1921 / 268 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Nov 1921 18:00:01 GMT) scan diff

Es kiegt nicht so, wîïe es hier auch von dem Herrn Abgeordneten Kräßig zum Ausdruck gebraht worden ist, daß heute an die Stelle der alten Zwangswirtschast cine Zwangswirtschäft des Landwirtes getreten wäre. Wenn wix von einer neuen Form déèr Zwangs=- wirtschaft sprehen wollen, so können wir nur von ciner Zwangs- wirtschaft der Valuta sprechen. (Sehr richtig! rechts, im Zentrum und bei den Deutschen Demokraten.) Wenn. Frau Abgeorduete Wurm gemeint hat, daß seit meinem Amtsantritt der Ernähvungs- weg des deutshen Volkes immer dornenvoller geworden wäre, und daß ich mihch in meiner ganzen Ernäßhrungspolitik von der Furcht vor der Landwirtschaft hätte leiten lassen, so kann ih ihr mur darauf das eine erwidern: Jh weiß mich frei von Furcht vor der Landwirtschaft, ih weiß mich aber auch frei von Furt vor Schlag- worten (sehr gut! rets), die leider Gottes unsere Situation immer noch so oft beherrshen. (Ervegte Zurufe von den Sozialdemo- fraten und auf der äußersten “Linken. Zuruf: Unverschämter Geselle! Glode.)

Neben dem Sturze der* Mark wirken für die Verteuerung einzelner Nahrungsmittel allerdings noch besondere Ursachen mit, auf die ih nacher noch zurückommen werde.

Der enge Zusammenhang zwischen der Preisbildung auf dem inländishen Markt und der Wertbewegung der deutschen ‘Mark Täßt sich bei Gegenüberstellung der Preise und Markwerte zu bestimmten Zeiten deutlich verfolgen. Am klarsten tritt der Zu- sammenhang bei solhen Waren hervor, deren Rohstoffe oder Er- zeugungsmittel ganz oder teilweise aus dem Ausland bezogen werden müssen, weniger klar bei solhen Waren, die în der Haupt- sache im Jnklande mit inländishen Betriebsmittelw erzeugt werden, zur Bcedarfsdecknng aber einer Ergänzung aus dem Auslande be- dürfen. Fch darf hier auf das Beispiel der Margarine kurz ein- gchen und dann dazu übergehen, allgemein über die Preisent- wicklung der in der Fnterpellation besonders hervorgehobenen ‘Nahrungsmittel, des Getreides und der Kartoffeln, zu sprechen. Die Großhandelspreise für Margarine, deren zentrale Betwirt- schafting unter Aufrechterhaltung des Einfuhrverbots seit dem 1. August 1920 aufgehoben ist, betrugen im August 1920 10 Mark für das Pfund; sie stiegen zunächst bis auf 12 Mark im Dezember 1920 und sanken alsdann allmählih auf 7 Mark und darunter im April und den folgenden Monaten 1921 (hört! hört! rechts), also erheblih untex den Stand, den sie zuleßt während der zentralen Bewirtschaftung hatten. (Hört! hört! rechts.) Vom

April 1921 an begann allmählih eine Aufwärtsbewegung der \

Preise entsprehend dem “gleichzeitigen fortschreitenden Rückgang d der deutschen Mark, die Preise stiegen je nah der Qualität ver Ware von 10,40 bis 15 Mark für das Vfund gegen Ende August, auf 15,50 bis 19 Mark zu Anfang Oktober und erreihten Endo Oktober den Betrag von 21 bis 26 Mark, ein Preis, der 1:ach den Mittcilungen der Industrie eine weitere Erhöhung auf 31 kis 35 Mark erfährt. Die Steigerung betrug rund 100 % in dex Zeit von Ende Angust bis Ende Oktober und rund 175 % seit April 1921. Jn derx aleichen Zeit sank der Wert der deutscher Mark, am Dollar ccinesser, um rund 100 bezw. 180 %. Ob sich diese pazcallelè, in umgekchrter Rihiutig laufende Entiwvicklung voi …… Preis- und Markwert aus. den Herstellungskosten dex Margarine ‘T bollständig rechtfcrtigt, unterlicat gegenwärtig der Nachprüfitng. —— DO ftomme zu der Frage des Getveidepreises. Von “dev

