1832 / 101 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sich erboten’, die ganze zur unentgeltlichen Vertheilung unter die Armen nôthige Quantität Chlorkalk zum kostenden Preise B liefern. Dieses Anerbieten ist angenommen worden, und die H

ertheilung wind heute auf den Mairieen und in sämmtlichen úlfs-Bureau's stattfinden. Das Ausweißen der Gefängnisse

mit Kalkwasser hat begonnen; die Minister der Justiz und des-

Handels werden heute die größeren Gefängnisse Behufs der zu treffenden ferneren Sanitäts-Maßregeln besuchen. Aus dem Ge- fängniß von Saint-Denis sind, um. zu große Anhäufung zu ver- meiden, 200 Gefangene nah Villexs - Cotterets gebracht worden.

__ Die von vorgestern Nachmittag 4 Uhr bis gestern Nach-

mittag 4 Uhr erkrankten 201 Jndividuen sind in folgender Weise unter die-zwölf Bezirke vertheilt: im 1sten Bezirk 3, im Lten 2, im 3ten 1, im ten 6, im 5ten 3, im 6ten 15, im 7ten 20, im Sten 8, im 9ten 61, im 10cen 33, im 11ten 12, im 12ten 27. In den Militair-Lazarethen sind 6 neue Cholerafälle vor- gekommen, 5 Soldaten sind gestorben; im Weichbilde sind 4 er- krankt und 3 gestorben. Îm Jnvaliden-Hotel find 9 erkrankt und 2 'gestorbèn.

Ueber den gestern stattgefundenen Aufruhr der hiesigen Lum- pensammler meldet der Temps: „Gestern frúh fanden im Fau- bourg St. Antoine, in den an den Markt Lenoir und den Pla6 Maubert gränzenden und in den nah der Brücke des Hotel: Dieu und der St. Michaels-Brücke führenden Straßen, ferner in den Straßen Mouffetard, St. Jasques, Copeau und der Um- gegend des Gefängnisses von Sainte Pelagie Volks- Aufläufe statt, deren Veranlassung folgende war: Vor einigen Monaten hatte eine Gesellschaft die Fortschaffung der Unreinigkeiten von den Straßen der Hauptstadt übernommen; an die Stelle der bisherigen Schmu6-Karren, welche nur einmal des Tages durch die Stra- ßen cirkulirten, sollten leichtere Karren treten, die bei Tag und Nacht thätig wären und alle Unreinigkeiten fast in demselben Augenblicke, wo dieselben auf die Straße geworfen worden, fortnähmen. Die Subsistenz der in Paris lebenden 4000 Lum- pensammler hängt aber daran, daß der Schmuß des Abends und des Nachts auf den Straßen liegen . bleibe, damit sie die Lumpen und andere Abwúürfe;, aus -welhen sie Nutzen zie- hen, auflesen können; das neue Reinigungs - System zer- stôrte also ihren Erwerbszweig. Schon im Beginn des verflos- jenen Monats, wo dasselbe in Ausführung gebracht werden sollte, ie es bei ihnen Gährung veranlaßt, und die Behörde ver- chob aus Rücksicht auf die Noth der armen Volksklasse die Einführung desselben. Da die Cholera jeßt aber verdoppelte Reinlichkeit nöthig macht, so hatte der Polizei - Präfekt an- geordnet, mit dem 1. April das neue System einzufüh- ren, und seit gestern Morgen cirkulirten die neuen Kar- ren in den Straßen. Jn den oben genannten Straßen, wo die Lumpensammler besonders wohnen, stúrzten einige Hunderte derselben, mit Stöcken bewaffnet, über die Karren hér, spannten die Pferde ab, zertrúmmerten und verbrannten die Karren. Fast überall war das Unheil schon geschehen, als die bewaffnete Macht und die Polizei-Kommissarien herbeikamen, und die Ruhe- stdrer liefen ‘aus einander. Man erzählt uns, daß viele im Fliehen ausriefen : „Aufmorgen ! morgen ist der große Tag.‘ Starke Piquets der Municipal-Garde patrouillirten, und Mittags war im Faubourg St. Antoine“ die’ Ruhe wiederhergestellt; in den anderen Vier- teln, wo ähnliche Unordnungen stattfandèn, war dies hingegen noch nicht der Fall. Auf der St.. Michaels - Brücke wurde ein Karren in die Seine geworfen; im Faubourg St. Germain wa- ren die Lumpensammler mit Aexten bewaffnet, womit sie in wenig Minuten die Karren zertrümmerten; sie wurden pon Frauen, die einen thätigen Antheil nahmen, aufge- reizt, Gegen 4 Uhr hatten sich die überall zurückgeblie- benen Ruhestörer am Pläve Maubert in großer Änzahl konzentrirt und hinderten die Circulation. Die Läden wurden in dieser Gegend geschlossen. Mehrere zogen nah Ste. Pelagie, um die Gefangenen zu befreien; die reitende Municipal-Garde eilte herbei und zerstreute sie; um 8 Uhr Abends war die Ruhe noch nicht wiederhergestellt. Diese fast sämmtlich betrunkeneu Menschen beleidigten und bedrohten die an ihnen vor- úberkommenden Personen. Schon vorgestern hatten auf dem Platze Maubert einige Versuche stattgefunden; man woll- te den Gendarmen einen Deserteur entreißen , den diese nach dein Gefängniß brachten.// Die France Nouvelle fügt hinzu: „Eine gestern in die Straße St. Jacques zurückgetrie- bene Bande der Meuterer begegnete jungen Leuten, welche die üble Stimmung derselben benußten, um sie nach Ste. Pelagie fortzuziehen; der Haufe wuchs unterweges durch die Individuen

an, die beiallen Straßenunruhen thätig sind; 200Ruhestörer ungefähr versammelten sich vor dem großen Thore des Gefängnisses und suchten es zu sprengen. Die in vollem Aufruhr befindlichen Gefangenen zerstörten während dessen ein Gerüst und zerbrachen einen Rie- gel dex inneren Thüre. Die in den Hof dringende bewaffnete Macht wurde mit einem Steinregen empfangen. Als nah der geseßlichen dreimaligen Aufforderung die Gefangenen sich weiger- ten, zu gehorchen, fielen vier bis fünf Schüsse, wovon ein Ge- fangener getödtet wurde. Neun der Hauptmeuterer wurden fest- genommen und nah dem Gefängnisse la Force gebracht. Die vor dem Gefängnisse befindlichen Gruppen zerstreuten sich sogleich. //

Auf den Bericht des Großsiegelbewahrers hat der König den wegen eines Preßvergehens zu halbjähriger Haft verurtheil- ten Schriftsteller Eugen Desmares begnadigt.

