1875 / 208 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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Eintrittskarten von der Direktion der Freiburger Bahn ausge-

geben werden. Die Wagen für die an dem Empfang Theil=

nehmendey fahren vor am Rr.adbau des Freiburger Bahnhofes.

Die Kutscher gewärtigen dort Anweisung zur Abfahrt und wei-

teren Aufstellung. Die Wagen für die AUerhöhsten und

DERh Herrschaften und deren Gefolge find südlich vom Rund- au aufgestellt. ;

Der Plaz am F;reiburger Bahnhofe is auf der Seite des Bahnhofes von der Direktion der Freiburger Bahn durch Flag-

enstangen und Guirlanden, auf der Seite gegenüber von den

ädtischen Behöroen durch eine Dekoration der neu errichteten

Fontaine mit Topfgewächsen und ebenfalls durch Flaggenfstangen und Guirlanden ausges{chmüdckt. Die Straße vom Freiburger Bahnhofe längs des Schweidnitzerstadtgrabens bis zur Neuen Schweidnizerstraße hin ist Seitens der Stadt mit Flaggenstangen,

die Flaggen und Wappenschilder tragen, und mit Guirlanden dekorirt. Beim Uebergang der neuen Schweidnizerstraße über den Stadtgraben find statt der Ehrenpforte rechts und links

Balluftiraden, geziert mit der Kolofsalstatue der Silesia und der Vratislavia, errihtet. Vor den Statuen werden Springbrunnen

angebracht, welche fich in halbkreisförmige Becken ergießen.

Von da ab ist jene Straße längs des Gouvernements-Gebäudes um das Stadttheater herum, über den Exerzirplay bis zur Rampe des Königlihen Schlosses mit den von dem Grafen Ludwig von Schaffgotsch auf Warmbrunn zu dieser Aus- TFchmüdckung der Stadt Breslau geshenkten Mast- und Flaggen- bäumen geziert. Für den Abend des 9, September, von etwa 74 Uhr ab, wird eine allgemeine Jllumination der Stadt beab- fihtigt. Von Seiten der Stadt werden illuminirt werden mit bengalishen Flammen, mit Gas resp. bunten Ballons 2c., die öffentlihen Gebäude, insbesondere das Rathhaus, das Stadt-

aus, die Thürme der Elisabeth- und Magdalenenkirche, die öffentlihen Denkmäler inkl. des Kriegerdenkmals auf dem Kai- serin Augustaplaß, die neue Fontaine am Freiburger Bahnhof und die Liebichshöhe.

Sollte eine Rundfahrt der Allerhöchsten und Höchsten Herr- schaften behufs Besichtigung der Illumination stattfinden, so find für dieselbe in Ausficht genommen: die Shweidnigzerstraße bis zum Stadtgraben, den Schweidnißer Stadtgraben entlang bis zur Taschenfiraße, die alte Taschenstraße, die Ohlauerstiraße, die Bischofs- und Albrectsstraße, der Ring, die Schweidnißterstraße S6 j d Wallstraße und diese entlang bis zum Königlichen

oß.

Für die Festvorstellung im Stadttheater is nach- stehendes Programm beabsichtigt:

__ Beginn der Festvorstelung gegen 8 Uhr Abends. Vorfahrt für Se. Majestät den Kaiser und König, die Höchsten Herrschaf- len, deren Gefolge und für die niht mit bestimmten Plagbillets eingeladenen Ehrengäste der. Stadt, vor dem Mittelportal des Stadttheaters an der Schweidnigerstraße, für die mit Plaz- billets eingeladenen Ehrengäste der Stadt an den Seiten des Theaters rechts und links, je nah den ausgegebenen Billets. Se. Majestät der Kaiser und König und die Höchsten Herrschaf- ten werden im Mittelportal des Stadttheaters von der Frau Ober-Bürgermeister, der Frau Stadtverordneten-Borsteher, dem Ober-Bürgermeister, dem Bürgermeister, dem Stadtverordneten- Vorsteher und einer Deputation, bestehend aus Damén und Herren des Comités für die Festvorstellung, empfangen. Zum Empfange der übrigen Gäste und zur Anweisung der Pläße für dieselben werden in jeder Etage des Theaters Deputationen von Magistrats-Mitgliedern und Stadtverordneten resp. Magistrats- beamte bereit sein. Beim Eintritt Sr. Majestät des Kaisers in die Kaiserlihe Loge: Beginn der Festvorstellung.

1) Jubel-Duverture von C. M. v. Weber. 2) Erstes Bild: „Auszug der Freiwilligen im Jahre 1813.“ Chorgesang: „Was ift des Deutschen Vaterland ?“, die ersten Strophen. 3) Zweites Bild: „Germania.“ Chorgesang desselben Liedes, leßte Strophe. 4) Drittes Bild: „Des JIägers Traum.“ Chorgesang: Abend- lied von Mendels\fohn nah dessen Duett für zwei Sopranstimmen für Chor, arrangirt von Julius Schäffer. 5) Viertes Bild: „Paul Veronese zu Venedig.“ Chorgesang: Italienische Canzo- netta, komponirt von Julius Schäffer. 6) Drei Bilder, \ymbo- lish darstellend den Dank und die Freude der Bevölkerung Stwlesiens und Breslaus über die Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers, Orhestermusik zum ersten Bilde: „Allegretto aus der 8. Symphonie von Beethoven.“ Orchestermusik zum zweiten - Bilde: „Saß aus „Prometheus“ von Beethoven,“ Orchestermusik zum dritten Bilde: „aus dem Finale der C-moll-Symphonie von Beethoven.“ Pause. Aufführung eines Lustspiels durhch -die Kräfte des hiesigen Stadt- Theaters. .

