1875 / 252 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Oct 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Mäjéstät der Köntg haben Alle{(ädigst geruht: Dêiñ Hauptmann von Goßler, ò a suite des 6. Thírin- gischèn Infanterie - Regiments Nr. 2%», kommandirt zur Dienst- leistung beim Kriegs-Ministeriuuy, dem Hauptmann a. D. und Beigeordneten Mund zu Be” (sberg, dem Regierungs-Sekretär Kanzlei-Rath Braa ck zu Dtettin, dem Departements-Thierarzt Küßhnert zu Gumbinn®ag und dem Steuer-Einnehmerx Güdel-=- hoff zu Ibbenbüren im Kreise Tecklenburg den othen Abrer- Orden vierter Klasse; dem Gemeindeschullehrer Authenrieth zu Berlin und dem emeritirten Schullehrer Ädckermann zu Naumburg a: S. den Königlihen Kronen-Orden vierter Kiasse; sowie dem Schullehrer Schröder zu JIeddingen im Kreise Rotenburg und dem Steuer-Aufseher Galombek z'c Ratibor das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Lajeftät der König haben Allergnädi/| geruht: Allerhöchstihrem Flügel-Adjutanten, Oberst-¿n Fürsten Anton Radziwill, die Erlaubniß zur Anlegung ‘zes ihm verliehenen Commandeurkreuzes* erster Klasse des E-coßherzoglih badischen Ordens vom Zähringer Löwen zu erthilen.

Deutsches Nei. Von dem Kaiserlichen Vize-Konsul Vittery in Brixham ist Herr I. Beater zum Konsular-Agenten in Teignmouth er- nannt worden.

Bekanntmaähun:g. Postanweisungs-Verkehr mit Niederland.

Vom 1. November ab werden die Beträge auf Postanwei- Jungen nah Niederland nach dem Verhältniß von 1 Gulden Niederländisch gleih 1 Mark 72 Pfennig in die niederländische Währung umgewandelt werden.

Berlin, den 19. Oktober 1875.

Kaiserlihes General-Postamt.

Einrihtung einer neuen Poftanstalt in Kl. Andreasfstraße Nr. 10.

Mit dem 28. d. Mts. tritt in der Kl. Andreasstraße Nr. 10 eine Postanstalt in Wirksamkeit, welhe die Bezeichnung Nx. 51 (Andreasplag) führen wird.

Die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publikum sind:

a. an Wochentagen: von 8 Uhr früh (im Sommerhalbjahr von 7 Uhr) bis 8 Uhr Abends;

b. an Sonntagen: von 8 Uhr früh (im Sommerhalbjahr von 7 Uhr) bis 9 Uhr Vormittags und von 5 bis 8 Uhr Nachmittags.

Berlin, C., den 23. Oktober 1875.

Der Kaiserlihe Ober-Postdirektor. Sachße.

Am 1. Novembcr d, J. wird zu Kappelrodeck, Amtsbezirk Achern in Baden, eine Reiche- Telegraphenstation mit beschränktem Tagesdienst eröffnet werden.

Karlsruhe, den 23. Oktober 1875.

Kaiserliche Telegraphen-D irektion.

der

Königreich Preufßen. Ministerium der geistlihen, Unterrichis- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdocent an der Universität zu Breslau Dr. Richard Pischel ist zum außerordeutlihen Professor in dexr E Fakultät der Universität zu Kiel ernannt worden.

Beim Gymnasium in Rheine i} die Beförderung des ordentlihen Lehrers Pellengahr zum Oberlehrer genehmigt worden.

An der Louisenstiftung zu Posen is die kommissarische Lehrerin Ko als ordentliche Lehrerin angestellt worden.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der Königliche Kreis-Baumeister Julius Stavenhagen zu Königsberg N. M. if in gleicher Eigenschaft nah Krotoschin, Regierungsbezirk Posen, verseßt worden.

Der bisherige Baumeister Reinhard Wurffbain zu Heydekrug, Regierungsbezirk Gumbinnen, isst als Königlicher Kreis-Baumeister daselbst angestellt worden.

; BeéekauntmäaGuná. __ Die chirurgische Klinik in dem Königlichen Universitäts-Klinikum, Ziegelstraße 6, wird für das Winter-Semester Ende dieses Monats eröffnet werden,

Kranke, zu deren Heilung chirurgische Hülfe nöthig ist, können fich daselbst täglich Mittags von 1—2 Uhr melden. Bedürftige Kranke erhalten außer freier Behandlung auch freie Arznei. Die Anmeldung zur Aufnahme dringender Krankheitsfälle wird von den in der Anstalt wohnenden Uisistenz-Aerzten zu jeder Zeit entgegen- genommen,

Diejenigen Kranken, welche eine unentgeltliche Aufnahme na{- suchen wollen, haben sich zuzor bei dem Unterzeichueten \chriftlich zu melden, Privatéranke können gegen Bezahlung der reglementsmäßigen Kurkosten aufgenommen werden, soweit die Räumlichkeit es ge- ftattet.

Berlin, den W. Oktober 1875,

B. von Langenbeck, Geheimer Ober-Med1,zinal-Rath und Professor, Direktor des König- lichen Klinifums, Roonstraze Nr. 3.

B eann g. _Die Königliche Univer,itäts-Poliklinik für innerlih Kranke, Zie- gelstraße 6, ist wieder eröffn, "t. Meldungen täglich von 12—1 Uhr. Unbemittelte erhalten außer freier Behandlung au freie Arznei und Erquickungsmittel, E Berlin, den 26. Oktober [Le 9- Professor Dr. Joseph Meyer, Direkior der m dizinischen liniversitäts-Poliklinik und dirigi, nder Arzt in der Charité.

