1832 / 93 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E R At R L L E E E E A

Li I, Erg

“Gefühl des

litten hätten, zu unterstüßen gedenke. Herr Burge tadelte das Verfahren der Minister, die mit Bezug auf die Kolonieen sich beeilt Hätten, alle schlechte Theorieen, die sie früher als Meitglie-

_der der Opposition aufgestellt, in Ausführung zu bringen. Lord Goderich e das Vertrauen, das er sich in andéren Ver-

wastungs-Zweigen erworben, als Kolonial -Minister * durch- aus - nicht gerechtfertigt. Aus seinen Depeschen ließe sich nachweisen, daß er den- eigentlichen Zustand und die Bedürfnisse der Kolonicen gar nicht kenne. Die Regierung sey_ es, die durch ihre vorspiegelnden Maßregeln den Aufstand der Neger in Ja- maifa mittelbar veranlaßt habe, und doch der Folgen ungeach- tet und wiewohl sie Kriegsschiffe und Truppen zur Unterdrük- fung der Jnsurrection abgesandt beharre sie bei diesen Maß- regeln. Die Anleihe, welche die Regierung zu Gunsten der Piianzer von. Jamaika jet machen wolle, werde denselben nur von geringem Nuten seyn, wenn sie nicht auch ihre ganze Po- lirié mit Bezug auf dieselben ändere; dies allein wür- de das Vertrauen wiederherstellen und die Kolonisten bé- vegen können, ihre Pflanzungen wieder anzubauen. Wie in Jamaika, herrsche auch auf allen übrigen Westindischen Besißungen großes Mißvergnügen unter den Negern, wie- wohl daselbe dort noch nicht zum Ausbruche gekommen sey. In mehreren Kolonieen habe das Cirkulare dér Regierung schon die Wirkung gehabt, daß die Sklaven ihren Herren nicht mehr ge- horchen wollten. Eine weise Verwaltung hätte, statt die Koloni- sren noch abwendiger vom Mutterlande zu machen, dieselben durch zweckmäßige Zugeständnisse zu gewinnen gesucht. Aber der Bunsch der Kolonieen, mit Großbritanien, an welches sie durch natúrlîche und eigennüßige Bande gefesselt seyen, vereinigt zu bleiben, werde durch dje verkehrtesten Maßregeln geschwächt, und den versteckten Absichten der Vereinigten Staaten, die jene Ko- lonieen gern für sich gewinnen möchten, werde dadurch immer mehr Vorschub geleistet. Lord Howik “recht- fertigte das Verfahren der Regierung gegen die eben vernommenen Anschuldigungen, indem er bemerkte, daß, wenn die Regierung in den Kolonieen der Krone das Sflaventhum, wenn auch noch nicht ganz abgeschafft, doch bedeutend gemildert habe, sie damic nur Versprechungen erfüllte, die bereits früher ertheilt worden, und eine ‘Politik befolgte, zu der bereits Hr. Canning den, Weg gezeigt habe. Dem Beispiele der Regierung seyen doch die nicht der Krone gehörenden Kolonieen nicht gefolgt, viel- mehr habe die gescßgebende Versammlung in Jamaika alle ver- núünftige Ansprüche dieser Art namentlich auch den, daß die weiblichen Sklaven nicht mehr öffentlich ausgepeitscht werden sollrten förmlich abgelehnt. Konnte es die Regierung also bei diesem Zustande bewenden lassen ? Unmöglich! Denn wenn «sie es selbst gewollt, so würde es das ‘menschliche Englischen Volkes nicht zugegeben haben. Seit dem Jahre 1823 habe die Regierung «Ermahnungen näch Samnaika ergehen lassen, um die Kolonial - Legislatur zu be- wegen, den Resolutionen des Britischen Parlamentes zufolge, Etwas für die Sklaven -Bevölkerung zu thun; aber vergebens! Die- verschiedenen Kolonial -Secretaire, die, wiewohl entgegenge- sezten Parteien angehdrend, doch in diesem Betrachte überein- stimmten wie z. B. Herr Huskisson und Sir Geo. Zeurray hätten doch nichts durchzuseßzen vermocht. -Da habe es denn die gegenwärtige Verwaltung endlich für ihre Pflicht geaen, ihre Ansicht auf das “Béestimmteste .auszu- sprehen. Außerdem, daß sie eine Resolution, die im vorigen Jahre im Unterhause gemacht worden, unterstüßt habe, hatte sie auch einen Rathsbefehl in diesem Sinne erlassen, und dieser mache den Gegenstand der jeßigen Beschwerde aus. Der Redner suchte demnächst nachzuweisen, daß alles das, was die jeßige Regierung gethan, hon von Hrn. Canning beabsich- tigt worden sey, und bewirkte es durch die von ihm aufgestellten Argumente, in den ihn Hr. Buxpton unterstüßte, daß die Op- posicion für heute zum Schweigen gebracht wurde. Hr. Hume überreichte eine Bittschrift aus Liverpool, in der mit dem Be- merken, daß der leshin anbefohlene Festtag den arbeitenden Klas- sen großen Schaden zugefügt habe, die Bitte ausgesprochen wurde, daß man doch in Zukunft die Landes-Jndustrie nicht mehr durch Fasten beeinträchtigen möge. Das Haus vertagte sich um 2 Uhr Morgens.

London, 24. März. sich jest täglich in der Umgegend von

Dex Herzes von Cumberland macht Few Bewegung in freier Luft, größtentheils zu Pferde. Mit“der Gesundheit-der Hev-

¿ogin von Gloucester geht es besser; gestern empfing sie den Besuch der Prinzessin Auguste.

Vor einigen Tagen wurde in Car Green in der Grafschaft Cornwall eine Versammlung von Landbesißzern und Eigenthü- inern gehalten, um eine Bittschrift gegen das Zehnten/System u verathen. Dies war in England die erste Versammlung ieser Art.