__, In Gegenwart Ihrer Majestäte1. des Kaisers und Königs und der Kaiserin-Königin, sowie Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Carl und fast sämmtlicher Mitglieder des Großherzoglich \ähsishen Hauses hat, wie bereits telegraphisch gemeldet, am 3. September in Weimar die feier- Tihe Enthüllung des Denkmals für den HerzogCarl August stattgefunden. Se, E und Königiiche Hoheit Rer Kronprinz H as bis O Hoheit die Großherzogin von 1 en telegraphi rer Majestät ijeri Sreude über das ba N Fest aueh S M N

Das Telegramm des Kronprinzen lautet:

«Augsburg, 3. September 1875, 8 Uhr 15 Minuten. Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin. Weimar.

In Gedanken begleite ih Dich und alle Anwesenden bei der Jhönen Feier, tief bedauernd, nicht durch persönlihes Erscheinen meine Hochachtung auch dem edlen deutschen Fürften bekunden zu können dessen Urenkel zu sein, mich glüdcklic macht. /

Friedrich Wilhelm, Dai Ad L Kronprinz.“ as ramm der Großher - di N : ßherzogin von Baden hat folgen „Mainau, 3. September 1875, 7 Uhr 2 Minuten. Ihrer Majestät der Kaiserin.

Von Herzen betheilige ich mich an der beutigen Feier mit den großek Geschichts- und Familienerinnerungen Deines theuren Hauses, die Dich so sehr bewegen wird. Wie nah weeden die theuren Dahin- geschiedenen Dir heute sein, und wie fühle ich alles tief und dankbar mit Dir.

t Luise,“

e. Majestät der König von Bayern, Se. Majestät der Kaiser von Rußland, Se. Königliche Hoheit der Hrinz Seinrih der Niederlande und Se, Hoheit der Herzog von achfen-Alten-

| Jhre Majestät die Kaiserin-Königin brachte, geleitet von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog, Ihrem großen Ahnherrn einen prachtvollen Lorbeerkranz dar, welher nah der Enthüllung des Denkmals auf den Stufen desselben niedergelegt ward und auf dem Bande in \{öòner Vereinigung die Namen Carl August, Luise, Carl Friedrih, Maria Paulowna trägt. Se. Majestät der Kaiser und König gaben der Werth- \{chäßung, welche Allerhöchstdieselben für das Andenken Carl Augusts hegen, Ausdruck in dem Trinkspruch, welhen Se. Ma- jestät bei der am 3. September Nachmittags im Schlosse statt- gehabten Gallatafel ausbrahten. Derselbe lautete: „Wir feiern heute das Andenken eines Fürsten aus einer um ihr Land hochverdienten Dynastie, dem sein Volk heute eine {ne Hul- digung dargebracht hat. Es bedurfte niht des äußern Zeichens, um sein Andenken von ‘den Herzen in allen deutschen Gauen feiern zu lassen, Weihen wir seinem Andenken ein stilles Glas."

- Veber die Feier selbs entnehmen wir der „Weim. Ztg.“

Folgendes: Schon in den frühen WMorgenstunden herrshte am Freitag ge’häftige Bewegung. Vom Morgen an hatte

die Eisenbahn zahllose Fremde herbeigeführt, zu Wagen und Fuß war die Landbevölkerung herbeigeeilt; lange bevor die Stunde für die Ordnung des Zuges gekommen war, herrshte überall in den Straßen die freudigste Bewegung. Der Zug ordnete sich um 11 Uhr auf dem Marktplay in der vorgeschrie- benen Ordnung: Marschälle leiteten die einzelnen Abtheilungen desselben ein; an der Spize {ritt hinter dem Musikcorps und einer Abtheilung der Feuerwehr, welhe die Ordnung der Züge aufreht erhielt, der Gemeinderath der Stadt Weimar, dann der Bildhauer Donndorf, “das Comité, die Geistlichkeit aller Kon- fessionen, die zur Zeit Carl Augusts angestellten Beamten und Militärs, die aktiven Beamten, die Bürgerschaft der Stadt, die Vertreter der Universität in ihren Mänteln, die Studenten, voran die Burschenschaftsfahne von 1816, zahlreiche Deputationen u. \. w. In- zwischen hatten auf dem Festplaß selbft bereits Aufstellung genom- men das 1. Bataillon des 94. Infanterie-Regiments mit den 3 Fahnen des Regiments, ein sehr zahlreihes Offiziercorps aller Grade der Infanterie und Kavallerie, die Kriegervereine mit ihren Fahnen, die Schulen, während auf den Tribünen eine zahlreiche Damenwelt Plaß genommen hatte.

Als der Zug unter Glockenklang und Kanonendonner

um das Denkmal sich geshaart hatte, bot der Festplag, von der Hherrlihsten Sonne beleuchtet, ein farbenreiches, prachtvolles Bild. Nunmehr erschienen die Großherzog-

lihen Herrschaften mit Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, {hon vom Schlosse an von unaufhörlichen Hurrahrufen begleitet, die lawinenartig anschwollen, als der Kaiser, begleitet von dem Großherzog und den an- dern Fürstlichkeiten, die Front des Bataillons abschritten und Sich alsdann grüßend nah der andern Seite des Publi- kums neigten. Auch die Kaiserin wurde beim Betreten des Pavillons ftürmish begrüßt. In der ersten Sigzreihe des Pavil- lons hatten Plaß genommen Ihre Königliche Hoheit die Groß- herzogin, neben Ihr Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin, neben diefer Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl von Preußen, auf der anderéên Seite neben desGroßherzogin saßen Se. Königs- lihe Hoheit der Prinz Carl von Preußen und Ihre Königliche Res die Erbrgoßherzogin. In der zweiten Reihe waren Se.

öniglihe Hoheit der Erbgroßherzog, Ihre Hoheiten die Prinzen

Hermann, Gustavy-und Wilhelm zu Sachsen-Weimar-Eisenach, ferner zahlreihe Hofstaaten, die Staats-Minister, die Gesandten, die speziel aus Veranlafsung dieses Tages gesendeten Vertreter des Herzogs. von Sachsen-Gotha und des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar, der Landtagsvorstand.

