1875 / 186 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Entscheidungen zu Grunde gelegt hat, muß angenommen wer- den, daß von dem ftaatlihen Standpunkte aus, von welchem der Richter diese Frage zu beurtheilen hat, ‘die Altkatholiken nohch innerhalb der katholischen Kirche stehen, und daß daher ihre Ge- meins{haft unter den Begriff der katholishen Kirche und ‘mithin einer der christlihen Kirhen im Sinne dcs §. 166 des Str. G. B. fällt.“

Durh die Stellung eines Strafantrages Seitens von hierzu nicht bere tigten Personen, wird, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 2. Juli d. I., nicht die definitive Unzuläsfigkeit der Strafverfolgung begründet. Viel- mehr steht es sodann der zur Stellung des Strafantrages be- rehtigten Person frei, bis zum Ablauf der geseßlihen Antrags- frist den Strafantrag von Neuem u ftellén.

Zur Abstattung persönliher Meldungen find der General- Lieutenant v. Bernhardi, bisher von der Armee, aus Anlaß seiner Ernennung zum Commandeur der 2. Divifion von Danzig und der General-Major Laurin, Commandeur . der 5. In- fanterie-Brigade, welcher kürzlich zum General-Major befördert worden, von Stettin hier eingetroffen.

Der General-Major von der E\ch, Commandeur der 62. Infanterie-Brigade, welcher - den Truppenübungen bei St. Petersburg beigewohnt hatte, ist von dott hierher zurückgekehrt.

Der Königlich preußishe Gesandte in München, Freiherr von Werthern, welher am 4. August aus München hier eingetroffen war, hat \sich von hier nah Mecklenburg begeben.

—- Der Königlih spanische Gesandte am hiesigen Hofe, Merry y Colom, is nach längerer Abwesenheit heute früh, aus Baden-Baden kommend, wieder hierher zurückgekehrt und hat seine Wohnung im Hotel Royal wieder bezogen.

S. M. S. „Niobe“ hat am 7. d. Mts. die Rhede von Portsmouth verlassen, um die Weiterreise nah Plymouth

anzutreten. / S. M. S. „Medusa“ ist vorgestern Abend 8 Uhr in Ply- mouth angekommen. An Bord Alles wohl.

Breslau, 9. August. (W. T. B.) Der Altkatholiken- Fongreß, welher vom 20. bis 22. d. hier stattfinden sollte, ist bis auf Weiteres ausgeseßt worden.

Kiel, 9. August. (Kieler Ztg.) Für die am 1, September erfolgende Indienststelung der Yacht „Grille“, welhe zum Panzergeschwader stoßen soll, ist Korvetten-Kapitän Stenzel als Kommandant bestellt. Die „Grille“ machte heute eine Probe-

- fahrt im Hafen. Die Briggs „Rover* und „Musquito“

find heute von der Stolpmünder Rhede nach Neufahrwasser in See gegangen. Den Fremdenverkehr, der in den leßten Wochen ein sehr bedeutender war, zieht namentlih der Kriegs- hafen und das Marine-Etablissement auf Ellerbeck an. Um die großen Werkstätten, die Marine-Anlagen, die Panzerung der Fregatte „Friedrih der Große“ 2c. in Augenschein nehmen zu Fönnen, ift eine von der Kommandantur ausgestellte Erlaubniß- karte erforderlich.

Bayern. München, 9. August. (W. T. B.) Se. Majÿj, der König hat den Ober-Stallmeifter, Grafen Holnstein, beauftragt, während der Dauer der Inspektion der bayerischen Armee-Corps durch Se, Kaiserlihe und Königliche BHA den Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen Höchst- demselben Pferde und Equipagen aus dem Königlichen Marftall zur Verfügung zu stellen.

Se. Majestät der König hat unterm 30. Juli d. I. das Statut und den Lehrplan für die neu errihtete höhere weiblihe Bildungsanfstalt in Ashaf- E genehmigt. Was den- Zweck uünd Charakter

er Anstalt anbelangt, so hat die höhere weibliche Bildungsanstalt in Aschaffenburg die Aufgabe, der weiblihen Jugend eine die Elementarshule fortsegende und abschließende allgemeine Bildung zu vermitteln, und zugleich den Mädchen, welche sich dem Lehrberuf an den Volks\hulen widmen wollen, die hierfür: erforderlihe Fachbildung zu gewähren. Dieselbe ift Staatsanftalt und der weiblihen Jugend des ganzen Landes zugänglich; doch genießen im Falle zu großen Andranges die Mäd- chen aus dem Gebiete des ehemaligen Fürstenthums Aschaffenburg das Vorzugsrecht. Die Anstalt befißt mit Rülsiht auf ihre aus einer katholischen Stiftung geshöpfte Dotation den Charakter einer katholishen. Es werden jedoch zum Besuche der Anstalt auch Richtkatholiken zugelassen, für welche sodann die Ertheilung eines gesonderten Religionsunterrihts durch einen Geistlihen oder Lehrer der betreffenden Konfession stattfindet. An der Spitze der Anstalt steht ein von Sr. Majestät dem König er- nannter Vorstand, welher aus der Reihe der theoretish und praktish gebildeten Pädagogen entnommen wird und den Titel „Königlicher Direktor - der höhern weiblihen Bildungsanftalt in Aschaffenburg“ führt,

Sachsen. Dresden, 9. August. Heute Vormittag 11 Uhr fanden in der katholishen Hofkirhe für Se. Majestät den Hochseligen König Friedrih August (gest. 9. August 1854 in Tirol) die Exequien statt. Dem Trauergottesdienste wohnten Ihre Majestät die Königin und Ihre Majestät die Königin- Mutter bei. Zur Aufführung kam bei demselben das Requiem von Mozart.

Baden. Karlsruhe, 8. August. Das Handels- Ministerium hat die Feier die Einweihung und Uebergabe der Mannheimer Hafenbauten an den öffentlihen Verkehr auf den 15, d. M., Morgens 10 Uhr, angeordnet. Die dor- tigen Dampfschiffahrts-Verwaltungen haben ihre Mitwirkung bei der Wasser-Festfahrt zugesagt, und auch auf die Anwesenheit des Landesherrn wird gerechnet.

