1875 / 195 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamfliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 20. August. Se. Majestät der Kaiser und König gedenken Sih am Donnerstag, den 2. k. M., Nahmittags 5 Uhr, von hier nach Weimar zu be- geben, dort am 3. September der Enthüllung des Denkmals des Herzogs Carl August beizuwohnen und am 4. die Rückreise an- zutreten.

Se. Majestät der Kaiser und König haben dem Erbauer des Hermanns-Denkmales, Ern v. Bandel, eine jährliche Penfion von viertausend Mark aus Reichsfonds und für den Fall seines früheren Todes der Wittwe desselben eine eben- \olhe von zweitausend Mark aus demfelben Fonds zu bewilligen

geruht. «ü

Die Berichte mehrerer hiesiger Blätter über die Bei- sezungsfeierlihkeiten für den verstorbenen General der Infanterie von Zastrow lassen den Anschein gewinnen, als ob Seitens Sr. Kaiserlichen und Königlihen Hoheit des Kron- prinzen dem Verblichenen eine ehrende Erinnerung und den Hinterbliebenen ein Zeichen der Theilnahme nit gezollt worden wäre. Dem gegenüber find wir in der Lage berihtigend zu konstatiren, daß Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit bei der Feierlichkeit durch einen Offizier Seines Stabes vertreten gewesen, um dur denselben Höchsiseiner Theilnahme, sowie durh Ueber» \endung eines Lorbeerkranzes für den Sarg des Verstorbenen der ehrenden Hohschäßung für die Verdienste desselben Ausdruck geben zu lassen.

Eine Ministerialverfügung bestimmt, daß, da die Ge- meindewaldungen nicht lediglih unter den Gesichtspunkt fallen, aus welhem nußbares Gemeindevermögen zu betraten ist, vielmehr ihre Erhaltung und pflegliche O abge den wichtigsten Aufgaben der allgemeinen Landeskultur gehört, auch im Geltungsbereiche der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 die hinsihtlich der Gemeindewaldungen auszuübenden landespolizeilihenFunktionen bei den Regierungen verblicben find und die Mitwirkung der Kreisaus\hüsse inner- halb dieses Rahmens nur insoweit einzutreten hat, als von ihnen die Aufficht über die Kommunalangelegenheiten der Land- gemeinden überhaupt wahrzunehmen ift.

Der 8. 2, Absah 2, des Reihs-Strafgeseßbuches bestimmt, daß „bei Verschiedenheit der Gesetze von der Zeit der be- gangenen Handlung bis zu- deren Aburtheilung das mildeste Gese anzuwenden is.“ Diese strafpolitische Be- stimmung hat der Strafsenat des Ober-Tribunals vom 3. Iuli d. I. in Beziehung auf eine Untersuhung wegen einer Hausirgewerbe-Steuerdefraudation - dahin ausgelegt, daß dieselbe in allen Fällen Anwendung findet, wo das Strafge- seß als solches eine Abänderung erfahren hat, der Gesehgeber also in Beziehung auf die Strafbarkeit einer bestimmten Hand- Iung grundsäßlih zu einer anderen Auffassung gelangt ‘ift, niht aber da Plat greift, wo andere thatsählihe oder rechtlihe Vor- ausfezungen eines Strafgesezes, sei es auch im Wege der Geseßzgebung auf einem anderen, als strafrechtlihen Gebiete eine derartige Aenderung erlitten haben oder ganz in Wegfall gekommen find, so daß der fragliche Thatbestand ferner über- haupt oder doch unter den besonderen Umständen des einzelnen Falles niht mehr vorkommen kann.

Die in Pommern gelegenèn Lehngüter können nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals (1. Senat) vom 98, Zuni d. I. von einem Mitgliede der damit beliehenen Familie, selbs wenn die Erwerbung durch Kauf erfolgt ist, \owohl als Lehn als auch als Allod (freies Eigenthum) besessen und vererbt werden. Im Wesentlichen kommt es hier- bei auf die im Inhalt des Kaufvertrages ausgesprochenen In- tentionen der Kontrahenten und falls der Inhalt nihts ausweist, auf die späteren Dispositionen des Käufers an.

Gestern traf der Stab, die 1., 2. und 5, Escadron des Regiments der Gardes du Corps zur Theilnahme an den Herbstübungen, von Potsdam kommend, hier ein; der Stab wurde hier einquartiert, während die Escadrons in der Um- gegend Kantonnements Quartiere bezogen haben,

Der Rest der nach Zossen und Sperenberg entsendet gewesenen kombinirten Compagnie des Eisenbahn - BVa- taillons kehrte heute in die Garnison zurück.

Se. Hoheit der Prinz Hassan von Aegypten, Premier-Lieutenant à la suité des 1. Garde-Dragoner-Regiments, ift für die Dauer der vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige stattfindenden Manövers des V, und VI. Armee-Corps in Schlesien als / Ordonnanzoffizier zu Allerhöhstdemselben kommandirt worden.

Der Königlih dänishe Gesandte in Stockholm, Bille, ift nah Dresden abgereist.

Stolberg, 16. August. Gestern entschlief hierselbft die verwittwete Gräfin Luise Auguste Henriette zu Stol- berg-Stolberg, Mutter des regierenden Grafen Alfred ; sie war eine Tochter des Erbgrafen Friedrich zu Stolberg-Stolberg, geboren den 13. Januar 1799.

Kiel, 18. August. Die Schiffsjungen-Briggs „Rover“ und „Musquito“ haben geftern Nachmittag Neufahrwasser verlassen, und find nah Stockholm in See gegangen,

Hannover, 19. August. Se. Königlihe Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen ift geftérn Nahmittag nah Lüneburg abgereist.

