gewiesen worden war, ritt der Angri] der Oft-Division in westliher Richtung weiter vor.
; E R welches der dur die überlegene Zahl des Feindes zum Rückzug gezwungene Vertheidiger des linken Warnowufers zu durchschneiden hatte, bot wenig Stütpuntkte, da es den Charakter eines meist der Ebene glei kommenden Geländes trug. Das Gefeht wurde daher von der Westdivifion im Allgemeinen hinhaltend geführt, und bewegte sfi, nur durch den an einzelnen Gehöften und Waldparzellen si darbietenden Halt unterbrochen, dem Dorfe Krizemow zu, wo eine günstige Höhenpofition Gelegenheit zu einer Aufnahmestellung gab. Das zur Deckung der Uebergänge bei Roftock verbliebene Seiten- detahement war scharf vom Feinde gedrängt worden, und zu- nächst auf Biestow zurückgewichen ; es hatte das Dorf nah hart- näckiger Vertheidigung alsdann aufgegeben und ebenfalls die Richtung auf Krizemow eingeschlagen. Die beiderseitige Kavallerie war sich auf dem nördlichen Theile des Gefehts- feldes gegenübergetireten, und zwar hatte die stärkere Reiterei der Ostdivision es als ihre Aufgabe betrachtet , den ihr entgegenstehenden linken Flügel aus der Richtung nah Doberan abzudrängen. i
Se. Majestät ließen gegen 1 Uhr von der Position am Krißemow das Gefeht abbrehen und begaben Sich nebst Gefolge nach Doberan zurü. E
Die Wesftdivision trat, da es, nach der Spezialidee, nohch zweier Tage bedurfte, um ihre Einschiffung bewirken zu können, und fie somit gezwungen war, das weitere Vorschreiten de3 Feindes zu verhindern, um nicht den Rückzug auf Doberan zu verlieren, den Abmarsh hinter den deckenden Abschnitt des Parkentiner Becks an und beseßte die Uebergänge desselben bei Parkentin und Konow mit stärkeren Vorpostenabtheilungen; an den füdlihen Uebergang, in der Nähe von Clausdorf, wurde 1 Bataillon gestellt. Die Ostdivision beseßte mit ihren Vor- truppen nach dem Gefecht am 24. den östlihen Rand des Parken- tiner Baches vorwärts die Linie Krißemow, täblow, Fahrenholz.
Der Befehlshaber derselben beabsichtigte, am 95, in Fortseßung der bisher erfolgreichen Offensive, da nah ihm zugekommenen Nachrihten, Doberan stark beseßt und befestigt (supponirt) ge- funden worden war, den reten Flügel des Gegners wirkli, anzugreifen, den linken dagegen nur zu beschäftigen und zu be- unruhigen. Nachdem Se. Majestät der Kaiser, von Dobean fommend, bald nach 9 Uhr auf dem Manöverplaÿ angelangt, begannen die Bewegungen, welche an diesem Tage sowohl wegen der fstrategishen Situation, in der sih beide fehtende Theile be- fanden, als wegen der vielseitigeren und wechselvolleren Boden- formen, welche in taktisher Beziehung einen lebendigen Wechsel von Wirkung und Gegenwirkung nach sih zogen, erhöhtes Interesse boten.
Die Kavallerie der Ostdivision eröffnete den Angriff, indem sie sh mit 12 Escadrons gegen die rechte Flanke des Gegners, den fie in weitem Bogen südwärts umfaßt hatte, wandte. Von Seiten der Westdivifion fand dagegen sogleich ein Beseten der Linie Gorow-Clausdorf statt, d. h. der Vertheidiger gab der bisher nah Often gerichteten Front jezt mehr die Richtung nah Süden. Es erfolgte nun eine Reihe äußerst lebhafter Abschnitts- gefechte um die Positionen, welche in nordwestliher Rihtung hinter einander folgend, senkrecht von der großen Straße nach Doberan durhschnitten werden. Den nachhaltigsten Widerstand leistete die Westdivision in dem defiléeartigen Raum zwischen den Waldungen bei Ivenak und Hohenfelde, wo das von zahlreichen fleinen Kuppen überragtc Hügelland mehr plateauförmig nah Doberan zu ansteigt. Hier fand au die vorausgesendete Corps- Artillerie Gelegenheit zu günstiger Aufstellung und Vertheidigung des Rückzuges der die Stellung von Hanstorf verlafsenden Truppen.
Der Angreifer legte von Anbeginn des Gefechtes an mit der Kavallerie, wie mit der Infanterie, den Hauptnachdruck seiner Offensive auf den feindlihen rechten Flügel. Als seine Shüßen und Soutiens den Hanstorfer Forft bis zur Fulgenkoppel durch- schritten hatten, ließen Se. Majestät das Gefecht, in welches die JInfanterie-Abtheilungen auf dem linken Flügel den Umständen na eingegriffen hatte, abbrehen. Als das firategishe Resultat des Kampfes konnte der, der West - Division verbliebene Besiß der Straße nah Doberan gelten; ihre einzelnen Abtheilungen waren, überall langsam fechtend, durch den Wald zurückgewichen. Mit ihrer Hauptmaht stand fie jeßt avancirt in der Position auf den Hügeln unmittelbar \südlih von Neu-Hohenfelde, Die ursprünglihe Angriffsrihtung von Oft nah West Hatte sich in die von Südost nah Nordwest verändert.
Nach dem beendeten Manöver dieses Tages, welches zu- gleih den Abschluß der gesammten Herbstübungen in der Armee bildete, verabschiedeten sh die als Gäste bei denselben anwesend gewesenen fremdherrlihen Offiziere bei Sr. Majestät und wurden von Allerhöchstdenselben mit huldvoller Ansprache begrüßt.
Die Fürsilihen Herrshaften nebst Gefolge begaben fich hier- auf zu Wagen nah Doberan, woselbst bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog ein PDéjeuner dinatoire ftatt- fand, zu welhem auch die \ämmtlihen als Zuschauer an- wesenden preußishen und fremden Offiziere mit Einladungen beehrt worden waren. Nah Aufhebung der Tafel nahmen Se. Majestät und die Königlihen Prinzen noch wiederholt Gelegen- heit, an die fremden Gäste das Wort zu richten, und Sich mit denselben in huldvollster Weise zu unterhalten. Gegen 35 Uhr wurde die Rückfahrt nah Rostock angetreten, wo der Kaiserliche Extrazug bereits von 4 Uhr an bereit ftand.
