1875 / 152 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Jul 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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Deutscher Reichs-Anzeiger

und

Königlich Preußischer Staats-Anzeiger.

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2 152, Berlin, Donnerstag,

Deutsches Neich.

Bekanntmachung,

Jn dem nah meiner Bekanntmachu:ig_vom 26. d. M. ver-

mißten Briefpackete haben fich u. A. folgende Werthpapiere be- nden:

M 1) zehn Dividendenscheine der Eisenbahn Brest-Gra-

ewo für das Iahr 1873 zu den Aktien von Nx. 67,417 bis . 67,426;

2) Zins f cheine zu den 4prozentigen Westpreußischen Pfandbriefen Litt. B. Nr. 767 über 500 Thlr. und Litt, D. Nr. 789 über 100 Thlr. für den Zeitraum 1875—1884 nebft Talons;

3) die nahbezeihneten Wesel:

Beirag. Pa Bezogener. M | S

298 | 37 | 10/8e. | Gebr. Raßler. Berlin. nein 693 | 74] 11/8e. | Louis Zillich. î ja 2303 ' 051 ‘18/9e. | Kunheim & Go. s 1897 [111 22/9 | Holy & Deite. x 469 ¡901 23/9 | D. H. Dauiel. ¿ 6285| 20/7 | Pernoßkky. Pur

Ort accep- der Zahlung. | tirt.

109 ¿06 1/8 P. H. Peper. arburg. 3121331 11/9 Wißkott & Co. ortmund, 411/40} 20/9 Kästner & Töbelmann. | Erfurt. 294 | 63 | 20/9 C. B. Dietrich. Thorn, 284 j 634 22/9 N. Heyne. P 325 | 54 30/8 Egers Engel. Bexrlín. 10,080 [05] 11/9 A. Hiller. Königsbg. i. P. 2233 |65| 22/9 L Z 130 | 00 1/7 Gebr. Sickler. Berlin, 3192 |80| 24/9 | W. Treplin. s Gleihzeitig vird Demjenigen, welchëk das ver- mißte Briefpädtct, bez. den Inhalt desselben herbei- {chafft oder den etwaigen Dieb so bezeichnet, daß derselbe zur Bestrafung gezogen werden kann, eine Belohnung bis zur Höhe von 150 zugesichert. Berlin ©C., den 29 Juni 1875. j Der Kaiserlihe Ober-Poft-Direktor.

Elsaß-Lothringen.

Dem Notar Julius Clund?t zu Markolsheim if die nachgesuchte Entla}sung aus dem Iustizdienst des Reichslandes erthei't, der Notar Hüstlinger zu Pfalzburg in gleicher Eigen- haft nach Markolsheim - im Landgerichtsbezirk Colmar verseßt und der Notariatskandidat Lucian Müller in Colmar zum Notar im Landgerichtsbezirk Zabern mit Anweisung seines Wohn- fißzes in Pfalzburg ernannt.

Der Friedensrihter Theodor Robert Werner Roß- S an zu Wintenheim ift an das Friedensgericht Saargemünd verseizt.

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst gerußt :

Den Regierungs-Rath Karl Siegmund Ursinus, bis- Her zu Wiesbaden, zum Geheimen Regierungs-Rath und vor- tragenden Rath im Minifterium für Handel, Gewerbe und öffentlihe Arbeiten ; sowie

Den bisherigen Bau-Inspektor Wilhelm Benoit in Swinemünde zum -Regierungs- und Baurath zu ernérinen ;

Dem praktischen Arzt 2c. Dr. Siegmund zu Berlin den Charakter als Sanitäts-Rath; und

Dem Besißer eines Kunstinstituts für Oelfarbendruck Adolph Otto Troizsch zu Berlin das Königliche Hof- Prädikat zu verleihen.

Gesetz, betreffend die anderweite Regelung der Verpflichtung zur Leistung von Hand- und Spanndiensten für die Unterhaltung der ___ Land- und Heerstraßen in der Provinz Posen.

