soll ein Fleishbeschauer an einem Tage Fleishtheile von nicht mehr als sech8 Schweinen mikroskopis{ch untersuchen. ;
S. 8. Von jedem fri{ geschlahteten Schweine find Stüchen aus den Muskeln, welche fih am Zwerchfell, an dem Bauche, zwischen den Rippen, am Kehlkopf und um den Augapfel befinden, zu unter- suchen, und bleibt es dem Sachverständigen überlassen, außerdem noch Theile anderer Muskeln der Untersuhung zu unterziehen.
F. 9. Der Fleishbeschauer hat die Untersuchung ohne nach- heilige Verzögerung vorzunehmen und is, um dieses zu ermöglichen, am Tage vor dem S{lachten zu benachrichtigen, zu welcher Zeit ihm die erforderlichen Fleishstückchen zugehen werden. :
§. 10. Die Gebühr für die amtlihe “Untersuchung eines - ge- WWlahteten Schweines auf Trichinen, welche von dem Eigenthümer des Schweines an den Fleishbeshauer zu entrichten ist, wird auf eine Mark festgese. i / ,
Die Gebühr für die amtlihe Untersuchung aus Schweinefleisch gefertigter Waaren bleibt der Vereinbarung überlassen, darf jedoch eine Mark für jedes Stück solcher Waaren nicht ühersteigen.
Potsdam, den 9. August 1875.
Königliche Regierung. Abtheilung des- Innern.
Königliche landwirthschaftliche Akademie Poppelsdorf j in Verbindung mit der Rheinischen Friedrih-Wilhelms-Universität Bonn.
Das Winter-Semester beginnt am 15. Oklober d. I. gleichzeitig mit den Vorlesungen an der Universität Bonn. Der spezielle Lehr- A umfaßt folgende mit Demonstationen verbundene wissenschaftliche
orträge:
Einleitung in die landwirths{chaftlichen Studien: Direktor Prof. Dr. Dünkelberg. . Landwirthschaftlihe Betriebslehre: Derselbe. Ausgewählte Kapitel aus der Landwirthschaftslehre: Derselbe. Rindviehzucht: Prof. Dr. Werner. Wollkunde: Derselbe, Futter- gewächsbaur Derselbe. Landwirthschaftlihes Seminar: Direktor Prof. Dr, Dünkelberg und Prof. Dr. Werner. Allgemeiner
flanzenbau: Dr. Havenstein. Forstbenußung, Forstshuß und
axation: Oberförster Prof. Dr. Borggrève. Obsthaumzucht: Akademisher Gärtner Lindemuth. Unorganische Experimental- Chemie: Prof. Dr, Freytag. mr ha Ls Technologie : Derselbe, Chemisches Praktikum: Derselbe. Pflanzen-Ernährung und Düngung: Dr. Kreus ler. F Le und Physiologie: Prof. Dr. Körnidcke, Physiologishe und mikroskopishe Uebungen : Derselbe. Naturgeschichte der Wirbelthiere: Prof. Dr. Trof el. Allgemeine Gesetze des thierishen Stoffwechsels: Prof. Dr. Zun, Mineralogie: Prof. Dr. Andrae. Experimental-Physik: Ingenieur Dr. Gieseler. Mechanik der landwirthshaftlihen Geräthe und Maschinen: Derselbe. Physikalishes Praktikum: D erselbe. Landwirths{chaftlihe Baukunde: Baurath Dr. Schubert. Wege- und Wasserbaut Derselbe. Zeichnen-Unterriht: Derselbe. Volks- wirthshaftslehre: Prof. Dr. Held. Landwirthschaftsrecht : Geheimer Bergrath Prof. Dr. Klostermaun. Anatomie und Physiologie der Hausthiere: Departements-Thierarzt Schell. Aeußere Krankheiten der Pentihiers: Derselbe.
Außer den der Akademie eigenen wissenschaftlichen und praktischen Lehrhülftsmitteln, welche durch die für chemische, physikalische, pflan- zen- und thierphyfiologishe Praktika eingerihtêten Institute, neben der landwirths{haftlihen Versuchsftation, welche durch den Neubau eines thierph fiologishen Laboratoriums erw-itert wurde, eiue wesent- lie Vervollständigung in der Neuzeit erfahreu haben, fteht derselben durch ihre Verbindung mit der Universität Bonn die Benußung der Sammlungen und Apparate der leßteren zu Gebote. Die Akademiker find bei der Universität immatrikulirt und haben deshalb das Recht, now alle anderen für ihre allgemeine wissenshaftlihe Bildung wich- tigen Vorlesungen zu hören, über welche der Universitäts-Katalog das Nähere mittheilt. 4
_ Auf Anfragen wezen Eintritts in die Akademie ist der Unter- zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen.
Poppelsdorf bei Bonn, im Augnst 1875.
Der Direktor der landwirthschaftlichen Akademie. Prof. Dr. Dünkelberg.
Personal-Veränderuugen.
._Königli® Preußishe Armee. Offiziere, Portepee- Fähnriche 2c. rnennungen, Beförderungen und Ver- seßungen. Im stehenden Heere. Wildbad Gastein, 9. August. Stürmer, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Neisse, Franke, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Posen, zu Zeug-Pr. Lts, Engfer, Zeug-Feldw. vom Stabe der 2, Fuß-Art. Brig.,, Sch nei- der, Zeug-Feldw. vom Art, Depot in Spandau, zu Zeug-Lts. beför- dert. Manch é, Oberst-Lt. und etatôm. Stabsoffiz. im Ulan. Regt. Nr. 12 und kommdrt, zur Dienstleistung beim Drag. Regt. Nr. 1, mit der Führung dieses Regts., untec Stellung à la suite desselben, beauftragt. v. Winterfeld, arie und Esc. Chef im 2. Garde- Ulan. Regt., als etatsmäß. Stabsoffiz. in das Ulan. Regt. Nr. 12 verseßt. Frhr. v, Rosenberg, BMalot vom Kür. Regt. Nr. 2 und Tommdrt. als Adjut. bei dem Gen. Kommdo. X. Armee Corps, und
rhr. v, Rosenberg, Major und Escadr, Chef im Garde-Kür.
