1875 / 215 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

F428 A L a L L T t P E E L Si aisac 2 M Sie E CAIRT A A Qi E ate ae E E Ai A R: S E R E R S E Cr

E R Ee Sat E

A O i En N

bis 298) und nahm \ämnuiliche Paragraphen mit einigen un- wesentlihen Aenderungen der §8. 291 und 296 an.

Der Minister des Jnnern hat die im Cirkular-Erlasse vom 29. März 1872 angeshhlossene Anweisung zur Au f- nahme und Feststellurg der Preise für Naturalien und andere Lebensbedürfnisse, im Einvernehmen mit den übrigen betheiligten Ressorthefs, vom 1. Januar 1876 ab auf- gehoben und durch folgende Anweisung zur Notirung der Preise für Naturalien und andere Lebensbedürf-

nisse vom 3. d. M. erseßt. I. Die Marktpreise betreffend. _ j

& 1. Auf den Wochen- und den anderen regelmäßig wieder- fehrenden Märkten sollen an jedem Markttage in allen denjenigen Ortschaften, welhe vou den Bezirksregierungen (Landdrofteien) hierz'r bestimmt worden sind, die Preise der nahftehend aufgeführten Artikel, soweit cin Handel mit denselben stattfindet, nah den in §§Z. 2 bis 7 gegebenen Vorschriften ermittelt und festgestellt werden: 1) {werer, mittler und leihter Weizen, 2) {werer, mittlex und leihter Roggen, 3) s{chwere, mittlere und leichte Gerste, 4) {chwerer, mittier und lei- ter Hafer, 5) Heu, 6) Stroh. 7) Ccbsen, 8) Bohnen, 9) Linsen, 10) Kartoffeln, 11) Rindfleish, 12) Schweinefleish, 13) Kalbfleisch, 14) Hammelfleish, 15) Speck, 16) Butter, 17) Eier. j

Den Bezirksregierungen (Landdrofsteien) bleibt es überlassen, den Kreis dieser Artikel zu erweitern und die Aufnahme auf folche Gegen- stände auszudehnen, welche für die betreffenden Landestheile von her- vorragender Bedeutung find. j A 1

8. 2: Die Ermittelung und Aufzeichnung der für J einzel- nen dieser Artikel während des betreffenden Marktes gezahlten höchsten und niedrigsten Preise ist auf den größeren Märkten, sofern nicht angestellte Marktmeister vorhaaden sind, einem oder mehreren, beson- ders zu diesem Zwecke zu verpflihtenden Beamten, auf den kleineren Märkten den mit der Beaufsichtigung des Marktverkehrs beauftragten Polizeibeamten zu übertragen. Bei Bestimmung der mit der Auf- nahme zu betrauenden Personen is darauf zu achten, daß dieselben von persönlihem Interesse frei sind und das zu einer korrekten Auf- nahme erforderliche Geschick besißen. |

8. 3, Die Aufnahme für die Getreidesorten erfolgt nach Maß- gabe des Abschnittes T, A., die Aufnahme für die übrigen Markt- artikel nah Maßgabe des Abschnittes 1, B. des angeschlossenen Schemas. i

Die im §, 2 bezeichneten Personen haben sich zur Ermittelung der Preise auf dem Markte zu bewegen, auf die vorkommenden An-

ebote und Verkäufe der zu verzeichnenden Waarengattungen ihre ufmerksamkeit zu richten, den höchsten und niedrigsten Preis und die Beschaffenheit derselben zu beachten, auch zuverlässige Personen, Verkäufer, Käufer, Händler, Makler 2c. über den Stand der Preise zu befragen. : j D

Bei den Getreidearten haben diese Personen gleichzeitig die Menge der an jedem Markttage zum Verkauf gelangten Waaren überschläglih zu ermitteln und zu notiren. Eine Unterscheidung der Qualitäten ist hierbei nit nöthig,

8. 4. Die definitive Feststellung der in Gemäßheit des §. 3 gesammelten Nachrichten erfolgt für größere Märkte durch Markt- Ffommissionen, welche durch den Gemeindevorstand, unter dem Vorsiße eines Mitgliedes des leßteren, zu bilden find. Dieselben find, den Srtlihen Verhältnissen entsprehend, in der Weise zusammen zu seßen, daß den Juteressen der Konsumenten und Mee möglichft gleich- mäßig Rechnung getragen wird. Wo kaufmännische Korporationen oder Handelskammern bestehen, sind Abgeordnete derselben zuzuziehen. In kleineren Marktorten bleibt es dem Ermessen des Gemeindevor- ftandes anheimgestellt, von der Bildung einer Marktkommission ab- zuschen und die Funktionen der leßteren selbst wahrzunehmen.

& 5, Der Marktkommission resp. dem Gemeindevorftande liegt es ob, die auf die einzelnen Markttage bezüglichen Eintragungen der Marktbeamten zu prüfen und nah gewissenhaftem Ermessen, nöthigen- f i Grund von Nachfragen bei zuverlässigen Sachkundigen, zu

erichtigen.

Insbesondere ist darauf zu achten, daß nicht Jrrthümer oder Verwechslungen bezüglih der Angaben über die Beschaffenheit der MWaare, namentlich bei dem Getreide, vorkommen.

8. 6. Am Schlusse des Monats sind die unter A. und B. ein- getragenen Preise der einzelnen Markttage zu addiren und die erhalte- nen Summen jeder Spalte durch diè Anzahl der mit Preisen ausge- füllten Zeilen der nämlichen Spalte zu dividiren, die Quotienten aber, welche die Monatë-Durchschnittspreise repräsentiren, unter den Strich zu shreiben. Die an den einzelnen Markttagen des Monats zu Markt gebrachten Quantitäten von Getreide sind lediglich zu addi- xen und die Summen davon unter den Strich zu \chreiben,

8 7. Der Marktkommission resp. dem Gemeindevorstande liegt ferner ob: 1) darauf zu halten, daß auf den Märkten, wo noch nach Maß verkauft wird, die Preisangaben vom 1. Januar 1876 av ledig- lich nah dem Gewicht erfolge zu welchem Behufe die Umrechnung des Maßes in das Gewicht auf Grund erfahrungsmäßiger Durch- \{chnittsannahmen zu geschehen hat; 2) zu bestimmen, ob mit den Preisnotirungen eine oder mehrere Personen beauftragt werden sollen, und ob denselben event. örtliche Bezirke resp. bestimmte Waaren- gattungen zuzuweisen seien.

