1921 / 268 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Nov 1921 18:00:01 GMT) scan diff

Charlotte - Hagenbru®, Benjamîh : Hans Brauseweiter, Lindauist: Gugen Klöpfer. Spielleiter ist Karlbeing Martin. : V E

Am 20. Novetnber (Totenfonntag), Abends 8 Uhr, führt der Organist Trahndorff. in der etbsemane iee das Oratorium ‘bon Loewe „Dié siebeu Schläfer“: auf. Mit- wirkende sind: Frau Dreher-Wolff, Fräulein Jagst, Fräulein Horn, die Herren Domsätger Zingel, Domsänger Reuter, Seeger und Barz. Karten zu 3, 4 1nd 6 # sind an den Kirchtüren erbältligh.

' Das Waghalter-Quartett (Wladislav Waghalter, Theo Kolb, Emil Kornsand, Hans Kraus) - bringt in lun zweiten Kammermusikkonzert atn 4. Dezember, Vormittags 11 Ube, im eutshen Opernbause die Uraufführung eines neuen Streich- nare in T Bur E Phiorijo Respighi. Î Das Werk des Neu- latieners wtrd etngerahmt von einem Becthoven\ck d ci Dvorakschen Streichquartett. R

Konzerte

Der fünfundzwanzigsién Wiederkehr des Todestages Anton Bxudckners gedachte au die Vereinigung „Dex Anbruch* mit ihrem in der Philharmonie veranstalteten „Brucknet- Abend“. Er brachte, von dem Philharmonischen Or- che ster unter der Leitung: Werner Wolffs gespielt, die unvoll- endete IX. Symphonie und’ das herrliche Tedeum , das na : des Meisters - eigener Anordnung die Stelle des fehlenden vierten Sates der Symphonie einnehmen foll. Der Gedanke, die „dem lieben Gott“ gewidmete Symphonie mit éinem Lob- und Preisgesang auf den Schöpfer aller Dinge alzushließea, erscheint an und“ für ih begründet, aber musikaälish ; ist das _Brucstück der 1X. Sym- phonie mit dem Tedeum - durdiaus nicht homogen. Der Dirigent batie_ daher wohlweislih die beiden Werke durch eine Pause getrennt. Die Aufführung zeigte, daß Werner Wolff sich mit rechter Liebe in das Schaffen Bruckners vertieft hat, der mvstish-religiöse Zug“ der Symphonie sowohl wie die Klanapracht des Tedeum kamen: zu ibrem vollen Recht. Im leßteren fanden die Philharmoniker im Bruno Kittelschen Chor sowie.im Soloquartett- der Damen Walter und Branzell, der Herren Günther und Prof. Fi \che r vor» trefflihe Unterstüßung. Es war eine würdige Ehßng Anton Bruckners, dessen Lebenswerk. ‘von - dêr Allgemeinheit immer- mehr gewürdigt witd. Ein deuten Tondihtern gewidmetes Programm hatte Professor Rudolf Krafselt. für vas 111. Symphonie- TonzertdesDeutshenOpernhausorchesters aufgestellt. Die Eckpfeiler bildeten Mozarts s{chwermütige G-Moll-Symphonie und Goldtharks ‘orientalisch prunkvolle „Sakuntala* - Ouvertüre. In der Mitte ftand Karl Kämpfs fünfsäßige Suite „Aus kaltisHen Landen“, : Sie - ist, wie der. Vortragszettel angibt, der musikalis{: Niederslag einer Wanderung über die Kurische Nehrung und fand infolge brer charakteristishen, in feinges{liffener Instrumentation dargebotenen Stimmungsbilder in der unübertreflih Tönen Wieder- gabe lebhaften Beifall, der. den Komponisten und Dirigenten immer wieder auf das Podium rief. Ebenso ihrer Eigenart entsprechend wie tonschön wurden aber auch Mozart und Gold- mark wiedergegeben, sp daß es hierbei zu nicht minder leb- haften Ghrungen für Professor Ktasselt und das vortreffliche Orchester fam. Dex bochge!chäßte Geigenmeister Professor Karl Klingler spielte zwi\hendurch "Shohrs Konzert in Form einer Gesangészene und JIoachims Variationen mit gediegener Technik und vorbildlich stilgerehtem Vortrag, so daß er sich ebenfalls eines aus- gezeichneten Erfolges erfreuen konnte. In der Sing- akademie spiélte Luigino Franchetti mit sauberer Technik und gediegenen, mitunter no6 ctwas fkühlem Vortrag Klavierkonzérte von Mozart und Grieg. Das Philharmonische Orchester begleitete - ihn und spielte außerdem unter Brüno Walters Leitung Schuberts ÜUnvollendetc Symphonie in H-Moll. So herrlich im Klang, fo aüédcucksvoll und gemütswarm ist das \{chöne Werk wobl nür felten vorübergezogen. Die Zuhörer empfanden, daß hier ein gróßes künstlerishès Ereignis sich vollzogen batte, und huldigten dem bedeutenden Dirigenten durch -\türmischen Beitall, Im Marmorjaal des Zoglogischen- Gartens- lernte man als einen en Îèmperamentvollen Orchesterführer den Dirigenten des ; Phikbarüion isen Orchesters. -in- Kristiania, Ignaz Neumark, fenen, Mit . dem Blüthner- Orchester, das sich untèr seiet großzügigen- Leitung glänzend be- währie, führte er die E-Moll-Symphonie (Op. 64) von Tschaikowsky auf. Das Konzert hatte dür die Mitwirkung des beliebten Baritonñisten Heinrih Schlüsnus von der Staatsoper eine starke Anziehungskraft auf das . Publikum ausgeübt. Mit seinem prächtigen Organ" sang er Lieder von Mahler und Wolf und Wotans Abschiéèd aus der „Walküre*“. Der Beifall für den Sänger,“ den “Dirigenten und däs Orchester war groß. Der Berliner Lehrerinnch - Gesangverein erwies ih an einem Konzertabend in der Singakademie unter der Leitung des energischen Dirigenten Carl Plaumann als ein gut gés{ulter Frauenhor. Die von ihm vorgetïagenen Chôre von Mozart, Kaun, Kämpf, Fabricius und Senstleben waren, abgesehen von einigen A sauber abgetört und klangen frisch und ansprehend. Der Sellomeister Paul Tre ff holte sich mit Karl Kämpfs3 außer- ordentlich schwierigen „Faschingsszenen“ unter Cos Kompo- nisten einen starken Sondererfolg.. Der rühmli{st bekannte Männerchor „Typographia* (Gesangverein Berliner Bucdrucker und Schriftgießer) wiederholte am Sonntag im großen Sáale der Hochs\chule für Musik fein diesjähriges Konzert, dessen e1ste Ausführung an der gleichen Stelle : vor 14 Tagen aus- verfauft gewesen war. Auch bei der W iederholung der Vortragsfolge am Sonntag zeigte der Saal kaum einen leeren Play. Dis Teil- nahme weiter Kreise für die Darbietungen der trefflih éschulten und. von ihrem Chormeister Ale rander Weinbaum mit anscuernder Hingabe geführten Sängerschar, ist durhaus beretigt. Der Chor verfügt über ein flanglißh fehr gutes, tenild, sorgsam gebildetes Stimmenmaterial, und * er beherrscht ein Programm vom s{lihten, volksliedartigen Gesang . bis zuin polyphon | und harmonisch * reich © ausgestaltefen Kurisiliede, sodaß auch für Abwechslung der Vorträge aufs beste gesörgt war. Befonderen Eindruck hinterließen am Sonntag die Werke von -zwei Schweizer Tonsegern, Ottenhofer („Abendfeier") und Hegar, von ‘dem das berühmte „Totenvvlk“ wieder stark wirkte." Aber au der melodiös-anmutige“ Sang „Glöctentürmérs Töchterlein“* (Reinthaler) und das dur sagtelbnisce Feinheit und innige Melodik in gleicher Weise fesselnde „Ritornell“ von R. Schumann - fanden wärmsten Widerhall. Zwischen den Chornummern erfreuten zwei be- lannte Solisien, Hertha Stolzenberg' (Gesang) und Anton Dekkin g (Cello), -durh Proben ihrer musikalisch réifen Kunst. Uls eine vortreffliche Kammetmusikspielerin erwies sich die Pianistin Grna Klein, die mit den Herren Luis van Laar, Bern- bard Gehwald, Professor H. Grünfeld und Nobert Könecdke im Blüthnet-Sa al“ musizierte. Einen ganz be- fonderen Erfolg batte ein H-Moll:Quintett des unvergessenen Philipp S-charwenka; die Künstler )pielten es mit hingebender Wärme und fein gus egtbetteteimn Vortrag. Einen gelungenen Tricabend hatte das Heftking-Trio im Schubertsaal zu verzeichnen, dessen Mitglieder / sämtlih auf künstlerischer Höhe steben. Ein zum ersten Male ‘in Berlin gespieltes D-Moll-Trio von Wilhelm Rohde fiel gegen die beiden anderen vorgetragenen Kammermusikwerke von Mendelssohn und „Brahms wegen - seiner rücständigen Kompositions- te&nif merklich ab. Einen „Mozart-Abend" mit einem kleinen aus Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters zusammengeseßten Drehester veranstaltete Ewald Erust Gebert im Klind- worth-Sharwenka-Saal. Es zeigte sich dabei, daß diefer Raum fsich sehr gut für derartige Aufführungen eignet.

