1875 / 204 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Aug 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Friede troy der in neuester Zeit aufgetauchten Ereignisse auf- recht erhalten werden wird und Sie daher Ihrem [egislatori- \chen Berufe ungestört werden obliegen können. :

Agram, 30. August. (W. T. B.) In der heutigen Landtagssizung zeigte der zur nationalen Partei gehörende und durch den Antrag wegen Unterstüßung der Flüchtlinge und Verwundeten aus der Herzegowina bekannte Deputirte Macanec an, daß er sein Mandat niederlegen werde. Nachdem hiernächst noch die Wahl der Abgeordneten Kroatiens zu dem ungarischen Reichstage ‘vorgenommen worden war, wurde die Landtags- seffion ge\schlossen.

Sezweiz, Bern, 29. August. Der neue militärische Attaché der deutschen Gesandtschaft in Bern, Hauptmann MWaenker, is der „N. Zürch. Ztg.“ zufolge, am leßten Freitag von General Röder beim Bundesrath eingeführt worden.

Géofßbritannien und Jrlaud. London, 28. August. Aus Balmoral berichtet das Hofjournal: Heute (Donnerstag) am Jahrestage der Geburt des verstorbenen Prinzen-Ge- mahls frühstückten die Prinzessin von Wales, Prinz Leopold und die diensithuenden Kammerherren mit den Dienern und Pächtern der Güter Balmoral, Abergeldie und Birkhall. Die- selben versammelten sch heute früh um 114 Uhr am Obelisk und tranken auf das Andenken Sr. Königlichen Hoheit. Die Prinzessin von Wales und der Erbgroßherzog von Mectlenburg- Streliß speisten mit Ihrer Majestät. Sir Andrew Buchanan, der britishe Botschafter am Wiener Hofe, verließ gestern in Begleitung seiner Gemahlin London, um fich nah Spa zu begeben, wo er einige Tage zu verweilen gedenkt, ehe er nah Wien zur Wiederaufnahme seiner diplomatischen Funk- tionen zurückehrt. Señor Carlos Gutierrez, der Ges sandte von Honduras am Hofe von St. James, hat zwei weitere Briefe an Lord Derby gerichtet, in welchen er \ich wiederholt von dem auf ihn in dem Bericht des auswärtigen Anlehens- Aus\chusses geworfenen Verdacht zu reinigen sucht und sih darüber beschwert, daß diese Angelegenheit zum Gegenstand einer Interpellation im Hause der Gemeinen gemacht wurde. Der Minister für auswärtige Angelegenheiten begnügt sich wieder mit der einfahen Bestätigung des Empfanges dieser Zuschriften.

Frankreich. Paris, 30. August. (WV. T. B.) Der Herzog von Decazes ist heute früh hier eingetroffen. Der General Graf v. Montebello, ehemaliger Adjutant des Kaisers und vordem Gesandter Frankreihs in St. Peters- burg, is gestorben. L E

Laut „France* haben die Generalstabs-Offiziere, welhe mit der Revision der Karte von Frankreich beauftragt sind, ihre Arbeiten in den östlihen Departements - begonnen. Demselben Blatte zufolge wird gleih nah der Rü@Ækehr des Marschalls Mac Mahon eine Versammlung aller Corps-Kommandanten, die an den Herbstmanövern Theil nehmen werden, im Kriegs- Ministerium stattfinden.

Italien. Rom, 27. August. Durch ein in der „Ga- zetta uffiziale“ veröffentlihtes Dekret wird die Königliche Staats- regierung ermächtigt, der Deklaration Ausführung zu geben, welche am 5. Februar 1875 in Paris zwischen Italien, Belgien, Frankreich und der Schweiz abgeschlossen wurde, in Gemäßheit des Artikels 3 des Gesehes zur Münazkonvention vom 31.

—99, zugulr. (W. 2. W,) Wie die „Voce della verita“ mittheilt, werden in dem demnächst stattfindenden Konsistorium Antici Mattei, Sekretär des Konsistoriale und Patriarh von Konstantinopel, Pacca, Randi, Simeoni Vitelleshi und Brossays- Sa OMREE Erzbischof von Rennes, zu Kardinälen ernannt werden.

__ Florenz, 30. August. (W. T. B.) Der Prozeß gegen die 70 wegen Theilnahme an der großen republikanisch- internationalistishen Vershwörung hier verhafteten Personen ift nunmehr beendet. Das Schwurgeriht hat \sämmt- liche Angeklagte von der Anklage einer Verschwörung gegen den Staat freigesprochen, dagegen mehzere derselben wegen heimliher Aufbewahrung und Fabrikation von Waffen zu verschiedenen Gefängnißstrafen im Betrage von 2 bis 8 Monaten und einen Angeklagten wegen {weren Diebstahls zu einem Jahre Zwangs- arbeit verurtheilt.

Türkei. Konstantinopel, 30. August. (W. T. B.) Regierungsnachrihten zufolge is Selim Pascha von Klek aus mit 5 Bataillonen in Moftar eingetroffen, ohne auf Wider- stand Seitens der Insurgenten zu stoßen. raa Dem „Telegraphen - Korrespondenz - Bureau“ wird aus Ragusa vom 30. August als bestimmt gemeldet, daß es einer 1000 Mann ftarken, über Liubinje kommenden Abtheilung tür - tischer Truppen geftern Abend gelungen if, ohne einen Schuß abzugeben, in Trebinje einzurücken. Statt des bisher de- signirten französischen Delegirten für die Konsular-Kom- mission in der Herzegowina, General-Konsuls Devienne, is, wie die „Politishe Korrespondenz“ meldet, jeht der ehemalige fran- zösish? Vize-Konsul in Albanien, Dozon, zum Delegirten er- nannt worden.

Belgrad, 31. August. (W. T. B.) Die Ernennun gs- dekrete für die Mitglieder des neuen Ministeriums sollen, wie es heißt, heute Abend veröffentliht werden. Nah den- selben würde das neue Ministerium aus folgenden Persönlichkeiten gebildet werden: Steftscha Minister - Präsident und Minister für die öffentlihen Bauten, Gruic Minister des Innern, Ristic Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Radiwoi Miloikovic Justiz-Minister, Oberst Tihomir Nikolic Kriegs-Minister, Unter- Staatssekretär Jovanovic Finanz - Minister, Stojan Boskovic Kultus-Minister.

