1832 / 295 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

L M-W, 7 R

Von neun verschledenen Fragen, welche die Konferenz am 25. und 26. September dem Königl. Niederländischen Bevoll- mächtigten vorgelegt haben soll, hebt die Times die folgende als die prägnanteste aus: „Würde der Bevollmächtigte in dem Traktate, welchen er bereit seyn mdchte, mit Belgien zu unter- zeichnen, einräumen, daß die Beschiffung der Schelde für die Schisse aller Nationen frei wäre, und daß solche Sehisse keinem Aufenthalt, keiner Durchsuchung oder Untersuchung ihrer Ladun- gen, sondern blos (ohne Unterschied der Flaggen ) cinem mäßi- gen Tonnengelde unterworfen würden?‘ Hierauf habe Herr van Zuylen geantwortet: „Der Niederländische Bevollinächtigte ‘ist nicht ermáchtigt, in irgend ene definitive Abmachung in Be- ziehung auf die Schelde-Schifffaßrt einzuwilligen, noch auch nur das Prinzip eine solchen Ausgleihung zuzugeben, und was den provisorischen Stand der Dinge betrifft, gestatten seine Jn- structionen ihm bloß, die Anweudung ‘des Mainzer Tarifs an- zunehmen.“ s :

Es hatten sich gestern Gerüchte verbreitet, daß der in- Fal- mouth angekommene „Water With// Nachrichten aus Porto bis zum 7tew d. M. gebracht habe2- Der Sun erklärt aber heute, das feine spâtere- Nachrichten als big, zum Z0sten v. M.- von Porto eingegangen seyen. ,

Am vergangenen Sonnabend Nachtnittag segelte wieder ein Dampfschiff mit -300 Soldaten, mehreren Offizieren, Kanonen, Flinten und Munitionen aller Art vòdi der Themse nach Porto ab. Außerdem segelten an défuselben Tage zwei andere Schiffe, das eine mit Pferden für Dom Pedro’'s Kavallerie, das andete mit Schießpulver beladen, eben dahin ab.

Jn der City heißt es, der Spanische Gesandte hierselb, Herr Zea Bermudez, welcher jeßt mit der Bildung eines neuen Spanischen Ministeuiums beauftrage ist, sey das unsrige stark angegangen, sich in Bezug auf die constitutionnelle Partei in Portugal mißfällig auszusprechen, ja, er habe das als die Be- dingung der Nicht-Einmischung in den Streit abseiten Spaniens aufgestellt, ohne jedoch. das geringste Gehör zu finden. Worüber er sih am meisten beklagen soll, ist der Antheil, welchen Engli- sche Unterthanen an. der Expedition durch Zusendung von Waf- fen und Mannschaft nehmen, weshalb er auf die strengste Be- achtung des Géseßbes gegen auswärtige Werbungen dringt. Uebri- gens hat Hr. Zea Bermudez noch nicht seine Annahme des ihm angebotenen «Postens erklärt, und es ist daher ungewiß, wann er England vetkassen wird.

Die hiesigen Blätter machen dem Herzog von Buccleuch bittere Vorwürfe, daß er zu dem Denkmal für Sir Walter Scott nur 100 Guüineen, und aljo nicht mehr als das Edinburger Thea- ter und sogar noch 5 Guineen weniger, als der Buchhändler Cadell, unterzeichnet habe.

Vor den Assisen zu Limerick kamen neulich 15 von den bei Stone Hall thätig gewesenen. Tumultuanten vor. Auf den Rath ihver Rechtsbeistände hatten sie es vorgezogen, von dem Laugnen ihrer Schuld abzustehen und sih als s{huldig zu beken- nen, Reue über das Vorgefallene bezeugend“ und Besserung ge- lobend. Sie kamen darauf mit 18monatliher Gefängnißstrafe davo: .

Die Cholera ist im ganzen Lande stark im Abnehmen. Der leßfke bei der Central-Gesundheits-Behdrde in London eingegan- gene Bericht meldet im Ganzen nur noch 166 neue Erkrankun- gen und 66. Todesfälle.

L Niederlande.

Aus dem Haag;°17. Okt. Die zweite Kammer der Ge- nevalstaaten beshäßtigte sih- in ihrer gestrigen Si6zung mit der Ernennung drejgr Kandidaten für die Präsidentschaft. Die Her- “ren Collot d’Escury, van Ash van Wyck und Byleveld erhiel- ren die Mehrzahl der Stimmen und ihre Namen werden also vow der dazu ernannten Kommission «Sr. Maj. dem Könige vor- gelegt werden. Die Kammer ging hierauf ohne Anberaumung des nächsten Sißungstages auseinander. —. Auch die erste Kam- mèer der Generalstaaten war gestern versammelt.

Die aus Java eingegangenen, bis zum 3. Juli reichenden Zeitungen enthalten keine Nachrichten von Jnteresse, mit Aus- nahme einiger ausführlichen Berichte über die Operationen un- serer Truppen auf der Westküste von Sumatra. Der Plen des berúüchtizten Häuptlings der Eingebgrnen, Nan Tjerdik, gleichzei- tig einen, allgemeinen, Anfall auf die von den Unsrigen beseßten Punkte zu unternehmen, war durch einen Angriff der Holländi- schen Truppen vereitelt worden, die ein Cokps von 5000 Feinden in-die Flucht {{lüFen. Der genannte Häuptling war nach Ton- jol entflohen.

Belgien.

Brüssel, 17. Okt, Vorgestern. hat der König in der Zbene von Dieghem vier Bataillone des Ztew Linien-Regiments und 2 Bataillone. der Antwerpener Bürgergarde die Revue pas- siren -lassèn.

Der König wird, dem Vernehmen nach, noch im Laufe die- ser Woche ‘zuti- Hauptquarticr mach Löwen abgehen. Ein Theil der Dienerschast Sr. Maj. hat sih bereits dahin begeben. Herr Bousman, General: Post - Jnspektor der Armee, is gestern Morgen nach Löwen abgegangen, um die Relais für das Kd- nigl. Hauptquartier in Diest, Lier und an anderen Orten zu or- ganisiren. Der Estaffetten- Dienst, welcher im vorigen Jahre beim Einmarsch der O Truppen zwischen Paris und der Nord-Armee eingerichtet war, ist zwischen Valenciennes und der Hauptstadt wiederhergestellt worden. Die Union meldet, daß das Lager bei Diest aufgehoben worden sey, und daß die 20,900 Mann, welche in demselben lagen, Befehl erhalten hät- ten, gegen die Gränze zu marschiren.

