1875 / 211 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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Bereits in dem gemeinschaftlichen Erlasse des Ministers des Innern und des Ministers der geistlihen Angelegenheiten vom 12. August 1870 ist, in Uebereinstimmung mit der früheren Praxis, der Grundsay ausgesprochen, daß die nach §. 59 Ab- say 2 der Städtordnung vom 30. Mai 1853 dem Bürger- meister zustehende Befugniß, die Magiftratsmitglieder der städtishen Deputationen zu ernennen, auch auf die Schuldeputation Anwendung findet. Da die den einzelnen Beamten und Behörden durch das Gesey übertragenen re}sort- mäßigen Befugnisse integrirende Theile der organishen Gefammt- verfassung des Staats bilden und- fich der anderweiten auto- nomen Regelung, insbesondere im Wege des ftädtischen Statutarrehts, entziehen, so können, nach einem erneuerten Erlaß der genannten Minister vom 18. Mai d. I., die {tädtishen Körperschaften nicht für befugt erachtet werden, an die Stelle des dem Bürgermeister nah §. 59 1. c. Absaÿy 2 zu- stehenden Rehts bezüglih der Ernennung ‘der Magistratsmit- glieder der Schuldeputationen ein -Wahlrecht des Magistrats zu egen. I Die Befugniß zu \tatutarishen Anordnungen in Gemäßheit des Schlußsazes des §. 59 1. c. beshränkt sich nach dem Wort- laute des Geseßes auf diejenigen Fälle, in welchen eigenthümliche örtlihe Verhältnisse besondere Festsezungen über die Zusammen- \sezung der Verwaltungsdeputationen erforderlich machen. Die Frage, ob die fraglichen Deputationen vom Bürgermeister zu er- nennen oder vom Magistrat zu wählen seien, liegt nah der dieserhalb in Absaÿ 2 des §. 59 a. a. O. getroffenen ausdrüd- lichen Bestimmung außerhalb der im §. 11 sub 1 ebenda den statutarischen Anordnungen gezogenen Schranken,

Ein Verwaltungsgeriht hatte gegen die in dem Reskript des Ministers des Jnnern vom 4. Juli v. I. empfohlene Er- nennung eines Vertreters der Staatsanwalt\schaft für die in der Berufungs-Instanz zur Verhandlung gelangenden Angele- gewe wegen Zurücknahme von Konzessionen zum

etriebe der Gast- und Schankwirthschaft, sowie des Kleinhandels mit geistigen Getränken Bedenken geltend gemaht. Der Minister des Innern hat dieselben in einem Circular-Reskript vom 283. v. M. für unbegründet erklärt.

In Gemäßheit der §8. 21, 54 und 155 der Gewerbe-Ord- nung für den Norddeutschen Bund vom 21. Juni 1869, lautet die Motivirung, if durch die Ausführungs-Instruktion vom 4. September 1869 unter Nr. 60 ff. das Verfahren bei Ent- ziehung einer ertheilten Approbation, Konzession, Erlaubniß, Genehmigung oder Bestallung geregelt, insbesondere ist den Re- gierungen die Ernennung eines Beamten aufgegeben worden, wel- cher in Vertretung der Staatsanwaltschaft die geeigneten Anträge in beiden Instanzen zu stellen hat. Nachdem durch Einführung der Kreisordnung in den, im §. 135 V. Nr. 1 und 2 benannten gewerbepolizeilihen Angelegenheiten der Kreisaus\{huß als erste Instanz an die Stelle des Landraths bezw. der Regierung, und hinsihtlich der unter Nr. 2 ibid. bezeichneten Entscheidungen gemäß À 156 das Verwaltungsgeriht als Rekursinftanz an die Stelle der Regierung bezw. des Ministeriums getreten ift, erweist sih die Bestellung eines Vertreters der Staatsanwaltschaft für das Verfahren vor dem Kreisaus\husse im Hinblik auf den Swlußsaß des §. 135 V. als überflüssig, während solche für die Berufungsinstanz nothwendig bleibt. Die hiernach erforderlihe An- ordnung isst nah Analogie des §8. 35 Nr. 5 in dem oben ge- dachten Reskript vom 4. Juli v. I. erfolgt.

Das Gesetz, betreffend die Verfassung der Verwaltungs gerihte 2c. vom 3. Juli d. I. G. S. S. 375 —, dur welches nah S. 84 Nr. 1 die Bestimmungen der §8. 20, 21 der Gewerbe-Ordnung vom 21. Juni 1869 niht berührt wor- den sind, bedingt mit dem Zeitpunkte seiner Einführung nur insoweit eine Aenderung der bisherigen Vorschriften, als der für die Berufungsinstanz mit der Wahrnehmung des öffent- lihen Jnteresses zu betrauende Kommissarius nicht mehr von dem Vorsißenden des Verwaltungsgerihts im Einvernehmen mit dem Regierungs-Präsidenten, sondern nah §. 62, in Ver- bindung mit §8. 44 a. a. O., von dem Regierungs-Präfidenten zu ernennen fein wird.

Da es den Aufgaben einer geordneten Staatsver- waltung entspricht, daß die, im §. 135 V. Nr. 2 der Kreisordnung aufgeführten gewerbepolizeilißhen Angelegen- heiten nach einheitlihen Grundsäßen behandelt werden, so wird es fich empfehlen, daß die Regierungs-Präsiden- ten von der ihnen in den , 44 und. 62 des Gesezes vom Z. Iuli d. I. gegebenen Ermächtigung auch dann thunlih|t Ge- brauch machen, wenn Anträge auf Ertheilung von Kon- zessionen den Gegenstand des Berufungsverfahrens bilden. Ab- gesehen von den Fällen, in denen, sei es von der öffentlichen Behörde, welcher als Partei die Wahrnehmung des öffentlichen Interesses obgelegen hat, der Antrag auf Abordnung eines Kom- missars gestellt (§8. 44 Absatz 1), sei es von dem Vorsitenden des Kreisaus\hu}es, Berufung eingelegt worden ift (Z 58), wird das öffentliche Interesse der Regel nah überall da die Be- stellung eines Kommissars als angezeigt ersheinen lassen, wo zu prüfen ift, ob die unter Nr. 1 und 2 des §. 33 der Gewerbe- ordnung vom 21. Juni 1869 erg ob orausfeßzungen vor- liegen, oder ob ein Bedürfniß für die Ertheilung der Erlaubniß zum Ausshänken von Branntwein oder zum Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus als vorhanden anzuerkennen ift.