Herr Gebert erwie sich als kundiger Orchesterführer, nur außerlch wäre ihm mr Ruhe anzuempfehlen. Rose Walter fang mit s{öner Stimme die „Abendempfindung*

(inftrumentiert von Felix Mottl) und die Arie: „A questo seno deh vieni“. -—— Im ersten Abonnementéfonzert von Heinrich Grünfeld in der Singakademie, zu dem er sich die Mit- wirkung der Pianistin Pr heza Kwast-Hodapp, des Kammer- sängezs Nobert Hutt und des jungen Konzertreisters J oseph Wolfsthal gesichert hatte, wurden Werke von Brahms, S{ubert

, tbre

im der Vertonung von

und Caesar Zranck. eindruckvoll wiedergegeben. Schon în der Sonate in E-Moll Op. 38 für Piano und Violoncell von Brahms wußte die mitwirkende Pianistin durch eindringlides Musizieren zu fesseln. Caefar Frandck hâtte ‘in seinem Trio in Fis-Moll Op. 1. ein weniger fraftvolles Zupacken vertragen “können. Jofeph Wolfsthal ift noch feine fünistlerish in sich abgeschlossene Persönlichkeit, aber ein gewiegter Geiger, dessen Technik flüssig. und. dessen Tongebung sauber“ ist. Deu Vogel {oß Robert Quit ab, der die „All- maht* von Schubert mit ‘sieghafter Stimme sang. Am ersten Trio-Abend von Georg Schumann, W illy Heß, Pugo Decher t in demfelben Saal standen Nobert Schumanns Trio in

