1875 / 152 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Jul 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Berliner Kunstausstellungen. (S. Nr. 145 d. Bl.) / .

Unter den Porträts, die in den lezten Wochen im Künst- lerverein neu aufgestellt wurden, müssen an erster Stelle vier von Frau Wiegmann hergesandte Arbeiten hervorgehoben werden. In dem Brustbild einer älteren, in \{chwarze Seide ge- Eeideten Dame, deren glatt gescheiteltes graues Haar ein bequem herabfallendes \{chwarzes Spigzentuch leiht verhüllt, bringt die Künstlerin die gewinnende, ruhige und freundlihe Würde der ganzen Erscheinung zum überzeugendsten Ausdruck, und eine gleich vortreffliche, lebendig individualifirende Auffassung bekundet das Brustbild eines graubärtigen Herrn in dunklem Pelzüberrock mit plastisch aus dem tiefgestimmten Fond der Tafel heraustretenden, dur kräftige Frische der Kar- nation ausgezeihneten Kopfe. Am meisten jedoch imponirt die Fähigkeit, jede Linie der Gestalt mit reihem innerem Leben zu erfüllen, in der Halbfigur eines dunkelbärtigen Mannes in mitt- leren Jahren, der, in fißender Haltung, den Mantel leiht um die Schulter geroorfen, die trefflich durhgearbeiteten, charakte- ristish bewegten Hände über dem Stockgriff gekreuzt, dem Be- \chauer den seitliG beleuhteten, s{chöngeformten , klar und {arf blickenden Kopf beinahe en face zuwendet. Das Porträt eines kleinen Kindes endlich, das, unter einer blaßröthlihen Decke ruhend, das - zarte blonde Köpfchen gegen ein grünes Kissen lehnt, fesselt ebenso dur die [on Erfafsung des naiven kindlihen Ausdrucks, wie dur die n voller Beleuchtung meifterlih modellirten weihen Formen des Kopfes, dem nur ein paar Lichter etwas allzu wuchtig aufgeseßt find. In durchweg hellen, geshickt zusammengeftimmten Tönen durchgeführt, fteht diese Tafel in interefsantem Gegensaß zu jenen anderen, auf denen ein entschieden ausgesprochenes Schwarz und Weiß auf dunklem Fond dominirt und die eminent plastische Wirkung der Köpfe dur kräftigere Schatten erreicht is. Mit ihnen gemein aber hat sie sowohl die \{lichte Einfachheit der gesammten Auffassung und die Abwesenheit jedes gemachten Arrangements, wie eine vorzüglich geschlossene malerische Hal- tung, eine seltene Energie des Tons und der Farbe und eine sichere Breite des Vortrags, die in keiner Weise die Hand einer Frau vermuthen läßt.

Von Ernst Hildebrand istff das lebensgroße Porträt eines Knaben ausgestellt, eine zierlihe, gefällig und natürli bewegte Gestalt, die sih stehend, gegen ein reihgeschnißtes, mit rothem Sammet gepolftertes Sopha gelehnt, in dunklem, „\hot- tisch“ farrirtem Habit von einem lihtbraunen Fond abhebt und dur den feinen geistigen Ausdruck des blafsen dunkeläugigen Köpfes fesselt, in der Durchbildung der Hände jedoch zu wün- \hen läßt. Die ganze Tafel, die durh ihren ruhigen und noblen Ton, durch die harmonishe Zusammenstimmung ihrer reihen Farben die delikateste coloriftische Wirkung erzielt, würde dur eine frishere Energie der Malerei und eine weiter gehende Detaillirung der Formen nur noch an künstlerishem Reiz und Interesse gewinnen.

Unter den übrigen Porträts is noch Dieffenbahs indi- viduell aufgefaßtes Rundbild eines zartblonden Kindes von etwas mürrishem Ausdruck und ziemlih“ gewagter Färbung, unter den Studien die Halbfigur einer jungen Edeldame mit ihrem Falken von C. Röhling zu erwähnen, leßtere, soviel wir wisse, der erste malerishe Versuch des jungen Künstlers, der als poetisch empfindender Zeichner für den Holzschnitt fih Tlänast Achtung erworben hat und nach dieser Probe auch als Maler zu guten Hoffnungen berechtigt.

Von H. Knackfuß, einem jungen Düsseldorfer Künstler, ist eine größere Komposition, eine Art kulturgeshihtlihen Genre- bildes, ausgestellt: „Byzantinishe Gesandte der Gattin Attila's Geschenke bringend.* Unter einem Baldachin, der fich zwi- {en buntbemalten Säulen ausspannt, ruht, umgeben von ihren dienenden Frauen, die Königin auf einem zoldig \chimmernden, mit Email und Edelfteinen ver- gierten, mit hellfarbigen Kissen bedeckten Lager, zu welhem die Gesandten, zwei Männer in langen dunklen Gewändern, mit ihren Gaben ehrerbietig herantreten. Indem fie ihnen den einen Arm verlangend entgegenstreckt, richtet fie fih kaum ein wenig auf ihren Polflern empor. In dieser trägen und doch graziösen Haltung, wie in Blick und Ausdruck des dunkelfarbigen Kopfes in meisterliher Weise als Herrscherin eines barbarischen, eben erst in die Geschichte eintretenden Volkes chcarakterisirt, dazu in ihren lichten, über die ruhenden Glieder in {önen Falten hin- fließenden Gewändern vortrefflih gezeihnet, hebt fih die liegende Frauengestalt dabei inmitten ihrer prähtigen Umgebung um fo bedeutender hervor, als die meisten übrigen Figuren, mit Aus- nahme eines kleinen, mit dreister Neugierde die Fremden an- blickenden Mädchens, das mit gekreuzten Aruken \sich auf das Kopfende des Lagers ftüßt, ziemlih leer ersheinen und überdies verschiedene derselben glei jenem interessant angelegen Mädchen- kopf niht ohne Fehler in der Zeihnung find. Troh dieser Mängel aber bekundet das Bild doch ein sehr beachtens- werthes originelles malerisches Talent, das sih am entschiedensten in der eigenartig reizvollen, fein und hell getönten Farbe vor- nehmlih der Hauptpartie der Komposition aus\priht, und zu- gleih auch eik eingehendes Studium der Details, die derx Gesammterscheinung der dargestellten Scene ein durchaus carakteristishes und echtes Gepräge verleihen.