Die An cinem an die Times gerichteten Schreiben werden cinige Auszúge aus dem Reglement des Oberhauses gegeben, um darzuthun daß das Verhältniß des Unterhauses zum “Ober- hause in mehrfacher Beziehung demüthigend für ersteres und den jebigen Zeiten und Ansichten nicht angemessen sey. Es heißt in s Schreiben unter Anderem: ¡¡Durxch die 7te Bestimmung wird festgeseßt, daß, wenn nach Erlaß. des Zusammetiberufungs- Schreibens das Parlament neuerdings prorogirt werden soll, dies durch ein Ausschreiben geschieht, welches an beide Häuser ge- richtet wird; in diesem Falle werden- die Mitglieder des Unter- 6guses in das Oberhaus berufen und müssen unbedeckten Hauptes vor der Barre stehen; aber nicht frúher, bis sámmt- siche Lords versammelt sind, welche sikend Und mit bedeck- tem Haupte der Rede mit anhören, worin der Lordkanzler ihnen den Grund ihrer Zusammenkunft anzeigt; dies thuter unbedeckt. Damit aber die Mitglieder des Unterhauses diese Höflichkeit nicht etwa auf sich beziehen, heißt es in der Bestimmung wei- ter: „weil er eben sowohl zu den Lords, als zu den Gemeinen spricht.//// Diese Bestimmung - ist vom 9. Juni 1660 datirt,

also unmittelbar nah der Restauration, und bildet einen seltsa- -

men Kontrast mit dem einige Jahre vorher stattgehabten Be- nehmen der Gemeinen gegen die Lords. -Die Bestimmungen in Bezug auf die Konferenzen mit den Mitgliedern des Uñterhau- ses geben denseben verachtenden Geist in einer noch beleidigende- ren Sprache ju erkennen. Nachdem darin gesagt ist: ¿,,,„Wir sen- den an das Unterhaus niemals einige unserer Mitglieder ab, da- gegen sendet das Unterhaus uns nur immer seine Mitglieder‘, heißt es in der 39. Bestimmung weiter: -,/,,Der Plaß un- erer Versammlung mit dem Vnterda rie wird in der. Re- gel der gemalte Saal seyn, wo - die Gemeinen sich einfinden, che wir kommen, und abwarten, bis Wir uns einzu- finden geruhen. Wir seßen uns daselbst mit- bedecktem Haupte; die Mitglieder des Unterhauses aber dürfen sich in kei- nem Ausschusse oder Konferenz in.unserer Gegenwart we- der seßen, noch sih-bedeckenz; es wird höchstens kränklichen oder \{chwächlihen Personen aus Nachsicht gestattet, in ei-

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nem Winkel, unseren Blicken entzogen, sich zu seßen, aber nie sich zu bedecken. /‘“/ Es darf hierbei nicht unbeachtet bleiben, daß, als diese Bestimmung erlassen wurde, es allgemein Sitte war, in der Kirche und in anderen dffentlichen Versammlungen das Haupt bedeckt zu behalten; die Anordnung war also doppelt fränkend und demüthigend. Wir sind überzeugt, daß der mächtige und“ aufgeklärte Geist des jeßigen Lord - Kanzlers die Nothwendigkeit einsehen wird, einen Ausschuß zu ernennen, um das Reglement des Oberhauses zu revidiren; denn es muß ihm einleuchten, wie wenig die meisten jener Bestimmungen dar- auf berechnet sind, die öffentliche Achtung für den Stand, dessen Mitglied er is, zu -vergrößern. Herr Moore und sein Verleger, Herr Murray, wissen es vielleicht gar nicht daß sie sich durch das Drucken der Denkwürdigkeiten des Lord Byron einen Besuch in Newgate ausgeseßt haben. Damit sie Und Andere künftig mit besserer Konntniß der Um- stánde handeln“ können, so führen wir noch eine Bestimmung votn 31. Jan. 1721 an: ,,,, Da es sich begeben hat, daß die Werke, das Leben und der lelzte Wille ‘verschiedener Lords die- ses Hauses häufig mangelhaft gedrueckt und nah ihrem Tode öf- sentlich bekannt gemacht worden sind, ohne die Aufficht und Cin- willigung der Erben, Testamentsvollstrecker oder Administratoren folcher Lords, so wird hierdurch, mit den im Parlament versam- melten geistlichen und weltlichen Lords, beschlossen und erklärt, daß, wenn irgend Jemand, nah dem Tode eines Lords dieses Hauses, sich anmaßt, seine Werke oder einen Theil derselben, die bei seinen Lebzeiten nicht publizirt worden find, im Druck erscheinen zu lassen, ohne daß die Erben, Testamentsvollstrecker oder Administratoren die Einwilligung dazu ertheilt haben, sol- ches als eine Verlegung der Privilegien dieses Hauses angese- hen werden soll. // //

Der Courier versichert, auf glaubwürdige Weise davon unterrichtet zu seyn, daß Dom Miguel von Seiten Spaniens Beistand erhalten werde, wiewohl das Spanische Ministerium das Gegentheil versichere; die Spanischen Truppen-Befehlshaber soller in dieser Hinsicht geheime Jnstructionen erhalten haben, und man hege die Absicht, falls nah vollbrachter That andere Regierungen dagegen Einsprüche erheben sollten, den Generalen einen dentlichen Verweis und eine scheinbare Strafe zu erthei- len, während sie hinterher belohnt werden würden. Das ge- nannte Blatt fordert dárum auch die Englische und die Fran- zösische Regierung auf, der beabsichtigten Spanischen Jnterven- tion, che és zu spät sey, durch zeitige Maßregeln vorzubeugen.

Heute sind- hier Zeitungen aus Jamaika bis zum 2ten v. M. eingegangen. Den leßten amtlichen Nachrichten aus dem

auptquartier Sir Willoughby Cotton’s zufolge, waren die

flaven allenthalben geneigt zu ihrer Pflicht zurückzukehren. Aber dieselbe Zeitung, welche so günstige Berichte mittheilt, ent- hält auch ein Schreiben aus Montego-Bay vom 24. Jan, in welchem gesagt wird, daß die Sachen -nicht so befriedigend stän- den, wie sie durch die Kingstonet Presse dargestellt würden. Drei der Haupt-Rädelsführer, Namens Dehaney, Wellington und Wilberforce, sind gefangen genommen worden. Hr. Watts, der aus Carthagena verwiesene Britische Konsul, ist auf seiner Reise nah England in Jamaika angekomméèên.