egt., Patente ihrer Charge verliehen. y. Below, Rittm. und Escadr. Chef im 2. Garde-Ulan. Regt., der Charakter als Major verliehen, Hehn, Sec, Lt: vom Inf. Regt. Nr.- 32, unter Beför- derung zum Pr. Lt. in das Inf. Regt. Nr. 30 versetzt. - Graf v. Still- fried-Raittoniß, Hauptm. vom Inf, Regt. Nr. 19, von dem Kommdo. als Adjut. der 23. Inf. Brig. entbunden. Frhr. v. Scchlotheim, Pr. Lt. von dems, Regt,, als Adjut. zur 23. Inf. Brig. kommandirt.
rhr. y. Esebeck, Pr. Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 12, als ältester Pr.
t. in das Drag. Regt. Nr. 6 verseßt. v. Jaraczewski, Pr, Lt. aggreg. dem Ulan. Regt. Nr. 12, in das Regt. einrangirt,
Abschieds-bewilligungen. Im stehenden Heere. Wild- bad Gastein, 3. August. Scheffler, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 49, als temporär halbinvalide mit Pension ausgeschieden und zu den beurlaubten Offiz. der Inf. des 1, Bats. Landw. Regts. Nr. 24 übergetreten. — Wildbad Gastein, 5. August. v. Holtzen- dorff, Oberst-Lieutenant und Commandeur des Qragoner- Regts. Nr. 1, als Oberst mit Pension und der Regts. Uniform der Abschied bewilligt, — v. Schuckmann, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nt. 6, der Abschied ertheilk. Henschel, pension. Ober -Wachtm., zuleßt in der 5. Gensdarmerie-Brig., der Charakter als Sec. Lt. ver-
liehen.
In der Reserve und Landwehr. Wildbad Gastein, 3. August, Heidenreich, Pr. Lt. von der Inf. des 1. Bats. Landw. - Regts. Nr. 23, dér Abschied bewilligt.
Beamte der Militär-Verwaltung. Durh Verfü ung des Le Sgra Den 27. Juli. Schramke, Zablut vom 2. Vat, 4. Thüring. Inf. Regts. Nr. 72, mit Pension in den Ruhestand verseßt. Den 3. EAgu s, Perle, Zahlm, Aspirant, gun gab, beim 2, Bat. Inf. us: Nr. 74, Brossók, Zahlm. S viras 7 un Zahlm. bei der 1. Abtheilung Feld-Art. Regts; Nr.
ernannt.
Herzoglich Brauuschweigishes Kontingent. Brauns{chweig, befand t. R Sec. Lt. D Inf. Regt. Nr. 92, zum Pr. L.
efôrdert,
Die heutige Nummer des Reihs- und Staats- Anzeigers enthält in der erften Beilage: Nachweisung der auf den Eisenbahnen Deut \c- Iands (exkl, Bayerns) im Monat Juni 1875 vorges- Tommenen Unfälle, aufgestellt im Reichs-Eisen- bahn-Amt; in der Handelsregisterbeilage:
Nr. 22 der Tarif-Veränderungen der deutscchen Eisenbahnen. | 4 Ie
Die heute ausgegebene Nr. 33 der Allgemeinen Ver- loosungs- Tabelle des Deutschen Reihs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgendcr Papiere: Amerikani Le 1882 6 pCt. 5/4 Bonds. Amiens Prämien-Anleihe de 1871. Antwerpener 100 Fr.-Loose de 1874. Baltische Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen. Baye- ri \ che Vereinsbank, Bodenkredit-Obligationen. Bu\chtéhrader * Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen. Charkow-Krement\chu g- Eisenbahn-Obligationen (Rückstände). v. Clary'\che Prämien- Anleihe. Dramburger Kreis-Obligationen. Florenz er 4pCt. Prämien-Anleihe de 1868. Gleiwißer, Langensalza'er Stadt-Obligationen. Königsberger Kaufmannschaft, Schuld- verschreibungen. Neisse-Brieger Eisenbahn-Stamm-Aktien und Prioritäts-Obligationen (Rückstände). Nieder}\chlesi\che Zweigbahn-Stamm-, Prioritäts-Stamm-Aktien und Prioritäts- Obligationen (Rüstände). Oesterreihische Allgemeine Boden- kredit-Anstalt, Pfandbriefe und Kommunal-Öbligationen. Oefster- reichische* Staats - Eisenbahn - Obligationen. Oftgothland Hypotheken-Vereins-Pfandbriefe. P ariser Prämien-Anleihen de 1855, 1860 und 1875. Pester ungarishe Kommerzial-Bank- Pfandbriefe. Russisch-Engli\sch- Holländische 5pCt. An- [eihe de 1866, Schlesische Kredit: Institut-Pfandbriefe Litt. B. Südnorddeuts\che Verbindungsbahn (Reichenberg-Pardubiß) Prioritäts-Obligationen. Türki#\che 3pCt. Eisenbahn-Prämien- Anleihe. Wiener Hypothekenkasse-Pfandbriefe. :
Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheini wöchentlih einmal und ift zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlih dur alle Postanstalten, so wie durch Carl Heymanns Verlag, Berlin, 8. W., Königgräßer- firaße 109, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin au bei der Expedition, Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (21/5 Sgr.) :
Nichtamlkliches.
Deutsches Nei.
Preußen. Berlin, 14. August. Se. Majestät der Kaiser und König haben am heutigen Tage Se. König- lihe Hoheit den Prinzen August von Württemberg, den Gene- ral-Intendanten v. Hülsen, den deutshen Gesandten in Rom, Geheimen Legations-Rath v. Keudell und den deutschen General- Konsul in Warschau, Legations-Rath Freiherrn v. Rechenberg zur Tafel gezogen.
