1875 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

nach der Flora. Auf der Rheinfahrt hatte Höchstderselbe sich zu dem bereis aufgegebenen leßten Besuch des Etablissements wieder ents{hlos}sen.

Auch hier versezte eine prähtige Beleuchtung nebst Feuerwerk die Theilnehmer in eine wahre Zaubernacht. F. W. in gewaltigen Buchstaben leuchtete zum Schluß der Feuerkünste dem von der Terrasse zushauenden Kronprinzen entgegen, der mächtige Strahl der Fontaine sandte seine im Feuer leuhtenden Perlen gegen den Himmel, die als liebliher Wasserschleir in großem Bogen wieder niedersinkend das anmuthige Bild erhöhte, Unter brausendem Hoh zog sich gegen 10# Uhr Se, Kaiserlihe und Königliche Hoheit zurü. : i;

Am ersten Tage der Anwesenheit hatte eine Deputation der Stadt Mülheim die Ehre des Empfanges, den zweiten Tag erfolgte in dem Regierungsgebäude die Vorstellung des Offizier-Corps. S

Freitag Vormittag, kurz vor 6 Uhr, traf Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit in Begleitung des Regierungspräsidenten v. Bernuth im einfachen Reiseanzug auf dem Central-Personen- bahnhofe ein. Nach kurzem, herzlihem Abschiede von den an- wesenden Spißen der Behörden und den Delegirten des Gene- ral-Ausftellungs-Comités erfolgte die Abreise in Begleitung des Ober-Präsidenten der Rheinprovinz und gefolgt von den enthusiastishen Hochrufen der Menge, welche troy der frühen Morgenstunde es sih nit hatte nehmen lassen, den Kronprinzen noch einmal zu sehen, und Ihm Gruß und Segenswunsh mit auf den Weg zu geben.

Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag um 2 Uhr zu einer Sizung zusammen.

Bis Ende Juli 1875 find für Rehnung des Deutschen Reihs an Landes-Silber- und Kupfermünzen zur Einziehung gelangt: A. Landes - Silbermünzen. Thalerwäh- rung: 112,293,313 M 90 S. Süddeutshe Guldenwährung: 118,833,165 M 28 S. Kronenthaler: 7,287,531 # d -S. Konventionsmünzen des Zwanzigguldenfußes: 1,905,226 455 S. Silbermünzen oan Sa hen Gepräges: 1,617,855 4649. Silbermünzen hannoverishen Gepräges: 1613 4 45 „Z. Mecklen- burgishe Währung: 155,796 #6 30 Z. Hamburgische Kurant- währung: 840,052 # 50 A. Lübishe Kurantwährung: 466,138 M6 20 Z. Gesammtwerth A.: 243,400,692 M T2 S. B, Landes-Kupfermünzen. Thalerwährung: 506,575 # 63 -. Süddeutsche Guldenwährung : 141,347 6 21 -Z. Mecklenburgische Währung: 30,510 #6. Gesammtwerth B.: 678,432 s. 84 H. Dazu Gesammtwerth A.: 243,400,692 / 72 -Z. Summe: 244,079,125 M 56 9.

Nachdem auch unter den deutshen Ausstellern, welche fh im nächsten Jahre an der Ausstellung in Philadel- phia betheiligen, die Ansicht Eingang gefunden, daß die Be- zeihnung der ausgestellten Waaren mit dem Preise am Pro- duktionsorte von wesentliem Vortheile für die Geschäftsbezie- hungen nach Amerika sein werde, hat, wie wir hören, der Ge- neral-Virektor Gos3horn es den Ausstellern frei gestellt, die ausgestellten Waaren mit dem Originalpreise am Produktions- orte in deutschem Gelde, oder auch in amerikanishem Gelde unter Beifügung von Zoll- und anderen Spesen . auszuzeihnen.

Aussteller, welche ihre Agenten drüben haben, werden gut thun, ihre Preise in Golddollars anzugeben und wegen An- nahme von Bestellungen auf ihre Agenten zu verweisen.

Zur Feier des 2. September werden, wie im ver- gangenen Jahre, Mittags 1 Uhr, vom Thurme des hiesigen Rathhauses herab Choräle und vaterländishe Lieder geblasen werden. Es wird ferner auf Beshluß der Gemeindebehörden das Rathhaus fesilich geschmüdckt, sowie dessen Thurm bei ein- tretender Dunkelheit durch bengalishes Licht erleuchtet. Der Magistrat giebt \sich der Hoffnung hin, daß die Mitbürger Berlins zur würdigen Feier des Tages durh eine allgemeine Erleuchtung der Häuser am Abend beitragen werden.

Der General der Infanterie von Ollech, Direktor der Kriegs-Akademie, ist von seiner Urlaubsreise hierher zurückgekehrt ; ebenso der General-Major von Braun, Inspecteur der 1. In- genieur-Inspektion.

Der General-Major Balegno, Commandeur der Königlich Italienishen 10. Infanterie-Brigade und Flügel-Adju- tant Sr. Majestät des Königs von Italien, und der Lieutenant Gioppi vom Königlich Italienischen 8. Artillerie-Regiment sind eingetroffen, um den diesjährigen Herbstübungen beizuwohnen.

Stettin, 24. August. Die auf der Werft des Vulcan im Bau begriffene eiserne Glattdeckskorvette „Thusnelda wird, wie die „N. St. 3.“ meldet, am 12. September vom Stapel laufen. Der Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stosch, wird der Taufe des Schiffes beiwohnen.

