1875 / 209 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Hospital hat die Sammlung dur eine Fahne der Kurfürstin Dorothea bereichert.

Wie die „N. Z.* vernimmt, ist Leopold von Ranke auzenklickiich damit beschäftigt, die Memoiren Hardenbergs, namentlih aus den Jahren 1805 uud 1806, herauszugeben, die zu- gs eine Charakteristik der leitenden Persönlichkeiten jener Zeit ent-

alten werden. Als Hardenberg starb, wurden diese Memoiren im Geheimen Staatsarciv deponirt, und König Friedrich Wilhelm IIL. befahl, dieselben erst nach Verlauf von 50 Jahren zu publiziren.

Berlin, den 7. September.

Unter der Ueberschrift „Eine Erinuerung* bringt die „Weim. Ztg.* folgende Mittheilung: „Für die Dichterzimmer des Großherz: oglihen Schlosses stiftete im Jahre 1849 Ihre Majestät die Kaiserin Augusta in dankbarer Verehrung Jhrer erhabenen Großeltern und Eltern sowie der Weimarischen Dichterher-en ein prächtiges, mit meifterlichen Jnitialen und Arabesken aus Jhrer Hand eschmüdcktes Gedenkbuch, in welchem Sinnsprüche und charakterisireade rtheile über die Fürstlihen Herrschaften und. die Dichter selbft aus der Feder diefer verzeihnet stehen. Jm Anschluß an das eben ver: lebte s{ône Fest, welches der Erinnerung an die Geister jener Zeit gewidmet war, darf es von besonderem Interesse erscheinen, dem Ge- dächtniß zurückzurufen, was jene großen Zeitgenossen über Anna Amalia, Carl August, Luise, Carl Friedri und Maria Paulowua niedergeschrieben haben und in jenem Gedenkbuch von der Hand der dankbaren Tochter des Großherzoglichen Hauses siznig zusammengestellt

worden ift Goethe über Amalia. | Das if der Vorzug edler Naturen, daß ihr Hinscheiden in höheren Regionen segnend wirkt wie ihr Verweilen auf der Erde; daß sie uns von dorther entgegen leuchten als Richtpunkt, wohin wir unsern Lauf bei einer nur zu oft durch Stürme unterbrochenen Fahrt richter haben; daß diejenigen, zu denen wir uns im Leben als zu ohlwollenden und Hülfercihen hinwendeten, nun die sehnsuchtsvollen Blicke nach si ziehen als Vollendete, Selige.

Goethe über Carl August.

Sein außerordentlicher Geist umfaßte das ganze Reich der Natur. Er war ein Mensch aus dem Ganzen, und es kam bei Ihm Alles aus einer einzigen großen Quelle. Er hatte die Gabe, Geister und Charaktere zu unterscheiden und Jeden an seinen Plaß zu stellen. Er war beseelt von dem edelsten Wohlwollen, von der reinften Menschenliebe und wollte mit ganzer Seele nur das Beste. Er dachte immer zuerst an das Glück des Landes, sah überall selber, urtheilte felber und hatte in allen Fällen in sich selber die sicherste Basis. Er suchte niht die Gunst des Volkes, aber es lièbte ihn, weil es fühlte, daß er ein Herz für das Volk habe.

Goethe über Luise. L weilte Sie, die uns verbunken, n hohen Tugenden erbaut; Sie, die in \{chreckensvollen Stunden Auf uns als Retterin gescaut.

Goethe an Luise über Carl Friedri. Immer soll das reinste Leben Mit ihm wachen, bei ihm ruhn, Und der Wachsthum mit ihm streben, Edel einst Dir gleich zu thun.

Sciller und Goethe über Maria Paulowna. Ein {öônes Herz hat hier sich heim gefunden, Es schafft si selbft fill wirkend seine Welt. Und wie der Baum sich in die Erde \chlingt Mit seiner Wurzeln Kraft und fest sich kettet: So rankt das Edle fi, das Treffliche Mit feinen Thaten an das Leben an; So knüpfen fi der Liebe zarte Bande; Wo man beglüdckt, ist man im Vaterlande. Zu würdigster Umgebung Deines Bildes, Wie es mir. immerfort im Geiste waltet, Wählt ih in Tagen, wo der Frühling \altet, Des Gartens Blumen, Blumen des Gefildes

Die \{önsten Kränze wikden Lieb? und Treue.

Auf cie bedeutungsvolle Zusamnienfassung dieser großen Namen bezog sib der pietätvolle Akt Jhrer Majestät der Kaiserin, als Sie am 3. September auf den Stufen des Denkmals Ihres Großvaters einen Lorteerkranz niederlegte, auf dessen Band die Namen Jhrer er- habenen Vorfahren und Eitern in s{öner Vereinigung ih befanden.“

16. Volkswirth\schaftliher Kongreß. Dritte Sißung. München. 3. September.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die st atistische Ermitte- ZAns und die wirthschaftliche Bedeutung der Handels-

ilanz.

Der Referent Dr. Wolff (Stettin) weist auf die steigende Be- deutung bin, die die öffeatlihe Meinung in Deutschland neuerdings der Handelsvilanz beilege, und beantragt, der Kong1eß wolle folgende Resolution annehmen:

T, Will 1nan die Bilanz des auswärtigen Handels eines Landes ziehen, fo ift dabei außer der Waarenein- und Ansfuhr eine Anzahl anderer Momente zu berücksihtigen, welche, 3. B. die Anlage von Kapitalien im Auslande und die daraus si ergebenden Zinszahlungen, in neuerer Zeit éine weit erheblichere Rolle spielen, als früher. Da sih nun diese Momente der statisti\hen Kontrole entziehen, und über- dies die Kefistellung der Ausfuhr durch die Zollverwaltung eine dur- aus unvollständige ift, so ist es unmöglih, aus den bisherigen Ver- Sffentlicungen der Statistik eine wirklihe Bilanz zu ziehen. Die betreffenden Zahlen können vielmehr, wenn es gelingen sollte, eine vollständige Statistik der Auéfuhr zu schaffen, nur cin Bild geben der Waarenein- und der Waarenausfuhr von Jabr zu Jahr.

11. Ein Rückgang der Ausfuhr hat in der Regel seinen Grund în dem gesteigerten Niveau der Preise des exportirenden Landes. Et Xann daher seine Ausgleihung nur finden dur Ermäßigung der Preise, welche mittelst der Wechselcourse und der Bewegung des Wäh- rungsmetalles von selbft herbeigeführt wird.