Ím Memorial Belge liest man: „Wir erfahren ? daß ernstlih von der Umgestaltung des Ministeriums die Rede ist, und daß man thätig daran arbeitet; es wird indessen das größte Geheimniß über die Namen der Pexsonen beobachtet, denen man Portefeuilles bestimmt. ‘‘

Aus Antwerpen schreibt man vom, /bten “d. M.: „So cben erfährt man, daß die 5te Compagnie des 1sten Batdlillons der mobilisirten Bürgergarde des Hennegau in der Nacht vom i1. zum 12. Oktober durch die unerwartete Ankunft der Vell, der genöthigt worden ist, ihre Kantonnirungen in der Genféinde

Loenhout aufzuheben.‘

* Brüssel, 18, Oft. Gestern um 1 Uhr kamen JZhre Majestäten von Laeken in Brüssel an. Der König ertheilte gleich darauf dem Herrn Chs. von Broukère und dem Kriegs- Minister Privat - Audienzen.

Jin Îndependant liest man: „Es scheint gewiß, daß der morgende Moniteur diee Ernennung des Herrn von Meulenaere zum Minister des Junern und des Herrn Lebeau zum Justiz- ‘Minister bekannt machen wird. Auch die ' Wahl des Finanz- Ministers soll noch im Laufe des heutigen Tages getroffen werden.“/

L182 richt, daß das Lager bei Dies hon abgebrochen sey; es werde dies erst am 20sten d. M, geschehen.

Lôwen abgegangen.

Herr Buzen, Militair: Kommandant von Antwerpen, traf vorgestern Nachmittag hier ein, hatte eine Konferenz mit dem Kriegs-Minister und kehrte-Togleich auf seinen Posten zurü.

Heyr Tielemans zeigt durch ein Cirkular den Beamten der Adrninistration der Provinz Lüttich an, daß ihn die Regierung seines Amtes als Gouverneur. der Provinz Lüttich entsetzt habe. | Am Schlusse dieses Cirkulars heißt es: „Wenn es mir gelungen ist, Gutes zu thun, so danke ich es Jhrer Mitwirkung, und jest fehre ich, ein friedlicher Bürger, in das Privatleben zurück, reich durch die Achtung, die mir, wie ich hoffe, folgen wird, glücklich eine Zeit der Prüfungen und der Opfer ohne Haß und ohne Bedauern durchlebt zu haben, und immer bereit, meinem Vater- lande» auf dem Wege der Civilijation zu dienen. ‘/

Die sett einigen Tagen stattfindenden kriegerischen Bewe- gungen - geben dem Lynx zu folgenden Betrachtungen Anlaß: ,, Was bedeutet die Verlegu!rg des großen Hauptguartiers von

gerade in dem Augenbli, wo das Holländische Hauptquartier von Tilburg nach Herzogenbusch, also sechs Stunden zurück, verlegt wird? Wollen wir denn wirklich den Krieg beginnen® Sollte unsere Regierung den Knoten durchhauen wollen, den das vereinigte Europa nicht hat lôsen können? Ehrliche. Anhbän- ger des Friedens um jeden Preis, beruhigt Euch! Freunde der Unabhängigkeit und der- Nacional-Ehre, zügelt Eure Freude! All’ diefes ist nur ein neues Becher - Kunststück (tour de (G-0- bþlet). In dem Augenbli, wo die Nation einstimmig den Gang der Regierung und ihr System der Furcht und der Feigheit tadelt, wo das Geschrei einiger Patrioten die Ruhe der Minister gestdrt und zum Zittern gebracht hat, mußte man wohl eine kleine kriegeri- sche Demonstration machen, um sich den Schein einer Energie zu geben, die man in der Wirklichkeit niemals haben wird; man bedurfte in Ermangelung von Worton, mit denen man fo spar- sam ist, einer Handlung, die das Ende unsers ewigen Proviso- riums hoffen ließ, und die vielen Unzufriedenen einen Augen- blik zum Stillschweigen brachte. Geschwind eine kleine Truppen- Bewegung, geschwind das Hauptquartier vorwärts; das ist der Bissen, den man dem Cerberus vorwirft, um ihn noch für einige Tage zu beruhigen. Der Chef des Generalstabes, der unzertrennliche BVollstrecker der Befehle des Ober-Befehlshabers, begiebt sich ua Lôwen. Der Ober-Befehlshaber begiebt sich also auch dahin ? Keines- weges; der bleibt ruhig zu Hause und fährt fort, den Fremden Feste zu geben, bei denen die Cinheimischen nicht zugelassen- werden, obgleich sie die Kosten bezahlen. Der General geht in seinem Garten spazieren, besieht seine Gemüse und“ seine Blumen, statt das Schlachtfeld zu durchlaufen, das êr scinen Soldaten zu vet- sprechen scheint. Durch Estaffetten wird er von der Bewegung seiner Truppen in Kenntniß gesckt werden, aus der Ferne wird er seine Befehle ertheilen. Warum? Weil *der Marsch der Truppen sich auf einige Parade -Evolutionen beschränken, weil seine Befehle nur einige Kantonnirungs - Veränderungen vor- schreiben werden, weil, mit einem Worte, diese ganze Bewegung vorwärts nichts anderes, als eine rüeckgängige Bewegung ist, und weil man nur daran denkt, sich. ein bequemes Bett füx die Winter - Quartiere zu bereiten. Wenn man in der That den in Umlauf befindlichen Gerüchten glauhan darf, so wären es nicht die Belgier, die unsere Angelegenheiten ordnen und das Schwerdt aus der Scheide ziehen sollen. Jhre Bewegung hätte nur zum Zweck, den Franzosen Plas zu machen, die im Begriff wären, unsere Gränzen zu überschreiten. Unsere Armee würde als ruhiger Zuschauer, Gewehr im Arm, die Niederlage der Holländer mit ansehen, die beim Anblick der glorreichen Juli- Farben nach allen Seiten hin auseinander laufen sollen, So soll, ohne daß eine Lunte angezündet wird, durch den allmächti- gen Einfluß des Juste milieu das langweifige Drama unserer Revolution enden; \o sollen sich die beiden Balbilzden -Künig- thúmer fonsolidiren. Aber glaubt man denn, daß der König von Holland, angenommen, dckß alle seine Verbündeten ihn seinen eigenen Streitkrästen überließen, so ohne Widerstand nachgeben, daß er nicht in der unbestreitbären Energie seines Volkes, in den natúrlichen Hindernissen seines Gebietes7 -in der Jahres- Zeit, in seiner Armee, in seiner Marine, in seinen Festungen, mächtige Mittel finden würde, um den ungere{htesten aller An- griffe zurückzuweisen und, vielleicht für lange Zeit, -dêr großen Nation zu widerstehen? Und glaubt man nicht, dgß das weich- liche Französische Kabinet sich bei dem leisesten Anschein eines ernst- lichen Widerstandes von- Seiten Hollands zurückziehen würde ? Glaubt man, daß das doctrinaire Ministeruum im Stande ‘ist, dem Zorne des Nordens Tro zu bieten, und ein verbündetes Volk, das zur Vertheidigung seiner Rechte und seiner Freiheit fámpft, mit Krieg zu überziehen? Nein, gewiß nicht; man weiß, daß dieses todtgeborene Ministerium den Text zu der Thron - Rede bei Eröffnung dec Kammern braucht; um sich zu behaupten, bedarf es, seiner Ansicht nach, nur einer Wiederho- lung der Anfkonaer Parade; zu dem Ende werden wir dafür sorgen, daß unsere Thore geöffnet sind. ‘/