Eine Gruppe mehr oder minder angetrunkener Landsknechte ueb| der aufwartenden Magd in einer malerischen Waldschenke von L. von Roeßler zeihnet fich dur eigenartige, kräftige und gut geschlossene Tonftimmung sowie durch ein trefflih ge- Tungenes Helldunkel einzelner Partien aus, während in den Figuren die ansprehende Intention doch nicht den Mangel eines wirkli} überzeugenden inneren Lebens zu erseßen vermag. Dagegen find in Haarburgers Bilde „Jung 7d Alt“, zwei Paaren, die auf einer Bank im Park Plaß genommen haben, namentlich die beiden Frauengestalien, die neben ihrem Gemahl ausruhende und dabei angelegentlich zu ihren Nachbarn hin- horhende alte Dame und das jungè Mädchen, der \ich ein eleganter,-- hübsher Student gesellt hat, mit \{arfem Blick dem Leben abgelauscht und mit feinem Humor in chcharakteristisher Bewegung wiedergegeben. Ein anderes junges Paar in früh- lingsgrüner Landschaft von L. Vollmar is bei \ehr s\org- fältiger Malerei in der Farbe ziemlih hart „nd trocken gerathen Und auch in der Charakteriftik der bedeutend größeren Figuren piel weniger interessant.

Neben einer koloriftisch vortrefflihen, mit vielem Geschick behandelten Frühftücksscene von G. Majer, die. in der Male- rei des Interieurs deutlich das Vorbild Lindenshmits erkennen läßt, in der der Figuren, zweier Soldaten im Kostüm des fie- benzehnten Jahrhunderts, von denen der Jüngere die den Tisch bedienende Magd uwmermt hält, zugleih auch an W. Diez er- innert, ohne jedoch als unselbständige, geiftlose Nachahmung zu erscheinen, iffst ferner noch einer italienischen Apfelfinenhänd- lerin von Breitbach und besonders einer in- die Lektüre eines

Buches vertieften jugendlich anmuthigen Frauengestalt von Amberg zu gedenken, die in hellshimmernder, grünlihgrauer Seidenrobe in einem im Stil des ersten Kaiserreichs ausgestatte- ten Interieur neben dem eleganten Theetish in einem hoch- lehnigen Sessel ruhend, \ich zart und duftig von der dunlkleren, zierlih dekorirten Wand des Zimmers abhebt. Jn der Scil- derung des Seelenlebens, in Haltung und Miene ‘der Lesenden bekundet fich die intimste Beobachtung der Natur; vor allem aber fesselt das Bild dur seinen reihen malerischen Reiz, dur den aparten, feingestimmten Ton der Farbe und durch die delikäte Durchführung sämmtliher Details, vorzüglich des gedeckten Tishes mit dem blizenden s\ilbernen Kessel und dem reihen und prächtigen Porzellanjervice.

Chodomwiecki's Bild einer jungen, mit ihrem Kinde auf einer Bank ausruhenden Mutter, - das zwar weder durch" mo- derne Technik noch durch koloriftishen Reiz, wohl aber dur die gewinnende Liebenswürdigkeit anzieht, mit der die zart und sauber behandelte, in der Komposition fast an die Hintergründe mancher alten Meister erinnernde \{chlichte landschaftlihe Scenerie erfunden ist, leitet zu den landschaftlihen Darstellungen, Benes- dicter's „fränkishe Bauernstube“ mit unbedeutender Staffgge zu den Stillleben über. Der mannigfahe, auf einem s{hrank- artigen Aufbau und dem hohen Wandbrett angeordnete Haus- rath, die zum Trocknen aufgehängten Maiskolben, das blanke Geschirr aus Kupfer, Zinn und Mesfing i hier mit einer Sorgfalt beobahtet und mit einer Delikatesse ausgeführt,

die das eingehendste und erfolgreihste Studium ähnlicher N

auf niederländishen Bildern bekundet, und zugleich ift das Bi durch kräftige, ges{chlo}ene Tonfstimmung ausgezeihnet, Bon eigentlihen Stillleben der Ausftellung ift neben einem nur kurze Zeit sihtbar gewesenen neuen prächtigen Bilde von Hertel ein großes und reiches, bei breitem Vortrag in den Details fein durhgeführtes Jagdstillleben von Auguste Schepp und ein fleineres, wieder den denkbar höchsten Grad täuschender Illusion erreihendes, ganz in der aus früheren Arbeiten be- kannten Art gehaltenes Stück von Heimerdinger, von Archi- tekturen Bindemanns „Motiv aus der Kirhe zu Weimar“ zu nennen, leßteres wohl ein Erfilingswerk, das noch ziemli trocken und nüchtern ausgefallen ist, aber ein fleißiges Studium der wirklihen Ersheinung der Dinge verräth.

Potsdam. Der Verein ehemaliger Zöglinge des Königlichen Großen Militär-Waisenhauses, der sog. Liebeverein, beging am leßten Sonntag hierselbst die Feier seines dreizehnten Stiftungs- festes. Die zahlrei erschienenen Mitglieder des Vercins mit ihren Familien und Gästen versammelten sich um 11 Uhr Vormittags im Maisenhause, woselb der Lehrer Stolzenburg mit ihnen einen RNund- gang durch die Schlafsäle und Klassenräume machte, hierdurch den Gâsten Gelegenheit gebend, die allerorts herrsWende musterhafte Ord- nung und Reinlichkeit kennen zu lernen. Nachdem die Theilnehmer des Festes daun noch dem Mittagessen der Zöglinge beigewohnt und au hier von dem vortrefflichen Zustande der Kost Ueberzeugung ge- wonnen hatten, begaben fich dieselben nach dem Schübzenhauje, woselbst in den s{chônen oberen Sälen desselben um 2 Uhr das Festmahl begann. Das Mahl, gewürzt dur zahlreihe Toaste, von denen der erste Sr. Majestät dem Kaiser und König galt, und denselben entsprechende Tafellieder, verlief in heiterer Stimmung. Den Toast auf die Ehren- mitglieder brachte der Vorsißende, Kamerad| Reichelt, aus,

Durch s“fentlihen Aufruf werden die Künstler eingeladen, fi an dec Konkurrenz um ein in Elberfeld zu errichtendes Kriegerdenkmal zu betheiligen, das auf dem dortigen Königsplaßz errihtet und in seinen architektonischen Theilen aus wetterbeständigem Stein, in feinem plastishen Shmuck aus Bronze hergestellt werden soll, Die Herstellungskosten dürfen die Summe von 55,000 Æ nicht überschreiten. Für die drei besten Entwürfe (Modelle oder Zeich- nungen) sind Preise von 1800, 1000 und 500 S Pläne und nähere Bedingungen übersendet das Ober-Bürgermeister-Amt zu Elberfeld auf Erfordern unentgeltlich.