Bald nah 5 Uhr trafen im offenen Wagen Se. Majeflät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der Großherzog in Rostock ein und wurden überall von dem zahlreihen Publikum enthufiastish begrüßt. Der Bahnhof war zur Abreise Sr. Majestät mit neuen Blumen vnd mit frishem Grün geshmüdckt. Teppiche deckten überall den Boden, und die Büsten des Kaisers wie des Großherzogs prangten auf laubumwundenen Säulen auf dem Vorplaÿ vor dem zum Empfang Sr. Majestät einge- rihteten Zimmer. In demselben waren die Spizen der Be- hörden versammelt. Die bereits vor Sr. Majestät eingetroffenen Königlichen Prinzen, sowie die Mitglieder des Großherzoglichen Hauses, unterhielten Sih bis zur Ankunft des Kaisers mit den versammelten Personen.
Als Se. Majestät darauf nah Begrüßung der Anwe- senden, den Perron durhschritten, und Sich zum Einsteigen nach dem Salonwagen hin wendeten, brachte der erste Bürgermeister der Stadt, Dr, Crumbiegel, Sr. Majeftät wie dem König- lihen und Großherzoglihen Hause ein begeistertes Hoh aus, in welhes die umstehende Menge mit lebhaftem Jubel einstimmte, und das demnächst auch von dem auf den Böschungen des Bahnhofes dicht gedrängt ftehenden Publikum in tausendfahem Echo wiederhallte. Gleichzeitig into- nirte ein Mufikchor die Klänge der Melodie „Heil Dir im Siegerkranz“. Unter denselben verließ der abgehende Zug lang- fam den Bahnbof.
Vor der Abreise von Rosto hatten Se. Majeñät folgenden Erlaß an den ersten Bürgermeister gerichtet :
Bei Meinem Scheiden von Rostock is es Mir ein aufrichtiges Bedürfuiß, Meinen herzlihen Dank für den Mir bereiteten festlichen Empfang und Meine lebhafteste Freude über die Mir kund gegebene Gesinnung auszusprechen, welche Mir den Aufenthalt in Rostock zu einem sehr angenehmen gemacht haben. FIch ersuche Sie, dies zur Kenntniß der Einwohner von Roftock zu bringen.
Wilhelm.
Gleich nah Schluß der am leßten Tage ftattgefundenen Feldmanöver hatten Se. Majestät der Kaiser Se. Königliche Ho- heit den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin zum Chef des Hannoverschen Husaren-Regiments Nr. 15, den Kriegs-Minister General der Infanterie v. Kameke zum Chef des 3. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77 und den kommandirenden General des IX. Armee-Corps, General-Lieutenant v. Treskow, zum Chef des 2. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 27 zu ernen- nen geruht. '
Außerdem haben aus Veranlassung der Anwesenheit Sr. Majostät bei den Manövern die bereits am Sonnabend mit- getheilten Ordensverleihungen und Auszeihnungen stattgefunden.
— An Zöllen und gemeinshaftlihen Steuern, sowie anderen Einnahmen im Deutschen Reiche find für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats August 1875 Einnahmen gewesen: Eingangszoll 79,898,413 H (gegen den- selben Zeitraum 1874: mehr 7 725,916 A6). Rübenzuckersteuer 9,766,902 6 (gegen 1874: weniger 11,430,570 M). Salzsteuer 19,790,224 4 (gegen 1874: weniger 330,041 6). - Tabats- steuer 380,547 6 (gegen 1874: weniger 423,984 46). Brannt- weinsteuer 28,659,916 #6 (gegen 1874: mehr 3,722,773 M). Uebergangsabgaben von Branntwein 70,717 # (gegen 1874: mehr 2920 6). Brausteuer 11,942,965 A6 (gegen 1874: mehr 330,328 A). Uebergangsabgaben von Bier 568,900 A (gegen 1874: mehr 7723 46). Wechselstempelsteuer 4,805,681 6 (gegen 1874: mehr 69,071 F). Post- und Zeitungs-Verwaltung 66,402,372 M (gegen 1874: mehr 3,756,786 A6). Telegraphen- Verwaltung 7,327,484 # (gegen 1874: weniger 19,907 H). Reihs-Eisenbahn-Verwaltung 19,785,431 # (gegen 1874: mehr 1,455,944 M).
— Bis Ende August 1875 find für Rechnung des Deutschen Reihs an Landes-Silber- und Kupfermünzen zur Einziehung gelangt: A. Landes - Silbermünzen. Thalerwäh- rung: 137,450,771 M 88 S. Süddeutshe Guldenwährung: 123,421,093 4 10 S. Kronenthaler: 7,973,748 M 92 S. Konventionsmünzen des Zwanzigguldenfußes: 1,909,810 M 88 S. Silbermünzen Kurfürstlih oder Königlich sächsishen Gepräges 4456 Á6 62 „. Silbermünzen \chleswig-holsteinishen Gepräges: 1,617,855 Á 49 H. Silbermünzen hannoverishen Gepräges: 1613 6 45 S. Mecklenburgishe Währung: 155,796 M 30 S. Hamburgische Kurantwährung: 840,052 M 50 M. Lübische Kurantwährung: 466,138 # 20 S. Gesammtwerth AÀ.: 273,841,337 #4 34 S. B. Landes-Kupfermünzen. Thaler- währung: 607,398 H 90 S. Süddeutsche Guldenwährung : 215,728 A 37 -Z. Mecklenburgische Währung: 30,510 M. Ge- sammtwerth B.: 853,636 H. 87 -S. Dazu Gesammtwerth A.: 273,841,337 Æ 34 Z. Summe: 274,694,974 Á 21 S.
