1832 / 265 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Î Riedel ; Aus dem Haag, 17. Sept. Heute wird in Staats- Zlandern und in den übrigen Theilen von Seeland die Verthei- lung der metallenen Kreuze an die dort befindlichen Vertheidiger des Vaterlandes stattfinden. Der General-Lieutenant „de Kock hat sich als Ober-Befehlshaber der Truppen in-Seeland nach Staats- Flandern begeben, um diese Vertheilung selbs vorzunehmen, die sich außer den Truppen und Schuttereien auch auf die Einwoh- ner verschiedener Gemeinden von Staats-Flandern erstrecken wird, die zur Vertheidigung des eigenen Heerdes gegen den raubsüch- tigen Feind freiwillig die Waffen ergrisfen und gekämpft haben. Diese Auszeichnung ist den tapfern Seeländern durch cin be/on deres Köntgl. Reskript zu Theil geworden. Bei dieser Gelegen heit hat der General-Direktor des Kriegs-Departements, General Licutenant de Cerens, folgenden Tagesbefehl an die Truppen des áAten und Zten Distrifts der Provinz Seeland, so wie an die Sarnifonen von Vließingen und Bath, erlassen :

„Tapsere Kriegsleute! Mit Wohlgefallen entledige ih mich des luftrages, das von dem Könige den Vertheidigern der ge

reten Niederländischen Sache gewidmete Ehrenzeichen auch Euch | Groß sind die von Euch dieser Sache geleisteten |

ertheiten. Eure Tapferkeit, Eure unermúdete Thâtigkeit hat die- Srundgebiet, das eine der schönen Früchte des achtzizjähri- n Kampfes unserer Väter war, dem Vaterlande erhalten. Diese Erinnerung allein würde genügen, Euch anzufeuern, dic ses Erb-Gebiet stets mit Unerschrockenheit zu vertheidigen, wenn dasselbe auch nicht vou der Schelde bespúlt wúrde, auf welcher Miederlands Flagge mit unbeflecktem Glanze wehet. Bereits habt Jhr, unter der Anführung kriegstundiger Befehlshaber, cincn Übermächtigen Feind ruhmvoll verjagt und in seine Landes-Grän- zen zurickgetrieben; männlich hat dabei ein Theil der Bevölkerung an Eurer Seite gestritten und sich des Ehrennamens von Nie- derländern würdig gezeigt. Diese wackeren Bürger erhalten im Auftrage des Königs hiermit ebenfalls das Ehrenzeichen der Treue. Mit diesem Beweise von des Königs besonderer Zufriedenheit geziert, werdet Jhr verharren in den Krieger-Tugenden, mit denen ihr auf eine úber meinem Lobe erhabene Weise so viele Be- {werden und Mühen ertragen habt, und zuverlässig würdet Ihr, wenn die Stunde des Kampfes wieder anbrechen sollte, unter einein Befehlshaber, der in so hohem Grade Euer Vertrauen velbdient, die theuersten Rechte und Interessen Niederlands mit Ehren aufrecht erhalten. Es lebe der König! Jm Haag, dci 11. Septbr. 1832. De Cevens.

Gestern Mittag is die Herzogin von Angoulème mit Made- moiselle, der Tochter der Herzogin von Berry, in Rotterdam angekommen. Die Prinzessin ward von den Civil- und Mili- tai: Behörden mit den ihrem Range gebührenden Ehrenbezeu- gungen empfangen. Ein Offizier des Königl. Hauses begrüßte hre Königl, Hoheit im Namen des Königs. Ein großer Theil der Einwohner von Rotterdam war herbeigecilt, um die Prinzefn zu sehen, die ihre Rührung über die Weise, wie sle auf Hollands gastfreundlichean Boden empfangen wurde, nicht verbergen konnte. Die Herzogin reist unter dem Namen ciner Gräfin von Marne und die Prinzessin Louise Marie Therese, als Mademoiselle de Rosîy. Das Gefolge besteht aus der Herzogin von Gontaut, der Vicomtesse von Agoult , dem Grafen von Damas/ dem Grafen Dgeherty und einigen andern Personen. Gleich „nach Mee Ankunft begab die Tochter Lud- wig s XVI. sih nach der Kirche in der Lövenstraße, um Gott für ihre glückliche Ueberfahrt zu danken.

Aus Utrecht schreibt man vom 15. d. M.: „Die Berichte von der Armee stimmen darin überein? daß mau auf unserer Seite gegen einen Angriff der Belgier auf der Huc is und daß alle Maßregeln getroffen sind, um dieselben gut zu empfangen. Unsere Corps sind verstärkt und die Artillerie um einige Batte- ricen vermehrt worden. Jn den Festuñgen hat man Marsch- Bataillone formirt, aus denen cine fúnfte Division unter deff Befehle des General-Lieutenants “George gebildet wexden soll. Das Hauptquartier bleibt bei diesem Stand der Dinge in Tilburg.‘/

An der Amsterdamer Bdrse waren heute die Fonds anfangs preishaltend, wurden aber zuleßt sehr flau. Holländi- sche Fonds waren für einheimische Rechnung il ‘ansehnlichen Massen zum Verkauf angeboten und die Preise derben sehr gedrückt. Als die wahrscheinlichste Ursache dieser Flauheit kann das umlaufende Gerücht von minder günstigen Aussichten auf eine baldige Abmachung der Belgischen Angelegenheit, „so wie das einer zu eröffnenden neuen Anleihe, angegeben werden. Nach Einigen soll davon die Rede seyn, die deste Negociation von 138 Millionen, auf welche 84 Millionen eingeschrieben wurden, S zu machen; doch ist noch nichts gewisses darüber

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Belgien.

