1875 / 224 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Geschwader die Rhede verließ, paradirten die -zurückbleibenden Segelschiffe auf den Raaen.

Die nunmehr folgenden reglementarischen Bewegungen waren insofern mit der später zur Ausführung zu bringenden Gefechtsidee in Verbindung geseßt, als dabei von dem Gedanken ausgegangen wurde, daß eine zum Schugz der Küste bei Warnemünde fstationirte und in See gegangene Flotten- abtheilung durch die Vornahme von Evolutionen von dem kom- mandirenden Admiral geübt wird, und während der Ausführung dieser Manöver plögzlih die Nachriht von einem in Sicht kom- menden Feind erhält.

Die Uebungen selbst begannen mit der Herstellung der Reihe, in welcher die Panzerfregatten mit mehreren Kabellängen Distanz untereinander dem Flaggschiff in nahstehender Ordnung folgten: „Kronprinz“, „Kaiser“, „Hansa.“

Aus der Reihe wurden Ehelons links hinter dem Flagg- i, dann die Normalstellung, (schachbrettförmige Aufstellung), uxzd aus dieser die Linie, d. h. alle 4 Schiffe nebeneinander in breiter Front, entfaltet, Aus der Linie wurde zum Schluß wieder in Reihe übergegangen. Die ganze Bewegung fand in nordwestliher Rihfung von Warnemünde statt.

_ Nachdem die 4 Panzer in der oben gedachten Weise wieder Reihe gebildet, begann der Eintritt des Gefetsverhältuisses, d. h. Burde der Feind, in der Stärke von 3 Panzerschiffen, in Sicht gemeldet. Auf diese Meldung hin erfolgte vom Admiral- chiff aus an das Geschwader der Befehl, fich zum Gefecht klar zu mahen und auf den Gegner abzuhalten. Da derselbe den Kampf annahm, \#o eröffnele das Geschwader - das Feuer mit \einer Artillerie.

Dem überlegenen Angriff entzog fih der Gegner bald mit voller Dampfkraft; zwei stark beshädigte Schiffe, markirt durch mit Flaggen versehene Flöße, aber gelang es, zu überholen und mit Lauffeuer zu beschießen. Auf das ihm gegebene Signal machte das Geshwader nunmehr Kehrt, „Kaiser“ und „Hansa“ allein wurden beauftragt, die beschädigten Schiffe in den Grund zu rammen.

Nachdem das 3. feindlihe Schiff („Falke“) außer Sicht gemeldet worden war, sammelte sich die Flotte wieder, um demnächst | auf dem Rückweg nah dem Änkerplaze, für welhen wieder das Friedensverhältniß angenommen wurde, noch einige Segel- Manöver zu zeigen. Dieselben bestanden in dem fogleich aus- geführten Befehl: „Alle Segel seßen“ und darauf: „Segel fest- machen.

Bei diesen Segel-Exercitien richteten fich sämmtlihe Panzer- schiffe nahch- dem „König Wilhelm“ derart, daß die Segel zuglei fielen, vorgeshootet, gehißt und geborgen wurden.

Die Annäherung der aus dem Gefecht zurückehrenden Kriegs- Ftir wurde wiederum von den Segelschiffen mit Raaenparade alutirt.

__ Inzwischen hatte sich wiederum das Königsboot nebst den übrigen, sobald das Se. Majestät tragende Flagaschiff vor Anker gegangen, längss\eit desselben gelegt, um Se. Majestät und das Gefolge an Bord der „Grille“ zurückzuführen.

Während der Ueberfahrt sammelten \sich die Kutter und Boote zu einem Weitrudern an der Babordseite des „Kaiser Wilhelm“ und erwarteten unter gehobenen Rudern das Signal zur Abfahrt.

Das Ziel für die Ruderfahrt bildete der 14 Seemeile \üd- östlih vor Anker gegangene Aviso „Falke“. Nah ißm nahmen die 14 kleinen, zum Wettkampfe vereinigten Fahrzeuge \ogleih die Richtung: Die „Grille*® begleitete den Wettlauf westlih der Boote; an ihrem Bord meldeten \ich die drei ersten, bei dem Falke“ angekommenen Boote als Sieger.

Den ersten Preis erwarb der Kutter vom „Kaiser“, den zweiten oin Kutter der „Niobe“ und den dritten das 2. Boot des „Kaiser“. Se. Majestät hatten die Gnade, den Siegern die Preise Selbst zu ertheilen, und bestanden dieselben für die Bootsführer in Uhren und für die Mannschaft in resp. 30, 20, 10 Thlrn.

Nach beendeter Vertheilung, während welcher fich alle in- öwishen herangekommenen Boote der „Grille! genähert hatten, und dieselbe umgaben, \chickte fich die „Grille“ zur Rückehr nah was Hafen an, welche demnächst gegen 47 Uhr angetreten wurde.

Unter dem artilleristishen Gruß sämmtlicher Kriegsfahrzeuge, welcher das Geschwader bald in dihten Pulverdampf hüllte und dem Blicke entzog, und dem weithintönenden Hurrahruf der wieder in den Raaen paradirenden Mannschaft, erreihte die eGrille“, welche jedesmal, sowie Se. Majestät dieselbe betraten, die Kaiserlihe Standarte auf dem Hauptmast aufhißte, den Hafen von Warnemünde und legte in demselben an, um Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin-Mutter wieder an Bord zu nehmen. Dann wurde die Fahrt fortgeseßt und in Rosto gegen 6 Uhr gelandet.

Abends fand eine von der Stadt veranstaltete Festvor- stellung im Theater statt, deren Beginn jedoch der verspäteten Rückehr halber um eine Stunde hinausgeshoben wurde. Zu derselben hatten die Fürsilihkeiten, das Gefolge, die fremden Militärs, die preußischen Offiziere und ein großer Theil ange- \chener Personen aus der Stadt und vom Lande, foweit der Raum es gestattete, Einladungen erhalten.