Bayern. München, 18. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold trifft heute Abends 8 Uhr von Obersdorf hier ein und begiebt \sch Nachts 1 Uhr in Begleitung seiner beiden Adjutanten auf dein Landwege nach Starnberg, um der R Leiche des Prinzen Karl, dieum 4 Uhr Morgens dur den Pfarrér von Starnberg vorgenommen wird, beizuwohnen. Die durch Hrn. Professor Dr. Buhl in Tegernsee vorgenommene Ob- duktion der Leiche des Prinzen Karl von Bayern hat er- ge daß kein Schlaganfall den Tod des Prinzen verursachte,

ondern lediglih jener unglückliche Sturz. Die inneren Organe waren vollkommen gesund. Dem Wunsche des verstorb.nen Aua entsprehend, werden auch die verschiedenen Kirchentrauer- nes chkeiten - hier nit bgehatten werden. Geftern wurde er Hofleichenwagen nah - Tegernsee gebraht, ünd heute Abend wird in demselben die irdishe Hülle des Prinzen von da nad) O übergeführt. In Starnberg wird der gleiche Wagen den Sarg nach Söcking bringen. Der Extrazug, welcher zum Transporte des Leichnams des Prinzen von Schaftla nach Starnberg bestimmt i, wird heute Nachts kurz na

- Revision

2 Uhr den hiefigen Bahnhof ohne Aufenthalt pasfiren und von den beiden Adjutanten des Verlebten, General-Lieutenant von Strunß und dem Obersten Freiherrn von Freyberg und einigem Gefolge E und dann unter Führung des Zuges durh den Ober - Amtsvorstand Hrn. Grafen von Reigersberg der Entschlafene nah Starnberg verbracht werden. Dér Dienershaft des Prinzen Karl ist nach dessen legtwilligen Verfügungen mit vollen Bezügen der Uebertritt in den Ruhestand ebet, ebenso wurden dieselben mit reihlihen Legaten bedacht. Zu der am 22. d, Mts. stattfindenden Königs- revue treffen, dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge, in München am 21. d. Mts., (Mittags 12 Uhr) ein: der Stab der 3. Infanterie- Brigade (Augsburg), das 1. Bataillon des 3. Infanterie-Regiments, das 1. Zäger-Bataillon, dann das 1. Bataillon des 10. Infan- terie-Regiments und die 1. Feld-Pionier-Compagnie. Diese Trup- pen werden am 23. d. Mts. die Stadt wieder verlassen. Das 1. Bas taillon des 10. Infanterie-Regiments wird am genannten Tage um 8 Uhr 10 Minuten Vormitttags nah Ingolstadt zurückbefördert. Zu der Konferenz -der bayerischen Bischöfe, die am 16. d. M., Abends, in Eichstätt ihren Anfang genommen, find, wie man der „A. Pstztg.“ schreibt, eingetroffen der Erz- bishof von München, die Bischöfe von Regensburg und Speyer. Der Bischof von Würzburg wird erwartet. Der neuernannte Erzbishof von Bamberg konnte nicht kommen, da seine Eidesleistung in München bevorsteht. Denselben vertritt der Kapitularvikar von Bamberg, Dompropf|t Fellner. Aus Passau ist gleihfalls der Kapitularvikar und Dompropst Dr. Schrödel eingetroffen. Außerdem weilen daselbs als Begleiter der Bischöfe der Generalvikar Dr. Rampf von München und geisiliher Rath Dr. Mittl aus Regensburg, sowie der Ordinariats-Sekretär Alteneder aus Paffau. Die Konferenzen dürften Donnerstag Abends zu Ende gehen. Vom Königlichen Kriegs-Ministerium ist die Bildung einer aus Offizieren bestehenden Kommission angeordnet worden, um etwaige bei den derzeitigen Uebungen vorkommende Be- chädigungen von Feldern festzustellen, Bei jedem der stattfindenden Manöver hat der an einer Ortschaft zuerst an- kommende Truppentheil den Bürgermeister oder Gemeinde- vorsteher auf das Terrain des Manövers kommen zu lassen, um von einer etwaigen Beschädigung der Feldfrüchte sofort Ein-

ficht zu nehmen.

Sachsen. Dresden, 19. Auguft. Ihre Majestäten ter König und die Königin haben sich heute Vormittag von Pillniy zu einem mehrtägigen Aufenthalte nah dem Jagdschlosse Rehefel d (bei Altenberg) begeben.

fZürttemberg. Stuttgart, 18. August. In der leßten Gemeinderaths-Sißung is beschlossen worden , den Tag von Sedan in der seither üblihen Weise zu feiern. Die Kosten follen auf den Etatsposten „öffentliche Feierlichkeiten“ übernommen werden.

Baden. Karlsruhe, 18. August. Der Ober-Schul- rath hat nun auch das für die neu errihteten Fortbildungs- \hulen und für die oberen Klassen der Volksschulen bestimmte Lesebuch vollendet und die gedruckten Entwürfe desselben an die unterstehenden Schulbehörden zur Begutachtung abgegeben. Dasselbe wird bis nächsten Winter zur Einführung gelangen.

Hessen. Darmstadt, keit, die evangelischen Pfarrstellen mit einem Ein- kommen zu dotiren, welhes den heutigen Lebensbedürf- nissen entspricht, hatte“ im porigen Jahre die auf Grund der neuen Kirchenverfassung zusammenberufene außerordentliche Synode veranlaßt, die Vorlage eines Geseßes zu beantragen, welhes die vorhandenen Pfarrstellen in Klassen mit- be- stimmtem. Einkommen eintheilt,. Zum Behufe dieser, von der Regierung genehmigten Klassifikation mußte zunächst eine der - Besoldungsnoten und die Feststellung des wirklichen Einkommens der einzelnen Stellen erfolgen. Seitens des Ober-Konsistoriums iff nunmehr das erfor- derlihe Material eingezogen worden, und beabsichtigt die obere fkirchlihe Behörde einen, jenen Antzägen der Synode entsprehenden Gesehentwurf auszuarbeiten, welher sämmtliche Pfarrfellen, ohne Rüksiht auf das vorhandene Einkommen, in mehrere Klassen mit bestimmtem Gehalte eintheilt. Die Uéber- \{chü}e der einzelnen Pfarrstellen über das Gehaltsmaximum hin- aus sollen in eine Centralkafse fließen und dazu verwendet wer- den, . die Erträgnisse der niedrig dotirten Pfründen auf das ge- seßlihe Maximum zu bringen. Die Stadt Friedberg be- reitet eine würdige Feier des nationalen Gedenktages am 2. Sep- tember und ein damit in Verbindung stehendes Fest, das der Fahnenweihe des Veteranen- und Militärvereins am 5. Sep- tember, vor.