Getreidernte 1921 wird, wie bekannt, nur noch ein Teil öffentlich bewirtschaftet. Uebex den Rest kann der Erzeuger, weun von dem Berfütterungsverbot für Brotgetreide abgesehen wird, frei verfügen; v Tann ihn insbesondere auch dur freihändigen Verkauf verwerten.

ex Markt für inländisches Getreide, der sih infolgedessen wieder bildete, zeigte in den ersten Monaten nach der Ernte ein shwankendes Bild, Während die Nachfrage nah Weizen mit Be- ginn der Ernte stürmisch einsebte, um dann später vorübergehend abzuflauen, wax die Nachfrage nah Roggen anfangs geringer und stieg erst später an. Dementsprehend betrug dex Preis für den Doppelzentner Weizen Anfang August 483 Mark, um dann bis Ende August auf 401 Mark zu fallen. Dex Roggenprcis stellte sich Anfang August auf 367 Mark für den Doppelzentner und sank bis zum 7. September auf 331 Mark. Fm September irat dann unter dem Einfluß der immer stärkeren Éntwertung ‘der Mark ein rasches und erhebliches Steigen der Preise des freien ZFnulandsgetreides ein. Begünstigt wurde diese Entwiklung noh dadur, daß die Landioirtschaft durch Ernte- und Bestellungs- arbeiten toie alljährliÞh um diese Zeit an dem Ausdrusch des Getreides gehindert wurde und deshalb den Markt nicht stark be- schiden fonnte. Der Roggenpreis betrug am 7. November 1921 bereits 600 bis 616 Mark, der Weizenpreis 809 bis 816 Mark für den Doppelzentner. Allerdings bleiben diese Preiss noch weit hinter den Preisén für Auslandsgetreide zurü, die für den Doppelzentner Weizen am 7. November bereits 1280 bis 1290 Mark erreihten und seitdem weiter gestiegen sind. Daß Preise von 609 und 800 Mark für den Doppelzentner Roggen und Weizen die Gestehungskosten in denjenigen Gebietsteilen des Deutschen Reiches, die eine Mittelernte an Getreide zu verzeihnen haben, zifserninäßig weit übersteigen, kann, nah den Feststellungen der JFndexkommission, nicht bestritten werden. Es darf aber nicht übersehen werden, daß Preise von 230 und 210 Mark für den Doppelzentner Weizen und Roggen, zu denen die Feststellungen der Produktionskostensteigerung durch die Fndexkommission führten, heute nach ihrer Kaufkraft und threm Werte eînc weit niedrigere Summe ausmachen als zur Zeit ihrer Berehnung im Junt dieses Jahres. So sehr im übrigen die Preisgestaltung auf dem Getreidemarkte zu beklagen ist, so ist sie doch auf die rations- mäßige Versorgung der Bevölkerung mit Mchl und Brot ohne Einfluß geblieben; denn die Reichsgetreidestelle gibt Mehl und Getreide ohne Rücksiht auf den Stand der Vretse des freien Jnlandsgetreides und auf die wesentlich höheren Kosten, die sie für das Auslandsgetreide aufwenden muß, zu den gleihen bereits zu Beginn des Wirtschaftsjahres festgeseßten Preisen ab. Dieser Preis ist so berechnet, daß er die Kosten des Umlagegetreides, aus dem mehr als die Hälfte des Bedarfs der versorgungsberechtigten Bevölkerung gedeckt wird, übershreitet und noch einen kleinen Ueberschuß für die Mehrkosten des eingeführten Auslandsgetreides abwirft, die im übrigen, wie bekannt, durch Verbilligungszuschüsse des Reiches abgedeckt werden.