Morgen früh um 8 Uhr treten Se. Majestät von Potsdam
nah der Enthüllung des Hermannsdenkmals am Montag nah Schloß Babelsberg zurück,
— Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz is geftern Nahmittag bald nah 33 Uhx in Casje! eingetroffen und auf dem Bahnhof von Seinen Söhnen, den Prinzen Friedrih Wilhelm und Heinrich, “empfangen worden. Zur Begrüßung des Kronprinzen war auch der Ober-Bürger- meister Weise anwesend, Nah kurzem Aufenthalt auf dem Bahnhofe fuhr Höchstderselbe mit Seinen beiden Söhnen und begleitet von den Hochrufen der zahlreich versammelten Volks- menge nach Wilhelmshöhe weiter.
— In den deuishen Münzstätten find bis zum 31, Juli 1875 geprägt: an Goldmünzen: 885,539,460 M Doppelkronen , 265,040,560 /6 Kronen; an Silbermünzen : 21,363,940 A 5 - Markstücke, 80,029,700 A4 1 - Markstüe, 17,137,150 & 40 SZ§ 20-Pfennigstüte; an Nickelmünzen :
‘8,661,134 6 80 S 10-Pfennigstüde, 4,369,307 46 55 -3
9 - Pfennigstückle; an Kupfermünzen: 3,381,405 # 78 .Z 2 -Pfennigstücke; 1,672,844 6 95 Z 1-Pfennigstücke. -Gesammt- ausprägung:- an Goldmünzen: 1,150,580,020 4; an Silber- münzen: 118,530,390 6 40 Z; an Nickelmünzen: 13,030,441 é 85 Z; an Kupfermünzen: 5,054,250 M4 73 „9.
— Die von der Tagespresse gebrahten, zum Theil ganz unzutreffenden Nachrichten über die Heuschreckenplage und das zur Beseitigung derselben von den Behörden beobachtete ee, geben uns zu nachfolgender Dar- stellung der thatsählihen Verhältnisse Anlaß.
Die Anzeige von einem massenhaften Auftreten der Heu- \chrecken in Genshagen und Löwenbtuch is zuerst am 28. Juni an die Behörden gelangt. Die auf diese Anzeige sofort einge- [leitete Untersuchung ergab, daß der Heuschreckenfraß in Löwen- bru sowohl, als auch Genshagen auf einzelne Felder lokalisirt war, so in Löwenbruh auf einem mit Winterroggen und Hafer bestandénen Schlage von ca. 180 Morgen.
Das betreffende Feld. war von dem Besißer rings mit Gräben eingeschlossen, auch mehrfach von folchen durchzogen worden. In diese wurden die Thiere um die Mittagszeit vor- sihtig eingetrieben, möglichst zerstört, und reiten für dieses Ver- fahren die den betroffenen Besizern zur Verfügung ftehenden Arbeitskräfte aus.
Es wurde deshalb seinerseits von der Ermächtigung, auf Staatskosten Mannschaften zur Verstärkung der Gemeindekräfte anzunehmen, kein Gebrauch gemacht.
Nach dem Urtheil der darüber gehörten Sachverständigen und nah früherer Erfahrung war diese Maßregel unter den ge- gebenen Verhältnissen die zweckdienlihste, und auch die betroffenen Grundbesiger glaubten, dem Ungeziefer durch fie wirksam Einhalt thun zu können.
Wenn fih nun dieselbe troß der Erwartungen nicht als ausreihend erwiesen hat, obwohl “ Hunderttausende vertilgt worden sind, so liegt der Grund darin, daß gewöhnlihe Men- schenkräfte in dieser Entwickelungsperiode des Thieres überhaupt nur unvollkommen zu wirken im Stande sind.
Es find nun | zwar von verschiedenen Seiten Vorschläge zur energischen Vertilgung des Ungeziefers gemacht, allein diese Vorschläge haben fih, wenn sie auch an fich zweckmäßig fein mögen, do nach Lage unserer Geseßgebung als unausführbar
herausgestellt.
Was beispielsweise den Vorschlag betrifft, die Behörden möchten veranlassen, daß gegen eine Entschädigung der Besitzer das Getreide oder die Stoppel der befallenen Shläge abgebrannt würde, s\o ist dagegen zu bemerken, daß nah dem heutigen Stande unserer E die Behörden zu einem solchen Vorgehen wider den Willen des Besißers nicht ermächtigt sind,
Ein Men gilt von der andererseits empfohlenen, jedo unter den landwirthschaftlihen Verhältnissen manher Gegenden die gange Ernte des nähsten Jahres in Frage flellenden Maß- regel, die Wintersaaten ers nach Michaelis zu bestellen.
Man will die Beobachtung gemacht haben, daß in e Feldern keine Heuschrecken auskomnien, wéil die vorher in den lockÆeren Boden abgelegten Eier dur die Saatfurche zu tief in
den Boden gelangen und dann im Winter zu Grunde gehen.
aus mittelst Extrazuges die Reise nah Detmold an und kehren -
Unter denselben Gesichtspunkt fällt endlih auch der Vor= \{lag, man solle alle diesenigen Ackerstücke, auf welcher ver= muthlih ein Ablegen der Eier stattgefunden hat, nah beendigter Eierablage, gegen Ende September tief umpflügen.
Alle anderen, den Behörden anheimgegebenen Maßregeln konnten {hon deshalb nicht mehr berücksihtigt werden, weil dag Snsekt um Mitte Juli feine vollkommene“ Ausbildung erlangt hatte und dur seine Flugfertigkeit alle Hindernisse überschreiten und allen Verfolgungen sich entziehen konnte.
Die in der Tagespresse mehrfah erwähnte, im landwirth- \chaftlihen Ministerium abgehaltene Konferenz hatte den Zweck, festzustellen, ob es erforderli sei, für jezt oder für den Fall einer Wiederholung der Plage auf den Erlaß polizeilicher Vor- schriften zur Vertilgung des Ungeziefers Bedacht zu nehmen.
In derselben wurde konstatirt, daß die Ursahe von dem ungenügénden Erfolge der bisher La Vertilgungsmaß= regeln hauptsählih darin zu finden \ci, daß män mit denselben. aus Unkenntniß der Gefahr erst in einem viel zu weit vorge=. \hrittenen Entwikelungs-Stadium der Heuschrecken bégonnen habe.
