1875 / 152 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Jul 1875 18:00:01 GMT) scan diff

der Fregatte „Kronprinz“ zu. Ein von der Besazung des „Kaiser*® beman"tes Boot gewann den zweiten Preis, während der dritte ebenfalls von einer Gig der Fregatte „Kronprinz“ erworben wurde. N i

Inzwischen war der am Morgen mäßig wehende Ostwind zu einer steifen Brise geworden, welche die Oberfläche stärker auf- trieb und einen niht unbedeutenden Seegang mit sih brachte, so daß die rudernde Mannschaft alle Kräfte einsezen mußte, um die ihr gestellte Aufgabe zu lösen. ; für die Sicherheit der Ausbildung und die Umsicht und Kaltblütigkeit der Führer, daß es. den zuerst am Ziel cintrefenden Booten gelang, *mit 14 Minuten Fahrzeit den vorgeschriebenen Raum zu durhmessen.

Gegen 71/2 Uhr Abends verließ Se. Kaiserlihe und König- lihe Hoheit der Kronprinz das &laggschiff des Geshwaders und kehrte an Bord der „Grille“ zurück, um mit derselben in den Hafen von Swinemünde einzulaufen. Zum Diner an Bord waren die Commandeure der an dem Tage befihtigten Truppen und Schiffe befohlen worden; dasselbe begann, nachdem die „Grille“ vor Anker gegangen.

Mit Anbruch der Dunkelheit entfaltete sh wie am

Tage vorher ein reicher Lichtshmuck in Stadt und Hafen, bei welchem namentlih die in den Masten und Raaen mit dunkel- farbigen Lampen durhzogenen großen Passagierdampfer des Baltischen Lloyd dur den Reichthum und Geshmat der Xnordnung glänzend hervortraten. An anderen Stellen loderten Faelfeuer auf, Über die vegetationsfrishe Uferlandschaft helle Lichtfluthen verbrei- tend, Gegen 91/2 Uhr wurde Sr. Königlichen Hoheit ein Fackelzug in mit bunten Lampions beseßten Booten dargebracht. Die fröhlichen Hurrahrufe, mit welchen die von mehreren Musik-Corps begleiteten Boote den Hohen Gast ehrten, vermischten sich mit dem sh immer erneuernden Jubel der“ längs des Bollwerks zu Tausenden versammelten Menge, und trugen das Jhrige dazu bei, das von. mildem und klarem Wetter begünstigte Leben und Treiben am Hafen zu einem wechselvollen farbenreihen Bilde, und zugleih zu einer erhebenden patriotishen Festlihkeit zu ge- talten. l Das für gestern, Mittwoh, den 30. Juni, beabsichtigte Landungsmanöver machte wegen des immer noch starken See- ganges eine etwas veränderte Dispofition nothwendig. Da es bei dem frisch wehenden Oftwinde nicht für angängig erachtet wurde, an irgend einer Stelle des sehr flahen Strandes zwischen Swinemünde und Heringsdorf mit Booten zu manövriren, so mußte das öôftlihe Ufer des Swinestromes dazu ' gewählt werden, wo dem Anlaufen an den Strand keine besonderen Schwierig- keiten im Wege ftanden.

Gegen 11 Uhr Vormittags trafen 21 Boote der 3 Panzerschiffe, mit 31 Offizieren und 774 Mann besetzt, von der Rhede kommend im Hafen ein und wandten fich auf das von dem Kommandanten der Ruderflottille Kapitän zur See Przewifinsky gegebene Signal in breiter Front dem Lande zu. Jedes der 3 Kriegs\chiffe hatte je eine Compagnie Matrosen und eine Compagnie Seesoldaten gesandt, so daß imGanzen 6 Compagnien nebft einer Batterie von 3—8 Centim. Kanonen zur Ausschif- fung bereit waren. Nachdem fih die ersten an Land gegan- genen Abtheilungen zu einer den Landungsplaÿ deckenden Schügzenlime entfaltet haiten, ordnete \sih der größere Theil des Landungs-Corps in einer Rendezvousftellung in 2 Treffen, die Artillerie auf dem rechten Flügel, in einiger Entfernung gefolgt von dem mit Schanzzeug und Arbeitsgeräth ausgerüsteten Pionierzuge. Zur Bewachung der an das Ufer gezogenen Boote blieben Posten zurü.

Es erfolgte nun eine kurze Gefehtsübung, welcher der Ge- danke zur Grunde lag, einen dem Landungsversuh \ich ent- gegenstellenden Feind über den Haufen zu werfen. Nachdem das erste Jnfanterietrefen Schüßen vorgenommen, und das zweite mit geschlof}senen Abtheilungen auf den Flügeln, sekundirt von den in gleiher Höhe mit der Infanterie avancirenden Ge- \{chüßen, die mit 5 Manöver-Kartuschen versehen worden waren, den Angriff verstärkt hatte, ließ Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit das Gefeht abbrehen und befahl noch einen Parade- mars{ch in. Zügen.

Nach dem Vorbeimarsch kehrten die ausgeshifften Abthei- lungen in die Boote zurück, und erreihten gegen 2 Uhr die auf der Außen-Rhede zurückgebliebenen Kriegs\chiffe.

Wie {hon an den vorhergehenden Tagen, so nahm auch am Schluß dieser Uebung Se. Kaiserlihe und Königlihe Hoheit Gelegenheit, Sich mit Anerkennung über die in der kurzen Dienft- geit, welche der größere Theil der Besaßung hinter fih hat, er- worbene, ebenso vielseitige als gründlihe Ausbildung auszu- sprechen und Höchftseiner Zufriedenheit über den frishen und lebendigen Geist, welher aus der Art und dem System her- vorleuchtete, mit welder die einzelnen Dienstzweige betrieben worden waren, Ausdruck zu geben.

Im Laufe des Nachmittags begab Sich Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz zu einem kurzen Besuch mit- telst Wagens von Swinemünde nach Misdroy und trat dann gegen 5¿ Uhr auf der „Grille* unter der lebhaftesten Theil- nahme der Bevölkerung die Rückreise nah Stettin an. In Stettin hatte fih tro der späten Abendftunde ein zahlreihes Publikum am Landeplaÿ der Kaiserlihen Yacht versammelt, welhes den Hohen Reisenden ebenso wie bei Seiner am Tage vorher er- folgten Durchreise mit den herzlihsten Kundgebungen jubelnd begrüßæ und das Schiff bis zum Eintritt völliger Dunkelheit umgab. An der Landungsbrücke war eine mit Fahnen und Festons reich ges{müdckte Ehrenpforte errichtet und mittelfi beson- ders dazu aufgestellter Gaskandelaber ftrahlend hell beleuchtet.

__ Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit gedachte, Sich heute früh von Stettin nah Pasewalk zu begeben, das dort ganisonirende Kürasfier-Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2, dessen Uniform Höchstderselbe auch während der Dauer der Flot- tenübungen trug, zu befihtigen, und Abends nach dem neuen Palais bei Potsdam zurückzukehren.

Der Bundesrath hatte beschlossen, auf Grund des Art, 7 Nr. 2 der Reichsverfassung Ausführungsbestimmungen zur Strandungsordnung zu erlassen. Demgemäß hat der Reihs- kanzler dem Bundesrath jezt den Entwurf einer Instruk- tion für die deutshen Strandbehörden zur Beschluß- nahme vorgelegt.

Die Vertagung der mit Kommissarien der meist- betheiligicen Bundesregierungen im Laufe des. Monats Juni ge- pflogenen informatorischen Vorberathung des vor- laufigen Entwurfs eines Reihs-Eisenbahn-Gesetes hat in der Presse eine vershiedenartige Auslegun je Die nachstehenden thatsächlihen Angaben mögen zur Klarstellung des Sachverhalts dienen.

Während bei den Vertretern einiger Regierungen der Geseÿ- Entwurf nach Grundlage und Tragweite im Allgemeinen Anklang fand, von einzelnen sogar die Uebertragung des Konzessions-

Es war ein Beweis ;

wesens auf das Reih als zweckmäßig erachtet wurde, ward von anderen Seiten, insbesondere sowohl die Verfassungsmäßigkeit der in dem Entwurfe in Ausficht genommenen Abgrenzung und Organisirung der Reichsauffiht angezweifelt, als auch das Be- dürfniß solcher Anordnungen beftritten und dafür gehalten, daß es auch in Zukunft lediglih bei den Bestimmungen des Gesehes vom 27. Juni 1873 über die Errichtung des Reichs-Eisenbahn- Amts bewenden könne. Der leßtern Auffassung gemäß würde das Geseß eine wesentlich andere Bafis und Tragweite erhalten, als in dem vorläufigen Entwurf angenommen worden, und des- halb eine umfafsendere Umarbeitung des leßtern unvermeidlich sein. Nachdem der hauptsählihste Zweck der Vorberathung, fich über die Stellung der meistbetheiligten Regierungen zu den Prinzipien des Entwurfs zu informiren, für die Reichsregierung erreicht worden, hatie dieselbe, auch mit Rücksiht auf die gegen einzelne Be- stimmungen erhobenen praktishen Bedenken, eine Ueberarbeitung des Entwurfs in Erwägung zu nehmen, wobei auch in Betracht zu ziehen, wie die von - einigen Seiten geäußerten Besorgnisse über den möglichen Einfluß. desselben auf die Landes-Finanzen zu entkräften. Es find zu dem Ende im Reichs-Eisenbahn-Amte die nöthigen Einleitungen getroffen.

Zu der Enquete, welche der Bundesrath, wie bereits mitgetheilt, über die Frage wegen Einführung eines allgemeinen Mustershußes u. \. w. veranlaßt hatte, waren folgende Sachverständige berufen :

1) aus den Kreisen der Kunst: der Maler C. Hoff aus Düsseldorf, der Maler Professor Bewer aus Düsseldorf, der Maler O. Cornikl aus Frankfurt a. M., der Maler Linden- \chmidt aus München, der Bildhauer Sußmann-Hellborn aus Berlin, der Bildhauer Professor Knoll aus München, der Architekt Professor Gnauth aus Stuttgart, der Architekt Bau- rath Köhler aus Hannover, der Architekt Bauruth Neu- reuther aus München ;

2) aus den Kreisen der Metallwaarenindustrie: der Fabri=- kant Wagner, Besitzer einer Gold\Ymiedeanstalt (Sy & Wagner) in Berlin, der Geheime Kommerzien-Rath Ravené, Besißer einer Emaillefabrik in Berlin, der Fabrikant Künne, Besißer einer Silberwaarenfabrik in Altena (Westfalen), der Fabrikant H. Weishaupt, Befizer einer Bijouteriefabrik in Hanau, der Fabrikant Dillenius, Besiger einer Bijouteriefabrik in Pforz- heim, der Kommerzien-Rath Ebbinghaus, Befizer einer Bronze- waarenfabrik in Iserlohn, der Fabrikant Jungé, Besigzer einer Bronze- und Zinkwaarenfabrik in Frankfurt a. M., der Fabri- kant Erhardt, Befißer einer Bronze- und Galanteriewaaren- fabrik in Shwäbisch Gemünd;

3) aus den Kreisen der Gewebe - Industrie: der Fabrikant Potthoff, Besißer einer Damastwaarenfabrik in Bielefeld, der Fabrikant Dr. Webs ky, Befizer einer Leinen- und Baumwollen- fabrik in Wüstewaltersdorf, der Fabrikant Lupp, Besizec einer Blaudruckerei in Düfseldorf, der Fabrikant E. Schwarz, Be-

| fißer einer Zeugdruckerei (I. A. Schlumberger u. Sohn) in

Mülhausen i. E., der Kommerzien-Rath Meckel, Befißer eines Seidenwaarengeschäftes in Elberfeld, der Geheime Kommerzien- Rath Schmidt, Besiter_ einer Teppihfabrik in Schmiedeberg, der Fabrikant Dürfeld, Befizer eines Tapisseriewaaren- geschäfts in Chemniß, der Kommerzien-Rath Hirschberg, Befizer eines Spigzengeschäfts in EibenstoC, der Fabrikant Gerdeißen, Befizer einer Kunfigewebe-Anftalt in München;

4) aus den Kreisen deL Thon- üund Glaswaaren-Induftrie : der Geheime Regierungs - Rath Möller, Direktor der König- lihen Porzellan-Manufaktur in Berlin, der Kommerzien-Rath Boch, Besißer einer Thonwaarenfabrik in Mettlah, der Fabrik- Direktor Pohl, Direktor der Glaswaarenfabrik Josephinenhütte im Riesengebirge;

5) aus anderen induftriellen Kreisen: der Fabrikbefißer Zuber, Beflyer einer Tapetenfabrik in Rixheim i, E., der Fa- brikant Engelhardt, Besißer einer Tapetenfabrik in Mann- heim, der Fabrikant Pallenberg, Besißer einer Möbelfabrik in Cöln, der Kommerzien-Rath Söhlke, Besißer eines Spiel- waarenges{chäfts in Berlin, der Fabrikant Dr. Traun, Befißer einer Stock- und Hartgummiwaaren-Fabrik in Hamburg;

6) endlih: der Direktor Hausmann von der Königlichen Zeichenakademie in Hanau, der Direktor Professor Graff von der Königlihen Modellirshule in Dresden.

