1875 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Ireland; Mr. Carmichael, M. A. Oxford; Dr. Barclay, Lon- ]

don; Mr. Charles Pooley; Major Jocelyn Ffoulkes; Charles C. Perry, Bonn; Mr. Reade, Cambridge; A. Cubitt, Brighton ; Mr. H. de la Hooke; Rev. Dr. W. Chauncy, Langdon; Rev. Dr, W. Stevens, Perry, New: York; Rev. W. Lewis, Phila- delphia; Rev. G. Woolsey Hodge; Rev. Dr. Nevin, Rom; Prof. Ph. Schaff ; van Rensselaer, New-York; Mr. Hartmann. 4. Franzose: Th. de Félice, Ref. Pfarrer aus Paris. Bayern. München, 17. August. Die Truppenrevue durch Se, Majestät den König am nähsten Sonntag erleidet dur das Hinscheiden des Prinzen Carl keine Aenderung. Der- selbe hat in seinen legtwilligen Bestimmungen den Wunsch aus- gesprochen, ‘daß aus Anlaß seines Ablebens öffentliche Trauer- Feierlichkeiten, fowie ein Schluß der Königlihen Theater, in denen auf Allerhöchste Anordnung nur am Donnerftag nicht ge- spielt wird, nicht stattfinden mögen. Diesen lehten Willen des Hohen Verblichenen \anktionirend, hat Se. Majestät der König eine Hostrauer für den Prinzen Carl von Bayern nicht angeordnet. Die Leihhe Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Carl wird in aller Stille an der Seite seiner verstorbenen Gemahlin, der Gräfin v. Bayrsdorff, im Mausoleum: Söking bei Starn- berg beigesezt werden. Professor Dr. Buhl wurde heute tele graphisch aus Meran nah Tegernsee berufen, um die Sektion und Einbalsamirung der Leiche morgen Vormittag vorzunehmen. Heute Nachmittags ging der Königliche Trauerwagen von hier nah Tegernsee ab. Die Leiche wird von Tegernsee über Schaftlah na Starnberg in der Naht vom Mittwoch, den 18., aufDonnerftag, den 19. August, überführt. Die Ankunft - erfolgt in Starnberg Morgens 2 Uhr, worauf die Beerdigung sofort vorgenommen wird, welcher nur die beiden Adjutanten des Prinzen, General v. Strunz und“ Oberst Freiherr v. Freyberg, anwohnen werden, Nach der Beerdigung wird in Starnberg eine stille Messe ge- lesen. Laut den leytwillig getroffenen Anordnungen des Prinzen Carl wird dessen seitheriges Schloßgut mit Appertinenzien zu Tegernsee in den Besiß des Herzogs Carl Theodor übergehen. Der Oberst-Hofmarschäll Frhr. v. Malsen hat sich heute Mor- gens und der Staats-Minister des Königlichen Hauses, von Pfrebshner, heute Mittags nah Tegernsee begeben. Prinz Carl war geboren zu Mannheim am 7. Juli 1795 und hat also ein Alter von 80 Jahren ‘erreiht. Er war der jüngere“ Bruder des Königs Ludwig 1. und der Großoheim Sr. Majestät des jeßt regierenden Königs. Im Jahre 1814 hatte er sich im Kriege gegen Frankreich in mehreren Schlachten hervorgethan: Aus seiner militärischen Laufbahn is Folgendes hervorzuheben: Zum Regimentsinhaber des 2. Füsilier-Regiments, jeßt 3. Infanterie-Regiments, wurde er unterm 21. Februar 1799 zum Inhaber des 7. National-Chevauxlegers-Regiments, jeyt 1. Kürassier-Regiments, am 26. März 1813 und zum General- Major und Brigadier der Infanterie am 15. Juni 1813 ernannt, Divisions - General und General - Lieutenant wurde er am 9. November 1813. Das General - Kommando München erhielt er am 24. Oktober 1820. Mit dem Range eines Generals der Kavallerie und unter Beibehaltung der In- habérstelle des 2. Infanterie - Regiments, wurde ihm unterm 30. Mai 1822 die nahgesuhte Entlassung genehmigt. Zum Kommandanten des Uebungslagers zu Augsburg wurde er unterm 9. April 1838, zum Feldmarschall unterm 17. Januar 1841, zum Kommandanten des Uebungslagers zu Augsburg am 29. Mai 1846 ernannt, und den Oberbefehl über das 7. und 8. Bundes-Armee-Corps erhielt er am 31. März 1848, General-Jnspektor des Heeres wurde cr am 18. November 1848, Höchstkommandirender des mobilen Armee-Corps unter gleichzeitiger Uebertragung des Armee-Com- mandos unterm 15. November 1850, Höchsikommandirender des in Kriegsbereitshaft zu stellenden Königlih bayerischen Armee- Corps unterm 31. März 1855, desgleihen unterm ‘21. April 1859, Ober-Befehlshaber über das VI1. und VIII. Bundes-Armee- Corps unterm 6. Juli 1859. Das Ober-Kommando der west- deutschen Armee hat derselbe in Folge Bundesbeshlusses vom 27. Iuni am 830. Iuni 1866 übernommen. ‘Nah dem Ende des Feldzuges, in welhem er als Höchstkommandirender fungirte, legte er älle seine militärishen Titel und Würden nieder und lebte seitdem still und zurückgezogen in seinem Schloß zu Tegernsee. Sein ritterliher Charakter und sein edler Wohl- thätigkeitsfinn sichern ihm im Herzen des bayerischen Volkes ein bleibend.s Andenken. Er war zwei Mal in morganatischer Ehe vermählt; zuerst 1823 mit Sophie Maria Petin , der Tochter eines bayerischen Hauptmannes, die zum Rang einer Gräfin von Bayrsdorff erhoben wurde und {hon 1838 starb; - darauf im Iahre 1859 mit Henriette Schöller, die als seine Gemahlin den Namen einer Frau von Frankenberg erhielt. Der Magistrat der Stadt Ansbach hatte die nah Detmold zur Enthüllungs- feier des Hermann-Denkmales entsendete Deputation zu- gleih beauftragt, dem Schöpfer des Denkmales, Bildhauer E. von Bandel, ein Beglückwünschungsschreiben der Ge- meindebehörden seiner Gehurtsstadt zu überreichen.

