1875 / 182 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

eben Genannten kurze Zeit und fuhr sodann, ohne den Waggon verlassen zu haben, mittelst Extrazugs nah der Station Nieder-

sedlig, um fich von dort nah Pillniß zu begeben.

Baden. Karlsruhe, 2. August. Bischof Reinkens hat

bei Gelegenheit seiner Firmungsreise das dem Altkatholizismus vor- geworfene Streben nah einer Staatskirhe in Offenburg, dem „Fr. I.“ zufolge, mit folgenden Worten zurückgewiesen: „Wir haben in öweijähriger Arbeit unsere der alten nahgebildete Kirhenverfassung gu Stande gebracht, ohne daß die deutshen Regierungen davon Notiz genommen Haben. Nach Vorlage derselben haben diese uns nur ersucht, von etwaigen späteren Aenderungen Mittzeilung zu machen. Sonst findet keinz Wechselbeziehung statt, wir find in unserem Gebiet völlig selbständig. Nicht eine Staats-, son- dern eine Nationalkirhe wollen wir, wie die Apostel \. Z. folche gegründet haben, welch' leßtere, in der äußern Form national verschieden, im Glauben und in der Liebe aber eins waren. Das religiöse Leben des Einzelnen kann nur in der Form seiner nationalen Denkungsart, Sitte und Sprache gedeihen.“ Bezüglich der zu erstrebenden Kircheneinheit äußerte er: „Nicht in der Vernichtung aller individuellen und nationalen Eigenthümlichkeiten durch einen einzigen, das Denken und die Gewissen aller übrigen regulirenden Menschen, sondern in der zwar einträhtigen, aber dennoch freien Entfaltung der Eigen- thümlichkeiten besteht die kirchlihe Einheit. Einheit der Gemeinde mit ihrem Bischof in den Wahrheiten des Glaubens und Lebens, welche in den Einzelkirhen ih wiederholen, überall dieselben Früchte erzeugt, ohne daß dadur die Selbständigkeit und Be- sonderheit der individuellen Charaktere gefährdet wird: das ift altfkatholishe Einheit.“ Mannheim, 5. August. (W. T. B.) Die Centralkom- mission für die Rheinschiffahrt tritt hierselbst am 16. d. zusammen.

Sessen. Darmstadt,

3. August. Um die recht- geitige Protestation der

den Gerichten zu diesem Behufe übergebenen Wechsel und die beshleunigte Abgabe der Protest - Urkunde nebst Wechsel an die Antragfteller zu fihern, auch eine genaue Kontrole über etwa den betheiligten Beamten und L Bedienfteten zur Last fallende Ver- säumnisse zu ermöglichen, hat die höchfte Justizbehörde neuerlich die Einführung besonderer Insinuations - Bücher für Weh selproteste angeordnet, in welche der Antragsteller, der Schuldner, der Tag der Aufnahme des Protestes, der Betrag der Schuld, der Tag der Zustellung des Proteftes an das Ak- tuariat und bezw. an den Gerihtsdiener nach Columnen aufzu- nehmen sind. Gleichzeitig sind die Dirigenten der Untergerichte angewiesen, diese Infinuations-Bücher halbjährig zu revidiren.

Meckelenburg - Shwerin. Sch{chwerin, 4. Auguft Am 2. Morgens traf, vom Heiligen Damm kommend, Se. Königliche Hoheit der Großherzog in Roftock ein und fuhr nah dem großen Exerzierplaße bei Roggentin zur Besichtigung des Terrains, welhes dort für die große Parade während des bevorstehenden Manövers bestimmt ist.

Desterreih-Ungarn. Wien, 3. August. Se. Majestät der Kaiser wird den Meldungen Wiener Blätter zufolge den Schlußmanövern in Ungarn in Begleitung des Kron- prinzen Rudolf beiwohnen. Während dieser Zeit werden der Kaiser und der Kronprinz das Lustishloß in Gödöllö bhe- wohnen, von wo aus fie sich jeden Morgen zu den Manövern begeben werden. Ihre Majestät die Kaiserin ift am 1. August Morgens mit der Erzherzogin Valerie und Gefolge wohlbehalten in Safsetot eingetroffen: Auf dem Rasenplaze vor dem Schlosse hatte fich eine zahlreihe Menschenmenge eingefunden, welche die Hohe Frau begrüßte. Die glücklihe Ankunft der Kaiserin wurde sofort telegraphisch Sr. Majestät dem Kaiser gemeldet. Die Dauer des Aufenthaltes in Safsetot i auf höchstens \fechs Wochen berechnet. Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit Erz- herzog Ludwig Victor if gestern in München eingetroffen und sofort nach Salzburg weitergereist.

Der Minister des Kaiserlihen Hauses und des Aeußern Graf Andrassy is heute Nahmittags von Terebes hier eingetroffen.

Der griehi\{-orientalische Erzbischof und Metropolit von Czernowiß, Theophil Bendella, Herrenhausmitglied, ift geftern in Franzensbad, wo er fich zum Kurgebrauche befand, gestorben. Bendella war in Czernowiß 1814 geboren, trat 1836 als Novize in das Bafilianer - Klofter zu Dragomirna und wurde 1837 zum Priester geweiht. “Zur höheren geistlichen Ausbildung an die Universität nah Wien entsendet, erhielt er 1839 eine An- stellung als Seminar - Studienpräfekt; seit 1840 war erx Vor- steher des Seminars dur volle zwölf Jahre. Im Jahre 1857 wurde er zum Konsistorial-Arhimandriten, 1872 zum Diôzesan- Administrator und am 13. November 1873 zum griehis{ch-orien- talishen Erzbischof und Metropoliten von Czernowiß ernannt. Im Reichsrathe war er Abgeordneter bereits 1861 bis 1865 und dann von 1871 an bis zu \einer Berufung in das Herrenhaus thätig. Er hat mehrere Werke veröffentlicht, darunter Die Bu- tTowina“ in deutscher und eine „Populäre Physik“ in romanischer

Sprache.

4. August, (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser stattete heute Mittag in Begleitung eines Flügeladjutanten dem Fürsten Milan einen Besuch ab.

Pest, 5. August. (W. T. B.) Wie der „Lloyd“ meldet, A abei S. die ungarische Regierung im Herbste d. F. eine Anleihe von 30 bis 40 Millonen Gulden aufzunehmen. Die- selbe sei zur Beftreitung laufender Ausgaben und zur Zahlung der Entschädigungen an die Eisenbahnen bestimmt.