Von dem „„Renovateur‘/, einem unter dem Patronat des Herzogs von Fiß-James erscheinenden neuen Blatte, ist gestern die erste Nummer ausgegeben worden.

Jn Nantes sind am 29sten v. M. abermals zwei von Paris dort angekommene Kisten mit Pulver, die als Arzeneien enthal- tend bezeichnet waren, in Beschlag genommen worden.

Großbritanien und Jrland.

London, 31. März. Das Gerücht einer Pairs-Creation scheint an Konsistenz zu gewinnen; in der That scheint die Zahl der Anhänger des Ministeriums im Oberhause sih geringer zu stellen, als man vermuthete. Die Freunde der Lords Wharn- cliffe und Harrowby scheinen auf die Art von Vertrag Verzicht geleistet zu haben, welcher früher mit dem Ministerium abge- chlossen worden war. Sie finden die Bill zu liberal, und da die gewünschten Amendements vom e on nicht angenom- men worden sind, so sollen sie entschlossen seyn, gegen die zweite E zu stimmen. Man glaubt, daß das Ministerium mit dem Gedanken ümgehe, den Lord Harrowby an der Stelle des Lord Durham in das Conseil eintreten zu lassen.

Ueber den heute Nachmitta gehaltenen Minister - Rath be- merkt der Globe noch, daß es nichts Freimlithigeres und Ver- sdhnlicheres geben könne, als die in demselben vorgelegten Mitthei- lungen des Grafen Orloff. Derselbe werde bei seinem Besuche in Windsor von dem Grafen Grey, dem Lord Palmerfton und den übrigen Mitgliedern ‘des Kabinets begleitet werden.

Der Courier spricht in einem seiner neuesten Blätter im

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beweisen, daß man aus denselben durchaus nicht auf ein allge- meines System des Widerstandes gegen die Regierung schließen könne; er sagt in dieser Beziehung unter Anderem: ¿„Es- giebt in diesem Augenblick in Frankreich zwei der Regierung feindlich gesinnte Factionen: die Karlisten und die Republikaner; die eine reih und schlau, die andere kühn und unruhig. Die Lestere fann nur durch- eine angemessene Ausúbung der Gewalt niedergehalten werden. Die Vernichtung der erstern hängt Pau p CAB von einem klugen Benehmen und von der illigen Mitwirkung anderer Regierungen bei Unterstüßung der allgemeinen Sache der Ordnung ab. Es ist eine notorische Thatsache, daß die Personen, die die Karlistische Partei unter- stüßen und aufrecht erhalten, in anderen Ländern und unter dem Schuße von Geseßen wohnen, welche sie gegen die vergeltende Gerechtigkeit ihrer eigenen Staaten sichern und ihnen so gestat- ten, ihre Umtriebe fortzuseßen, die auf den Umsturz eines con- stitutionnellen Thrones gerichtet sind. Bis zu einer gewissen Aus- dehnung müssen diese Personen fortfahren, den Schuß zu ge- nießen, der ihnen jest zu Theil wird; aber es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß, wenn ihnen in jedem mög- lichen Fall von den Regierungen, deren Gastfreundschaft sie ‘so shlecht belohnen, Beschränkungen auferlegt würden, ihre Intriguen nicht den angt Theil des Unheils anrichten könnten, das sie jeßt zu Wege bringen. Ohne Rúeksicht auf die Frage, ob Ludwig Philipp oder Heinrich V. der beste König für das Heil der Nation seyn würde, so ift es doch vollkommen Élar, daß die Regierungen Europa’s für die Sache der Mensch- heit, für die Sache der Ordnung und für die Aufrechthaltung eines billigen und vernünftigen Ansehens gegen republikanische Anarchie und gegen ein System der Plunderung verpflichtet sind, den Umtrieben getäuschter und verzweifelter Männer ent- gegen zu treten. Es ist daher die Pflicht aller Regierungen, wélche den Anhängern des verbannten Königs einen Zufluchtsort gestattet haben, nicht allein ihren“ Juntriguen entzegenzuwirken,

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sondern dieselben auch auf alle mögliche Weise zu überzeugen, daß sie, so lange die Französische Regierung auf einem weisen und ehrenvollen Wege verharrt, sich jedem Versuch, den constitu- tionnellen Thron umzustürzen, eher widersezen als anschließen werden.“/

Der Courier enthält Nachrichten aus Paris, wonach Hr. Uriarte von der Spanischen Regierung nach Madrid berufen worden sey, um über Finanz - Maßregeln zu Rathe gezogen zu werden. Er habe am vorigen Dienstag seine Reise nach Madrid angetreten.

Die sterblichen Ueberreste Clementi’s wurden gestern feierlich in der Westminster-Abtei beigesebt.

Der berühmte- Jtaliänische Jmprovisator, Signor Pistrucci, ist kürzlich auf einer Reise von Chichester nah Petworth, dem Landsibe des Grafen von Egremont, mit dem Wagen umgewor- fen worden und hat den Schenkel gebrochen.

Die Cholera hat sich nunmehr auch in dem Millbank-Zucht- hause gezeigt. Gestern starb daselbst ein Sträfling von 24 Jah- ren nach 15 stündigen Leiden. Auch im Kings-Bench-Gefäng- nisse starb gestern eine Frau an der Cholera. Das Vorurtheil gegen die Cholera -Hospitäler ist hier noch immer so stark, wie beim Ausbruch der Krankheit. Die hiesigen Zeitungen führen viele Fälle an, wo Leute in den allerdürftigsten Umständen, und von Noth und Elend umgeben, bei einem Cholera - Anfall nicht zu bewegen gewesen sind, zu ihrer Fortschaffung nach dem Hos- pital, wo- die Kranken mit der größten Aufmerksamkeit und Sorgfalt behandelt werden, ihre Zustimmung zu geben.

Niederlande.