. 8, In denjenigen Orten, in welchen dem Ortsgebrauche ge- mäß Märkte für die im S. 1 bestimmten Artikel selten oder gar nicht abgehalten werden, erfolgt die Ausfüllung der Schemata A. und B. durch den Gemeindevorstand, oder eine, der Marktkommission gleichartig zu bildende Kommission und zwar für jede Woche im Monat besonders, auf Gruyd der darüber in geeigneter Weise nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse einzuzießenden Erkundigungen.

j An Stelle der auf den Markt gebrachten Getreidemengen find die im Laufe der betreffenden Woche verkauften Quantitäten, soweit thunlich, überschläglih zu ermitteln und uuter A. einzutragen.

Die Berechnung deë Monatsdurchschnittêpreise erfolgt hiernächst uach Maßgabe der im §. 6 ertheilten Vorschriften. Auch findet die Bestimmung des §8. 71 für diese Orte Anwendung.

IIL, Die Ladenpreise betreff cab.

8. 9. ‘Neben der Preisermittelung für die im §. 1 bézeichneten Marktwaaren erfolgt noch eine regelmäßige Notirung der Ladenpreise der im Abschnitt IL des angeschlossenen Schemas verzeichneten Gegen- stände des stehenden Handelsverkehrs.

Die Notirung dieser Preise erfolgt nachß Maßgabe der eben da- selbst bezeichneten Qualitäten und Gewichtseinheiten dur die Markt- kommission resp. den Gemeindevorstand auf Grund der darüber in geeigneter Weise nah den örtlihen Verhältnissen einzuziehenden Er- Tundigungen. 2 __ Die Notirung findet rücksihtlich e Artikel jedoch nur einmal im Monat statt und zwar auf Grund derjenigen örtlichen Preise, welche in den leßten Tagen des betreffenden Monats am Orte gegolten haben. Einer Quantitätsèrmittelung bedarf es bei diesen Gegen-

ständen nicht. Der Minister des Innern. In Vertretung: v. Klüßto wv. Im Uebuigen behält es bei den Bestimmungen der Cirku- ie vom 29, März 1872 und vom 4. Juli 1872 sein ewenden.

Die Bundesraths-Bevollmächtigten: Großherzoglich medcklenburg-\{chwerin\che Ober-Zolldirekior Oldenburg und Großherzoglih \ähsishe Geheime Finanz-Rath Dr. Heerwart find hier eingetroffen.

_— Der Großherzogli badishe Gesandte am hiesigen Hofe Freiherr von Türcheim,. if na Ablau des ihm von seiner Regierung bewilligt gewesenen Urlaubes auf seinem Posten wieder eingetroffen.

Der General-Major von Kameke, Inspecteur der 1. Fuß-Artillerie-Inspektion, hat fich mit richroo@eatliben Urlaub nah Straßburg und dem Ober-Rhein begeben.

Der General-Major von Bonin, Präses des Ingenieur- Comités, i von seiner Urlaubreise hierher zurückgekehrt.

S. M. Yacht „Grille“ if am 11. d. Mis. in Kiel in Dienst gestellt.

Stettin, 13. September. (Oftsee-Z3tg.) Zum Stapel- lauf der gedeckten Dampfkorvette „Leipzig“ war der Unterhof des „Vulcan“ mit Flaggen und Guirlanden festlih geschmückt; für die eingeladenen Gäste war eine Tribüne mit Sigzen seitlängs der Korvette, vor derselben am Bug eine Red- nertribüne errichtet. In Begleitung des Chefs der Admiralität Generals der Infanterie, Staats-Ministers v. Stosch, welcher den Taufakt vollzog, befanden fich der Contre-Admiral Batsch, Wirk- liher Admiralitäts-Rath Koh, Admiralitäts-Rath Brix; aus Danzig war anwesend der Marine - Baudirektor Hildebrandt, Korvettenkapitän Hollmann und andere Seeoffiziere und JIn- genieure der Kaiserlihen Marine; Stettin war durch die Spitzen der Civil- und Militärbehörden vertreten. Kurz vor 12 Úhr lüfteten tausende von gleihmäßigen Hammerschlägen den kolossalen Schiffskörper mit seinem Schlitten dur eingetriebene Keile von seiner Stellage. General v. Stosch bestieg hierauf die Tribüne, um den Taufakt mit folgender Rede zu vollziehen: „Die größte Korvette der deutschen Marine, welche wir vor uns sehen und die nunmehr ihren Lauf beginnen soll, um in fernen Meeren als ein Zeichen der Kraft des Reiches die deutschen In- teressen zu beschüßen, soll auf Befehl des Kaisers zur Erinne- rung den Namen der großen Schlacht tragen, in welcher ein über- müthiger Feind besiegt und der Anfang zu der nunmehr vollendeten Einigkeit unseres deutshen Vaterlandes gemacht worden. Ich taufe daher auf Befehl des Kaisers das Schiff mit dem Namen „Leipzig“! In dem Augenblicke \{chleuderte die Hand des Redners eine am seidenen Bande befestigte Flashe Champagner gegen den Bug des Schiffes, \o daß dieselbe zershellte. Ein Hoch der Menge begleitete den damit vollendeten Taufakt. Bald darauf durhs{chlug die Hand des Ministers mit Hammer und Stemmeisen die an der Rednertribüne befestigte Shnur, welche mit zwei Fallbeilen in Verbindung stand ; sofort sielen sie und kappten die starken Verbindungstaue, worauf unmittelbar der Schiffskörper rückte und fich allmählih in Bewegung seßte, rasher und immer rasher auf der abschüssigen Bahn sicher hinabglitt und endlich seiner ganzen Länge nah ins Wasser tauhte, von dem tausendstimmigen Hurrah der Menge begleitet. Der Marine-Minister und seine Begleitung besichtigten sodann die beiden noch auf Stapel stehenden Dampf- forvetten und verweilten längere Zeit am Bord der Fre- gatte „Preußen“, welche, in der Panzerung und inneren Aus- rüstung begriffen, an der Werft vor Anker liegt. Dann nah- men die Herren ein Frühstück auf dem festlich dekorirten Shnürboden (Zeichnensaal) ein. Am Schlusse der Tafel brachte General v. Stosch ein Hoh auf Se. Majestät den Kaiser mit folgenden ein- leitenden Worten aus: „Unser Kaiser, der Mehrer des Reiches, hat es verstanden, die Wehrkraft unsers Vaterlandes und seine Heere zu einigen und dadurch dem neuen Reiche eine gebietende Stellung gesichert. Gleiherweise hat er seine Aufmerksamkeit auch der deutshen Marine gewidmet, die, erft in der Entwickelung begriffen, noch einiger Jahre bedarf, um das ihr vorgesteckte Ziel zu erreihen. Wünschen und hoffen wir, daß es unserm greisen Kaiser noch beschieden sein möge, diesen Zeitpunkt zu erleben. Unser Kaiser, er lebe hoh! hoh! hoh!“ Die Tischgenossen stimmten begeistert ein. Der Vorsitzende des Verwaltungsraths des „Vulcan“, Hr. Geheim-Rath Brumm, ertviderte mit einem Hoh auf Ge-