Meckelenburg. Neustreliß, 17. Auguft. Wie die „Neustr. Ztg.“ meldet, hat Se. Königliche Hoheit der Groß- h erzog am 7. d. M. Abends London verlassen, und ift nah einem kurzen Aufenthalte in Schloß Rumpenheim gestern in Bad Homburg zur Kur angelangt. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog hat mit dem Prinzen von Wales und dem Hérzog von Cambridge in der vergangenen Woche -dem großen Pferderennen in Goodwood beigewohnt, und sich dann nah den Hochlanden von Schottland begeben, um zahlreichen Einladungen zur Iagd Folge zu leisten. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin befindet fih noch in Kew zur Pflege ihrer Mutter, der Herzogin von Cambridge.

Oldenburg. Eutin, 17. August. Heute Morgen 10 Uhr trafen Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbzroßherzog mit dem gewöhnlihen Zuge über Lübeck hier ein und fuhren sofort nah Güldenstein weiter. Dem Vernehmen nah wird der Provingialrath des Für sten- thums Lübeck im Monat September d. I. zusammentreten. Demselben wird eine revidirte Gemeindeordnung und ein Geseh über Aufhebung der Hebammensteuer vorgelegt werden.

Braunschweig. Braunshweig, 18. Auguft. Das Herzogliche Staats-Ministerium veröffentliht unterm 14. August folgeriden Höchsten Erlaß: Von Gottes Gnaden, Wir, Wilhelm, Herzog: zu Braunshweig und Lüneburg 2c. 2c. verordnen hierdurH, daß zur Feier des am 2. September 1870 von den deutschen Waffen gegen Frankreih errungenen Sieges, wie in den Vorjahren, auch der Vormiitag des 2. September dieses Jahres durh Abhaltung eines Dankgottes- dienstes in allen Kirhen und Gotteshäusern des Landes mit Ab- fingen des Tedeum als Fefttag begangen und als solcher Mor- gens, sowie am Festvorabende mit allen Glocken eingeläutet werden soll. Sämmtliche Schulen des Landes bleiben auch am Nachmittage des 2. September ges{hlo}ssen. Alle, die es angeht, haben \ich hiernach zu achten, die Geistlichen, Kirhen- und Schul- diener, insbesondere aber alles Erforderliche zur würdigen Feier dieses Sieges- und Dankfestes wahrzunehmen.

18. August. Die Nothwendig-

Meuß. Gera, 18. August. Zu dem am nächsten Sonn- abend hier beginnenden Thüringer IV. Feuerwehrtage werden die umfassendsten Vorbereitungen getroffen.

Bremen, 17. August. Zwischen Bremen und Olden- burg ist kürzlih- eine neue Uebereinkunft wegen der von ersterem Staate an lehteren zu zahlenden Summe aus dem gemeinschaftlichen Eisenbahnbetriebe getroffen worden. Bisher erhielt Bremen nur 16,000 (4 Es forderte bei dem gesteigerten Verkehr rund 23,000 / Oldenburg provozirte auf ein Schiedsgeriht, das nun, wie der „Courier“ mittheilt, auf mehr als 43,000 /4 erkannt hat. Auf Grund dieses Schieds- spruchs ist der neue Vertrag abgefaßt worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. August. Der Geburts- tag Sr. Majestät des Kaisers, welcher heute sein 45. Le- bensjahr vollendet, wurde hier in allen Kreisen festlich begangen. Um 5 Uhr Morgens wurden auf dem Schmelzer Exerzierplaßz 24 Kanonenschüsse gelöst und zur felben Stunde von sämmt= lihen Tambours unter Begleitung der Musikbanden Tagreveille geshlagen. Um 8 Uhr fand auf dem Schmelzer Exerzierplaÿe ein feierliher Gottesdienst und eine Militärparade statt, zu welher unter dem Kommando des Feldzeugmeisters Freiherrn v. Moroicic die hierzu designirten Truppen der hiesigen Garnison ausrückten. Schlag 8 Uhr erschien Se. Kaiserlihe Hoheit Feld- marshall Erzherzog Älbrecht, worauf sofort die Feldmesse, deren hervorragendste Momente durch Dechargen dex Artillerie bezeihnet wurden, ihren Anfang nahm. Nach been=- detem Gottesdienste defilirten die Truppen vor dem Erzherzog. In der Metropolitankirhe zu St. Stefan fand um 11 Uhr ein feierlihes Hochamt statt, das der Kardinal-Erzbishof von Wien Ritter von Rauscher celebrirte. Demselben wohnten sämmtliche derzeit hier anwesenden Minister, der Statthalter, der Bürger- meister mit dem Gemeinderathe und viele sonstige Würdenträger, so wie ein zahlreihes Publikum bei. Auch in den übrigen Kir- chen und Bethäusern sämmtlicher in Wien vertretener Glaubens- bekenntnisse wurden feierliche Gebete für den Monarchen ver- anstaltet.

Fvtankreich. Paris, 19. August. (W. T. B.) Der Kommandant des kürzlih gescheiterten Avisodampfers „For- fait“, Vivielle, ist von dem Kriegsgerichte einstimmig frei- gesprochen worden.

Versailles, 19. August. (W. T. B.) -In der heutigen ersten Sitzung der Permanenzkommission wurden mehrere Anfragen an die Regierung gerichtet, welche aus\{chließlihch Verwaltungsmaßregeln betrafen. Betreffs der ebenfalls zur Sprache gebrachten jüngsten Broschüren Gladstone's, welhe unter dem Titel: „Rome and the newest Fashions in Religion“ veröffentliht worden find, erklärte der Minister des Innern, Buffet, es sei die Einführurig dieses Buches nah Frank- reih zwar nit verboten, dasselbe sei aber den geseßlihen Be- stimmungen über die Kolportage unterworfen, und er werde die Genehmigung zum Vertriebe von Schriftwerken nicht ertheilen, welche einen politischen oder dem Katholizismus gegenüber einen polemishen Charakter trügen.