— Die Reichstags-Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs- Geseßzes, einer Strafprozeß-Ordnung und einer Civilprozeß- Ordnung nebft, Einführungsgeseßen erledigte in der Sigzung vom 24. September die noch übrigen Paragraphen des Abschnitts über die StrafvolUlstrekung (§8. 409—416) und den lezten Abschnitt der Strafprozeß-Drdnung „Kosten des Ver- fahrens“ (§§. 417—425). Die Abänderungen und Zusäßte, welche hierbei beschlossen wurden, waren nicht belangreich und nur von speziell technishem Juteresse. Damit hat die Kommisfion die erste Berathung der Strafprozeß-Ordnung beendet; sie ver- tagte fich bis zum 4. Oktober. Während dieser Zeit wird eine aus den Abgg. Dr. Wolffson, Dr. Grimm, Klotz, Dr. Baehr, Struckmann, Thilo und Reichensperger als Vorsitendem bestehende Subkom- mission den VI. Titel des Gerichtsverfassungsentwurfs über die Handelsgerichte berathen, für den Fall, daß das Plenum des Reichstags die von der Kommission beschlossene Streichung der Handelsgerichte nicht gutheißen werde. Nah dem Wieder- zusammentritt der Kommission \oll sofort die zweite Lesung der Civilprozeß-Ordnung in Angriff genommen werden.
— Eine Bezirksregierung hatte eine von einem Kreisaus- \{chuß beabsichtigte, die Verpflichtung der Gaftwirthe zur Aufnahme von Reisenden regelnde Polizeiverordnung, beanstandet. In der Beshwerdeinstanz hat der Minister des Innern der betreffenden Regierung Folgendes eröffnet: Die Bundes-Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 hat etwas Beson- deres über die in Rede ftchende Verpflichtung nicht bestimmt. Daß der §. 1 derselben der an die Gastwirthe zu stellenden Forderung, einkehrenden Gästen nicht ohne genügenden Grund die Aufnahme zu versagen, nit entgegensteht, leidet nah den, durch Entscheidung des Königlichen Ober-Tribunals festgestellten Grundsätzen (cfr. das Erkenntniß vom 18. Januar 1871, Justiz- Ministerialblatt für 1871 Seite 114) keinen Zweifel. Das Reskript vom 30. Ianuar 1846 if hiernach mit der bestehenden Geseßgebung ebensowenig unvereinbar wie mit der früheren, und die polizeilihe Durchführung der darin ertheilten Weisungen er- \heint auch heute noh gerechtfertigt. Wenn demgemäß der Bean- standung der von dem Kreisaus\hu}se beabsichtigten Polizeiver- ordnung die aus der Bundes-Gewerbegeseßgebung hergeleiteten Motive niht zur Seite stehen, \o hat der Minister der Bezirksregie- rung anheimgestellt, auf den Antrag des Kreisaus\husses ander- weit zu befinden.
— Unter Abänderung der in der Cirkular-Verfügung vom 17. April 1854 zu C. Nr. 6 gegebenen Vorschrift über die Beträge der Kreis-Obligationen haben die Ressort-Minister be- stimmt, daß die von Kreisen auszugebenden Inhaberpapiere in Beträgen nah der Reihswährung und in Stücken, welche fich durch 100 theilen lafsen und auf mindestens 200 Á Nenn- werth lauten, auszustellen, und daß Stükbeträge, welche, wie 300, 600, 1500 M, besonders geeignet sind, den Gebrauch der Rechnung nach der bisherigen Thalerwährung zu erhalten, thun- lihst zu vermeiden sind.
— Im Laufe des vergangenen Sonnabends find aus dem Manöver-Terrain hierher zurückgekehrt: der Stab der 3. Garde-Kavallerie-Brigade, die 3. Escadron des Regiments der Gardes du Corps, das Garde-Kürasfier-Regiment, beide Garde-Dragoner-Regimenter, das 2. Garde-Ulanen-Regiment, die reitende Abtheilung und. die 1. Abtheilung 1. Garde-Feld- Artillerie-Regiments, das 2. Garde-Feld-Ärtillerie-Regiment und
die Lehr-Batterie der Artillerie-Schießshule; an demselben Tage
kehrte auch das Kommando der Oberfeuerwerkershule von den Terrain - Aufnahme - Uebungen zurü.
_— Das Uebungsgeschwader is am 24. d. Mts. in Kiel aufgelöst.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzogli hessishe Ministerial-Rath Göring, ist hier angekommen.
— Der Königliche Gesandte am Königlich bayerischen Hofe, Freiherr von Werthern, is von einer Urlaubsreise nach München zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der General der Kavallerie von Podbielski, General Inspecteur der Artiklerie, i in Begleitung des Oberst-Lieutenants von Fassong, Chef des Generalstabes der General-Inspektion der Artillerie und des Adjutanten der General-Inspektion, Haupt mann Looff, vom 1. Hannoverschen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 10, von dem Manöver des 1X, Armee-Corps hierher zurück= gekehrt, ebendaher der General-Lieutenant von Bülow, In=- specteur der 2. Feld-Artillerie-Inspektion.
— Der General-Major von Massow, Commandeur der 97. Kavallerie-Brigade (2. Königlich Württembergischen) ift mit furzem Urlaub von Ludwigsburg hier eingetroffen.
— Der General-Major und Train-Inspecteur Kritter wird fich zur Inspizirung der in den westlichen Provinzen stehenden Train-Bataillone auf Dienstreisen begeben.
— Der Contre-Admiral Henk, Direktor der Kaiserlichen Admiralität, ist nach Auflösung des Panzergeschwaders hierher zurückgekehrt. :
— Der Major Prinz von Hohenzollern, etatsmäßiger Stabsoffizier im 1. Garde-Dragoner-Regiment, hat fich mit mehrwöcentlihem Urlaub nach Sigmaringen begeben, ebenso der Premier- Lieutenant im Garde - Kürassier - Regiment Hein- rich XVIII. Prinz Reuß nah Süd-Deutschland.