Se. Majestät erschienen, Ihre Königliche Hoheit die Groß- herzogin-Mutter führend, gegen 8 Uhr im Theater, in den fest- lih geschmüdckten Räumen von der zahlreihen und glänzenden Versammlung mit dreimaligem begeisterten Hoh empfangen, und nahmen zwischen Ihren Königlichen Hoheiten der Großherzo :in- Mutter und dem Großherzog Plaß. Links neben dem Legttern saß Se. Königlihe Hoheit der Prinz Carl, rechts von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin-Muiter der Kronprinz, dann Prinz Albrecht, Hinter den genannten Allerhöchsten und

Höchsten Herrschaften nahmen die Söhne des Großherzogs Plat. Das Festprogramm eröffnete eine Festouverture und dieser fol- gend ein Festhor. An diese beiden Aufführungen \chlo}sen fi 2 kleine Lustspiele an. Die Allerhöhsten und Höchsten O NE wohnten der Festvorstellung bis gegen den Schluß in bei.

An Stelle des am 21. d. M. ausgefallenen Caorps-Exer- zierens hatten Se. Majestät dasselbe zu- Donnerstag, dem 23., unter Abänderung der ursprünglihen Bestimmung und Ab- kürzung des eigentlichen dreitägigen Feldmanövers befohlen, Die General-Jdee zu demselben, welche gleih:eitig für die übrigen Manövertage des IX. Armee-Corps geltend bleibt, lautete folgendermaßen:

Ein feindlihes Armee-Corps (Weftcorps) ist unter dem Schugze eines Geschwaders am Heiligen - Damm nördli Doberan gelandet, hat Nostock beseßt und foll gegen die untere Oder vordringen.

Das 1X. Armee-Corps (Ost-Corps), welches zum Schuy der Ostseeküsten im öftlihen Mecklenburg und Vorpom-

+4 worden.

bahn über Malchin und Güstrow gegen Rostock instradirt

Sieraus ergab \ich folgende Spezial-Idee für das West-Corps, d. h. den markirenden Feind. Das West-Corps hat am 20. September Abends mit seinem Gros Rostock beseßt, eine Avantgarde an die Kösfterbeck vorgeshoben und Vorposten auf der Linie Hohen-Schwarfs Klein-Schwarfs Bandelstorf etablirt. Eingegangenen Nachrichten zufolge find feindliche Truppen auf den Bahnhöfen zu Malchin und Güstrow debarkirt worden; auch wird der Anmarsh feindliher Abtheilungen aller Waffen auf den Straßen Malchin-Roftock und Güstrow-Rostock gemeldet. Der kommandirende General beschließt, am 21. Sep- tember in der Rihtung auf Güstrow vorzugehen, um, wenn möglich, den Feind anzugreifen, che er seine Konzentration be- wirkt hat. Der markirte Feind wird gebildet durch das Füfilier- Bataillon Infanterie-Regiments Nr. 76, das Jäger-Bataillon Nr. 9, je 1 Escadron der 5 Kavallerie-Regimenter des Armee- Corps, 1. und 2. reitende Batterie Artillerie-Regiments Nr. 9, 2. Batterie Artillerie-Regiments Nr. 24.

Für das Oft-Corps (1X. Armee-Corps) ergab \ich faol- gende Spezial- Idee:

Das 1X. Armee-Corps is am 20. September Abends mit der 17. Division, der Kavallerie-Brigade und der Corps- Artillerie bis vorwärts Laage, mit der 18. Division auf dem Güstrow- Rostocker Landwege bis in gleihe Höhe mit der 17. Division vorgegangen. Die Vorposten beider Divisionen stehen auf der Linie Goeldenißz-Pankelow-Dummerstorf-Kavelsdorf-Damm. Nah übereinstimmendcn Meldungen ftand dèr Feind am 20. Sep- tember Abends mit seinen Hauptkräften noch in Rostock, doch deuten die dort getroffenen Vorbereitungen auf eine Fortseßung seines Vormarsches in der Richtung auf Güstrow.

Der kommandirende General beschließt, den Feind anzu- greifen, und konzentrirt bei Tagesanbruch beide Divisionen un- mittelbar hinter der Vorpostenlinie in gedeckter Aufstelung, und zwar die 17. Division, die Kavallerie-Brigade und die Corps- Artillerie bei Pankelow, die 18. Division bei Kavelsdorf.

_ Die Ausführung des Manövers erfolgte in der Weise von Seiten des Ost-Corps, daß der kommandirende General, um die Gegner von Rostock abzudrängen, die 17. Division in 2 Kolonnen mit der 33. Infanterie-Brigade auf Dishley, mit der 34. In- fanterie-Brigade auf und neben der Chaussee gegen Beselin vor- gehen ließ. Gleichzeitig marschirte die 18. Division mit der 96. Infanterie-Brigade an der Tête in der Direktion auf Hohen- Schwarfs vor. Die 35. Infanterie-Brigade wurde vorläufig als Reserve zurückgehalten. Beide Divisionen bewirkten die Auf- klärung des Vorterrains dur die Divisions-Kavallerie.

Die aus den 3 Dragoner-Regimentern (Nr. 13, 17, 18) zusammengeseßte Kavallerie - Brigade ging in“ der reten Flanke vor, dieselbe deckend und = zugleih den Feind und feine Aufstellung und Stärke rekognoszirend. Die Corps-Artillerie folgte in der Mitte, auf der Straße Be- selin-Rostock.

Nah einem Angriff auf den Abschnitt des Koesterbek- Baches, welcher lebhaft vertheidigt wurde, forcirte der Angreifer die Stellung und {ritt dann, den waldigen rechten Thalrand derselben ersteigend, weiter zum Sturm auf bie Roggentinecr Höhen vor, an denen das Manöver gegen 1 Uhr sein Ende erreichte.

