1875 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Oct 1875 18:00:01 GMT) scan diff

dem Patronate ein neuer Aeltester ernannt, \o ist derselbe in der Form des §. 39 der Kirchen-Gemeinde-Ordnung der Ge- meinde bekannt zu machen, da auch für einen solhen der Besiß der zur Wählbarkeit erforderlihen Eigenschaften vorgeschrieben und ein anderes Verfahren, um den Besig dieser Eigenschaften festzustellen, resp. darüber eine Entscheidung herbeizuführen, als das durch 8&8. 39 und 40 daselbst vorgezeichnete, nicht vorhan- den ist.

Der Richter is, nach einem Erkenntniß des Ober- Tribunals vom 16. September d. I., bei der Verurtheilun19 einer durch einen Zeitungsartikel begangenen Beleidigung befugt, die Stelle in der betreffenden Zeitung zu be- stimmen, an welcher der Abdruck der Verurtheilung erfolgen foll. Der Redacteur N, war wegen Beleidigung des Staats-Ministe- riums unter Anwendung der §8. 185 und 186 des Sirafgeseß- buchs angeklagt und in zweiter Instanz zu einer Gefängniß- strafe von 1 Monat verurtheilt, wobei dem Beleidigten die Be- fugniß ertheilt wurde, den Tenor des Urtheils an der nämlichen Stelle, wo der inkriminirte Artikel gestanden, auf Kosten des Beschuldigten öffentlih b-kannt zu machen. In der von N. eingereihten Kassations-Rekurs\chrift wurde unter Anderem gel- tend gemacht, daß vom Appellationsrichter §. 200 des St. G. B. verleßt worden sei, insofern das angefochtene Urtheil die Stelle des Blattes bestimme, an welcher die Publikation desselben statt- finden solle. Der §. 200 gebe dem Richter nur das Recht, die Zeitung für lehtere zu bestimmen, niht aber auch die Stelle in der Zeitung zu bezeihnen. Wenn der Absay 1 des Paragraphen dem Richter „die Art der Bekanntmachung“ zu bestimmen überlasse, so beziehe sh das nur auf das Mittel der Bekanntmachung, gebe aber keine weiter gehenden Rechte. Dieser Einwand wurde jedoch vom Ober-Tribunal für unbegründet er- achtet und der Kassationsrekurs verworfen. „Der Schlußsaß des ersten Absatzes des §8. 200 des Str. G. B.“, führt das Er- fenntniß des Ober-Tribunals aus, „welher den ganzen Kreis der öffentlihen Beleidigungen umfaßt, enthält die allgemeine Vorschrift, daß in dem Strafurtheile die Art der Bekannt- machung, fowie die Frist derselben zu bestimmen ist. Wenn nun Absaÿ 2 desselben Paragraphen für den Fall, daß die Be- leidigung in einer Zeitung oder Zeitschrift erfolgt ist, verordnet, daß die Verurtheilung durch die öffentlihen Blätter und, wenn möglich, durch dieselbe Zeitung oder Zeitschrift bekannt zu machen, so ersheint damit nah dem Zusammenhange, sowie dem Zwecke des Paragraphen eine nähere Bestimmung über den Modus dieser Publikation, z. B. bezüglih des Theiles der Zeitung oder Zeitschrift, in welhem letztere ihren Plaz finden solle, niht aus- ge\schlo}en.

Der Diebstahl von Holz in Forsten, welhes von einem andern Frevler gefällt worden, ist, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 22. September d. I., niht nah dem Preußischen Holzdiebstahlsgeseß, sondern nah den Be- stimmungen des Strafgesezbuhes über Diebstahl strafgerihilih zu verfolgen. Der §. 1 des Holzdiebstahlsgeseßes vom 2. Juni 1852 stellt nur dur den Zufall abgebrochenen oder umgeworfenen Holz dem noch nicht vom Stamme getrennten gleih und folge- weise können auf das gefällte Holz, sollte es auch nicht vom Waldeigenthümer sondern vom Holzfrevler gefällt sein, beim Vorhandenfein der übrigen thatbestandlihen Merkmale des Dieb- stahls nur die hierfür und nit die für den Holzdiebstahl geltenden Strafbestimmungen zur Anwendung gebraht werden.“

Der General-Feldmarschall Graf von Roon hat seinen Sommeraufenthalt in Neuhof bei Coburg beendet und ist am 14. d. M. nach seinen Befißungen bei Görliß abgereist, um dort den Winter zu verbringen.

Der Bundesraths-Bevollmächtigte, Großherzoglih ba- dische Ministerial-Präsident, Wirklihe Geheime Rath von Frey- dorf, ist hier eingetroffen.

Der Königlih \panishe Gesandte am hiesigen Hofe, Herr Merry y Colom, reist heute nah Karlsruhe, um daselbst seine Kreditive als Gesandter am Großherzoglihen Hofe zu übergeben.

Während seiner Abwesenheit werden die laufenden Geschäfte der \panishen Gesandtschaft durch deren ersten Sekretär, Herrn Vallés, wahrgenommen.

Muskau, 13. Oktober. Prinz Friedrich der Nieder- lande kehrte am 9. d. Mts, aus Neulandt hierher zurück und begab sich gestern nach Braniÿ zu einem Besuche des Grafen von Pückler.

__ Posen, 14. Oktober. In der heutigen (5.) Sizung des Provinzial-Landtages wurden die Etats der beiden Taub- stummenanstalten zu Posen und Schneidemühl für die Jahre 1876/77 mit einem Zushuß von jährlich resp. 46,067 Mark und 53,0950 Mark, sowie zu Erweiterungseinrihtungen mit einem einmaligen Betrage von resp. 3000 Mark und 4200 Mark aus Provinzialfonds festgestellt; der Etat der Provinzialständischen Verwaltungs-Kommission auf 5550 Mark jährlich normirt ; der Entwurf eines Reglements für das Hebammen-Lehrinftitut in Posen und der damit verbundene auf 7570 Mark jährlih ab- \{chließende Etat pro 1876/78 genehmigt; und der polytechnischen Gesellschaft hier, zur Unterhaltung der Gewerbeschule eine jährliche Subvention von 3000. Mark zugewendet.