Ueber das leßte fur@tbare Erdbeben auf den Anden, das die Zerstörung von San Jose de Cucuta und sechs anderen Städte zur Folge hatte, liegen in ‘den neueften südamerikanischen Blättern einige Einzelheiken vor. In einem Briefe d. d. Salazar, (sieben Meilen von Cucuta), 19. Mai, heißt es u. A.: „Gestern früh um 11 Uhr 10 Minuten suchte ein heftiges Erdbeben diese Stadt und Region heim, Ein großer Theil der Kirche ftürzte ein, mehrere L wurden zerstört und einige Menschen getödtet. Die Stadt

ucuta ist gänzlich verwüstet und nur wenige Familien wurden g-- rettet. Das deutshe Droguen-Magazin (Botica Alemana) wnrde durch eine Feuerkugel, die der beständig Lavaspeiende Vulkan au8warf, in Brand geseht, Der feuerspeiende Berg hat sich vor Santiago in einer Furche, genannt „El Alto de la Giracho* geöffnet. San Cayetana wurde zerstört, desgleichen ein großer Theil von Santiago, und auch in Gra- malotte wurde viel Schaden angerichtet, Asboleda, Cuculila und San Criftobal find nahezu verwüstet. Die Bevölkerung dieser Städte stellt fich, ungefähren Shäßzungen nah, wie folgt: San Caye- tana 4000 Einw., Santiago 2000, Gramalot\ 5500, Asboleda 4000, Cuculila 5000 und San Criftobal 6000. Der erwähnte Distrikt i in gewisser Beziehung der produktivste Theil der Republik, und der Kaffee derselben i|st in der ganzen Welt berühmt. San Jose de Cucuta, die bedeutendste der genannten Städte, wär an der Grenze der Republik im 30‘ nördl. Breite und 72° 10' westl. Länge fituirt und wurde von Juan de Marten in 1354 gegründet. Es war ein Eingangshafen (wenn eine Binnenstadt ein „Hafen“ genannt werden kann), und hier befand fich das Zollamt. Die Bevölkerung der Stadt belief fich zur Zeit der Katastrophe auf -ca. 18,000 Einw. Sie- hatte einen bedeutenden Handel und war das große Erportdepot für Kaffee und Cacao. Der Erdstoß wurde {arf in Bogota und den benachbarten Distrikten verspürt. Nach den Aussagen eines Augenzeugen, der sich zur Zeit in Facalativa befand, dauerte die Bewegung nahezu eine Minute. Dieselbe wurde auch in Barranquilla wahrgenommen.

Der „Pester Lloyd“ schildert das Entstehen der Ueberschwem'- mung in Ofen folgendermaßen: Die großen Wassermassen, welche vom Gebirge beim Laßlofsky herabstürzten, seßten zunächst die Laß- lofsky-Mauth, den Stadtmeierhof, und die Generalwiese unter Wasser. Große Holzvorräthe, welhe hier aufgestapelt lagen, hatten eine außerordentliche Stauung des Wassers zur Folge; andererseits war auch der Teufelsgrabeu niht im Stande, die riesigen Wassermassen zu fassen, und lo trat beim Gasthause „Zum Reichspalatin*" nächst der Christinenstädter Kirhe eine Gabelung ein; die eine Zadcke der Gabel bildete die natürlihe Abflußlinie, der Teufelsgraben, die zweite, die Wasserlinie, welche sich durch den Garten des Dle den Horyathgarten, durch die Attilagasse über den

eas in die Niederung an der Donau ergoß Diese zweite Wasserlinie richtete auf ihrem Wege große Verheerungen an. Es staute sich zunächst an der steinernen Umfassung8smauer des Horvath- artens, wo das Wasser bald die Höhe von 6 Schuh erreihte. Die Btégeliianvan des Horvathgartens konnte dem Elemente natürlich nicht lange widerstehen, und bald {hob die brausende Fluth dur die Attilagasse in die niedrig gelegenen Theile der Raibenftadt, auf dem Wege sämmtliche Keller- und Parterreräume überschwemmend. Ein großes Verdienst erwarben sich in der Attilagasse Lieutenant Bablics von der Königlich garisGe Kronwache uud ein Kapitän der Donau- Dampfschiffahrtgesellschaft, dessen Name uns leider unbekannt geblie- ben. An der Ete der Csekö’shen und Manko'schen Häuser kamen drei Frauen abhanden, von denen bis zur Stunde, da wir diese Zeilen schreiben, noch keine Spur vorhanden is. Jm Ganzen sollen einige

. des Gastspiels mitwirken.

fünfzig Personen bei diesem jchrecklihen Stnenlarergnlie das Leben eingebüßt haben; die genaue Ziffer wird jedoch selbstverständlich erst nah Tagen festgestellt werden können. Die Gebäude anlangend, sind die nachfolgenden entweder ‘gänzlich eingestürzt oder in völlig unbe- wohnbarem Zustande: Die städtishe Schule, das Gasthaus „zum Reichspalatin*, das Gasthaus „zum Walfish*, die beiden sogenannten Vogel-Greißlershen Häuser, das Ettlshe und Zaupershe Haus; ferner sechs Häuser am offenen Teufelsgraben, die Mankoschen Häuser, das an diese anstoßende EXhaus, das Csekö'sche Haus und der Anbau zum Raißenbade, wo fih das Wirthsgeshäft befand und welches durch den Einsturz der Teufelsgrabenwölbung in den Fluthen begraben ward.

