daß der Westindische Eigenthümer Sklaven - Arbeit vorziehe und seine Sklaven, ohne Nachtheil seiner Pflanzungen und der Westindischen Interessen überhaupt, aufgeben und befreien könne, wenn er nur wolle. Es sey aber Thatsache, daß sämmtliche Pro- dukte der Pflanzungen nicht-hinreichten, den Unterhalt der Skla- ven zu bestreiten, besonders wenn das jeßige System fortdauerte. Es fônne daher so weit kommen, daß die Eigenthümer ihre Skla- ven zu ernähren aufhören müßten; dann erst werde die Negie- rung ‘ihren Jrrthum einsehen und begreifen, wie {wer es sey, einen Zustand- aufreht zu halten, wo alle Rechte verleßt, wo Leben und Eigenthum der Kolonisten aufgeopfert würden. Man müsse daher die Sache, ehe es zu spät sey, untersuchen. Er fragte, ob das Haus bei der gegenwärtigen Lage der Sklaven- Bevölkerung dieselbe auf einmal befreien wolle, wie es der Wunsch ihrer verblendeten Freunde sey? Er glaubte, die lezten Gehei- menraths-Befehle hätten viel Unheil gestiftet; sie verminder- ten das Zutrauen der Sklaven zu ihren natürlichen Beschúü- ßern, ihren Herren und Eigenthümern und verleiteten die- selben, von England, wo ihre Lage nur im Lichte der Vor- urtheile bekannt sey, Schus zu erwarten. Ein Geheimeraths- Befehl treffe alle Kolonieen, ohne Rücksicht des Klimas; die Arbeitsstunden von Demerara aber taugten nicht für Barbadoes, wo die Morgenstunden sehr angenehm wären, und vice versa. Allein der Geheimeraths-Befehl besage: wenn Jhr nicht gehorcht, so wollen wir Euch der Vortheile beraubén, die wir gehorsamen Kolonicen zu bewilligen gesonnen sind. Auf diese Weise strafe man diejenigen, die die Gefahr, unpassenden Geseßen zu gehor- chen, einsähen und ihre Plantagen nicht mit offenen Augen ruiniren wollten. Er verlangte die Ernennung eines Aus\chus- ses und die Suspension des Geheimeraths-Befehls, bis der Aus- \chuß die Sache untersucht und seinen Bericht eingereicht haben würde, damit die Rechte der Sklaven sowohl, als das Jnteresse des Privat - Eigenthums geschúßkt würden. Lord Suffield sagte, daß er die Nothwendigkeit der Untersuchung einer bereits so wohl bekannten Sache nicht einsehen könne. Der Ge- heimeraths - Befehl sey der erste Schritt zur Verbesserung der Lage der Sklaven und die beste Methode, die Pflanzer und Sklaven - Eigenthümer zur Besinnung zu bringen. Die Kolo- nisten hätten schon längst die ihnen von der Regierung gemachten und von dem Parlamente anempfohlenen Vorschläge befolgen sollen, um die Sklaven zur Emancipation vorzubereiten. Er be- hauptete, die Kolonisten könnten, wenn sie den Versuch machen wollten, ihre Plantagen durch freie Arbeit kultiviren, wozu Ost- indien einen Beleg liefere. Der dortige Zucker, obschon er das Produkt freier Arbeit sey, werde wohlfeiler nach England eingeführt, als der von Englands eigenen Kolonien ; was nicht der Fall seyn könnte, wenn er die Kosten des Anbaues nicht vergütete und nicht noch einen Gewinn obendrein abwúrfe. Demnach widerseßte er sich dem Ausschusse. Graf Harewood hielt die Rede des Lord Suffield für ein ächtes Muster der hier úber Sklaverei existi- renden Vorurtheile. Der Kolonial - Minister Lord Godericch lobte die Mäßigung des Antrages, der aber gewisse Punkte un- berührt lasse. Die Regierung habe sich seit mehreren Jahren hinsichtlich. dieser Frage in einer sehr kiblichen und delikaten Lage befunden. -Seit 8 Jahren habe man sich bestrebt, den Ei- fer beider Parteien, der Kolonisten: und der Sklavenfreunde oder der Philanthropen, zu mäßigen. Zu diesem Ende seyen die Ge- heimeraths - Befehle vom Jahre 1823 ausgefertigt worden, um die Sklaven zur endlichen Emancipation vorzubereiten; die Ko- lonisten aber hâtten den - ihnen gegebenen Rath nicht befolgt. Die Geheimeraths - Befehle von 1830 hätten keinen definitiven Charakter gehabt, indem sie bloß die Arbeitsstunden regulirten und die Speisen und Kleidungen der Sklaven bestimmten. Man beschul- dige die Regierung, sich unnöthigerweise in solche Kleinigkeiten einge- mischt zu haben; allein da die unbeschränkte Macht der Sklaven- eigenthümer leicht mißbraucht werden könne, so verdiene sie al- lerdings regulirt zu werden. Er wolle sich indessen dem An- trage, einen Untersuchungs - Aus\huß zu ernennen „- nicht wider- seßen, da er die Gesinnungen des Hauses kenne. Der Zweck sey die Ergründung der Wahrheit, und nichts könne schädlicher seyn, als die Erwägung der großen Frage über die Erfordernisse der Menschlichkeit zu verhindern. Lord Seaford (Sohn des ehemaligen Gouverneurs) vertheidigte die Kolonieen und tadelte die Regierung. - Er berief sih auf das Zeugniß der Bischöfe von Barbodoes und Surinam, daß die Kolonieen Kirchen und Schu- len erbauten, um die Sklaven zu unterrichten, was selbst die Mis- sionaire bestätigen. Jn Jamaika habe man zwei Mulatten als Reprösentanten von zwei Kirchspielen erwähle. Mit der Zeit und mit Geduld würde die Sklaverei in Westindien, wie in Europa, vor déèr zunehmenden Civilisation verschwinden. Aber nichts könne zum Besten der Neger ohne die herzliche Mitwir- kung der Kolonieen geschehen. Selbst Fox hätte die Emancipa- tion ohne die Einwilligung der Kolonisten für eine gefährliche Chimäre gehalten. Jm Namen und Geiste von Cannings Pro- phezeihung, die schon neulich in den mit Blut gelöschten Flam- men Jamaika's erfüllt worden, beschwöre er das Haus und die Regierung, keine P Feuersbrunst auf den übrigen Jnseln anzuzünden und sich nicht durch philanthrophische Schwärmer verführen zu lassen, sondern mit dem Oelzweige in der Hand die Ar- beiter zur Subordination zurückzuführen. Der Erzbischof von Can - terbury bezeugte, daß die Anschläge der Kirchen- und Schulen- Unkosten von Barbadoes allein sich auf 40,000 Pfd. beliefen. Der Herzog von Wellington hielt die Untersuchung der ab- scheulichen Rebellion von Jamaika für unumgänglich nothwen- dig und das Verlangen der Kolonisten für ganz natürlich; diese fügten sich jedem Verlangen des Parlamentes, mit Ausnahme der gezwungenen Emancipation der Sklaven. Er vertheidigte seiné Administration, die eben \o ernstlich die Sklaven u begünstigen gesucht, als die jeßige. Das Parlament dabe nie an eine andere Emancipation , als eine stufen- weise, gedacht. Man dürfe Taxen nicht zur Strafe, son- dern nur als Staatsnothwendigkeit auflegen. Er kenne eine shuldenfreie Plantage in Jamaika, die mit 6000 Pfd. Einkünf- ten 2960 Pfd. Taxen oder 50 pCt. zu entrichten habe, 1000 Pfd. kostete der Transport der Produkte, 772 Pfd. die von England bezogenen Bedürfnisse, so daß der Eigenthümer nur 720 Pfd. empfange. Die enormen Kapitalien der Westindischen Besißungen könnten bloß durch Sklavenarbeit produktiv gemacht werden. — Nach einigen Bemerkungen des Lordfkanzlers wurde schließlich. der verlangte Ausshuß ernannt.