In Trinidat soll ebenfalls ein Sklaven Aufruhr ausge- hrochen seyn. , g

Die neuesten New-Yorker Zeitungen sprechen von ei- ner beabsichtigten Ver ammlung junger Damen jener Stadt, die den Zweck haben, einen Plan zu entwerfen, um die Moralität und die Sitten der jungen Leute zu verbessern. Die Damen sollen, wie man sagt, beabsichtigen, keinen jungen Man in ihre Gesellschaft zuzulassen, der durch Trinken, Spielen und sonsti- gen üblen Lebenswandel sich und seiner Familie Schande macht und den Grund zu seinem künftigen Verderben legt.

Die neunte jährliche Ausstellung der Gesellschaft Britischer Künstler war gestern für die Mitglieder gedffnet und wird in einigen Tagen dem Publikuni ofen stehen. Es sollen sich die- sesmal besonders schône Landschaften von Roberts, Linton, Watts und Noble darunter befinden.

Mt ed erlan d e

Aus dem Haag, 27. März. Aus Herzogenbuscch wird unterm vorgestrigen Tage gemeldet: „Nachdem vorgestern Nacht ein Courier an den Prínzen von Oranien aus dem Haag hier angekommen war, hat Se. K. H. si veranlaßt gesehen, die Reise nach der Hauptstadt noch auszuseßen. Der General Con- stant de Rebecque ist ebenfalls nah dem Hauptquartiere zurück- gekehrt. Die Armee befindet sich in ihren alten Positionen, stets bereit, um, wenn es nöthig ist, mit der größten Eile in's Feld zu rüen.//

An der Amsterdamer Börse wurden heute für Englische Rechiung sehr viele Fonds gekauft, weshalb die Course gestie- gen sind; für inländische Rechnung fanden jedoch ansehnliche

erkäufe statt. 5

Brússel, 26. März. Durch eine Königliche Verordnung vom 22sten d. is in Antwerpen, in Folge des Belagerungszu- standes, ein beständiges Feld - Kriegsgericht niedergeseßt und der Oberst Buzen mit Zusammensetzung déssélben beauftragt worden.

Die Regierung hat strenge Maßregeln angeordnet, um die Douanenlinie in Mastricht wirksam zu machen.

Die Offiziere der Garnifon von Antwerpen haben - eine Subscription eröffnet, um dem vormaligen Kriegs - Minister, Herrn Chs. von Brouckère, ein Geschenk als Zeichen der Dank- barkeit für die Dienste, welche er der Armee geleistet hat, zu überreichen.

Gestern fand in Lüttich die erste Vorstellung der Meyer- beer'shen Oper Robert le Diable statt. Alle Zeitungen sind mit Berichten über diese Vorstellung angefüllt, und alle stimmen darin überein, daß man sich keines ähnlichen Erfolges einer Oper zu erinnern weiß. Um 2 Uhr Nachmittags drängte sich das Publikum schon vor den Thüren des Schauspielhauses, welche erst um 6 Uhr eröffnet wurden. Der Beifall war uner- meßlich, und es scheint, daß dieses Werk dazu bestimmt ist, den durch die Ereignisse der Zeit in Belgien fast erstorbenen Sinn fár die Kunst neu zu erwecken und zu beleben.

D àanemar t

Kopenhagen, 24. März. Seit einigen Tagen haben wir hier das vollkommenste Frühlingswetter; die Luft ist warm, und auf dem Lande fangen einzelne Bäume an a sclagen, Auch be- ginnt die Schifffahrt, welche freilich den Winter hindurch nicht ganz unterbrochen gewesen ist, lebendiger zu werden.

Im Jahre 1831: sind im Königreih Dänemark kopulirt 9785 Paar, geboren 37,621, gestorben 38,519; ‘also 898 mehr gestorben, als geboren. :

Aus dem Fort Christiansburg an der Küste-Guinea's sind traurige Nachrichten über die diesjährige Sterblichkeit auf jener

Küste eingelaufen. :

Tih, ob wegen

D ewt Mchlan d.

Frankfurt a. M., 28. März. Se. Hoh. der Kurp Mitregent von Hessen sind hier angekommen.

In der Mainzer Zeitung wurde vor kurzem zu Subs, tionen und Beiträgen, - Behufs eines dem Erfinder der Y druckerkunst im Jahre 1836 bei der 400jährigen Jubelfeier s, Erfindutnig zu seßenden Denkmals, eingeladén. Nach einem tikel des hiesigen Journals wird dagegen von den Mitglie) einer hiesigen Buchdruckerei in Vorschlag gebracht, durch § träge einen Fonds zu bilden, dessen Zinsen zur Errichtung. typographischen Instituts in Mainz, unter dem Namen Gu berg, dienen .sollen. Dieses Jnstitut soll eine Muster - Anj

‘und gewissermaßen eine Buchdrucker - Akadernie seyn. Unsere Stadt wird in kurzer Zeit eine neue, sehr N -

tige Anstalt ins Leben treten schen. Ein Verein achtungsy ther Bürger, unterstúßt von dem alles Gute fördernden Fig verein, hat, in besonderer Berücksichtigung, wie großen Eins die ersten jugendlichen Eindrücke auf das sittliche Leben y Menschen äußern, sich entschlossen, für solche kleine Kin) deren Eltern durch ihren Erwerb verhindert werden, dens die nôthige Aufsicht angedeihen- zu lassen, und deren zartez tor ihnen den Schulbesuch noch nicht möglich macht, eine y sichts-Anskalt (wie deren schon in mehreren Städten Dei lands bestehen) zu gründen.

Karlsruhe, 27. März. Vorgestern Vormittags geru Se. Königl. Hoheit der Großherzog, den Staats -' und: g nets - Minister Freiherrn von Berstett mit einem Besuch bechren, um demselben die in Brillanten gefaßten Jnsizy Höchstihres Haus-Ordens der Treue_ und des Zöhringer Ly Hôöchsteigenhändig zu übergeben und demselben dabei die ehy Änerkennung seiner dem Großherzoglichen Hause und dem Sty geleisteten Dienste auszudrücken.