Belgien. Brüssel, 4. August. (W. T. B.) Wie die aIndépendance belge“ meldet, hat die belgische Regierung die Einladung der rusfishen Regierung zur Fortsezung der Kon- ferenzen über das Kriegsvölkerrecht am 6. Iuli d. J. beantwortet. Die Antwort sei dem russischen Kabinet dur die belgishe Gesandtschaft in Petersburg zugestellt worden. In der- selben erkläre die belgishe Regierung, habe davon Kenntniß

enommen, daß es fich bei den Konferenzen nicht um den Ab- luß einer formellen internationalen Konvention handle. Die Regierung bemerke sodann in ihrer Antwort, daß sie bei den

von ihr auf der Brüsseler Konferenz gemachten Vorbehalten be- harren werde.

Großbritannien und Jrland. London, 5. August. (W. T. B.) Bei dem Banket, welches det Lordmayor gestern zu Ehren der Minister im Mansionhouse gab, be- antwortete der Premier Disraeli den“ auf die Minister ausge- brahten Toast mit éiner Rede, in welher er zunächst die innere Lage des Landes erörterte. Der Minifter erklärte die- elbe für gzufriedenftellend. Sodann bemerkte Disraeli

wärtigen Mächten: Der es an ihm liege, imiñer herts{èënd bleiben.

finden, daß dieselben zufriedenstellend seien.

wird zum ersten Mal am 19. August zu einer mentreten und von da ab fich alle vierzehn Tage versammeln.

Türkei, Konstantinopel, 4. August.

und mehrere ihrer Führer getödtet wurden. Die türkishen Trup-

Korrespondenz“ erfährt, hätten troß der Bemühungen des Fürsten von Montenegro für die Aufrehterhaltung einer strikten Neu- tralität mehrere Trupps Montenegriner unter Führung der Kapitäne Zimonic und Alexih Petrovih die Grenze nah der Herzegowina überschritien. Dieselben \suchten \fich mit den Aufständishen bei Popovopoglie zu vereinigen. Die Kaiserlihe Bank hat den Reft der Anleihe von 1873 zur Hälfte zum Course von 235 auf feste Rechnung und zur Hälfte zum Course von 240 in Option übernommen.

Nufland und Polen. St. Petersburg, 2. August. Die großen Manöver, die, wie alljährlih, zum Schluß der Lagerübungen bei Krafsnoje-Ss\elo im Beisein Sr. Majestät des Kaisers demnächst abgehalten werden sollen, dauern vom 7. bis 19. August. Den Oberbefehl über das westlihe Corps führt Se. Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Thronfolger, über das östlihe Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir Alexan- drowitsch. Der deutshe Botschafter, Se. Durhlauht Prinz Heinrich VI[L. Reuß ift heute voraussihtlich zu mehrmonat- lihem Aufenthalt ins Ausland abgereist, und hat der unlängst von seinem Urlaub zurückgekehrte Botschaftsrath Frhr. v. Alvens- leben die Geschäfte der Botschaft als Geschäftsträger übernoms- men. —. Die Fregatte „Sswetlana“ unter Kommando Sr. Kaiserlihen Hoheit des Großfürsten Alexei Alexan- drowitsch war am 22. Juli in Cadix angekommen. Die rufs\i\sche Kriegs-Flotte besteht nach Daten des yMarine-Magazins“ aus 29 Panzer- und 196 ungepanzerten Schiffen mit 521 Kanonen. Die Schiffe haben zusammen 172,401 Tonnengehalt, und die Dampfkraft kommt 31,978 Pferde- kräften gleich. Der Personalbestand umfaßt 1305 Flottoffiziere, darunter 81 Admiräle, 513 Offiziere vom Steuermanns-Corps, 210 Artillerie-Offiziere, 145 Schiffsingenieure, 545 Ingenieur- Mechaniker, 56 Ingenieure vom Schiffsbauwesen, 297 Beamte der Admiralität, 260 Aerzte, 480 Civilbeamte und 24,509 Sol- daten und Matrosen. Die baltische Flotte besteht aus 27 Panzerschiffen (4 find im Bau) mit 200 Kanonen, und 110 un- gepanzerten Dampfschiffen mit - 110 Kanonen (70 Dampfer führen keine Kanonen). Die Schiffe haben 145,793 Tonnen- gehalt. Die Zahl der Dampfkräfte is etwa 34,000. Die Flotte des. Shwarzen Meeres besißt 2 Panzer- chiffe (1 im Bau) mit 4 Kanonen, 29 ungepanzerte Dampfer (1 im Bau) mit 45 Kanonen. 4 Dampfer führen keine Kanonen. Der Tonnengehalt beträgt 23,000, die Zahl der Dampfkräfte 4546. Auf dem Kaspischen Meer sind 20 un- gepanzerte Dampfer (1 im Bau) mit 45 Kanonen. 9 Dampfer sind ohne Kanonen. Der Tonnengehalt beträgt 3984, die Zahl der Dampfkräfte 1200. Die \ibirishe Flott ille besteht aus 28 ungepanzerten Dampfern mit 36 Kanonen; doch führen nur 7 Dampfer überhaupt Kanonen. Der Gesammttonnengehalt ist 8000, die Zahl der Dampfkräfte 1730. Die Aralflottille zählt 6 kleine Dampfer, von denen 5 mit zusammen 13 Kanonen armirt sind. Sie haben 217 Dampfkräfte und 624 Tonnen- gehalt. Im Weißen Meer sind 3 Schiffe mit 4 Kanonen, 1000 Tonnengehalt und 285 Dampfkräften.

Amerika. New-York, 4. Auguft. (W. T. B.) Die demokratische Partei hat bei den Wahlen für die Legis- [atur in Kentucky mit bedeutender Majorität obgesiegt. Der Regen hat in den westlihen Staaten aufgehört. Indessen ist der Ohio und Miss\issippi noch im Steigen begriffen.

Afrika. . Aegypten. Alexandrien, 4. August, (W. T. B.) Der Sultan von Zanzibar ist hier eingetroffen.

Das August - Heft des Centralblatts für die ge- sammte Unterrihts-Verwaltung in Preußen hat folgenden Inhalt; Geseß, betreffend die geiftlihen Orden 2. der katholischen Kirche, O aus dem Geseß, betreffend die im Jahre 1876 vor Feststellung des Staatshaushalts-Etats zu leistenden Staatsausgaben. Tagegelder und Reisekosten der Staatsbeamten. Einlösung und Präklusion des Staats-Papiergeldes. Kompetenz bezügli der Vor- schriften über Ertheilung des Religionsunterrichts in der Volksschule. Wohnungsgeldzuschuß für kommissarisch außerhalb ihres Wohn- ortes beschäftigte Lehrer 2c. Verwendung des Gehalts zu Ver- tretungskosten. Tragung der Sculaufsichts?kosten. Festseßung der nah Einführung der Markrechnung den Wittwen von Staats- beamten zu gewährenden Carenz - Unterstüßungen. Verfahren bei Ueberschreitung von Kostenanshlägen. Unabhängigkeit des ding- lihen Charafters der Freikurberec}tigungen von ihrer Eintragung in das Grundbu, Reglement für das mathematishe Seminar an der Akademie zu Münster. Preise bei der Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Maturitäts- Aspiranten im Jahre 1874. Frequenz der Gymnasial- und Real-Lehranstalten. Prüfungsfächer in der Prüfung für Lehrer an Mittel chulen. Prüfung der Leh- rerinnen und Schulvorfteherinnen. Beitritt von Lehrern Königlicher Präparanden-Anstalten gur ANRCUTDIEN Wittwenverpflegungs-Anstalt. Choralbuch von Jacob und Richter. Staatsfonds für fogenannte Dienstalterszulagen. Unzuläfsigkeit förmlicher Zusicherung von Ein- kommens-Verbesserungen bei fteigendem Dieustalter in den Vokationen der Lehrer. Volks\cchul-Atlas von Dr. Lange. Beicht- und Kon- firmanden-Unterriht. Blinden-Unterrichts-Anstalt zu Breslau. Lage der Turnstunden. Personalchronik.