London, 20. April. Gestern, als am grünen Donner- stage, wurden, dem jährlichen Gebrauche gemäß, im Namen Sr. Majestät Almosen unter bejahrte arme Männer, diesmal 66 an der Zahl, und eben so viele Frauen vertheilt. Diese Feierlichkeit findet sonst immer in der Militair - Kapelle in Whitehall statt; dæ aber gegenwärtig in derselben gebaut wird, so war hinter derselben ein bretternes Gebäude zu diesem Zweck aufgeschlagen worden. Um 11 Uhr -kamen die armen Leute zusammen und seßten sich an zwei lange für sie eingerichtete Tafeln. Bald dar-
der Männer erhielt außerdem noch
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auf trat eine Prozession in folgender Ordnung ein. — Ein Yeo- man-Aufseher in seiner Staats-Uniform, der eine große' goldene Schüssel auf dem Kopfe- trug, worin sich 132 rothe und eine gleiche Anzahl weißer lederner Vörsen befanden; die rothen ent- hielten jede eine Guinee und die weißen jede 66 Silber -Pfen- nige, da dies die Zahl der Jahre ist, welche Se. Majestät zu- rückgelegt haben; dann folgten die Beamten des Almosen- Amtes in feierlicher Kleidung mit Blumensträußen in der Hand, und zwölf Yeomen der Garde schlossen den Zug. Nach- dem der Almosenpfleger eine auf die Feier des Tages bezúgliche Rede gehalten hatte, erhielt jede Person ein Paar Schuhe, ein Paar Strümpfe, eine von den bereits erwähnten rothen und eine von den weißen Börsen und “einengena zu zwei Hemden; jeder
uch zu einem Rock. Nach dieser Vertheilung wurden die Armen gespeist; sie machten am Schlusse der Mahlzeit ihrem Dankgefühle gegen den Monarchen durch ein lautes Lebehoch! Luft. — Jn alten Zeiten wuschen und küßten die Könige und Königinnen von England an diesem Tage fo viel armen Männern und Frauen die Füße, als sie selbst Jahre alt waren. Die Königin Elisabeth vollzog diesen Ge- brauch in Greenwich, als sie 39 Jahr alt war. Der leßte der Englischen Monarchen, der diesen Gebrauch in Person vollzog, war Jakob IL; später verrichteten denselben die Almoseniere. IÎm Courier liest man: „Wir sind ermächtigt, in den aller- bestimmtesten Ausdrücken der von einem Korrespondenten mit- getheilten Nachricht, daß die Regierung in Terceira die Prie- ster gezwungen habe, die Wassen zu ergreifen, zu widersprechen. Dom Pedro hat weder den Wunsch, noch ist er genöthigt, zu der Geistlichkeit seine Zuflucht zu nehmen, um die Reihen sei- ner Armee zu füllen, da der lebhafte Enthusiasmus, welcher e i Bevölkerung herrscht, ihm zahlreiche Freiwillige zuge- ührt hat.‘
Ein Schreiben aus Dublin vom 17ten d. enthält Nach- stehendes: „Die Cholera, welche in den leßten 14 Tagen nur geringe Fortschritte zu machen schien, nimmt jeßt an Jntensität zu. Gestern wurden wieder 13 neue Fälle angemeldet. Jn der Königl. Börse wurde heute unter dem Vorsiße des Lord-Mayors eine Versammlung gehalten, worin die Errichtung einer Central- und mehrerer Distrikts - Gesundheits - Behörden beschlossen wurde. Mehrere Aerzte, welche bisher an der Existenz der Cholera in Dublin gezweifelt hatten, gaben heute zu, daß ihnen verschiedene Fälle bôsartiger Cholera vorgekommen wären. — Die Union der Zünfte hielt gestern eine armselige Versammlung. Obgleich sie einstimmig den Herrn D’Connell gewählt und den armen Herrn Lawleß aufgeopfert hat, so hat doch Ersterer sih noch nicht her- abgelassen, sie mit einem Besuche zu beehren. Man glaubt auch, daß er sih, so lange die Cholera dauert, nicht weiter mit den Handwerkern einlassen wird.““.
Ned rlan de.