Mit Ee der Herren Engelhardt, Gerdeißen und Potthoff, sowie des Herrn Sußmann-Hellborn, welch leßterem eine Erkrankung der Theilnahme nur an der leßten Sißung ge- stattete, haben die Genannten sämmtlich der an fie gerihteten Einladung gefolgt. :

Namens des Aus\{hufses des Bundesraths wohnten den Verhandlungen bei: der Königlich preußische Ministerial-Direktor, Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Jacobi als Vor- sißender; der Königlih bayerishe Ministerial-Rath v. Riedel; der Königlih \ächfishe bevollmächtigte Minister v. Nosftigt- Wallwiß; der Königlih sähsisck e Geheime Justiz-Rath Held; der Königlich württembergische Staats-Rath Freiherr v. Spihem- ber g, der Großherzoglich hesfishe Ministerial-Rath Dr. Nei d- hardt; der hanseatishe Minister-Resident Dr. Krüger.

Für das Reichskanzler-Amt waren zugegen: der Geheime Ober-Posftrath, Professor Mr. Dambach; der Geheime Regie- rungs-Rath Nieberdingz der Regierungs-Afsessor- Schr öder, als Schriftführer.

Die Strafbarkeit des Verlegers oder Drudckers wegen Theilnahme an dem dur den strafbaren Inhalt einer Druckschrift begangenen Vergehen wird, nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 2. Juni d. J., durch die Be- nennung des Verfassers oder Herausgebers Seitens des Ver- legers oder Druckers niht ausgeshlofsen. „Es ift unrichtig,“ führt das Erkenntniß des Ober-Tribunals aus, „wenn Änge- klagter behauptet, er habe nah § 21 al. 2 des Reihs-Preß- gesehes vom 7. Mai 1874 freigesprohen werden müssen, weil er als Drucker den Besteller und Herausgeber der strafbaren Schriften in der Person des Mitangeklagten R. sofort genannt habe und derselbe au bere worden sei, indem die nah §. 21 eintretende successive Haftbarkeit wegen Fahrläsfigkeit und die Befreiung von denselben im Falle des Alinea 2 daselbst aus- drücklich vorausfeßt, daß der Drucker und die übrigen dort be- nannten Betheiligten nicht wegen Thätershaft oder Theilnahme

haften, gegen den Angeklagten aber die Beihülfe z1 dem mittelst

Verbreitung von Druckschriftéèn begangenen Vergehen des Heraus- gebers feftgestellt ist.“ Ÿ R geh ÿ

Der General-Lieutenant von Biehler, Allerhöhst be- auftragt mit T eYnung der Geschäfte der General-Inspektion des Ingenieur-Corps und der Festungen, is von seiner Dienst- reise zur Inspizirung der Festungen in dea öftlihen Provinzen hierher zurückgekehrt, ebenso der General-Major von Braun, Inspecteur der 1. Ingenieur-Inspektion, von seiner Reise - zur Inspizirung ver Pionnier-Bataillone und Festungen in den Pro- vinzen Pommern und Preußen.

Der General-Lieutenant von Bülow, Inspecteur der 2, Feld-Artillerie-Jnspektion, hat fih zur Besichtigung der Feld- Artillerie-Regimenter des Il, und 111. Armee-Corps zunähst nah Stettin begeben. Der General-Major von Boehn, Commandeur der 2. Garde-Infanterie-Brigade, hat sich mit Urlaub nah Pommern begeben, ebenso der General-Major Galster, Dezernent in der Admiralität, nah Marienbad.

Der Kaiserlich deutshe Gesandte in Washington, von Schlözer, hat fich nah Ems begeben.

Der amerikanishe Gesandte Bancroft Davis ist gestern früh aus Kiel hierher zurückgekehrt.

Der Wirkl. Legations-Rath und vortragende Rath im Auswärtigen Amt Dr. Aegidi, hat eine Urlaubsreise nah Süddeuts{hland angetreten.

Düsseldorf, 30. Juni. (W. T. B.) Jm Laufe des da Tages find hier Deputationen aus Elberfeld, armen, Schwelm und Hagen eingetroffen, welche den Staats-Minister Dr. Falk im Namen der von ihnen vertretenen Städte begrüßten und ihm den Dank der Städte für sein ener- gishes Vorgehen gegen die ultramontanen Bestrebungen aus- drückten. Nachdem der Minister mehrere Institute besichtigt hatte, wohnte er Nahmittags 5 Uhr dem ihm zu Ehren von der Stadt Düsseldorf in dem Sáale der Tonhalle veranstalteten Banket bei. An demselben nahmen die Spißen der Civil- und Militärbehörden, sowie viele angesehene Bürger, im Ganzen etwa 600 Personen, Theil. Nachdem der Beigeordnete Frißen ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht hatte, begrüßte der Advokat-Anwalt Court den Minister im Namen der Stadt Düsseldorf mit einer Ansprache, in welcher er dem Minister als dem unermüdlihen Vorkämpfer in dem kirhenpolitishen Kampfefür seinen ftets bewährten Mannesmuth dankte. Alsdann gedachte der Redner des Ministers als des Beshüßers derKunfst und überreichte ihm als Ehrengabe der Bürgerschaft einen künstlerisch gearbeiteten Ger- mania-Schild zum Andenken an die Stadt der Kunft. Der

Minister Dr. Falk \prah in seiner Antwort seinen Dank aus für

die Zusicherung, der Staatsregierung treu zur Seite ftehen zu wollen. Bezugnehmend auf die ihm überreichte künstlerische Ehrengabe, hob der Minister hervor, daß er- in den Mühen und Beschwerden des Lebens stets gern seine Zufluht zur Kunst ge- nommen habe. Er hoffe, daß Se. Majestät der Kaiser ihm die Annahme des Ehrenschildes gestatten werde. Abends fand im

Vereinslokake der |Künstlergeselschaft „Malkaften“ ein glänzen-

des Fest statt. Professor Camphausen begrüßte den Minister Namens der Künstlershaft. Der Minister erwähnte in seiner Antwort seiner Beziehungen zur Kunst und brachte ein Hoch auf den „Malkasten“ aus. Heute Vormittag besuchte der Mini- fter die hiefigen Unterrichtsanftalten, die naturwissenschaftlihen Sammlungen, die Bibliothek, das Laboratorium und die Akademie.