Württemberg. Stuttgart, 16. August. Der Ober- Finanzrath Dr. von Fischer, Vorstand der Forstdirektion, ist heute Nacht im Alter von 61 Jahren unerwartet {nell einem Herzleiden erlegen- Aus Ulm, 16. August, wird dem „St. A. f. W.“ gemeldet: Der kommandirende General des XII[. (K. W.) Armee-Corps v. Shwarßÿkoppen ist gestern Abend mit dem General-Major v. Massow hier eingetroffen zum Zweck einer Vorinspektion für die am 1. September durch Se. Kaiser- lihe und Königliche Hoheit den Kronprinzen des Deutschen Reihs hier abzuhaltende Juspektion. Das 12. bayerishe Infanterie-Regiment (Oberst Frhr. v. Gumppen- berg), welches in Neu - Ulm in Garnison liegt, i| gestern aufs Lechfeld zu den daselbst stattfindenden größeren Uebungen abge- gangen. In Friedrihs hafen tagen seit heute die Ver- treter der westdeutschen Eisenbahn-Verwaltungen zu Abhaltung mehrtägiger Berathungen. Die Verhandlungen wer- den im Saale des Kurhauses abgehalten. Zu Ehren der Mikt- glieder dieser Konferenz wurde heute Abend eine Extrafahrt mit- telst Dampfbootes nah Bregenz veranstaltet.

Baden. Karlsruhe, 17. August. Wie der „Karlsr. Ztg.* mitgetheilt wird, hat Se. Königliche Hoheit der Groß- Herzog mit Allerhöchster Staats - Ministerial - Entschließung d. d, Mannheim, 15. d. M., auf den Antrag der Ministerien der Finanzen und des Handels genehmigt, daß vom 15. 0M: ab, als dem Tage der Eröffnung der neuen Hafenanstalten in Mannheim, die Erhebung -der bisher daselbst bestandenen Hafengebühren, als: Bohlwerksgebühren , Tonnengebühren und Floßhafengebühren eingestellt werde. Der Präsident des Großherzoglichen Finanz-Ministeriums, Staatsrath Ell stätter, ist heute in mehrwöchentlichem Urlaub nah der Schweiz abgereist.

Anhalt. Dessau, 17, August, Der kommandirende General des 1V. Armee-Corps, v. Blumenthal, der bereits seit längerer Zeit auf seiner Besigung im nahegelegenen Quellen-

Pyrmont.

das „N. Frmdbl.“ Brucker Lagers, nach Gödöllö begeben, um daselbst mehre Jagden mitzumachen. Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz Rudolf, der heute von I\{chl in Laxenburg ein- trifft, um \einem Kaiserlichen Vater die Glückwünshe zum Ge- burtsfeste darzubringen, wird bis zum 29. d. M. in Ischl blei ben und \ich dann direkt .in das Brucker Lager begeben, um da- selbs bis zum 10. oder 12. September an den Uebungen theil- zunehmen. Hochwild- und Gemsjagdey in den Gehegen des Eisenerzer Be-

dorf verweilt, nahm heute früh in Begleitung des gestern Abend hier eingetroffenen Brigade-Generals v. Nachtigal eine Juspi- zirung des Anhaltischen Infanterie-Regiments vor. Das Regiment wird am 20. zunächst zu den Brigade-Uebungen in die Gegend von Wanzleben hier abrücken. Die Rückkunsft desselben wird in der Mitte des nächsten Monats ftattfinden.

Schwarzburg - Soudershausen. Sondershausen, 16. August. Das hier garnisonirende Bataillon is in diesen

Tagen nach Erfurt T uen um an den dort abzuhaltenden

Regimentsererzitien Theil zu nehmen. Die Divifionsübungen finden später bei Wallhausen an der Halle-Nordhäuser Bahn statt.

Waldeck. Arolsen, den 17. August. Die Nr. 13 des

Regierungsblattes veröffentlicht die Bekanntmachung, betreffend die Neuwahl von Wahlmännern und die Wahl von

Abgeordneten zum Landtage der Fürstenthümer Waldeck und Erftere ist auf den 14. September, lehtere auf den 13. Oktober d. I. festgeseßt.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 17. August. Auf viel=

seitige Anregung wird am 25. August nähsthin in Tivoli das Ge - burts- und Namensfest Sr. Majestät des Königs von Bayern festlih begangen werden. vor geraumer Zeit zusammengetretenen Versammlung ehemaliger bayerischer Staatsangehörigen, is ein Comité mit dem Auftrage betraut worden, zur würdigen Durhführung der Festfeier däs Weitere zu veranlassen. Diese Festfeier wird nach dem Beschlusse des Comités in einem im Tivoli stattfindenden, Nachmittags um 4 Uhr beginnenden Gartenfefte bestehen, an welches fih bei ein- tretender Dunkelheit Beleuhtung des Gartens sowie Tanzver- gnügen anschließen wird.

Von- einer zu diesem Zwecke

Desterreich-:Ungarn. Wien, 17. August. Se. Majestät

der Kaiser is gestern Morgens aus Laxenburg nah Wien gekommen, Ministerrathe zu präsidiren. ben bezeihnen ungarishe Blätter die Feststellung der Thron - rede zur Eröffnung des ungarishen Reichstages am 28. d. M. und des Arbeitsprogramms - für denselben. Der Kaiser hat an den Kardinal Erzbischof von Prag, Prin- zen zu Schwarzenberg, aus Anlaß des Abschlusses seiner fünfundzwanzigjährigen erzbischöflihen Wirksamkeit ein anerken- nendes Handschreiben gerihtet. Se. Kaiserlihe und König- liche Hoheit der Erzherzog Heinrich Franzensbad kowski ist nah Wien zurückgekehrt. Graf Anton Auers- perg ist am 16, d. M. von Videm in Graz eingetroffen.

um dem mehrfah angekündigten ungarischen Als Berathungsgegenstand dessel=-

ist vorgestern . in

eingetroffen, Minister Dr. SBZiemial-

In Triest ist am 13. d.-M. aus Konstantinopel Halim

Pascha, Onkel des Vizekönigs von Aegypten, angekommen und sofort nah Karlsbad weitergereift.

Se, Majestät der Kaiser wird fi, wie

18. August. mittheilt, nah beendetem "Besuche des

Ende September wird Se. Kaiserlihe Hoheit die

zirkes abhalten.

Prag, 18. Auguft. Das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers wurde heut unter allgemeiner und herzlicher Theil- nahme feierlich begangen.