Gesang leitete die Feierlihkeit ein. Nah demselben trat Herr Kreisgerichts - Direktor Fries vor und hielt die Festrede, welche das Walten und Wirken des Herzogs und seine hohe nationale Bedeutung in beredten Worten schilderte und mit einem Hoch auf das Großherzogliche Haus \chloß.

_Als unter dem lauten Enthusiasmus der Versammlung die Hülle fiel und das vollendete Kunstwerk sich den Blicken zeigte, umarmten. Se. Majestät der Kaiser Se. Königliche Hoheit den Großherzog wiederholt und küßten Ihn auf beide Wangen.

Es übergab nunmehr der Bezirksdirektor Bock, \cit Be- ftehen des Con’tés Vorsißender desselben, das Denkmal der Da unter Verlesung der Ürkunde an den Ober-Bürgermeister

apst.

__ Dieser erwiderte einige Worte des Dankes und versprach, die Stadt w-rde die herrlihe Gabe in treue Obhut nehmen und für alle Zeiten \{hüßend bewahren, worauf Hr. Ober-Pfarrer Dr. Hesse das Dank- und Weihegebet. \prach.

Ein von Liszt für die Festlichkeit komponirter Schlußgesang folgte, Nach demselben rief Se. Königliche Hoheit der Groß- herzog den¡Bildhauer Donndorf zu Sich, spra ihm Seinen Dank aus und ftellte ihn Jhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin vor, Allerhöhstwelhe in freundlihster Weise ihm dankten und ihn beglückwünschten zu dem Kunstwerke, das er geschaffen. _ Zu den Füßen des Denkmals legte Ihre Majestät die Kaiserin einen Lorbeerkranz, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl einen Strauß nieder. Bei einem Rundgang, welchen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften um das Denkmal auntraten, unterhiel- ten Sich Dieselben mit den anderen Rednern. Unter dem Iubel- ruf der Bevölkerung kehrten die Herrschaften in das Schloß zu- rück, während der Zug \ich auf den Markt zurückbegab- und sich dort auflöfte. Während zahlreihe von außerhalb gekommene Fremde, die am Morgen bereits s{ch nach der Fürstengruft begeben hatten, Nachmittags das Goethehaus in Folge der freundlihen Erlaub- niß der von Goethe’ shen Familie und das Schillerhaus auf- suchten, nahmen Andere von den Tribunen Besiß, um in Muße und ungeftört d,1s Denkmal betraten zu können. No Andere strômten dem Sdaßjlosse zu, dessen Hof von Schaulustigen gefüllt war, als um 4 Uhr die zur Galatafel geladenen Gäste sich dort einfanden, Im Woißen Saale des Schlosses war die Tafel ges rüstet, in deren Mitt Jhre Kaiserlihen Majestäten Plaß nahmen zwischen dem Großhe1zog und der Großherzogin. Neben dem Großherzog faßen die *Vrinzessin Carl von Preußen, der Erb- großherzog, Prinzessin VLarie, Prinz Gustav von Sahsen-Wei- mar, neben der Großherzogin Prinz Carl von Preußen, die Erbgroßherzogin, rinz Hexmann von Sachsen, die Prinzessin Elisabeth, Prinz Wilhelm vom Sachsen. Die Spigzen der Be- hörden, die Diplomaten und Generale, die Hofstaaten, der Land- tagsvorstand, Rektor und Dekane der Universität, die von außer- alb gekommenen Deputationen, Herr Donndorf und das Carl- ugust-Comité nahmen an weiteren vier Tafeln Plag.

Gegen Ende der Tafel erhoben Sih Se. Majestät der Kaiser und brachten den bereits oben im Wortlaut mitgetheilten

einer kurzen Pause Sih zu Sr. Königlihen Hoheit dem Groß- herzog wendend, Teerten Se. Majestät Jhr Glas auf das Wohl des Großherzogs, der Großherzogin und des Großherzoglichen Hauses. Se. Königliche Hoheit erwiderte alsbald in dankenden Worten den Trinkspruch und brachte das Wohl Ihrer Kaiser« lihen Majestäten aus. ;

Abends folgte in dem glänzend erleuhteten und festlih geschmüdckten Hoftheater die Aufführung des von Herrn von Putliz gedichteten Festspiels. Bei dem Eintritt der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in die große Mittelloge erhob sich das Publikum zu ehrfurchtsvollem Grusse. Nach ciner von Herrn Kapellmeister Müller-Hartung komponirten - Ouvertüre hob ih der Vorhang und ließ die Ufer der Ilm in Tiefurt erblicken. Dort, wo eben Goethe's „Fischerin“ aufgeführt, bereiten Oberon und Titania mit ihren Elfen heitere Spiele, als zur Stätte der unlängst geendeten Aufführung zurückkehrend, Corona Schröter sie verseucht; sie giebt im Monolog, dann im Zwiegespräh mit Einsiedel der tiefen Glücksempfindung einen \chön. beredten Ausdruck, in welche sie das Zusammenwirken der großen und edlen Geister, die sh unter Carl August in Weimar zusammen- gefunden, die frohe Ahnung der segensreichen Saat, die hier für Deutschlands geistiges Leben gestreut wird, verseßt. Allein ge- lassen, {lummert fie ein; aber Traumbilder, die Oberons Zauberstab heraufwinkt, zeigen die chöne Erfüllung ihrer Hoff- nung. Der Genius Schillers führt in prächtigen Gruppen die Gestalten der E Dichtungen vorüber, die sihch um das Doppelstandbild der Dichter gruppiren.