Brüssel, 17. Sept. Mehrere hiésige Yournale hat- ten ihre Glossen darüber gemacht, daß die Feier der September- Tage auf den 28sten d. M. festgeseßt worden sey, da an diesem Tage die Revolution schon völlig beendet gewesen wäre. Heute enthält der hiesige Moniteur Folgendes: „Es hat sich in dié Verordnung vom 13ten d. M. ein Fehler eingeschlichen. «Die Feier der September-Tage wird am 27sten d. M. und nicht, wie angezeigt worden war, am 28sten d. M. stattfinden.“/

Der König hat dein Lütticher Magistrat auf seine Adresse folgende Antwort ertheilen lassen :

,, Meine Herren! Jn Antwort auf das Schreiben, welches der Magistrat der Stadt Lüttich kürzlich an Se. Majestät ge- richtet hat, trägt mir der Kdnig auf, Jhnen zu sagen, daß er von den Gefühlen, welche jenes Schreiben diktirt haben , voll- kommen durchdrungen ist, und daß die verschiedenen Putikte, de- ren darin Erwähnung geschieht, beständig Gegenstände seiner besonderen Sorgfalt aewesen sind. Was insbesondere die freie Schifffahrt auf der Maas betrifft, wenn diese Frage auch nicht von Europäischem Interesse is, wie die der Schelde, und wenn jeldige auch weniger oft Gegenstand der Berathungen der Mächte gewesen ist, fo is sie Sr. Majestät nichtsdestoweniger immer von Fußerster Wichtigkeit für die industrielle Existenz des Landes erschienen. Der König hat in dieser Hinsicht die dringendsten Borstellungen gemacht, und mir bei dieser lezten Gelegenhkit befohlen, Jhnen zu sagen, daß Er Seinen Bevollmächtigten bei der Londoner Konferenz unverzúglih die Bemerkungen habe zu- senden lassen, welche in Jhrem Schreiben enthalten sind. Ih habe die Ehre u. \. w.

Der Kabinets-Secretair (gez ) J. van Praet.

Der General Goblet ist nicht, wie gestern gemeldet wurde, nah London abgereist. Er hatte den Englischen Kabinets - Cou- rier, Herrn Crotch, um einen Plaß in seinem Wagen ersuctt, und dies gab zu der Anzeige von seiner Abreise Anlaß. Jn dem Augenblicke, als Herr Croth in den Wagen steigen wollte, ließ der General ihm sagen, daß er genöthigt sey, seine Abreise zu verschieben. Er wird Brüssel erst am Montag oder Dien- ftag verlassen.

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T UBBAN

Der Lynx sagt: „Die Vorschläge, welche uns de General Goblet kürzlich von London gebracht hat, müssen sehr wichtig seyn, da er es fúr nôthig gehalten hat, sie in Person mitzuthci- len, und sie müssen eben nicht von günstiger Beschaffenheit seyn, da der Moniteur nichts darúber sagt.“

¡Wir rathen unseren Mitbürgern//, bemerkt dek. hiesige Courrier, „von Allem, was das Ministerium úber den Zu- stand der Unterhandlungen ‘in London verbreiten läßt, nichts zu glauben; wir sind der Meinung, daß die Erinnerung an die auf einandex gefolgten Täuschungen, welche die Nation erfahren hat, indein sle den Worten? des Herrn von Meulenaere trauce, unse- rem Nathe einige Autorität geben wird.‘

Here Lehon hat- sich vorgestern von Tournay direkt nach Paris begeben.

Das Memorial meldet, daß am Asten d. ein Gesandter

inigten Staaten von Nord-Amerika in Brüssel’ eintref-

J [en werde.

der Ver

Schweden und Norwegen. Stockholm, 11. Sept. Nachdem Se. Majestät am 5ten und 6ten d. die dortigen Marine- und sonstigen öffentlichen An- stalten von Gothenburg in Augenschein genommen, verließen Höchstdieselben unter den Segenswünschen der Einwohner ‘am ien d. diese Stadt und sezten ihre Reise über Warberg und

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| Sperlingshohm fort.

Diese Woche werden die Revisoren der Neichs- Stände zu-

| sammentéÆten, um den Finanz - Etat, die Bank und das Reichs-

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schuld-Comtoir zu revidiren.

Der Hofkanzler hat den Grafen Adlersparre wegen des von ihm herausgegebenen 7ten Theils seiner „Akten aus der neueren und neusten Schwedischen Geschichte‘ gerichtlich belangt.

Der Major, Freiherr von Vegesack, wird ein neues Sonn-

| kagsblatt „„Frihetswännet“/ (der Freund der Freiheit) heraus-

geben.

De aud

Hannover, 18. Sept. Jn d-r Sigung der zweiten Kammer vom 13. Sept. wurde der §. 4 des Staats - Grund- gesezes Kap. 3 erdrtert, welcher laute:: „„Die Gerichte erster Instanz stud für alle Landes-Cinwohner dieselben. Die hiervon bestehenden Ausnahinen sollen dur) ein zu erlassendes Geseb festgestellt und h'nsichtlih des persönlich befreiten Gerichts standes auf die Besiker landtagsfähiger Rütergüter, den landsäassigen Adel, die höheren Staatsdiener und d'e ydhere Geistlichkeit, hin- sichtlich der gerichtlichen Kompyett1z der Grundstücke aber auf landtagsfähige Rittergüter und zwar in Ansehung dieser lediglich auf Real-Rechte, beschränkt werden. Bet entsorechender Verän- derung der gesammten Gerichts-Vei fassung b'eibt die Auz ebung dieser Auënahmen vorbehalten.“ Diejer §. gab zu einer ausgedehnten Debatte Anlaß, bei der di? Gegner desselben von der Behauptung ausgingen, daß die besteh-nden Miß- bräuche hierdurch nur sanctionnirt würden, indem damit die Staats - Ungleichheit auf das deutlichste ausgesprochen werde. Die Hanndversche Gerichts - Verfassung bedärfe nothwendig der Vereinfachung; diese könne aber bei einer so privilegirten Gerichtsbarkeit unmöglich herbeigeführt werden. Der Spndikus Pre. Lünßkel trug darauf an, daß die Justiz von der Admini- stracion ganz getrennt werde, und Pyr. Freudentheil gab die- sem Amendement die nachstehende Fassung: „Der privilegirie Gerichtsstand soll aufgehoben werden; die Justiz soll von der Administration getrennt werden ; die näheren Besiimmungen blei- ben einem Geseße vorbehalten.“ Der Hr. Geheime Kabinets- roth Nose erwiederte darauf: Er wünsche nicht, daß mon Grund- sábe als nothwendig fesistelle, von welchen man doch vielleicht bei der Ausführung zurückzutreten wünschen werde. Er wolle zwar nicht behaupten, daß unsere Justiz und Administration über alles Lob erhaben sey, auch könn:en vielleicht mit oder ohne Absicht Parteilichkeiten eines Einzelrichters eintreten , das aber sey eben so gut in Kollegien möglich; auch in diesen wirke in manchen Ländein Nachtheil oder Freundschaft ein. Die Tren- nung der Justiz von der Verwaltung mdge zweckmäßig seyn, sey aber wohl zu überlegen, und dazu jey, bevor ein umfassender Plan vorliege, die Sache nicht reif. Namentlich komme der Kostenpunkt in Betracht. Theilung der Arbeit sey zwar in me- chanischen Dingen ersprießlich; in Staats - Angelegenheiten aber oft vertheuernd. Justiz - Kollegien Úber das ganze Land würden weit Fostspieliger seyn, Der Finanzpunkt s\ey zwar nicht der einzige, aber in unserer Lage doch nicht außer Acht zu lassen: Daneben sey es vortheilhaft, wenn auch die Verwaltung in den Händen solcher Männer liege, welche juristisch ausgebildet, und schon deéhalb der Willkür nicht zu sehr geneigt seyen. Endlich seyen auch die Gränz-Bestimmungen solcher Kollegien sehr schwie- rig durch die Ungleichheit der Bevdlkerung in den verschiedenen Provinzen, und besondere Lokal-Verhältnisse, namentlich in den Marschen, Mooren u. \. w., welche keine willkürliche Umge sstal- tung zulassen möchten. Man könne also darúber einen all- gemeinen Grundsas nicht feststellen. Theoretish sey er gegen die Aufhebung der Exemtionen nicht. Eine völlige Befreiung werde aber daran scheitern, daß es jeßt noch an Garantie für eine bessere Einrichtung fehle. Nament- lih werde es unthunlih seyn, die Gerichtsherren unter ihre eigenen Patrimonial - Gerichte zu stellen, und bei manchen lan- desherrlichon Aemtern möge das eben so unzuträglih seyn. Die Regierung habe ursprünglich alle Real-Exemtionen aufheben wol(- len, aber bedenklich könne das scyn, namentlich für die großen Gutsbesiker, deren Güter in mehceren Provinzen lägen, und grô- ßere Schwierigkeiten noch durch den Lehns: Nexus entstehen. Deshalb habe man sich in der Kommission darauf beschränkt, den Paragraphen so zu stellen, daß derselbe künftigen Verbesserungen kcin Hinderniß in den Weg lege, und zugleich manche Nachtheile, namentlich der Ge- richtsstand derjenigen Perfonén, welche auf exemten Gründen woh- nen, abgestellt würden, ohne einer künftigen gründlicheren Erör- terung vorzugreifen. Einzelner Verbesserungen sey derselbe in- dessen wohl fähig. Der Vorschlag gehe indessen zu weit. Bei der demnächf{t stattgehabten Abstimmung wurde inzwischen der 6s. nach seiner ursprünglichen Abfassung verworfen und nah dem Vorschlage des Pr. Lunuel, dem sich mehrere andere Verbesse- rungs-Vorschläge angereißht hatten, abgeändert.