Niederlande. Die diesjährige Session des „Institut de droit international“ wird am 25. d. im Haag erôffnet werden. Ueber Entstehungsgeschihte und Bedeutung des In- stituts, sowie über dessen Beziehungen zur „Association inter- nationale pour la réforme et’ la codification du droit des gens“,

hat die „AUg. Ztg.“ \o eben zwei Artikel aus berufener Féder

veröffentliht. Für die Versammlungen des Instituts hat die

niederländishe Regierung als Sizungslokal den- {hönen und

historish merkwürdigen Saal „Treveskamer“ . im „Binnenhof“ zur Verfügung gesteüt, und der Minister des Innern, Hr. Heems=- kerk, hat für die am Sonnabend, den 28. d., anberaumie Sizung seinen Besuch zugesagt. /

Großbritannien und Frland. London, 17. August. Mr. Disraeli hat sich nah Hughanden Manor, seinem Landsiß in Buckinghamshire, begeben. Der Conimandeur en chef der chinesishen Flottenstation hat dem „Globe“ zufolge von der Re- gierung eine Depesche erhalten, worin die von dem Commandeur der an der Küfte der malayishen Halbinsel stationirten König- lihen Schiffe ergriffenen Maßregeln zum Schuß der britishen Interessen während der neulihen ungeregel- ten Zustände in Siam gebilligt werden, In Dundee wurde gestern von Lord Strathmore im Beisein einer großen Anzahl Menschen eiu neuer Dok eröffnet, welher der Königin zu Ehren „Victoria-Dock“ genannt wird. Die neuen Werke haben über eine Viertel-Million Pfd. Sterl. gekostet, und die Summe, die für den Hafen von seiner Gründung bis jeßt aus- gegeben wurde, beträgt nahezu eine Million Pfd. Sterl. mehr.

Frankreich. Paris,— 17. August, Das „Journal officiel“ pre heute das Budget der Einnahmen und Aúsgaben für 1876, die ersteren find mit 2,570,505,513, die legteren mit 2575,028,582 Fr. angeseßt. Einem Be- {luß des Kriegs - Ministers gemäß sollen alle" Offiziere der Reservetruppen, welhe den fünf Armee - Corps zugetheilt find, die für die diesjährigen Herbstmandöver bezeichnet find (nämlih das 3, 5., 13., 15, und 18.), und ausrücken werden, für die volle Dauer dieser Manöver einberufen - und während dieser Zeit in allen Stücken (Sold, militärische Ehren u. \. w.) den Offizieren der aktiven Armee gleih- gestellt werden. Die Reserve - Offiziere der dreizehn anderen Armee-Corps werden dagegen nicht einberufen, wohl aber er- rrähtigt werden, den militärishen Uebungen der Corps, denen sie beigezählt find, beizuwohnen. Sie können alle ihrem Grade gebührenden Ehren, aber keinen Sold beanspruhen. Im näm- lihen Falke befinden \sch die Offiziere der Terri- torialarmeen, die fich bei einem der Ober - Befehls- haber ihrer Waffe anzumelden haben werden. Die General - raths-Session wurde gestern übérall, mit Ausnahme von Korsika, eröffnet, Die vorliegenden An aben über das Ergebniß der Bureauwahlen find noch zu unvollständig, als daß sie ein allgemeines Urtheil gestatten sollten, doch \heint bisher die kon- servative Partei, wenn man zu detselben alle Gruppen der Ver- sailler Majorität bis- in die Gruppe Wallon-Lavergne hinein-

rechnet, Grund zu haben, mit dem Resultate zufrieden zu sein.

Unter den. gewählten Präfidenten befinden fich die Minister Decazes (Gironde) und ela (Charente), . die ehemaligen Minister Mathieu-Bodet (Charente-Inférieure) und Chabaud- Latour - (Gard), ferner der Herzog von Aumale (Oise), die Herren Roy (Aube), v. Bonald (Aveyron), v. Ber- nardi (Ardèche), de la Monneraye (Morbihan), Marquis: v. Talhouet (Sarthe), Durfort de Civrac (Maine-et- Loire), von Carne (Finistòre), Aucel (Seine-Inférieure), von Grelluthe (Seine - et- Marne), lauter anerkannte Konservative. An fie schließen sich die Bonapartisten Magne (Dordogne), Hamille (Pas de Calais), General Alard, (Deux Sevres), Pouyer-Quer- tier (Eure) und einige andere. Die Vize-Präsidenten und Sekre- täre entsprechen in der Regel demselben Parteiftandpunkte, wie die Präsidenten. Die Republikaner aller Schattirungen haben hiergegen folgende Namen aufzuweisen. General Chanzy (Ar- dennen), General Pelissier (Haute-Marne), Waddington (Aisne), Bozerian (Loire-et-Cher), Lisbonne (Herault), Rollin (Meurte-et-Moselle), Bardoux, Unter-Staatssekretär im _ Justiz-Ministerium “(Puy-de-Dome), Terver (Rhone), Magnin (Cote d’Or), - Tardieu (Bouches - du - Rhone), Labuche (Eure-et-Loir), Guinot (Indre-et-Loire), Morel (Iura). Pastoret (Var), Bel (Savoyen) und Lepère (Yonne). Der Prinz Arthur von Großbritannien isst in Paris“ eingetroffen. Der Großfürst Constantin, dessen Abreise auf heute Abend festgeseßt ist, besuchte gestern die geographische Abtheilung der Nationalbibliothek und ließ sich dann noch die seltensten und kostbarsten Handschriften und Autographen zeigen. Besonders fesselten ihn verschiedene Bände, welhe den alten franzöfischen Königen gehört hatten, sowie einige Exemplare des Koran ‘und andere arabische Schriften. Gestern beförderte die Orleansbahn 400 Schüler der christlihen Schulen und ca. 120 Personen beider- lei Geschlehts, die nah dem Mont Saint-Michel wallfahrten. Nath den neuesten in Toulouse angestellten Erhebungen sind in Folge der Wassersnoth in der Vorstadt Saint-Cyprien allein 953 Häuser eingestürzt und 257 Häuser unbewohnbar ge- worden. Die Zahl der in den anderen Vierteln zerstörten Ge- bäude beläuft \sih auf ca. 200.