Der Vertreterin der idealen Bestrebungen auf dem Gebiete der Kunst folgen im heiteren Lustspielton gehaltene Persönlich- keiten aus den breiten Schichten des Volkes, welche der miß- muthigen und fkleinlihen Anfeindung der genialen Art des jungen Herzogs gegenüber zeigen, wie kräftig derselbe bemüht sei, das Wohl des Landes nah allen Richtungen hin zu fördern. Wie dieHoffnungen seiner Zeit glücklih zur Erfüllung gereift sind, zeigt der Dichter am Schluß. Am Fuße der Wartburg sammeln sih die Schaaren, welche zum Enthüllungsfeste des Fürstenstandbildes nah Weimar ziehen und dankbar die große Vergangen- heit preisen, die unter dem segensreichen Walten des Großherzoglihen Hauses zur \{chönen Gegenwart gewor- den, in der mit Weimar das neue Deutschland dem Andenken Carl Augusts seine Huldigung darbringt. Mit stürmischen Rufen ftimmte das Publikum in die dem Großherzoglihen Hause und den Kaiserlichen Majestäten, welhe Sich dankend in der Loge ver- neigten, vom Dichter dargebrachten Ovationen ein, und als über dem leßten Bilde, die Reiterstatue Carl Augusts darstellend, unter den Tönen des „Heil dir im Siegerkranz“ der Vorhang gefallen, stimmten die Anwesenden, sich zu den Fürstlihen Herrschaften wendend, in die Nationalhymne ein.

Inzwischen hatte die Illumination in der Stadt ihren An- fang genommen, und als die Allerhöchsten und Höchsten Herr- \hasten das Theater verließen, ftrahlten die Straßen im \{chön- ften Lichterglanze. Einen prächtigen Anblick bot der Festplaß; die Statue des Fürsten und ebenso die der Dichter wurden durch Gasfterne und bengalishe Flammen erleuchtet, während der Plaz s\elb| dur zahllose Flammen in ein Lihtmeer verwandelt war. Auf die schattigen Laubmassen des Parks fielen die rothen Lichter der Pehpfannen, welche vor dem Römischen Hause und dem Borkenhäuschen aufgestellt waren.

_So ging der fesilihe Tag zu Ende, wie einen gleichen Weimar wohl kaum bisher gesehen. Der Gesammteindruck des Feftes war ein durhaus harmonisher; der Verlauf desselben in jeder Beziehung wohl gelungen und die Feier eines natio- nalen Gedenktages, wie sie inhaltreiher niht gedaht werden kann.

Der Tag von Sedan ist|st nah den heute vorliegen- den Berichten weiterhin gefeiert worden im Königreich Preußen in der Provinz Preußen: in Königsberg, Gumbinnen, Dan- zig und Braunsberg; in der Provinz Pommern: in Stettin und Greifswald; in Posen: in Posen, Bromberg, Bentschen, Buk, Lekno, Milostowo, Neustadt b. P., Pinne, Punit, Reisen, Wollstein, Rawitsh, Schwerin a. W., Gniewkowo, Schneide- müßl und Deutsh-Crone; in Schlesien: in Breslau, Lieg- niß, Oppeln, Namslau, Trebniy, Ohlau, Oels, Striegau, Frei- burg, Waldenburg, Schweidniß, Frankenstein, Reichenau, Habel- \{chwerdt ; Lauban, Grünberg, Sagan, Bunzlau, Haynau, Gr.-Tinz (Kreis Liegniß), Goldberg, Greiffenberg, Jauer, Hirschberg; Krappiß, Neustadt O.-S,, Leobschüß, Creuzburg und Beuthen D.-S,; in Sachsen: in Magdeburg, Erfurt, Burg, Buckau, Schönebeck, Aschersleben, Nordhausen und Langensalza; in Shleswig-Hol- stein: in Schleswig, Kiel,Flensburg, Husum, Itzehoe und Segeberg, in Hannover in Hannover, Lüneburg, Celle, Goslar, Leer, Emden, Zeven, Wittum, Hildesheim, Osnabrück, Melle, Verden, Göttingen, Uslar, Elze, Alfeld, Geestemünde; in We st- falen: in Bohum und Hamm; in der Rhein- provinz in Cöln und Weßtlar; in Hessen-Nassau in Wies- baden, Bieberih, Diez, Usingen, St. Goarshausen, Camberg, Soden, Ems, Rüdesheim, Nafsau- und Dillenburg; in Lauenburg und Raßzeburg; ferner im Königreich Bayern: in München, Augsburg, Nürnberg, Würzburg, Bayreuth, Bam- berg, Ansbach, Fürth und Speyer; in Sachsen: in Leipzig, Chemnigz, Leisnig, Freiberg, Zittau, Zwickau, Plauen; in Württemberg: in Dizingen, Ellwangen, Eßlin- gen, Freudenstadt, Gaildorf, Hildrizhausen, Mezingen, Nürtin- gen, Rottenburg, Tübingen, Ulm, Urach, Biberah, Calw, Heilbronn, Herrenberg und Winnenden; im Großherzogthum Baden: in Karlsruhe, Pforzheim, Heidelberg, Freiburg, Mann- heim, Schwegingen, Kehl, “im Gutachthal und in Dürrheim; in Hessen in Darmstadt, auf dem Scießplay bei Griesheim, in Mainz, Ginsheim, Sprendlingen, Schlih, Groß-Umstadt; in Mecklenburg: in Ludwigslust, Wismar, Rostock, Parchim, Laage, Rehna, Neubrandenburg; in Oldenburg: in Olden- burg, Eutin; eñdlich in Coburg, Gotha, Sondershausen, . fowie in den freien Städten Hamburg, Bremen, Lübeck u. a. O.