Großbritannien und Frland. London, 18. Auguft. Prinz Ibrahim “Pascha, der Neffe ‘des Vizekönigs von Aegypten, nahm gestern das Königliche Arsenal in Woolwich in Augenschein. Zu Ehren der Offiziere der gegenwärtig in Southampton anwesenden drei Vereinigte Staaten-Kriegsschiffe „Franklin“, „Alaska“ und „Juanita“ werden die Handels- fammer von Southampton sowie die Korporation dieser Stadt dem- nächst Bankette veranstalten. Das Géshwader wird wahrscheinlich bis Ende dieses Monats in Southampton bleiben. In Newry, im Norden Irlands, kam es dieser Tage bei einer religiösen Prozession zu -ernfstlihen Reibungen zwishen Home Rulers und Orangisten. Erst nachdem mehrere Personen mehr oder weniger erheblich verwundet worden, gelang es der herbeigeeilten Polizei, die Ruhe wiederherzuftellen. In dem Zeitraume vom 1. April bis zum 14. d. betrugen die Staats-Einnahmen 26,383,872 Pfd. Sterl. gegen 25,428,617 Pfd. Sterl. in der ent- \sprehenden Periode des Vorjahres. Sämmtliche Positionen der Einkünfte zeigen eine Zunahme; bei den Zöllen beziffert sie \sih auf 229,000 Pfd. Sterl. und bei der Getränkesteuer auf 529,000 Pfd. Sterl. Die Ausgaben betrugen . 30,816,722 Pfd. Sterl. gegen 29,876,336 Pfd. Sterl. im vorigen Jahre,

Spanien. Die. Carlisten sind, einem Telegramm des „W. T. B.“ aus Bourg-Madame, 19. August, zufolge, im Vor- marsch, um den Regierungstruppen die Verbindungen abzushnei- den und insbesondere den Transport von Proviant und Munition auf dem Wege zwischen Puycerda und Seo de Urgel zu ver- hindern. Dieselben haben 12 mit Mundproviant versehene, für die Regierungstruppen bestimmte kleine Wagen weggenommen. Sa- balls ist mit seinen Truppen vor Seo de Urgel angekommen; auch wird von weiteren carlistishen Truppenabtheilungen gemeldet, die den in Seo de Urgel Belagerten zu Hülfe eilen.

Die“ „Gaceta“ vom 12. d. Mts. veröffentlicht das Dekret, welhes eine neue Aushebung von 100,000 Mann anordnet. Die Einberufung begreift die jungen Leute, wehe ohne {hon 19 Jahre alt zu sein, am 31. Dezember 1874 das 18. Jahr vollendet haben. Das Dekret is von einem Bericht an den König begleitet, in welchem die Minister die Nothwendigkeit diesex Maßregel begründen. Der Bericht erinnert daran, daß am gleihen Tage, als König Alfonso seinen Einzug in Madrid hielt, die ganz nahe der Hauptstadt und bei der Eisenbahn ge- legene Stadt Molina de Aragon von den Carlisten beseßt war. Ihre Banden durhstreiften die Provinzen Guadalajara und Cuenca, und bedrohten auch die Provinz Segovia; die Provinzen Teruel und Castellon waren fast ganz ihrer Invasion verfallen, die Provinz Zaragoza größeren Theils; die catalonischen Provinzen, sowie Valencia, waren fast ganz von ihnen überzogen ; der bedeutende Play Pamplona unter strenger Blokade, und das Heer sah fich dazu verurtheilt, in pasfiver Haltung das Ebro-Ufer zu hüten; der Aufstand war im verflossenen Jahr auf seiner Höhe angelangt. Troß der großen Anstrengungen, welche die Nation machte, um das Heer zu reorganisiren und die Fortschritte des Feindes aufzuhalten, troß der vielen blutigen Kämpfe zu diesem Zwecke, war es nicht möglich zu verhindern, daß er feine Bataillone verdoppelte und daß er die unbedeutende Artillerie, -welche er- béi Somorrosiro uns gegenübergestellt, zu der zahlreihen und gewaltigen Artillerie erhob, deren Wirkungen der König selbst bei der hohherzigen Anstrengung vor den ungeheuren Verschanzungen des Carrascal und des linken Arga-Ufers kennen gelernt habe. Endlih im Januar dieses Jahres hat man nach dem Zusammenzug der verfügbaren Streit- kräfte dem Feind in seinen wn Os Linien gegenübertreten und ihn no jenseits vom rechten Arga-Ufer vertreiben können, wo die Regierungstruppen \eit jenem denkwürdigen Feldzuge

| der Oberverwaltung des Kaukasus beauftragt,

furchtbare Stellungen einnehmen. „Die Nothwendigkeit“, sagt der Bericht weiter, „den Besiß des eroberten Terrains ou 8

[ide Befestigungen zu {üßen und die Shwäche unserer- Heere

in Catalonien und im Centrum, welche in dem Umstand ihren Grund hatte, daß sich damals alle Anftrengungen M die E mation der Nordarmee richteten, unterbralen den Gang der militärishen Operationen, bis man fie nah Vollendung der Ver- theidigungsarbeiten und nach Ausführung der Aushebung von 70,000 Mann, welche die Ministerregentshaft für fich verfügt hatte, nah einem wohl durchdahten und der Erlangung ent-