Æ der heutigen Karlsruher Zeitung- liest man F gendes:

¿Wenn die freie Presse Seegen bringen soll, #9 muß sie i Schranken des Le, sich bewegen und jeder Schritt M muß nach dem Geseße bemessen seyn. Die Geseßlichkeit ist der( stern, nach welchem Alle blicken müssen, wenn sie nicht auf dey wegten Ocean der Zeiten untergehen sollen. So hat denn de Freiburg erscheinende Freifinnige mit Recht in sciner Nr. B Geschlichkeit für sih in Anspruch genommen, und wir haben, y die Frage im allgemeinen Fnteresse liegt, es uns zur Aufgabe macht, ste nah unserer Ueberzeugung zu lösen. Die Frage ift t : reßvergehen, die gegen den Deutschen Bund (f gegen Deutsche Bundes -Staaten begangen werden , die Besch A im dffentlichen Fnteresse und von Amts wegen gesch

nne: j

Ein Postulat müssen wir voranbringen, welches, wenn es des! weises bedúrfte, woir auch ju beweisen bereit sind. Das Großhet thum, als Deutscher Bundesstaat, ist an. die Bundesgesete gd den, welche im Wege der Verfassung des Deutscheit Bunde Stande gekommen if. - Es besteht also eine Bundeögesebgebung y ben der Gesebgebung des Landes. Dies ist zwar eine Anoml sie ist aber allen Föderationen gemein und trifft den Bund || Schweizer und der Nord-Amerikanischen Freistaaten, wie den Du schen Bund. Sie is gußerdem in den §5. 2 und 13 der Badi schen Verfassung sanctionirt. Jedes neue Landesgeseß is dh #0 ju verstehen, daß es ‘mit den Bundesgeseßen, welche besfehen u einseitig nicht aufgehoben werden können, zusammen befhe, m anderen Worten, das Bundesgeseß bildet so lange die Ausnahme Y dem Landesgeseße, bis es selbs auf dem hbunde®verfassungin

, figen Wege 8 bestehen aufhört. Diese Grundsäße sind,

weit wir die Verhandlungen des Landtags kennen, von der N rung feierlich und standhaft ausgesprochen worden, und went (1 das Gegentheil hier und da behauptet worden ist, so hat es nitz die Sanction der Regierung erhalten und konnte sie nicht erhalte Alles Weitere is reine Folgerung aus der Landesgeseß gebung. Al Obersaßz stellen wir den §.34 Nr. 2 des Prefigeseßes voran, wonadh Druckschrift von der Poltzei-Behbrde mit Beschlag belegt werden f wenn der Fnhalt ein solches Verbrechen oder Vergehen begrüt welches im dfentlichen Fnteresse von Amts wegen verfolgt wi kann. Jt der Anwendung muß man sich an den leßt bezeich Fall halten. Da zeigt es sih nun, daß nach §. 43 des Preßgsl „die Staats-Anwalte die Preßverbrechen und Preßyergehet | Amts wegen verfolgen.// Dieser Sab is als Regel ausgesp0 und begreift E alle Fâlle in sich, welche durch El geseße verboten sind, z. B. Aufruhrstiftung, Anreizung zur Pi achtung der Geseße, zur Widerseßlichkeit u. s. w. Als Ausl sind nur jene Fälle bezeichnet, „wo nach dem Geseße über El kränkungen und Verleumdungen nur guf die Klage des Beleidi eingeschritten werden darf.//, Gemäß dieser Rückweisung nehm! dasbezeichnete Geseß zur Hand und finden dort im §.12die Bestim

,Ehrenkränkungen und Verleumdungen werden nur auf die d

des Beleidigten, oder devjenigen, die statt seiner zu klagen het

tigt sind- besiraft‘/; / und im Einklange damit steht es, daß nach §. 43 des Prefgel der Staats-Anwalt bei Beleidigungen gegen auswärtige Rg und Regierungen die Klage auf Beschwerde der auswärllge® gierung erhebt. Soll nun aber diese Bestimmung mit de) stehenden Bündes - Gesehe von 1819 §. 4 vereinbar seyn, s 10 maticherlei Betrachtungen stattfinden: ]

1) Daß nach_§. 4 des Bundesbeschlusses ieder Bundesstal die unter seinex Oberaufsicht erscheinenden Druckschriften det s

wortlich exklärt ist; 2) daß diese Verantwortlichkeit nit l bloß mittelbares, sondern ein unmittelbares Fnteresst Y Bundes fstägtes begründet; —3) daß, wer für cineBeTeidigungyt! wortlich ist, dieselbe abzuwendenund zu unterdr Ú ck en vetis ist; 4) daß er als der Vertreter des Beleidigten geseßlich d und darum unter diejenigen zu zählen ist, welche statt de leidigten zu klagen berechtigt sind; 5) daß die im §. Preßgésehes bezeichnete Ausnahme so larige eine Beschränkun (di als jene besondere Verantwortlichkcit fortbesteht, im Ut! aber 6) in Beziehung auf andere Staaten, die nicht dem Deut Bunde angehdren, auch jeßt schon ihre Anwendung findet. „| Der einfache Schluß aus diesen Vordersäßen isl daft dié n zei alsdann Beschlag nehmen kann, wenn gegen den Bund einen Bundesstaat irgend ein Verbrechen oder Vers chet bf] wird, selbs nicht mit Ausnahme der geseßlich strafbaren Ehre! fungen und Verleumdungen. Dieser Schluß is o wen künstelt, daß vielmehr das Gegentheil einen offenbaren Widets!! mit der Q Be er e uns bilden würde. Es würde #0 lu Der Badische Bundessiaat is nicht verantwortlich für dic d kränfungen und Verleumdungen anderer Bundesstgaten d

geschehen lassen, daß jede Ehrenkränkung und Verleumdung

weni ev nur auf erhobene Klage vor seinen Gerichten Recht v Zugleich aber find wir zu der Ansicht gelangt , daß ‘die vorlid Ministerial - Erläuterung vom 29. Februar 1832 als eint Li firuction keinesweges den Sinn und die Wirkung einer auten Gescyes-Auslegung haben soll und kann und dgß dit i in der freien Beurtheilung jedes einzelnen Falles in allen ! materiellen und formellen Beziehungen auf keine Weise ge sind. Von ihnen erwartet jeder Unbefangene die richtig! F, dung der Geseße und auf diesem Wege den Sieg del tate ; Leipzig, 30. März. Die hiesige Zeitung meld, Dresden den 25sten März: „So eben is der Dru Geseges über die Abldsung der Frohnen und Dienstb

