1875 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Oct 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen: Der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs- Rath und Direktor im Reichskanzler-Amte, Herzog, aus Elsaß- Lothringen.

Nichtamíliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 11. Oktober. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich Wilhelm und Hein- rich haben Sih gestern Abend 104 Uhr nach Beendigung Ihres Ferienbesuchs in der Begleitung des Militär-Gouverneurs, Generalmajors von Gottberg, wieder nah Cassel zurückbegeben.

Die vereinigten Aus\hü}sse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen versammelten sfi heute zu einer Sizung.

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr hat dem Bundesrath den Bericht über die Vorschläge der Kommisfion zur Vorbereitung einer Reichs-Medizinal- statistik erstattet.

Durch Allerhöchste Ordre vom 28. September d. I. haben Se. Majestät der Kaiser und König die Deutsche Wehrordnung genehmigt, durch welche alle entgegenstehenden Bestimmungen, namentlich der Militär-Ersaß-Insiruktion vom 96. März 1868, aufgehoben werden. Die Deutsche Wehr- ordnung besteht aus zwei Theilen, der erste Theil, die Ersa §- ordnung, aus 100 Paragraphen in 15 Abschnitten: 1) Drga- nisation des Ersaßwesens. 2) Wehrpflicht und deren Gliederung. 3) Militärpflicht. 4) Grundsäße für Entscheidungen über Militärpflichtige. 5) Listenführung. 6) Ersazvertheilung. 7) Vorbereitungsgeshäft. 8) Musterungsgeschäft. 9) Aushebungs- geschäft. 10) Schiffermusterungsgeschäft. 11) Schluß des Ersaÿz- geschäfts. 12) Einstellung und Entlassung. 13) Freiwilliger Eintritt zum drei- oder vierjährigen Marinedienst. 14) Ein- jährig- freiwilliger Dienst. 15) Ersaßzgeshäft im Kriege. Schemata. Anlagen: Landwehr-Bezirkseintheilung für das Deutsche Reih, Prüfungsordnung zum einjährig- freiwilligen Militärdienst. Der zweite Theil, die Kontrolord nung, um- faßt 23 Paragraphen in 5 Abschnitten: [1) Organisation der Kontrole, 2) Erfüllung der Wehrpflicht bis zum Beginn der Dienstpflicht, 3) Erfüllung der Dienstpflicht, 4) Klassifikations- verfahren, 5) Unabkömmlihkeitsverfahren] und verschiedene Schemata.

Die deutsche Wehrordnung is in Nr. 41 des „Centralblatts für das Deutsche Reih“ abgedruckt, auch in Separatabdruck dur Karl Heymanns Verlag (Berlin) zu beziehen.

In der Sihung des Ober-Tribunals vom 15. Sep- ember d. I. wurden die vorinstanzlihen Erkenntnisse gegen zwei evangelische Geistliche der Provinz Hessen, welche troß ihrer Amtsentsez ung dur das Konsistorium zu Cassel fort- gefahren hatten, geistlihe Amtshandlungen vorzunehmen, ver- nihtet. Die Kreisgerihte zu Rotenburg und Cassel hatten die erwähnten Geisilihen auf Grund des §. 2 des Geseßes vom 91. Mai 1874 („Die Strafe des §. 23 des Gesehes vom 11. Mai 1873 trifft einen jeden Geistlihen, welher Amtshandlungen vornimmt, ohne den Nachweis führen zu können, daß er zu einem hierzu ermähtigten Amte oder zur Stellvertretung oder zur Hülfsl[eistung in einem solchen Amte unter Beobahtung der S8. 1 bis 3 des genannten Geseßes berufen worden sei“) ver- urtheilt, in der Annahme, daß die Amtsentsezung derselben ihnen den geisilihen Charakter im Allgemeinen nicht genommen. Das Ober-Tribunal \{loß \sich jedoch dieser An- \chauung nicht an, - vielmehr erklärte es in den vorliegenden Fâllen, gleihwie bereits in mehreren ähnlihen Fällen im Juni d. I., die Anwendung der in Bezug genommenen kirhenpoli- tischen Bestimmungen nicht für berehtigt: „Mit der Entsezung eines evangelishen Geistlihen von seinem Amte“, führen die Erkenntnisse des Ober-Tribunals unter Anderem aus, „müssen auch die Wirkungen der Ordination, insbesondere die daran ge- fnüpfte Qualität als Geistlicher erlöschen, da in dieser Entsezung fich die Zurücknahme des in der Ordination enthaltenen feier- lihen Zeugnisses der Würdigkeit und Fähigkeit zum geiftlihen Amte ausdrückt und ein im anderen Falle anzunehmender cha- racter indelebilis, welhen die Ordination verleihe, der pro- testantishen Kirhe fremd i. Wenn dabei darauf Gewihi gelegt wird, daß von der wiederholten Ordination - eines Geistlihen, welcher sein Amt verloren, bei späterer Reaktivirung abgesehen werde, so mag diescs für das hier allein in Betracht kommende Rechtsgebiet auf Wahrheit be- ruhen, hat aber für den freiwilligen Rücktritt vom Amte {on deshalb feine Bedeutung, weil, dieser die Frage der Würdigkeit und Fähigkeit des Resignirenden unberührt 1äßt, während bei der Amtsentseßung darin die vielleiht niht konsequente, aber vielfa befolgte Anshauung zur Geltung gelangt, daß es in derartigen Fällen eines feierlihen Zeugnisses über die wieder- gewonnene Würdigkeit und Fähigkeit des Wiederangestellten nit bedürfe, sondern das unfeierlihe in der Thatsache der Revokation zum Amte liegende Zeugniß ausreihe, so daß es fi -hiernach nur um eine Verschiedenartigkeit ter Form handelt, worin die geistlihe Qualität in dem einen und dem anderen Falle ver- liehen beziehungsweise wiederverliehen wird“.

Die Königliche Akademie der Künste ist auf Grund des durch Allerhöchste Ordre vom 6. April d. Is. be- stätigten Statuts und da der Landtag die Mittel bewilligt hat, seit dem ersten Oktober neu organisirt worden. Es hat in Folge dessen der Ministerial-Direktor, Wirkliche Geheime Ober-Regierungs- Rath Gre if f, am 2. Oktober den Geheimen Regierungs-Rath Hißig als Präsidenten des Senats und der Königlichen Akademie der Künste in das neue Amt eingeführt. Dem bisherigen Vorsigzen- den des Senats, Professor Daege, wurde durch den Ministerial- Direktor Greiff der durch Allerhöhste Gnade in Anerkennung seiner langjährigen Dienste ihm verliehene Kronen-Orden zweiter Klasse überreicht.