‘neral v. Stosch und Matine, indem er namentlich die Berül-

sihtigung der vaterländischen Industrie durch leßtere hervorhob. Auch dieses Hoh fand lebhaften Wiederhall. Gegen 3 Uhr wurde die Tafel aúfgehoben. General v. Stosch verab- \chiedete sich von der Tischgesellshaft und begab sh mit dem Courierzuge nach Berlin zurück.

Kiel, 13. September. (W. T. B.) Das deutshe Panzer- ge\chwader is heute Nahmittag in den Kieler Hafen einge- laufen. Die Briggs „Rover“, „Musquito“ und „Un- dine‘ waren {hon vorher angekommen. Die letztere hatte am 14. Juli v. J. den Ki-ler Hafen verlassen, um ihre Reise nah Westindien und Amerika anzutreten, von welcher fie jegzt zurück- gekehrt ift. Briefsendungen für die Korvette Augusta“ find nah St. Thomas (Westindien) zu dirigiren. Der Trans- portdampfer „Eider is, von Kiel kommend, in Wilhelmshaven eingetroffen. -— Der Chef der Admiralität, v. Sto\ch, wird morgen zur Inspizirung d-s Geschwaders hier eintressen. Der Kultus-Minister, Dr. Falk, begiebt sich morgen über Lübeck nach Berlin zurück.

WVayernm. München, 12. September. Se. Majestät der König, welher am Namensfeste der Königin-Mutter in Hohen- \{wangau eingetroffen war und \sich von da nah dem Linderhof begeben hatte, ift nunmehr wieder nah Schloß Berg zurück- gekehrt. Die Berathungen des Staatsraths über den Budget-Entwurf für die X[l!]1, Finanzperiode beginnen \ofort nah Rückkunft der abwesenden Minifter, die nächster Tage erfolgen wird. Die für die Bildung der neu exrihteten Brandversiherungskammer nöthig gewordenen Ernen- nungen des höheren Beamtenpersonals find durch Allerhöchste Ent- \{ließung erfolgt. Am 9. d. M. haben die diesjährigen großen Herbstwaffenübungen der bayerishen Armee mit dem viertägigen Manöver des 1. Armee-Corps bei Schrobenhausen und dem Manöver des 11, Armee-Corps bei Uffenheim ihren Shluß erreiht, und heute werden die General-Commandeure beider Corps mit ihren Stäben, General Freiherr von der Tann hier, General- Lieutenant von Orff zu Würzburg, wieder eintreffen. Heute treten alle Trüppen beider Corps den Rückweg in ihre Garni- sonen theils per Eisenbahn, theils zu Fuß an. Dagegen be- ginnen für die pfälzishe Brigade, welhe aus je einem Bataillon des 5., 6., 7. und 9. Infanterie - Regiments, dem 2. Pionier- Bataillon und 4 Feld-Batterien des 2. Feld-Artillerie-Regiments besteht, morgen die Detachements - Uebungen bei Dahn mit 4 Bivouacs der Vorposten, während die Detachements-Uebungen der bayerishen Besaßungs - Brigade in Meß zwischen dieser Stadt und Remilly gestern zu Ende gingen. Diese Brigade hat nun noch vom 13. d. angefangen, die achttägigen Feldmanöver der 30. Division zwishen Meh und Diedenhofen gegen einen S Feind mitzumachen und -wird am 21. d, in Meß wieder einrücken,

Baden. Karlsruhe, 9, September. Die Entscheidung des Ober-Hofgerichts über den Aufshub der Strafhaft des Dekans Benz ist erfolgt und lautet abschlägig. Damit ist der sogenannte Orgel-Prozeß beendet. Am 26. d. Mts. wird in Offenburg der Delegirtentag des badishen Militär- Vereins-Verbandes abgehalten werden.

Hessen. Darmstadt, 12, September. Zur Feier des Geburtstages Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen

Ludwig gab Se. Königliche Hoheit der Großherzog um 2 Uhr auf der Mathildenhöhe eine Familientafel. Dem 8. 29 des preußishen Geseges entsprehend, wahrt der

Art. 6 des neuen hefssishen Geseyzés über die Anstellung.