Aachen, 1. Iuli. (W. T. B.) Der Staats- Minister Dr. Falk ift gestern Abend hier, von Düsseldorf kommend, ein- getroffen und am Bahnhofe von dem zahlreih versammelten Publikum mit enthufiastishen Kundgebungen empfangen wor- den. Auch auf allen Bahnhöfen, die der Kultus-Minister auf der Fahrt passirte, hatte fich eine zahlreiche Volksmenge ein- gefunden, welche den Minister lebhaft begrüßte. Auf den Stationen, wo ein längerer Aufenthalt stattfand, erschienen Deputationen der Behörden und Stadtgemeinden, Krieger- und Gesangvereine. Heute wird der Minifter das Polytehni- fum und’ die übrigen Lehranstalten befihtigen. Nachmittags findet dem Minister zu Ehren ein Banket ftatt. Abends wird demselben ein Fackelzug gebraht werden. Morgen begiebt \ih der Minifter nach Düren und kehr: an demselben Tage nah Düsseldorf zurück. Daselbst wird ein großer Fackelzug vorbereitet.

Bayern. München, 28. Juni. Ihre Majestät die Königin-Mutter wird sh am 2. Juli mit dem Prinze Otto von Hohenshwangau nach Elbingenalp zu einem vier- wöchentlichen Aufenthalt begeben, während welcher Zeit Se. Ma- jestät der König das Schloß Hohenshwangau bewohnen wird. Das „Geseß- und Verordnungsblatt“ publizirt heut eine Königliche Verordnung vom 19. d., durch welhe in Ansehung des Studienganges und der Prüfungen derjenigen Kandidaten, welche fich um Stellen des technishen Dienstes im Berg-, Acne, und Salinenfache des Staates zu bewerben beab- ihtigen, unter Aufhebung der diesfälligen Verordnung vom 3. November 1839, neue Bestimmungen erlassen werden. Die unter dem Vorsiße des Professors und Ober-Medizinal- Rathes Dr. v. Pettenkofer im Staats-Ministerium des Innern abgehaltene Sizung des erweiterten Ober - Medizinal- Aus\{chus#s\es wurde vorgestern Abend beendigt. Der Entwurf einer Königlihen Allerhöchsten Verordnung, „die Physikats- prüfung behufs Erlangung der Qualifikation als Amtsarzt betreffend“, wurde mit wenigen Abänderungen angenommen, wie er aus den Berathungen des engeren Ober-Medizinal-Aus\chu}ses hervorgegangen war. Ueber den dermaligen Stand der Revision der Bade-Ordnung und des Leichenshauwesens, sowie die zu erlafsende Medizinal-Tar-Ordnung gab Medizinal-Rath Dr. Kerschenfteiner die E Aufs{chlü}e. Staats - Minister v. Pfeufer wohnte den sechsftündigen Verhandlungen von An- fang bis zu Ende bei.

1. Juli. . (W. T. B.) Ein heute veröffentlihter Hirten=-

brief des hiefigen Erzbischofs enthält die Aufforderung, bei den bevorstehenden Landtagswahlen nur solhe Männer zu wählen, wélche ihren Glauben durch Wort und äfen bewährien

und starken Muth und unershütterlihe Ruhe besäßen, um unter -

allen Wechselfällen für Thron und Vaterland, für die Religion, die Kirche, das Geseh und die öffentlihe Ordnung einzutreten. Der Hirtenbrief {ließt mit der Anordnung, da Gottesdienst von allen Kanzeln der Erzdiözese ohne Zusäße oder Erläuterungen vorzulesen sei.

Württemberg. Stuttgart, 29. Juni. Ihre Majestät die Königin hat fih heute zum Sommeraufenthalt nach Fried- rihshafen begeben. Die gestern ausgegebene Nr. 21 des Reg.- Blatts publizirt das Finanzgeseß für das Iahr vom 1. Juli 1875 bis 30. Juni 1876, vom 27. Juni 1875, und das Ge- \etz, betreffend die Beschaffung weiterer Geldmittel für den Eisenbahnbau im Finanzjahr 1875/76, vom 18. Juni 1875. -— Die Divifions8-Manöver des Königlich PENTO (X11I.) Armeecorps finden wie folgt statt: am 4., 5. und 6. September Märsche ins Manöverterrain; am 7. September Ruhetag; am 8., 9. und 10. September A R der 26. Divifion in der Gegend von Eutingen, DA. Horb, der

27. Divifion in der Gegend von Reutlingen. - Am 11., 13. und

14. Divisionsmanöver der 26. Divifion bei Baisingen, OA. : feige der 27. Division in ‘dem Terrain zwischen K

aigerloch und Rottenburg mit je 1 Bivouak der Vorposten. ie Corpsmanöôvex werden abgehalten am 16,, 17. und 18,

derselbe beim

September in dem Terrain zwishen Herrenberg, Nagold und Rottenburg mit 2 Bivouaks des ganzen Armeecorps. Vom 19. bis 22. September findet die Rückehr in die Garnisonen und “v Gi Tag nah dem Eintreffen Entlaffung der Reserven

Baden. Karlsrahe, 29, Iuni. Jhre Majestät die Königii von Sachsen hat sich heute Nahmitiag zum Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Wasa und Ihrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzesfin Marie von Baden, ) iur von Hamilton, nach Baden begeben und gedenkt am

onnerstag wieder hierher zurückzukehren. Se. Majestät der König von Sachsen wird sh morgen Mittag ebenfalls für einige Stunden nach Baden begeben und Abends wieder hier eintreffen.