Trebnig, 26. August. Die evangelishe Kirch- gemeinde feierte heut das Jubelfest ihres 350- jährigen Bestehens. Im Jahre 1523 nämlich hatte Karl 1., Herzog von Dels, einen reformatorisch gesinnten Prediger, Namens Gregorius Weidenbah, gesendet, der im Jahre 1525 den ersten evangelishen Gottesdienst in biefiger Kirche abhielt. Zur Feier des Jubeltags begab \ich ein Festzug von dem Rathhaus aus nah der Kirche. Voran das Musikcorps, welches den Choral: „Sei Lob und Ehr dem höhsten Gut“ anstimmte, ihm folgten die Knaben und Mädchen der Mittelshule, begleitet von ihren Lehrern, diesen der evangelishe Gesellenverein. Den Schluß des Zuges bildeten die Kreis- und Stadtbehörden, wie die gesammte Geistlichkeit des Kreises. In der festlih geschmückten Kirhe wurde nah Absin- gung des Liedes: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr“ die Li- turgie vom Pastor Päßold abgehalten und eine Jubel-Kantate von dem Kirchen - Sängerchor aufgeführt. Die Festpredigt hielt der Superintendent und Pastor prim. Stenger. Ein Jubel- geshenk erhielt die Kirche in dem mit Mosaifmalerei verzierten mittleren Fenfter des Presbyteriums. /

Kiel, 28. August. (Kieler Ztg.) Das Uebungs- M chwader, ie u aus den Panzerfregatten „König Wil- elm‘, „Kaiser“, „Kronprinz'“ und der Panzerkorvette „Hansa“, wird, nach Beendigung der bei Oxhöft abgehaltenen Schieß- übungen und Landungsversuche, am 10. September die Rhede von Zoppot verlassen und am 13. nächsten Monats in Kiel ein- treffen, von wo es, nachdem die Schiffe Kohlen eingenommen, sh zur Parade vor Sr, Majestät dem Kaiser nah Warne- münde begeben wird. Zur Ablösung der in den osftasiatischen Gewässern stationirten Korvette „Arcona“ i die Korvette „Vineta“ bestimmt, die am 1. k..M. von Danzig nah Kiel übergeführt werden wird. Die Brigg „Undine“ beabsih- tigte heute von Plymouth nah Kiel in See zu géhen.

30. August. (W, T. B.) Die Fregatte „Niobe“ ist von ihrer Uebungstour, die sie nah Norwegen und Schottland

unternommen hatte, hierher zurückgekehrt. Die Korvette „V ic- toria“ geht zur Ablösung der Korvette „Augusta“ demnächst nach Westindien ab, und die Korvette „Medusa“ begiebt si nach Madeira und von dort nach Santos.

Düsseldorf, 29. August. Nah Beendigung des in der katholishen und in der evangelishen Hauptkirche hierselb ftatt- gehabten Gottesdienstes beg.b sih heute Vormittag um 12 Uhr der Königliche Landtags-Kommissarius und Ober-Präsident der Rheinprovinz, Dr. von Bardeleben, nah der hiesigen sttäd- tischen Realschule, in deren Aula, da die bei dem Brande der Königlichen Kunst-Akademie zerstörten, für die ständishen Ver- sammlungen bestimmten Räumlichkeiten des nördlihen Schloß- flügels bisher noch niht wieder hergestellt waren, der Pro vin- zial-Landtag auch dieses Mal seine Sizungen zu halten beabsichtigt.

Vor dem Eingange des Gebäudes wurde der Königliche Kommissarius von einer Deputation der Provinzialstände empfangen und in den Sigzungssaal geleitet.

Nach dem Schlusse der Rede, mit welcher derselbe unter Ueberreihung des Allerhöchsten Propositionsdekretes vom 9. August d. Is. und des Allerhöchsten Landtagsabschiedes für die im Jahre 1874 ordentlich und in diesem Jahre außerordentli versammelt gewesenen Provinzialstände von demselben Tage im Namen Sr. Majestät des Kaisers und Königs den 24. Rheini- \chen Provinzial-Landtag für eröffnet erklärte, brachte der Landtags-Marschall, Fürft zu Wied, ein dreimaliges Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte.

Nach dem Allerhöhsten Propositions-Dekrete wird dieser Landtag hauptsählich die zur Ausführung des Dotationsgeseßes vom 8. Juli d. I. erforderlihen Beschlüsse zu fassen und die Angelegenheit wegen Vereinigung der Bezirksstraßenfonds zu einem Provinzialstraßenfonds und die Uebertragung der Ver- waltung des leßteren an den Provinzialverband und dessen Organe mit Rücksiht auf die durh den Erlaß des Dotations- geseßes veränderten Umstände einer erneuerten Berathung zu unterziehen haben.

Außerdem wird auch an Stelle des Regierungs-Präfidenten Grafen von Villers, welcher von dem 23. Rheinishen Provin- zial-Landtage zum Landesdirektor gewählt worden war, jedo die Wahl abgelehnt hatte, eine anderweitige Wahl vorzu- nehmen sein.

Die. Dauer des Provinzial-Landtages is auf drei Wochen bestimmt.

Coblenz, 28. August. (Cobl. Ztg.) Der Minister für die landwirth\chaftlihen Angelegenheiten, Dr. Friedentha1, traf gestern früh hier ein und nahm Abfteigequartier im Gasthofe „zum Riesen“. Derselbe empfing gestern daselbst den Regierungs- Präsidenten v. Wurmb aus Wiesbaden und seßte am Abend seine Reise rheinaufwärts fort.

Bayern. München, 30. August. (W. T. B.) Der General der Jnfanterie, Stephan, während des französischen Feldzuges Commandeur der ersten bayerishen Divifion, if gestern zu Schlehdorf am Kochelsee in Folge eines Herzleidens gestorben.

Sachsen. Dresden, 28. August. Se. Majestät "der König ist heute Nahmißag gegen 3 Uhr in Begleitung des General - Feldmarshalls und General - Inspecteurs der Ill, Armee-Inspektion Prinzen Friedrih Carl von Preußen, Königliche Hoheit, von Leipzig hier eingetroffen und hat \ch mit Höchstdemselben (pr. Bahn über Sedliß) nah Pillniz be- geben. Zur heutigen Königlichen Tafel in Pillnig ist au der hiesige Königlich preußishe Gesandte, Graf Solms-Sonnemwalde, mit einer Einladung beehrt worden. Aus Anlaß der An- wesenheit Ihrer Majestät der Königin - Mutter von Schweden fand gestern bei Ihrer Majestät der Königin Marie auf der Weinbergs-Villa Familientafel ftatt, an welcher auch Se. Königliche Hoheit der Herzog v. Coimbra Theil nahm. Heute Vormittag is die Königin-Mutter von Schweden nach Berlin abgereist.