Nichtamtliches. Deutsches Neic Preußen. Berlin, 27. Oktober. Se. ‘Majestät der Kai r und König empfingen im Laufe des gellrige? Vor- mittags „Cn Besu Ihrer Kaiserlihen und Königligjan Hoy iten des Kronpr..'1sf1 und der Kronprinzessin und nayinen die Vo.r- träge der Hofu."arshäâlle entgegen.

eute empfi gen Se. Majestät nach den Vorträgen der 19

Y

ofmarscälle zunäg,# *um 11 Uhr den Obersten von L'Estocq, eue des 1, Garde-Regiments z. F., sodann den kom- |

mahditéndén Eeriéral des T Armee-Corps, General der Ji- fanterie von Barnekow, “ind um 1 Uhr im Beisein des Stadi- Kommandanten, G-neral-Majors von Neumann , militärische Meldungen, Die regelmäßigen Vorträge nahmen Se. Majestät heute _ nchch nit entgegen, sondern arbeiteten den übrigen Theil des Tages für Sich allein.

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin traf ge- stern Abend, nah einem Besu bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin in Karlsruhe und bei dem Großherzog von Hessen und bei Rhein in Darmstadt, in Coblenz ein. Den Kammerherrndienst übernimmt der Könftg- lihe Kammerherr Graf Fürstenberg-Stammheim.

Ihre Kaiferlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin trafen gestern Vormittag um 11 Uhr von Potsdam hier ein, statteten Sr, Majestät dem Kaiser einen Besuch ab und begaben Sih um 115 Uhr zur Enthüllungsfeier des Stein-Denkmals nach dem Dönhofsplaß. Später besuchten Ihre Kaiserlihen und König- lihen Hoheiten die Ausstellung des Vereins Berliner Künstler in der Kommandantenstraße; nah "der Rückehr in das Palais empfing Se. Kaiserlite Hoheit der Kronprinz den König- lihen Kammerherrn und Schloßhauptmann Grafen Spee, sowie den Oberst-Lieutenant v. Saldern, beauftragt mit der Führung des 2. Schlesishen Dragoner-Regiments- Nr. 8, und den Major v. Zawadzki desselben Regiments, während Ihre Kaiserlihe Hoheit die Kronprinzessin der Frau Professor Lina Schneider aus Cöln, dem Hof-Buchhändler A. Dunker und dem Hrn. Salviati aus Venedig Audienzen ertheilte. Nach- dem Beide Höchste Herrschaften noch den Verein der Künst- lerinnen in der Leiz zigerstraße Nr. 136 sowie die: ‘Ausstellung der Schülerarbeiten im Gewerbemuseum besucht, kehrten Höchst- dieselben Nachmitiags mit dem 5 Uhr-Zuge nah Potsdam zurück.

Ueber den Tag der Abreise Sr. Majeftät des Kaifers und Königs von Mailand geben wir nachträglih noch folgende Mittheilungen:

Am Sonnabend, den 23.,, Vormittags 9 Uhr, empfingen Se. Majestät der Kaiser zunähst den Präfekten, Grafen della Torre und den Syndaco, Grafen Bellinzaghi von Mailand und drückten denselben Allerhöchstihkren Dank und Ihre Befriedigung über den freundlihen Empfang aus, welher Sr. Majestät von der Mailänder Bevölkerung und von der Stadt zu Theil ge- worden sei.

Alsdann hatten der Präfekt und der Syndaco von Como die Ehre des Empfanges bei Sr. Majestät. Nach einigen von dem Syndaco gesprohenen Begrüßungsworten wandte \sih der Präfekt mit einer Anrede an Se. Majestät, indem er ungefähr sagte: Er komme, um Sr. Majestät den Dank der Bevölkerung für die hohe Ehre darzubringen, welche Allerhöchstdieselben der Stadt und Provinz Como durch die Annahme der Einladung nach Como erwiesen hätten, und versichere Se. Majestät, daß der Enthusiasmus der dortigen Einwohnerschaft an Wärme dem a nahstände, welchen Allerhöchstdieselben in Mailand ge- unden.

Zum Andenken an das freudige Ereigniß sei er beauftragt, Sr. Majestät eine, ein zu Ehren des berühmtesten Bürgers von Como, Alexander Volta, geprägte goldene Medaille zu überreichen, und bitte er um deren huldvolle Annahme. Se. Majestät der Kaiser antworteten dem Redner, daß Sie zu Jhrem größten Bedauern die Partie nah dem Comersece hätten aufgeben müssen, und ersuhten denselben, die zarte Aufmerksamkeit, welche aus der Wahl der Jhnen dargebrachten Gabe spreche, betönend, der Dolmetscher Ihres Dankes dafür zu sein.

Nahdem inzwischen, in Folge einer von Como an das Königliche Hofmarschall - Amt in Mailand gelangten Depesche, welhe meldete, daß dichte Nebelschleier über dem See lägen und der Himmel mit Regengewölk umzogen sei, die auf den Bahnhof \chon vorbereitete Abreise dahin ‘definitiv abbestelt worden war, begannen im Schloß die Vorkehrungen zu der auf 1 Uhr an- geseßten Rückkehr Sr. Majestät des Kaisers über Bozen.

Kurz vor 122 Uhr erfolgte der Aufbruch zur Abreise. Se. Majestät der Kaiser boten Ihrer Königlichen Hoheit der Kron- prinzessin den Arm, während Se. Majestät der König Victor Emanuel die Herzogin von Genua geleitete. Den Majestäten \chlo}sen Sich die Königlichen Prinzen, der General-Feldmarschall Graf von Moltke, der General Cialdini, die Minister Minghetti, Visconti-Venosta, Ricotti, der Staats-Sekretär von Bülow, der Gesandte von Keudell Und das Gefolge an.