Görl ig, 14. Oktober. In der heutigen 3. Sitzung des Kommunallandtags der preußishen Oberlausiß gelangte der Vermwaltungsberiht der Landarmen- Direktion zur Verhand- lung. Beschlossen wurde, die Landarmen, wie bisher, in Privat- pflege unterzubringen, und die Direktion autorisirt, die Land- armenktosten für 1876 mit 4 Prozent der gesammten direkten Staatssteuern für den Fall zur Ausschreibung zu bringen, daß dieselben, mit Einshluß der Irrenhauskosten, nicht aus der, der Provinz aus Staatsmitteln gewährten Dotation Dekung finden. Mit Bezug auf §. 128 der Provinzialordnung vom 29, Juni 1875 wurde der Landeshauptmann und der Landesbestallte mit den erforderlihen Verhandlungen mit der Staatsregierung sowohl als mit der Provinzialvertretung beausftragî. Aus dem aus der Provinzial - Darlehnskasse der Ober- lausiß erstatteten Antheile wurde beschlossen, die Beiträge der Oberlausiß zum Bau des Provinzialmuseums zu Breslau und zu den Koften des Sr. Majestät dem Kaiser am 10. v. Mts. von der Provinz gegebenen Festes zu bestreiten; ein Theil ift reservirt, um aus den Zinsen Waisen von Oberlausizer Kriegern im Waisenhause zu Reichenbah zu unterhalten; der Rest soll für die durch Aus\chreibungen niht gedeckten Landarmenkosten auffommen. Zur Unterbringung von Geisteskranken in der Kahlbaumschen Anstalt in Görliy wurden für die Dauer der Etatsperiode 600 s bewilligt; bezüglih der Errichtung einer Fachklasse für Landwirthschaft an der Gewerbeshule zu

Görliß werden die Verhandlungen fortgeseßt werden. Das Regulativ für die Gründung einer Freistelle am Schullehrer- Seminar zu Reihenbah wurde festgestellt. Zur theilweisen Unterhaltung der ständishen Waisenanstalt daselbs, in welcher sih 37 Zöglinge befinden, soll auch pro 1876 die Genehmigung zu einer Hauskfollekte innerhalb der Oberlaufiß nahgesuht werden. Aus den Revenuen der Hülfskasse wurden 3030 # gzu ver- chiedenen Wohlthätigkeitszwecken bewilligt. Auch erfolgte theils die Wieder- theils die Neu-Verleihung einer großen Anzahl von Stipendien und Unterstüßungen aus ständishen Fonds, wie aus Stiftungen.

Cafsel, 15. Oktober. Der Kommunal-Landtag stellte in der heutigen Sizung die Spezial - Etats der stäudishen In- ftitute unter einstweiliger Aussezung der Beschlußnahme über die persönlichen Ausgaben fest. Erledigt wurden die Etats der Landeshospitäler Haina und Merxhausen ohne Veränderung, der Landesbibliothek zu Cassel unter Erhöhung des Ausgabe- verlags zum Ankauf von Büchern auf 10,000 4, sodann die Etats der Landesbibliothek zu Fulda, der Taubstummen- Anstalt zu Homberg, des Landarmen - Verbandes und der Korrektions- Anftalt zu Breitenau nah den Anträgen des Verwaltungs- Aus\chusses. Die Vorlage wegen Dotation des Kommunal- vérbandes mit jährli 2850 4 für Zwede der Armenpflege wurde durh Uebernahme der Zahlung der betreffenden Ausgaben erledigt. Zu der Vorlage wegen Anlegung oder Verwendung der dem Kommunalverband durch das Dotationsgesez vom 8. Juli, §. 26, überwiesenen Beträge beshloß die Versamm- lung die einstweilige zinsbare Anlegung, mit welcher die stän- dishe Schaßkommission beauftragt wurde.

Wiesbaden, 13. Oktober. In seiner vierten Sißung verwies der Kommunallandtag den Entwurf eines Ge- seßes, betreffend die Ablösung der den Kirhen, Pfarreien und Schulen zustehenden Holzabgaben, an eine besondere Kom- mission von 5 Mitgliedern. Darauf wurde nah den Berichten der Finanzkommission, betreffs die Uebertragung und Verwal- tung der niederen landwirthschaftlihen Lehranstalten an den Kommunalverband und betreffs der zinsbaren Belegung und Verwendung ‘des dem Kommunalverbande in Gemäßheit des Dotationsgeseßes vom 8. Juli d. I. zu überweisenden Kreis- fonds, die betreffenden Lehranstalten nebs den dafür gewährten Dotationen auf den Kommunalverband übernommen, der Kreis- fonds aber der Landesbank zur zinsbaren Belegung überwiesen. In gleicher Weise erledigte fich das Reglement, betreffend die Adolfstiftung. Schließlich wurde ein Antrag des Vorstandes der Blindenansftalt in Wiesbaden um Fortgewährung der bisherigen Unterstüßung angenommen.

Bayern. München, 14. Oktober. Se. Majestät der König hat dem Professor Zumbush in Wien das Ritterkreuz des Kronordens, dem Banrath Hügel in München das Ritter» kreuz erster Klasse des Michaelsordens, dem Besitzer einer Fabrik für Steinarbeiten, Herrn Erh. Ackermann in Weißenstadt, das Ritterkreuz zweiter Klasse des Michaelsordens verliehen, sowie den Erzgießerei-Inspektor v. Miller in den erblichen Adelsstand erhoben,

15, Oktober. (W. T. B.) Die von der Majorität der Abgeordnetenkammer beschlossene Adresse ijt bereits an das O. er-Hofmeisterazt zur Weiterbeförderung an den König abFégeben worden. Der König hát \ich gestern von Schloß Berg nah Hohenschwangau begeben, um an der heutigen Ge - burtstagsfeier der Königin-Mutter theilzunehmen. Heute Vormittag 9 Uhr hat ein Ministerrath stattgefunden. Gutem Vernehmen nah wird Prinz Leopold von Bayern auf ärztlihes Anrathen den Winter in Afrika zubringen. Seine Gemahlin, Prinzessin Gisela, wird ihn begleiten. Algier und die Inseln der Westküste gelten als nächstes Reiseziel.

16. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ haben sämmtlihe Minister auf Grund des Kammerbeshlufses bei der Adreßdebatte dem Könige ihre Entlassung angeboten.