G-Moll (Op.°110) und Franz Suberts Trio in Es-Dur. (Op. 100)

.

sowie ein - handschriftlih vorlieagendes Trio in einem Sab (Op. 77) von Julius Weisinann auf der Vortragsfolge, der fich zwischen den beiden Romantikern recht' feltsam ausnahm. Es ist ein in einem Say gearbeitetes, mosaikartig aufgebautes Werk, das bei aller Farbig- keit des Klanges recht unruhig wirkt. Die Künstler nahmen sich des Werkes mit Verständnis und Wärme an. —- Ebenfalls“ in dex Singakademie konzertierte der Violinist Rudolf Polk, vom Philharmonischen Orhester untet Professor Richard Hagels Leitung begleitet. Sein Spiel zeigt ngleih- heiten; in der Cantilene “ist Seelenwärme unverkennbar, aber bei bewegteren * Stellen versagt die Technik, auch wird der Ton. rauh. Vei Tschaikowsky schien. sich der Geiger ‘heimisch

zu fühlen, als bei dem deutsden Meisleze Bruch. Der bekannte Pianist Professor Josef Pemba ur gab im Beet- hovenfaal einen „Lisztabend". Obwohl der Spieler tèhnisch seiner M vollauf gerecht wurde, “blieb er ihr musikalish einiges s{huldig. Gr faßt Liszt, wozu die Schreibweise dieses größten Zecbnikers unter den Klavierkomponislen allerdings verfübrt, auss{ließlih als Virtuose auf. “Darunter litt der Vortrag ter H-Moll-Sonate, eines Werkes, das zwar in seinem Gedankengehalt aphoriftifch anmutet, aber do musikalische Eigens(äften besibt, die man mit einer technifch einwand- freien Wiedergabe nit erschöpft. Sehr s{chön gestaltete Josef Pembaur die beiden Franziskus-Legenden, die klanglih ungemein fein empfunden, - slark wirkten. Alles in allem erbrachte dieses

Liszt-Konzert, troß vieler reizvoller Einzelheiten, wteder den Beweis, daß die Cigenart des Komponisten nit vielseitig genug. it, um - einen ganzen Abend hindurch innerlih - zit

fesselu. Der II1. Abend des von Anna Hegner ‘veran- stalteten historisen Zyklus - von Violinkonzerten im Blüthner- jaal war wie die: vorangegangenen von hohcr künstlerit{er Bedeutung.

Es wurden Konzerte von Paganini, Shohr und Ioachim vorgetragen,

und besonders in dem Konzert von Joachim zeigte die Künstlerin überragende Technik und die Fähigkeit; die Schönheiten

der, Komposition auf ihre individuelle Weise ans. Licht. zu ziehen. Volle“ Anerkennung verdient das Blüthner-

orhester, das unter C. Hildebrands Letung ausgezeichnet

R An einem von NomualdWikarski veranstalteten 2H

Chopinabend im Bechsteinsaal gab es man&erlei Gutes zu bören.

Zwar gelang es dem Konzértgeber niht immer, ‘das feine innere Le! en,

der Chopinschen Musik zu erwecken, aber er zeigte - fo viel warm es

Empfinden, Kraft undrythmische Straffheit, daß man ihm mit Vergnügen

Im Becsteinsfaal konzertierte der mit seiner Gattin

zuhörte. zurüdgekfehrte Geiger Anton Witek. Unvergessen

aus Amerika

sind die „Philbarmonischen Trioabente“, die das Künsitlerpaar - einst

in Gemeinsckaft mit J. Malkin gab. Das Spiel Witeks ‘vereinigt wie in früheren Zeiten virtuofen Glanz und Tonschönheit. Seine Gattin Vita Gerhardt-Witek begleitete ihn am Flügel ünd steuerte einige Solovorträge mit \|chöner Gelingen bei. ImSchwechtenfaa!l gab die Pianistin Margarete Zimmer-Benver einen Klavier- abend unter Mitwirkung des Vortragskünsilers Robert Rhode, der die. Ublandsche Ballate „Des Sängers Fluch" fowie . den „Belsazar“ von* Heinrich Heine äußerst wirksam spra. Bei der Wiedergabe der Beethovenshen E-Dur-Sonate (Op. 109) ebenso-wie der H-Moll-Sonate von Franz Liszt, erwies sch die Konzertgeberin als glänzende Virtuosin, aber die Empfindung kam bei ihrem Spiel elwas zu kurz. Den wirkungävollen Abich!uß des Abends bildeten das

„Herxenlied“ von Wildénbruh mit der Musik von Marx vou Schillings und der Faustwalzer you Gounod in der Üsztschen Bearbeitung,

Im Beëth ovenfaal’ fang Lula My8z-Gmeinet- an ihrem ersten dieswinterlihen Liederabend mit ihrer "11 flingenden M MAOe S Goethes{e" Lieder und Ballaten

. Y- und ugo Wolf. Die zahlreih erschienenen der hochgeshäßten Künstlerin dur reidhlihen, woblvèérbienten Beifall. Am Flügel entledigte sch Georg Vollerthun seiner Aufgabe mit Geschick. Mit einer Arie“ aus Rübin- steins „Dämon“ begann Els bethKoll ¡hren Gefangsabend in "der Hochschule für Musik. Bei sicher Vortragsweise fang die SUmme zuerst etwas verschleiert. Jn- der Ballade der Senta aus dem „Fliegenden Holländer“ war indessen nihts mehr davon zu: spüren'; physish wie seelish wurde ? Organ füllte den großen Saal leiht aus. Sehr klangreihe Gaben bot in demselben Saal der Männerchor „Sanges8freud e“, unter der Leitung seines Dirigenten Kowals3ki und Mitwirkung des begabten Baritonisten Tolksdorf. Eine dbollendete Sängerin lernte man. in Elisa Stünzner (Blüthner- faal) fennen. Ihre ausgiebige Stimme ist und ihr Vortrag weist Geshmack und feines Empfinden auf. Weniger gefiel.L uise Ho (Klindworth-Scharwenka- Saal), die für schr ansprechende Lieder von Edmund