Die Reihstags-Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerihtsverfassungs-Gesezes, einer Strafprozeß-Ordnung und einer Civilprozeß- Ordnung nebst Einführungsgeseßen begann in ihrer Sizung vom 3. September mit der Berathung des von der Verkündigung der Urtheile handelnden §. 226. Eine längere Debatte entstand insbesondere darüber, ob bei Verkündigung des Urtheils stets eine Verlesung nit blos der Urtheilsformel, sondern au der Urtheilsgründe stattfinden, oder ob eine mündlihe Erörterung

der Urtheilsgründe genügen solle. Schließlich fand ein Antrag des Abg. Eysoldt Acinabiné; daß die Verkündigung des Urtheils spätestens 4 Tage nach Schluß der Sizung zu erfolgen habe. Die E 227 und 228 wurden unverändert genehmigt. Leb- haften Widerspruch fand die Bestimmung des §. 229, daß, wenn sich nach dem Ergebnisse der Verhandlung die That des An- getlagten als eine solche darstellt, welche die Zuständigkeit des

burg hatten telegraphisch Sr. Kdni c herzog Ihre Glüdwünsee au E Hoheit dem Groß |

Trinkspruch zu Ehren des Herzogs Carl August aus, Nach |

Gerichts überschreitet, leßteres die Sache in bindender Weise an

das zuständige Gericht zu verweisen habe, da hierin eine gänzliche Abweichung von allgemeinen Rechtsgrundsäßen liege, und es mög- lih sein würde, daß ein Amtsgericht einen Fall vor das Shwur- geriht verweise und dieses den‘elben ohne vorgängige Vorunter- suchung aburtheile, und wurden in Folge dessen der betreffende Passus des Abs. 1 und die Absäze 2 und 3 gestrihen. Die

8. 230 und 231 wurden niht geändert, §. 232 mit einigen auf die Protokollirung bezüglihen Zusäßen und §. 233 wit Ausnahme der Bestimmung , daß es beim Urtheile der Unter- \{rift der Schöffen niht bedürfe, sowie mit einem Zusaße Juristish-tehnisher Natur ‘angenommen. Shließlih entstand noch éine lebhafte Erörterung über den gestern ausgeseßten §. 221, welcher von dem Verhältniß der Civil- zu dem Strafurtheile handelt. Ein Antrag, das freie Ermessen des Strafrichters wenigstens dann zu beschränken, wenn vor Aburtheilung der That eine Entscheidung des zunächst zuständigen Civilgerichts erganzen ift, oder wenn der Tha:bestand der strafbaren Handlung durch die Gültigkeit einer Ehe bedingt und ein auf Anfechtung der lehteren gerichtetes Verfahren bei dem bürgerlihen Richter bereits an- hängig ist, fand jedoch ni:1.t4 den Beifall der Mehrheit, welche vielmehr in Uebereinstimmung mit dem Entwurf glaubte, auhch in diescn Fällen über das bürgerlihe Rechtsverhältniß, von dessen Beurtheilung die Strafbarkeit einer Handlung abhängt, das Strafgeriht nach den für das Verfahren und den Beweis in Strafsachen geltenden Vorschriften entscheiden lassen zu sollen. Dagegen wurde ein vow Abg. Strukmann beantragter Zusaß angenommen, wonach dem Strafgericht für den Fall der einft= weiligen Ausfehung der Untersuhung das Recht zustehen solle, einem der Betheiligten zur Erhebung der Civilklage eine Frist zu sehen. Hiermit war der von der Hauptverhandlung im Alls gemeinen handelnde sechste Abschnitt beendet.

In den deutshen Münzstätten find bis zum 21. August 1875 geprägt: an Goldmünzen: 892,555,920 M Doppelkronen , 265,330,450 / Kronen; an Silbermünzen : 22,932,975 6 95 - Markftücke, 84,289,558 # 1 - Markftüe, 17,428,880 / 40 S § 20-Pfennigstüke; an Nickelmünzen : 9,033,214 A 10 S 10- PRfennigstüdte, 4,561,824 M 10 S 5 - Pfennigstülke; an Kupfermünzen: 3,615,375 #4 56 H 2 - Pfennigftücke; 1,832,864 /6 74 H 1-Pfennigstüke. Gesammt- ausprägung: an Goldmünzen: 1,157,886,370 M; an Silber- münzen: 124,251,413 A 40 H§; an Nickelmünzen: 13,595,038 H 20 §z; an Kupfermünzen: 5,448,240 6 30 „9.

Die neueste Nummer des „Centralblattes für das Deutsche Reich“ veröffentliht die auf Grund der 88. 1 und 2 der Strandungsordnung vom 17. Mai 1874 (Reihs-Gesegzblatt Seite 73) in den Bundess\eestaaten fungirenden Strandämter, die denselben untergeordneten Strandvögte und die den Strandämtern vorgeseßten Aufsihtsbehörden.

Der Finanz-Minister hat mittelst Cirkularver-

fügung vom 30. August d. I. die Königlichen Regierungen beauftragt, sämmtlihe Kassen ihres Ressorts anzuweisen, die unter ihren Beständen befindlihen, sowie die bei ihnen ferner eingehenden 1-Silbergroschen- und F-Silbergroschen- ftücke deutshen Gepräges niht wieder zu veräusgaben, sondern in möglihst abgerundeten Beträgen, kafsenmäßig ver- packt und bezeihnet, mit thunlihster Beschleunigung an die zu- E gelegene Kaiserlihe Postkasse gegen Ersay abliefern u lassen. s Der Ersaÿ wird den Königlichen Kassen, wenn nicht in baarem Gelde, durch Anerkenntnisse der Postkasse gewährt werden; Leßtere sind thunlihfst ohne Verzug in dem geordneten Abrehnungsverkehr von den Spezialkassen bei der Regierungs- Hauptkasse und von dieser bei der Reichs-Hauptkasse zur Ver- werthung zu bringen und find in dieser Beziehung sämmtliche Kassen des Ressorts des Finanz-Ministers, auch die Kassen der unter staatliher Aufsicht stehenden Jnstitute; mit entsprehender Anweisung zu versehen.

Ferner hält es der Finanz-Minister für erforderlich, daß die von demselben mittelft Verfügung vom 15. Juni d. I. an- geordnete Einziehung der auf der Zwölftheilung des Groschens beruhenden Dreipfennigstücke deutshen Gepräges wirksamer, als bisher, betrieben werde.

Die Regierungs-Hauptkassen, sowie die denselben unter- stellten Spezialkassen follen deshalb angewiesen werden, Drei- pfennigstücke in Beträgen von mindestens 1 Mark gegen Reichs- Tupfermünzen umzutauschen, und ist diese Anordnung durh Veröffentlihung in den Amts- und Kreisblättern zur Kenntniß des Publikums zu bringen.