Dasselbe Blatt berichtet :

Im gegenwärtigen Augenblicke den materiellen Shaden abschäßen zu wollen, is ein Ding der Unmöglichkeit. Noch ists nit bekannt, wie weit sfih das Hagelwetter im Gebirge erstreckte gewiß ift nur, daß dort, wo es niederging, die Weinlese für heuer vorüber ift, leider ohne noch begonnen zu haben; was die Eisklumpen verschonten, das s{chmemmten die ungeheuren Wassermassen mit sich fort. Und noch weniger weiß man, wie viele Menschenleben verloren sind. Die abenteuerlihsten Gerüchte sind darüber verbreitet und wenn nur der kleinste Theil davon wahr ist und leider ist ein sehr bedeu- tender Theil davon wahr, so darf man die Zahl der Opfer kaum unter fuufzig annehmen. Was an Einzelheiten erzählt wird, das genügt, um Einem das Mark in den Gebeinen erstarren zu machen ! Direktor Lates von der Ofener Straßenbahn und seine Leute, die Zahnradbahnunternehmung, die Feuerwehr, die Behörden, sie ver- suchten so viel als möglich heizuspringen. Wie wenig konnte ¿ies unter solchen Umständen sein! Das Ofner Gebirge, namentli die Gegend des Auwinkels und des Schwabenberges ift s{chrecklich ver- wüstet. Als sei die wilde Jagd über ihnen dahingebraust, so troftilos blicken die noch vor wenigen Stunden im üyppigsten Grün prangenden Höhen hernieder, so traurig liegen die prähtigen Ebenen da. Der Stadtmeierhof is noch immer -ein s{chmußiggelber See gestern Nacht stand das Wasser bis an die Laubkronen die Generalwiese ist eine shlammige, dem Fuße unzugänglihe Ebene. Das städtische, sogenannte „Ueberreiterhaus“ neben dem Mauthgebäude hart an der Auwinkelstraßenbahn war noch heute Morgen in allen scinen Räumen buchstäblich mit Eis gefüllt. Bis an den Plafond reiten die Hagel- massen, der Fußboden is mit Schlamm bedeck. Von Straßen in dem Auwinkel und auf den Schwabenberg ist keine Spur zu entdecken. Der zur „Schönen Helena“ hinab- führende, - aus Trachit hergestellte Weg, if verschwunden und an seiner Stelle befindet \ch ein tiefer Graben, in welhem aus dem Friedhofe losgerissene Kreuze und Grabmonu- mente und mächtige Steine \{wimmen. Die Drasche’sche Ziegelei bietet einen fürhterlihen Anblick. Trümmer aller Art bedecken den Weg zu ihr und die zwei, viele Centner {weren Thorpostamente liegen umgestürzt. Diese Ziegelei war gestern Nachts der Schauplaß für{terliher Scenen. Zahlreiche Arbeiter waren vor dem Gewitter- sturme auf die Galeriè des Ringofens geflüchtet. FUnten drang nun das Wasser ein, über ihnen entstand Feuer wie viele von den Un- glücklihen, von Wasser und Feuer bedrängt, zu Grunde gingen, if zur Stunde noch nicht eruirt. Einen Begriff von der Gewalt des Orkans und der aus dem Gebirge herabfluthenden Wassermassen giebt die Thatsache, daß ein 90 Centner s{werer JImperialwagea der Osner Straßenbahn wie ein Spiezeug umgelegt wurde. Das Stationsgebäude der Schwabenberger Bahu ist bis zur Unkennt- lichkeit zerstört. Das nette, von hübshen Anlagen umgebene Haus ist zur Ruine geworden. Alle Fenster zers{hlagen, die Gitter herausgebrochen, ringsumßher die Reste von Fiakern, Einrichtungen, Bänke aus den Waggons, unergründliher Schlamm und Hagelschlof- sen, Pferdekadaver (die auch aus den übrigen Theilen des Gebirges in ungezählter Menge zum Abdeckèr gebracht werden), die Waggons mit Koth bedeckt und mit Heu und Gras umwunden, die Brücke ein- gestürzt so präsentirt sich die untere Zahnradbahnstation! Wann sie wieder in fahrbarem Zustande sein wird, das weiß die Direktion im Momente selber nicht! Doch all das Vorhergehende verschwindet im Vergleiche mit den Devastationen in einem Theile der Christinen- stadt und des Taban. Jn der Christinenstadt sind die Gasthöfe „zur kleinen Bierhalle,“ „zum Reichspalatin, mehrere Kaffeehäuser und Pri- vatgebäude faktisch vers{wunden und an ihrer Stelle liegen klaftertiefer Schlamm, unförmlihe Trümmer, in denen man ihre frühere Beftim- mung nit zu erkennen vermag In den dortigen Häusern ftieg das Waffer bis zur Höhe von 5—6 Schuh; es drang durch die Fenster in die Zimmer und \{wemmte fort; was es auf seinem Wege fand. Die Gitter in vielen Fenstern find mit übermenschlicher Gewalt von den Bewohnern hinausgedrängt worden. Am allerärgsten i} der Taban mitgenommen. Die Umgegend des Raißtenbades bietet einen èammervellen Anblick, Mehr als ein Dußend Häuser sind eingestürzt und einer beinahe ebenso großen Anzahl droht dass-lbe Schicksal. Der überwiegende Theil des Hausraths ift fortges chwemmt und was nohch von den eingeftürzten Häusern im Schlamme Uegt, ist vollständig un- brauchbar geworden. Von den Waaren in den einstigen Kaufläden ist Nichts, absolut Nichts vorhanden, die Unglücklichen vermochten im besten Falle das nackte Leben zu retten! Erft nah und nach, wenn die amtlichen Erhebungen beendet sind, wird sich" das Unglück in seinem ganzen Umfange überblicken lassen. Jn der Neustift hat, außer den Häusern in der Mathiasgasse, besonders die Kirche gelitten. Die rückwärtige, dem Gebirge zugekehrte Mauer wurde vom Wasser voll- ftändig demolirt, das nun in die Kirche drang, in der Gruft die Särge durcheinanderwarf, das Schiff vollständig überschwemmte und Alles zerstörte, was es auf seinem Wege fand. Die Kirche ist jetzt leer. Heiligenbilder, Kirchengeräthe, Monftranzen, Theile des mäch- tigen Hauptthores, Schränke zur Aufbewahrung von Meßgewändern, Lustres, zerfeßte Fahnen Alles {wamm in wildem Durch- einander auf den s{lammigen Fluten. Auf das in der Nähe befind- lihe Geleise der Ofener Straßenbahn wurden Steine in der Größe von 8 bis 10 Fuß im Gevierte getragen. Ueber den Verluft von Menschenleben in der Neustift wird glücklich-rweise nichts gemeldet. Die Margarctheninsel ist nahezu verschont geblieben.