Se. Majestät begaben Sih nach Shluß desselben, gefolgt von allen Fürftlichkeiten, den Gästen und den als Zuschauern und Schiedsrichtern kommandirten Offizieren nach Doberan, um daselbst das Diner bei Ihrer Königlihen Hoheit der Groß- herzogin Mutter am Heiligen Damm einzunehmen und Abends einem dort im Kurhaus arrangirten Festball beizuwohnen. Die Ankunft Sr. Majestät daselbst erfolgte Nahmittags 4 Uhr. Allerhöchstdieselben wurden von dem Gemeindevorstand und der Geistlichkeit an einer Ehrenpforte, bei welher \fich die Schulen der ganzen Umgegend mit einem Musik-Corps aufgestellt hatten, feierlih empfangen. Se. Majestät der Kaiser, der Kronprinz und der Prinz Carl stiegen im Großherzoglihen Palais ab.

Für heute und morgen war die Abhaltung der Feldmanöver der 17. gegen die 18. Division in dem Terrain zwischen Rostock und Dobberan in Ausficht genommen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesratls für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr ver- sammelteu sich heute zu einer Sißung.

Die Reichstags-Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerihtsverfassungs-Gesegzes, einer Strafprozeß-Ordnung und einer Civilprozeß- Ordnung nebst Einführungsgesezen berieth in ihrer Sißung vom 22. September zunächst den Tags vorher aus- geseßten §. 356, welcher die Fälle aufführt, in denen von dem Verleßten die prinzipale Privatankllage erhoben werden kann. Der- selbe wurde angenommen unter Ablehnung einiger beantragter Zusäße. Hierauf ging die Kommission zum dritten Abschnitt (Anschluß des Verletten als Nebenkläger) über. Eine lebhafte Erörterung rief §8. 366 hervor, indeß wurde der Erweiterungs- Antrag des Abg. Wolffson abgelehnt und \chließliß der ganze dritte Abschnitt (§8. 366—374) mit unwesentlichen Aenderungen angenommen. Ein Antrag der Abgg. Dr. v. Shwarze und Dr. Grimm, in einem vierten Abschnitt den Adhäsionsprozeß aufzu- nehmen, blieb in der Minderheit. Endlih wurden noch von dem ersten Abschnitt des sechsten Buchs (Verfahren bei amts- gerichtilihen Strafbefehlen) die §8. 375 und 376 unverändert angenommen.

Bei Cheschließungen find der Vorschrift in §. 36 des Gesehes vom 9. März pr. enigegen, wiederholt min der- jährige Zeugen zugezogen worden. Einige Bezirksregierungen haben folche Ehbeschließungen für ungültig erahtet und eine Wiederholung derselben unter Zuziehung von zwei großjährigen Zeugen angeordnet. Diese Ansicht hat der Minister des Innern in Uebereinstimmung mit dem Justiz-Minister in einem Cirkular- Erlaß vom 16. Juli d. I. nicht für zutreffend erahtet. Der 8. 35 des allegirten Geseges bestimmt: „Die Ehe wird dadur geshlofsen, daß die Verlobten in Gegenwart von zwei Zeugen vor dem Standesbeamten persönlih ihren Willen erklären u. \. w.“ und erst der §. 36 fügt die Vorschrift hinzu: „Als Zeugen fol- len nur großsährige Personen zugezogen werden u. # w.* Schon nah dieser Stellung der betreffenden Bestimmungen würde die Annahme nit gerehtfertigt sein, daß die Zuziehung eines Eh gn A Zeugen unter allen Umständen die Nichtigkeit des Eheschließungsaktes nah si ziehen müsse. Es geht überdies aber aus dem Berichte der X, Kommission des Herrenhauses über den qu. Geseßentwurf unmittelbar hervor, daß dahin die Absicht in der That nicht gegangen ist. Es heißt nämlih dort Seite 15: „Zu 8. 34 (seht L. 39) wurde eine andere Fassung vorgeshlagen, um die Bedenken darüber- zu beseitigen, welche

Formen für wesentlih zu erahten seien, und um den Zeitpunkt festzustellen, wann eine Ehe als geschlo}en anzusehen sei," Da nun der §. 34 (jegt 35) die Bestimmung, daß die Zeugen das Alter der Großjährigkeit erreiht haben müssen, nit enthält diese Bestimmung vielmehr erft in dem darauf fokgenden Para: graphen Aufnahme gefunden hat, so muß angenommen werden daß der Geseggeber die Großjährigkeit der Zeugen nit als ein wesentlihe in dem oben gedachten Sinne betrachtet hat, und dg vielmehr die Vorschrift des jegigen §. 36 nur eine inftruktionelle Bedeutung hat.

_— Der nähste Kommunal- Landtag der Neumar; wird am 15. November d. I. _ in Cüstrin eröffnet werden.

Hannover, 23. September. Se. Königliche Hoheit Pri Geota if gesieen Racimitica 4 Ulle 50 Mairie bie cin troffen und in Rudolphs Hotel abgestiegen.

Der Provinzial-Landtag beendete heut die Bz rathung des Finanz-Etats für 1876, nahm in Verbindung da- mit den Antrag wegen Uebernahme der auf den Provinzial- verband übergehenden niederen landwirthschaftlihen Lehranstalten an und beschloß die Vergrößerung der Räumlichkeiten des Werk. hauses zu Moringen und Gehaltserhöhungen bezw, die Erthei- ung von Remunerationen für das Werkhaus.