Hessen. Darmstadt, 8. August. Die Regierung hat im legten Landtagsabschiede für den demnächstigen Land- tag die Vorlage cines e zugesagt, wodurh einzelne Bestimmungen des Gesehes über die Gehalte der Volks\chullehrer geändert werden sollen, Schon bei Be- rathung dieses Geseßes wurden niht unerheblihe Bedenken

gegen einzelne Positionen erhoben, namentlich hielt man den.

niedersten-Gehalt von 4—500 Gulden mit Rücksicht auf die ver- änderten Geld- und Lebensverhältnisse für unzureichend. - Die Regierung ift der Erhöhung der Gehaltsansäße einzelner Klassen nicht abgeneigt, und wird das nöthige Material zur Feststellung der Frage, inwieweit die Gemeinden und der Staat durch die beantragten BLHUnge belastet werden, gesammelt, Auch die Miethsentshädigung der Lehrer, welhe in Städten als Maxi- mum auf 200 Gulden festgeseßt ift, wird vielfah als niht aus- reichend erkannt, und vorausfihtlich ein anderer Modus zur Normirung derselben angenommen werden. Das Bergge- tb, dessen Ausführungsverordnung nunmehr durch eine

Kommission berathen wird, foll die in den einzelnen Provinzen

bestehenden Verschiedenheiten in der Da aR des Bergbaues

beseitigen und \chließt fch an das preußishe Berggesecß von 1865 an. Die „N. Hefsishen Volksbl.“ \chreiben: Am Donnerstag fard in Anwesenheit der Ober - Konsisto- rial - Räthe Linß und Melior im Ständehause die erste Sitzung des Finanzaus\{husses der Landess\synode statt. Von Anträgen einzelner Abgeordneten liegen bis jeßt außer dem er- wähnten Antrag Schaub auf Errichtung einer deutschen Volks- kirhe vor: Antrag Schröder auf Abschaffung der Stolgebühren, Antrag Rieger und Buchner auf Verbesserung des Gesang- buches, Antrag derselben, die Sonntagsheiligung betreffend, und Antrag Dornseiff (Dekan) auf entsprehendere Verwendung der Pfingstkollekte. :

- Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 9. August. Die heutige „Weim. Ztg.“ meldet: „Herr Geheim - Rath Dr. Stichling ist am Freitag hierher zurückgekehrt und hat seine Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Wir sind erfreut, für die weiten Kreise Derjenigen, welhe an der Erkrankung des Herrn Geheim - Raths und an seiner allmählihen Wiederherstellung \o warmen Antheil genommen haben, hinzufügen zu können, daß der Gesundheitszustand desselben ein durhaus befriedigender ift, und zu hoffen steht, Herr Geheim - Rath Dr. Stichling werde seiner umfangreichen Thätigkeit fich fernerhin ohne Gefähr- dung feiner Gesundheit zum Besten des Staates widmen können.“

Elsaß-Lothringen. Mez, 5. August. (Ztg. f. Lothr.) Mit der Einrihtung des neuen Lehrer-Seminars in Pfalz- burg soll in nächster Zeit vorgegangen. werden. Die zum Aus- bau und zur Möblirung desselben erforderlihen Arbeiten find zur Submisfion ausgeshrieben und sollen am 17. d. M. ver- geben werden,

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. August. (W. T. B.) Wie die „Presse“ erfährt, hätte die serbishe Regierung der öôsterreihish-ungarishen den Wunsch zu. erkennen gegeben, nach dem Vorgange Rumäniens die bisher zwischen Defterreich- Ungarn und Serbien bestehenden vertragsmäßigen Bestimmun- gen durch eine entsprehende Han delskonvention zu ersezen. Der diesjährige deut\ch-mährische Parteitag wird am 8. Sep- tember in Neutitshein abgehalten werden ; Hauptgegenstand der Berathung wird die Partei-Organisation in Mähren sein, an deren Spiße ein Vertrauénskollegium aus den verfassungstreuen Abgeordneten des Landes gestellt werden soll.

Pest, 10. August. (W. T. B.) Die „Amtszeitung“ ver- öffentliht den Ausweis der Staatseinnahmen und -Ausgaben im 2. Quartale des laufenden Jahres. Nach demselben übersteigen die Netto - Einnahmen dieses Quartals die des entsprehenden Zeitraumes des Vorjahres um 21/5 Millionen Gulden und die des ersten Quartales d. Ï. um 41/5 Millionen Gulden. Die Ausgaben- des zweiten Quartales d. I. betrugen 2 Millionen weaiger, als: im entsprehenden Zeitraum des Vor- jahres und nahezu eine Million weniger, als im ersten Quartal d. I. Der bisherige Ertrag der direkten Steuern des laufenden Jahres ergiebt gegèn den des entsprehenden Zeitraumes des Vorjahres einen Uebershuß von 1x4 Milktionen Gulden. Wie „Pesti Naplo!' meldet, verfüge die unga- rische Regierung aus dem leßten Anlehen über eine Summe, welhe den Bedarf des ersten Quartals des nächsten Jahres dee. Die Gerüchte über“ eine von der ungarishen Re- gierung angeblih beabfihtigte Anleihe entbehrten daher durhaus der Begründung. Die Einnahmen der ungarishen Staatsbahnen zeigten zudem* einen erfréulihen Aufschwung. Die bis zum- 2. d. abgeführten Ueberschü}se des laufenden Jahres beliefen sich auf 660,000 Fl, während das gesammte Vorjahr nur einen Ueber- {Guß von 176,000 F[. ergeben hätte.

Großbritannien und Frlaud. London, 7. August. Der Geburtstag des Herzogs von Edinburgh, zweiten Sohnes der Königin Victoria, der heute sein 31. Lebensjahr vollendete, wurde in Windsor mit den üblichen Ehrenbezeugun- gen festlih begangen. Der Hof übersiedelt den bis jeßt ge- troffenen Dispositionen zufolge am 17. ds. von Osborne direkt nach Schottland. Dort bleibt «r bis Mitte November und kehrt dann nah Windsor zurück. Der Herzog von Con- naught (Prinz Arthur), der gegenwärtig im 7. Husaren-Regi- ment dient, ist vom Rittmeister zum Major befördert worden. Der Kronprinz von Italien verließ heute London, um über Paris nach Rom zurückzukehren. Der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Streliy hat sich nah Schottland be- geben. Der Herzog von Coimbra, Bruder des Königs von Portugal, . empfing - gestern den Minifter für auswär- tige Angelegenheiten, Lord Derby. Lord Carnarvon, der Minifter für die Kolonien, empfing vorgestern eine Deputation, die seine Aufmerksamkeit auf das bereits erwähnte Projekt zur Herstellung einer direkten Verbindung mit dem Innern von Afrika vermittel#| der Leitung der Gewässer des Atlanti- \chen Oceans in die Wüste Sahara lenkte, und die Unter- stüßung der Staatsregierung für die Expedition nacchsuchte, die nah dem nordwestlichen Afrika ‘ge{chickt werden soll, um sih über die Ausführkeit des Projekts Gewißheit zu verschaffen. Der Minister wünschte dem Projekt jeden möglihen Erfolg, bemerkte aber, daß es viel weiterer Information, als die, welche bis jeyt vorliege, bedürfe, um demselben ein staatliche Unterftüßung oder Ermunterung angedeihen zu lassen. Das ministerielle Weißfischessen, das alljährlih kurz vor dem Schluß der Parlaments\ession in Greenwich stattfindet, ist für den nächsten Mittwoch, den 11. d. M., anberaumt. Die Morgenblätter veröffentlihen eine Korrespondenz, die zwischen Mr. Plimfoll und Sir Charles Adderley, dem Präsidenten des Handelsamtes, bezüglih der neuen Vorlage be- treffs seeuntühtiger Schiffe gepflogen wurde. Plimsoll legt in einem Briefe seine Anfichten über die beste Art dar, in welcher das neue Geseß in Wirksamkeit gebracht werden könnte, und erhebt verschiedene Beschuldigungen gegen einzelne Beamten des Handels-Ministeriuums. Sir Charles Adderley lehnt s in seiner Erwiderung ab, die Vorshläge Plimsols in Erwägung zu ziehen, und fordert eine sofortige Begründung oder prompte Zurücnahme der gegen das Handelsamt erhobenen Anklagen.