Weimar, 19. Sept. Des Großherzogs Königl. Hoheit ist von Baden abgereist und wird den 24sstten d. M. wieder in der Residenz cintreffen.

Aus Eisenach haben wir einen Privatbericht über den Be- such empfangen, mit welcher Jhre Kaiserl. Hoheit, die Frau Großherzogin, in dem Zeiiraume vom ten bis 13ten d. M,, jene Stadt, zum Theil auch in der Absicht beglúckt hat, um die Sorge, welche unser Fúrstenhaus dem Gedeihen der Schulen und anderer gemeinnüßiger Anstalten widmet, durch persdnliche Beweise Jhres Antheils an der Blüthe derselben zu bethätigen. Dieselben Beweggründe hatten diese verehrte Fürstin auf einem frühern Besuche in Buttstädt begleitet, und hier

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sowohl durch |

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| die Freude Zhrer Erscheinung, als durch die Zeichen der y

merksamkeit für die Unterrichts- und Wohlthätigkeits-Anstq

einen eben so tiefen Eindruck hintektlassen, wie in dem g

Tonndorf am 26\ten v. M., wo der Großherzog und

Frau Großherzogin, K. K. Hoheiten, die, größten Th

durch edle Bemÿhung einêr Frau Dreisig gegründete Mäd Schule in Augenschein nahmen und die Stifterin selbs l

einem Besuche beehrten.

schritten der Schúlerinnew und äußerte durch diese Theilna

einen Einfluß auf die jugendlichen Gemüther, der, wie uy

Berichterstatter sagt, lange heilsm nachhalten wird. ,, Die verkenunbar innige und wahre Freude (sagt unsev Bericht Eifenach), womit die Stadt und das Land Jhre Kaiserl, heit empfingen, und die Huld, mit welcher diese Beweise

jeden Beobachter, daß die neue Zeit das alte Band zwis Fürstenhaus und Unterthanen unangetastet gelassen hat. landesmütterliche Sorge für unsere Stadt und den Lande

| |

Anhänglichkeit und Treue aufgenommen wurdsgn, Überzel | [g zeuy | |

keit, welche J. Kaiserl. Hoh. auf das Erziehungs- und Unterrig wesen, so wie auf alle Anstalten der Wohlthätigkeit richtete, uny überall durch Beweise von Sachkenntniß sich kund gab. so empfingen mehrere Fabriken, welche einen entschiedenen fluß auf den gewerblichen Zustand des Landes äußern, auf ternde Zeichen hoher Theilnahme Unsere Festtage, denn | waren sie, wurden durch angenehme Herbstwitterung begün und der Sinn für ®Genússe der freien Natur und für Lay verschönerung fand reichlihe Nahrung in der. reizenden Uy gend, in deny Garten der Karthäuse, auf der Wariburg un) Wilhelmsthal, wo sich jedoh, wie wir wissen, auch wehmiüj Erinnerungen an theure Abgeschiedene aufdrängten. Einen ÿ welchen unsere ansehnliche „Klemdegesellschaft// zUr Huldigung Landesfürstfn angestellt hatte , e Höch stdieselbe mit Ÿ Gegenwart. Es werden uns diese Tage noch lange in. dankiy Gedächtniß bleiben ! ‘/

und die Königin von Bayern haben gestern mit Allerhöch Durchlauchtigsten Familie unse Stadt mit einem Besuche kuh

Di@®Mainzer Zeitung fordert. zur Bildung eines ÿ eins zvr wechselseitigen Versicherung gegen die Folgen der ( lera in der Hessischen Rhein-Provinz auf.

