1875 / 178 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 31 Jul 1875 18:00:01 GMT) scan diff

burg-Lippe\che Ablösungs-Tilgungskasse, Schuldverschreibun- gen. Ungaris he Bodenkredit-Aktien-Gesellshaft, Pfandbriefe.

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Nichtamkliches. Deutsches Nei

Preußen. Berlin, 31. Juli. In den deutschen Münzstätten find bis zum 17. Iuli 1875 geprägt: an Goldmünzen: 885,539,460 #4 Doppelkronen, 264,101,300 6 Kronen; an Silbermünzen : 20,915,175 # 5 - Markstücke, 76,018,537 M 1-Marksiücke, 16,809,191 # 40 Z 20- Pfennigstükez an Nickelmünzen: 8,402,078 A 79 Z 10- Pfennigstücke, 4,188,402 4 05 „S 5-Pfennigstücke; an Kupfer- münzen: 3,235,659 (4 16 .Z 2 -Pfennigstücke; 1,577,837 M 10 S 1-Pfennigstücke. Gesammtausprägung: an Goldmünzen: 1,149,640,7€0 6; an Silbermünzen: 113,742,903 H 40 F; an Nickelmünzen: 12,590,480 4 75 Zz an Kupfermünzen: 4,813,496 M. 26 S.

Zur Charakterisirung der Sachlage, aus welcher die internationale Organisation des Maß- und Ge- wichtswesens hervorgegangen ift, werden hiermit nach den Protokollen cinige Erklärungen, welhe von dem deutschen Delegirten, Professor Dr. Förster, in den Konferenzen der wissen- \haftlichen Delegirten abgegeben worden sind, und sodann einige Stellen aus dem Vortrage mitgetheilt, mit welchem der fran- zösische Delegirte Hr. Dumas, Sekretär der Akademie der Wissen- schaften zu Paris, der diplomatishen Konferenz die Berathungs- Resultate der wissenschaftlihen Delegirten dargelegt hat.

Professor Dr. Förster hat in der ersten Sitzung der Spezial- Fonferenz am 4. März 1875 Folgendes erklärt:

„Meine Instruktionen fordern als die Vorbedingung der ferneren Betheiligung Deutschlands an irgend einer gemeinsamen Unternehs mung auf dem Gebiete des Maß- und Gewichtswesens die Begrün- dung einer wissenschaftlichen Institution von internationalem und neu- tralem Charakter, welcher die Feststellung, die Aufbewahrung und die künftige Anwendung der metrischen Prototype übertragen werden muß, und welche selbst unter die aus\cließlihe Leitung einer inter- nationalen Kommisfion gestellt werden muß, deren Mitglieder von den an der vertragsmäßigen Organisation betheiligten Regierungen zu er- uennen sind. Der Siß dieser internationalen Maß- und Gewichts- institution würde Paris fein, wenn die französische Regierung dieselbe in E vollkommen neutralen und unabhängigen Gestalt anneh- men will.

Ich bemerke, daß diese meine Instruktionen nicht neu sind. Es sind genau dieselben, welche ih bereits für die Versammlung der in- ternationalen Meterkommission im Jahre 1872 empfangen hatte, und welche ic bereits zu vertreten Gelegenheit hatte, als mir in jener Konferenz der Vorsiß der Subkommission Nr. 7, deren Aufgabe aus- ihließlich die Vorberathung einer internationalen Maß- und Gewichts- organisation sein sollte, Übertragen worden war. Jene Anforde- rungen meiner Instruktion haben alsdann in allen wesent- lihen Punkten Aufnahme gefunden in einem fast einstimmi-

en Beschlusse der internationalen Kommission. Jn diesem Be- chlusse*) if bereits der allgemeine Zweck und die Wichtigkeit der Einrichtung eines internationalen Maß- und Gewichtsbureaus fo flar und vollständig ausgedrüdckt, daß ih nichts hinzuzufügen habe. Mit meinen Instruktionen befinde ih mich demnach, so zu Taae, im Herzen der Forderungen, welche von der großen Mehrheit der Fach- männer aller Nationen aufgestellt worden find, um eine vollständige und dauerhafte Reform der höchst unbefriedigenden Lage herbeizufüh- ren, in welcher sich gegenwärtig die Wissenshaft und die Präzisions- mechanik in Bezug In die genaue und gleihförmige Kenntniß und Anwendung der metrischen Einheiten befindet.

Ich erlaube mir auf den Tisch der Spezialkommission das erste Druckexemplar einer Arbeit niederzulegen, welche von einem meiner Mitarbeiter bei der deutschen Normal-Eihungskommission gausge- Führt wordcn ift, und welche kritishe Studien über die Veränderlich- Feit der Platingewichte enthält, auf Grund der sämmtlichen Präzisions- vergleichungen, welche bisher in allen Ländern mit Normalgewichts- stücken dieser Art ausgeführt worden sind.

Diese Abhandlung ist geeignet, durch das, was sie sagt, und nicht sagt, deutlich erkennen zu (assen. von welcher Art die s{werwiegenden Ungenauigkeiten und- die Kraft- und Zeitverluste innerhalb eines Zu- O der Maßwifsenshaften find, welcher niht andauernd dur

rgane von hohem Verständniß kritisch überwacht wird.“

In einer der folgenden Sizungen hat der deutsche Delegirte ferner erklärt, daß es für alle diejenigen Nationen, welche das metrishe System angenommen hätten, von der größten Bedeu” tung sei, nunmehr für die ganz allgemeine Annahme und Ver- breitung desselben nahdrücklih zu wirken. Die entscheidensten Maßregeln in dieser Beziehung würden aber diejenigen sein, welche zur gemeinsamen wissenschaftlihen Vervolllommnung des metri- schen Systems ergriffen würden ; denn überall sei die Annahme des metrishen Systems durhch die energishen Forderungen der Männer der Wissenschaft und der Präzisionstehnik, welhe in der Lage gewesen seien, die methodishen Vorzüge desselben zu würdigen, entschieden worden. Der öffentliche Verkehr werde nie- mals direkt durch irgend welhe Vorzüge eines Maß- und Ge- wichts\yftems bestimmt werden, dasselbe anzunehmen, sondern er werde, entspre end der natürlichen Trägheit aller Gewohnheits- verhältnifse, stets die Neigung haben, bei dem Hergebrachten zu verharren. Man dürfe also, wie von Seiten eines Gegners der internationalen Maß- und Gewichtsorganisation in der Versamm- [lung geschehen, niht behaupten, die leßtere sei unnöthig, weil der öffentlihe Verkehr keiner solchen O bedürfe.