Glasgow, 10. August. (W. T. B.) Gestern kam es hierselb in den Vorstädten wiederum zu Ruhestörungen. Das Militär und die Freiwilligen wurden konsignirt. Die Ord- nung wurde nah Verlesung der Aufruhrsakte wiederhergestellt.

Frankreich. Paris, 7. August. Der Pen Marschall Mac Mahon, hat heute Mittag seine Residenz nach dem Elysée in Paris MOes wo derselbe wtkrelb der ganzen Dauer der Ferien wohnen wird. Durch Dekret des Präsi-

L denten der Republik-vom 3. August ist der Abbé Besfon,

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Kanonikus der Metropolitankirhe von Besançon, an Stelle des verstorbenen Herrn Plantier zum Bischof von Nimes er- nannt worden. Die Minister des Innern und der Finanzen haben noch in leßter Stunde in der Nationalversammlung ein Nachtragskredit-Erforderniß von 300,000 Fres. zur Unterstüßung der auf französishes Landesgebiet flühtenden Spanier eingebracht. Der Antrag ist wie folgt motivirt :

„In Folge der politishen Ereignisse, denen Spanien gegenwärtig als Schauplaß dient, haben {hon mehrere hundert carlistische Sol- daten unsere Grenze überschritten, und es wäre möglich, daß in der nächsten Zeit- noh eine beträchtliche Zahl dieser Gebieisnachbarn sich veranlaßt-sähe, auf unserem Grund und Boden ein Unterkommen zu suchen. In dieser Voraussicht ist es Pflicht der Behörden, {on jevt die nöthigen Vorkehrungen zum Empfarg dieser Flüchtlinge zu treffen, Da ihre¿Anhäufung -auf einem einzigen - Punkté zu “ernstlichen Uebel- ständen führen könnte, werden fie în gewisse Städte vertheilt wer- den,f die gewöhnlich Jnternirten als Aufenthaltsort dienen. Wäh- rend man aber für ihre. Internirung bedacht ist, wird man zuglei dafür sorgen müssen, daß. den meisten unter ihnen eine Unter- stüßung gereiht werde, die ihnen gestattet, ihr Leben zu fristen, bis sie durch Arbeit ihren Unterhalt selbs verdienen können. Die Menschlichkeit sowohl als das Intcresse der öffentlichen Sicherheit er- fordert übrigens, daß Jndividuen, welche das Uebermaß des Elends verleiten könnte, sih an den Personen und an fremdem Eigenthum zu vergreifen, nicht ganz hülflos fih felbst Überlassen werden. Oh- wohl die vorgeschlagene Unterstüßung 75 Cent. täglih nicht über- steigen würde, würde sie dennoch in Anbetracht ter großen Zahl Flüchtlinge, die daran Theil nehmen, eine bedeutende Summe aus- machen. Der Normalkredit für Flüchllinge, der für das Jahr 1875 auf 400,000 Frs. festgeseßt und bereits auf 197,000 Frs. zusammen- ges{chmolzen ist, würde füc den Fall, werin er eintreten sollte, offen- bar nicht ausreichen“.

Ftalien. Rom, 9. August. (W. T. B.) Der von dem Finanz-Minister und dem Handels-Minister béi der lezten Kam- mersession vorgelegte Beritht über die Papiergeld-Cir- kulation is nunmehr veröffentliht “worden. In demselben wird konstatirt, daß Mittel vorhanden seien, um den Zwangs- cours des Papiergeldes zu beseitigen; der Bericht spriht fich jedoch gegen eine sofortige Abschaffung des Zwangscourses aus und \{lägt einige vorbereitende Maßregeln vor.

Palermo, 9. August. (W. T. B.) Der hiesige Erz- bischof, der das Königlihe Exequatur niht nahgesucht hatte, hat heute, ohne daß irgend eine Intervention Seitens der Be- hörden stattfand, das erzbishöflihe Palais unter Ueberreihung eines Protestes verlassen.