_ Der Kaiserliche Botschafter vom Königlich großbritan- nishen Hofe Graf zu Münfter ist am 9. d. M. nah Lon- don zurückgekehrt und hat die Leitung der Botschaft wieder übernommen.

__— Der Königlich italienische Gesandte am hiefigen Aller- höchsten Hofe, Graf von Launay, ist am 9. d. M. über München nach Mailand abgereist. Während seiner Abwesen- de disCaf der Chevalier Tosi die Geschäfte der italienishen Ge- andtshaft.

__— Der Königlich \{chwedis{-norwegische Gesandte, General- Lieutenant Freiherr von Bildt iff von einer längeren U --

* sit, Recht und Gerechtigkeit zum

laubsreise hier wieder eingetroffen und hat die Geschäfte der Königlichen Gesandtschaft wieder übernommen. ¿

Der General-Major Freiherr von Meerscheidt-Hül- [essem, Commandeur der 11. Infanterie-Brigade, i von seiner Urlaubsreise hierher zurückgekehrt, ebenso der General-Major Maentell, Abtheilungs-Chef im Ingenieur-Comité, von einer vor einiger Zeit angetretenen Dienstreise.

Der Königlih bayerishe Telegraphen-Direktor Gu m- bart und der Vertreter der Königlich württembergischen

Telegraphenverwaltung, Finanz-Rath Schrag, find zu Ver- handlungen mit der Reihs-Telegraphenverwaltung hier einge- troffen, und haben die bezüglihen Konferenzen heute auf dem General-Postamte- begonnen.

. Bayern. München, 8. Oktober. In der heutigen Sizung der Abgeordnetenkammer theilte der Präsident mit, daß der König dem Direktorium eröffnet habe: es möge fih niht nach Berg bemühen, da er es in München empfangen werde. Die beiden auf der Tagesordnung stehenden Geseß- entwürfe, betr. die Feststellung einiger Geldsäße in der Reichs- währung und die Bestimmung der Geldstrafen nah der Reichs- währung, wurden dem Finanzaus\{huß überwiesen. Der Prä- sident der Preußischen Bank, v. Dechend, is aus Berlin heute hier eingetroffen.

Der Adreßentwurf des Abg. Iörg lautet wie folgt :

„Indem die neu gewählte Kammer der Abgeordneten sih dem Throne naht, um ihre Huldigungen darzubringen, liegt ihr vor Allem die traurige Pflicht ob, Ew. Majestät den Ausdruck des tiefsten Beis leids mit den s{merzlihen Verlusten darzubringen, die das Königs- haus in kurzer Frist Schlag auf Schlag erlitten hat. In guten wie in \{limmen Tagen mit dem Lande innig verwachsezn, haben die Hingeschiedenen ih ein daukbares Andenken begründet, das nie er- löschen wird.

Das bayerische Volk hat den Augenblick ersehnt, wo es seinen Vertretern wieder gegönnt ist, ihre Bitten und Anliegen unmittelbar zu den Füßen des Königlichen Thrones niederzulegen. In jeder Be- drängniß erwartet dies Volk Hülfe und Rettung nur von feinem Ks- nige und Herrn: heute aber richtet es mehr als je die bittenden Blicke auf Ew. Maj-stät, denn mehr als je fühlt fi das bayerische Vo!k be- drängt durch diefriedlose Lage der Gegenwart und geängstigt durch die dro- benden Gefahren der ungewissen Zukunft. Daher sindim ganzen Lande die jüngsten Neuwahlen zum Landtage als ein Moment von entscheidender Wichtigkeit betrahtet worden. Aber die gegenwärtige Regierung wollte uicht, daß der Hülferuf des treuen bayerischen Volkes an Ew. Majestät gelange. Mit allen erfindbaren Mitteln gegen den Geist und unt e- fangen interpretirten Geseßesbuchstaben hat sie das Zustandekommen einer Abgeordnetenkammer zu verhindern gesucht, wie eine -solche bei einem unparteiisheu Vollzug der Wahlen sich ergeben haben würde. Die Neuwahlen find auf Grund der Eintheilung in Wahl- freise vorgenommen, bei - welher nicht Recht und Ge- rectigkeit die Hand geführt haben, sondern die Absicht, die wahre Meinung und Gcfinnung der großen Mehrheit des bayeri- {en Volkes zu unterdrücken, desjenigen Volkes, welckes unter allen Umständen seine treue Anhänglichkeit bewahrt hat. Wie das Bei- spiel der obersten Behörde dur die untergeordneten Organe bei An- ordnung der Urwahlen nachzeahmt iït, davon werden die Wahblprü- fungen ein getreues Bild ergeben. Wenn das gegenwärtige Mini- sterium das Vertrauen des Landes zu befißen gemeint hätte, dann wäre €s nicht auf Auskunftsmittel verfallen, die selbst ein Erfolg nicht zu beschönigan vermöhte. Nachdem aber der Versuch nicht einmal von dem gewünschten Erfolge begleitet gewesen ist, hätte die neuge- wählte Kammer wohl erwarten dürfen, daß das Ministerium durch seinen Rücktritt ihr die unliebe Nothwendigkeit ersparen würde, mit dieser Bes&werde Ew. Majestät zu behelligen. Das Land bedarf und erschnt den Frieden und ein vertrauen®- volles Zusammenwirken der Regierung und seiner Vertreter ; den hingeshwundenen Frieden wird aber weder eine Partciregierung noch eine Regierung zu bieten vermögen, welche die eine Seite des Hauses gegen die andere verwendet, ohne jemals eine aufrihtige Ünterstüßung von der einen oder der anderea Seite gewinnen zu können. Das Land ruft nach einer bayerischen Regierung, die } alleinigen Leitstern nehmend, weder scheut, noch sib zu sheuen Ursache hat, an Stelle des ver- fünstelten Gleihgewichts * durch allseitig freie Wahlen den wahren Ausdruck der Meinung und Gesinnung des bayerischen Volkes zu seßen. Nur eine folche Regierung wird von der Volksvertretung nicht nur nit behindert, sondern eifrig unterstützt, di: erlahmende Thätig- feit der Regierung neu beleben können, nur eine solche Regierung wird au in dèêm höchst-n Kollegium des Reiches jenes Ansehen geaießen, das ihr der Reichsverfassung gemäß gestattet ift und das auch unumgärnglich nothwendig is, wenn nicht, wie bisher, cin Stück nach dem andern von der bayerischen Krone und den Landesrechten dabin- fallen foll in einem Jnteresse, das sehr weit entfernt ist, das allge- meize deutsche zu sein. Im Geiste unwandelbarer Treue gegen Ew. Maj-ftät und der opferwilligen Hingebung an das bayerische Vaterland bringen wir diese Vorstellung an den Königsthrou und bitten Ew. Majestät, abermals das erhabene Ksönigliche Wort ver- nehmen zu lassen: „Jh will Frieden haben mit meinem Volke !*

