1875 / 153 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Jul 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Städte führt, welche in den Thälern am Südabhang des Hissaxschen Bergrückens liegen, einzus{lagen. Die genaue Marschroute der Exp@ition ist noch nicht festgestellt, alles wird. von den Umständen abhängen, welche fich unterwegs ergeben. Seitens des Emirs ist eine voll- ständige und bedingungslose Einwilligung zur Erforschung des Hissar- hen Gebiets ertheilt worden; aber der Emir selbst und Alle, welche in Hifsar und Kuljab waren , machen darauf aufmerksam, daß die ganze Gegend zwischen dem Hissarshen Bergrücken und dem Ämu- Darja äußerst ungesund und fiebererzeugend ist. Außerdem treiben irgend welche Afghanen bei Schirowat und Kerka Räubereien. Natürlih kann weder der eine noch der andere Umstand ein ernst- liches N des Besuches des Beglik Hissar bilden, und die Expedition hofft, ohne besondere Schwierigkeiten das ganze Gebiet von Baissun bis Kuljab und vom Hissarshen Berzrücken bis zur Mündung des Ssurh-ob zu durchziehen. Der Seconde-Lieutenant Wischnewskij hat eine genaue Marschroutenkarte vou Schachrissjobs von Kitab bis Karshi aufgenommen. Hr. Schwarz hat Ssamar- kand, Schaar und Karschi astronomish bestimmt. Das ganze Relief der Gegend von Ssamarkand nach Kara-Tjube, der Paß Tachta- Karatscha, Koinar, Kitab, Schaar, Karabat, Kara-Tikan und Karschi ist durch Barometermessungen aufgenommen worden.

Das auf Kosten der Kaiserlich russishen Akademie der Wissen- schaften herausgegebene Sanskrit-Wörterbuch, dem die Herren Otto Böohtlingk und Rudolph Roth fast 23 volle Jahre ihre un- ausgeseßten Thätigkcit gewidmet baben, wird nah wenigen Wochen seinen völligen Abs{chluß mit dem Erscheinen der leßten Lieferung des siebenten Theiles, der 58. des ganzen Werkes, erreichen.

Am 30. Juni hat ein heftiges Gewitter bei Prag wiederum großen Schaden angerichtet. Die öfsterreihisWe Nordwestbahn wurde am 29. v. M. zwischen Déeutscbrod und Okrouhliß auf bei- läufig 50 Klafter beshädigt, fo daß die Pafsagiere bei dieser Stelle übersteigen mußten. Auch die Prag-Duxer Bahn wurde am 30. v. M. in Folge eines bei Schlan niedergegangenen Wolkenbruhs auf einer bedeutenden Strecke stark beschädigt; bei der Station Kolec- mußten die Passagiere übersteigen.

Land- und Forstwirthschaft.

Um die Lebensversicherung unter den Landwirthen zu befördern, hat der Versicherungs Inspektor Shmidt zu Halle a. S. den Prospekt einer Aktiengesell\s{haft „Ceres, erste landwirthschaft- liche Lebens- und Hypotheken-Versicherungs-Aktiengesellshaft für das Deutsche Reich“, entworfen. Dieser Prospekt beruht auf der Idee, denjenigen Landwirthen, die ihr Leben versichern, das versicherte Kapital gegen genügende hypothekarische Sicherstellung sofort auszu- zahlen, so daß sie bis zu ihrem Tode die Zirsen und Prämien zu ent- rihten haben. Das auf 90 Millionen #4 normirte Aktienkapital foll die Mittel zur Zahlung der Versicherungskapitalien liefern.

Von der Ems schreibt man der „Nat. Ztg.": „Die groß- artigsten Kanal bauten des preußischen Staats in dem Streifen Landes zwischen Oldenburg und den Niederlanden schreiten rüstig vorwärts. Bei dem wichtigsten all x dieser künstlihen Wasser- läufe, dem Ems-Jade-Kanal, sind die Vorarbeiten soweit gediehen, daß der erste Spatenftih zu der wirklichen Arbeit erfolgen kann. Die oftfriesishe Landschaft, sowie eine oder die andere anliegende Ge- meinde haben kleine Zuschüsse bewilligt. Jn erfreulihstem Fortgang begriffen find die Kanäle südlich von Papenburg zu beiden Seiten der Ems. Hier steht für das laufende Jahr im Ganzen nicht weniger als eine Million Mark zur Verfügnng. Der Ems-Vecchte-Kanal von Hanekenfähr nach Frenswegen, mit welchem zuerst begonnen worden ist und der die Wasser für das linkeemfsishe Neß zu liefern hat, soll 1576 in den Erdarbeiten fertig werden, 1877 mit Scbleusen und allen sonstigen Bauwerken; zu gleiher Zeit der gleichfalls von der Ems nach Westen verlaufende Kanal Haren-Rütenbrook. Der fie aufnehmende der Ems, parallel laufende Süd-Nord-Kanal wird alsdann auch \{chon wenigstens Torf liefern, so daß die industrielle Entwicckelung dann ihren Anfakig nehmen kann. Rechts der Ems hält noch die Zurüchaltung der Gemeinden auf, welche oft nicht einmal den Grund und Boden für den Kanal unents{chädigt hergeben wollen.

Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Juni cr, 20,847,000 43prozentige und 6,489,000 Æ d5prozentige, zusammen

Der mit allseitigem Beifall aufgenommenen Reproduktion der Rottmannschen Arkadenfresken wird Bruckmanns Kunstverlags- institut in München jeßt auch eine chromolitbographische Ausgabe der berühmten Prellerschen Odyssee-Landschaften Jene lassen, die bisher nur durch Photographie und Holzschnitt ver- vielfältigt wurden. Die Herstellung der Farbendrucke is der Stein- bockshen Anstalt in Berlin übertragen, der wir bereits die Chromo- lithographien der Hildebrandtschen Aquarelle und der Rottmaunnschen Fresken verdanken ; die farbigen Kopien aber, die für die Reproduk- tion aufzunehmen sind, werden unter Prellers eigener Leitung von dessen gleihfalls als tühtigem Landschafter bewährten Sohn ausge- führt, fo daß ohne Frage in den Kopien die denkbar größte Treue gegenüber den Originalen erreiht werden wird. Der Subskrip- tionspreis auf das ganze 16 Kompositionen umfassende Werk, dessen erste Lieferung im Herbst dieses Jahres erscheinen wird, ist auf 300 Æ festgeseßt.