Dänemark. Kopenhagen, 6. August. Die Mit- theilung mehrerer {wedischer Blätter, wonach der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dänemark den bevorstehenden Feierlichkeiten bei Enthüllung des Carl Johanns - Monumentes in Christiania beizuwohnen gedächten, wird heute von der „Berl. Tid.* dahin berichtigt, daß fiherem Vernehmen nah über die bezeihnete Reise des kronprinzlichen Paares bis jeßt noch nichts bekannt sei. Die Beerdigung des Dichters H. G, Andersen findet Mittwoch, den 11. d. Mts., Vormittags um 12 Uhr, von der Frauenkirche aus statt. Das isgländishe Althing ist am 1. Juli mit der Verlesung einer Königlichen Botschaft er- öffnet worden, worin darauf hingewiesen wird, -daß durch die jetzige Verfassung den Repräsentanten des Landes ein bestimmender Einfluß auf die Angelegenheiten desselben, vollständige Bethei- ligung an dem Gesetgebungswerke und der bewilligenden Obrig- keit rückfichtlih der Einnahmen und Ausgaben des Landes bei- gelegt sei. Die Gntwickelung Islands ist somit größtentheils in - die Hände der eigenen Repräsentanten des Volkes gelegt. „Aber,“ heißt es in der Botschaft, „Wir hegen das Vertrauen, daß es s\ih zeigen wird, daß das Wohl des Landes gerade da- dur gesichert ist. Für Uns war es in dieser Beziehung ein ersreu- lihes Zeichen, daß Wir während Unseres Besuches auf Island, in Veranlassung des tausendjährigen- Festes,“ so viele Beweise davon erhielten, daß die Bevölkerung Islands die Freiheitsgabe, welche Wir ihr kraft Unserer Königlihen Machtvolkommenheit geschenkt haben und welche gleichzeitig mit jenem Feste in Kraft treten sollte, zu \{chäßen weiß. Es wird der ersten ordent- lihen Versammlung des neuen Althings eine niht geringe Anzahl neuer Gesehvorshläge vorgelegt werden, unter wel- chen - Wir vor allen den Finanzgeseßvorshlag YHervorheben wollen, durch dessen Behandlung die bewilligende Obrigkeit zum ersten Male Gelegenheit bekommt, ihren Einfluß auszuüben. In Verbindung damit stehen zwei Geseßvorshläge über die Ordnung des Medizinalwesens und die Löhnungsverhält- nisse der isländishen Beamten. Ueber andere weitergehende Reformen mit Bezug auf das isländische Administrationswesen, wie wünschenswerth diéselben auch sein möchten, kann noh-keine Rede sein, so lange niht die Steuerverhältnisse eine Umordnung erfahren haben; jedoch sollen die gêeigneten Schritte zur Er- reihung dieses Zieles- in nächster Zeit vorgenommen werden. Eine andere Sache, welhe Uns sehr beschäftigt und welche ver- meintlich von der größten Bedeutung für das Wohl des Landes ist, ist die Entwielung des Kommunikationswesens 2c.“ Am Schlusse der Königlichen Botschaft wird ein tiefes Bedauern über das dur die gewaltigen Erdershütterungen und Vulkan- ergüfse auf Island verursachte Unheil ausgesprochen.

Numänien. Bukarest, 10. August. (W. T. B.) Die vom Senat und der Deputirtenkammer dem englishen Bau- unternehmer Crawley ertheilte Konzession zum Bau der Eisenbahnen Plojehti-Predal und Adjut - Oknar hat die Sanktion des Fürsten erhalten. Gleichzeitig is die Regierung zum effektiven Abschluß einer siebenprozentigen Anleihe von 424 Millionen ermächtigt worden. Der Emisfionscours derselben wird niht uuter 91 sein.

Türkei. Nach von \lavisher Seite, über Ragusa, 9. August, fommenden Nachrichten des W. T. B. find am 4. d. M. 800 Türken von etwa 200 Aufständishen bei Nevesinje über- fallen und total geshlagen worden. Die Türken follen an- geblich Geschüße und Proviant verloren haben; von Selim Pascha heißt es, er sei verwundet worden.

Asien. Indien. (A. A. L.) Aus Kalkutta wird vom 5. d. gemeldet, daß die nordwestlichen Provinzen “von verheerenden Ueberschwemmungen heimgesucht worden find. Viele Eingeborenenhäuser wurden zerstört und man befürchtet, daß im Innern des Landes der Verlust von Menschenleben ein ernstliher war. (Nachrichten vom 7ten zu- folge war ‘das Wasser in -/ der Nachbarschaft von Allahabad im Fallen.) Die mit der. neuesten Ueberlandpost angekom- imenen indishen Journale beschäftigen \fih Hauptfädlidh mit Sir Douglas N Mission am birmanishen Hofe und déren ‘Resultate. it Bezug N leßtere bemerkt die „Bombay Gazette“, daß die Unabhängigkeit des Karennigebiets gesigert

eint.

wurde, aber nihts Weiteres geregelt worden qu sein \ch Man glaubt no Chinese Leeseetaheé im Einvernehmen

immer, däß der König von Birma und der handelten, und fürchtet,

daß die nah Yunnan zur Untersuchung der mit der Ermordung

_ des Engländers Margary verknüpften Umftände gesandten briti

Fen Kommifsäre auf Verrätherei stoßen werden. Afrika. Der „Allg. Ztg.“ \hreibt man:- Seit dem Tode

‘des Königs Theodoros II. von Abefsinien ist das äthiopische

Reih bekanntlih einer allgemeinen Anarchie verfallen. Die Zostlihen Provinzen, namentlih Tigrié oder Tigré, regiert Kasai, der fch vor einigen Jahren zum König krönen ließ und- zu- gleich den Thron-Namen Johannes annahm. Vergeblih fut

erselbe seine Macht über Amhara. und die südliheren Distrikte auszudehnen, während Menelek, der Enkel Sahela Selasis, seine Anrechte auf das Königreih Schoa geltend zu machen wußte.

Es scheint, daß Negus-Johannes vor kurzer Zeit einen Kriegs-

ug gegen Menelek unternommen hat. Während seiner Ab- wesenheit stellte neuesten Nachrichten zufolge ein Schwester- sohn des Königs Theodor fih an die Spiße der unzufriedenen ‘Parteien. Dur rasche militärishe Operationen gelang es dem- Felben, die reihsten Provinzen Central- und West-Abesfiniens (Dembea, Qoara, Begemeder, Wogara, Sagalt 2c.) zu erobern und die wichtige Bergveste Wochamba zu besegen. Der neue Prätendent des äthiopishen Thrones heißt Ledsh Ubié,- Uebri- gens hat Abessinien noch nicht vor langer Zeit {hon zwei, in handelspolitisher Bezichung niht unwichtige Distrikte eingebüßt: im Norden das Bogosgebiet, im Westen die Provinz Galabat, welche nun der Khedive von Aegypten in Besiß genommen. Nach Berichten aus Natal vom 3. Juli befindet \ih Sir G. Wolseley noch immer auf seiner Inspektionstour in den Eingeborenen-Ortschaften. Die Berichte über die Lage der Dinge im Zululande sind angebli stark übertrieben. Cathaway soll in Folge einer Botschaft von Sir Garnet Wolseley über den

‘Lebando geflüchtet sein.

Australien. Aus Melbourne wird vom 3. ds. gemel- ‘det, daß der Gouverneuer das Gesuch der Minister, das Par- lament aufzulösen, verweigert hät, in Folge dessen das Kabinet seine Demission gab. Dem südaustralishen Parlament wurde das Budget der Kolonie vorgelegt. Es zeigt ein Defizit, zu dessen Dedkung die Regierung die Etnführung einer Stempelsteuer vorshlägt. Ein Kredit von 2,500,000 Pfd. Sterl. wird für öffentlihe Bauten verlangt.

Statistische Nachrichten.