Bei den zu Beginn des neuen Erntejahres eintretenden Preissteigerungen auf dem inländischen Getreidemarkt und da- mit komme ih auf die Fnterpellation des Abg. Hergt und Genossen übex Verschiebung des Julandsgetreides ins Ausland haben Verschiebungen von Getreide in das Ausland, soweit hier fest-

gestellt werden konnte, keine Rolle gêspielt. Auf geseplihènt Wege fann Konsumgétkreide überhaupt“ niht ins Ausland konnen, da

die Ausfuhr von Getreide und Mehl ins Ausklaud grundsäßlih} 11, Mp CrFOY B von der Landesregierung’ zu/bestimmenden Landesbehörde äbhängin

nit genehmigt wird, Ausnähméèn werden nur füx Saatgetreide und unter bestimmten Sicherungsmaßnahsiten für“ im Ver- edelungsverkehx hergestelltes Mehl gemacht. “Der -Uéberwä&hung dex Ausfuhr ist seit Beginn dex freiexren Wirtschast fortlaufeud besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Mitteilungen über mutmaßlihe Verschiebungen von Getreide in das Ausland, sind den Landesbehörden und dem Reichsmttisterium für Ernährung und Landwirtschaft verschiedentlich zugegangen. Insbesondere sind aus den preußishen Provinzen Sachsen und Schlesien Klagen über Aufkäufe von Getreide, die nah Meinung der Anzeigenden in das Ausland vershoben werden sollten, gemacht worden. Solchen Anzeigen wurde in jedem Falle nahgegangen. Es hat sih jedoch in keinem einzigen Falle ein greifbarer Anhalt dafür gegeben, daß derartige Aufkäufe zum Zwece der Verschiebung ins Ausland erfolgt sind oder zu solchen Verschiebungen geführt haben. Es hat sich vielmehr herausgestellt, daß die Anzeigen in gut- gemeinter Besorgnis erstattet worden sind, Daß Üeinere Mengen im Grenzverkehr, insbesondere über die grüne Grenze, ins Ausland geschmuggelt werden, läßt sih natürlich nicht mit Sicherheit aus- s{hlicßen. Für einzelne Grenzkreise bestehen Anzeichen dafür. Für solhe Kreise hat die Reichsgetreidestelle im Benehmen" mit den Landesbehörden besondere Ueberwahungsmaßnahmen änge- ordnet. Die preußischen Behörden, insbesondere auch das Preußische Landespolizeiamt, wirken in diesem Sinne. Bei fest- gestellten Zuwiderhandlungen werden mit allem Nachdruck die scharfen Strafbestimmungen für verbotöwidrige Ausfuhr, die in schweren Fällen Zuchthaus androhen, in Anwendung gebracht.

Eine gewisse Schwierigkeit bei dexr Durchführung der Aus- fuhrsperre wird in den Maßnahmen der Entente bezüglih des beseßten Gebiets, nämlih in den Sanktionen und deren Folge- erscheinungen, beruhen, worauf ih bei den Kartoffeln, wo dies eine größere Rolle spielt, noch näher eingehen werde.

Die lebhaftesten Klagen werden über die Kartoffelversorgung erhoben, vor allem über die außerordentliche Preissteigerung, die seit Beginn der Ernte eingetreten ist. Fn einer Ende September im NReichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit Vertretern vòôn Handel und Landwirtschaft abgehaltenen Be- sprehung wurde ein Preis von etwa 50 Mark für angemessen erklärt. (Hört! hört! links.) Zieht man in Betracht, daß im Frühjahr 1920 ein Preis von 25 Mark für den Zentnex Kartoffeln als angemessener Mindestpreis festgeseßt worden ist, so wird man bei Berücksihtigung der nach den Feststellungen der Fndex- kommission seitdem um mehr als 100 5 gestiegenen Produfktions- kosten cinen Preis von 50 Mark im allgemeinen niht als zu hoh bezeichnen dürfen. Tatsächlih sind denn auch bei Beginn. der Ernte Preise in der ‘Höhe von 40 bis 50 Mark für den Zentner Kartoffeln gefordert ivorden. : :