Es müßten die Fortschritte, welhe sich ers sehr allmählih auch innerhalb des öffentlihen Verkehrs als tiefe Wohlthaten er- Fennbar machten, demselben stets dur die energishere Erkennt- niß derjenigen Gebiete menshliher Arbeit, welhe mit bewußter Methode verfahren, zum eigenen Besten aufgedrungen werden. Man werde demnah am sichersten an der für allen menschlihen Verkehr erstrebenswerthen Gleichartigkeit der Maß- und Gewichts- einrihtungen arbeiten, wenn man die Interessen der Wissen- \cchafi und Präzisionstechn ik auch derjenigen Länder, welche das metrishe System noh niht angenommen haben, dur innere Vervollkommnung und Sicherung der Fundamental-Einrihtungen desselben, wie sie allein dur eine centrale wissenschaftliche Orga- nisation erreiht werden könne, definitiv für dasselbe gewinne.

In demselben Sinne, . wie der deutshe Delegirte, haben fi der Delegirte der Schweiz, Professor Hirsch, der spanische Delegirte, General Ibañez, der russische Delegirte, Professor Wild, und der österreihishe Delegirte, Professor Herr, nahdrück- list an den Berathungen betheiligt.

*) Die wesentlichsten Bestimmungen dieses Beshlufses sind im Art. 6 des Vertrages vom 20, Mai 1875 Verab

In der Rede des französishen Delegirten, Hrn. Dumas, in der 2. Sizung vom 12. April 1875 heißt es zum Schlusse:

„Es genügt nicht, daß in einem gegebenen Zeitpunkte Kopien des Urmaßes und Urgewichtes, hervorgegangen aus den Händen geshickter Künstler und durch genaue Prüfungsmethoden kontrolirt, den verschie- denen Staaten geliefert werden, welhe die Anwendung des metrischen Maß- und Gewichtssystems adoptiren wollen; es muß hinzukommen eine Einrichtung, durch welche die Beziehungen, die zwischen den Kopien und den gemeinsam“ aufzubewahrenden Originalen stattfinden, jederzeit verifizirt und nach Do berichtigt werden können.

Um ferner das Vertrauen aufrecht zu erhalten, welches die Grundlagen des Maß- und Gewichtssystems in den einzelnen Staaten genießen müssen, wird es nothwendig sein, stets den Fortschritten der Wissenschaft und Präzision zu folgen und in einer dauernden Central- institution die Kopien des Urmaßes und Urgewichtes zum mindesten jedesmal dann aufs Neue zu verifiziren, wenn irgend ein erheblicher Fortschritt in der Kenntniß der Vergleihungsmethoden und der Eigen- schaften des Materials eingetreten ift, und jedesmal, wenn fich irgend ein Zweifel über dic Zuverlässigkeit und Beständigkeit irgend einer dér Kopien ergeben hat.

Die Oeffentlichkeit, gewöhnt, die Wohlthaten der Wissenschaft als Naturgaben wie Licht und Luft hinzunehmen, könnte fragen : wozu so viele Feinheiten nothwendig sind. Jch brauche indeß in einer Versammlung vou Männern, welche gewöhnt sind, die fun- damentale Bedeutung der höchften Wahrheiten des Rechtes und der Moral für das menschliche Geshle{t zu würdigen, nicht die Vertheidigung eines Unternehmens zu führen, welches befiimmt ist, als Ausgangs- und Mittelpunkt für die Anwendung aller Hülfsmittel zu dienen, die zur Entdeckung und Verbreitung der höch- sten Wahrheiten der Naturerkenntniß führen. Das Menschengeschlecht ift bereits vereinigt auf dem Gebiete des Zablenreiches vermittelst des dezimalen Systems, möge nun auch eine noch engere Vereinigung ge- gelingen dur eine gemeinsame Behandlung der konkreten Daxrstellun- gen des Zählenreiches vermittelst der allgemeinen und gleihartigen Anwendung der Bezeichnungen uüd der Grundtypen des dezimalen metrischen Systems!“

Die in der gestrigen Nummer d. Bl. nach der sorgfältigen Arbeit des Dr. V. Hensen aus dem neuesten Jahresberiht der Kommission zur wissenschaftlihen Untersuhung der deutschen Meere mitgetheilten Angaben aus dem Ergebniß der statistischen Ermittelungen über den Betrieb der Seefischerei an den deutshen Küsten ftüßen fh auf von der Kommission aus- gegebenen Fragebogen, welche im Wesentlihen die angegebenen Rubriken enthielten. Diese Fragebogen find aus einzelnen Kreisen z. B. aus Rügen, einigen Theilen der Haffe, und zwar sehr genau, durch Fischereibeamte, die sog. Fischkieper beantwortet, andere wieder von den Landrathsämtern auf Grund: von Ver- nehmungen der betreffenden Ortsvorstände, eine Reihe auch von den Bürgermeistern der Städte, weitere von \ahverftändigen Fishhändlern, sehr viele endlih direkt von den Ortsvorstehern, mit oder ohne Hülfe der Fischer, älterer Leute, ausgefüllt worden. Werden die erhaltenen Zahlen auf die Küstenlänge bezogen, welche für das Deutsche Reich an der Ostsee roh 180,25 Meilen ausmaht, so kommen im Gesammtdurchshnitt auf eine Meile Küste ohne Bérüksichtigung der Haffs 2,65 Fischerorte mit 25,6 gewerbsmäßigen Fischern, 16,7 Gehülfen derselben und 14,7 Ge- legenheitsfishern. Diese 57 Fischer besuchen auf 26,2 Böten eine Fläche von 1,91, Qu.-Meilen. An der Nordsee stellt sih die Küstenentwicklung des Deutschen Reichs, Helgoland mit einge- rehnet, auf 72 Meilen; es entfallen mithin auf jede Meile der- selben nur 1,35 Fischerorte mit 13,6 gewerbsmäßigen Fischern, 12,4 Gehülfen derselben und 5,7 Gelegenheitsfishern, welhe mit 8,9 Fahrzeugen 7 Qu.-Meilen befishen. Vergleicht man die Küsten- länge der einzelnen Staaten resp. Provinzen mit. dem befishten Gebiet, so ergiebt \sich für die Ofisee, daß Mecklenburg mit nur 1,15 Qu.-Meilen und ‘Schleswig-Holstein, einschließli Lübeck und Ostseeküfte von Oldenburg, mit 1,49 Qu:-Meilen pr. Meile am wenigsten ausgedehnt fishen; Pommern dagegen hat 2,42 (mit Köslin 2,91, Stettin 4,14, Stralsund 1,56 Qu.-Meilen) und Preußen 1,93 (mit Königsberg 2,03, Danzig 2,19 Qu.-Meilen) pr. Meile. Die hohe Zahl für Stettin entsteht namentlich dur