Aus dém Haag, #4. April. Wiewohl über den Jnhalt der bei der Regierung durch das Dampfschiff „Suriname“/ ein- gegangenen Depeschen noch nichts im Publikum bekannt gewor- den, so weiß man doch aus Privatberichten, die ein angesehener Mann aus London vom 1. April erhalten hat, daß nach wie vor die Gesammt-Ratification des diesseits für unannnehmbar erklär- ten Londoner Konferenz - Traktates noch nicht erfolgt und daher eben so wie am-31. Jan. von neuem verschoben worden ist. IÎn Amsterdam starb gestern Herr Jacobus Koning, der- selbe Gelehrte, der zuerst der Stadt Harlem die (allerdings mit vollem Recht von Mainz bestrittene) Ehre vindizirte, die Buch- druckerkunst erfunden zu haben.

Brüssel, 3. April. Jn der gestrigen Sißung der Re- präsentanten- Kammer wurde die Berathung über das Budget des Finanz - Ministeriums fortgeseßt. Herr Coghen befand sich auf der Bank der Minister. Mehrere Reductions- Vorschläge der Central - Kommission wurden ohne erhebliche De- batten angenommen. Am Schlusse der Sißkung zeigte der Prä - sident an, daß Herr Osy einen wichtigen Vorschlag auf das Bureau niedergelegt habe und er deshalb die Kammer“ ersuche, sich morgen e in den Sectionen zu versammeln, um zu be- stimmen, ob derselbe verlesen werden dúrfe.

Der Senat hat in seiner gestrigen Sißung die allgemeine Berathung über die Budgets der öffentlichen Schuld, der Ju- stiz, der auswärtigen Angelegenheiten und der Marine geschlossen. Herr Lefebvre - Meuret reichte einen Vorschlag ein, demzu- folge die Regierung aufgefordert werden sollte, Holland für die Kosten, welche die verzögerte Annahme der 24 Artikel hervor- brachte, verantwortlich zu machen. Dieser Vorschlag wurde ei- ner Kommission von fünf Mitgliedern zugewiesen. *

Sir Rob. Adair hat gestern in größter Eile einen Courier mit Depeschen für Sir Chs. Bagot nach dem Haag gesandt. Der hiesige Courrier enthält Folgendes: „Man weiß, daß unser Kriegs-Minister sich an den Marschall Soult gewandt hatte, um zu erlangen, daß die Französischen Offiziere, welche unseren Regimentern einverleibt sind, welche aber nur bis zum 6. April Dienste. genommen hatten, von neuem zur Verfügung unserer Regierung gestellt würden. Es scheint jeßt, daß dieses Gesuch uns auf der Stelle bewilligt worden is , und daß der Marschall Soult jenen Offizieren den Entschluß der Regierung durch einen Tagesbefehl anzeigen und ihnen in demselben zu- gleich vorstellen wird, daß unter den gegenwärtigen Umständen ihre Pflicht und ihre Chre erfordere, Belgien nicht zu verlassen. Nach Briefen aus Antwerpen haben die Holländer Terneu- zen, Axel uud die Jnsel Cadsand unter Wasser geseßt.

Aus Namur schreibt man unterm 2. April: „Wir erfah- ren in diesem Augenblick, daß das hier in Garnison stehende 2te Bataillon der Antwerpener Bürgergarde Befehl erhalten hat, nach Lüttich abzugehen. Jn Givet und der Umgegend befindet sich viel Kriegs - Material. Die Nord-Armee is auf solch)e Weise kantonnirt,- daß sie in sehr kurzer Zeit bedeutende Streitkräfte auf einem Punkte vereinigen kann.‘/

Der obere Gesundheits Rath hat sich seit drei Tagen sehr oft unter dem Vorsiß des Ministers des Jnnern versammelt, um diejenigen Maßregeln zu verabreden, welche das Erscheinen der

Allgemeinen über die Emeuten in Paris und bemüht sich, zu

Cholera in Frankreich für nothwendig macht.

Brüssel, 3. April. Fortwährend finden hie, im ganzen Lande Truppenbewegungen statt, deren Gesicht, die Holländische Gränze ist. Heute wurde hier in dep der Stadt eine große Heeresschau gehalten, bei der dey @ von der versammelten Menge mit großem Jubel begrüßt in Dessenungeachtet ist jedoh die Stimmung im Allgemeinen kriegerish; jeder wünscht vielmehr, je eher um so lieber.

Ende des krankhaften Zustandes herbei, der nun con igl

derthalb Jahre den Staat sowohl als alle Privat - Interesse empfindlichsten Verlusten aussest. Es is daher auch schw, anzunehmen, daß unsere Regierung jeßt einen Angriffsfri4, ginnen werde; sie will gerüstet seyn, weil sie einen solchen @ von Holland befürchtet, das wiederum ähnliche Besorgnis gen uns zu hegen scheint; man wird unwillkürlich an die & des Papageno und des Mohren in der „Zauberflöte“ ew An die Aechtheit der Note, welche Pariser Zeitungey Grafen Orloff, als dessen schließliche Antwort an den Kin Niederlande, unterlegt haben, wird hier allgemein gezteife Der König scheint die Dimission des Finanz - Ministers (y nicht angenommen zu haben; mindestens ist derselbe gestem) der in der Rauen @neén Aale auf seinem gewöhnli Plas auf der Ministerbank gesehen worden.

De Ul Ma Nd.

München, 3. April. (Nürnberger Korrespond, Morgen früh um 54 Uhr wird Se. Maj. der König nah( lien abreisen. Der Kabinets - Courier Brennemann hg| in London erhaltenen Depeschen durch die Baiersche Ges schaft in Paris hierher gesandt, da er in Calais Quar halten mußte. Jn dem jüngst versammelten Ministerrathe I diese Depeschen den Gegenstand der Berathung gebildet Es verlautet, daß die Londoner Verhandlungen über die( chische Angelegenheit für unseren Prinzen Otto volltkommy friedigend ausgefallen sind. Man erwartet jeßt nur nod Seiten der Französischen Regierung einige nähere Erklóry die in diesen Tagen von Paris eintresfen sollen. Die | Sibungen des neugebildeten Oberstudienrathes werden nâd beginnen. Gestern hat der geheime Rath von Schellim Vorlesungen beendigt. Er wurde am Schlusse von sein ditorium mit einem zweimaligen Lebehoch begrüßt. Seine d träge über Philosophie der Offenbarung werden im nh Semester fortgesest. Schelling, der bekanntlich mit Gij sehr innigem Freundschaftsverhältnisse stand, hat, wie {o her in der Sibung der Akademie, auch in feiner Schluß sung dem Verlust des großen Dichters einige Worte der) rurig gewidmet.