Bayern. München, 22. September. Die Prinzen Luitpold und Ludwig find auf die Nahriht von dem Ah- leben des Prinzen Adalbert gestern Abends aus dem Algäu zurückgekehrt. Aus gleichem Anlaß trifft Ihre Majestät die Königin-Mutter mit dem Lindauer Shnellzug heut Abends 8 Uhr aus Hohenschwangau hier ein. Mit dem Salzburger Schnellzuge find gestern Abends 93/, Uhr der Herzog und die Herzogin von Modena letztere ist eine Schwester des ver- storbenen Prinzen Adalbert hier eingetroffen und im Prinz Luitpold-Palais abgestiegen. Gestern Abends is der Herzog Max Emanuel mit seiner jungen Gemahlin, Prinzessin Amélie, aus Wien hier eingetroffen. Das junge- Ehepaar wurde am Bahnhof vom Herzog Max ewpfangen. Heute Vormittags begaben sih_ dieselben zu ihren Hohen Verwandten nah Possen- hofen ; ebenso is heute Morgens mit dem Wiener Schnellzug der Herzog Karl Theodor mit Gemahlin, zurückehrend von den Ver- mählungsfeierlichkeiten des Herzogs Max Émanuel, hier ein- getroffen, und hat fich alsbald nah Shliersce weiter begeben.

Sachsen. Dresden, 22. September. Auf Allerhöh- sten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens des Prinzen Adal- bert von Bayern am Königlichen Hofe eine Trauer auf zwei Wochen, vom 23. September bis mit. 6 Oktober d. I., angelegt,

Leipzig, 23. September. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen traf heute früh mit Gefolge von Kamenz in Schlesien hier ein und reiste um Uhr auf der Thüringer Bahn weiter nah dem altenburgishen Jagd- \{chlo}se Hummelshain.

Württemberg. Stuttgart, 22. S-ptember. Die Königin is gestern Abend von Friedrichshafen im hiesigen Residenzshlos}se eingetroffen.

Wegen Ablebens des Prinzen Adalbert von Bayern ist von gestern an auf 8 Tage Hoftrauer angeordnet worden.

24. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Ersa §- wahl eines Abgeordneten zum Reichstage für den 1. Württem- bergischen Wahlkreis siegte in der Stadt Stuttgart der Kandidat der national-liberalen Partei, Kammer-Präsident Hölder, über die Gegenkandidaten Redakteur Hillmann (Sozial- Demokrat) und Rechtsanwalt Diefenbach (Volkspartei). Letzterer erhielt die wenigsten Stimmen. Aus dem Oberamt Stuttgart liegt das Resultat der Abftinmungen noch niht vor, doch dürfte durch dasselbe das Endresultat kaum geändert werden, fo daß Hes jezt Kammer-Präfident Hölder als gewählt betrachtet wer- en Tann.

Sefsen. Darmftadt, 22. September, Der Prinz und die Prinzessin Ludwig reisten heute Vormittag mit der Odenwaldbahn nach Michelstadt, um sich von da -nach Wald- N zum Besuch bei Fürst Leiningen und Gemahlin zu egeben.

Seute Vormittag um 11 Uhr hat \ich der Hofmarschall v. Küchler nah München begeben, um im Auftrage Sr. König- liGen Hoheit des Großherzogs der Beisezung des Prinzen Adalbert von Bayern beizuwohnen.

Mecklenburg. Rostock, 22. September. Die „Rostocker Ztg.“ veröffentlicht heute folgendes, der Rhederei des wegen der Affaire mit den Carlisten bei Zarauz in Spanien viel be- \sprochenen Schiffes „Gustav“ vom Rath mitgetheiltes Miz nisterialreskript: „Dem Magifirat- zu Rosto wird mit Bezug- nahme auf dessen - Beriht vom 17. v. M,., betreffend das Schif} „Gustav“, eröffnet, daß das unterzeichnete Mei- nisterium, in Uebereinftimmung mit einer Erklärung des auswär- tigen Amtes, welhes davon ausgeht, daß der Rhederei ein flagbarer Anspruch auf Entschädigung in keiner Weise zusteht, der auf die lehtere entfallende Theil, der hier feiner Zeit von Reihswegen für die Interessenten des „Gustav*" bereits zur Disposition gestellten Summe \o lange einbehalten wird, bis die Rhederei ihren Protest gegen die Höhe der von der Reichsregierung in Madrid geltend gemachten und von der Königlichen spanishen Regierung zugestandenen Entschädi- gungssumme zurückgenommen und sih zur Ausstellung einer vorbehaltlosen Quittung über die zur Auszahlung gelangende Summe bereit erklärt haben wird. Die vom Kapitän Zeplin und der Mannschaft in Ansaz gebrahten Beträge für verloren gegangene Effekten werden nunmehr von hier aus direkt bezahlt werden. Der Magistrat wird angewiesen, der Rhederei die desbezüglihen Eröffnungen zu machen und darüber, daß dies geshehen, binnen 14 Tagen zu berihten. Schwerin, 8. Sep- tember 1875. Großherzoglih Mecklenburgishes Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Für den abwesenden Minister:

Buchka.“

Aa LALLE D 19. September, Der „Offizielle An- zeiger“ Nr. 32 enthält in der 1. Abtheilung die landes- herrlihe Ausführungs-Verordnunçc zum- Reichsgeseße über die Beurkundung des Personenftandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875; die 2. Abtheilung enthält die regiminelle

Insiruktion für die Standesbeamten.

Sachsen-Teimar-Sisena. Weimar, 23. September. (Weim. 3.) An den am 20. und 21. d. M. in Friedrichroda stattgehabten thüringischéèn Ministerkonferenzen haben theil- genommen: 1) für Sachsen-Weimar-Eisenach Geheim-Rath Dr. Stichling, Geh. Staatsrath Dr. Frhr. v. Groß, Geh. Justiz-Rath Dr. Brüger; 2) für S.-Meiningen Wirkl. Geheim-Rath Dr. Frhr. v. Uttenhoven, Regierungs-Rath Trautmann; 3) für S.-*

mern dislozirt war, ift, unter theilweiser Benußung der Eisen-

von den in der Vorlage für die Eheschließung vorgeschriebenen

Altenburg Regierungs-Rath Göpel; 4) für S.-Coburg-Gotha Staats-Minifter Dr, Frhr. v. Seebah, Geh. Staatsrath Brück-=

ner, Staatsrath Rose; 5) für Schwarzburg-Rudolstadt Staats- Minister Dr. v. Bertrab, Regierungs-Rath Hauthal; 6) für Schwarzburg-Sondershausen Geh. Staatsrath Blei, Regierungs- Rath Gerber; 7) für Reuß ä. L. Regierungs-Rath v. Geldern- Crispendorf; 8) für Reuß j. L. Staats-Minifter Dr. v. Harbou, Regierungs-Rath Engelhardt. Neben der Frage nah Herbei- führung einer thunlihst gleiGmüäßigen Einrichtung der Standes- ämter find auch die Aufhebung der Stolgebühren und die damit in Verbindung stehenden Fragen Gegenfiand gemeinsamer Be- \prechung gewesen.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 22. September. Gestern Nahmittag ist die diesjährige Session des Bezirks- tags für das Unterelsaß durch den Bezirks-Präsidenten ge- \chlossen worden.