* die Aalbecker Fischerei, die si bis weit an die Ostküste Rügens hinauf

ausdehnt. Wird die Anzahl der Fahrzeuge per Meile mit der pro Meile befischten Fläche multiplizirt, so tritt der numerishe Aus- druck für die Bedeutsamkeit der Fischerei pro Meile Küste zu Tage. Es ergiebt sich, die mittlere Bedeutsamkeit = 1 geseßt, für Königsberg 0,5, Danzig 1,95, Cöslin 0,86, Stettin 2,73, Stralsund 1,15, Mecklenburg 0,39, Schleswig - Holstein - mit Lübeck und Oldenburg 0,81; wird das einshlägige Ergebniß der Provinz Preußen als mittlere Bedeutsamkeit. = an- genommen, \o beträgt für Pommern die entsprechende Zahl 1,36, für Mecklenburg, Schleswig-Holstein u. \. w. 0,67. Der Fischereibetrieb in Mecklenburg is also am unbedeutendf|ten, dann folgt der Regierungs-Bezirk Königsberg, Schleswig-Holstein und Regierungs-Bezirk Cöslin, während gleichwohl sich hierbei für die westliheren Theile in Folge einer größeren Anzahl der Fahrzeuge das Verhältniß noch günstiger gestaltet. Auf die Zahl der Fischer nämlih berehnet, beträgt der Ausdruck der relativen Bedeutung des Betriebes für Mecklenburg nur 0,23, für Schleswig-Holstein 0,61, Königsberg 0,72, Stralsund 1,07, Köslin 1,24, Danzig 1,99, Stettin 3,58. Die Dichte der Böte in den Haffen ist fast vier Mal so groß, wie an der Küste, sie steigt von Osten nach Westen. An der Küste ist das Mittel der Dichte 13,7. Dies Mittel wird an dem westlihen Theil ein wenig überschritten, ösilih bleibt die Dichte etwas zurück, na- mentlich in Pommern mit 11,6 Böten per Qu.-Meile. Daß Preußen günstiger fteht, Denn namentlich auf der Dichte der Befishung im Danziger Bezirk (20,3).

Anträge auf Gnadenbewilligungen für Hinter- bliebene von Militärpersonen der Unterklassen kön- nen nur noch dann berüfihtigt werden, wenn fie sh auf ärzt- liche Zeugnisse stüßen, die für die Beurtheilung und Entschei- dung der Frage über den ursählihen Zusammenhang des Todes der betreffenden Personen mit dem Feldzuge von 1870/71 posi- tive Momente ergeben und namentlich darüber Aufschluß ver- \chaffen, ob die \ Leute entweder thatsählih \{chon im Kriege selbst an Zuftänden gelitten haben, welche die Entwickelung der \päter hervorgetretenen tödtlihen Leiden begünstigen, oder sehr bald nah ihrer Entlassung an solhen Zuständen oder Leiden erkrankt find. Die Seugnins müssen fih über den- ursächlichen Zusammenhang des Todes mit dem Feldzuge um \o bestimmter aussprechen, je später der Todesfall eingetreten ist, je weniger also - dieser Zusammenhang präsumirt werden kann. Wenn diese nothwendigen positiven Unterlagen nicht beschafft werden können. vielmehr nur Hypothesen und Vermuthungen den An- trägen zur Seite steher, so werden leßtere zurückgewiesen werden.

Die geschäftlihe Thätigkeit eines Eisenbahn-Kon- \sortiums - fällt, nach einem Erkenntniß des Ober - Tri- bunals (Il. Senat) vom 24. Juni d. I., nit unter die Be- stimmungen des und zwar unter die Lehre von den Verträgen über Handlungen.

In der Königlihen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u, Sohn hier ift eine neue, am 1, Juni abgeschlossene „Rang-

delsrechts, sondern unter das Civilrecht,

und Quartier-; sowie Anciennetäts-Liste der Kaiser. lihen Marine für das Jahr 1875“ erschienen, Dieselbe,

redigirt in der Kaiserlichen Admiralität, enthält ein vollftändiges |

Verzeichniß aller der Kaiserlihen Marine angehörigen Offiziere,

Aerzte und Beamten sinshließliG der der Marine-Reserve und |

Seewehr, des See-Bataillons und der See-Artilerie-Abtheilung, ferner eine Liste der Kricgs\hiffe und Kriegs - Fahrzeuge sowie der Fahrzeuge zum Hafendienst , und \ genaue Verzeihniß der Stäbe der in Dienst gestellten, in hej:

mischen und in ausländishen Gewässern sich befindenden Schiffe F

und Fahrzeuge.

Am 28. d. ftarb Graf Adolf Wilhelm Hans v. Königs- marck-Berlitt, Wirkliher Geheimer Rath und Vize-Ober- Schloßhauptmann, Domherr zu Havelberg, Vorfißender des Kom: munal-Landtags der Kurmark Brandenburg, Mitglied für die Kriegs\{hulden-Angelegenheit des Erften kurmärkishen Verbandes, sowie Mitglied des Engeren Aus\{huf}ses der Hauptritterschafts- Direktion der Kur- und Neumark. (

Am 28. d. M. verschied im Schlosse zu Lanke bej Biesenthal die Gemahlin des Oberst-Kämmerers Grafen Redern, Die feierlihe Beisczung der Verftorbenen soll am Montag, den 2.' August d. I., Mittags 12 Uhr, in der Kirhe zu Görlsdorf bei Angermünde erfolgen.

Breslau, 31. Juli. (W. T. B.) Wie der „Breslauer Morgenzeitung“ aus Neisse gemeldet wird, hat der Fürst bishof Dr. Foerster dem Ober - Präsidenten unter Bezug- nahme auf die betreffende Kabinets-Ordre abermals die beab-

fihügte Berufung eines Priesters zum Regens der geistlichen |

Anstalt angezeigt.

Baden. Karlsruhe, 29. Juli. Der altkatholishe Bi- \{of Dr. Reinkens wird zur Spendung des Sakraments der Firmung am nächsten Sonnabend Abend hier eintreffen. Die in

Offenburg am 24. d. unter Vorsit des Bischofs Reinkens ab- |

gehaltene Konferenz von 17 altkatholishen Geistlihen und 39 weltlihen Kirhenvorstands - Mitgliedern hatte neben der Anbah- nung des äußeren und inneren Ausbaues des Altkatholizismus, sowie der Ordnung des Vereinswesens 2c., besonders die Haltung gegenüber dem Geseßesparagraphen über die Gemeindebildung bei einer „erheblihen Anzahl altkatholisher Gemeindeglieder“ ‘zum Zweck. Es wurde beschlossen, dahin zu wirken, daß ein die Rechte der Altkatholiken bestimmter wahrender Ausdruck bei der nächsten Landtagsfißung zur Annahme gelange.