Leipzig, 28. August. Se. Majestät der König traf gestern Abend 8 Uhr 30 Minuten in Begleitung Sr. König- lihen Hoheit des Prinzen Georg nebst Gefolge mit dem Cou- rierzuge von Dresden hier ein und wurde auf dem Perron von dem Stadtkommandanten, General-Lieutenant v. Montbé, dem Vertreter des in Urlaub abwesenden Kreishauptmanns, Ge- heimen Regierungs-Rath v. Wißleben, Vize - Bürgermeister Dr, Georgi, sowie Eisenbahn-Direktor Bankier Seyfferth ehrfur{chts- voll empfangen. Nachdem Se. Majestät der König kurze Zeit im Königszimmer verweilt hatte, begab sich Allerhöchstderselbe mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg und dem Gefolge in bereit gehaltenen Hof - Equipagen in das König- lihe Palais. - In dem Gefolge Sr. Majestät befanden fch General-Adjutant General-Lieutenant Krug- v. Nidda, Ober-Stallmeister Senfft von Pilsach, Flügeladjutant Major von Minckwit; im Gefolge Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Georg Adjutant Hauptmann v. Minckwiß und Hauptmann v. Schlieben vom Generalstabe. Zu dem Abends 9 Uhr im König- lihen Palais stattfindenden Souper hatten General-Lieutenant von Montbé, Geheimer Regierungs-Rath v. Wißleben und Vize- Bürgermeister Dr. Georgi befehligt zu werden die Ehre. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Carl von Preußen kam Abends kurz nah 11 Uhr nebst Gefolge auf der Berlin- Anhalter Bahn hier an und wurde auf dem Perron von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, der anwesenden

Generalität und \ämmtlihen Offizieren der Regimenter Nr. 106 und 107 ehrfurchtsvoll begrüßt und empfangen, Ihre Königlichen Hoheiten s\chritten dann die Front der auf dem - Vahnhofe aufgestellte Ehren - Compagnie

des 107. Regiments ab, während die auf dem rechten Flügel aufgestellte Regimentsmusik den Parademarsh spielte. Die beiden Prinzen fuhren darauf in einer Königlichen Hofequipage in das Königliche Palais. In dem Gefolge Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrih Carl befanden sich der persönlihe Ad- jutant Rittmeister von Borke, Oberst-Lieutenant von Geißler, Chef des Stabes der 111. Armee-Inspektion, Premier-Lieutenant von Witzleben, Adjutant der Ill. Armee-Inspektion, und der Kö- niglihe \ächsishe Major Müller von der Artillerie, kommandirt als Ordonnanzoffizier bei Sr. Königlichen g oveit dem Prinzen Friedrich Carl von ne, Heute Morgen 75 Uhr fuhr Se. Majestät zunächst in die katholishe Kirhe, um daselbst der Messe beizuwohnen. Kurz nach 84 Uhr begab fich der König mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrich Carl von Preußen und dem Prinzen Georg nebst Ge- folge zu Wagen nach dem Ekxerzirplage am Napoleon- stein, woselbst die Hohen Herrschaften den Brigadeübungen

der Regimenter Nr. 106 und 107 beiwohnten. Um 11 Uhr waren die Uebungen beendet, worauf ein Frühstück auf freiem Felde eingenommen wurde. Mittags 127 Uhr kehrten die Hohen Herrschaften nah der Stadt zurück und begaben sich sofort auf den Leipzig-Dresdener Bahnhof, von wo mittelst Extrazuges die Rückreise nah Schloß Pillniy angetreten wurde. Auch der Kriegs-Minifter, General der Kavallerie p. Fabrice, welcher den Uebungen der Brigade am Thonberg beigewohnt hatte, kehrte im Gefolge Sr. Majestät des Königs nah Dresdent zurü.

Württemberg. Stuttgart, 28. August. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre Kaiserlihe Hoheit die Herzogin Vera von Württemberg haben sich am 25. d. M. mittelst Extradampf\schifs von Friedrihshafen nach Rorshach und von da zu Wagen nah Seefeld begeben, um Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich von Württemberg, welhe gegenwärtig mit ihrem Sohne, dem Prinzen Wilhelm, Königliche Hoheit, dort verweilt, einen Besuch abzustatten. Auch Ihre Königlihe Hoheit die Landgräfin von Hessen mit ihren beiden jüngeren Söhnen, den Prinzen Alexander und Friedrih Carl, hatten fich von Schloß Horn zur Begrüßung Ihrer Majestäten in Seefeld eingefunden. Nach anderthalbfstündigem Aufenthalte sind die Allerhöchsten Herr-

haften nah Friedrihshafen zurückgekehrt. Am 26. Vor-

mittags is Se. Königliche Hoheit der Prinz von Oranien zum Besuche der Königlihen Familie in Friedrihshafen ein- getroffen und Abends wieder abgereist. Der von dem Ge- meinderath hiesiger Stadt niedergeseßte Festaus\chuß für die Feier des 2. September erläßt einen Aufruf an die Bürger, worin der Beschluß der bürgerlichen Kollegien mitgetheilt

wird, au in diesem Jahre den 2. September durch öffentliche

Feierlichkeiten auszuzeihnen. Das Programm umfaßt Folgendes: am Vorabend Gedächtnißfeier auf dem Friedhof, Beleuhtung der Höhen; am 2. September Vormittags Festgottesdienst und Schulfeier, Nachmittags gesellige Vereinigung von Alt und Iung auf dem Schütenfestplaße, Gesangsvorträge, Spiele und Turn- übungen der Jugend; Abends Bankett in der Liederhalle. Es wird die Bitte angeschlossen, die Häuser mit Flaggen zu chmücken und die werktägliche Arbeit nah Möglichkeit ruhen zu lassen. Der Festaus\{huß, dessen Vorstand Gemeinderath Haug is}, hat weitere Mitglieder kooptirt, worunter die Rektoren v. Schmid, Dr. v. Frish, Dillmann, Bücheler, Herrmann und die Abgeord- neten Elben und Wächter. Nr. 29 des „Regierungs-Blattes““, ausgegeben den 23. August, enthält die Vecfügung der Mi= nisterien des Innern und der Finanzen A., betr. die Volks- zählung am 1. Dezember 1875 und B. in Betreff der mit der Volkszählung am 1. Dezember 1875 zu verbindenden G e- werbe-Aufnahme.