Schröder keine auêreichende Vermittlerin war. Ihre im Grunde

angenehme Stimme wird durch mangelhafte Aussprache stark becin- trähtigt, und ihr Vortrag erreicht kaum: das Mittelmaß. Im Bechsteinsaal stellte sih ein finnländisder Sänger John Halin mit ‘einem interessanten Prograinm vor. Er verfügt über einen klangvollen Bariton, und au fein Vortrag ist: annehnbar, nur neigt er mitunter zu Ucbertreibungen. Im Meistersaal ließ sich die englische . Sängerin Dorothy Robfon mit gutem Erfolg hören. Sie sang mit - besonders “in der Höhe klangvoller Sopranstimme deutsche, englische, russisße- und spanische Lieder und. interessierte durch geistvollen | und - aúsdruté- warmen Vortrag.— Erna Lindemann, die im Klindworth- Scharwenka-Saal sang, hat. eine - kleine, zarte, - bewegliche Sopranstimme, die zwar in der Mittellage etwas matt fingt,- aber dáfür hübsche Kopftöne und ein duftig-zartes Piano aufweist.“ Sie ignet ih" besoiders gut für den heiteren Liedgesang. - In - demselben Naum fang Sossen L N Nr E r Le deittsche und \fandinavische Lieder. Wenn man auch. das Streben ver Sängerin nach Vertiefung und Verfeinerung ihres Gesanges anerkennen muß, so bot die Stimme an und für sih doch so wenig Neiz, ‘daß die Dar- bietungen ziemli - eindruckslos“ verliefen, In ‘der Sing- akademie stellte sich die Sängerin Elsa Wilhelmi vor. Sie ist mit gutem Vortrag „begabt, aber Mängel ‘der Tonbildung machten fi störend bemerkbar. : Auf höherer Stute ftandey ‘die: Leistungen der mitwirkenden Klavierspielerin Maria Andrée, die in Werken von Ba, Brahms, Liapunow und: Chopin eine nit zu unter)chäyende: Kunstfertigkeit und warmes Eingehen" auf das Vorgetragene bekundete. Am nämlichen Ort sang Susanne ishet- Lattermann eder älterer Meisler und solche von Beethoven und Hugo Wolf Stimme und beseeltem Vortrage, von Karl August: Fischer verständnisvoll am Klavier begleitet. Im Meistersaal hätte Elsa Voigt, am Flügel von Prof. Eduard Behm wie immer meisterhaft begleitet, sich ein befonderes Verdienst dadur erworben, daß sie zwischen bekannten Liedern von S{utnann und Brahms unbekannte von Behm (Manuskripte), Heß und Schwers mit gutem Seivgen fang. Ihre Vortragskunst, die durch cin klangvolles rgan unterstüßt wird, wußte diesen neuzeitlichen Kunstgebilden ein- dringlihe Wirkung zu verschaffen. ; }

Mannigfaltiges. , Gelegentlih einer Be fprechung der Fraktionsvor- enen der Berliner. Stadtverordnetenver- ammlun

F beim. Oberbürgermeifier B o e ß meldete sich eine Ab- Ne

ordnung der Neuköllner Erwerbslosen, um den Notstand vorzutragen,

_ Zeit ten Wunsch aufkommen lassen, die! verschiedenen

| „Deutsche Kalender“ die f{chone deutsche Heimüt in ihre

; erheblih verlegt. Auch am Gebäude und den Maschinen wi

wohl- F“

Reichardt, Schubert, Carl Löwe | Zuhörer dankten

sie hier ihrer Aufgabe gerecht; das -

j E 2 S Relative! Wind

Sechöhe | Luftdrueck| Tetmperätur C S | Geiún ls , Teil Nicitung| Setne L N oben | unten L S |. Mette 129 GS;O 4 500 SWiS) 6 1000 SWzS| 8 1400 SSW| 8

gut ges{chult-

Ta

mit gut Eifer i

)

in dem sih die imtner noch zahlreiGen Erwerb3kosen Berl, | finden. Sie beziffern sih zurzeit auf etwa 74000. Im nis hieran wurde „W. T. B.“ zufolge nachstehender Bes; gefaßt: „Die «Vorstände sämtlicher Fraktionen richten durg

Herrn Oberbürgermeister an den Herrn Neichsarbeits minij die Bitte, alle Mittel zur Behebung der augenh]; li dringendsten Not der Erwerbz1, sofort anzuwenden Die Angelegenheit ist fo dringend wir. diesen Weg- wählen, weil ein Aufs{ub bis zur nächsten & verordnetenverfammlung unübersehbare See na fi ziehea mj: Der Oberbürgermeister Boeß hat ih fofort mit dem y; arbeitsminifler und dem preußischen ‘Woblfahrtsministerium y unverzüglicher Erhöhung . der infolge der Geldentwertung- ni&t Ÿ ¿ureihenden Bezüge der Erwerbslosen in Verbindung gesekzt.