Brüssel, 21. April. Jn der heutigen Si6ung der Re- präsentanten-Kammer wurde das Budget des Ministeriums des Jnnern im Betrage von 4,450,300 Fl. durch 66 Stimmen gegen 8 angenommen. Hierauf nahm der Minister der au s- wärtigen Angelegenheiten das Wort und sagte: „Jch hatte Herrn van de Weyer, unserem Gesandten in London, geschrieben, mir vor der Prorogation der Kammern genaue Details úber den Zustand„der Unterhandlungen zu geben. Er meldet mir, daß am Mittwoch den 18ten d. M. um Mitternacht der Preußische Ge- sandte die Ratificationen des Traktates vom 15. Nov. mit Bel- gien und mit den Hôfen von Frankreich und England ausgewech- jelt hat; daß die Ratification Preußens ohne Vorbehalt ist; daß der Oesterreichische Botschafter an demselben Tage und zu derselben Stunde einen gleichen Austausch vorgenommen hat; mit dem Vorbehalte, den Traktat, in so weit derselbe Luxemburg betreffe, von dem Deutschen Bunde genehmigen zu lassen; da die konstituirende Akte den Deutschen Bund bei einer Gebiets- Abtretung zu dieser Formalität verpflichte. Es ist wahrscheinlich, daß. in wenigen Tagen der Russische Bevollmächtigte ebenfalls zum Austausche der Ratificationen schreiten wird.“ — Die Herren Jullien und de Haerne sollen, wie der Lynx behauptet, nah dieser Mittheilung die Ansicht zu erkennen gegeben haben, daß eine Ratifica- tion mit jenem Vorbehalt in Bezug auf den Deutschen Bund etwas sehr Unvollständiges sey, da der König von Holland, der dem Bunde, welcher immer nur einstimmig Beschlüsse fasse, an- gehöre, jedenfalls im Stande seyn würde, den diplomatischen Verhältnissen Belgiens Hindernisse in den Weg zu legen... Sie sollen diese Maßregel für einen Schritt näher zur Restauration gehalten haben.
— — Brüssel, 21. April. Die gestern von London ein- getroffene und heute auch bereits vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten in der Repräsentanten - Kammer angekündigte Nachricht von der abseiten Preußens und Oesterreichs geschehe- nen Ratification des Konferenz - Traktates hat hier große Freude erregt, indem man sich hiervon die endliche Beseitigung des un- glückseligen Provisoriums verspricht, das nunmehr schon seit 20 Monaten den Blutumlauf eines Landes hindert, dessen natürliche Kräftigkeit ihm die freieste Circulation aller Säfte zur Bedin- gung des Lebens macht. Man zweifelt nicht daran, daß binnen einigen Tagen auch die Ratification Rußlands folgen werde, wiewohl einige Mitglieder unserer Opposition, namentlich die Herren Jullien, de Haerne, Gendebien u. \. w., dies in der heutigen Sißung der Kammer als etwas immex noch sehr Problematisches darstellen wollten. Diese Herrn sind es jedoch schon gewohnt, ihre politischen Vorhersagungen nicht eintressen zu sehen, so daß sie vielleicht kaum selbst an ihre Worte glauben. Hr. Gendebien meinte auch, dem Frieden sey, wie- wohl er nun auch von zwei anderen Seiten ratifizirt worden, doch so wenig zu trauen, daß es viel besser seyn würde, lieber gleich offensiv gegen Holland, das in keinem Falle die Citadelle von Antwerpen, die in der That tägliche Verstärkungen erhält, und gewisse Bedingungen des Traktates uns einräumen würde, zu Werke zu gehen. Die kriegerischen Gedanken leben jedoch nur noch in den Phrasen der Opposition , während das Land im All- gemeinen nichts sehnlicher, als eine Verminderung unseres Hee- res und mithin auch der schweren Abgaben wünscht. Herr von Brouckère, der entlassene Kriegsminister, befindet sich seit eini- gen Tagen auf einer Rundreise, wo er' in Begleitung zweier Ingenieur-Offiziere die neu errichteten Festungswerke in Augen- schein nimmt. Der König selbst wird, wie man vernimmt, eine Inspections-Reise nah der Flandrischen Gränze unternehmen, um die dortigen Schleufen, so wie die überschwemmten Gegen- den, in Augenschein zu nehmen. Die Abend - Zeitungen sind heute, des Festes wegen, nicht erschienen; Sie werden daher eine gedruckte Mittheilung über die heutige Sizung der Reprä- O - Kammer wahrscheinlich erst mit der morgenden Post erhalten.
Danemark
Kopenhagen, 21. April. Die Reise des Königs sg, bestimmt seyn. Dem Vernehmen“ nach, werden Se. Majestjt 5. Juni in Aarhuus eintreffen. \
Ueber das Resultat der Staatsraths - Verhandlungen sichtlich der definitiven Vorschläge zu einer National - Rey tation verlautet noch nichts. Auch in der Dänischen Ku sind die vorläufigen Arbeiten nunmehr vollendet ‘und in dey ten Tagen von den sehr voluminösen Akten viele Abschrifte Vertheilung an die Staatsraths - Mitglieder verfertigt,
DeUut\chland.
Kassel, 24. April. Jn der Landtags-Sißung ‘vom 1 d. ward zur Revision der Städte- und Gemeinde-Ordnyy, schritten und schließlich das ganze Geseß mit 43 gegen 3 Stiy angenommen.
SOWeis.
Schaffhausen, 20. April. Der Vorort hat nicht fh gefunden, Basels Wunsch um eine Tagsaßung zu entspy daher auf den 18ten der große Rath. einberufen wurde, Un bundesgemäße Verlangen zu stellen.