Mecklenburg. Schwerin, 28. August. Die „Meckl. Anz * veröffentlihen folgendes Festprogramm für die Sedanfeier 1875: Am Mittwoch, den 1. September, 8—9 Uhr Abends: Läuten aller Glocken der Stadtkirhen. 8 Uhr: Feuer auf den Kaskaden des Schloßgartens und Abbrennen eines Holzstoßes. Rede und Gesang. Feuer auf den umliegen- den Höhen. Am Donnerstag, den 2. September: 64 Uhr: Res veille. 8—9 Uhr: Schulfeier. 9%- Uhr: Festgottesdienft im Dom, in der katholishen Kirche und in der Synagoge. 11—12 Uhr: Musik auf dem altstädtishen Markte. 3—4 Uhr: Ver- fammlung zu dem Festzuge auf dem Louisenplaze. 4 Uhr: Ab- marsh. Beim Vorüberziehen am Kriegerdenkmal Niederlegen von Lorbeerkränzen daselbs. Während des Festzuges Glocken- geläute und Kanonendöónner. Bei Auflösung desselben in der Reitbahn des Schloßgartens kurze Anrede mit einem Hoch. Volksfest im Schloßgarten und Abends JUumination desselben. 8 Uhr: Feuerwerk.

Anhalt. Dessau, 25. August. Die Feier des Sedantages hat der Gemeinderath in die Hand genommen und aus seiner Mitte eine Kommission erwählt, welche die speziellen Vorbereitungen zu einer würdigen Feierlichkeit treffen soll. Die nöthigen Mittel find aus der städtishen Kasse be- willigt worden. Im Allgemeinen will man die Feier in der- \elben Weise wie im vorigen Jahre begehen, so daß Vormittags ein Festgottesdienst, danah Gesang und Festrede auf dem Markte, Nachmittags Volksfest, namentlich auch eine Festlichkeit für die Schuljugend, ftattfindet. Die öffentlihen Gebäude und die Straßen der Stadt legen ihren Flaggenshmuck an. In ähnlicher Weise wird die Feier in den Städten Zerbst und Cöthen stattfinden; auch dort triff man \chon . die Vorbereitungen zu Aufzügen Uund- den sonstigen Festlihkeiten. Die Stadt Bernburg will mit der diesjährigen Sedanfeier noch die Ent- hüllung und Einweihung des in derselben für den Kreis Bern- burg errihteten Denkmals zu Ehren der im Kriege. gegen Frankreih gebliebenen Söhne begehen, und hat der dortige Kreis- verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger das Festprogramm für diese Enthüllungsfeier bereits bekannt ge- geben. Das Denkmal trägt 27 Namen der in den Bernburger Reserve: Lazarethen 1870 bis 1871 verstorbenen deutschen Krieger, 37 Namen der gebliebenen Krieger aus dem in Bernburg gar- nisonirenden 2. Bataillon des Anhaltishen Infanterie-Regiments Nr. 93 und endlich 22 Namen der aus dem Kreise Bernburg bei andern Truppentheilen gebliebenen Krieger.

Lübe, 27. August. Se. Königliche Hoheit der Groß- herzog von Mecklenburg-Shwerin traf gestern Abend halb 10 Uhr mit dem Bahnzuge von Büchen hier ein; der dem- selben zu Ehren angeordnete große Zapfenftreih unterblieb in Folge dieser späten Ankunsftszeit, Heute Morgen inspizirte der Großherzog als General-Inspektor das Schlußexerzitium des

2, Hanseatischen Infanterie - Regiments Nr. 76; er ward dabei begleitet vom Divisions - Commandeur General- Lieutenant von Schlotheim, vom Corps - Commandeur

General der Infanterie von Treskow und vom Brigade-Com- mandeur General-Major von Beckendorf, welche hon gestern früh hier eingetroffen waren und nebst ihren Generalstabschefs und Ädjutanten sämmtlih im Hotel „Stadt Hamburg“ Quar- tier bezogen hatten. Einer Einladung - des Offiziercorps des Regiments Folge gebend, wird der Großherzog nah beendigter Inspektion an einem im Offizierkasino der Kaserne veranstalte- ten Diner Theil nehmen. Die Abreise des Großherzogs, sowie n vorgedachten Generäle, erfolgt alsbald nach aufgehobener Tafel.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 26. August, Die Belagerungsübungen des diesseitigen Fuß-Artillerie-Regi- ments Nr. 15, des Badischen Fuß-Artillerie-Bataillons Nr. 14 und des Württembergishen Fuß-Artillerie-Bataillons Nr. 13 haben am 17. d. M. ihr Ende erreicht. |

Oesterreich-Ungarn. Wien, 28. August. Se. Kaiser- lihe und Königliche Hoheit der Erzherzog Karl L nA ist vorgestern von Gmunden in Wien angekommen und hat fi

En Abend in das Bruder Lager begeben. Erzherzog udwig Victor ist vorgestern Abends von Vöklabruck in Sal z- burg angekommen. Erzherzog Rainer is vorgestern von Olmüg nah Znaim zur Inspizirung der dortigen Landwehr abgereist. Einer Meldung des „Ellenör“ zufolge, sollen die Delegationen

am 21. September in Wien zusammentreten. Die Einberufung

derselben dürfte wohl erft nah erfolgtem Zusammentritte des ungarischen Reichstages erfolgen. In Agram hat vorgestern Abends eine kleine Demonstration zu Gunsten der Auf- ständischen in der Herzegowina stattgefunden. Eine Anzahl junger Leute, meist Studirende und Handlungsbeflissene, zog aus Anlaß der Interpellation zu Gunsten der Herzegowiner vor die Wohnung des Abgeordneter Dr. Makanec und sang dort einige slavische Lieder. Da sih jedoch der genannte Deputirte nit zeigte, zogen die jungen "Leute wieder ruhig ab.