Man war auch darüber einverstanden, daß gegen das’ ge- flügelte Insekt niht viel geshehen könne, und aß das Fangen und Töôdten desselben (der eierlegenden Weibchen besonders) den betheiligten Besißern überlassen bleiben müsse.
Das Hauptaugenmerk sei ail zu rihten, zweckmäßige Gegenmittel bei einem zu erwartenden Wiederersheinen des Dhieres im nächsten Jahre in Bereitschaft zu halten.
Diese Maßregeln feien im Wege polizeilihen Zwanges zur: Durchführung zu bringen.
Da es ferner nothwendig sei, tem Insekt {hon bald nah seinem Auskriehen aus dem Ei mit allen Kräften entgegenzu- treten, dieser Zustand der Entwickelung aber leiht der Beoh- ahtung Ungeübter entçehe, so solle eine populäre Schrift über Entwickelung und Lebens weise zur Belehrung der Gemeinden von Seiten der Schullehrer und Gemeindevorsteher verfaßt und vertheilt werden.
Vorläufig sei, wie dies {hon früher mit Erfolg geschehen, ein Sammeln und Vernichten der nah einiger Uebung nicht allzu \{chwer erkennbaren Eierklümpchen wohl geeignet, eine be- R Menge dieses Ungeziefers hon im Herbst zu ver- nihten.
So habe man im Jahre 1752 in der Umgegend -der Stadt Drossen und der Dörfer Polenzig und Grunow 13 Scheffél 43 Megzen Berl. M. und 1749 in Anspah 354 Scheffel Eier pan und damit unzweifelhaft sehr große Mengen ver- nihtet.
Es sei wünschenswerth, daß der Staat das Sammeln der Eier durch Bewilligung von Prämien unterstüge.
Die Vorschläge der Konferenz, welhe hier nur in der Kürze angedeutet sind, haben dem Vernehmen nah die Billigung. des Ministers für die landwirthshaftlihen Angelegenheiten gefundert:
— Zur feierlichen Eröffnung der neuen Hafén=- anlagen in Mannheim find jeßt jezt alle Vorbereitungen vollendet. Der Großherzog und der Erbgroßherzog von Baden Königliche Hoheiten werden heute Abend in Begleitung der Mitglieder des Staats-Ministeriums und des Stabes von Karlsruhe im Mannheimer Schlosse anlangen und die Sänger den Hohen und Höchsten Gästen eine Serenade bringen. ;
Die Mitglieder der Rheinschiffahrts - Central- kommission, deren Sigungen am 16. d: Mts. beginnen, neh- men Theil an dem Feste, für Preußen der Geheime Ober-Regierungs-Rath JIebens. Die Mitglieder - der Handels- kammer und des Stadtraths begeben fich morgen früh in das Schloß, um Se. Königliche Hoheit den Großherzog zu begrüßen und demselben eine Festschrist zu überreihen. Nach einem Fest- guge und einer Wasserfahrt, zu welcher die vershicedenen Dampf- \hifahrts-Gesellshasten fünfzehn Schiffe zur Verfügung gestellt haben, findet in der großen Werfthalle, die für 6000 Personen Raum hat, die Uebergabe des Hafens und des Central-Güter- bahnhofs statt. Nach dem Bankeit is Festvorstellung im Theater, dann Feuerwerk auf- dem Rhein und bengalische Beleuchtung der Brücke. Se. Königliche Hoheit der Großherzog fährt Abends 11 Uhr nah Karlsruhe zurück.
— Der General der Infanterie v. Zastrow, Chef des 1. Slesishen Grenadier-Regiments Nr. 10, i} gestern nach län- geren Leiden zu Schöneberg verstorben. Im Feldzugé von 1866 kommandirte er die 11. Division; im leßten Kriege befehligte er das VII. Armee-Corps. Auch als militärischer Schriftsteller auf dem Gebiete der Fortifikation ist er mit Erfolg thätig gewesen und hat der Landesvertheidigungs-Kommission als Mitglied angehört.
— Der Generalmajor von Reinike, Commandeur der 29. Infanterie-Brigade, hat fich in seine Garnison Münster zurüdgeben.
— S. M. Aviso „Pr. Adler“ ist am 11. d. Mis. in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.
— Nah Lr eingegangenen Nahrichten find gestern von Suez viertausend Mann aegyptisher Truppen zum Schutze des vom König Johannes von Abyssinien bedrohten Massowah abgegangen.
Beuthen O./S., 12, August. Die Feier des Gedenk= tages der Shlacht bei Sedan wird fi hierorts auch in diesem Jahre auf Anregung des Kriegervereins zu einer- all- gemeinen gestalten, Der Vorstand des Kriegervereins wird bet den Königlichen und Kommunal-Behörden die Aussezung aller nicht dringlichen Amtsgeschäfte und die Schließung der Bureaux für den 2. September nachsuchen; in einem Fnserate der Lokal- blätter wendet sih derselbe an die Bürgerschaft mit der Bitte, nah dem Vorgange anderer Städte Geschäftslokale, Läden, Ver- kaufs- und Werkstätten geschlossen zu halten.
Bunzlau,-11. August. Die Stadtverordnetenversamm- lung hat eine Kommission gewählt, welhe die Vorbereitungen ur Feier des 2. September zu treffen hat. Zur Aus- C ihrun wurden 450 4 bewilligt. Oberftlieutenant a. D. von Waldheim wird vor dem Feste zwei öffentlihe Vorträge über die Schlacht bei Sedan halten. Ver Ertrag aus dem Ein- trittsgélde ist zum Besten L e Mitglieder des Krieger- vereins bestimmt, die durch den legten Feldzug Schadén an ihrer Gesundheit gelitten haben.
Wilhelmshaven, 11. August. Sr. M. Dampfer
¡„Boreas“ ift — nachdem die Ausbildung des Maschinenper- -
sonals beendet — gestern außer Dienst gestellt und der hiefigen Werft übergeben worden.