Der Schweizerische Korrespondent meldet ay sel: ¿¿Der Vorort hat unterm 10ten d. ein Schreiben ü Baseler Regierung erlassen, worin er, von Thatsachen, V unrichtig berichtet worden, ausgehend und eine rechtmäßjW gierung mit einer insurgirten und mord- und raublustigen F auf gleiche Linie stellend, die Aufforderung stellt, sie soll, bestimnite und unumwundene Erklärung von sich geben, bi alle allgemeine Gefährde bringende Maßregeln (wie j Schubes der ihr zum Schuß anvertrauten Gemeinden) tighin und unter allen Verhältnissen unterlassen werde, ihrem Antwortschreiben vom 12ten äußert die Regierun Befremden über ein solches Ansinnen, wodurch in die und Befugnisse einer Regierung hinsichtlich der ihr uste Sicherheits - Maßregeln auf bundeswidrige Weise einge werden will; die verlangte bestimmte und unumwundene rung giebt sie dahin, daß sie sich fernerhin vorbehalte, sid in Händen habenden Mittel zu bedienen, wenn von Seit getrennten Gemeinden fortgesahren werden sollte, die df Ruhe in den treugebliebenen Gemeinden zu stören. — Schreiben berichtigt mehrere unrichtig hinterbrachte Thal und schließt mit der Wahrheit: es hätte wenigstens iw werden dürfen, die eidgenössischen Repräsentanten würdul Instruction wirklich zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe zur Beschükung der Personen und des Eigenthums anwa
In einem Schreiben an die Herren Repräsentantq | 12ten d. M. verlangt die Regierung die Verhaftung de | Insurgenten - Häuptlinge Buser, Blaarer, Martin, Gu und Hug. Ferner sagt sie: „Eine zweite Pflicht liegt unl sichtlich derjenigen Jndividuen ob, die auf unbefugte Vis Liestal in Gefangenschaft gehalten werden; Herr Lien Mechel wurde auf verrätherische Weise gefangen geno und mißhandelt, als er von seinem Chef, in Ermangeluy nes Trompeters, in Begleitung eines Tambours als Parly tair abgesandt wurde. — Andere Militairs sind sons u fangen worden, und zudem werden mehrere Landjägt i Boten zurückbehalten, die zur Besorgung der Korresp gebraucht worden . sind. Diese unbefugte und ungerecht { fangenhaltung können wir aber nicht länger zugebet, | mússen auf das bestimmteste Hochderoselben kräftiges Einshul in Anspruch nehmen und verlangen, daß ungesäumt die qui ten Anstalten getroffen werden, damit alle unsere derm Liestal gefangene Mannschaft — seyen es Militairs oder (d Personen, die wegen gehabter Aufcräge von oder an uns f halten worden — sofort in Freiheit gesezt und unter eidgul scher Bedeckung hierher gebracht werden. Sollten sih f wundete darunter befinden, die nicht transportirt werden ki so empfehlen wir dieselben einstweilen E. 2c. zu eidgenösish Schuß und zweckmäßiger Verpflegung.“ :
S alten:
Turin, 14. April. Die Regierung hat hier eite M Sanitäts - Kommission errichtet, welche mit der Anordnung! gegen die Cholera zu treffenden Schußmaßregeln beauftra! In allen Städten und Ortschaften des Königreiches, deten l es erheischt, werden noch Spezial - Kommissionen für den! Zweek eingeseßt werden.
Por tugckl.
— — Lissabon, 7. April. Die lebten Nachricht Madeira haben, obgleich ste nicht ganz befriedigend laut! der Gouverneur der Jnsel, Don Alvaro, dem Geiste |8 Truppen nicht recht traut, dennoch einen guten Eindruck Wh Anhänger Dom Miguels gemacht; das kleine Geschwadeh" ches sie verloren glaubten, ist glücklich zurückgekehrt, und ben daraus die Gewißheit erlangt, daß Madeira zur Zeit der bestehenden Regierung Portugals gehorchte. Dies G0 der hat 700 Pipen Wein von Madeira mitgebracht, den dort bei den Anhängern Pedro’s konfiszirt hat, aber nit! kaufen konnte, so wie das Silberzeug aus den Kirchen. —/ in der hiesigen Gegend stehende Bataillon der ropalist Freiwilligen von Portalegre hat vor kurzem den uns 0 ßert, nah der Provinz zurückehren zu dúrfen; von d? taillon von Lamego sind dieser Tage 30 Mann verhaftet m0? die Veranlassung hierzu ist noch nicht bekannt gewordet.
— Der Morning- Herold enthält nachstehendes Sw aus Lissabon vom 31. Mätz: „„Am vergangenen Montag} die ganze Stadt mit dev durch die hiesige Hofzeitung verb Nachricht angefüllt, daß die Flotte Dom Pedro’s/ odel d stens ein Theil derselben, angekommen sey und die V l keiten durch einen Angriff auf eine Festung nahe bei Pei gonnen habe. Die Hofzeitung theilte ein Schreiben de d mandanten des Forts Sta. Suzanna mit, worin deren daß er am 23sten des Morgens um 1 Uhr in besagtem P 6 Schiffen angegriffen worden wäre, dieselben aber durd ges Feuer in die Flucht getrieben habe. Die Hofzeitung i fúr einen neuen Bewejs von der Chre und Treue der wah i giesen und von dem barbarischen Betragen derRevolutionna! i / ihr Vaterland mit dem Schwerdte in der Hand anzug!ke! a V schämten. Diese Nachricht brachte, wie man sich iet kann, eine große Aufregung hervor, und Niemand zw 1 etwas Wahres daran wäre. Die Korvette Chi rech! h Befehl, außerhalb der Barre anzulegen. Dieser N M indeß bald zurückgenommen, und am anderen Tage vel Seitil daß die ganze Sache aus einem Mißverständniß von Raufb Kommandanten jenes Forts ‘entstanden sey, dek N Schiffe, von denen eines Noth - Signale gemacht, Feri gehalten habe. — Am Mittwoch war ein andere
tet, das mehr Glauben findet, nämlich das Ausscheiden des fen von Bastos aus dem Ministerium; man fügt hinzu, der Bischof von Vizeu aus der Verbannung zurückberufen wer- solle, um an die Stelle des Grafen zü treten. Neun Personen, emit dér Anleihe im Rückstande geblieben, sind zur Confiscation y Güter verurtheilt worden. Trob dieser strengen Maßregeln «j noch immer 200 Contos an der ausgeschriebenen Summe ;
riht deshalb von einer gezwungenen monatlichen Contri- en für den Unterhalt der Armee. Ein Theil der den Trup- schuldigen Rúckstände wird jeßt bezahlt. Vorgestern haben Marine-Soldaten den rückständigen Sold von einem Monat, ) zwar vom September 1830, erhalten. Den Offizieren sind rústándigen Bons bis zu Ende August 1831 bezahlt wor-
Am Montag und Dienstag drängte sich die Menge nach , Schabamte, und viele unglückliche Personen, die lange im nde gelebt haben, empfingen mehr oder weniger von den ihnen (digen Rúckskänden ausgezahlt. Dieser Umstand ist für die Regie- gvon bedeutender Wichtigkeit und von unverkennbarem Nußen.— e Furcht vor einem Ueberfall ist hier so groß, daß die Truppen den freien Pläßen in und außerhalb der Stadt und längs Küste kampiren; ganz auf die Weise wie damals, als das nzósische Geschwader erwartet wurde, nur Alles im vergrsô- jen Maßstabe, Dom Miguel ist damit beschäftigt, seine Ar- auf 80,000 Mann zu bringen. Alle Klöster rekrutiren, und die jungen Mönche werden zu der Uebung mit Feuerge-
hren angehalten.‘
S bel
Jn einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten hreiben aus Livorno vom 13. April heißt: „Wir haben (richten aus Alexandrien bis 13. März. Man war am An- ge einer Hungersnoth, der selbst durch die bevorstehende nte nicht ganz abgeholfen werden wird, da es an Händen t, die Früchte einzusammeln. Ein neuer Sturm Jbrahims St. d’Acre war abgeschlagen worden. Er gab seinen Ver- f dabei nur auf 300 Mann an; aber man behauptete, derselbe viel gróßer. Der Pascha ließ verbreiten, daß die drei ge- n ihn beorderten Pascha's von der Pforte Gegenbefehl be- men hätten; man schenkte aber dieser Nachricht in Alexandrien en Glauben.‘
OlteMenlan d.