Eine unter dem Präsidium des Staatsraths Delarageaz in Lau- fanne abgehaltene Versammlung von Anwohnern des Genfersees hat einmüthig beschlossen, das im Jahr 1872 bestellte Comité zu beauftragen, der Frage der Tieferlegung des Genfersees seine stete Aufmerksamkeit zu widmen, die Arbeit der behufs Prüfung der tech- nischen Seite des Unternehmens ernannten Experten zu erleihtern und die waadtländischen Behörden um ihre Unterstüßung anzugehen,

Nach ungefährer Schäßung beträgt, laut Telegramm aus Paris von heute Morgen, der durch die Ueberschwem por E lihen Frankreich angerihtete Schaden 300 Millionen Franks, Die Anzahl der Umgekommenen wird auf 3000 angegeben.

Dem Berichte des Spezialkorrespondenten der „Köln. Ztg.“ aus Muret (Haute-Garonne), 28. Juni, entnehmen wir Folgendes : Beim Abgange von Toulouse passirte ich den südöftlihen Theil der Vorstadt von St. Cyprien. Dort waren auf einer Strecke von mehr als einem Kilometer an Stelle der Häuser auf beiden Seiten der Straße nur noch Trümmerhaufen, und an manchen Stellen konnte mein Pferd faum durchfkommen. Die Einwohner lagen im freien Felde mit den wenigen Habseligkeiten, die sie haben retten können, und be- 7 ihre Küche mit dem Holz aus den eingestürzten Häusern. Große

¿afen von Mühlenprodukten, die einen Hauptgegenstand der Industrie von Toulouse bilden, sind zu Grunde gegangen; Mehl und Getreide sind mit dem Schlamm des Flufses vermischt und gähren unter der Ein- wirkung der Sonne. So wie man ins freie Feld gelangt, sieht man Überall entwurzelte Bäume und die erntereifen Kornfelder mit einer dicken Lage von Schlamm und Kies bedeckt, Zu Pinsaguel vereinigen fich Garonne und Ariège, und die Gewässer beider Ströme haben fih dort wüthend bekämpft. Eine Zeitlang hat der Strom der Ga- ronne die Wasser des Ariège zurückzufließen gezwungen, so ge- waltsam war sein Druck; auch ift eine große steinerne Brüdcke dort wie Glas zersplitter. Die Eisenbahnbrücke daneben, solide gebaut, ist doch auch beschädigt wörden, und einer ihrer Bogen ist gebrochen. Als die Brücke gebrochen war, ist der Flecken Pinsaguel geradezu vernichtet worden; nur die Kirche, welche ein wenig höher gelegen ift, hat widerstanden. Mehrere Weiber hatten sich auf den Kirhthurm geflüchtet; an 400 Einwohner haben fich auf einem nahen Hügel in Sicherheit gebracht. Diejenigen, welhe sich auf den Bäumen zu retten suchten, sind mit den Bäumen weggeschwemmt worden. Hier ift keine Spur mehr von Straßen; der Schutt der Häuser is gemischt mit dem Kies, welchen die beiden Flüsse anges{chwemmt haben.

27,336,000 A Pfandbriefe ausgegeben. Es sind zugesichert, aber noch nit abgehoben 4,921,500 (A Jn der Feststellung begriffen 5 Dar- lehnsgesube auf Grundftücke zum Feuerversiherungswerthe von 602,850 & Im Laufe des Monats Juni angemeldet 10 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerth von 1,150,450

In der außerordentlichen Generalversammlung der Brans- denburger Stärke- und Syrup-Fabrik wurde einstimmig beschlossen, den Siß der Gesellshaft von Berlin nah Brandenburg zu verlegen.

In der Generalversammlung der Aktionäre der Cöôln-M in- dener Bahn vom 30. Juni wurde der Bericht für das abgelaufene Jahr entgegengenommen und die vom Administrationsrath vorge- schlagene Vertheilung einer Dividende von 6°%/% % genehmigt. Jn Bezug auf die beantragte Abänderung der §8. 59 und 73 des Statuts wurde nach den Vorschlägen des Aufsichtsraths verfahren. Die statutenmäßig ausscheidenden Mitglieder des Administrationsraths wurden sämmtlich. wiedergewählt.

Der Strike der Weber in Brünn dauerte wie die „Brüpner Ztg.* berichtet am 28. v. M. noch fo ziemlich in der bisherigen Ausdehnung fort, Einzelne Arbeiter ließen sich wohl zur Wiederaufnahme der Arbeit bewegen, doch ist die Anzahl derselben eine geringe und sind es meist solhe, deren Weiber, Töchter 2c. in den betreffenden Fabriken in irgend einer Weise beschäftigt sind. Jn den umliegenden Fabriks orten auf dem Lande find bisher keine Arbeits- einstellungen vorgekommen; auch der früheren Meldung von einem Strike in den Butshowißter Etablissements, wo ungefähr * 600 Ar- beiter beshäftigt find, wird nun widersprochen und die erfte Nachricht im Thatsächlichen auf eine Geringfügigkeit reduzirt. Beim Bezirks- gericht fand am 27, v. M. die Verhandlung gegen einige Arbeiter statt, welche andere durch Drohungen von der Arbeit abzuhalten suchten, und wurde der eine zu 6 Wochen, eine Arbeiterin zu 10 Ta- gen Arrest verurthe!lt. ¿

Die „New-Yorker Handelszeitun'g“ schreibt in ihrem vom 18. Juni datirten Wochenbericht: Das Geschäfk nahm in den ersten Tagen dieser Berichtswoche, soweit die Exportbranche in Betracht kam, einen entschieden lebhafteren Verlauf; seitdem jedoch wurde die regere Thätigkeit durh die per Kabel gemeldeten zahlreihen Fallisse- ments in England wieder auf sehr besheidene Grenzen reduzirt, Jn Importen war das Geschäft ohne Belang, namentlich in fremden Webstoffen, für welche die Saison geschlossen ist. Jm Geldmarkt hat die Situation während dieser Berichtswoche keine Veränderung erfahren. Die Anhäufung von flüsfigem Kapital dauert an; dasselbe fann nur {wer temporäre, geschweige dauernde Verwendung finden; denn ein Aufshwung des Geschäfts macht sich nicht fühlbar. Auch der Westen ftellt gegenwärtig keine Anforderungen an New - York, da bis zur Mobilisirung der Getreideernte noch mehrere Monate vergehen. Was die Börse an disponiblen Fonds nicht abforbiren kann, ist nur {wer unterzubringen, fo daß größere Posten oft unbenußt in den Banken liegen bleiben. Für call loans gegen Depot gemischter Sekuritäten stellten ih die Raten durchs{chnittilich auf 23—3 %, gegen Hinterlegung von Bundes- Obligationen auf 1—2 %. Im Diskfontogeschäft konnten kurze Sicht Plaßwechsel à 4}—6 % begeben werden. Der Goldmarkt {lug in der heute beendeten Berichtswoche eine steigende Richtung ein, und nah Flufktuationen zwischen 4 es {ließt das Agio heute zum hêchsten Courje. Ohne Einfluß auf den Waaren- und Produkten- markt blieben die bereits erwähnten Londoner Fallissements zwar nicht, do beschränkte sih derselbe darauf, den Umfang des Geschäfts, welcher während der ersten Tage der Berichtswoche verhältnißmäßig bedeutend war, erheblich zu {mälern, da vor Beendigung der heutigen Depeschen zufolge noch andauernden Krisis in England sih Jedermann von irgend welchen ausgedehnteren Transaktionen felbst verftändlich fern hält.