Sachsen. Dresden, 15. Oktober. Der König hat ih heute Nahmittag zu einem mehrtägigen Aufenthalte nach dem Jagdhause Rehefeld begeben. Die Königin is heut zum Besuh der Fürstin von Hohenzollern nah Weinburg bei Rheineck in der - Shweiz abgereist. Im Ge- folge befinden \sich die Hofdamen Fräulein v. Fabrice und der Ober-Hofmeister v. Lüttihau. Sowohl die Erste wie die Zweite Kammer hielten heut Sizungen. Die den Ständen zugegangene Budgetvorlage auf die Jahre 1876 und 1877 segt das ordentlihe Budget ‘in Einnahme und Aus- gabe für jedes der beiden Jahre in Höhe von 52,909,957 fest (5,417,038 / mehr, als je für 1874 und 75). Das außer- ordentliche Staatsbudget auf die Finanzperiode 1876 und 1877 weist einen (einmaligen) Bedarf in der Höhe von 36,367,793 nah, welcher gedeckt werden soll mit 11,560,965 # Ver- waltungsübershuß aus der Finanzperiode 1872-73 und mit 24,806,828 6 aus den verfügbaren Beständen des mobilen Staatsvermögens. Die in Evangelicis beauftragten Staats- Minister haben beim evangelisch-lutherishen Landeskonsi- storium den zeitherigen Direktor der 1. Abtheilung des Finanz- Ministeriums, Geheimen Rath Bernard Uhde in Dresden zum Präsidenten, den zeitherigen außerordentlichen Beisißer beim evan- gel:\{-lutherishen Landeskonsistorium, Geheimen Kirchen-Rath Dr. Karl Christian Zapf in Dresden, sowie den Kirchen-Rath bei der Kreishauptmannschaft Baußen, Geheimen Kirhen-Rath Seinrich Adolf JIentsch in Baußen zu ordentlihen geifilichen Räthen, und den Hofprediger an der evangelischen Hofkirhe Dr. Richard Löber in Dresden zum außerordentlicher theologischen Beisizer ernannt.

Württemberg. Stuttgart, 13. Oktober. Gestern wurde die zweite evangelische Landes\synode Württem - bergs eröffnet. Ein Gottesdienst in der Stiftskirche, wobei der erste Stiftsprediger, Prälat v. Kapff, die Predigt hielt, ging voran. Die Sizungen selbs werden im Saale der Kammer der Abgeordneten abgehalten, wo der Kultus-Minister v. Geßler als Königlicher Kommissar die Eröffnung vornahm und die Mit- glieder beeidigte. Die Smne mehr geshäftliher Natur, fiellt mehrere Vorlagen von Bedeutung in Aussicht. Abends war die erste Sikzung, worin die Legitimationsfragen und Wahlprüfungen erledigt wurden, Nur eine Wahl, die von Siuttgart, war wegen Formfehler beanstandet, wurde übrigens für legitimirt erklärt. Heute wurde die Wahl von drei Kandidaten zur Präsidentenwürde vorgenommen, von denen Se. Majestät der König einen ernennt. Gewählt wurden 1) Staatsrath v. Duveruoy (früherer Minister des Innern) mit 47 Stimmen, Prälat a.“ D. v. Mehring mit 33 Stimmen und Frhr. v. Gemmingen mit 37 Stimmen. Hierauf wurden die 4 Sekretäre gewählt, nämlih Helfer Kübcl,

Pfarrer Bazlen, Ober-Amtsrihter Ammon und Hof-Kameral=

verivalter Richter. Nachdem noch die Wahl einer Kommission für ökonomische Gegenstände vorgenommen worden war, ging die Sizung zu Ende. Morgen Berathung des Rechenschaftg- berihts und Wahl zweier Kommissionen. An den Sonnabenden sollen keine Sizungen gehalten werden, damit die Geiftlihen vom Lande zur Sonntagsseelsorge nach Hause reisen können.

14. Oftober. In der evangelishen Landess\ynode haben Staatsrath v. Bißer und Genossen den Antrag gestellt, die Dber-Kirchenbehörde dringend um Verwendung bei der König- lihen Staatsregierung zu bitten, daß die der Weiterführung der kfirchlihen Reform etwa im Wege stehenden Hindernisse beseitigt werden und die betreffenden Vorlagen der Synode in soiher an zugehen, daß fie noch von derselben erledigt werden önnen.

15. Oktober. (W. T. B) Zum Präsidenten der am 12. d. M. eröffneten evangelischen Landes\ynode hat der König den Staatsrath Duvernoy ernannt. Von der Synode wurde ein Antrag auf Beschleunigung der Reformvorlagen angenommen.

Vaden. Karlsruhe, 15. Oktober. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten 31 Ergänzungswahlen zur Zwei- ten Kammer wurden 22 Kandidaten der national-liberalen 6 Kandidaten der ultramontanen Partei und 2 Demokraten ge- wählt. Eine Wahl verlief resultatlos. Die Ultramontanen haben durd; die Wahl 2 Sihe in der Kammer gewonnen, Staatsrath Lamey if zwei Mal gewählt worden. Am 6, d. M. wurde der Kaplaneiverweser Reinhard von ODehningen wegen eines Vergehens gegen die öffentlihe Ordnung vom Schwurgeriht zu 2 Monaten Festung verurtheilt.

Hessen. Darmstadt, 14. Oktober. (Fr. I.) Die Regie- rung hat an die Stände eine Vorlage gelangen lassen, wona die anfänglih auf 18,000 Gulden festgeseßte, 1861 auf 40,000 Gulden erhöhte Apanage des Prinzen Ludwig von Be- ginn des nächsten Jahres an auf 100,000 Mark normirt werden \oll. Da die leßtere Summe dem Betrage "von 58,333 Gulden gleih ist, so handelt es fich um eine Erhöhung von 18,333 Gulden.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 14. Oktober, Aus Anlaß der Verlobung Ihrer Hoheit der Prinzessin Marie mit dem Prinzen Reuß haben ftädtishe Behörden und Korpo- rationen auf telegraphishem Wege ihre Glückwünscche nah Heinrihau übermittelt. Der Zeitpunkt der Vermählung if noch nicht fesigestelt. Der Landtag des Großherzogthums wird im Januar k. Jahres zu einer außerordentlihen Session zusammentreten.