Desterreich- Ungarn. Wien, 23. September. Dem Vernehmen nach wird die Kaiserin am Sonnabend die Rük- reise nach Wien antreten.

Vest, 21. September. Franz Deak hat heute Vormittag eine Deputation der Wähler der inneren Stadt Pest empfangen, welhè ihm aufs Neue die Kandidatur anbot, Deak hat das Mandat, in der Hoffnung, daß seine Gesundheit bald hergestellt fein wird, anzunehmen erklärt.

Großbritannien und ÎFrlaud. London, 21. Sep- tember. Die Königin verließ* gestern Abend in Begleitung der Prinzessin Beatrice Schloß Balmoral und begab fich nah Je- verary zu einem mehrtägigen Besuche des Herzogs von Argyll. Lettgenannter ift bekanntlih der Vater ihres Schwiegersohnes, des Marquis von Lorne. Prinz Leopold hat fich nach Blyths- word House zu einem Besuche des Obersten Campbell begeben.

Frankreich. Paris, .22. September. Der „Moniteur“ bestätigt, daß Ducros “vor der Hand Präfekt von Lyon bleibt. Buffet will erst eine Untersuchung vornehmen. Das französishe Evolutionsgeshwader befindet \sih seit dem 17. in Algier. Das Schif} „Magenta“, mit dem Admiral Roze an Bord, if am 18. d. angekommen. Die Flotte macht Uebungen im Feuer. Zwei öfterreichishe Fregatten sind eben- falls vor Algier. Die Unversöhnlichen der äußersten Linken wollen offen mit der übrigen Linken brechen und unter Louis Blanc einen besonderen Verein gründen. Der Herzog von Cambridge verläßt heute Paris.

23. September. (W. T. B.) Das Iournal „Temps“ bestätigt die vom „Courrier de France“ gebrahte Nachricht, däß das Minifterium einstimmig beschlossen habe, eine F abi- netsfrage daraus zu machen, daß die Deputirtenwahlen niht nah dem Listenskrutinium, sondern nach Arrondisse- ments vorgenommen werden.

(Monatsübersiht für Juli und August.) Der Präsident der Republik kehrte am 5. Juli von seiner Rundreise durch die überschwemmten Departements nach Verfailles zurü. Die Kaiserin von Oesterreih passirte in der Naht vom 29. zum 30. Juli Paris, um fich zur Kur nach dem Bade Sassetot zu begeben. Am 16. Juli kam derx Sultan von Zanzibar auf seiner europäischen Rundreise in Paris an und sciffte sich am 29. in Marseille nah Afrika ein.

Es starben von hervorragenden Personen am 8. Juli der Kardinal Erzbishof Matthieu von Besançon, am 24. Juli der Geistilihe Athanase Coquerel, Sohn des bekannten reformirten Theologen, am 25. Juli der Admiral Excelmans, in Folge eines Sturzes vom Pferde, und am 30. August der General Graf von Montebello, ehemaliger Adjutant des Kaisers Napoleon.

In der Nationalversammlung wurde am 6. der An- trag, die Konzession für den Bau der flandrish-pikardishen Linien der Nordbahn-Gesellschaft zu ertheilen, abgelehnt und - der Aus\chußantrag angenommen, der flandrisch-pikardishen Gesell- haft die Konzession zuzusprehen, obgleih der Minister der offentlichen Arbeiten \fich dagegen äußerte. Darauf trat die Ver- sammlung in die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Bezichungen der öffentlihen Gewalten, ein. Mit der An- nahme des Geseßes über den höheren Unterricht, welche am 12. Juli erfolgte, errang die ultramontane Partei einen ent- schiedenen Sieg. Die gesammte Rechte, das rechte Centrum, die Bonapartisten, die Anhänger Wallons und Laboulaye's, die Minister Buffet, Wallon, Montaignac und Meaux ftimmten für dasselbe; der Herzog von Decazes war, weil auf Urlaub, nicht zugegen; die Minister de Cifsey und Caillaux fehlten; 115 Mit- glieder, unter ihnen die Minister Say und Dufaure, enthielten fich der Abstimmung. Bei der Verhandlung über das bonapartistische Comité des „Appel au peuple“ vertheidigte Rouhßer in längerer Rede die Bonapartisten gegen die wider fie in dem Bericht Savary's enthaltenen Angaben. Nachdem Savary die Behaup- tungen Rouhers widerlegt hatte, sprahen am 15. die Minister Buffet und Dufaure und darauf Gambetta. Der Leh- tere wandte sich gegen die Bonapartisten, warf dem