Spanten. Madrid, 19, August. (W. T. B.) Nah hierher gelangten Nachrichten is ein Eisenbahnzug, der von Barcelona nah Savrragossa abgegangen war, von Râu- bern angehalten worden, welche die' Reisenden plünderten. am Hafen von Barcelona is ein Schiff verbrannt. Mehrere Menschen sind um das Leben gekommen, viele andere verwundet worden. Der Hafen Bermeo, welcher durh das Kriegs\chiff} „Vitoria“ bombardirt wird, is fast ganz zerstört. Wie aus Miranda vom 18. d. Mts. gemeldet wird, ist der General Loma mit Verstärkungen nah Val Mena auf- gebrochen.

San Sebastian, 18. August. (W. T. B.) Don Carlos hat den Sig der Militärverwaltung für die bag- kishen Provinzen und. Navarra nah Alsasua. verlegt.

C R L R Se úItalien. Rom, 12. August. Der von den Ministern Minghetti und Finali ‘in der leßten Kammersession den Ab- geordneten erstattete Bericht über die Papiergeld-Circit- lation ift- nunmehr vertheilt worden. Der Bericht behandelt die Möglichkeit, den Zeitpunkt und die Art und Weise, den Zwangsfkurs abzuschaffen, und weist die Vorschläge- zurü, welhe dahin gingen, die Abschaffung auf einmal durch eine große Anleihe oder noch vor Herstellung des finanziellen Gleih- gewihts durch allmählihe Amortisation zu bewerkstelligen. Der von der Kommission, welche in der Kammer über das Geseß vom 30. April 1874 zu referiren hatte, gemahte Vorschlag, die lie genden Güter der wohlthätigen Stiftungen in Staatsrente zu fonvertiren, ward im Allgemeinen gebilligt, aber nur unter der Bedingung, daß der Ausführung desselben jeder fiskalische Charakter entzogen werde; die endgültige Entscheidung wird bis zu dem Zeitpunkte vershoben, in welhem die Konvertirung der Kirhen- und Domanialgüter vollendet sein wird. Vor der Hand sollen nun einige Maßregeln getroffen werden, welche geeignet sind, die künftige Aufhebung des Zwangskurses vorzubereiten. Unter dey angekündigten Vorschlägen geht der eine dahin, die Be- obahtung der. beftehenden Vorschriften über die Papiercirculation und Über die Emissionsbanken durch Strafbestimmungen zu garan- tiren; ein anderer will die Gültigkeit der Verträge auf Zahlung in Gold auf alle Artenvon Geschäften ausdehnen ; andere Vorschläge, die später vorgelegt werden sollen, find darauf gerichtet, den Emisfions- banken die Möglichkeit zu gewähren, auch ihrerseits zur Ab- \hafung des Zwangskurses mitzuwirken. Diesem Berichte liegt eine „historishe Darstellung. der Entwickelung und der Wirkun- en des Zwangskurses in Italien“ bei, elde im Auftrage der beidèn Minister von dem Sekretär des Rathes für Handel und Industrie, Cav. Alessandro, Romanelli, verfaßt ist, Es if eine vollftändige geseßgeberische, parlamentarishe und ftatistishe Ge- \chihte der Geld-Circulation und der Emissionsbanken vom 1. Mai 1866 an und daneben eine thatsähliche Darstellung und wissenshaftlißhe Würdigung der Einwirkungen des Zwangs- kurses auf die Staatsökonomie und die Finanzen.

Türkei. Aus Ragusa, 18. August, Nahm. meldet „W. T. B,‘ : Gestern hat bei Trebinje zwischen den türkis{hen Trup=- pen, welche einen Ausfall aus Trebinje gemacht hatten, undden In - \surgenten ein Gefecht stattgefunden, bei welchem von den Letzteren einige Ortschaften in Brand gesteck wurden. Die türkishen Truppen mußten fich s{chließlich wieder nach Trebinje zurückziehen. Die „Politishe Korrespondenz“ bestätigt ngch ihr zugegangenen zuverlässigen Berichten, daß auch in Bosnien eine aufständishe Bewegung ausgebrochen is. Der Umkreis derselben wird auf 20 Meilen ges{häßt. Die in Klek gelandeten türkishen Truppen sollen nicht vorrücken wollen, weil die De- filéen zwishen Klek und Mostar von den Jusurgenten ftark besetzt find.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 17. August. Ueber die am 27. Iuli 8. August publizirte Reorganisation der russishen Kavallerie bemerkt der „Golos® in seiner leßten Wochenshau : Diese Reform \{ließt zunächst die Reihe der in Anbetracht der Einführung der allgemeinen Wehrpfliht unter- nommenen Umgestaltungen unserer Armee ab. Bisher bestand unsere reguläre Kavallerie aus 56 Garde- und Armee-Regimen- tern, darunter 4; Küraffiier-, 20 Dragoner-, 16 Ulanen- und 16 Husaren-Regimenter. Die Dragoner hatten dadur das. Ueber- gewicht, daß inder kaukasischen Division aus\chließlich Dragoner waren (4 Regimenter). Die übrige Kavallerie war in 9 Divisio- nen, eingetheilt, von denen 2 zur Garde, 7 zur Armee gehörten. Die erfte Garde-Division bestand aus den 4 Kürasfier-Regimen- tern, die zweite aus der übrigen Garde-Kavallerie. Jede Armee- Kavallerie-Division bestand aus 6 Regimentern (je zwei Regimen- tern Ulanen, Husarén und Dragonern) und bildete drei Brigaden. Iedes Regiment besaß 4 aktive Escadrons und eine Resérve- escadron, Der volle Bestand eînes Regiments wurde für Kriegs-

ihr vereinigt den ,

nen.

zeiten zu 16 Rotten in Zügen und im Frieden zu 14 Rotten gerechnet. Der Kernpunkt der jetzigen * Reorganisation der Kavallerie besteht in einer Vermehrung der Divifionen und in

einer Vergrößerung des ftändigen Bestandes der Regimenter.

Statt 7 Divisionen werden wir 14 haben. Jede Divifion wird je ein Drágoner-, Husaren- und Ulanen-Regiment umfassen und

außerdem ein Donfches Kosaken-Regiment zugezählt erhalten.