Hessen. Darmstadt, 8. Oktober. Ihre Hoheit die Herzogin Anna von Mecklenburg-Schwerin ist gestern nach mehrwöchigem Aufenthalt bei Ihren Durhlauchtigsten Groß- eltern wieder abgereist. Die in der gestrigen Sizung der Ersten Kammer gewählten Aus\chüsse traten alsbald nah Schluß der Sizung zur Wahl ihrer Präsidenten zusammen. Es wurden gewählt: Für den ersten Ausshuß Se. Exzellenz Frei- herr Schenk zu Schweinsberg, für den zweiten Aus\huß Se. Durchlaucht der Fürst zu Ysenburg und Büdingen in Birstein, für den dritten Ausshuß Se. Durhlaucht der Fürst zu Ysen- burg und Büdingen in Büdingen, für den vierten Aus\{huß Se. Erlaucht der Graf zu Erbah-Erbach.

Elsaß-Lothringen. Meg, 8. Oktober. (Ztg. f. Lothr.) Der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath und Direktor im Reichskanzler-Amt, Herzog, if vorgestern Abend 6 Uhr 37 Minu- ten hier angekommen und von dem Bezirks-Präsidenten v. Putt- kamer am Bahnhof begrüßt worden. Hr. Herzog besuchte geftern in Begleitung des Bezirks-Präsidenten die öffentlichen Lehran- stalten und verschiedene Behörden. Abends fand bei dem Bezirks- Präsidenten ein festliher Empfang statt.

DQesterreich-Ungarn. Wien, 9. Oktober. Das Reichs-

geseyblatt veröffentliht den Staatsvertrag vom 15./3. Dk- "

tober 1874 zwischen der österreih-ungarishen Monarchie und dem Kaiserthume Rußland wegen gegenseitiger Auslieferung von Verbrechern. (Abgeschlofsen zu St. Petersburg am 15./3. Dk- tober 1874, von Sr. Kaiserlihen und Königlihen Apostolischen Majestät ratifizirt am 2. Juli 1875, in den beiderseitigen Rati- fikationen ausgewechselt in St. Petersburg am 30./18. Juli 1875.)

Der Erzherzog Kronprinz Rudolf hat mit Anfang des laufenden Iahres das Studium aus den juridishen Fächern be- gonnen, und zwar gelangt 1 «orer Lm:sches Recht, Rehts- geshihte und Rechtsphilosophie, sowie Kirchenreht zur Behand- lung. Da die Vorirâge über “leßteres (durch den Kaiserlich Königlichen Universitätsprofessor Dr. Ioseph Zsishman) beendigt sind, so. fand, wie die „Wien. Ztg.“ mittheilt, auf Anordnung und in Gegenwart des Kaisers gestern zu Schönbrunn die

Prüfung aus diesem Gegenstande fiatt. dem Prüfungserfolge volllommen zufrieden und drückte dem Profeffor Dr. Zsishman seine vollste Anerkennung aus.

Der Prinz Arnulf von Bayern isst am 3. d. M. ijn Klausenburg angekommen und besihtigte daselbst die Samm: lungen des sfiebenbürgishen Museums und die Bibliothek der Universität. Se. Königlihe Hoheit verweilt einige Tage in Klausenburg und begiebt sich von dort ain 10. d. M. auf eine BVärenjagd.

Die Reichsrathsdelegation hat heute das Ordi narium des Kriegsbudgets durchberathen. Die Aus\{ußanträge auf Streichung von 63,500 Fl. bei dem Tit. VI. für höhere Kommandos und Stäbe, von 63,252 Fl. bei dem Titel ŸI[ für Berittenmahung der Hauptleute und von 30,296 Fl. für Einberufung der Reserve-Osfiziere wurden nah lebhafter De. batte und obshon der Chef des Generalstabs und der Kriegs: Minister v. Koller für die Forderung der Regierung eintraten mit großer Majorität angenommen. Die übrigen der Regie- rungsvorlage entsprehenden Ausshußanträge wurden ohne De- batte genehmigt.

Die ungarische Delegation hat heute das Ordi- narium und das Extraordinarium des Armeebudgets inkl. der Forderung für die Beshaffung von Kanonen nah den Anträgen des Aus\chusses unverändert angenommen. Sektionschef FML, Benedek befürwortete die Bewilligung der für die Beritten: machung der Hauptleute angeseßten Summen, welche der Aus- \chuß zu fireihen beantragt hatte. Nachdem indeß Varady und Iokai den Ausshußantrag unterstüßt hatten, wurde derselbe an: genommen.

11. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Montagsrevue! aus zuverlässiger Quelle meldet, hat das öfterreichische Ministe rium die beiden Memoranda der ungarishen Regierung über die Bankfrage und über die Verzehrungssteuer {hon vor einiger Zeit in entschieden ablehnendem Sinne beantwortet. Der öfter: reihishe Finanz-Minister bezeichnete die Regelung der Valuta als die Vorbedingung jeder Lösung der Bankfrage. der Verzehrungsteuer bemerkte der Minister, daß die gegenwärtige Art der Verrehnung eine der Bedingungen gewesen \ei, unter denen die cisleithanishe Reichshälfte die Quote von 70 pCt. auf sich genommen habe. Demselben Blatte zufolge betraf die Reise des Handels-Ministers v. Chlumecky nah Pest hauptsächlich die Angelegenheit der Trennung des Südbahnneges und die Erörterung der Frage, ob Ungarn gleichwie Oefterreih geneigt wäre, in die Ueberlassung der außerösterreichishen Linien an einen eventuellen Käufer zu willigen. Die ftattgehabten Verhandlungen ergaben ein völliges Einverständniß. Die Frage des Verkaufes des un- garischen Theiles der Südbahn i| einer Separatverhandlung vorbehalten worden.