Vize-Präsidenten des Kabinets vor, daß er die bona- partistishen Beamten crhalten wolle, protestirte gegen die Be- hauptung, die republifanische Partei sei die revolutionäre und stellte das Kabinet als ein blos geduldetes hin. Buffet erklärte, er könne die Lage einer nur geduldeten Regierung nicht an- nehmen, er stelle daher den Antrag, die Versammlung möge die von Baragnon vorgeschlagene Tagesordnung annehmen, dagegen werde er die einfahe Tagesordnung als ein Mißtrauensvotum auffasen. Die erstere, lautend: „Die Nationalversammlung geht im Vertrauen auf die von der Regierung abgegebenen Erklärungen zur Tagesordnung über“ wurde darauf mit 483 gegen 3 Stim- men angenommen, nachdem die einfahe Tagesordnung mit 424 gegen 272 Stimmen verworfen worden. Der Präsident richtete alsbald an Buffet ein Dankschreiben für sein energisches Ein- treten für die konservative Politik in der Sißung vom 14. Juli. Am 19. genehmigte die Nationalversammlung den Gesehentwurf wegen Er- höhung der Gehälter für die Volks\huUlehrer und begann darauf die Budgetberathung. Sodann wurde die Dringlichkeit für den Bericht der Kommisfion zur Prüfung des Geseßentwurfs über den Bau eines Tunnels zwischen Calais und Dover beschloffen. Bei der Berathung des Malartre'shen Vertaqungsantrages am 22. Juli beantragte die zur Prüfung desselben niedergeseßte Kom- mission, in Uebereinstimmung mit der Regierung, als Anfangs- punkt für die parlamentarischen Ferien den 4. August und als Zeitpunkt der Wiedereröffnung der Session der Nationalversamm- lung den 4. November festzuseßen. Der dahin modifizirte An- trag Malartre's fand nah längerer Debatte mit 470 gegen 155 Stimmen Annahme. Die Versammlung erledigte dann in den Sizungen vom 23. bis 27. Juli die zweite Berathung des Gesegentwurfs über die Wahlen zum Senat und wählte am 29. die Mitglieder für den ständigen Aus\{uß ; am 30. beendigte sie die Budgetberathung und bewilligte dem Kriegs-Minister einen besonderen Kredit. In der Sizung vom

2. August wurde das Geseß über Lie Senatswahlen mit 559 gegen 73 Stimmen genehmigt. der Gesezentwurf über den Calais und Dover angenommen. Der

Antrag Wad-

das Geseß Tallon angenommen, welches die fireitigen Wahlen der Entscheidung des Staatsraths überweist, An den beiden lezten Tagen, 3. und 4. August, erledigte die Versammlung end- lich in je 2-Sizungen die Budgets der Ministerien, bewilligte

stüßung politisher Ausgewanderter und erklärte ihre Zustimmung zu den -Gesezentwürfen über den Beitritt Frankreihs zu dem iuternationalen Postvertrage, sowie über den Bau der großen Pariser Gürtelbahn. Darauf wurde die Session geschlossen. Die Berichterstattung über die beantragte Aufhebung des Be- lagerungszustandes wurde bis nah den Ferien vertagt.

Die Permanenz-Kommission versammelte fih seit der Vertagung der Nationalversammlung zum ersten Male am 19. August. Es wurden mehrere Fragen über Verwaltungs- Angelegenheiten an die Regierung gerichtet, Ueber die neueste Schrift Gladstone's „Rome and the newest fashions in religion“ ertheilte der Vize-Minister-Präfident die Auskunft: es sei zwar die Cinführung dieses Buches in Frankreich nicht verboten, das- selbe jedoch den geseßlihen Bestimmungen über die Kolportage unterworfen, und e” werde die Genehmigung zum Vertriebe weder für Schriften politishen Inhalts, noch für Streitschriften gegen den Katholizismus ertheilen.

Am 16. August wurde in ganz Frankreich die Session der Generalräthe eröffnet. Von den meisten wurden die früheren Präsidenten wieder gewählt. In Bordeaux erhielt der Herzog von Decazes bei der Wahl 33 von 41 Stimmen.

Das „Journal officiel“ vom 27. Juli veröffentlichte bereits das Gesetz über den höheren Unterriht. Das amtliche Blatt vom 15. August verkündigte“die Ernennung Paulier's, Bischofs von Grenoble, zum Erzbishof von Besançon und die Ernennung Fava's, Bischofs von Martinique, zum Bischof von Grenoble.

Zur Gründung einer katholishen Universität ver- einigten fch im August 6 Erzbischöfe unter dem Kardinal Gui- bert, welche einen Hirtenbrief erlassen haben, der zu Geld- beiträgen auffordert. Der Bischof von Angers hat \sih \einer- seits in einem Hirtenbriefe zur Gründung einer Hochschule in feinem Sprengel ervoten. In Cambray fand am 10. August eine Versammlung von ultramont nen Delegirten ftatt, in wel- cher beschlossen wurde, die erste „freie“ Universität in Lille ain E November, Zunäch| mit nur einer Fakultät, der juristischen, zu eröffnen. Der „Univers“ vom 16. August kündigte die Er- öffnung der katholishen Hohshule in Paris ebenfalls bereits für den November an.

Vom 18.—22. August war in Poitiers der katholis che Kongreß versammelt und nahm einstimmig mehrere Wünsche in Betreff des Universitäts-Unterrihts an. Ferner nahm der Kongreß u. A. einen Bericht des JIesuitenpaters Taupin über die Presse entgegen, der im Sinne der Lehrsäße des Syllabus abgefaßt war, und den Wunsch an, daß die katholishe Presse einen regeren Anstoß und weitere Verbreitung erhalte. Auf die- sen Kongreß folgte die Zusammenkunft der katholischen Arbeitervereine in Rheims, welhe bis zum 27. August währte.

Das von dem Seine-Präfekten Duval erlassene Verbot der Feier der Prämienvertheilung in dem liberalen Collège Cha p- tal, ciner städtishen Anstalt, erregte große Erbitterung. Die Angelegenheit wurde durch den“ Vorsißenden des Gymnasfial- Verwaltun-saus\hus}ses am 4. Auguft vor den Gemeinderath gebracht.

In Lyon wurden die unter Anklage gestellten Mitglieder der geheimen republifanishen Gesellshaft verurtheilt. Die ihnen zuerkannten Sirafen belaufen sich von 3 Monaten Gefängniß bis herab zu 50 Fres. Geldbuße.