Aus Antwerpen wird unterm 17ten d. gemeldet: „Ein mit Truppen beladenes Schiff isk gestern bei der Citadelle ange- fommen. Ein Theil der Sappeure, die am vergangenen Sonn- tag hier eintrafen, ist nah Merxem abgegangen.“

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 12. Okt. Der Französische Gesandte an un- serm Hofe, Marquis von St. Simon, reist heute nach Frank- reich ab, um den Sißungen der Kammern beizuwohnen. Herr Billecocq wird wähxend seiner Abwesenheit dem Gesandtschafts- posten als Geschäftsträger vorstehen.

Der bisherige Englische Gefandte hieselbst, Lord Bloomfield, wird, dein Vernehinen naH, da scine Regierung ihm die Wahl überlassen, nach England zurückzukehren oder den Winter in Schweden zuzubringen, noch bis zur Ankunft seines Nachfolgers, des Lord Howard de Walden, hier vérweilen.

Der gegen den Grafen von Adlersparre anhängig gewesene Prozeß wegen der Sin dem sicbenten Bande der „historischen Aktenstlicke von Schweden// geschehenen Veröffentlichung eincs Protofolls des Staats-Rathes u. \. w. ist am 3ten d. vom hie- sigen Stadtgerichte dahin entsczieden worden, daß der Heraus- geber eine Strafe von 150 Rthlr. zu bezahlen hat.

Stockholm, 16. Dkt. Der Königl. Sächsische Ge- sandte am Kaiserl. Russischen Hofe, Freiherr von Lükterode, hatte gestern die Ehre, Sr. Majestät dem Könige von Schie- den im Auftrage seiner höchsten Regierung in feierlicher Audienz das Groß- Kreuz des Ordens der Rauten- Krone zu überreichen. Durch eine Verordnung vom gestrigen Datum hat sich das Gerücht, daß die Cholera in Norwegen ausgebrochen sey, be-

Brüssel naë} Löwen, dieser Marsch von vier Stunden vorwärts,-

Norwegen für angesteckt, alle übrigen Häfen am Meerbusen w

Christiania, Langesund und Skjen aber für verdächtig.

Der General Desprez is gestern zum Hauptquartier nach | Cholera soll nah den eingegangenen Berichten ziemlich hefti angefangen haben, doch ist noch nicht bekannt geworden, au

weiche Weise sie dorthin gekommen ist. | Deutschland. |

München, 15. Oft. Da Se. Majestät der König dy den Seine Königliche Majesßät | heutigen Tag zur feierlichen Auffahrt und Audienz der Gr,

| chischen Deputation allergnädigst bezeichnet hatten, jo begab s

| dieselbe mit ihrer Begleitung um Z Uhr Nachmittags in na

stehender Art und Weise in die Königl. sidenz. Den zy

aus dem von der Griechischen Deputation bFvohnten Hotel 2 7 diger Regiment

öffnete eine Abtheilung Cuirassiere mit voll Musik. Nach derselben folgte zu Pferd ein Königl. Bereitt;

Hierauf folgten zwei zweispännige Wagen, in welchen sich j Sodann y,

| Adjutantenckder Griechijchen Deputirten befanden. | schienen: Ein Königl. Bereiter ; ein sehsspänniger Galla-Waqy

worin die zwei Griechischen Generale, Mitglieder der Griechisty | Deputation, ina Begleitung eines Königl. Kammerjunkers saßen; t sechsspänniger- Galla» Wagen, in welchem der Admiral Miausi in Begleitung eines Königl. Flúgel- Adjutanten, fuhr. Die h tayen sämmtlicher Wagen gingen - zu beiden Seit@» an thy Schlägen derse[ben mit unbedecktem Haup. Dem leßten Yy gen folgte zu ‘Pferd* ein Bereiter unò den Zug- schl" eine 1, theilung Fürassiere. Aue dem Palais, welches die Depu, tion bewohnt und vor. welchem die Ehrenwache in der Theatiny, Schwabingerstraße an diesenk Tage aufgesiellr war, begab sich d Zug durch» die vorgenannte und Weinstraße über den Sthy nenplaß, dann Dieners- und" Residenz - Schwabingersirgy

treppe. Das Königl. Militair trat sowohl auf der Hau als an der Residenzwache während des Zuges unter dy Gewehr. * Bei de Aussteigen würde "die Deputation (y Fuße der Treppe von einem Königl. Hof- Fourier empfanje und in das Trierische, Appartemens geführt, worin dieselb h lange verweilte bis Sich die Allerhöchsten und Hdchsten Huy“ schasten in den Audienz -Saal begeben Hatten. Um 23 Uh, als der von Sr. Majestät bestimmten Stunde, verfúgten Ei Se. Königl, Hoh. der Kronprinz, Jhre Königl. “Hoh. die Pi zessin Mathilde *und Se. Königl: Hoheit der Prinz Karl yy