Kiel, 25. September. (Kieler Ztg.) Die Schiffsjungen- Briggs „Rover“, „Musquito“ und „Undine“ sind heute Nachmittag hierher zurückgekehrt. Die Yacht „Grille“ hat den Befehl zur Äbrüftung behufs Außerdienststellung erhalten; ebenso hat die Segelfregatte „Niobe“ bereits mit der Abtakelung be- gonnen. — Die Panzerfregatte „Kaiser“ hat heute Morgen um 61/5, die Panzerfregatte „König Wilhelm“ um 71/2 Uhr unseren Hafen verlassen. Der Aviso „Falke“ folgte um 81/5 Uhr. Die Schiffe gehen nah Wilhelmshaven zur Außerdienstellung. — Die Exerzitien und Versuche der Torpedo-Prúfungs- Kommission in der Wycker Bucht bei Kiel werden dem Ver- nehmen nah in den nächsten Tagen für dieses Iahr eingestellt werden. — Am 15. Oktober beginnt der neue Kursus in der Steuermanns- und der Maschinistenshule.
Hannover, 25. September. Der Provinziallandtag ertheilte heute einem Antrage zur Abänderung der Regulative über die äußere Einrihtung der Taubstummenanstalten seine Zustimmung, genehmigte den Ankauf von Ackerland für die Irrenanstalt zu Göttingen, überwies den Tarif der zu erftatten- den Armenpsflegekosten zur Revision an ein? Kommission von 9 Mitgliedern und erledigte die Schreiben über die Wahlen zu der Ober-ECrsaßkommission, zu der vereinigten Rentenbank und der Nahwahl zur Bezirkskommission für die klassifizirte Einkommen- sieuer. Änläßlih der Ueberfichten über das hannoversche Kloster- vermögen ward der Antrag wiederholt, die Regierung um Ent- lastung des Klosterfonds von den außerordentlihen Ausgaben, namentlich Bauausgaben, für die Universität durch Uebernahme eines erheblihen Theils derselben auf die Staatskasse zu ersuchen.
Vayern. München, 24. September. Unter großer Theil nahme der Gesammtbevölkerung der Residenzstadt hat diesen Nachmittag das feierliche Leihenbegängniß des Prin- zen Adalbert stattgefunden. Dem mit zahlreichen Blumen- fränzen geshmückten Leichenwagen folgten die beiden Söhne des Verschiedenen, die Prinzen Ludwig und Klphons, dann der Herzog von Modena, die Prinzen Luitpold, Ludwig und Leo- pold und Herzog Ludwig, sowie als Vertreter des Großherzogs von Hessen dessen Hofmarschall, Hr. v. Küchler. In sehr großer Anzahl \{chlossen sich die höchsten und hohen Hof- und Staatsbeamten, die Generalität u. s. w. an. Während der Zug fich unter dem Geläute aller GloÆen dur die Straßen bewegte, begab \sich Ihre Majestät die Königin - Mutter mit der kleinen Prinzessin Isabella, der Tochter des Verstorbenen, der Herzogin von Modena, der Prinzessin Gisela und der Prinzessin Theresia in die Hofkirhe zu St. Cajetan, woselbst sich auch die Mitglieder des diplomatischen Corps eingefunden haiten. Nach- dem der Sarg auf die im Chor der Kirche aufgerichtete Estrade gebracht war, wurde die Vesper abgehalten, und vollzog der Erzbischof von München-Freising die Einsegnung der Leiche, die hier- auf in die Königliche Gruft gebraht und dort beigeseßt wurde.
— Prinz Leopold tritt morgen Abends eine Reise nah Oesterreich zur Theilnahme an den Hofjagden an und begiebt sh zunähst nach Steyermark, wo die Jagden beginnen. Wit Beginn des Winters wird sih der Prinz mit seiner Ge- mahlin zu einem mehrmonatlichen Aufenthalte nah Jtalien begeben.
— Die Königin-Mutter Marie von Sachsen traf am 20. ds. Abends in Altötting ein, besuchte sodann am Morgen die Pfarrkirche, nahm die Schaßkammer in Augenschein, wohnte in der Lorettokapelle einer stillen Messe bei und reiste hierauf weiter nach Traunstein.
— Das Kriegs-Ministerium hat bestimmt, daß die Verord- nung, die Ehrengerihte der Offiziere betreffend, in Zu- kunft auf Militärärzte keine Anwendung zu finden hat.
— In Lindau hat am 19. September die feierlihe E in- weihung des Denkmales stattgefunden, welches die Stadt Lindau ihren im Kriege 1870/71 gebliebenen Söhnen errihtet hat. Die Stadt prangte im Festshmucke, und der Fest- zug zählte an 700 Theilnehmer. Das Denkmal is aus gefleck- tem grauen Granit gearbeitet und besteht aus einem Unterbau, auf welchem ein Würfel, dann eine Abshlußplatte und darauf ein Obelisk aufgeseßt find.
Sachsen. Dresden, 26. September. Das „Dresd. Journal * veröffentliht die Bekanntmachung des Gesammt- Ministeriums vom 24. d. M., durch welche die Einberufung des
| ordentlihen Landtags auf den 12. Oftober zur öffentlichen
Kenntniß gebracht wird.
AVürttemberg. Friedrichshafen, 24. September. Der Herzog Wilhelm Eugen ift am Mittwoh Abend zum Besuch im hiesigen Schlosse eingetroffen und heute wieder ab- gereift.
Hessen. Darmstadt, 23. September. Ueber die Art und Weise der Eröffnung des Landtags is die Aller-
höhste Entsc!ießung, wie die „Darmft. Ztg." mittheilt, unter dem Heutigen, und zwar dahin erfolgt, daß die Eröffnung der Ständeversammlung nit von dem Großherzog in Person, \on- dern durch den Minister-Präfidenten Hofmann geschehen wird. Sachsen-Meiningen-HDildburghausen. Meiningen,
96. September. Heut Vormittag fand in der Schloßkirhe die feierlihe Konfirmation des Prinzen Ern st statt. G
Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. September. Die Kaiserin ist heute in Paris eingetroffen und gedenkt einige Tage dort zu verweilen.