Didenburg. Eutin, 15. Oktober. Die in Aussicht ge- nommene dritte diesjährige Versammlung des Pro- vinzialraths ist nunmehr auf den 19. d. M. angeseßt. Die Dauer isst auf drei Tage in Ausficht genommen. Nach dem Schlusse der Provinzialrathsdiät wenn auch der Birkenfelder Provinzialrath mit seinen Berathungen zu Ende iff wird der Landtag des Großherzogthums in Oldenburg zu- \sammentreten. Vorläufig fteht der 25. d. M. als Tag des Zusammentritts in Ausficht. Außer dem Budget und der damit zusammenhängenden Quotenfrage der Feststellung des Beitragsverhältnisses der drei Provinzen zu-den Centrallasten des Großherzogthums werdèn auf dem Landtage zur Ver- handlung kommen: Ein neues Hypothekengeseß für das Herzog- thum, die Gemeinde-Ordnungen der beiden Fürstenthümer, neue Gehaltsregulative für die Lehrer an den höheren Lehr- anstalten 2c.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. Oktober. Der Prinz Arnulf von Bayern ist am 9. d. M. in Bodola in Siebenbürgen eingetroffen und nahm daselbst an einer Bären- jagd Theil.

Das Reichs gesetz blatt veröffentliht die Verordnung des Ministers für Kultus und Unterricht vom 30. August 1875, betr. die Aufhebung der griechisch-orientalisch-theologischen Fakultät an der Czernowißzer Franz JIoseph-Universilät.

Auf Veranlassung des Iustiz- Ministers ist der Ent- wurf eines Gesehes über die Anfehtung von Rehtshand- lungen zahlungsunfähiger Schuldner sammt Motiven aus- gearbeitet worden und in der Kaiserlih-Königlichen Hof- und Staatsdruckerei in Wien erschienen.

15, Oktober. Die öósterreihische und die unga- rische Delegation haben heute nah Ausgleichung der noch bestandenen Differenzen das gemeinsame Finanzgeseh in dritter Lesung genehmigt. Nah Abzug der Zolleinnahmen beträgt das quotenmäßig zu deckende Erforderniß 103,845,331 Fl. Am nächsten Sonntag findet die Schlußsißung ftatt.

Innsbruck, 12, Oktober. Der Gemeinderath von Riva wurde mit Dekret des Statthalterei-Delegaten in Trient vom 6. d. M. aufgelöst. Diese Maßregel erfolgte wegen Opposition der Stadtvertretung gegen die Verfügungen der Schulbehörde in Bezug auf die Anstellung der Lehrer an den Volksschulen.

Sweiz. Bern, 13. Oktober. Nachdem der- Bund es- rath den Bericht der internationalen Kommission über die ver- tragsmäßig am 1. und 2. d. M. vörgenommene jährlihe Verl- fikation der Bauten am großen St.Gotthardstunnel entgegen- genommen, hat er heute die von den Subventionsstaaten für das leßte Baujahr, das mit dem 30. v. M. abgelaufen ift, zu leistende Beitrags\umme auf 4,225,415 Fr. angeseßt, wozu noch 3,148,148 Fr. als dritter Jahresbeitrag kommen, also total 7,373,563 Fr. Von dieser Summe hat Jtalien 3,903,651 (©/25 pCt.), Deutschland 1,734,956 (2/5 pCt.) und die SHweiz ebensoviel, 1,734,956 Fr. (29/z; pCt.) zu leisten. Diese Summen sind bis 3. November 1876 zu entrichten. Die Genfer Regierung hat den Pfarrer von Meinier, Tissot, welcher leßte Woche aus dem Kanton Genf ausgeiwle- sen worden ift, aber noch immer s{ch dort aufhält und leßten Sonntag fogar in Meinier wieder Messe gelesen hat, in Folge dessen es zu einem neuen tumultuarishen Auftritte fam, ver- haften und nach Genf \{haffen lassen, ;

Pruntrut, 15. Oktober. (W. T. B.) Die katholische Synode ses Kantons Bern hat si beinahe einstimmig für Aufhebung des Priestercölibats, der obligatorischen Ohrenbeichte und gegen das Tragen der Soutane ausgesprochen.

Niederlande. Haag, 13. Oktober. Nah einem dem Kolonien-Ministerium zugekommenen Telegramme des General- Gouverneurs von Niederländish-Indien hat der interimistische Befehlshaber in Athin unter dem Datum des 9. d. der in- dishen Regierung gemeldet, daß der Gesundheitsftand unter den Truppen in Athin günstig war und daß der Fürst von Rigas Schritte Behufs Anerkennung der niederländischen Souveräncetät

gethan hat.

Großbritannien und §eland. London, 13. Dk f tober. Die Prinzessin von Wales begiebt sich am 28. No- vember nach Windsor, um ihren Geburtstag (1. Dezember) im Kreise der Königlichen - Familie zu verleben. Dann wird Ihre Königlihe Hoheit ihren Eltern in Kopen- hagen einen längeren Besuch abstatten. Die Admi- ralität hat nun ihr Urtheil über das Resultat der jüngsten friegsgerihtlihen Untersuhung betreffs der mit dem Unter- gange des Panzerschiffes „Vanguard“ verknüpften Um- stände abgegeben. Sie is der Ansicht, daß die große Geschwin- digkeit, mit welher das Geshwader während des Nebels segelte, und welche das Kriegsgeriht als die ursprüngliche Ursache des Zusammenftoßes zwishen dem „Iron Duke“ und dem „Vanguard“ bezeichnete, in keiner Weise das Ung!ück herbei- führte, dasselbe sei vielmehr der verringerten Fahrges\ chwindigkeit des „Vanguard“ und dem auf Anordnung von Lieutenant Evans erfolgten ungehörigen Verlassen des Courses Seitens des „Fron Duke“ zuzuschreiben. Vize-Admiral Tarleton, der Commandeur des Geschwaders, sowie Kapitän Hickley, der Kommodore des „Iron Duke*, werden demnach von jeder Mitshuld an der Kollision freigesprohen, während der erwähnte Lieutenant Evans seines Postens enthoben wird und die gegen Kapitän Dawfkins und die übrigen Offiziere des „Vanguard* gefällten fkriegsgerihtlihen Urtheile bestätigt iverden. Nach einer Depeshe aus Ottawa vom 11. ds. hat Mr. Matckenzie, der kanadishe Premier-Minister, eine Rede gehal- ten, in welcher er verschiedene Projekte für eine Reichs-Föderation mißbilligte. Die Politik der Regierung des Dominion, bemerkte er, sei indeß darauf berechnet, alle Verantwortlichkeiten, die Ca- nada als einem integrirenden Theil des Reiches obliegen, zu übernehmen.