Lübe, 28. Iuli. Das Steuerdepartement hat dem Senate Bericht und Abrehnung über seine Verwaltung im Jahre 1874 erstattet, aus welcher hervorgeht, daß die jährliche Steigerung des Ertrages der Einkommensteuer seit ihrer Basi-

rung auf der Selbstshäßzung der Stenerpflihtigen im Jahre F

1869 auch im - vorigen Jahre wieder stattgefunden hat. Auf Grund eines Reinertrages der Steuer im Jahre 1873 von 322,850 Ct. Mk. war der Ertrag für 1874 auf 306,000 Ct. M. veranschlagt, hat jedoch 359,400 Ct. Mk. erbracht, also 53,400 über den Anschlag und 36,550 Ct. Mk. mehr, als das Vorjahr. Am Schluß des Iahres versteuerten 16,909 Kontri- buenten ein Einkommen von 19,103,300 Ct. Mk, während im Jahre vorher 16,053 Kontribuenten für 17,039,000 Ct. Mk. fteuerten ; das durchs\chnittlihe steuerbare Einkommen betrug also 1129. 7 Ct. Mk. in 1874 gegen 1076. 8 Ct. Mk. in 1873; die durchschnittlihe Steuer des einzelnen Kontribuenten war 21 Mk. 14,57 Schill. in 1874 und nur 20 Mk. 10,93 Schill. in 1873. Die Erbschaftsfteuer, welhe ebenfalls Seitens des Steuer- departements erhoben ward, fich jedoch der Natur der Sache nach im Voraus sehr \{chwer schäßen läßt, hat 59,927 Ct. Mk, erbracht, während nur 24,000 Ct. Mk. als Voranschlag ins Budget aufgenommen waren.

Desterreich-Ungarn. Wien, 29. Juli. Die Kaiserin hat heute die Reise von Ischl nach Sassetot angetreten, Der Erzherzog Kronprinz Rudolf if heute von Schönbrunn nah Ischl abgereist. :

Der Vize-Präsident des preußishen Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Camphausen is in Innsbruck angekommen.

31. Juli. (W. T. B.) Nah der „Neuen freien Presse“ beträgt der Gesammtanspru}h des Kriegs-Ministers im Budget pro 1876, mit Aus\{chluß der Forderung für die Ma- rine, 103,430,000 SLl., wovon 92,230,000 Fl. auf das Ordi- narium, 11,200,000 Fl, auf das Extraordinarium entfallen. Gegen das Budget von 1875 stellt \sich daher ein Nettomehr- erforderniß von 7,173,572 Fl. heraus, und es würde fih, falls von dem außerordentlichen Mchrerforderniß von 6 Millionen für Kanonen abgesehen wird, die pro 1876 etatisirte Forderung noch i Os Fl. niedriger, als die pro 1875 veranschlagte be- aufen.

Großbritannien und Frland. LonDon, 830. Juli (W. T. W.) Das Oberhaus hat die Konzession zum Bau eines unter dem Kanal von la Manche hinfüh- renden Tunnels in dritter Lesung genehmigt. Das Unterhaus nahm die Vorlage über die Handelsschiffe in zweiter Lesung einstimmig an. Auf eine bezüglihe Anfrage Denisons erklärte der Unterstaats\ekretär im Departement des Auswärtigen, Bourke, der englishen Regierung sei keine Ein- ladung zur Theilnahme an einer weiteren Konferenz über die völkerrechtlihen Gewohnheiten im Kriege gzuge gangen, auch seien die Ansichten derselben über diesen Gegenstand unverändert die nämlichen, wie früher. Auf eine weitere Anfrage O'Clery's bestätigte Bourke, daß verschiedene Ortschaften an der kantabrischen Küste dur eine spanische Fregatte bombardirt worden seien; derselbe fügte hinzu, wie er nicht glaube, daß etwaige Vorstel- lungen dagegen irgend welhen Erfolg haben würden, \o sehr er auch die Leiden derer zu mildern wünsche, die am Kampfe selbst nit aktiv theilnähmen. Endlich beantwortete der Unter- ftaatssekretär im Departement der Kolonien, Lowther, eine An- frage Hugessens dahin, daß seit langer Zeit {hon Verhand- lungen mit der französishen Regierung über einen Territorialaustausch an der afrikanischen Westküste gepflogen würden, daß dieselben aber bis jezt noch zu keinem bestimmten Ergebniß geführt hätten.

i ankreich. Paris, 30. Juli. mission ist nah den leßten Wahlen aus folgenden Abgeord- nenet zusammengeseßt: d'Aboville, Combier, Kergorlay, Her

Die Nee

zog Larochefoucauld - Bie von der äußersten Rechten, de |

Bagneux de Beauville, de Ploeux von der gemäßigten Rechten,

de Barante, - Courbet-Poulard, Mettetal, Pagès-Duport und

Prétavoine vom reten Centrum, Moreau und Vingtain von F

der Gruppe Lavergne, Laboulaye, Philippoteaux, Ernft Picard, Rampont und Schérer vom linken Centrum, Arago, Noël-Par-

endlich das. V

- 60,280 bestätigt wurden.

fait, Rameau und Valentin von der Linken, Laurent Pichat und Lepère von der äußersten Linken.

Verfailles, 30. Juli. (W. T. B.) Die National- versammlung erledigte heute die Budgets für Landwirth- \haft, Handel und öffentlihe Arbeiten, und genehmigte die Er- richtung prafktisher Ackerbauschulen. Ferner wurde be- \{lo}sen, die Sizungen künftig eine Stunde früher, als seither beginnen zu lasen. Die Berichterstattung über die beantragte Aufhebung des Belagerungszustandes wurde bis nah den Ferien vertagt.

Spanien. Madrid, 30. Iuli. Nach über Paris einge- gangenen Nachrihten haben die Carlisten den Versuch gemacht, Logroño zu bombardiren, sind aber mit niht unerheblichen Verlusten zurückgeworfen worden.

Italien. Turin, 31. Juli. (W. T. B.) In dem hie- figen Strafhause haben die Gefangenen mit den Waffen in der Hand revoltirt. Nachdem zwei Wächter von ihnen ver- wundet waren, mußten die zu Hülfe gerufenen Truppen von den Waffen Gebrauch machen, worauf die Ordnung wiederhergestellt wurde. Die Untersuhung wegen dieses Vorfalls ist bereits ein-

eleitet.