Die Ueberweisung der zur Dur{hführung dieser Maßregel in den einzelnen Bezirken erforderlihen Beträge an Reichs- kupfermünzen find \chleunigst bei dem Finanz-Minister zu beantragen.

Die Diensträume des Königlichen Ministe- riums für die landwirthshaftlihen Angelegenheiten und des Landes-Oekonomie- Kollegiums find aus dem bisherigen, in der Schüßenüraße Nr, 26 belegenen, nach dem neu - erworbenen Dienstgebäude am Leipziger-Plaß Nr. 9 und 10 verlegt worden.

- Ein ungültiger Wechsel, welher jedoch als Beweismittel für die zu Grunde liegende Schuldforderung von Erheblichkeit sein kann, if, nah einem kürzlih ergange- nen Erkenntniß des Ober-Tribunals, im Sinne des Straf- geseßbuchs als Urkunde zu betrahten. „Mag au die Bedeu- tung des Schriftstücks als Wechsel zweifelhaft sein, sowohl wegen des verschiedenen Ausstellungsorts und der dadur begründeten Ungewißheit des Zahlungsorts, \ofern der Wechsel als trockener zu betrahten wäre, als auch, will man ihn mit Rülksicht darauf, daß Aussteller und Adressat dieselbe Person find, als trassirt eigenen Wechsel behandeln, weil es alsdann nach Art. 6 Al. 2 Wechs. Ordn. der Angabe eines besonderen, von dem Ausstel- Tungsorte verschiedenen Zahlungsorts bedurft haben würde, welcher fehlt, so liegt do darin zuglei ein Valuta-Bekenntniß, das, wenn auch auf einen ungültigen Wechsel bezüglich, für das die Rückforderung begründete Rechtsverhältniß als Beweismittel von Erheblichkeit ift.“

Die Zeichnung auf Antheile eines zu bildenden Aktienunternehmens, ohne vorher von den Grundlagen und wesentlihen Zielen des Unternehmens nähere Kenntniß zu er-? eru begründet, nah einem Erkenntniß des“ Reihs-Ober-Han-

elsgerihts vom 8. Juni d. I., keine O dem künftigen Aktienverein mit der gezeihneten Summe beizu- treten, selbst wenn der Zeichner auf den Zeihnungsschein fich von vorn. herein den später zu -beshließenden Statuten der Gesellschaft unterwirft und die erste Rate der gezeidineten Summe

| gleichzeitig einzahlt.

Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin Pleß sind vorgestern Abend nach Fürstenstein abgereist, |

Übergefiedelt,

Der Botschafter der Hohen Pforte am hiesigen Hofe, Ariftarhi Bey, ist in Berkin wieder eingetroffen und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der spanische Gesandte am hiesigen Hofe, Merry y Colom, ist gestern Abend aus Weimar wieder hier eingetroffen.

Der General-Postdirektor Dr. Stephan hat eine In- \pektionsreise nah dem Regierungsbezirk Gumbinnen angetreten.

Der russische Adelsmarshall Fürs Repnin is nah St, Petersburg abgereist.

Der Kaiserlih russische Finanz-Minister von Reutern A vid aus Tepliß hier eingetroffen und im Hotel Royal ab- gestiegen.

Der neucrnannte Kaiserlich russishe Gesandte bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika, zuleßt General-Konsul in Belgrad, Schischkin, ist nach Paris abgereist und begiebt \ich von da über London auf seinen Posten nah Washington.

Der vormalige Königlih \{chwedische Finanz-Minister Baron Akerhielm de Margretelund, Präsident der Reihs- \{huldenverwaltung, welcher vor einigen Tagen aus Marienbad n ist gestern über Stralsund nah Stockholm zurück- gekehrt.

Aus Kopenhagen is ein höherer Beamter des Mi- nisteriums des Innern, Herr Petersen, hier eingetroffen, um von den hiefigen Posteinrihtungen Kenntniß zu nehmen. Das O in Dänemark ressortirt von dem Ministerium des

nnern.

Rendsburg, 3. September. Gestern Abend langte Se. Königlihe Hoheit der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin von Altona über Neumünster mittels Extrazug hier an, nahm in Bergmanns Hotel sein Absteigequartier, hielt heute eine Musterung der hier gegenwärtig liegenden Truppen und reiste heute Abend nach dem bei Itzehoe zusammen gezogenen Lager ab, um sich morgen früh die Brigade in Parade vor- führen zu lasen.

Kiel, 4, September. (Kieler Ztg.) Die Schiffsjungen- Briggs „Rover“ und „Musquito“ find am 1. September von Stockholm in See gegangen. Die Fregatte „Niobe“ ist am 2. September in der Wohlenberger Wyck bei Wismar und heut hierselb angekommen.

Bayern. München, 4. September. Se. Majestät der König hat am 2. d. M. den Kriegs-Minister von M aillin- ger zur Audienz nah Sch{chloß Berg befohlen und denselben Tags darauf in längerer Audienz empfangen. Kriegs-Minister von Maillinger kehrte ers|st \pät Abends hierher zurück. Jhre Königliche Hoheit. die Herzogin Max hat, wie man vernimmt, die Befißungen Tegernsee und Bad Kreuth an den Herzog Karl Theodor, den einstigen Chef des Herzoglichen Hauses, abgetreten, und hat der Herzog diese Besißungen bereits in den leßten Tagen übernommen. Der verstorbene Prinz Karl von Bayern hat dem Pensionsverein für Wittwen und Waisen bayerischer Aerzte ein Legat von 20,000 Fl. zugewandt. Den fstädtishen Anstalten in München wandte der Prinz folgende Legate zu: 1)' dem ftädtishen Waisenhaus 20,C00 Fl., 2) dem Krankenhaus r/I. 20,000 Fl, 3) dem Spital der Unheilbaren 10,000 Fl, welche zur Unterbringung einer größeren Anzahl von Unglücklichen bestimmt find, als die jeweiligen- fonstigen Mittel der Anstalt es ermöglihen, 4) dem Armenversorgungs- haus am Kreuz 10,000 FL., 5) der Nockhershen Pfründeanstalt am Anger 10,000 Fl. mit der Verfügung, daß die Pfründner der beiden Anstalten ein höheres Wochengeld (womöglih den früheren Betrag von 21 Kreuzer) erhalten follen, 6) der Kleinkinderbewahranftalt in Giesing 2000 Fl. Der groß- britannishe Geschäftsträger am hiesigen Königlihen Hofe, Herr Morier, ist nah neunwöhigem Krankenlager nunmehr wieder genesen und tritt am 10. d. M. zur vollständigen Er- holung einen vierwöhigen Urlaub an, den er mit seiner Familie in Reichenhall verbringen wird. Der englische Bot- \chafter in Berlin, Lord Odo Russell, wird morgen auf der