Neichstags- Angelegenheiten.

_ Hannover, 4. Aera, (W. T. B.) Bei der heute hier und in Linden stattgehabten Ersaß wahl cines Abgeordneten zum Reichs- tage an Stelle des verstorbenen Professors Ewald erhielt Bruel (Partikularist 7760, Oldekop (national-liberal) 5364 und Fritsche (Sozialdemokrat) 4088 Stimmen. Das Wahlresultat aus dem Amt Hannover liegt noch nit vollständig vor. Voraussichtlich wird eine

nfihtlih der Beziehungen Englands zu den aus-

engere Wahl nothwendig werden.

riede herrsche und werde, soweit Der Premier ver- theidigte darauf die von der Regierung eingeschlagene Politik, gelangte endlih zu einer Besprehung “der Resultate der leßten parlamentarischen Sesfion und {loß mit der Erklärung, das Land werde, wenn es die Arbeiten seiner Vertreter prüfen werde,

Frankreich. Versailles, 4. August. (W. T. B.) Die Na- tionalversammlung nahm in ihrer heutigen Sißung die Ge- segvorlage über denBau der großen Pariser Gürtelbahn an und vertagte sich darauf. Die Fo fon

ißung zusam-

(Wi V) Die neuesten, der Regierung zugegangenen Nachrihten aus der Herzegowina konstatiren Erfolge der türkischen Trup-, pen in verschiedenen Gefehten mit den Insurgenten bei Lj1:- buschka und Nevesinje, bei welchen die Insurgenten zerstreut

pen haben unbedeutende Verluste erlitten. Wie die „Politische

8, Hannövershen Wahlkreise stattgehabten Ersaßwahl eines Abgeord. neten zum Reichstage an Stelle des verstorbenen Professors Ewald liegt nunmehr vollständig vor. Nach demselben erbielt Bruel (Par- tikularist) 9569, Oldekop (national-liberal) 6009 und Fritsche (Sozial- demokrat) 4400 Stimmen. Es ist somit zwischen Bruel und Oldekoy eine engere Wahl erforderlich.

tate

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Nah der jeßt ausgeschriebenen Einladung zu der am 28, September bis 1. Oktober in Rostock stattfindenden 30. Ver. sammlung deutscher Philologen und Schulmänner sind bis jeßt Vorttäge oder Thesen für allzemeinc Sitzungen oder die Sektionen angemeldet von Professor Dr. R. För,cer in Breslau (nah Rostock auf Michaelis d. J. berufen): „Ueber die Briefe des Liba. nius. und Franceêco Zambeccari" (jeboch nicht unbedingt zugesiert) ; Hofrath Professor Dr. H. Frißshe in Leipzig: Der ¿rp àyaßóc (Ehrenmann) bei Pindar; Gymnasiallehrer Dr. A. Lübben in Olden- burg: Charakteristik der mittelniederdeutschen Literatur; Gymnasial- lehrer B. Pans in Rendsburg: Thejen über evangelischen Religions- unterricht auf höheren Schulen; Oberlehrer Dr, Pfißner in Parchim: Charakteristik der beiden Florentinishen Handschriften des Tacitus ; Brok: Dr. E. Rohde in Kiel wird das Thema später erst präzisiren:

rof. Dr. Sas in Brandenburg: Wie hat falsche Gelehrsamkeit und Volksweisheit die Sprache beeinflußt? (Germanistish); Gymna- siallehcer Dr. Heinr. Schmidt in Wismar: Ueber den bildlichen Aus- druck der Griehen; Prof. Dr. Susemihl, Magnifikus in Greifêwald: Ueber die Komposition der Politik des Aristoteles. Ueber Anderes {weben uoch Verhandlungen. Weitere Vorschläge werden spätestens zum 30. August erbeten, Am 9. und 10. August hält der Homböopathisce Cens- tral-BVerein Deutschlands seine 43. Generalversammlung ab. Während \ich die homöopathischen Aerzte Deutschlands im vorigen Jahre zu diesem Zweck in Leipzig versammelten, ist diesmal Berlin als Sammelpunkt ausersehen worden. Am 10. August, Vormittags 9 hr, werden in öffentlicher Versammlung Vorträge über einige ins terefsante therapeutische Themata gehalten werden; Professor Haus- mann von der Pester Universität hat einen Vortrag angemeldet. Der Zutritt ist Jedem, der si für die Sache interessirt, dur Empfeh- lung eines ärztliGen Mitgliedes gestattet. WVortrag und das daran fih fnüpfende Festmahl finden im Englischen Hause statt. Die Seitens der Königlichen Regierung von den Kran §z- hen Erben für die Universität Bonn erworbene bedeutende Mine- ralien-Sammlung ist seit April d. J. in die Räume des Museums der Universität im Schlosse Poppelsdorf verlegt worden. Dieselbe enthält ca. 14,000 Nummern und eine besonders ausehnlihe Zahl von Meteoriten.

In Jena starb am 2, August Frl. Alwine Frommann, eine Tochter des aus der klassischen Zeit wohl bekannten Hauses From- mann. Die Verstorbene hat fich als Malerin bewährt und war län- gere Zeit Vorleserin Jhrer Majestät der Kaiserin-Königin.