»ayern in das Appartement. Sr. Maj. des Königs und begleity ten Se. M. den König und J. M. die Königin in den Audienz-Saq Die hoffähigen Herren Kavaliere der drei Rangesklassen, incl. du q sämmtlichen Offiziers-Corps, begaben sich in das große Appartemen Sr. Maj., des Königs, resp. Kaiszrzimmer, uñd zwar so, d die Individuen der ersten, zweiten und dritten Rangesfklgsse, in so fern es der Raum gestaitet, in dem zur- feierlichen Audi bestimmten Thronsäale Plaß nahmen; in den anstoßenden G mächern hingegen das gesammte Offizierkorps sih aufstellte, un daselbst bei dem Hin- und Rückzuge der Griechischen Depu tation anwesend zu seyn. Dem zu dieser Feierlichkeit eingelade nen diplomatischen Corps, welchem sich die am Königl. Hos vorgestellten Fremden anschlossen, wurden im Adienzsaale rat des Thrones Pläße angewiesen. So wie Sr. Maj. dem K nige die Ankunft der Griechischen Deputation gemeldet war, t fügten sich Allerhöchstdieselben in Begleitung der Höchsten Herrscht tenunter Voraustretung des Dienst-Cortéges und der Allerhöchst: nen nachfolgenden Pallast-, Schlüssel- und Hofdamen in den Audicn Saal. Jhrer Majestät der Königin und Jhrer Königl. Hoheit de Prinzessin Mathilde wurden die Schleppen der Hofmäntel bis fn di Sôâle, wo’ sich diÎ Hofbefähigten versämmelt befanden, von K nigl. Pagen getragen. JFJ. KK. Majestäten stellten Sich in Audienz-Saale vor dew Stufen des Thrones und rets S, Maj. des «Königs, Se, Königl. Hoheit .dek Kronprinz, pu dessu Rechten See. Königl. Hoheit der Prinz. Karly zur Linken Zhret Maj. der Königin, Jhre Königk. Hoheit die Prénzessin My thilde. Rückwärcs der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaft ordnete sih der Dienst ju beiden Seiten. Der Stgaats- Ministe des Königl. Hauses stell sich links seîtwärts des Thrones. Nun ertheilten Se. Maj. der König dem Königl. Oberst Ceremonienmeister den Befehl, die Gkiechische Deputation civ zuführen. Es begab sich daher ein K. Ceremonienmeister mit ck nem Kammerherren und dem Kammerjunker vom Dicnste, des Kön zuder Deputation, urm dieselbe in den Audienzsaal und vor den Hu zu führen. Nach den üblichen drei Verbewgungon bei dem Eintit in den-Saal und vor den Allerhöchsten Herrschaften trat sie vorn Thron, begleitet von ihrem Gefdlge. Ein Mitglied d&Griechisht Deputatioik hielt folgende Anrede in Griechischer Sprache, weh sodann von dem Dollmetscher in" Deutscher Sprache vorgelb setz, wurde.

¡Von der Hellenischen Regierung mit der Sendung bechtt, j! den Füßen des Thrônes Eurer Königlichen Majestät die Gefüllt und die „Wühsche von Hellas niederzulegen, nahen wir uns Al hdchstdenselben, um die tiefste Verehrung und Dankbarkeit fük alle Wohlthaten auszudrücken, welche Eure Majestät geru! haben, uns in reichem Maße mit Königlichem GemüÜthe zu f währen , und die aufrichtige Freude auszusprechen, mit welcher dl Kunde von der glücklichen Wahl des vielgeliebten Sohnes Eurt! Königl. Maj. zum Könige von Griechenland uns erfüllt hat; eint Wahl, welche das Band zwischen Hellas und dem Durchlauchtigsielt Geschlechte von Wittelsbach unaufldslich geknüpft hat. Fa, ethl- benster König! Schon vor der Wahl Allerhbchsihres Durchlauchtl9- sien Sohnes wurden Eure Maj. von den Hellenen als Vater u Vorsteher betrachtet. Zu der Zeit unsers Ungemachs haben sie zut! unter den Monarchen geruht, uns eine hülfreiche Hand zu reich und die Dankbarkeit wegen dieses Mitgefühls Jhres Königl. 9 zens für die leidende Hellas, wird für alle Zeit in dexr Tiefe res Gemüúthes eingeprägt bleiben. Königl. Majestät! Die hel sche Regierung hat uns aufgetragen, auch fúr die Zukunft Wt hdcchstdero väterliche Sorgfalt für Hellas anzurufen, und als tin neuen Beweis derselben die shleunigste Ankunft unseres Allerdut® lauchtigsten Königs auf dem Boden von Hellas zu erbitten. L! Hellenen erwarten sie mit Ungeduld, in der Ueberzeugung - daß 2 Gegenwart Seiner -Königl. Maj. den {weren Leiden, welche | Fahrhundertên Hellas bedrängew, ein Ziel seßen und über sin! Horizont die {chdnen Tage seiner alten Herrlichkeit und Glüselig“ „keit wieder heraufführen werden.// i

Se. Excellenz der Königl. Staats - Minister des Aeußere ertheilte auf obige Rede in Deutscher Sprache folgende Antwort, welche unmittelbar darauf von dem Dollmetscher in Griechischet Sprache vorgetragen wurde. se

„Se. Königl. Majestät empfangen mit Alleranädigstcm Wer gefallen den Ausdruck der Gesinnungen, welche die Griechische 7 tion durch so wohl gewählte Abgeordnete an die Stufen ihres Thr0- nes hat gelangen lassen. Allerhöchstdenselben gewährt es eilt beh Befciedigung, das, was Sie unter schwierigen Verhältnihen t Griechenlands Erhebung in Fhrem Königl. Gemüthe gewlnshs und durch entschiedenes Wollen vollbracht haben , an diesein laut und feierlih “erkannt und durch alle Europ@lE Mächte cinhellige Zustimmung, mit dem s{chdnsten Erfolge. dét krônt zu sehen. Nach allem, was Se. Königliche Va idi

stätigt. Das hiesige Kommerz-Kollegium erklärt durch jene Ver-

Der Politique widerspricht der (oben gegebenen ) Nach-

ordnung die Stade Draminen und den Hafen Svellviken in | dies Eine und Hdchste gewähren Seine Königliche Majestäl

für Hellas schon gethan, blieb nur Eines noch Fhnen zu thun U dn

he Di (tb

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durch das Kaiserthor in die Königl. Residenz an die Kais E

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n des Griechischen Volkes in der Perfon eines Fhrem Her- euern innig geliebten Sohnes. Mit freudiger Nührung jn Seine Kbnigliche Majestät / daß Höchstdemsclben von der shen Vorsehung das erhabene Loos bestimmt war, ein ganzes, (hbnfen Hoffnungen erblühendes, fürsilihes Daseyn dem | ines, von langem Ungemaçch glorceich erstehenden,. Volkes