Im lehten Jahrzehnt, seit dem völlig gleiße Grundsäße bei Ermittelung des Gewichts des E Fleisches angewendet wer- den, betrug, der „Schles. Ztg.“ zufolge, der auf den Kopf der Be- völkerung der Stadt Breslau entfallende, nah Pfund und Loth berechuete Fleishkonsum im Jahre 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1037/9926 906 0012, 90,41, 69,25, 92,9, 95,15, 97,20, 95,22,

Das Prozentverhältniß des Gesam1kikonsums stellte sich für Rindfleish 1865 auf 37,6, 1874 auf 36,0, für Kalbfleisch 1865 auf 9,3, 1875 auf 8,6, für Schweinefleish 1865 auf 32,1, 1875 auf 33,9, für Hammelfleisch 1865 auf 9,9, 1875 auf 8,4; eingeführt 1865 auf 11,1, 1875 auf 13,1.

Da vorzugsweise eine Verschiebung des Verhältnisses zu Gunsten des Schweinefleishes und der meistens von den Landfleishern cinge- führten geringeren Fleischwaaren, zu denen aber auch amerikanischer Speck u. s. w. gehört, eingetreten ist, so bestätigt fih dadurch die Be- merkung, daß die soziale Phyfiognomie der städtischen Bevölkerung eine andere geworden ist. :

Der Einfluß des Fleischkonsums in quantitativer und qualita- tiver Beziehung auf den Familienhaushalt richtet sich nach den Detailpyreisen, die in Silbergroshen uud Pfennigen betrugen: Rind- E 1895 4,6, 1874 5,9; Kalbfleisch 1865 4,1, 1874 5,6; SMhweine- fleisch 1865 4,9, 1874 7.—; Hammelfleisch 1865 41, 1874 6.—; durchschnittlich 1865 4,47, 1874 6,1.

Die Preisfteigerung in den 10 Jahren erreicht hicrnach beinahe den bedeutenden Betrag von 50%. Nach fünfjährigen Gruppen be- trug der allgemeine Fleischpreis 1865—1869: 4 Sgr. 8 Pf., 1870— 1874: 5 Sgr. 5 Pf. :

Aus dem wirklichen Verbrauhß und den Preisen läßt sich die Gesammtausgabe pro Kopf und pro Familie für diesen wichtigsten Nahrungs\toff berechnen. - Nimmt man das Verhältniß der zu der allgemeinen direkten Kommunal-Personalsteuer eingeshäßten Einzel- personen und Familien zur Bevölkernng als die dur(schnittlihe Kopf- zahl einer Breslauer Familie an, nämlich in den Jahrên: 1865 4,5, 1866 4,1, 1867 4,, 1868 4,3, 1869 4,3, 1870 4,2, 1871 4,3, 1872 4,4, 1873 4,3, 1874 4,2, so ergeben sich die drei Faktoren: Konsum pro Kopf, Preise und Familienkopfzahl Jahr für Jahr multiplizirt, fol- gende Produkte in Thalern: 67,6, 61,5, 68,8, 59,2, 59,7, 57,7, 61,6,

7,8, 83,0, 81,7, oder nach fünf{ährigen Gruppen zusammengezogen 1865—1869: 62,3 Thlr., von 1870—1874: 71,8 Thlr. i

__ Diese bedeutende Steigerung der Koften zeigt Übrigens noch nicht eine größere relative Belastung des Einkommens durch dieselben an, da das leßtere gleichfalls geftiegen ist. Um auch hierfür einen durh- uen Auëdruck zu gewinnen, ist das Durchschnits-Cinkommen ammtliher einkommensteuerpflichtigen Personen ermittelt worden, wobei juriftishe Personen, wie Afktiengesells{aften, Eisenbahnen ab- gezogen wurden. Es ergiebt sich dann das Durchfchnitts-Einkommen der physischen Personen in den leßten 10 Jahren wie folgt:

Thlr. 380 374 388 381 391 404 406 447 501 525 und als prozentuale Belastung desselben dur die FleisGausgaben

Â, 2e Oa A7 196 100 125 101, 104 106 156,

Da in der ersten fünfsährigen Periode diese Belastung bei 383 Thlr, Durchschnitts-Einkommen 16,3% und in der zweiten bei 459 Thlr. Durchschnitts-Ginkommen 15,6% beträgt, so ergäbe sich hieraus das befriedigende Resultat, daß in Folge der größeren Steigerung des Einkommens die 7 Les der Preise, bei allerdings etwas -geringe- rem Konsum, keine größere Belastung des ersteren zur Folge gehabt hat. Wird das Prozentverhältniß der ersten zur zweiten fünfjährigen Periode bei den drei beobahteten Momenten einander gegenüber ge- stellt, so hat der Konsum um 0,73% ab-, der Fleischpreis "um 16,07%

u-, das Einkommen aber um 19,84% zugenommen, Hieraus folgt, auch, wenn der Konsum gleih geblieben wäre, die relative Be- lastung des Einkommens durch die Fleishausgabe dcch jedenfalls ab- genommen hätte. Der aus der so bedeutenden Cinkommens-Steigerung au folgernde Widerspruch mit der Behauptung, daß die soziale Zusam- menseßung der Bevölkerung eine andere und geringere geworden fei, 1ôft

ch dadur auf, daß das kaufmännische Einkommen, und in geringerem

Grade auch die Beamtengehälter stärker gestiegen sind, als das ge- werblihe Einkommen. Zur Ermittelung der Bedeutung der Preise für die Produzenten dient eine Vergleihung der Detail- mit den Grospreisen, wobei Betriebskosten, als Kapitalzinsen, Löhne, Miethen, nternehmergewinn u. \. w. abzurehnen sind. In den beiden leßten

Jahren (1873 und 1874) haben Löhne und Miethen nah einer vor- ergehenden Steigerung keine wesentliche Veränderung mehr erlitten,

au fiel dieDetailpreisfteigerung mit einem geringeren Konsum zusammen; gleichwohl ergiebt sich, daß, während die Tee mit einer Schwan- ung im IT.Semester 1873 im beständigen Sinken gewesen sind, die De-

tailpreise ebenso beständig, mit Ausnahme des Kalbfleisches gestiegen sind. Es liegt {ließli die Frage nahe, wie fich der Gewinn für den Kon- sumenten tellen würde, wenn- er nur die Grospreise zu zahlen brauchte. Die Rechnung giebt zur Antwort: eine durchs{nittliche jährliche Er- rniß pro Familie von (1873) 23 Thlr. 15 Sgr., (1874) 28 Thlr.

spa 24 Sgr.

a diese Summen, in den vorhin berechneten Bruttogewinn der SWlächter dividirt, ca. 185 ergeben, so wäre demnach die genossen- \haftlihe Verbindung von 185 Familien nöthig, um den durh-

\ nid Gewinn eines zeiticen Breslauer SchlaHtges{chäfts zu erhalten. ;

