1875 / 191 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Der General-Major von Hartmann, Inspecteur der Kriegs\hulen, is von seiner Jnspicirungsreise hierher zurückge- kehrt; ferner der General - Major von Boehn, Comman- deur der 2. Garde - Infanterie-Brigade, der General-Major Galfter, Dezernent bei der Kaiserlichen Admiralität, von ihren resp. Urlaubsreisen.

Der Kaiserlih dêutshe Gesandte am Königlich italieni- Then Hofe, a A dell ist gestern früh über Franzensbad na Wien gereift, und wird sich von da aus auf seinen Posten nach Rom zurückbegeben.

Der Konsul des Deutschen Reiches in Port au Prince (Haiti), Kavfmann Christian Schult, ift gestorben.

Der russishe Deputirte zum eographischen Kongreß in Paris, Oberst von Bogdanowitsch, is nah Schluß dessel- ben auf der Rückehr nah St. Petersburg hier angekommen.

S. M. S. „A ugusta! ift am 11. Juli cr. von Rio de Janeiro nah Montevideo in See gegangen.

Nr. 101 des „Staatsblattes“ für das Königreich der

Niederlande verkündet das nachstehende

Gesetß vom 3. Juni 1875, betreffend die Abschaffung des

Leuchtfeuer-, Tonnen- und Bakengeldes und die Ein-

führung des M Bi ovem e Se ahrens.

Art, 1. Die Erhebung des Leuchtfeuer-, Tonnen- und Baken- geldes in Gemäßheit des Geseßes vom 13. August 1849 kommt in Wegfall.

r die Betonnung, Beleuchtung und Bebakung der Fahrwasser, auf welche si dieses Geseh bezieht, wird keinerlei Bezahlung gefors dert, au?genommen: j ' N

1) LeusisGinea eder, welche in besonderen Pläßen für die Hafen- beleuchtung erhoben werden, die niht im Bereich der allgemeinen Slußfahrt, sondern aus\{ließlich in dem|enigen der Fahrt nach diefen beleuchteten Pläßen liegt; :

9) Bakengelder für die Bebakung von Flußkrümmungen und Fleinen Fahrwassern, E n Le E Pläßen führen und lediglih ür die Fahrt nah diesen Pläßen dienen. : i P L D Eigner, Rheder oder Schiffer von Seeschiffen, welche nach dem Geseß' vom 28. Mai 1869 mit einem regelrechten niederländischen Seebriefe versehen sein müssen, sind verpflichtet, diefe Schiffe durch dazu angestellte Beamte an dem Plaße, wo das Schiff liegt, vermessen zu lassen, wenn das verlangt wird. i

* Art. 3, Die Einheit des Schiffsmaßes ift das Kubikmeter.

Der dem Schiffer auszufertigende Meßbrief besagt den Raum- inhalt des Schiffes in der gedahten Maßeinheit und außerdem in Register-Tonnen von 2,83 Kubikmetern. Eine allgemeine Vorschrift der inneren Verwaltung regelt weiter die Vermessung der Schiffe nah dem Moorsomschen System und den Uebergang zu diesem System, unter Seile de B Ges, mit welchem die Vórschriften dieses Artikels in Wirksamkeit treten.

Art. 4. "Mit Eintritt des in Gemäßheit des Stlusses des vor- hergehenden Artikels festgestellten Zeitpunktes werden die Konsulats- gebühren, für deren Erhebung gégenwärtig die Tonne .von 17 Kubikmetern als Grundlage dient, nach dem Maßstabe von einem Kubikmeter erhoben. Der Tarif der Gebühren wird durch allgemeine Verschrift der inneren Verwaltung dem entsprechend modifi- zirt, so daß er durch die Veränderung der Maßeinheit keine Er-

öhung erfährt. A N N Att. D. "Sréindé Schiffe werden in der nämlichen Weise wie

niederländische - vermessen und zwar bei ihrer ersten Ankunft hier zu Lande. Wenn diese Schiffe mit einem von der kompetenten Behörde ertheilten ausländishen Meßbriefe verschen sind, so kaun ihre Trag- fähigkeit in niederländishem Maße durch Reduktion festgestellt

werden. Die Deklaration betceffs dieser Reduktion vertritt den Meß- brief gemäß der Artikel 7 und 8 des Ge}eßes vom 14, Juli 1855. Die Reduktion wird durch allgemeine Vorschrift der inneren Verwal-

ng des weiteren geregelt. i: E 6, Die Schiffe aus Ländexn, in welchen dieselbe Ver- messungsweise, wie in den Niederlanden, befolgt wird, können unter dem Beding der Gegenseitigkeit und der weiteren nöthigen Festftel- lung von der Vermessung hier zu Lande durch Uns befreit werden.

Art. 7. Die Artikel 2, 3 und 4 des vorerwähnten Gesetzes vom 14. Juli 1855 werden außer Kraft gesezt. Die leßte Bestimmung des Art. 2 bleibt jedoch in Kraft bis zu dem im Schlusse von Art. 3 des gegenwärtigen Gesehes festgeseßten Zeitpunkte. A

Art. 8. Dieses Geseß tritt mit dem 1, Juli 1875 in Wirksamkeit. i

Gegeben zu Loo, 3. Juni 1875.

Der Finanz-Minister. H. I. van der Heim.

Poséèn, 15. August. (W. T. B.) Sämmtliche Geist- lihe, welhe wegen Verweigerung ihres Zeugnisses in Betreff des Geheimdelegaten der Diözese Posen verhaftet waren, Find gestern aus der Haft entlassen worden.

