftautinopel zu kommen, um hierselbst über den Zustand ihrer orps Bericht zu erstatten und alles zu deren Bedarf Erforder- j he zu empfangen ; späterhin sollen sie \ch an dem bezeichneten | Samimelplas einfinden, |st bereits mit mehreren seiner Offiziere in der Hauptstadt auge- angt, und Mehemet Ali Bey wiro in kurzem erwartet.

Der gegenwärtige Statthalter der Provinz Tschirmen, Hus: cin Pascha, einer der ánsgejeichnetsten Wesire des Ottomanischen

Mei s, hat si bei seiner Reise von Adrianopel nah Uskjub ei- lige Zeit lang in Philippopolis aufgehalten und ist in dieser Stadt | don vem großen Wassermangel Zeuge gewesèn, woran die Ein- |

dohner leiden, da es ihnen gänzli an öffentlichen Brunnen ehlt. Jhre einzige Hülfsquelle war dér Marißafluß; das Was- er dess:iben wurde nah dem Gewicht verkauft, wodurch jeder Faz lilie eine sehr bedeutende tágliche Ausgade vernrsaht ward, Um den Einwohnern diesen läfiigen Kostenaufwand zu ersparen, faßte Hussein Pascha den Entschluß, auf scine gene Rechnung Was- erleitungen anlegen zu lassen, welche das Wasser aus dem zei tunden entfernten Dorfe Dejermen-Deressi nah Philippopolis ühren sollen, und traf Anstalten zum Bau von 40 Brunnen in en verschiedenen Stadtvierteln und an den bevölkertsten Orten, Ver auf einem der Hauptp!äye in der Mitte der Stadt zu er- ihtende Brunnen soll aus einem großen, durch einen Spring- quell fortwährend mit Wasser zu versorgenden, Bassa bestehen. Geprüfte Personen sind mit Auéführung diéser Arbeiten becauf- an Beendigung im Frühjahr ersolgen wird. e lebten Tod des General:Einnehmers dieser Fnsel, Kapidschi-Baschi Has

il Aga, Zum Nathfolger desselben hat der Sultan den Ex- Bis zur ;

Pojewoden von. Anschijalo, Mehemet Aga, ernannt, Ankunft desselben ift einem der Pforten: Minifter, Essad Medhy

th, der sich in diesem Augenblick auf Cypern befindet, der Auftrag geworden, einflweilen die Angelegenheiten dieser Fusfel

Jau leiten, Der verftorbene Halil Aga. hat beträchtliche Schulden

an den großherrlihen Schaß und an feinen Banquier zu Kon- flantinopel hinterlassen, und Kalil-: Efendi ist demnach beauftragt vorden, sich nach Cypecn zu begeben tund das Juventar der Hin- terlassenschaft des General: Einnehmers aufzunehmen.

Da das Fleisch gegenwärtig hier schr wohlfeil is, so bat der Sultan anbefohlen, unter die Soldaten während des Monats tbruar (Ramazan) größere tägliche Rationen vertheilen zu lassen.

Die Kinder des verstorbenen Ex - Seliktars Sr, Hoßeit, Alí Aga, Haben von dem Sultan eiu jedes eine lebeniélängiiche Ven- slou von 12,500 Piastern uud die Kinder des verstocrbeuen Wabfi

/ zeichnß von gottesdienftlihen und Schul - Gebäuden, desgleichen ' von Brunnen und Wasserleitungen, welche in der zweiten Hälfte

| kann aber bei Gerechtfühlenden nur Eine Stimme seyn, und nur | Parteigeist oder Verblendung wird ihm diese Eigenschafien ab-

| sprechen.

| aus Morea verjagte; die durch Disciplin und gute Anführung

Einer dieser Obersten, Reschid Bey, :

Nachrichten von der Fusel Cypern meldeten den !

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Efendi ein jedes eine solche von 1865 Piaftern erhalten, und

der Múnz- Direktor ist angewiesen worden , ihnen hierüber Obli-

gationen aus dem großherrlichen Privat-Schag auszustellen. Der Moniteur Ottoman enthält ein zahlreicces Ver-

des verwichenen Jahres auf Befehl des Sultans auf öffentliche Kosten theils von Grund erneuert, theils reparirt worden sind.