Nufßlaud und Polen. St. Petersburg, 28. August. Der General - Admiral Großfürst Konstantin Nikola- jewitsch wurde, nah dem „Od. B.“, am 27. August auf \ei- ner Rückreise aus dem Auslande in Odessa erwartet. Die gegenwärtige, gesonderte Handels olizei soll, nach einer Nachricht der „Mosk. Ztg.“, gemäß einem in Regierungs- \phären verhandelten Plane mit der allgemeinen Polizei verschmolzen werden, wobei indeß besondere polizei- lize Handels - Inspektoren ernannt werden follen. Ueber den Aufstand in Kokand sind vom General- Gouverneur von Turkestan, General-Adjutanten von Kauff- mann, vom 19. und 21. Augu| datirte telegraphishe Nac- richten eingetroffen, in denen . derselbe meldet, daß seine Be- mühungen zur friedlihen Beilegung der Kokandshen Frage er- folglos geblieben find. Die Kokanden find mit bedeutenden Streitkräften an mehreren Stellen, bei Telau, Chodshent 2c., in die rusfischen Besizungen eingedrungen, Von russisher Seite ift unverzüglih eine Truppenabtheilung unter dem Befehl des General-Lieutenants Golowatshew gegen den Feind ausgerüt.

Am 24. August wurde in Helsingfors eine Ausstellung von Gegenständen der häuslichen Indusirie eröffnet.

Moskau, 30. August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaifer Alexander is heute Morgen hier eingetroffen und nahm Mittags über die hier versammelten Truppen auf dem Chodynfelde große Revue ab.

Sechweden und Norwegen. Stockholm, 27. August. Die Mitglieder der Iuristenversammlung, welche von Sr. Majestät dem König gestern zu einem Souper auf Drottning- holm eingeladen waren, versammelten s{ch um 7 Uhr auf dem Ridderholm und segelten von da mit den von Sr. Majestät zur Verfügung gestellten Dampfschiffen „Nyköping“ und „Halls- viken [4 nah genanntem Schlosse ab. Auch hatten der Reichs- marschall, die hwedischen und norwegischen Staats-Minister und die \chwedishen und norwegischen Staatsräthe Einladungen zu dem Feste erhalten. Die Anzahl der Gäste betrug gegen 500. Nachdem dieselben in dem großen Saale, welcher mit Portraits der mit König Oskar 1. gleichzeitigen Regenten geziert ift, von dem ersten Hofmarshall Flach empfangen worden waren, traten Ihre Majestäten der König und die Königin, Se. Königlihe Hoheit der Kronprinz , Ihre Durchlaucht die Fürstin von Waldeck und die Prinzessinnen von Waldeck ein und begrüßten die Versammelten. Die Königlichen und Fürst- lichen Herrschaften unterhielten \ih über eine Stunde mit den Gásten, worauf das Souper eingenommen wurde, nah dessen Shluß die Dampfschiffe gegen 11 Uhr zur Hauptstadt zurück- kehrten, mit sich führend die Mitglieder der Juristenversamm- lung. Die Anzahl der Theilnehmer an der Juristenversamm- lung betrug: Schweden 392, Norweger 52, Dänen 200 und Finnländer 22, in Summa 666 Thei"nehmer, Se. Majestät der König reist heute Abend 71/2 Uhr mit Extrazug nah Norwegen ab. Se. Majestät hat unterm 12. d. Mts. die zwischen den Vereinigten Reihn und mehreren anderen Staaten am 20. Mai d. I. abgeshlossene Konvention, betreffend die Errichtung eines internationalen Bureaus für Maß und Gewicht in Paris, ratifizirt,

Amerika. Callao, 27. Juli. (A. A. C.) In Peru ift cine politishe Revolution ausgebrochen, an deren Spiße einige hervorragende Anhänger Pierola's stehen. Sie nahmen Isglay und Mollendo, wurden aber auf ihrem Marsche auf Arequipa aufs Haupt geschlagen und gzersprengt. Ihr Haupt- führer Bardoles Arevalo wurde verwundet gefangen genommen und starb im Gefängnisse. Die Mönche des Klosters in Are- quipa werden beschuldigt, an der Revolte thätigen Antheil genom- men zu haben. ie begruben Arevalo als einen Märtyrer. Die Diözese wurde in Folge dessen angegangen, das Kloster zu ließen. :

Valparaiso, 17. Iuli. (A. A. C.) Die Kandidatur von Vicuna Mac Kenna für die Präsidentschaft Chilis gewinnt angeblich an Boden. Dur das Nachgeben eines steinernen Pfeilers der Brücke über den Limache auf der ilenishen Central-Eisenbahn stürzte ein über dieselbe fahrender Pasfagier- und Güterzug in den Fluß hinab. Die Trümmer der Brücke und des Waggons entzündeten sich an dem Licht der zerbrohenen Lampen und verbrannten. Acht Personen fanden ihren Tod entweder durch Zerquetshung oder durch Feuer.

ura “qi l Vau. (W. T. B.) Auf St. Do-

eine revolutionäre Bewegung ausgebrohen. Die Haupt-

stadt und Porto Plata find der Regierung treu geblieben. Ge- neral Valmaseda hat zum Schuße der Interessen spanischer Unterthanen ein Kriegs\{chiff} nah St. Domingo gesandt.