_— Der Vorstand. der hiesigen Altkatholiken hat, wie die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, kürzlich an das Großherzog- liche Bezirksamt hierselbst zur Weiterbeförderung an Groß- herzoglihes Minifterium des Innern seine Vernehmlafsung abgegeben auf die Erklärung der hiesigen katholischen Stiftungs- tommission, deren Beschlüsse er insgesammt als seiner Sache dienlih annimmt, mit Ausnahme desjenigen, welcher die Ueber- Tafung der katholishen Stadikirhe an die Altkatholiken ver- weigert und den leßteren eine Miethzinsentschädigung für eine Kirche und einen Vikarsgehalt von 400 oder 500 F|. anbietet. Die Altkatholiken bestehen darauf, die katholische Kirche mit- zubenußen, wenn auch nur je den andern Sonntag auf eine Stunde, für welhe ohne alle Schwierigkeit die Kirche frei- gemacht werden könne. Demnächst wird der Bischof Reinkens hier eintreffen, um das Sakrament der Firmung zu spenden, zu welhem Behufe der Pfarrer Hamp bereits den besonderen Unterricht ertheilt. Herr Pfarrer Hamp hat seinen Dienst- vertrag gekündigt und wird somit nur noch 3 Monate hier funktioniren, und- der Vorstand der Altkatholiken hat bereits zwei tüchtige Geistlihe als Nachfolger bei dem Bischof in Vor- \chlag gebracht.

Hessen. Darmstadt, 29. Juni. Die Konstituirung des dur die neue Verwaltungs-Organisation nothwendigen Ver- waltungs-Gerichthofs ist nunmehr erfolgt. Zum Vorsiten- den ift ernannt der bisherige Direktor des Administrativ-Iustiz- hofs, Geheim-Rath Maurer, als Mitglieder Ober-Studien- Direktor i, P. v. Lehmann, Ober-Appellationsgerichts-Rath Müller, Geheimer Regierungs-Rath v. Preuschen, Geheimer Ober-Baurath Dr. Breidert, Ober-Rechnungs-Rath Wörner, die Hofgerihts-Räthe Hahn und v. Lepel, sämmtlih aus Darmstadt, und Ober-Gerichts-Rath Creizenah in Mainz. Der Ad mini- firativ-Justizhof ist aufgehoben.

Sachsen-Meiuingen-Hildburghausen. Meiningen, 28. Juni. Gestern reiste der Herzog Bernhard auf mehrere Wochen nah Wildbad ab. Die Verhandlungen der Vor- \ynode haben einen sehr erfreulihen Fortgang und lassen ein baldiges, günstiges Resultat erwarten. Auch der Wieder- aufbau des abgebrannten Stadttheils von Meiningen geht ras von statten, und vom 1. Oktober d. I. an werden \chon viele Miethwohnungen ausgeboten.

_ Anhalt. Dessau, 29. Juni. Die Herzogliche Fa- milie hat sich, um mit der Erbprinzessin von Schwarzburg- Sondershausen zusammenzutreffen, gestern von Wörliß aus zu einem mehrstündigen Aufenthalte nah Leipzig begeben.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 1. Iuli, (W. T. B.) Se. Majestät der König von Sachsen traf heute, von Kehl kommend, auf dem Polygon ein. Die Parade des Sächfishen Infanterie-Regiments Nr. 105 daselbstt nahm bei herrlihem Wetter einen glänzenden Verlauf. Nach Beendigung derselben \prach der König zuerst den Offi- zieren und dann dem ganzen Regiment seine Anerkennung und seinen Dank für die ftets bewährte ausgezeichnete Haltung des Regiments aus. Der Oberst des Regiments brachte auf den König ein Hoh aus, in welches das Regiment einftimmte. Der König begab ih von dem Polygon in die Stadt und wird bei dem kommandirenden General das Dejeuner einnehmen.

Am 24. d. M., Nathmittags halb 5 Uhr, traf Erzherzog Albrecht von Oefterreih in Hagenau ein, ftieg mit Begleitung im Gasthause „zur Post“ ab und begab fich am 25. nach Reichshofen, wo derselbe einen Wagen be- ftieg und nah Wörth zur Besichtigung des Schlachtfeldes fuhr. Nachmittags begab fich der Erzherzog über Saargänünd nah Saarbrücken, wo das zweite Schlachtfeld des 6. August, die Spicherer Höhen, in Augenschein genommen wurden.

_Desterreich-Ungarn. Wien, 30. Iuni. (W. T. B.) Mittelst Kaiserliher Entschließung vom 23. d. M. if Graf Ladislaus Hoyos-Springenstein zum außerordentlichen Ge- sandten und bevollmächtigten Minister bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika ernannt worden.

Ueber das Hinscheiden des Kaisers Ferdinand ist folgendes Bulletin ausgegeben: Se. Majestät der Kaiser Ferdinand find heute um 14 Uhr Mittags plößlich von einer Ohnmacht befallen worden. Der a. h. Herr wurde sogleih aus dem Klavierzimmer, wo er sich außer Bette ganz wohl be- fand, ins Schlafkabinet gebraht woselbst Erscheinungen einer Gehirnlähmung eintraten. Nach einer kurzen Zeit kehrte das Bewußtsein zurück, der a. h. Herr wurde mit allen hl. Sakra- menten der Sterbenden versehen. Nun trat plößlich Athemnoth und Lungenlähmung ein, an der der a. h, Herr um 3} Uhr Nachmittags sanft verschied. Prag, 29. Iuni 1875. Hofrath Dr. von Ehmig, Leibarzt.

Wie das „Prag. Abendbl,“ mittheilt, wollte der Kaiser Franz Iosef am 1. Juli um 6 Uhr früh mit der Franz- Josefs-Bahn in Prag eintreffen, dort bis zum Abend verweilen und hierauf mittelst derselben Bahn unmittelbar nach Wien reisen, -wo die Ankunft am Freitag früh erfolgen wird.

Schweiz. Bern, 30. Juni. (W. T. B.) Montenegro

hat seinen Beitritt zum Weltpostvertrage erklärt.

Velgien-. Brüssel, 30. Juni. (W.T.B.) Der Senat hat in seiner heutigen Sizung den Gesehentwurf Duchesne ohne Diskussion ang eno mmen.