So schwer es dem Königlichen Vaterherzen fal- einen solchen Sohn aus Fhrer Nähe zu entlassen, doch mit erhebenden hle Denselven seiner glänzenden Bestimmung muthig entgegen- n sehen. Se. Königl. Majestät Úberlassen -Sich der sicheren ing, daß die Hellenen um den“ Thron ihres jungen Kdntgs eudig schaaren/. daß sie in fester Eintracht und unverbrüchli- Treue unter allen Umständen an ‘ihn halten werden, im Leben

n Tode, auf daß König Otto und Seine einsiigen Nachkom- n Griechenland gleicher Gesinnung wieder begegnen mdgen, je erhabenen Flyrsten des Durchlauchtigsien Wittelsbachschen jz sie unter ihren Bayern zu finden, von jeher gewohnt waren.“ hierauf 6ntließen Se.-Meajestät die Deputation, welche auf je Weise, wie beim Eintritt, aus dem Audienz-Saal ab- und ¿ grúne Gallerie geführt. ward. . JI. KK. MM. verfüg- gih in Begleitung der Höchsten Herrschaften Und des gro- Dienstes in benannte, grüne Galierie und gerußeten der ¡tation çgine besondere Audienz zu ertheiton, in welcher der gl. Oberst-Ceremonienmeister die Mitglieder der Griechischen itation JI. KK, MM. vorstellte. Während dieser begaben immtliche Individuen der drei Rangesklassen und das Offizier- j in die zwei Antichambres vor dem Thronsaale Stv. Mar ; des Königs von Griechenland. Nachdem Se. Majestät König von Bayern die Griechische Deputation aus der idr nádigst in der grünen Gallerie ertheilten Audienz entlassen, de dieselbe nah Voriger Weise, und durch dieselben Appar- int in jenes Sr. Maj. des Königs von Griechenland einge- et, Se. Maj. der König Otto empfing an den Stufen des ones stéhend und von der Regentschaft Griechenlands und /óhstdessen unmittelbarem Dienste umgeben, die Griechische puration, welche sich dem Throne unter dreimaliger Berbeu- h nahte. Ein Mitglied derjelben hielt die Anrede in Grie- jer Sprache, die von dgm Dollmetscher Deutsch Úberselzt Und cinem Mitgliede der Regentschaft Deutsch beantwortet und ¿ leßtere Rede vom Dollmetscher sogleich Griechisch set vorgetragen wurde; hierauf wurden die Mitglieder der ischen Deputation Sr. May. dem König Oito durch ein lied der Regentschaft vorgestellt, wonach Se. Majestät der jig Otto die Deputation entließen, die nach Art des Empfan- an die Wagen zuräckbegleitet wurde und den Rükzug in ‘hr zur Wohnung überlassene Palais avf dem vorhin be- neten Weg und in derselben Ordnung antrat. :

Dresden, 20. Vkét. Se. Durchlaucht der regic- je Herzog von Braunséhweig ist gestern Abends, unter dem nen eines Grafen von Eberstein, hier angekommen und im ( zur Stadt Wien abgestiegon.

Frankfurt a. M., 18, Oktober. Unter der Rubrik: her die Tages - Politik“ enthält das Jou rnal de Franc- t Folgendes: „Verseßt man sich im Geiste in die Zeit e, iw der wir uns vor zwei Jahren befanden, so ) man leicht gewahr werden, daß seit dieser Zeit die alen Fdeen, ungeachtet keine besondere Anstrengungen zu Unterdrückung gemacht worden sind, dennoch nur wenig \ch gegriffen haben. Die Ereignisse in ZFtalien und Polen gehen wir mit Stillschweigen, denn die Revolutionnairs die- heiden Länder hatten ihre Hoffnung eher auf Frankreich als die Nationen selbst gegründet, deren sogenannte Wieder- urt sie bewirken wollten. Da diese Hülfe ihnen nit zu «il ward, so mußten sie gar bald ihre Ohnmacht einschen e Lage der Dinge in Portugal beweist hinlänglich, daß die ahe Dom Pedro'’s keine volksthümliche ist; die Hoffnung die-

d Fürsten gründete sich ebenfalls auf eine fremde Macht. Gleichwie

hlen urid Jtakien auf Frankreich, also vertraute Dom Pedro England. Belgien bietet uns dasseibe Schauspiel dar. Die- j Land versichert, seine Revolution sey volkschümlich gewesen,

eser Monarchie an materiellen Kräften bei weitem überlegen, mt jene halb- republikanische Macht nichtsdestoweniger den tand Frankreichs in Anspruch, so groß ist das Mißtrauen, se„in den Geist des Volkes sekt. Dieser Ueberblick beweist, j der Liberalismus von dem Augenblicke "an ohnmächtig ist, j erauf den Beistand ciner fremden Macht nicht mehr zählen n, Der revolutionnaire Geist könnte nur siegen, wenn die ropkischewsMächte sich veruneinigten, denn Krieg und Unar- würden ihn besonders nähren. Die Aufrechthaltung des ieden von Europa muß also in diesem Augenblick der Zweck t Politik seyn, wo dann für Frankreich und England, diese iden Hauptsize der Revolutions-Männer, der Liberalismus nur ch ein Gegenstand der innern Verwaltung wiru. Frankreich dur seine Juli - Revolution , England durch die Annahine Reform-Bill mit dem demotxatischen Geiste einen Vergleich iesen zu müssen geglaubt, um einem Zustande der Anarchie jubeugen. Von beiden war das Opfer groß. Es frägt sich #t nur noch, ob es hinreichend gewesen, um die revolutionnai- 1 Stürme zu besánftigen, und ob der demokratische Heiphun- t, nahdem er in Frankreich einen Thron und in England (hrhundert alte Privilegien verschlungen, endlich gestiilt ist, i 0b er nicht vielmehr neue Nahrungsmittel verlangen wird. se Frage wird jeßt zur Erledigung kommen, und die Ent- dung wird für Europa eine große Lehre seyn. Wir wollen n, wie sich das aristokratische Prinzip in England und das narhische in Frankreich vertheidigen wird. Jn England wird fihro nicht mehr der Adel und die Geistlichkeit das Wahl- häft leiten; eine andere Macht, die demokratische, wird dabei \Vorsib führen. Jn Frankreich hat die Regierung mit dem nzipe der Volks - Herrschaft zu kämpfen. War das Volk be- igt, dem Thronfolge-Geseße zum Troßze, Ludwig Philipp zu tlamiren, so kann es auch mit demselben Rechte dessen Nach: her vom Throne ausschließen und - aufs neue eine politische wálzung beginnen. Jenes verderbliche Prinzip muß entweder ihtet werden, oder man ‘muß sich ihm unterwerfen. Wir

ley sehen, wie die Französische „Regierung durch ihre Festig- -

\ die Erwartühgen aller Freunde der öffentlichen Ruhe und ! Friedens von Europa in dieser Beziehung rechtfektigen wird. 0 liegen die Sachen. Jede politische Geséllschaft ließt das Marchische, das aristokratische und das demokratische Element, !t mehr dort minder entwickelt, in sich. Das lebtere greift in sem Augenbli in England und Franfkreih mächtig um sich, it auf Kosten des aristokratischen, hier auf Kosten des monar- "hen Elements. Alles kommt darauf on, ob und wie diese "en sich vertheidigen werden.“

beck, 18. Okt. Mit dem Dampfschiffe aus St. Peters- 9 sind hier der Königl. Französische Botschafter Marschall ge und der Legations - Secretair Fürst Davoust ange-

d doch scheut es sich, das Volk gégen die Holländer zu führen. .