1e de (Monatsübersiht pro Juli.) Die Vorbereitungen für die Herbstwahlen dauerten auch im Laufe des Juli fort und tagten die republikanishen Staatskonventionen von Wisconfin in Madison, von Jowa in Des Moines und von Minnesota in St. Paul, \owie die demokratishen von Minne- fsota, ebenfalls in St. Paul, und von Maryland in Baltimore. Die Platformen beider Parteien unterscheiden fich wenig von einander. Sowohl Republikaner wie Demokraten \prehen fih in demselben für successive Einlösung des Papiergeldes und Rück- kehr zur Baargeldzahlung, wie für Einführung eines Zolltarifs aus, der, nur auf Staatseinkünfte berehnet, möglihst wenig lästig und den Interessen der heimishen Industrie und Arbeit möglihft günstig sei, außerdem wurde von den westlihen Staa- ten von beiden Parteien. der Beschluß aufgestellt, daß den Staatslegislativen das Recht der Kontrole über Eisenbahn- und andere Gesellschaften zustehen solle, um auf diese Weise allen Uebergriffen leÿterer vorzubeugen. In der republikg- nischen Platform von Jowa wurde außerdem gegen weitere Landschenkungen an Eisenbahnen protestirt und die Reservirung sämmtlicher öffentliher Ländereien für Einwanderer verlangt; die Republikaner von Iowa wie von Wisconfin \sprachen \ich, den in anderen Staaten bereits gefaßten Be- \hlü}ssen gemäß, energish gegen jede Verbindung zwischen Staat und Kirche, und gegen jede Theilung der Schulfonds im Inter- esse der verschiedenen Bekenntnisse, sowie für die Aufrehterhal=- tung des Systems der öffentlihen Schulen aus. In Betreff der - Präsidentschaftsfrage wurde von allen Republikanern das Beispiel Washingtons, der eine dritte Nominirung ablehnte, wie {hon früher auf anderen republikanishen Staatskonventionen, für „geheiligt“, und das Abgehen davon für eine „gefährlihe Neuerung“ erklärt. Was übrigens die Kandidatur des Präfis denten Grant für einen dritten Amtstermin anbetrifft, \o ift die von dem früheren Senator für Wisconfin, Herrn Carpenter, einem der Führer der republikanischen Partei, gemachte Aeußerung nicht ohne Bedeutung, welche darauf hinausging, daß General Grant als Kandidat der republikanischen Partei für die nähste Präsi- dentenwahl auf der Basis eines die Wiederaufnahme der Baar- zahlungen befürwortenden Programms niht zu umgehen sein werde, und daß dies die Situation sei, auf welche der Präsident in seinem Schreiben an die republikanische Staatskonvention von Pennsylvanien als „Umstände, welhe nicht \o leiht eintreten möchten“ angespielt habe. Die von den Demokraten in Ohio ausgesprochenen Ansichten betreffs einer Vermehrung des Papier- geldes und des Fallenlassens der Wiederaufnahme der Baar- zahlungen hat, außer bei den Anhängern dieser Partei, nament- lih in Missouri, auch bei bisherigen entschiedenen Gegnern derselben Anklang gefunden, so unter anderen bei dem früheren republikani= hen Repräsentanten von Massachusetts, General Butler, und dém eisrigen Republikaner Kelley -aus Pennsylvanien, welcher leytere auf einer in Youngstown, Ohio, abgehaltenen Versammlung nachzuweisen bemüht war, daß niht nur die Geschichte der Ver- einigten Staaten, sondern die aller Länder die von den An- hängern der Cirkulation von Metallgeld aufgestellten Theorien widerlege. Dem Ausfalle der Herbstwahlen in Ohio, wo diese Frage zunächst zur Entscheidung kommt, wird von allen Par- teien mit besonderer Spannung entgegengesehen, und zwar um

fo mehr, als die Wahlen in Pennsylvanien, welche früher für die die allgemeine Stimmung des Landes am besten repräsen- tirenden angesehen wurden, in den November verlegt worden find, und D wo im Oktober gewählt wird, jeyt die Reihe der Wahlen in den bedeutenderen Staaten eröffnet und somit die frühere Stellung Pennsylvaniens eingenommen hat.

Der monatlihe Ausweis des Finanz-Ministers über den Stand der Bundesshuld \{chließt pro-Juli mit einer Verminde=- rung von 1,294,887,2g Dollars ab. Die gesammte Bundesshuld belief sich am 2. August, abzüglich des Baarbestandes im Shaÿ= amte der Vereinigten Staaten, sowie der zu Gunsten der ver- schiedenen Pacific- Eisenbahnen emittirten Obligationen, auf 2,127,393,838,96 Dollars. Der Bestand an baarem Gelde und Papiergeld betrug 137,529,670,46 Dollars. Nach Abzug des Goldes und der den Banken für hinterlegtes Staatspapiergeld ausgestellten Certifikate, belief sich der Bestand an Papiergeld auf 4,316,969,96 Dollars, 350,000 Dollars mehrals am 1. Juli. An Gold befanden fich am 2. August im Schaßamte 68,942,700,90 Dol- lars, von welcher Summe indessen 22,725,100 Dollars für ausge- ftellte Goldcertifikute, 26,813,441 Dollars für aufgelaufene Zin- sen und 10,200,000 Dollars für gekündigte, bis jeßt nicht ein= gelöste Obligationen in Abzug zu bringen sind, \o daß sich am genannten Tage die Summe des der Regierung zur Verfügung stehenden Goldes auf 9,204,259,20 Dollars, etwa 600,000 Dol- lars mehr als am 1. Iuli belief. An Staatspapiergeld waren am 2. August 374,824,985 Dollars, etwa eine Million weniger als am 1. Juli, an Papier-Kleingeld 41,145,393, ebenfalls etwa eine Million weniger als am 1. Juli in Umlauf. Für den Monat August hat der Finanz-Minister den Verkauf von fünf Millionen Dollars Gold angeordnet. :

Der Finanz-Minister hat am 14. Juli 10,000,000 Dollars und am 28. weitere 14,897,200 Dollars sechsprozentiger Obliga=-

tionen behufs Einlösung bez. Umwandlung in fünfprozentige -

eingerufen, deren Verzinsung am 14. bez. 28. Oktober erlischt. Damit sind nun sämmtlihe Fünf - Zwanziger Bons einbe- rufen worden, welche unter dem Geseßze vom 25. Februar 1862

emittirt worden find. Der Stand der von dem jeßzigen Kinanz - Minister Hrn. Bristow gemachten Kon- vertirungs - Operationen ist augenblicklih folgender: Am

3. Juni 1874 betrug der damals niht emittirte Rest der durŸ die Refundirungsgeseze vom 14. Juli 1870 und 20. Jas nuar 1871 autorifirten fünfprozentigen Anleihe 178,548,300 Dollars. Im Iuli 1874 wurde dieser Betrag durch Subskriptionen im Lande um 10,113,550 Dollars gemindert, seit dieser Zeit find an die Banquierhäuser in London, welche die Einführung der Anleihe bei den europäishen Börsen übernommen hatten, 75,000,000 Dollars abgeliefert worden und haben dieselben außerdem noch 44,897,200 Dollars übernommen, so daß augen- blicklich noch 48,537,550 Dollars in fünfprozentigen Obligationen disponibel find. Am 15. November erlischt der den betreffenden Bankhäusern gestellte Termin, bis zu welhem sie sich darüber zu erklären haben, ob sie noch diese Summe übernehmen wollen oder nicht. j