Wie der „Anh. St.-A.* mittheilt, ist während der Abwesen-

heit der Herzoglichen Herrschaften die Besichtigung der reichen Kunsft- sammlung des Residenzshlosses zu Dessau allgemein ge- stattet. Außer vielen Delgemälden berühmter Meister ist namentlih auch die \fogenannte Gypskammer sehenswerth. Das etwa eine Stunde von Dessau entfernte Herzogliche Schloß in Groß-Kühnau enthält ebenfalls ein Kunstkabinet. Dec ueuerdings ins Leben getre- tene Verein für Anhaltishe Geschichts- und Alterthumskunde hat sich die Aufgabe gestellt, geshichtliche Denkmäler Anhalts zu sam- meln, und der Tos hat dem Vereine gestattet, seine Sammlung in dem Groß-Kühnauer Schloffe gleichfalls aufzustellen. ; Wenig bekannt dürfte es sein, daß in dem Nachlasse Friedrih Rückerts sich auch sehr umfassende Arbeiten über die Toptishe Sprache befinden, deren Studium sich der Dichter während der leßten 15 Jahre seines Lebens mit groß:m Eifer ge- widmet hatte, Da Rückert von diesen Arbeiten uihts veröffentlicht hat, und dieselben von seiner Familie, welche wegen des Verkaufs des gesammten Nachlasses an eiue öffentliche Bibliothek seit längerer Zeit in Verhandlung steht, ganz geheim gehalten worden find, ist man über den Werth und den Juhalt desselben auf Vermuthungen ange- wiesen. Rückert kam auf das Studium des Koptischen dur seine meisterhafte Uebersezung des „Makamen des Hairi“ aus dem Arabi- schen, welche Sprache er mit dem Koptishen verwandt fand.

Laut Nachricht des „W. T. B.* aus Kopenhagen, 4.

un Nachmittags, ift der Dichter Hans Christian Andersen gestorben. Das Interesse, welches Marlitts „Zweite Frau“ in Europa und Amerika hervorgerufen, hat, dem „Athenäum“ zufolge, Miß Annie Wood bewogen, eine englishe Uebersetzung des Romans anzufertigen, die bei Beniley, London, erscheinen wird. Miß Braddon, die fruchtbhare Romanschriftstellerin, {reibt eine neue Novelle, betitelt „Dea d Men's Shoes“, die als Feuilleton in eng- lischen, s{ottishen und irischen Journalen veröffentliht werden wird. Ueberseßungen der Novelle werden gleichzeitig in Frankreich, Deutsch- land und Rußland erscheinen.

Am leßten Sonntag Morge1s früh, ca. um halb 4 Uhr, verspürte man in Glarus ein leichtes Erdbeben.

Land- und Forstwirthschaft.

In der von uns bereits erwähnten Konferenz, die kürzlih im Minifterium der landwirthschaftlichen Angelegenheiten bebufs Besei- tquus der euschreckenplage stattgefunden hat, sind nah der „L. L, C. folgende Resolutionen gefaßt worden: 1) den Minister der landwirths{haftlichen Angelegenheiten zu bitten, zum Zweck der Prämiirung des Eiersammelns der Wanderheuschrecke eine Summe von 1500 K dem Krei8aus\chuß des Kreises Teltow zur Disposition zu stellen, aus welcher dieser die Prämien pro Liter der.gesaumelten Eier nach scinem Ermessen festseßtzen kann ; 2) auf Antrag des Landrath Prinzen Handjery diesem 500Exemplare einer populär geshriebenen Schrift über die Wanderheuschrecken deren Abfassung dem Prof. Dr, Gerstäcker übertragen zur Vertheilung an die Guts- und Gemeindevorsteher zu übergeben; 3) vor dem, _zweckmäßig mit dem 1. September be- A Sammeln der Eierklumpchen eine mündliche Auseinander- eßung und Demonstration vor den Schulen der betreffenden Orte und fouftigen Juteressenten erfolgen zu lassen. Als Ort für dieselben wird Lichtenrade beftimmt.

Gewerbe und Handel.

Die außerordentliße Generalversammlung der Aktien - Ge-] sellshaft Rummelsburger Kunst- und Scchönfüärberei (Thiele u. Seegers) beschloß, die §8. 2, 5, 13 und 17 des Sta- tuts dahin zu ändern, daß der Siß der Gesellschaft nach Rummels- burg verlegt, das Aktienkapital auf 1615 Aktien à 300 K reduzirt, und daß an Stelle des verstorbenén zweiten Direktors vorläufig kein ¿weites Mitglied der Direktion gewählt wird.

Königskbütte, 3. August. Die durch den Zusammenbruch auf Krugschacht beschädigte Bahnstrecke wird vorausfictlih dem Verkehr so bald noch nicht übergeben werden können, da -‘noch immer neue Senkungen, ein allmählihes Sehen des Bodens, beobachtet werden. Kaum hatte man auf Krugshacht mit der Förderung, wenn auch in geringem Maßstabe, begonnen, ‘als dieselbe, wie die „Schles. Ztg.* be- richtet, auf dem diefem Schacht benachbarten Erbreichschaht gestern eingest-llt werden mußte, da das Kohlenflöß in Brand gerathen war. Bestätignug bleibt abzuwart.n. i

Verkehrs-Anstalten. Der Semesträl-Abs{luß der Großen Berliner Pferdes bahn ergiebt für 5,252,892 beförderte Personen die Einnahme von 768,342 #6, wogegen die Ausgaben incl. Fourage uud aller General- Unkosten 420,547 Æ betragen, so däß ein E von 347,795 M verbleibt. Die Betriebsausgaben haben E, abjorbirt.

New-York, 3, August. (W Der Dampfer

9. Auguft. (W. T. B.) Das Resultat der gestern im

„Suevia* der Hamburg-Amerikanischen Compagnie ist heute früh 4 Uhr hier eingetroffen. - :