Liegniß, 13. August. Nah dem „Stadtblatt“ werden während der vom 13, bis 18. September bevorstehenden An- wefenheit Sr. Majestät des Kaisers und Königs die Höchsten und Hohen Herrschaften absteigen : Se. Majestät der Kaiser und Ihre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin im Schlosse, eben- daselbst au die Flügel-Adjutanten Fürst Radziwill und Graf Lehndorff, Hofmarschall Graf Perponcher und Leibarzt Dr. von Lauer; Se. Majestät dexr König von Sawsen bei dem Stadtrath Prager; Se. Königliche Hoheit der Groß- herzog von Mecklenburg-Schwerin bei dem Partikulier Borrmann; Se. Königlihe Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar bei dem Kaufmann Max Beer; Se. Kaiserlihe Hoheit der Erzherzog Albrecht von Dester- reich bei dem Kaufmann E. Schneider; Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen bei dem Kommerzien - Rath Ruffer ; Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl von Preußen bei dem Kaufmann Feodor Beer; Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen bei dem Oberst-Lieu« tenant von Richthofen ; Se. Königliche Hoheit der Prinz Arthur von Großbritannien hei Herrn von Frankenberg-Proschliß ; Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen bei dem RechtsanwaltPleßner; Se. KöniglicheHoheit der Prinz August von Württemberg bei dem Apotheker Rost. General-Feldmar- \chall Graf von Moltke wird bei dem Ober-Postdirektor Rose, General-Feldmarshall Freiherr von Manteuffel bei dem Lieu- tenant Rothenbah, Kriegs-Minister General der Infanterie von Kameke bei dem General von Shüß, General der Kavallerie von Podbielski bei dem Justiz-Rath Simon wohnen. Oberst- Lieutenant von Strang vom Train - Bataillon Nr. 5 ist für die Zeit vom 6. bis 19. September c. zum Komman- danten von Liegnitz sernannt. Nah den gestern eingegan- genen Mittheilungen des Hofmarschall - Amtes entspriht es den Wünschen Sr. Majestät des Kaisers, das von der Stadt Liegniß zu arrangirende Gartenfest am 13. September dem ersten Tage der Allerhöhsten hiesigen Anwesenheit abgehalten

Wilhelm.

Großprior des Malteser-Ordens.

Kiel, 13. August. (Kieler Ztg.) Die Schiffsjungen- Briggs „Rover“ und „Musquito* find geftern Nachmittag in Neufahrwasser eingetroffen.

Bayern. München, 13. August. General Freiherr v. d. Tann hat sich heute Abend im Auftrag Sr. Majestät des Königs nah Detmold begeben, um der am 16. August statt findenden feierlihen Enthüllung des Hermann-Denkmals anzu- wohnen. Derselbe wird, einer Einladung folgend, bei dem Fürsten zur Lippe Wohnung nehmen und am nächsten Freitag wieder hier eintreffen. Zu der am 22. d. M. stattfindenden Königsparade werden, der „Südd, Pr.“ zufolge, das 1. Infanterie-Regimént, das Leib-Regiment, das 1. Kürassier-Regi- ment, das 3. Chevauxlegers - Regiment, das 2. und 9. Jäger- Bataillon und die hier garnisonirenden Artillerie-Regimenier aus- rücken. Die dem bayerischen Landesverband angehörigen Veteranen- und Kriegervereine Münchens haben auf Veranlassung ihres Präsidiums beschlossen, die Vorfeier des Allerhöhsten Namens- und Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs dieses Iahr, Sonntag, 22. August, auf besonders feier- lihe Weise zu begehen und zwar dur einen gemeinschaftlichen Ausflug der Vereinskameraden nach Sendling. :

16. August. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Bayern (Großvaters - Bruder des Königs) ist heute früh in Tegernsee vom Pferde gestürzt und in Folge der erlittenen Verlezungen bald darauf verschieden. Prinz Carl, geboren am 7. Juli 1795, ftammte aus der ersten- Che des Königs Maximilian I. Joseph mit Wilhelmine Auguste, des Prinzen Georg von Hessen-Darmstadt Tochter; derfelbe war

Æürttemberg. Stuttgart, 14. August. Der Minister der Justiz und der Auswärtigen Angelegenheiten is geftern nah Detmold abgereist, um im Auftrage Sr. Majestät des Königs der am 16. d. Mts. dort stattfindenden Einweihungsfeier des Hermann-Denkmals anzuwohnen. Das Regierungsblatt Nr. 28 enthält u. A. die Verfügung der Ministerien der aus- wärtigen Angelegenheiten, des Innern und der Finanzen, be- treffend das Verbot der Annahme der auf Thalerwährung lautenden Staatskassensheine und Banknoten bei den Staatskafsenstellen, vom 3. August 1875.

Baden. Karlsruhe, 14. August. Se. Königliche Ho- heit der Großherzog hat den Präsidenten des Ministeriums des Großherzoglihen Hauses, der Justiz und des Auswärtigen, Wirklichen Geheimen Rath v. Freydorf, beauftragt, ihn bei der Enthüllung des Hermanns-Denkmals zu vertreten.

Hessen. Darmstadt, 13. August. D Minister-Präfi- dent Hofmann ist heute aus dem Seebad Blankenberghe zurü gekehrt und wird fich morgen nach Detmold begeben, um Se. Königliche Hoheit den Großherzog bei der am 16. d. M. ftatt- findenden Feier der Enthüllung des Hermanndenkmals zu ver- treten. Wie im verflossenen Jahre, so wird, nah dem „Rheinischen Kurier“, auch in diesem Jahre der 2. Sep- tember in dem Großherzogthum Hessen festlich be- gangen werden, Bereits haben \ich sowohl in den größeren, als auch in den fleineren Städten des Landes Comités gebildet, und die erforderlihen Schritte, zur würdigen Duegung des Festes zu thun. Namentlich gilt dieses von Dartnstadî, Offenba, Worms, Gießen und Friedberg; auch wird voraus- sihtlich Mainz nicht zurückbleiben. In Offenbah wird dieses Iahr der 2. September ganz besonders festlih begangen, da an demselben die Grundsteinlegung zu dem Kriegerdenkmal erfolgt. Die Stadtverordneten der Stadt Offenbah haben für die Feier des Nationalfestes 600 Gulden wverwilkigt. Am 18. d. findet in Friedberg die Jahresversammlung der evangelishen Konferenz für das Großherzog- thum Hessen ftatt, bei welcher Direktor Dr. Shwabe über die Eheschließung, die Civilehe und die durch die Einführung der leßteren für die evangelische Kirche entstehenden Folgen Thesen stellen wird.