Pest, 28. August. Unter den ersten Gesegentwürfen, welche dem nächster Tage zusammentretenden ungarischen Reichstage vorgelegt werden sollen, befinden sich dem , Lloyd“ zufolge eine Vorlage über die Regelung des Sani- tätswesens und der Entwurf eines ncuen Polizeigesezbuches. Die ersterwähnte Vorlage hat bereits den Miniqnrerrath pasfirt, leßtere befindet fich zur Begutachtung beim Minister des Innern. Dem „Ellenör“ zufolge gestaltet sich das Befinden Franz Deaks derart günstig, daß alle Hoffnung vorhanden ist, der greise Patriot werde sih an den bevorstehenden Verhandlungen des Reichstages betheiligen und daher sein Abgeordnetenmandat behalten können. / “iris

Agram, 28. August. (W. T. B.) In der heutigen Landtagssizung wurde der vom Ausschuß redigirte Entwurf einer Adresse behufs Beantwortung des Königlichen Reskrciptes vorgelegt. Derselbe enthält in acht verschiedenen Punkten ledig- li eine Paraphrase des leßteren, kommt sodann auf die hon früher beantragte Einverleibung Dalmatiens zurück und giebt der Besorgniß Ausdruck, daß die Thätigkeit des Landtags dur die traurigen Ereignisse in der Nachbarschaft und deren bereits fühlbare Folgen getrübt werden könne. Diese Besorgniß könne nur durch das Vertrauen auf die ritterlihe Großmuth des Kaisers und durh die Hoffnung gemildert werden, daß die Kaiserlihe Regierung mit fester Hand und unter dem Bei- star.de ihrer mächtigen Verbündeten die höchsten Interessen der Humanität wahren und unter Sicherung der nationalen Ent- wickelung der zur Verzweiflung getriebenen Nachbarn und Brüder den europäischen Frieden erhalten werde. Die Debatte über den Adreßentwurf wurde auf morgen anberaumt, Hiernächst beant- wortete der Banus die vom Abgeordneten Makanec einge- brahte Interpellation über die Unterstühung der Flüchtlinge und Verwundeten aus der Herzegowina dahin, daß diese An- gelegenhejt nicht zu seiner Kompetenz gehöre. Der Banus machte dabei zugleih der Opposition bemerklih, daß der Bestand des Landtags durch unbesonnene Anträge von ihrer Seite in Frage gestellt werde. Die Antwort des Banus wurde mit allen Stimmen gegen 3 Stimmen der ODppositionspartei zur Kenntniß genommen. |

830. August. (W. T. B.) Der Landtag hat den Entwurf einer Adresse mit einer Abänderüng des Schlußsatzes angenommen. Darin s\priht der Landtag seine Besorgnisse aus wegen der in der nächsten Nachbarschaft ausgebrochenen traurigen Ereignisse und deren Folgen, nahdem Kroatien bereits ein Asyl für Tausende geworden sei. Diese Besorgniß werde gemildert durch das lebhafte Vertrauen auf die ritterlihe Groß- muth des Kaisers und durch die {hon bisher gewonnene Ucber- zeugung, daß die gemeinsame Regierung mit fester Hand und mit Hülfe ihrer mächtigen Verbündeten die höchsten Interessen der Menschheit wahrt und bestrebt ift, nicht nur der Monarchie, sondern auch allen übrigen Kulturstaaten Europas beständigen Frieden zu sichern:

Scpweiz. Bern, 26. August. Das vom Großen Rathe des Kantons Genf auf Antrag des Deputirten Marziano ange- nommene Geseg, betreffend den äußeren Kultus, lautet vollständig:

„Art. 1, Jede Kultusfeier, Prozession oder religiöse Ceremonie, welcher Art sie sein mag, ist bei Strafe von 3 bis 15 Tagen Polizei- haft und Geldbuße von 10 bis 50 Fr. auf öffentlicher Straße unter- sagt. Art. 2. Der gleichen Strafe verfallen die Urheber und Theil- nehmer von Provokationen oder Unordnungen, welche durch eine Kultusfeier auf einem Privateigenthum veranlaßt worden sind. Art. 3. Das Tragen einer jeden geistlihen Tracht odcr der eines religiösen Ordens auf öffentliher Straße ist den länger als einen Monat im Kauton Genf sich: aufhaltenden Perfonen untersagt. *

Niederlande. Haag, 28. Auguft. (W. T. B.) In der heutigen Sihung des „lnstitut de droitinternational“ wurden die bei der Versammlung in Genf gemachien Vorschläge für die Errichtung eines internationalen Schiedsgerichts mit einigen Modifikationen zum Beschluß erhoben.

Frankreich. Paris, 27. August. Das „Journal officicl“ enthält folgende Note: „Der Kriegs-Minister er- hielt kürzlih von einer gewissen Anzahl von Reservisten der Kiasse von 1867 Gesuche, um von der nächsten Einberufung be- freit zu werden. Man glaubt, in dieser Hinsicht daran erinnern zu müssen, daß nah dem Wortlaut des ministeriellen Cirkulars vom 7. August außer den Ausnahmen, welche unten aufgeführt find, kein Reservist der Klasse von 1867 von der Verpflichtung befreit werden darf, welhe ihm das Rekrutirungsgeseß bei dieser Gelegenheit auferlegt, und daß der Minister entschlossen ist, alle auf persönliche Interessen begründete Gesuche zurückzuweisen, die an ihn gestellt werden, um si diesen Verpflichtungen zu entziehen. Bei keinerGelegenheit dürfen übrigens dieseGesuche andenKriegs-Minister direkt gerihtet werden. Es find allein von der Einberufung kraft des ministeriellen Cirkulars ausgenommen: 1) Die jungen Leute der Landarmee, welche kraft ihrer besonderen Lage in die Kategorie der Nichtverfügbaren gestellt sind. Es sind dies Re- servisten, welhe unter irgend einem Titel in den Eisenbahn- gesellschaften, der Telegraphen- und der Postverwaltung angestellt find; alle Beamten und Agenten der Marine und Kolonien, wie das in den militärischen Häfen und den Arsenalen und Anstalten der Marine angestellte Personal; eine gewisse Anzahl Beamter der Militäranstalten; die Angestellten in der Forst- und der Mauthverwaltung; die im Ausland wohnhaften Personen; die ehemaligen Schüler der polytehnishen und der Forstschule; die Carthäusermönche; die Trappisten und die Brüder des Saint