VerLkehrs:-Anstalten-

Am heutigen Tage i} die Betriebsftrecke der großen Berliner ferde-Cisenbahn Hallesches Thor Bélkler br albe Sten aide—Rixdorf eröffnet worden. Der Fahrpreis für die ganze

Linie beträgt 20 Pf., für die Theilstrecke von den Endpunkten bis zur Bergb1auerei je 10 Pf.

Gorliß,:..1, Juli, (W. T. B.) Die ganze Strecke der T LRINNE L Me ERSER Bahn if} heute dem Verkehr übergeben orden.

Bor ver Kirche fampirte eine Compagnie vom 59. Regiment; die Soldaten waren ers{chöpft von Anstrengung. Die Einwohner waren fast alle fortgezogen, da fie nicht einmal die Hoffnung hatten, von ihren Habseligkeiten noch etwas zu retten: Alles war mit dem Strome fortgetrieben. Sämmtliche Dörfer bis nach Muret sind zum Theil zerstört. Die Nachrichten aus den Flußthälern der Aude, der Ariége, des Tarn, der Save, der Gîmone, des Gers, des Anzour, des „Adour, der Gave de Pau u. \. w. meldeu von gleichen Zerstörungen wie die, *welche die Garonne angerichtet hat. Die Stadt Agen, Hauptort des Departements Lot-et-Garonne, hat sehr gelitten; die Ueberschwemmung war dort um so gewaltiger, als die Gewässer der Garonne und des Tarn und ihrer Zuflüfse glei- zeitig gestiegen waren, was früher niemols stattgefunden hat. Zum Glüdck war der Lot nit in gleihem Maße gewachsen, sonst wäre das Unheil unermeßlich geworden, Es is indessen auch jo {on schrecklich, und Tausende von Bauern sind ganz ruinirt: Häuser, Vieh, Mobilien, Ernte, Alles ist mit Einem Sclage hin. Son beginnt das Elend sich bemerkbar zu machen, und troß der bereits organisirten Hülfe fehlt in man- chem der übe-{wemmten Orte das Brod. In * den Städten sorgen die Armenverpflegungen für Suppe und Brod für die Noth- leidenden, aber in den fleinen, vereinzelten Dörfern ist das nit zu machen; kein Nabar kann bem andern helfen, denn sie sind alle in derselben Lage. Die Hülfeleiftung auf dem Lande ist ganz ungenü- gend, auch zieht das Landvolk in ganzen Haufen nach Toulouse in der Hoffnung, dort Hülfe zu finden. Die kleinen Ge\chäftsleute sind ganz ruinirt. Das Handelsgericht von Toulouse hat eine Verlängerung der Verfallfristen für die Schuldner beantragt, und das von Agen eben- fælls. Man kann sich auf eine Geschäftskrisis im ganzen Süden ge- faßt machen. Eine ganze Anzahl von Fabriken und Mühlen an den Ufern der Flüsse sind durchaus zerstört, und das wird eine große Ge- \{äftsockung zur Folge haben. LTaus-nde von Arbeitern sind ohne Beschäftigung und werden nit eher wieder bes{chäftigt werden können, als bis die Fabriken neu hergestellt sind. Das Elend treibt zum Diebstahl; sobald die Nacht anbriht, findet sich zahlreichez Raub- gesindel unter den Ruinen von St. Cyprien ein, um in den Trüm- mern nach Gegenftänden von Werth zu suchen. Patrouillen von Gendarmen und Soldaten durchziehen die zerstörten Straßen wäh- rend der ganzen Naht und es haben bereits zahlreiche Bete stattgefunden. Das Betragen der Soldaten war vom Beginn des Unglücks an musterhaft.

Mit dem lebten isländischen Postdampfs{if hat „Berl. Tid.“ Mittheilungen aus Reykjavik auf Sau fh d:: 16. Si ca halten. Ueber neue vulkanische Ausbrüche seit dem leßten, am zweiten Oftertage, hat man nihts gehört; die späteren Berichte aus den Vulkangegenden haben die früheren binsihtlich des verursachten Schadens vollständig bestätigt. Der Landdistrikt, welcher namentli verwüstet ist, liegt zwishen Iskulsdalen und der Ostküste des Landes zwischen dem Lodmudar- und Reydarfjerd. Am Schlimmsten ist das Unalück im Isökulsdal; hier liegt die Asche dihter und is in sehr großen Stüen gefallen, in Stücken bis zur Größe eines Kinderkopfes, und jeder Thalstrih, jede Niederung ist mit Asche gefüllt. Wäöhrend man hier Anfangs nur die Schafe forttrieb, sind diese Gegenden jeßt vollständig sowohl von Menschen wie von Thieren verlassen, und man meint, daß wenigstens 20 Höfe wenigstens für dieses Jahr, wahr- scheinlich aber für längere Zeit, total ruinirt sind, Aber au nah dem Fliotsdal, nah Skogar, Vellir, nach Bru Eyriksstadir und Vadlrikka, nah Hofteigr, dem Kirchspiel Eydathing und ganz hinaus

S

Die im Bau begriffene Strecke Freiburg-Moldau der ;

Leipzig-Dresdener Eisenbahn soll bis Station Mulda im Oktober 1875 und bis Station Bienenmühle im Frühjahr 1876 fertig geftellt werden. Die wichtigsten Stationsorte und deren Enfernungen ah Freiberg find: Lichtenberg 16,0 Kilometer, Mulda 14,0 Kilometer, Bienenmühle 25,7 Kilometer, Moldau 37,5 Kilometer (Landesgrenze:) Die Bahn soll ein Verbindungsglied des böhmischen Fohlenbeckens mit Berlin und dem Norden, fowie mit Leipzig und Westen bilden und wird dies nah Ausbau der gleichfalls von der Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Compagnie projektirten, beziehungsweise in Angriff genom- menen Linien Nossen-Riesa und Riesa-Elsterwerda sein. Der Lofkal- verkehr der Bahn wird zumeist durch Herbeishaffung der böhmischen Braunkohlen, sodann aber hauptsächlich durch Aufschluß der Forsten des Erzgebirges und der hiermit in Verbindung stehenden Produkte der Holzindustrie 2c., sowie der Flachsindustrie des oberen Erzgebirges feinen Zufluß finden. :