U EGIEL,

Im Wallnertheater beginnt am Sonnabend Hr. Jo- seph Lewinsky vom Kaiserlih-Königlichen Hofburgtheatec in Wien sein Gastspiel als Franz von Moor in „Die Räuber“. Neben Hrn. Lewinsky wird Frl. Louise Eppner vom Hoftheater in Coburg und Hr. Hillmar Knorr vom Hoftheater in München während ( Leßteres wird außer „Die Räuber“ noch

Gringoire“, „Didier“, „Nathan der Weise“, „Kaufmann von

Penedig*, „Hamlet“, „Der Geizige* und „Clavigo* umfassen. Außer den Gästen werden die ersten Schauspielkräfte des Walinertheaters beschäftigt sein, insonderheit die Damen Carlsen, Bredow, Schmidt, Walther-Trost und die Herren Lebrun, Kurz, Kadelburg, Blencke, Engels, Meißner, Schmidt. _ Frl. Angelika Dosse, Schülerin Lamperti's in Mailand, ift, obwohl sie yckch kein Repertoir hat, mit mehrjährigem Kontrakte für die Operette des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters engagirt worden, weil die mit ihr Be Probe eine seltene Stimme und dramatisches Talent erkennen ließ. Hr. E. Neumann, der Direktor des Friedrih-Wilhelmstädtishen Theaters, wird, hiesigen Blättern enne eine jeßige Stellung in nächster Zeit aufgeben.

Die annheimer Gäfte, Hr. und Fr. Herzfeld und Jacobi, eröffnen, wie {on gemeldet, am 4. Juli ihr Gastspiel im Residenztheatier mit Laube's „Karlsshüler“. Später. folgen an dieser Bühne als Novitäten das Wilbrandtsche Drama: „Arria und Messalina*, die französischen Schauspiele: „Die Gesandten“, „Die veiden Frontignac*, „Das Idol*“ 2c.

.__— Im National-Theater findet am Freitag (2. Juli) das Benefiz des Hrn. Wilh.Timm ftatt. Zur Aufführung kommt ,Preciosa “. Berli a Redacteur: F. Prehm.

erin! erlag der Expedition (Kessel). Drue W. Elsner.

Vier Beilagen (einschließlih Börsen-Beilage),

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M2 152.

Königreich Preufen.

Privilegium wegen Au2gabe auf den Inhaber lautender Obliga- tionen der Stadt Düsseldorf VII, Serie im Betrage von 1,200,000 Mark Reichswährung.

Vom 28. Mai 1875,

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen 2c.

No¡chdem der Ober-Bürgermeister und die Stadtverordneten- Versammlung der Stadt Düsseldorf darauf angetragen ‘haben, daß derselben zur Bestreitung der Kosten der Erweiterung des Wasser- werfes und . der Anlage eines Schlachthofes gestàttet werde, ein Darlehn von -1,200,000 . Mark, geschrieben: Einer Million zwei- hunderttausend Mark Reichswährung, - gegen Ausstellung auf deu Jn- haber lautender und. mit Zinscoupons und Talons versehener Obligationen VII. Serie, jede zu 1000 Mark, geschrieben: Ein- tausend Mark, aufzunehmen, und bei diesem Antrage im Interesse der Stadtgemeinde und der Gläubiger fich nichts zu erinnern ge- funden hat, fo ertheilen Wir, in Gemäßheit des §. 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 wegen Ausstellung von Papieren, welche eine Zahlungsverpflichtung an jeden Jnhaber enthalten, durch gegen- wärtiges Privilegium die landesherrlihe Genehmigung zur Emission der gedach:en Obligationen unter nachstehenden Bedingungen :

1) Die Obligationen werden mit vier und ein halb Prozent jährlich verzinst und die Zinsen in halbjährigen Terminen gezahlt.

ur allmählihen Tilgung der Schuld werden jährlich 13 Prozent von dem Kapitalbetrage der emittirten Obligationen nebst den Zinsen der eingelösten Obligationen, bezüglih des Wasserwerkés auch der aus dem Unternehmen erzielte Reingewinn verwendet, der Stadtgemeinde Yleibt jedoch vorbehalten, den S EUSIANN mit Genehmigung der Regierung zu Düsseldorf zu verstärken und dadur die Abtragung der Schuld zu beschleunigen. L : R

Den Inhabern der Obligationen steht kein / Kündigungsrecht gegen die Stadtgemeinde zu. _ ) :

2) Die Leitung der Geschäfte, welhe die Ausftellung, Berzinlhug und Tilgung der zu emittirenden Obligationen betreffen, wird der auf Grund des Privilegiums vom 17. Dezember 1849 bereits be- stehenden städtischen Schuldentilgungs-Kommission übertragen, welche auch füc die Befolgung der Bestimmungen des gegenwärtigen Privi- legiums verantwortlih ift.

3) Die Obligationen werden in fortlaufenden Nummern von 1 bis 1200 nah beiliegendem Schema ausgestellt, von dem Ober- Bürgermeister und den Mitgliedern der Schuldentilgungs-Kommission unterzeichnet, und von dem Rendanten der Kommunalkässe und dem mit der Kontrole beauftragten städtischen Sekretariatsbeamten kontra- signirt. Denselben ift ein Abdruck dieses Privilegiums beizufügen.

4) Den Obligationen werden für die nächsten 5 Jahre Zins- coupons nebst Talon nach den anliegenden Schemas beigegeben.

Mit dem Ablauf diefer und jeder folgenden fünfjährigen Periode werden nah vorheriger öffentlicher Bekanntmachung neue Zinêcoupons durch dié Kommunalkasse zu Düsseldorf an die Vorzeiger des der älteren Zinscoupons-Serie beigedruckten Talons ausgereiht. Beim Verlust des Talons erfolgt die Aushändigung der neuen Zinscoupons- Serie an den Inhaber der Schuldverschreibung, sofern deren Vor- zeigung rechtzeitig geschehen ist.

“Die Coupons und Talous werden von dem Rendanten der Kommunalkasse und dem mit der Kontrole beauftragten städtischen Sekretariatsbeamten unterschrieben.

5) Vom Verfalltage ab wird gegen Aus lieferung der Zinscoupons der Betrag derselben an den Vorzeiger durch die Kommunalkasse ge- zahlt. Auch werden die fälligen Zinscoupons bei allen Zahlungen an die Kommunalkasse, namentlich bei Entrichtung der Kommunalsteuern, in Zahlung angenommen.