Dr. Hirth beantragt, der Kongreß wolle erklären:

„Da fich an die Waarenausfubr kein Zollinteresse knüpft, und da es fraglich erscheint, ob die Zollbehörden ohne ein solches Interesse, [cis bei ftrengster Deklarations pflicht der Exportcure, jemals in der

age fein werden, die Ausfuhr wirksam zu kontroliren, so empfichlt

der Kongreß, die nothwendig fehlerhafte eigene Ausfuhrstatistik event. dur kritische Vergleihungen der Einfuhrlisten der mit Deutschland in Verkehr stehenden Staaten zu erseßen resp. zu ergänzen.“

Bei der Abstimmung wird der Antrag des Referenten in seinem zweiten Theile abgelehnt, dagegen der erste Theil (mit 59 gegen 55 Stimmen) angenommen. Der Antrag des Dr. Hirth wird verworfen.

Die Versammlung geht hierauf zur Berathung über die Fort- entwickFelung der internationalen Handelspolitik nach Ablauf der gegenwärtig bestehenden Zollverträge über.

Der Referent Dr. Eras (Breslau) weist darauf hin, daß die im Sinue des Freihandels von dem Kongresse in früheren Jahren ge- faßten Beschlüsse in der deutshen Handelspolitik mehr und mehr zur Ses gekommen seien, und empfiehlt dem Kongresse folgende Re-

olution:

„Es liegt in der augenblicklichen und vorübergehenden wirth- schaftlichen Krisis kein zureihender Grund, ‘von dem bisher befolgten System der internationalen Handelspolitik und von dem der beste- henden Zollverträge abzuweichen.“

Baare (Bochum) beantragt:

„Ohne das Ziel der Fortentwickelung der internationalen Han- delsbeziehungen im Sinne des Freihandels aufzugeben, hält der Kon-

reß, in Rücksfiht auf die gegenwärtige wirthshaftlihe Lage des andes, eine vorläufige Sistirung der freihändlerishen Maßregeln für geboten und erkiärt si daher gegen ciae weiterè Ecmäßigung der be- stehenden Zölle. *

Sie find damals vom Geheimrath Scheele geordnet und numerirt und insofern von vornherein zur Publikation vorbeceitet worden. Ranke unternimmt die Veröffentlihung als Historiograph des preu- ßischen Staates, und ist das Werk auf mehiere Bände berechnet.

Der außerordentliche Professor an der Univerfität Erlangen, Dr. Hilger, wurde zum ordentlichen Professor der chemischen Tech- nologie, Agrikulturhemie und Pharmazie ernannt.

Dem Hof-Musikalienhändler Julius Hainauer in Bres- lau ist in Rüksiht auf sein verdienstliches Wirken als Verleger

Murray (Mitglied der Handelskammer von Paris) entwidckelt einen Plan zur Organisation der Sachverständigen auf dem Gebiete des Handels ín den verschiedenen Ländern, welhe die Aufgabe haben, vor dem Abschlusse eines Handelsvertrxges ih unter einander über die Grundlagen der Einzelnheiten des Vertrages zu verständigen.

v. Pacher (Wien) nimmt _ die von dem Referentèn angegriffenen Schußzzöllner Oesterreihs inm Schuß.

“Dr. Stöpel (Frankfurt) beantragt folgende Resolution :

v Angesichts der gegenwärtigen Lage der deutschen Jndufstrie und der in den anderen Ländern hervortretenden Tendenz, ihren Markt den auswärtigen induftriellen Erzeugnissen durch Zollmaßrégeln mehr und mehr zu verschließen, empfiehlt der Kongreß; von einer weiteren Er- mäßigung der bestehenden Zölle bis auf Weiteres abzusehen. *

Ueberdies erscheint - es geboten, im Zolltarife eine rationellere Klaffifizirung der Industrie-Erzeugnisse in der Richtung herbeizu- führen, daß die Tarifsäße mehr, als bisher, dem Werthe der auf die Waaren verwendeten Arbeit entsprechen.“

Bei der Abstimmung wird der Antrag Stöpel mit: 62 gegen 98 Stimmen angenommen und dadur alle anderen Anträge erledigt. Der Beschluß lautet hiernach:

„Angesichts der gegenwärtigen Lage der deutschen Industrie und der in anderen Ländern hervortretenden Tendenz, ihren Markt den auswärtigen industriellen Erzeugnisse durch Zollmaßregeln mehr und mehr zu E rhes empfiehlt der Kongreß, von einer weiteren Er- mäßigung der bestehenden Zölle bis auf Weiteres abzusehen.

, Ueberdies \cheint es geboten, im Zolltarife eine rationellere Klassi- fizirung der Jndustrieerzeugnisse in der Richtung herbeizuführen, daß die Tarifsäße mehr, als bisher, dem Werthe der auf die Waaren ver- wendeten Arbeit entsprechen,“

Nachdem die Versammlung, der Aufforderung des Herrn Freise (Magdeburg) eutsprecend, hierauf dem Bureau und speziell dem Prä- sidenten ihre Anerkenuung für die Leitung der Geschäfte durch Er- heben von den Sißen auägesyrochen, {ließt der Letztere den Kongreß mit dem Ausdrucke des Dankes an die Stadt München, das Lokal- Comité und die Presse.

Die in der geftcigen Sißung gewählte ständige Deputation hat noch folgende Mitglieder cooptirt: j

Rickert (Danzig); Frhr. v. Kübeck (Wien); Eras (Breslau); Reni (Berlin); Weigert (Berlin); CTauchèr (Berlin); Weidert (München); Schulze - Delißsch (Potsdam); Soetbeer (Göttingen) ; Michaelis (Berlin); Hirth (München); Brebmer (Lübeck); Heimen- dahl (Crefeld); Kapp (Berlin); Leonhardt (Wien); Makowißka (Er- langen); Zwicker (Magdeburg); Lammers (Bremen); Gerstner (Würz- burg); Sax (Wien).