Die Regierung zu Nauplia hat (wie die Allgemeine itung meldet) unterm 9. März Folgendes bekannt gemacht : „Die Kommandanten der Seemacht der verbündeten Mächte jn sich in der Absicht versammelt, über die Maßregeln zu be- schlagen, welche fe zur N der neuen, ihnen von derx doner Konferenz durch das Protokoll vom 7. Fanuar aguferleg- Verpflichtung zu treffen haben. Fn Erwägung, daß die Ab- t der dret Hôfe dahin geht, als geseßliche Regierung die- ge anzuerkenticn, die von der Versammlung von Argos (die jlerung, deren Siß gegenwärtig zu Nauplia is) ernannt iden seyn mag, und daß sie beauftragt sind, zu der df- lichen Ruhe und dem Gehorsam in dem Griechischen Stag- beizutragen; in Erwägung, daß die provisorische Regie- g, in threm Vestrében, den Wünschen der Allianz zu ent- chen, deren Zwecck dahin geht, die Unordnungen , die in der tén Zeit Griechenland aufgeregt hatten, zu hemmen, in Ver= enheit zu bringen und zugleich die Erneuerung der Seeräu- eien in dem Archipel zu verhindern, allen Parteien die Mittel „einer schnellen Wiederaussöhnung durch eine Amnestie wegen itischer Vergehet dargeboten hat, welche nur die Mitschuldigen Ermordung des verewigten Präsidenten von Griechenland aus- mt, deren Anklage - Aften hei dem Justiz - Ministerium vor- jen. oder die schon vor den Gerichten sichen, oder definitiv (theilt sind , haben nachstehende Erfläcuntg verfaßt, deren Mit- lung an die Herren Primaten von Hydra und an die versam- len Chefs des Festlandes von Griechenland erfolgen soll, die his- außer der Verwaltung der provisorischen Regierung geblieben d, damit sic sich ngch derselben achten und ihrerseits Be- ie der Aussöhnung und der Unterwerfung geben mögen. Da Kommandanten der Scemacht der drei Höfe die Gesinnungen ten Residenten, wie sie in ihrer Erklärung vom «ten März a ist, theilen, so hoffen sic/ daß besagte Erklärung und R le- Akte der provisorischen Regierung die befriedigend- 4 speiltnte gewähren und die Herren Primaten von Hydra s On malte Chefo „des Festlandes von Griechenland e vedenken werden, die Waffen niederzulegen und ruhig e elan zurückzukehren. Jm entgegengeseßten Falle wür- M: ommandanten der Seemacht der drei Hdôfe, im Bedauern, A Nnlngeit getäuscht zu sehen, aber von den Pflichten durch- d Aa durch das Protokoll von 7. Januar aufgelegt dl / q sdann in die Nothwendigkeit versezt finden, den öten a, Lte auf den sich die Herren Residenten he- ziehen. Am Bord des Linienschiffes St. Vincent. (Unterz.) Hotham, Ricord, Hugon.
Wesiindien.
» C4 Dre ay oglische Blätter geben nachstehenden Auszug aus der Me wähnten) Rede des Gouverneurs von Jamaika: es E 1e Rathes! Der aufrichtige Antheil, den ich an dem A Hn Nuhe einer Kolonie nehme, an die ich durch so N e e TMicht und der Liebe geknüpft bin, vermehren den init U E ich , den ich empfinde, indem ih Fhnen über ein L )t erslatte, welches ewig bedauert werden wird, da nsel nt Zerstbrung Über cinen der fruchtbarsten Distrikte e dure racht hat. Der Schluß der Weihnachts - Feiertage i St, Q eite plôbliche Jnsurrection der Sklaven in dem Distrikt T, mes bezeichnet y welche sih später auf Besißun- t Theil angränzenden Distrikten ausdehnte; auch in an- ding e der Insel kommen drohende Symptome der n erisien m Vorschein. Sobald jene Ausschweifungen N fie Sharakter annahmen, berief ih einen Kriegs- Mitgliedes h und in Gemäßheit der übereinstimmenden Ansicht | angemessene eselben ließ ich das Kriegsgeseß bekannt machen D mae e Streitkräfte unter dem Befehl des Sir Willoughby n brachten orte uhrerischen Distrikten marschiren. Diese Maß- thumes Einh i eich die Wirkung hervor, der Zerstörung des Ei- in, welche fa t als thun, und unterdrückten endlich eine IFnsur- ett drohte C: fange mit den furchtbarsten und gefährlichsten eren Aufmerkf S i „ein merkwürdiger Umstand und der ganz he- dieser Insurrection auss lici gRhrer Me E Que e, O ¿[ch ch Personen gewesen n éeforbade Auf den Besthungen Posten Lertedeecgn in L t Einfluß uns gad es ist keinem Zweifel unterworfen daß durch egangenen Verbreet emed, 0 din Al llen von i, u ms l t wurden. Jh bedaure - gewi Urs ol E viele Sklaven im Gefecht Um efommet und inheit der Rebenles, erbe hingerichtet worden sind; aber die Ver- wendig erachtet wurden 0 groß, daß abschreckende Beispiele für u können, daßdie Rebe, Zlaube Jhnenjebt mit Gewißheit ver- und einscchleun V vellion als beendigtanzuscehen ist. Aber die Zeit die geschlagenen Wande h Ae p rgangenen Géwaltthätigkeiten f Haven wiederherstellen. Der gungen Eee dien
9 if eine traurige Lehre 14 y re gegeben wor i 3 4 ebe ¡u ip ofinungslos jeder Versuch {f fe A e viderseben. “Es ift nunmehr Fhres Amtes ‘008 Wab / =
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ren Ursprung dieser durch nichts gerechtfertigten Rebellion aufzusu- chen. Fch werde Fhnen sehr bald alle zu dieser Untersuchung nö- thige Notizen vorlegen. Fch habe von Sr. Majestät Befehl er- halten, Ste von cinem Vorschlag für die künftige Behandlung und Regterung der Sklaven in Kenntniß zu seßen. Fch beklage herzlich die unvermeidlichen Lasten, welche die Unterdräckung der Insur- rection der Kolonie nothwendig auferlegen wird.-/
1 146. d.