6) Die Zinscoupons werden ungültig und werthlos, wenn fie niht binnen 5 Jahren nach der Verfallzeit zur Zahlung präsentirt werden; die dafür ausgeseßten Sus follen nah Bestimmung der städtischen Behörden zu milden Stiftungen verwandt werden.

7) Die nach der Bestimmung unter 1 einzulösenden Obligationen werden entweder durch Ankauf getilgt, oder jährlih durch das Loos bestimmt. Die ausgeloosten Nummern werden wenigstens drei Mo- nate vor dèêm Zahlungstage öffentlih bekannt gemacht werden.

8) Die Verloosung geschieht unter dem Vorsiße des Ober- Bürgermeisters durch die Schuldentilgungs - Kommission in einem, 14 Tage vorher zur öffentlihen Kenntniß zu bringenden Termine, zu welchem dem Publikum der Zutritt gestattet ist. Ueber die Ver- loosung wird ein von dem Ober-Bürgermeister und den Mitgliedern der Kommission zu unterzeihnendes Protokoll aufgenommen.

9) Die Auëzahlung der ausgeloosten Obligationen erfolgt an dem dazu bestimmten Tage nah dem Nominalwerth durch die Kom- munalkasse an den Vorzeiger der Obligationen gegen Auslieferung derselben. Mit diesem Tage hört die Verzinsung der ausgeloosten Obligationen auf. Mit 4 pet sind zuglei die ausgerei{ten, nach deren Zahlungstermine fälligen Zincoupons einzuliefern; geschieht dies nicht, so wird der Betrag der fehlenden Zinscoupons von dem Kapitale gekürzt und zur Einlöfung diefer Coupons verwzndet.

10) Die Kapitalbeträge derjenigen auëgeloosten Obligationen, die nicht binnen drei Monaten nach dem Zahlungstermine zur Ein- lôfung vorgezeigt werden, sollen der Verwaltung der städtishen Spar- kasse als zinsfreies Depositum überwiesen werden. Die solchergestalt deponirten Kapitalbeträge dürfen nux auf eine von der Schuldentil- gungë-Kommisfion kontrafignirte Anweisung - des Ober-Bürgermeisters zu beftimmungsmäßiger Verwendung an den Rendanten der Kommu- nalkafse pern werden. Die deponirten ‘Kapitakbeträge sind den Inhabern jener Obligationen längstens in acht Tagen nach Vorzei- gung der Pation bei der Kommunalkasse durch diese auszuzahlen.

11) Die Nummern der auegeloosten, nicht zur Einlösung vorge- zeigten E find in dec nah der Bestimmung unter 7 iähr- lich zu erlassenden Bekanntmachung wieder in Erinnerung zu bringen. Werden die Obligationen dieser wiederholten Bekanntmachungen un- geachtet, nit binnen dreißig Jahren nach dem Zahlungstermin zur Einlösung vorgezeigt, auch nicht, der Bestimmung unter 14 gemäß als verloren oder vernihtet angemeldet, fo sollen nach deren Ablauf die Obligationen als getilgt angesehen werden, und die dafür depo- nirten Kapitalbeträge der städtischen Verwaltung zur Verwendung für milde Stiftungen anheimfalken.

12) Für die Verzinsung und Tilgung der Schuld haftet die Stadtgemeinde mit ihrem gesammten Vermögen und ihren sämmt- lihen Einkünften und kann, wenn die Zinsen oder die ausgelooften Obligationen nicht zur rechten Zeit gezahlt werden , die Zahlung der- selben von den S gerihtlich verfolgt werden.

13) Die unter 4, 7, 8 und 11 vorgeschriebenen Bekanntmachungen erfolgen durch den in Berlin erscheinenden Reichs-Anzeiger oder das an defsen Stelle tretende Organ, die Düsseldorfer Zeitung und dur die Amtsblätter oder öffentlichen Anzeiger der Regiexungen zu Düssel- dorf, Arnsberg und Cöln. |

14) In Gens der verlorenen oder veräichteten Obligationen finden die auf die Staats\{huldsheine Bezug habenden Vorschriften der Verordnung vom 16. Juni 1819 wegen des Aufgebots und der Amortisation verlorener oder vernichteter Staatspapiere A 1 bis 13 mit nachstehenden näheren Bestimmungen Anwendung, a. Die im §8. 1 vorgeschriebene Anzeige muß der städtishen Schuldentilgungs-Kommission gemacht werden. Dieser werden alle diejenigen Geshäfte und Befug- nisse beigelegt, welhe nach der angeführten Verordnung dem damalîi- gen Schah - Minifterium nachmaligen Verwaltung des Staats- shaßes zukamen ; gegen die Verfügung der Kommission findet je-

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 1. Juli

doch der Rekurs an die Regierung zu Düsseldorf statt; b. das in dem 8. 5 gedachte Aufgebot erfolgt bei dem Landgerichte zu Düsseldorf; c. die in den 88. 6, 9 und 12 vorgeschriebenen Bekanntmachungen sollen dur die unter Nr. 13 angeführten Blätter geschehen; d. an die Stelle der im §. 7 erwähnten ses Piitgablmartenmme follen acht, und an die Stelle des im §8. 8 erwähnten achten Zinszahlungs- termins soll der zehnte treten.

Zinscoupons können weder aufgeboten noch amortisirt werden, doch soll für den dn daß der Verlust der Zinscoupons vor Ablauf der fünfjährigen Verjährungsfrist bei der Schuldentilgungs-Kommis- sion angemeldet und der stattgehabte Besiß der Zinscoupons dur Vorzeigung der Obligationen oder sonst in glaubhafter Weise darge- than wird, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der ange- meldeten und bis dahin niht vorgekommenen Zinscoupons gegen Quit- tung ausgezahlt werden. tertrats)

Zur Urkunde dieses und: zur Sicherheit der Gläubiger haben Wir das gegenwärtige landesherrlihe Priveligium Allerhöchsteigenhändig vollzogen und unter dem beigedruckten Königlichen Jnfiegel ausfertigen lassen, Ie jedoch dadurch den Jnhabern der Obligationen in An- sehung ihrer Befriedigung eine Gewährleistung von Seiten des Staates zu bewilligen oder Rechten Dritter zu präjudiziren.