E Palermo, 31. Juli. (W. T. B.) Bei den hierselbst statt- gehabten Wahlen zum Gemeinderath wurden 19 Mikt- glieder der liberalen und 5 der klerikalen Partei gewählt,

Türkei. Konstantinopel, 30. Juli. (W. T. B.) Das hier verbreitete Gerücht von einem bereits erfolgten Wechsel in der Person des Großvezirs - hat bis jetzt offiziel noch keine Bestätigung gefunden, doch wird in diplomatischen Kreisen die Demission des Großvezirs als demnächst bevorstehend erwartet.

Belgrad, 31. Iuli. (W. T. B.) Fürst Milan ist, von drei Adjutanten begleitet, in vergangener Naht im firengsten Inkognito nah Wien abgereist.

Numänien. Wie das „Telegraphen - Korrespondenz- Bureau“ vom 31. Juli aus Wien meldet, is Fürst Karl unlängst bei seinem Aufenthalt in Sinai erkrankt. Derselbe befindet sich indessen gegenwärtig wieder in der Besserung.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. Iuli. Der „Regierungs-Anzeiger“ theilt über den Gang der Los- kaufsoperation Folgendes mit: Vom 27. Oktober 1861 bis 1. Juli 1875 famen 62,584 Operationen zur Anzeige, von denen Betheiligt waren 4,863,598 Revisions- Seelen mit 16,854,804 Dessj. 1217 Faden Land, für welche eine Anleihe von 518,712,785 Rbl. 76 Kop. bewilligt is. Los- faufsurkunden wurden vorgestellt 23,203, davon bestätigt 22,539. Zum urkundlichen Loskauf schritten 2,449,833 Revisions-Seelen mit 9,152,241 Dessj. 1873 Faden Land; die bewilligte Anleihe beträgt 158,055,073 Rbl, 2 Kop. Außerdem kamen zur Prüfung, wurden aber niht bestätigt, 1700 Operationen und Urkunden, nicht gerechnet solche, zu welchen ergänzende Daten ge- fordert wurden. - Die Bilanz zum 1. Juli 1875 stellte sich auf 673,819,490 Rbl. 58 Kop. Die Personalhaft zahlungs- unfähiger Shuldner kann zufolge neuerer Bestimmungen auf Personen des Militärstandes nicht mehr zur Anwendung kommen. Der türkishe Botschafter ist gestern Abend mit der Warschauer Bahn von hier abgereist.

31. Juli. (W. T. B.) Der „Regierungsanzeiger“ ver- öffentliht den Urtheils\pruch des Senats in dem Prozeß gegen die des Hochverraths angeklagten vier Studenten, zwei Bürger und zwei Soldaten. Derselbe lautet bei zwei Studenten und den beiden Bürgérn auf \echs- bis zehnjährige Festungs- zwangsarbeit, bei den beiden Soldaten auf 14 jährige Haft in einer Militärstrafanstalt. Die beiden anderen Studenten wurden zu Arrest auf 6 resp. 10 Tage verurtheilt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. Juli, Die Fürstlih Waldeck\she Familie wird gegen Schluß dieses Monats am hiesigen Hof erwartet und wird circa 2 Monate hier verweilen. Die Ankunft des Königs in Upsala ge- legentlih seiner Reise nach Dalarne if auf den 15. August festgestelt. Ihre Majestät die Königin ift gestern nah der Hauptstadt zurückgekehrt. Se. Majestät der K önig und der Kronprinz empfingen Ihre Majestät auf dem Bahnhofe. Nach einem kurzen Aufenthalt im Königlichen Schlosse begab Ihre Majestät sh nach Drottningholm. Die heutige „Post och Inr. Tidn.“ enthält folgende Mittheilung: „Ihre Majestät die Königin hat sih, in Folge einer während des leßten Winters fih zeigenden Fettbildung in den Muskeln des Herzens, während des Monats Juni und eines Theiles des Juli in Marienbad einer Kur unterworfen und darauf einige Zeit in der Wasserkur- anstalt Wartenberg verweilt. Die Gesundheit Ihrer Majestät ist dadurgh allerdings verbessert, jedoch nicht so vollständig wieder- gewonnen worden, als daß Ihre Majestät nicht während der nächsten Zukunft die nöthige Vorficht beobahten und Alles zu vermeiden hätte, was störend, auf die jeßt beginnende Besserung einwirken fann.“

Nr. 31 des „Central-Blatts für das Deutsche Rei“, ge im Reichskanzler-Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag), at folgenden Inhalt : Allgemeine Verwaltungssachen : Mittheilungen über den Stand der Rinderpest; Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Zoll- und Steuerwesen: Errichtung von Zollftellen, Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen ; Uebersicht über die bis Ende Juni 1875 für Rechnung des Deutschen Reichs zur Einziehung geEA Landes-Silber- und Kupfermünzen. Handels- und (Bewerbewesen: Dispensation von ärztlicher Prüfung. Marine und Schiffahrt: Quarantäne-Vorschriften; Zweiter Nach- trag zur amtlichen Schiffsliste der deutshen Kriegs- und Handels- marine. Konsulat1vesen: Ernennungen.

Die Aunalen der Hydrographie und maritimen Meteorolo gie Nr. 13 und 14 (herausgegeben von der Kaiserlichen Admiralität) enthalten Folgendes: Aus den Reiseberihten S. M. S. „Ariadne“, Korv.-Kapt. Kühne. Bemerkungen über den Hafen von Nagasaki und die daselbst befindlichen Schiffbau- und Maschinenbau- Anlagen. Die Gruppe der „Klein Kei-Juseln." (Mit einer Karte.) Beschreibung der Küste von Viti-Levu (Fiji-Jnseln) und Segel- anweisung für die Route innerhalb des Barrière - Riffes der West-, Nord- und Nordostseite dieser Insel. Die klimatishen und Ge- Pridheita - Berpaltatte der Fiji- Inseln. —*Die Jnsel Hambur! ihre

atur, Klima und Küstenbeshreibung. —TUeber die Themsemündung und die Küste zwischen Hastings und Dungeneß. Beschreibung des Hafens von Livorno. Ansprache an das nautishe Publikum. Von der Direktion der Deutschen Seewarte.

Neichstags - Angelegenheiten.

__ Bei der im Herzogthum Lauenburg stattgehabten Ersatzwahl für den Abg. Krieger, dessen Mandat dur seine Beförderung zum Provinzial-Steuerdirektor erloschen war, if Hr. Krieger mit 3356 Stimmen gegen 2364, welche der Graf Bernstorff erhielt, wieder- gewählt worden,

Statistische Nachrichten.