Pes, 9. Oktober. Im Finanzaus\chu#\e wurden geftern die Voranschläge für die landwirthschaftlihen Lehranstalten in Ve- rathung gezogen. Es find hierfür 227,750 fl. präliminirt. Csen- gery wünscht, die landwirthschaftlichen Lehranstalten mehr intenfiv als extensiv entwielt zu schen und die Theorie von der Praxis môg- lihsst zu trennen. Der Minister erklärte, daß er einen großen Theil der zu diesen Anstalten gehörigen Aecker verpachtet habe, Auf Befürwortung von Horvath und Sennyey wurde die Poft mit Ertheilung des Virements votirt. Es folgte die Poß „Pferdezuchtanstalten“. Die Verhandlung wurde indessen auf Montag vertagt. Heute wird das Budget für das Ministerium des Innern v rhandelt.

Agram, 9. Oktober. Der kroatische Landtag wird zur Fortseßung seiner Verhandlungen auf den 19. d. wieder ein- berufen werden. ;

Niederlande. Haag, 9. Oktober. (W. T. B.) Das „Dagblad“ enthält ausführlichere Mitiheilungen über den Ver- lauf der Verhandlungen zwischen der niederländischen Regierung und der von Venezuela, Hiernach hätte die Regierung von Venezuela den Ersaß der Kriegskosten verlangt, welche ihr die Unterdrückung des jüngsten Aufstandes verursacht, da der Aufstand, wie die Regierung behauptete, dur die Zu- sendung von Munition Seitens niederländisher Unterthanen in Curaçao unterstüßt worden sei. Die niederländische Regierung hätte fich indessen geweigert, die Unterhandlungen auf zunehmen, bevor die Regierung von Venezuela nit zwei Bedingungen exfüllt bätte, nämlich die Mieder- herausgabe des niederländishen Schiffes „Midas“/ und die Wieder- eröffnung der Häfen, .welche bisher dem niederländischen Handel versh‘ossen geblieben waren. Zuerst habe die Regierung von Venezuela auf keine dieser Bedingungen eingehen wollen, \chließ- lih aber habe fie ahgegeben und in die Herausgabe des Schif- fes „Midas* gewilligt, zugleich aber die Zurücknahme der zweiten Bedingung Seitens der niederländishen Regierung gefordert. Nachdem die lehtere innerhalb dreier Tage auf diese Forderung nit eingegangen sei, habe die Regierung von Venezuela alle diplomatischen und politishen “Beziehungen mit der niederländi- hen abgebrochen und leßtere in Folge dessen ihren Geschäfts- träger aus Caracas zurückberufen. ;

Großbritannien und Jrlaud. London, 11. Ok tober. (W. T. B.) Gerüchtweise verlautet, die in den japanishen Gewässern befindlihen englischen Kriegs- \chiffe hätten Befehl erhalten, sich nach China zu begeben. In den Grafschaften Leicester und Warwick haben Uebershwemmun gen stattgefunden, welche einen beträchtlichen Schaden angerichtet haben.

Frankreich. Paris, 9. Oktober. Heute Morgen unm 104 Uhr hat im Elysée die Ceremonie der Uebergabe des Bacrets an den Kardinal-Erzbishof von Rennes durch den Marshall Mac-Mahon fiattgefunden. Der Prinz Napoleon is am 7. nah längerer Abwesenheit wieder in Paris eingetroffen. Die Großfürstin Katharina von Rußland wird nächsten Dienstag nah Baden-Baden abreisen. Gestern starb in Nantes der Deputirte von der äußersten Rehten Dezanneau. Die Zahl der ledigen Sißze der Nationalversammlung beträgt jeßt E Für die projektirte katholische Universität von Lille

ist dem „Echo du Nord“ zufolge in wenigen Wochen son die | zugleih haben |

Summe von 570,000 Fr. aufgebracht worden ; die Patrone des Unternehmens dem flädtishen Hospital von Lille für 140,000 Fr. zwei Pavillons abgemiethet, um darin eine selbständige katholish-medizinishe Klinik einzurichten. Spanien. Madrid, 10. Oktober. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hat die \panishe Regierung nunmehr eint Note an die päpfilihe Kurie gerichtet, worin die Respelti- rung des abgeschlossenen Konkordates mit Ausnahme

derjenigen Bestimmungen desselben zugesichert wird, dur die der

Kurie irgendwelhe Rehte in Bezug auf die innere Verwaltung und in Bezug auf die internationale Stellung Spaniens und seine internationalen Verpflichtungen eingeräumt werden.

Dex Kaiser war mj

Bezüglih |

der Note wird hervorgehoben, wihtige Staatsrückfichten maten

“der Regierung die Wiederherstellung der katholishen Glaubens- einheit unmöglich, die ja überdies, wenn {hon fie im Konkor- date ausgesprochen sei, denno als ein unwandelbares Prinz'p niht angesehen werden könne. Die Regierung habe das Kon- fordat nit ‘verleht, sei aber gezwungen gewesen, die religiöse Toleranz zu respektiren. Der Staatsprokurator wird die UntersuHungsakten gegen den eines Mordes bezüchtigten Bischof von Urgel nebst seinen darauf bezüglichen Anträgen dem höchften Gerichtshofe demnächst überreichen.

Ueber Bayonne, 9. Oktober, kommt folgende Nach- riht: Die Ankunft der nach San Sebastian beorderten Verstärkungstruppen if durch ungünstiges Wetter verzögert worden. Don Carlos wohnte am 6. d. M. dem Bom- bardement auf Pampelona bei. Die Carlisten wurden indeß durch einen Ausfall der Besaßung Pampelonas zum Rückzuge gezwungen.

Aus Perpignan, 9. Oktober, Abends, meldet „W. T, B.“: Der Carlistengénerál Alvarez, vier carlistishe Obersten und mehrere andere carlistische Offiziere, welche sh über Prats nah Frankreih begeben hatten, find hier in Per- pignan internirt worden.

Ftalien.- Nom, 9. Oktober. (W. T. B.) Nach den nunmehr getroffenen Bestinmungen wird Se. Majestät der Deutsche Kaiser an der Grenze des -Königreihs von dem General Cialdini, einem General-Adjutanten und drei Flügel- Adjutanten des Königs, bei der Ankunft in Mailand von dem König und sämmtlihen Mitgliedern der Königlihen Familie empfangen werden. Am Tage nah der Ankunft findet ein Galadiner von 150 Gedecken ftatt.