Die Division wird somit nur aus zwei Brigaden bestehen, ‘von

denen die erste das ‘Dragoner- und Ulanen-Regiment, die andere

das Husaren- und Kosaken-Regiment umfafsen wird. Die Garde- Kayallerie bleibt zunächst in zwei Divisionen getheilt, wird aber, wenn die jeßt in Warschau stehenden Truppen mit j find, in 3 Divifionen getheilt wer- eine {were (Kürassier-) Division “und zwei leichte, zu deren Bestand die Garde-Kosaken gehören sollen. Der „Ruf. Inv:“ exklärt die Reorganisation durh die Noth-

wendigkeit, im Kriegsfall und bei Bildung von Corps kleinere,

selbständig organifirte Kavalleriekörper zu besißen, die den Corps zugetheilt werden können. Die jegt eingeführte Zusammen- sezung der Divisionen gewährt ihnen Selbständigkeit der Aktion in jeder Gegend und zur Lösung der verschiedensten Aufgaben, die der Kavallerie auf dem Kriegs\{hauplaß gestellt werden kön- _Was die Vergrößerung der Regimenter bis zur bisherigen Kriegsbereitshaft (16 Rotten) belrifft, #o er- flärt sich das durch die Nothwendigkeit, die Kriegsbereit- haft der Kavallerie, die ihrer Eigenthümlichkeit nah bei der Mobilisation die meisten Schwierigkeiten macht und im

Kriegsfall zuerst an Drt und Stelle sein muß, zu heben,

Die Reform konnte mit den. vorhandenen Mitteln vollzogen werden: sowohl die hinzugezogenen Kosaken-Regimenter als die Reserve-Escadrons existirten bereits, so daß weder die Verm:h- xung der Divisionen, noch die Verstärkung der einzelnen Regi- menter in dieser Bezichung auf Schwierigkeiten stießen. Die Hinzuziehung der Kosaken zur regulären Kavallerie *ift ein Er- eigniß von großer Bedeutsamkeit, Der Kriegs-Minister sagte bei Vollziehung dieses Aktes: „die reguläre Kavallerie hat niht nur ftets die militärishen Eigenschaften der Kosaken ges{chäßt und geachtet, sondern sich in leßter Zeit auh einige besondere Me- thoden der Kriegspraxis, welche den Kosaken von Alters her eigenthümlich waren, angeeignet.

In Bestätigung einer Depesche des Wolffschen Telegraphenbureaus, berihtet die „Ruf. W.“ in der Sonntagsnummer: „Nah Nachrichten, die wir aus Taschkent er- halten, erweist es sih, daß das Chanat Kokand in vollem Aufstande ist. Chan Chudojar ift geflohen, sein Heer ift auf die Seite der Meuterer übergegangen, welche von Abdurahman geführt werden, dem Sohn des in den 50er Jahren dur Chu- dojar einem Martertode überantworteten, bekannten Mufsulman- Kul. Die Meuterer haben unsere Begleitmannschaft, die die Flut des Chans deckte, angegriffen, und daher ist es sehr wahr- \cheinlich, daß in den nächsten Tagen ein Einmarsh unseres Militärs in das Chanat erfolgen wird.“

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. August. Am Freitag Abend nach 10 Uhr kam der Königlihe Zug in Fahlun, der Hauptstadt von Dalecarlien, an. Der Em- pfang der Königlichen und Fürstlihen Herrschaften war seitens der Bevölkerung ein enthusiaftisher. Am Sonn- abend Vormittag, nah Besichtigung der Stadt und der Grube, erfolgte die Abreise nach Domnarfvet, woselb die Herr- haften um 2 Uhr Nachmittags ankamen. Nachdem hier die Umgebungen in Augenschein genommen und ein von Stora Kopparbergs - Bergwerksdistrikt gegebenes PDéjeuner dinatoire eingenommen worden war, wurde die Reise nah Leksand fortgeseßt, wo die Hohen Reisenden am Abend eintrafen. Der Empfang war ein herzliher. Weit auf der an- deren Seite der Flußbrücke begannen die doppelten Reihen der Dalécarlier, welhe mit Fakeln den Weg erleuchteten. Die Be- völkerung aus der Umgegend war in sehr großer Anzahl ver- sammelt, Eine große, prächtig illuminirte Ehrenpforte auf dem Kirhenwalle gewährte einen \{hönen Anblick. Nachdem die Höchsten und Hohen Herrschaften am Sonntag dem Gottesdienst beigewohnt hatten, wurde die Reise wieder mit Dampfschiff über den Siljansee nah Mora fcrtgeseßt, woselbst das Diner ein- genommen wurde. “Die Rüreise von dort nah Leksand fand noch am selben Abend ftatt, und heute Vormittag werden die Herr- haften in Fahlun zurückerwartet: Die Sprengunäsversuche mit Unterwasserminen gegen den Boden des ausrangirten Linien- hiffes „Försigtigheten“ wurden am vergangenen Dienstag bei Carlskrona fortgeseßt. Am Vormittage wurde zuerst eine Ueinere Mine und am Nachmittage eine größere angezündet, worauf der Rumpf wieder in das neue Schiffsdock der Königlichen Werft eingeholt wurde. Nachdem das Wasser ausgepumpt worden war, fand man, daß nur der äußere Theil der Torpedotafel bedeutenden Schaden erlitten hatte. Später am Nachmittage wurde in der \südweftlihen Durchfahrt, wo ‘auch die Spreng- Versuche státtfanden, eine sogenannte Contremine gesprengt, welche tine ungeheure Wassersäule aufwarf. Die Minenversuche finden unter Leitung des Kapitäns Eckerman und, wie im vorigen Jahre, unter Aufficht der \hwedis{-norwegisch-dänishen Kommission statt. wei niederländische Artillerie-Offiziere wohnen den Experimenten hei, „Das Kapitalkonto zum Reihshauptbuche für 1873 mit dazu gehörigen Tableaux und Beilagen“ is nunmehr im Druck er- ienen. Der am Schlusse beigefügten und zufolge des Königl. Vriefes vom 30. Dezember 1874 zusammengestellten Uebersicht Uber die finanzielle Lage des \chwedischen Staates am Shlufse des Jahres 1873 na, betrugen die Staatsschulden 114,185,926 Kronen 14 Oere; das Staatsvermögen dagegen be- trug: öffentlihe Fonds 66,057,925 Kr. 95 Oere, Staatseisen- bahnen, 129,4 Meilen mit zugehörigem Material, 123,952,604 Fr, 67 Oere, für Rehnung der Staatskasse verpachtete Land- quter 12,617,249 Kr., dem Staate gehörige Wälder 29,645,000 Âr, in Summa 232,272,779 Kr. 62 Oere. Das Staatsver- wôgen überstieg folglih am Schlusse des Iahres 1873 die Staats\hulden mit 118,086,853 Kronen 48 Oere.