Weilburg, 13. August, Das Denkmal für die im deutsh-franzöfishen Kriege gefallenen Krieger des Kreises: wird am 2. September, dem Tage von Sedan, unter: Theilnahme des ganzen Kreises, insbesondere der Krieger=-
Patente, erlassen:
vereine, der hiesigen Gesangvereine, des Gymnasiums und der übrigen Schulen, sowie der Bürgergarde 2c., feierlichst ent- hüllt werden. In der leßten Sizung des Kreisvereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger, wurde das Programm festgestellt und wird ih die sonst üblihe Feier des Sedantages der Gnthüllung des Denkmals anreihen. Das Denkmal felbst besteht aus einem Sockel mit Säule, deren Spitze cin mächtig die Flügel \{chwingender Adler ziert; auf der Säule werden die Namen der Gefallenen des Kreises zum ehrenden Gedächtniß angebracht werden.
Bonn, 13. August. (W. T. B.) In der heutigen dritten Sizung der Unionskonferenz nahm auch der inzwischen ein- getroffene Erzbischof von Syra und Tenos, Lykurgos, Theil, sowie Professoren Damalas und Rhoissis von der Universität in Athen. Nachdem Dr. v. Döllinger über die großen Veränderun- gen, die durch das Vatikanum in dem Verhältnisse der anderen Kirchen zur römischen Kirche herbeigeführt worden sind, berichtet hatte, wurde die Frage vom Ausgang des heiligen Geistes dis- futirt. An der Debatte betheiligten sich hauptsählih Bischof Reinkens und Seitens der Vertreter der orientalishen Kirche Rhoissis, Osfinin und Janyshew. Zum Schluß konstatirte Dr. v. Döllinger, daß man in überwiegender Mehrzahl in der Sache einig sei und wurde demnächst auf seinen Antrag beschlossen, dur eine Kommission eine Formel entwerfen zu lassen, welche die gemeinsame Ueberzeugung der Versammelten zum Ausdruck bringt. Die gedahte Kommission besteht aus 2 Altkatholiken, 2 Vertretern der orientalishen Kirhe und 2 Anglo-Amerikanern und wird die auszuarbeitende Formel morgen vorlegen. Heute Nachmittag findet die zweite englishe Korrespondenz ftatt.
— 14. August. (W. T.-B.) Gestern Nachmittag Haben die englishen und amerikanischen Geistlichen sehr eingehend über die On verhandelt, welhe den Orientalen gemacht werden sollen. Als Mitglieder der Kommission wurden gewählt: Für England Kanonikus Liddon und Rev. F. Meyrih, Sekre- tär der anglo-kontinentalen Gesellschaft, für Amerika Dr. Nevin. Die deutschen Altkatholiken werden in der Kommission dur Döllinger, Reinkens und Professor Langen vertreten sein.
Bayern, München, 13. August. Wie man der
„A. Abdz.“ \chreibt, wird am 2. September in ähnliher Weise,-
wie im Vorjahre, die Sedanfeier durch Beflaggung der städti- hen Gebäude und abendlihe Vereinigung im Ko:osseum be- gangen wérden. — Ueber die Abhaltung ktrchliher Feiern des 2. September is an die Königliche Regierung der Pfalz auf gesteute Anfrage folgende Entscaließung des Kultus- Ministerinms ergangen:
„Das Königliche Staats-Ministerium des Junern hat \ich- auf Mittheilung des bezüglichen Berichts und jeiner Beilage dahin ge- äußert, fo weit ihm bekannt, sei bis jeyt in keinem einzigen deutschen Bundesftaate angeordnet worden, den Jahrestag der Schlacht bei Sedan als ein allgemeines Landesfest zu feiern, und hat deshalb seine Anschauung dahin ausgesprochen, es sei die Einführung oder Anord- nung eines solchen auch in Bayern wenigstens zur Zeit nicht weiter in Betracht zu ziehen. Unter diesen Umständen erscheint für das unter- sertigte Königliche Staatê-Ministerium kein Aulaß gegeben, wegen Ver- anstaltung einer kirchlichen Gedenkfeier des fraglichen Jahreétages nach & 59 der 11, Verfassungsbeilage eine Einleitung zu treffen. Soferne aber der Jahrestag der Schlacht von Sedan von einzelnen Gemeinden gefeiert und au kirchlich begangen werden will, so sind in solchem Falle von den geistlichen Behörden die für kie Abhaltung außerordent- licher kirhliher Feierlichkeiten maßgebenden Vorschriften in §..76 der II, B e e anae und der hierzu ergangenen Vollzugsverokdnung vom 20. Juni 1851 geetgnet zu beachten. Dr. v. Luß.“
— Die bayerishen Bischöfe werden am 17.,, 18.-und 19. August eîne Konferenz in Eichstätt abhalten. — Die Lehfeldbahn is nun in 5 Arbeitsloosen, eine Länge von etwas über 22 Kilometer enthaltend, vermessen und in Bauangriff genommen. Der Unterbau und das Terrain wird für 2 Geleise längs des militärisGen Uebungsterrains, sonst für 1. Geleise hergestellt. Die Vollendung erfolgt vorausfihtlih im Frühjahre 1876. Durch dieselbe wird die Verbindung des permanenten militärishen Uebungslagers und des Depots auf dem Lechfelde mit dem Bahnneztze hergestellt. Die Station Militärbaracken- lager auf dem Lechfelde wird 12 Kilometer von Kaufering ent- fernt sein.
Sachsen. Dresden, 13. August. Durch Verordnung vom 11. d. M. werden die ‘erforderlihen Ergänzung s- wahlen für die Il. Kammer auf den 14. September d. I. festgeseßt. — Der Präsident des evangelish-lutherischen Landes- Konsistoriums, Wirkl. Geh. Rath Frhr. v. Könneriß, ist auf seinem Gute Weigsdorf in der Oberlausiß, woselbst er fich im
| Urlaube befand, nach kurzem Krankenlager am 12. August
Nachmittags verschieden. — Der beurlaubte Vize-Präsident, Dber-Hofprediger Dr. theo). Kohlschütter, . ift sofort wieder eingetroffen-und hat die Leitung der Konsistorialgeschäfte über- nommen.