Zum Thatbestande des sirafbaren Betrugvers\u ches ehört nach einem vor Kurzem ergangenen Erkenntnisse des Bher-Téibunals der Umstand, daß die Täuschung an \ich geeignet war, die beabsichtigte Vermögensbeshädigung hHerbei- zuführen.

Der General der Kavallerie von Podbielski, General- Inspecteur der Artillerie, hat fch, um den Manövern des V. und V1. Armee-Corps beizuwohnen, nach Schlesien begeben, eben- dahin der General-Lieutenant von Biehler, Allerhöchst beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte der General-Inspektion des Ingenieur-Corps und der Festungen.

i Der Géneral-Lieutenant von Bülow, Junspecteur der II, Feld-Artillerie-Inspektion ift für die Dauer der Manöver des V, und VI, Armee-Corps gn Ehrendiens|t bei Sr. Kaiser- lihen Hoheit dem Erbherzog Albrecht von Oester- reich kommandirt worden und hat \fich zum Empfange Sr. Kaiserlichen Hoheit nah Oderberg begeben.

Der Königlich bayerische Militär-Bêvollmächtigte General- Major Fries und der General-Major von Voigts-Rh eß, Di- rektor des Allgemeinen Kriegs-Departements, sind von ihren resp. Urlaubsreisen hierher zurückgekehrt.

Der Königlih bayerishe Gesandte am hiesigen Hofe, Freiherr Pergler von Perglas, ist nah Ablauf des ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaubes auf seinem Posten wieder eingetroffen. ;

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Der Geheime Ober - Medizinal - Rath Professor Dr. Jüngken ift auf der Heimreise von Pyrmont hierher gestern früh in Hannover verstorben.

Auf der Niederschlesis{ch-märkischen Eisenbahn find ungefähr 150 Meter vor der Einfahrtsweihe in den Bahn- hof-Greiffenberg in der Naht vom 6. zum 7, d. M. einige Wagen des Zuges 102 entgleist; von den Reisenden ist Niemand verleßt, nur der Postpackmeister und ein Schaffner haben unerheblihe Verleßungen erlitten. Beschädigungen an Betriebsmaterial sind unbedeutend; auch find außer Verspätung einiger Züge Betriebsstörungen nicht vorgekommen. Die Ursache der Entgleisung ist noch nicht ermittelt.

Danzig, 8. September. G A Galster, De- cernent in der Kaiserlichen Admiralität, ist hier eingetroffen und wohnt den Schießübungen der Panzerflotte bei.

Posen, 7. September. An Stelle des Regierungs-Vize- Präsidenten Wegner isst der Regierungs-Rath Haehnel hier- selbst zum Verwaltungsmitgliede und Vorsißenden der Posenschen Deputation für das Heimathwesen und an Stelle des Leßt- genannten der Regierungs-Rath Drolshagen hierselbst zum stellvertretenden Verwaltungsmitgliede sowie zum ftellvertreten- den Vorsißenden dieser Deputation ernannt worden.

Kiel, 8. September. (Kieler Ztg.) Das Kanonenboot „Drache“ hat Wilhelmshaven verlassen, um nah Cuxhafen zu gehen und die Vermessungen weiter fortzuführen.

Hadersleben, 7. September. Ueber die Sedanfeier in Hadersleben geht uns folgender Bericht zu: „Seit 3 Jahren ist unser shönstes Fest, der Sedanstag, von der Stadt Haders- leben in einer Weise gefeiert worden, die erhabener und \{höner in keiner Stadt dieser Provinz gewesen sein kann, und war be- sonders in diesem Jahre die Betheiligung am Feste Seitens der Bevölkerung so bedeutend, wie nie zuvor und wie es im Süden des Vaterlandes wohl kaum angenommen worden.

Unsere städtischen Kollegien hatten für die Feier die Summe von 700 #4 berbilligt. Am Vorabende des Festes fand ein Zapfenstreih, ausgeführt von einem städtischen Musikchor und den Schülern des Gymnasiums, sowie der Stadtshulen, unter Theilnahme Tausender Erwachsener ftatt. / / Die Feier am 2. wurde mit einer Reveille eröffnet, darnah Schulfeier in allen Schulen; Auszug sämmtlicher Schüler des Gymnasiums und der Bürgerschulen nah einem Walde in der Nähe der Stadt, mit Hunderten von Fahnen ; hier Scheibenschießen mit Salonbüchsen für die größeren Knaben, Scheibenwerfen für die kleineren Schüler, um Gewinne. Nach- mittags Auszug der Schülerinnen aus dem deutschen Institute und aus allen Stadtshulen zum Festplaze der Knaben. Diesem Zuge \{chlossen sfich der Magistrat; die Stadtverordneten, die \sämmtlihen Vereine und Tausende von Einwohnern an. : Die Knaben waren sämmtlich mit dem Bilde des Kaisers und den Nationalfarben, die Mädchen mit Schleifen in denselben Farben geschmüdckt. Angelangt auf dem Festplaze, wurde die Festrede gehalten, die mit begeiftertem Hoch auf Kaiser und Reich \{loß. Hiernah Spiele der Mädchen, Tanz für alle Kinder; Abends der Einzug Aller, Groß und Klein, Arm und Reich: 9 L Abends Freudenfeuer und Feuerwerk und darnach Tanz für die Erwachsenen. Das Fest wurde in eht deutsher Weise gefeiert, von keinem Mißklang gestört. Alle Stände nahmen an demselben Theil und lieferten den Beweis, daß, wo es gilt treu zu Kaiser und Reich zu stehen, die deutshe Gesirtnung zu bethätigen, Hadersleben nicht zurüsteht. *

Sachsen» Dresden, 8. September. Se. Majestät der König ist heute, Ihre Majestät die Königin geftern Abend von Leisnig wieder in Pillniÿ eingetroffen. Der König wird fich morgen früh nach Löbau begeben, den in der Nähe daselbst stattfindenden Manövern beiwohnen und Freitag Abend nah Pillniy zurückkehren. Se. Kaiserlich Königlihe Hoheit der Erzherzog Ludwig Victor is vorgestern Nahmittag 4 Uhr nah Wien abgereist.