— Am 22. d. M. wurde die Prinzessin W ilhelm zu Schaumburg-Lippe (geborne Prinzesfin von Anhalt, Ge- mahlin des Bruders des regierenden Fürsten von Schaumburg- Lippe) im Schlosse zu Ratiboriy glücklich von einer Prinzessin entbunden. ;
— In der heutigen Sizung des Aeußern Ausschusses der ungarischen Delegation hielt der Minister des Aeußern die für den Dispositionsfond geforderte Summe von 340,000 Fl. aufrecht, indem er darlegte, daß die Herabminderung dieser Post unmögli sei, und bemerkte, daß er sogar beabsichtigt habe, einen Posten für die Unterstüzung der auf öfterreichishes Gebiet übergetretenenHerzegowiner einzustellen, jedoch davon abgegangen sei, weil deren Zahl heute {hon Hunderttausend übersteigend, noch immer anwahse und daß er hiefür in der nächsten Delegation einen Nachtragsfkredit beanspruchen werde. Auf Grund der Erklärung des Ministers wurde der Dispositionsfond mit 340,000 Fl. votirt. Bei der weitern eingehenden Diskussion erklärte sich der Minister des Aeußern bereit, 20,000 Fl. durch Ersparungen im Laufe des Jahres hereinzubringen, \}o daß das Endresultat der Ge- bahrung von 1876 mit dem Budget von 1875 vollkommen übereinstimmen werde. Zur Ersichtlihmachung dieses Zugeständ- nisses in der Zusammenstellung des Budgets beschloß der Aus- \{chuß, daß die im Erforderniß des Aeußern-Etats präliminirten Posten unverkürzt votirt werden; dagegen in der Bedeckung die neue Post: „im IJIahreslaufe an den bewilligten Ausgabs- posten zu erzielenden Ersparungen 20,500 Fl.“ eingestellt werde. Im Bericht wurde ausdrücklich hervorgehoben, daß dieses Zuge- ftändniß keinen Präzedenzfall bilden könne. Hierauf wurde das LO gig Ministeriums des Aeußern nach dem Voranschlage erledigt.
Brünn, 24. September. Heute Nachmittags find ein großer und ein kleinerer Artillerieshoppen an der Karthauserstraße abgebrannt. Die in dem großen Schoppen untergebrachten 96 Pferde von zwei Batterien wurden sämmtli gerettet und in dem gegenwärtig leersiehenden Tramwayhof untergebraht; nur aht neue Lafetten und einiger Fouragevorrath sind verbrannt. Die im kleineren, erft später in Brand gerathenen Schoppen befind- lihen Kanonen wurden rechtzeitig weggeführt. Das benachbarte großartige Montursdepotgebäude \{chwebte in großer Gefahr. Der Dachstuhl fing bereits zu brennen an, doch wurde die Flamme sogleih erftickt. Auch einige andere, entferntere Ge- bäude fingen Feuer, da ein heftiger Wind die Brände weithin \{leuderte. Indeß gelang es den Feuerwehren, den Brand auf die beiden ersten Objekte, von welchen nur fkahle Mauern übrig blieben, zu beschränken.
Großbritannien uud Jrlaud. London, 24. Sep- tember. Disraeli is von seinem Besuche bei Earl Howe in Gopsall, Leicestershire, nah. London zurückehrt. Zunächst begibt er fich nach Hughender Manor, seinem Landsfißze in Buckingham- shire. — Rovertson Gladstone, ein âlterer Bruder des ehemaligen Premier-Minister Gladstone, starb gestern Abend in Liverpool im Alter von 70 Jahren an tiner Lungenlähmung. - Der Dahingeschiedene begann sein politisches Leben als Konservativer, aber während der großen Freihandels- agitation trat er zum Liberalismus über und wurde einer seiner wärmsten Fürsprecher in seiner Vaterstadt, die ihn mehr als ein- mal ersuchte ihre Interessen im Hause der Gemeinen zu reprä- sentiren. Er begnügte sh indeß mit einem Siß im Gemeinde- rath der Stadt. — Die Admiralität hat den Wittwen des bei dem unglücklichen Zusammenstoß zwischen der Königlichen Yacht „Alberta“ und der Privatyaht „Mistleto n“ ums Leben gekommenen Kapitäns und Steuermannes der leßteren Schad- loshaltungssummen bewilligt. Mrs. Stokes, die Wittwe des Kapitäns, erhielt 500 Pfd. Sterl. und Mrs. Turner, die Wittwe des Steuermanns, 400 Pfd. Sterl. |
Frankreich. Paris, 24. September. Das nach dem Tode des Generals Lepasset erledigte Kommando von Tou- louse ist, wie die „France“ erfährt, dem General Carré de Bellemare übertragen worden, demselben, welcher seiner Zeit wegen eines subordinationswidrigen Briefes, in dem er im Voraus erklärte, fich einer Restauration der Monarchie nit unterwerfen zu wollen, in den zeitweiligen Ruhestand verseßt worden war. — Gestern haben in ganz Frankreich die dicsjäh- rigen Freiwilligeneramina begonnen und am 30. werden fie allenthalben beendet sein. Bis zum 4. Oktober muß der Kriegs-Minister die Liste der Kandidaten erhalten, welche die Prüfung bestanden haben, und ersi dann wird er die Anzahl der jungen Leute bestimmen, die zum Einjährigen-Freiwilligen- dienst zugelassen werden sollen. Dieselben werden am 5. No- vember in. die Armee eintreten.
_— 26. September. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ meldet, ist ein in Cuba wohnender französischer Unter- than, Namens Rigaudeaux, vgn den gegen die Aufständischen kämpfenden spanischen Guerillas getödtet worden, und hat der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog Decazes, des- halb den französischen Botschafter in Madrid angewiesen, der spanischen Regierung energische Vorstellungen zu machen, damit eine Bestrafung der Schuldigen herbeigeführt werde.
Vernon, 26. September. (W. T. B.) Der Marschall- Präsident hat heute Vormittag die Parade über die Trup- pen des Ill, Armee-Corps abgenommen. Bei dem vom Marschall gegebenen Banquet, an welchem auch die fremd- ländishen Offiziere theilnahmen, brachte General Lebrun die Ge- sundheit des Marschalls aus. Der Kriegs-Minister de Cissey gedahte in einem Toaste auf Marschall Canrobert auch der fremdländishen Offiziere, die an den Manövern theilgenommen, worauf Namens der leßteren der \{chwedische Militärbevollmäch- tigte, Oberst-Lieutenant Staaff, mit dankenden Worten erwiderte.