| {heidenderer Erfolge siheren System fortsezen konnte. Nach einigen

Monaten des Wartens, das Alle als unvermeidlih begriffen, troß

der natürlichen Ungeduld, welhe Niemand mehr als die Regie-

rung verzehrte, haben die Erfolge den allgemeinen Plan und die besonderen Dispositionen, die man angenommen hat, gerecht- fertigt. Das catalonische Heer, welches selb| als noch klein in perschiedenen Treffen die Carlisten geschlagen hatte, konnte dem Heere des Centrums, das kräftig verstärkt wurde, zu Hülfe kommen, um in Kurzem die vollständige Pacifikation der Pro- pinzen Valencia, Teruel und Castellon durchzuführen; die Forts Jlix, Miravet, Cantavieja und el Collado del Alpuente haben sich unsern Waffen ergeben; in - Zaragoza, Guadalajara und Cuenca, die vollständig “von Carliften frei \ind, blei- ben nux noch Räuberbanden; Vitoria ift vor den Anfällen des - Veindes gedeckt, und die weite Ebene von Alava von dem loyalen Heere. beherrscht, welhes in zwei ruhmvollen Kämpfen seine unbestreitbare Ueberlegenheit bekundet hat; Viana, so lang cin Affront für Logrono, fiel in unsere Hände. Der feste Play der Seo. de Urgel, welhe der Verrath den Feinden überliefert hatte, wird streng belagert, zahlreiche Ko- lonnen durchziehen ganz Catalonien, ohne den Feinden irgendwo Ruhe zu lassen, und bereiten ihre nahe gänzlihe Auflösung vor; furz überall \sprechen die Erfolge, welche man erzielt, in beredter Veise von dem Glück, welches Ew. Majcstät in den Anfängen Ihrer Regierung begleitet. Die Nation dürfte mit gutem Grund hoffen, daß nach der Einnahme jener furhtbaren Festung, die ohne Zweifel erfolgen wird, und nach der nahen Vernichtung der cata- lonishen Banden durch die vereinigten Heere Cataloniens und des Centrums fich auch der Theil Navarras und der baskischen Provinzen, welher noch im Aufstande verharrt, fich bald der Autorität Ew. Majestät und der Herrschaft der Gesetze unter- werfen und dem edlen belasteten spanishen Volke weitere Opfer ersparen werden. Die Regierung hegt ebenfalls aufrihtig diese Hoffnung, und in der Kriegswissenshaft und Kriegskunst zu- ständige Männer theilen fie mit ihr; aber gerade weil man das Ende von Mißgeschiken absieht, welche ewig schienen, ift es Pflicht, dasselbe zu beshleunigen. Zu diesem Zwecke zaudert die Regierung nicht, eine neue Aushebung von 100,000 Mann vor- zushlagen.* Aus dem Bericht ergiebt sich, daß die leßte Aushebung von 70,000 Mann nur einen Effektivstand von 45,000 Mann ergeben hat.

Ftalien. Rom, 14. Auguft. Der Bishof von Savana und Pitigliano, Monsignor Sbrotti, hat die bishöôflihe Re- sidenz verlassen müssen, da er nicht mit dem Exequatur ver-

sehen ist. Der Rath für öffentlihe Arbeiten hat das Projekt

einer chmalspurigéèn Eisenbahn gebilligt, welche den Comersee, den Luganersee und den Lagomaggiore verbinden foll. Der Konzessionär und Erbauer dieser Bahn is der Ingenieur Ma- raini. Das Projekt wird demnächst dem Ministerium zur Ge- nehmigung vorgelegt werden. Vor Kurzem is eine Uebersicht über die Veräußerungen der Kirhengüter veröffentlicht worden. Im Juli 1875 wurden 836 Loose mit einer Gesammt- oberflähe von über 2380 Hektaren verkauft. Der Schäßungs- werth betrug 1,584,443 25 Lire, der Zuschlagspreis 2,352,579 03 Lire. Im Ganzen find vom 26. Oktober 1867 bis zum 31. Juli 1875 490,658 Hektaren, eingetheilt in 111,122 Loose, ver- uft worden; dieselben waren auf 384,086,719 92 Lire ge- häßt und wurden zu 493,798,239 61 Lire zugeschlagen.

19. August. (W. T. B.) Wie die „Italienishen Nach- richten“ melden, hat die Regierung der Republik San Salvador den bei Gelegenhkit der Vorgänge in San Miguel zu Schaden gekommenen italienishen Unterthanen eine Entschädigung von 250,000 Duros zugesichert, auch die Be- sirafung der Schuldigen in Ausficht gestellt.

Griechenland. Athen, 19. August. (W. T. B.) Der Marine-Minister Servo, welher hei den Wahlen zur Deputirtenkammer niht gewählt wurde, hat sein Entlassung s- cingereiht. Die öffentlihe Ordnung if in keiner Weise gestört. Die Deputirtenkammer wird am 25. d, eröffnet werden.

Türkei. Aus Ragusa, 19. Augufti, Abends, meldet „V. T. B.*: Zahlreihe Zuzügler aus Serbien sind über die Grenze nah Bosnien gegangen. Im türkishen Kroatien ist ein Aufstand ausgebrohen. Die Einwohner der zwischen Vilaja und Ottoca gelegenen Ortschaften haben die Steuers zahlung - verweigert.

Pie lehten aus der Herzegowina über Wien, V. Anguft, eingegangenen Nachrihten lauten befriedigend. Derwish Pascha meldet, daß die Aufregung abnehme und daß reg auf eine baldige Beendigung der Erhebung vor- handen fei.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 20. August. (V. T B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Thronfolger ist, wie der „Regierungs-Anzeiger“ meldet, gestern Naht 3 Uhr mit der Yacht „Czarewna“ von Peterhof nah Kopenhagen abgereist. Ueber die Entstehung und Verlauf des hcérwähnten Auf standes in Swanetien, über den bisher nur Privat- nahrihten kursirten, bringt der „Russ. Inv.“ den nachstehenden Bericht. Zu Anfang dieses Jahres, {reibt das Blatt, wurden im Bezirk Swanetien, im Kreise Letshgum, des Gouvernements Kutais einige Maßrégeln ergriffen, um den Modus des Land- besizes inmitten der einheimischen Bevölkerung festzustellen, Aus dieser Veranlassung verbreiteten sich unter den Swaneten irrige

Gerüchte, welhe auf das Bergvolk einen so großen Eindruck machten, daß sie in der leßten Zeit den Lokalbehörden gegenüber Vidersehlihkeit zu zeigen und si sogar zu bewaffnetem Wider-

nde vorzubereiten begannen. Nachdem fie die nächsten aus den umliegenden Rayons nah Swanetien führenden Wege un- tes gemacht und die Brücken abgebrochen, versammelten sie Anfangs Juli in bewaffneten Haufen am Orte Latala und

ließen die Abficht durhblicken, ein kleines, beim Orte Betscho

ationirtes militärishes Kommando zu überfallen und einen ir dasselbe bestimmten Transport mit Lebensmitteln zu whmen. In Folge der über diese Vorgänge eingelaufenen Berichte wurde der Chef des Gouvernements Kutais von

sich nah

wanetien zu begeben, um die Mißverständnisse aue en

_llâren; um aber auch dem weiteren Umfichgreifen der Unru | vorzubeugen, wurde gleichzeitig aus zwei Compagnien Infan-