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mittelbar Beleidigten und der Gesammtheit des Bundes vet! d

e bloß Min

über Gemeinheitstheilungen und Begründung einer L n T

é vollendet worden und wird in den nächsten Tagen an die E ieden versendet werden. Mit Ungeduld wurde dieses Gese artet, was die gesammten Grund-Besiß- Verhältnisse des des anders und besser gestalten wird, als dies zeither der

war. Das Geseß ist von hoher Wichtigkeit, da es

Eigenthum“ von seinen zeitherigen Beschränkungen be- q und die oft widerstreitenden Jnteressen der Berechtig- und Verpflichteten gegen einander ausgleichen soll. Bei Bearbeitung wurde die bereits vorhandene Gese6gebung an- r Länder, namentlich die Preußische und Weimarifche, sorgfäl- venußzt, den eigenthümlichen Verhältnissen des Landes angepaßt die endliche Redaction auf die Erörterungen des letzten Land- gegründet. Recht und Billigkeit ist úberall gewissenhaft ge- einander abgewogen worden, und ist es auch nicht denkbar, cin so viele Privat-Gerechtsame berührendes Geseß alle Er- tungen zu erfüllen vermag, so läßt sich doch mit Zuversicht (n, daß dadurch allen billigen Ansprüchen Genüge geleistet den wird, um so mehr, als es feine gewagte Behauptung ist, durch dieses Geseß der Staat, der Verechtigte und der yslichtete gleichzeitig gewinnen werden.“

Aalen

Fn einem (von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten) reiben aus Rom vom 17. d. heißt es: „Der General Cu- es fährt fort, den Papst durch Worte und Schrift zu ehren, : aber dabei, was er, und nicht, was jener will. Am 7. der General einen Kontrakt ab mit einem Liefe- ien, Namens Benedetto Costantini, nach welchem dieser die Bedúrfnisse der Französischen Truppen in Ankona und 6 ues um Ankona Sorgen tragen soll; ja es ward stipulirt, diese Versorgung sich später auf Sinigaglia, Jesi, Osimo, (o, Recanati und die umliegenden Dörfer erstrecken könnte ! Arbeiten an der Festung werden fortgeseßt, und wenn diese h am Ende dem Papste selbst nüßlich werden können, so muß doch gestehen, daß die Befestigung ohne seine Erleubniß ge- ht, und nun soll er auch noch obendrein die Kosten bezah- Man muß schweigen, denn alle Reflexion wird unnÚß, wo barer Widerspruch herrscht. Viel Wesens wird Über die neue ¡chiffung von 450 Franzosen gemacht, welche am 11. nebst eini- Feldstúcfen auf der Gabarre „die Rhone// aus Portovecchio in \ía ankamen. Dies ist aber unter den obwaltenden Umstän- (ine unbedeutende Sache, da diese Truppen zu den früher jfommenen gehören. Es waren nämlich drei Bataillone zu Expedition bestimmt worden; zwei kamen an; die eine Hälste dritten befand sich auf der Fregatte „die Karavane“/, welche, (h einen Windstoß genöthigt, wieder in Toulon einlaufen mußte,

andere Hälfte wartete ihrer auf der „Rhone“ in Portovecchio ;

Dampfschi, welches der Expedition beigegeben war, begab sich Befehl des Generals Cubières nach Portovecchio , um die hone‘/ nach Ankona zu spediren, welche demzufolge absegelte und Ankona erreicht hat, um selbst dort die „Karavane“/ zu erwar- - Nach einem l4tägigen vergeblichen Harren ging das Dampf- f nah Civitavecchia, um Befehle vom Französischen Bot- ser in Rom zu holen. [1 seine Depeschen und ging sogleich wieder nach Toulon ab. (d sind also die Französischen Truppen in Korsika, welche in Phantasie der hiesigen 'Fürchtlinge zu so vielen schrecklichen jen bestimmt waren. Was aus der „„Karavane“‘/ geworden ist, j man hier nicht; aber käme auch mit dieser Fregatte noch die i Hälfte des dritten Bataillons nah Ankona, so wäre das n Veränderung der Umstände. Jn Umbrien dauern die jeschütterungen fort. Das Elend dort soll über alle Beschrei- [y groß seyn. Jn Neapel erwartet man stündlich einen gro- Ausbruch des Vesuvs. Der junge Herzog von Baiern mit e Königl. Gemahlin begäb sich - vor mehreren Tagen nach izenannter Hauptstadt, und der Kronprinz von Baiern wird (r Tante heute dahin nachfolgen.‘

Dasselbe Blatt enthält auch folgende Korrespondenz-

richten: „DKimini, 20. März. Die Ereignisse von An- i schienen lange auf die Stellung des kleinen Oesterreichischen þpencorps in den Legationen nicht den geringsten Einfluß zu jen Schon vor einigen Wochen erfuhr man, daß der Rö- he Hof, und namentlich Kardinal Albani in Bologna, das serreichische Truppenkommando dringend aufgefordert habe, 10, Urbino und Fäâno mit Truppen zu beseßen; um diese den Provinzen wegen ihrer Nähe an Ankona gegen eine wahr- tinlihe Occupation der Franzosen zu {hüben und durch die schung von: Fano insbesondere die Straße del Furlo, welche o mit den Legationen verbindet, und den Postenlauf dahin | sihern, Die Verzögerung dieser gebieterisch ‘nothwendigen ijregel nachdem die Franzosen Meister von Ankona waren, st{ nur dadurch rechtfertigen, daß ihre Ausführung höheren ‘sichten untergeordnet ‘werden mußte, und der Umstand, daß serreih nur eine äußerst geringe Truppenzahl zur Aufrechthal- y der Ruhe und Ordnung im Kirchenstaate zurückgelassen ) selbst zu der Zeit, wo die offizielle Nachricht von der dung Französischer Truppen schon seit mehreren Tagen Vesterreichischen Militair-Kommandanten zugekommen war, einen bedeutenden Theil seiner Streitkräfte aus dem Päpst- en Gebiete zurückzog, muß selbst den heftigsten Gegnern sureichs die Ueberzeugung von den uneigennübigen und fried- “aden Gesinnungen des Wiener Hofes aufdringen. Doch M 11. März das Französische Lastschiff „, die Rhone ‘/ neuer- M 900 Mann Infanterie, eine Feldbatterie von 6 Kahonen, V der dazu gehdrigen Mannschaft, ans“ Land seßte’, wodurch 10 der Truppen in Ankona bereits 2000 Mann übersteigt , L ihre häufigen militairischen Uebungs-Märsche und Re- s eungen gegen Sinigaglia und Rimini hin, als die unum- E friegerischen Aeußerungen vieler Französischen Militairs i Bete, ihrer Sendung, die Befestigung von Ankona und ihr gan- gen dem Rômischen Hofe die lebhaftesten Besorgnisse ein- ge aee, und als endlich General Cubières sogar die ganze Lan- in von Ankona auf sechs Meilen im Umkreise militairisch M Vie wollen Anstalt macht und nur mit Ungeduld der An- e ‘Truppen entgegensieht, so würde das Betragen des h “A vischen Kommandanten nicht mehrzu rechtfertigen gewesen V, EOR er nicht auch seinerseits die von der Klugheit gefor- / nateriellen _Vorsichtsmaßregeln ergriffen hätte. Es sind 7 wahrscheinlih in Folge ciner erneuerten Vorstellung des