Wir Wilhelm“ von Gottes Gnaden L von Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtags, für den Umfang der Monarcie, was folgt:

8. 1. Für derjenigen Theil der Provinz Posen, in welhem in Ermangelung provinzialre{tlicher Vorschriften die §8. 13 und 14, Zitel 15, Theil IL., Allgemeinen Landrechts gelten, treten an Stelle déx leßteren bis zum Erlaß einer allgemeinen Wegeordnung folgende Bestimwungen:

8. 2. Zur- Leistung von pee und Spanndiensten für die Utiterhaltung und Mle der Land- und Heerstr& zen (8. 1 Titel 15 Theil 11. A. L: R.) sind die von diefen Straßén berührten städtischen

oder läadlihen Gemeinden, beziehungsweise die selbständigen Guts- }

bezirke verpflichtet. ;

Es bleibt diese Verpflichtung jedoch auf die Unterhaltung des innerhalb eines jeden Gemeinde- beziehungsweise Buttbezirks beleyenen Theils der Länd- und Heerstraßen beschränkt. |

R D ur sung dieser Hand- und Spanndienfte Ver-

E D p teten (8. 2) steht es frei, an die Stelle der Naturalleistung die

ung eines Geldäquivalents treten zu lassen.

Der Werth eines Hand- und Spanndienfttages wird von der Bezirksregicrung für einen jeden betheiligten Kreis nuch Anhörung der Vertretung desselben aNeSO festgesetzt.

S. 4. Uebersteigt die Leistung der Hand- und Spanndienste in einzelnen Fällen die Kräfte der Verpflichteten, so ist der Kreis den- Jélben eine Beihülfe zu leîften verpflichtet.

Ueber die Vorausseßungen, unter denen eine solhe Kreishülfe ein- zutreten hat, jowie über die Art und Weise der Aufbringung und das Mah derselben wird in einem von der Bezirköregierung nah An- hôrung der Kreisvertretung festzuftellenden Requlativ generell Be- stimmung getroffen. Die Ausführung im einzelnen Falle erfolgt auf Grund dieses Regulativs durch eine Kommission, welche aus dem Landrath als Vorfißenden und vier von der Kreisvertretung aus der Zahl der Kreisangehörigen nah absoluter Stimmenmehrheit zu er- wählenden Mitgliedern besteht, Und gegen deren Beschlüsse eine Be- rufung nit stattfindet.

LS Vorstehendes Gesecß tritt mit dem 1. Juli 1875 in Kraft.

it der Ausführung desselben wird der- Minister für Handel, PGEE E Unsre O E i Unterf

rkundlih unter serer eigenhändigen ift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. E

Gegeben Bad Ems, den 21. Juni. 1875. L. S.) Wilhelm. Camphausen. Graf Eulenburg. Dr, Leonhardt. von Kameke. Dr. Achenbach. Dr. Friédenthal,

Minifterium der geiftlihen, Unterrihts- und Medizindl-Angeléêgenheiten.

Der bisherige Gymnasiallehrer und kommissarishe Kreis- Sqculinspektor Kilian Axt in Wesel if zum Kreis-Schul- inspektor im Regierungsbezirk Düsseldorf ernannt worden.

__Der Seminar-Direktor Skrodzki zu Angerburg is in Cone Eigenschaft an das -vangelische Schullehrer-Seminar zu reuzburg Ob. Schl. verseht worden.

Dem Oberlehrer Alexander Weiske an der lateinishen Haupts{ule zu Halle a. S. ist das Prädikat „Professor“ bei- gelegt worden.

Die Berufung des Privaldozenten Dr. Carl-Schwéering von der akademischen Lehranftält in Müökster zum Oberléhrer am Gymnasium in Brilon f geneliät worden: N

Der ordentliche Seminarlehrex Vogel zu Münsterberg îtt gleicher Eigenschaft ist ax das neu errichtete evangelishe Schul- lehrer-Seminar zu Dels verseßt worden.

An dem evangelischen Schullehrerseminar zu Pyriß if der Rektor Breitsprecher aus Triebsees als erster Lehrer,

An der Präparandenanftalt zu Quedlinburg if der- Lehrer Winkelmann, z. Z. in Berlin, als zweiter Ske,

An dem evangelischen Schullehrerseminar zu Elsterwerda ist der bisherige Hülfslehrer Nadler als ordentliher Lehrer provisorisch, und der ftädtishe Lehrer Lorenz zu Torgau als

-Hülfslehrer angestellt worden.

Am evangelischen Schullehrer-Seminar zu Loebau i| der Schulamtskandidat Wernicke als ordentlicher Lehrer provisorisch angestellt worden.