Zu der Revue find die nachfolgenden Truppentheile be- fohlen worden: Das 3. Militärkol'eg, collegio di San Luca ge- nannt, nebft den Einjährig- Freiwilligen; die 3. Infanterie- Brigade, 3. und 48. Infanterie - Regiment (General - Major Bocca); die 4. Infanterie-Brigade, 7. und 74. Infanterie- Regiment (General-Major Colli); die 6. Infanterie-Brigade, 7. und 8. Infanterie - Regiment (Obers und Brigade- Commandeur Filippone); die 23. Infanterie - Brigade, 36. und 73. Infanterie-Regiment (General-Major Cavalchini); die 96. Infanterie-Brigade, 41. und 42. Infanterie-Regiment (General-Major de Fornari). Zusammen 10 Infanterie-Regiz- menter. Zu diesen Truppentheilen treten \echs, aus 24 Kompagnien formirte Alpen - Bataillone, kommandirt von den Majoren: Queirazza Cochis, Ramonda, Ceresa, Goggia, Gobbo, Ionio; ferner das 2. und 93. Lehr- Bataillon, das 1. und 8. Bersaglieri-Regiment, das 1. Genie- Regiment, das 4., 6. und 9. Artillerie-Regiment, die 3. Ka- vallerie-Brigade, 4., 9. und 20. Kavallerie-Regiment (Seneral- Major Incisa), und endli die 7. Kavallerie-Brigade, 10. und 17. Kavallerie-Regiment, zusammen 5 Regimenter, nämlich 1 Dragoner-Regiment, 2 Lancier- und 2 leihte Reiter- Regimenter. Es is von Hinzuziehung noch zwei weiterer Kavallerie-Regimenter die Rede. Die Truppen werden von den General-Lieutenants Ferrero und Thaon de Revel, unter dem Oberbefehl dées Generals Petitti kommandirt werden. Der Gemeinderath hat für die Bequartierung von 1 General-Lieu- t:nant, 3 General-Majors, 8 Obersten, 31 Oberst-Lieutenants und Majors, 111 Hauptleuten und 350 Subaltern-Dffizieren, abge- sehen von den Massenquartieren für die Truppen, Sorge zu tragen,

10. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Opinione“ meldet, find die Verhandlungen wegen Ab\schluß eines Han- delsvertrages zwischen Italien und der Schweiz nun- mehr beendet. Die Schweiz willigt ein, den bestehenden Vertrag {hon vor dem Ablaufstermin als erloschen zu betrachten, und ift bereit, einen neuen Vertrag auf 10 Jahre zu unterzeichnen.

Türkei. Konftantinopel, 9. Oktober. (W. T. B.) Die Banque impériale hat formell gegen den Beschluß der türkishèn Regierung, betreffend die Couponseinlösung, protestirt und erwartet Instruktionen von den Comités in Paris und London. Die italienische Regierung hat heute in offi- zieler Weise Aufklärungen über die neuesflen Finanzmaß- regeln der Pforte verlangt; auch die Botschafter anderer Mächte haben folhe Aufklärungen, aber in offizióser Form, ge- fordert. Die Lokalbanken bereiten eine Petition an den Sultan gegen die Finanzmaßregeln vor.

10. Oktober. (W. T. B.) Der Finanz-Minister hat in Betreff der künftigen Einlösung der Coupons der türkischen Staats\chuld dur den Börsen-Präsidenten eine offizielle exläuternde Note an der Börse zum öffentlihen An- {lag bringen lasen, welche also lautet: :

Da die Erkläruzg der Pforte vom 6. d. M.- mit der dieselbe begleitenden aufflärenden Note an der Börse nur einigen Kapitalisten und Bankhäusern bekannt gegeben worden ist, erklärt die Kaiserliche Regierurg zur Vermeidung jeder künftigen Zweideutigkeit und in der Absicht, ein für alle Mal bestimmte, endgültige Eriäuterungcen abzu- geben, Folgendes: ; S

1) Vom 6. Oktober d. J. angefangen, werden die Zinsen und die Amortisirung dex inneren und äußeren Staaatsschuld für die Dauer von 5 Jahren auf die Hälfte reduzirt. i s

9) Die Bezahlung der Coupons erfolgt ín der Weise, daß die eine Hälfte baar, die andere Hälfte in Sóuldtiteln, welche 5 pCt. Zinsen tragen, bezahlt wird.- Die fünfprozentigen Zinsen auf die neuen-Scßuldtitel werden gleichzeitig mit der ersten Hälfte der Cou- pons an den Verfalltagen baar bezahlt.

3) Die Garantien für die unverkürzte Baarbezahlung der erften Couponhälfte, sowie der obgedachten fünfprozentigen Zinsen auf die neuen Schuldtitel bestehen in den gesammten Zolleinkünften, iu den Einnahmen von Tabak und Salz, sowie in dem von Aegypten zu zahlenden Tribut. Sollten diese Garantien ungenügend sein, so wer- den dieselben noch dur die Hammelsteuer “ergänzt werden.

4) Sollte nach Ablauf obgedacter 5 Jahre die in ein 9 Proz. Zinsen trageudes Kapital ungewandelte Couponhälfte -niht zurück- gezahlt worden sein, fo soll eine neue Fristverlängerung bis zur dem- nächstigen vollständigen Tilgung der inneren Schuld Plaß greifen, deren Garantien mit diesem Zeitpunkte wieder frei werden, und die dann zur vollständigen Rückzahlung der gedachten proz. Zinsen und der Amortisation verwendet werden sollen.

Aus Ragusa, 9. Oktober, liegt folgende Meldung des V. D. B,! vor: Dié JInsurgentenführer Ljubibatrit\ch und Peko versuchten in der lezten Naht, das Fort Zarina, welches beträchtlize Proviantvorräthe enthält, zu, überrumpeln. Die Insurgenten wurden jedoch dur das Kartätshenfeuer der Türken zum Rückzuge gezwungen.

Belgrad, 9. Oktober. (W. T. B.) Die Braut des Fürsten Milan hat heute Nachmittag hierselbst ihren Ein- zug gehalten. Die Trauung wird Dienstag oder Mittwoch fiattfinden. Wie die „Amtszeitung“ meldet, hat der Kaiser von Rußland bei der Trauung die Funktion als Zeuge über- nommen und als Stellvertreter den General-Adjutanten Grafen Sumarokow delegirt.