der Geistlihen dem Staate die aus besonderen Gründen ent= springende Berechtigung zu einer weitergehenden Mitwirkung bel Beseßung von Kirchenämtern, was namentlich bezüglih des- bishöflichen Stuhles zu Mainz und der Stellen im Domkapitel gilt. Nach der Verordnung von 1830, die Ausübung des. oberhoheitlihen Shugtz- und Aufsichtsrechtes über die katholische Kirche betreffend, kann nämlich zum Bischof nur ein Geistliher gewählt: werden, der von Geburt ein Deutscher und Staatsbürger eines zur Oberrheinischen Kirchenprovinz gehörenden Staates ist. Zu Dom- fapitularstellen können nur Diözesangeistlihe gelangen, welche Priest:r, 30 Jahre alt, und tadellosen Wandels sind, vorzügliche: theologishe Kenntnisse besigen, entweder die Seelsorge, ein afademisches Lehramt oder sonst eine öffentlihe Stelle mit Aus- zeihnung verwaltet haven und mit der Landesverfassung genau: bekannt find. Ist der bishöflihe Stuhl erledigt, so hat nach der mit landesherrliher Genehmigung im Jahre 1829 publizirten Bulle ad dominici gregis custodiam das Domkapitel innerhalb- eines Monats dem Regenten die Namen der Bewerber mitzu- theilen, damit die, dem Landesfürsten minder angenehmen Kan- didaten aus der Liste gestrihen werden. Aus den übrigbleiben- den wählt dann das Kapitel den Bischof, der vom Papste: mittelst eines apostolishen Schreibens zu bestätigen ist und dem Regenten den Eid zu leisten hat. Ist eine Domkapitularstelle: erledigt, \o \chlägt abwechselnd der Bischof oder das Kapitel binnen 6 Wochen dem Landesfürsten vier Kandidaten vor, damit minder angenehme Kandidaten gestrichen werden, und erfolgt: hierauf die Wahl; der Bischof ertheilt dem Gewählten die kano- nische Einsetzung.

Sachsen-Weimar-Eisenaß+ Weimar, 12. September. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin, Ihre Königliche Hoheit die Erbgroß herzogin und Ihre Hoheiten die Prin- zessinnen Marie und Elisabeth find Sonnabend Mittag im besten Wohlsein in Heinrihau eingetroffen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat geftern die Wartburg bezogen. Eine Großherzoglihe Verordnung vom 9. d. M. sett die: Dauer des Konfirmandenunterrihts auf mindestens ein halbes Iahr fest.

Sachsen: Altenburg. Altenburg, 10. September.. Das „Amts- und Nachrichtenblatt“ enthält folgende Bekannt- machung des Herzoglih \ächsishen Gesammt-Ministeriums: Die laut der Bekanntmahung des Herzoglihen Gesammt-Mi= nisteriums vom 24. November 1870 zwischen den Staatsregie= rungen des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach, der Herzogthümer Sachsen - Meiningen, Sachsen - Altenburg und Sachsen-Coburg-Gotha, der Fürstenthümer Shwarzburg-Rudoles ftadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß älterer Linie und Reuß jüngerer Linie dahin getroffene Uebereinkunft, daß die bez reits im gemeinen Verkehre gegenseitig zugelassenen Kassen=- anweisungen der vorgenannten Staaten in den Kassen der- selben bei allen Zahlungen, für welhe ein anderes Zahlungs- mittel vertragsmäßig nicht bestimmt ist, bis auf Weiteres gegen- seitig zum vollen Werthe angenommen werden, tritt nach Ver- einbarung mit dem 1. Dezember d. I. außer Geltung, so daß jene Kassenanweisungen in den öffentlihen Kassen nur bis mit dem 30. November l. I. in Zahlung angenommen werden.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 11. September. Ihre Hoheit die Herzogin is vorgestern und Se. Hoheit der Herzog gestern Mittag von Iagdshloß Oberhof wieder 2A eingetroffen, und haben \ich beide Herrschaften sofort nah ihrer Ankunft nach Sommerschloß Callenberg begeben. Der Aus\chuß des gemeinshaftlihen Landtags der Her- zogthümer Coburg und Gotha is gestern zu einer kurzen Tas gung hier zusammengetreten.

Schwarzburg - Soudershausen. Sondershausen, 11. September. Die Landes - Geseßsammlung enthält eine Ministerial-Bekanntmachung, die Vergütungssäße für Vorspann betreffend; vom 17. August 1875.

Lippe: Detmold, 13. September. Nah dem „Fürstl. Lipp. R. und A. Bl. # find die von der „Westf. Ztg.“ und dem „Bielef. Wächter“ verbreiteten beunruhigenden Mittheilungen Über den Gesundheitszustand des Fürsten unbegründet. Aus authentischer Quelle erfährt das genannte Blatt, daß des Fürsten körperlihes Wohlbefinden ein ausgezeihnetes zu nennen und mithin die eigentlihe Krankheit gehoben sei; auch habe ih der ihn seit längerer Zeit verlassene Appetit wieder eingestellt, ein Zeichen, dessen Wirkungen auf die Förderung seiner Genesung unberechenbar sind.

Desterreich - Ungarn, Wien, 13. September, Die „Wiener Abendpost“ bringt nähere Mittheilungen über den be- reits gemeldeten Unfall der Kaiserin Elisabeth in Sassetot. Darnah hatte die Kaiserin nah dem Sturze, mit Ausnahme einiger leihten Hautabshürfungern im Gesicht, sonst über keiner- lei \hmerzhafte Stellen zu klagen. Der anfänglih ziemlih hef- tige Kopfshmerz mäßigte sh nach Anwendung kalter Kompres- sen. Der Puls war regelmäßig. Gestern war das Gesammt- befinden der Kaiserin bereits sehr beruhigend. Die Eizumschläge konnten zeitweise ausgeseßt werden.

(Prag. 3.) Mit dem Eilzuge der Elisabeth-Westbahn hat fich am 10. d. M. der Regierungs-Rath Ritter v. Klaudy über telegraphishe Aufforderung von Wien nach Sassetot be- geben, um den Separatzug, den die Kaiserin zur Heimreise über Paris und München benußen wird, zu geleiten. In Paris und München ift ein Aufenthalt von je zwei Tagen in Aussicht genommen, und die Abreise von Sassetot soll am 18. d, M. er- folgen. Ihre Majestät wird in Wien nur kurzen Aufenthalt nehmen und fich auf längere Zeit nah Gödöllö begeben.