Berlin, 27. April. Der Artikel úber das Grund-Kataster im Regierungs-Bezirk Achen in Nr. 116 der St. Z. enthält einen Jrrthum, welcher der Berichtigung bedarf. Es wird gesagt, daß die Grundgüter des Regierungs-Bezirks einen Flächen - Jnhalt von 1,624,252 Morgen in sich begreifen, von denen jedoch nur 609,987 Morgen steuerbar und steuerpflichtig seyen. Diese le6tere Summe bezeichnet jedo nur den Flächen- Znhalt des steuerbaren und steuerpflihtigen Ackerlandes. Die Gejammt-Morgenzahl des steuerbar und steuerpflichtigen Landes ist 1,468,919, aus welcher, nach Hinzurechnung der steuerfreien Domanial. Forsten und der ertragslosen Flächen zu resp. 114,784 und 40,549 Morgen, sich der- obige Gesammt-Flächen-Jnhalt zu 1,624,252 Morgen wiederfindet. Von diesen Flächen sind 37 pCt. Aerland, 6 pCt. Wildland, 12 pCt. Wiesen und Weiden, Se M R E *) 3 pCt. Gâärten und andere i r: Arten (Obstbaum - Pflanzungen, Fisch- Tei 2 pCt. Wege, Bäche und Flüsse. O O a P
Unter dem Titel: „Die Polen in und bei Elbing, ein Beitrag e Tagesgeschichte, von einem Augenzeugen““, ist so eben in der Kümmelschen Buchhandlung zu Halle eine Schrift er- schienen, welche dahin abzwecckt, dur eine einfache treue Dar- stellung des Empfangs und der Behandlung, die den nach Preu- ßen schubsuchend aUbergetretenen Resten des Polnischen Însur- gentenheeres diesseitig zu Theil ward, und ihres Benehmens, namentlich auch durch Entwickelung der geheimen Ursachen und Umtriebe, durch welche sich späterhin ein Theil jener Schüblinge zur Meuterei und zum offenen Widerstand gegen die dicsjeitige Autorität verleiten ließ, den mannichfachen lügenhaften Anga- ben, die in dieser Hinsicht von den meisten Tagblättern verbrei- tet worden sind, zu begègnen und die öffentliche Meinung zu berichtigen. — Jn Nachstehendem geben wir einen Auszug von dem hauptsächlichsten Jnhalte der gedachten Schrift:
Als die Polen nach der Erstúürmung Warschau's die Preußische Gränze betraten und in den Niederungen untergebracht wurden, erfreuten ste sich einer warmen Theilnahme, ihrerseits trafen diesel ben in Elbing bald Anstalten zur geselligen Erholung und Zer- slreuung, indem nur Wenige ihrem Schicksal und dem Tode ihrer Waffengefährten eine tiefere stille Trauer zu widmen schienen. So verstrichen mehrere Wochen in Heiterkeit und anscheinender Einig- keit mit den Stadt- und Landbewohnern sowohl als mit den Be- hdrden, und wenn auch diese Ruhe in etwas getrübt ward durch die von Seiten eines Polnischen Offiziers erfolgte Ermordung eines Preußischen Bauern bei Graudenz, so konnte mant doch im Allge- meinen noch mit der Aufführung der Polen zufrieden seyn; indeß hôrte man schon zu dieser Zeit von einigen Umtrieben Polni- scher Offiziere, welche die Absicht hätten, eine Polnische Legion nach Frankreich zu führen, und den Soldaten goldene Berge versprachen.
Die Behörden nahmen jedoch hiervon keine Notiz; sie rechne- ten auf pünktliche Erfüllung der Verpflichtungen, die der General Nybinski im Namen aller Üebergetretenen eingegangen war. Durch eiten ganz zufälligen Umstand erhielt jedoch Mitte Sache kurz davr- auf cinen Anstoß, der ste sehr bald weiter führte, und in dessen Ge- folg alle jene Verhälnisse eintraten, welche die Polenfreunde so in Harnisch gebracht haben. Zur Vermeidung des großen Kosten- Aufwandes, welchen der längere Unterhalt von beinahe 2400 Offi- zieren und 25,000 Soldaten verursachen mußte, ließ nämlich die Regierung den Polnischen Offizieren ihre Vermittelung zur Auswir- kung einer Amnestie für dieselben bei Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland anbieten und die Soldaten zugleich fragen, ob sie wohl auf eigene Gefahr nach Polen zurückkehren möchten ? Mehr als 1000 Offtzicre vom Rybinsfkischen Corps erklärten sich bereit, die Gnade des Kaisers in Anspruch zu nehmen. Unter ihnen befand sich der Kern des Of- fizierstandes, der ehemalige General en Chef Malachowski, der Chef des Generalstabes, General Lewinski, die Generale Woyctynsfi und Suchoczewski, der Sous-Chef des Generalstabes, Oberst Kaminski, und Andere, mit einem Worte die angesehensten, geachtetsten und reichsten Offiziere der chemaligen Polnischen Armee. Dagegen er- klärte stich der größere Theil der neu avancirten Offiziere, besonders die jungetit Leute, die im Laufe des Feldzugs rasch in die Höhe ge- gangen, von Fähnrichs Obersten oder doch Stabs = Offiziere acwor- den waren, 900 etwa, für eine Emigration nach Frankreich. An der Spiße derselben befanden sich General Bem — eigentlich Böhm — und Oberst Jannowicz. Ersterer inaktiver Capitain beim Ausbruch der Revolution, und früher seiner ochlofratischen Ansichten wegen qus dem aktiven Diensie entlassen, in neuerer Zeit durch seine Umtriebe in Deutschland und seinen Aufruf an die Polnischen Comités in Deutschland bekannt. Leßterer, eins ein Liebling des Großfürsten Konstantin, und von diesem kurze Zeit vor der Revolution zum Capitain befördert. Von dem Augenblicke an, daß man angefangen, diese Angelegenheit ih- rev Entwickelung näher zu bringen, begannen eine Menge Um- triebe. Während sich nämlich die Preußischen Behörden durch- gus passiv verhielten, erschdpften sih die Polnischen Flücht- linge, die sich für eine Emigration erklärt hatten , in Machinatio- nten ieder Art, worin sie von dem in Paris gebildeten Polnischen National - Comité möglichst unterstüßt