GriéeMDenland.,

In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus Genf vom- 24. Fedr. heißt es: :

¡Fn der vielfach durch größere Jnteressen aufgeregten Zeit dür- fen doch die Briefe und. Dokumente nicht übersehen werden , die | neuerdings úber des Präsidenten Capodistrias Ermordung und die ihr folgenden Ereignisse in Griechenland erschienen sind. Eynard und der Fürst Sußo haben sich zu der Herausgabe der kleinen Schrift vereinigt, die freilich durchaus feine merkwürdigen neuen histori- ! schen Dokumente und Aufklärungen “giebt, sondern eigentlich nur j cin Panegyrikus und Ehrendenkmal nebst Parentation auf den Ver- : storbenen ist, wobei der Wunsch sehr bemerklich her-ortritt, das in : ganz Europa crloschene Jutecesse für Griechenland und sein Volk - wieder anzufrischen und aufzuregen, was aber nach den bisherigen Vorgängen schwer zu bewirken jeyn dürfte, wenn man auch geneigt ift, dem Prâälidenten Capodistrias volles Recht widerfahren zu las- sen. Um gerecht gegen ihn und sein Verdienst zu seyn, braucht man nicht zu leugnen, daß in seiner Verwaltung Fehler und Mißgriffe

vorgekommen sind. Oft war sein Zutrauen Übereilt, oft ernannte er -

Männer zu Stellen, die deren keinesweges würdig waren. Dies war aber sehr schwer în einem Lande zu vermeiden, wo das Volk

durch Fahrhunderte lange Sklaverei und Kriecherect, durch den Fa- / ; naliômus in Konflantinopel und durch vielerlei Laster so entartet :

und dabet in Kenntnissen und Geschäftserfahrung so zurück ist, wie in dem heutigen Griechenland. Der Präsident mußte auch R energischen und harten Mitteln greifen, da er immer mit hartnäcki- gem Widerspruche, Kastengeist und anarchischer Aufregung zu käm- pfen hatte, welche ihm die ofen und geheim wirkende Klephten- Partei auf jedem Schritte entgegensette. Ueber seine höheren und würdigeren Ansichten, Über seinen durchaus reinen und edlen Cha- rafter und seine gänzliche Hingebung an des Vaterlandes Wohl

Um sein Verdienst richtig zu erkennen, muß man nothwendig an Capodisirias Lage im Augenblicke seiner An- kunft in Griechenland zurückdenken. Das Land war damals im traurigsten Zustande. Die Türken hatten fast den gan- en Griechlschen Kontinent inne, die Aegyptische Armee zog fi Morea hin und her, sengte, brennte und raubte; die wenigen läße, welche den Griechen noch geblieben waren , fielen den NRumelioten oder den Einwohnern von Epirus und Akarnanien in die Hände, die sich seit Missolunghi's Fall nah Morea geflüchtet hatten. Diese wilden Horden, die nic mit den Einwohnern des Le gut standen, wurden bald ihre entschiedenen Feinde und