Nah den amtlichen Berichten betrng der Werth der Ge- \fammteinfuhr der Vereinigten Staaten während des am 30, Juni abgelaufenen Finanzjahres, einshließlih von 20 Millionen Dol- [ars in gemünztem Gelde und Barren, 533 Millionen Dollars in Gold, etwa 34 Millionen weniger als im Vorjahre. Der

r Gesammtausfuhr während der angegebenen Periode Werth der Gesammtausf Von ähr Drutionen Bollara in qge-

münztem Gelde und Barren, auf 513 Millionen Dollars in Gold, oder 73 Millionen weniger als in dem Finanz- jahr 1873 /74. Wird die Ausfuhr von Edelmetall, welche in dem eben abgelaufenen Finanzjahr 26 Millionen mehr betrug als im Vorjahre außer Acht gelassen, so hat die Ausfuhr von Produk- ten und Waaren gegen das Finanzjahr 1873/74 um etwa 100 Millionen abgenommen und der Werth der Einfuhr überstieg in dem Finanzjahr 1874/75 den der Ausfuhr um 132 Millionen.

Metallgeld wurde während des Finanzjahres 1874/75 in den drei WMünzftätten der Vereinigten Staaten (Philadelphia, San Francisco und Carfon City) im Gesammtbetrage von 45 Dollars ausgeprägt. Davon waren Goldmünzen 34 Millionen, Bonds-Dollars 6 Millionen, und anderes Silbergeld- 5 Millionen.

Da die Republik Venezuela die in einem im Jahre 1866 abgeshlofsenen Vertrage auf 1,252,310 Dollars normirten An- \sprühe von Einwohnern der Vereinigten Staaten bis jeßt noch niht gezahlt und niht einmal für hinreihende Deckung der auf- laufenden Zinsen Sorge getragen hat, so ift jet der Vertreter der Vereinigten Staaten angewiesen“ worden, auf prompte Zahlung dem Vertrage gemäß zu dringen, widrigenfalls die Regierung in Washington fich genöthigt sehen würde, den diplomatischen Verkehr mit der genannten Republik abzubrechen.

Die räuberishen Einfälle am Rio Grande dauern unge- achtet de” Verhaftung Cortina's, wenn auch in beshränkterem Maße, ¡zort. Zur Unterstüßung der Operationen des Gencrals Potter, welcher die am Rio Grande stationirten Truppen be- fehligt, ist der Kriegsdampfer „Plymouth“ in Brazos einge- troffen. Um den, Fluß besser kontrolliren zu können, führt der- selbe 2 Dampfbarkassen von je 1 Kanone und 30 Mann Be- fazung mit fi.

Offiziellen Berichten von der nach den Black Hills abge- sandten Expedition zufolge find etwa 30 Meilen von Harney's Peak reihe und günstige Goldkies - Bänke, sowie goldhaltige Quarzlager von „ungeheurer Ausdehnung“ entdeckt worden, deren Ausbeutung reihen Lohn versprehe. Eben so günstig lauten die Berichte in d Bieb der Beschaffenheit der dortigen Gegend für Ackerbau und Viehzucht. Es ist durch diese Berichte das Goldfieber, namentlich in den westlihen Staaten, neu be- lebt worden, und dürfte es für die Regierung sehr {hwierig werden, den erneuten Andrang von Auswanderern nah jener, den Indianern vertragsmäßig garantirten Gegend zu verhindern, um so mehr, als bereits dur O Ei Erkenntniß festgestellt worden ist, daß kein Geseß besteht, nah welhem ein derartiger, von Privatleuten und einzelnen Bürgern begangener Kontrakt- bruch als strafbare Handlung angesehen werden könne.

Aufsehen erregten die Vorgänge auf den Navigator-Inseln im Stillen Meere, wo der auf dem S ereaugn Staaten Kriegs- dampfer „Tuscarora“ daselbs eingetroffene Oberft A. B. Stein- berger, mit einem Schreiben des Präsidenten der Vereinigten Staaten versehen, den bisher in fortwährenden Fehden begriffenen Bewohnern jener Jnselu eine Gesämmtverfassung verliehen und als Wächter derselben das Amt als lebenslänglicher „Premier- Minister“ übernommen hat, nachdem der Kapitän der „Tusca- rora“ durch einen Erlaß die Vertreter der Samoa-Nation damit bekannt gemacht hatte, daß der Präsident der Bereinigten Staaten ihnen den Dberst A. B. Steinberger a, weil er sowie seine Regierung großes Vertrauen in denselben sege und wisse, daß er ihnen vei der M ihrer Regierung von großem Nugzen *ein könne, Da die fremden Bewohner der Samoa-

Inseln bereits gegen die Steinbergersche Organisation Protest

eingelegt haben, so wird die Sache jedenfalls in der nächsten Session des Kongresses zur Sprache gebraht werden.

Am 31. Juli starb auf einem Landgute bei Greenville, Tenn, der frühere Präsident der Vereinigten Staaten, Andrew Johnson, der im Jahre 1864 zum Vize-Präsidenten erwählt, nach der Ermordung des Präfidenten Lincoln, an En Stelle trat. In der lehten Zeit seiner Amtsperiode der Uebertretung seiner Befugnisse als Präsident angeklagt, von dem zum höchsten Gerichtshofe konstituirten Senate aber freigesprochen, lebte der- selbe nah Ablauf seines Amtstermins in seiner Heimath Knox- ville, bis er im vergangenen Jahre als Senator für Tenessee wieder in den Kongreß eintrat. Am 8. Juli ftarb in St. Louis, Missouri, der General Frances P. Blair, im Jahre 1868 der demokratishe Kandidat für die Vize-Präsidentshaft der Ver- einigten Staaten.