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1183 Epe. Konstantinopel, 22. Sept. Nachstehendes ist der Schluß

des (im vorgestrigen Blatte der Staats - Zeitung abgebrochenen) Ls des Moniteur Ottoman über .Mehemed Ali's Enm- pôrung :

¡Man hôdre also auf, von den Thränen des Fellah zu sprechen, denn ine jedeseiner Thränen fällt auf-das Haupt desjenigen zurück, der sie frei-

willig auspreßt, und vor der Gerechtigkeit des Himmels wird diese Last uoch viel schwerer in die Waagschaale sallen, als dicienigé, womit er seine Silaven bedrückt. Js es aber wahr; daß die Regierung nicht seine Woßhlthäterin gewesen it? Man prúje die Sache. wird zum Statthalter von Aegypten, scin Sohn Fhrahim zum Statthalter von Abyssinien ernannt; später wird Leßterer zum Ober- Befehlöhaber der Expedition von Morea berufen, und endlich erhält scin Vater die Statthalterschaft der Fnsel Kreta. Fm dem Zeitraum von 2», Jahren hat die Pforte drei Fürsienthümer und eine Etbe- dition von 40,000 Menschen und 20 Schiffen in die Hände dieser beiden Männer gegeben.

Ov A

Mehemcd Ali

Sind dies geringfügice Wohlthaten ? welches man ohne Undank verrathen

r das ein Vertrauen,

kann? Aber, wird man sagen, die Pforte war dazu gezroungen. Das is ein Jrrthum, der durch die Thatsachen widerlegt wird. Wenn Mehemed Ali sich auch der Gewalt über Aegypten bemäch- tigte, so hätte er fe nicht behaupten können, wäre er von der Pforte nicht anerkannt worden. genzuseßzen hatte; die Mameluken, welche thn schon haßten, weil sie fich getäuscht sahen; die Ulemas, denen er keinen Antheil an der Autorität einräumte; die ganze Bevölkerung, die mit Bedauern die

Die Flotte, der er nicht ein Boot entgé-

Entfernung Chosrew Pascha’s sah, unter dem sie wirktlicher Vor=

theile genossen hatte; alie diese Mittel hâtten der Rache der Pforte bereitwillig ju Gebot gestanden und den einzigen Schuß Mehemed Ali’s, die Albaneser, leicht vernichtet; auch hätte man ihm die Leh- teren durch dieselben Mittel, die sie ihm gewonnen hatten, Gold und Versprechungen, leicht abwendig machen können. Damals wäre ein Bannspruch nicht drei Monate unvolizogen geblieben. Die Pforte aber bestätigte ihn als Statthalter, weil ex in allen Phasen dexr Fn- suvrrection die Rolle eines Freundes der Ordnung und der Regierung spielte. Der Bestätigungs-Ferman verschafte ihm den geseßlichen und friedlichen Besiß dieses herrlichen Postens, der ihm so viel Glück und Ruhm gebracht hat. War Jdbrahim nothwendig zu der Expedition von Morea, sey es als Vertreter scines Vaters bet der Aegyptischen Armee und Flotte, scy es als bloßer fähiger Kopf zur Erfüllung dieses schwierigen Auftrages? Keines von Beiden. te Aegyptischen Hülfstruppen standen der Pforte zu freier Verfügung unnd ste konnte selb| einen Ober-Befehlshaber fúr dieselben erwäh- len. Fudem sie Fbrahim dazu ernannte, wollte sie Mehemed Ali ehren und für seine sogenannte Hingebung belohnen. Was die Be- hauptung von seinen unvergleichlichen Talenten anbetrifft, so würde sie vor den Ereignissen des 6. Mat 1827 verssummen müssen. An dicsem Tage zersprengt der seßige Großwestr Reschid Pascha vor Phaleros mit einer Handvoll Leuren die zahlreichste und am Besten befehligte Armee, welche die Griechen jemals zusammenbringen konn- ten, in Gegenwart der herrlichsten Hülfe, indem er Fabvier in der Akropo= lis blofirte und Cochrane, Church und Gordonin das Wasser des Piräcus zu scßen ndôthigte, um nicht von den 800 Delhis, die als Sieger das Schlachtfeld durchschwärmten, gefangen genommen zu werden. Was that unterdessen Fbrahim an der Spiße so vieler Mannschaf- ten und Schiffe? Er schlief in den Festungen des Peloponnes. Fbrahim verrieth die Pforte entweder aus Unwissenheit oder mit Ucherlegutng; so verhält es sich mit jenen fo laut gepriesenen Opfern, die man cht citiren kann, ohne stets an die Expedition von Morea zu_erinnern. Und bei Gelegenheit dieser Expedition bringt man als Beweis von jener faktischen Unabhängigkeit die Räumung von Morea bei, die von dem Pascha bewilligt, unterzeichnet und aus- geführt wurde. Was hatte er zu unterzeichnen? Welche Einwilli- gung konnte er geben? Handeltcn England, Frankreich und Rußland damals nicht vermittelst Ultimatums? Fhre diplomatische Sprache glich derjenigen sehr, deren man sich zu Navarin bediente. Mehe- med Alî unterzeichnete die Räumung, wie ein (General eine Capi- tulation unterzeichnet, wenn sfe ihm von einem stärkeren Feinde vor- gelegt wird. Es war eine Frage der Gewalt, des Krieges, und nicht der Diplomatie. Was Kreta anbelangt, welches dem Publizisten dasselbe Argument darbietet, so muß man sehr gern alle Erkennt- lichkeit von sich ablehnen wollen, wenn man aus den auf dieses Bestßthum bezüglichen Phrasen der Tribune eine solche Auslegung hernehmen will. Herr von Rigny hat in der Franzöfischen Depu- tirten-Kammer gesagt , die Pactsizirung der Fnsel sey der Anwesen- heit einer den beiden feindlich gegen einander bewaffneten Parteien fremder Bevölkerung zu verdanken, und dies ist wahr. Die Ara- ber, welche die passiven Vermittler zwischen so lange gegen ein- ander krtegenden Leidenschaften waren, fldften den heiden Par- teien Vertrauen ein und führten eine Art von Aussdhnung hevbei, die sich mit Hülfe der Zeit in einen dauerhaften Frieden ver- wandeln wird. Aber daß die Mächte auf die Beschllisse der Vforte in Vezug auf Kreta Einfluß ausgeübt, ia mehr noch, daß se diese Fnsel Mehemed Ali zuerkannt hätten, dies ist eine Behauptung, die man feierlich als unwahr und für die Redlichkeit der Kabineite wie fúr die Würde der Pforte gleich entehrend bezeichnen fann. Die Wahl des Sultans war fcei, und wenn se guf Mehemed Ali fiel, jo glaubte sie, das Anschen und Glück eines Mannes, den ste dar mals noch schäßte, nicht genug vermehren und erheben zu kdnnen Diese ihm ganz kürzlich crs erwiesene Wohlthat, dieses so loyale Vertrauen, dessen Grdße die politische Wichtigkeit Kretas in scinem ganzen Umfange würdigen lehrt, sind die segreichse Antwort auf jene Vorausseßungen von einer fortwährenden Feindseligkeit des Di- vans gegen Mehemed Ali, eine Beschuldigung , die auf feinen Be- weis gefüßt wird, und' auf die also ganz das grhässige Licht der Verleumdung fällt. Die Fabe! von dec kürzlich erfolgten Absen- dung eines esandten von Seiten der Pforte, um Über die Abtre- tung des Paschalifs von Acre zu unterhandeln, ist wenigsiens weiter nichts als lächerlich. Man kehrt endlich die Vorwürfe, wel- d'e die Regierung des Sultans durch unser Blatt gegen Mchemed Alt gerichtet hat, gegen den Ersteren und sagt: Wirf den Blidck auf deine eigenen Staaten, du wirst Elend und Entydlkerung in den- sclben antrefen. Dies sind schwere Worke, aber nnscre EntgegnuUti