Die Staatlihen Museen bleiben Sonntag, den 3.9 vember d. J. (Totensonntag), zun Besu für dag Puisi, geschlossen.

Spiel und Sport‘ im Film. Das immer me, nehmende Interesse für Sport und Turnen hat {on seit lin Sporing \he win

auch einmal im Film wiederzufinden. Diesem Wun „Urania?* in allernächster Zeit dadur gerecht, Laß fie ein Fombininl Programm. der zahlreihen Sportfilme der Industrie-Filrn G. m1 Beruin, am 18. und 21, November in ihrer Wissenschaf Theater vorführen wird. Es werden 1olgende Sportarten Qu werden : Turnen, Tennis, Wasserfport, Fußball, Hokey, Leichtath, und Pferde)port. Dieses reibbaltige Programm wird noch dund) Artislenfilm, einen Stierkampf und einen Polizeihundèressurfily : voliständigt.

: Der Deutsche Kalender für 1922, welcher foeben vg NReichézentrale für Deutsche Verkehrswerbung- herausgegeben wes ist, retht fich würdig an die vor turzein erschienene erste Werbe „Deutsche Bilder“ an, die pon der gleichen Stelle ausgegeben t Wiebderumn ein in feiner _drucktehnishen Aufmachung mufterzii, Werk, wiederum eine Fülle forgfältigst ansgewählter prih Bilder, in denen die landschaftlichen, architektonischen und fünitleri Glanzpunkte Deutshlands wirksam vor: Augen treten. Eo zet 4 L r ganzen i gestaltigfkeit, und Bild für Bild ist ein. Preislied auf unter dev Vaterland, feine / große Ge\chichte, ‘seine altehrwürdige Kulty Kunst. - Der Kalender, der als ges{chmackooller Wandsdniud j deutschen Hause ¿ur Zierde gerecht, if ‘in allen Bubhardlmy some Vom Verlag Karl Gerber in München zum Preise von h zu haben.

Wiesbaden, 14. Novenber. (W.- T. B.) fabrik Fauth inDoßheim isk heutemittagem Benzin der“ im Keller untergebraht war, explodièrt. Das vierstzi Gebäude stürzte in stch zusammen und begrub fj oder sechs Arbeiter unter seinen Trümmern, der . gegenüberliegenden Fabrik wurden sämtliche Fensters{eiben 4 trümmert und durch Glaésplitter etwa: 100 Arbeiterinner ¿um

In der Y

s{chwerer Schaden angerichtet. Die Oelvorräte der Fautbschen Fh gerieten in Bra nd. Las Feuer wütete Abents noM fort,

Beuthen, 14. November. E T. B) Gesiern tet unglückte auf ciner Automobilfahrt auf der: Chi Tichau—Nikolai der General „Le Rond mit Gattin ( Roud' blieb unyerleßt, seine Gattin - würde Leiht- verlegt, y Chauffeur erlitt \chwere Kuieverleßungen.

Paris, 14. November. (W. T. B.) __ Heute -nadmil explodierte cin Luftkompressor in. einer Automohi! fabrik am Quai de Javel. Es eútstand ein Brand, der {i gelöscht werden konnte. Die Explosion forderte ze h n O pfer,

s L 7414844 widr

D Aeronautisches Observatorium, in Lindenberg, Kr. Beeskow. topember 1921, Pilotballonaufstieg von 9 a 30 big 9 a4

14. November 1921. Drachenaufstieg von 5 a bis 64 a.

| Nelative Wind Sechöhe | Luftdruck} Temperatur? C ° Feudtig- aud a S oben | unten | vi Nichtung| E 122 |- 756,5 —61.| 9 |SSO.]. 960 | 743 | —25 «-|-- 2 1EW | ! 800 : 695 4,0 / 80 | WSW 9 1080 670 | —4,0' 8 |WSW| 0 Raußhreif. Schneedecke. Sicht: 2: km.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in dét Ersten Beilage.)

E E Er S L EEE EP E L A E E E E: CE B Eme lrn

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Theater.

9perühaus. (Unter den Linden.) Mittivoch: 234 91

‘bezugêvorstellung. Tristan und Fsolde. Anfang'6 Uhr.

Donnerstag: Mignon. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Der Barbier von Sevilla. Anfang 74 Uhr. i P Zunl ersten Male: Das Christ:Elflein. Anson! 4 Uhr. t s

ausp „(Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch: 225. Dau

bezugsvorstellung. Torquato Tasso. ‘Anfang 74 Uhr.

Donnerstäg: Peer Gynt. Anfang 74 Uhr. l us: Othello, der Mohr von Venedig. Anl

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Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. T y r o 1, Charloltenbtt3. Ae den Anzeigénteil: Der Vorsteher der Geschäft

E Nechnungsrat Mengering in Berlin. A

Vèrlag der Geschäftöstele (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalk, / Berlin Wilhelmstr. 32- Sechs Beilagen

(eins{ließlich Warenzeichenbeilage Nr, 1004 und B) j und Erste, Zrveite und Dritte Zentral-Handelsregister-Beilage

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Erste Veilage

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zun Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

Nr. 268.

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November

Verlin, Dienstag, den 15. Amlliches.

(Fortseßung aus dem Hauptblatt.) Deutsches Reich. Uebersicht

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‘der-Prägungen von Reihsmünzen in den deutshen Münzstätten bis Ende Oktober 1921.