Großbritannien und Jrland. London, 29. Juni, Auf Winds\or fand gestern unter dem Vorfiß der Königin ein Conseil fiatt, bei welchem der Herzog von Rihmond, Earl Beauchainp, der Earl von Derby und Mr. Disraeli zugegen waren. Nah dem Conseil _ wurde Ihrer Majestät der Königin der neue franzöfishe Botschafter, Marquis d'Harcourt, vorgestellt, der seine Akkreditive überreihte. Hierauf ertheilte die Königin dem britishen Gesandten in Brüssel, Mr. Lumley, sowie dem Premier- Minister des Dominion von Canada, Sir Alexander Mac Kenzin, Audienzen. Im Standlager von Aldershot fand gestern

[ eine große Truppentrevue in Gegenwart des Pririzeit und der | batterien sind beritteit, die Infanterie und Kavallerie besteht außer

Prinzessin von Wales, der Kaiserin Eugenie, des Sulta1;s von Zanzibar, des Herzogs von Cambridge, des Fürsten und der Fürstin Teck, sowie des Prinzen Eduard von Sachsen-Weimar statt. Etwa 20,000 Mann Truppen aller Waffengattungen führten einen Parademarsh und dann einige Evolutionen aus.

_— 80. Juni. (W. T. B.) Der Herzog und die Her- zogin von Edinburgh haben fich heute auf der Königlichen Yacht „Osborne“ in Woolwich eingeschifft, um sich über Kopen- hagen nach St. Petersburg zu begeben.

1. Juli. (W. T. B.) Lord Derby wohnte gestern dem von der Gewürzkrämergilde veranstalteten Festmahle bei und hielt bei demselben eine Rede, in welcher er die Ergebnisse der gegenwärtigen Parlamentsf\essfion und die pol i- tishe Lage Englands erörterte. Bezüglich ter auswärtigen Politik hob Lord Derby hervor, daß die heutige Politik Eng- lands ihren hauptfächlihsten Zweck in der Erhaltung des euro- päishen Friedens erbliden müsse. Im weiteren Verlaufe seiner Rede bemerkte Lord Derby, daß die Lage der Neutralen heut zu Tage wesentlich \chwieriger sei als ehedem. Wenn Europa heute an irgend einer Stelle in kriegerishe Verwickelung gerathe, fo könnten unbetheiligte Na- tionen leiht in einen Konflikt hineingezogen werden, an ¿em fie sih durchaus- niht Hätten betheiligen wollen. Englands Lage sei in dieser Beziehung eine ganz erceptionelle, da es England gegenüber keine Grenzfrage gebe. Lord Derby \{chloß mit den Worten: „Jedermann weiß, daß wir nichts von unseren Nah- baren begehren und ich hof“, daß auch Iedermann weiß, daß wir nit fürhten, daß unsere Nachbaren uns etwas nehmen.“

Frankreich. Paris, 30. Juni. (W.T.B.) Wie die „Agence Havas“ meldet, entbehrt das von einem Pariser Journal gebrachte Gerücht, daß der Herzog von Decazes seine Entlassung zu geben beabsichtige, der Begründung. Der Herzog begiebt \ih nächsten Sonntag nah Vichy.

Versailles, 30. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde die Berathung des Eisenbahn-Gesezentwurfs fortgeseßt. Das von Pascal Duprat zu Gunsten der kleineren Eisenbahn - Gesellschaften ein- gebrachte Amendement wurde verworsen. Nachdem im Verlaufe der Debatte die Deputirten Cezanne, Pouyer-Quertier und Cla- pier gesprochen, wurde die Sizung auf morgen vertagt.

(W..T. B) Eine Vorvérsammlung der Linken hat heute, in der Ueberzeugung, daß die Auf- lösung der. Nationalversammlung bis zum 10. August fich nit ermöglihen lassen werde, beschlossen, zu beantragen, daß die Berathungen der Nationalversammlung über den 10. August hinaus verlängert, dagegen der Zusammentritt der Ge- neralräthe bis zum September vertagt werde. Die National- versammlung würde sich dann bis September-Oktober vertagen, alsdann wieder zusammentreten, um vor ihrer definitiven Auf- lôfung die Wahl von 75 Senatoren vorzunehmen. Eine allge- meine Versammlung der Fraktionen der Linken wird am Frei- tag über diesen Antrag in Berathung treten. Die Linke bezweckt dur denselben zu ermöglihen, daß die wichtigsten noch vorlie- genden Gesezentwürfe bis zum Ende des Monats August er- ledigt werden, und daß die Auflösung der Nationalversammlung jedenfalls noch im Laufe dieses Jahres erfolge.

Dánemark. Kopenhagen, 28. Juni. Der König wird in Begleitung seiner ganzen Familie, wie bereits mit- getheilt, morgen die feierlihe Eröffnung der Nordwest- oder Kallundborabahn vornehmen. Um 8 Uhr kehrt der Zug von KFKallundborg nach Kopenhagen zurück, von wo sich der König und der Kronprinz an Bord des Dampfschiffes „Slesvig“ begiebt, um nah Aarhus abzusegeln. Ihre Majestät die verwittwete Königin vollendete mit dem heutigen Tage ihr 79. Lebensjahr, in welher Veranlassung viele Gebäude in der Stadt und die Schiffe im Hafen beflaggt waren. Mit dem 1. Juli tritt das Gesetz, betreffend die Beaufsichtigung der Fremden und Reisenden in Kraft. In einer ôöffentlihen Bekanntmachung \{chärft der Polizeidirektor von Kopenhagen die Bestimmungen des Gesetzes ein ; diesen zufolge müssen alle Ausländer, welhe niht im Befiß des Versorgungs- rechtes in Dänemark find, und ihren Erwerb als Handwerker oder durch andere körperlihe Arbeit oder als Dienende oder durch eine Thätigkeit suchen, welhe Reisen oder Wanderungen von Ort zu Ort voraussegßt (legitizairte Geschäftsreisende jedoch aus- genommen) mit Aufenthaältsbüchern versehen sein. Um ein Aufent- haltsbuh zu erhalten wird verlangt, daß der Betreffende mit einem von einer öffentlihen Behörde ausgestellten Legitimations- dokument versehen ift. Ausländer, welhe bei dem Inkrafttreten des Gesehes fich in Dänemark aufhalten, haben einen Monat Frist zur Beschaffung des Aufenthaltsbuches; später ankommende Ausläder müssen fih innerhalb 24 Stunden nah ihrer Ankunft bei der Polizeibehörde melden.