Auf der vorleßten Stufe der großen Treppe angekommen, verabschiedeten Sih Se. Majestät von den Fürftlihen Damen, indem Allerhöchstdieselben die Kronprinzessin Margherita in herz- lihster Weise umarmten und auf die Stirn küßten. Gleichzeitig fügten Se. Majestät hinzu, wie Sie stets mit Freuden der in der Mitte der Königsfamilie verlebten angenehmen Tage gedenken würden. Tief bewegt reihten Se. Majestät darauf den Hohen Damen noch einmal die Hand und bestiegen dann, von dem Königlichen Wirth geleitet, den vorgefahrenen Wagen.

Der \höôn beschriebene Zug setzte sih hierauf in Bewegung und naßm die Rihtung übcr den Domplaß, die Via Carlo Alberto, Alessandro Manzoni, Principe Umberto nah dem Bahn- hof. Die Truppen präsentirten das Gewehr, die Musikcorps spielten die preußishe Nationalhymne, die Einwohnerschaft grüßte mit Hochrufen und Tücherwehen. Fast kein Haus war ohne Fahnen- und Teppihshmuck, überall drängte man \sich, um Se. Majestät den Kaiser noch einmal zu sehen und zum Abschied zu begrüßen.

Unter den im Königlihen Wartesaal des Eisenbahnhofes Versammelten befand sich auch eine Deputation der ständischen Landesvertretung. Se. Majestät nahmen die Vorstel- lung derselben entgegen und begrüßten dieselben in huldvollster Weise; dann wandten Sich Allerhöchst- dieselben vor dem Besteigen des Waggons zu dem italieni- \{chen Gesandten in Berlin, Grafen Launay, und nahmen mit huldvollen Worten Abschied von demselben, indem Se. Majestät die Hoffnung baldigen Wiederschens in Berlin aussprachen. Ueber den herzlichen Abschied von Sr. Majestät dem König Victor Emanuel und den Königlichen Prinzen haben wir bereits gestern berichtet.

Der deutshe Gesandte in - Rom, v. Keudell, gab Sr. Majestät das Geleit bis zur Grenzstation Ala. Auf besonderen Wunsch Sr. Majestät des Kaisers blieb der italienishe Herren- dienst in Mailand zurücklk, Ebenso wie auf der Hinreifse fanden auch bei der Rückfaßrt, wie bereits gemeldet, auf allen Stationen, die der Zug passirte, laute Kundgebungen der Sym-

pathie von Seiten der herbeigeströmten, die Bahnhöfe dicht be- ckt haltenden Bevölkerung statt, welhe Sr. Majestät ihre Freude und Theilnahme an dem \o glänzend verlaufenen Besuch be-

zeugte,

Si, Majestät der König Victor Emanuel verließen Mailand

| Nachmittags 44 Uhr und begaben Sich mit Gefolge nah Turin.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz Humbert kehrte nah Seinen Schloß bei Monza zurü.

Vor der Abreise sprachen der König dem Präfekten und dem Syndaco von Mailand Seine Befriedigung und Anerkennung üb-r den von der Stadt Mailand dem Deutschen Kaiser berei- teten Empfang aus und spendeten der würdigen, der Bedeutung des festlihen Ereignisses angemessenen Haltung der Einwohner= haft volles Lob,

Ganz Italien hat mit großer Befriediguig und dèm keben- digsten Interesse auf die Tage des Kaiserbesuhes in Mailand geblickt und an demselben den lebhaftesten Antheil genommen.

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin haben an das Comité zur Errichtung des Stein-Denkmals, aus Ver- anlafsung einer Einladung zur Enthüllungsfeier, folgendes. Handschreiben gerichtet :

Ich habe die Einladung zur Einweihung des Stein-MonumentsS mit um so größerer Befriedigung empfangen, als es Mir vergönnt war, bereits ciner ähnlichen erhebenden Feier in Nassau beizuwohnen, und an Ort und Stelle, wo Ich den gefeierten Patrioten in seinem hohen Alter: persönlich gekannt hatte, bei Errichtung seines Standbildes zugegen zu sein, Leider muß Ich Mir bei der Berliner Feier die Anwzesen- heit versagen, und werde das Denkmal erst in einigen Wochen, befi Meiner Rückehr, mit der Theilnahme begrüßen, die Ich dem großen Unternehmen widme,

Baden, den 23. Oktober 1875.

Angusta.

Der Aus\huß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sizung.

Se. Majestät der Kaiser und König haben durh eine Allerhöhste Ordre vom 30. v. M. vestimmt, daß in den Militär-Gemeinden die §8. 2 und 7 des mit Allerhöchster Ermächtigung ergangenen Erlasses des Evangelischen Ober- Kirchen-Raths vom 21. September v. J., betreffend die Zu- ständigkeit der Geistlichen zur Vornahme des kirchlichen A Uf - gebots und der kirchlichen Trauung, keine Anwendung finden, vielmehr die Bestimmungen des 8. 62 der Militär- Kirhen-Ordnung vom 12. Februar 1832 sowohl in Betreff der Militär- wie der mit der Militär-Seelsorge betrauten Civil- Geisilihen in aus\chließliher Geltung bleiben. Gleichzeitig ift jedoch verordnet, daß die zur Verrihtung der Taufen und Trauungen dur einen andern Geistlihen nah den Vorschriften der Militär-Kirchen-Ordnung erforderlichen Erlaubnißscheine des zuständigen Militär-Geistlihen unentgeltlih zu ertheilen sind. R

Der Minister des Innern hat in einem Spezialerlaß das von einer Bezirksregierung befolgte Prinzip, alle diejenigen neuen Bewerber, welche erblindet oder \o verkrüppelt, cet, ge- brechlich find, daß fie zur Ausübung des Gewerbebetriebes noch des Beistandes einer zweiten gesunden Person bedürfen, zum Musiziren im |lmherziehen überhaupt niht zuzulassen, für dem Sinne der betreffenden Vorschriften der Gewerbe-Ord- nung nicht entsprehend erachtet.