Baden. Karlsruhe, 6. September. Ihre Königlichen Hoheiten der Graf und die Gräfin von Flandern trafen am Sonnabend, den 4,, Vormittags, von Shloß Weinburg in Constanz ein und begaben \ich in den bereitstehenden Hofwagen sofort zum Besuch der Großherzoglihen Familie nach Schloß Mainau. Am Abend führten - Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin die belgishen Herrschaften nah Constanz, zeigten ihnen die neen städtishen Anlagen am Seeufer nächst dem Badhotel, besichtigten die Münsterkirhe mit ihren Sehenswürdigkeiten, sowie den Hof der Stadtkanzlei und ge- leiteten ihre hohen Verwandten zum Bahnhof, von wo dieselben die Rückreise nah Weinburg gegen 7 Uhr antraten. Zum Besuch bei Ihren Königlichen Hoheiten verweilte feit Freitag der Graf Erwin zu Neipperg, Kaiserlich österreichisher General der Kavallerie und Kommandirender in Galizien; der Graf verab- \chiedete sich Sonntag Vormittag und hat fich nach Friedrihs- hafen begeben. Se. Königliche Hoheit der Großherzog gedenkt sich zur Feier des Dienstjubiläums des Generals der Infanterie v. Werder am 12. ds. nah Schloß Baden zu begeben, woselbst zu Ehren des Jubilars eine große Hof- tafel stattfinden wird, zu welcher zahlreihe Einladungen. er- gehen sollen. Das Ministerium des Jnnern hat der altkatholischen Gemeinde der Stadt Blumberg die erledigte Pfründe nebft der Verwaltung des örtlihen Kirhen- vermögens zugewiesen, da die überwiegende Anzahl der katholi- \chen Einwohner Altkatholiken find. Zu gleicher Zeit wurde der altkatholishen Gemeinde in Fünten bei Bonndorf die staatliche Anerkennung ertheilt und dieselbe in den Mitgebrauch der Pfarrkirhe und der kirhlihen Paramente eingewiesen. Der in Freiburg versammelt gewesene Katholiken- kongreß hat, der „Karlsruher Ztg.“ zufolge, eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, in welhen er gegen die Einmischung des Staates in den Religionsunterriht, gegen die der freien Aus3- übung des Lehramtes des heiligen Stuhles und der Gerichtsbars- keit der Kirhe angethane Gewalt, gegen die AbsGaffung der weltlihen Macht des Papstes protestirt, der Kirhe das Recht der Gründung von Schulen wahrt, dem Staate das Recht unbe- dingten Gehorsam für seine Gesezgebung zu verlangen, abspricht, feine Bewunderung für die verfolgte Geistlichkeit ausspricht und end- lih den Frieden für unmögli erklärt, \o lange nit der Kirche ihre Freiheit wiedergegeben sei. Auf ein von der Generalver- fammlung an den Pap f gerichtetes Telegramm ift, nach dem- selben Blatte, Ns Antwort eingegangen: „An den Herrn Präfidenten der katholishen Generalversammlung der deutschen Katholiken. Freiburg, Baden. Der heilige Vater hat das Tele- gramm, welches die Gefühle der erwähnten Versammlung gegen seine geheiligte Person aus\priht, huldvoll entgegengenommen.

L Seine Heiligkeit dankt und segnet aus vollstem Herzen die ge-

nannte Versammlung, von deren Arbeiten er sich reihe Früchte zum Wohle der Kirche verspriht. Kardinal Giacomo Antonelli.“

Hessen. Darmstadt, 9. September, (W. T. B.) Der Zusammentritt des Landtages if auf den 5. Oktober anberaumt worden. Die „Darmstädter Zeitung“ erklärt die Nachricht, daß Seitens der Regierung ein Gese über den Aus- tritt aus den Kirchen- und Religionsgemeinshaften vorbereitet werde, für unbegründet.

WaldeckŒ. Arolsen, 7. September. Das Regierungs=- Blatt veröffentliht das Geseh, betreffend die Feststellung des Etats des Fürstenthums Walde und Pyrmont für die Jahre 1875, 1876, 1877. Der Etat \{chließt 1875 mit 1,571,690 M, 1876: 940,492 M, 1877: 937,903 M Einnahme und Ausgabe. . -

Desterreich-Ungarn. Wien „7. September. Der Kaise und der Kronprinz G s Rudolf find heut Nahmittags aus Bruck an der Leitha in Schönbrunn eingetroffen.

Triest, 7. September. Die amerikanische Kriegskorvette „Congreß“ kam gestern von Tripolis, wohin dieselbe zur Beilegung des Konfliktes wegen Beleidigung der amerikanischen Flagge entsendet worden war, hier an. Nachdem dem Korvetten- kommando der Tod des Expräsidenten Johnson geftern offiziell notifizirt worden war, beging die Korvette heute die Trauerfeier, indem sie von 6 Uhr Morgens bis Sonnenuntergang jede halbe Stunde einen Kanonen\{chuß abfeuerte. :

Pest, 7. September. In der heutigen Sißzung des Ab- geordnetenhauses wurde über Antrag Zsedenyi's beschlossen, die Thronrede mittelst einer Adresse zu beantworten. Hierauf wurde zur Wahl der Aus\hü}se geschritten. / ,