Dänemark. Kopenhagen, 18. August. Die neueste Nummer der amtlihen „Lovtidende“ enthält ein unterm 28. Juli UWögefertigtes Patent für das Königreih Dänemark, betreffend tinen mit der \chweizerishen Eidgenossenshaft ab- fesÿlossenen Freund\chafts-, Handels- und Nieder- z-ssungstraftat. Das Verbot der Einfuhr von Pfer- én aus Schweden ist unterm 14. d. M. wieder aufgehoben. Anfang Oktober wird auf Veranstaltung des Gärtnervereins

Wortulania hierselbst eine allgemeine nordishe Obst-

WUsftellung stattfinden.

f Amerikg. Die „New-Yorker Staatszeitung“ enthält gebende Mittheilung: „Die Hülfsgesellschaft für Kinder in News E Nr. 325 Rivingtonstr., richtete durch ihren Superintenden-

G. Calder die nachstehende Zuschrift mit der Bitte um Ver-

.

[ óffentlihung an uns: „Als wir in diesem Sowmer unsere Krankenpflege aufnahmen, fanden wir in Ihrem geshäßten Blatte einen Paragraphen, welcher auf diesen Umstand hinweist ; wir erlauben uns, Ihnen einige weitere Thatsachen mitzutheilen, welche Ihre Leser vielleicht interressiren dürften. Während der fünf Jahre, in welchen wir uns dem Werke gewidmet, haben wir niemals so schwere Fälle von Krankheit, Entbehrung und Leiden gesehen, als während der leßten drei Wochen. Morgens und Abends ift unser Bureau von armen, zerlumpten Kreaturen belagert, deren Aussehen son die ganze Leidensgeschichte andeutet. Was wir thun können, geschieht. Aerztlihe Hülfe, Medizin und nahrhafte Lebensmittel werden geliefert, so weit dies unsere Kasse gestattet, allein wir sind immer wieder genöthigt, Viele abzuweisen, welhen Hülfe dringend Noth thut. Unfer Hauptquartier liegt mitten im deutschen Viertel und viele der traurigsten Fälle, in welhen wir Hülfe gebracht haben, betrafen Deutshe. Wir geben ein Bei- spiel: Gestern Abend kam eine ärmlih gekleidete Frau, welche sehr anständig auss\ah, und bat um Nahrungsmittel für sich und ihre Schwester, welche dem Hungertode nahe sei. . Die Frau sagte, sie sei vor wenigen Jahren noch in angenehmen Verhältnissen gewesen, Krankheit und Unglück habe sie an den Bettelstab ge- braht; dann habe fie Lumpen gesammelt, aber auch damit habe sie nit so viel verdient daß sie hätte leben können u. \. w.“ _— Wie die „Times“ aus Montevideo erfährt, haben die legislativen Kammern von Uruguay ein Dekret passirt, welches verfügt, daß die Zinsen der. inneren Shuld- in Goldvaluta gezahlt werden sollen, daß der Amortisationsfond der inneren Schuld aufgeshoben und eine: mäßige Erhöhung der Importzölle vorgenommen werden soll. Wenn, wie hinzugefügt wird, das Dekret von der Exekutivgewalt ratifizirt wird, worüber kein Zweifel obwaltet, wird es die Regierung befähigen, ein Budget ohne ein Defizit zu veröffentlichen, vorausgeseßt stets, daß das Dekret ausgeführt werden kann und daß die erhöhten Import- gôlle die Kanäle des Handels von Montevideo niht noch weiter

versperren.

Cuba. (A. A. C.) Einem New-Yorker Blatt wird aus Havana vom 29, Juli geschrieben: „Personen, die hier aus dem Innern der Insel angekommen sind, berihten, daß die Re- bellen dreister und verwegener werden, und daß die spanischen Truppen es unmöglih gefunden haben, \sich zwei Meilen aus irgend einer ihrer befestigten Positionen zu entfernen, ohne von ihnen angegriffen zu werden. In Puerto Principe und anderen gro- pen Binnenstädten sind Lebensmittel so selten und theuer geworden, daß eine große Menge Familien gezwungen werden, die Blockade zu brehen und in die aufftändishen Distrikte zu wandern, um etwas zu effsen zu beklommen. Unter den spanischen Truppen herrschen viele Krankheiten. In Havana selber grassiren die Poden und das gelbe Fieber. Die Geldmaïler, die vor einiger Heit verhaftet wurden, sind auf Befehl des Grafen Valmaseda bedingungslos auf freien Fuß geseßt worden.

Afffien, Die Vorkehrungen für den Empfang des Prinzen von Wales in Indien werden, der „Times of India“ zufolge, in großartigem Maßstabe fortgeseßt. Der- Ge- meinderath von Bombay hat die Regierung ersucht, ihm zu ge- statten, die Summe von 50,000 Rupien für einen geeigneten Empfang des Thronfolgers auszusezen. Lord Northbrook, der General-Gouverneur, wird den Prinzen in Bombay empfangen und ihn über Madras und Ceylon nach Kalkutta begleiten. Oberst Earle, der militärishe Sekretär des Vizekönigs, ist bereits in Kalkutta, um die Vorbereitungen für den Empfang des Prinzen zu be- aufsihtigen. Die Investitur Sr. Königlihen Hoheit mit dem Großkreuz des Sterns von Indien ist für den leßten Tag dieses Jahres anberaumt. Der Prinz foll in Tubicorin landen und von da mittelt Eisenbahn nah Madras sich begeben. In Kal- futta wird er am 23. Dezember eintreffen. Aus Ran- goon wird der. „Times“ vom 16. Juli geschrieben: „Die freundschaftlihen Betheuterungen, die der König von Birma dem britishen Gesandten Sir Douglas Forsyth machte, haiten eine temporäre Wiederbelebung des Handels verursacht, aber es herrscht hier noh immer ein unbehagliches Gefühl vor. Die jüngsten Enthüllungen mit Bezug auf den Versuch des Königs, gegen die Karen-Stämme zu intriguiren, und seine \pätere Weigerung, den britishen Truppen den Durchmarsh durch scin Land zu gestatten, nachdem er den britishen Unterhändler zu der An- nahme verleitet, daß jede Forderung gewährt werden würde, haben dazu beigetragen, weiteres Mißtrauen unter den Handels- und landwirthschaftlihen Klassen von British-Birma zu ver- ursahen. Die Berichte aus dem Innern über die Ausfichten der nächstjährigen Reisernte lauten sehr düster. Man glaubt all- gemein, daß heuer 25 Prozent weniger Reis angebaut if als im vorigen Jahre, und dies wird folglich den Reismarkt affiziren,

Nr. 66 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen : vom 18. August 1875. Nocmalige“ Aufforderung zur forgfältigen Ent- werthung der Freimarken. Vom 16. Augu!t 1875. Postanstalt in dem Ausstellungsraume der Gartenbaugefellschaft. „Flora“ in Cöln Vom 12. August 1875. Leitung der Briefpostgegenstände nach Konftantinopel. Vom 16. August 1875, Gewichtsangabe bei Paketsendungen nach Jtalien. Vom 11, August 1875, Ermittelung des Gewichts der eisenbahnzahßlungspflihtigen Postsendungen auf den Eisenbahnen Erfurt-Nordhausen und Großheringen-Straußfurt.