In einem Artikel mit der Ueberschrift: „Beiträge zuy richtigungen“// äußert die Karlsruher Zeitung: „Die. sche Tages-Literatur in Deutschland kann niemals mder die diegenheit noch Wichtigkeit jener in Frankreich ‘und Englan), reichen, dort fôwnen Unternehmungen gegründet wevden, mil die fahigsten und gedildetsten Köpfe. an sich Ziehen; “in den len kleinen Staaten Deutschlands wrden sich immer “Quer und Unausgebildete in. diesem Fache versuchen und es in Y achtung bringen, sodann sind unsere Staatöbeamten noch nil wie die Minister joner Lánder daran gewöhnt, die Versi grober Au®Lfälle und Zerrbiidêr zu, verachten oder zu verla endlich kann die, freie Presse gegenüber dem Auslande nyr du eine imponirende Macht erhalten werden, niemals werden | mächtigen Herrscher und ihre Regierungen sieh von- den Ty blättern kleiner Staaten eîne scharfe Und harte - Kritik gef lassen. Diez Deutschen Freunde der Preßfreiheit werden di sich mit der Befugniß begnügen- müssen, über inländische X legenheiten ofen und wahr, aber anständig sih mittheile dürfen. Auch in anderen Dinge \chejnen die Hochliberal aller Länder ihr Terrain nicht umfassend und gründlich gen kennen. Unbeschräukte Oeffentlichkeit aller Verhandlungen, 0 schwornem-Gerichte, stabile Bürger-Bewaffnungen u. dgl. sth ut geuadem Widespruche mit demn Verlangen, bürgerliche 0 werbe und bürgerlichen Wohlstand zu heben; wer bei der drängten Bevölkerung» Mittel-Europa's ugd der dadurch erf ten großen Konkurrenz in allon Erwerbsöfächern redlich fort men, und als Familienvater seine Pflichten erstillen will, n vom Morgen bis AhenF bei seinem Berufe aushaxren, und i alle seine Zeit und seine besten Krlêfte® widmen ; die Anreizunz Geráchtshdfes zu besuchen und Militair-Uebungen zu vollzieh sid eben“ so virle® Hindernisse der Gewerbsthäcigkeit ; und®d hängt soviel von einem wohlhabenden, gebildeten Gewerbsta in Jedem constitutionnellen Staate ab; oder wähnen- die Ulti das Wohl des Staates durch die Klasse der Proletarier ha » Und „fôrdem zu können? Mißachten sie die. Gefahr, welche! Civilisation durch die «wachsende - Menge der Ungebil&ten 1 Verstögenslosen droht 2 ‘/

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Der Moniteur Ottoman stellt über die Griechische gelegenheiten {(plgende Betrachtungen an: S

O wichtige Süche der Wiederherstellung Gutechenlandè, unabhängigen Staats, ist insoweit abgemacht, als die Pforte di betheiligt ist p die leßtere hat die äußersten Opfer gebracht, und| venmonatliche Unterhandlungen haben hingereicht, um sie dah bringen, so daß Herr Stratford Canning bei seiner Adreise den 2 tat, zu dessen Abschließuag er hergekommen war, mitnehmen fonl Jeßt, w0o Alles beendigt ist, wird es nicht zwecklos seyn, einen Y «auf die Vergangenheit zu werfen, ohne Leidenschaft, ohne Beschl digungen und mit der Nuhe, welche die Auseinanderseßung d vollendeten Thatsache begleiten muß. Vielleicht is es möglich! civilisirten Europa dadurch eine nüßliche Lehre in Bezug auf}! Verhältnisse zu demjenigen Theile des Orientz an die H zu geben, dec von demselben Geduld und Gercchtigkeit } dert, damit auch er seinerseits die Früchte der (Civilisation 10 ken könne. Die Griechische Revolution entsprang aus Ursul “die noch in dicsem Augenblick weder genau hekannt sind, noch Villigkeit beurtheilt werden. Es if hier nicht der Ort, zu 19 suchen, welches dieselben gewesen aber so viel darf gesagt wt daß, wenn die freisinnige Meinung dieselben richtiger gew ¡ hâtte, sie mit weniger Heftigkeit und ungestümer Leidenschaft b ser Frage zu Werke gegangen wäre. Man war so wenig cin Úber, was man davon denken solle, selbst noch lange Zeit nach | èrsten Ausbruch, daß die Publizisien fic den Einen als einen Wendt! der Freiheit, den Anderen als cinen neuen Kampf des Christenthl Allen aber als einemgroßen Siegder Civilisation über den Barbatlf darstellenzu müssen glaubten. Niemand wollte die Vergängigkeitel) sesmörderischen Schauspiels kennen lernen, welches für die Mitspieltl den Vortheil hatte, daß der Schauplaß ein klassisches Land und,aus dieser Verwirrung der Gedanken, Empfindungen und 0 säße, aus diesem geistigen Mishmasch, der auch das treffliche] hirn irreführen konnte, entstand eine erbitterte Aufregung, ganz Europa einnahm und einen allgemeinen Kampf geget den kei forderte. Der Traktat vom 6. Juli 1827 wurde unter n mitten unter dem Ungestüm dieser ungeregelten Leidenschaften 9 der Grund dazu gelegt, aber der Traktat trug dessenungeachl( Spur von diesen Bewegungen. Das Aktenstück an sich selbs ches weit mehr aus dem Drange der Zeit, als gus dem a Willen der Kabinette hervorging, veränderte die Eingebung allgemeinen Wahnsinns in einen Gedanken der Ordn Harmonie und der Versöhnung , der sich ohne Zw! den vorgesteckten Gränzen gehalten hätte, wenn #9

Nach dem Bericht eines Augenzey überzeugte sich das verehrte Fürstenpaar persdnlich von den F