9. September. (W. T. B.) In der heutigen Sißung des Oberhauses wurde ein Königliches Rescript verlesen, welches zur Vornahme der Wahlen für die auf den 21. d. einberufenen Delegationen auffordert. Sodann murde der Entwurf der Adresse unverändert angenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 7. Sep- tember. Prinz Arthur, Herzog von Connaught, wird Ende Oktober oder Anfangs November in Gibraltar erwartet, um dort einige Zeit den Funktionen eines Majors im Stabe der Garnison obzuliegen. Der Gesand#e der Vereinigten Staaten am hiesigen Hofe, General Schenck, ift nah mehrwöcentlicher Abwesenheit auf seinen Posten hierher zurükgekehrt. Das auf der Höhe von Wicklow gesunkene Panzer\chiff „Van- guard soll, einem endgültigen Beschlusse der Admiralität zufolge, nicht gehoben werden, zum mindesten nicht jeßt, vielleicht erst nah demWinter. Taucher werden abermittlerweile seine Masten beseitigen. Eine in der „Times“ veröffentlihte Korrespondenz zwishen dem König von Aschanti einerseits und dem Gouverneur der Goldküste andererseits stellt neue Verwilckelungen in jener Region in Aussicht. Seit der Thronbesteigung des neuen Kö- nigs von Aschanti, Osai Mensah, hat sich der Häuptling von Djuabin, ehedem einer der mächtigsten Vasallen Aschanti's, den Beschwerden aus Kumassi zufolge, sehr aggressiv gezeigt. Osai Mensah behauptet, daß der Häuptling von Djuabin An- \prüche auf das Königreih Aschanti erhebe, weil ihm dasselbe angeblich von der englischen Regierung gewährleistet worden sei, daß er seinen Anhängern und den kleineren Häuptlingen, die ihm Lehnstreue \{hulden, befohlen habe, alle Diejenigen, die Osai Mensah anerkennen, zu berauben und zu ermorden, und daß friedlihe Reisende auf dem Wege nah dem Innern von ihnen mit deut Tode bedroht werden. Der König von Ku- mai bittet \{chließlich, daß wenn der Gouverneur der Goldküste nicht feinen Einfluß aufbieten wolle, um die Aggressionen Djuabins zu unterdrücken, er zum mindesten die Versicherung ertheilen möge, daß die Stämme unter dem englischen Protektorat in dem Kriege, den Ashanti dem Häupt- ling von Djuabin zu erklären im Begriff sei, neutral bleiben werden. Den englishen Kaufleuten in Cape Coast, die Osai Mensahs E A der Regierung befürwortend über- sandten, hat der Privatsekretär des Gouverneurs geant-

wortet, daß Se. Excellenz, was die Angelegenheiten

des Junnern anbelange, nach Gutdünken hant eln werde, Ueber den unglücklihen Zusammenstoß zwischen den zwei Panzerschiffen „Iron Duke“ und „Vanguard“ im irishen Kanal, der den Untergang des lehteren zur Folge hatte, liegen nun ausführlihe Details vor. Das KReservegeschwader, dem die beiden Schiffe angehörten, befand sich auf dem Wege von Dublin nah Cork, als es plöglich in einen dihten Nebel gehüllt wurde. Als die Schiffe langsam die Küste von Watlow entlang dampften, wurde bemerkt, daß fih ein großes Segel [Gi näherte, infolge dessen der „Vanguard“ feinen Kurs änderte um eine Kollision zu vermeiden. Diese Kursveränderung hatte aber zur Folge, daß der dihtbei befindlihe „Iron Duke“ gegen den „Vanguard“ anrannte und ihm mit seinem Widder unter der Wasserlinie ein \solhes Leck beibrahte, daß das Schiff auf der Stelle mit Mann und Maus gesunken wäre, wenn es niht wasserdihte Kammern gehabt hätte. Diesem Umstande ist es zu verdanken, daß \fich das \{chwerbeschädigte Fahrzeug noch eine Stunde lang über dem que halten konnte, während welcher Zeit die aus 500 Köpfen bestehende Besazung, unter welcher die größte Ordnung und Disziplin herrschte, gerettet wurde. Bald darauf sank der „Vanguard“ im Tief- wasser, und dem Vernehmen nah is sehr wenig Wahrscheinlich= keit vorhanden, irgend einen Theil des Kriegs\chiffes zu retten, das, wie man glaubt, nahezu eine halbe Million Pfund Sterl. gekostet hat. Das Merkwürdigste ift, daß die anderen Schiffe Des Geschwaders weiter dampften, ohne von dem Unglück nur eine Ahnung zu haben. Von der Equipirung des „Van=- guard® wurden nur drei Boote - gerettet. Drei Per= fonen seiner Mannschaft trugen Verleßungen davon. Der eron Duke* erlitt nur unerhebliGe Beschädigungen.

Frankreich. Paris, 9. September. (W. T. B.) Das „Journal officiel‘ veröffentliht ein Dekret, durch welches Admiral Roze an Stelle des Admirals de la Roncière zum Kommandanten des Mittelmeergeshwaders ernannt wird. Der Admiral de la Roncière hatte, wie replublikanishe Blätter melden, in einer bei einem Banket in Evreux ver- lesenen Zuschrift fich für die Einigung aller konservativen Ele= mente ausgesprochen und \sich zum ergebenen Parteigänger der Regierung Mac Mahons bekannt, solange dieselbe auf dem von ihr betretenen konservativen Wege mit Entschiedenheit beharren werde; am SYhlusse hatte der Admiral besonders hervorgehoben, wie er o e, daß der Augenblick kommen werde, wo Frankreich wieder in der Lage sei, frei seine Wahl zu treffen und unter den europäischen Mächten wieder diejenige Stellung einzunehmen, ta Bas die gegenwärtige Gestalt seiner Regierung unter=-

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Griechenland, Athen, 4. September. König Geor ist heute nah Korfu abgereist, wo er die Herbstzeit, verleben will. Die Großfürsten A E und Konstantin Sohn von Rußland bleiben noch einige Tage hier. :

Türkei. Wie der „Agence Havas* aus Ragusa gemeldet wird, bombardirten die Jnsurgenten die Blockhäuser bei Zupzi. Das Bombardement war jedoch erfolglos und blieben die Türken im Befiz ihrer Positionen. Der Agence Havas * zu- folge, hätte die Konsularkommission die Befehlshaber der Insurgenten aufgefordert, fch zux Einleitung der Unter- handlungen einzufinden, Dieselben hätten \ich jedoch ge- veigert zu erscheinen und erklärt, fie würden den Gang der Dinge gbhwarten.

Nah über Ragusa, 8. September, Abends, von Seiten der Insurgenten eingegangenen Nachrichten, hat am 7. bei Bilek ein Gefecht stattgefunden, in welhem die Türken zu=- üdgeschlagen wurden. Dieselben sollen "angeblich 100 Todte nd noch mehr Verwundete verloren haben, während der Verluft der Insurgenten im Ganzen auf 20 Todte angegeben wird. Denselben Nachrichten zufolge hätten die Insurgenten einen von hier nah Trebinje abgesandten Mehltransport erbeutet.