An der Universität München waren nah dem neu aus- gegebenen amtlichen Personalverzeihniß im Sommersemester 1875 im Ganzen 110 Lehrer in Wirksamkeit, hierunter 68 erdentlihe und 10 außerordentliche Professoren, 20 Privatdozenten, 11 Honorarprofessoren und 1 Lektor der französischen Sprache. Die theologische Fakultät zählte 9, die juristishe 15, die staatswirthshaftlihe 7, die medizi- nishe 38 und die philosophische Fakultät. 44 Mitglieder. -— Der Lehrkörper der polytechnischen Schule in München bestand im Sommersemester 1875 aus 22 ordentlichen, 8 außerordentlichen Pro- fessoren, 10 Privatdozenten und 23 Assistenten. Von den Professoren und Dozenten gehörten 15 dec Allgemeinen Abtheilung, 6 der Inge- nieur-Abtheilung, 7 der Hochbau-Abtheilung, 4 der mecanisch-tech- nischen, 5 der chemis{ch-technishen und 3 der landwirth\{aftlichen Ab- theilung an. Auyerdem ertheilten 7 Universitätsprofessoren und 7 Lehrer änderer Anstalten Unterricht, so daß im Ganzen 77 Lehrer in Thätigkeit waren.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Am 9. d. M. Morgens wurde die historische Aus- stellung funstgewerbliher Gegenstände im Bundes- Palais zu Frankfurt a. M. feterlich eröffnet. Eingeladen waren zur Eröffnung Magistrat und Stadtverordnetenversammlung, Regierungs-Rath Iohn, ais Vertreter der Staatsbehörde, sowie die Vertreter der Presse. Der Präsident des Ausft-llungs-Comités, Dr. Sauerländer, begrüßte die Gäste, indem er zunächst sowohl ven städtischen Behörden, als dem Polizei-Präsidium den Dank des Comii- tés für die nachdrückliche Förderung und Unterstüßung aussprach, welche dieselben dem Unternehmen haben zu Theil werden lassen. Dec Redner sprach sich sodann eingehender über den- Zweck der Ausstellung aus. Alenthalben werden die größten Anftrengungen gemacht, um die vaterländischen Kunstgewerbe neu zu beleben und mit anderen Ländern auf diesen Gebieten gleihen Schritt zu halten. Frankfurt und seine Umgebung seien ganz besonders geeignet, einen Mittelpunkt zu bilden füc das deutsche Kunfst- gewerbe. Ein Museum mit Kunstschule sei hierzu unumgäng- lih nothwendig. Die historishe Ausstellung, welche weit größere Dimensionen angenommen habe, als man anfänglich erwartet hatte, solle der Vorläufer hierzu sein. Sie habe einè doppelte Aufgabe: unmitelbar, anregend und belebend auf den Geshmack einzuwirken ; mittelbar, die Grundlage für das Gewerbemuseum zu legen. Der Redner {loß mit dem Wunsche, daß man allseits die hohe Bedeu- tung dieser Bestrebungen für unser Kulturleben sowohl, als für unsere Interessen erkeunen und dem Unternehmen der Ausstellung als dem Gewerbemuseum weitere Unterstüßung Seitens aller dazu Berufenen angedeihen lassen möge. Dex Ober-Bürgermeister Dr. Mumm von Schwarzenstein sagte diese Unterstüßung Seitens der fstädti- schen Behörden in warmen Worten zu, dankte dem Comité für seine anstrengenden und aufopfernden Bemühungen, ins- besondere dem Ehren - Präsidenten Sr. Königlichen Hoheit dem Fürsten von Hohenzollern und dem Präsidenten Stadtrath Dr. Sauerländer, ferner den Garantie-Zeichnern, wies so- dann nohmals auf die‘ große Tragweite hin, welhe die Hebung der Kunstindustrie für die Stadt Frankfurt habe, und {loß mit einem Hoch auf das Aussftellungs-Comité. Sodann begann der Rundgang durch die neuen Ausstellungssäle, auf: welchem die Comité-Mitglieder den Gästen die einzelnen Gruppen erläuterten. Jm ersten Saale be- finden sich die“ Krüge und deutschen Gläser, im zweiten italienische Gläfer, sowie die berühmten 40 Miniaturen von Jean Fouqué (1470), im dritten Saale die Metallindustrie, im vierten Möbel, welche leßtere außerdem in allen Sälen wver- theilt find. In der großen Rotunde sind die getriebenen Arbeiten aus Ebdelmetallen, die Waffen 2c. aufgestellt. Jm sechsten Saale befindet sich die großartige Sammlung von kir{chlichen Gegenständen, Manu- \kripten, Inkunablen 2c. 2c.; im siebenten Arbeiten von Elfenbein, sowie die Limogen des Hrn. ‘Spiter in Paris, im nächsten Fayencen und Majoliken, im neunten ift die Porzellansammlung. Um 12 Uhx wurde die Ausstellung dem Publikum geöffnet. Unter den in den leßten Tagen eingelaufenen Leihgaben ist eine große Sendung von älte- ren Kunstgegenständén aus den Sammlungen des Fürsten -von Arx halt-Dessau zu nennen. Besonders hervorragend ift daruater ein Reli- quarium aus dem 11. Jahrhundert in Nielloarbeit, einige wunders{höne Pokale und Trinkhörner, worunter ein Riesenpokal aus der Renaissance zeit; die in Gold gestickte Schabracke des „alten Dessauer" 2c. Aus dem Kabinetsmuseum Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen sind reich emaillirte Dolche, \{chsne italienishe Gläser und emaillirte Dosen und Sch%muckästhen in Gold und Silber ausgestellt. Der Graf zu Erbach-Erbach hat eine zweite Sen- dung aus seinen reihen Kollektionen gemaht, aus welcher der berühmte Ortenburger Sattel und Schild die werthvollsten Stücke find. Hr. Goldshmidt aus Frankfurt hat {schöne Louis XVI. - Möbel und Garnituren, Elfenbein-Schnitzereien, sowie alte ‘chinefische Cloisonnés ausgestellt, leßtere der Sammlung des Grafen Salm in Prag angehörig. Von dem Fürsten Ysenburg-Bir- stein ist ein \chônes Silber-Service (Louis XV,) eingelaufen. Die großartige Sammlung von Limogen des Hrn, Spißter ist ebenfalls angelangt. Angemeldet is u. A. noch eine Sendung des Großherzogs von Wéimar aus den ‘in der Wartburg auf- gestellten Kunstshäßen. Dem Entgegenkommen des katholischen Kirchenvorstandes verdankt die Au: stellung eine Reihe von Monstran- zen, Kelhen und anderen Kirchengefäßen aus den Kunstepochen der Gothik und Renaissance. Daran schließen sich mehrere reih ornamen- tirte Kirhengewänder und prachtvolle alte Spißen, welche Privat- eigenthum des Hrn. Geistl. Rath Stadtpfarrer Münzenberger sind. Endlich hat Hr. Dr, Louis Brentano seine treffliche Miniaturen-Ga- lerie von Fouqué dem Ausstellungscomité zur Verfügung gestellt.