H: }:n. “i Darmstadt, 13. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog if gestern Vormittag nach sechs- wöchentlihem Aufenthalt in Friedberg zu längerem Verweilen wieder in Mainz eingetroffen. — Das Großherzoglihe Mini- sterium der Finanzen hat unterm 27. Iuli folgende Befannt- machung, betreffend die Stempeltaxe für Gewerbs- Unter Bezugnahme auf die Befkannt- machung vom 27, November v. J., die Gewerbsteuer betreffend, (Reg. Bl, Nr. 57), wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge- draht, daß auf Grund des Geseßzes vom 25. November v. 2 die Einführung der R ei ch smarkrechnung im Großherzogthum betreffend, die Stempeltaxe für Gewerbs- und Hausfirpatente, sowie für Abschriften der Haufirpatente mit Wirkung von Anfang 1876 an auf 40 Pfennige festgeseßt worden. ift. Ô
Meckelenburg. Roftock, 12. August. Der Königlich preußishe Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. Falk, heute Nahmittag mit dem um 4 Uhr 50 Min. von Berlin ankommenden Zuge hier eingetroffen und wird morgen die Reise nah Kopenhagen mit dem Dampfschiff „Rosto“ über Nykjöbing forsezen. Lippe. Detmold, 11. August. Durhlaucht des Fürsten gemäß find die Behörden des Lan- s auch in diesem Jahre - ermächtigt worden, am Tage der Sedan feier ihre amtlichen Geschäfte einzustellen.
Elsaß-Lothringen. Megz, 11. August. (Ztg. f. Lothr.) Durch Verfügung des Ober-Präsidenten von Elsaß-Lothringen is das geisilihe Seminar zu Sierck geschlossen worden, weil dessen Vorsteher sich weigerten, dasselbe dem bestehenden Reglement zu unterwerfen. | s ;
öchstem Befehle Sr.
Desterreich-Ungar#. Wien, 13. E Se. Ma-
letät der Kaiser begiebt fich heute von Laxemburg nah
Bru a. d. Leitha, um den morgen und übermorgen dort stattfindenden militärischen Uebungen beizuwohnen. — Ihre Kai- serlihe und Königliche Hoheit die Erzherzogin Maria The- resia, Gemahlin ‘des Erzherzogs Karl Ludwig, ist am 9. d. M. zum längeren Sommeraufenthalte in I\{chl angekommen. — Fürst Milan von Serbien 4 vorgestern Abends von Preßburg in Budapest angekommen und um 11 Uhr Nachts mittelst Se- paratzuges nah Bazias abgereist. — Der päpstlihe Nuntius Jacobini verläßt Heute Gran, um \si{ch nach Raab zu begeben. — In Ungarn find nunmehr die leßten Reichstags- wahlen vollzogen, und es werden bereits die Vorbereitungen für den Zusammentritt des Reichstages getroffen. Die eben stattgefundenen Nahwahlen sind fast durhweg zu Gunsten der liberalen Partei ausgefallen. Als designirter Präsident des Ab- geordnetenhauses gilt der gewesene Minister-Präsident Vitto, nachdem der gewesene Präsident Koloman Ghyczy jede Wieder- wahl ablehnt, um an den Arbeiten der Regnikolardeputation, welhe über die Erneuerung des Zoll- und Handelsbündnisses mit der wesilihen Reichshälfte, sowie über die Quotenfrage zu berathen haben wird, theilnehmen zu können.
— 18. August. (W. T. B.) Graf Andras\s\y kehrt heute Abend auf seinen Landsiß nah Terebes zurü ck.
— 14. August. (W. T. B.) Wie der „Politishen Kor- respondenz“ aus Konstantinopel gemeldet wird, hatte der österreihish-ungarishe Geschäftsträger, Baron Herbert, mit dem Großvezier und mit dem Minister der auswärtigen An- gelegenheiten eine Unterredung, in welcher er wiederholt beruhi- gende Erklärungen über die Haltung Oesterreihs abgab, welches den Aufstand in der Herzegowina als interne An- gelegenheit der Pforte betrachte. — Dieselbe Korrespondenz bespricht die Zeitungsnachrichten über die eventuell bevorstehende Ausschiffung von türkishen Truppen in der dalmatinischen Enklave Klek und bemerkt, daß, wenn ein hierauf bezügliches Ansuchen der Pforte an das Ministerium des Auswärtigen in Wien gelangen sollte, demselben im Einklange mit früheren gleichartigen Fällen entsprohen werden würde. Wie die „Presse“ meldet, reiste der öôsterreichish-ungarishe Botschafter in Konstan- tinopel, Graf Zichy, gestern dorthin ab.
— (W. T. B.) Von der in auswärtigen Blättern als be- vorstehend gemeldeten Ankunft des Fürsten von Montes- Bare hierselbst i in hiesigen maßgebenden Kreisen nichts
ekannt.
Belgien. Brüssel, 14. August. (W. T. B.) Wie der „Moniteur Belge“ meldet, ist der von den Delegirten der Zuckerkonferenz im Anfang Juni aufgestellte Vertrags- entwurf nunmehr zwischen Belgien, Frankreih, England und den Niederlanden abgeschlossen worden. Die betreffenden Rati- fifationsurkunden werden innerhalb 6 Monaten ausgewechselt werden und soll die Konvention am 1. März 1876 in Kraft treten.
Großbritannien und Jrland. London, 12. August. Der Herzog von Coimbra, Bruder des Königs von Portu- gal, stattete am Dienstag Ihrer Majestät der Königin auf Osborne einen Besuch ab und wurde zur Königlichen Tafel ge- gogen. — Die Königin hat den Oberst R. W. Harley zum Gouverneur der Insel Tobago ernannt.