überhaupt offenbarte sich ganz besonders durch die Aufimers,

Frankfurt a. M, 18. Sept. Jhre Majestäten der

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hrung aus den Händen „ruhiger Staatömänner in die wild aufgeregten Meinung übergegangen und ihrem Strudel (gt wäre. Die Schlacht bei Navarin bewies dies fast augen- lich; dieser Tag, der, wie man sagte, unter- Freunden vortiel, Krsachte ein shwereres- tieferes und dauernderes Unheil, als es (3 die erbittertsten Feinde einander zufügen konnten. Eine - Wirkungen war, daß ein Verbesserungs- System , welches für Orient cine neue Aera eròfnete, in seinem Fortgange aufgehal- wurde. Denn man muß nicht vergessen , daß der Sultan seit Fahre 1525, che er noch durch eine gegen ihn auftretende fureht- H Coalition dazu genöthigt wurde, die Regenccation des Neiches Binnen hatte, indem er eine factióse Miliz vernichtete, die sich al- neuen Einrichtungen widerseßte. Dies. System konnte sich nur Frieden und von der Civilisation unterstüßt rasch und in allen Fh Theilen entwickelf. Unter dem Vorwande' des Europäischen Wdens uhd der Europäischen Civilisation hatte man es seit scinem Mischen. zu eittem Kampfe verurtheilt, der seitdem nicht wieder auf e, und den es bald im Fnnern, bald. nach außen hin zu bestehen e Es war ihm kein Ruhetag vergönnt, und die Bevdlkerung Wer großen Reiche [itt dadurch unendlichen Verlust; denn man wohl behaupten, daß bei dem fortschreitenden Geiste der Zteform, he das Oberhaupt der Osmaten in seiner Regierung vorgenom- hatte, das Wohl der Einzelnen, die Verbesserung der Institu n und die gesellschaftliche Starke des ganzen Reiches sich durcl roße Menge von Hülfsquellen hätten vermehren können, welche h die langen Vorbereitungen ju der Vertheidigung gegen die henden Bewegungeu Enropa's, durch die Verirrungen der Freund- + zu Navarin, durch das darauf folgende Kriegsunheil und end durchs die noch fortdauernden Unternehmungen verloren gingen, pon Ehrgeizigen ausgehen, welche die Hoffnung antreibt? diese vielen cchútterungen zu benußen, um durch Aufruhr der Verantwortlichkeit ntgehen, die thnen eine regelmäßigere Verwaltung auferlegt hätte. *hat die liberale Meinung durch cine zehniähpige Aufregung und ch die Gewaltthätigkeitên, zu denen ste gegen ein Volk aufmun-2 , welches ste genauer kenneu zu lernen verschmähte, den Otient der Bahn der Fortschritte aufgehalten und die Uebel, welche „jeyt heimsuchen, angestiftet. Etwas Anderes war guch nicht zu er- ten von den ausschließlichen Doktrinen, wekche damals dte Ober- d hatten Uber die Evidenz der Thatsachen, Über die Macht der Ätten und úber da® gute Recht®einer unabhängigen Nation, Dok en ciner wüthenden Vertilgungssucht, über welche die“ Verbvret derselber späterhin sich lustig machten, die Angeführten “aber ¡ken,' und die leider schwer zu verwischende Spuren hinterlas- haben. Neben diesen harten und unverdienten Schlägen Mißgeschtckes betrachte man nun / E De DÍOUTE K ahm. Seit dem Jahre®1826, als die Regierung des Sul- ¿ ch Frei bewegen fonnte, waren alle Handlungen der- igen, welche die Civilisation Barbaren nennt, von Nuhe und Weis- ebezeichnet.. - Auf jene große Katastrophe bei Navarin, die in je- anderen Lande das Volk in Allarm gebracht und blutige Repres en hervorgerufen hätte, folgte die bewundernswürdigf{ie Ordnung ; Europäern und ihren geringsten Fnteressen wurde Schuß zu eil. Die Tausende von F-anken, welche unter den Türken leben, en aunend diese kalte Würde , diese großartige Mäßigung, auf he fie nicht zu rechnen gewagt hatten ; fic fanden feinen Ausdruck, diese seltene Billigkeit {aut zu preisen, die Europa mit dem Bei- le voranging, daß harmlose Unterthanen nicht mit den Tha® ihrer Regfrufigen zu vermischen sind. Damals konnte die e ihnen mit gerechtem Stolz den wohlwollenden Namen ihrer Ie beilegen ; sie hatte gegen ste die Pflichten der Gastfreundschaft srengsien und edelsten Sinne des Wortes erfüllt. . i Wenn der Divan, unter so ernsten Verhältnissen, sich die Danks- cit der Privatleute erwarb, werden ihm die Kabinette nicht ihre tung versagen wollen. Während der Dauer uüunter-

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der ersten dlungen hinsichtlich der an Griechenland zu machenden Abtre jen, konnte vielleicht det damit beauftragten Diplomaten biswei- lie Zeit lang werden„und diese hin und wieder gegen cinen damals h ihnen sogenannten übel angebrachten Starcsinn Beschwerde jen. Aber die diplomatische Ungeduld bei Seite geseßt, welche h den Tagen der Verhandlungen und nach den abgefertigten yschen recznet, 0 prüfe man, ob man in anderen Ländern bei leichen Angelegenheiten sich schneller cutschlossen hat. Die wlischen Kolonicen in Ngrd-Amerika reißen sih im Fähre 1776 # dezn Mutterlande los und werden ein unabhängiger Staat un dem Titel „Vereinigte Staaten von Amerika//; êest 3% Jahre iter, im Jahbe 1814, in *Folgc des. Krieges in jenem Fahpe, wird e Unabhängigkeit von England definitiv anexkannt. °Ueber 20 Fahre, ren ehrere durch unglückliche Bemühungen um Wicdererlaugung er verloîdnên Herrschaft bezeithnet sind, verfließen zwischen der ischen Freiwerdung St. Domingo's «und der Fndemnitäts-Bill, [he Frankreich demselben Anter der Restauration verlieh. Spa- en behary noch ießt dabei, seine alten uncrmeßlichen Besißungen n Súd-Amerifïa, als im Zustande der Empdrung befindch, zu be

ichten, obgleich „sie sich schon im Fahre 1809 gegen dasselbe be

\fneten und schon vor 10 Jahren ‘dur die denkwürdige Schlacht i Ayaoucho faktisch frei" wurden. Sehen wie nit sclost in die

Augenblicke den König von Holland schon seit zwei Jahren sich tigern, die Unabhängigkeit von Belgien anzuerke#neu, und die esuche und Drohungen der fünf Mächte, die mehr Soldaten my- (machen kònnen, als ganzSolland Einwohner hat, mit einer hier geta tltenund dort bewundertên Beharrlichkeit zurückweisen ? Diese Bei lelewerden gewiß hinreichen, umzu beweisen, daß der Mangel an iener litischen Klugheit, welche Mrin besteht, das Gescl der Nothwendigkeit (n anzunchnken und die Ereignisse nach dem Punkte, wohin fie ge Ingt sind “zu behandeln , sichonicht auf Seiten derjenigen befand, len man die s{hmählichsten Nanîen beibegte. Die geseßliche Unab ingigkeit Griechenlands ist anerkannt, ‘die Gränzen sind besvrochen d festgestellt , alle untergeordnete Fragen, wie zum Beispiel die- ligen Über die Räumung, über den Verkauf des Eigenthums und ber die Schadloshaltung, sind erledigt, und dies Alles durch zwei lhtige Unterhandlungen. Hier also kann unseren Verleum- n noch diese schnelle und mutyige Entsagung entgegeuge ilt werden, welche selbsi Feinde uicht Schwäche oder Unwissen (l nennen werden, weil es zu gut bekannt ist, daß nur horen und Schwache starrköpfig sind, und daß man eine Resigna- on stets loben muß, wenn sie die Stelle jener verzweifelten Ent- hlüsse einnimmt , die mancher Fúri, der mit dem Unglücke seiner fer spielte, als ein Glúck für seine Klone betcachtet hat. lese Auseinanderseßung erheischt noch eine leßte Betrachtung , die l der, so lange Zeit der Pforte feindlich gesinnten, Meinung an Wfehlen. Seitdem sich die Griechischen Provinzen von ihr losge- sen haben, sind sie nicht glücklich, gewesen. Unsere Sache ift es ht, den Grund hiervon aufzusuchen, sondern nur die Thatsache führen, daß dieses Landounter einer, von deft Griechen selbsi ge llten Regierung, nicht das Glúck genossen hat, welches die Regierung Eultans ihm angeblich verweigert haben soll. Und wenn- man den sWl-Bewohnern in ihr Herz schen könnte, so würde man schwerlich anderes Gefühl darin finden, als das ciner bitteren Reue und eines tüdsehnens nach jener süßen und wahren Municipal- Freiheit, wo u sie so reich wurden und ihr Väterland so licb gewannen. s is der aufrichtige Wunsch der Pforte, daß der neue Souverain,