Vd

terie, zwei Ssotnien des Kutais\hen berittenen irregulären Re- f farbigen Dekorationen, Bildhauer Rentsch die Ornamentik überneh-

giments und zwei Bergg-shüzen ein kleines Detachement for-.

mirt, welches unter dem Befehl des General-Majors Zytowitsh am 8. Juli von Kutais über Muri nach Betsho abging, wäh- rend von Seiten des Terek Gebiets aus der Kabarda zwei lie fabardinischer Miliz direkt über die Pässe des kau- kasishen Bergrückens ebendahin vorrückten. Schon auf dem Wege nach Swanetien gelang es dem Chef von Kutais, mit mehreren einflußreihen Bewohnern in Unterhandlungen zu treten, und, an Ort und Stelle an- gelangt, erzielte er durch vielfaches Zureden, daß s\ämmt- lihe Schaaren der Swaneten das Irrthümliche der unter ihnen verbreiteten Gerüchte einsahen, auseinandergingen und die Haupt- anstifter der Unordnungen auslieferten. Nur drei Swaneten \chlossen sich in dem Dorfe Chotalle in einen Thurm ein und [eisteten bewaffneten Widerstand, so daß sie nah langen nuß- losen Vorstellungen mit Gewalt aufgehoben werden mußten, wobei auf beiden Seiten mehrere Verwundungen vorkamen und der Thurm bedeutend demolirt wurde. Nachdem hiermit die Ruhe unter der Bevölkerung wiederhergestellt worden; sollte das Detachement am 14. August den Rückmarsh antreten. In Nischney-Nowgorod wird dem „Golos“ zufolge am 21. d. M. ein Festdiner stattfinden, mit welhem die Meßkaufmann- {haft die Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs von Edinburgh zu feiern gedenkt. Am 23. \oll dann ein großes Frühstück in der sog. Eisenreihe stattfinden, zu welchem bereits ein prahtvoller Pavillon aufgebaut wird. Der Unterhalt der 16 Junkerschulen und der beiden Abtheilungen

für Kosaken, in denen zusammen für 3810 Iunker- Plaß war,

haben na offiziellen Quellen im Schuljahr 1873/74 702,094 Rél. gekostet. 1874 waren zur Zeit der Prüfungen 3338 Iunker in den Anstalten und 1422 Iunker bestanden das Offiziers-Examen.

Amerifa. Wie ein der „Daily News“ zugegangenes Telegramm aus New-York vom 19. d. M. meldet, find die dortigen Behörden davon benachrichtigt worden, daß 80 Neger in den Grafschaften Shington und Iefferson (Georgien) festgenommen worden find. Dieselben sollen im Verdachte stehen, an einer zur Ermordung der Weißen angezettelten Verschwörung Theil genommen zu haben. Das Gerücht von dieser Ver- {wörung findet im Norden wenig Glauben; dagegen ist die Bevölkerung im Süden fehr erregt und erbittert, Der Statt- halter von Georgien hat die weißen Milizen mobil gemacht.

Asien. Aus Iapan und China sind mit dem am 5. August in San Fraucisco angekommenen Dampfer „City of Peking“ folgende Nahrichten eingetroffen: In Peking haben abermals Anfälle auf Ausländer stattgefunden. Aus Yoko- hama reihen die Nachrichten bis zum 18. Juli, Die Ver- sammlung der Provinzialbeamten {loß ihre Sizungen am 17. Juli, Die Berathungsgegenstände waren: Organisation einer nationalen Polizeimaht; Verbesserung der Landstraßen und Brücken; Gründung eines volksthümlihen Repräsentantenhauses. Die beiden ersteren Projekte wurden befriedigend erledigt, über tas dritte aber wurde weitere Erwägung vorbehalten. Die Züchter von Seidenwurmeiern, welhe durch den übermäßigen Betrieb ihres Geschäftes im vorigen Jahre {were Verluste erlitten, haben be- \{lossen, die Zahl der Eier dieses Jahr auf 1,700,000- Stück zu beshränken. Die Unterhandlungen mit Corea haben plöglih einen weniger freundlihen Charakter als vorher angenommen und viele japanische Beamten sind aus diesem Lande abberufen worden. Gerüchte von einem bevorstehenden Kriege find im Umlauf. Aus Rangoon vom 17. d. meldet eine Kabeldepesche, daß in der Nachbarschaft von Prome in Birma Uebershwemmungen eingetreten sind, die diejenigen von 1871 an Ausdehnung und traurigen Folgen bri Weitem übertreffen. Indische Blätter melden den in Badakh erfolgten Tod des Groß-Lamas von Lhassa, des geistlihéèn Oberhauptes der Buddhisten.

Australien. (A. A. C.) In San Francisco find mit dem Dampfer „Mikado“ folgende Nachrichten eingetroffen: Ob- gleih die diesjährige Goldausbeute geringer als die vorjährige

ist, Übersteigt dieselbe doh den Durchschnittsertrag vieler früheren.

Jahre. Die Schwierigkeiten mit den Chinesen in der Kolonie Queensland haben sich sehr gesteigert, da die Goldgräber dort durchaus keine Chinesen dulden wollen. Die Assembly und dex Kolonialrath von Süd-Australien haben eine Petition an die Königin für den Anschluß von Neu-Guífnea erlassen. An der Küste von Neu - Seeland haben \{chreckliche Stürme gewüthet und es find viele Schiffsunfälle vorgekommen. Der Schooner „Succeß“ ist an der Cooks-Straße mit seiner ganzen Besatzung untergegangen. Die Ernte-Aussichten in allen Theilen. Australiens sind günstig, obgleich durh Schneefall in den Bergen und durch Regen an den Küsten viel Schaden ver- ursacht worden is. Das Parlament von Neu-Süd-Wales hat ’den Kontrakt mit der Pacific Mail Steamship-Company behufs Beförderung der Posten bestätigt. Das neue Ministerium von Victoria hat sein politishes Programm veröffentliht. Dafselbe umfaßt die Besteuerung großer Güter, die Beibehaltung: der Shußtzölle und die Vollendung fonstitutioneller Reformen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Der Königlich bayerische Hof-Baurath Kollmann hat sich am 16, im Auftrage Sr. Majestät des Königs von Bayexn nach

Paris begeben, um wegen der Villa, welhe der König am Chiemsee im Stile des Versailler Schlosses erbauen läßt, noch einige Studien zu machen.