Asien. Birma. Aus Rangoon wird vom 26. v. M. gemeldet, daß ein anderer an der Ermordung des verstorbenen Obersten Hamilton betheiligter Dacoit (Brigant) verhaftet wor- den ift. Drei der Schuldigen befinden fich noch immer auf freien Füßen. Das Gerücht von dem Ausbruch einer Rebellion in Mandalay hat fih nicht beftätigt.

Allahabad, 30. Juni. (W. T. B.) Das Journal „Pioneer“ theilt im Gegensay zu den bisher eingegangenen Nachrichten mit, daß die neuerdings aus Birma eingetroffe- nen Meldungen nicht zufriedenstellender Natur seien. Der König von Birma weigere \sich, den englischen Truppen den Durchmarsch durch sein Gebiet zu gestatten. Man glaube, daß England seinerseits auf dieser Forderung bestehen werde.

Rangoon, 30. Juni. (W. T. B) Sir Douglas Forsyth, der englishe Abgesandte nah Birma, if mit den übrigen Mitgliedern der Gesandtschaft hier eingetroffen.

Die „Army and Navy Gazette“ entnimmt der „Madras Mail“ es Daten über: die Armeen der eingebornen Fürsten in Jndien:

Bengalen besißt 109 Geschüße, 5264 Mann Infanterie, 404 Reiter; im Nerdwesten stehen 28 Gese, 1899 Mann Infanterie, 502 Reiter; in den Central-Provinzen 2115 M. Infanterie, 140 Rei- ter; im Pendjab 400 Geschüße, 35,900 M. Jyfanterie, 5925 Reiter ; in Raschputana 2003 Geschüße, 69,023 M. Infanterie und 24,287 Reiter; in Central-Indien 893 Geschüße, 5664 M. Infanterie und 15,321 Reiter; in Madras 734 Geschütze, 38,401 M. Jnfanterie, 8262 Reiter und in Bombay 1083 Geschütze, 32,770 M. Jufanterie und 9331 Reiter. Im Ganzen haben die eingebornen Fürsten eine Streit- macht ‘von 5252 Geschüßen, 9390 ausacbildeten Artilleristen, 64,172 Reitern und 241,063 Jnfanteristen, - Puttiala hat 20 reitende Bat« terien, 3 starke Forts. ‘Die Kavallerie und Infanterie von Khoord find sehr tüchtig, und ist erstere mit Hinterlade-Karabinern bev;: «ffnet. Sirmoor besißt eine Eisengießexcei; die Truppen sind dur einen «Furopäer ausgebildet; es verfügt über mehrere kleine Forts, Kuv“zorthulg hat keine Bef esligungen; abex eine Armee ist gut ausge. ustet uxd diszi-

plinixt, Die Artillerie von Kaschmir verfügt übex 10 Mörser, 2 Feld-

Mineuren und Sapeuren aus 24 Regimentern, die Hau-dwaffen wer- den in Kaschmir selbst erzeugt. Oodujpoor hat viele starke Forts, von seinen Truppen find aber nur 2 Regimenter mit Gewehren b2waffnet. Zeypore hat 31 Forts und eine augenblicklich nicht in Betr/eb be- befindlihe Geschüßgießerei. Ulwar hat 34 Forts, Beckaneer Zaun gute Stahlkanonen erzeugen. Die sehr tüchtige Armee Gwaliors L&e- fißt eine Pulverfabrik; Jadore hat einen bedeutenden Vorrath a Geschüß und ein Arsenal mit Dampfmaschinen, in welchem Geschütze und Snider-Gewehre erzeugt werden. Die Armee von Bhopal ift in allen ihren Zweigen sehr tüchtig; in Bundelkund können Geschüße und Handwaffen in jeder beliebigen Menge erzeugt werden. Die Regi- menter von Baroda find außerordentlich tüchtig, Kanonen werden dort unter Aufsicht von Eingeborenen angefertigt.

Afrika. Marokko. Aus Gibraltar wird vom 23. Juni gemeldet:

Nach hier von Marokko eingegangenen Berichten soll \sich eine starke Abtheilung Kavallerie und Infanterie unter dem Kommando von Kaid Jilaly Bein Hams auf dem Marsche von Fez nah der P- ovinz Tangier befinden, um die Einwohner der Berg- Distrikte, die sich gegen die Autorität des vom Sultan Mulei Pallas bei seiner Thronbesteigung ernannten Paschas empört atten, zu züchtigen. Diese Bergstämme hatten der mauri- \hen Regierung seit den leßten fünf Jahren keine Steuern gezahlt. Kaid Jilalsy, der Befehlshaber der gegen sie ausgesandten Streitmacht, ist dem Vernehmen nach zum interimistt- hen Gouverneur der Provinz Tangier ernannt worden. Der gegen- wärtige Pascha, Ali Mefimy, wird wahrscheinlich nach der Haupt- stadt zurückfkehren. Kaid Jilaly ist der Kaid Meshawr oder Oberst- kämmerer am Hofe des Sultans. Er ist über 80 Jahre alt, aber ein Mann von großer Energie; wenn immer die Ein- wohner irgend einer bedeutenden Provinz Unzufriedenheit be- kundeten, wurde Kaid Jilaly von dem Sultan aktgeschickt, um die R ECE zur Ruhe zn bringen. Als im vorigen Jahre die Bevölkerung von Fez sih gegen die Autorität des Sultans Mul-i Hassan empörte, wurde Kaid Filaly zum Gouverneur dieser Stadt ernannt, ein Posten, den er bis jeßt bekleidete. Kaid Abde- sadahr, der früheren Gouverneur von Riff, wird, wie rerlautet, sein Nach- folger in der Gouverneurshaft von Fez und den angrenzenden Distrik- ten wérden. Der italienishe Gesandte ist am 19. ds. von seiner Mission am Hofe des Sultans in Fez nah Tangier zurü@gekehrt.