Rouen, 26. September. (W. T. B.) Marschall Mac Mahon ift heute Nahmittag hier eingetroffen und von dem Maire und dem Deputirten Nétien begrüßt worden. Bei dem Empfange der Behörden auf der Präfektur hielt der Deputirte Ancel eine Ansprache, worin er das Zusammengehen aller ge- mäßigten Parteien betonte.
Spanien. Madrid, 24. September. Die Madrider „Gaceta* veröffentliht ein Rundschreiben, welhes das Pro-
gramm des Kabinets enthält. Das Ministerium empfiehlt in demselben die Versöhnung aller monarcisch gefinnten liberalen Elemente, verspricht, den Carlistenkrieg mit aller Energie weiter zu führen, und kündigt \chließlich an, daß es Willens sei, so \chnell ‘als mögli eine verfassungsmäßige Regierung zu kon- ftituiren.
— Nah einem in Lissabon cirkulirenden Gerüchte \oll der gefangene Bischof von Urgel, der nach Alicante gebracht worden war, auf einem englishen Dampfer entflohen sein.
Türkei. Konstantino pel, 23. September. Eine soeben publizirte Kaiserli che Irade sanktionirt das neue Kirche n- Reglement für Bulgarien. — Der gegenwärtige Großvezier Mahmud Pascha hat, wie der „Hour* aus Konstantinopel telegraphirt wird, das von seinem Vorgänger erlassene De - kret, kraft dessen die Gehälter fämmtliher türkishen Be- amten herabgeseßt worden waren, annullirt.
— Der „Agence Havas* wird aus Konstantinopel ge- meldet, der französische, englische und russische Kon- sul seien am Mittwoch in Trebinje eingetroffen und hätten den hiesigen Botschaftern angezeigt, daß ihre Ausgleihs- und Vers öhnungsmission vollständig gescheitert sei, da fie mit den angesehensten Führern der Insurgenten nicht hätten in Verbindung treten können. Von dem deutschen, italienishen und öfterreihischen Konsul fehle seit mehreren Tagen jede Nachricht.
— 26. September. (W. T. B.) Wie gerüchtweise ver- lautet, sollen zwei serbische Offiziere, Dimits und Baja- rovits, von einem türkishen Piquet an der Grenze von Nish erschossen worden sein.
Belgrad, 25. September. Die künftige Fürstin von Serbien is auf der Durchreise nah der Walachei auf dem Dampfer „Hildegarde“ um 84 Uhr früh auf eine halbe Stunde in Belgrad gelandet. Dieselbe wurde von dem Fürsten, der Stadtrepräsentanz und einer Ehrencompagnie empfangen. Die zahlrei angesammelte Volksmenge bereitete derselben eine herzlihe Ovation. Der Fürst begleitete seine Braut bis Baziasch.
— (W. T. B.) Das amtliche Blatt meldet, daß die Lager- exerzitien \istirt worden sind. Iedoh dürfen sich die Mann- schaften nicht von Ort und Stelle entfernen, auch die- jenigen nit, die fh im Besiße eines Passes befinden sollten.
— Die hiesige Kaufmannschaft hat bei der Regierung um ein allgemeines Moratorium nachgesucht, weil fie in Folge- der politischen Krifis außer Stande sei, ihren Verpflich- tungen nachzukommen. Man glaubt, daß die Regierung im Laufe der nächsten Woche dem Antrage ftattgeben werde.
Rumänien. Bukarest, 26. September. (W. T. B). Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Fürstlihes Dekret, wonach die rum ä- nischen Truppen mit theilweise eingezogenen Reserven zu den gewöhnlihen Herbstübungen im Oktober d. I. in ihren Terri- tocialdivisionen zusammengezogen werden.
— Dem „Hour“ wird gemeldet, daß troy des wiederholten Gesuches der rumänishen Regierung für die Herstellung eines Seehafens in Zebrasse (an der Nordseite der großen Donau- mündung, der Kilia) die Pforte diesem Projekt nicht ihre Zustimmung ertheilen will. Als Motiv für die Verwirklichung des Projekts giebt die rumänische Regierung die wahsende Be- deutung Odefsas als Handelsplaÿß an. Diese Stadt wird nah dem Bau der Iafsy-Eisenbahn das gesammte moldauische Trans- portgeshäft an ih ziehen, und um die Moldau vor einer solchen Kalamität zu bewahren, is es nothwendig, einen mol- dauishen Seehafen zu schaffen, der mit Odessa kfonfurrirt.
Amerika. Rio de Ianeiro, 25. September. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat ihre Zustimmung dazu er- theilt, daß der Kaiser eine auf 18 Monate berechnete Reise in das Ausland antrete.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin. Der Direktor des Friedrich-Werderschen Gymnasiums, Pro- fessor Dr. Eduard Bonnell, legte mit dem am Sonnabend einze- tretenen Schlusse des Schulsentesters sein Amt nieder, um in den Ruhestand zu treten. Die Verabschiedung des Direktors von den einzelnen Klassen geshah bei der Censurvertheilung. Nach Beendigung der Schulfeier empfing der Direktor eine Deputation der städtischen Behörden, die dem Scheidenden nachstehende Adresse überreichte:
Hothverehrter Herr Direktor! Als wir vor zwei Jahren zu Ihrem fünfzigjährigem Amtéjubiläum Ihnen unsere Glückwünsche darbrachten, haben wir danfbar bekundet, welche Verdienste Sie sich um unsere Stadt erworben haben und wie boch wir dieselben schätzen. Sie haben uns von Neuem zu Dank verpflichtet. In einem Alter, das der Nuhe dringend bedarf, und nah einer Wirksamkeit, die, wenn irgend eine, wohl dazu bereGtigt, haben Sie es nicht über sih gewinnen fönnen, die Anftait, welhe Sie nun 38 Jahre ruhmvoll geleitet haben, zu verlassen, bevor fie aus den alten Räumen au#tziehen konnte, die ihr Gedeihen so vielfach erxschwerten, und dur Ihre rastlose und einsichtsvolle Thätigkeit haben Sie bewirkt, daß das Friedrich-Wer- derse Gymnasium bei seiner Uebersiedelung in das neue Schulhaus den ersten Gymnasien unsers Landes gleichsteht und sich einer Vlüthe erfreut, die es niemals vorher erreicht hat. Für dieses große Ver- dienst sagen wir Ihnen jetzt bei Ihrem Scheiden aus dem Amte im Namen der Bürgershaft unsern besten Dank. Hochverehrter Herr ! Das Bewußtsein, das Gute erstrebt zu haben, unablässig und mit aller Kraft, ist der sichere und alle:n {hon genügende Lohn des braven Mannes; aber wohlthuend ist es dow, wenn guter Ecfolg unser Streben begleitet und wenn die es dankbar anerkennen, für welche wir arbeiten. So dürfen wir hoffen, daß dieies Blatt, wie wir es wünschen, dazu beitragen werde, die Tage der wohlverdienten Ruhe Ihnen zu vershönern, die Gottes Gnade Ihnen schenken möge in großer Zahl.