Zur zweiten Sißung des Institut de droit inter- national im Haag (am 26. August) erschienen der ‘Allg. Ztg.“ zu- folge noch aus Deutschland Professor Marquardfen (Erlangen), aas Eng- land Mozxtague-Bernard, früher Professor in Oxford, und die zu £ ülfs- mitgliedern in der ersten Sißung gewählten Herren Hall (praktischer Jurist) und Holland, Professor in Oxford; aus Frankreich de Parieu ; aus der Schweiz Brocher, Professor in Genf. Nach Approbation des Protokolls über die erste Sißung wurde die vom Bureau aus- ogehende Proposition angenommen, hinfort die beiden Kategorien der Mitglieder des Instituts zu bezeichnen mit membres und associés. Hierauf traten die vershiedenen Kommissionen, nachdem sie sih noch durch andere Mitglieder ergänzt, in Beratbung und feßten dieselbe auh am 3. Sißungstage (27. August) fort, während am 4. (28. August), nahdem die Kommissionen zum Abschlaß gelangt, die Resultate derselben “in einx im Lokal der Zweiten Kammer abgehaltenen öffentlihen Sitzung dargelegt wurden. Zu dieser war das niederländishe Staats - Ministe- rium fast vollzählig erschienen, und hatten sich mehrere Abgeordnete der Generalstaaten, so wie frühere Minister, auch Mitglieder des ciplomatischen Corps eingefunden, andere Mitglieder desselben hatten ihr Nichterseheinen entschuldigt mit dem Ausdruck der Sympathie für die Bestrebungen des Instituts. Der derzeitige Minister - Präsi- dent Heemskerk begrüßte die Versammlung, indem er der in den Nie- derlanden empfundenen Genugthuung Auêëdruck gab, daß diesesmal das Innitut den Haag zu seinem Versammlungsort auserwählt habe, resumirte einige auf das Völkerrecht bezügliche historishe Remi- niscenzen der Niederlande, wünschte den Arbeiten des Instituts günstigen Erfolg und bat um freundlihe Erinnerung an die dem- selben in den Niedenlanden gewordene Aufnahme. Der Präsident Bluntschli proponirte nah einigen Worten der Erwiderung und nach- dem er hervorgehoben, daß das Institut keine glänzenden Reden der Versammlung darbieten werde, sondern nur im wesentlichen die Re- sultate seiner Arbeit, die Tagezordnung für die Sitzung, welche all- seitig genehmigt wurde. Dieser gemäß erstattete der General-Sekretär G. Rolin-Jacquemyns den Jahresberiht. Er schilderte zunächst die dem Wirken des Instituts entgegenstehenden Schwierigkeiten, wie die räumlich weite Entfernung der einelnen Mitglieder von einander während des Ve-laufes des Jahres, ihre sonstigen, ihre Zeit und Kräfte beanspruchenden vielfahen Berufsarbeiten und Beschäftigungen, und deren national und lokal beeinflußte verschiedene Anschauungen. Dessenungeachtet sei die gemeinsame Arbeit zu immer größerer Ein- heitlichkeit vorgeschritten, und sei cinerseits eine Grundlage für die gemeinschaftlihe Berathung durch die von den einzelnen Mit- gliedern \chon vor dem - Beginn der Jahressißung eingesandten Gutachten, die größtentheils dem Druck übergeben waren, gewonnen, und andererseits durch die Berathung dieser Tage zum Theil eine Ausgleichung der verschiedenen Ansichten erreiht worden. Das Resultat der Berathung und Beschlußfassung der Kommissionen würden die Berichterstatter jeder einzelnen derselben darlegen, in jeder habe zwar eine Mehrheit für bestimmte Konklusa, welche der Ver- fammlung zur Beschlußfassung vorgelegt werden würden, gewonnen werden können; indeß habe auch in jeder eine Minderheit abweichende Ansichten verlautbart, die mit gleichem Rechte \sich geltend machen könnten indem ein Majorisiren tem Wesen des Instituts nicht als eines wissenschaftlih-freien entspräche. Diese Minderkteit hat vielfa ihre An- fichten ausführlich motivirt, und würde fie den einzelnen Mitgliedern des Instituts im Druck übergeben. Zur Herbeiführung einer Arbeit“ der Kommissionen in gleicher Richtung seien aus jeder Kommission im Laufe des Jahres deren Mitgliedern Fragenshemata (Questionnaires) zugesandt worden und hierauf auch Antworten eingegangen, welche dann der oder die - Berichterstatter der bezüglichen Kommisfionen resumirt, und auf Grund welcher die Kom- missionen berathen und bestimmte Resolutionen zur Vorlage an die allgemeine Versammlung des Instituts gefaßt hätten. Bei der Be- sprehung der Aufgabe des Instituts betonte der Generalsekretär, daß dasselbe auf historischer Grundlage arbeite und durhaus nicht Utopien nachgehe, jondern dem Ziel zustrebe, die Beziehungen der Staaten auf der Basis des Rechts zu befestigen. Dieses Ziel wolle das Justitut in makvoller Weise zu erreichen suchen, ohne eine Uebershäßung sei- ner Stellung und Kräfte, Endlich machte der Sekretär diejenigen Mitglieder namhaft, welche über das Wesen des Instituts in anderen Akademien Mittheilung gemacht oder Publikationen in Bezug auf daf- selbe innerhalb des leßten Jahres veröffentlicht haben, sowie diejenigen Schriften, welche von Mitgliedern des Instituts demselben überreiht werden. Der Antrag des Präsidenten, dem Generalsekretär für seinen liht- und maßvollen Bericht zu danken, wurde durch Akklamation genehmigt. Der Vize-Präsident des Jistituts, de Parieu, spra über die praktishen Fortschritte des Völkerrechts durch Abschluß von Münz-

und Postkonventionen im Laufe des leßten Jahres, und von der

musiklisher Werke von dem Großherzeg voa Sachsen Weimae das Prôdikat eincs „Großherzogli Sächfischen Kommissions-Rathes* ver-

L und demselben die Führung dieses Titels Allerhöchst gestattet orden, M

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 6. September. (W. T. B.) Der Dampfer „Egypt“ der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messing’sche Linie) ist hier eingetroffen. -

Wirkung solcher Verträge auf die Beförderung des völkerrehtlichen Verkehrs und die weitere Verbreitung internationaler Justitute und dadurch geförderter internationaler Anschauungen, welche leßtere auch eine rihtigere gegenseitige Werthschhäßung der Nationen herbeiführen würden. Der Redner hielt für den Hauptgrund der fort- \reitenden Juternationalität , daß diese im Geiste der Zeit sei, weßhalb sie auch die ihr noch \ih- entgegenstellenden Hindernisse überwinden werde. Der Sekretär des Insti- tuts, Professor Rivier (Brüssel) verlas hierauf einen Nachruf des im Januar d. J. verstorbenen Mitgliedes des Instituts Haute- feuille (Frankreich), in welchem eingehend. das selbständige und an- spruhslose Wirken des Verstorbenen auf dem Gebiete des Völkerrechts und dessen eminente Leistungen auf dem Gebiete des Rechtes der Neutralen auf historisher Grundlage gewürdigt wurden. Es folgten die Berichte der Rapporteure der einzelnen Kommissionen, über welche wir im Zusammenhange mit den Beschlüssen der Verfammlungen über die Kommissions-Konklusa berihten werden. Zum Sóbluß berichtete Professor Pierantoni (Neapel) über Ftaliens literarishe und praf- Q Leistungen auf dem Gebiete des Völkerrechts im verflossenen ahre.