Im Monat Juni landeten im Hafen von New-York 13,218 Einwanderer, 7844 weniger als in dem entsprehenden Monate des Vorjahres, unter denen sich 2965 Deutsche, 1868 weniger als im Juni 1874, befanden. In dem ersten Semester des lau- fenden Jahres landeten in New-York im Ganzen 57,694 Ein- wanderer, darunter 15,842 Deutsche. In derselben Periode des Vorjahres belief fich die Zahl der Einwanderer auf 79,331, darunter 24,061 Deutsche. Die Einwanderung- hat mithin in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gegen die gleiche Periode des Vorjahres um 21,637, die deutsche speziell um 8219 Perfonen abgenommen.

Meriko. Die Lage des Landes hat fich nicht gebessert, in Handel und Verkehr i| eine vollständige Stagnation eingetreten, wozu namenilich die Besorgniß beigetragen hat, die im Staate Meochacan ausgebrochene Revolution, welche sich seitdem weiter über die Staaten Jalisco, Colima, Aguascalientes, Zacatecas, Guana- juto, San Luis Potosi, Merelos und Guerrero ausgebreitet hat, könne fich über das ganze Land ausdehnen. Verstärkt wurde diese Besorgniß auß noch durch das Gerücht, der veitrie- bene General Marques sei wieder zurückgekehrt, und werde den Oberbefehl über die Aufftändishen übernehmen. Wenn auh der Aufftand Anfangs den Charakter eines Religionskrieges hatte, so hat er denselben doch jezt gänzlich ver- loren, ebensowenig hatte die Politik in letzter Zeit mit dieser Revolution zu thun; die Aufftändishen führen vielmehr lediglich einen Krieg gegen das Eigenthum und überfallen und brand- \chagen in Banden von 100 bis 300 Mann die unbewacten Ortschaften. Die Regierung hat, um diesem Zustande ein Ende zu machen, dem General Escobedo den Oberbefehl über sämmt- liche disponiblen Truppen übertragen und beabsihtigt einen re- gulären Krieg gegen die Räuberbanden zu eröffnen. Der in Matamores verhaftete General Cortina is nach der Hauptstadt gebracht, ein weiteres Verfahren gegen denselben aber noch nit eingeleitet worden.

Central-Amerika. In San Miguel, der zweitgrößten Stadt der Republik Salvador fand Ende Juni cin Aufstand ftatt, zu dem ein Befehl der Regierung, welcher die Veröffent- lihung eines in regierungsfeindlihem Sinne abgefaßten Hirten- briefes untersagte, nahdem bereits vorher einzelne lokale Anord- nungen der Regierung Unzufriedenheit erregt hatten, Veran- lassung gab. Am 20. Juni hielt ein Geistliher, Namens Palazios, eine Predigt gegen die verfassungsmäßige Regierung, am Abende desselben Tages ftürmte der Pöbel das Gefängniß und überwältigte die schwahe Garnison, wobei die Generale Espinosa und Caftro getödtet wurden. Die Garnison von Amapulo und La Union, welhe lehtere. durch das Landen der Marinetruppen des im Hafen von La Union liegenden britishen Kriegs\chiffes „Fantome“ in den Stand geseßt wurde, gegen San Miguel zu marschiren , bemäh- tigte sih indessen der Stadt und wurde der Aufstand durch den Präsidenten Gonzalez bald vollständig unter- drückt. Mehrere Aufftändishe wurden erschossen und der Bischof von Santa Thecla nebst sieben Geistlihen auf den Dampfer „City of Panama“ gebracht und zu Corieta in Nicaragua ans Land geseßzt. Da die Regierung Kenntniß davon erhielt, daß au an anderen Orten derartige Aufstände vorbereitet werden, so wurden der Provisor Rodriguez, Bischof Carcamo und die Canonici Orellano und Vecchiti des Landes verwiesen.

Columbia. Die Differenzen zwiscben der Bundesregierung und dem Staate Panama find auf friedlißhe Weise gelöst wor- den, nahdem die Staatsregierung den General Camayo wieder in Freiheit geseßzt hatte. Don Publo Arosemena if zum Präsi- denten von Panama erwählt und als solcher proklamirt worden. Das Votum des Staates Panama- für den Präfidenten der Union is am 1. Juli offiziel als zu Gunsten des Dr. Nunez proklamirt worden. Behufs Herstellung einer Dampfschiffs- verbindung mit China wurde vom Kongreß eine Subvention von jährlich 160,000 Solus bewilligt. Zur Aufrehthaltung der Ordnung in dem am 18. Mai von einem furchtbaren Erdbeben betroffenen Staate Santander wurde dem Präsidenten Perez von dem Kongresse die Genchmigung zur Erhöhung der Stärke der Nationalgarde auf 3000 Mann ertheilt.

Durch eine Verfügung der Regierung von Venezuela vom 17. Juli ist das vor kurzer Zeit von Maracaibo nach der Festung San Carlos verlegte Zollamt für den Küstenhandel wieder nah Maracaibo zurückverlegt worden.

Peru. Nachdem die außerordentlihe Sizung des Kon- gresses am 16. Juni geschlossen worden war, wurde derselbe von dem Präsidenten sofort zu einer abermaligen außerordent- lihen Session auf den 21. desselben Monats einberufen. Es handelt sich dabei um die Bewilligung “der nöthigen Mittel“ für den Bau von Eisenbahnen, eine Steuer für Schulzwecke und die Deckung des sich auf 8,500,000 Soles belaufenden Defizits. Die für den erfteren Zweck geforderte Geldsubvention wurde genchmigt.