yrannen. Auf dem Meere herrschte Seeräuberei, auf dem Lande Raub, Stammfeindschaften und Klephtenfehden. Die Regierung war ohne alle Kraft und wurde von den troßigen Kapitanis ver- syottet. Das Land lag wüst und unangebaut da. Die flüchtigen Einwohner zogen auf die Jnseln oder drängten sih um die Feftun- gen zusammen, wo sie Krankheiten, Elend und Hunger {nell auf- zehrten. . . So stand es um Griechenland, als Capodisirias ‘da ans Land stieg. Was brachte er mit, um alle diese Wunden zu heilen ? Vier oder fünfmalhunderttausend Franken baar, gute Versprechungen von den dret verbündeten Mächten und den politischen Schuß ihrer kom- binirten Esfadren. Weiter nichts. Aber doch nahm {nell Alles eine an- dere Gestalt an. Auf sein Zureden stiegen die wilden Rumelioten von th- ren Bergen und aus ihren Festungen herab, bildeten mit einiger Re- gelmäßigkeit cin kleines Heer und zogen zur Wiedereroberung {hrer Heimath aus. Das so entseblich erschdpfte Griechenland nahm doch vertrauensvoll seine leßten Kräfte zusammen und machte der neuen Regierung ein National- Anlehen. Das wüftliegende Land wurde angebaut: schnell und frâäftig ward die Seeräuberei unterdrüt, während ein Französisches Armee- Corps die Aegyptier und Araber wie- der kräftig und muthig gewordenen Griechen drängten die Túrken im Norden größtentheils zum Lande hinaus. Schulen wurden schnell in allen Landestheilen gestiftet und streng von dem Prästden- ten selbs beaufsichtigt. Mit Einem Worte, Griechenland erhielt Anegesepinallge Regtkerung, freilich nur cine provisorische und tran- sitorische, denn das noch rohe Volk mußte erst auf die constitution- nellen Jnstitutionen vorbereitet werden, die ihm der unver- ständige Einfluß des Franzbsishen Liberalismus Übereilt wie cine Dornenfrone aufgedrückt hatte. _ Die größte Wohlthat der neuen Präsideßtschaft war unstreitig , daß sie das Volk gegen militairischen und Klephtendruck in Schuß nahm und sicherte. Denn îm Orient und zu diesem rechnen sich ja die Griechen selöst iss nach einer Art von Staats - und Völkerrecht gebräuchlich, daß Jeder, der in Zeiten des Kriegs oder der Unruhe die Waffen in Händen hat, damit Feden mißhandelt und plündert, er sey Freund oder Feind. Es is unglaublich, was wehrlose Land- | leute und Ackerbauer von bewaffneten Banden zu leiden hatten. Wenn daher Palikaren angezogen kamen, so verließen die Einwohner , immer ihre Ddrfer und Hütten, um mit Hab und Gur und Vieh | ins Gebirge zu fliehen, Auf der anderen Seite machten die Palíi- faren eine Art von Feudal-Aristokratie und wurden durch kein Gesetz im Zaume gehalten. Daber drückten , peinigten und plünderten sie nach Willkür das arme Volk, ohne daß dieses Gerechtigkeit gegen sie erhalten konnte. Diesem shreienden Uebelstande half der Präsident gleich bei seinem Auftreten ab, und dadurch, so wie durch Ausrottung der Seeräuberei, bewirkte er eine heilsame unblutige Revolution in Gréechenland. Das Volk fühlte dies auch recht wohl, nannte ibn darum seinen Vater und hing mit unendlihem Vertrauen an ihm. Davon nur cinen Zug: Der Präsident ging kurz nach seiner An- kunft nach seiner Gewohnheit und wle wir ihn immer hier in Genf sahen in seinem blauen Oberroke spazieren und begegnete ciner Schafheerde. Um die Qualität der Wolle zu sehen und um das kleine Thier zu liebkosen, nahm er eines von den Schäfchen in die Hände. Kaum sah dies der Schäfer, dex ihn nicht kannte, so rief er dem Präsidenten mit fürchterliher Stimme zu: „Du Spigbub von Franken, willst Du gleich das Schaf loslassen; Du wcißt wohl niht, daß wir jeßt den Meister Johann haben, der Dich schon zwingen wird, es wieder herauszugeben. So nann- ten die Leute den Präsidenten nah scinem Vornamen. Es wdre leiht, durch tausend andere Züge zu “beweisen, daß das Volk in ihm scinen großen Wohlthäter erkannte. Und gerade weil er dies | war, zum Troß der Palifaren , denen am Volksglücke nichts gele- gen ist, brachten se thn meuchelmörderisch um, und um diese Schand- that zu beschönigen/ sagen die Mörder, und ihnen nach die Fran- zösischen liberalen Zeitungen, dieser Mord sey lediglich geschehen, um Griechenland von der Tyrannei zu befreien. Nicht das Volk litt bei der frâftfgen, aber unerbittlichen Regierung des Präsiden- ten, sondern lediglich die Primaten, Kapitane, Klephten und Pa- lifaren, so wie die spekulativen Ausländer, die mit ibnen in Ver- bindung standen. Diese sauberen Herren kontiten nun nicht mehr ungesticaft das wehrlose Volk mißhandeln, drücken und plündern. ‘/

j Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. |

New-York, 3. Jan. Man glaubt, daß die Antschüsse der

¡ beiden Hänser des Kongresses, die sl{ch mit der Untersuchung der | Frage bescháftigen, ob es zweckmáßig sey, den Zoll auf den Thee herabzuseßen, sich dafür entscheiden werden, daß man die gegen- wärtigen Geseße. in dieser Beziehung beibehalt:-n müsse; der Se-

cretair des Schayes soll mit dieser Anslcht üdercinstimmen, Die

M1 E E AE E A A A R n E RO E E D U R E E IS

Gegner der Vorschläge zut inneren Verbesserungen gewinnen im Kongreß immer mehr Anhang.