Ueber die im Bau befindlichen bayerischen Eisen- bahnlinien theilt der „Corr. v. u. f, D.“ Folgendes mit: Die Bahnlinie Offingen-Höchstädt wird im Sommer 1876, diejenige von Höchstädt nach Donauwörth im Sommer 1877 vollendet werden. Aschaffenburg-Miltenberg, 36,9 Kilom. lang, sokl im November 1876 eröffnet werden. Der Grunderwerb der Bahn von Nördlingen nah Dinkelsbühl, 30,5 Kilom., ift bisher nur zum kleineren Theil durch- geführt, die Eröffnung ift im Juni 1876 zu erwarten. Die Vizinal- bahn von Neustadt a. A. nah Wikdsheim soll im Juni 1876 eröffnet werden. Der wahrscheinliche Vollendungêtermin der Nürnberg-Neu- hauser Bahn is im Frühjahr 1876 in Ausficht genommen,- Länge 50,8 Kilometer. Neuhaus-Pegniz- Kirchenlaibach, 42,2 Kilom, voraus- fihtlihe Eröffnung: Herbst 1876 oder Frühjahr 1877. Kirchen- laibah-Nedwiß - Wunsiedel - Oberkoßau, 66,6 Kilom. Der Grund und Boden ist zum Theil erworben. Eröffnung: vorauséfihtlich Frühjahr 1878. Redwiß-Arzberg-Eger oder Franzens- bad, 24,5 oder 25,3 Kilom. lang, Eröffnung voraussihtlich .im Jahre 1878. Verbindungsbahn Hersbruck-Pommelsbrunn, 5,1 Kilom. lang, Eröffnung voraussihtlich 1876. Verlegung der Süd-Nord-Bahn bei Fürth, 8,8 Kilom, Eröffnung voraussihtlich Sommer 1876. Vizinal- bahn Dombühbl-Feuchtwangen 10,9 Kilom, Eröffnung vorausfichtlih im Frühjahr 1876. Echnabelwaid-Bayreuth, 19 Kilom., vom Ter- rain ist noch nichts erworben, Eröffnung 1877 zu erwarten, Kaufe- ring-Bobingen (Lechfeldbahn), 22,6 Kilom., die Erwerbung des Grund und Bodens hat noch nicht begonnen. Voraussichtlihe Eröffnung Frühjahr 1876. Kelheim-Donaulände wird im Sommer 1875 fertig geftellt. Rosenheim-Mühldorf, 61,6 Kilom, vorausfitliche Vollendung Spätjahr 1875. Mühldorf-Landau a./J.-Plattling, Vollendung August 1675, Plattling-Eisenstein Sommer 1877. Die wichtigeren Stations-

te auf leßtgenannter Linie sind: Deggendorf, Wühn, Gotteszell, Triefenried, Regen, Zwiesel, Ludwigethal, Eisenstein. Neukirchen- Weiden, Bauvollendung August 1875.

(D. Ind. Ztg.) In Warschau ist neuerdings gußeisernes Straßenpflaster ausgeführt worden von folgender Einrichtung. Die Länge der Gußstücke der Längsrichtung der Straßen nach beträgt 0,61 M., die Breite derselben der Straßenbreite nach 1,05 M., die Dicke 76 Mm., das Gewicht ca. 100 K. Die Breite des gußeisernen Pstgliers in den Straßen Warschaus ist 5,25 M., es liegen also

Reihen Pflaster-Gußstücke nebeneinander. Zur Legung des Pflasters bititet man eine Lage Steinklein in einer Höhe von 18 Cm. glei- mäßig aus, begießt dieselbe genügend und stampft sie gehörig fest, so daß sie nur noch die Höhe von 15 Cm. behält. Man egalisirt die Oberfläche noch durch Aufgabe einer dünnen Schicht Sand oder Kies, legt dann die Gußstücke an- und nebeneinander, füllt die O-ffaungen der Gußstücke mit Kies aus und giebt demselben durch Feststampfen und wiederholtes Begießen die erforderliche Festigkeit. Endlich kann man die Borden des gvßeisernen Pflasters mit einer Reihe Stein- pflaster s{hließen. Die Unterhaltung des Pflasters geschieht, indem man zeitweilig etwas Kies in etwa entstandene Höhlungen nachfüllt. Als Hauptvortheile des Pflasters werden angegeben 1) die rasche Her- stellung, 2) angenehmes Fahren auf demselben, 3) nicht Glattwerden, weder im Sommer noch im Winter, 4) Unveränderlichk- it des Profils, selbst beim Transport jebr großer Lasten, 5) leichtes Aufthauen nach Frostwetter, 6) geringe Unterhaltungskosten. Die Gesammtherstellungs- kosten betragen pro Qu.-M. etwa 30 (A Die Ausführung derartiger Gußftücke wird übernommen von der Eisengießerei und -Maschinen- fabrik Friedrih Haas in Lennep.

nach dem Lodmundar-, Shydis-, Mjofi- und Reydar*fford erstreckt fich der Schaden. Es is selbstverständlih, daß die Geflüchteten Überall mit der größten Gastfreiheit empfangen worden sind, und daß man gethan hat, was man konnte, um die großen Viehheerden, welche zu- fammengetrieben sind, unterzubringen; aber es ist dieses oftmals kaum mögli gewesen, und viele Orte, nah denen die Unglücklichen geflüch- tet, find fast überfüllt. „Dagbladet“ bringt gleichzeitig einén sehr ausführlihen Bericht aus Reykjavik, in welhem namentlih auf die große Noth, in welcher fich der von dem Unglück heimgesuhte Theil der Bewohner JIslands, deren Zahl auf etwa- 5000 geschäßt wird (Island hat circa 70,000 Einwohner) befindet, hingewiesen und um Hülfe für dieselben gebeten wird. Für die private und öffentliche Wohl- thätigkeit in dem Lande selber, sagt der Berichterstatter, sei es eine \{chwere, viesleiht unlö8bare Aufgabe, die herrshende Noth zu lindern und der Hungersnoth, welche befürchtet werden muß, vorzubeugen.