Nah Mittheilung des städtischen statistishen Bureaus find bei den Standesämtern Berlins in der Woche vom 18. bis incl, 24. Suli zur Anmeldung gekommen: 225 Eheschließungen, 791 Lebendig- geborene, 26 Todtgeborene und 877 Sterbefälle,

Während der leßten zehn Jahre bat sich die Anzahl der Bewohner in den meisten Städten Schwedens vermehrt. Die größte Zunahme zeigt Söderbamn mit 77 % , demnächst kommt Sköfde mit 74, Halmstad, Oscarshamn und Skelleftea mit 50, Gothenburg mit 48, Lale, Hernösand, Sundsvall, Gefle und Iön- föping mit 40, Södertelje und Christianstadt mit 37, Esfkilstuna, Falföping, Gbristinehamn, Helsingborg und Landskrona mit 35, Malms und Upsala mit 30, Carlstadt mit 28 und Stockholm mit 18 %. Alle übrigen Städte haben unbedeutende Veränderungen auf- zuweisen. Der am dichtesten bevölkerte Landeétheil ist Malmöhus Län (Schonen) mit 7950 Personen. auf die Quadratmeile, demnächst folgt Gothenburg und Bohus Län mit 5580 Personen. Am spär- Dn ist Norbottens Län mit 92 Personen auf die Quadratmeile

evölkert,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin. Das bevorstehende Winter-Semester der hiesi- gen Universität beginnt mit dem 16, Oktober 1875 und dauert bis zum 1. April 1876. Die Zahl der Dozirenden wird in diesem Semester durch drei Professoren und drei Privatdozenten vermehrt werden und zwar in der theologishen Fakultät dur Hrn. Prof. Pfleiderer, in der juridishen durch Hrn. Prof. Goldshmidt und Hrn. Dr. Sranfen, in der philosophishen durch Hrn. Prof. Schrader, und die Privatdozènten Dr. Treu und Paulsen. Hr. Prof. Pfleiderer wixd über die biblishe Theologie des neuen Testaments, sowie über die evangelische Synoysis lesen, Hr. Prof. Goldschmidt über Handelsrecht mit Einschluß des Wechsel-, See- und Versicherungsrehts, Hr. Dr. Franken über französishes Vormundschaftöreht. Hr. Prof. Schrader wird die S&rift und Sprache der Assyrer in Verbindung mit einer Keilschriftecklärung im hiefigen Museum lehren. Hr. Dr. Treu liest über die Geschichte der antiken Platten, Hr. Dr. Paulsen über Logik.

Der Bildhauer Professor Wolff hat bei seiner bevor- stehenden Uebersiedelung nach Weimar diejenigen seiner Modelle, welche sich auf Berlin und die Mark beziehen, dem Städtischen Museum geschenkt. Es befinden sich bierunter z. B. das HüÜlfs- modell für die Bildsäule der Kurfürstin Louise Henriette in Oranien- burg, die Büsten und Reliefs verschiedener um die Stadt verdienter Berliner, berühmter Künstler und Gelehrter. Das erwähnte Hülfs- modell is im Bibliotheksaal des Rathhauses zur Ansicht auf- gestellt. Das Pommersche Provinzial-Museum in Stralsund, welches couch mancherlei märkische Gegenstände enthält, hat von seinen Doubletten dem Städtischen Museum eine reihe Auswahl von Ge- räthen aus der Steinzeit (ca. 300 Nummern) zum Geschenk gemacht.

Im sogenannten Hußsaale des, Städelschen Instituts zu Frankfurt a. M. ift ein Theil der Malerei der Holzkehle her- unter gestürzt, glückliher Weise bei ges{hlossener Galerie und ohne ein Gemälde zu beshädigen. Die in dem erwähnten Saale befind- lihen Gemälde mußten entfernt und Lessings Huß dur einen Bretter- verschlag verdeckt werden.

In der Generalversammlung des Vereins für Anhal- tishe Geschichte und Alterthumskunde zu Dessau, am 97. Juli, berichtete der Vorsitzende, Hofrath Dr. Hosäus, zunächst, daß das zweite Heft der Mittheilungen, in welchem u. A. der im Harz- verein gehaltene Vortrag - des Pfarrers Stenzel über alt-anbalti]che Münzen erscheinen wird, bereits in Angriff genommen sei. Ein lân- gerer Vortrag des Hrn. Sanitäts-Rath Fränkel über eine Anzahl vor- geschihtliher Gegenstände, welche im Nebensaale auëêgestellt waren, sowie des Hrn. Regierungs-Rath Lange über die Sage vom Kröten- ringe, boten eine Fülle interessanten Stoffes. An der auf den leßteren Vortrag folgenden lebhaften Debatie betheiligte sich nament- lich Hr. Oberst v. Olszewski, welcher sich u. A. über die alt-slavishe Etappensträße und * über die zu defensiven Zwecken erbauten Burgwälle in den Elb- und Mulde- Niederungen aussprach und den Krötenring als ein von wendischen Frauen einer deutshen Herrin dargebrachtes uldigungszeichen auf- faßte. Anch wurde bei dieser Gelegenheit die Frage, welche Stämme vor den Slaven in Anhalt gesessen haben mögen, lebhaft besprochen, und von dem Hrn. Sanitäts-Rath Fränkel darauf hingewiesen, daß in dem Namen Köthen (Wald) und Schalaun offenbar kelti]sche Wur- zeln stecken. Danach machte uoch Prof. Dr. Böttger Mittheilung von den unter dem Hause des Hrn. Fleischermeister Fischer am Kl. Markt in Defsau gefundenen Münzen und legte drei derselben dem Vereine vor. Die guterhaltenen Münzen gehören den 60 Fahren von 1569 bis 1629 an. Seltenere Stücke sind einige Stralsunder und Braun-

\chweiger.