wurden. Dies Co- mité - hatte unterm 25. Dezember v. J. von Paris aus ci- nen Aufruf erlassen, worin die nach Preußen “— und cben so die nach Oesterreich — Übergetretenen Polen aufgefordert wur- dent, in ihre Heimath nicht zurückzukehren. Nach allen Winkeln der Polnischen Cantonnements. wurden Emissaire geschickt, die Leute zu einer Auswanderung nach Frankreich in corpore zu bewegen; es wurden die abentheuerlichsten Gerüchte erfunden und verbreitet. Frankreich, hieß es, habe si bereitwillig erflärt, sie alle aufzunch- men; wer dort Soldat bleiben wolle, solle reichlichen Sold erhal- ten, wer entschlossen sey, fich einem. bürgerlichen Gewerbe zu wid- men, solle fich jeglicher Unterstüß,ng erfreuen ; Frankreich endlich ward Allen als das Land der Verheißung gezeigt. Daß dabei det Russi- schen Regierung nicht auf die freundlichste Art gedacht ward, versteht sich. Hunderttausend Russen, versicherte man, ständen an der Polnischen Gränze, um jeden Heimfkehrenden in Empfang zu nehmen und #0- fort nach Sibirien zu transportiren 2e. Durch Briefe, welche die Rethenführer jener Fntriguen schreiben liefen, und die ste in hundert Ab- schriften in alle Cantonnements schickten, drückten sie in den Augen
*) Der Unterschied zwischen diesem und dem Wildland scheint mehr in der abgeschäßten Ertragsfähigkeit, als in einer spezifischen Verschiedenheit zu beruhen. Wildland — dort auch Schifelland genannt — möchte man unserem 6- und 9jährigen Lande vevrglei- chen, wohingegen unter Heiden, — nicht etwa nach dem Märkisch- provinziellen Ausdru: Forsten, — sondern solches Terrain, welches zur Zeit jeder regelmäßigen Kultur entbehrt und der leßteren auch nicht für fähig erachtet wird, zu verstehen is. Nach den Durch- schnitts-Erträgen des Achener Katasters is das Wildland zu 5 Sgr., das Heideland zu 2 Sgr. Rein-Ertrag pro Morgen geschäßt, wäh-
rend der Durchschnitts-Ertrag des f : 5 auf 2 Rthlr. 12 See e [c Ertrag des Morgen Ackerlandes auf 2 Rthlr
der rohen Masse diesen Angaben den Stempel der Wohekheit auf.
¿Wahrend dies (heißt es weiter) in den Cantonnemezts vorging,
waren auch ‘die Umtriebler thätig, nah Außen hin zu wirxien.
Die Comités in Deutschland würden exsuht, Geld zur Un-
tersüßung der Polen, deren Lage als fürchterlich dargestellt
ward, herbeizuschafen. Der Soldat ward -als fterbend vor
Hunger geschildert, und dennoch zahlte das Gouvernement für des-
sen Verpflegung in den Cantonnements täglih 3 Sgr. 6 Pf. und
guf dem Marsche 5 Sgr., während in Polen jeder Soldat alltäg-
lich, neben einigen Lebensmitteln, nur 1 Sgr. und auch diesen nicht
regelmäßig erhalten hatte. — Dex Subaltern - Offizier, log man,
käme aus Man zel um, und dennoch erhielt er monatlich 20 Tha-
ler, fast mehr, als er in Polen selb gehabt. Der Soldat, ward berichtet, sey von allen Kleidern entbldßt, ungeachtet allein das Ry-
binskische Corps aus Preußischen Magazinen über 3200 Mäntel, 6300 Paar Beinkleider, 12,500 Paar Schuhe und 10,000 Hemden,
gegen die Quittungen seiner Offiziere, erhalten hat. Nur der Un- terschleife, die hierbei vorgefallen, gedachten die Berichte nicht; es blieb unerwähnt, daß die Soldaten ihre Mäntel, sobald ie sol- che erhielten, verkauften; daß die Compagnieen und Eskadrons in ihren Listen eine Menge Menschen mehr führten, als wirklih zugegen waren, und daß endlich an 3000 Menschen mehr verpflegt worden waren, als sich beim Abmavsche 1nd hei endlicher Feststellung der Verpflegten wirklich vorfanden. In Folge dér N pldblich eingegangenen Nachricht von der Amnestie der Soldaten verdopyelteint diejenigen Offiziere, welche sich für eine Emigration nah Frankreich erklärt hatten, ihre Thätig- keit; unter dem Vorwande, von den Soldaten Abschied zu neh- men, begaben sie sich zu denselben, die Feldyrediger hielten Ah- schicdsreden, Emissaire verbreiteten sich nah allen Seiten und er- zählten den Soldaten die schrecklichsten Dinge . von den Russen. D man ließ, und, wie fich bald zeigte, niht ohne Erfolg, kein Mittel unversucht, um Jene aufs Höchste aufzuregen und von der Rückkehr nah Polen abzubringen.” Fener Fntriguen ungeachtet, kehrten indeß 12,000 Soldaten vom Gielgud -, Rohland - und Ry- binsfischen Corps nach Polen zurück. Manch kräftiges Wort ev- ging von diesen Leuten an ihre Offiziere: „Wir haben lange genug zerstört, und es ist Zeit , wieder aufzubauen//, entgegneten ste thnen, als sie sie von der Rückkehr abhalten woUten;, „ihr habt uns einmal betrogen‘, erwiederten Andere, „„cinmal verra- then, zum zweitenmal aber soll es euch nicht gelingen ;// an- dere widerlegten die Aufreizungen ihrer Offtziere mit einer so ge- sunden und natürlichen Logik, daß sic beschämt von dannen ziehen mußten. — Die Soldaten, die sich für die Rückkehr in ihr Vater- land_ entschlossen, wurden von dem zu ihrer Uebernahme ernannten Russischen Kommissarius, General Sedler, mit der Offenheit des Krtegers empfangen. Nachdem ev sie vorher noch befragt, ob irgend Jemand unter ihnen sey, der an den Gräueln von Belvedere und des 15. August Theil genommen, und ‘den die Kaiserlichen Vero -d- nungen daher von der Amnestie ausschld}en, machte er ihnen solche im Namen seines Monarchen nochmals bekannt, und dann cer, als Keiner sich für schuldig erklärte, erhielten sie die Erlaubniß, di: Gränze zu überschreiten. — Die zurückgebliebenen Soldaten hatten
sich , während ihre Brüder abmarschirt waren, in Haufen vereint,