en Hofes, einige Oesterreichische Compagnieen nach Fano, d die Dep penabtheilungen nach Pejaro und Urbino vorgerücêt, bullevie e ereichischen 4 Bataillone Jnfanterie und 2 Escadrons hu if welche imvorigen Monat das Päpstliche Gebiet verlassen tin h De wieder zurück und werden in Bologna Garnifon e, welch Jem die béidèn Regimenter Giulay und Prinz Hohen- Fatio P zuleßt die Besaßung von Bologna bildeten, gegenwär- ppen Cr Urbino und Rimini besezen. Obwohl diese geringe / e für eine so große Ausdehnung unbedeutend ist, so f ennoh hin, wenn man erwägt, daß die Oesterreichi-

ppen durch ihre musterhafte Mannszucht sich allge-

Es kam verwichene Nacht an, erhielt *|

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meine Zuneigung und Achtung erworben haben und ihr friedli- ches Erscheinen von Niemandem gefürchtet, wohl aber von allen Einwohnern der größeren Städte sehnlichst gewünscht wird , in- dem ihre Gegenwart alle verderbliche Umtriebe und gefährliche Reactionen verhindert und der Zweckck der Oesterreichischen Be- saßung nur öffentliche Sicherheit und geseßliche Ordnung ist. Die Erscheinung der' Französischen Truppen in Ankona wirkt in so weit wohlthätig auf die Legationen, daß wir unserer unruhi- gen und exaltirten Köpfe auf einige Zeit los sind, indem- fast alle, welche bei Revolutionen nichts zu verlieren, aber viel zu ge- winnen hoffen7 nach Ankona wandern.“ ; „Bologna, 21. Mâärz. Die Zahl dex aus der Lombardei anrückenden Öesterreichischen Truppenscheint beträchtlicher, als früher gemeldet worden. Außer den Jnfanterieregimentern Luxem und Esterhazy, von. denen ich Jhnen bereits schrieb, kommt Sonntag ein Regiment Ungarischer Husaren, und heute erwartet man einen Artillerievarf. Auch sind einige Bataillone Kroaten angekündigt, die jeden Augenblick ankommen können. Aus Allem scheint hervor- zugehen, daß das von Feldmarschall-Lieut. v.-Geppert befehligte ganze zweite Armeecorps sich stufenweise nah Ankona hin aufstellen wird, so daß es auf den ersten Wink konzentrirt seyn könnte. Die mit einem ungeheurèn Material versehene Oesterreichische Wasfen- raacht in Jtalien, unter den Befehlen des Generals der Kaval- lerie, Grafen Radebky, beträgt an 85,000 Mann. Zu Ankona erwartet man nach Briefen vom 19. März angeblich noch eine dritte Französische Expedition, von vier Kriegs- und Transport- schissen, aus Toulon. Die Französische Garnison mag gegen- wärtig ungefähr 3000 Mann zählen, dié Einwohner sind mit ihrem Betragen sehr zufrieden; die Soldaten bestreiten ihre Be- dürfnisse aus eigenen Mitteln, ohne dem Lande zur Last zu fallen.“ Nachrichten aus Neapel vom 15. März zufolge, sollte bei dem Erdbeben am. 8. besonders Cantanzaro, eine der Haupt- städte von Kalabrien, schrecklich gelitten haben, Man spricht von 700 Menschen, welche umgekommen seyen. Die genaueren Um- stände fehlen natürlich noch, da die Briefe am folgenden: Mor- gen in der ersten Angst geschrieben worden. Die Stöße er- folgten in der nämlichen Zeit wie in Neapel, nämlich Donnerstag den 8. d. nah 7 Uhr Abends. Von Unter - Kalabrien, so wie von Sicilien, fehlen noch die Nachrichten. Uebrigens ist zu hoffen, daß diese Berichte, im Augenblicke der ersten Bestürzung geschrieben, vielleicht das Unglück noch vergrößert haben.

Spanten

Madrid, 15. März. Der König hat einen sowohl bei

dem hiesigen Konservatorium der Künste und Gewerbe, als in einigen der bedeutendsten Städte einzuführenden Lehrplan ge- nehmigt, durch welchen die Kenntnisse in der Chemie, Physik und Zeichnenkunst in ihrer Anwendung auf die Gewerbe verbrei- tet werden sollen. __ Der Mörder des Gouverneurs von Madrid, P. Palacios, ist von der Militair - Kommission zu Alava verurtheilt worden, geschleift und gehangen zu werden; dieses Urtheil wurde an dem- selben am 9ten d. in der genannten Stadt vollzogen.

Qw

Dn: 1.4-1..0.