Meckelenburg. Rofstock, 14. August. Für die Zeit der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers während der Tage vom 19. bis 22. September find von Seiten der Stadt folgende Festlichkeiten in Ausficht genommen: Am Sonntag, den 19. September, werden Se. Majestät Abends gegen 6 Uhr in Rostock eintreffen, in einer Ehrenpforte am Steinthor von Rath und Bürgerschaft empfangen und zum Palais geführt werden. An demselben Abend wird ein all- gemeiner großer Fackelzug dargebraht werden. Am Montag, 20. September, an welchem Tage die große Parade des ganzen IX. Armee-Corps bei Roggentin, è Meile von Ro- stock, stattfindet, wird Abends die Stadt illuminirt und ein gro- her Zapfenstreih ausgeführt werden. Am Dienstag, 21. Sep- tember, wird nah Beendigung des Corpsmanövers eine Festvor- stelung im Stadttheater veranstaltet werden. Mittwoch, 22. September, is zur Flottenrevue bestimmt. Der Abend wird mit einer Soirée und Konzert in einem größeren städtishen Lokal ausgefüllt. Gestern Vormittag 9 Uhr reiste der, wie bereits mitgetheilt is, auf einer Reise nah Kopenhagen hier angelangte Königlich preußishe Staats-Minister Dr. Falk mit dem Postdampfschiffe „Rostock“ nah -Nykjöbing ab. Das auf der Shnickmannsbrücke versammelte Publikum brachte dem Minister bei der Abfahrt ein dreifahes Hoch dar.

Lippe. Detmold, 14. August. Heute Mittag fand in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Fürsten nebst Ge- mahlin und Schwester und des General - Feldmarschalls Herwarth- von Bittenfeld, Chefs des 55. Infanterie-Regi- ments, die Einweihung des zu Ehren der im leßten Kriege gefallenen Offiziere und Mannschaften aus dem Fürstenthum Lippe errichteten Denkmals ftatt. Dasselbe stellt eine große Py- ramide aus Sandstein dar, in deren Mitte die Namen der Gefalle- nen in Marmor gemeiselt stehen; es erhebt sich in der Mitte des Kaiser-Wilhelm-Playzes und gewährt einen imposanten Anblick. Nachdem das Denkmal vom Hof-Baurath v. Meyen der Stadt übergeben war, brachte Feldmarschall Herwarth- von Bittenfeld ein Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und Bürgermeister Dk. Heldman ein Hoh auf Se. Durchlauht den Fürsten zur Lippe aus. :

Bremen, 14. August. Die Sedanfeier soll hier am Vorabend dur einen Fackelzug eingeleitet werden, Am fest- lihen Tage selbst, dem 2. September, gehört der Morgen dem offiziellen Programm, d. h. der kirhlihen Feier; Nachmittags 3 Uhr wird der Kriegerverein sich im Festzuge vom Doventhor nach dem Schüßenhof. begeben, wo der Präsident des Feftcomites, Bürgerschafts - Pcäsident Dr. Meinerhhagen, ihn mit einer Anz \prahe empfängt. Dann folgt die eigentlihe Festrede und auf diese das Festmahl. Abends wird ein Feuerwerk abgebrannt

Oesterreich-Ungarn. Wien, 13. August. Se. Ma=- jestät der Kaiser ist heut in Bruck a. d. Leitha eingetroffen und wird heute und morgen den kombinirten Feldübungen bei Höflein und Parndorf beiwohnen. Se. Kaiserlihe und Königs liche Hoheit der Erzherzog Albrecht trifft am 20. August da- selbst ein und übernimmt die Oberleitung über das Lager wäh- rend der lezten Periode. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheiten der Erzherzog Rainer und die Erzherzogin Marie find am 12. d. M. in Salzburg angefommen. Se. Hoheit der Herzog von Braunschweig is gestern von Triest in Wien eingetroffen. Minister v! Stremayr hat fih vorz gestern von Salzburg nah Lend begeben. Der Statthalter von Tirol Graf Taaffe is gestern aus Böhmen nah Inns=2 bruck zurückgekehrt. i ;

14. August. Aus Bruck a. d. Leitha wird telegra- phish berihtet: Se. Majestät der Kaiser \sprah über das heute um 10 Uhr Vormittags beendete Manöver seine besondere Zufriedenheit aus und bewilligte der gesammten Lagermann= schaft eine fünftägige Gratislöhnung. Am 20. August beginnen bei Höflein feldmäßige Artillerie-Schießübungen unter der Leitung des Herrn Generalmajors Miller.

Niederlande. Haag, 11. August. Nach einem dem Kolonien-Ministerium zugekommenen Telegramme des General= Gouverneurs von Niederländisch-Indien hat der interimi= stishe Militär- und Civilbefchlshaber in Atchin, Oberst Wig= gers van Bergem, dur Depesche vom 4. d, dem indishen Gou- vernement Folgendes gemeldet: „Kleine Patrouillen hatten dem Feinde Nachtheile durch Zerstörung von Verschanzungen und durch Niederbrennung verschiedener Wohnpläße zuzufügen fort- gefahren. Gleihwohl fuhr der Feind viele unserer Posten zu beschießen fort. Cholerafälle kamen zwar neuerdings noch: täglich vor, aber doch wurde der Gesundheitszustand sowohl in Kotta-Radja, wie außerhalb dieses Playes günstiger, und die Sterblichkeit war im Verhältniß gering.“ Die mit der neueften Ueberlandpost eingetroffenen Berichte aus Batavia reichen bis zum 30. Juni. Den Mittheilungen zufolge, die man dort aus Atchin erhalten, hatten in den leßten Wochen des Mai und in den ersten des Juni viele Feinde \ih, besonders im Süden, längs der ganzen niederländishen Postenlinie umhergetrieben, gegen welhe fie auf mehreren Punkten ein gut unterhaltenes Gewehrfeuer richteten; fié maten selbst Versuche, die Posten- fette bei Pi und Blang zu durchbrehen. Die Niederländer wiesen aber diese Demonstrationen und Angriffe mit Granat= \hüfsen und gutgezielten Gewehrsalven - so nachträglich ab, daß die Atchinesen jedesmal bald zurückwichen. Niederlän- discher Seits erlitt man keine Verluste. Ueber die Verluste des Feindes hatte man zwar keine näheren Angaben; do stimmten alle Mittheilungen darin überein, daß ‘er niht wenige Todte und Verwundete zählte. Im Vergleiche gegen früher foll unter den Atchinesen nur noch wenig Neigung für den Krieg bestehen und bei den unteren Klassen die Abneigung gegen Fortseßung des Kampfes mehr und mehr zunehmen. _In den feindlihen Gauen sind die Preise der Lebensmittel beträcht- lih gestiegen. Der Militär- und Civilbefehlshaber in Atchin, General Pel, war am 283. Juni in Batavia angekommen, um den dreimonatlihen Urlaub, den er genommen, als Gaft des General-Gouverneurs in Buitenzorg (bei Batavia) zuzubringen. Er wird nach Ablauf seines Urlaubes fofort das Kommando in Atchin wieder übernehmen und dann, wie versichert wird, alsbald eine größere und wichtige Angriffsbewegung gegen den Feind, zu welcher bis dahin die Vorbereitungen beendet sein