S T EDTm T I R y u E Zink- i ie 1. Im Monat Goldmünzen NicLelmünzen Etfenmünzen münzen Kupfermünzen „Aluminiummünzen

Oftober 1921" Sielbon auf : L l Lit

sind geprägt Doppel- } “x, Privat- Zehn- ‘Fünf- Zehn- Fünf- . Zehn-_ Zwei-_ Ein- | Fütfzig- - | Einpfennigstücke

worden ini: kronen is V aaias e) 1 pfennigstüde ] pfennigstüdck pfennigstücke vfennigstüdcke pfennigstücke f pfennigstücke | pfennigstücke vfennigstüdcke

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®) Einschließlich von Kronen, zu deren Prägung die Reichsbank das Gold geziefert hat. —- **) Vergl: den „Reichsanzeiger“ vom 25. Oktober 1921 Nr. 250.

Berlin, den 12. November 1921.

Hauptbuchhalterei des Neichsfinanzministeriums. Weiß.

NEEZ T N C D I I I S I E S I I S E S O E S R I M S YC i R A C T M E S N C I E S E L A E DEA D O S D E T’ T E R E E T S

Nichtamtliches.

(Fortsezuna aus dem Hauptblait.)

Deutscher Reichstag. 144. Sißung vom 11. November 1921. Nachtrag.

Jn Beaniworiung der Jnterpellationen der Dakc- nationalen und der Mehrheitssozialdemokraten über die Ge- ireidewirtschaft und den Warenwucher sowie der An- träge der unabhängigen Sozialisten, betreffend Erhöhung der täglihen Mehlration, Erhöhung - der Getreideumlage auf 3'% Millionen Tonnen und Aufbringung -von -6 Millionen Tonnen Kartoffeln im Wege der Umlage, hat der Reichsminister für s und Landwirtschaft Dr. Hermes folgendes ausgeführt: L i

Meine Dämèn und Herren! Was “zunächsi die -Futerpellation det Abgeordneten Müller-Franken id Génössen änlängt, ss beehre ih'mih, soweit sie den Geschäftsbereich des Reichsministériunts für Ernährung und Landwirtschaft berührt, sie im Namén.: der Reichs- egierung wie folgt, zu beantworten. Jh daxf hierbei zugleih zu den beiden Fnterpellationen der Abgeordneten Hergt, und Genossen jowie zu dem von der Abg. Frau Agnes und Genossen einge- hrahten - Gesetzentwurf auf Erhebung einer / Kartoffelumlage Stellung nehmen, während ih mir vorbehalten möchte, auf die Punkte 8, 9 und 10 dex Tagesordnung im Laufe der Debatte ein- zugehen. A j ; N

Die Fnterpellation. Müllèr-Franken geht von“ der. Annahme aus, daß die Preise für Nahrungsmittel. und Gegenstände des täg- lihen Bedarfs 'durh die Aufhebung: der Zwangswirtschaft maßlos in die Höhe getrieben worden seien. (Lebhafte Rufe. links: Sehr rihtig!) Es ist zutreffend, daß diese Preise in der legien Zeit eine außerordentliche " Steigerung - erfahren haben (Rufe links: Ach!), und die Reichsregierung hat diese Entiwicklung mit tiefer Sorge verfolgt. (Lachen und Zurufe links.) Wenn die Jnterpellation jedoh in der Aufhebung der Zwangswirtschast die Ursache dieser bedanerlihen Entwi@lung sicht, so kann sih die Regierung diese Auffassung nicht zu eigen mae. (Sehr: richtig! im Zentrum und rets. Zurufe links.) Jh werde nachher ein Zeugnis von dhrer Seite anführen (nah .links). |

Der innerste Grund der Preissteigerung. ist die Entwertung der deutshen Mark (sehr. richtig! rets), die ihrerseits auf den Verlust des Krieges und auf die Me ßnahmen der siegreichen Feinde zurüdgeht. (Sehr richtig! rets.) Selbst wenn es mögli gewesen wre, die Zwangstwirtschast aufrehtzuerhalten, so. hätte sih hierbei doch die Preispolitik der dur die Markentivertung geschaffenen vage anpassen müssen. (Sehr richtig! rechts.) - Es ist, „aber ein drrtum, went man glaubt, daß .die Zwangswirtschaft noch, auf : längere Dauer hätte aufrechterhalten werden können. tSehr wahr! im Zentrum und rechts. —-Zuruf von den Unabhängigen Sozial- demokraten: Weil sie sabotiert worden ist!) Auch von dén Ver- brauhern! (Sehr richtig! rechts) |

Eine richtige Beurteilung der Zwangswirtschaft, ihrer Virkungen und Möglichkeiten muß sich auf eine nüchterne Er- lenntnis des menschlihen Wesens aufbauen. (Zuruf links.) Die Jwangswirtschaft ist aus dex Not des Krieges géboren, und sié fonnte nur so lange aufrehterhalten werden, als ein hochgeshwelltes Netionalgefühl den Willen des einzelnen zur Tragung äußer- ewöhnliher Lasten für die Volksgemeinschaft wachhielt (sehr tihtig! rechts Zurufe links) und das im Wesen jedes Menschen begründete, weder dur geseßliche Vorschriften, noch durch gütliche Einwirkung völlig zu“ unterdrückende Streben nah, selbstishem Fortshritt niederhielt. L, l

Als mit der Dauer des Krieges die nationale Begeisterung

Untex den Leiden und. Entbehrungen, wie sie kaum ein anderes Valk in gleiheni Maße wie das deutsche zu tragen hatte, allmählih ¡ermürbie, da mußte au eine Wirtschaftsform zusammenbrechen, die dem inneren Wesen des Menschen und den hiecauf beruhenden lirlihen WirtschaftsgeseiYn widersprah. (Sehr wahr! rechts. Urufe links.) | L) : Die Dinge liegen wirklih nit so, wie es hier dargestellt

wirtshast nur eine Frage des Preises wäre. Es ist eine unge- heuerlihe Verkennung und eine Ungerechtigkeit gegenüber einem großen Berufsstand, die Dinge ausschließlih in dieser Weise er- flären zu wollen. (Sehr richtig! rechts. Zurufe links.)