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Berlin, den 5. August. G Die gemischte Deputation zur Herbeiführung einer Vekftän- digung Îvee die äußere Auss{müdckung des Berliner Rath- hauses hatte beschlossen, den städtischen Behörden zu empfehlen, daß sie, falls dies irgend noch möglich, von der Idee, die Façaden des Gebäudes durch Reliefbildnisse zu verzieren, Abstand nehmen und urückfehren mögen zu der ursprünglichen Idee des Rathhauserbauers, auraths Waesemann, welcher vorgeschlagen hatte, die leeren Felder der Brüstungen mit figürlihen, auf die Geschichte Berlins bezüg- lichen Reliefbildern zu füllen. Der behördlichen Zustimmung ver- fichert, hat mittlerweile die Deputation einen Entwurf ausgearbeitet, von dem sie annimmt, daß er vielleiht im Einzelnen noch bemängelt und einer Einschränkung oder Ergänzung bedürftig befunden werden möchte, im Großen und Ganzen aber sicherlich den Beifall der Bürger- {haft erlangen wird. Durch die Balkonbrüstungen und Risalite fiad 36 Felder dargeboten, welche \ich durch die künstlerische Ausführung der Bildhauer Calandrelli, Schweinißer, Geyer und Brotwolf zu einem Bilderfries gestalten sollen, der als ein hiftorisch gegliederter Gürtel die Fronten des Rathhauses umzieht und die verschiedenen hafen veranschaulicht, welhe Berlin in seiner Entwickelung vom Kischerdorfe zur Großstadt dur@gemacht hat. An der gen Osien ge- Fehrten Front (Rathhausstraße) follen 4 die Gründung der Stadt be- treffende Darstellungen (Bekehrung der Wenden, Urbarmachung des ‘Landes, die ersten Ansiedelungen u. \. w.) angebra§t werden. Daran sollen si an der Façade nah der Jüdenstraße 5 Reliefs s{hließen, welche ih auf das innereLeben der Stadt beziehen, wie solche sich zur Zeit der Vorfahren in der Rechtêpflege (Gerichtslaube, Kaak, Roland) in den Kämpfen mit mächtigen Feinden und endli in Kirche und Familie gestaltet hat. Die Hauptfaçade in der Königstraße soll dann in 20 Bildern das Wachsthum der Stadt, das Erwachen des gewerb- lichen und Handelsverkehr8, die Begründungen kommunaler Einrich- tungen zum Besten von Schule, Kirche, Armenpflege u. #. w. und die wichtigsten historishen Momente von der „Anerkennung der kurfürst- lihen Oberhoheit“ bis zum Jahre 1815 vergegenwärtigen. Zur Darstellung sind u. A. vorgeschlagen: der Schloßbau, die Reformation Tetzel), Aufnahme der französishen Emigranten, Gründung der Labes der Wissenschaften, das Erblühen der Künste, die Begrün- dung der Industrie (Porzellanfabrik, Seidenbau), die Verleihung der Städte-Ordnung, das Wiedererwachen des nationalen Bewußtseins, Aufbruch des Volkes zum Kampfe, Einbringung der Victoria. Die Reliefs der gen Süden gekehrten Front (Spandauer Straße) sollen der neuesten Zeit von Friedrich Wilhelm IV. bis auf die Gegenwart geweiht sein: sie sollen versinnbildlichen, wie durch Künstler und Ge- lehrte sih die geistige Blüthe der Residenz, durch tüchtige Meister ihre Sndustrie und durch Thaten deutshen Vürgersinus ihre nationale Kraft und Bedeutung entfaltet hat. Den Abschluß des geschicht- lihen Gürtels soll ein Relief bilden, darstellend „die Freude über Deutschlands Einheit.“ Denen, welhe sich dafür be- geistert Haben, daß das Rathhaus nur mit Reliefportraits auégeschmüdckt, daß also die Façade gewissermaßen zu einer Ruhmes- galerie großer Mitbürger werde, wird von der Deputation entgegen- gehalten, daß die Bildnisse vieler bedeutender Männer, welche si zu Berlin, sei es in Kunst und Wissenschaft, sei es in Jndustrie und Handel, sei es endlich durch Bürgertugend, Wohlthun und gemein- nüßige Stiftungen ausgezeihnet haben, sich bereits im Bibliothek- saale des Rathhauses befinden. Hier sei noch hinreihend Raum vor- handen, auf daß die Galerie dieser Reliefsporträts von Jahr zu Jahr wachsen und. der Saal allmählih zu einer Ruhmeshalle für ver- dieite Männer werden fönne. Der Pflicht der Pietät, soweit solche der Ausschmückungsdeputation obliege, sei also vollständig Genüge geleistet.

Die am 3. d. M. ausgegebene Präsenzliste der General- L S Ikea des Vereins deutscher Eisenbahn-Ver- waltungen in Bremen ergab 80 Vertreter deutscher, 51 Ver- treter ôsterreicisch-ungatischer und 11 Vertreter fremdländischer Ber- waltungen. Während einzelne Verwaltungen, z. B. die Königliche Verwaltung in Hannover, dur eine größere Anzahl Herren vertreten waren, vereinizten andere Herren in sich die Vertretung meh- rerer Verwaltungen. Im Ganzen waren 91 Verwaltungen vertre- ten, 11 nit vertreten. Die am S{hlusse der 1. Versammlung be- gonnene Berathung wurde fortgeseßt ; sie betraf Nr. 6 der Tageêordnung : eKommissionsberiht über die Revision des Vereinskartenreglements.

Die Kommission legte ein neues Vercinskartenreglement vor, in welchem vorgeslagen wird: daß ebensowohl für Mitglieder wie für Ober-Beamte jeder Verwaltung vorab 2 Karten ohne Rücksicht auf die Bahnlänge, weiter bis zur Bahnlänge von 200 Kilometer für jede angefangene 50 Kilometer und bei größerer Länge für je angefangene 100 Kilometer je 1 Karte gewährt werden. Nach dieser Bestimmung, welche von der Kommission zuerst für Ober- Beamte, sodann auch für Mitglieder, beidemale einftimmig ange- uommen ward, entfallen auf eine Vahn von 50 Kilometer Bahnlänge ‘3: Karten 100: 4 150: 5 200: 6 300: 7 400: 8 500: 9 600: 10 700: 11 800: 12 900: 13 1000:'14 —/;1100: 15 2000: 24 3000: 34 Karten.

Ein Hauptpunkt ist der Maßftab, nach welchem die Vereinsfacten verabfolgt werden sollen. Die Kommission beantragte, die Anzahl der zu vertheilenden Vereinskarten nah der Länge der betreffenden Bahnftrecken zu bemessen und nar in der Weise, daß sowohl für Mitglieder wie für Ober-Beamte jeder Verwaltung vorab zwei Karten ohne Rücksiht auf die Bahnlänge, weiter bis zur Bahnlänge von 200 Kilometer für x an- gefangene 50 Kilometer und bei größerer Länge für je angefangene 100 Kilometer je eine Karte gewährt werden. Diese Bestimmung wurde auf Antrag des Ritter Dr. v. Kute (Böhmische Westbahn) dahin geändert, daß für Mitglieder wie für Ober-Beamte jeder Ver- waltung bei einer Bahnlänge von mindestens 100 Kilometer vorab 2 Karten, bei einer Bahnlänge von unter 100 Kilometer vorab 1 Karte gewährt oder weiter Be zu einer Bahnlänge von 200 Kilometer u. \. w. wie im Kommissionsantrag.