Das Haus der Repräsentanten dcs Staats New: Y-rk hat beschlossen, daß ein bescuderer Ausschuß erwählt werden joll, um den Zuftand der Gold- und Silbermünzen der Vereini, ten Staa- ten in Untersuchung zu ziehen und zut erwägen, ob es angeme n seh, fremde Silbermünzen bei der Abzahlung veu Schulden gel- ten zu lassen. s L

In der Sizung des Hauses der Repräsentanten vom 15. Dezember wurde unter Anderem beschlo}sen, daß ein de'on- derer Ausschuß die Fcage untersuchen sclle, ob es zwi: áß/g seh, in den südlichen goldreichen Gegenden der VBeremigten Staaten Probierháuser zu: errichten. i

Die republikanise National-Versammlung zu Baltimore beschloß in ihrer Sißung vom 15. Dezember, daß es den jun- gen national - republifanisch gesinuten Mänuern empfoh en wer- den solle, in den erstea Tagen des Mai in der Stadt Washinaton eine Versammlung zu halten, und empfing sodann von Herrn F. Sergeant die Antwort, däß er seine Ecuennung zum Kan- didaten für die Vice-Präsidentur annehme. :

Die Sterblic{keit in Néw-Y3f ift jeut sehr beträchtlich, und

“man schreibt dies der herrshenden Jufluenza zu, die zwar an si{

nicht eben gefährlich ist, aber doch auf Personen vcn berei:s ge- s{wächter Körper: Constitution tödtlich wirkt und in sehc viele andere den Keim zuc Adjehrung legt. Auch die Kuhbpecken rich- ten hier und in der Umgegend große Verwüstungen an,

Der Courrier des Etats Unis beme:kt in Bezug auf die Kanal- Schuld des Staats New-York: „Diese Schud, so undedentend fle auch verbältnißmäßig erscheint, lafiet doch sehr {wer auf den Unternehmungen, und weun auch jept die Ka- nal:Einfkümfte von Fahr zu Jahr fleizen, fo is do leicht vor- auszusehen, daß verschziedene und zahlreite Umstände cine Ver: mindectung deiselben herbeiführen können. Die Unterha!tnngs-

j foften werden niemals geringer seyn, während die Zölle in Foige

der Konkurrenz heruntergehen fönnen und müssen. Wie dem avch seh, die Kammern haben in Betrecht zu ziehen, ob es an- gemessen ift, Privilegien für den Bau neuer Straßen zut dewilli- gen, und wenn sie diese Frage bejahend entscheiden, so díícfcn sie durchaus nichts genehmigen, wodirrch das Einkommen der Kancle vermindert oder die Tilgung der Schuid verzögert werden könnte,‘

Der offizielle Glode beschuidigt die Gouverneure von Süd- Karolina und Virginien, daß sie Mißvergnügen unter der Be-

; vö!ferung ihrer Staaten zu erregen suchten, um eiuem besonde-

ren Jndividuum, an das sie ihr Jutercsse gekettet hätten, zuc Präsidentschaft Zugang zu verschaffen.

In hiesiger Stadt hat sich ein Philhellenen- Verein gebildet, dessen Zweck es ift, die Erziehung in Athen zu befördern. Ja seiner Aufforderung an die Bewohner von New: York, an dieies Unternehmen s\{ anzusch{ließen, heißt es unter Auderem: „Eine auffeimende Generation in Griechenland, welche so eben con Druck und Sklaverei si erhebt, welche die herrlihsten Anlagen besiyt, aber selbft der Vortheile des Elementar- Unterrichtes ent- dehrt, ein Land, das für uns das größte Fntzresse darbietet, wir mögen es nun als Chrifien, Gelehrie, Staatsmänner oder Kauf- leute betrachten, gewährt uns hinreihende Gelegenheit, un- sere wohlwollenden Gesinnungen durch die That an den Tag zu legen. Wir sind ihm nie anders den1 als Wohlthä- ter erschienen, und als solche richtet es seine Blicke auf uns, Es nennt mit Begeisterung den Namen Anmierika. Ein fürzlich von Athen zurückgekehrter Amerikaner, der Grie- chenland in der Absicht besuchte, sich persönlich von dessen Lage und Bedürfnissen zu unterrichten, wird uns scine Pläne ent- wiceln und Vorschläge thun, die slch als höchst ¡weckmáßig er- weisen werden. Der jeßige Zeitpunkt ist besonders hierzu gecig- net, und es liegt jeßt an uns, jenen interessanten Voike dur das heilsame Mittel, des Unterriczts eine mit der unsrigen übec- cinflimmende National : Gesinnung unverti!gbar einzuprägen, das: selbe zu rechter Zeit in den Stand zu seyen, daß es ähnliche Institutionen bei sh einführen könne, und auf diese Weise das Berhältniß gegenseitigen Wohlwollens, guten Vernehmens und inniger National - Freundschast zwishen uns und den Griechen so fest zu begründen, als der Leßteren Ruhm unsterblich ist,“