In der Umgegend von Neufohl und der zunäc|t liegenden Ort- {aften Ungarns waren vor einiger Zeit plößlih große Voge:shwärme erschienen, die im ersten Augenblick für Staare gehalten wurden. Da jedoch der gemeine Staar nur im Spätherbste in großen Schwär- men herumzustreifen pflegt und die seltsamen Ankömmlinge durch ihr sonderbares Gefreishe und das {öne Gefieder allgemeine Aufmerk- samkeit erregten, so machten einige Naturfreunde aus Neusohl auf die Fremdlinge Jagd, und es gelang ihnen auch, einige Stücke zu erlegen und einen {chwach angeshossenen Vogel lebend einzufangen. Bei näherer Untersuchung der Jagdausbeute hat es fih nun heraus- gestellt, daß man es mit der Rosenamsel (rosenfarbiger Hirtenvogel, rosenfarbige Staaramfel, Turdus roseus Lin., Pastor roseus Tem,) u thun habe. Der Vogel ift 8 Zoll lang; das Männchen hat auf

em Scheitel einen langen, seidenartig weihen, über das Genick berabhängenden Federbush; Kopf, Hals, Flügel und Sehwanz sind von s{chwarzer Farbe, jedoch stahlblau und violett glänzend, die-äußerste Schwanzfeder mit einer feinen weißen Einfassung; der untere Hals, Ober- und Unterrücken, Brust und Unterleib sind s{ön rosenroth. Die Weibchen sind nicht so \{chôn gefärbt, und ihr Feder- busch is ganz klein. Die eimath dieses

er häufig Griechenland, seltener Süd-Jtalien und Spanien; sein Er- scheinen aber in den genannten Gegenden gehört zu den größten Sel- tenheiten, Man nennt die Rosfenamsel deutsh auch den Heuschrecken-

vogel, weil er notorisch die Wanderheuschrecken begleitet and vertilgt.

Man reite in Neusohl dem angeshossenen Vogel das mannigfachste

Futter; Alles blieb unberührt. Endlih öffnete man die getödteten -

Vögel und fand in ihren Magen Reste von Maikäfern; man legte daher sogleih dem Vogel einen lebenden Maikäfer vor. Kaum er- blickte ihn die Rosenamsel, so sträubte sich ihr Gefieder, die Augen

erglänzten vor Zorn und Begierde; dann päckte sie den Maikäfer mit - festen Krallen, riß ihm Kopf und Füße weg und verspeiste den Rumpf.

Seit diesem Experimente frißt der Vogel täglich an 40 Maikäfer; da aber_ in der Grangegend in diesem Jahre ganz außerordentli große Schwärme von Maikäfern aufgetreten find, so dürften diese Vögel allem Anscheine nach den Maikäfershwärmen gefolgt und so ins Granthal gerathen sein. Rb: i

EEZ L es,

Redacteur: K, Prehm.

Verlag dzr Erpedition (Kessel). Drei Beilagen

(eiaschließliæ Börsen-Beilage),

Berlint

Druck W, Elsner.

zum Deutschen Reichs-A

„2 158. Nichtamtliches.

Nußlaud und Polen. (Monats-Uebersiht für

: Mai.) Am 8. Mai reiste Kaiser Alexander 11. von St. Peters- ; burg ab, um zunächst in Berlin seinen ‘Kaiserlihen Oheim zu be- suchen. Am 10. Mai eingetroffen, verweilte Kaiser Alexander,

vom Deutschen Kaiser in gewohnter herzliher Weise empfangen, daselbst bis zum 13. Mai, an welhem Tage Si Se. Majestät zum Kurgebrauch nach Ems begab. |

Am Geburtstage des Kaisers, dem 29. April, wurde der Unterrichts-Minister Graf Tolstoi dur Verleihung des Alexander- Newsky-Ordens ausgezeihnet, und in dem ihm dabei ertheilten Reskript seine „Energie und Konsequenz“ belobt. Dieses beweist, daß der Kaiser das von dem Grafen Tolstoi wieder zu Ehren gebrachte klassische Prinzip für die Universitätsbildung in jeder Weise sanktionirt. Es i zugleih ein energishes Dementi gegen alle Machinationen der Feinde des Classicismus im Innern und gegen die Kundgebungen derjenigen auswärtigen Blätter, welche dur unzuverläsfige Korrespondenten verleitet die Stellung des Grafen Tolstoi für erschüttert erklärten.

Am 1. Mai wurde das hundertjährige Jubiläum zweier Kosaken - Regimenter, und zwar des Leibgarde - Kosaken - Regi- ments des Kaisers. und des Thronfolger - Kosaken - Regi- ments gefeiert. Am 6. Mai hielt der Kaiser auf dem Marsfelde eine große Parade über alle in und bei St. Peters- burg befindlißen Truppengattungen ab. Am 8. Mai erfolgte seine Abreise noch dem Auslande.

Am Cyrillustage, 11./23. Mai, erfolgte der Rücktritt der lezten Reste der Unirten-Gemeinden mit ihren Pfarrern und sonstigen Geisilihen zur orthodox-griehischen Kirhe. Von 240 Geiftlihen, welche die unirte Kirhe in Rußland noch im vori- gen Jahre zählte, find etwa 18 oder 19 ausgewandert, und ein unirter Kultus existirt auf russishem Boden niht mehr, und zwar trägt daran die Kurie Schuld, indem fie im Jahre 1874 willkürliherweife Alles das in Frage stellte, was Pius IX. vor seiner Unfehlbarkeit und seine Vorgänger seit 1595 den Griechen, welche das päpftlihe Primat anerkann- ten, gewährleistet hatten, nämlih die Unverlegzlichkeit der griehishen Ritualien. Die Chelmshe Eparchhie tritt nun unter das griechish - orthodoxe Erzstift Warschau, wel- ches fortan den Namen führen wird „Chelm-Warschauer Erzftift“. Die bisherige Uniaten-Diözese wird unter Oberaufsicht des erwähnten Erzstifts von dem Bischof von Lublin verwaltet, als welher demnächst der bisherige Administrator der Chelmer Didôzese, der Prälat Popiel konsekrirt werden \oll,

In Bezug auf die kirhenamtlichen Beziehungen der katho- lishen Gemeinden zur päpstlihen Kurie ift die kleine Aenderung eingetreten, daß Herr von Kapnist, welher in Rom die laufen- den Dispensations- und anderen Angelegenheiten mit dem Kar- dinal Antonelli officiós als Privatmann behandelt, die be- treffenden Vorlagen niht mehr aus dem katholischen Kollegium, \ondern aus den Händen des Ministers des Innern erhält. Das Departement der „auswärtigen Konfesfionen“ (zu welhen man die niht staatskirhlihen Konfessionen rechnet) steht unter dem Ministerium des Innern, und somit wird der Chef dieses Mini- steriums bei uns der natürliche Vermittler zwischen den Bischöfen und der Kurie.