Belgrad, 8. September. (W. T. B.) Fürft Milan st heute früh nach Kragujevaßz abgereist. Die feierliche Sröffnung der Skuptschina und die Verlesung der Thron- ede erfolgt morgen Nachmittag.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 7. Septem- her, Se. Majeftät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der herzog von Edinburgh sind am 4. d. M. aus Moskau ah Zarskoje-Sselo zurückgekehrt. Zur Zahlung von Suhb- idien an verschiedene russishe Dampfschiffahrts- Besellshaften ift, einer Angabe der „M. 3.“ zufolge, im Budget des Finanz-Ministeriums pro 1876 die Summe von 1 810,388 Rbl. ausgeworfen worden. An dieser Summe parti- ipiren: 1) Die russische Gesellschaft für Dampfschiffahrt und handel mit 1,063 780 Rbl., 2) die Gesellschaft „Kawkas und Merkur“ mit 335,608 Rbl, 3) Die Archangel-Murmansche Dampfs\chiffahrts - Gesellshaft mit 40,000 Rbl.,, 4) die Amur- Dampfschiffahrts-Gesellshaft mit 345,000 Rbl. und 5) die Bai- alshe Dampfschiffahrts-Gesellshaft mit 26,000 Rbl. An ßosteinnahmen find nah der „N. Z.* eingelaufen: 1870 } 982,479 Rbl., 1871 9,702,232 Rbl., 1872 9,342,530 Rbl, 1873 —- 9,925,353 Rbl., 1874 10,437,284 Rbl, im Zanzen in fünf Jahren 48,389,880 Rbl., oder durchschnittlich ) 677,976 Rbl. im Jahr. Die Posteinnahme des laufenden Jah- es wird auf 10,329,100 Rbl. veranshlagt. In Orenburg st nah dem „Ruff. Inv. * ein neuer Beftandtheil der Kavallerie, ine Escadron von Baschkiren, die auf ihren eigenen ßferden reiten, ausgebildet worden. Die Escadron besteht aus 40 Mann und ift in zwei Abtheilungen eingetheilt.

Schweden und Norwegen. Christiania, 7. September. die Enthüllung des Denkmals für König Karl RIV. ohann wurde heute Mittags um 12 Uhr durch Se. Majestät en König vorgenommen. Ihre Majestäten die Königin und die öônigin-Mutter, der Kronprinz, der Fürst von Waldeck mit seinen öhtern, alle hiefigen und mehrere hierher gekommene Diplo- jaten und Notabilitäten nahmen an der Feier Theil. Die nor- egischen und {chwedis{chen Truppen defilirten vor dem König. )as Wetter war herrlich. Es is} allgemeiner Feiertag. Große tenshenmassen find in Christiania anwesend. Vorgestern wur- n die Feldmanöver beendigt , gestern fand ein großartiges E zu Ehren der \{chwedischen Offiziere und Truppen att; heute Rahmittags ein Fahnenzug aller Stände. Abends Souper im Königlihen Schloß.

Dánemark. Kopenhagen, 6. September. Zufolge Minifterialtidende* wurde in den ersten vier Monaten des inanzjahres 1875/76 vereinnahmt an Einfuhrzoll- und tempelabgaben von Spielkarten 7,592,840 Kronen gegen 481,268 Kr. in dem entsprehenden Zeitraume des vorigen inanzjahres, an Packhausmiethe 23,532 Kr. gegen 21,942 Kr., hifsabgaben inkl. Schiffsvermefsungsgebühren 339,297 Kr. gen 295,732 Kr., Branntweinfabrikationsabgaben 758,451 Kr. gen 709,970 Kr., diverse Einnahmen 32,546 Kr. gegen 1,0962 Kr. Nach Abzug der Bonifikationen betrugen die allge- inen Zoll-,. Branntwein- und Schiffsabgaben 8,600,342 Kr.

Mgen 7,393,104 Kr.,, mithin eine WMehreinnahme im

pril bis Juli dieses Jahres von 1,207,238 Kr., Ws eine Verringerung des Status im Zuli von 146,776 Kr. Die Kriegsfteuer hat in demselben Zeitraum, nah Abzug Bonifikationen, 1,318,347 Kr. gegen 1,183,218 Kr. einge- aht, nämlich Zölle 948,159 Kr. gegen 837,364 Kr., Brannt- Finsteuer 370,188 Kr. gegen 345,854 Kr. Die Mehreinnahme s der Kriegssteuer beträgt für April-Juli 135,129 Kr., und dieselbe hat sich der Status im Juli um 116,771 Kr. ver- ndert. Die gesammten Mehreinnahmen - aus allen Zoll-, anntwein- und Schiffsabgaben betrugen in den ersten vier onaten des Finanzjahres 1,342,367 Kr., und die Totalver- Mgerung des Status im Juli 263,547 Kr.

Amerika. New-York, 8. September. (W. T. B.) Die publikanische Konvention von New-York hat Frede- Seward für den Posten - eines Staatssekretärs in Vorschlag aht, Sodann wurden von derselben mehrere Resolutionen Gunsten einer billigen und nachsihtigen Politik gegenüber Südstaaten und einer verfassungsmäßigen Verwendung der itärishen Gewalt angenommen. In den Resolutionen wird er auf eine Bestrafung der Unterschleife in der Verwaltung rungen. Sodann wird empfohlen, die Zahlungen in Metall ald als möglich wieder aufzunehmen. Endli erklärte \ih Versammlung gegen eine dritte Präfidentshaft Grants, cht demselben jedoch ihren Dank für seine Dienste aus und ürte fich mit desen innerer und äußerer Politik einverstanden.

Die Indianer haben Haydens Forshungsexpedition im ilihen Colorado angegriffen und dieselbe gezwungen, mit K Verluft ihres Gepäcks nach dem Laplatteflusse zurückzu-

Men. Ueber die Ermordung des Präsidenten von uador bringt die leßte amerikanishe Poft, der „A. A. C.“

‘lge, nachstehende Einzelheiten: Der Präsident befand \ich in

m Palast, als Kapitän Rayo, den er seines Amtes entsetzt Mie, fih Zutritt zu ihm verschaffte, Im Gespräch mit dem Wsidenten zog der Mörder seinen Säbel und ver-

damit dem A einen Streih aufs Haupt. | ge Zeit ftürzten zwei Helfershelfer ins Zimmer P feuerten ihre Revolver auf den Präfidenten ah. Der her- eeilte Wachtposten rannte unverzüglih dem Kapitän sein Wonett dur den Leib, aber die Anderen entkamen. Der Präs Mt fiel tôödtlich verwundet auf sein Antliy und gab bald / uf seinen Geist auf. Die Stadt Guayaquil war über die Mde von der E That sehr aufgeregt, aber die Ruhe Fde nicht geftört. :