— 183. August. (W. T. B.) Das Parla1:ent is heute Nachmittag durch eine Kommission Namens der Königin ge- \chlossen worden. In der Thronrede wird das freund- \haftlihe Verhältniß zu den auswärtigen Mächten hèrvorgehoben und die Hoffnung und das Vertrauen ausgesprochen, daß der Frieden Curopas aufrecht erhalten bleibe. Der jüngst stattge- habte Besu des Sultans von Zanzibar habe zu dem Abschluß eines Ergänzungsvertrages geführt, durh welchen -die voll- ständige Unterdrückung des Sklavenhandels in Ostafrika erzielt werde. Wegen der auf chinesishem Gebiete erfolgten Ermordung Margary's sei eine Untersuchung eingeleitet, es werde keine Mühe gespart werden, um eine Bestrafung der Schuldigen herbeizu- führen. Die Thronrede erwähnt dann noch das zunehmende Gedeihen der Kolonialbefißzungen, zählt die in der vergangenen Session. zur Annahme gelangten Gesehe auf und beglückwünscht das Parlament zu diesem Resultate seiner Arbeiten.
Frankreich. Paris, 12, August. Das „Journal officiel“ veröffentliht einen Bericht des Instiz-Ministers Du- faure an den Präsidenten der Republik und im Anschlusse daran ein Dekret des lezteren, durch welches eine neue geographische Eintheilung der Gerichts\sprengel in Algerien ein- geführt wird.“ Eine Reihe älterer und oft einander wider- sprehender Dekrete und Erlasse hatte die Grenzen der verschie- denen Gerichtsbezirke oft verwirrt und daher eîne neue und be- stimmie Absteckung derselben nöthig gemaht. Die Kolonie hat nah dieser Verfügung 1 Appellationsgeriht mit dem Sitze Äl- gier, 11 Gerichte erster Instanz, 3 Handelsgerihte in Algier, Constantine und Oran und 69 Friedensgerihte, abgeschen von den islamitischen Gerichtshöfen, deren Zahl und Siß der General-Gouverneur zu bestimmen hat. — Der Minister der öffentlihen Bauten, Caill aux, hat sich nach Engkand begeben, Die „Corr. Havas“ versichert, diese Reise bezwecke ein Einver- ständniß zwischen den englischen und französishen Behörden in Bezug auf die Anlage des Tunnels zwishen Frankreih und England. — Wie der „Figaro“ meldet, fand am 11. d. Mkts. eine Versammlung aller Bischöfe, die unter der Gerichis- barkeit des Erzbishofs von Paris stehen, bei lezterem statt. Ihr wohnten die Erzbishöfe von Rouen, Sens, Tours und Bourges bei, Der Gegenstand dieser Versammlung soll die Frage der fatholishen Universitäten gewesen sein. — Durh Dekret des Prâäsidentert der Republik vom 3. August ist der Abbé Cortet, ehemaliger General-Vikar, an Stelle des Hrn. Ravinet, der ih aus Gefundheitsrücksichten in das Privatleben zurückgezogen hat, zum Bischof von Troyes ernannt worden.
Griechenland. Der offiziellen Lifte über die Dep utirten- wahlen zufolge sind Christides, welcher wiederholt unter Könià Otto und König Georg Minister war, in Syra, Deligeorgis und Trikupis, der jeßige Kabinets-Chef, in Misolonghi, der frühere
remier-Minister Bulgaris, | sein Bruder und sein Neffe Kriezis n Hydra, der Kriegs-Minifter Gennatas in Corfu, Kumunduros und fei früherer politisher Gegner Antonopulos in Messena, Zaimis und der Finanz-Minister Petmezas, sowie ein Bruder desselben, in Kalavryta, Valaoritis, ein Vetter des bisherigen Gesandten am Hofe von St. Iames, in Santa Maura und der frühere Kriegs-Minister Grivas in Akarnanien gewählt worden. In Athen gingen aus der Wahlurne der Kultus-Minister Rhallis, Philemon, der Redakteur des radikalen „JIahrhunderts*, Kali- phronas, Koliatsos, Sutzos, der mehrfach dem Kriegs-Ministerium vorstand, und- Petrakis als Deputirte hervor. Die Partei Bul- garis, gegen welche fih die Angriffe der vereinigten Opposition aus\chließlich richteten, hat 17 Sige, nicht 15, wie der Telegraph
hänger unter den neugewählten Deputirten \{heint Kumunduros zu haben.
Türkei. Aus Ragusa, 13. August, wird dem ,W. T, B.“ gemeldet: Eine große Anzahl von Aufständischen zieht gegen Newesinje, wo ein größerer Zusammenstoß erwartet wird.
_ Dáuemark. Kopenhagen, 13. August. Ihre Kaiser- lihe Hoheit die Großfürstin Dagmar kam gestern Vormit- tag an Bord der russishen Dampfyacht „Derjawa?, Kapitän Go- lowashos, mit ihren Kindern, den Großfürsten Nicolaus und Georg und der Großfürstin Xene hier an. Um 102 Uhr trafen Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre König- lihen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin und die Prinzessin Thyra, nebs Prinz Johann, welche gestern Morgen Fredensborg verlassen hatten, bei der Zollbude ein, wo au der Conseils - Präsident Estrup, der Minister des Aeußern Graf Moltke-Bregentved, der russische Ge- sandte Baron Mohrenheim u. A. ih eingefunden hatten. Nachdem die russische Dampfyaht, welche von der dänishen Fregatte Iylland begrüßt wurde, indem sie ihre Raaen bemannte, Anker geworfen hatte, ging die Königsfamilie an Bord und kehrte nah kurzem Aufenthalt mit der Großfürstin und ihren Kindern zurück, während von der Batterie „Sixtus“ und von der russi- hen Yacht salutirt wurde; Von der Zollbude fuhren die Hohen Herrschaften zu dem Palais der Erbprinzessin Caroline, wo dejeunirt wurde, und von dort nah Sorgenfrei, wo fie Ihre Majestät die Königin - Wittwe besuchten, und mit dem 34 Uhr von Kopenhagen abgehenden Eisenbahn- ug wurde die Reise nach Fredensborg fortgeseßt, woselbst fie um 5í Uhr ankamen. Die Großfürstin wird begleitet von einer Hofdame, ihrem Hofmarschall und ihrem Leibarzt. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst-Thronfolger von Rußland wird hierselb in vierzehn Tagen erwartet. — Der dänische Gesandte am russishen Hofe, Kammerherr Vind, welcher Urlaub erhalten hat, ist hier am 10. d: angekommen. — Der deutsche Alter- thumsforsher Dr. Shliemann hält sich in diesen Tagen in Kopenhagen auf und wohnt im neuen Hotel d'Angleterre.