Der Militärstrafkodex, welcher hon \eit dem Zeitpunkt der Abschaffung der körperlichen Züchtigung (seit 1863) durchgreifende Aevderungen erfuhr, if jeßt aufs Neue von Grund aus um- gearbeitet worden. Die Ursache der Umarbeitung war die Ein- führung der allgemeinen Wehrpflicht, welche für die ganze Auf- fassung des Militärdienstes eine veränderte Grundlage geschaffen.

Erste Beilage

nzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag. den 2. Juli

Es ift Vieles, was fich in Preußen bewährt hat, dadvei zum Muster genommen worden, unter Berücksichtigung der natio- nalen und klimatishen Verschiedenheiten. '

Bon dem Vertrage mit Japan, welhe“ Rußland den Allein- befi der kohlenreihen Insel Sachalin zuwandte, hat die aus- wärtige Presse ebenfalls genauer Notiz genommen. Die japa- nischen Anfiedelungen auf Sachalin datiren übrigens aus neuerer Zeit.

Die Zahl der Advokaten und Anwälte if. in Rußland immer noch nicht groß genug. Im vorigen Iahre wurde den Advokaten gegenüber, welche vollständige juristishe Bildung ge- nossen und unter der Benennung „geschworene Anwälte“ "ein Carreau höherer Ordnung vorftellen, eine ausführlihe Beftim- mung erlassen, nah welher Anwälte geringerer Ordnung ge- prüft und approbirt werden sfollten, da man ihrer nicht entrathen konnte. Es waren aber immer noch zu wenig Notare, Anwälte und Sachwalter, \o daß selbft Frauen die Prüfungen ablegten und fih inskribiren ließen. Nach der neuesten Bestimmung wird die Approbation der Anwälte zweiten Grades erleihtert, da- gegen den Frauen die advokatorishe und notarielle Praxis untersagt, |

Der Kongrefß--der russishen Maschinen- und Eisenfabtkikanten hat vom 4. Mai bis zum 23. Mai getagt, und dem Programm gemäß 23 Fragen erledigt. Die Resolutionen der Versammlung haben das Wünschenswerthe einer Erhöhung der Schußzölle für Eisenwaaren, Maschinen, Kohlen u. \. w., wie auch die Wichtig- keit einer Hebung des Bergbaues in mancher Beziehung, einer Herabseßung des Frachttarifs vom Ural und einer Verbesserung der Kommunikationen mit den Uralgegenden betont. Ebenso bezogen \sch die Resolutionen der Versammlung auf die Ver- hältnisse der Eisenarbeiter, auf verschiedene Mittel und Wege zur Hebung der Eisen- und Maschinen-Indufirie, auf Erweckung von Kreditanstalten zu Gunften dieser Industriezweige.

Im Jahre 1867 gab es in Rußland nur 100 Maschinen- fabriken, von welhen 29 auf St. Petersburg kamen, während die übrigen fich auf das übrige Reich vertheilten. Die Gesammtpro- duktion taxirte man damals auf 15 Millionen Rubel jährlich. Nur 52 dieser Etablissements arbeiteten mit Dampf und von ihnen bezogen 50 ihren Bedarf aus dem Auslande zollfrei. Jett giebt es 362 Etablissements, von welchen 79 aus\chließlich sich mit der Herstellung landwirthschaftliher Maschinen beshäf- tigen. Die Versammlung konnte jedoch ihre Schlüfse nur auf die von 179 Etablissements eingelaufenen Berechnungen etabliren, weil bei den übrigen die Notizen der Vollständigkeit entbehrten. Von den erwähnten 179 Etablissements, welche jährlich zu- sammen für mehr als 49 Millionen Rubel produziren, arbeiten 161 mitDampf und 119 beziehen ihren Bedarf aus dem Auslande zoll- frei. Im Jahre 1868 gab es in Rußland nur 222 Lokomotiven, die in Rußland selbst gearbeitet waren, jeßt giebt es deren 768. Jährlich können von den rusffishen Fabriken neu hergestellt werden 285 Lokomotiven und 12,600 Waggons. Von den 702 Dampf- \chiffen, welhe unsere Gewässer befahren, stammen 484 aus ruf- fishen Fabriken. Diese Resultate unserer Maschinenthätigkeit haben allerdings die Beziehung von Waggons vom Auslande in den leßten Jahren eingeshränkt, denn während wir im Jahre 1869 noch für 124 Millionen Rubel Waggons vom Auslande be- zogen, ließen wir fie 51873 nur“ für. 24 Millionen kommen. Ueberhaupt haben wir für ausländishe Waggons 35 Millionen Rubel bezahlt. Auch in manchen anderen Artikeln ift eine Ver- minderung der Nachfrage nach auswärtiger Waare zu konsftati- ren, aber nur in wenigen. In der Hauptmasse der Eisen- und Maschinen-Industrie haben wir (außer den Waggons) von 1850 bis 1856 über 2 Millionen Rubel, 1857 bis 1864 über 8 Mil-

1875,

lionen, 1865 bis 1868 über 13 Millionen, 1869 bis 1873 über 25 Millionen Rubel an das Ausland jährli entrichtet.

Es wurden die Einnahmen und Ausgaben der rusfischen E:senbahnen für das Jahr 1874 publizirt: die Bilance stellt fih dabei fo erfreulih heraus, daß die Regierung für vier von ihr garantirte Bahnen die Zinsen nicht mehr zu bezahlen braucht, da diese Bahnen sich nun dur fih selbst erhalten. Im Jahre 1874 waren 45 Bahnen in einer Gesammtausdehnung von faft 16,000 Werst im Gange, und von ihnen bestritten 19, die von der Regierung garantirt waren, ihre Zinszahlungen aus eigenen Mitteln. Für 15 garantirte Bahnen muß die Regierung die stipulirten Zinsen erlegen, was vielleißt 13 Millionen Rubel ausmacht. Die übrigen Bahnen sind entweder auf Gefahr der Aktionäre oder unter Garantie der Landstände errichtet.

Am meisten brachten- per Werst: Nikolaibahn (Moskau- Petersburg) 33,800 Rubel (im Jahre 1873 27,300 Rubel per Werst), Moskau-Rjäfan 25,600 Rubel (im Jahre 1873 19,200 Rubel) und Rjäsan-Koslow 25,000 Rubel (1873: 15,000 Rubel).