Der Eröffnung der geographischen Aus stellung am 15. Juli folgte am 1. August die Eröffnung des internatio- nalen geographischen Kongresses. In Gegenwart des Präsidenten Marshall Mac Mahon und des Großfürsten Con- ftantin fand am 11. August die feierlihe Preisvertheilung statt. In der mathematishen Gruppe erhielt Rußland, in der Gruppe Hydrographie, Physik, Reifen England, in der historischen Gruppe Frankreich, in der staatswirthschaftlihen die Suezkanal- gesellschaft, in der didaktishen Gruppe Deutschland den ersten

reis. E Nah den in der Sizung der Budget - Kommission am 24. Juri von dem Minister der öffentlihen Arbeiten, Caillaux, ge- machten Mittheilungen über die durch die Uebershwemmun- gen in den südlichen Departements angerichteten Verwüstungen beläuft sich der Gesammtshaden auf 75 Millionen Frcs.; davon kommen 50 Millionen auf Ernteverluste, 20 auf Ein- bußen am beweglihen Vermögen, 3 auf Zerstörungen von öf- fentlihen Bauten und Wegen und 2 auf Eisenbahnschäden.

Auch die Normandie, namentlich die Umgegend von Li- sieux, wurde zu Anfang des Monats Juli durch Uebershwem- mungen heimgesucht. 8

Das Marinebudget giebt den Stand der französischen Kriegsflotte wie folgt an: 272 Schiffe aller Klassen, davon 39 im Báu begriffen. Von den übrigen 233 find 124 aus- gerüstet, davon 6 gepanzert. Das Flottenpersonal hat eine Ge- fammtsftärke von 30,000 Mann. | E

Das „Iournal officiel“ vom 11. Juli veröffentlichte den zwischen Frankreih und dem Königreih Anam abgeschlossenen Handelsvertrag. Nach den amtlichen statistishen Ausweisen über den französishen Handel während der ersten aht Monate dieses Jahres beliefen sich die Einfuhren vom 1. Ja- nuar bis 31. August 1875 auf 2,378,419,000 und die Ausfuh- ren auf 2,567,531,000 Fr. und zwar zerlegen fih diese Ziffern wie folgt: Einfuhren: Zur Nahrung dienende Gegenstände 483,857,000 Fr., Naturprodukte und Rohstoffe für Industrie 1,472,506,000 Fr., verarbeitete Artikel 312,504,000 Fr., sonstige Waaren 109,552,000 Fr. ; zusammen 2 378,419,009 Fr. Aus- fuhren: Verarbeitete Artikel, 1,424,875,000 Fr., Naturprodukte, Rohstoffe und Nahrungsgegenstände 1,007,833,000 Fr., sonstige Waaren 134,823,000 Fr. ; zusammen 2,567,531,000 Fr.

Die indirekten Steuern haben in der Zeit vom 1. Januar bis 31. August 53 Millionen Fr. mehr eingetragen als in der entsprehenden Periode des Vorjahres,

Jtalien. Rom, 23. September. (W. T. B.) In dem heute abgehaltenen Ko1.fistorium hat der Papst die Erzbischöfe Vitelleshi, Randi und Pacca unter den herkömmlichen Ceremonien als Kardinäl- eingeführt. Der ebenfalls zum

Kardinal ernannte Erzbishof Antici Mattei konnte wegen

| Krankheit der Feierlichkeit nicht beiwohnen. An demselben Tag wurde | Bau des Tunnels zwischen |

dingtons, daß“ den Generalräthen die Prüfung der Waÿlen |

ihrer Mitglieder gelassen werde, wurde in der Sigzung vom | 31. Juli mit 366 gegen 327 Stimmen verworfen und dagegen |

den geforderten Supplementarkredit von 300,000 Fres. zur Unter- |

Außerdem hat dar Papft 3 neue Bischöfe in Frankreih, 7 in Spanien, einen in Havanna, einen in der Schweiz, einen in Italien und einen in partibus infidelium ernannt.

Türkei. Konstantinopel, 23. September. (W. T. B.) Nach Meldungen vom 21. und 22. d. wurde eine mehr als tausend Mann zählende Insurgentenshaar, die sh auf der Straße von Ragusa nah LTrebinje eines Privattransportes bemächtigt hatte, von den türfishen Truppen verfolgt und mit einem Ver- [lust von 150 Mann vollständig ge\chlagen. Chevket Pascha ist, nachdem er die in Peira kampirenden Truppen verproviantirt und den Insurgenten in einem Gefechte, wobei der Insurgenten- führer Darik fiel, einen Verlust von 200 Mann beigebracht hatte, wieder in Gaczko eingetroffen.

Die Wiener „Neue freie Presse“ meldet aus Mostar, daß Chevket Pascha 2000 Insurgenten zurückgeschla- gen und zwei andere Insurgentenschaaren bei Celiaca und Mokvast zersprengt have. Dem „Tageblatt“ wird aus Bel- arad berigHtet, die Befürhtung, die Türken könnten einen Zu- sammenstoß provoziren, habe die Eutsendung von 4 Bataillonen und 5 Batterien an die Grenze veranlaßt.

Cettinje, 23. September, (W.-T. B.) Nah Meldungen aus slavisher Quelle haben die Insurgenten am 21. d. M. einige türkishe“ Compagnien, die einen Provianttransport nah Goransfo geleiteten, überfallen. Das mehrere Stunden dauernde Gefecht soll für beide Theile verlustreih gewesen sein.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 22. September. Der Kaiser ift am 20. September Morgens wohlbehalten in Liviadia eingetroffen.

Dänemark. Kopenhagen, 23. September. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh gingen gestern Nachmittag 2 Uhr an Bord dez russishen Yacht, welche dieselben von-Kron- stadt hierher geführt hatte. Der König und die Königin, der Kronprinz und die Kronprinzessin, sowie der Großfürst Thron- folger von Rußland und die Großfürstin Dagmar begleiteten die Abreisenden bis an Bord des Schiffes, das um 4 Uhr die Anker lichtete und nordwärts fleuerte.