Wie die Nr. 3 der Anweisung zur Ausführung des Titel U, der Gewerbe-Ordnung des Näheren ergebe, darf die Ertheilung oder Ausdehnung eines Legitimations\cheines zu dem qu. Ge- werbebetriebe, abgesehen von dem Falle des mangelnden Bedürf- niffses, nur dann versagt werden, wenn einer der Gründe des 8. 57 obraltit,

Personen, welche gebrehlih find, ist mit Rücksicht auf ihre Gebrechlichkeit der Legitimationsshein, resp. die Ausdehnung desselben daher nur in dem Falle zu verweigern, wenn das Ge- brechen sich als ein abshreckendes carafterisirt, oder wenn der Nachsuchende außerdem mit einer ansteckenden Krank- heit behaftet ift.

Daraus, daß folche Personen der Beihülfe einer zweiten Person zu ihrem Gewerbebetriebe benöthigt sind, könne ein Ver- sagungsgrund nicht entnommen werden, und zwar um so weniger, als das Gesetz die Zulassung von Begleitern für folche Fälle ausdrücklih gestattet.

Gbensowenig aber lasse es fi rechtfertigen, erblindete 2c. Personen um deshalb von dem Betriebe des Musikgewerbes im Umherziehen gänzlih auszuschließen, weil derselbe sich nur als eine Art Bettelei darstelle.

Dasselbe Bedenken würde sich mehr oder weniger gegen die meisten Fälle des in Rede stehenden Gewerbebetriebes erheben lassen, gleihwohl aber habe das Geseg denselben ausdrüdcklich zugelassen und die Versagung der- obrigkeitlichen Erlaubniß nur für diejenigen Fälle gestattet (§. 57 Nr. 4), wo der Nach- suchende wegen gewohnheitsmäßiger Bettelei, Arbeits\cheu 2c. bereits übel becühtigt ift.

Nath hier eingegangenen Berichten ist am 5. August d. I. ein Deutscher aus Dresden, Carl von Liebenau, im Ge- fängnisfse zu Guacipati in Venezuela gestorben. Ver- schiedene Anzeigen lassen leider darauf \{ließen, daß ein Mord vorliegt. Auf Antrag des Kaiserlichen Geshäftsträgers in Carácas hat der Präsident des Freistaates Venezuela einen außerordentlihen Kommissar an Ort und Stelle gesandt und strenge Untersuchung zugesagt. Das Ergebniß der legzteren wird erst nähere Aufklärung über den Fall selbs und die Gründe bringen, aus denen der wahrscheinlich Ermordete in das Gefäng- niß gerathen war.

Ist der Shwörende im Augenblicke der Leistung des ihm zuerkannten Eides sich der Unwahrheit seiner Behauptung wirklich bewußt, so begeht er cinen wissentlihen Meineid und ist mit Zuchthaus bis zu 10 Iahren zu bestraf-n; hat derselbe da- gegen dur einen ihm als sittlihe Shuld anzurehnenden Mangel an Aufmerksamkeit es versäumt, die Mittel anzuwenden, die ihm zu Gebote standen, um si dieser Unwahrheit bewußt zu werden, so begeht er cinen fahrlässigen Meineid und i mit (Ge- fängniß bis zu einem Jahre zu bestrafen. Diese vom Ober - Tribunal in der Sizung vom 21. September d. I. gemachte Unterscheidung zwischen wissentlihem und fahrlässigem Meineid wurde durch die Annahme der Vorinstanzen hervorgerufen, die Wissentlichkeit sei aleihsam ein ecschwerender Umstand beim Ber- brehen des Meineidcs, nah dessen Wegfall noch das einfache Verbrehen bezw. Vergehen des Meineides übrig bleibe, und der fahrlässige MWMeineid als ein solhes an-

zuschen sei. „Nahm der erste Richter“, führt das

| Erkenntniß des Ober - Tribunals in Beziehung auf den zu

Grunde liegenden Rechtsfall aus, „nach den Ergebnissen der Beweiserhebung an, daß der Angeklagte sich bei der Eidesleistung der Unwahrheit einer unter dem Eide mit begriffenen Thatsache nicht bewußt gewesen, also des wissentlihen Meineides nicht schuldig sei, so mußten, um ihn des fahrlässigen Meineides für

¡huldis écklären zu können, nah Art. 31 des Gefeßës vom 3. ei 1852 zur Begründung dieses Urtheils diejenigen Umstände angegeben werden, aus denen zu folger’; wax, daß der Ange- huldigte \huldbarer Weise es an goerjenigen Aufmerksamkeit jabe fehlen lassen, die ihn in den Stand gesezt haben würde, l g daß er eine unwah”e Behauptung mit dem Eide hekräftige.

Die Bevollmächüßgten zum Bundesrathe: Königlich hayerisher Ministerial-Rath Loë und Großherzoglich hessischer Ministecial-Rath Finger find in Berlin eingetroffen.