Frankreich. Paris, 16. Oktober. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ publizirt die Ernennung Welche's zum Präfekten von Lyon an Stelle Ducros', welher zum Direktor der Algierishen Angelegenheiten im Mini- fterium ernannt i. Außerdem sind 7 Präfekten in andere Präfekturen verseßt und 3 neue ernannt worden.

Spanien. Nach über Paris, 16. Oktober, Morgens, ein-

gegangenen Nachrichten aus Perpignan soll der Carlistenchef Gensd'armerie verhaftet

Gamundi in Offseja durh die worden fein.

Lüirkei. Konsiantinopel, 16. Oktober. (W. T. B.) Auf die Anzeige des Direktors der Kaiserlichen Bank, Daß seit ungefähr zehn Tagen die Bank keinerlei Einzahlungen für Rechnung des Staates empfangen habe, erwiderte der Groß- vezir, daß die gewöhnlich in die Bank fließenden Einkünfte in besonderen Kassen hinterlegt würden, um die Summe aufzu- bringen, welche zur Rückzahlung an die Kontrahenten des zur Zahlung des Oktobercoupons aufgenommenen Vorschusses erfor- derlich ist.

Mostar, 15. Oktober, (W. T. B.) Server Pascha hat heute hier das Großherrliche, die einzuführenden Reformen betreffende Irade mit einer ausführlichen Darlegung der darauf bezüglihen Ausführungsbestimmungen publiziren lassen und die erneute Aufforderung an die Insurgenten gerichtet, die Waffen niederzulegen.

Belgrad, 15. Oktober. (W. T. B.) In der Skups\ch- tina wurde der Antrag eingebracht, die Dienstzeit im stehen- den Heere auf ein Jahr herabzuseßen; der Antrag wurde an den betreffenden Aus\{uß verwiesen.

Nusland und Polen. St. Petersburg, 13. Oktober. Se. Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Konstantin Nikos lajewit\ch if am 10. Dftober, Abends, nah St. Petersburg zurückgekehrt. Die Gesellschaft zur Hülfsleistung bei Sgchiffsbrüchen, die unter dem Patronat der Großfürftin-Thron- folgerin steht, wird nah dem „Golos“ im nächsten Jahre vom Ministerium des Innern eine Unterstüßung von 18,000 Rbln. erhalten, um Rettungsbôte undHütten zum Unterkommen Schiff- brüchiger an der Küste des Weißen Meeres im Gouvernement Archan- gel zu unterhalten. Die Geseß esbestiimmungen über die Verhältnisse der Ehegatten zu einander und der El- tern zu den Kindern sollen, dem Vernehmen nah, von einer besonderen Kommission neu bearbeitet werden. Als Material dieser Arbeit werden die Urtheile der öffentlihen Gerichte über ein} chlagende Zâlle, die zu d'esem Zweck speziell gesammelt, verwandt werden. Mehrere gelehrte Juristen sollen in die Kommisfion berufen werden. Der „Golos* veröffentlicht heute eine Korrespondenz aus dem russischen Lager bei Machram, die größtentheils eine aus- führlihere Schilderung der Niederwerfung der aufrührerischen Kokander, der Schlacht bei Machram und der Eroberung der Festung bringt, zugleih aber nachstehende Proklamation „enthält, die der General-Gouverneur Kaufmann an die Ein- geborenen erlassen hat : 4 S „Volk von Kokand, Sarten, Kiptschaken, Karakirgi]en, alle ehe- maligen Unterthanen Chudojar-Chans! Einige ehrsüchtiae Leute un- ter Euch, deren Nan:.cn ih niht nennen will, haben Euch zu dem heiligen Kriége (Chasiwat) gegen die Russen _aufgereizt. Dieser Chasiwat hat feinen Sina. Dec Krieg- wider die Macht des großen Weißen Zaren, welcher allen seinen Völkern Frieden und Woßlergehen schenkt, ist ungerecht, und Gott wird immer wider den sein, der die Waffen gegen die Russen erhebt. Fragt die Sarxten, fragt die Kirgisen, die dem großen Zaren unterthan find, ob sie nicht gut, ob sie nicht ruhig unter teinem gnädigen Schuß leben. Hindert sie Jemand, nah muhawuedanischem Geseß zu beten ? Ih, der Bevollmächtigte des großen Zaren und nach feinem Befehl Regent der Bevölkerung von Turkestan, kann Euch sagen, daß das Volk, Sarten und Kirgisen, bei uns glücklih ift, reich wird und si des Friedens und der Ruhe erfreut. Der große Zar bricht den Schariat nicht. Seine Regierung über die Vôlker* ist auf Gerech- tigkeit und das Geseß gegründet. Die Ehrsüchtigen, die Euch zum Kriege gegen die Russen aufgereizt haben, thaten das nit um Eures Wokhtes, sondern um ihrer eigenüßigen Zwecke willen, nur um Macht zu gewinnen, Sie haben Euch Böses gethan, undëum fie zu strafen, müßt Ihr sie einfangen und sie mir überliefern. Jch bin mit einem Heere zu Euch gekommen, um die Pferdediebe zu trafen, die Euch zum Kriege mit den Rusfsen_ aufge- reizt haben. Gegen Waffenlose kämpfen russische. Soldaten nicht, Wer aber mit den Waffen in der Hand _ getroffen wird, den werde ich zu strafen befchlen, Legt daher die Waffen nieder, zerstreut Euch in Eure Häuser, ein Jeder nehme sein Geschäft auf; dann wird Euch kein Russe beleidigen, Niemand wird Cuer Eigenthum antasten, und Alles, was die Soldaten nöthig haben und was sie von Euch nehmen werden, wird Euch mit Geld bezahlt wer- den. Ein sol#es Geseß haben die Russen, anders verfahren die Sol-

daten des großen Zaren nicht. ; Euren Maa Chan, Chudojar-Chan, habe ich aus Taschkent