Oer Bezirks-Rabbiner Dr. Hochstädter zu Bad Ems hat an den „Rbein. Courier“ folgenden Nachtrag zu der vor Kurzem ver- öfentlihten Erklärung des Namens Amerika durch Jules Marcoue gesandt. Bekanntlich bilden in jeder Sprahe die Kon- fonanten den Kern eines Wortes und find gleihsam die Knochen des Wortkörpers, um welche sich das Fleisch des vokalen Ausdrucks oft verschiedenartig nah klimatischen Einflüssen entwickelt hat. Auf diese Wahrnehmung hat ja auch die Stenographie ihr Abkürzungsfystem gebaut. Bei den orientalishen Sprachen wie z. B. im Hebräischen, dessen Buchstaben cigentlich aus Konsonanten bestehen, wozu später die Punktation der Vokale eingeführt wurde if jener Kern am deutlichsten zu erkennen. Nun bilden hier die Konsonanten A Aleph, M Mem und R Resch ein Wort, welhes auch die Bedeutung von „Berg und Gebirg“, überhaupt vom „Hervorragenden“ hat. So werden die alten Gebirgsbewohner Palästina s in dem Ur- terte der Bibel Amor-iten genannt gegenüber den Thalbewohnern na’ dem Mittelmeere hin, welche Kanaane-iten (na der sich „nieder- beugenden*“ Gegend) heißen; und kommen diese Namen schon in der sogenannten Völkertafel (I. Mosis 10, 15 und 16), bei der dritten Generation na der Sündfluth und bei dem Bundesshluß des Stamm- vaters Abraham (das. 15,21) vor. So bedeutet auch Amir (Jefaia 17, 6 und 9) „Gipfel“ und „Wipfel" und leßtere Bedeutung hat auch nach den meisten alten Paraphrasen (wie z. B. d. Septuaginta) das Stammwort Aemer im plur. constr.:; Imre (1, M. 49, 21). Auch das arabishe Wort Emir, welhes weil der oben bezeichnete Kernstamm hier wie im Hebräishen auch den Begriff des „Sprechens* -und „Befehlens* in sich schließt gewöhnlich als eBe- fehlshaber“ gedeutet wird, involvirt zugleih den Begriff. des „Her- verragenden“, also „Häuptling“ 2c.; sowie im Chaldäischen und Syri- hen nah der dort üblichen Abwerfung des ersten schwachen Stamm- buhstabens (Aleph) Mar „Herr" oder „Oberhaupt“ bedeutet. Nach dieser Auseinandersezung, wonach die Kernstämme der Ursprachen gar oft ihre Verwandtschaft unter einander „darthun, if es mehr als wahrscheinlih, daß der Name Amer-ica wie Jules Marcoue be- hauptet, aus der Ucsprache der ältesten Bewohner des betreffenden „Hügellandes“ stammt und wie im orientalischen Amor-i 2c. „Ge- birgsbewohner“ bedeutet.

Auf Antrag der Budgetkommission richtete das norwegische Storthing in seiner leßten Session einstimmig an die Regierung das Ersuchen, die Frage in Erwägung nehmen |zu wollen, wieweit auf Grundlage der Zeichenshule eine weitergehende Unterrichtsanstalt einer Kunstakademie in Christiania errihtet werden köune. Fn dieser Veranlassung hat sich jeßt das Kirchendepartement an eine Anzahl Männer mit dem Ersuchen gewandt, zu einer Kommission zusammenzutreten und obige Frage in vorbereitende Erwägung zu iehen. Als Mitglieder dieser Kommission, welche Mitte nächsten

onats in Christiania ihre Sißungen beginnen wird, werden ge- nannt: die Professoren Gude und L. Dietrichson, Dr. M. Guldberg, Bildhauer Middelthun, Historienmaler Arbo, Architekt Schirmer jun. und âls Repräsentant der Stadt Christiania, der Vizevorsißende der Stadtverordneten Expeditions-Sekretär Oppen. Die konkurricenden Sk izzen zur Statue Christian IV. sind jeßt im Storthings- gebäude ausgestellt, „Ny illustr. Tid.* meint, daß sih die Stimmen

um eine Skizze von Jacobsen sammeln werden, während Bergsliens Skizze zu theatralisch in ihrer ganzen Halíung sein foll.

Ein Ueberrest des alten London wird demnächst zum Ab- bruch kommen, nämlich „Tabard Inn“, ein Gasthaus in South- work, welches schon der Dichter Chaucer als Sammelplaß für seine Wallfahrer in den „Canterbury Tales“ (zwischen 1393—1400 gedichtet) wählte. Das Haus is zwar nicht daselbe, wie zu Chaucers Zeit, denn die alte Herberge brannte 1676 ab; aber aus den Ruinen des alten ift der neue „Tabard* entstanden, und der Name ist dem Hauïse bis auf den heutigen Tag verblieben. L

Der botanische Garten der Universität zu Oxford enthält gege uwärtig eine Pflanze, welche durch ihre Pracht und Seltenheit von {eber den Kenner der tropischen Florawelt anzog: eine Agave oder amerikanische Alos in Blüthe, ein. ungewohntes Phä- nomen für die nördlihe Zone. Jhrer Art nach gehört fie der Spezies an, welche den botanishen Namen „Agave Amwericana foliis varie- gata“ führt. Die Höhe ihres noch nit völlig entwickelten Stammes beträgt bereits 20 Fuß. Ihr Durchmesser von der einen zur gegenüberstebenden Spiße ist 117 Fuß. Eines der größern Bläiter mißt 55 Fuß in Linge, 8 Zoll in Breite. Der Stamm, von welchem die Blätter ausgehen, hat gerade 6 Fuß im Umfang. Die Knospen entfalten sich stetig. In 2—3 Wehen, je nach der Stärke des Sonnenscheins, werden sie geöffnet sein. Dann wird die Pflanze in Blüthe bleiben bis zu Ende des Herbstes. Hierauf wird sie gänzlih absterben, wie es immer mit solhen Pflanzen der Fall ist, deren Blüthe den innersten Lebenssaft völlig aufzehrt. Die gewöhnliche Meinung, daß diese amerikanische Aloë erst im 100, Jahre ihre Blüthezeit erreihe, beruht, wie längst {hon von Humboldt er- wiesen wurde, auf einem Jrrthum. Unter den Tropen, wo ihr hin- länglihe Nahrungêmengé und unbeschränkter Raum zur Ausdehnung der Wurzel gegeben ift, erreiht sie ihre Reife- und Blüthezeit und stirbt ab in einer Periode von vielleicht 10 Jahren, In kälteren Himmelsstrichen, und wo ihre Wurzel auf den Raum eines Topfes, in dem fie heranwächst, eingeschränkt ist, bedarf fie verhältnißmäßig längere Zeit. Das Altex, in welchem sie gewöhnlich in England blühen, ist ungefähr 70 Jahre. Die jeßt blühende Agave im Ox- forder botanischen Garten wird höchstens 80 Jahre alt sein, da sie als junge Pflanze vor 70 Jahren daselbst eingebracht wurde.

Lanud- und Forstwirthschaft. s

Die „Köln. Ztg.“ erhält die Mittheilung, daß in einem 1873 neu angelegten Weinberge zu St. Goar am 28. d. die ersten reifen Frühburgundertrauben geshuitten wurden.