Magistrat und Stadtverordnete von Berlin. (Folgen die Untecschriften.)
Als Sprecher der Deputation fungirte der Stadtshulrath Dr. Hofmann, welchem Herc Bonnéll auf seine Aurede seinen Dank für die Seitens der städtishen Behörden sowohl fe:ner Person wie der unter seiner Leitung gestandenen Anstalt erwiesene Fürsorge dankte. Die Lehrer des Gymnasiums gaben ihrem scheidenden Direktor am Sonn- tag ein Abschiedsdiner im Englischen Hause.
— „Die Entstehung der Civilisationk und der Ur- zustand des Menschengeshlechtes, erläutert durch das innere und äußere Leben der Wilden,“ von Sir John Lubbock, autorisirte Ausgabe für Deut!chland, nach der dritten vermehrten Auflage A. Passow, mit 20 Illustrationen in Holzscnitt und 6 lithogra- phirten Tafeln. (Jena, Hermann GCoftenoble. 1875.) — Jn dem vorliegenden Werk, welches aus einer Reihe von Vorlesungen entstanden ift, die der bekannte Verfasser der „Vorgeschichtlichen Zeit“ und Vize-Präsident der Ethno logical Society im Frühjahr 1868 în der Royal Tastitution zu London gehalten hat, wird der gesell- schaftliche und geistige Zustand der heutigen Wilden, ihre Kunstfer- tigkeit, ihre Verwandtschafts- und Ehebegriffe, ihre Religion, ihre Sprache, ihr Sittlichkeitsgefühl und ihre Rechtezustände in noch eine gehenderer Weise erörtert, als dies in dem vorgenannten Werke ge- schehen konnte. Fn diesem waren ebenfalls einige Kapitel der Schilderung der
aus dem Englischen von }
jeßigen Wilden gewidmet, weil die gegenwärtig von den niederen Rassen benußten Waffen und Werkzeuge manchen Aufschluß über die ehemalige Bedeutung und den Gebrau der in den uralten Grab- hügeln und Flußschwemmablagerungen gefundenen Gegenstände geben, und die Kenntniß der heute noch uncivilisirten Volksfstämme und ihrer Lebenêweise uns ein Bild darzubieten vermag von den Sitten und Gebräuchen unserer Ururahnen. Das vorliegende Werk aber enthält gewissermaßen die praktische Anwendung der dort ge- sammelten Thatsachen auf die Beurtheilung der Entwickelungs- geschichte des geistigen Lebens der Menschheit. Die bier angewandte Methode ist an sich nicht neu, aber in ihrer jeßigen Vollkommenheit erst im Laufe der leßten Jahrzehnte ausgebildet worden. Sie ftüßt sih wesentlich auf die vergleichende Ethnologie. Das vorliegende Werk enthält aus den überreihen und noch so wenig erschöpften Quellen dieser Wissenschaft ein reichaltiges Material, denn der Verfasfer gehört siherlich zu den besten Kennern derselben. Erst nach und nah hat die Forschung so breite Unterlagen in Anspruch genommen. Nachdem viele Jahrhunderte hiadurch fast nur die klassishe Philologie die Grundlagen des Urtheils über die geiftige Geschichte des Menschen geliefert hatte, ist eigentlich erst in unserm Jahrhundert die vaterländische Forschung hinzugetreten, indem sie die Sagen der Heimath, die Gebräuche und Ueberlieferun- gen des täglichen Lebens, die „Ueberlebsel“ der Vorzeit in der Gegen- wart aufsuchte und so den Faden zum Verständniß der urältesten Zustände der eigenen Nation in die Hand bekam. Erst die Ethno- logie jedoch hat allen diejen Bestrebungen einen sichern Halt gegeben, indem fie die niederen Stämme der Gegenwart in die Betrachtung 30g und so die ganze Fülle, gleihsam die Gesammtheit der Erichei- nungen des wirklihen Volfslebens in ihrem Zusammenhange für die Auf- klärung bestimmter Kulturverhältnisse zusammenfaßte. So ist zuerst die Sprache, dann die Religion, dann das Recht, zuleßt die Familie in den Kreis der ethnologischen Forshung gezogen, und die Untersuchung ilt planmäßig und in das Einzelne gehend durchgeführt worden. _ Spüter gedenkt Sir John Lubbock noch diejenigen Abschnitte seiner Vorlesungen zu veröffentlichen, welche die Wohnungen, Bekleidungs- arten, Boote, Waffen, Werkzeuge u. \. w. der wilden Menschenrassen betreffen. | i Á London, 23. September. Bon dem auf einer wifsenschafilick en Forschungêreijse begriffenen „Challenger“ sind wieder Nachrichten eingetroffen. Derselbe verließ die japanischen G:wässer am 16. Juni, und fuhr durch den nördlichen Theil des großen Oceans nah den Sandwich-Inselu, wobei er den 180 Grad östlicher Länge freuzte und das Gebiet westlicher Länge betrat. Die Expedition hatte also einen Tag aus ihrem Kalender ‘zu streichen, und Sonntag, der 4. Juli, dauerte für fie zwei Tage lang. Am 8. August verließ der „Challen- ger“ Honolulu, um nach Valparaiso zu segeln. Die Sondirungen auf der Fahrt von Japan bis zu den Sandwich-Jajeln ergaben an einer Stelle die bedeutende Tiefe von 3900 Faden.