werden, ausführen.

Großbritannien und Jrland. (Monatsübersiht für Juli.) Die Königin, begleitet von dem Prinzen Leopold und der Prinzessin Beatrice, verließ Windsor am 13., um für meh- rere Wochen ihren Aufenthalt in Dsborne zu nehmen. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh trafen am 3. in Kopen- hagen ein und seÿten nah einem kurzen Besuche am dänischen Hofe ihre Reise nah St. Petersburg fort. Die Königin der Niederlande“ trat nah einem fast dreiwöchentlihen Aufenthalte in London am 10. die Rückreise nah dem Kontinent an. Am 13. verließ auch der Sultan von Zanzibar England und begab fi zunächst nah Paris, von wo derselbe über Marseille und Aegypten in seine Staaten zurückzukehren gedenkt. Der Kronprinz von Italien traf, von Wien kommend, zu einem mehrwöchentlihen Besuche Englands am 12. in London ein. :

Beide a ler des Parlamentes beschäftigten fich im ver- gangenen Monat mehrfach mit der äußeren Politik der Regie- rung. So kam am 6. im Unterhause die Frage über die Fort- \hritte Rußlands in Central-Asien zur Sprache, und wurde die Vorlegung der die Besezung von Chiwa betreffenden Papiere verlangt. Der Unter - Staatssekretär im Ministerium . des Aeußeren, Bourke, erklärte, die Regierung könne fh nit auf eine Veröffentlichung der bis jezt noch niht publizirten Papiere, welche auf die Besezuug von Chiwa Bezug hâtten, ein- lassen. Uebrigens seien die Beziehungen Großbritanniens zu Rußland der freundschaftlihsten Att und könne man bis jezt das Vorschreiten Rußlands nur als einen günstigen Umstand für die Aufshließung der Hülfsquellen der central-afiatishen Länder ansehen. Der betreffende Antrag wurde hierauf zurückgezogen. Am 12, erwiderte im Oberhause der Earl of Derby auf eine Interpellation des Lord Penzance in Bezug auf die deutshe Note an Belgien vom 3. Februar, daß diese Note gewisse völkerrehtliche Fragen betroffen habe, die aber zu Großbritannien in keiner Beziehung gestanden hätten. Die ganze Angelegenheit sei beigelegt und zur Zufriedenheit der beiden Interessenten geordnet worden, es liege mithin keine Veranlassung vor, \sich ferner mit derselben zu beschäftigen. Am 22. gab im Unterhause der Unter-Staatssekretär für Indien, Lord

amilton, auf die Anfrage Richards die Erklärung ab, daß die Laiecbanbrängen mif dem Könige von Birma noch fortgeseßt würden und daß die Regierung immer noch hoffe, die gegen- wärtig beftehenden Differenzen würden auf friedlihe Weise bei- elegt werden können. Am 26. interpellicte im Oberhause Lord Stratheden und Campbell die Regierung über den zwischen Oefterreih-Ungarn und Rumänien abgeschlossenen Handelsver- trag und brachte die Resolution ein, das Haus bedauere, daß. die Regierung keine wirksamen Maßregeln zur Verhinderung des Abschlusses dieses- Vertrages getroffen habe. Der Antrag- stelle zog die eingebrachte Resolution indessen zurü, nachdem der Minister des Aeußeren erklärt hatte, daß die britishe Regierung zwar die Ansichten der fontinentalen Mächte über das Reht Rumäniens, der- artige Verträge abzuschließen nit theile, die Sache an si aber von keiner Bedeutung sei. Im Unterhause mate der Unter- Staatssekretär des Auswärtigen Amts auf eine an ihn gerichtete

während seiner Anwesenheit in England ein neuer Vertrag über

werden,

u sehen, da an diesem Tage au der großè Zapfenstreich auf Lea biefigen Haag ausgeführt werden wird,

Anfrage die Mittheilung, daß mit dem Sultan von Zanz bar wären fe des Sklavenhandels abgeschlossen worden sei , weiß

Nißbräuche, hält aber die Aufklärung des

über die Ausführung des im Jahre 1873 abgeschlossenen Ver- trages mehrfache Zweifel entstanden wären. Jn der Sigung vom 31. erklärte der Unter-Staatssekretär, Hr. Boùrke, a die Anfrage des Hrn. Denison, ob die russishe Regierung die Absicht habe, ihre Einladung zu ‘einer Konferenz über die Rlanebedie zu erneuern und ob die früher in dieser Angelegenheit geäußer- ten Ansichten der Regierung eine Aenderung erlitten hät- ten, daß an die britishe Regierung eine derartige Ein- ladung- nit ergangen sei, und daß die Anfichten derselben über diesen Gegenstand unverändert dieselben wären. Auf die Interpellation des Hrn. O'Clery erwiderte Hr. Bourke wei- ter, daß im Auswärtigen Amte zwar Nachrihten über die Bes \hießung von Ortschasten an der cantabrishen Küfte dur ein

\panisches Kriegs\chif eingegangen seien, daß die Regierung aber"

nit die Absicht habe, der Madrider Regierung irgend welche Vorstellungen über das Verfahren zu machen. Auf die Anfrage des Hrn. Knatchbull Hugessen, ob die in lezter Zeit verbreiteten Nachrichten über einen Gebietsaustaush an der afrikanischen Westküste zwishen England und Frankreih begründet wären, erklärte Lord Hamilton, daß allerdings über diesen Gegenstand Verhandlungén mit der französishen Regierung geführt worden il daß aber ein definitiver Entschluß noch nit gefaßt wor- en sei.