willfürlih hier
] h und “dort einquartiert, mehrere Kommunen star belästigt. i
Diesem Uebelstande mußte natürlih ein Ende geneh werden. Es ward daher durch den kommandirenden Preu- gischen General befohlen, daß sich die Polnischen zurücEgeblichenen Soldaten att einigen bestimmten Orten versammeln sollten, um hier gezählt und dann aufs neue dislozirt zu werden. Aber die Polen wei- gerten sch durchaus, jener Anordnung in Bezug guf cine neue Dislo- zirung ttachzufkommen ; sie behaupteten obeneit,Preußfen verhindere fie, ih- ren Marsch nach Frankreich fortzuseßen, es habe die mit ihnen geschlossene Capitulation gebrochen und ln endlich viel zu karg gegen sie, ob- wohl es seine 20,000,000 Fl. starke Kriegskasse ihnen abgenommen, und was des Unsinnes mehr war. — Nun aber hatte Preußen ge- gen die Polen nie eine andere Verbindlichkeit übernommen , als sie em Schwerdte der Russen zu entziehen. Die Kriegsfkasse der über- getretenen Polen war so unbedeutend, daß ste kaum fúr die nächsien acht Tage zu ihrer nothdürftigen Erhaltung ausgereicht hâtte, und die Bank, die natúrlich nicht das Eigenthum der Armee war, und die General Rybinski, um sie der Plúnderung zu entziehen, schon mehrere Tage vor dem Uebertritt der Armee selbst Über die Gränze geflüchtet, wgr nach Warschau zurückgesandt worden. Dagegen waren die Polen eine Capitulation eingegangen, welche sie jett auf das s{hmählichste verlebten. Jn der am 4. Oftober mit ihnen ab- geschlossenen Uebereinkunft heißt es im bten Artikel ausdrücklich : ¿¿Die Polnischen Generale versprechen endlih für sich und ihre Truppen, (nach abgchaltener fünftägiger Kontumaz) den Befehlen Sr. Maiestät des Königs, in Betreff ihres künftigen Aufenthaltes, unweigerlich nachzukommen./ Unter so bewandten Unständen also lag es, sogar nach dieser Bedingung, ganz in den Befugnissen der Regierung, Über einen anderweitigen Mufenthaltsort deé Polen zu bestimmen. Außerdem war es die Pflicht der Regierung, Maßregeln zu ergreifen, um die Ruhe in Ost- und Wesipreufien zu erhalten und dessen Bewohner gegen die Jnsolenz einer zügellosen Soldg- teska sicher zu stellen. Der erste Schritt hierzu schien die \{leu- nigste Entfernung der Polnischen Offiziere zu seyn, die dem ardf=- ten Theile nah durh Stolz, Hochmuth und Anmaßung chon lange die Bürger Preußens von sich entfernt hatten. Die Behdr- den in Berlin schickéten daher cinen Offizier nach Elbing, um die nôthigen Vorkehrungen zur beschleunigten Abreise derselben zu treffen. Bet der größten Thätigkeit vermochte es jedoch dieser nicht, glle diejenigen zu ermitteln, die sh, häufig unter den nichtiasten Vor- waändet, der Abreise zu entziehen suchten; es kann hierbei nicßt un- bemerkt bleiben, daß die Generale Rybinski, Woyczynsft, Lewineki und viele andere Offiziere das Betragen ihrer intriaanten CKamera
dett eben so sehr mißbilligten, als sie die Nacht unserer Regie-
rung anerkannten. — Selbst ein großer Theil der emizrirenden Of- fiziere theilte diese Gefinnungen und äußerte fich in arten Nu
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drücken Über das egoistische Streben jener Factionsmänner. — Hie Umtriebe der Offiziere wurden durch eine Art Leute unteritätt, die sonst kein Land hat, als das unglücliche Polen, durch die S:lachta oder den niederen Adel. Der Verfasser der vorliegenden Schrift sagt von ihnen: „Gewdöhnlich ohne Eigenthum, bald der Lakat, Gärtner, Jäger oder Schreiber, dfters der Proxenet des reicher Edelmannes, i ex heute sein treuester Diener und morgen vielleicht dessen erbittertster Feind. Er is die Mittelsperson zwischen dem höheren Adel und dem Bauer, der, von Jugend auf von ihm ge- kantschuht oder betrogen , oder wenigstens doch irre geleitet, densel- ben eben so fürchtet, als er ihn gcwöbhnlih haßt. Sie sind die Heber und Träger: der Gesinnungen des höheren Adels und haben zu allen Zeiten dem reichen Adel dazu gedient , seine Fehden mit em Könige durchzufechten und den sogenannten Conföderationen den Rachdruk zu geben. “ Jhr nachtheiliger Einfluß, der noch vott keinem Historiker gehdrig gewürdigt ist, geht wie ein dunkler Faden durch die Polnische Geschichte, und an allen Ercignissen, wodurch der Untergang Polens herbeigeführt worden is, haben sie den thä- tigsten Antheil genommen. Sie waren die Hände jenes hundert- kôpfigen aristofratischen Gemeinwesens , das in seiner eigener Vey- derbtheit unterging - nachdem es Jahrhunderte lang daran geträn- kelt hatte uttid sein Untergang ihm vor Jahrhunderten von seitteit eigenen Königen rorhergesagt war. — Auf den ersten Ruf von der Revolution war jeder Szlachciz, wenn er sich sons nit à «on aise itt Russischen Diensten befand, nach Warschau geeilt, um hier tach der Väter Weise das Seinige zur Mehrung dev Unordnung beizutragen. — Gegen diese Szlachta besonders waren die Ausfälle der wahrhaften
atrioten gerichtet, wenn sle von den müßigen Pflastertretern der Residenz redeten, die alle dfentliche Pläße und Häuser füllten und Überall Unordnungen erregten, während sie das Geräusch der Kriegg-= lager flohen. Und wirklich waren es auch diese, welche an alen Unordnungen den thâtigsten Antheil nahmen und den Retigen in der Schrekensnacht vom 15. August führten. Diese Szlachta nun, welcher sich die meisten Polen selbs schämten, waren be
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