woird unsere Loyalität beweisen. Ja, ohne Zweifel, es lañet Not

auf dem Staat, aber es is nicht wahr, däß die Bevblferung ah- nimmt; denn statt Auswanderungen sicht man vielmehr täglich Per- sonen zurückchren, die von den politischen Ercignissen zur Flucht gendthigt worden waren. Was if der Grund dicser Noth? Aus thm allein vermag man die Anklage zu würdigen. Bis zum Fahre 1426 regierten die JFanitscharen mit Säbelhieben und Emeuten das Reich. Unter den ungünstigsten Umständen mußte eine Reform mit dieser Miliz vokgenommen werden. Dke Gricchische Fnsurrec- tion wurde von Europa unterstüßt, und die Civilisation, wié von cinem hißigen Fieber ergrifen, sch{wur, die leßten Keime der sogenannten Barbarei unter den Trümmern des Osmanischen Reichs pu begraben. Diêèse Bewegung war äußerst drohend, und die Pforte hatte zu gleicher Zeit auf die Organisirung'eines neuen Systems, auf ihre Vertheidigung gegen eite durch Aufmunterung um sich grei- fende Fnsurrection , auf die äußeren Gefahren und auf die inneren nicht mindêr dringenden von Seiten der Opposition zahlreicher durch die Reform hecinträchtigter Futeressen ihr Augenmerk zu richten. Diese Lage ‘wurde iffmer schwieriger; die Fnsurrection siegte vermit- telst der Einmischung und ließ der Pforte das Unglück von Navarin zum Abschiedsgruß; der Krieg von 1828 bis 1830 machte die Schwäche dicser Uebergangsperiode fühlbar: der gläfzende Muth der jungen musel- männischen Krieger konnte ein txguriges Ende nicht verhindern, wel- ches dem Divan ungeheure Lasten aufhürdete. “Von allet Seiten be- drängt , genöthigt, seinen mit einander vevbündeten Freunden und Feinden nachzugeben, in der Würde seinex Regierung verleßt, hat sich der Sultan wenigstens nicht den Mangel an persönlicher Kraft und Entsagung vorzuwerfen. Aber dieser mehrere Fahre hindurch

dauernde Zustand der Dinge legte seinen Völkern Opfer auf, die sie

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mit seltener Energie trugen, und die ihnen heuté noch fühlbar sinkt, Die definitive Befestigung des regelmäßigen Militair-Sysiems und administrative Verbesserungen , auf einer umfassenderen Grundlage begonnen und der Entrickelung- des Ackerbaus und Handels gleich gung werden in weniger Zeit, als es zur Oefnung dieser noch lutenden Wunden - bedurfte, dieselben schließen. Wohlthaten von so over Zntigteit beschäftigen die Gedanken des Sultans, und durh die Wiedergabe des Eigenthums an die ausgewanderten Griechen hat er bewiesen, daß er, so viel es an ihm liegt, die Unglü&cklichen zu trösten und aufzurichten Willens is. Aber die Empdrungen einiger mächtiger Gegner verstatteten der Aufmerk=- samkeit und den Bemühungen seiner Regierung, deren Bande die auswärtige Politik und ein unheilvoller Krieg erschlaft hatten, noch keine Ruhe, und die Vorsehung, die nicht immerdar so nüßlichen Unternehmungen ihren Beistand versagen kann, „hat es noch nmckt gewollt, daß diese Vilker die 4m Hen ibres Souverains für ste augersehene Wohlfaprt genießen sollen. Kann BVrkchemed Ali von stci) dasselbe sagen? Hatte er gleîche Hindernisse zu besiegen? Aegyp- ten war keinen Erschütterungen ausgeseßt. "Ruhig im Juneren,- begünstigt von dem Auslande, hatte es 20. Fahre tiefen Friedens, um seinen Wohlstand zw entfalten. Was aber hat dér Chef, der cs regiert, daraus gemacht? Als leyztes Verthcidigungs-Mittel muß ec zu dentlichen Klagen úber die Demüthigungeint, welche, seiner Aus- sage nach, die Religion unter der jeßigen Regierung erfahren habe, seine Zuflucht nehmen. Fn diesem Vorwurf ist kaum ivgend ein Sinn zu- finden. Der Sultan, dessen einfacher Geschmack an jenem äußeren Prunk, der den Luxus des Orient so berühmt gemacht hatte, keinen Gefallen findet , hat. freilich deu kostbaren Pomp der Haupt- Ceremonieen vermindert; jeßt besteht ihr Glanz, mehr übereinsiim- mend mit der Würde der Religion, nur noch in militairischem Auf wand. Aber die Gewissenhaftigkeit in. Erfüllung der religid- sen Pflichten; jener s{hweigonde Ernst, der dem Menschen fo shôn sicht, wenn er seine Stirn vor der göttlichen Macht de- müthigt; die Achtung für die ehrwürdigen V wel- che, an der Spiye der Geistlichkeit siehend, selbst mit dem Beispiel der Frömmigkeit und der geselligen Tugenden vorangehen, Alles, was mit dem Wesen der so tief mit dem Stempel der Gleich- heit bezeichneten Muselmännischen Religion zusammenhängt, besteht noch immer in der alten Kraft und Reinheit. Statt daß man sich von ihr entfernte, ist sie vielmehr die festeste Stütze der Reform und Jedermann, der die Sitten des Türkischen Volkes und dessen An- hâänglichkeit an seinen Glauben kennt, wird begreifen, daß es sür dasselbe außer auf dieser Grundlage keine mögliche und dauerhafte Organisation giebt Wenn man alle diese zur Vertheidigung Mche- med Ali’s vorgebrachten Spibfindigkeiten liest, erinnert man sich anwillkürlich an jene alte Zeit , als iy derselben Stadt Alexandrien begúterte Juden nach Art der Griechischon Schulen zu philssophi- ren und zu disputiren „begannen. Es war eine Zeit des Wuchers und der Chimären. Diese beiden Blendwevke scheinen auch icht eic nen Geist, dex ungeachtet scineë Fehler manchen Bewcis von Gck&S rechtigkeit und Seelengrdsje abgelegt hat, gänzlich zu bethdren, und dies ist ein großes Unglück für das Reich. Man muß es beklagen, dafi ein Wesir, der vermdge seines Ranges, sciner N R seiner Einsichten die festeste Stüße des Sultans und seines Werkes hätte seyn können, sich so sehr verblénden läßt, daß er sein Feind und Ankläger wird. Gebietet ihm dies etwa die Religion, Uber deren Verleßung er klagt, und wird sein Gewissen sich mit den -Sophis- men und Verleumdungen beschwichtigen lassen, in die ihn“ die vêr« ¡weifelte Politik eines Empdrers fiúrzt ?//