Nürnberg, 5. April. Der hiesige Korresponden det aus Jngolstadt, 2. April. „Nachdem Se. Majestät der (l beschlossen hatte, das seit dem Tode des General-Lieutenan Handel mit der Festungs -Bau- Direction vereinigte Jng Corps-Kommando wieder von derselben zu trennen und in} hen fortbestehen zu lassen, die Festungs-Bau-Direction ab Herrn Ingenieur - Oberst Beker zu übertragen, ist heut neue Festungs-Bau-Direktor mit dem Herrn General-Lieuta

v. Colonge als Uebergabs - Commissair hier angekommen, }

vollzogener Uebergabe wird der Herr General-Major v. Sti als Kommandant des Geniewesens sich nach München begd Die Hindernisse, welche seit einem Jahr dem Festungshai den Weg gelegt wurden, scheinen nun gehoben zu seyn, und dürfte derselbe mit erneuerter Lebhaftigkeit wieder beginnen

Wiesbaden, 4. April. Se. Extêllenz der Herr Y von Anstett, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigt nister Sr. Majestät des Kaisers aller Reußen bei dem h Deutschen Bundestage, hatte gestern zu Bieberich die Ehte/| Durchlaucht dem Herzoge von Nassau die Höchstdemselbet| Sr. Kaiserl. Majestät verehrten Jnsignien der großen Rüsi Orden zu überreichen.

Karlsruhe, 4. April. In der heutigen Karlsr Zeitung liest man Folgendes: „Der Messager vom 30. } enthält- eine Uebersicht der jeßigen politischen Verhältnisse, 1 der Zustand Deutschlands und die Lage Badens auf ein berúhrt werden, die eine Berichtigung nöthig macht. Jn Al land, sagt er, nimmt der Kampf zwischen dem Bundesty der Presse einen ernsthaften Charakter an, vorzüglich sti Großherzog von Baden sich geweigert, den Beschluß von Frl zu vollziehen. Wir sehen nicht ein, was den Messager zu ||

ngabe berechtigen konnte, da der leßte Preßbeschluß dess destages in Betreff der Unterdrückung der Z Zeitungen ill den publizirt wurde. Die weitere Frage des Messager, d Großherzog sich durch die Karlsbader Beschlüsse gegen det verantwortlich gemacht habe, erledigt sih von selbst du Instruction über das Preßgeses vom 29. Febr. Wenn | der Messager ein militairisches Einschreiten des Bundes 1 sehen will, so können wir diese Gespensterfurcht nicht h Aus seiner Ferne hält er die süddeutschen Staats - Verhil für so gefährdet, daß er nöthig findet, Frankreichs Sch Einsprache für die Deutschen Fürsten anzurufen , deren (i rainetät der Bundestag kränken wolle. Wir brauchen dat! zu bemerken, daß diese Ansichten auf irrigen Vorstellungen bel

Destier vet. ch.

Wien, 4. April. Se. Kaiserl. Majestät haben det? siber der Königl. Ungarischen Septemviral-Tafel, Emerich fen Batthyány, KK. wirkl. Kämmerer und Administratl! Szalader Komitates, die Geheimerathswürde zu verleihen 4%

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Luzern, 30. März. Jn der Sisung der Tagsaßung! 26. d. wurde ein Schreiben des eidgenossischen Truppenkol danten im K. Basel, d. d. Liestal den 25. März, verlese durch derselbe der Militär - Aufsichtsbehörde die Anzeige M daß sih unangenehme Reibungen und Anstände ergeben fw wenn der Beschluß, daß nur ein Theil der im Kanton Bas tionirten Truppen entlassen werden solle, vollzogen werde. * der hierauf stattgefundenen Umfrage erklärte der Gesand Basel: er habe hisher über diesen Gegenstand nie ein stimmten Antrag gestellt oder überhaupt nie mitgestimmt, #* aber, wenn sie heute eine Mehrheit für die M er einer einstweiligen Occupation ausspreche, sich dieset * nung anschließen, jedoch mit dem bestimmten Vorbehal die Occupation sich auf die getrennten S bes Feiburg, Tessin und Glarus sprachen sich für ein Fortdauer der Occupation aus, und somit waren, statt L term 23. März fúr dieselbe stimmenden 9 Stände, 12 A vorhanden. In einer ferneren Abstimmung wurde mit 148 men beschlossen, daß die Truppenzahl auf Z Compagnieen | terie und eine verhältnißmäßige Anzahl Kavallerie festgese, soll; die dermals im Kanton Basel befindlichen Truppe, entlassen und einstweilen bis auf weitere Verfügung dur

pen aus angränzenden Kantonen abgelöst, die Aus

hlusses ger der eidgenössishen Militair: Aufsicht - Behörde agen werden.

u der Sißung vom 27. März schritt man zur Diskus- her die Hauptfrage der Baseler Angelegenheiten, die Ga- tie der Verfassung des Kantons betreffend. Die Abstimmung 1b folgendes Resultat: Für unbedingte Garantie der Verfas- g stimmen 9 Stände: Uri, Schwyz, Unterwalden, Tessin, is, Genf, Neuenburg, Graubünden und Schaffhausen (Ba- behält sich das Protokoll ofen). Für bedingte Garantie 8 inde: Zür, Solothurn, St. Gallen, Aargau, Appenzell, urgau, Bern Und Luzern. Für einstweilige Trennung 5 inde, gegen Trennung 13 Stände, für eine neue Abstimmung Stände.

"Freiburg, 29. März. Gestern Morgen sind noch zwei ionen und 150 Mann von hier aufgebrochen, um zu den gestern abmarschirten Truppen zu stoßen; obwohl die Ge- inde Domdidier durchaus keine Vertheidigungs - Anstalten ge- Fen. Man erwartet noch andere Truppen aus Deutschen“ Ge- inden, welche ihr Kontingent zu dem Aufgebot noch immer {t geliefert haben.

N Nan

Berlin, 9. April. Se. Königl. Hoheit der Prinz Adal-

is, wie aus Hamburg gemeldet wird, am 6ten d. M.

der Reise nach dem Haag daselbst eingetroffen und in dem ¡fhause Alte Stadt London abgestiegen.