Schweiz, Vern, 8. September. Der Ständerath hat heute die Diskussion der Bestimmungen des Banknoten=- geseßes über die Deckung der Noten begonnen. Dieselben lauten nah den Anträgen seiner Kommission, welhe von der nationalräthlihen Redaktion nur unwesentlih abweichen: „Jede Emisfionsbank soll stets einen Vorrath von e dee Baarschaft im Betrage - von wenigstens einem Drittheil ißrer Notenemission zur Einlösung der Noten unbedingt verfügbar haben. Der Be- trag von Depositen, über die der Kreditor täglih verfügen kann, ist bei Ermittelung dieser Deckung von der Baar- \chaft iín Abzug zu bringen. Insofern eine Bank auf fürzere oder längere Zeit einen Theil ihrer Noten aus der Circulation zurückzieht und zu diesem Ende hin beim Bundesrathe deponirt, wird sie für diesen Theil der Emission von der Deckungspflicht, sowie von der Entrichtung der Konzesfionsgebühr befreit, “Die jeweilige Notencirkulation einer

muß, soweit deren Gegenwerth niht baar in der Kasse stets durch den Betrag des Wechselportefeuille derselben durch Noten anderer \{chweizerishen Gmissionsbanken gedeckt

Mindestens ein Drittheil dieses Portefeuille soll aus eln bestehen, die auf Schweizerplägen zahlbar sind. Die als 1g dienenden Wechsel sollen keine längere Verfallzeit als nate haben und mindestens 2 solide Unterschriften tragen. eite Unterschrift kann durch die Bestellung eines Faust- es erscht werden. Der Betrag der Wechsel dieser leßteren arf je den Drittheil des obligatorischen Betrages des Porte-

niht übersteigen. Im Falle eines Konkurses der emit- n Bank haben die Inhaber ihrer Banknoten das Recht,

aus der vorhandenen Baarschaft und dem Ergebnisse iquidation des Wehselportefeuille befriedigt zu werden. inen allfälligen Rest konkurriren sie mit den übrigen Gläu- “d

9, September. Der Ständerath hat die Anträge seiner mission, betreffend- die Beftimmungen des Banknoten- es über die Notendeckung, unwesentlih verändert in einstimmung mit dem Nationalrathe angenommen ; nur in F der Feststellung der gesehlihen Baarschaft, welche jede onsbank in Vorrath haben muß, hat er einen abweichenden [uß gefaßt, indem er dieselbe auf mindestens 40 pCit. der cirkulation fixirt hat, und zwar getrennt vom übrigen Ge- zverkehr und aus\{hließlich zur Einlösung der Noten ver- . Heute zog der Ständerath die Bestimmungen über guf und Einlösung der Noten in Berathung, welche

allen Punkten in Uebereinstimmung mit dem National- angenommen wurden.

10. September. Auch die Shlußartikel des Bank- gesches sind vom Ständerathe ohne wesentlihe Modifi-

der nationalräthlihen Redaktion angenommen worden, \o asselbe vorbehaltlih der Ratifikation Seitens des Volkes,

Me es jegt lautet, als Bundesgeseß betrachtet werden kann,

Schlußartikel handeln von der Kontrole des Bundes. blicklih beschäftigt fich der Ständerath mit. dem JIagd- Vogelshugzgeseße, das an ihn aus dem Nationalrathe peiten Berathung zurückgegangen if. Der National- seinerseits hat das Militärsteuergesegz erledigt.

Niederlande. Haag, 13. September. (W. T. B.) Das esbudget für Indien pro 1876 wird auf 140 Mill,

ebershuß der Einnahmen, verglihen mit den Ausgaben, 1 Millionen Fl. angeschlagen. Im Vergleih mit den frü- Finanzjahren würde sich ein Mehrübershuß von 21F Mil- ergeben, wovon ein Theil für Hafen- und Eisenbahn- verwendet werden soll.

Srofßbritannien und Jrlaud. London, 11. Sep-

Von der Admiralität werden akle Anstalten zur g des „Vanguards“ getroffen. Ein Schleppdampfer zwei Leichterschiffen und einem zahlreihen Personal von ern und Arbeitern, im Ganzen etwa 100 Mann, kam

auf dem Schauplaß des Schissfbruchs an. Zu gleicher

rafen einige unterseeishe Ingenieure ein. Sie brachten eine e mit, welhe unter dem Wasser angezündet und eine beträcht- Zeit brennend erhalten werden kann. Taucher find mit der Besei- 7 der Masten und der Takelage des „Vanguard“ beschäftigt. Portsmouth wurde seit Kurzem eine zweite geriht- Untersuhung über die Ursahe des Zusammenstoßes jen der Königlihen Yacht Alberta* und der Segelyacht tletoe“ geführt. Diese Untersuchung fand am 10. ihren [uß mit einem Verdikt der Jury, welches die Kollision für ufällige bezeihnet. Die Jury drückte indeß ihre Meinung daß die Steuerleute der „Alberta“ einen Beurtheilungs- begingen, und daß eine langsamere Segelschnelligkeit wäh- der Sommermonate, verknüpft mit mehr Wachsamkeit, für fentlihe Sicherheit dienlicher sein würde. Frankreich. Paris, 12. September. Die Minister Her- bon Decazes und Caillaux find aus der Schweiz hier- irückgekehrt, Heute früh, meldet der „Univers“, haben euen Felldgeistlihen zum ersten Male kraft der ihnen päpstlihe Bullen übertragenen Vollmachten den Truppen freiem Himmel die Messe gelesen. Aus Lourdes wird 11, September geschrieben: Der belgish-deutshe Pilger- gestern Vormittag hier eingetroffen. Die Wallfahrer ‘uten sich sogleih in der Stadt und fanden ih um 10 Uhr Basilika wieder zusammen. Nah dem Hochamt richtete farrer der Wallfahrtskirche, ein Missionspater, eine An- je an die Pilger. Die projektirte Wallfahrt der Pilger von Pfarrkirhe nah der Basilika und von da nah der Stadt kam wegen Regenwetters nur unvollklommen und der zug von der Grotte nach der über ihr geleg-nen Wallfahrts-

gar nicht zu Stande. Heute zwishen 7 und 8 Uhr ging-

rierlihkeit der Fahnenübergabe bei der Grotte, sowie die sfion der deutschen Pilger von der Grotte nah der

hinauf beim \ch{önsten Sonnenschein vor sich. Alle jen Pilger, 80—90 an der Zahl, hatten \fich eingefunden. 1s Budget des Instituts de France ist unter die fünf mien, aus welchen sie besteht, wie folgt vertheilt. Vier en zählen je 40 Mitglieder. Es sind dies die Académie aise, . die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, die emie des Beaux-Arts und die Académie des Sciences es et politiques. Die fünfte, die Académie des Sciences,