Griechenland von der Pôlitik erhält, demselben bessere Tage ge gewähren können; aber sie ist überzeugt, daß er, wenn er dies ‘werfstelligen will, jene noch jeßt in xinigen beschränkten und ver- erten Köpfen herrschende irrthümliche Meinung, daß (Grie z enland in der Türkei stets einen Feind haben werde, weit von 2 Weisen muß. Wenn er die wahren Futeressen des Helle {en Staates studirt, wird er bald einschen, was keinem in P Mnere der Angelegenheiten eingeweihten Mane entgehen kann, u die Wohlfahrt und Sicherheit des kleinen Königreiche: auf der alyoe ofen Reiches beraht, von dem es sich losgerissen hat. Außer- Und dieser Wahrheit giebt es für Griechentand jeßt nur Auflösung e perstdrende Unruhen, und für seine Zukunft nur drohende Ge Ihren ; gegen die Stürme, welche beide Länder bedrohen können,

A2 Ae I I L e Tie 1a A

D 1 B ß für den gebrechlichen Schbßling,

is dex alte Baum der beste Schu der neben ihm gufgesproßt ist. //

An lnd

Berlin, 22. Sept. Aus Stettin schreibt man unterm 21. d.: „Am l2ten beging der Prediger Pistorius zu Groß-Tebleben, Synode Treptow a. d. T., sein 50jähriges Amts-Jubiláum. Um der Feier eine noch hdhere Weihe zu geben, war damit die Ein- führung des Pfarr-Adjunkts Piper verbunden worden. Nachdem der Jubel-Greis mit seinem Adjunktus und mehreren Gemeinde- Gliedern der Beichte und Vorbereitung zum Genusse des heiligen

Abendmahfs bcizewohny, wurde er. von dem Supevintendenten |

Milarch und zwei Geistlihen, und der Adjunktus von seinem

Vater und ebenfalls zwei Geistlichen der Synode in feierlicher |

Prozession, unter Glocfen-Geläute und Chor-Gesang, zur Kirche geführt, Hier hielt der Superintendent die Jubel: und Ein führungs/ Rede, wobei er dem Jubilar das Glückwiinschunas- Schreiben des Königl, Konsistoriums und Provinzial - Schul- Kollegiums und der Königl, Regierung, nah dffentlicher Vorlesung desselben, Úberreichte. Die fromme Rührung des Greises ward in srohe Dankgefühle verwandelt, als ihm darauf die Jnsignien des ihm durch dit Gnade Sr. Majestät des Königs verliehenen Ro- then Adler-Ordens 4ter Klasse? Úbergeben wurden. Hierauf ent- hüllte der Superintendent ein eisernes auf dem Altare stehendes Kruzifix, welches die Synode dem Jubel-Greise, als ein Anden- fen an diesen festlichen Tag, verehrte. Nach vollbvachter Ein- führungs-Handlung empfingen der Emeritus und Adiunktus das heilige Abendmahl aus den Händen des Superintendenten. Der Jubel-Greis war durch die vorhergegangene Feier in seinem In- nersten so tief‘bewegt, daß er aus seinétn úbervollen Herzen nur einige wenige, aber desto herzlichere Worte an die versammelte Gemeinde zu richten und seinen Dank auszusprechen vermochte. Er forderte die Versammlung auf, mit ihm in das Loblied: „Nun danket Alle Gott‘, einzustimmen, mit dessen Absingung die kirch liche Feier s{loß.““

auf der Königlihen Akademie der Kúnste.

Seit dem {öten dieses Monats haben wir Ausstellung, und in allen Kreisen is zu merken, was dies bedeutet, denn die wärmste Theilnahme des Publikums wird von Fahr zu Fahr unseren Künst- lern in demselben Maße mehr zu Theil, als sie es verdienen. Aber auch neben der Erwartung bleibt noch die Ueberraschung.

Aus dem Auslande if diesmal allerdings weniger eingegangen, dennoch sicht die Ausstellung keiner früheren nach; mehrere un- serer trefflichsten Künstler wurden uns einen Theil der verwichenen zwei Fahre durch Krankheit entzogen; aber Andere sind herangewach sen, so daß Zaum eine" Lücke bemerkt wird. Auch liéß sich sa nicht einmal Alles, was der vaterländischen Kunst dieser Zeit angehört, hierher versammeln; namentlich haben einige Mitglieder jencr Ma- ler - Schule , auf die jeßt vornehmlich - die Augen gerichtet sind, tn Fresko gemalt, und doch kein Ausfall. Endlich i auch noch gar nicht einmal alles beisammen; Nächträge des Katalogs 7 der {on jeßt 1235 sparsam ertheilte Nummern enthält, werden erscheinen, neue Sâle werden gedfnet werden , ja von einigen der bedeutcnde- ren Werte ist bis jezt noch nichts mchr angelangt, als der Ruf. Dabei scheint es cin glücklicher Zufall gefügt zu habeng daz gerade das mehr Imvyosante noch zurückblieb , als wäre darguf gerechnet, uns erst diejenigen Werke recht genießen zu ‘lassen, welche eine stille Tiefe der Kunst bei gröfeerer Unscheinbarkeit des unmiktelbarsten Ein- drucks in ch schließen.

So „is uns denn hierdurch der Weg angedeutet, den wir neh- men müssen, wenn wir uns den Auswärtigen zum Berichterstatter, den Hiesigen aver, die selb schauenound urtheilen können, zum Führer anzitbieten wagen.

Lessings Bild nah der Leonore. (Nv. 407.)