Außer mehreren Vorlagen von. lokaler Bedeutung gelangten im Oberhause die . Geseßegentwürfe betreffend das literarische Eigenthumsrecht in Kanada, die Bildung eines Fonds zur Amortifirung der Staatsschuld, die Eintragung der Handels- marken, der Bau des unterseeischen Tunnels zwischen England und Frankreich, die Arbeiterwohnungen in Schottland, die Unter- fstüßungskassen und die Verhütung der Verunreinigung von Flüssen, zur dritten Lesung; in der Spezialberathung wurde das Pachtgeseß erledigt und wurden die Arbeitervorlagen, dur welche cinem längst gefühlten Uebelftande abgeholfen und genau bestimmt werden foll, in welhen Fällen bei Differenzen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern ein kriminalrehtlihes und in welchen ein civilrehtlihes Verfahren eintreten muß, sowie die Vorlage, durch welche die Befugnisse englisher Konsulatsgerihßte im Auslande näher bestimmt werden, in zweiter Lesung angenommen. Jn Betreff einer hon öfter zur Sprache gebrachten Frage, ob es niht an der Zeit wäre, die Ernennung neuer irischer Pairs ab- zustellen, wurde vom Oberhause der Antrag angenommen, eine Adresse an die‘ Königin zu richten mit der Bitte, dieselbe möge das ihr durch die Unióonsafïte übertragene Recht, neue irische Pairs zu- ernennen, einer Berathung etwaiger auf \solche Er- nennungen bezügliher Anträge im Parlamente niht im Wege stehen lassen. Ám 27. überreihte Earl Beauchamp dem* Hause die Antwort der Königin auf diese Adresse, worin die Königin erklärt, daß fie gegen eine Berathungp derartiger Anträge keine Einwendungen erheben werde.

Im Unterhause wurden die Arbeitervorlagen, sowie der Ge- seßentwurf, betreffend die Konsolidirung der Milizgeseße, in dritter Lesung angenommen, ebenso wurden einzelne Posten des Budgets und die Amendements des Oberhauses zu der Bill über den Verkauf gefälschter Nahrungsmittel und Arzneien ge- nehmigt. Zur Spezialberathung gelangten das Geseh, betreffend dié Reform des Justizwesens und das Postgesezg. Verworfen wurde die fogenannte Poor Removal-Bill, durh welhe den Drtsbehörden Englands und Schottlands die bisherige Voll- macht genommen werden sollte, Irländer, welche der Armenpflege zur Last fallen, auf \summarischem Wege in ihre Heimath zu- rückschiden zu Fkönnen, mit 231 gegen 65 Stimmen, und die Household Franchise Bill, welche die - Ausdehnung des der städtishen Bevölkerung zustehenden Wahlrehtes auf die jandlihen Distrikte bezweckt, mit 268 gegen 166 Stimmen, o0b- gleich John Bright für lehtere Bill eine von fünfzigtausend Mitgliedern der „Arbeiter-Union“ unterzeihnete Petition dem Hause überreicht hatte. Ebenso wurde der Antrag Sir Charles Dilke’'s auf Reform der Wahlgeseßze und Abänderung der jetzigen Wahldistrikte abgelehnt. Die von dem Premier-Minister bean- \spruchten Summen von 60,000 Pfd. Sterl. für die persönlichen Ausgaben des Prinzen von Wales auf seiner beabsihtigten Reise nach Indien, ‘und ‘von 52,000 Pfd. Sterl. für die Kosten der Seereise wurden, nachdem ein Antrag Fawcetts, es für unziem- lih zu erklären, daß die indishe Regierung die anderweitigen Kosten der. Reise trage, mit 379 gegen 67 Stimmen ver- worfen worden war, - mit 238 gegen 16 Stimmen bewilligt. Am 22. machte der Premier-Minifter dem Unterhause Mitthei- lungen ‘über ‘den weiteren Gang der Geschäfte în der gegen- wärtigen Sesfion und erklärte, daß die Regierung, um die Dauer der Session niht übermäßig zu verlängern, den Geseßesentwurf über die Handelsmarine zurückziehe. Diese Erklärung des Herrn Disraeli veranlaßte Herrn Plimsoll, von dem die Bill aus- gegangen war, zu einem heftigen Ausfalle gegen das Ministerium; in Folge dessen Herr Disraeli den Antrag stellt, denselben zur Ordnung zu rufen; do leistete Herr Plimsoll am 29. Abbitte für sein überaus heftiges Auftreten und wurde damit der parla- mentarishe Zwischenfall erledigt. In Folge der im ganzen Lande über die Zurüziehung der genannten Bill entstandenen Erregung, welcher in zahlreihen Versammlungen, die fich sämmtlih für Herrn Plimfoll und gegen die Regierung aus\sprahen, Ausdruck gegeben wurde, fand sih das. Ministerium veranlaßt, noch am 29. eine neue Vorlage - einzubringen, in der dem Handelsamte ausgedehntere Vollmachten als bisher- zur- Festhaltuñg unseetühtiger Schiffe gegeben werden, ‘und erklärten sich auch die Anhänger des zurück- gezogenen Handels\ciffahrtsgeseßes vorläufig mit der Annahme der neuen Vorlage zufrieden. Am 31. gelangte dieselbe bereits zur zweiten Lesung. An anderweitigen Vorlagen wurden von Seiten der Regierung noch die die Patentertheilung und die ing der Verunreinigung von Flüssen betreffenden, zurück- ezogen. de