Nach Inhalt der im heute ausgegebenen Blatte der Ge- (sammlung publizirten Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 28. hruar über das Verfahren bei Einführung der Städte-Ord- ing vom 19. Nov. 1808 in die mit derselben noch nicht ver- (nen Städte des Königreichs Preußen und in die zum pro- hzialständischen Verbande des Herzogthums Schlesien, der Graf- jft Glaß und des Preußischen Markgrafenthums Ober-Lausikß hérenden Städte ist dieselbe in allen denjenigen Orten ein- ihren, welche auf dem Provinzial-Landtage im Stande Städte vertreten werden. Wünscht die eine oder an- ¿ der zu einem ständischen Kollektiv - Wahlverbande ge- tenden Städte, daß die Städteordnung bei ihr niht einge- hrt werde, und is solches zu genehmigen, worüber Se. Maj. h die Entschließung vorbehalten, so soll sie auch in Hinsicht x ständischen Verhältnisse vom Stande der Städte ausscheiden din den der Landgemeinen übergehen. Die Verwaltung (her Städte wird jedoch bis 4 weiterer Bestimmung in der itherigen Art fortgeführt. Auch solchen Orten, welche bisher t als Städte auf dem Landtage vertreten waren, werden Se. (j., wenn die Umstände sich dazu eignen, auf besonderen An- (g die Städteordnung verleihen, womit sie dann auch in Hin- ht der ständischen Vertretung zu den Städten Übergehen. lle diejenigen Einwohner, welche nah der Städte-Ordnung js Bürgerrecht zu gewinnen haben und solches bei Einführung s Geseßes noch nicht besißen, erhalten solches unentgeltlich. le Einwohner aber bleiben im Genusse der nach der OÖrtsver- sung ihnen e zugestandenen Rechte, mit Ausschluß der itimm- und Wahlfähigkeit, welche vom Bürgerrechte und von n §F. 74 und 84. der Städte-Ordnung aufgestellten Erforder- sen abhängt. Da es für jede Stadt einer Feststellung der- igen Einrichtung bedarf, worüber die Städte-Ordnung der emeine die Wahl aus alternativen Bestimmungen vorbehalten (so soll jede Stadt verpflichtet seyn, das im §. 51. der Städte- nung bezeichnete Statut in der vorgeschriebenen Frist abzu- ise, wenn sich dasselbe auch nur auf die vorbehaltene Wahl solcher Veimmungen beschränkt. Zugleich wollen Se. Majestät in veiterung der im §. 49. der Städte-Ordnung den Stadtge- einen ertheilten Befugniß dieselben berechtigen, durch das Btatut ‘in den Formen der Kommunal -Verwaltung diejenigen (hweichungen von den Vorschriften der Städteordnung, welche e nah ôrtlichen oder sonst eigenthümlichen Verhältnissen dem \nteresse ihres (Zemeinewesens nothwendig oder nüßlich erach- n, insoweit zu treffen, als dadurch die Selbstständigkeit der dirgerschaft in ihrer Kommunal - Verwaltung, als das Haupt- tinzip der Städteordnung, nicht gefährdet wird. Dergleichen Statute, worin die Bestimmungen der Städteordnung modifi- ilt werden, sind jedoch zu Allerh{chsJhrer unmittelbaren Be- îtigung vorzulegen.

In der Si6ung der geographischen Gesellschaft am 7ten wril wurde der größte Theil der Zeit fúr ökonomische Bera- \ngen und die Wahl der Beamten und neuen Mitglieder ver- endet, Darauf trug Herr Professor Zeune die neueste Pro- jeneintheilung von Brasilien aus der neuesten Reise des Hrn. \Uptmann Kerst vor. Herr Professor Ritter übergab der Ge- ellschaft als Geschenk des Hrn. Graberg de Hemss, Königl. Bhwedischen Konsuls in Tripolis , drei Abhandlungen und theilte nige Nachrichten úber die Versammlung der Naturforscher in Vrford mit. Herr Major von Oesfeld schenkte eine Ueber- wemmungs-Karte der Gegend von Berlin im Jahxe 1830.

Nachrichten aus Halberstadt. zufolge, ist daselbst der

Königl. Ober-Landesgerichts-Rath von Strombeck in der Nacht om 30. zum 31. v. M., in Folge eines langwierigen schleichen- n Fiebers, mit Tode abgegangen; am Zten d. ward derselbe ierlih beerdigt. : __— In Swinemünde sind im ersten Quartal d. J. 44 Dchiffe von zusammen 1677 Lasten Größe eingelaufen. Darun- it befanden sich 4 Dänische, 2 Russische, 2 Schwedische, 1 Eng- hes und 35 Preußische. Beladen waren 39 und geballastet 5. Vagegen sind 63 Schiffe, von zusammen 6707 Lasten Größe, ind Zwar 17 beladen und 45 mit Ballast, ausgelaufen. Dar- inter befanden sich, einschließlich eines Preußischen Nothhafners, l Hanseatisches, 3 Ru sische und 59 Preußische.

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C ho lera In Paris und dessen Weichbilde erkrankten vom 31.

rz Nachmittags . 4 Uhr bis zu derselben Nachmittagsstunde

é 1. April 201 Individuen (128 Männer und 73 Frauen), starben 67 (46 Männer, 21 Frauen), Bestand blieben 315. id anzen waren seit dem Ausbruche der Cholera 482 Jndi- Wen erkrankt und 167 gestorben.

Vermischte Nachrichten.

E A aon 1812. a ouvion St. Cyr. (Schluß des gestern abgebrochenen Artikels. )

Der Einbruch in ein mächtiges Reich muß jederzeit als ein be-

E "tfliches Unkernehmen betrachtet werden, wenn nicht die dfentliche

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Meinung gleich aufanat durch auffallend günstige Ereignisse be- shwichtigt wird. Für Napoleon war es wichtiger, als je, mit cinem namhaften Siège zu’ debutiren: was ihm nicht schwer werden konnte, N es ‘ihm gelang, dem Feind an der Gränze festzuhalten. Der solirte Vormarsch des Vordertrefffens auf Wilna, wodurch die Haupt- Magazine im Rückèn des Feindes bedroht wurden, war sonach ein doppelter Mißgriff, weil es demselben den schicklichsten Vorwand zum eiligen Rückzuge gleichsam gufdrang und ihm zu gleicher, Zeit die Gelegenheit darbot, ohne Gefahr zuvor noch cine Schlacht zu wagen. Unbegreiflich is es, daß die Russen, unter Begünstigung einer Flanken-Operation durch Bagration von Bialystock âus, nicht glei bei dem übereilten Anmarsh der Franzdsischéèn Armee gegen en Niemen es versucht hatten, den Uebergang über den Fluß durch ein rasches Atempo-Mandver streitig zu machen, und daß dagegen ihre kFonzentrirte Haupt-Armee die vortheilhafte Aufstellung an der Wilia ohne Noth so rasch aufgab, wodurch die beabsichtigte Verein gung mit Bagration sehr leicht hätte vereitelt werden können.