Jean de Dieu von Nancy, 2) Die Stügzen der Familie. 3) Die Z Corps - der

Polizeidiener der Stadt Paris ge- örenden Reservisten. 4) Die in Algerien wohnhaften Re- 5) Die Meser pen der von den Uebershwemmungen

servisten. es Südens, welhe von den Corps-

eimgesuhten Gemeinden

kommandanten bezeichnet worden sind, um zu Hause zu bleiben: Das amtlihe Blatt meldet die Ernennung des Abbé Car- mini, Generalvikars von Saint-Denis (Reunions-Insel), zum Bischof von Saint-Pierre und Fort-de-France (Mar- tinique) an Stelle Msgr. Fava's, der zum Bischof von Grenoble

befördert worden i. Der „Monde veröffentlicht ein päp|- lihes Breve, betreffend die Befugnisse der in der franzöfischen Armee eingeführten Feldgeistlihen. Danach sollen dieselben in Friedenszeiten unter der Autorität des Erzbischofs oder Bi- \{chofs ihres Garnisonsortes stehen, im Falle der Mobilmachung aber mit voller Selbständigkeit ausgestattet sein, ferner die Messe auch vor Tagesanbruch oder Nachmittags lesen, die Sakramente und sfelb| ohne Beichte, wenn nur die Herzenszerknirshung er- wiesen sei, auch vollen Ablaß, jedoch immer nur den Angehörigen der französishen Armee, ertheilen dürfen. {5 54

Spanten. Madrid, 28. August. (W. T. B.) Die offizielle Nahriht von der Einnahwe von Seo de Urgel ist nunmehr eingetroffen. General Martinez Campos hat die Kapitulation am 26. d. M., Abends 6 Uhr, unterzeihnet. Die carlistishe Garnison ist kriegsgefangen, doch find ihr die kriege- rishen Ehren zugestanden. Das Schloß von Seo de Urgel, \o wie sämmtliche Forts wurden am 26. Abends von den Regie- rungstruppen besezt; die Besezung der Citadelle fand gestern Morgen 7 Uhr statt. 4 f ay I

Nah über Perpignan, 29, August, Abends, einge- gangenen Nahrichten ift der Auszug der seitherigen carl en Garnison von Séo de Urgel, mit Lizarraga und dem BVishof von Urgel an der Spize, heute früh vor \ich gegangen; dieselbe defilirte vor den aufgestellten Regierungstruppen vorüber. Die Zahl der Gefangenen beträgt 800, darunter 100 Offiziere. Von Geschüßen wurden 2 Kruppshe Kanonen und etwa 20 Geschütze älterer Konstruktion vorgefunden, die in der Citadelle befindlichen Vorräthe an Proviant und Munition waren äußerst gering. Die Kapitulation der Garnison ift hauptsählih durch den Mangel an Wasser herbeigeführt worden.

Portugal. Die portugiesische Regierung i}, wie die „Gazzetta d'Italia“ meldet, mit dem heiligen Stuhl über eine neue kirchlihe Eintheilung des Landes übereingekom- men, durch welhe die Anzahl der Diözesen vermindert wird. In Folge dieser Uebereinkunft werden den Cortes in der näch- sten Session Geseßentwürfe über die Eintheilung der Pfarreien, über die Dotirung des Klerus u. \. w. vorgelegt werden.

Italien. Rom, 30. Augvst. (W. T. B.) Die En- quête-Kommission für Sicilien hat sfih nunmehr fkonsti- tuirt; zum Präsidenten wurde Borsani ernannt, zum Vizepräsi- denten Paternostro, zum Sekretär Decesare. Gutem Vernehmen nah wird sich der Prinz von Carignan zur Theilnahme an der hundertjährigen Geburtstagsfeier Michel Angelo's nah Flo- renz begeben. Wie die „Nazione“ aus Caprera meldet, hat sih der Gesundheitszustand Garibaldi's in Folge anstrengen- der Arbeiten bedeutend verschlimmert.

Mailand, 24. August. Heute wurden hier die Reste der bei der Vertheidigung der Stadt am 4. August 1848 Gefallenen von dem Kirhhofe von Porta Vittoria nah dem monumentalen Friedhof übergeführt; es waren im Ganzen 40 Leichen. Die Feierlichkeit war großartig: die ganze Garnison von Mailand, die Gesellshaften und Vereine, die Behörden und eine zahlreihe Volksmenge nahmen daran Theil. Die Bänder des Leichenwagens hielten der Kronprinz Humbert, der Präfekt, der Bürgermeister und der General Ravel. Die Straßen waren mit Trauerfahnen behangen.

Türkei. Konstantinopel, 28. August. (W. T. B.) Essad Pascha ist zum Minister für öffentlihe Ärbeiten ernannt worden. Der öôfterreihish-ungarishe Botschafter, Graf Zichy, hatte heute beim Sultan Audienz.

Das „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ meldet aus Wien, 29. August, daß die anderweitig aus Belgrad gebrachte Nachricht von der Konstituirung einer bosnischen National- regierung nach den vorliegenden Berichten bis jeßt der Be- gründung entbehre.

Wie \ih die „Agence Havas“ aus Konstantinopel vom 29. August melden läßt, hätte ein Haufen von 3009 bis 4000 Serben die bosnishe Grenze überschritten und lagerte bei Nowiz die Telegraphenlinien befänden \fich in ihrer Hand. Mehrere andere Haufen von Serben wären beinüht, in Bul- garien und im Balkan eine Erhebung zu Stande zu bringen.