Bekanntlich haben Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, der jüngst verstorbene Kaiser Ferdinand, Kron- Pins Rudolph, die Erzherzoge Karl Ludwig und Ludwig Viktor den

etrag von je 1009-Gulden zur Herstellung je eines gemalten Glasfeusters im Neubaue des germanischen Muleums in Nürnberg angewiesen, Diese Rene find vor Kurzem eingeseßt worden. Am 17. wurde in Nürnberg die Ausstellung zum Besten der „deutshen Kaulbachstiftung" im Hörsaale des „Bayerischen Gewerbe-Museums* in Nürnberg eröffnet. Die Hinter- lassenen Kaulbachs haben hierzu 2 größere Kartons, „den deutschen arr und „die Unterwerfung Wittekinds unter Karl den Groyeu“, gesandt.

- Am Königlichen Paten anis in Dresden wird mit dem Beginn des neuen Seresters (1. November) und mit dem Einzug in den prachtvollen Neubau am Biêmarcksplaß eine Abthei- lung für Hochbau eröffnet werden, welche den Zweck hat, außer der fünstlerif en auch eine mehr wissenschaftliche und allgemeine Bildung des Architekten zu ermöglichen, Da gleichzeitig die Unterabtheilung der akademischen Bauschule eingehen soll, so ift die neue Einrichtung insofern wichtig, als hierdurch der Studiengang der Architekten gänz- lich verändert und außerdem für Inländer die Erwerbung der Reife- zeugnisse einer Realschule 1. Ordnung oder eines Gymnasiums erfor- derlich wird. Der Vorstand der neuen Abtheilung, Prof. Heyn, auch Erbauer des neuen Polytechnikums3, ircird die Baukonstruktions- und Formenlehre, Prof. Weißbach das Entwerfen von Hochhaguten und

. schaftlicher

men. Auch ist ein „Atelier für Baukunst“ in Auésiht genommen

Der durch seine Forshungen auf der Stätte des alten Ilion und durch die von ihm daselbst zu Tage geförderten Antiquitäten- schäße bekannte Dr. Heinrich Schliemaun, ein atborner Mee burger, hält fi gegenwärtig in Rostock auf und gedachte am 18. in der Aula der Universität daselbft einen Vortrag ‘über seine Aus- grabungen zu halten.

Die Arbeiten bei den keltischen Pfablbauten in Roben- hausen bei Weßgikon werden seit Anfangs Mai mit regem Eifer fortgeführt. Ein günstiger Umstand unterstüßt dieselben, indem der Wasserstand des Pfäffikersees, welcher mit demjenigen auf der Vfahl- baute identisch ist, noch 4 Fuß unter dem bôöchiten Niveau liegt. Die Pfähle ragen daher 1—2 Fuß über das Wasser hinaus und bilden einen hôchst interessanten Anblick. Als hauptsächlichste diesjährige Funde sind zu verzeihnen: Gcoße Refte von Uhr, Bison, Wildschwein, Torfschwein, Kuh 2c., prächtige Gewebe, Geflechte, Faden, Schnüre, Fischerneße (verkohlt und unverkohlt), Achren verschiedener Getreide- arten, Kulturäpfel, Brod 2c. 2c. Die fortgeseßten Nachgrabungen werden voraussfihtlich immer weiter noch manches Jnteressante zu Tage Se ia j Á

Der Violinist Ole Bull besucht gegenwärtig das nördlicste Norwegen und giebt vor zahlreichen Zuhörern und Thies Betten derselben Concerte in Tromsde, Hammerfest und Bods.

Ein neues historishes Werk von Yngvar Nielsen, die politishe Geschichte Norwegens in 1828 und 1829, als Fortseßung seiner früheren Arbeit, welche von 1818 bis 1827 reit, wird nächstens im Druck erscheinen.

Wie aus Frankfurt a. M. berichtet wird, gebört zu den aller- leßten Erwerbungen, die Freiherr Karl von Rothschild für seine Kunstsammlung gemacht hat, eine prachtvolle silberne Pea- dule von dem berühmten Augsburger Silberarbeiter Thélot, eine aus Bergkrystall geschliffene Ampel, in Gold und Juwelen, montirt aus der s{önsten Cellini-Periode des 16. Jahrhunderts, und ein Shmuck in Gold, ganz efnaislirt und mit Perlen sowie den koftbarsten Edel- steinen ausgestattet, gleichfalls aus der feinsten Kunstperiode der italienischen Renaissance, endlih au eine höchst merkwürdige Aus- wahl von alten LTabatieren aller Jahrhunderte und schr {chöne Ge- genstände aus altem sächsishen Porzellan. Diese Pcachtstücke werden der neu zu erbauenden Gallerie eingereiht.