, Lessing® trauerndes Königspaar gab, man darf es sagen, den Maßstab der voxigen Ausstellung; so zeigte sich denn das Publikum geneigt, die jeßige nach scinem dicsmaligen Werke messcn zu wollen. Allein dies zum Maßsiaß genommen, schien auch sogleich ein® Zurückblciben gegenwärtiger Ausstellung- hinter der von 1830 augensMinlich und erwiesen. Wir nun sind gar nicht solcher Mei nung, und da gleich Lessings Bild fach Bürgerss Leonore sich in der laffe derer befindet, welche bei minder gebieterischem Effekt doch den Ws6-rth und die Sccle tiefer in sich tragen, so üssen wir damit billig beginnen. ® ,

Noch eins anuß bevorwortet werden. Der Maler hätte besser gethan» in seiner Benefinung des Bildes licber gar nicht Bürgers zu erwähnen, sondern sih nur auf die Volks Sage zu bezichen, welche Bürger Hhnedies «aus ihrer wah- reu poetischen Bedentung verrückte. Mun fordert man erst lich ein Kostüm aus der Zt des siebenjährigen Krieges, HusaSn Uniformen und Zdpfe, was doch «bei der ernsten Sphäre der Dar- stellung besser aus dem Spiele blieb; ferner erwartet man eine Les nove, die, wie es bei Bürger htißt „ihr Nabenhaar zerrauft mit wütliger Geherde.// Nämlich der Maler wählte gerade den Mo- ment, wie die Kriegsschagren in die Stadt heimkehren, Leonore aber vecgeblich darunter ihren Geliebten sucht. Bei Bürger ist nun der wilde Schmerz nur ein Vorspiel noch gräßlicherer Dinge, von de uen die Volkssage nichts weiß; so müssen wir es also dem Maler daufen, wenn er, von richtigem Gefühl geleitet, hier ganz vom Dichter abwich, und bei einem sanftern und innerlicheren Schmerz Leono"ens stehen blich. : :

Fm Hintergrunde sieht man eine alte Stadt mit hohen Mauern und einem thurmartigen Thor, Leonore is mit Mutter und Schwe- ste vor dic Stadt hinagusgegangen, um die Heimfkehrenden zn erwar ten. An einer hölzernen Lehne auf einem wenig erhdheten Erdreich stehen die drei, hart an der Straße, auf welcher die von hinten ge sehene Reiterschar in die Stadt einrückt; einige dieser Reiter, die leßten des Zuges, erscheinen seitwärts im äußersten Vorgrunde des Bildes, wo ein mit frappanter Auffassung gemalter Schimmel die Augen derer fesseln könnte, welche niht vielmehr von der Empfindung auf den wahren Mittelpunkt hingezogen werdcn. An dece wünschten wenigstens, damtt die Hauptgruppe noch besser hervortrete , eine umgekehrte Raumvertheilung. Nicht die Reiter soliten zumck Theil den Vorgrund haben und nicht die Haupt- grupve sollte zurücÉtreten. Und namentlich, was de Hauvtftgur betreffe, so sey eine alte Regel verleßt: Leonore hebe sich nicht ge- (nug durch ihre Stellung im Bilde heraus, sondern stehe ganz gleich neben dreien Anderen, auch nicht einmal durch die Beleuchtung un- terschieden; hingegen müßten die Krieger hinten fortziehen, als zt untergeordnet für den Vorgrund. Diesen Autoritäten, Regeln und Gründen setze ih entgegen: Liegt ein Bild in der Sphäre, wo an energischer, eindringlicher Fllusiot viel gelegen ist, so kann diese hanptsächlichh nur dadurch erreicht werden, daß fich der Maler die benöthigten Gegenstände nicht ers in irgend eine bequeme, oder gar vorgeschriebene Ordnung rücke, sondern sein Bild mitten aus der Nakur heraus reife, wie diese dergleichen gerade ergiebt. edes Ab- sichtliche der Disposition ist hier vom Uebel, und der Anschein cines mehr freien und zufälligen Standpunktes, auf dem sich die Darstel- lung nicht gerade bildartig präsentirt, i im wahren Funteresse der Kunst. Und doch is auch in unserm Bilde wieder nichts Gesuch- tes, sondern nux Ratürliches und Unvyermeidliches;, wenn Leo-

Ausstellung

| druef

! hdrend,

nore dem Zuschauer das Antliz zukehrent , die Reiter aber, unter denen fie den Geliebten sucht, entgegen haben muß, so konnte der Beschauer diese nur in noch größerer Nähe und von hinten sehen. Eine solche Stellung des Zuges. war aber nur vor theilhast für das Ganze, indem sie denr Bilde Tiefe giebt und die Perspektive wirksam erhöht; andererseits wurde auch für den Aus druck der einzelnen Reiter cher gewonnen als verloren _ Doch ers die Hauptgruppe. Leonore steht nicht an jenem Ge= lände dem Reiterzuge zunächst; ste hat dke Hofnung schon aufgege ben; ihr if es innerlich schon gewiß, so wie es benn auch ihr graucr Anzug und der schwarze Schleier ausspricht. Nur die Mutter, für die Tochter in deren Scele mitfühlend, schaut allein mit einem schwa chen Strahl von Hoffnung noc suchend unter die leßten Reiter hinaus. Leonore seht abgewandt von der Mutter, meven ihr ihre Schwester. Diese hat Seliebten wieder; sie leynt sh auf [eite Achsel, nach der anderen Seite stilltheilnehmend an die s{chmer; olle Leonore migt Ce ven den Kricgsmann nach threm | I Jet Nund Nachricht erhalten Yy eti let (t Schon c)tbar und poetisch der Kúns ich onslten Beziehungen D 10! eitait J seinem Wesentlichen et das {lles ) ) ) 1 (NNErer (indeit und einander bleibt I mehr gilt dies von der etq Behandlung und v des Schônsten is hier nachzuer jüngeri wesler, welche der Künsiler so schdn zwischen eigenes und Theilnahme am Unglück der €@ jer in die Mitte gesel erscheint in ihrer Körverhaltung häuslicher, L c Leonore dagegen in ienem ganzen Adel und in jener Freiheit, n eint großes (Geschick und ein tiefes Seelen leiden giebt: ste e schi ganz durchbebt und doch gehoben vom S chmerz. Aber man steht auc es if dies kein neuer überraschender Schmerz, sondern nur die äußere Gewißheit aller ihrer bangen Ahnungen. (Und der Bote 08 T \{hdón, wunderschön, daß der Maler dazu keinen anderen, als den Geliebten der Schwester nahm „stände U N I) E 10 Qqunts theilnahmlos da, erzählte er nur nicht \0 ohne Wärme und ohne Schmerz.“ So urtheilen gewiß Viele, aber mit Unrecht; denn nur noch um eine Stufe hdher steigt die dramatische Ourchbildung des Ganzen. Leonore fragt nach ihrem Geliebten. „Fâ , der tommet nicht mcehr“/, sagt der junge Kriegsmann, und er sagt es mit einer Nuhe und Fassung, mit Ernst aber mit ciner Gelassenheit, in der sicl recht sein rauhes Handwerk spiegelt. Daß er von Leonorens Geliebtem berichtet, das weiß er nicht; nur die vertraute Schwester weiß 5. Hfernachh wird man das Bild verstehen: man lasse dent Ein- jenes kalten Berichtes im Gegensaße zu Leonorens durch- zuckendem Schmerz und dem bedauernden Blicke der Schwester auf sich wirken. Aber auh das is| noch nicht Alles ¿e wir müssen noch einmal zurúück zur Mutter. Sie steht, während die Gruppe jener Drei so fest und beziehungsvoll verknüpft. ist, fur fich da, untheilnehmend an Allem, was dort geschieht, nicht mit was dort schon als gewiß berichtet wird und cben da durch hat ste fene Hoffnung noch úbrig, wenn guch vergeblich: ste kann doch überhaupt noch suchen wollen unter den Reihen der Zteiter. Noch haben wir die Kriegsmänner übrig. Wie thr Zug nach dem Thore im Hintergrunde geht, sind sie Alle abgewandt; nur Ei er wendet sich und schaut aus dem Bilde heraus. „-Hier ist der Künsiler ein bloße: Naturalist, er hat diesem Kopfe einen Ausdruck gegeben, wie er gar nicht in die Sphäre dieses Gemäldes pafit, es if eine schlimme Stdrung, die man um vieles wegwünschen muß./- Solches und Achnliches hörten wir. Allerdings streicht hier ein verbrantter Kriegsknecht, froh der Heimkehr, seinen rothen Zwickel bart, mit seinen grellen Augen nach schönen Mädchen umherschauend. So fâllt denn sein lústerner Blick zunächst auf Leonoren: es ift dies ein Mißklang, aber wie wesentlich und wirksam in der Harmonie. Wie. nach jeder anderen Dirne, wirft dieser indisfkfrete Bursche auch auf Leonoren seinen Blick: ihm ift sie nichts als ein hübsches Mäd-