Nach dieser Proklaination kehrte Ruhe in der Gegend ein; 7 in den folgenden Tagen zeigten sih keine bewaffneten Banden mehr. Die russishen Truppen bleiben vor Machram stehen, um nachkommende Transporte aus Chodshent vor dem weiteren Vor- rücken nach Kokand abzuwarten.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Oktober. Der „Post-och Inr. Tidn.“ zufolge betrugen die Sta ats-Ein- nahmen im September d. I.: Zölle 2,759,932 Kronen 81 Oere gegen 3,749,207 Kronen 59 Oere im September 1874 (vom 1. Januar bis 30. September d. I. 17,993,960 Kronen gegen 21,977,619 Kronen 75 Dere im gleihen Zeitraum des vorigen Jahres), Branntweinfabrikationsabgaben 875,014 Kro- nen 48 Oere gegen 317,111 Kronen 68 Dere (von Anfang die- ses Jahres bis Schluß September 8,456,357 Kronen 84 Dere gegen 7,162,210 Kronen 88 Dere im vorigen Jahre), und die Einnahmen der Staats - Eisenbahnen annähernd 1,275,000 Kronen gegen 1,201,168 Kronen 65 Oere (in den erften neun Monaten d. I. 11,000,000 Kronen gegen 10,498,970 Kronen 90 Oere in 1874). Da die Gesammteinnahmen aus diesen drei Titeln in den drei ersten Quartalen dieses Jahrcs 37,450,317 Kronen 84 Oere betrugen, dieselben dagegen im gleichen Zeit- raum des vorigen Jahres 39,638,800 Kronen 83 Oere betragen haben, fo ftellt fich die Mindereinnahme dieses Jahres auf 2,188,482 Kronen 99 Dere.

Christiania, 10. Oktober. Die Zoll einnahmen, welche im August dieses Jahres gegenüber dem entsprechenden Monate des vorigen Jahres einen Stillstand zeigten, find im Septem- ber wieder gestiegen, indem sie 212,891 Species gegen 192,517 Species in 1874 betrugen; in den ersten neun Monaten dieses ahres find im Ganzen 3,113,407 Species oder 160,691 Spezies mehr, als im gleihen Zeitraume des Vorjahres ‘an Zöllen ver- einnahmt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 15. Oktober. i lichen Hoheiten der Großfürst-Thronfolger und die Gro ß- fürstin Dagmar, welche zestern ihre Rückreise nach St. Petersburg antreten wollten, haben fih ir. Folge des anhalten- den stürmishen Wetters veranlaßt gesehen, dieselbe bis zum Eintritt günstigerer Witterung zu verschieben. E

Amerika. Washington, 15. Oktober. (W. T. B.) Der Bericht des landwirthshaftlihen Bureaus konstatirt eine Verbesserung des Standes der Baumwolle während der leßten Monate in Alabama, Louisiana, Arkansas und in den übrigen Baumwollenstaaten, jedo eine fleine Verschlechterung im Verglei zum Oktober 1874,] Ee 4 s

(A. A C) Dex Gesandte. von Hayti, Herr Preston, i|ff in Washington eingetroffen und berichtet, daß die diplomatishen Schwierigkeiten, welhe aus der Beherbergung des Insurgenten-Generals Canal und seines Gefolges im Hause des amexikfanishen Gesandten in Port-au-Prince entstanden, friedlich beigelegt worden sind. Laut Dekret der Regierung von

Hayti find Canal und seine Anhänger des Landes verwiesen worden, und hat die Regierung ihre Ehre verpfändet, der Ab- reise der Insurgenten keine Hindernisse in den Weg zu legen. Das amerikanishe Kriegs\chiff}, welhes nach Port-au-Prince segeln sollte, hat darauf hin Contre-Drdre erhalten.

T Y X T C T F ED

Ihre König-

Nustralien. Aus Melbourne wird unterm 19. ds. gemeldet, daß der General-Gouverneur das Gesuch der Minister um Auflösung des Parlaments zurückgewiesen hat, in Folge dessen das Kabinet zurückgetreten ist.

Nr. 42 des „Central-Blatts für das Deutscche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler - Amt, hat folgenden Jnhalt : Allge- meine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Handels- und Gewerbewesen : Dispensation von äczt- licher Prüfung 2c. Zoll- und Steuerwesen : Veränderungen bei Steuer- stellen, Münzwesen: Uebersicht über die Auèprägung von Reichs- münzen. Finanzwesen: Nachweisung der bis zum 5. Oftober 1679 stattgehabten Ausführung des Gesetzes, betr. die Ausgabe von Reichs- fassensheinen, vom 30. April 1874; Nachweisung über die am 30, September 1875 im Umlaufe bezichun- sweise im eigenen Be- stande der deutschen Zettelbanken vorhanden gewesenen, sowie auch der nach erfolgter Cinlösung veruichteten Bankauten. Postwesen: Ueberkcht über die währepd des 111. Vierteljahres 1875 im deutschen Reichs - Positgebiete eingerichteten und aufgehobenen Poftanstalten. Konsulatwesen: Ernennungen 2c. Hersonal-Verändecungen 2c.: Er- nennung.

Nr. 19 des „Marine - Verordnungs - Blatts" hat folgenden Jnhait: Instruktion zur Ausführung des Gesehes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875. Verordnung, betreffend die Einführung der Reichs- währung. Bekleidungs-Veränderungen für die Offiziere und Mann- {haften des Seebataillons und dr See-Artillerie-Abtheilung. Negociirung von Wechseln in Cadix. Führung der Strafbücher. Ziehung von Wechseln beim Aufenthalt in den Gewässern der Sunda-Inseln. Vergütungssäße für geleisteten Vorspann. Ab- änderung des Reglements über die Verpflegung der Rekruten, Reser- visten 2c. vom 5. Oktober 1854: Bekleidung. Behandlung der Steuerreepe aus Ledertauwerk, i

Nr. 39 des Justiz-Ministerial-Blattes enthält ein Erkenntniß des 2s Tiity Ober-Tribunals vor 8, April 1879: die „Buße“ ist keine öffentlie „Strafe“ im Sinne der Strafyrczeß- Gesetze; die zu Gunsten des Angeklagten eingetretene relative Rechts- fraft hindert daher den Richter nicht, demnächst noch auf eine Buße zu erkennen. Gleichwohl steht die Verfolgung auch in jo weil, als es sich um die Buße handelt, der Staatsanwaltschaft zu; sie ist be- fugt, lediglih in Beziehung auf diese cin Rechtsmittel einzulegen.