Der parlamentarische - Aus\{chuß, welcher zur Untersuchung der Umstände ernannt wurde, unter welhen gewisse auzländishe Anleihen in London emittirt werden, hat einen längeren Bericht über feine unifangreihen Arbeiten erftattet. In demselben wird die Art und Weise, in der die Anleihen gewisser südamerika- nischer Republiken negociirt und emittirt worden find, fireng gemißbilligt, und namentli der Handel mit Effekten einer An- leihe Seitens ihrer Kontrahenten, bevor dieselben dem Publikum t gig gemacht worden, als tadelnswerth bezeihnet. Der Be- rit enthält mehrfahe Vorschläge zur Beseitigung derartiger i Publikums über die Shug Natur und den Ursprung derselben - für den besten

le Bei der am 29. in Hartlepool in Folge dec Mandatsnieder- gung des bisherigen Vertreters, Hrn. Richardson, ftattgehabten aQwahl wurde der liberale Kandidat Hr. Lowthian Bell mit Stimmen zum ! Pen. Young fielen erwählt. Auf den kon-

ttvativen Kandidaten Hrn. Young fielen 1464, auf den unab- gigen Kandidaten Hrn. Ahmed Kenealy 259 Stimmen. Da

Partei angehörte, so it das Stimmenverhältniß der Parteien im Unterhause durch den Ausfall der Wahl nit verändert worden.

Die Staatseinnahmen in den ersten vier Monaten des lau- fenden Finanzjahres betrugen 24,146,874 Pfd. Sterl. gegen 23,027,399 Pfd. Sterl. in der entsprechenden Periode des Vor- jahres. Die Ausgaben: in der angegebenen Zeit betrugen 28,630,850 Pfd. Sterl. gegen 28,086,725 Pfd. Sterl. in der Zeit vom 1. April bis 31. Juli 1874. Der in der Bank von England deponirte Baarbestand belief sich am 31. Zuli auf 1,603,200 Pfd. Sterl. gegen 1,676,510 Pfd. Sterl. am näm- lichen Tage des Vorjahres.

Aus dem vom Handelsamte veröffentlihten ftatistischén NaGweise über die britische Handelsflotte für das Jahr 1874 ergiebt sich, daß dieselbe am Ende des genannten Jahres aus 21,464 Segelschiffen mit einem Gesammtgehalt von 4,108,220 Tonnen und 4033 Dampfern von 1,870,611 Tonnen Gehalt, im Ganzen also aus 25,497 Fahrzeugen mit 5,978,831 Tonnen Gehalt bestand. Vergleiht man diese Zahlen mit denen von 1860, fo ergiebt fih, daß die Zahl der Segelschiffe in diesen vierzehn Jahren um 4199, ‘der Tonnengehalt derselben um 96,140 Tonnen abgenommen, die Zahl der Dampfer dagegen um 2033 und der Gehalt der Dampfer um 1,416,284 Tonnen zugenommen hat. Im Ganzen hat fich die britishe Handels- flotte demnach seit 1860 um 2166 Fahrzeuge vermindert, der Tonnengehalt derselben aber um 1,320,144 Tonnen zu- genommen.

Den amtlichen Berichten des Handelsamtes für Juni zu- folge, betrug der Werth der Gesammteinfuhren in dem genann- ten Monate 31,948,826 Pfd. Sterl., 2,079,832 Pfd. Sterl. weniger als in dem gleichen Monate 1874, aber 1,706,707 Pfd. Sterl. mehr als im Jahre 1873. In dem ersten Semester des laufenden Kalenderjahres beliefen sich der Werth der Einfuhren auf 183,844,087 Pfd. Sterl., 2,554,282 Pfd. Sterl. weniger als in dem ersten Semefter des Vorjahres und 1,921,263 Pfd. Sterl. mehr als in der entsprehenden Periode von 1873. Der Ge- sammtwerth der Ausfuhr im Juni ftellte fich auf 18,336,129 Pfd. Sterl., 1,031,484 Pfd. Sterl. weniger als im Juni 1874 und 1,123,954 Pfd. Sterl. weniger als in demselben Monate 1873. Der Gesammtwerth der Ausfuhr in den ersten \echs Monaten dieses Jahres betrug 109,843,350 Pfd. Sterl, was im Vergleieh zu dem bezüglihen Semester der Jahre 1874 und 1873 eine Abnahme von bez. 7,987,864 Pfd. Sterl, und 15,943,207 Pfd Sterl. ergiebt. Die Einfuhr von; Edelmetall im Juni belief fich auf 5,509,727 Pfd. Sterl, mehr als zwei Millionen mehr als in dem entsprehenden Mo- nate der beiden Vorjahre; in dem ersten Semester 1875 erreichte dieselbe die Hôhe von 17,832,792 Pfd. Sterl. , nahezu drei Millionen mehr als in der entsprehenden Periode von 1874 und 2,300,000 Pfd. Sterl. mehr als in dem ersten Semester 1873. Ausgeführt wurden an Edelmetall im Juni 1,537,414 Pfd. Sterl. und 12,117,176 Pfd. Sterl. seit dem 1. Januar, nahezu ebensoviel wie im vergangenen Jahre, aber 500,000 Pfd. Sterl. und 4,000,000 Pfd. Sterl. weniger als in den ent- \prehenden Perioden 1873. Im Vergleih zum Vorjahre hat fich die Einfuhr von Wolle am meisten gesteigert, welche im Juni eine Million, im Semester drei Mil- lionen mehr betrug als 1874. Bei der Ausfuhr zeigt fich bei den Baumwollenwaaren eine Abnahme gegen 1874 von 700,000 Pfd. Sterl. im Juni und 500,000 Pfd. Sterl. im Hal!bjahre, Eisen und Stahl weisen ebenfalls eine Abnahme auf, und zwar von 400,000 Pfd. Sterl. für den Monat und 2,850,000 Pfd. Sterl. für das Halbjahr; dagegen hat \ich der Handel in Leinenwaaren etwas gebefsert, und in Scidenwaaren ift derselbe ftationär geblieben. Bei wollenen und gewirkten Waaren i|st im Juni in Vergleih zum Vorjahre die Ausfuhr ungefähr dieselbe geblieben, doch hat in den erften sechs Monaten dieselbe um 300,000 Pfd. Sterl. gegen 1874 und um - 2,600,000 Pfd. Sterl. gegen 1873 abgenommen. Im Zusammenhange mit diesem nit gerade . als günstig zu bezeihnenden Resultate steht die Lohn- herabsezung in den Spinnereien und Fabriken in Oldham und Umgegend, Ashton-under-Lyne und Dundee, in Folge deren die Arbeiter fich veranlaßt sahen, die Arbeit gänzlich einzustellen. In Oldham feiern etwa 30,000, in Ashton 8000 und in Dundee 18,000 Arbeiter, und if eine Ausficht auf Beilegung des Strikes bis jeßt noch nicht vorhanden.