Theater.

Im Wallnertheater bewähren die Aufführungen des Schweißershen Schwankes „Groß städtisch* von Tag zu Tag eine stärkere Anzichungskraft. Am Mittwoch wird Frl. Bredow, von ihrer Krankheit nunmehr völlig genesen, zum ersten Mle die bisher von Frl. Eckstein gespielte Rolle der Paula Walden darstellen, und werden gußerdem an demjelven Abend Frl. Risa Mellner als Dienstmädchen Hulda und Hr. Haßkerl als Studiosus Haberland debütiren, Die übrige Beseßung ist unveräudert dieselbe geblieben, welche am erften Abend den Erfolg des Stückes mit entscheiden half.

Da die Nachfrage für Sißplätze zu den Aufführungen ven „Stufe zu Stufe“ in Krolls Theater noch immer eine sehr lebhafte is, hat Hr. Direktor Engel die Vorführung der Poffe „Der stolze Heinrich“ bis Sonnabend verschoben, bis zu welchem p dena Hugo Müllers Lebensbild noch ununterbrochen fort- geseßt wird.

Die Novität des Woltersdorff-Theaters „Eine Mark * (Posse mit Gesang in 3 Akten nach einem Stoffe von Carl Cofta, von H. Salingré, Musik von Adolf Mohr), hat am Sonn- abend vor gut besceßtem Hause einen vollständigen Erfolg erzielt. Der dramatische Vorgang ist sehr einfa und leidet, wie gewöhnlich, an Unwahrscheinlichkeiten, auch ist die- Handlung {hon im ersten Akte zu dursihtig; dafür aber das Ganze mit so viel sprudelndem Wiß, fo urwüchfigem Humor und so melodiösen Couplets aus- gestattet, daß dem Stück eine ziemlich lange Lebens dauer gesichert ersheint. Allerdings - verlangt die umfangr ihe Rolle des JInftrumentenmnachers August Hofer einen außerordentlich gewand- ten Komiker, wie ihn die Bühne an Hrn. Dircktor Emil Thomas besißt, welcher die Versammlung bei andauernder Pen erhielt. Hr. Thomas wurde von Hrn. Junker (Lehrjunge Georg) und Fr. Rademacher (Pauline, Hofers Frau) gut unterstüßt. Die debütireude Soubrette Frl. Weller (Line Hofer) fand dagegen nur geringen Bei- fall. Hr. Thomas, der fich auch in der szenischen Einrichtung der Posse wieder als tüchtiger Regisseur bewährt hat, und der Verfasser wurden wiederholt hervorgerufen.

__— Hr. Robert vom Stadt-Theater in Wien wird sein Gast- spiel am Residenz-Theater am 1. Oktober eröffnen. Die König- lih sächsische Hofschauspielerin Fcl. Ulrich ist gezwungen, in wenigen Tagen ihr Gastspiel zu unterbrehen, da sie von ihrem Chef nah Liegn'ß befohlen wurde, um dort während der Anwesenheit Sr. Maje- stät des Kaisers zu spielen.

Wie uns berichtet wird, - findet im Belle - Allian ee-

Theater am Freitag zum Benefiz des verdienstvollen Regisseurs dieser Bühne, Hrn. Julius Wisbeck, die erste Aufführung von „Hans und Grethe“ von Friedrich Spielhagen statt. Der Erfolg des Schauspiels „Liebe für Liebe“ im Königlichen Schauspiel- haufe, das die hohe Befähigung des beliebten Romanscriftstellers für das Drama glänzend erwiesen hat, dürfte die Aufmerksamkeit auf dieses ältere, aber wenig bekannte Stück wieder hinlenken. In Leipzig wurde in der am 4. d. M. abgehaltenen Plenarsißung des Raths Dr. Förster, das bekannte Mitglied des Hofburgtheaters in Wien, mit überwiegender Majorität zum Direk - tor der beiden städtischen Theater gewählt und beschlossen, ihm beide Theater in Pacht zu geben. Uebrigens foll der vielbe- sprochene neue Pachtvertrag eine Abänderung nicht erfahren haben.

Der Luftschiffer Godard, der sich von Berlin nah Posen begeben, ist daselbft gleihfals aufgestiegen. Am 6. September kam der Ballon nach Zstündiger Fahrt auf dem Territorium des Ritter- gutes Gowarzewo bei Schwersenz, dem Major von Helldorf gehörig, zur Erde. Da man- dort bereits die Abfahrt und die Ankunft des Ballons bemerkt hatte, so waren sofort die nöthigen Kräfte zur Stelle, um ihn an den zugeworfenen Stricken festhalten zu können. Beim Entleeren des Ballons kam indeß eine Laterne, mit der ge=- leuhtet wurde, der Ausströmungsöffnung zu nahe, das Gas erplodirte, zerriß und verbrannte den Ballon, . wobei Hr. Godard erheblih im Gesichte verießt wurde. Mit einem von Hrn. v. Helldorf gestellten Suhrwerk traf der Luftschiffer 11} Uhr Nachts mit den Ueberresten es Zons, d. h. dem Netze, der Gondel und dem Ventile, hier wieder ein,

c

Eingegangene literarische Neuigkeiten. Die neue Vormundschafts-Orduung nebst Erläuterungen. Ergänzungsheft zu Nachlaßregulirung, Erbrecht und Vormundschafts- wesen von Märcker, Stadtgerichts-Rath. Berlin 1875, R. v. Decker. Preis 1,50 M4 _ Statistik des Hamburger Staates. Bearbeitet vom sta- tistishen Bureau der Deputation für direkte Steuern. Heft VII. Hämburg, Otto Meißner. 1875. Noch éin Wort zur Anregung des Baues der Lokal- bahnen und Einrichtung eines billigen Eisenbahnbetriebes von F e r- dinand Pleßner. Berlin, Polytehuishe Buchhandlung (A. Seydel) 1875. Socialismus und Christenthum. Ein Brubstück aus der speziellen Ethik.. Von Dr. theol. H. Martensen, Bischof von Seeland. Deutshe vom Verfasser autorisirte Ausgabe von Al. Michelsen. Gotha, Rud. Besser, 1875. Brockthaus' Konversations-Lexikon. Zwölfte umgear- beitete, verbefserte und vermchrte Auflage. Vollständig in 15 Bän- den. 23.-u, 24. Heft. Bogen 54—64 (Schluß) des zweiten Bandes. Baptisten bis. Baumshulen. Preis des Heftes 4 4. Verlag von F. A. Brockhagus in Leipzig, Berlin und Wien.