Ueber Ragusa liegen folgende Nachrichten des N R O Dor:

28. August. Nah Berichten von insurgentenfreund- liher Seite ist der Ort Plana und das mit 4 Geschüßen ar- mirte Fort Goriansko von den Insurgenten genommen wor- den. Aus Plana sollen sich angeblih 150 Türken den Insur- genten angeschlossen haben.

29, August. Hier eingegangenen Nachrichten zufolge follen circa 1000 serbishe Freiwillige unter Zarco die Her- zegowinagrenze überschritten haben. Der türkishe Divisions- General Mehmed Uli Pascha, welher von Janina hier einge- troffen war, um sich zur Uebernahme des Kommandos der tür- kishen Truppen nah Serajewo zu begeben, soll telegraphisch zurückberufen worden sein,

Nach weiteren Mittheilungen, welhe jedoch noch der Be- stätigung bedürfen, hätten sich auch in Albanien aufständische Bewegungen gezeigt. 2000 Mann türkisher Truppen sind zur Entsezung Trebinjes abgesandt worden.

29, August, Abends. Der Präsident des Senats von Montenegro und ein Adjutant des Fürsten sind zu einer Konferenz mit dem russishen Geueralkonsul hier eingetroffen.

Kragujevatz, 28. August. (W. T. B.) DieSkupschtina ist bei ihrem Zusammentritt heute von den Ministern begrüßt worden und wählte einen Aus\{chuß zur Prüfung der Wahlen. Die feierlihe Eröffnung dürfte erft \päter stattfinden.

Nußland und Polen, St. Petersburg, 30. August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Alexander ist gestern Abend 7Uÿhr von hier nah Moskau abgereist. Die auswär- tigen Blättern zugegangene Nachricht von dem bevorstehenden Rück- tritte des General-Gouverneurs, Grafen Koßebue, in Warschau ist vollständig unbegründet. Die an jene Nachricht geknüpf- ten weiteren Mittheilungen find, wie von gut unterrihteter Seite verlautet, ohne jede thatsählihe Unterlage.

Asien. Shanghai, 28. August. (W. T. B.) Ueber den Zwischenfall mit dem englishen Gesandten Wade wird aus Peking gemeldet, der Vize-König Li-Hung-Hang habe Wade, der ihm einen offiziellen Besuch abstatten wollte, an der Thüre seines Palastes längere Zeit warten lassen, so, daß Wade si endli wieder entfecnt habe. Der Vize-König habe sih nah- träglih entshuldigt und glaube man, daß der Vorfall keinerlei weitere Verwickelungen zur Folge haben werde.

Afrika. Nach den leßten bis zum 24. Juli reichenden Be- richten aus der Kapstadt gestalten sich die Aussichten mehr und mehr günstig für das in der Note des britischen Kolonien-Ministers

- Turzhaarige', englische

Grafen Carnarvon angeregte Projekt, eine Konferenz von Delegirten der britischen Kolonien und der beiden unabhängigen Staaten Südafrikas behufs Vereinbarung über gemeinsame Interessen zu veranstalten und in solher Weise eine \füdafri- kanishe Konföderation anzubahnen. Jn der Kapkolonie neigte sih die öffentlihe Meinung immer entschiedener diesem Plane zu. Viel trugen dazu die bestimmten Versicherungen bei, welche der Gouverneur auf einer Rundreise ertheilte, daß die Reichsregierung keinerlei Einmishung in die Rechte der Kap- Din beabsihtige und deren Selbstverwaltung wesentli wünsche.

Die Nr. 68 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Post-Verw altung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen E August 1875: Annahme bz. Einziehung der Einzwölftel-Thalerstücke Braunschweig-Lüneburgischen A. Gepräges; vom 25. August 1875: Umrechnung von Geldbeträgen auf Postanweisungen nah dem Aus- lande; vom 24. A gust 1875: Umwandlung der Beträge auf Post- cinweisungen nah Niederland.

Statistische Nachrichten.

Die Ein- und Auswanderung in Preußen im Jahre 1874. Nach den nunmehr im Königlichen Tati A lion deten Aufstellungen über den Erwerb und Verlust der Reichs bezw. Staatsangehörigkeit in Preußen während des verflossenen Jahres, deren Veröffentlichung im II1. Vierteljahrshefte der Zeitschrift des genannten Bureaus erfolgen wird, zeigt fich auch im abgelaufenen Jahre eine namhafte Abnahme der Auswanderung, wie eine solche schon bezüglich des Jahres 1873 konstatirt werden konnte, während andererseits. die Einwanderung zugenommen hat. Die Auswanderer- zahl des Jahres 1873 war 48,757, d. h. um 18,103 fleiner, als im Jahre 1872; die des Jahres 1874 war um 20,985 geringer, als die des Jahres 1873; sie betrug nur 27,772. Das ist eine ganz erheb- liche Verminderung der Auswanderung. Freilich übersteigt diese au im Vorjahre noch die Einwanderung um 19,914 Köpfe, indem leßtere nur 7558 betrug (3190 mehr als im Vorjahre); das Jahr 1873 hatte indessen noch. den viel erheblicheren Uebershuß der Auswanderung über die Einwanderung von 44,089 Köpfen.

Die Staatsangehörigkeit haben erworben bezw. wiedererworben: durch Aufnahme- oder Naturalisationsurkunden 5682 Personen, nah den 8F. 4, 5 und 9 des Geseßes vom 1. Juni 1870 (Verheirathung, Legitimation, Anstellung im Staats- und Kommunaldienst u. s. w.) 829 Personen, durch Wiederverleihung der Staatsangel)örigkeit 1325 Personen, zusammen 7836 Personen.

Hierzu treten noch 22 Personen, die im Vorjahre als Ausgewan- derte gezählt wurden, aber im Lande geblieben find und die Entlas- sung8urkunden zurückgegeben haben. Die Staatsangehörigkeit haben verloren: mit Entlassungsurkunden 9036 Personen, nach §. 13 des Geseßes vom 1. Juni 1870 (Verheirathung nah dem Auslande, An- stellung in fremden Diensten u. \. w.) 1074 Personen, durch Auswan- derung ohne Erlaubnißurkunden 17,662 Personen, zusammen 27,772 Personen.