Zur Vermeidung künftiger Arbeitseinftellungen und Arbeitersperrungen haben fich die Arbeiter und Besigzer der Koh- lengruben in Süd-Wales dahin geeinigt, daß der Arbeitslohn für eine Tonne Kohlen 1 s. 10 d. sein soll; wenn der Preis der Kohlen per Tonne 14 s. beträgt. Bei einer Steigerung der Kohlenpreise um 1 s. per Tonne steigt der Arbeitslohn um 2 s. und so fort bis die ‘Tonne 20 s. kostet. Bei höheren Preisen steigen die Löhne nicht mehr, fallen dagegen auch niht, wenn die Tonne Kohlen weniger als 14 s. kosten sollte.

Das Haus der Bischöfe in dem geistlihen Parlamente der Erzdiözese Canterbury hat auf die bereits mitgetheilten Be- \chlü}se des Unterhauses fich dahin ausgesprochen, daß es legis- lative Bestimmungen über den Gebrau besonderer geistlicher Gèmwänder und die Stellung des Geistlichen vor dem Altare bei der Kommunion nit für zeitgemäß halte, und eine Berathung der Vorschläge des Unterhauses daher ablehnen müsse. Da die Berufung des geiftlihen Parlamentes für die Erzdiözese York wegen Erkrankung des Erzbischofs von York bis zum 10. Auguft vertagt ift, so ist ein Erfolg der antiritualiftishen Bewegung in diesem Jahre nicht mehr zu erwarten.

Zu Ehren des Präfekten des Seine-Departements und des Polizeipräfekten von Paris fand am 29. in Guildhall ein gro- ßes internationales Bankett ftatt, zu dem von Seiten des Lord- Mayors von London auch an die Vertreter aller großen euro- päishen und amerikanishen Städte Einladungen ergangen waren. Von Seiten dec Bürgermeister deutsher Städte waren die Einladungen sämmtlih abgelehnt worden, doch waren außer den Maires verschiedener französisher und vieler englischer Städte, au die Vertreter von Brüssel, Antwerpen, Amsterdam, Christiania, Rom, Florenz, Turin, Lissabon, Oporto und von amerikanishen Städten die von Quebec, Toronto und Ottawa

bei dem Feste erschienen.

Frankreich. Paris, 13. August. Dem Diner, welches der Präsident der Republik vorgestern im Elysée dem Internationalen geographischen Kongresse gab, wohn- ten 60 Personen bei. Der Marshall Mac Mahon hatte zu seiner Rehten den Admiral La Roncière-le-Noury und zu seiner Linken den Freiherrn von Richthofen, als Präfidenten der ältesten außer-französishen, nämlich der Berliner geographischen Gesell- haft. Zur Seite der Marschallin saßen der Unterrichts-Minister Wallon und der Vize-Admiral Didolot. Für den Empfang, der auf das Diner folgte, waren alle Salons des Elysée ge-

r frühere Vertreter, Hr. Richardson, ebenfalls der liberalen

I d Kan. N

_ öffnet und der Garten taghell beleuchtet,

die Kongreßgäste die unterirdishen Kloaken von Paris. Das „Journal officiel“ meldet, daß der Schweizer Gesandte, Dr. Kern, der Marshallin Mac Mahon als erste Rate des Erträgnisses der in der Schweiz für die franzöfishen Ueber- \chwemmten veranstalteten Sammlungen die Summe von 290,000 Fr. eingehändigt hat. General Faidherbe, während des Krieges Kommandant der französishen Nordarmee, ift ge- fährlih erkrankt. Heute Nacht verwüstete ein Gewitter mit Hagelshlag Pontoise und Umgegend auf zehn Stunden im Umkreise. Hagelkörner fielen, die, wie behauptet wird, 390 Gramm wogen; mehrere Personen wurden getödtet, andere {wer verwundei; der Schaden is sehr groß. -— Im ersten See-Arrondissement sollen 32 als nuglos erahtete F2stungswerke abgetragen werden. Diese sind: Cherbourg: Fort du Hommet, Ostfronte und Wall; die Batterien von Flamands, Equeurdreville und Hameau; Rhede in Houque: die Batterien von Ravenoville, der Pointe 15, der Inseln Saint Marcouf, Tatibou und Réville; von Barfleur nah Bretteville : die Batterien der Kirhe von Barfleur, von Gros-Iovet und Cap Leon. Von Nacqueville nah dem Cap la Hoque: Untere Batterien von Omouville und Saint Germain des Vaux. Dun- kirhen: die Batterien des Musoir und des Aishan; Gravelines: die Batterie des Leuchtthurms; Calais: Batterie von Croï; Bou- logne: Fort l’Heurt; von Tréport nah Senneville;- die Batte- rien von Mers, Aubette und Tréport; Dieppe: die Batterien von Basfortblanc und Sourville; Saint Valerie en Caux: die Ost- und Westbatierien des Kanals; Fécamp: die Königliche Batterie und die des Centrums; Honsfleur: die Batterie des Hospitals; Mündung der Orne: die Batterien von Merbville, Vgestreham und des Thors von Colleville.