Inland.

Berlin, 6. März. Jn der gestrigen Sizung des Vereins für Gewerbfleiß wurde vorgetragen: Ein Bericht der Abtheilung für Physik und Chemie úber einen vom Hrn. Dre. Witting in Höxter dein Vereine mitgetheilten UAufsas, das Meteor: , Fuß: u d Quellwasser betreffend. Ein Gutachteu d. s Hosuae:s Hern Professor Wach über die Anwendung der verschiedenen N1arcen des chromsauren Bleies zur Oelmalerei. Eine Mitiheiiung des Herrn Professor Dr. Lehmus über obershläcßti,e Wasseriäder mit beweglichen Trözen. VBemezfungen tver ten vou Herru Sehlmacher ersundeuen Wollwas&-Appa: at. Desgicichin über die Fabrication von Stabeisen auf dem Eisenhammerwerke in Martinique, von Herrn Hofsattler Neer. Eine vou Sr. Excellen ; dem Hrn. Miniflerdes Jnnern gemachte Mittheilung : die Zune stellung der im vorigeu Jahre !n sämmtlichen Hasen des P eufischen Staats ein: und anégegangenen Scesch fe, Eine Müith- iung des Präsidenten Herrn Nother lber die Woll: Productien in deu Englischen Kolonieen in Anñralien, Eine Mittheilung des Herrn Kaufmann Jßinger tiber Woll: Reinigung, unte: Vo-lezunz ver- schiedener Serten Algier- Wolle. Eine Mittheilung Se. Du ch: laucht des Herrn Fürsten zu Salm: Horstnmar über eine neur Kret Koppel-Stampfer bei Knochen=Stanpfmüh!en. Ene darch Zrith- nungen erläuterte, von Her:n Kommunai-WBaumeister Ul ch in Scbleiden mitgetheilte Beschreibung eines Kra nes zur Be: schickung des Hochofens in Gangfurth. Hieranf hie!t Her: H :npi- mann Dr. Meyer einen Vortrag über das Austrocknen der Nux- hölzer, Herr Oder-Becgrath Kcigar, über angestellte Versuche, Gefáße von Gußeisen, von Zink und JZinköleh, auch eiserue Drahtgewebe zu verzinnen, uuter Vorlegung vetschied ner Pro: ben, und Herr Major Blesson über Oefen : Einrichtu 1g zur Vernieidung der Kohlendämpfe im Zimmer. Für die Sam: lung gingen ein: die zweite Section der Odcrbruchs: Karte vom Herrn Bau: Ko!nmisslonsrath Koppin in Küstrin und von Herrn Hauptmann Dr. Meyer eiue gedruckte Abhandlung lber die F. uer: Lösch : Austalten in Paris und Mailand. Vo gezeigt wu deu : verschiedene Eisenguß: Waaren aus der Fabrik des Herrn Deva- ranne und eine vom Kupfershm!dt Herrn Paalzow, edemaligem Zöglinge des Königl, Gewerbe: Fustituts, auzefertigte sogena: nte teolos:Spriye nah Repsold in Hamburg.

Dem Liegniger Amtsblatte zufolge, betrugen die im Laufe des verflossenen Jahres 1831 zu kirlichen Stiftungen ausgeseßten Vermächtnisse und Schenkungen 6442 Rthlr. 12 Sar. 6 Pf, nämlich für evangelishe Kirchen 5112 Nthlr. 12 Sgr. 2 Pf, und für katholische Kirchen 1330 Rthir, Außerdem hat sich die Theilnahme der Einsa}n an den kir&lichen VB-ranfta!-

tungen uad die danfbace Ben: 1g derselben für die eigene Ec-