Von der Instruktion für die Kassenverwaltungen der Gerichts8behorden in dem Geltungsbtereißhe der Verordnung vom 2, Januar 1849 nebst Formularen und Anhang, vom 17, De- zember 1872, mit Sachregister (amtliche Ausgabe), ift soeben die zweite revidirte Auflage im Verlage der Königl. Geh. Ober-Hofbuch- druckerei (N. v. Deer) erschienen.

am Rhein.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die österreihishe Expedition zur Fortseßung der archäologischen Untersuchungen auf der nsel Samothra ke, welche aus dem Universitätsprofessor für Archäologie, Dr. Alexander Conze in Wien als Leiter, dem Universitätsproftffoe dieses Faches Dr, Otto Benndorf in Prag, dem Professor der Kunstgewerbeschule Alois Hauser in Wien, dem Hofphotographen Wilhelm Burger in Wien, dem Architekten Klingenberg und dem Bildhauer Löher (die beiden leßtgenannten Schüler der K. K. Akademie der bildenden Künste in Wien) als Mitgliedern zusammengeseßt ist, hat am 16, d. M. Wien bis auf den Hofphotographen Burger verlassen, welcher der Expedition am 23, d. M. nachzufolgen gedenkt.

Die italienishe geographische Gesellschaft beab- sichtigt, eine wissenschaftliche Expedition in die Aequator- gegenden des sstlihen Afrikas, das Quellengebiet des Nils, aus- zurüsten. Sie will die auf 100,000 Lire veranschlagten Koster durh eine Nationalsubskription aufbringen und hat sich selber mit einem Beitrage von 10,000 Lire an die Spiße der Sammellisten gestellt. Die Sammlung nimmt, dem „Fanfulla“ zufolge, einen recht guten Fortgang; es haben sich Lokalausshüsse dafür in allen größeren italienishen Städten, fowie unter den Italienern in den ausländischen

Haupistädten gebildet, so in Wien, Triest, Alexandrien, Tunis, Mar-

G

| seille, New-York, Montevideo, Buenos - Aires, Lima, San : in Californien. Es wurden bereits 60,000 Lire gezei Zan E

Das fogenannte Lager Câäsars bei Wimble i demnächst von der Erde verschwinden. Eine Anzahl Srelter fürzlih beschäftigt, den Wall abzutragen und den Graben auszufül- len, dessen Anlegung von einem Theile der Alterthumsforsher dem römischen Feldherrn, von andern seinem tapfern britischen Gegner, dem König Casfivelaunus, zugeschrieben wird. No Andere wollen wissen, daß die Verschanzungen aus der späteren Kaiserzeit herrühren.

Der gelehrte englishe Astronom Loy er ist in Paris ein- getroffen, um fich seinen neuen Kollegen von der Akademie der Wis senschaften, zu deren korrespondirendem Mitgliede er kfürzlih ernannt wurde, vorzustellen. Jhn begleitet der Dichter Tennyson, der sih unter seiner Leitung ‘mit Astronomie beschäftigt.

„In Slorenz hat [man die Restauration des Hauses Dante's begonnen. Einstweilen sind die {male Treppe und die beiden Zimmer, in denen der Dichter wohnte, mit Kalk und Geröll bedeckt. Die Mauern sind ungetüncht, die Fenster ohne Fachwerk; man restaurirte Alles nah der alten Abbildung, Man hat bereits die Fundamente gesucht, die Base ist mit Steinen bedeckt worden und au die antiken Cornichen und die Fenster sollen in Stein ausge- führt werden, Man verspricht sih, ein Juwel der alten Architektur herzustellen.

__— Der literarische Nachlaß des dänischGen Märchen- dihters Andersen, namentlich seine große Sammlung von Briefen, sowohl seine eigenen, als auch die von Anderen an ibn, wird, wie ein Korre}|pondent der „Dannevirke“ schreibt, des Verstorbenen leßtem Willen gemäß, dem Direktor C. St. A. Bille, früherem Redactear des „Dagblad*, und dem Kandidaten Nic. Bögh zur Bearbeitung und ferneren Benußung üb ergeben.

Ueber die Expedition zur Erforschung des Usboi, des früheren Amu-Darja-Laufs, welche, auf Allerhöchsten Befehl vom General Lomakin ausgerüstet, aus dem Topocraphen Lupandin, dem Techniker Machi-Mahomed, dem Handelsagenten Groschew und 30 Turkmenenreitern beftaud, wird der „Nuss. W.* aus Krassnowodsk geschrieben: Die Expedition hat den ihr auferleg- ten wichtigen Auftrag, ungeachtetet der großen Mühen und Entbeh- rungen, die fie auf einem wasserlosen Wege von 150 Werst bei glühender, bis 42° Hitze, bei einer zahllosen Menge von Insekten verschiedener Art, dur deren Bisse selbs Pferde und Kameele ents kräftet zu Boden sinken, zu ertragen hatte, glücklich zu Ende geführt. Die Frage über deu früheren Lauf des Amu- Darja und über die Möglichkeit, wenn auch nur einen Theil seiner Gewässer in das frühere Bett zu leiten, ist auf Grund- lage positiver Thatsachen lösbar geworden. Es ift jeßt positiv fest- gestellt, daß der Usboi in seiner Länge von faft 1000 Werst vom Kaspischen Meere bis zum Amu unzweifelhaft das gewesene Flußbett dieses Stromes ist. Die Abgrenzung und der Charakter der Ufer hat fich so deutlich bewahrt, daß kaum zu glauben ift, 150 Jahre lang sei hier kein Wasser mehr durchgeflossen. Die Erdschichten und überhaupt der Grund unterscheiden sich bedeutend von den umgebenden Gegenden. Unter den Turkmenen giebt es ältere Leute, welche sagen, vor 29 Jahren fei das Amuwasser längs dem Usboi- bis zu dem Tschereschlybrunnen geflossen (300 Werst vom Amu-Darja eutfernt). Alle Untersuchungen des Usboi, die früheren sowohl wie die jeßigen, weisen darauf hin, daß keine ernsteren Hindernisse vorhanden sind, den Amu wieder in den Usboi zu leiten, weil die Sandaufhäufungen, welche den Usboi an manchen Stellen vershütten, beim ersten An- drang des Wassers leicht fortgespült werden würden, da die Ufer fest sind und \sih hinreichend erhalten haben.