Spanien. Madrid, 14. August. (W. T. B.) Die Flotte seßt das Bombardement der an der kantabrishen Küste ge- legenen carlistishen Häfen fort.

Miranda, 15. August. (W. T. B.) General Quesada hat nah einem lebháften Gefehte die Stellung der Carlisten bei Luco an dem Wege nah Villa-Real weggenommen und die dortigen Verschanzungen zerstört. Den Befehl über das 111. Armee - Corps hat General Loma wieder übernommen. Dorre- garay, der \sih den vor Seu d'Urgel stehenden Regierungs: truppen bis auf 3 Meilen genähert hatte, is genöthigt worden fich wieder in das Gebirge zurückzuziehen, den Carlisten im Fort wurde ein Geschüß demontirt; den in der Festung befindlichen Greisen, Frauen und Kindern wurde auf ein bezüglihes Gesuch Lizzarraga's der Austritt gestattet.

Türkei. Konstantinopel, 14. August. (W. T. B.) Die türkishe Regierung hat heute, wie offiziell gemeldet wird, von den Fürsten von Serbien und von Montenegro die formelle Versicherung erhalten, daß dieselben den Vorgängen in der Herzegowina gegenüber die ftrikteste Neutralität aufrecht zu erhalten gedenken. Eine weitere Abtheilung Dal- matiner in der Stärke von 600 Mann if am Mittwoch in die Herzegowina eingerüt. |

Aus Ragusa, 15. August, Nahmittags, meldet ,W. T. B.*: Heute Mittag ist ein türkisher Dampfer mit der Distinktionsflagge im Vortop vorüberpassirt; es wird vermuthet, cas O derselbe behufs Ausschiffung von Truppen nah Klek egebe.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 13. August. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nicolai Nico- lajewitsch der Aeltere ift nach der „Donschen Ztg.“ auf die Bitte der Kosaken der Karatscheplazker Staniza zugezählt worden, welhe in Folge dessen zur Großfürstlihen Stanißza (Welikokn- jasheskaja) umbenannt worden ist. Der Ssemiretschinsker Militär-Gouverneur macht in einem in der „Turk. Z.“ veröffent- lihten Cirkular bekannt, daß viele der Personen, welhe um Schürfscheine zur Anstellung von Forshungen nach Gold und anderen Gegenständen des Bergbaus eingekommen waren, in Turkestan reihe Funde an Gold und Erzen gemacht haben. Das Domänen-Ministerium hat nach der „M. Z.“ Maßregeln ergriffen, um die bedeutenden Rückstände der Einnahmen aus den Kronsgütern und Steuer- beträgen zu ergänzen. Diese Rückstände betrugen \{chon 1872, von Pôönzahlungen und Strafgeldern abgesehen, 3,354,000 Rubel. Um auf der Taurischen Halbinsel die Feuchtigkeit zu erhalten und die Wälder auf- den nördlihen taurishen Bergen, von wo alle Flüsse und Flüßchen entspringen, zu erneuern, fol das Domänen-Ministerium nach der „Mosk. 3.“ einen besonders erfahrenen Hydrotehniker in die Krim kom- mandiren und der Taurischen Landschaft zur Disposition stellen. Aufgabe dieses Technikers wird es sein, nah sforgfältigem Stu- dium der lokalen Verhältnisse die nothwendigften Arbeiten anzu- geben und dem Preise nah zu berechnen, der Landschaft seine Gutachten einzureichen, ihr bei Streitigkeiten über Wassernußun- gen mit Rath beizustehen und sowohl öffentlihe als private Wasserbauarbeiten zu leiten. Auch /foll er Affsoziationen zur Bewässerung des Landes befördern.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. Auguft. Ihre Majestäten der König und die Königin, Se. König- lihe Hoheit der Kronprinz, Se. Durhlaucht der Fürft von Waldeck nebst Prinzessinnen Pauline, Marie und Emma find heúte mit Extrazug nah Fahlun abgereist, woselbst die Hohen Herrschaften heute Abend ankommen werden. Se. Majestät der König hat zum Bischof über Skara Stift den bis- herigen Bischof über Hernösands Stift, Dr. A. F. Beckman, ernannt. Der General-Feldzeugmeister und Chef für die Ar- tillerie hat befohlen, daß vergleichende Versuche mit einer 8,7 Ctm, Hinterladungsfanone von gereiftem Stahl nah Kruppscher Konstruktion und einer 3 Cm. Vorderladungskanone von gereiftem Gußeisen zu dem Zwecke ausgeführt werden sollen, zu erforshen, ob möglicherweise eins von diesen O als pauptgesGüo für die \{chwedische Feld-Artillerie in Frage kommen ann, und daß diese Versuche, welhe in Christianstad vorgenom- men werden und am 10. d. ihren Anfang nahmen, nah einer besonders dafür ausgefertigten Instruktion von einer Kommission ausgeführt werden sollen. Am vergangenen Sonnabend wurden bei Getskär gegen den zu diesem Zwecke hergerichteten Rumpf des Linienschiffes „Försigtigheten Sprengungsver- \uche vorgenommen. Eine Pulvermine von 700 Pfund war 21 Fuß lothrecht unter dem Steuerbords Schanddeck des Fahr- zeuges angebracht, aber so tief, daß dieselbe sfich 33 Fuß von der auf derselben Seite befestigten Torpedotafel befand. Das Fahr- zeug wurde in seinen Fugen ershüttert und ein Theil Bolzen zersprangen, während die Torpedotafel ih sehr zufrieden- stellend hielt.

Amerika. Washington, 14. August. (W. T. B.) Nach dem gestern von dem landwirth\haftlihen Departement ver-

Gestern besichtigten

öffentlihten Bericht pro August haben |ih, wie weiter gemeldet