Dem Juliheft der Zeitschrift des landwirthshaftlichen Ver- eines in Bayern entnehmen wir über die Ernteaussichten in Bayern Folgendes: „Für die Wintergetreide, für die Wiesen und die erste Schur der Futterkcäuter kam der Regen zu spät; felbst für Sommergetreide theilweise. Nur in den rauheren Gegenden waren Hafer und Gerste in der Entwickelung zurück und haben den Regen noc zur reten Zeit bekommen, selbst hie und ba auch noch ein Stück Wintergetreide. Voraussichtlich wird der Ertrag der Ernte des Sommergetreides nunmehr ein ziemlih reicher werden und fihch der Ertrag der Ernte im Allgemeinen erhöhen. Kartoffeln stehen zur Zeit vielversprehend; Klee und Gras entwi&eln sich bei der feucht- warmen Witterung zusehends. Ueber Hopfen und Wein lauten die Nachrichten durchaus sehr günstig. Die regnerische Witterung ver- zögert die Getreideernte um einige Zeit, und es ift deßhalb begreiflich, daß die Preise in die Höhe gehen.“

Aus dem Fürstenthum Lippe wird dem „Wächter“ rück- sichtlih der Ernteaussichten unterm 26. Juli Folgendes berichtet : Der Sqchuitt des Roggens wird in dieser Woche in allen Gegenden des Fürftenthums, vielleicht mit Ausnahme von wenigen hoch gelege- nen Orten, seinen Anfang nehmen. Es wäre dem Landmann daher gutes Erntewetter sehr erwünscht. Leider scheint aber das Wetter seine Unbeständigkeit, durch welche dasselbe fich nun son feit 3 Mos- naten auszeichnet, noch beibehalten zu wollen, da jeden Tag der Regen droht. Was den augenblicklihen Stand der Früchte anlangt, so scheint der Roggen sowohl in Stroh wie in Körnern einen sehr guten Ertrag zu liefern. Man sieht nirgends ein wirkliches jchlechtes Roggenfeld. Mit dem Weizen dagegen sieht es nicht so gut aus. Fast in jedem Stücke bemerkt man Spuren des sog. Rostes. Einzelne Felder haben in Folge dessen eine schon in weiter Ferne bemerkbare chmußtzige Farbe angenommen, und kein Stück erfreut das Auge durch den hellen gelben Schein, der gesundem Weizen eigenthümlich ist. Auf den - Höhen tritt die Krankheitsersheinung weniger auf, wie in den engen Thälern und an den Abhängen der Berge. Es ist hiernach im Allgemeinen, soweit es das lippesche Land betrifft, auf eine gute Weizenernte niht zu rehnen, und da auch aus andern Gegeuden über den Weizenrost geklagt wird, so darf mit ziemlicher Gewißheit auf eine weitere Steigerung der Weizenpreise gerechnet werden. Die Sommerfrüchte haben bis jeßt noch ein recht gutes Aussehen, wenn auch die Gerste hinter den früheren Erwartungen zurückbleibt. Seit einigen Tagen zeigt sih fast bei allen Frühkar- toffeln die Kartoffelkrankheit, und steht deren baldige Fortpflanzung auch auf die späten Sorten sehr zu befürhten. Leßtere prangen in üppigster Fülle, und ihr Blumenflor ist ein prächtiger Anblick.

Camp a. Rh., 26. Juli. Wie nach Berichten in Geisenheim, so hat man auch in hiesiger Gemarkung bereits reife weiße Trauben gefunden. Bei Eintreten besserer und konstauter Witterung würde das in der langen Regenzeit Vernachläfsigte sich beim W:instock wohl bald einholen lassen.

Der internationale Getreide- und Saatenmarkt findet, wie bereits mitgetheilt, in diesem Jahre in Bien am 23. und 24. August ftatt, räumlih verbunden mit einer Maschinenausstellung für Müllerei, Bäckerei, Brauerei 2c. und mit einer internationalen Ausstellung diesjährigen Getreides, insbesondere österreichish-u-ga- rischer, russisher und rumänisher Provenienz, . Die österreichische Regierung hat für die Versammlung die Rotunde des Weltausstellungs- palastes zur Verfügung gestellt, und die österreihish-ungarischen, sowie eine Anzahl deutsher Transportanstalten haben den Mitgliedern dieses Marktes namhafte Fahrpreisermäßigungen gewährt. Auf der Tagesordnung der Versammlung steht die Erstattung von Referaten über den Ausfall der Ernte in den einzelnen Ländern Europas. An- meldungen zur Theilnahme an diesem Markt, welcher im vorigen Sahre von mehr als 3000 Interessenten des Getreidehandels besucht war, und dessen Reiz diesmal dur eine Reihe von Festlichkeiten er- höht wird, find an die Wiener Fruht- und Mehlbörse zu richten.

Nahh den bis zum 27, d. Mts, reichenden Nachrichten waren das Königreich Ungarn und Slavonien von der Rinder- pest frei. In Kroatien ist die Seuche in der Gemeinde Letovanic (Komitat Agram), erloschen, in der Gemeinde Marka (Komitat Kreuß) dagegen ausgebrochen. In der kroatisch-slavonischen Militär- grenze herrscht die Rinderpest in der Ortschaft Bodowalcze (Grenz- distrikt Neugradiska). Jn Rußland waren nach den bis Ende Juni bei dem Ministerium des Innern eingegangenen Berichten von der Seuche vorzugsweise heimgesuht die Gouvernements: Wolhynien, Kasan, Mohilew, Orel, Saratow, Tambow, Tobolsk und Jaroslaw. Außerdem zeigte sich die Seuche in den Gouvernements: Lublin, Minék, Penjsa, Poltawa, Smolensk und Charkow.

Ueber die Ernte Ungarns wird der „Magdeb. Ztg.“ gemel- det: „Bei Weizen beträgt die Shüttung von 6—12 niederösterreichi- hen Mebßen per 1600 Quadratklafter. Die Angaben des Qualitäts- gewihts divergiren von 80—86 Pfd. per niederöfterreihishe Mete. Die Weizenkörner find zumeist gedrückt, und werden brandige Weizen- forten in größerer Menge vorkommen, als im Vorjahre. Roggen \chüttet chwach. Das Qualitätsgewicht beträgt 77—80 Pfd. per niederösterreichishe Mete. Das Aussehen der Waare ift gut. Am wesentlihsten dürfte sich het Gerste der nachtheilige Verlauf der Witterung fühlbar machen, da, abgesehen von der geringeren Quantität, die Qualität als keine gute zu bezeichnen ist, Selbft Ober-Ungarn klagt über - in der Entfaltung zurückgebliebene Körner, und werden die im vergangenen Jahre nicht zu den Seltenheiten ge- hörenden Qualitäten von über 73 Pfund pro niederôsterreichische Mete