S. M. Stiffe „Victoria“ und. „Luise“_ sind am 11. d. Mts. in Wilhelmshaven in Dienst gestellt.

S. M. S. „König Wilhelm“ und S. M. Aviso „Falke“ find am 10. d. Mts. in Wilhelmshaven außer Dienst

S. M. S. „Vineta“ iff| am 26. d. Mts. früh in Ply- mouth angekommen. An Bord Alles wohl.

Rendsburg, 26. Oktober. In der heutigen (12.) Sizung beschloß der Provinzial-Landtag, bezüglih der etroaigen Revision des Armenpflege-Kostentarifs vom 21. August 1871 s der Königlichen Staatsregierung gegenüber dahin zu erklären, daß ohne Berücksichtigung der Servisklassen der zu erstattende Perpflegungssaß pro Kopf und Tag ganz allgemein auf 59 festzustellen, daß in Krankheits- und Verwundungsfällen dazu ein Zuschuß -von 45 und 25 Z täglih zu gewähren, je nahdem die Betreffenden in allgemeinen Krankenhäusern oder in Kranfen- häusern, welche zunächst für das Ortsarmenwesen bestimmt jeien, behandelt werden. Auch ward beschlossen zu beantragen, daß darauf hingewirkt werde, daß die zu ‘erstattenden Verpflegungs- säße im ganzen Deutschen Reih gleihmäßig normirt würden. Den niedern Ackerbauschulen zu Hohenwestedt und Cappeln wurden pro 1876 Subventionen von je 6000 / aus ständischen Mitteln bewilligt. Schließlih fanden die Vorberathungen statt über die Entwürfe zu Reglements resp. für das Taubstummen- Institut in Schleswig und die Irrenanstalt vor Schleswig, sowie betreffend die Ausführung des F. 60 des Gesezes vom 25. Juni d. I. wegen. Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen.

Bayern. München, 25. Oktober, Dem König sind niht nur in allen Städten Bayerns für das jüngste Allerhöchste Handschreiben an das Gesammt-Ministerium Dankadressen votirt und zu einem großen Theile bereits telegraphish Üüver- sendet worden, sondern es ist auch das gleihe von vielen grö- ßeren und kleineren Städten des Deutschen Reiches, ja sogar von Seite des Auslandes insbesondere aus Oesterreich ge- schehen. Ebenso hat au das Gesammt- Ministerium {on viele Anerkennungs- und Glückwunsch-Adressen erhalten. Im Béesiideir des Regierungs-Präfidenten v. Zwehl ist leider wieder eine Verschlimmerung, und namentlih ein gro- ßer Schwächezustand eingetreten. Die „Alg. Ztg.“ \{reibt: Es ist dieser Tage mehrfah und auch in der Presse die Ver- muthung ausgesprochen worden, es werde der Vertagung der Kammern alsbaid die Auflösung des Landtags folgen; es ist diese Vermuthung jedo, wie wir vernehmen, eine unbegrün- dete. Die Wiederberufung der Kammern wird nah dem Schlusse des Reichstages, wie man zur Zeit annehmen darf, zu Anfang Januars, erfolgen. Die Kammern werden \ich dann alsbald mit dem erforderli werdenden Gesehentwurf in Bztref} der provisorischen Steuererhebung zu besGäftigen haben, und erft wenn diese Gesezesvorlage die Zustimmung der Abgeordneten- kammer nicht erhalten sollte, und si mit Sicherheit annehmen ließe, daß mit dieser Kammer eine Vereinbarung über das Bud- get niht möglih sei er dann dürften wir uns am Vör- abend einer Kammerauflösung und der Anordnung neuer Wah- len befinden. Wie dasselbe Blatt hört, ist die Nachricht hier eingetroffen, daß der ehemalige Herzog von Modena zu MWildenwart im oberbayerishen Gebirge nicht unbedenklich er- kranft ist.

S 96. Oktober. (W. T. B.) Der Kultus-Minister von Lugt hat heute eine Antwort auf den offenen Brief des Regensburger Bischofs Senesirey veröffentlicht, in der er seinen Gewährsmann zwar niht nennt, die in Bezug auf die Beeinflussung der Wahlen durch den Bischof Senestrey bei der Adreßdebatte aufgestellten Behauptungen aber aufrecht erhält und durh genaue Andeutungen und Hinweise auf die Verhandlungen in den betreffenden Pfarrerkonferenzen und unter Bezugnahme auf das Zeugniß der Ordinariatsmitglieder als vollkommen rihtig nachweist.

Sachsen. Dresden, 26. Oktober. Der Erzherzog Albrecht i} gestern Abend von Prag in der Königlichen Villa zu Strehlen angekommen, und der Herzog von Braun- \chweig gestern Abend von Sibyllenort hier eingetroffen und im Hotel Bellevue abgestiegen. Das Staats-Ministerium hat Unterm 23. d. Mts. eine Verordnung an alle Staats- und andere öffentlihe Kassen erlassen, be- treffend die auf Grund der Zwölftheilung des 1/zg-Thaler- stücks ausgeprägten Dreipfennigstücke deuishen Gepräges. Darnach werden, um im Königreihe Sachsen Gelegenheit zu Einlösung der etwa im Umlaufe befindlichen dergleichen Münzen zu geben, die Finanz-Hauptkasse zu Dresden, die Lotterie - Darlehnskasse zu Leipzig und sämmtliche Forst- rentämter, Bezirkssteuer-Einnahmen, Haupt-Zoll- und Steuer- ämter, Nebenzollämter, Unter-Steuerämter und Zoll- und Steuer- Rezepturen angewiesen, dergleichen Dreipfennigstüke noch in den Monaten November und Dezember 1875 und Januar 1876 zu dem Werthe von 21/2 Pfennig Reichsmünze für das Stück \o- wohl in Zahlung anzunehmen, als auh geg-n Reihs- oder Landesmünzen, aber nur in Beträgen von 5 Pfennig Reichs- münze oder in einem Vielfachen dieses Betrages, umzuwechseln. Alle übrigen Staatskassen, sowie alle anderen öffentlihen Kassen werden dagegen angewiesen, {hon vom 1. November 1875 ab dergleihèn Dreipfennigstücke nicht mehr in Zahlung oder zur Umwechselung anzunehmen,

AZürttemberg- Stuttgart, 23. Oktober. Der König und die Königin, sowie die Herzogin Vera von Württemberg mit Gefolge sind heute Abend 7 Uhr mittelst Extrazuges von Friedrichshafen wieder hier eingetroffen.