Durchreise von Karlsbad kommend, in Münhen eintreffen, bei“

dem großbritannishen Geschäftsträger WMorier absteigen und einige Tage hier verweilen. Unmittelbar nah der Rück- kehr der Truppen von den eben statifindenden größeren Uebungen in ihre Garnisonen haben alle Abtheilungen die drei Jahre dienenden Mannschaften zux Reserve zu entlassen. Diese Uebungen werden bei den beideu Armee-Corps nächsten Mittwoch mit je einem Corpsmanöper zum Abschlusse gelangen, Der Gesezentwurf bezüglich der Militärbeamten, welcher während des letzten Landtages in der Kammer der Ab- geordneten die nöthige Zweidrittelmehrheit nicht erhielt, wird, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, den Kammern alsbald nah ihrem Zusammentritt nochmals in Vorlage gebraht werden.

Baden. Karlsruhe, 3. September. Der Königlich preußishe Gesandte, Graf v. Flemming, is vor einigen Tagen von seiner Urlaubsreise hierher zurückgekehrt, und sodann der Königlihe Legations-Rath Herr v. Neumann, welcher interimistisch als Geschäftsträger fungirt hatte, wieder abgereist. Der Königlich _großbritannishe Geschäftsträger, Herr Ford, ist von seiner Regierung mit einem besondern Auftrag nah Canada entsendet worden und hat vor seiner Abreise auf Be- fehl des Königlihen Staats-Sekretärs für die Auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Derby, der Großherzoglihen Regierung Herrn Hubert Jerningham für die Dauer seiner Abwesenheit als interimistishen Geschäftsträger bezeihnet. Das Gesuch des Dekans Benz zu Heidelberg um Wiederaufnahme des be- kannten Orgel-Prozesses is votgestern vom zuständigen Gerihtshof verworfen worden. Der Vertreter des Genanüten legte sofort Beshwerde dagegen ein.

Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar, 5. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat dem Chef der Ge- neral-Direktion des Großherzoglich badischen Hoftheaters zu Karlsruhe, Gustav Gans Edlen Herrn zu R An das Comthurkreuz mit dem Stern, dem Kammerherrr. Walther Wolf- gang Freiherrn von Goethe hierselb das Comthurkreuz, dem Kammerherrn und Königlih preußishen Legations-Rath a. D, Dr, jur. Wolfgang Maximilian Freiherrn von Goethe hier ebenfalls das Comthurkreuz zweiter Abtheilung des Hausordens der Wachsamkeit vom Beinen Falken und dem Bildhauer Adolf Donndorf zu Dresden das Prädikat „Professor“ verliehen.

Anhalt. Dessau, 2. September. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin find am 31. mit dem Fürsten von At De M von Krauchenwies nah der Weinburg

Die Rückkehr nach Dessau wird erst gegen die Mitte des Monats erfolgen.

Desterreich - Uagarn. Bruck a. d.-Leitha wird geschrieben :

Wien, 3. September. Aus Am 1. d. M. um halb 6 Uhr Morgens ritten Se. Majestät der Kaiser und Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Erzherzog Kronprinz Rudolf nah dem Lager und wohnten daselbst, der Aufstellung und dem Ausmarsche der 25. Infanterie-Truppendivision bei. Darauf ritten Se. Majestät der Kaiser, Erzherzog Kronprinz

Rudolf, s\owie die Erzherzoge Albrecht, Karl Ludwig und Wilhelm nach der Parndorf - Zorndorfer Haide, wo eine Kavallerie - Truppendivision, bestehend aus 33 Eg= cadronen mit 16 Geschüßen, unter dem Kommando des General- Inspektors der Kavallerie Feldmarschall-Lieutenant Grafen Pe- jacsevih konzentrirt worden war. Es fand ein Angriff von großen Kavalleriemassen gegen eine zahlreiße Infanterietruppe ftatt. Die bedrohte Infanterie-Truppendivision des Feldmarschall-Lieu- tenant Baron Appel war zusammengeseßt aus den Infanterie-Re- gimentern Nr. 5, 18, 39 und 44, dem 1. und 12. Feld-Jägerbataillon, zusammen aus 14 Bataillonen mit 3 Escadronen und. 24 Ge- schüßen. Um 11 Uhr kehrte der Hof nach der Burg zurü. Auch dem Manöver am 2. d. Mts. wohnte Se. Majestät der Kaiser in Begleitung der Erzherzöge von halb 8 bis halb 11 Uhr Vormittags bei. Am 3. d. Mts. ist Rasttag, und werden in dieser Lagerperiode nur noch drei Manöver ausgeführt werden, und zwar am 4,, 6. und 7. September; am 8. ijt Feiertag, und kehren sodann am 9. die Lagertruppen in ihre Garnisonen zurück, worauf die Wiener und Wiener Neustädter Landwehren das Lager beziehen.

Pest, 4. September. (W. T. B.) Das Abgeordneten - haus hat heute den früheren Finanz-Minifter Ghyczy mit 305 von 327 Stimmen zu seinem Präsidenten gewählt.