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Nr. 16 des (I TEDe, Le T n na s Ma tts, hat folgen- den Inhalt: iebe S Civilanstellung bei den Shußmanu- schaften, Erhöhung des Besaßungsetats S. M. Schiffe um Deck- Offiziere und Unteroffiziere für das Steuermaunsdetail. Jnne- haltung eines bestimmten Systems bei der Wahl der Benennungen S. M. Schiffe und Fahrzeuge. Geldbeshaffung durch S. M. Schiffe und Fahrzeuge im Auslande. Das Ankern im Kieler Hafen zwischen Friedrihs8ort und Möltenort. Neubenennung eines Schleppdampfers. Erhöhung des Löhnungsöbeitrages der Mann- schaften zur Beschaffung der Mittagskost 2c, sowie des den kanto- nirenden Mannschaften für den 31. eines Monats zur Beschaffung der Mittagskost extraordinär zu gewährenden Löhnungsantheils und des Zuschusses zur Beschaffung einer Frühstücksportion für die Mann- schaften. Asffservirung der standgerihtlihen Untersuchungsakten bei den Schiffen im Auslande bis zur Außerdienststellung. Abände- rung in der Bekleidung der Offiziere, Aerzte, Beamten 2c., sowie der Mannschaften der Kaiserlihen Marine. Einfluß der Shildzapfen- deckel auf die Feuerthätigkeit der Geshüße. Koftenfreier Stellen- nachweis für Militärinvaliden . durch den Verein „JInyalidendank“. Mischungsverhältniß der Labsalbe für die ftehenden Takelagen S. M: Sie und Fahrzeuge.

- Die Nr. 18 des Centralblatts der Abgaben-, Ge- werbe- und Handels-Gesehgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Verfügungen des Königlichen Finanz-Ministeriums, Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen be- treffend. - Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Konfiskation von Brennereigeräthen betreffend, vom 13. Juni 1875. Gesetz, betreffend die Verwaltung des Stempelwesens in Frankfurt a. M, Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz- Ministeriums, die Tarifirung von Fleischguano betreffend, vom 19. Juli 1379,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Vom 6.—8. September tagte der Verwaltungsrath der Deutschen Schillerstiftung zum erften Male in Dresden, welche Stadt durch vorjährigen Beschluß für die nächsten fünf Jahre a Vorort gewählt worden ist, Außer dem Vorsißenden Ed. Du-

oc (R. Waldmüller), dem Kasfirer Ober-Appellations-Rath Klemm, resp. deren Vertretern Hofrath Dr. Pabst und Prof. Dr. Diestel, welche den Statuten gemäß von der Dresdner Zweigstiftung ernannt worden find, und dem General-Sekretär der Stiftung, Dr. Julius Grosse, welcher seit Anfang dieses Jahres von Weimar nah ODres- den Übergesiedelt ift, waren erschienen die Vertreter von Berlin, Geh. Reg.-RNath Dr. Bormann, von München, Hofrath Dr. Ernst Förster, von Stuttgart, Ober-Tribunals-Rath v. Köstlin, von Weimar, Reg.- Rath Genast, von Wien, Dr. Leop. Kompert. Die Konferenzen, welche in einem Saale des Palais am Taschenberge abgehalten wurden, waren vollkommen interner Natur und betrafen zunächst die Erledi-s gung zahlreicher Unterstüßungsgesuhe. Da der Hauptstiftung- vier &Füusftheile von der Jahreseinnahme der Dresdner und zwei Drittheile von derjenigen der übrigen Zweigstiftungen zufließen, so sind gegen 40,000 verwendbar. Dennoch liegt der Wunsch nahe, das Grund- kapital angemessen zu vergrößern, um in noch umfangreiherer und energischerer Weise verdienten Schriftstellern Unterstüßungen zu Theil werden zu lassen. Auch dahin zielende Vorschläge kamen zur Be- sprechnug. Der Borstand der Dresdner Zweigstiftung, welche nach wie vor unter dem Vorsiße des Ober-Bürgermeisters Pfoten- hauer zu tagen pflegt, ist neuerdinzss durch General-Staatsanwalt Dr. Schwarze ergänzt worden, welchen an Stelle des verstorbenen Professor Dr- Helbig Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar ernannt hat.

Ueber die Rückehr des Chefs der afrikanischen Expedition, Dr. Güßfeldt, nah Berlin wird der „Weser-Z.“ von hier Ausführlicheres berichtet, dem wir Folgendes entnehmen: Die auf der Beobachtungsftation von Chinhoro noch weilenden Mitglieder Lieutenaut y. Hattorf, weleher zugeïh“mit Dr, Güßfeldt hinübergegangen war, Dr. med. Falkenstein, ‘der die administrative Leitung der Station führte, Major v. Mecow, der die Aus- bildung der angeworbenen einheimishen Truppen übernehmen sollte, Dr. Peschuel - Loeshe unnd Herr Lindner werden voraussichtlichz nach Abwickelung der \{chwebenden Geschäfte und Heimsendung der gemietheten Neger unverzüglich die Rückceise nach Europa antreten. Die Grxpeditiou des Dr. Güßfeldt, welcher wegen der an der Loangoküste ungünstigen klimatischen und politischen Verhältnifse von dem Vordringen in das JIunere Afrikas Abstand nehmen mußte, hat auf wissenschaftlihem Gebiete sehr erfreuliche Re- sultate aufzuweisen. Die der Expedition zugänglichen Gebiete, die Küstenländer Kabinda, Tschilmango und Loango, die Landschaften Mayomube und Yengela sind ausgiebig erforsht. Neben ciner schr bedeutenden Anzahl von Ortsbestimmungen hat die Feststellnng größerer Flüsse, namentlich des Quillu, der an Größe unserem Rheine kaum etwas nachgiebt, stattgefunden, und find eine Menge meteorologisher und physikalischer Beobachtungen mit größter Sorgfalt zum Besten der Wissenschaft vorgenommen. Von bleibendem Werthe sind die von den Expeditionsmitgliedern mit großem Fleiße angelegten Samm- lungen von Naturkörpern und Präparaten, deren Verarbeitung die Gelehrten noch lange in Anspruch nehmen wird. Sehr erfreulich ift, daß die meisten Gegenstände in gutem Zuftande angelangt sind, während erfahrungsmäßig sonst von in den Tropen angelegten Samm- lungen ein großer Bruchtheil durch Fäulniß, Insektenfraß, Zerbrechen der Gläser 2c. zu Grunde geht.