Hessen. Darmstadt, 24. Oktober. Herzog Elimar von Oldenburg traf heute Vormittag von Wiesbaden bei dem Prinzen Carl zu Besuch ein, wohnte der Großherzoglichen Familientafel im Schlosse, sowie der Vorstellung im Hoftheater bei und fehrte hierauf nah Wiesbaden zurück, Prinz Alexander und Prinz Ludwig find heute von Schloß Heiligenberg nah Alsfeld zur Jagd gereist und werden daselbst bis zum 29, verbleiben. Der Hauptvoranschlag der Staatsein- nähmen und Ausgaben enthält bezüglih der bei der Steuer- und Domanial-Verwaltung eingetretenen Organisationsveränderungen folgende Bemerkungen; „Zur

ferneren Béreinfahung der Steuer- und Domanial-Verwaltung und zur Erzielung weiterer Ersparnisse, soweit solche ohyz Nachtheil für den Dienst und ohne allzugroße Belästigung #ür das Publikum nur immer erreichbar er|cheinen, sind weiter folgende Stellenverminderungen und Verwaltungsänderungen theils in der leyteren Zeit bereits eingetreten, theils mit Wir- kung von Anfang des Jahres 1876 an zur Ausführung in Aus- fiht genommen worden, nämlih: 1) Die vier Ober - Einnehme- reien in den beiden Provinzen Starkenburg und Oberhessen werden aufgehoben und ihre Funktionen den Rentämtern über- tragen; 2) die bisher von den Rentämtern besorgte Verwaltung der Kameral-Domänen geht an die Forstbveamten über.

Mecklenburg. Neustreliß, 21: Oftober. Die „Nstr. Ztg.“ schreibt: Heute Abend ift die Herzogin-Großfürstin Catharina mit den Fürstlichen Kindern zu einem längeren Besuche am hiesigen Hofe aus Frankfurt a. M. angelangt. Die Großherzogin-Mutter befindet sich noch mit dem Herzog Georg und der Herzogin Caroline auf Shloß Rumpen- heim, um die Ankunft der dänischen Königlichen Herrschaften abzuwarten.

Braunschweig, Braunschweig, 26. Oktober. Der Herzog ist heut Vormittag aus Schloß Sibyllenort in Schlesien abgereist, um sich von dort über Görliß und Dresden nah Braunschweig zu begeben.

Schwarzburg - Soudershausen. Sondershausen, 93. Oktober. Die Gesez-Sammlung veröffentlicht folgende Ver- ordnung, die Ausseßung der diesjährigen Wahlen zur regelmäßigen Ergänzung derStadtverordneten- Versammlungen und der Gemeinderäthe betreffend:

Wir Günther Friedrih Carl 2c. verordnen in Rücksicht auf den in naher Aussicht stehenden Erlaß einer neuen Gemeindeordnung auf Grund des §. 39 des Landesgrund- gesees vom 8. Juli 1857, was folgt:

Die Wahlen zur regelmäßigen Ergänzung der Stadtverordneten- Versammlungen resp. der Gemeinderathsmitglieder, welche nach 8. 75 der Städteordnung und nah §. 66 der Landgemeinde-Ordnung vom 10. Juli 1857 im November odér Anfang Dezember dieses Jahres vorzunehmen scin würden, sind zu unterlassen. Díe Stadtverordneten und die Gemeinderathsmitglieder, welhe nach §. 72 der Städte- resp. 8, 63 der Landgemeinde-Ordnung dieêmal auezuscheiden hätten und durch neue Wahlen zu erseßen waren, haben ihre bezüglichen Aemter fortzuführen bis zu dem Zeitpunkte, mit welchem die neue Gemeinde- ordnung in Kraft treten wird. ;

Urkundlich unter Unserer Unterschrift und Unjerem Fürstlichen Siegel.

Sonderéhausen den 18. Oktober 1875. é 4

(L. 8.) Günther Friedrich Carl, F. z. S. S. kontrasiguirt: v. Keyser.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Oktober. Die „Wien. Z.“ publizirt die vom Kaiser am 16. d. M. genehmigten Be- \chlüsse der Delegationen in Betress des gemeinsamen Staats- voranshlags für das Jahr 1876. A

Dasselbe Blatt veröffentliht ferner ein Handschreiben, durch welches der Kaiser dem Fürst-Erzbishof in Salzburg von Tarnòczy zu dessen fünf und zwanzigjähriger Jubel- feier seine Glückwünsche ausspricht.

Prag, 25. Oktober. Der Erzherzog Albrecht, welcher gestern Abend hier eingetroffen ist, reiste heute nah Theresienstadt.

Vorgestern früh explodirte das Pulvermagazin bei Stiehowiß, in welhem fich ein Vorrath von 15 Ctr. Pulver befand. Muthmaßlih dürften Diebe die Explosion verursacht haben. Glücflicherweise ist durch die Explosion Niemand beschä- digt worden. ?