Unter den Quellen für die Gehichte des vierzehnten Jahr- hunderts zeichnet sih die Limburger Chronik durch die reiche Mannigfaltigkeit ihres Inhaltes aus, der nicht, wie das bei den meisten anderen Chroniken dieser Zeit und des Mittelalters überhaupt der Fall ist, blos den historishen Stoff im engeren Sinne umfaßt, sondern auch auf kulturhistorishe Momente fih erstreck. Jn ein- facher, aber lebendiger und wirkungsvoller Darstellung, welche bis- weilen zu großer Kraft sih erhebt, erhält der Leser neben-den Nach- richten über die een der Zeit die interessantesten Mitthei- lungen über Lieder, Musik, Waffen, Kleider und viele andere Dinge, über die man anderwärts vergeblich Auskunft fuchen würde. Jnsbe- sondere find die durch die Chronik aufbewahrten Reste deutschen Volks- gesanges aus dem vierzehnten Jahrhundert für die deutsche Literatur- geschichte von Werth, und für die Kunstgeschichte verdient die merkwürdige Notiz über den Maler Wilhelm zu Côln hervorgehoben zu werden. Abec auh nach der rein historischen Seite hin betrachtet, als Ge- \{ichtsquelle für die zweite Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts, verdient diese Chronik alle Beachtung, wenngleich der Schwerpunkt Bres Inhalts nicht sowohl in der damals überhaupt zurücktretenden

ars als vielmehr in der Territorialgeshihte, wie solche durch den Wohnort des Verfassers bedingt ward, zu fuchen is. Haupt- sächlich sind es die Begebenheiten ‘in der Lahn- und Nhein- gegend, in Helei und Westfalen, von denen fie berichtet. Zwar werden manche ihrer Angaben durch die darüber vorhandenen Ur- kunden entbehrlich gemacht, ja selbst berichtigt, indessen liegt doch in den Erzählungen eines mitten in den Ereignissen stehenden Zeit- genossen ein eigener Reiz, und es find der Punkte nicht wenige, über welche keine Urkunde Aufklärung geben kann, wobei hier nur an die Schilderung der großen Geißelfabrt und an die vortrefflichen Be- pin P von Personen, welche der Chronist aus eigener An- \ O fannte, erinuert werden mag.

Neber-die Limburger Chronik ‘hat nun Dr, Arthur Wyß in Marburg (N. G. Elwertshe Verlagsbuhhandlung 1875) eine mono raphisde Schrift herausgegeben, in welcher der Verfasser eine fritishe nalyse der vorhandenen Handschriften und Ausgaben der Limburgishen Chronik giebt. Dex älteste Abdruck derselben im Jahre 1617 wurde von dem Frankfurter Ae Joh. Friedrich Faust von Aschaffenburg veranlaßt. Das Resultat, zu dem er gelangt, ist,. daß

die Chronik uns in zwei verschiedene Redaktionen vorliegt. Die eine, kürzere, Faffung stellt fich in dem Faustshen Drucke dar wähs- rend die ausführlichere in den theils gedruckten, theils ungedruckteæ Kompilationen des Limburger Kanonikus Mechtel (F 1630) enthalten ist. Dur eine Reihe wohl motivirter Schlüsse gelangt der Verfasser zu dem Urtheil, daß der der Ausgabe Mechtels zu Grunude liegende Text auf eine ältere Handschrift zurückweist, die der originalen Ueberlieferung der Chronik wenigstens nahestand und vermuthlih dem 15. Jahrhundert angehörte.

Vor Kurzem hat man bei der Straßenregulirung in der Nähe des Palazzo Vecchio, in Via dei Gondi zu Florenz einige Alter- thümer, bestehend in Büsten, Hausgeräthen und einem antiken Sußboden, und zwar in ansehnlicher Tiefe, entdeckt. Dergleichen er- regt in Florenz stets um so größeres Aufsehen, als die Geschichte der Stadt in der Etrusker- und NRömerzeit durchaus im Dunkeln {webt. Man hat lange daran gezweifelt, ob neben den auf einem Berge über Florenz liegenden uralten Fiesole, an der jeßigen Stelle der Arno- stadt, überhaupt ein Ort vorhanden gewesen ist oder niht. Die jüngsten Entdeckungen weisen auf eine Bejahung hin. Die Bogen- reihen an den Fundamenten des Palazzo Vecchio, “welche allgemein als zu leßterem gehörig betrahtet wurden, erweisen si jeßt als Bruchtheil eiuer Bogenkette, welche fich nach der Piazza di San Firenze hinzieht, auf der fich vermuthlich die Arena eines großen Amphitheaters befunden hat. Der Charakter des Bauwerkes soll der etrusfischen Epoche entsprechen,

Aus Eupatoria wird dem „Golo8* vom 25. Juli gemeldet : Heute um 64 Uhr Morgens war ein Erdbeben, Sid mehrere Sekunden dauerte. Die beiden Stöße waren ziemlich stark, wurden aber nicht von Allen bemerkt, weil Viele noch \chliefen, -Beschädigun- gen kamen niht vor. Der Barometer, der hon einige Tage früher hoh stand, stieg nah dein Erdbeben noch mehr. Es erhob sich nach der Erschütterung ein Sturm, der in einen ftillen Regen überging. (Auch in Sfewastopol wurde an demselben Tage eine Erdershüt- terung verspürt.)

Laud- und Forstwirthschaft.