Amerika. Aus Philadelphia wixd der „Times“ telegra- phirt: Ein Telegramm aus Galveston meldet, daß der jüngste Sturm die Stadt Indianola in Teras gänzlich zerstört hat. Die Leuchtthürme, Werften und fast jedes Haus wurden weg- ges{chwemmt. Dabei kamen 100—150 Menschen ums Leben. Ein dahin gehender Dampfer konnte keinen Play finden, um seine Ladung zu lôshen und kehrte nah Galveston zurück. Weitere Kabelberichte über das Unglück melden: Der Sturm in Indianola dauerte zwei Tage. Während dieser Zeit wurde das Meer in die Straßen getrieben und dieselben standen sechs Fuß tief unter Wasser. Sämmtliche Kirhen und Dreiviertel der Wohnhäuser wurden zerstört. Viele der Jnfafsen waren außer Stande, zu flüh:en und einige wurden in das Meer hinausgetragen. Ganze Familien kamen zusammen um, und Leichen wurden in jeder Rihtung unter den Ruinen und auf zwanzig Meilen längs des Gestades gefunden. Siebenzig Leihen sind bereits beerdigt worden. Die Ueberlebenden, unter denen großer Nothstand herr\cht, sind unterstüßt worden. Der Sturm dehnte sich längs der ganzen texanishen Küste aus. Mehrere Ansiede= lungen wurden überschwemmt und, wie verlautet, sollen die Städte Saluria, Matagorda, San Bernardinos und Cedar Lafe weggeshwemmt worden fein, in jedem Falle verknüpft mit dem Verlust von Menschenleben. In Fall River, Massachusetts, haben - in Folge einer Lohnherabsezung 15,000 Arbeiter einen Strike begonnen. Vierzig BaumwoUspinnereien feiern.

Nr. 14 des „Deutschen Postarhivs*, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Posiverwaltung, hat folgenden Jn-

halt: I. Aktenstücke und Aufsäße: Die Organisation des Post- wesens der Vereinigten Staaten von Amerika, Der Haßen- und Straßenverkehr in Konstantinopel. Il. Kleine Mittheilungen: Auszug aus der Chronik des Kaiserlihen Postamts in Dortmund. Die von Homeyersche Expedition nach Jnner-Afrifa. II…[. Literatur des Verkehrswesens. IV. Zeitschriften-Ueverschau.

Nr. 36 des Justiz - Ministerial - Blatts für tie Preußische Geseßgebung und Rechtspflege, herausgegeven im Bureau des Justiz - Ministeriums, hat folgenden Inhalt: Be- \chluß des Königlichen Staats-Ministeriums vom 3. Septcmber 1875 und allgemeine Verfügung des Justiz - Ministers vom 14. September 1875, betreffeud die Benußung der Postanweisungen b-i Zahlungen aus Staatskassen. Allgemeine Verfügung vom 20. September 1875, die Feststellung der Bestände an Ein- und Zweithalecstücken betreffend. :

Kunst, Wissenschaft 1nd Literatur.

Ferd, Heldengeshichten des Mittel- alters. Neue Folge. 3. Heft. 1) Beowulf, 2) Wieland der Schmied, 3) Ravenuaschlaht. Ziveite Auflage. Kl. 8. mit 9 Flluslrationen. Geheftet Preis 1,80 A Berlin 1875. Verlag der Königl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). Der Ver- fasser trat ver mehr als dreißig Jahren durch Herausgabe seiner „Schönsten Heldengeschihten des Mittelalters“ (Leipzig, bei Hartung, Heft 1 bis 5. Neue Folge: Berlin bei R. v. Deckter, in 5 Bändchen) den seitdem mannigfah wiederholten Versuch an, die alten nationalen Epen in ungebundener Rede nach Art der bekannten “deutshen Volkfs- bücher, dem deutschen Volk und seiner Juzend wieder nahe zu bringen. Aus den inzwischen nothwendig gewordenen 2, theilweise 3 Auflagen beider Sammlüxgen ist zu ersehen, daß der Absicht des Herausgebers die Empfänglichkeit des Publikums andauernd entgegenkommt.

Unter dem Titel „Urkundlihe Geschichte Eislebens bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts" hat Dr. Hermann Grö ß- ler vor Kurzem (Halle, Ve:lag der Buchhandlung des Wai- senhauses, kl, 8) auf Grund der Urkunden zum erften Male den ersten Theil einer Geschichte der Stadt Eislelen veröffentlicht. Derjelbe reiht bis zum Jahre 1190 und. handelt zunähst vom Alter, der Umgebung und den ersten urkundlihen Erwähnungen des Ortes bis zu dem gedachten Jahre. Weiter werden dann noch 2 Urkunden von 1179 und 1191 ausführlicher besprochen.

Land- und Forstwirthschaft.

Der Reichskanzler hat in Ausführung des Geseßes vom 6. März d. F. Maßregeln gegen die Neblauskrankheit betreffend, für die retsrheinishen Weinbaugegenden mit Eins{luß der Weinbaubezirke am Main und der Weinbaugegenden im Regierungsbezirk Cassel, zum Auffichtskommissar den Weingutsbefißer Lade zu Geisenheim, zum Sachverständigen den Prof. Kirschbaum zu Wiesbaden ernannt. j

JÎn Deidesheim, Forst und Wachenhzim hat abermals ein - Hagelwetter Verheerungen in den Weinbergen angerichtet.

Aus Rheinhessen wird dem „Frkf. Journ. * unterm 20, Sey- tember geschrieben: Im ganzen Ingelheimer Grunde, Heidesheim, Wackernheim, den bciden Jugelheim und Gau-Algesheim ist seit 7

Bäßlers

einigen Tagen die Lese des Früh-Burgunders im Gangez