Im etra wurden die verschiedenen Paragraphen der Vórlage uit einigen weiteren Amendements angenommen, Der Inhalt des Reglements betrifft: Theilnahme, Begrenzung des Anspruh® und Zutheilung von Vereinskarten, Ausfertigung der Vereinskarten, Recht der Vereinskarten-Jnhaber, Form, Gültigkeit und Kontrole der Vereinskarten, Beshwerde und Rekursinftanz, temporär gültige Vereinskarten 2x. Besonders hervorzuheben ist, daß die Bestimmung im §. i, wonach alle dem Vereine angehörenden Ver- waltungen zur Theilnahme an dem Vereinskarten-Reglement bc- rechtigt und verpflichtet sein sollen, dahin geändert wurde, daß die

orte „und verpflichtet“ gestrichen werden, Dem S. 11 wurde folgende, die Kündigungsfrist betreffende Klausel hinzugefügt: Jede Vereins- verwaltung kann diese Vereinbarung kändigen; diese Kündigung kann deß nur am 1. Januar und muß mit wenigstens se{ch8monatlicer Frist geschehen. In der S(lußabstimmung ward die Vorlage, wie fie durch die Beschlüsse zu den einzelnen Paragraphen modifizirt, einstim-

mig genehmigt. / ; h Es la Nr. 7 der Tagesordnung: Kommissionsberiht, betref- fend die Bezeichnung der Tragkraft und des Eigengewichts der Wagen nah metrishem Gewicht. Diese Angelegenheit ist von der Königlich württembergischen Eisenbahndirektion in Anregung gébraht, Die tech- nishe Kommission des Vereins trat daher am 8. Juli d. J. in Inns- ruck zur Konferenz zusammen und gelangte zu dem Beschlusse, als Gewichtseinheit das Kilogramm und als Zeichen den Buchstaben k u Annahme zu empfehlen. Der Kowmissionsvorshlag wurde ange- ommen. T : Z _ Die Nr. 8: Einführung der Menzlschen Vershlußvorrihtung für Güterwagen ward, als nicht genügend vorbereitet, von der Tages- ordnung abgeseßt, j Der 9. Gegenstand der Tage8ordnung: Wahl der ständigen Kom-

Auf Antrag der O-sterreichischen Staatsbahn ward sodarn der Kommission für das Wagenregulativ die-Prüfung und Erledigung der Frage übertragen, ob und in welcher Form künftig die Ausgate der Kilometerzeiger der Vereinsbahnen von der geshäftsführenden Di- rektion übernommen werben soll. E e Nach der Rechunngsablegung der ges{äftsführenden Direktion haben die Einnahmen der Vereinskafse in der Periode vom 20. Sep- tember 1874 bis 28. Juli 1875 134,694 A 95 „H betragen, darunter 132,762 4. Beiträge. Die Ausgaben beliefen ih auf 139,124 72 . Somit Mehrausgabe: 4,429 77 Z§. 4

Auf Vorschlag des General-Direktionsraths Nobiling von München wurde die jeßige ges{häftsführende Direktion (Berlin-Anhalter) von Neuem einstimmig Leit uns München als Ort für die nächste Seneralversammlung gewählt. e R

s Der S raa Bl ttiondrath Nobiling dankte für die Wahl und versprach berzlihen Empfang daselbst. Nachdem noch der Königlich preußischen Eisenbahnkommissioa für Bremen der Dank für die dur fie getroffenen Arrangements der hiesigen Versammlung auêgesprocen, wurde die Versammlung gegen 11 Uhr geschlossen. i Geftern, Nachmittags 2 Uhr, folgten die Mitglieder des Vereins einer Einladung der Großherzoglich oldenburgischen Eijenbahnverwal- tung zu einer Ertrafahrt nah Wilhelmshaven.

estern Vormittag begannen die Verhandlungen des deut- Ta in Stuttgart. Zwei Düsseldorfer Ver- eine {lugen vor, Düffeldorf als Festort für das näcste Bundeê- ießen zu wählen. Es wurde darauf einstimmig beschlossen, mit der Stadt Düsseldorf deswegen in Verhandlung zu trelen. Abends sollte im Königsbau ein Ball stattfinden.