Gegeben Berlin, den 28, Mai 1875.

Wilhel m. Camphausen. Gr. Eulenburg. Achenba@ch. Regierungsbezirk Düsseldorf. Düsseldorfer Stadt-Obligation

: Siegel der Stadt Litt, G. ( Düsseldorf ) Nr. ea

Über Ein Tausend Mark Reichswährung.

Die Endesunterzeichneten, durch das Allerhöchste Privilegium vom 28. Mai 1875 hierzu ausdrücklih ermächtigt, beurkunden und be- kennen hiermit, daß der Jnahaber_dieser Obligation die Summe von

Ein Tausend Mark Reichswährung, j

deren Empfang sie bescheinigen, als Darlehn von der Stadtgemeinde Düsseldorf zu fordern hat. Ca

Die auf vier und ein halb Prozent jährli festgeseßten Zinsen find am 1. Mai und 1. November jeden Jahres fällig, werden aber ert gegen Rückgabe der ausgefertigten halbjährigen Zins-Coupons gezablt. : Das Kapital wird durch Ankauf oder? Verloosung berichtigt meen weshalb eine Kündigung Seitens des Gläubigers nicht zu- läsfig ift.

Die näheren Bedingungen sind in dem umstehend abgedruckten Privilegium enthalten.

Düsseldorf, am

Trodckener Der Ober-Bürgermeister. (S2) Düsseldorf. Eingetragen Kontrollbuch Fol. . .. (Hierzu find die Coupons Serie T. Der städtische Sekretariatë-Beamte, Nr. 1 à 10 nebft Talons ausgereicht.) Der Stadt-Rentmeister. Rückseite.

Privilegium wegen Ausgabe auf den Jnhaber lautender Obli- gationen der Stadt Düsseldorf VIIL. Serie im Betrage von 1,200,000 Mark Reichswährung vom 28. Mai 1875.

. (Folgt Abdruck des Privilegiums.)

Rheinprovinz.

Die städtische Schuldentilgungs- Kommission.

Schema. | L Rheinprovinz. Regierungsbezirk Düsseldorf. Ser. I. 224 Mark. Coupon 1. Litt G. _ Erster Coupon i | zur Düsseldorfer Gd Ein über Eintausend Mark Reichswährung. E.

Inhaber dieses empfängt am . “an halbjährigen Zinsen der oben benannten Düsseldorfer Stadtobligation aus der Düsseldorfer Kommunal-Kasse it

Zwei und zwanzig und eine halbe Mark Reichswährung.

Trockner À) Die Sculdentil - DEN gung- Semen: ) Kommission.

Eingetragen Fol. .…. der Kontrolle. : Der städtische Sekretariats-Beamte. Der Kommunal-Empfänger. (Die Namen des Ober-Bürgermeisters und der Mitglieder der Suldentilgungs-Kommission werden gedruckt.)

Dieser Coupon wird nach dem Allerhöch{sten Privilegium vom 28. Mai 1875 ungültig und werthlos, wenn dessen Geldbetrag nicht bis zum erhoben ist.

Der Ober-Bürgermeister.

Rheinprovinz. NEE Ie R SORIRNO Düsseldorf. alon zur Düsseldorfer Stadtobligation VIl, Serie über Eintausend Mark Reichswährung. i Las, (de No, dis

Inhaber dieses Talons empfängt gegen dessen Rückgabe nah vorgängiger Bekanntmachung die .... Serie Zins-Coupons für die fünf Jahre von 18. bis 18... nebst ein-m neuen Talon bei der Kommunal- Kasse zu Düsseldorf ausgehändigt.

Wird hiergegen rechtzeitig bei der Stadtverwaltung Widerspruch erhoben, so erfolgt die Ausreichung der neuen Coupons an den Be- fißer der gedahten Obligation gegen besondere Quittung.

Trockner d Die Sghuldentil Ü S entilgungs- S Kommisfion. Eingetragen Fol der Kontrolle. j Der \tädtishe Sekretariats-Beamte. Der Kommunal-Empfänger, (Die Namen des Ober-Bürgermeisters und der Mitglieder der Schuldentilgungs-Kommission werden gedruckt.)

Der Ober-Bürgermeifter.

Nichtamtliches.

Amerika. (Monatsübersicht.) Als Vorkämpfe für

die im nächsten Jahre stattfindende Präsidentenwahl haben die im Herbfte stattfindenden Wahlen eine ganz besondere Bedeutung, und sind deshalb auch die Vorbereitungen zu denselben, wenig- fiens von republikanisher Seite, in diesem Jahre ungewöhnlih früh begonnen worden. Bereits am 26. fand in Lancaster die republikanishe Staatskonvention für Pennsylvanien statt, welcher am 2. Juni die für Ohio folgen wird. Unter den in Lancaster efaßten Beschlüssen ist namentli derjenige hervorzuheben, wel- er auf die Frage über die Wiederwahl des jeßigen Präfidenten Bezug hat. Die Konvention hat sih dahin ausgesprochen, da®, fie an dem iwaesiriehenen Geseyze der Republik festb-iite, wonach, dem Beispiele der Igr DigeEn Präsident", ge- mäß , * die Dienste eines Bürgers . als Präsident, auf die

1875,

Dauer von zwei Amtsterminen zu beschränken wäre, und daß deshalb die Republikaner Pennsylvaniens der Wahl „irgend einer Person zu einem dritten Termine entschieden entgegen wären. Präsident Grant hat es in Folge dieses Beschlusses für angemessen erachtet, in einem an den Vorfigenden der Staatskonvention in Lancaster gerichteten Schreiben feine An- fichten über eine dreimalige Wahl zum Präsidenten überhaupt und seine eigene Wiederwahl im Besonderen offen zu äußern. In Bezug auf den ersten Punkt meint der Präfident, eine Entscheidung über denselben könne nur durch ein dahin bezüglihes Amendement zur Verfaffung getroffen werden ; \so lange dies nicht der Fall sei, könne das Recht des Volkes, eine derartige Wahl zu treffen, ‘niht durch einen bloßen Partei- beschluß beshränkt werden, und halte er es für einen unglück- lihen, wenn nicht verderblihen Gedanken, einen Beamten nur deshalb beseitigen zu wollen, weil derfelbe aht Jahre im Amte gewesen sei. Was ihn selbst anbetreffe, \o sei er weder früher noch jeßt ein Kandidat für eine abermalige Nominirung gewesen, und werde er auf eine \solche nur unter ganz außerordentlichen Umständen, die ihm die Annahme zur Pfliht machen würden, deren Eintreten aber kaum zu erwarten wäre, eingehen. Wenn der Präsident in diesem Schreiben auch nit gegen jede dritte Wahl protestirt, so weist er doch die Beshuldigung zurück, als habe er durch Intriguen eine solhe- zu erreihen versucht, und dürfte jetzt, in Betracht der bei einem großen Theile der republi- kanischen Partei herrshenden Abneigung gegen eine Wiederwahl Grants, die Aufstellung desselben als Kandidaten für beseitigt angesehen werden können.