Nuf:land und Polen. St. Petersburg, 9. Oktober. Se. Majestät der Kaiser hat dem Seneralgouverneur ven Turkestan und Commandeur der Truppen des Turkeftanschen Miklitärbezirks, General-Adjutanten Ingenieur-General Konftantin von Kaufmann, eine: mit Brillanten beseßten goldenen Säbel mit der Aufschrift auf dem Gefäß „Für Besiegung der Kokander am 22, August 1875* verliehen. Die vorbereitenden Arbeiten zur Revision des Strafgesehbuches sind, 19ie die rufsishe „St. P. Ztg. aus zuverlässiger Quelle erfährt, im Ju stiz-Ministerium bereits in Angriff genommen. Zu diesem Zweck sollen allen Prokureuren der Bezirksgerihte Cirkulär- Vorschriften zugesandt worden fein, laut welchen fie dem Ministerium ihre Bemerkungen darüber einzureichen haben, welche Schwierigkeiten bei der praftishen Anwen- dung des Strafkodex aufgefallen sind, und welche Veränderungen ihnen nothwendig ersheinen. Zum Unterhalt der grie- chisch-unirten Geistlichkeit in den polnishen Gouvernements sollen nah dem „Golos“ im künftigen Jahr 21,293 Rbl. aus- geseßt sein. Im vergangenen Jahr war derselbe Posten im Budget edes Ministeriums des Innern mit 165,473 Rbl. vermerkt. Die durch die Massenbekehrung der unirten zur griehis-orthodoxen Konfesfion verursahte Ersparniß von 144,080 Rbl. fällt im iünftigen Iahr dem Synod zu. Die Einrichtung einer Flußinspeftionüber alle schiffbaren Flüsse Rußlands ift nah der russishen“„St. P. Ztg.“ von dem Ministerium der Kommunikationen als Ziel ins Auge gefaßt worden. Diese In- \pektion soll zum Theil von Jngenieuren der Kommunikation, zum Theil von Marine-Offizieren ausgeübt werden, wozu eine bedeutende Anzahl von Marine-Offizieren erforderlih sein wird. Die Er.tscheidung der Frage soll, wie verlautbart, in kurzer Frist im Neicërath stattfinden. Die Durchführung der allgemeinen Flußinsp:fcion würde die Assignirung von 25 Millionen Rubel rfordern.

Dänemark. Kopenhagen, 9. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Berlingske Tidende“ aus gut unterrihteter Quelle erfährt, ist Baron Rosenoern-Lehn an Stelle des verstorbenen Grafen Moltke Bregentved zum Minister der auswärtigen An- gelegenheiten designirt. :

Amerika. New-York, 9. Oktober. (W. T. B.) Wie hierher gemeldet wird, hat der Präsident von Mexiko den dortigen Kongreß in Person eröffnet und in der Er- öffnungsrede die im Lande herrshende Ruhe und die zufriedenstellenden Beziehungen zu den auswärtigen Mächten besonders hervorgehoben.

Montevideo, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Belage- rungszustand ift hierselbsi proklamirt worden.

Rio, 10. Oktober. (W. T. B.) Die Kammern sind heute von dem Kaiser mit einer Rede geschlossen worden, in welcher derselbe für die Genehmigung der von der Reg ierung eingebrahten Vorlagen dankte, hervorhob, daß die Beziehungen des Reiches zu den auswärtigen Mächten zufriedenstellend seien, und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die gewährte Amnestie die Harmonie zwishen Staat und Kirche wieder herstellen werde.

Statistische Zarhrichter.

Der Etat der Haupt- und Residenzstadt Berlin für das Jahr 1876 \chlicßt, wie die „Nat.-Ztg.“ mittheilt, in Ein- nahme und Ausgabe mit 34,202,523 A (1875: 33,267,646 A) und zwar in Einnahme: Ordinarium 32,211,450, Extraordinarium mit 1,991,073, in Auêgabe: Ordinarium 29,400,134, Extraordinarium mit 4,802,369 K ab, so daß die Mehr-Einnahme im Ordinarium si auf 2,811,296 und die Mindereinnahme im Extraordinarium fich auf dieselbe Summe stell. Nach den Spezialetats balanziren die Ein- nabmen und Ausgaben wie folgt: I. Kämmerei-Verwaltung: Ein- nabme 585,090 A gegen 1875 mehr 13,758 , Auszabe: 96,640 gegen 1875 mehr 19,234 A II. Erleuchtungswefsen : Einnahme Nichts. Auggabe 2,526,650 Æ gegen 1875 mehr 748,482 AMÆ ITT. Steuer- verwaltung: Einnahme: Miethésteuer 10,300,000, gegen 1875 mehr 1,300,000, Hausfteuer 3,051,000 gegen 1875 mehr 261,000, Hundestener 263,640 gegen 1875 mehr 45,180, Gemeinde-Einkommwensteuer 8,146,863 gegen 1875 weniger 269,592, Braumalzsteucr 430,000, mehr 33,909 M Die Auégaben in der Steuerverwaliung belaufen fich auf 122,000 M gegen 1875 mehr 18,336 4 1IV. Kapital- und Schuldenverwaltung : Einnahme 1) Kapitalien 200,270, 2) Anleihen 3,041,742 M, Hypo- thefen 5550 M, in Summa 3,247,562 Æ, gegen 1875 mehr 598,376 M Ausgabe : 1) Anleihen 4,580,124, gegen 1875 mehr 439,443, Hvvothe- fen 56,780 Æ, gegen 1875 weniger 27,676, in Summa 4,636,204, gegen 1875 mehr 465,767 Æ V. Schulverwaltung : Einnahmen 1) höhere Lehranstalten a. Gymnasien 456,877, gegen 1875 mehr 109,108 M, b. Gewerbeshulcn 107,675 M, gegen 1875 weniger 2379 M, e. Real- nund höhere Bürgerschulen 357,657 F, gegen 1875 mehr 15,828 M, d. höhere Töchtershulen 174,890 H, gegen 1875 mehr 23,420 M, Gemeindes{chulen, Turn- und Fort- bildungssck&ulen 65,115 f, in Summa 1,162,244 Æ, gegen 1875 mehr 141,641 A Ausgabe: höhere Lehranstalten a. Gym- nasien: Ordinarium 892,587, Ertraordinarium 18,603, gegen 1875 mehr 196,086, b. Gewerbescuien: Ocdinarium 257,920, Extraordi- narium 3000, gegen 1875 mehr 2638, e. Real- und hohere Bürger- \{ulen 701,272, gegen- 1875 mehr 9181, d. höhere Töchterschulen 247,680, gegen 1875 mehr 45,747, in Summa: Ordinarium 2,081,948, Extraordinarium 39,114, - gegen 1875 mehr 253,652 f, Gemeinde- \culen 3,452,000, gegen 1875 mebr 157,439, Turn- und Fortbildungs- anstalten 164,940 (A Fonds zur Remuneration der Vikariatstunden an den höheren Lehranstalten: 12,700, für den Religions-Unter- richt in den 16 höheren Lehranstalten für Nicht-Evangeli)che 10,000 M dieser Posten ift neu), Schulwesen im Allgemeinen 22,892 Æ, in Summa 5,790,612 "A, gegen 1879 mehr 446,541 VI. Für firchlihe Zwecke: Einnahme Nichts; Ausgabe 2700 M, gegen 1875 weniger 12,000 V Armenverwaltung: Einnahme - 488,633 #, gegen 1575 weniger 209,05 F; Nusgabe: 1) Armenwesen 2,652,739 F, 2) Rummelsbutger MWaisen-Anstalt 731,050 #, 3) Arbeitéhaus nebst Filialen und Irrenanstalt 649,274 Æ, 4) Friedrih Wilhelm-Ho}pital 199,480 H, in Eumma 4,232,539 M, gegen 1875 mehr 269,906 Af VIII. Ver- waltung der Krankenhäuser und Einrichtungen für Gesundheits3pflege : Einnahme 131,315, gegen 1875 mehr 13,859 M; Ausgabe 1) Siechen- anstalt 59,900 {, 2) Krankenhaus am Friedrichshain 566,000 M, 3) Epidemiehäuser, Barackenlager und Pockenhaus 190,689 A, 4) Sanitätêverwaliung 29,000 M4, 5) Bade-Anstalten 14,024 Æ., in Summa 859,609 M4, gegen 1875 mehr 184,782 Æ. IX. Park- und Gartenanlagen: Einnahme 799 Æ, Ausgabe 562,896 Æ, gegen 1875 mehr 291,438 4 X, Bauverwaltung: A. Hochbau: Einnahme: Neu- bauten und größere Reparaturen: Extraordinarium 209,000 M, gegen 1875 weniger 1,359,500 (M; Ausgabe: Allgemeine Verwaltung 45,000, Neubauten und größere Reparaturen : a. höhere Schulen 5270, Extra- ordinarium 935,000 4, b. Gemeindeschulen 2116, Extraordinarium 1,887,800 A, c. Gebäude für verschiedene Schulzwecke: Extraordinarium 75,000 A, d. Gebäude für andere * Zwecke (Feuerwehr 2c.) 8491, Extraordinarium 1,063,400 Æ B. Tiefbau: Einnahme 531,127 A, Ausgabe: 1) Allgemeine Verwaltung 90,000 M, 2) Straßen- pflasterung und Entwässerung s. Erwerbung von Terrain zu Straßenanlagen 900,000 Æ, Þ. Pflasterungämaterial 1,398,800 M, c. Neupflasterungs8- und Entwässerungsanlagen 344,000 M, d. Un- pflasterung 300,000 4, e, Reparaturen von Straßen 66,200 Æ, f. selbständige Kanälz 20,000 A 3) Chausseen 237,626 f 4) Brücken 85,005 4 5) Brunnen 81,000 6) Bedürfnifßtanstalten