Berlin, 1. April. Aus Bonn wird gemeldet: Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich haben geruht, dem Geheimen Rath Dr. Har- leß über: das von ihm verfaßte und Höchstdenenselben übersen- dete Werk über die Indische Cholera durch Allerhöchst Jhren bevollmächtigten Minister und Gesandten am Königl. Preuß. Hofe Jhr besonderes Wohlgefallen ausdrücken zu lassen und dem Verfasser eine große. goldne Ehren - Medaille von hohem Werth, als Merkmal AllerhöchstJhrer Zufriedenheit, zu ver- leihen. Das sehr reichhaltige Verzeichniß der Vorlesungen, welche in dem Sommerhalbjahre 1832 auf der Rheinischen Frie- drich-Wilhelms-Universität werden gehalten werden , ist in diesen Tagen hier ausgegeben worden. Jun demselben sind zwei hun- dert neun und zwanzig Lehrvorträge über Gegenstände aus dem gesammten Gebiete der Wissenschaft und Kunst von vier und siebenzig Professoren und Docenten angekündigt. Der Anfang der Vorlesungen ist auf den 14. Mai festgeseßt. f

Bericht úber den im Februar d. J. erfolgten Aus- bruch des Vesuv. (Aus einem Schreiben des Prof. Fr. Hoffmann.)

_ Schon sogleich nach unserer Ankunft in Neapel war sehr häufig recht sehnsüchtig unser Blik nah dem Gipfel des Vesuv, dieses merkwürdigsten unserer gegenwärtigen Nachbaren, gerich- tet gewesen, und die auffallende schon von hier aus sehr gut sichtbare Veränderung seiner Gestalt, die er seit den leßten 17 Monaten, welche wir in Sizilien verlebten, erfahren hat, zog in hohem Grade unsere Aufinerksamkeit auf sih. Seit dem lebten seiner ansehnlihen Ausbrüche im Jahre 1822 nämlich hatte die- ser Gipfel nicht mehr die stumpf abgestukte Form, wie er sie früher besessen hatte. Von den alten fast auf allen Seiten gleich hohen Kraterrändern war damals nur der nördliche Theil, wel- cher Panta del Palo genannt wird, als eine vorspringende Zacke noch in seiner urspringlichen Höhe von etwa-3690 Fuß úber dem

Meere stehn geblieben, während die andern Theile durch die Ge-

walt jenes Ausbruchs abgesprengt und bis auf reichlich 400 Fuß unter ihrer vormaligen Höhe zerstört worden waren. Jn der Mitte der fast wagerechten Linie, welche seitdem in der Ansicht von Neapel“ her den obern Umriß des Berges von der Bafis der Punta del Palo bis zu dem súdlichen Kraterrande bildete, hatte sich indeß seit dem September v. J., als der Berg wieder zum ersten Male seit 1822 einen Lavastrom, auf der Seite nach Bosca tre Case, herabschickte, eine fegelförmige Hervorragung gebildet, von welcher damals auch, wenn ich nicht irre, die df fentlichen Blätter sprachen. Dieser Kegel, damals noch sehr nie- drig, ist seitdem ununterbrochen gewachjen, und gegenwärtig ist er faum noch. 100 Fuß niedriger als die vorgenannte Puuta. Diese merkwürdige Veränderung, und die mit ihr nothwendig verbundene Umgestaltung von dem Jnnern des Kraters seit dem Jahre 1830 war indeß Alles, was wir für jeßt noch in den obern Theilen des Berges neu beobachten zu können hoffen durf- ten; und mit innigem Bedauern sahen wir sehr häufig den von Neapel sehr gut sichtbaren schwarzen Streifen an dem Abhange des Kegels, der den Lavastrom bezeichiete, mit welchem grade am Weihnachtsabende, als wir auf Stkomboli, wo Gegenwind uns zurückhielt, angefesselt saßen, der Vesuv seine Umgegend so artig beschenkt hatte: denn die Lava war geflossen, ohne den ge- ringsten Schaden anzurichten, und gab daher den Beschauern ein doppelt anziehendes und glänzendes Schauspiel. Gegenwär- tig rauchte der Betg stets sehr stark, und gab am Abende zu- weilen hellleuchtende Steinwúrfe; doch die Aussicht zu neuen Lava-Ergießungen schien verschwunden, als am 21. Februar end- lich xinige Personen unserer Bekanntschaft an dem Gipfel des

Berges das Leuchten von dem Austreten einer neuen Lava be- merkt haben wollten. Wir selbst sahen gar nichts, da der Wind stets den Rauch und die Aschenwolke auf der uns zugekehrten Seite hinabtrieb, und auch noch: am anderen Tage war das An- sehn des Berges S dne ase Doch am Abende des 22sten bemerk- ten wir von Sta. Lucia aus sehr deutlich die neue Ergießung in Form eines schmalen glühenden Goldfadens an der gegen Portici gerichteten Seite des Kegels: herabfließend. “Unsre Freude war groß, daß uns auch die Beobachtung dieses vulkanishen Phänomens zu Theil_werden sollte. Um das Ganze mit aller Muße betrachten zu können, gingen wir am 23ten Vormittags auf dem anmuthi- gen Wege über Portici nach Resina hinaus, wo wir etwa um Mittags-Zeit ankamen. Wir erholten uns dort etwas’, nahmen einen sehr tüchtigen Führer, den Bruder des bekannten Salva- dore Madonna, und wanderten dann munter weiter zu dem etwa 15 Stunden entfernten. Eremiten, dessen kein Reisebeschreiber zu erwähnen vergessen hat. Dieser Weg führt sehr anmuthig durch reiche Weingärten, die zum Theil in den schwarzen naten Sand und-die Lavabanken gepflanzt. sind, úber die Reste des jeßt kaum noch Éenntlichen Lavastromes von 1767, und weiter oben über die Enden der Lavastrôme von 1810 und 1822, von welchen der erstere sich bereits wieder mit Vegetation zu bekleiden anfängt. Das Ansehn von der Rauhheit und Zerrissenheit dieser Strôme, das uns vor 2 Jahren so imponirt hatte, kam uns indeß gegen- wärtig äußerst rge vor, seit wir die gleichnemigen Verhält- nisse am Etna zu beo achten Gelegenheit gefunden hatten. Statt dreißig bis vierzig Fuß hoher Hügel, welche aus wild durchein- andergeschobenen hausgroßen Lavaschollen. gebildet wurden, wie sie dort so zahlreih an der Oberfläche der Strôme von 1669, 1757, 1811, 1819 u. s. w. liegen, Le man hier nur eine un- ordentlich durch einandergeworfene Schutt - Masse von schwarzen Steinplatten und unregelmäßigen- lôchrigen Klumpen, welche sel- ten mehr ‘als Kopf-Größe erreichen mögen. Während wir nie die Mühseeligkeiten vergessen. werden, welche wir einmal beim Uebergange über den Lavastrom von 1819 in- seinem obern Thei- len, im xal del bove. eufahren haben, glaubten wir uns hier faum auf schlimmerm Boden zu befinden , als die Oberfläche ei- nes frisch aufgevissenen Thon-Ackers: darbieten möchte.