Aus den einzelnen Provinzen wanderten aus: Preußen 5392, Brandenburg 1036, Pommern 3157, Posen 2316, Schlesien 2238, Sachsen 833, Schleswig-Holstein 2764, Hannover 4646, Westfalen 991, Hessen-Naffau 1392, Rheinland 2910, Hohenzollern 97.

Die Zahl der Militärpflichtigen, gegen die nah dem Geseß vom 10. März 1856 bezw. nach §. 468 der Prozeßordnung vom 25. Juni 1867 ein gerichtliches Verfahren stattgefunden hat, betrug 9752. Dies find ' jedoh nur in der Minderheit solche Personen, die wirklich vor Ableistung der Militär-Dienstpflicht im militärpflichtigen Alter davon ge- gangen sind; die Mehrzahl besteht aus Reservisten und Landwehrmännern, die ohne Erlaubniß ausgewandert find, oder aus solchen Personen, deren Aufenthalt nicht ermittelt werden konnte, von denen aber nicht fest- steht, ob sie ausgewandert sind, oder endlih aus folchen Personen, die schon als Kinder gestorben oder mit ihren Eltern auêgewandert sind, ohne in den Stammrollen gelöscht zu sein.

Als Gründe für-die Auswanderung werden angegeben: Hoff- nung auf Gründung einer besseren Existenz; Nachfolge zu bereits ausgewanderten Anverwandten in Folge günstiger Nachrichten von den- selben; Entziehung von der Militärpflicht, vielfach jedoch nur rer- muthet; Furht vor Strafe wegen Verbrechen und Vergehen, Schulden und zerrüttete Vermöügensverhältnisse; Auélauds-Reisepässe, bei deren . Ablauf die Inhaber noch nicht zurückgekeßrt waren; Uuswanderungs- sucht und Verlockung durch Winkelagenten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der unter dem Protektorate Sr. Königlihen Hoheit des Großherzogs von Sachsen stehenden Deutschen Goethe- stiftung in Weimar war durch Beschluß vom 29. Juni d, I. der diesjährige Preis für deutsche Volksdichtung in mundartlicher Sprache bestimmt worden. Auf Grund der darüber eingeholten über- einstimmenden Gutachten der HH. Emanuel Geibel zu Lübeck, Pro- fessor Scherer zu Straßburg und Geh. Hofrath Shöll in Weimar wurde in der Versammlung der Stimmberehtigten vom 28. d, M., in welcher Se. Königliche Hoheit der Großherzog durch Hrn. Gehei» men Finanzrath Heerwart, der Goetheverein zu Weimar durch Hrn. Verlagsbuchhändler Böhlau vertreten war, beschlossen, den diesjähri- gen Ehrenpreis von dreitausend Mark Reichswährung dem Dichter Klaus Groth zu Kiel zu verleihen. Ferner einigte man sich da- hin, den nächsten im Jahre 1877 zu verleihenden Preis für die Land- \haftsmalerei zu bestimmen und die Feststellung der Bedingunzen der auszuschreibenden Konkurrenz, sowie die Wahl der Preisrichter dem Vorstande des Goethevereins in Weimar zu überlassen.

Das Haupt der afrikanischen Expedition, Dr. Güßfeldt, ist nach Berlin . zurückgekehrt, und fand unter seiner Zuziehung bereits am Mittwoch eine Vorstandssizung statt. Wie die „Nat.-Ztg.* mittheilt, hat man sich für Auf- hebung der Beoba Mun a6 don Chinchoro, welche erfreuliche wissenschaftlihe Resultate geliefert, im Interesse der Kostenersparniß ausgesprochen, Die daselbst weilenden Mitglieder dürften nah Abwickelung der {webenden Geschäfte und Heimsendung der gemietheten Neger unverzüglich zurückehren. Ueber die weitere Route an der Loango- Küste, jowie über die Bestimmung und Führer- {aft der Angola-Expedition, welcher bis jeßt der inzwischen shwer erkrankte Major v. Homeyer vorstand, wird die im September hier zusammentretende Delegirten-Versammlung beschließen,

Land- und Forftwirthschaft.

Ueber die in Baden-Baden vom 18. bis 20, September tattfindende Junternationale Hunde-Ausftellung, welche ehr interessant zu werden verheißt, gehen dem „Bade-Bl.“ folgende Mittheilungen zu: Nach den bis jeßt gemachten Anmeldungen, be- reits über 200, sind nachstehende Racen vertreten: 1) Vorstehhunde, langhaarige,! Uag gs, rauhhaarige; 2) Jagdhunde, Hirshhunde, Schweißhunde, Dachshunde (kurzhaarige und langhaarige); 3) Hof- hunde, Neufundländer, Bernhardiner, Leonberger, Hahrüden englische, dänische und Uimer Doggen, Mastifs und Bulldoggen; 4) Windhunde, große, kurzhaarige und langhaarige; 9) Windspiele, kleine, italienische, chinesishe (haarlose); 6) Luxushündchen, Wachtel- (King Charles), P.nscher (kurzhaarige), Affenpunscher (rauhhaarig), Möpfe (lange und Terriers, Griffon; 7) kleine Nußhunde, Spiße, Pudel, Rattenfänger; 8) Schäferhunde, lang- und kurzhagrige 2c. Von den Ländern, welche die Ausftellung beshicken, sind zu nennen: agen Sachsen, Hessen, Württemberg, Bayern, Baden, dieReichelande (Elsaß - Lothringen); vom Auslande: Oesterreich, Jtalien, Schweiz, und wie in Aussicht gestellt, wahrscheinlich auch England. Prinz zu Solms meldete in 12 Racen 26 Hunde an; die Brau Herzogin” von Hamilton giebt einen Ehrenpreis. Auch die Stadt Baden giebt einen Preis und ftellt, nahdem fih das in Aussicht genommene Lokal