ftedckt,

39,500 M T7 Granitbahnlezung 289,000 Æ 8) Verschiedene Ausgaben 5339, leßtere gegen 1875 weniger 2,538,661 F; im Ordinarium 3,698,747 #4, im Extraordinarium 4,060,700 #, in Summa 7,759,447 Æ, gegen 1875 weniger 2,723,732 # KI. Verwaltungskosten: Einnahme: 1) Zuni Personal - Befoldungs- Etat geböôrige Stellen 376,106 „, Ausgabe 2,693,742 M 2) Ge- \chäftöbedürfaisse und Prozeßkosten: Einnahme 6810 (, Ausgabe 587,323 Æ 3) Wittwen-Penfionen: Eianahme 100,815 4, Ausgabe 83,895 „( Außerdem betragen die Ausgaben der Verwaltungskosten : 1) Nicht zum Pe-rsonal-Bescldungs-Etat gehörige Skellen: 187,510, 2) Peusionen 177,570, 3) Unterstüßungen 43,350 #; in Suzama: Einnahme 483,731 4, Ausgabe 3,773,370 (A4 X. Polizeiverwal- tung: 1) Polizeikosten, Ortépolizei: Einnahme 2880 #Æ, Aus- gabe 957,770 ./; 2) Nachtwacht-, Feuerlösch- und polizeiliches Sitraßenreinigungswesen: Einuahme 270,800 M, Ausgabe 1,586,560 A, in Summa Einnabme 273,680 &, Ausgabe 2524,331 XIII. Städtishes Straßenreinigungs- und Straßenbeleuchtungs- wesen: Einnahme 8460, Ausgabe 1) Straßenreinigung 1,628,460, Straßenbesprengung 240,000, 2) Straßenbeleuchtung 2,131,039 Æ Ausgaben in Summa 2,999,490 4. X1V. Militärverwaltung : Aus- gabe 69,890 Æ als Unterstüßung für die Invaliden und Veteranen von 1813—15 und für die Fe validen und Hinterblievenen von 1864. XV. 1) Civilstandsämter: Einnahme 5060 4, Ausgabe 180,069. 2) Verschiedene Einnahmen und Ausgaben aus Beiträgen und Ge- enken an Vereine und Institute. Kosten der Normaluhren u. f. w. Die in diesem Titel befindlichen 100,000 Thlr. dürfen nur ¿zum An- fauf von Schularundstücken verwendet werden. Einuahme-Ordina- rium 788,191, Extraordinarium 1,781,573 M, gegen 1875 weniger 2,239,560 A4 Ausgabe: Beiträge an Geschenken 2c. Ordinariuar 284,105, Ertraordinarium 300,000

Nach Mittheilung des städtischen statistischen Bu- reaus sind bei den Standesämtera Berlins in der Woche vom 26. September bis inkl 2. Oktober zur Anmeldung gekomwen: 357 Eheschlicßungen, 835 Lebendgeborene, 34 Todtgeboreune und 5995 Sterbefälle.