Hr. Professor Zumb u \ch{ in Wien hat das Modell für die kolossale Kriegerfigur zum Augsburger Siegesdenkmal an die Erzgießerei des Profeffors Lenz in Nürnberg übergeben und auf- gestellt. Das ganze Denkmal, wozu noch vier Nebenfiguren und reicher Ornamentenshmuck für das Piedestal kommen, wird bis Mai des nächsten Jahres vollendet sein.

An der uúgarishen Landes-Musikakademie hat der Unterrichts-Minifter den General-Musikt irektor des Nationaltheaters Franz Er kel zum Direktor und den Komponisten Robect Vo k- mann zum ordentlichen Professor ernanut.

Der „Academy“ zufolge wurde jüngst die Aufmerksamkeit des italienischen Ministeriums auf eine nunmehr im Gange be- findlihe beständige Beseitigung werthvoller Bücher, Manuskripte und Kunstwerke aus den italienischen Klöstern, insbesondere aus penlenigen, die unter römischer Juris- diktion stehen, gelenkt. Nicht allein sind illuminirte Manuskripte, Choral- bücher, kleine Gemälde, Stickereien und Bildüisse zum Gegenstand des Handels gemacht worden, sondern in einzelnen Fällen find in Er- wartung der Auflösung der Klöster sogar kolossale Altarstücke von ihren Pläßen herabgenommen worden und haben ihren Weg in die Hände von Pariser und Londoner “art gefunden. Große Kloster- Bibliotheken sind in derselben Weije verkauft worden.

Freunde der Natur und wohl auch die Besißer von Oleander- bäumen dürfte die Mittheilung aus Ems interessiren, daß daselbst vor einiger Zeit an einem Oleanderbaume fünfzehn Raupen des Oleanderschwärmers | pirvra nerii) entdeckt wurden, eines sehr \{chôn grün und violett gezeichneten Schmetterlings von der ungefähren Größe des sich bei uns findenden Todtenkopfs, der sich sonst nur in südlichen Gegenden, wo die Heimath des Oleanders zun suchen ist, aufhält und bisher nur im südlihen Deutschland ganz ver- einzelt gefunden wurde. Die Raupen, welche bei ie Ver- prypung ciwa fingerlang und -dick find, haben eine s{chône ellgrüne Färbung, untermischt mit Ma Punkten. Außerdem find sie mit einem weißen Rückenftreifen gezeichnet und mit. einem ydckergelben Horne versehen, Jedenfalls kommen, wenn die Verpup-

zug in Gater Weise vor fich. geht, die Schmetterlinge noch diesen erbst zum Vorschein. Die Raupen, welhe in einen Glaskasten gebracht worden find, entwickeln eine außerordentliche Gefräßigkeit und ift daher die Aussa e von Beobachtern leiht glaublich, daß

[u wenige Raupen im Stande seien, in einigen Tagen einen nicht ehr großen Oleanderhaum vollständig kahl zu fressen.

Die Nordenskjiöldf{che Expedition nach Nowafa Semlja scheint ohne Unfall begonnen zu haben. Norwegische Gia meerfahrer haben Noëdenskjöld am 7. August 713° nördl. Br. und 659 Btl. L, im Westen von Nowaja Semlja, getroffen und am Bord Alles wohl gefunden. /

Land- und Forstwirthschaft.

Zu dem vom 25. September bis 3, Oktober d. J. iw Colmar stattfindenden internationalen Weinbau - Kon- gresse hat das aus 15 angesehenen lande8angehörigen Ein- wohnern des Oberelsaß bestehende Centralcomité, sowie der Gemeinderath und die Bürgerschaft der Stadt Colmar, die

umfassendsten Einleitungen getroffen. Die mit dem Kongresse:

verbundene Ausstellung zerfällt in vier Abtheilungen: 1) Rebbau, 2) Ampelographie, 3) Ackerbau, 4) Gartenbau. Die Preisbewerbung im Weinbaufache erstreck fich nur auf die in Deutschland gezogenen Weine in vier Sektionen: a. Flaschenweine, b. Geräthe für Weinbau und Weinbehandlung, e. Lehrmittel, d. Literatur, in welch leßterer Hinsicht die Herren Buchhändler besonders gebeten sind, alle den Weinbau betreffenden Publikationen zur Ausstellung zu senden. Eine Unterabtheilung der Preisbewerbung bezieht fich auf elsässijche Pro- duzenten, welche 1) den best dirigirten und rationirten Weinbau treiben und 2) die für unser Klima und unsern Boden bestgeeigneten Reben eingeführt haben. Von hohem Interesse wird u. A. die von der internationalen ampelographishen Kommission besonders veranstaltete wissenschaftlich geordnete Traubenausstellung sein.

Die in den ersterwähnten vier P eeigen der Ausstellung zur Vertheilung kommenden P reise find sehr reihhaltig, und be- stehen außer Kunstgegenständen, Ehrenbechern u. dgl., aus goldenen, silber-vergoldeten, silbernen und bronzenen Medaillen, Prämien in Geld und Ehrendiplomen. Hervorragende Erwägung gebührt den drei kunstreih gearbeiteten, prahtvollen Ehrenpreisen, über welche das Centralcomiié der Ausstellung durch die Munificenz Sr. Majestät des Kaisers zu verfügen hat.

Die Ausftellung wird -auf dem mit der Stadt Colmar im direk- ten Zusammenhange stehenden „Marsfelde“ abgehalten, auf welchem die entsprechenden Einrichtungen und Baulichkeiten (darunter eine große gedeckte Halle für die zarteren Ausste.lungsobjekte) ihrer Vollendung entgegengeben. Die unmittelbar anstoßenden n artigen Parkanlagen mit dem monumentalen Denkmale des Admirals Bruat, welche Colmar vor vielen Städten auszeichnen, sind für die geeignete Gruppirung der Feld- und Gartenbau-Ausftellung bestimmt. Für die Verhandlungen des Weinbau-Konzgresses selbst sind folgende The- mata aufgestellt: 1) Boden und Düngung, 2) Kultur der Rebe, 3) Krank- heiten und Feinde der Rebe, 4) Weinbehandlung , 5) Ockonomische Fragen.