Die þÞis jeßt erschienenen Rummern 1—7 des Jahrgangs 1875 des „Anzeigers für Kunde der deutshen Vorzeit“ (Or- gan des germanishen Nationalmuseums in Nürnberg) enthalten u. A. folgende Aufsäße: Ueber eine Schwabenspiegelhand- {rift (im german. Mus.), von Dr. Rockinger. Zwei Fliesen aus dem 15, Jahrhundert, vom Fürsten Hohenlohe in Kupferzell. Mittheilun- gen aus dem Hausbuche des Rathsherrn Christoph Hueber von Linz, von C. Wold. Neumann. Buntglasirte Thonwaaren des 15.—18. Jahrh. im germ. Mus. X—X11]1, Von A Essenwein, (Mit vielen Holzschn.) Handschriften der Stockholmer Bibliothek, von W. Wattenbach. Handschriftlihes aus dem Bauschuite des Mainzer Doms, von Friedr. Schneider. Zur Vernichtung des ehemal. Kurfürstl. mainzishen Ar«- chivs, von Dr, C. Will. Aus St. Petersburger Handschriften, von W, Wattenbach. Drei Briefe des Görlißer Magiitrats an den Rit- ter Wilh. Zub v. Landstein, in Sachen des Malers Georg Burcharkt, von Dr, E. Wernicke. Die Münzer, Hieronymus Holzshuher und die Furtenbahe, von W. Lochner. Sphragistische Aphorismen. XC, XCI. Vom Fürsten Hohenlohe in Kupferzell. (Mit Holzschn.) Urkundliche Beiträge zur Künstlergeshihte Schlesiens, von Dr. C. Wernide. Zur Geschichte der Stadt Scheinfeld in Franken, von A, Mörath. Zur Geshihte des Ofens, von H. Ahrendts. Zur Darstellung der Heiligen Familie, von Florian Romer. Parodie des Doctrinale, von W. Watteubah. Die Prioren des ehemaligen Augustinerklosters in Nürnberg, von W. Lochner. Der Zehent der Pfarrei Orlamünde, von Lommer. Ein deutscher Herbarius, von W. Wattenbach. Kalendergedichte des Walahfried Strabo, von E. Dümm- ler, Sühne für einen Todtshlag im Jahre 1406, von Dr, Baur. Israelitishe Grabsteine in Nürnberg, von Dr, Frommaun. Ergeh- nisse einer im Jahre 1874 geschehenen Nachgrabung auf der Ruine der Klosterkirhe von Bosau (jeßt Posa) bei Zeiß, von Bauinspektor G, Sommer. Aus Breslauer Formelbüchern, von Alwin Schult. Uebex Glockenräder in polnishen Kirchen, von Prof. Dr. Meßmer.

Die „A. A. C." meldet aus London, 14. August: Mr. J. Hill Burton, der ausgezeichnete Historiker Schottlands, ift der „Academy“ zufolge mit einer Geschichte der Regierung der Königin Anna beschäftigt. Professor Franz Rühl aus Dorpat, Autor der Dissertation „Die Verbreitung des Justinus im Mittelalter“, ist wieder in England und kollationirt die Manuskcipte von Ciceros Briefen. Dr. Horstmann aus Magdeburg, Herausgeber der alts englischen Legenden, arbeitete neulich einige Wochen in der Bodleiani- schen Bibliothek ix Orford für die Fort)eßung seiner Publikationen.

Land- und Forstwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Cöslin ist die Roggenernte, wenn sie auch im Strohertrage gegen das Vorjahr zurückbleibt, doch in Bezug auf den Erdrush eine gute Mittelernte; das Sommerkorn siefert allerdings nur geriugen Ertrag. Auch von der Gerste wird nicht viel erwartet, obgleich immer noch mehr, als von Erbsen und namentlich vom Hafer, der im Frühjahr durch Kälte und Rost, sowie durch Madenfraß sehr gelitten hat. Die Kartoffeln haben starkes Kraut, auch gut geblüht und versprechen reichlichen Ertrag. Während im verflossenen Winter Futtermangel herrschte, ift dieömal die Heuernte nah Quantität. und Qualität sehr gut ausgefallen. Bei den größeren Besißern finden landwirths{aftliche Maschinen immer mehr Eingang. Aus diesem Grunde und da die Auswanderung fast gänzlih aufgehört hat, ift bei den Erntearbeiten von keiner Seite Klage über Mangel an Arbeitskräften laut géworden. Die Besißer * von Gütern mit leichtem Boden, welcher dem Kartoffelbau günstig ist, sind jeßt mehr, wie früher, darauf bedacht, durch Betrieb der Spiritusbrennerei den Ertrag der Kartoffel höher zu verwerthen., /

Die anhaltende Dürre im Juni und der ersten Hälfte des Juli ist im Regierungsbezirk Bromberg der Entwickelung der Feld- früchte niht günstig gewesen, Der Strohertrag der Wintersaat ist in den meistcn Gegenden ein dürftiger, der Körnerertrag wird noch iemlich eine Mittelernte erreihen. Der größte Theil der Winteröl- frü te hat bereits im vorigen Jahre' umgeackert werden müssen, da die Made zu viel Schaden angerichtet hat; nur die besten und kräf- tigsten Bestände ließ man ftehen, ihr Ertrag ist ein besriedizender. Die Sonmmerung ist auf spät bestellten Feldern in Folge der Witte- rung sehr zurückgeblieben. Hafer wie Gerste versprechen kaum eine Durchschnittsernte, ein Mo eran kommt fast gar nicht in Betracht.

Auch die Erbsen find im Strohertrage dürstig; überdies hat der Futterwerth desselben durch starken Regen in der Erntezeit sehr ge-