Srhweiz. Bern, 2. September. Der unter Vorsitz des Landammann Dr. A. Keller soeben in Olten versammelt gewe- sene Synodalrath der christkatholischen Kirche der Schweiz hat folgende Hauptbeshlü}sse gefaßt: 1) Erlaß einer Zuschrift an die Kantone behufs Erstellung eines gemeinsamen Prüfungsmodus für die katholishen Geistlihen; 2) Ernennung zweier Spezial-Kommissionen, von denen die eine mit Ausarbeitung eines Rituale und eines Missale auf Grundlage der Hirscherscen und die andere mit Berathung des Verhaltens der altkatholischen Geifilihen gegenüber dem neuen Bundesgesetze, betreffend Civil- ftand und Ehe, beauftragt ist; 3) wurde in Sachen der he- kannten Anträge der Kirhgemeinde Basel unter theilweiser Modifikation derselben dahin entschieden: „Bis die Synode eine bestimmte Kultuskleidung für die Geistlihen angeordnet hat, steht den Gemeinden frei, unter den verschiedenen Kleidungen, welche bei den kirchlichen Funktionen in der katholishen Kirche gebräuchlih sind, für ihren Gottesdienft die ihnen am pafsendsten scheinende zu wählen. Prinzipiell ift anerkannt, daß die Anwen- dung der Landessprache den Gemeinden auch vor Einführung der neuen Liturgie gestattet sei; von ihrer obligatorischen Einführung wird abgesehen, da dies nur dur eine vollständige Aenderung der Liturgie erreiht werden kann. Die ers im Jahre 1216 von der abendländishen vierten Lateransynode eingeführte Verpflich- tung, wenigstens einmal des Jahres zu beiten, is nicht obli- gatorisch. Ein Ieder hat nah gewissenhafter Selbstprüfung dar- Über zu entscheiden, ob für ihn der Empfang der Bußsakramente nothwendig oder rathsam sei. Die Fähigkeit zur Bekleidung geist- liher Amisftellen ist nicht davon abhängig, ob der Priester-ver- heirathet oder unverheirathet sei.“

Niederlande. Haag, 831. August. Der König wird am 11. oder 12. September und der Prinz von Oranien morgen aus der Schweiz hier zurück erwartet. Die Königin wird dem Vernehmen nach am 24. aus dem Haag nah Würt- temberg abreisen, um der Enthüllung des ihrem Vater, dem Könige Wilhelm von Württemberg, errihteten Denkmales anzu- wohnen. In Rotterdam erscheint ein neues Wochen- blatt für Politik und Staatswirthschaft unter dem Titel „Het algemeen Belang“ (Das allgemeiue Interesse) unter der Re- daftion der Herren I.S. Duyvis und I. A. van Gilse, zweier be- währter niederländischer Publizisten. Aus Batavia sind bis zum 17. Juli reichende Postberihte eingetroffen. Das „Algemeen Dagblad van Nederland\{ch Indië“ enthält Privatmittheilungen aus Atchin, welche sehr günstig lauten; es heißt darin, von den Be- wohnern der befreundeten Kampongs werde auf vielen Punkten an- den Bauten, die von den Niederländern unternommen wer- den, mit Lust mitgearbeitet, und auch Leute aus den noch feind- lihen Kampongs fänden sih mehr und mehr dabei ein ; es könne nach allen Anzeichen die Erwartung gehegt werden, daß, noch ehe drei Monate vergangen wären, der Kriegszustand so gut wie ganz werde aufgehört haben. Auf der Weltausstellung in Philadelphia wird Niedexländish-Indien in würdiger Weisc repräsentirt sein. In Batavia if bereits eine Ausftellung von Gegenständen, welche dorthin werden gesandt werden, ver- anstaltet worden; außer einer großen Menge von Produkten von Java, den Molukken, Riouw und Celebes zählt sie bercits eine mannichfache Anzahl von Stein-, Erz-, Marmorsorten, Stein- fohlen, sowie Prachtwerke aus Silber und Holz.

Großbritannien und Frland. London, 3, Sep- tember. Den bis jeßt getroffenen Dispositionen zufolge wird sich der Prinz von Wales am 16. Oktober in Venedig an Bord des Dampfers „Serapis“ nach Indien einschiffen. Der Papst hat dem Lordmayor von Dublin das Großkreuz des St. Gregor-Ordens verliehen. Das Vereinigte Staaten-Geshwader in den europäishen Gewässern hat Southampton verlassen. Die Corvetten „Juanicta““ und „Alaska“ segelten am 28. v. M. ab, erstere nah Havre, leßtere nah Gibraltar. Der-,„Franklin“, das Flaggenschiff, an Bord dessen Admiral Worden der Bürgerschaft von Southampton in Er- widerung der festlihen Bewirthung der Offiziere des Geshwa- ders von Seiten der Korporation und der Handelskammer am 27. einen glänzenden Vall gab , ging am 30. Abend nach Lissabon aß. Die Prälaten der irischen römisch- katholishen Kirche traten am 31. in Maynooth unter dem Vorsiÿy des Kardinals Cullen zu der in Gemäß- heit von Befehlen aus Rom - einberufenen nationalen Synode zusammen. Die Festung von Gibraltar \oUl eng- lishen Blättern zufolge mit 38 Tonnen {weren Kanonen ‘armirt werden. Zur Ausführung der neuen Armirung wird die Summe von 75,000 Pfd. Sterl. erforderlich sein. Dem „Globe“ zufolge find Maßregeln getroffen worden zur strengen Züchtigung der Eingeborenen am Congoflusse, die sih wiederholter seeräub-risher Angriffe auf britishe Schiffe \{huldig gemacht haben.

Frankreich. Paris, 2. September. Die Verwaltungen der französishen Eisenbahnen und insbesondere der Orleans- und der Südbahn find davon benachrichtigt worden,

daß sié auf Es des Kriegs-Ministers den größten Theil ihres Materials den Militärbehörden für die Beförderung