„aus 68 Mitgliedern. Dies giebt im Ganzen Mitglieder. Ein jeder dieser Akademiker bezieht jähr- 900 Fr.,, was zusammen 402,000 Fr. ausmacht. Außer- giebt es 6 ständige Sekretäre und zwar zwei für cadémie des Sciences und einer für jede der vier anderen mien. Ein jeder derselben hat einen Gehalt von 6000 Fr. jede Akademie, mit Ausnahme der Académie Française, |st außer ihren Titularmitgliedern freie Akademiker, welche Y ein Adjutum von 300 Fr. erhalten. Es giebt 36 Aka- er dieser Kategorie, was einer jährlichen Ausgabe von 0 Fr. gleihkommt. Die fünf Mitglieder der Kommission, * mit der Veröffentlihung des Wörterbuchs der französischen Ye beauftragt ist, erhalten jährlih 1200 Fr. Derselben Kom- n ist ein jährliher Kredit von 6000 Fr. bewilligt für die Kosten, ihre Arbeiten bedingen. 2000 Fr. sind für die Heraus- der Sammlung von Memoiren und Reden beftimmt. Die ‘mie des Inscriptions et Belles-Lettres hat eine Kommission, r die Veröffentlihung der Historie litéraire de la France t, Sie befteht aus vier Mitgliedern, die je 2400 Fr. be- : Die sogenannte Medaillenkommission verfügt über einen von 32,000 Fr. Sechs Zöglinge der Ecole des Chartes sind der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres zugetheilt für

Karten und Diplome bezüglichen Arbeiten. Die Académie ‘clences hat einen !Kredit von 54,000 Fr. für die Ver- ihung ihrer T Sizungsberichte und einen solchen 8500 Fr. für die Anschaffung von Jnstrumenten, für nente x, Die Académie des Beaux-Arts verfügt über

5000 Fr. für die Mitglieder der Kommission, welcher die Aus- arbeitung des Dictionnaire der Schönen Künste obliegt, und über 10,000 Fr. für die Kosten dieser Veröffentlihung. Außer- dem stehen ihr 6000 Fr. zu Gebote, aus welchen die Kosten der Grands prix de Rome und die der Aufführung der Cantaten bestritten werden. Die Académie des Sciences morales et politiques hat einen Kredit von 12,000 Fr. für die Sammlung und Veröffentlihung der Arbeiten über Fragen der Nationalökonomie, Statistik u. #. w. Jede Akademie erhält überdies vom Staate einen Betrag für einen oder mehrere Preise von- 1500, 2000 oder 3000 Fr., welche \fich den von Privaten gestifteten Preisen anreihen. Außer alledem giebt es noh einen Preis von 50,000 Fr., welher von zwei zu zwei Jahren ver- liehen wird. Er wird von den fünf Akademien gemeinschaftlih zuerkannt. Die Jnstitutsbibliothek verfügt jährlich über 25,000 Vr., das 2nstitutssekretariat über 50,000 Fr.

Spanien. Madrid, 13. September. (W. T. B.) Ueber die der Bildung des neuen Ministeriums vorausge- gangenen Umstände verlautet, daß drei Mitglieder des frühe- ren Kabinets, welche der alten gemäßigten Partei angehören, sich gegen die Anwendung des allgemeinen Stimmrechts bei den demnächstigen Corteswahlen erklärten, troßdem der Minister- Präsident Canovas sich dahin ausgesprochen hatte, daß die Re- gierung die einmal bestehenden geseßlihen Beftimmungen re- \pektiren und es den demnächst zusammentretenden Cortes überlassen müsse, die Geseße, wenn nöthig, abzuändern. In Folge dieser Meinungsverschiedenheit gaben die erwähnten drei Minister ihre Demission, und wurde Canovas vom Könige ersucht, ein neues Kabinet zu bilden. Canovas lehnte dieses je- doch ab, indem er geltend machte, daß er, nahdem er so lange einem Kabinet präsidirt, welhes die Versöhnung der früheren Parteien repräsentirte, niht in einem Ministerium verbleiben könne, in welhem nur eine Partei vertreten sei. Der König \prah darauf Canovas seine warme Anerkennung für die ge- leisteten Dienste aus und beauftragte Jovellar mit der Bildung des neuen Kabinets, dessen Mitglieder bereits gemeldet wurden. Der neu ernannte Minister der auswärtigen Angelegen- heiten, Casa Valencia, welher sich gegenwärtig in Paris aufhält, wird bereits heute Abend von dort hierher abreisen, um den ihm übertragenen Posten zu übernehmen. Der Minister- Präfident, General Jovellar, hat erklärt, die Minister würden Alles aufbieten, um ein baldiges Ende des Bürgerkrieges her- beizuführen. Die Cortes sollten zus1mmenberufen werden, um Über die neue Konstitution Beshluß zu fassen. Der Bür ge x- meister der Hauptstadt hat seine Entlassung genommen.

Îtalien.. Rom, 7. September. Se. Königlickhe Hoheit der Kronprinz Humbert hat am 5. in Palermo die In- dustrie-Ausfstellung eröffnet. Die Betheiligun gwar eine sehr starke, und der Kronprinz wurde bei feinem Erscheinen mit enthvsiastishem Beifall begrüßt. Am Abend fand großer Empfang im Königlihen Palaste ftatt. Am 4. d. M. haben 30 Mitglieder der Linken unter Vorsiß des Abgeordneten Mancini auf Antrag des Deputirten Nicotera nachstehende R e- \olution gefaßt: „Die unterzeichneten, in Neapel zusammengetre- tenen Mitglieder der konstitutionellen Opposition erklären nach Anhörung des Berichterstatters Nicotera in gebührender Würdigung der gegenwärtigen politishen Lage Italiens, daß sie, einverstanden mit allen ihren Kollegen der parlamentarishen Opposition im Streben nach nationalem Fortschritte, es für ihre Pfliht halten, im wohlverstan- denen Interesse des Landes, im Parlamente für ein Programm einzutreten, welches ih in den Grenzen der vollständigen An- wendung und der geseßlihen Entwickelung der Institutionen und Garantien hält, welche die konstitutionelle Monarchie durch das öffentlihe Vertrauen zu befestigen vermögen, und je nah dem Maße praktisher Opportunität moralishe, administrative und öfkfonomishe Verbesserungen zu verwirklihen auf Grundlage wirksamen Schutzes der individuellen Freiheit, unverfälschter Wahlen, unabhängiger Magistrate, einer moralishen und ver- antwortlihen Verwaltung mit Dezentralisation aller Staats- dienstzweige, größerer Freiheit der Gemeinden und Provinzen, und Erleichterung der Laften der unteren Volksklassen durch wirkliche Herstellung des finanziellen Gleihgewihts und indem die Einheit des Vaterlandes durch energishen Schug der National-Souveränetät gesicheït wird.“ Die „Opinione“ erkennt in dieser Erklärung die Herstellung einer „gemäßigten Linken“ und den Bruch derselben mit dem Radikalismus. —- Der Prozeß Sonzogno-Luciani wird am 19. Oktober definitiv vor den ordentlihen Assisenhof zur öffentlihen Verhandlung gelangen. Die Anklage stellt 46 Belastungszeugen, jene der Vertheidigung sind noch unbekannt. Die Angeklagten werden durh acht namhafte Advokaten vertheidigt.