Ueber die internationale geographische Konferenz in Paris und die deutsche Betheiligung daran entnehmen wir, in Ecgän- zung unserer bisherigen Mitthe:lungei, dem uns zugegangenen Origi- nalbericht noch Folgendes: Die feierlihe Eröffnung des Kongresses fand in Gegenwart einer schr großen Anzahl von Mitgliedern des Kongresses und der versthiedenen geographischen Gesellschaften Europas im großen „Salle des états* im füdlichen Flügel der Tuilerien statt. Dex Präsident der Republik, Marschall Mae Mahon, umgeben von seinen Ministern, sowie der Präsident der Nationalversammlung, Herzog Audiffret-Pasquier, wohnten in reservirten Logen derselben bei. Das diplomatische Corps war zahlrei vertreten, darunter au der Deutsche Botschafter, Fürft zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Jm Saale selbst konnte man die hervorragendften Gelehrten auf dem Gebiete der Geographie und eine Reihe sonstiger politischer Persön- lichkeiten erblicken. Von deutschen Gel-hrten- waren anwesend : Frei- herr v. Richthofen, Engel, Hepke, Meißen, Hauchecorne, Kiepert, Karsten, Wappäus-Glogau, Neumayer, Orth, Rohlfs, Nachtigal, Schweinfurt, Schlaginiweit, Delitsh, Wagner, Behm und viele an- dere. Mit dem Kongreß ist gleichzeitig eine große internationale geographische Ausftellung verbunden, welche, wie erwähnt, {on am 15. Juli eröffnet wurde. Dieselbe is außerordentlich reich be- \{ick worden. Als deutscher Kommissar fungirte Hr. Rudolf Lindau, als Hülfskommifsar die Herren J. Stuht und Budde. Um einen leichtern Ueberblick zu gewinnen, ift die Ausstellung in sieben verschiedene und zusammengehörige Gruppen getheilt; jedes Land hat jedo einen oder mehrere besondere Sâle. In der ersten Gruppe mathematische Geographie, Geodäsie und Topographie ift her- vorzuheben eine neue topographische Karte von Sachsen im Maßstab von 1 : 25,000, nach den Arbeiten des Generalstabes vom sächfischen Finanz-Ministerium herausgegeben, um als Grundlage für die neue geologishe Karte Sachsens zu dienen. Glei vortrefflich find die Pläne von Hamburg, durch die dortige Baudeputation (Chef-Jngenieur A. Meyer) ausgestellt; sowie die Arbeiten der Graviranstalt von Hugo Petters in Hildburghausen. Dr. Winkler vom Königlich geognosti- schen Museum in München hat ein sehr s{chöônes Relief der Umgegend von Berchtesgaden gefandt. In der zweiten Gruppe L maritime Geographie einen hervorragenden Plaß die Arbeiten uxd Instrumente der Ministerialkommisfion zur wissensaftlihen Untersuhung der deutshen Meere in Kiel cin. In der dritten Gruppe Meteorologie, Geologie und physikalishe Geographie sind vor Allem zu bemerken die Karten und Publikationen der geologischen Landesanstalt und der Königlichen Berg-Akademie in Berlin. Diese Karten wirken besonders durch den flaren und transparenten Ton der Farben und erregen die volle Auf- merksamkeit aller Fahmänner durch die neue Anwendung dieses Systems au für Flachland. Beachtung verdieucn au die geognostischen Arbeiten von Professor Orth in Berlin, und die von Friedrihsen in Hamburg „Journal des Museum Godeffroy".— In der vierten Gruppe historische Geographie und Ethnographie ist das hervorragendste das Werk von Fritsch: „Die Eingeborenen von Süd-Afrika". Namentlich bei französislen Gelehrten hat das epohemahende Buch lebhaftes Lob gefunden... Außerdem erwähnen wir noch die Arbeiten von Bastian, Petzold, Mchr und Zehme. In der fünften Gruppe Statistik und fkommerziale Geographie finden wir in reichhaltigster Vertre- tung das Königlich preußische statistische Bureau und das bayerische. Zu beachten ist noch das Werk von G. Neumann: „Das Deutsche Reich in statistiser, geographischer und tepographischer Beziehung.“ Die sechste Gruppe Unterrichtsmittel ist die am stärksten beschickte ; hier nehmen den ersten Rang ein: Justus Perthes in Gotha und Dietrich Reimer in Berlin. Beide haben reiche und ausgewählte Zusammenstellungen ihrer Karten und Werke gesandt. Die bewährten Htlanten von Stieler, Sydow und Spruner-Menke sind auch in Frankreih wohlbefannt. Die Karten von Petermann, Vogel, Berghaus, Wagner sind wissenschaftlihe Arbeiten ersten Ranges und ihre Ausführung in Stich und Druck vortrefflich. Petermanns geographische Mittheilungen und Behms Jahrbuch werden allseitig gewürdigt. Dietrich Reimer hat eine große Reihe der vortrefflichen Wandkarten von H. Kiepert ausgestellt. Auch die Hinrichssche Buche handlung in Leivzig ist rei vertreten dur die Arbeiten von Brugsch, Delitsch und Wappaeus. Das geographische Juftitut in Wei- mar hat eine Reihe Globen gesandt, das photolithogra- phishe von C. Cavael ebendaselbst zahlreihe Karten, Nicolai (Stricker) in Berlin und Westermann in Braunschweig viele werthvolle Werke. Diese ganze Abtheilung der deutschen Ausstellung zeigt, welhen Rang auf dem Gebiete der geographischen Unter- rihtsmittel Deutschland einnimmt. Die siebente Gruppe wissenschaftliche Reisen enthält an Bemerkenêwerthem die Arbeiten von Sclagintweit; ferner zwei Albums mit prachtvollen Photographien über die libysche Erpedition von Gerhard Rohlfs, die Publikationen der zweiten deutschen Nord- pol - Expedition; cine Karte ‘von Neu - Guinea von Dr. Meyer, Direktor des sächfischen naturbistorishen Museums, und tragbare Apotheken für wissenshaftliße Reisen von Dr. Boehr in Berlin. Nicht vergessen werden darf das Buch Neumayers: eAn- leitung zu wissenshaftlihen Beobachtungen auf Reisen." Auch sind zu erwähnen die Apparate zur Rettung Schiffbrüchiger von H. Cordes in Bremerhafen. Aussteller in den verschiedenen Gruppen find ferner: die optischen Inftitute von Merz und Steinheil in München, außéèrdem die Buchhandlungen von Dumont-Schauberg in Cöln, Kaulfuß in Liegniß, Costenoble in Jena, Fries in Leipzig, Müller in Berlin, Langen- \heidt in Berlin, Schulß in Straßburg Liebeskind in Leipzig, Acker- mann in München, Schoenfeld in Dresden und die des Waisenhauses in Halle; ferner das lithographishe Institut von Bomsdorf in Leipzig, Carl DambeckX in Hamburg und Professor Cohn in Breslau. ur Prüfung der ausgestellten Gegenftände ift eine internationale

ry eingeseßt worden. Jedes Land hat hierzu einige offizielle Ver- treter als Ges{worene ernannt. Von deutscher. Seite nehmen daran Theil: die Professoren / Kiepect, Wapyaens, Karsten, Geheimer Re- ierupgs-Rath Meitzen und Dr. Glogau, von denen der erfte zum

räsidenten der vierten Gruppe erwählt worden ift Der Kon-

nehmen

Gesellschaft und der französischen Gelehrten allen Fremden, und dex Deutschen besonders, ein höchst freundlicher und entgegenkommender Empfang bereitet worden ift. Ein hohes Verdienst um das ganze wohlgelungene Arrangement der Ausftellung und des Kongresses hat sich das französische General-Kommissariat erworben, an dessen Spihe die Herren Baron Reille und de Torcy stehen.

Der Briefverkehr auf dem ganzen Erdball umfaßt jährlich 3300 Willionen Briefe, d. h. 100 Stück per Sekunde und 3 Stück per Kopf. Das Gewicht sämmtlicher Briefe des Welt- postverkehrs beträgt 33 Millionen Kilo. Das Papier würde, ausge- breitet, eine Fläche von 8 Quadratmeilen also ungefähr das Gebiet des Fürstenthums Schaumburg-Lippe bedecken.

Von den 3300 Millionen Briefpostsendungen des Weltverkehrs fallen 490 Millionen auf den internationalen Austausch. Das Mittel, bei den 50 Postverwaltungen der Erde eine sichere Beförderung zu erlangen, find die Poftverträge, von denen nahezu 1000 existiren. Diese durch einen Weltpoftverein zu erseßén, ist durch den Berner Kongreß vom Herbste 1874 ein wesentlicher Schritt geschehen. Jm Weltpostverkehr bedarf man des Transits. Ein Brief aus Christiania nah Melbourne geht auf seinem Wege von 2700 geographischen Meilen etwa 20 bis 30 Mal dur die Hände der Post, welche 9 verschiedenen Rezierungen mit 7 ver- \{icdenen Sprachen angehört. Für die Beförderung der Briefmafsen zwischen den einzelnen Welttheilen kommen vorzugsweise die Pofts dampferlinien in Betracht. Die ganze Erde von Neuseeland bis Hammerfest ist von einem Neß von Postdampferlinien umgeben, von denen für den ko8mopostalishen Verkehr diejenige nah Aegyp- ten und Ostindien die wichtigste ist. Dem auf dem Berner Kongreß von 1574 geschaffenen „Allgemeinen Postverbande“ ist bereits ein weites Gebiet gefichert. Dasselbe umfaßt zunächst sämmtliche Staaten Europas, mit der einzigen Ausnahme Frankreichs, aber mit Einschluß Jélauds und der Faröer Inseln, Maltas und der Azoren, ferner in Asien die Gebiete des asiatischen Rußlands und der asiatischen Türkei, von Afrika, Aegypten mit Nubien, Tunis, Algerien, Marokko, Madeira und die kanarischen Inseln, endlih in Amerika das Gebiet der Vereinigten Staaten. Auf diesem Gebiete soll fortan der Ver- kehr von Briefen, Geschäftspapieren, Zeitungen, Drucksachen aller Art und Waarenmustern alle Erleichterungen genießen, die aus mäßigen Einheitssäßen für die Beförderungsgebühren und aus der Freiheit des Durchgangstransports erwachsen.