Schon bis heute sind zahlreiße Aumeldungen von Kongreß- und Ausstellungstheilnehmern beim Hauptcomité in Colmar eingelaufen, und wird selbstverständlih das elsässishe Weinland in aller Vell- ständigkeit auf der Ausstellang vertreten sein. Verhältnißmäßig gering sind dagegen bis zur Stunde noch die Aussichten auf eine seiner Be- deutung entsprechende Repräsentation des außerel\ässisGen Weinbaues in Deutschland, sowie des Rheingaues und der Mofel.

Beseelt von dem Wunsche, die herannahende Ausstellung zu einem ganz Deutschland umfassenden Gesammtbilde des Weinbaues empor- zuheben, hat deshalb das Centralcomité des Weinbau-Kongresses in Colmar den Beschluß gefaßt, daß Anmeldungen von Ausstellern n o ch bis zum 10. September in Colmar entgegengenommen werden, und daß ferner die Ausstellungsgegenftände selbst bis 20. Sey- tember (spätestens) nach Colmar eingesandt werden können Etwa gewünschte spezielle Aufschlüsse und Mittheilungen werden durch das mechrerwähnte Centralcomité bereitwilligft ertheilt.

___— Die italienischen Blätter \{häßen die diesjährige Ernte in Jtalien folgendermaßen: Jm Neagpolitanishen und Römischen eine gute, in Umbrien und der Mark eine reichliche, in der Romagna einè ausgezeiHnete, in den Herzogthümern eine mehr als gute Getreide- Ernte; im Venetianischen, Mantuanischen und der Polesina drei Mak so viel Ertrag, als im vorigen Jahre; in Piemont ebenfalls eine sehr gute Ernte; die Vorräthe vom Jahre 1874 in ganz Italien noch be-

trächtlich. é Gewerbe und Handel.

Nachdem am 6. Abends eine gesellige Zusammenkunft der Mitglieder der gegenwärtig in Hamburg tazenden Generalver- sammlung des deutschen Apotheker-Vereins im Convent- Garten stattgefunden hatte, wurde am 7. Vormittags daselbst die erste Sißung im großen Saale abgehalten. Derselbe war mit den verschiedenen deutshen Wappen, mit Fahnen und allegorishen Figuren festlich und geschmadckvoll dekorirt. Die große Zahl der Anwesenden zeugte von einer zahlreichen Betheiligung. Es waren alle Theile Deutschlands vertreten. Auch der Schweizer Apotheker-Verein hat in der Person des Staatsapethekers, Hrn. Perrenoud aus Bern, einen Delegirten gesandt. Die Zahl der angemeldeten Mitglieder betrug am 7. Morgens mit Einschluß der Hamburger und der theilnehmenden Damen 400 und einige. Um 9} Ühr eröffnete der Vozrsißende, Hr. Dr, Schacht aus Berlin, mit einigen begrüßenden Worten die Ver- sammlung, worauf Hr. Senator Dr. Petersen dieselbe willkommen hieß.

Ju der Generalversammlung der Aktionäre der Werkzeu g- Maschinen-Fabrik „Vulcan* wurde der Geschäftsbericht ver- lesen. Die Zahl der Arbeiter sank demzufolge von 200 auf 120; an Arbeitslöhnen wurden 1574/75 111,297 Æ gegen 161,451 A im Vorjahre gezahlt. Das Gesammtgewiht der Seitens der Fabrik hergestellten Maschinen beziffert sich auf 417,580 Kilo gegen 816,722- Kilo im Vorjahre, der dafür erzielte Erlös auf 313,848 4 gegen 983,984 M in 1873/74. Der erzielte Gewinn berechnet sich nach der Bilanz auf 36,349 4, wovon dem Borschlage-- der Direktion und dem Beschlusse der Generalversammlung gemäß 31,739 ( zu Ab- {reibungen verwendet, 3600 A Dividende von £4 an die Aktionäre vertheilt und 1009 A auf neue Rechnung vorgetragen wurden. Die mit 151,258 M inventarisirten Vorräthe haben sich gegen das Vor- jahr um 1500 Æ vermindert. -

Königsberg i. Pr., 8, September. (W. T. B) Das Vor- steheramt der hiesigen Kaufmannschaft hat beschlossen, in Anbetracht der Fortschritte der \{chußzöllnerischen Agitation die Zu- sammenberufung der Delegirtenkonferenz der deutschen Seelzändels- pläße bei dem Vororte zu beantragen, um neben den einzelnen Schritten der verschiedenen freihändlerishen Körperschaften auch Kollektiveingaben an den Reichstag, das Reichskanzler-Amt und den Bundesrath zu rihten und in Erwägung zu ziehen, ob nicht außerdem unter Zuziehung bewährter volkswirthschaftliher Kräfte von freihändlerisher Richtung eine dauernde Gegenagitation zu or- ganisiren sei.

Verkehrs-Anstalten.

Die Eröffnung der Strecke Neumünster-Segeberg- Oldesloe der Altona-Kieler Eisenbahn wird aller Voraus- sicht nah vor Ende Oktober stattfinden. Die Bahn soll u. A. das neue, in großartigem Aushau begriffene Salzbergwerk Segeberg dem Verkehr erschließen. j

Die neue Linie Wittenberg-Falkenberg der Berlins- Anhaltischen Eisenbahn wird am 15. Oktober cr. dem Betriebe übergehen werden. : | :

Seitens der Lemberg-Czernowißer Bahn ist, wie berichtet wird, die Tracirung der rusfischen Anschlußlinie Lemberg-Tomas-

ow (Untreba) angeordnet und mit der Leitung der Arbeiten ciner ihrer

S betraut. Die Arbeiten sollen in sech8 Wochen vollendet werden. Die erste Tracirung der Bahn wurde vor mehreren Jahren dur die Galizishe Karl-Ludwigbahn vorgenommen. Die Bahn ist 10,5 Meilen lang und soll mit Rücksiht auf das günstige Terrain mit einem Effektivbetrage von circa 600,000 Gulden per Meile ber- gestellt werden. Die Gesammt-Effektiv-Baukosten sind auf 6,35 Mil- lionen veranschlagt.

New-York, 8. September. (W. L. B.) Der Dampfer „Wieland * von der Adlerlinie ist heute Morgen 10 Uhr hier an=« gekommen.

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