Von Seiten der Regierung wurde mit der Societé Generale von Paris und der Anglo-Peruanishen Bank ein Vertrag abgeschlossen, wonach diese beiden Häuser die Aus- zahlung der Zinsen und die Tilgung eines Theiles der aus- wärtigen Schuld Perus für das zweite Semester des laufenden Jahres übernehmen, und ihnen dafür das Reht eingeräumt wird, vom 1. Iuli an 300,000 Tonnen Guano auszuführen und ‘denselben vom 31. Oktober ab auf allen in dem Vertrage mit dem Hause Dreyfus genannten Märkten, mit Ausnahme derer in Amerika, Asien und Afrika zu denselben Bedingungen wie das leßtere Haus zu verkaufen. :

Chili. Die vierte Session des chilenischen Kongresses wurde am 1. Juni von deni Präsidenten Errazuriz in Santiago er- öffnet. In seiner Botschaft hob der Präsident zunächst den Fortschritt hervor, den die Republik auf allen Gebieten gemacht und rühmte die freundschaftlichen Beziehungen derselben zu den übrigen Nationen; er erwähnte ferner der glücklichen Lösung der Sti zwishen Peru und Chili, betreffs der Kriegskosten- rechnung aus dem Jahre 1866, des mit dem Deutschen Reiche abgeshlofsenen Poftvertrages und der erfreulichen Forl-

schritte, welhe der Bau von Eisenbahnen in Chili gemacht habe. In Betreff der finanziellen Lage des Landes bemerkte der Präsident, daß die Einnahmen

während des abgelaufenen Finanzjahres fich auf 15,500,000 Pesos, die Ausgaben dagegen auf 22,500,000 Pesos belaufen Es das Defizit von sieben Millionen sei durch die im Bau egriffenen Staatsbahnen veranlaßt worden. Der Werth der Einfuhr hätte sch in dem genannten Zeitraum um eine halbe Million, der der Ausfuhr von Produkten des Acker- und Berg- baus um 23 Millionen gesteigert. Das von dem leßten Kongresse ein- geführte Steuersystem habe nit das gehoffte Resultat ergeben, er habe deshalb an der früheren Besteuerung von Eigenthum fest- gehalten und empfehle die Einseßung einer besonderen Kommis- fion zur Erledigung dieses Gegenstandes. Der Präsident ver- \sprah am Schlusse der Botschaft, daß sich die Regierung jeder Einmischung in der bevorstehenden Präsidentenwahl enthalten und daß er, um einem alten Mißbrauche ein Ende zu machen, die Garde Civile während der Wahlzeit beurlauben werde. Der Kongreß hat den, von d.r geseßgebenden Versammlung in La Puz bereits angenommenen, Vertrag mit Bolivia eben- falls genehmigt. Nach demselben bildet der 24. Grad südlicher Breite die Grenze zwischen Chili und Bolivia vom stillen Meere ab bis zur Wasserscheide der Andes. Sollten Streitigkeiten in Betreff} der geographishen Lage von Caracoles oder anderer Minendistrikte entstehen, so \ollen dieselben zur Entscheidung dem Kaiser von Brasilien als Schiedsrichter vorgelegt werden. Alle zwishen dem 23. und 25. Grade südliher Breite aufgefundenen Guanolager sollen gleihmäßig zwishen Bolivia und Chili ge- theilt werden, Die Einfuhr von Produkten Boliviens nach Chili und umgekehrt \oll frei sein. Autofagasta und Mejillones werden zu Einfuhrhäfen erklärt. Die die chilenishen Interessen betreffenden Steuern sowohl auf Einfuhren von Chili nah Bo- livia als auf die Ausfuhr von Mineralien aus der leßtgenannten Zone dürfen niht erhöht werden.

Argentinien. Der Finanz-Minifter hat dem Kongr:sse das neue Budget vorgelcegtz dasselbe beläuft \sich auf 148 Millionen Milreis. Die von der Regierung ernannte, aus Kaufleuten und Bankiers bestehende Kommission, welche die Mittel zur Abhülfe der andauernden finanziellen Krisis erwägen soll, hat isre Sißungen begonnen. Die Differenz mit Chili betreffs des“ Besißzes von Patagonien if neuerdings wieder zur Sprache gekommen, da der chilenishe Gesandte in einer \charfen Note gegen eine von der argentinishen Regierung einer Dampfschiffahrts-Gesellshaft ertheilte Kon- zession zur Befahrung des Santa Cruz-Flusses protestirt hat. Die ganze Angelegenheit dürfte nunmehr, wie das bereits früher von Chili vorgeshlagen wurde, einem Schiedsgerichte zur Entscheidung vorgelegt werden.

Die eine Zeit lang herrschenden Befürhtungen in Betreff eines Krieges mit Brasilien, nachdem lezterer Staat die von Dr. Tejador, der von der argentinishen Regicrung in außerordentliher Mission nach Rio de Janeiro ge- sandt war, um die noch \{chwebenden Differenzen mit Brasilien und Paraguay über den Besiy von Villa Occi- dental und die Grenzlinie mit Paraguay zu lösen, gemachten Vorschläge zurückgewiesen hatte, und der mit dem Gesandten von Paraguay, ohne Vorwissen Brasiliens, abgeshlossene Ver- trag von der Regierung von Paraguay nit anerkannt worden war, sind jeßt friedliheren Hoffnungen gewichen, da die Re- gierung von Argentinien eine in gemäßigter und versöhnlicher Sprache abgefaßte Note nah Rio gesandt hat.

Uruguay. Das Ministerium Värêna hat seine Entlaffung genontmen, und hat der Präsident ein neues Kabinet gebildet, dessen Mitglieder folgende sind: Señor Narvaja, Minister des Innern; Señor André Camas, Finanz-Minister; Señor Busta- mente, Minister des Aeußeren, und Señor Laterna, Kriegs- Minister. Der Charakter des neuen Ministeriums wird als ein versöhnlicher bezeihnet. Die finanzielle Lage des Landes hat sich in keiner Weise gebessert, bei dem Papiergelde ist Zwangs- kurs mit rückwirkender Kraft eingeführt worden und das Agio auf Gold hat eine außerordentliche Höhe erreicht.

Afrika. Aus Malta wird der „A. A. C.“ vom 27. d. telegraphirt: Die Vereinigte Staaten-Korvette „Hart- ford verließ gestern Tripolis und kam heute Abend hier an, um den Kommodore zu befähigen, ein Telegramm nah Washing- ton zu \{icken. Der „Hartford“ sehte dann via Messina und Palermo seine Heimreise fort. Die- aus der Beleidigung des amerikanishen Konsuls in Tripolis und des Offiziers vom „Congreß“ entstandene Schwierigkeit wurde gestern end- gültig geregelt, da der Pascha in Gemäßheit von Befehlen der Pforte Abbitte leistete. Die Beschwerde des amerikanischen Konsuls entstand dadur, daß einige türkische Seeleute in seinen Garten traten, um sich ein Zündhölzchen zu holen. Der ameri- kanishe Konsul sollte mit seiner Familie Tripolis heute Abend an Bord des „Congreß“ auf der Fahrt nah Malta ver- lassen.