Das in Bruchsal versammelte internationale Comité für die Gefängnißreform, in welchem die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Frankreich, Rußland, Jtalien, Belgien, Dänemark, Schweden und die Schweiz vertreten sind, bes{chloß in seiner Sißung vom 4. d. M., im nächsten Jahre keinen internationalen Kongreß äb- zuhalten. Dagegen beabsichtigt das Comité, im nächsten Jahre, wahrsceinlih in Zürich, zusammenzutreten, um die Berichte über die Fragen, mae für den nächsten Kongreß vorbereitet werden sollen, entgegen zu nehmen. :

G A hält die Kommission ißre Schlußfißung ab. in derselben lediglich Formalitäten erledigt.

E3 werden

Die Stadt Kirn an der Nahe ist, einem Telegramm des W. T. B. aus Coblenz zufolge, in der vergangenen Nacht durch einen Wolkenbruch s{chwer heimgesuht worden. Die Hahnenbachbrücke ist zerstört, viele Häuser find eingestürzt und 13 Personen verunglückt.

Der „Russishe Reg.-Anz.* voröffentliGt folgendes, dem Ministe- rium des Gat aus Brjansk (Gouv. Orel) vom 29. Juli zuge- gangenes Telegramm: Briansk liegt auf einer Strecke vou mehr als einer Werft in Trümmern. Der beste Theil der Stadt, gegen 600 Häuser, 5 Kirchen, ein Theil des Arsenals, der Kaufhof, die Schule und die Apotheken sind niedergebrannt. Das Feuer greift nicht mehr um si, is aber noch stark. Es werden Maßregeln ergriffen, um das Feuer zu löschen, die ärmsten Abgebraunten unterzubringen und zu verpflegen.

Aus Swinemünde, 30. Juli, meldet die „Pomm. Ztg.": „Ein. Zusammenstoß von zwei Dampfern hat vorgestern am_ hellen Tage und bei ruhigem Wetter mitten im Hafen von Swinemünde stattge- funden. Der Dampfer „Lady Catharina“, einer der großen englischen Dampfer, welche gewöhnlih mit Kohlen von England kom- men, fubr, aus See angelangt, langsam bei der Schiffahrtskommisfion vorbei, sich möglich| nahe am Bollwerk haltend, mit halber Kraft, während der gleih große, nah England autlaufende Dampfer „Milo eben unt den Mörenhacken herumbog, um den Hafenausgang zu gewinnen. Sei es nun, daß der den „Mil o* kommandirende Lootfe nicht genug Raum gelassen hatte, sei es, daß das Schiff dem Steuer nicht gut gehort, genug der „Milo“ fuhr mit einem ungeheuren Krach der „Lady Catha- rina* gleich hinter den Raaen auf Backbord in die Flanke, machte dann eine gewaltige Anstrengung rückwärts, um sih zu befreien, und legte sich mit zwei ungeheuren Löchern im Bug jenseits an der Fläche, während die „L. C.“ die Nase sofort ins Wasser steckte, fich hinten ganz aus dem Wasser hob, zweimal s{wankte, fi auf die Seite legte und wie ein Stein versank. Alles dies war das Werk von genau 8 Mixuten. Keiner der erschreckt zusehenden Leute am Bollwerk hatte einen Begriff von der Größe des Unglücks, bis die Stelle, wo eben noch ein 300 Fuß langer Dampfer gestanden, ganz leer war. Nicht ein Stückchen Holz ragte mehr aus dem Wasser heraus, da der Dampfer, seitwärts liegend, auf 28 Fuß Waoassertiefe gesunken ift. Ein großartiger Sprudel, wie ein Geyser, mitten im Wasser durh die beim Schornstein entweihende Luft gebildet, zeigte allein die Stelle, wo ein Vermögen von 200,000 Tblrn. in einigen Minuten vers {wunden war. Die Besaßung des Schiffes sprang theils ins Wasser, theils kletterte fie von der Seite über den Bauch des Sviffes in die herbeicilenden Böte, rettete aber nichts wie das nackte Leben. Ein Hund, welcher an der Kette lag, ging unter Geheul mit unter, da nicht ei: 4 mal Zeit blieb, denselben von der Kette loszumachen, fo {nell sank der Dampfer. Leßterer liegt nun im Fahrwasser, und es tritt a Frage heran, wie man dasselbe am scnellften wieder freimachen fo 2 man den Koloß sprengt oder bei Seite \{leppt, um ihn daun beben, ist noch nit entshieden. Die Kosten der Beseitigung dos Schiffes sind vorläufig auf 60,000 Thaler ges{äßt, E Me „Milo* deponiren muß, bevor er den Hafen verlassen darf. E pas nun aber weiter die Frage zur Erörterung kommen müssen, ob (fa der Lootse Schuld trägt) der Kapitän oder Rheder des SGIS E antwortlich gemacht werden kann für den Schaden, welchen ein Lootse, der das Kommando führt, anrichtet.“

ie olera hat in Damascus an Ausbreitung zugenom- L LE bellen Zahlen find folgende: am 9. Juli befallen 108, gestorben 30; am 6. Juli befallen 86, gestorben 42; am 7. Juli be- fallen 140, gestorben 36; am 8. Juli befallen 160, geltorven 51; am 9. Fuli befallen 180, gestorben 72; am 10. Juli befallen 160, ge- storben 70; am 11. Suli befallen 135, gestorben 68. Damascus wird auf 160,000 Einwohner ges{chäßt, wovon vielleicht 10,000 die Flucht ergriffen haben. Die Verbindungen sind noch immer offen, und es find auch {on vereinzelte Todesfälle von Flüchtlingen in Zahle und Barag im Libanon vorgekommen. Halbwegs von Damascus nah Beyrut unterwirft man die Passagiere der Diligence einer Durh- räucherung, Neuerdings ist ein Abgesandtèr der internationalen Quarantaine-Kommission von Konstantinopel, Dr. Lebovic, in Da- mascus angekommen; aus Aegypten träfèn Dr. Millingen und Litterer ein, vom Vizekönig beauftragt, ebenfalls nach Möglichkeit hülfreiche

missionen, di ige Sitzung vertagt. L E i bieser 9. ‘Binlie, ganhatigte die BeSkmmlinz einstimmig die bezüglichen Vorschläge in Betreff der 7 ständigen Kommissionen.

tagt täglich in Spezialgruppen/ und in Generalyersammlungen. Gs O ilk nos Fe von Seiten der französischen geographischen

Maßregeln anzugeben: und auf deren Auëführung zu dringen.