Niedersächsisher Volkskalender für 1876. Bremen, Nordwestdeutscher Volksschriften-Verlag. A. G. Preis 50 g.

Arabien und die Araber seit hundert Jahren. Eine geo- raphische und geschihtlihe Skizze von Albreht Zehmen. Bals

erlag der Buchhandlung des Waisenhauses.

Redacteur! K. Prehw. Verlag der Expedition (Ke1 sel), Druck M, Elsuer. Drèi Beilagen

Berlin:

(einshließiich Börsen-Beilage),

Erste Beilage

zum Deulscheu Reichs-Anzeiger und Königlih Preußishen Staats-Anzeiger.

„é 209.

Königreich Preufen.

Privilegium zur Emission von Prioritäts-Obligationen der Berlin- Anhaltischen Eisenbahn-Gesellshaft zum Betrage von 30,000,000

Mir W ilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem die Berlin-Anhaltishe Eisenbahngesellshaft auf Grund des in 4A Generalversammlungen vom 30. April und 21. Juni 1875 gefaßten Beschlusses darauf angetragen hat, zur Erweiterung und Ver- vollständiguug der Bahnanlagen und zur Vermehrung der Betriebs- mittel die Aufnahme einer Summe von Dreißig Millionen Mark durch Ausgabe auf den Jnhaber lautender und mit Zinscoupons ver- sehener Prioritäts-Obligationen zu gestatten, ertheilen Wir in Ge- mäßheit des 8. 2 des Geseßes vom 17. Juni 1833 durch gegen- wärtiges Pririlegium Hierzu Unsere landesherrlihe Genehmigung unter nachstehenden Bedingungen:

8. 1, Die zu emittirenden Prioritäts-Obligationen werden in 30,000 Stüdck à 500 Æ in fortlaufenden Nummern von 1—30,000, in 7500 Stück à 1009 Æ in fortlaufenden Nummern von 30,001—37,500 und in 1500 Stück à 5000 ÆMA in fort- laufenden Nummern von 837,901—39,000 nach dem an- liegenden Schema T. unter der facsimilirten Unterschrift von 3 Mitgliedern der Direktion und des Hauptkassen-Rendanten der Gesellschaft ausgefertigt und erhalten Zinscoupons nah Sema Il. zu je fünf und fünf Jahren und mit jeder Coupon-Serie einen Talon nah Schema IIL, welcher zur Empfangnahme einex weiteren Coupon-Serie nebst Talon berechtigt. i E |

Auf der Rüdseite der Obligationen wird das gegenwärtige Pri- vilegium abgedrudckt. A E

. 2. Die Prioritäts-Obligationen werden mit viereinhalb Pro-

zent jährlich e und die Zinsen in halbjährlichen Terminen am *

2. Januar und 2. Juli jeden Jahres gezahlt. An den Dividenden der Berlin-Anhaltischen Eisenbahngesellshaft nehmen die Prioritäts- Obligationen keinen Theil, dagegen erhalten sie für die ihnen zu- gesicherten viereinhalb Prozent Zinsen das Vorrecht vor den vorhan- denen Stammaktien im Betrage von 51,750,009 #4 dergestalt, daß die Zinsen der erfteren bei der jährlihen Einnahme vor den Divi- denden der Stammaktien in Abzug gebracht werden. Auch den Ka- pitalien der Prioritäts-Obligationen fteht dasselbe Vorzugsreht vor dem Stammaktien-Kapitale der 51,750,000 # zu. i: ;

Coupons, welche innerhalb vier Jahren von dem darin bezeih- neten Zablungêtage ab nit erhoben worden, verfallen zum Vortheile der Gesellschaft. Gin öffentlihes Aufgebot und eine Mortifikation verlorener oder beschädigter Coupons uud Talons ist nicht zu- lässig. An Stelle von Obligationen, Coupons und Talons, welche beschädigt oder unbrauchbar geworden, jedoch in ihren wesentlichen Theilen noch dergestalt erhalten find, daß über ihre Richtig- keit kein Zweifel -obwaltet, kann die Direktion gegen Einreichung der beschädigten Papiere auf Kosten des Eigenthümers neue gleichartige Stücke ausfertigen und ausreihen, Außer diesem Falle ist die Ausfertigung und Ausreichung neuer Obligationen an Stelle .be- schädigter oder verloren gegangener nur nach deren gerichtlicher Morti- fikation zuläffig. S /

Wenn der Inhaber der Obligation vor Auéreichung der neuen Coupons-Serie und Talon der Verabreichung derselben an den Prä- sentanten des Talons widerspriht, der Präsentant-sie jedoch fordert, jo find die Parteien auf gerichtliche Entscheidung zu verweisen, bis zu deren Ausgang die Direktion die Couponsbogen retiniren oder ge- richtlich deponiren kann. ;

Dem Junhaber einer Obligation, ‘wovon der Talon abhanden ge- kommen, ift nah Ablauf von drei Monaten nach der Fälligkeit des Talons die neue Coupons - Serie nebst neuem Talon gegen Quittung zu verabfolgen. Meldct sich später Jemand mit dem angeblich ver- lorenen Talon, so hat er kein Recht an die Gescllschaft aus dem- selben, sondern muß seine etwaigen Ansprüche gegen den Eigenthümer der betreffenden Obligation geltend machen. _ R

8. 3. Dagegen stehen die neuen Prioritäts. Obligationen folgen- den, auf dem Gefellschaftsvermögen der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn- gesellschaft lastenden Prioritäts-Aktien resp. Prioritäts-Obligationen in der Priorität nach: 2 S :

1) denjenigen 1,500,000 Thalern = 4,500,000 Æ Prioritäts-Aktien, welche mit Unserer, unterm 18. Februar 1842 ertheilten Genehmi- gung (Geseß-S. für 1842 S. 77) emittirt sind; e