Triest, 25. Oktober. Auf der Werfte St. Rocco des „Stabilimento Tecnico Triestino“ ist die österreichische Panzer- fregatte „Don Juan“ bestens vom Stapel gelaufen. i

Pesth, 25. Oktober. Der Reichstazsabgeordnete Georg Barta:, gewesener Handels - Minister im Kabinette Bittò, ist heute Morgens im Alter von 55 Jahren in Fadd gestorben.

Schweiz+ Bern, 23. Oktober. Gestern ift im Kanton Genf auf Anordnung des Staatsrathes von den Kirchen und Pfarrhäusern der katholishen Gemeinden, deren Pfarrer und Gemeinderäthe kürzlih neu gewählt worden sind, Besitz ergriffen worden. Da man in Folze der von den Mus- nizipalbehörden dieser Gemeinden angenommenen Haltung einigen Widerstand erwartete, berichtet das „Journal de Genève“, war dem zu diesem Zwecke von Genf abgesandten Polizeikommisar ein Schlosser und etwa 40 Mann Gensd'armen beigegeben. Zuerst vollzog man die Besitzergreifung in Corsier, dann an der Kapelle in Anières, welche zur Geineinde Corsier gehört, und \chließlich in Hermance. In Hermance waren viel mehr Leute auf dem Plate, als in Corsier ; jedoh fand von keiner Seite eine Demonstration statt. In beiden Orten wurden einige Gensd'armen zur Verstärkung der dortigen Posten aus Vorsicht zurücfgelassen; glücklicherweise cheint dicse Maßregel überflüssig zu sein. Die Maires von Avusy, Anières, Corsier und Hermance sind vom Staatsrathe ihres Amtes entseht worden.

Belgien. Brüssel, 26. Oktober. (W. S. B) Na dem vorliegenden Resultat der stattgehabten Wahlen zu den Kommunalräthen, welche zur Hälfte zu erneuern waren, ist in der Zusammensezung dieser Körperschaften im Ganzen keine wesentlihe Aenderung cingetreten. In Brügge, Mecheln, Oudenarde, Spaa unterlagen die Liberalen, in Na- mur und verschiedenen anderen Ortschaften verloren die Katho- lifen ihre Siye; in Brüssel, Louvain, Verviers, Mons, Ostende und Diest wurden die Liberalen, in Aerschot die Katholiken wiedergewählt.

Großbritannien und Zrland. London, 25. Oktober. Der Lordkanzler hat sich nach Balmoral begeben, um dem daselbs morgen unter dem Vorsiz der Köuigin stattfindenden

tinisterrath beizuwohnen. Eines der Ge häfte dieser Be- rathung wird die übliche weitere Prorogirung des Parla- ments bis zum Februar bilden. Ueber den Empfang des Prinzen von Wales bei seiner am Sonnabend erfolgten Ankunft auf ägyptishem Boden melden die „Times“ und das Reutershe Bureau Folgendes: - Als die „Serapis“ mit der Königlichen Yacht „Osborne“ um 8 Uhr Morgens in den Hafen von Port Said einfuhr, wurde sie von der äâgyp- tischen Yacht „Masr“ und den englishen Kriegsschiffen „Invincible“ und „Pallas“ mit Salutschüssen empfangen. Um 97 Uhr begaben si die drei Söhne des Khedive, Nubar Pascha und der englische General - Konsul in Kairo, General Standon, an Bord der „Serapis“, um Se. Königlihe Hoheit zu begrü- ßen. Auf der Königlichen Yacht „Osborne“ seßte der Prinz demnächst die Reise den Suezkanal hinauf nach Ismailia fort, wo er um 5 Uhr Nachmittags landete. Dort war eine Ehrenwache

zu seinem Empfange aufgestellt. Ein Extrazug führte alsdann den

hohen Gast und sein Gefolge nach Kairo, wo ihm ein präch- tiger Empfang zu Theil wurde. Auf dem Bahnhofe wurde er von dem Khedive an der Spiße seiner Minister, so wie von den auswärtigen Konsuln warm begrüßt, während \ich außerhalb der Station eine ungeheure Menschenmenge eingefunden hatte. Ganze Regimenter waren in Parade aufgestellt, deren Kapellen die englische Volkshymne ertönen ließen. Am Gesirehpalast verabschiedeten der Khedive und die Prinzen sich von dem britishen Thronfolger. Der Palast is für seine Aufnahme auf das Prachtvollste hergerichtet. Gestern (Sonntag) stattete der Prinz nah einem Gottesdienst in dem Palast dem Khedive in dessen Palast Abdin einen Be= such ab, welchzen der ägyptische Herrscher unverzüglih erwiderte. Dann empfing er auf dem englishen Konsulat die in Kairo ansässigen Briten. Heute (Montag) giebt der Khedive seinem hohen Gaste zu Ehren ein Galadiner, und morgen wird der Prinz von Wales den ägyptischen Thronerben, Prinz Temwfik Pascha, mit den Insignien des „Sterns von Indien, des höchsten indishen Ordens, bekleiden. Am Abend foll eine JUumination der Pyramide: stattfinden.

927. Oktober. (W. T. BZ Die Regierung hat von dem britischen Gesandten in Madrid, Layard, Nachrichten erhalten, nah welchen neuerlih mehrfah Fälle von Seeräuberei an den spanischen Küsten vorgekommen sind. Der Komman- dant des britishen Mittelmeergeschwaders is in Folge dessen mit entsprehenden Weisungen verschen worden. Anläßlich der Ruhestörungen in Kolumbien ist ein englishes Kriegs- chiff zum Schuze- der englishen Interessen nah Panama beordert worden. Die Regierung hat den Kommandanten des in den cinesishen Gewässern stationirten Geshwaders mit der Untersuchung über die von dem engli- hen Schiffe „Gordon Castli* nah China eingeschmuggel- ten Munitions-Vorräthe beauftragt. Gerüchtweise ver- lautet, daß noch verschiedene andere englische Dampfer mit Waffen- und Munitionsladungen und derselben Bestimmung unterwegs seien. „Morning Post“ hört, daß die Regierung gegen die betreffenden Rheder gerih!lih einschreiten werde.