Die staatliche Autorität konnte, auch wenn sie sich ungeschwächt durch den Krieg und die Nachkrieg3zeit erhalten hätte, den Zu- sammenbruch der Zwangswirtschaft nicht aufhalten, sie konnte ihn nur verzögern. Die Möglichkeit einer zwangs3weisen Durchführung und einer Ueberwachung der Einhaltung dieser Wirtschaftsform mußte versagen gegenüber den Millionenzahlen von landwirt- shaftlihen und gewerblihen Betriebsunternehmern und der noch weit größeren Zahl von Verbrauchern, die zwar zu einem Teile noch heute die Aufrechterhaltung der Zwangswirtschaft oder. die Rückehr zu" ihr fordern, die aber fast ausnahmslos tagtäglih an ihrer Zerrüttung mitgearbeitet haben ‘(schr gut! rets), indem sie dur die Not getrieben sich außerhalb der öffentlichen Wirt- schaft die ‘zum ' Leben unentbehrlichen Bedarfsgegenstände zu. ver-

Zwangswirtschaft bestand, desto weiter und tiefer griff die demo- ralisicrende Wirkung, die die Gew? hnung ‘der Bevölkerung an die ‘Vebertretung der Zwangsvorschriften auslöste. Vershärfung der Strafandrohungen hatte nur einen bescheidenen, meist vorüber- gehenden Erfolg (Zuruf links), zumal die Justiz durch die zu- nehmende Flut von Straffällen in einex Weise überlastet wurde, daß eine immer größere Spanne sich zwischen die Zeit der Straf- tat und die der Strafsühne einshob (Zuruf von den U. Soz.), so daß: die Wirkung sowohl bei dem Bestraften selbst, wie auch bei der Bevölkerung stark abgeschwächt wurde. (Zuruf ‘von den U. Soz.)

Hand in Hand mit dieser Entwicklung vollzog sich auf dem Gebiete des Ernährungswesens ein fortshreitender Rückgang der

Erzeugung stand. (Sehr wahr! rets.)

Während sih so die Zwangswirtshaft innerlih zerseßte und auflöste, führte der Versuch, sie gleichwohl aufrechtzuerhalten, neben dem ‘durh die Kriegsverhältnisse bewirkten Mangel an Arbeits- kräften und sonstigen Betriebsmitteln dazu, daß die landwirtschaft- lite Erzeugung ständig zurückging. - (Séhr richtig! rechts und im Zentrum.) Die Hauptursache dieser: Erscheinung liegt in den un- vermeidlihen Fehlern der mit der öffentlihen Bewirtschaftung verbundenen, sih auf die Kosten der Produktion stüßenden - amt- lichen Preisfestseßung. (Sehr richtig!) Gerade bei der landwirt- schaftlichen Produktion begegnet eine richtige Preisbestimmung für die Erzeugnisse der einzelnen Betriebszweige einer Wirtschaft wegen ihres unlösbaren Produktionszusammenhanges außerordent- lihen Schwierigkeiten. :

Es darf weiter nicht verkannt werden, daß auch die in einer Zeit allgemeiner Not begreiflihe Neigung, die Preise im Interesse der Verbraucherschaft möglichst niederzuhalten, während der Kriegs- und. Nachkriegszeit mitunter zur Festseßung von Preisen geführt hat, welhe die Produktionskosten niht oder doch nur so knapp deten, daß ein Unternehmergewinn nicht übrig blieb, und damit der Anréiz zur Produktion erlos. (Hört, hört! im Zentrum.) Da keine Sicherheit dafür bestand, daß die amtlichen Preise füx die nächste Ernte die Produktionskosten decken und die‘ Erzielung eincs angemessenen Unternehmergewinnes® ermöglichen würden, entstand die Gefahr, daß eine zunehmende Extensivierung der Hude wirtschaftlihen Produktion Play griff. (Zuruf rets: Leider!) Die Schwierigkeit, die amtlichen Preise für die einzelnen landwirxt- schastlihen Erzeugnisse im Verhältnis zueinander richtig abzustufen, untd! die hierbei gemachten Fehler wurden der Anlaß, daß die Land- wirtschaft, soweit. es im Rahmen“ ihrer örtlichen Betriebsverhält- nisse möglih war, sich- der Pflege derjenigen Betriebszweige au- wandte, deren Erzeugnisse mit . verhältnismäßig : höheren Preisen bedacht, für die Bedürfnisse der Gesamtheit aber vielfah entbehrlih waren. ? /

Alle diese Momente mußten auf die. Produktion lähmend ein- wirken und zu ‘einem immer größeren Rückgang führen. Diese bedrohlihe Entwicklung hätte bei weiterem Fortschreiten allmäöhlih zu einer Verarmung Deutschlands und zu einer zunehmenden Ah- hängigkeit von dem Ausland in der Déckung seines Ernährungs-

borden f, als ‘ob die Frage der Zwangswirtschaft für die Land-

bedarfs geführt. Eine Regierung, die ih in hrer Politik nicht

schaffen“ suchten. (Zuruf von den U. Soz.) Je länger die

Erfassungsergebnisse der gebundenen Wirtschaft, der meist außer j Verhältnis zu dem gleihzeitigen Rückgang der ländwirtshaftlichen

j

bloß durch die Augenblickslage,- sondern durh ‘die Sorge für die Zukunft leiten läßt, konnte aus der Etrkenutnis, daß cine der