2) denjenigen 1,000,000 Thalern = 3,000,000 A Prioritäts- Obligationen, welche nah Unserem, unterm 4. Februar 1856 erlasse- nen Privilegio emittirt sind (Ges. S. für 1856 Seite 94);

3) denjenigen 4,500,000 Thalern = 13,509,000 Æ# Prioritätls- Obligationen, welche nach Unserem, unterm 25. Juni 1856 erlassenen Privilegio emittirt sind (Gef. S. für 1856 Seite 622); S

4) denjenigen 1,500,000 Thalern = 4,500,000 M. SBrisritäts- Obligationen, welhe nach Unserem, unterm 1. Juli 1865 erlassenen Privilegio emittirt find (Ges. S. Nr. 6136); A /

und zwar sowohl rücksichtlich der Zinsen, als rücksihtlich des Kapi- tals, so daß den {hon vorhandenen Prioritäts-Aktien und Obligatio- nen im Gesammtbetrage von 8,500,000 Thalern = 25,500,000 die unbedingte Priorität ausdrücklih vorbehalten bleibt. Rücksichtlich der Priorität der beregten 8,500,000 Thaler = 25,9£0,000 Æ unter si, verbleibt es bei den bisherigen Bestimmungen.

Die zufolge dieses gegenwärtigen Privilegiums ausgegebenen Prioritäts-Obligationen haben unter si gleiche Rechte. E

8. 4, Die nach dem gegenwärtigen Privilegium kreirten Priori- täts-Obligationen unterliegea der Amortisation, und es wird füc diese alljährlich die Summe voa 150,000 M unter Zuschlag der dur die eingelösten Obligationen ersparten Zinsen aus dem Ertrage des Eisenbahnunternehmens verwendet.

Die Amortisation und die jährliche Verwendung von 150,000 sollen jedoch erst mit dem Jahre 1889 ihren Anfang nehmen, der- gestalt, daß die Zurückzahlung der zu amortisirenden Obligationen, welche am 1. Juli jedes Jahres geschehen soll, zuerst im Jahre 1880 erfolgt. q 5 : Es bleibt der Generalversammlung der Eisenbahngesellschaft vorbehalten, unter Genehmigung der Staatsregierung den Amorti- sationsfonds zu verstärken und îo die Tilgung der Prioritäts-Obli- gationen zu beshleunigen. Auch bleibt der Eijenbahngesellschaft das Necht vorbehalten, außerhalv des Amortisationsverfahrens unter Ge- nehmigung der Staatsregieruug die Prioritäts-Obligationen dur die öffentlichen Blätter mit Taiubestens dreimonatlicher Frift zu kündigen und durch Zahlung des Nennwerthes einzulösen, Die Kündigung darf jedoch nicht vor dem Jahre 1880 geschehen. Sia

Ueber die Amortisation muß Unserem Eisenbahn-Kommissariate ¿u Berlin alljährlich ein Nachweis vorgelegt werden. ;

8. 5. Die Inhaber der Prioritäts-Obligationen sollen nur in ULA Fällen den A dieser Obligationen von der Gefell-

aft zurückzufordern berechtigt sein: 5 I wer ein Zinszahlungstermin länger ‘als drei Monate un- erichtigt bleibt : i

b, mean der Transportbetrieb auf der Eisenbahn mit Dampf- wagen aus Verschulden der Gesellschaft länger als sech3 Monate ganz aufhört, N es

c, wenn die im §8. 4 festgeseßte Amortisation der Prioritäts- Obligationen nicht eingehalten wird. ; N /

n den Fällen 2d a und b bedarf es einer Kündigung nicht, son- dern das Kapital kann an demselben Tage, wo einer dieser Fälle eintritt, zurückgefordert werden und zwar zu a bis zur Zahlung des

Berlin, Dienstag, den 7. September

betreffenden Zinscoupons, zu b bis zur Wiederherstellung des unter-

brochenen Transportbetriebes. ;

._ In dem sub c vorgesehenen Fall is jedoch eine dreimonatliche Kündigungsfrist zu beobachten, auc kann der Inhaber einer Priori- täts-Olligation von diesem Kündigungéêrechte nur innerhalb dreier Monate von dem Tage ab Vébraud machen, wo die Zahlung des Amortisations-Quantums hätte erfolgen sollen. :

Bei Geltendmachung des vorstehenden Rückforderungsrechts ift den Obligationen-Jnhabern das gesammte bewegliche und unbeweg- liche Vermögen der Gesellshast nah Maßgabe des folgenden Para- graphen verpfändet. /

, §5. 6. So lange nit die gegenwärtig kreirten Prioritäts-Obli- gationen eingelöst find, oder der Einlösungs-Geldbetrag gerichtlih de- ponirt ist, darf die Gesellshaft von den zum Bahnkörper, zu den Bahnhöfen und zu dem Bahnbetriebe verwendetez und eingerichteten Grundstücken Veräußerungen nur mit Genehmigung der Staatsbehörde vornehmen, auch neue Anleihen nur mit der Maßgabe aufnehmen, daß den Prioritäts-Obligationez der jeßigen Emisfion für Kapital und Zinsen das Vorrecht vor den ferner auszugebenden Obligationen reservirt und gesichert bleibe. ;

S. 7. Die Nummern der nach der Beftimmung des §. 4 zu amortisirenden Obligationen werden jährlich durch das Loos bestimmt und wenigftens drei Monate vor dem Zahlungstage öffentli bekannt gemacht. Es soll jedesmal möglichst die Hälfte des Betrages in Obligationen à-500 Æ und je ein Viertel in Obligationen à 1000 4 und 5000 M gezogen werden. E ____S§. 8. Die Verloosung geschieht durch die Gesellshafts-Direktion in Gegenwart zweier Notare in einem vierzehn Tage vorher zur öffentlihen Kenntniß zu bringenden Termine, zu welchem den In- habern der Prioritäts-Obligationen der Zutritt gestattet ist.