Statistische Nachrichten.

Ueber die Gesundheitsverhältnisse in der am 21. August beendeten Woche wird berichtet: Es starben von je 10,000 Einwohnern auf den Jahresdurhschnitt berehnet in Breslau 334, in Hamburg 254, in München 448, in Wien 235, in Peft 379, in Paris 225, in Brüssel 222, in Amsterdam 304, im Haag 283, in Rom 273, in Neapel 373, in Turin 232, in London 220 und in den 18 größeren Städten Englands je 242. In Berlin zeigt die Liste der Verstorbenen 6 Fälle von Masern, 8 von Scharlach, 21 von Diphterie, 39 von Typhus, 46 Erkrankungen der Athmungsorgane, von Diarrhoe und Brechdurhfälle der Kinder 260. Im Ganzen ift also der Gesundheitszustand in Berlin günstig zu nennen. Nur mahnt das häufigere Auftreten des Nevvenfiebers daran, eine besondere Sorgfalt auf die Auswahl und die Reinhaltung des Trinkwassers zu verwenden, .

Vom Kuratorium der städtischen Wasserwerke in

Berlin is ein ausführliher Bericht über die Resultate derselben im. zweiten Semester 1874 erstattet worden. Darnach wurden 8,732,360 Kubikmeter Wasser gefördert; 1,387,530 Kubikmeter mehr, als im ersten Halbjahr. Zur Rinnsteinspülung und anderen ôffent- lihen Zweckten wurden 1,002,000 Kubikmeter verbraucht, der Rest von 7,700,000 Meter kam auf 8666 Grundstücke, also etwa 900 Kabik- meter auf jedes Grundstück. Von Wassermessern waren 6474 Stück in Benußung. Die Soll-Einnahme für das gelieferte Wasser belief sich auf 420,000 Thlr. , wovon 194,000 Thlr. zur Verzinsung des Kaufgeldes verwendet werden mußte. Die Gesammtverzinsung des Anlagekapitals stellte sich s{chließlich auf 85 & jährlich heraus, davon wurden indeß fast 2 % für das Halbjahr, nämlich etwa 190,000 Thlr. ur Abschreibung verwendet, so daß die Verzinsung?- und Amorti- Ftionsstmme der Anleihe (jährlich 57 %) dur die Werke vollständig aufgebracht ‘wurde. Erweiternngsbauten wurden zwar im Fahre 1874 begonnen, sind indeß erst 1875 erheblich gefördert worden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der unlängst verstorbene Dr. H. Härtel in Leipzig hat l der dortigen Uniy Pte tl oth e? ein auch in typographischer

Hinsicht (weil eines der ersten mit b2weglihet Notentypen gedrucktes) interessantes Werk vermacht. Es sind die ersten von Goethe Ende 1767 und Frühjahr 1768 gedihteten und veröffentlihten, in Leipzig gedruckt erschienenen, von s-inem Studienfreund Bernhard Theodor Breitkopf in Musik geseßten Lieder, 20 an der Zahl, nah dem Manuskript Goethe's für Friederike Oeser. Das sehr seltene Heft ershien 1769 im Verlage von B. Chph. Breitkopf und Sohn in Leipzig. Das Titelblatt zeigt die Jahreszahl 1770.

Am 27. d. M. ift in dem basellandschaftlihen Kurort Læn genbruck Hr. Professor J. J. Stähelin aus Basel, 80 Jahre alt, gestorben. Er feierte am 10. September 1873 gemeinsam mit dein am 7. Juni vcrigen Jahres ihm vorangegangenen Prof. Hagen- bah sein 50jähriges Dozentenjubiläum an der Universität Basel. An der genannten Hocbschule lehrte der Verstorbene orientalische, namentlich hebräische und nächftverwandte Sprachen und Eregese des alten Testamentes. Er, wie Hagenbach, gehörten der Vermittelungs- theologie an.

Die neun Attheilungen und Unterabtheilungen des in Bristol tagenden Kongresses des britishen Vereins zur Förderung der Wissenschaft begannen am 26. d. M. ihre Arbeiten mit dzn Eröffnungsreden ihrer resp. Präsidenten. Mr. James Heywood, der Prâfident des statistishen Vereins, verlas eine G-\cichte des Wachsthums und Fortschritts von Bristol und seines Han- dels. Jn der biologishen Sektion hielt Mr. P. L. Sclater eine Vorlesung über den gegenwärtigen Stand unserer Kennut- niß der geographischen Zoologie. Andere Vorträge betrafen die Zuckz?rausfuhr, die Kohlenfrage und deu Widerstand des Wassers gegen die Bewegung von Schiffen. In seiner sehr lehrreihen Ab- handlung über die Kohlenfrage behauptete Professor Jevens, daß Sir W. Armstrongs Berechnungen bezüglich der Erschöpfung der Zufuhr verifizict worden seien, und er prophezeite, daß im Laufe menge Jahre eine andere Kohblenknappheit und Theuerung eintreten w .rde.,

_— Die soeben erschienene Nummer 1678 der Jllustrirten Zeitung enthält n. A. eine Abbiltung des Siegesdenkmals auf dem Marienberg bei Brandenburg (nach dem Entwurf des Baumeisters Hubert Stier) und zur Feier der Schlacht bei Sedan einen großen Holzschnitt, darstellend die Kapitulationsverbandlungen zu Donchery zwischen den Generalen v. Moltke und v. Wimpffen in der Nacht zum 2. September (Originalzeichnung von Prof. Georg Bleibtreu).

_— Bei Artaria und Comp. in Wien ist eine neue Karte des Kriegsschauplaßes in der Herzegowina, von Oberst Ritter v. Scheda, erschienen, welche dem Bedürfnisse des Tages entspricht und bei sehr billigem Preise (75 Kr.) sih durch deutlichen Druck und klare Ausführung empfiehlt.

__¿ Land- und Forsiwirthschaft.

Eíne Ausstellung von Blumen, Obst, Gemüsen, Garten- und landwirthschaftlichen Geräthichaften wird für die Tage des 25. kis 23. September in Leer veranstaltet, und schließt sih daran am 27. September eine von den landwirthschaft- lichen Vereinen Leer und Loga beschlossene Viehaus stellung.