Breslau, 7. August. Die Ernte schreitet unter Anwendung aller nur irgend diêponiblen Arbeitskräfte rüstig vor und dürfte in kurzer Zeit mit geringen Ausnahmen in der Provinz als beendet au- zusehen sein. Erfreulicher Weise stellt sich heraus, daß die Befürch- tungen, welche anfänglih in Folge der andauernden heftigen Regen- güsse betreffs des Getreides gehegt wurden, allzugroß waren. Aller- dings hat ein Theil des Roggens durch Auswachsen gelitten, und auch bei Weizen und Gerste ist mehr oder weniger dasselbe zu be- klagen ; allein im Uebrigen hat man Überall die regenfreien Tage wahrgenommen. Von Weizen wird aus verschiedenen Distrikten bes richtet, daß er tadellos geerntet worden sei. Die Qualität der Gerste wird von vielen Seiten stark bemängelt. Ueberhaupt war die Ernte in Bezug auf Quantität einzelne bevorzugte Distrikte der Provinz ausgenommen nicht befriedigend. In einzek- nen Distrikten, so in der U E und Patschkauer Gegend, klagt man fogar, daß sämmtliche Feldfrüchte ein s{chlechtes Ernte- Erträgniß geben. Es würde verfrüht sein, {on jeßt zahlenmäßig den Ausfall der Ernte in der Provinz feststellen zu wollen; fo viel aber geht aus allen eingelaufenen Berichten hervor, daß im großen Ganzen der Erdrush ein nicht reihlicher sein werde, Rechnet man hierzu die theilweise geringere Qualität der geernteten Körner, sowie den größtentheils mäßigen Strohertrag, so gestalten fich für die hei- mische Landwirthschaft die Aussichten nicht besouders günstig. Glück- liher Weise versprehen die Wiesen, die Futtergewächse wie die Rü- ben und Kartoffeln eine recht reichlihe Grnte, welhe namentlich wenn die Kartoffeln niht in Folge der Nässe durch Krankheit leiden sollten einigermaßen einen Erjaßz liefern dürfte für den Ausfall im Ertrage der übrigen Feldfrüchte.

__— Das Rappolteweilershe Kreisblatt vom 6. August {reibt : Die Ernte ist nun im ganzen Elsaß eingeheimst. In den ersten Tagen ging diese, für die gesammte Bevölkerung so wichtige Arbeit unter ungünstigen Verhältnissen von Statten. Das Getreide konnte bei dex anhaltenden, regnerischen Witterung nur mit Mühe, und kaum trockden, geschweige dürre, eingesheuert werden. Jn der leßten Hälfte haken fich die Dinge glülicher gestaltet; cin ununterbrochener glänzentcr Sonnenschein, wie man ihn nicht hätte besser wünschen können, erfreute und ermunterte den fleißigen Landmann bei seiner mühsamen Arbeit. Daß bei folhen Umständen die Qualität des Getreides ungleih sein wird, versteht sih von selbst, Ueber den Ertrag lauten die Nachrichten etwas verschieden: auf einigen Punkten ist die Ernte gut, an andern wieder nur mittelmäßig ausgefallen. Im Ganzen wird dieselbe woll nur unter die mittleren Ernten gezählt werden müssen. Aus Met, 6. August, meldet die „Zeitung Fär Lothringen“: Das feit vor- gestern wieder eingetretene Regenwetter ist der Einbringung der Ernte nicht günstig, Was die leßtere selbst betrifft, so glaubt das land- wirth schafilihe Wochenblatt „Alsace-Lorraine“ auf einen mittleren Ertrag, nämlich 18—22 Hektoliter per Hektaren, rehnen zu können. Der Hafer steht schr s{chöôn und ist stark am Reifen, aber die Kar- toffeln fangen an, unter der zu starken Feuchtigkeit zu leiden; der Weinstock erfordert noch viel Wärme und weniger kalie Nächte.

Gewerbe und Sandel.

Gestern wurden an der Berliner Börse 5% ige Wiener Kommunal-Obligationen eingeführt; dieselben bilden einen Theil der 1867er Wiener Stadtanleihen, werden mit 5% ohne jeden Steuerabzug in a Währung verzinst und find al pari innerhalb 40 Jahre ‘in österreihisher Währung rückzahlbar. Die Obligationen fanden z 847—} Aufnahme.

_=— Aus den Rechnungsabschlüssen der Oberschle) ischen Eisenbahngesellschaft für 1874 werden folgende Daten mitge- theilt: Der von der Gesellschaft erzielte Uebershuß belief sih auf 5,412,000 Thlr. und fand wie folgt Verwendung: Dotirung des Re- servefonds der Oberschlefishen Eisenbahn 3978 Thlr., Dotirung des Erneuerungsfonds derselben 1,015,077 Thlr., Verzinsung der Priori- täâts-Obligationen Litt. A, B, C., D., G., der Em'ssion de 1874 und der 44% igen Neiße Brieger Prioritäts Obligationen 675,602 Thlr., Amortisation der Priorität s-Dbligationen Litt. A., B., C., D., G, 135,846 Thlr., Superdividende des Staates 842,253 Thlr., Eisen- bahnabgaben 343,204 Thlr., Zuzahlung - von 3% zu der Verzinsung des für die Posen-Thorn-Bromberger Linie aufgewendeten Prioritäts- Obligationen-Kapitals Litt. H. 62864 Thlr, Ergänzung der dur die Betriebseinnahme der Wilhelmseisenbahn niht gedeckten Verzin- sung der 5% igen Prioritäts-Obligationen der Oberschlefischen Eifen- Dana enan, 151,874 Thlr, Deckung der den Betriebsübershuß der Niederschlesishen Zweigeisenbahn o g ie did Unkosten 158,808 Thlr., Zahlung von 12% Dividende an die Aktionäre 2,016 996 Thlr., Tantième des Verwaltungsrathes 5912 Thlr.

Der „Schles. Ztg." geht bezüglich des auch von Uns unter Vorbehalt mitgetheilten Brandes des Kohlenflößes im Erbreich- [ae nachstehende Berichtigung Seitens der Königlichen Berg-

nspektion zu c, t zu: cZur Berichtigung des Artikels über den am 19. v. M. auf den Krugshäcßten der Königsgrube es gehabten Zusammenbruch alter, verlassener Abbaufelder wird be annt gêmacht 1/1) daß die beschädigte Eisenbahnstre&e Königshütte-Beuthen gestern bereits probeweise mit einem Eisenbahnzuge befahren worden ist und voraussichtlich von morgen ab wieder dauernd der Benußung übergeben werden wird, und 2) daß auf dem in der Nähe der Krugshächte stehenden Erbreichschacht das Kohlenflöß- nicht in Brand gerathen ist. Zu der eintägigen Unterbrechung der Kohlenförderung auf diesem Schachte am vergange- nen Montag hat lediglich die Ausbreitung brandiger Wetter Veran» lassung gegeben, welche aus den alten Abbauen des Krugschachtes Nr. 1 mittelst der zwischen beiden liegenden Förderstrecke in die Baue des Erbreichshachtes eingetreten sind. Die brandigen Wetter wurden bis Montag Nachts aus dem Felde des Erbreichschachtes zurückge- drang und die Kohlenförderung auf demselben » ge am Dienstag den 3. d. M, wieder eröffnet. Auch auf Krugshacht Nr. 1 findet die Kohlenförderung, wenn Dar MaEs auch nur in geringem nfangs {on seit 8 Tagen wieder statt. Königliche Berginspektion. Meitzen.