Man sagt, daß Napoleon von diesem, durch den General Bar- clay im Voraus beschlossenen Operationsplane unterrichtet gewesen sey; um so leichter wäre- es gewesen , die angemessenen Maßregeln zu ergreifen. Bavclay führte die erste West- Armee in solcher Hast rückwärts, daß man Russischerseits gendthigt war, die Magazine u verbrennen, das verschanzte Lager von Drissa, ia selbft die Fe- ung DUnaburg aufzugeben, zu deren Eroberung Napoleon bereits den Belagerungs - Apparat angeordnet hatte. Dies war unndthig und gefährlich für die Russen; ste hätten bcsser gethan, Bagration einen Vorsprung nach Borissow zu lassen und die erste Armee eines= theils auf Drissa, anderentkheils hinter die Ula und Bevesing (gegen Botscheikowo und Borissow) zu dirigiren.

__ Murat evhielt den Auftrag , mit einer großen Kavallerie-Masse die erste Armee zu verfolgen; Davoust, mit seinem für diesen Zweck zu N Corps, den Befehl: Bagration von Barclay abzuschnci-

en; später wurde König Ferome der lepteren Armee in den Rücken gesendet. In der Hauptsache wurde der großartige Zweck dieser Operation verfehlt, weil das wesentliche Erforderniß des Gelingens, nèmlich die Uebertragung der Rolle von Davoust (der sich allein in der ean Direction befand) auf die grdßere Masse des Hee- res, nicht beliebt wurde und weil zu gleicher Zeit Napoleon mit der Garde und ciner großen Truppenmasse zwanzig Tage in Wilng mit Paraden, Revüen und Diskussionen über die Polnische Confdderg- fion verlor. So gab sih gleich in der Mitte des Juli der erste Akt des Feldzuges alz cine in jeder Art verfehlte Operation zu er- kennen; Napoleon erfocht keinen Sieg, Bagration gewattn det nd=« thigen Vorsprutig zur Vereinigung mit Barclay; Krankheit, Matt- gel Erschöpfung und Unordnung Éngen schon iebt an, sich guf eine

edenkliche Weise fühlbar zu machen, und Napoleon selbs schien Über den unbehaglichen Debüt den anfänglichen Geschmack an der Lar Unternehmung bereits in erheblichem Maße verloren zu

aven. Auf die Nachricht oder Vermuthung, daß Bavrclay beabsichtige, von der Dwina gus Murat anzugreifen, wandte sich Napoleon auf Glubokhoe. Jener tiedoch , um fich mit Bagration, der Über B0=- bruisf auf Mohilew marschirte, wo mdglich bei Orscha zu vereîni- gen, zog es vor, dem leßtern auf dem rechten Dwina-Ufer entgegetts zugehen. Napoleon eveilte ihn guf diesem Seitenmarsche tn der Ge] end von Witebsk. Barklay hielt Stich; Napoleon verlor drei

age im Tatonivren und Rekognosziren und verschmähte am vierten Tage unter günstigen Umständen die Schlacht. Auf die Nachricht von A mißlungenem Angriff auf Davoust bei Mohileros (wodurch die beabsichtigte Vereinigung bei Orscha vereitelt wurde) zog Barclay ab in der Nacht. Noch wäre es mbglich gewesen, sich zwischen beide Armeen zu werfen; gber Napoleon raftete dreizehn Tage in der Gegend von Witebsk, und Barclay traf bei Smolensk mit Bagration glücklich zusammen. Die Hoffnung, mit entschicdes ner Uehermacht jede der heiden Russischen West - Heere einzeln zu Mg, war nun für immer verloren. :

llerdings beruhte dieses Verweilen bei Witebsk nicht ganz auf

freiwillig gewähltem Entschlusse. Die“Truppen bedurften ciniger Ruhe und das, was sich mittlerweile in den lanken der Franzd sie schen Haupt-Armee jutrugy eine ernste Berücksichtigung. i

Man hatte bisher versäumt, die Bewegungen der Russischer SÚd=- armece in Volhynien unter Tormassow gehdrig ins Auge zu fassen. Durch dessen Ueberfall der Sachsen bei Kobryn wurde man auf eine unangenehme Weise an die Existenz dieser Armee crinuert; die Dester- reicher wurden mit den Sachsen vereint und gleichmäßig auf der entgegengeseßten Seite das zweite und sechste Corps unter Oudinot, der Russischen Nordarmee (Witgenstein und Steingall) bei Polotsk an der Dûna gegenübergestellt. Tormassow kam 14 Tage zu früh, um seiner Diveriton einen entscheidenden Nachdruck und unberechen=- baren Einfluß zu geben. Barclay, wie früher gegen Murat von der Düna aus, marhte auch jeßt gegen die Cantonnements der Französischen Hauptarmee eine unerhebliche Offensivdemonstration, welche rasch erwiedert, zum leßtenmal ein vereinzeltes Zusammen= treffen mit der ersten Nussischen Armee hätte mdglich machen kdnnen. Es unterblieb auch diesmal, weil Napolcon beschlossen hatte, erst bet Smolensk (— oder Samarkand, wie ev es in seltsamer Distraction zu nennen pflegte) seinen Glücksstern guf die Probe zu stellen. Statt jez doch entweder zwei Tage zu warten, bis der Feind, in der Gewohnheit des Ausweichens, die Stadt geräumt haben würde, oder wie es natürlich und vortheilhaft gewesen wäre, sich auf dem rechten Ufer des Dniepr bei Valontina (wo nur ein abgesonderter Schlachthgufe einem schwie=- rigen und blutigen Gefechte preisgegeben blieb) das Schlachtfeld zu wählen : Äberfchritt Raypoleon den Fluß, opferte eine Menge von Menschen in dem Kampfe gegen die mit stgrken Nauern versehene Stadt und gab dem Feinde die Gelegenheit, die Schlacht nach Be= lieben abzubrechen und sich so einer Men Niederlage ohne Behinderung zu entziehen. So endigte der zweite Aft des Feld- zuges mit einer ansehnlichen Einbuße von Menschen , mit ciner be- deutend ungünstigeren Combination der strategischen Verhältnisse als zuvor, ohne etwas Anderes dabei gewonnen zu haben, als den bis hierhin durchlaufenen Raum. Dies waren allerdings schwere Ver- súndigungen gegen den Genius der Kriegskunst; gber was nun folgt, is noch von ganz anderer Bedeutsamkeit. Noch ließ sich al= lem Bisherigen eine vortheilhafte Seite abgewinnen, wenn man jeßt beim Eintritt des Herbstes, die klimatische Eigenthümlichkeit des Kriegsschaguplaßes wÜrdigend, Halt machte in der Hdhe von Smo- lensï, um den von Hunger, Mangel und Entkräftung hart mitge- nommenen, Truppen die dringend nöthige Erholung zu gdnnen, das Ergebniß der Ernte in Magazine zu fammeln, Polens Unabhän- gigkeit zu proklamiren, seine politisch - militairische Organisation ins Leben zu rufen, sich den vorläufigen Besiß des heseh- ten Landstriches durch Befestigungen und Unterkunften fúr die Truppen zu sichern, und solchergestalt sich eine neue solide Basis für die weitere Fortseßung der Operationen zu schaffen. :