In der Schwe*z giebt es gegenwär*ig etwa 500 Hotels und Pensionsbäuser- für Fremde; 40 bis 50 dersclben sind Etablissements ersten Ranges, meist im Besiße von Aktiengesellschaften, mit einem Bauaufwande von je 1 bis 2 Millionen Francs. Jm Jahre 1874 zählie man in der Schweiz 255,000 Reisende, die öffentliche Fahr- gelegenheiten, die Eisenbahn oder Post benußten; 65,000 derselben gingen über den St. Gotthard, 27- bis 28,000 übec den Simplon oder Splügen, 100,000 fubren auf den Rigi hinauf; vor dem Bestehen einer Berabahn bestiegen diesen Berg kaum 15,000 Reisende jährlich. Die Zahl dex Reisenden, die fich jährli längere Zeit in der Shweiz aufhält, wird auf 100,000 angeschlagen ; 17,000 Fremde wohnen gegenwärtig beständig im Kantoa Waadt, davon 4509 im Bezirke Vevey am (Genfer See. Ueberaus zahlreih ift der Fremden- besuch im Berner Oberland, am Thuner- und Brienzer See und in dem zwischen beiden Seen gelegenen Interclaken. Auch in Grau- bündten, wo früher Fremde nur vereinzelt zu sehen waren, ist jeßt der Fremdenverkehr so stark, daß man dessen Geldumsaß auf 3 bis 4 Millionen Francs jährlich ansc{hlägt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Fa der zweiten und leßten Sißung der General= versammlung der deutshen Geshichts- und Alterthums- vereine in Detmold am 7. d. M. {lug Prof. Oncken folgende, von Hrn. Lindenshmit und ihm formulirte Resolutionen als Er- gebniß der Verhandlungen vor: „Der Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alterthum: vereine hat in seiner Generalversammlu?g zu Detmold vom 7. Okiober das Ergebniß seiner am 5. und 6. d. M. gevflogenen Berathungen in folgenden Säßen zusammengefaßt:

I. Das Castell Aliso kann nur an einer Stelle gestanden Haben, welche sowohl durch einen schiffbaren Fluß als auch durch eine massive römische Heerstraße mit Caftra Vetera verbunden war. Die leßtere Bedingung ist entscheidend für die Bestimmung des Untersuchungsfeldes.

II. Die Angake der Alten über die Oertlichkeit und den Verlauf der Niederlage des Varus, sowie die Züge des Germanikus nah der Stätte desselben schließen die Annahme aus, daß das Schlachtfeld sich in der Nähe eines {üßenden römischen Castells befunden habe. Die Frage steht zwar in einem gewissen Zusammenhange mit der Frage nach dem Castell Aliso (castellum Lupiae oppozitum ?), doch ist die Größe des Abstandes beider Oertlichkeiten fo zweifel- haft, daß sich ein sicherer Schluß von der einen auf die andere nicht machen läßt und beide Fragen also möglihst getrennt zu be- handeln find.

IIT. Gewißkbeit über Castell und Schlachtfeld ift nur von einer sicheren Ermittelung der römischen Straßenzüge zwischen Rhein und Weser, sowie von der Auffindung altrömischer Waffen in den Moor- gründen des Osning zu erwarten.

IV. Für die Veranstalturg der hierzu nöthigen Ausgrabungen hofft der Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alterthums- vereine auf die Hülfe des Reichs. Er beauftragt den Museumês+ direktor zu Mainz, Hrn. Dr. Lindenshmit, im Verein wit Hrn. Oberst v. Cohausen, unter Benutzung der Holzermannshen Grund- risse und Durchschnitte, Detailvorshläge auszuarbeiten und in ciner Denkschrift näher zu begründen. Der Verein behält sich vor, beides dem Reichskanzler-Amt in Berlin zu unterbreiten.“

Die Nefolutionen wurden von der Versammlung einstimmig an- genommen. Oncken empfahl auf den Antrag d«s Dr, Lindenf{mit, der Verein möge sich dahin aussprechen, die Regierung des Fürfsten- thums Livpe möge für die Erhaltung der Steindenkmale in ihrem Bereiche die erforderlichen Schritte thun. Jnébesondere werden der Forstbehöcde die Steinringe, Opfersteine u. f. w. empfohlen. Wörner von Darmstadt, Sekretär dcs Gesamnitvereins, verlas darauf die Beschlüsse der Delegirten. Die Versammlung stimmte den Vorfchlä- gen wegen Wahl des Verfammlungêortes für nächstes Jahr (an erster Stelle Wiesbaden, an zweiter Stuttgart, an dritter Landshut) zu.

Aus Bern, 7. Oktober, erhält die „Allg. Ztg.“ folgende Zuschrift: „Gewiß wird es Sie und die ganze wissenschaftliche Welt Deutschlands interessiren, welhen Fund ih diesen Sommer Aufangs Juni gemacht habe. Wegen der Erwerbung konnte ih ibn aber bis jeßt nicht veröffentlihen. Jch fand nämlich im S{hlofse zu Syviez am Thuner See, wo ih son vor langer Zeit auch eine Hand- {rift vom Fabeldihter Boner, ven den Chroniken Justingers, Dies bold Schillings u. a. m. entdeckte, unter einem Haufen Schriften ver- eine vollständige Handschrift des Gregorins von Hartmann von Aue. Bekanntlich find sämmtliche bis jeßt be- fannten aht Handschriften lückenhaft ; diese füllt nun, wie ih durch Vergleihuug mit Hermann Pauls Ausgabe gefunden habe, alle Lücken der biéherigen Handschriften vollständig aus. Nach Vers 5 folgt der Vers: „Das rietent mir min tumben jar.“ Nah Vers 16 folgen zwei Verse, naG Vers 36 folgen 40, und nach Vers 40a. sogar 46 Verje. Endlich finden fich nach dem Schluß noch eir e Anzahl Blätter mit Zusäßen, Gebete u. a. m. enthaltend. Die Handschrift ist s{ön geschrieben und vortrefflich erhalten. Es ver» steht fich wohl von selbst, daß, darauf gestüßt, eine neue Ausgabe des Gregorius zu erfol zen hat, was woh! etwa bier geshehen wird. Auf meinen Betrieb hat sie unser Mäcen, Hr. Großrath F. Birki, erworben und wir‘o sie nebs andern Handschriften der hiesigen Stadtbibliothek \ck enken. Jch fand übrigens auch noch eine bisyer. nit bekannte S{chweizer Chronik von Ulrich Riff aus Rape» swil aus dem Fahr 1464 mit einem deutschen Lucidarius. Diese Hand. schrift kommt auch in die hiesige Stadtbibliothek. Dr. B, Hidbexr, ord. Professor der Schweizer Geschichte und Diplomatik an der Universität in Bern.“

Fz Wien starb am 8. d. M. der als Chewiker bekaunte Hofrath Hlasiweß.

Gewerbe und Sande,

Die Direktion des Berliner P fandbrief-Zustituts hat, der Nat, Z. zufolge, dem Magistrat, mitgetheilt, daß sie sich ür