Das Haus des Eremiten liegt auf einem sanften Vorsprung am Ende der halbkreisförmigen Umgebung des aálten Vesuv, oder des heute sogenannten monte Summa. Die Lage auf die- sem Hügel sichert es vor den. Lava - Ergießungen des sehr nahen Kegels, denen noch überdies, wenn sie ihre Minas nach dieser Seite hin nehmen, zet tiefeingeschnittne Schluchten , die Fossa grande und Fossa Faraone, stets-als Abzugs-Kanäle zu dienen pflegen. Gegen Abend war eszbereits, als wir hier ankamen; wir trafen eine große Zahl: Gesellschaften , welche hiehergeritten waren, um den Anblick des an der Westseite herabgleitenden Stromes mit dem. Einbrechen der Dunkelheit in ‘seiner ganzen glühenden Schönheit zu bewundern. .Der Strom zeigte sich jeßt unmittelbar an der Südseite in Berührung mit dem leßten vom Dezember 1831, und er. machte schon, gleich diesem, von der Basis des etwa noch 1200 Fuß hohen Kegels aus. eine Wen- dung zur Rechten, gegen Südwest, um -in den obern Theilen der Lavafelder úber den Weingärten von Resina sein Ende zu erreichen. Seine Länge mochte damals nah den Schäßungen der Führer etwa 14 Miglien oder deutsche iertelmeilen betra- gen. - Bei dem Tageslichte gesehn, glich er von fern einem grau- lich weißen Dampsfstreifen, und. von der Bewegung seiner Masse war selbst auch vom Eremiten her gar nichts wahrzunehmen.

Das Wetter war úberaus heiter, etwas kalt, doch fast wind- still; und wir nußten daher noch die Neige des Tages, um den Krater zu ersteigen, und dort den Vulkan an seiner Werkstätte genauer zu beobachten. Das Ausfsteigen durch den Sand und die Asche, wo der Fuß selten festen Pla6 faßt, sondern sehr häufig ermüdet “wieder um eben so viel. herabsinkt, als er vor- wärts schritt, schien uns diesmal nicht sonderlich beschwerlich, theils vielleicht weil die nahen Gegenstände unsere Aufmerksam- keit reizten theils. weil wir diesen Weg mit der kürzlich mehr- mals zurücgelegten Salita von Stromboli oder mit der von dem valle di spina auf Saline verglichen, welche gewiß an Be- schwerlichkeit ihres Gleichen suchen. Da die Lava von 1831 mehrmals queer über den Weg geflossen ist, welchen diè Frem- den bisher gewöhnlich nach -dem Kraterrande zu nehmen pfleg- ten, so stiegen wir jet großentheils längs einem Seitenzweige derselben aufwärts, und überschritten auch zuweilen ihre schon jeßt nicht mehr dampfenden Schlackenhaufen. Zuweilen kamen wir dabei dem eben je6t herabfließenden Strom sehr nahe, und wir sahen dann sehr deutlich ; wie die Schlackenklumpen, welche hier seine Oberfläche bildeten, langsam fortrückten. Jhre ruck- weise, Bewegung veranlaßt durch die Reibung ihrer ldchrigen Oberfläche ein oft stärker werdendes Geräusch, als ob Glasscher- ben an einander gerieben würden: bereits sah man die Gluth der darunter fortglertenden Lava durch die Zwischenräume schim- mern, und zuiveilen. traten einzelne Parthien derselben rothglú- hend hervor, während die. dadurch vorgeschobenen theilweis ‘noch

glühenden latten ste sich, mit hellklirrendem Geräusch über

einander rollten. ir: stiegen eifrig vorwärts, da die Dunkel- heit uns beschwerlich zu werden drohte; und schon lange E wir auf die nahe fließende Lava, welche uns die Schlackenstrei- fen des Stromes von 1831 verdeckten, niht mehr Acht gegeben, als wir dem Kraterrande ganz nahe nun auf einmal mit zehn Schritten etwa den Wall, welcher“ uns von ihr trennte, über- stiegen , und uns plôöglich neben dem hell leuhtenden Strome sahen, wie er frisch und gewaltig aus der Oeffnung des Berges hervorgleitete. Unser Staunen, unsre Ueberrashung waren so groß, ‘daß wir lange stumm dastehend uns nicht zu fassen ver- mochten. Jn einem glatt abgeschliffenen Kanal mit kaum merk- lich erhöhten Uferrändern floß sanft und ruhig mit kaum wahr- nehmbaren Wellenschlägen hier ein glühend flüssiger- Goldstrom Der Glanz seiner Oberfläche, welcher dem -des ge\chmolzenen Ei- sens gleich sieht, war nur jehr wenig verdunkelt durch die úberall auf ihm an der Berührung mitder Luft sich erzeugenden, hier noch durchaus rothglühenden Schlakenkrusten. Unter {wach fnitterndem Geräusch" schoben und zogen sich dieselben sanft nach der Richtung des Stromes, oft: wirbelförmig gekräuselt, durch einander fort; und besonders an den Rändern des Stroms ent- wielten sich stets lichtweiße Dämpfe, welche ein sehr schwacher Wind von uns abwärts führte. Die ganze Breite von dem wunderschönen Strome: mochte an dieser Stelle etwa funfzehn Fuß betragen. Wir standen von seinem Ufer hier in kaum 3 Schritt weiter Entfernung, und die Hiße, welche er ausstrômte, war das Erste, was uns Staunende bald wieder zur Besinnung brachte. Wir vanderten “daher, mit vors Gesicht gehaltenen Hüten, etwa noch funfzig Schritte weit längs dem Strome weiter aufwärts, und erreichten hier genau an dem Kra- terrande, oder da, wo der Abhang des Kegels an der Kra- ter-Ebne aufhört, seinen sichtbaren Ursprung an der Obeyr- fläche. Unter der fast wagrechten und am äußern Ende et- was aufgebognen Decke einer vor zwei Tagen aus dem Krater