Hauptursachen dieser Entwicklung die Zwangswirtschaft ist, nux

den einen Schluß ziehen, daß diese Wirtschaftsform so rasch, als es ohne s{hwerere Erschütterungen des Wirtschaftslebens möglich war, zu beseitigen ist. (Sehr richtig! recht1s.) "Gleichzeitig mußte das Streben der Regierung darauf - gerihtet scin, mit allen Mitteln die landwirtschaftlihe Produktion zu heben, um das Angebot an inländischen Nahrungsmitteln zu stcigern und der Nachsrage an- zugleihen. Was ‘in leßterer Richtung berèits geschehen und noch geplant ist, werde ih. mix gelegentlich: der Beratung des Haushaltes des -Reichsministeriums für Ernährung und Landivirtschaft dar- zulegen erlauben.

Diese grundsäßlichen Darlegungen übér die Zwangswirtschaft bezeihnen zugleiß meine Stellungnahmè zu der Fnterpellation Hergt und Genossen Drucksahe Nx. 1935 —, und ich habe nur noch ‘erganzend hinzuzufügen,“ daß die Zwangswirtschaft für Zucker,

‘Milch und Milchprodukte inzwischen aufgehoben worden ist. Sie

beficht ‘nur mehr für einen Teil der Getrëéideërnte.. Das für das“ ganze Wirtshaftsjahr zur Ausgabe der täglichen Mehkration von 200 Gramm benötigte Auslandsgetreide ist bereits fast zu drei Vierteln gekauft.

Der Wunsch, der in der Begründung dér Jnterpellation Hergt und Genossen zum Ausdruck gekommen ist, kann vor der Regierung

‘aicht erfüllt ‘werden.

Jch ‘muß an der Erklärung festhalten, die ih seinerzeit bei

‘der Bevatung des Umlagegeseßes bereits abgègeben habe, -daß nach

meiner persönlichen Auffassung das Umlageverfähren ein Ueber= gangsstadium die freie Wirtschaft darstellt, falls niht unerwartete Umstände eintreten. Die Regierung ist heute ‘nicht in der. Lage, sich endgültig über die Regelung des Jahres 1922 auszusprechen.

Mit der- Aufhebung der Zwangswirtschaft besserte sih zunächst

‘die Mengenversorgung, da auf den freien Markt auch die Schleich-

waren gelangten und: die Produktion wieder anstieg. Der Erv- nährungszustand der Bevölkerung hob sich, wie die Statistik über Todesfälle und Krankheiten, ‘im "übrigen auch die tägliche Beob- ‘achtung zeigt. Mit der Aufhebung der Zwaätgswirtschast mußte zugleih an Stelle der amtlichen Preisfestseßung die freie Preis- bildung treten, die nah allgemeinen Wiritschaftsgesegen durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestiurmt und durch den Preis der Ware beeinflußt wird, die jeweils noch zur Deckung eines Restbedarfs benötigt wird. / :

Deutshhland, ‘das schon in der Borkriégszeit bei einer weit größeren | inländishen Produktion zur Deckung setnés Nahrungs= ‘bedarfs große Mengen Nahrungsmittel us: dem Auslande cin- führen mußte, ‘ist gegenwärtig nach Vetlüjt ertragteihex Ge- bietsteile und infolge des Rückgangs seiner: Produktion troß äußerster Einschränkung seines Nahrungsbedärfs noch mehr als früher auf eine solhe Einfuhr angewiesen. (Sehr nichtig! rechts, im- Zentrum und bei den Deutshen Dembvkraten.) Daher wird die Preisbildung für die: einheimische Produktion auch durch den jeweiligen Weltmaxktpreis gleichartiger Erzeugnisse beeinflußt, wie er sih nah dem Stande unserer gesunkenen Währung stellt. Hierin liegt leßten Endes die Hauptursache füx diè ällgemeine, in den leßten Monaten eingetretene außerordentliche. Verteuerung, die nicht eine unmittelbare. Folge der freien Wirtschaft, sondern des Sturzes der deutschen. Mark, d. h. der fortshvèitenden Entwertung des deutschen Geldes. ist. (Erneute Zustimmung.) Stände unseve Mark nur noch auf dem Stande des Monats Juli, so wäre heute wahrscheinlih kein Anlaß zu einer Teuerungsdebatte gegeben. (Sehx wahr!) i A

Für die Richtigkeit dieser Auffassung darf ih mich u. a. auf

die „Freiheit“ beziehen, die in ihrer Nummèr vom 7. Oktober unter

dem Titel „Zwanzigfache Preissteigerung“. folgendes schrieb:

Die augenfälligste Ursache diesex nèuen Preissteigerung ist der. rapide Fall der Mark (hört, hört! techts), der den Einkauf im * Auslande - naturgemäß stark verteuert. Erhöhte Preise in einzelnen unentbehrlihen Artikeln haben abér die Tendenz, die Preisgestaltung der anderen Waren cbènfalls verteuernd zu be- einflussen. So erstreckt sich die Teueriing bald allgemein auf alle wichtigen Ernährungs- und Bedarfsartikel

(Wiederholte Rufe: Hört, hört! vechts ‘und im Zentritm.) Fchch kann mir diese Auffassung wur zu eigen machen, (Heiterkeit rechts.)