Amerika. New-York, 11, August. Das gelbe Fieber an den südlihen Küsten der Vereinigten Staaten ist diesen Som- mer auf die Forts Barrancas und Peickers beschränkt. Sonst sind die südlihen Städte und Posten, so weit bekannt ist, von dieser Plage befreit.
Afrika. Marocco. In Gibraltar bis 5. August ein- gegangene Berichte der „A. A. C.“ aus Tangier melden, daß Tilaly Ben Hamo, der Commandeur der vom Sultan von Ma- rocco zur Züchtigung der Bergstämme in den Provinzen Larache und Tangier abgesandten Truppen, im Thale von Zinats, zwölf Meilen von Tangier am Fuße der Benim Suar-Berge, lagert. Die Stäume Beni Gurfal und Gibel Hatib haben sämmtliche rück- ständige Steuern, sowie die ihnen wegen ihres jüngsten Unge= horsams und geseglosen Verhaltens auferlegten Geldbußen in Geld und landwirth\chaftlihen Erzeugnissen gezahlt. Die Stämme Benim Suar, Wadras, Ben Eder und Anjera haben }|ch bereit erklärt, f{ch dem Verlangen von Kaid Ben Hamo fügen zu wollen. Der Groß-Sherif von Wazan, Hadj Absalam, hat sich dem Vernehmen nach in ‘das Hauptquartier von Kaid gilaly begeben und eine beträhtlihe Ermäßigung der dem Stamme Benim Suar aufgelegten Geldbuße erlangt. Einige der notorischsten Viehdiebe in der Nachbarschaft von Tangier sind verháäftet und ins Gefängniß geworfen worden. Das Vorgehen von Kaid Ben Hamo hat einen befrie- digenden Stand der Dinge in der Provinz Tangier erzeugt und Zuchtviehheerden weiden in vollkoz1umener Sicherheit -Tag und Nacht, ohne, wie bisher, in den Dör- fern eingepferht zu werden. Aber in den an Tangier grenzen- den Hügelbezirken von Jibel Kibir wird gleihe Sicherheit nicht genossen, da Europäer, insbesondere Spanier, mit dem Beistande maurischer Viehdiebe einen Shmuggelhandel mit den den mauri- \hen Bauern gestohlenen Thieren treiben. Nach Berichten aus Casablanca hat der Sultan die Erlaubniß für die Herstellung eines Wellenbrechers in diesem Hafen ertheilt, der die Befrahhtung der Schiffe in hohem Grade erleihtern wird.
Nr. 33 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, L im Reichskanzler-Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag), zt folgenden Inhalt: Allgemeine N O E DEn: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — A - und Steuerwesen : Veränderungen bei Steuerstellen. — Münzwesent Uebersicht über die Ausprägung von Reichbmünzeu. — Finanzwesen: Nachweisung über die am 31, Juli 1875 im Umlaufe beziehungsweise im eigenen Be- stande der deutschen Zettelbanken vorhanden gewesenen, sowie auch der nach erfolgter Einlösung vernichteten Banknoten. — Marine und Schiffahrt: Beginn 2c. von Steuermanns-Prüfungen. — Konsulat- wesen: Ernennungen 2c.
Neichstags - Angelegenheiten.
Nach dem nunmehr amtilich feststehenden Ergebnisse der im Wahlkreise Coblenz-St. Goar stattgehabten Ersaßwahl für den verstorbenen Abgeordneten v. Savigny sind 12,102 Stimmen für Frhrn. v. Hœrtling (ultramontan), 3886 Stimmen für Justiz-Rath Bram (liveral) abgegeben worden. Der Erstere ift somit gewählt,
— Durch den am Herzschlag erfolgten plößlichen Tod des Abg. Fr h. v. Hoverbeck (Fortschritt) ist das Mandat für den 7. Wahlkreis des Regierungsbezirks Gumbinnen, Sensburg-Ortelsburg er- ledigt worden. Frh. v. Hoverbeck gehöcte sämmtlichen nord- deutschen und deutschen Reichstagen Anfangs als Vertreter des zwei- ten Berliner, dann seines heimischen Wablkreises, sowie seit 1858 bis in die neueste Zeit dem preußischen Landtage als Mitglied an.
Wiesbaden, 14. August. (W. T. B.) Der Reichs- und Landtagsabgeordnete Johann Knapp (Mitglied der Fortschritts- partei) ist gestern früh in seinem Heimathsorte Dauborn gestorben.
Statistische Nachrichten.
Nah den von den Königlichen Konsistorien veröffentlichten Ueber- fichten betrug die Zahl der Theologie Studirenden in den älteren preußischen Provinzen im Sommersemester 1862 1180; im Wintersemester 1873/74 667. Jm Sommer 1874 war die Ge- anan 636, und im Winter 1874/75 580. Die Gesammtzahl der
i sämmtlichen theologischen Fakultäten immatrikulirten Studenten betrug im Sommer 1874 1776, im Winter 1874/75 1641. Die bei Weitem größte Groquend hat die theologische Fákultät in Leipzig (385) ; es folgen Tübingen (242), Halle (204), Erlängen (136), Berlin (134), Als Fakaltäten wittlerer Frequenz reihen fich an: Göttingen (87), Sena (74), Straßburg (58), Bonn (56), Kiel (6) und Königsberg (59). Schwächer besuht find Marburg (45), Breslau (37), Rostock (31) und Greifswald (24). Die geringste Frequenz haben Heidelberg (9) und Gießen (8).
— Der Niedersächsische Feuerwehrverband besteht na einem im Druck veröffentlichten statistischen Bericht zur Zeit aus
meldete, in der Deputirtenkammer gewonnen, Die meisten An- 1
3703 Mitgliedern in 99 Vereinen, Von diesen sind ihrer Staats-