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Alexandrien, 21. Aug. *(Allgemeine Zeitung.) Wir haben nunmehr aus Syrien acht Bulletins. Die Türki- sche Armee unter Hussein Pascha ist gänzlich geschlagen und aufgeld|. Ibrahim ist Herr von ganz Syrien, und es wird der Pforte schwer scyn, ihn wieder zu vertreiben. Jbrahim fänd in Alexandrette einen großan Vorrath an Lebensmitteln und Mu- nition, den die Tárkische Flotte für ihre Armee dort früher ausge- schifft hatte. Die Aegyptier befestigen nun die Gebirgspässe bei By- lan, auch wird an Herstellung und Verstärkung der Festungswerke von Acre mit größter Thätigkeit gearbeitet. Nach gestern von der Flotte eingegangenen Berichten dürfte in diesem Augenblicke schon ein Treffen mit jener von Konstantinopel vorgefallen seyn; vor vier Tagen waren «sich beide bei Feneka auf der Küste von Caramanien im Gesicht, man erwartet hier mit gespannter Un- geduld neue Nachrichten. Am 14ten gingen zwei Aegyptische Kriegsschiffe nah Cypern ab, um Besis von dieser Juse!l zu nehmen. Der hiesige Russische Konsuk wurde von seiner Reaie- rung avberufen, unser Pascha giebt sich das Ansehn, dieses sehr gleichgültig aufzunehmen. Jn Aleppo wüthet die Cholera sehr stark, sle joll rtäglih 3.-— 400 Menschen hänuaffen.

An tand.

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Berlin, 22, Oft. Jn Bezug auf die’ in Nr. 287 dêr Staats- eitung enthaltene Nachricht aus Danzig vom 11tes d. M. ist uns von Stettin die Berichtigurkg zugefommen, daß das Schiff „La ville de Cherbourg“ nicht das erste Fahrzeug seyn würde, welches die Preußische Handels-Flagge im Mittelländiseben Meere wehen ließe. Vielmehr sey bereits im Februar d. J. das Preu- ßische, der Srettiner Handels-Marine gehörige, Schiff „„Arion“/, geführt vom Capitain Trittin, in Malgga gewesen; auch sey vor kurzem ein zweites Stettiner Schiff, die „Pallas“, ge- führt vom Capitain Pust, nach dem Mittelländischen Meere, und zwar nach Cette und Marseille, abgegangen.

Ausstellung auf der Königlichen Akademie der Künste.

Wir bleiben noch in der Düsseldorfer Schule und im Historicn- fa, wenden uns aber wieder zu einigen ihrer reiferen Mitglieder. Sogleich beda f es hier eines andern Maßsiabes, denn nichts \ceint sich mehr von selbst zu versirhen, als daß Liese geprüftern Kräfte in der Auffassung, der ste einmal folgten, gewiß viel Treffliches wer= den entwickelt haben: ein andeves ist, ob ihre Auffassung wtf lich die vortheilhafteste und poctisch erschöpfende war; niche minderes aher als dies glauben wir von ihnen sordern zu dürjen Ganz unanwendbar scheint uns hier der Grundsaß, lich imer nic an dein Gegebenen zu freuen, abgesehen davon, daß hiermit güc Kritik aufhört. Noch zweideutiger is das Ct plura nitt“, denn so humat es scheinen mag, so geht es doch, deu That nach, nur dec Würde und Hoheit aller Kunst zuwidec. Fm Gegentheil, gerade Werke soléher Art fallen recht eigentlich®der Kritik anheim, deun Uber dieser licgt das wirklich Vollendete, unter ihe abêr dasje- nige, an dem 1fichts, oder auch nur nt das meiste glänzt und dem es also überhaupt an Kraft und Streben gebricht: dort kann sie nur bewundern und lernen, hier aber weder lernen noch wickci und fruchten. Gerade hat die Kritik mit den rüßig Strebsamei1 ein ernstes Wort zu reden, alles schon Geleistete zu einem imm:cr noch hdheren und volleren Fdeal hinaufzutreiben, bis daß jene Stufe erreicht worden, auf der die poetische Erfülktung so liberzeugutics= voll da if, daß auch kein anderer Gedanke daneben aufkommen kat. Jt ‘doch ein solcher Maßstab durch nicht wenige Leistungen diesnial augenscheinlich gegeben, und sind doch die Kräfte vieler andern ta- nach, daß er nicht unbillig und abschreckend , sondern vielmehr der allein würdige und geziemende seyn kann. Freilich muß sîch in sol chem Fall die Kritik selb| ein wenig in der Composition versuchen

und beinahe productiv werden, also mit den Künstlern wetteifern

und mittlerweile das richterliche Amt gänzlich kdem Leser Öbertrg=

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