Canada. Aus Ottawa wird unterm 24. d. per Kabel gemeldet: Der General-Gouverneur ist hierher zurückgekehrt und wurde enthusiaftish empfangen. Gerüchtäweise verlautet, daß Mr. Jolly, der Führer der Opposition in der Legislatur von Quebeck, an Stelle von Mr. Fourni?r, der eine Richterstelle am obersten Gerichtshofe angenommen, in das canadische Kabinet eintréten wird.

Frankreich. Paris, 26. Oktober. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: In Folge des heute Vormittag fstatt- gehabten Minisierrathes is eine Kabinctskrisis nicht zu befürchten. Das Ministerium wird vielmehr in seiner jeßigen Zusammenseßung vor der Nationalversammlung erscheinen.

Der Maire. von. Ajaccio, Forcioli, ift seinés Postens enthoben worden, weil derselbe an einer politischen Demonstration in der Uniform eines Reserve-Offiziers theilge- nommen hat. Gegen das in Ajaccio erscheinende Journal „Echo“, dessen Verkauf auf der Straße bereits verboten 1w0L- den ist, ist die gerichtliche Verfolguag eingeleitet.

Spanien. Madrid, 26. Oktober. (W. T. B.) Von Bewohnern der Provinz Navarra ist dem Könige eine Sr- gebenheits-Adresse, welche etwa 30,000 Unterschriften trägt, überreiht worden. Aus San Sebastian wird gemeldet, daß die Carliften einen Angriff auf Lumbier unternommen haben, aber zurückgeshlagen worden sind.

Wie die „Agence Havas“ vom 26. d. Mts. meldet, wird von den Carlisten das Bombardement von San Se- bastian in jeder Naht forigesezt. Der Angriff der Carlisten auf die Stellung der Regierungstruppen bei Trinidad, unweit Lumbier, habe nach einer Meldung aus San Sebcistian mit einer Niederlage der Carlisten geendet; in einer von car- listischer Seite vorliegenden Depesche werde das Gefecht als cin glänzender Sieg der Carlisten bezeichnet.

Ftalien. Turin, 25. Oktober. (W. T. B.) Wie die hie- sige „Gazetta piemontese“ meldet, hat Se. Majestät der Deutsche Kaiser in einer am gestrigen Tage von Bogen aus an Se. Majestät den König Viktor Emanuel ge- rihteten Depesche den Gefühlen herzlihster Dankbarkeit für alle die Aufmerksamkeilen nochmals Ausdruck gegeben, mit denen er während seines ihm ewig denkwürdigen Aufenthaltes in Mailand überhäuft worden sei, und besonders hervor: gehoben, die Begegnung mit dem Könige von Italien sei um deswillen zu einem Moment von historisher Bedeutung ge- worden, weil der Kaiser und der König von Italien von der Vorschung an die Spiße von zwei Nationen gestell: worden seien, die nah langen Kämpfen endlich ihre Einheit errungen hätten. Der König, meldet das Blat: weiter, habe dem Kaiser für seine gütigen und freundlichen Worte alsbald telegraphish gedankt, dem- selben versichert, die Erinnerung an den ih so angenehmen 1d werthvollen Besuch des Kaisers werde niemals ’aus seinem Herzen \{chwinden, und dann hinzugefügt: Von der Vorsehung zur Er- füllung ècs nämlihen Mandates berufen, können wir über das erreihte Resultat nur dié lebhafteste Freude empfinden. Die nämliche La.e, in der sich die beiden Völker und deren Fürsten befinden, wird die Bande wahrer Freundschaft, die uns schon aus fo viel auderen Gründen verbinden, immer fester und fester knüpfen.

Türkei. Konstantinopel, 26. Oktober. (Wi T B.) Eine hiesigen Botschaften zugekommene Nachricht, welche theil- weise durch ein der Regierung zugegangenes Telegramzn bestä- tigt wird, meldet, daß in Bosnien die Baschi-Bozuks mehrere Ortsch „ften mit christlicher Bevölkerung geplündert und die Bewohner derselben nicdergemetzelt haben, und daß in der Herzegowina mehrere Insurgenten, die sich bereits unter- worfen hatten, auf Befehl der Dbrigkeit gehängt wurden. Die türkishe Regierung, elche über diese Borgänge von dem Gouvern-ur Bosniens keinerlei Nachricht erhalten hatte, hat von demselben telegraphisch Aufklärungen über dieselben verlangt und, falls sih diese Meldungen ben ahrheiten sollten, die Einleilung von Untersuchungen und strenge Bestrafung der Schuldigen angeordnet, Sadyk Pascha is zum Botschafter in Paris, Kabuli Pascha zum Botschafter in St. Petersburg und Mahmud Damat zum Handels-Minister ernannt.

07, Oktober. (W. T. B.) Die Admiralität hat, dem Vernehmen nach, eine Anleihe von 40,000 Pfd. Sterl. abgeschlossen, für welche speziell die Einnahmen der Leuchtthürme verpfändet sind. Der Ertrag der Anleihe dient zur Bezahlung des leßten in England gebauten Panzerschifses.

Amerika. Der „Anglo-Brazilian-Times“ zufolge hat der

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Bischof von Olinda anläßlich feiner Begnadigung und Ent- lassung aus der Haft einen Hirtenbrief an den Klerus feiner

| Diözesen in Pernambuco, Parahyda und Alayoas gerichtet,