Ueber 15,000 Rubel per Wers brachten im Jahre 1874 ein: Moskau-Nishny-Nowgorod, Moskau-Kursk; 10—14,000 Rubel: Warshau-Wien, Riga-Dünaburg, Dünaburg-Witebsk, Orelwitebsk, Rybinsk-Bologoje; von 8000 bis 10,000 Rubel: Moskau-Jaroslaw, Warschau- Terespol, Kursk-Kiew, Kiew-Bresc, die Odessaer Bahn, die Asowshe Bahn.

Um ein ganzes Drittel waren von 1873 auf 1874 die Ein- nahmen auf folgenden Bahnen gestiegen : Moskau-Bresc, Koslow- Rostow, Grjasy-Zarizyn; um ein Viertel auf folgenden: Asow, Rjäsan-Koslow, Kursk-Kiew.

Das Sticksal der \ibirischen Bahn wurde im Minister- comité am 18. Mai in der Weise entschieden, daß die sogenannte \südlihe Richtung gewählt wurde, d. h. diejenige, welche, gleich- fam als Fortsezung der Moskau-Nishny-Nowgoroder Bahnrich- tung, längs der alten großen Handelsftraße über Kasan und Ka- tharinenburg nah Sibirien hingeht. Im Ministercomité waren 20 Stimmen für diese Rihtung (darunter auch die Stimmen aller Minister außer dem Minister der Verkehrswege). Vier Stimmen, darunter der Minifter der Verkehrswege, waren für 44 möglihft direkte Verbindung zwischen St. Petersburg und Sibirien.

Im Generalgouvernement Turkestan giebt es jet etwa 2 Millionen Bewohner. Von diesen wohnen in der Provinz Se- miretshinsk 550,000; im Gebiete von Kuldsha 100,000; im Syr-Darja-Gebiet 820,000; im Serafshan-Gebiet 420,000; im Amu-Darja-Gebiet 230,000. Von diesen Bewohnern gehörten vor der Wirksamkeit Tschernajews, des Eroberers von Taschkend, etwa 550,000 dem rusfischen Reiche bereits an. General Ts\cher- najew unterwarf während der 2 Jahre feiner Verwaltung 250,000 Bewohner. Sein Nachfolger Romanowsky, * der Sieger von Irdschara, erwarb in den 9 Monaten seiner Verwaltung (März bis Dezember 1866) die Kreise Chod- {hend und Kuraminsk mit 300,000 Bewohnern. Im Jahre 1867 wurde Turkestan zum Generalgouvernement erhoben, und der General v. Kaufmann erwarb als erster General- Gouverneur des Gebiets über 800,000 neue Unterthanen. So ruhmvoll einerseits und \o nothgedrungen andererseits diese Er- werbungen waren, \o dürften die mikroskopishen Bevölkerungs- ziffern, die wir für unscre afiatishen Provinzen zu verzeihnen haben, das vóllif’ Ungefährlihe unserer Eroberungen dem indo- britishen 200-Millionen-Reihe gegenüber unzweideutig darthun.

Am 1. Juni (20. Mai rusfischen Stils) wurde der inter- nationale Telegraphen-Kongreß durch den General-Adjutanten Timaschew, unsern Minister des Innern, cröffnet. Vom Pro- gramm dieses Kongresses haben wir bereits früher gesprochen.

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Staats-Anzeiger, das Central-Handelsregifter und das Doslblatt nimmt an: die Inseraten-Expedition | hes Dentshzen Reichs-Anzeigers uus Königlich Breußischen Staats-Anzzeigz7a? Berlin, 8. V. Wilhelm-Straße Nx. 22, M

1, Steckbriefe und Unterzuchungs-Sachen,

2. Subhastationen, Anfgebote, Vorladungen u, dergl.

3, Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc

4, Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u, 8, w. von öffentlichen Papieren,

von Nudolf Mosse in Berlin, Breslau, Chemni

5, Industrielle Etablissements, Fabriken und Grosshandel.

6, Verschiedene Bekanntmachungen,

7, Literarische Anzeigen,

8. Theater-ÁÀnzeigen, In der Börsen-

9, Familien-Nachrichten, beilage, e

E E ————

Cöln, Dresden, Dortmund, Frankfurt a.M., Halle a.S., Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Prag, Straf- burg i. E., Stuttgart, Wiea, Zürich und deren Agenten, sowie alle übrigen arößeren Annouceu-Bureaus,

K

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen,

[5158] Steckbrief. i Der unten näher bezeichnete, wegen {weren Dieh- \stahls im Rückfalle zu einer Zuchthauéëstrafe von 5 Jahren verurtheilte Strafgefangene Arbeiter Peter Flors Iordan hat Gelegenheit gefunden, bei der Außenarbeit auf dem hiesigen Ansftalts- firhhofé zu entkommen. Wir ersuchen ergebenst, ihn im Betretungsfalle arretiren und an uns abliefern lassen zu wollen. Reudsburg, den: 1. Juli 1875. Königliche Direktion der Strafaustalt. Sig- ualemeut. Vorname: Peter Flors, Zuname : Jordan, Alter: 36 Jahre, Geburtsort: Wißwort, Wohnort : Altona, Religion : evangelisch, &tand und Gewerbe: Arbeiter, Größe: 1 Meter 78 Centimeter, Haare: \{warz, Stirn: frei, Augenbrauen: s{warz, Augen: braun, Nase und Mund: gewöhulich, Bart: rasirt, Zähne: gut, Gesichtsbildung: oval, Gesichtsfarbe: gesund, Gestalt: groß, Sprache: deuts{, besondere Kennzeichen: keine. DSGWAG, _Eine braune Drillichjacke, ein Paar braune Drillihhosen, ein Paar blau und weiß karrirte Strümpfe, eine braune Drillichweste, cin blau und weiß karrirtes Halstuch Nr. 394, ein Callicot-Hemde Nr. 394, ein blau und weiß fkarrirtes Schnupftuch Nr. 394, eine braune Tuchmüße mit Schirm, ein Paar Schuhe, ein Paar Ie von grauem Drillich;, eine blaue Flanell- e1vbInde.