Nachdem durch den Marsch nach Smolensk die anfängliche Opergtionsrichtung auf Petersburg aufgegeben worden, war das Be= lagerungsprojeft von Riga von untergeordneter Wichtigkeit, wesent- licher wäre es gewesen, die Flankencorps an der Dúna und am Prypiät auf solche Weise zu verstärken, daß sie den Angriffen von Witgensiein und Cziezakof unter allen Umständen zu widerstehen ver- mochten. Sodann aber mußte man, anstatt Alles A der einen Straße von Moskau ohne Unterlaß immer weiter nah Osten vorzuschieben, die Ueberzeugung gewinnen: daß durch cin bloßes Dg Iergevees Erreichen und Befeben dieser einen Hauptsiadt kein bleibendes und Über delt Ausgang des Krieges etttscheidendes Nesultat errungen wer- den könnte; daß man dagegen aber auf diesem so ohne Maß vorliegen- den Punkte leicht in ähnliche Verlegenheiten gerathen könne, als vor- eins der kühne Schwede auf seinem abenteuerlichen Marsch nach Pultawa; folglich, daß (da der Rückweg von der Mos- fa an den Dniepr vor Eintritt des Winters nicht durchzu- seßen gewesen seyn würde) nichts R LIes übrig blieb: als h mit der Hauptmacht in Polen zu etabliren und nur eine hinlänglich starke Masse als Avantgarde gegen Moskau vorzusenden,

die sich nah den Umständen jederzeit auf jene Hauptmacht wieder repliixen konnte.

E E E O t A, (e L E E E fut

Die trügerische Hoffnung, vom Kreml aus den Frieden diktirett zu können, trieb Napoleon unaufhaltsam vorwärts. Der leßte Glanzblick des. Glückes erschien ihm wie ein schnell verldschendes Meteor auf der Wahlstatt von Mozaisk. Zwei Tage lang bot ihm der Feind die Stirn zur Schlacht, aber, wié es schien, Napoleon zur ungelegenen Stutde. Eine rüdsichtslos ju Ende gefochtene Vernichtungsschlacht mochte ihm, nah dem: bereits verloren gegan- ns numerischen Uebergewicht, zu bedenklich erscheinen; eine Be- rohung der feindlichen Rückzugslinie auf. Moskau - oder Kaluga, welche durch ein Flanken -Mandver zu exreichen gewesen seyn möchte, würde hdchstens den Russischen Feldherrn vermocht haben, sich weiter rückwärts ein anderes Schlachtfeld zu suchen, wodurch für Na- poleon wiederum nichts gewonnen war. Dennoch schickte sich dieser zwar zur Schlacht an, aber ohne die sonst gewohnte unermüdliche und aa enwärtige Thätigkeit. Gleichsam j Stufen der Gravität des Völ- ergebieters die Rolle des Feldherrn bei Seite sebend, begnügte er sich mit den primitiven Anordnungen zur Schlacht, und ohne sich vom Fuß- volk der Garden zu entfernen, nahm er sich kaum dié Mühe, die darin durch Gegenmandver des Feindes erheischten Modificationen zu trefen. Der für beide Theile gleich mödrderishe Kampf: hätte vielleicht ein für die Franzosen in vollem Maße befriedigendes Ende gena können, wenn Napoleon Lein vielbegünstigtes, mit großem lufwande unterhaltenes Eliten-Corps hätte wollen mit in die Wag- schale legen. So aber gab ihm der Gegner ned verzweifelter Gegen- wehr zwar das Schlachtfeld preis und legte felbst seinem weiteren Vormarsch kein Hinderniß in den Weg; aber dieser Gegner war keinesweges vernichtet, erdrückt oder guseinandergesprengt, sondern er wich in kaltbl® tigee Ordnung erft rücckwärts, dann zur Seite aus und Uberließ Napoleon den eitlen und bald nur allzutheuer gebüßten Triumph, von der alten Königsburg der Czaren im Selbst= gefühl eines Tamerlan oder Dschingis-Chan herabzuschauen.

_Man hat über den Brand von Moskau sehr verschiedene Ur- theile gefällt; eine Ansicht stellt ihn dar als heroische Großthat, als den Gipfel des Patriotismus, die andere betrachtet ihn als einen Akt der Barbarei. Aus dem militairischen Gesichtspunkt er- scheint er jedenfalls als ein ohne Noth und zwecklos A tes Opfer, da auch ohne diese Bennübung die Franzbsi=- sche Armee schon wegen gänzlichen Fouragemangels dort nicht aus- zudauern vermochte. Es blieb ihr nichts Übrig als ein verzweifelter RÚckzug verzweifelt: weil er, gleih am Tage nach der Ankunft freiwillig begonnen, in dieser Jahreszeit, in diesem Lande, im Ange- sicht des Feindes, mit einer so großen Masse von Menschen und;Kriegs- geräth, denaoch unausführbar gewesen wäre. Fedenfalls bedurfte man dazu mehrerer Straßen, und da die einzige, welche die erforderlichen Subsistenzmittel darbot, durch den Flankenmarsch des Feindes ge- sperrt war, wurde es unerläßlich, durch einen entschiedenen Sicg sich gleich anfangs Bahn zu brechen. Wie viele Lobredner daher auch die Schlacht von Borodino gefunden hat, so kann man in ihr dennoch, reiflich erwogen, ebenfalls nur ein Úberflü siges, gefährliches und theuer erkauftes Wagstück erkennen. Ein früher begonnener Rúckzug auf Kaluga hâtte Moskau gerettet und würde ohne das Blutopfer von Borodino Napoleon den Ge can bereitet haben.