Der Lehrer Witt an der Realschule auf der Burg zu Königsberg i. Pr. ift als erster Lehrer am evangelishen Schul- lehrér-Seminar zu Loebau angestellt worden,

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der Königlihe Regierungs- und Baurath Hagen zu Coéslin ift behufs Hülfeleistung in der Bauabtheilung des Ministeriums für Handel 2c. nach Berlin verseßt worden.

Dem Königlihen Regierungs- und Baurath Benoit zu Sibinemünde is die Stelle eines solchen bei der Königlichen Re- gierung in Coeslin verliehen worden.

Der bisherige Königlihe Landbaumeister Paul Köhler, frühér in Schleswig, ift zum Königlihen Bau-Inspektor ernannt und ihm die seither kommifsarish verwaltete Bau-Inspektorstelle zu Brandenburg a. d. Havel definitiv verliehen worden.

Der Beérgassessor “Emil Nied erftein ist unter Bei- legung des Charakters als Bergmeister *zum Bergrevierbeamten für das Bergrevier Ratibor ernannt worden.

Dem Herrn L. A. Couteau zu Paris is unter dem 29. Juni 1875 ein Patent

auf eine Sn an Kartoffellegemashinen in der durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesenen Zusammensezung, und ohne Jemanden an der Anwendung bekannter Theile zu verhindern, auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußishen Staates ertheilt worden.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats- und IJustiz- Minister Dr. Leonhardt nach Norderney.

Die heutige Nummer des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ (Central-H.-R.-Beilage) enthält:

Nï. 14 der Tarif-Veränderungen der deutshen Eisenbahnen.

“_Nictamlliches. Deutsches Neid.

Preußen. Berlin, 1. Iuli. Se. Majestät der Kaiser und König haben gestern in Ems Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich der Niederlande, den Minister des Innern, Grafen zu Eulenburg, den Landrath Grafen Shmifing-Kerssen- brock, den Landrath Nafse, den Freiherrn v. Rothschild und den

den 1, Juli, Abends, 1875.

Ober-Bürgermeister Mumm aus Frankfurt a. M., den Freiherrn v. Diergardt und die russishen Generale Petancourt und v. Mörder zur Tafel gezogen.

Ihre Königlihen Hoheiten die Prinzesfin Luise und die Landgräfin Anna von Hefsen werden heute in Begleitung der Kammerherren v. Rauh und v. Hilgenbach, der Gräfin Hover- den und der Frau v. Hilgenbach in Ems erwartet.

Se. Majestät der Kaiser und König werden nah den bis jetzt getroffenen Reisedispositionen, wie bereits gemeldet, bis zum 5. Juli in Eins verbleiben, sodann zwei Tage in Coblenz residiren und Sih am s. d. M. nach Karlsruhe be- geben, um daselbs am 9. der Feier des Geburtsiages und der Großjährigkeitserklärung Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroß- herzogs von Baden beizuwohnen. Von dort beabsihtigen Se. Majesiäl mit den Großherzoglich badishen Herrschaften auf 2 bis 3 Tage nach der Mainau zu gehen, Etwa am 15. Juli würden alsdann Allerhöchstdieselben in Gastein an- kommen und nah einer - dreiwöchentlichen Kur daselbst, sowie eventuell einem kurzen Besuch in I\chGl, gegen den 10. August wieder in Berlin eintreffen. Zweifelhaft ist indeß, ob der Besuch der Mainau nicht eiwa erst auf der Rückreise von Gastein nah Berlin stattfinden wird, in welchem Falle Se. Majestät die Kur in Gastein cin paar Tage früher beginnen würden.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron- prinz besichtigte am Dienfiag, 29. Juni, früh 77 Uhr, zu- nâhst das in Swinemünde garnisonirende 1. Bataillon des 3. Pommerschen Infanterie - Regiments Nr.. 14. Nachdem ein Theil der Schule durchexercirt worden war, wurde eine kleine Géefe{tsübung nah einer, im Einklang mit den örtlihen Ver-= häktnifsen zu Grunde gelegten Idcé ausgeführt. Ein Vorbei- marsch_in Kompagniefront beschloß die Befichtigung, na déren Beendigung Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit das Offizier=- Corps des Bataillons um Sich versammelte und huldvollft be=* grüßte. An diese Befichtigung {loß fich gegen 9 Uhr früh der Besuch der Panzershiffe an. Der Kronprinz begab Sich zunächst an Bord der „Grille! nach dem Dampf-Aviso „Falke“, welcher in der Naht seinen Plaß gewechselt und fh auf den rechten Flügel des Geshwaders begeben hatte.