Reichstags - Angelegenheiten.

Weilburg, 15. Oktober. Nah dem nunmehr vorliegenden offiziellen Ergebniß der bereits gemeldeten Neuwahl eines Reil; 8- tags-Abgeork neten für den 4. Wiesbadener Wahlbezirk hat der ge- wählte Justiz-Rath Hilf aus Limburg (Fortschrittspartei) 9467 Stimmen erhalten. Der Gegenkandidat, Oekonom Tripp (ultramon- tan) erhielt 4544 Stimmen.

Statistische Nachrichten. A

Nach Mittheilung des städtischen ftatistishen Bureaus sind bet

den Sl ibetüntein Berlins in der Woche vom 3. bis inkl. 9.

Oktober zur Anmeldung gekommen: 459 Eheschliezungen 905 Lebend- geborene, 33 Todtgeborene und 552 Sterbefälle. j

Der soeben erschienenen Uebersicht der Einnahmen und Aus-

gaben bei der Sächsischen Landes-Immobiliar-Brand-

versicherungsanftalt in Dresden auf das Jahr 1874 entnehmen

nach St. Petersburg geschickt, Er wird nicht mehr Euer Chan sein,

da mix bekannt ist, daß er vom Volk in Kokand nicht geliebt wurde.

General-Gouverneur und Commandeur der Truppen, General Adjutant von Kaufmann I. : : Am 22. Auzust 1875, im Bivouñk bei Macram.

wir Folgendes: Die Gesammtverficherungé}umme der Anstal{ betrug in E des Jahres 1874 646,360,580 Thlr. ; fie erfuhr im Laufe des Jahres einen Zuwachs von 59,646,920 Thlr, erceichte mithin am

in diesem Geschäftsjahre, gleich wie im Norfzhre 1873, nur sogenannte „ordentliche“ Beiträge von 3 Pf. für die Œinheif erhoben, dexen Ge- sammtbetrag die Summe von 1,426,104 Thlr. 8 Ngr. 6 Pf. ergab. Mit Hinzurechnung der Zinsen von angelegt: Kapitalen und einiger anderer außerordeztliher Eiauahmen ist die Gesammteinnaÿme auf 1,502,919 Thlr. 6 Nar. 4 Pf gestiegen, Es ereigneten sich im Laufe des Jahres 759 Brand- und Blitzsci.adenfälle, Die zu bew illigenden Entschädigungen betruzen; 1,079,408 Thlr. für Brand- und Bliß- \chäden, 1937- Thlr. für die durch Handhabung der Löschanftalt: herbeigeführten Zerftörungen an Umfriedigungen. Anßerdem wurden gewährt: 4603 Thlr. Löschprämien in 354 Brandfällen, 14,260 Thir. Beiträge, zu den Orts-Feuergeräthekafsen wach 1% der gezahltcw Brandversicherungsbeitcäae. Im Ganzen stellten sich die Leiftuigem der Landesanstalt auf 1,101,164 Thlcr. Der Verwaltungéaufwand er- forderte 137,912 Thlr. Es stellt sich mithin die Gesammtausgave auf den Betrag von 1,239,077 Talr., “und ergiebt fich hiernæch ein EinnahmeübecsGuß von 263,841 Thlr. 26 Nur. 15 Pf. Derfelve hat nach Maßgabe der geseßlichen Bestimmungen dem zu unier- haltenden und bis auf die Höhe von + Prozent der Gesaumt- versichecnngssumme anzusammelnden Rescrvetond zuzuflicßen, wodu:ch diejer letztere, welcher das Vermögen der Anstalt bildet, mit dem Schlusse des Jahres 1874, die Höhc von 1,398,825 Thlr. 28 Nax. 64 Pf. erreicht hat und sonach vorauéfichtlich in naher Zeit den vollen geseßzlihen Betrag erreichen wird.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Am 15. d. M. verstarb hierselbst nach längerem Leiden der bekannte Genremaler Professor Theodor Hosemann. In der C. Pfeiffershen Buch-, und Kunsthandlung hier- selbst ift soeben in sauberster Ausstattung ein „Varzin-Älhum * erschienen, welches folgende 9 Ansichten des Landsißes des Füriten von Bismarck enthält: 1) Das Schloß, Parkieite, 2) Das Schloß, Hof= seite, 3) Der neue Flügel des Schlosses, 4) Das Arbeitszimmer des Fürsten, 5) Das Gejellichaftêözimmer, 6) Der Park, 7) Die Garten- laube, 8) Die Oe-konomiegebäude, 9) Das Forsthaus. Die Original- zeichnungen sind, wie das Titelblatt bemerkt, mit Bewilligung Sr. Durchlaucht des Fürsten aufgenommen, uxd als wohlgelungen zu be- zeichnen. Die soeben erschienene Nummer 1685 der „Jllustrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende SJllustrationen: Die Mitarbeiter der „Monumenta Germaniae“ : Hegel, Perb, v Giesebrecht, Watten- bach, Wait, Sickel, Nißsh, Mommsen, Stumpf-Brentano, Euier, Dümmler. Nach Photographien gezeichnet von H. Scherenberg. Die Internationale Garteabau-Ausstellung zu Cöln: Besuch der: Deutschen Kaiserin. Originalzeichnung von Knut Efwall.

Gewerbe und Sandel.