Aus der Capftadt wird vom 5. Juni berichtet, daß die Gesczvorlage für die zukünftige Internirung Langa- libalele's beide Häuser der Cap-Legislatur pasfirt hat. Die Un- ruhen in den Diamantenfeldern find zu Ende. Der Postdampfer „Basuto“ brahte aus Natal die Nachricht, daß die Verfafsungs- vorlage angenommen worden sei und Mr. Shipstone, der Se- kretär für innere Angelegenheiten, seine Demission gegeben habe, die indeß dem Vernehmen nah nicht angenommen werden würde.

Nr. 56 des „Amts -Blatts der Deutschen Reih9- Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 26. Juni 1875: Eröffnung der Eisenbahn Vienenburg-Hildesheim- Löhne; Eröffnung der Eisenbahnstrecke Görliß-Reichenberg in Böhmen.

Nr. 13 des Centralblatts der Abgaben-, Gewerbe- und Handels-Geseßgebung und Verwaltung in den König- li) preußishen Staaten hat folgenden Jnhalt: Verfügungen des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Annahme der Steuersuper- numerare betreffend, vom 21. April 1875. Verzeichniß der auf Grund der Bestimmung im Art. 36 der Verfassung des Deutschen Reichs den Direktivbehörden uad Hauptämtern zur Kontrole der Zölle und Verbrauchs\steuera beigeordneten Beamten. (Nah dem Stande vom 1. Mai 18795.) Verfügung des Königlichen Finanz-Mini- steriums, Veränderungen in dem Stande und in den Befzagnissen der Zoll- und Steuerstellen betreffend, vom 22. Juni 1875. Ver- fügung des Königlichen Finanz Ministeriums, die Defekte aus den Journalen der Schiffsbewachungegebühren betreffend, vom 16. Aprik 1875. Cirkularverfügung deé Königlichen Finanz-Ministeriums, die Ausführung des Regulativs über die zollamtlihe Behandlung der Postsachen betreffend, vom 17, April 1875. Nachweisung der Be- träge, welhe auf Grund des Regulativs vom 1. April 1844 von dem zur Ausrüstung von Seeschiffen in den Ostseeprovinzen verwendeten Mundvorrath an Mahl- und Schlachtsteuer nebst Kommunalzuschlag, sowie an Salzabgabe während des Jahres 1874 erstattet worden sino.

Gewerbe und Handel.

Berlin. Die Generalversammlung der Mär kisch-Scchlesisch'en Maschinenbau- und Hütten - Aktien - Gesellschaft (F. A. Egells) vom 30. Juni, in welcher 386,200 Thlr. Aktienkapital ver- treten waren, genehmigte die Bilanz und den Geshäftsbericht pro 1874, auf deren Verlesung verzihtet wurde, einftimmig und ertheilte Decharge. Es wurde mit großer Majorität beschlosfen, von dem Reingewinn von 4570 Thlr. dem Auffichtsrath und dem Beamten- personal zusammen 2500 Thlr. als Remuneration für ihre Thätig= keit zu bewilligen und den Rest von 2070 Thlrn. dem Refervefond einzuverleiben.

Die Generalversammlung der Hannover-Altenbekener Eisenbahn genehmigte nah Entgegennahme des Geschäftsberichts. den Rechnungsabschluß. Die beantragte Abänderung dex Statuten wurde ebenfalls acceptirt, so daß a. der §. 2 sub B. des Art. IV. des dritten Statutnachtrages der Hannover-Altenbekener Eisenbahngesellschaft durch nachstehenden Dreciabaphani erseßt wird: „Der Vermaltungsrath besteht aus wenigstens fieben und hôcstens dreizehn Mitgliedern, von denen mindestens sieben in Preußen ihren Wohnsiß. haben müfsen. Der Verwaltungsrath ift be\chlußfähig, wenn sämmtilicze Mitglieder: eingeladen find und mindestens die Hälfte der vorhandenen Mit- glieder mit Einschluß des Vorsißenden oder seines Stellvertreters mit- Stimmberechtigung anwesend oder vertreten iß. Es steht den Ver= waltungsrathsmitgliedern frei, sich durch einen fckchriftlich Bevollch mächtigten aus der Mitte des Verwaltungsraths vertreten zu lassen, do darf kein Mitglied mehr als zwei Vertretungen gleichzeitig, - übernehmen.“ Ju Erledigung dex Nr. 4 und 5 der Tagesorduung wurden die ausscheidenden Verwaltungsräthe Neubourg, Frensdorf und Lenbß wieder-, die Herren Bürgrermeister Grubiß, Regierungs» Rath Garcke, beide aus Magdebv.rg, und Ober-Gerichts-Anwalt Benfey aus Hannover neugewählt. ;

Konstantinopel, 1. Juli. (W. T. B.) Die Banque ottomane hat die Erklärung aby zegeben, daß sie zur Einlösung des Julicoupons bereit fei.

Verkehr’ 3-Anstalten. A

Die Einnahmen de rx schwedischen Staatseijen- bahnen betrugen im Mai F F, 1,289,657 Kronen, bei einer Be- triebsstrecke von 135,3 Meile n, oder 307,48 Kronen per Tag und Bahnmeile; von Beginu * zieses Jahres wurden 5,914,461 Kronen oder 289,49 Kronen per T’ 1g und Bahnmeile vereinnahmt. Jn der-, selben Zeit des vorigen F ahres beiengen die Einnahmen bei einer Be- triebslänge von 128,2 V (eilen 5,548,815 Kronen oder 286,42 Kronen per Tag und Bahnmeil* è

Korsör, 1. Zul) (W.T. B.) Der Postdampfer „Jyllan d“ ist in Folge dicten * Nebels erf um §8 Uhr hier eingetroffen. Die Passagiere des S? ffes und die mit demselben beförderte Post haben deshalb den Auf) ¡ß an die Morgenzüge verfehlt. :

„Rid jen“ zufolge wird in Bas aranda im August eine Versammlung n Deputirten aus Norwegen, Schweden und Finn- land stattfindey um die Frage wegen einer Polarmeerbahn und eine auf dies Weise zu gewinnende direkte Verbindung zwischen den nórdlihsten “Theilen der Nachbarländer, dem- nördlihen Eiszeere und dem Bothy ishen Meerbusen, zu diskutiren.

“New-York, 30. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer „Cim- hria“" ‘vor der Hamburg - Amerikäniswen Compagnie 1st heute hier

« eingetr“ Fen.