F. 9, Die Auszahlung dec ausgeloosten Obligationen erfolgt an dem dazu bestimmten Tage in Berlin von der Gesellschaftskasse nah dem Nominalwerthe an die Vorzeiger der Obligationen gegen Aus- lieferung derselben. Mit diesem Tage hört die Verzinsung der aus- geloosten Obligationen auf. Mit leßteren sind zugleich die ausgereich- ten, noch nicht fälligen Zinêcoupons und Talons einzuliefern. Geschieht dies nicht, so wird der Betrag der fehlenden Zinscoupons von „dem Kapitale gekürzt und zur Einlösung der Coupons verwendet. Die im Wege der Amortisation eingelösten Obligationen sollen in Gegenwart ¿weier Notare verbrannt, und es soll, daß dies geshehen, durch die öffentlichen Blätter bekannt gemacht werden.

Die Obligationen aber, welche in Folge der Rückforderung oder Kündigung der Inhaber außerhalb der Amortisation eingelöst werden (F. 4), kann die Gesellshaft wieder verausgaben. e

F. 10. Die Nummern der zur Zurückzahlung fälligen, nicht zur Eiulösung eingereihten Obligationen werden während der nächsten 9 Jahre nach dem Zahlungstermine jährlich einmal von der Direktion der Gesellshaft Lehufs Empfangnahme der Zahlung öffentlich bekannt gemaht. Jede Verpflichtung der Gesfellshaft aus den Obligationen, welche nicht innerhalb eines Jahres nach der leßten Bekanntmachung zur Einlösung eingereiht werden, hört mit Ablauf dieses Termins auf, und ist dies von der Direktion unter Angabe der Nummern als- dann öffentlich zu erklären, Die Direktion ist jedoch unter Gen-hmi- gung des Verwaltungsraths befugt, in den ihr entshuldbar erscheinen- den Fällen nachträglich Zahlung zu leisten. Ein Rechtsanspruch findet hierauf nicht ftatt. :

S. 11, Auf den für die Obligationen und die Zinscoupons zu zahlenden Betrag kann kein Arrest bei der Gesellschaft angelegt werden.

F. 12. Die in den §8. 4, 7, 8, 9 und 10 vorgeschriebenen öffent- lihen Bekanntmachungen erfolgen dur das Amtsblatt der König- lihen Regierung zu Potsdam, den Reichs- und Preußischen Staats-Anzeiger, mindestens zwei Berliner Zeitungen und eine Leipziger Zeitüng.

Zu Urkund dieses haben Wir das gegenwärtige landesherrliche Privilegium Allerhöchsteigenhändig vollzogen und unter Unserem Königlichen Insiegel ausfertigen lassen, ohne jedoch dadurch den Jn- habern der Obligationen in Ansehung ihrer Befriedigung eine Gewähr- leistung von Seiten des Staates zu geben oder Rechten Dritter zu präjudiziren. 7

Das gegenwärtige PaiLeaiam ist durch das Amtéblatt der Re- gierung zu Potsdam auf Kosten der Gesellschaft békannt zu maten und eine Anzeige hierüber in die Gesez-Sammlung aufzunehmen.

Gegeben Sch{loß Babelsberg, den 25. August 1875.

(L. 8.) Wilhelm. Für den Finanz-Minister Graf zu Eulenburg. Achenbach.

Schema I, Yeichsmark 200. Prioritäts-Vbligation : der Aa Eisenbahn-Gesellschaft U 4

er (Fünfhundert) MPIMEm ar u 4x Prozent Zinsen 1tk

Inhaber dieses hat auf Höhe von (Fünfhundert) Reichsmark Antheil an dem in Gemäßheit Allerhöchster Genehmigung und na den Bestimmungen des umstehenden Allerhöchsten Privilegii emittirten Kapital von Dreißig Millionen Reihsmirk Prioritäts- Obligationen der Berlin-Anhaltischen Eisezbahn-Gesell schaft.

Berlin, den 4 : i

Die Direktion der Berlin-Anhaltishen Eisenbahn-Gesellschaft. Facsimile 3 Unterschriften. ; Obligationen Reg. S. (L, S.) N. N. Facsimile. Controleur. i Rendant. Allerhöcchstes Privilegium.

Schema II. Zins - Coupon. Coupon Nr. 1. Prioritäts-Obligation Litt, C. Nr. 1. von Fünfhundert Reichsmark. Inhaber dieses Coupons erhält gegen dessen Rüdckgabe am (2. Juli . . . .) aus der Haupt- fasse der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn-Ge- sellschaft Eilf Mark fünf und zwanzig Pfenuig ausgezahlt. Berlin, den ten 187 Die Direktion der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn-Gesellschaft, Coupon. Reg. S.

8. 19 des Ge- statuts wird diefer

nêcoupon nach dem (2. . .) nicht mehr

Nach §. 2 des Privile-

uli 18 eingelöst,

llschafts t

iel F

iums und

Schema III.

Talon ur Prioritäts-Obligation Läitt, C. Nr. .…. ¿ e E der Dea Eisenbahngesellschaft.

über . , . . Reichsmark

Der Inhaber erhält kanntmachung die . . Serie Coupons Nr. . . . bis... folgenden fünf Jahre nebft Talon (er. §. 2 des Privilegti).

Berlin, den . . ten ; i

Die Direktion der Berlin-Anhaltischen Eisenbahngesellschaft.

vorgängiger öffentliher Be-

iergegen na für die

34 % iges Anlehen der vormals freien Stadt a. M. von 2,000,000 Fl. d. d. 1. Februar 1858,

Bei der am 23. Juli a. c. slattgehabten 16, Verloosung des An- lehens der vormals freien Stadt Franlfurt a. M. von 2,000,000 Fl. d. d. 1. Februar 1858 wurden nachbezeihnete Nummern Litt. T. zur Rückzahlung auf den 1. Dezember 1875 gezogen:

22 Obligationen über je 1000 Fl. Nr. 63. 90. 184. 191, 218. 307. 316. 439. 533. 560. 605. 636. 734. 934. 960. 1122. 1369. 1408. 1424, 1429. 1462 und 1545 = 22,0C0 Fl. = 37,714 A 29 4.

4 Obligationen über je 500 Fl, Nr. 1617. 1630. 1848 und 2007 = 2000 3I. = 3428 Æ 57 S.

2 Obligationen über je 300 Fl. Nr. 2322 und 2482 = 600 Fl, = 1028 «57 3.

Z Obligation über 100 Fl. Nr. 2716 = 100 Fl. = 171 i S.