In Rhode-Island, wo bei der Wahl zum Gouverneur keiner der drei Kandidaten eine absolute Majorität erhalten hatte, ist von der Legislative der republikanishe Anti-Prohibitions- Kandidat, Henry Lippitt, zum Gorverneur gewählt worden. Herbeigeführt wurde das Resultat dadurhch, daß die Demokraten fich mit den Anti-Prohibitionisten verbanden. In Folge dieses Ergebnisses sind in der Legislative bereits Bills eingebratht. worden, welche die Aufhebung des jeßt beftehenden Verbotes, geistige Getränke zu verkaufen bezwecken.

Amtlichen Berichten zufolge beliefen fich die Einnahmen der Union in den erften neun Monaten des laufenden Finanzjahres auf 225,291,819 Dollars, die Ausgaben, abgesehen von den Zinsen der Staats\huld, auf 222,223,545 Dollars. Die Zölle find hinter dem Voranschlage zurückgeblieben, während die ver= mischten Ausgaben demselben entsprechen und die Binnensfteuern die Voranschläge übertrafen.

Nach dem Monatsberichte des Finanz-Ministers hat fich die Bundes\chuld im Mai um 1,189,458 Dollars 3 Cent. vermin- dert, und belief fich das Total derselben am 1. Juni, abzüglih der zu Gunsten der Vacific-Eisenbaßnen ausgegebenen Obligaz tionen, auf 2,130,119,975 Dollars. An Staatspapiergeld wa- ren an dem gedahten Tage 377,064,000 Dollars, etwa 1,000,000 Dollars weniger, als am 1. Mai, in Umlauf. An Papier- Kleingeld (fractional ‘currency) zirkulitten 43,615,473 Dollars, etwa 200,000 Dollars weniger, als am 1. Mai. Der disponible Kassenbestand betrug am 1. Juni 24,151,316 Dollars. in Gold, 6 Millionen mehr als im Vormonat, und 4,358,107 Dollars Papiergeld, etwa 3!/4 Millionen mehr, als am 1. Mai. Für den Iuni hat der Finanz-Minister den Verkauf von 2 Millionen Dollars in Gold angeordnet. Ein Ankauf von Obligationen findet nit statt. 4

Am 15. Mai hat der Finanz-Minister fünf Millionen und am 1. Juni abermals zehn Millionen \echsprozentiger Obligatio- nen behufs Einlösung resp. Konverticung in fünfprozentige Obli= gationen eingerufen, und hört die Verzinsung derselben am 15. August bez. am 1. September auf.

Der Rest der wegen der Virginius - Angelegenheit - von Spanien an die Vereinigten Staaten zu zahlenden Entschädi- gungssumme von 35,000 Dollars i| bereits am 6. Mai dem Gesandten der Vereinigten Staaten in Madrid, Caleb Cushing, ausgezahlt worden.

In Folge des am 1. Iuli in Kraft tretenden Berner Post- vertrages hat sich die Regierung der Vereinigten Staaten ent- \{lo}sen, das Porto nah allen anderen Ländern, mit denen keine besonderen Verträge abgeshlossen wordén find, ebenfalls auf 5 Cents für den einfahen Brief herabzusezen. Diese Be- stimmung tritt am 1. Juli în Kraft. Der neuernannte General=- Anwalt der Vereinigten Staaten, Edwards Pierrepont von New-York, hat sein Amt am 15. Mai angetreten. Anderweitige Veränderungen des Ministeriums find nicht erfolgt.

Großartige Steuerdefxaudationen bei dem Betriebe von

Spiritusbrennereien, durh welhe die Einnahmen der Regierung in hohem Maße geshädigt werden, find durch das energische Verfahren des Finanz-Ministers im Laufe des Monats aufge- deckt worden. Namentlich in Chicago, Milwaukee und St. Louis und einigen anderen wesilihen Städten waren derartige Defrau- dationen bis zur Höhe von mehreren Millionen im Jahre vor- gekommen, und haben die angestellten Untersuhungen die Be- \{hlagnahme von Vorräthen und Fabriken im Werthe von etwa zehn Millionen und die Entlaffung des bisherigen teuer-Kom- missars Douglas in Washington zur Folge gehabt. Die Stelle des lehteren ist dem früheren Senator Pratt von New-York übertragen worden. Der Finanz-Minifter Briftow ist entschlossen, sh dur keinerlei persönliche Rücksichten von einer S E A Unter- suchung der Sache und der Bestrafung der Shuldigen abhalten u lassen. N vi amtlichen Berichten zufolge haben sich die Ernte- ausfihten im Allgemeinen wesentlih gebessert, und is von Ge- treide eine Durchschnittsernte zu erwarten, die indessen in Folge der ungünstigen Witterung um vierzehn Tage später eintreten dürfte, als in anderen Jahren. Die Aussichten für die Baum- wollernte, womit im laufenden Jahre ene gegen r um zwei Prozent größere Bodenfläche bestellt roorden if, sind besser, als fie, mit Ausnahme von 1872, seit vielen Jahren gewesen find.

Die mit der wissenschaftlithe"( Erforshung der Goldregion in den Black Hills beauftragte "Expedition ist am 25. Mai von Fort Zaramie A Le, “Zahlreiche Privatexpeditionen haben

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#&, ungeachtet des von ‘der Regiecung erlassenen Verbotes gleih- falls Docth n auf den Weg m und is es bereits zwischen einzelnen von ihne zu ® cindseligfeiten mit den mit der Vero. derung derartiger Un*¿rnehmungen beauftragten Trupp® "aefom- men. Die mit eer Deputation von Häuptlinge", der Sioux- Indianer, in déren Reservation der - oben erwähnte. Landstrich

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