Ediktal - Borladung. Gegen folgende Militärs pflichtige: 1) Nicolaus Althaus aus Birkenfelde, geb. 27. Februar 1852, 2) Georg Ferdinand Bingel aus Freienhagen, geb. 14. August 1851, 3) Christoph Aschof aus Freienhagen, geb. 26. Oktober 1852, 4) Martin Mühlhausen aus Fretterode, geb. 12. Sep- tember 1852, 5) Caspar Schneider aus Großtöpfer, eb. 28. Oktober 1852, 6) August Breitenbach aus eiligenstadl, geb. 1, April 1852, 7) Anton Hell- riegel aus Heiligenstadt, geb, 21. Dezember 1852,

1852, 9) Christoph Joseph Mulihauf aus Heiligen- stadt, geb. 30. Mai 1852, 10) Jakob Günther aus Kefferhausen, geb. 28. Dezember 1852, 11) Franz Schuchardt aus Kefferhausen, geb. 5. September 1852, 12) Wilhelm Schedel aus Kella, geb. 26. Mai 1852, 13) Friedrich Schneider aus Kella, geb. 30. Juli 1852, 14) Georg Wilhelm Wißel aus Küllstedt, geb. 24. September 1850, 15) Anton Rindsland aus Lengen- feld,» geb. 17. April 1850, 16) Johannes Müller aus Lutter, geb. 2. März 1852, 17) Johannes Heinrich Otto aus Lutter, geb, 5. Februar 1851, 18) Nicolaus Diezemann aus Mengelrode, geb. 3. November 1852, 19) Franz Adler aus Schönhagen, geb. 3, November 1852, 20) Ludwig Friedrich August Biel aus Uder, geb. 21. März 1852, 21) Adam Albrecht aus Uder, geb. 29, November 1852, 22) Andreas Gries aus Uder geb. 20. März 1852, 23) Joseph Lerch aus Wachstedt geb. 18, Oktober 1851, 24) Christoph Boehme aus ILachstedt, geb. 10. September 1852, ist auf Grund der Anklage der hiesigen Königlichen Staats-Anwalt- {aft vom 6. Februar cr. die Untersuchung in Ge- mäßheit des §. 140 des Strafgeseßbuchs heute be- {lossen worden, weil sie sich dem Eiatritt in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte dadurch zu entziehen gesuht, daß fie ohne Erlaubniß das Gebiet des Deutschen Reichs verlafsen haben. Da der jeßige Aufenthalsort der Angeklagten unbekannt ist, so werden dieselben vorgeladen, in dem zur mündlichen Verhandlung der Sache vor dem unter- eichneten Gerichte auf den 24.. September 1875, ormittags 11 Uhr, anberaumten Termine in dem nig et Nr. 13 des hiesigen Schloßgebäudes persönlich zu erscheinen und die zu ihrer Vertheidi- gung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu ringen oder so zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können, widrigenfalls mit der Untersuchung und Ent- scheidung in contumaciam verfahren werden wird.

8) Friedrich Martin aus Heiligenstadt, geb. 24, Juni

Deittgen tee den 22. Mai 1875. Königliches Kreisgericht. I, Abtheilung,

[5122] Oeffeutliche Borladung.

Auf von der Staatsanwaltschaft hier erhobene

Anklage find: G E

1) Der -Dienstknecht Gottlieb Christoph Siebert aus Altendorf bei Kelbra,

wegen . dringenden Ve: j eines einfahen und {weren Diebstahls auf Grund der 88. 242 und 243, Ziffer 2, des Reichsftrafgesetzbuchs,

2) August Friedrich Bernhard Wallrodt aus der Altitadt Frankenhausen, geboren den 23. Fe- bruar 1851,

3) Friedrich Christian Bauersfeld aus Steinthaleben, geboren den 19. August 1852 zu Bendeleben,

4) Karl Christian Ernst Herfurth aus Franken- hausen, geboren den 31. Mai 1851, :

5) Karl Wilhelm August König aus Schlotheim, geboren den 6. Februar 1852,

die unter 2 bis 5 Genannten

wegen dringenden Verdachts , das sie das Reichsgebiet ohne Erlaubniß verlassen haben oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Reichsgebietes aufhalten, um sich dadurch dem Eintritte in den Dienst e stehenden Heeres oder der Flotte zu ent- ziehen,

auf Grund des §. 140 des Reichsstrafgeseßbuchs

von uns in den Anklagestand verseßt worden.

Da der Aufenthalt der genannten Angeklagten Siebert, Wallrodt, Bauersfeld, Herfurth, König un- bekannt ift, so werden dieselben nah Artikel 218 der Strafprozeßordnung hiermit öffentli geladen, zu den vor dem unterzeihneten Kreisgerichte

den 15. Oktober d. Is, von Bormittags Uhr an,

segen fie anberaumten Hauptverhandlungen zu er-

einen.

Im Falle ihrer Nichtanwesenheit zur Zeit des Aufrufs der betreffenden Sache wird die bezügliche

Hauptverhandlung denncch abgehalten und eine end-

Verdachts der Verübung |

lihe Entscheidung eriheilt, üterhaupt nach Artikel 219 der Strafprozeßordnung verfahren werden.

In der Sache gegen Siebert werden als Beweis- mittel in der Hauptverhandlung das Zeugniß des Amtmanns Neidhold auf der Numburg, das des Eduard Walther und die Akten der Voruntersuchung, in den Sachen gegen Wallrodt, Bauersfeld, Her- furth, König lediglih die in diesen. Sachen ergange- nen Üntersuchungsakten gebrauht werden.

Sondershausen, den 27. Junif1875.

Das gemeinschaftliche Kreisgericht. R. Helmkampf.

Subhastationen, Aufgebote, Vor- ladungen u. dergl.

[3325] Ediftal-Citation,

Die Ehefrau des Klempners Adolph Sthroe- der, Christiane, geb, Kohrdt, zu Tribsees, hat vor- getragen, daß fie ih im ahre 1866 mit ihrem Ehemanne verheirathet habe, daß derselbe sie im Jahre 1870 von Tribsees aus, wohin sie von Rich- teuberg verzogen seien, verlaffen und seitdem über seinen Aufenthalt nicht die geringste Nachricht gege- ben habe. Sie hat deshalb wegen böslicher Ver- lassung gegen ihn geklagt und beantragt: das zwi- schen dem Beklagten und ihr bestehende Band der Ehe zu trenuen, den Beklagten für den alleinigen {huldigen Theil zu erklären und ihm die Kosten zur Laft zu legen.

Da der jeßige Aufenthalt des Klempners Adolyh Schroeder unbekannt ist, wird derselbe hiermit edik- taliter geladen:

am 26, November 1875,

Mittags 12 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle im Sißungszimmer Nr. 1 zur Beantwortung der Klage und mündlichen Ver- handlung der Sache zu erscheinen, widrigenfalls die in der Klage angeführten Thatsachen für zugestanden erachtet werden sollen, auch nach Ableistung des