13. September. (W. T B.) Das vor Genua liegende englishe Geschwader hat \sich gestern Abend nach dem adriatishen Meere begeben.

Rumänien. Bukarest, 13. September. (W. T. B.) Die Nachricht auswärtiger Zeitungen, daß der Minister Majo- rescu cine Adresse Berliner Aktionäre der Rumänischen Bahnen entgegengenommen habe, wird von dem amtlichen Blatte dementirt. Der Minister Boeresco hat sich in das Fürstliche Hoflager nah Sinai begeben.

Türkei. Konstantinopel, 13. September. (W. T. B.) Server Pascha hat telegraphisch angezeigt, daß 64 Familien im Distrikte Stolaÿ fsich den Regierungsbehörden unterworfen haben. Dem Wiener „Telegraphen - Korrespondenz- Bureau“ wird aus Konstantinopel von privater Seite gemeldet, Trebinje werde in Folge ernster, am Montag, Dienstag und Mittwoch voriger Woche stattgehabter Gefechte, die cinen für die Türken ungünstigen Ausgang gehabt hätten, aufs Neue von den Insur- genten cernirt. Leßtere hätten au einen aus 25 beladenen Maul- thieren bestehenden Proviantransport auf der nah Ragusa führen- den Straße weggenommen. Anderweite Bestätigung fehlt noch.

Kragujevaß, 13. September. (W. T. B.) Der Aus\{chuß zur Berathung der Adresse an den Fürsten hat nah län- geren Debatten eine Verständigung mit der Regierung erzielt. Die Adresse wird nah dem Entwurfe keine Forderung einer Kriegserklärung enthaltén, dürfte fih aber in ziemlich scharfen Ausdrücken gegen die Pforte ergehen. Die Adresse wird etwa in drei Tagen vor das Plenum der Skuptschina gelangen. Minifter Riftic wird fich nah Belgrad begeben, um mit dem Fürften zu konferiren.

Amerika. New-York, 14. September. (W. T. B.) In Maine ist ein der republikanischen Partei angehöriger Gou- verneur mit einer ‘Majorität von 5000 Stimmen, d. h. mit 6000 Stimmen weniger als im H 1874, gewählt worden. In Trenton am Mississippi haben fich die Neger in großer Anzahl zusammengerottet, Dieselben

bedrohen die Beamten und verlangen die Entlassung der gegen sie zu den Waffen gerufenen Weißen, Präsident Grant wird morgen eine Kabinetsfizung abhalten, um die gegenwärtige Lage der Dinge ia Erwägung zu ziehen.

Afrika. Die Ende vorigen Jahres vollendete Eroberung des afrikanishen Reihs Darfur durch die ägyptischen Truppen hat nah den Angaben des Dr, Nachtigal in „Peter- manns Mittheilungen“ einem 400 Jahre bestehenden Reiche ein Ende gemacht. Arabishe Stämme, die Tündzur, welche vielleiht {on vor Annahme des Islams aus ihrer fernen Heimath aus- gewandert waren, verbanden sich, nachdem. sie lange vom Ge- birge Marra aus geherrsht, vor etwa vier Jahrhunderten mit dem Haupt-Bruchtheil der Bevölkerung, den For, und König Dali oder Delil wurde der eigentlihe Begründer des Reiches. Thronstreitigkeiten und Bürgerkriege, welhe die Abtrennung eines Theils der For und ihre Vertreibung aus der Gebirgs- heimath zur Folge hatten, hüllen die Geschichte seiner nächsten Nachfolger in einiges Dunkel; erft seit 1596 ist eine vollständige und zuverlässige Regentenliste vorhanden, von Soliman Sollon, der den Islam einführte und im Südosten die Birgid und Bego, im Dsten einzelne Massalitstämme während seiner 41 jährigen Negierung unterwarf, bis auf König Brahim, der, 1873 im Früh- jahr zur Regierung gelangt, im Herbst 1874 in der Entscheidungs- \chlacht bei Menowatschi gegen Ziber Pascha Leben und Reih verlor, Die größte Ausdehnung hatte das Reih unter Solimans Enkel Ahmed Bokr, der den Jslam allgemein verbreitete und nach Unterwerfung vieler einheimisher Stämme Fellatah, Bornuleute, Baghirmi, und verschiedene Wadaistämme in civilisatorisher Absicht in seinem Reiche ansiedelte, das s{ch nach Osten bis über den Nil hinaus erstreckte. Der leßte König Brahim, Mohammed Hassins Sohn, von Dr. Nachtigal als ein verständiger und wohlwollender Mann ge- rühmt, war den \{chwierigen Verhältnissen Aegypten und Ziber Pascha gegenüber niht gewachsen und führte selb| den Unter- gang des alten Reiches herbei, indem er, ohne im Innern des Landes angegriffen zu sein, Ziber Pasha mit Waffengewalt ent gegentrat. Bis zur Eroberung durch Aegypten war das Land in fünf Provinzen eingetheilt und hatte eine geordnete Verwal- tung. Die Kenntniß des Landes ist nur eine sehr beshränkte, da der religiöse Fanatismus der Bevölkerung den Besuch desselben verhinderte oder doch schr ershwerte. Nah Dr. Nachtigals Forschungen ist der Norden des Landes felsfig und sandig, der Often sandig, dagegen der Westen und Süden haben in den reih bewässerten Thälern fruchtbaren Humusboden. Diesen Boden- und Wafserverhältnissen entspriht die Bevölkerung und die Bodenkultur, sowie die Viehzucht.