Bei dem Erscheinen der Kaiserlichen Yaht auf der Rhede wurde dieselbe wie am Tage vorher mit dem üblihen Salut begrüßt. Die Muftccung an Bord des Dampf-Avisos erftreckte fh nur quf die Mannschaft selbs und die Räumlichkeiten des Fahrzeugs. An dieselbe {loß fih diejenige der Fregatte „Kaiser.“ Nach der Vorführung von Geshüß-Erercitien mit abwechselnder Bedienung, wurde der Ausbruch von Feuer im Vocderraum des Fahrzeuges supponirt, und dem entsprechend die Dampfspriße nebs der kleinen Handsprize in ihrer reglementarischen Hand- habung und Verwendung gezeigt.

Auf der Fregatte „Kronprinz“, wohin Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit demnächst mittelst Boot überseßte, wurden zuerst Segelexercitien gezeigt und dann das Schiff zum Gefecht klar gemaht. Dasselbe war der Fall bei dem „König Wilhelm“, dessen Bord der Hohe Besichtigende alsdann betrat. Nach einem von der Besaßung ausgeführten Enter-Manöver, welhes eine ungefähre Vorstellung von dem Gefecht Bord an Bord zweier Kriegsschiffe gab, und nahdem ein Dejeuner eingenommen war, máchte das Geshwader gegen 2 Uhr Dampf auf, um eine Reihe von Evolutionen im Ganzen zu beginnen. Es wurden zu die- sem Zweck auf jedem Schiffe 4 Kessel in Betrieb gesezt, um je nach Erforderniß mit halber und ganzer Fahrgeshwindigkeit gehen zu können. Die Fregatte „König Wilhelm“ nahm die Führung als erstes Schiff, ihr folgte „Der Kronprinz“ als zweites, „Der Kaiser“ als drittes, in Reihe hintereinander, die Schiffe mit 2 Kabellängen Abstand, der Aviso „Falke“ als

1 Signal-Repetiteur 2 Kabellängen rechts seitwärts von dem

als mittleres Schiff gehenden „Kronprinz“ um die * vom Admiral\schif (,„König Wilhelm‘) gegebenen Flaggenfignale zu“ wiederholen. Das Geschwader bewegte \ich, die Rich- tung auf Greifswalder Oye einshlagend, zuerst in der Reihen- formation, aus dieser wurden Echellons links formirt, und dann auf das Signal Normalstellung, zwei Treffen gebildet, die un- geraden Nummern (,„König Wilhelm“ —,, Kaiser““) im ersten, der „Kronprinz“ im zweiten Treffen. Y

Dann folgten Einzelnwendungen, Aufmärshe, Contre- märshe und der Uebergang zur Gruppe (eine Keilformation), gleichzeitig wurde Kehrt gewendet, und, um auch Segelmanöver zu zeigen, alle Segel geseht, wobei der Dampf nit ausging. Der Kommandant des Geschwaders ließ Hierauf die Segel kür- zen und dann feft machen.

Während diesem Befehl Folge gegeben wurde, nahmen die ag vollen Dampf auf und formirten fich wieder zur Reihe. In dieser Ordnung erreihte man gegen 64 Uhr Abends den Ankerplaz, auf dem, sowie es das Flaggschiff vorgeschrieben, mit 40 Faden Kette verankert wurde. Den Schluß der Evo- lutionen mate éin Wettrudern der zu den 3 Kriegsschiffen ge- hôrenden Boote, sowohl der Kutter wie der Gigs. Die zu durchlaufende Strecke betrug ca. 5 deutsche Meile und hatte bei dem „König Wilhelm“ ihren Ausgangs- und ihren Endpunkt.

Se. Kaiserlihe und Königlihe Hoheit der Kronprinz hatte die Gnade gehabt, für den Bootsfteurer des erften, das Ziel er- reihenden Bootes eine goldene Uhr und für die Mannschaft 20 Thlr. als Preis auszuseßen. Es fiel derselbe einem Boot