Zusammen 29 Obligationen über 24,700 Fl. = 42,342 #4 86 s.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be-

merken in Kenntniß geseßt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzin- sung nur bis zum Rückzahlungstermine erfolgt, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der Königlichen Staatsschulden - Tilgungskasse in Berlin, bei jeder Königlichen Regierungs-Hauptkafse, so wie bei den Königlichen Bezirks - Hauptkassen in“ Hannover, Lüne- burg und Oênabrück gegen Rückgabe der Obligationen und der dazu grgen nah dem 1. Dezember 1875 fälligen Coupons (Serie I. ir. 3— 8) nebst Talons erheben können. ; __ Der Geldbetrag der etwa fehlenden unentgeltlich zurückzugebenden Zinscoupons wird von dem zu zahlenden Nominalbetrage der Dbli- gationen zurückbehalten, Soll die Einlösung von dergleichen Obli- gationen nicht bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., nohch bei der Königlichen Regierungs-Hauptkasse hier, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Coupons und Talons durch diese Kasse vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden, weshalb diese Schuld- vershreibungen einige Zeit vor dem Rüdckzahlungstermin eingereiht werden können. j al

Restanten: Aus der 15. Verloosung Obligation à 500 Fl. E 1972. à 300 Fl. Nr. 2330. 2453 und 2479. à 100 Fl. Nr. 9504.

Wiesbaden, den 5. August 1875.

Der Regierungs-Präfident. v. Wurmb.

Königlich Preußisches Landwirthschaftlihes Institut zu Hof Geisberg bei Wiesbaden. (Gegründet im Jahre 1818.) Landwirthschaftliche Winter-Schule. : s

Im bevorstehenden Winterhalbjahr 1875/76 beginnt der theoretische Unterricht Dienstag, den 19. Oktober, und werden in demselben folgende Fächer gelehrt: E 1) Mathematik, einshließlich des Feldmessens und Nivellirens, sowie :

2) Allgemeine und landwirth\{chaftlihe Botanik und

3) Allgemeine und landwirthschaftlihe Zoologie von Landes« geologe Dr. K o ch. E

4) Allgemeine Chemie von Dozent Dr. Fresenius.

9) Agrikultur-Chemie von Geh. Hofrath Dr. Fresenius.

6) Anatomie und Physiologie der Hausthiere (einscließlich der Lehre von dem Zahnwechsel und der darauf begründeten Altersbestim- mung), sowie Lehre vom Exterieur des Pferdes und Rindes und

7) Lehre vom Hufbeshlag von Departements-Thierarzt Gr ol[.

8) Lehre vom Klima und Boden, sowie von der Bodenbearbei- tung und Düngung von Dr. Freiherr von Canstein. :

9) Landwirthschaftlihe Geräthe- und Maschinenkunde von Di- rektor Dr. Medicus.

10) Wiesenbau nebst Lehre von der Drainage von General- Sekretär Dr. Klaas. :

11) Allgemeiner Theil der Lehre von der Viehzucht nebst Schaf- und Schweinezucht von Direktor Dr. Medicus,

12) Landwirthschaftlihe Betriebslehre (Taxationslehre) von Dr. Freiherr v. Canstein. : i :

13) Hopfen- und Gemüsebau von Direktor Dr. Medicus.

Die biesige Stadt bietet sonstige Bildungsmittel aller Art.

Von den Aufnahmebedingungen wird hier hervorgehoben, daß die Schüler der Anstalt das 17. Lebensjahr angetreten haben müssen.

Für unbemittelte und durch die Instituts-Direktion empfohlene Zöglinge aus dem Regierungsbezirke Wiesbaden hat der Verein Nafsauischer Land- und Forstwirthe eine Anzahl von Stipendien zu 12 und 8 Thalern ausgeseßt. 0E l 5

Alle, welche in das Institut für das nächste Winterhalbjahr ein- zutreten beabfichtigen, werden um baldige Meldung ersucht.

Weitere Auskunft über die Anstalt gewähren der Prospektus und die Statuten, welche durch den Unterzeichneten oder die hiesigen Buch- handlungen bezogen werden können.

Wiesbaden, im Sommer 1875. :

Die Königliche Instituts-Direktion. Dr, Medicus, Direktor.

Gewerbe und Handel.

Der Aufsichtsrath der Bank für Landwirthschaft und Industrie (Kw ilecki, Potocki & Co.) beschloß in seiner leßten Versammlung, die Dividende für das leßte Geschäftsjahr auf 6% festzustellen und den Reservefond angemessen zu dotiren, natürlich vorbehaltih der Zustimmung der Generalversammlung.

Der Rechnungsab\schluß der Chemnißer Werkzeug- maschinenfabrik (Zimmermann) ift, der „Dr. Pr.“ zufolge, fertig gestellt und foll nah den Abschreibungen eine 6% Dividende nachweisen, Es wird jedoch beabsichtigt, diesen Reingewinn nicht vollständig zur Vertheilung zu bringen, sondern einen Theil zur Ver- mehrung des Betriebskapitals zurückzubehalten. i

Jn dec Generalversammlung der Werra-Eisenbahn- G e- sellschaft vom 4. September wurde díe beantragte Statutenände- rung, die sih auf die Selbstübernahme des Betriebes der Werrabahn dur die Gesellschaft bezieht, angenommen. Die Mitglieder des Ver- waltungsrathes, Muther und Trinks, wurden wiedergewählt. Der [O für 1874 ergebende geringe Betriebsübershuß wurde dem Wirth- chaftsfonds überwiesen. L

Rom, 6. September. (W. T. B.) In der Prozeßsache der Deutsh-Ztalienishen Bank hat der Äppellgerihtshof das erst- inftanzlihe Urtheil des Handel8gericts aufgehoben, den Beschluß des Verwaltungsrathes für ungültig erklärt, und unter Verurtheilung der Liquidatoren in Schaden, Zinsen und Kosten, dahin erkannt, daß die Aktionäre zur Leistung der siebenten Einzahlung nit verpflichtet seien, und daß der Verkauf derjenigen Aktien, auf welche die leßten Einzahlungen nicht geleistet worden, ungültig und unwirksam sei.

Der Russische auf Gegenseitigkeit gegründete Boden- Kredit-Verein legt eine 11. Serie 5% iger Pfandbriefe zur Sffent- lihen Subskription auf. Der Cours ift für Berlin auf 90} % festgeseßt.

Verkehrs-Anstalten.

Am 4, September faud unter Betheiligung von Vertretern der Städte Greiz, Elsterberg, Plauen, eine Probefahrt auf der Strecke Greiz - Plauen - Weishliß der \ächsisch - thüríngischen Eisenbahn ftatt. Die +Betriebseröffnung der Strecke bis Plauen erfolgt am 8, September.