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¡ Hals; die Art, wie er nachlässig zu Pferde sißt,

chen ; etwas ganz Anderes freilich is sie uns, die wir thren Schmerz | kennen und mitfühlen und gerade durch solchen Kontrast gemahnt, noch tiefer fühlen. Und ist es nicht so im Leben , daß roheres Be hagen dicht vorbet zicht an innerlichem vertieften Schmerz. Desto nachdenklicher, in sich gekehrter, als ob der schwere Fnhalt des Bil des auf ihm lastete, zieht cin Anderer mehr im Vörgrunde, aber der ganz zuvorderst Gesehene läßt nichts von scinem Antliße erken nen und zetgt nur einen s{warzen wilden Bart auf Wange und deutct recht die be hagliche Gleichgültigkeit in seinem Handwerke an: auch dies is nicht ohne wirksame Folie für das Ganze. , Also haben wir hier ein Bild, dem wir, selbs auf die Gefahr etties jehr abweichenden Urtheils, nach unserem besten Wissen und Denken, die Meisterschaft wohl zuerkennen müsen. Es if der p0oe- tische Gehalt des Moments reich und rein ausgesponnen tn mehrere Fäden, von denen jeder in der wesentlichen Bedeutung des (Ganzen bleibt und, ftatt abzuzichen, nur bereichert und zusammenhält. Es il ein Reichthum gefühlter, scelenvoller Beziehungen und cine Sicherheit in “der Zutheilung und Aussprache ieder Empfindung, mit einem Worte, eine Solidität innerlich zusammenhangsvoller Composition, bet einer Leichtigkeit und Fertigkeit des Ergreifens G „Machens, bei, vdlligey Einfachheit , Gesundheit, Anspcuchslo- sligkett. Lessings trauerndes Königspaar war ohne Zweifel conzentrirter, Amposanter, imperativer; seinem Cindrucke konnte sich selbs der minder

Empfänglichegnicht entziehen; allein mit seiner diesmaligen Leistung hat der Künstler ohne Frage eine _hôhere Staffel erreicht: er zcigt sich reicher, durchbildeter ; das Kunstwerk ist unscheinbarer, aber noch S und nachhaltiger. Dort konnten die Bedenklichen nocl saJen / es sey die glückliche Wahl des Stoffes, das Große des un máttelbaren Gegenstandes, das Lyrische des vorliegenden Gedichts oder auch diebeschränkte Zahl und bewegungslose Nuhe der Figuren schr hülf reich gewesen: das alles trifft ießt nicht mehr; denn dier if der Ma ler sogar mit dem Gedichte in Widerstreit. Daß aber der Künfler nachdem er doch so großen Erfolg von iener eindringlichern Dar stellungöweise sah, dennoch diesen Weg nicht fortscßte, noch weniger in derselben Art sich zu überbieten suchte, sondern daß er fich vielmehr nach etner ganz andern Kunstart hin wendete, die, weit entfernt den Erwartungen des Publikums in der ihnen gegebenen MNichtung zu

entsprechen, mehr gesucht sein will, als sie fich aufdrängt : dies legen wir uns als beste Bürgschaft aus. Lessing und seine Mit= Und

Nachstrebenden werden, ihrem Genius getreu, nun den Weg nicht mehr verfehlen, welcher von energischer, vielseitiger Naturauß« qung durch innere Ertiefung und Durchbildung des ergriffenen (Gedan kcits zu vollendeter Composition führt, weit vorbei an den s{hilenden Regeln dieser oder iener Schulweisheit.

Das Bild is nah ungefährer Schäßung P Fuß hoch, 5 Fuß breit; die Hauvtfiguren gegen 2 Fuß hoch. In der, halb von hinten gesehenen Figur des berichtenden Geliebten der Schwester hat der Maler si selbs dargestellt Gr

Bera

In Drees bei Neustadt 4 D, Dose C Regierungs Bezirk Potsdam) sind seit dem 6ten d. M. mehrere Personen a1 Cholera erkrankt und gestorben.

Im Regierungs-Bezirk Magdeburg is gegenwärtig nur der Kreis Kalbe a. d. S. von der Cholera heimgesucht. dem Wieder - Ausbruche der Krankheit, am 25. August d. J, sind in der Stadt Kalbe nebst den Vorstädten 58, und in Neu, gattersleben und Hohendorf seit dem 17. Juli v. J. 37 Perso- nen daran gestorben.

In Achen war seit dem 15. Sept Mittags bis zum 17ten

er

Seit