— Nah langen Bemühungen ift es den Freunden Spontin is gelungen, zur ( seines Geburtsfestes die Auf-
ge _Säkularfeier führung der „Vestalin®* auf dem Theater in Jesi zu sichern. Das
rômische Konsfervatorinm wird die Feier diesen Abend nach Kräften unterstüßen. Die Fahz1preise der Eisenbahnen wurden in der ganzen Umgegend von Jesi auf drei Tage herabgeseßt.
Aus Lemberg meldet die „Presse“. Jn Drohobrjczie hat am 23. d.,, 3 Ußr Nachmittags, ein 24 Sekunden anhaltendes hef» tiges Erdbeben das Rathhaus und mehrere Wohngebäude be- schädigt,
__ Land- und Forftwirthschaft.
Washington, 25. September. (W. T. B.) Nach dem von dem Bureau für Landwirthschaft pro Monat September erstatteten Berichte wird die diesjährige Ma isernte, vorausgeseßt, daß der Mais gut reift, ungeachtet der dur die Uebershwemmungen herbei- geführten Verluste, alle bis jeßt dagewesenen Ernten an Güte und Ertrag übertreffen. x
— Der bekannte „Forst- und Jagdkale-nder* der Ver lag8handlung von Julius Springer in Berlin, ist nunmehr zum sechs- undzwanzigsten Male erschienen. Die Herausgeber haben es ver- standen, das Material zu bereichern, einen Kreis tüchtiger Fachmänner für den Kalender zu gewinnen und ihm îo immer werthvollere Bei- träge zu verschaffen. Der Kalender besteht bekanntlich aus zwei Theilen. Der erste Theil, der jeßt vorliegt, euthält das Kalenda- rium, den Wirthschafts- und Jagdkalender, geschäftlihe Formulare, Tabellen und sonstige Hülfsmittel. Der zweite Theil wird späteftens im November ausgegeben und den Käufern des ersten Theils für den Subskriptionspreis von 1} A nachgeliefert. ; L
Gewerbe und Sandel.
Vom 2. November d. J. ab, mit Auênahme der Fest- und Feiertaze, werden an jedem Dienstag und Freitag auf dem Magde- burger Plaße Wochenmärkte abgehalten werden.
— Nach dem Geschäftsbericht der Vereinigten Königs- und Laurahütte betrug die Produktion der Werke im leßten Jahre an Steinfobleza 24,651,700 Kilo mehr, an Eisenerzen 2,989,450 Kilo mehr, an Robeisen 6,389,750 Kilo weniger, an Gußwaaren 1,108,560 Kilo mehr, als Walzeisen und Stahlwaaren 3,645,900 Kilo weniger und an Rohzink 165,700 Kilo weniger als im Vorjahre. Die Pro- duktion der Laurahütien-Gruben hat \sich gegen das Vorjahr auf einem annähernd gleihen Standpunkt gehalten, während die Fö: de- rung der Gräfin Lauragrube sich um ca. 25 Millionen Kilo erhöhte. Dem entsprechend war auch der Kohlenverkauf auf der leßtgenannten ein lebhafterer. Es wurden 31,395,759 Kilo mehr als im Vorjabre verkauft. 719,348,600 Kilo verbrauhten die Berg- und Hüttenwerke aus den eigenen Gruben. Ángetauft wurden zur Erzeugung von Koks: 9,587,154 Kilo Kohlen. An Erzen wurden 2,989,450 Kilo mehr, an Kalffleinen und Dolomit 18,644,350 Kilo mehr als. im Vorjahre erzeugt. Auf den bei Wadds in Schweden gelegenen Zehen wurden 3,350,900 Kilo Erze gegen einen Förderzins von 1 Sgr. pro 50 Kilo gewonnen. Von ‘den vor- handenen dreizehn Oohöfen waren zehn im Betriebe und erzeugteu in 503 Blasewochen £8,072,350 Kilo Roheisen, gegen 1873/74 weniger im Ganzen 6,389,750 Kilo. Die Gießereien produzirten 5,840,750 Kilo Gußwaaren. Die Zinkhütte erzeugte 535,500 Kilo Robzink. Die Preise für die verschiedenen Eisen und Kohlen sanken von An- fang bis Schluß des Geschäftsjahres um 20—25%. Der Absaß der Hütte betrug in Eisenbahnschienen von Eisen und Stahl, ordinären uad feinen Handelseiten 2c. 64,589,900 Kilo oder gegen :das Borjahr um 5,784,500 Kilo, gegen die Fabrikation um rund 4,000,060 Kilo weniger. Die Geldeinnahme für Walzwerksfabrikate uad Stein- foblen, sowie für Zink, Gußwaaren, Hohofenblei un Slackenwolle betrug 16,680,164 A oder 4,242,666 M weniger als in 1873/74. In das jeßt laufende Geschäftsjahr find an diversen Walzeisenwaaren ca. 20 Millionen Kilo mit einem Verkaufswerthe von ungefähr 3,950,C00 in fest verschlossenen Aufträgen übergegangen. Der Brutto-Betriebs- gewinn stellt sich auf 4,127,834 A Hiervon find zur Amortisi:ung von Immobilien und Mobilien abzujeßen 768,573 #, so daß ein Netto-Gewinn von 3,359,260 (4, d. i. 2,416,239 4 weniger als im Vorjahre verbleibt. Nach Dotirung des Reservefonds mit 10% vom Netto-Ertrage und Abseßung der statutenmäßigen Tantièmen verbleis ben 2,704,834 M, welche eine Vertheilung von 10 % an das Aktien- kapital von 27,000,000 M gestatten.
Verkehrs-Anstalten.
Das Königlih preußische Untersteueramt zu Strzelno im Hauptamtsbezirk Strzalkowo, Provinz Posen, ift vom 1. Oktober d. J. ab aufgehoben. :
— Die Großherzogl. hessishen Uebergangsstraßen von Utainflin- gen nach Groß - Welpheim und von Seligenstadt nah Groß-Welpheim werden mit Ende dieses Monats eingehen.
__ Bern, 22. September. Die Eröffnung der Furahbahn- linie Basel-Delsberg hat geftern unter ciner allgemeinen Vol!ks- theilnahme ftattgefunden.