__— Dem „Golos* wird geschrieben, daß in der Gegend von Kischinew in Nußland zwei Heuschreckenschwärme einge- fallen seien. Der erste kam aus der Moldau und übe. fiel etwa 100 Dessjatinen Mais. Jm Verlauf zweier Tage bemühte man sich ver- gebens, den Schwarm zu vertreiben. Als er endlich fortflog, sah man, daß er weit weniger Schaden angerichtet hatte, als man erwartete. Der Mais war wahrscheinlih zu reif und dadurch für die Kauwerk- zeuge der noch jungen Heuschrecke zu hart gewesen. Im Baudaschen Kreise sind jeßt neue bedeutende Schwärme aufgetreten.

Im russischen Gouvernement Wjatka verursachen Raubthiere einen schr fühlbaren Schaden. Das ftatistishe Co- mité hat konstatirt, daß im Jahre 1874 7000 StüX Großvyieh und 34,000 Stück Kleinvieh getödtet worden find, was etwa auf 150,000 Rbl. zu veranschlagen wäre. Dic Raubthiere treten sogar in Masse in der Nähe von Wohngebäuden auf. So schreibt z. B. die Sfsal- iykowshe Wolostverwaltang, daß die Wölfe heerdenweise von einem Dorf zum andern ziehen und das Vieh sogar am Tage und in Gegen - wart von Menschen zerreißen. Auch von andexen Seiten werden ähn- jiche Vorfälle gemeldet.

Gewerbe und Handel.

Die Stettiner Aktiengesellshaft „Union,“ Fabrik chemi- \{cher Produkte, vertheilt für das leßte Geschäftsjahr 24 Divi- dende, während für das vorangegangene Jahr ein vertheildarer Ge- winn nicht erzielt war. Der in 1874—7 erzielte Nettogewinn be- ziert fich auf 31,161 (4; zu Abschreibungen auf Grundstücke und Ge- bäude wurden 25%, auf innere Einrichtangen, Maschinen und Utensilien 7% mit zusammen 28,060 M und für Neparaturen 5895 M. verwendet. Dem Reservefonds wurden 3116 A gutgeschrieben, während 5371 M. auf neue Rechnung vorgetragen wurden. Die Beschlüsse der Generalversammlung, das Aktienkapital der Gesellschaft zu reduzircn, dem entsprechend den Geschäftsbetrieb des Magdeburger Etablissements aufzugeben, den Siß der Gesellschaft nah Stettin zu verlegen und die Magdeburger Fabrik möglichst zu verkaufen, find bis auf den Verkauf der Magdeburger Grundstücke durchgeführt.

Nachdem die Eintragung der Atktiengesellschaft Papier- fabrik Wolfswinkel in das Handelsregister zu Neustadt-Ebers- walde vor einiger Zeit erfolgt ist, hat das Geriht nunmehr auch den kaufmännischen Konkurs übec die Gesellshaft verhängt. Die Gesellschaft wurde im März 1872 gegründet durch Umwandlung dcr Karl Marggrafschen, am Finowkanal gelegeuen Papierfabrik in ein Affienunternehmen. Der UÜebernahmspreis wurde auf 375,000 Thlr. angegeben, wovon 19:',000 Thlr. stehen bleiben sollten; das Aktien- fapital war auf 350,000 Thlr. normirt. ,

Wien, 30. August. (W. T. B.) Der heutigen konstituirenden Versammlung der neuen, aus Sigls Neustädter Fabrik gebil- deten Aktiengesellshaft wohnten 23 Aktionäre mit 433 Stimmen bei. Der Vorsißende Hornbostl machte die Versammlung mit der erfolg- ten Konzessionsertheilung und der Genehmigung der Statuten bekannt und verlas sodann das Verzeichniß der bis jeßt erfolgten, sib auf 1,732,000 Fl. belaufenden Einlagen. Demnächst wurde der Vertrags» entwurf mit Sigl vorbehaltlich der endgültigen Ratifikation durch die fonstituirte Gesellschaft genehmigt und zur Bildung des Verwaltungs- rathes geschritten. Zu Mitgliedern des leßteren wurden Direktor Tußker (von der Kreditgesellshaft), Sigl, Friedau, Neufeld (vom Tarnißer Walzwerk) und Röstel (in Firma Chaudoir) gewählt; die Ernennung eines weiteren Mitgliedes bleibt der Regierung vor- behalten.

| New-York, 30. August. (W. T. B.) Der Schaßzsekretär Bristow hat für den Monat September den Verkauf von 4 Millionen Doll. Gold angeordnet, : :

Ueber die finanzielle Krisis in San Francisco wird der „Times“ unterm 27. d. M. aus Philadelphia gemeldet: Die Bank von Californien in San Francisco wurde am Donnerstag mit Zahlungsaufforderungen überlaufen. Nachdem dieselbe etwa 1,400,000 Doll. ausbezahlt hatte, war die Kasse erschöpft, so daß die Bank, da andere Institute keine Hülfe leisten wollten, gegen 3 Uhr die Zahlungen einstellen mußte. Das Direktorium Hat bekannt ge» macht, daß es augenblicklich, weil ohne Berichte vou den Agenten, niht im Stande sei, eine genaue R über die Lage der Bank zu geben, daß es aber so bald als mögli geschehèn solle. Präsident Ralston theilt unoffiziell mit, daß die Bank ohne Zroeifel allen ihren Verbindlichkeiten nahkommen, die Geschäfte aber niht wieder aufnehmen werde. Auch die National- Goldbank in San Francisco wurde am 26, mit Zahlungsaufforderungen bestürmt, konnte jedo allen Anforderungen entsprechen. Heute Morgen (27.) machte dieselbe aber bekaunt, da sie wegen in Folge der Panik eingetretenen Mangels an Baarvorrat vorläufig die Zahlungen einstellen müsse, dieselben aber, sohald Geld aufzutreiben sei, wieder aufnehmen werde, da das Vermêgen, 1,300,000 Dollars, mehr als die Schulden, betrüge.

Verkehrs:Anstalten. G

Sn der am 28. Angust stattgehabten außer2cdentlichen

Generalversammlung dex ortmund e Gronau «Euscheder