Das 3. und 4. Heft (XIX. Jahrgang) der „Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts, in besonderer Bes- ziehung auf das Preußishe Recht mit Einschluß des Handels- und Wechselrechts“, herausgegeLen von Dr. J. A. Gruchot (Berlin, Franz Vahlen), hat folgenden Jnhalt: 1) Glossen zu Titel 16 Th. L des Allgemeinen Landrechts. 2) Abhandlungen: Einige weitere Bemerkungen zu den Gesehen vom 5. Mai 1872. Von dem Herrn Appellationsgerichts-Rath Große in Hamm. Das Geseß vom 16. April 1860 und die Befugniß zur Wiederaufhebung der chelihen Gütergemeinschaft. Von dem Herrn Appellationsgerichts-Rath Große in Hamm. Erörterungen über Grundbuchfragen. Von dem Herrn Kreiêrihter Tophoff in Rees. Ueber die Kollision von Eigenthumsansprüchen des Natural- und des Civileigenthümers nach dem Jukrafttreten des Geseßes über den Eigenthuméerwerb vom 5. Mai 1872. Von dem Herrn Kreisrichter Meyländer in Königsberg i. Pr. Die Ueberweisung rüständiger Kaufgelder in der Subhastation, nameuntlich unter Berücksichtigung der Korrealhypotheken. Von Herrn Dr, Paul Jacckl, Kreisrichter in Lubliniß. Muß dec Käufer beim Kauf nah Probe die bestrit- tene Identität der von ihm im Prozefse vorgelegten Probe mit der ihm vom Verkäufer beim Abschlusse des Kaufes übergebenen beweisen, oder der Verkäufer die Nichtidentität beider? Von Herrn Dre. Mar- tinius, Referendar in Halle a. S: I. Kann durch Adoptionsver- wandtschaft auch in der Seit enlinie ein geseßliches Erbrecht begründet werden? I1. Jst die Ausbringung der freiwilligen oder nothwendigen Subhastation eines Nachlaßgrundstücks von Seiten des Nachlaß- kurators statthaft, oder demselben die Veräußerung von Grundstücken unbedingt verboten? Von dem Herrn Kreisgerichts-Rath Hassenstein in Loeßen, 3) Rechtsfälle.

Zur Sedanfeier ist von dem Dichter Friedrich Hof- maun ein Festgedicht erschienen: „Das Vaterlands fest" (auch als deutsches Schülerfest komponirt von Julius Otto, Verlag von K. Glaser in Schleusingen). Das ganze, dem Dentschen Kaiser und Deuischlands Jugend gewidmete Werk zerfällt in zwei Theile, von denen der erste den Krieg um den Rhein und der andere den Krieg um Paris behandelt. Ein jeder dieser Theile seßt sich aus Gesängen und einigen Deklamationen der Kinder zusammen, welche die Haupt- creignisse der großen Zeit feiern und unter einander dur kurze, den geschichtlichen Zusammenhang ins Gedächtniß zurückrufende Vorträge verbunden sind. Ein jeder \chließt in ergreifender Weise mit cinem Choral ab, der erste nah der Schlacht bei Sedan mil dem „Nun danket alle Gott“, der zweite nach der Heimkehr der Sieger mit dem „Ein' feste Burg ist unser Gott“. Eigentlich darauf ber-chnet, in Musik geseht und von der Jugend aufgeführt zu werden, ist es auch ohne dieses eine willkommene Festgabe und dur seinen poetischen Gehalt geeignet, in würdigster Weise die Feststimmung zu heben. Der Preis von 75 macht “das Werken Jedermann zugänglich. Es it im Kommissionsverlag des Bibliographischen Instituts in Leip- zig ershienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen.

Lemberg, 18, August. Hier und in den meisten Ortschaften Ost-Galiziens wurde gestern um 5 Uhr Nachmittags ein starkes, mehrere Sekunden anhaltendes Erdbeben verspürt. In Sokal und Umgegend wurden die Wohnhäuser beschädigt.

Laud- und Forftwirthschaft.

Im Gebiete des preußischen Staates bestehen nah der „L. L, C.* nachstehende 33 landwirthschaftlihe Centralvereine: 1) Landwirthschaftliher Centralverein für Litauen und Masuren zu Gumbinnen, 2) Hauptverein S Landwirthe zu Danzig, 3) Landwirthschaftlicher Centralverein für den Regierungsbezirk Kü- nigsberg zu Königsberg, 4) Landwirthschaftlicher Provinzialverein für Posen zu Posen, 5) Landwirthschaftlicher Hauptverein für die Pro- vinz Posen zu Posen,- 6) Landwirthschaftliher Centralverein für den Netdistrikt zu Bromberg, 7) Landwirthschaftlicher Verein für die Kreise Kosten, Dae und Kröben, 8) Pommersche ökonomische Gesellshaft zu Pceméslaff, 9) Baltische Vereinigung für Förderung der Landwirthschaft zu Eldena, 10) Landwirthschaftliher Central- verein für den Regicrungsbezirk Potsdam zu Potsdam, 11) Landwirthschaftlißer Centralverein für den Regierungsbe- zirk Frankfurt zu Frankfurt, 12) Landwirthschaftliher Provinzialverein für die Mark Brandenburg zu Potsdam, 13) Landwirthschaftlicher Centralverein für Schlefien zu Breslau, 14) han dat r2r a1 au rrope d Centralverein für Sachsèn zu Halle a. S., 15) Landwirthschaftlicher Provinzialverein für Westfalen und Lie 2M Münster, 16) Land- T E C Hauplverein für den Regierungsbezirk Münster zu Münster, 17) Landwirthschaftlicher Hauptverein für Minden und Ravensberg zu Bielefeld, 18) Landwirthschaftlihe Kulturgesellschaft für den Regierungsbezirk Arnsberg zu Arnsberg, 19) Landwirthschafte liher Verein für Rheinpreußen zu Bonn, 20) Rheinisch-Westfälischer Verein für Bienenzucht und Seidenbau zu Cöln, 21) Centralstelle des Ver- eins zur Beförderung der Landwirthschaft und Gewerbe zu Sigmauingen, 22) Landwirthschaftliche Gesellschaft zu Celle, 23) Landwirthshäft- licher Provinzialyerein für den Landdrosteibezirk Hannover zu Hanno- ver, 24) Land- und forstwirthschaftliher Provinzialverein für das

erzogthum Hildesheim zu Hildetheim; 25) Landwirths{haftlicher

auptverein für das Fürstenthum Osnabrlüt zu Osnabrück, 26) Land- wirths{chaftliher Provinzialverein für Aremberg-Meppen 2c. zu“Osna- brück, 27) Laudwirthscaftlicher Hauptverein für das Fürstenthum Ostfriesland zu Aurich, 28) Laud- und forstwirth\shaftliher Provinzial» verein für Lüneburg zu Uelzen, 29) Landwirthschaftlicher Hauptverein für den Landdrofteibezirk Stade zu Bremervörde, 30) Landwirth- \chaftliher Provinzialverein Göttingen zu Grubenhagen, 31) Verein nassauischer Land- und Forftwirthe zu Wiesbaden; 32) Landwirth= Centralyvcein für den Regierungsbezirk Cassel zu