Görliß, 15. Oktober. (W T. B.) Der Kommunalland- tag der Oberlausiß hat heute nach dem Antrage des Ausschusses die Aufgate seines Notenpyrivilegiums beschlossen i

Côln,. 16, Oktober. (W.- T. B.) Die Mehreinnahmen der Rheinischen Eisenbahn betrugen im Monat September d. J. 355,058 „6 Vom 1. Janaar bis ult. September betrugen die Mehreinnahmen 2,664,389 M. H ,

Dresden, 16. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung der sächsischen Bank waren statt der zur Beschlußfassung erforderlichen 25,090 nur 10,700 Aktien vertreten und war diejelbe demgemäß nicht bes{luß- fähig. Es wird deéhalb sofort cine anderweite Generalversammlung auf den 20. November einberufen werden. |

Die Kaiserliche Geueral-Direktion der Eisenbahnen in Elsaß- Lotbringen hat den Bericht über die Verwaltung der Eisen- bahnen in Elsaß-Lothringen und Luxemburg im Jahre 1874 veröôffentlicht. Nach demselben bildet das Bahnneß in Elsaß Lothringen in seinen Hauptzügen einen Theil der großen Verkehrs- linien, welche einerseits von Italien, der Schweiz und dem südlichen Frankreich nach dem Norden, andererseits von dem Osten Europas über Wien bez. Berlin nah Paris führen. Die am Schlusse des SFahres 1874 vorhandenen 24 Bahnstrecken hatten eine Gesammt- länge von 862,22 Kilometer, von denen 464,22 Kilom. zweligelei}tg waren. Die Länge der Wilhelm-Luxemburg-Vahnen, welche den Verkehr zwischen Elsaß-Lothringen einerseits und Belgien, Holland, England und dem nordwestlichen Deutschlard andererseits permitteln, betrug Ende 1874: 170,41 Kilom,, darunter 19,58 Kilom. zweigeleisig. Das bis zum Schlusse des Jahres 1874 verwendete Anlagekapital belief fich auf 110,886,811 Tblr. An Betriebêmitteln waren zu derselben Zeit vorhanden: 405 Lokomotiven, 776 Personen- wagen (darunter 82 mit Postcoupées), 200 Gepäckwagen,_ 1741 be» deckte Güterwagen mit einer Tragfähigkeit von 17,395,000 Kilogr. und 7845 ofene Güterwagen niit ciner Tragfähigkeit von 76,412,900 Kilogr. Der Verkehr des Jahres 1874 war im Allgemeinen ein äußerst ge- drückter, und hatte namentlich die lothringische und die laxem- burgishe Eisen - Judustcie mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Zahl der im Jahre 1874 beförderten Per)onen betrug 9,584,448 (376,977 weniger, als in 1873); gleich» wohi E in Volge ver Jer Ende 1874 eingetretenen Erhöbung der Fahrpreise die Einnahme aus dem P. rsonenverkehr von 92,509,444 Thlr. in 1873 auf 2,658,365 Thlr. in 1874 gestiegen. An Passagiergepäck wurden 21,020,320 Kilogr. mit einer Einnahme von 177,494 Thlr. expedirt (gegen 1873 mehr 1,982,120 Kilogr. und 13,569 Thir.). Der Güterverkchr umfaßte, abgefehen von dem kosten» frei beförderten Betriebsgut, 5,955,174,774 Kilogr. (gegen 1873 weni- ger 702,583,916 Kilogr.), außerdem 29,541 Achsen Bieh (gegen 1873 mehr 769) und 1517 Eisenbahnfahrzeuge (gegen 1873 weniger 1498). Die Einnahme aus dem Güterverkehr is dagegen in Folge der ein- getretenen Tariferhéhung von 7,128,546 Thlr. in 1873 auf 7,386,937 Thlr. in 1874 gestiegen. Von den beföïderten Massen gingen und kamen: nah bezw. von den anzrenzenden deutschen Gebieten 936,1 Mill. Kilogr. und 1579,5 Mill. Kilogr., nach bezw. von Belgien 469,2 und 673,7 Mill. Kilogr., nah bezw. von Frankrei 745,2 und 710,8 Mill. Kilogr, nach bezw. von der Schweiz 545,0 und 60,0 Mill: Kilogr. Di- Gesammteinnahme des Jahres 1874 betrug 11,514,852 Thlr. (1873: 10,710,721 Thlr.), wovon auf die Reichsbabnen 9,939,247 Thlr. (1873: 9,085,711 Tblr.), auf die Wilhelm-Luxemburgvahn 1,575,605 Thir. (1873: 1,625,010 Thlr.) entfallen. Die Gefammt- ausgaben beziffern sih auf 9,747,759 Thlr. geen 9,979,253 T N 1873. Hiernach ergiebt sich für 1874 ein Neberschußz von 1,767,0 3. Thlr. (1873 nur 731,468 Thlr.), durch welchen das aufgawendete An- lagekapital mit 1,438 % verzinst wird.

Verkehrs-Anstalten.

er durch seine Thätigkeit für den Eisenbalubau bekannte, Frbr_M. es R Bex hat (im Vexlage von A. Hartleben iu Wien, Pest und Leipzig 1876) eine Broschüre herausgegzben, welche sich Nationalität und Eisenbahnpolitik“ betitelt und die vier Hauptprobleme der österreichischen Eisenbahnpolitik und ihre Lösung diss, futirt: Einflußnahme des Staates auf das Eisenbahnwesen. in seiner. Gesammtkleit; Hülfeleistung an nothleidende Bahnen ; Maximenfest-e stellung für den Aushau des Bahnnegtzes; Organijation der Oberauf4 sicht iber die Bahnen. Der leitende Gedanke des Verfassers it, daß gesunde Lösung der Probleme der Eisenbahnpolitik jedes Landee nur aus der spezifischen Individualität desseiben herausfonstruirt werden könne. Zum Beleg dessen wird die Entwickel.ang der Gisen- bahnsysteme in den Hauptkuiturstaaten in Skizzen vorgeführt und gezeigt, daß die vitalsten B-.:dingungen jener Entwittelungen, selbst da, wo die äußeren Erscheinungen gewisser Momente derselben täuschende Aehnlichkeit zeigen, doch so total vex schieden sind, daß mit dera Maße der \pazifischen Eriprieß- lichkeit einer Maxime oder Maßnahme în einem Lande die Wahrscheinlichkeit ihrer Unyerpflanzbarkeit in ein andercs wächst. Den {{lagenèsten Beweis hierfür liefern die Entstehungen dep großen Bahnkomplexe in England und Frankrei dur Fusionen. Die Schrift beantwesrtet sodann die Frage: Was dep'a eigentlich als

Schlusse des Jahres die Summe von 699,907,500 Thlr. Es wurden

der Gewinnst der shwäheren Linien durch ihre Fuß-onirung mit stäxs