Der Sleger von Mogzatisk, unentschieden, welche Maßregel er ergreifen, welchen Weg er einschlagen sollte, hrütete lang in dum- pfer Unentschlossenhcit, bevor er sich in. das Unvermeidliche ergab. Nicht sowohl der Mangel an Munition, wie man behauptet hat, sondern die Ueberzeugung von dem moralischen und physischen Zu- stande seines Heers entschied ihn, die Schlacht zu vermeiden. Aber vergebens hatte er gehofft, durch cine dem Könige von Neapel gegen die vershanzte Stellung von Tarutino aufgetragene Demonstra- tion, den Feind an der Nara festzuhalten und #0 ihm cinen Vor- sprung abzugewinnen. Es gelang dies um o weniger, als man beim Abmar V das Mittel der Gewaltmärsche verschmähend, noch cin gewisses Dekorum zu- beobachten und durch gemessene Bewe=«

ungen das, was Allen klar geworden, zu verbergen bemüht war. utusow versäumte bei Malojagreslaweß, seinem Angriff auf den Vice- König den gehdrigen Rachdruck zu geben. Bei Gonczerowo stand das Franzdsische Heer zum leßtenmal in gesammelter Masse dem Feinde gegenüber; ein genialer Entschluß, energisch ausgeführt, hätte noch Manches besser fügen kdnnen; aber es gebrach dazu an Schnell- kraft und Muth. Ohne Plan und fast willenlos befand sich Napo- leon nah einigen mißlungenen Versuchen, sich von der beim Vor- marsch betretenen Operations -Linie loGumachen, dennoch in der Richtung auf Mozaïisk. Hiermit war der Nimbus verschwun- den, der seine Gegner erschreckt, sein eigenes Heer begeistert hatte. Anstatt durch Mortier gedeckt, die leidige Masse von Gepä, Nichtkombattanten und âberflfissigem Geschüß auf der großen Straße ihren Weg fortseßen zu lassen und so, von allem Ballast befreit, mit dem kampffähigen und fstreitlustigen Theile des Heeres, Xenophons Beispiel befolgend, den Ausweg Über Jukhnow, Masalsk und Serpinsk zu erzwingen, eilte er mit seiner Garde und Junot voran und Uberließ den Rest des Heeres am Tage von Wiasna ohne Weisung und Leitung seinem Schicksale und der Obhut unter sich E Unterfeldhevrn.

Was sich nun zutrug, ist bekannt genug und weniger ein Ge« ana der Kritik, als des Mitleides. án der Beresina würde

apoleon geendet haben, wie so viele Tausende, die mit ihrem Hel- denblute den Boden Rußlands dúngen, wenn Kutusow vei standen hâtte, seine vertheilten Streitkräfte auf eine den Lokal-Verhältnissen angemessene Weise zusammenwirken zu lassen. Eine {male Pforte blieb gedfnet, und Napoleon für seine Person lebte wieder auf in Paris. Der Tadel, der diese Flucht trift, wäre gerecht, went Na- poleon das Talent der defensiven Kriegführung in gleichem Maße besessen hätte, wie das des gewaltsamen Angriffs; so aber erscheint Seial a Aft der Selbstverläugnung und als eine Auskunft der

eit.

Berliner Börse. Den 9. April 1832,

Amit]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.)

| Zj Türief Geld, | 2 [Brief j Geld, BC R R A E H PEHEE C R R CNCEMESAR A I E E I R E DOO I BOPOENEI E IRET P MTECAS GALE S T Þ M0 I 2A e E O

St.- Schuld - Sch. | 4 | 94 | 934 1Ostpr. Pfandbrf. | 4 | 9252| Pr. Engl. Anl. 18| 5 | 1012 fPomm. Pfandbrf. | 4 1054 1051 Pr. Engl. Anl. 22| 5 | 1015 Kur- u. Neum. do.| 4 [106 Pr. Engl. Obl. 30| 4 | 8773 87x FSchlesische do. | 4 [1052 | Kurm. Obl. m. 1.C.| 4 925 | IRkst.C.d.K.-u. N. | _— Neum. Int.Sch. do.| 4.) 922 | Fz. Sch. d. K.-u.N.|— | 562 | Berl. Stadt-Obl} 4 | 942 | s Königsbsg. do. 4 | -— | 937 Elbinger do. 45 | 94 JBHoll. vollw. Duk.| ASL | Danz. do, in Thi —| 35] Neue dito.| | 191 | Westpr. Pfandbr.| 4 | 974 | JFriedrichsd'or .. | 132 134 Grosshz. Pos. do.! 4 | 981 | JDisconto .….... G 4 VRERGR A Eme I A rem E Nem

Nicht- Amtliche Cours-Notizen.

Berlin, 9. April. E L Oezst, 55 Met. 913. 48 do. —, B.¿Alctién 795. G Vial, Ls do. Holl. (1831) 914. Poln. Pfbr. —. do. Part. 551. Den Engl E Nied. wirkl. Sch, 42. M 6 & Au!. 925. Neap. Engl. 831 do. Fale 754. ; msterdam, 4 ril. U R S Nivd. vvirkt; Seh. 0.45 Käns Bill, lek ‘egudloo. 30 784. Oezt. 58 Mei. 83. Russ. (v. 1838) 92, do. (6. 1831) Sb O Wkiibare 6-M A PM ani urs, 31. März. : ens 91. Silber. Ea ute 1. Ser. 681. dite 3, Ser. 872. er-Rubel 367 Kop. 55 Inscriptionen

Wien, 4. Ap

55 Met, 873, Part, - Obl. 1224. Bank- Actien 1148,

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