Statistische Nachrichten.

Nach der vorläufigen Feststellung des städtischen statistischen Bureaus der Stadt Berlin betrug in der Woche vom 29. Auguft bis 4, September die Zahl der Gestorbenen 625, darunter 321 männ- liche, 304 weibliche Personen; 322 unter, 303 über ein Jahr.

Keine andere Stadt in Europa ist so rash gewachsen, wie St.Pe- tersburg. Zu Peters I. Zeiten überstieg die Bevölkerung wohl s{chwer- lih 25,000. Schon 1750 wurde sie auf 80,000 berechnet, 1764 schon auf 150,000. Die erste Volkszählung fand 1784 statt, die Einwohner- zahl betrug 192,000. 1800 waren es {on 220,000, 1812 über 308,000, 1825 420,000, 1833 445,000, 1840 470,000, 1850 bis 1863 532,000. 1869 wurde bei einer eintägigen Volkszählung die Bevöl- kerung auf 668,000 festgeftell. Das wäre für sechs Jahre ein Zuwachs von 136,000 Menschen. Dieses Wachsthum, schreibt der „Golos*, geftüßt auf eine Schrift des Sekretärs des statistishen Bureaus, FJelatschitsch, beruht nicht auf einem Uebershusse der Geburten gegen die Todesfälle, son- dern Rur auf Einwanderung und Zuzug. Von 1764 bis 1770 war noch ein Uebershuß von durchshnittlich 445 Geburten im Jahre. 1771 bis 1780 war auch noch ein Plus an Geburten, in den leßten Jahren fogar von über 1000 Geburten. Seit 1781 sinkt aber die Zahl der Geborenen unter die der jährlich Gestorbenen alljährlich immer mehr und mehr. Im ganzen Jahrhundert kommen auf 1,096,451 Lodesfälle 962,689 Geburten. Die Bevölkerung hatte also einen Verlust von 133,762 Menschen erlitten. Jn den leßten aht Jahren betrug die Zahl der Geburten 159,777, der Todesfälle 203,463. Der jährliche Durchschnittsverlust an Menschen beträgt also 5440.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Nach dem „Monatsbericht der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften" hierselbst lasen im Monat Mai folgende Herren: Petermann, Ueber die verschiedenen Benennun- gen der Mandäer nebst einigen vorläufigen Bemerkungen über ihre Sprache und Schrift; Beyrich, Ueber die Triasbildung bei Recoaro und Schio; Siemens, Ueber den Einfluß der Beleuhtung auf die Leitungsfähigkeit des frystallinischen Selens; Braun, Mittheilungen aus den Briefen des Hrn. Hildebrandt; Auwers, Bericht über die Beobachtung des Venusdurhganges in Luror; vom Nath, Uebcr die in der Nacht vom 29. zum 30. März d. I. in Skandinavien nieder- gefallene vulkanishe Ashe; Kummer, Ueber die Wirkung des Luft- widerstandes auf Körper von verschiedener Gestalt, insbesondere auch auf die Geschosse; Braun, Die Frage nach der Gyanospermie der Cycadeen, erläutert durch die Stellung dieser Familie im Stufengang des Gewächsreichs (Schluß).

Professor R. Schöll bat nach der „Jen. Ztg.“ einen Ruf an die Universität Straßburg angenommen und wird zu Ostern k. F. dorthin abgehen.

Ueber die Vollendung des Kaulbach-Museums in Mün- chen wird dem „Corr. v. u. f. D.“ Folgendes mitgetheilt: Im Bau ist das Kaulbah-Museum vollständig vollendet. Es wird nur noch das vollkommene Rusêtrocknen der Mauern erwartet, um alsbald mit der Einrichtung und Einräumung zu beginnen, fo daß nach Vollen- dung dieser Arbeit, welche des Meisters einziger Sohn, der Ge- hichtêmaler Hermann Kaulbach, übernommen hat, die Eröffnung ASNAEY fann. Dafür ist etwa der Ausgang Oktobers oder der [nfang des November in Ausficht genommen. Das Innere des Museums, welches auss{ließlich durch. Oberlicht beleuchtet wird, in der Grundfläche ein Rechte, wird alle Originalschöpfungen des Meisters, insoweit sie im Besiße seiner Familie find, umfassen, nahezu 200 Nummern, die Original - Kartons und -Skizzen, zum Theil in farbiger Ausführung, zu den meisten „seiner vorzüglichsten Werke, von der frühesten bis zur spätesten Zeit. Auch werden Original-Oelgemälde, darunter fehr bekannte Por- traits, vertreten sein. Reproduktionen find nicht in Ausficht genommen, da es hon Schwierigkeit macht, die Originalien sämmtlich wohl unterzubringen. Dem Publikum wird täglich zu gewissen, noch bekannt zu machenden Stunden- der Eintritt ge sein, und zwar unentgelt» li. Der Museumsbau ist in edlem Renaissancestyl ausgeführt, nah den Plänen und Entwürfen des Hrn. Georg Hauberrisser', des Er- bauers des neuen Münchener Rathhauses, unter- entsprechender Zu- . ratheziehung des genannten Sohnes. Einfach gehalten, hat der Bau als seinen einzigen dekorativen Schmuck zwei etwa 43 hohe Musen- gestalten vou Zinkguß in Nischen der äußern Längenwand nach der oberen Gartenstraße hin, wo der Bau in Kaulbachs Garten (Nr. 163), E neben des Meisters langjährigem Wohnhause, aufge- ührt ift.

Der Hofmaler Peht und Maler Schwösörer sind gegen- wärtig mit Ausführung zweier neuer Fresken im Konziliums- saale zu Constanz beschäftigt. Der Erstere malt ein den Bed des Kaisers Joseph darstellendes Bild, der Leßtere den Friedens\{lu