Fm Laufe des Monats Oktober sind nun die Preise für Kar- toffeln sprunghaft in dic Höhe gegangen. Zurzeit liegen die Marktinotierungen um 80. Die Gründe liegen in dex Hauptsache darin, daß die Nachfrage. nach Kartosselu während des Monats Oktober: in den Nebershuüßbezifken, Mecklenburg; Pommern und Ostpreußen, eine besonders aroße wax, da der Westen und Süden Deutschlands teilweise cine Mißernte zu verzcihncn hat, ferner die Einfuhrmöglichkeit «aus Holland, die für den Westen Deutsch- lands in anderen Fahren eine besoudere Rolle spielte, infolge des Sturzes der deutshen Mark wegfällt und die Bevölkerung diesex Bezirke gewohnt ist, sich im Herbst ihren ganzen Bedarf cinzulellern. Unm noch vox Eintritt des Frosles genügend Kar- toffeln nach den Bedarfsbezirken heranzuschaffen, stürzten sich die Aufkäufer auf die östlichen Ueberschußbezirke, überboten sih gegen- seitig und trieben die Preise vielfa maßlos in die Höhe. (Sehr wvahr! links) Die Preisentwicklung wurde weiter dadurch un- günstig beeinflußt, daß an ‘einzelnen Stationen dexr Uebershuß- bezirke die Wagengestellung mangelhaft war und die sehr starke Nachfrage nah Wagen zur Abbeförderung der Kartoffeln nit befriedigt werden konnte.

Jh muß an dieser Stelle auch dem weitverbreiteten Frrtum entgegentreien, als ob allgemein in Ver Landwirtschaft ein Zurück- halten der Kartoffeln erfolgte. Diese Auffassung beruht auch zum Teil auf einer Unkenntnis dex landwirtschaftlißhen Verhältnisse. (Sehr richtig! rechts.) Es ift ganz selbstverständlih und liegt auch im Fnteresse der Verbraucherschaft, daß ein Teil der Kartoffeln im Herbst von der Landwirtschaft cingemietet wird. (Zustimmüng rechts.) Das muß rechtzeitig geshchen, damit im Frühjahr der Markt wieder mit Kartoffeln laufend versorgt werden kann. (Leb- hafte Zustimmung rets.)

Es ist dann noh darauf hinzuweisen und das darf ih hier mit Nachdruck unterstreichent —, daß auch die teilweise Sperrung des polnishen Korridors und die shwierigen Abbeförderungsver- hältnisse in der Korridorstrecke ungünstig eingewirkt Haben. Die shwierigen Abbeförderungsverhältnisse haben es zuwege gebracht, daß zeitweise das Angebot aus Ostpreußen sehr gering war und daß Hunderte von Waggons auf oftpreußishem Boden standen und nicht transportiert werden konnten, (Hört, hört! rets.)

Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat daher deß größten Wert darauf gelegt, vor allem eine Bessecung in der Abfuhr der Kartoffeln aus den Ueberschußbezirken nah den Bedarfsbezirken dur eine Erhöhung der täglichen Wagengestellung bis auf 7000 Wagen zu erreichen, Denn in der Hauptsache kann die Preisentwicklung nux durch cine stärkere Anfuhr von Kartoffeln und bessere BVelieferung des Marktes günstig beeinflußt werden.

Ein weiteres Mittel für die Beeinflussung der Preisentivid- lung liegt in der unmittelbaren Belieferung der großen Konsu- mentenorganisationen. durch die Erzeugerorganisationen. Denn hierdurch wird der große Kreis dex Käufer verkleinert und damit ihr preissteigernder Wettbewerb eingeschränkt, Zu diesem Zwedte sind seit Ende September Verhandlungen im Gange. Fn einzelnen Fällen, z. B. im Freistaat Hessen, haben derartige Verhandlungen zu guten Erfolgen geführt. Es sind dort Abschlüsse übex die Liefe- rung von über 400 009 Zentnern zwecks Versorgung der dortigen Konsumenten seitens der hessishen landwirtschaftlihen Organisa- tionen zustande gekommen. Auch in Preußen und Mecklenburg schweben zurzeit Verhandlungen mit landwirtschaftliten Organisä- tionen über die Bereitstellung von etwa 1 Million Zeutner für Berlin und die großen Bedarfsbezirle des Westens. Durch Ausbau

dieses Verfahrens wird es möglich sein, in Zukunft eine geregeltere .

Vexsorgung mit Kartoffeln zu angemessenen Preisen zu erreichen.

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Zux Bekämpfung des wilden Aufkaufs ist eîn VerordnungZentwya ausgearbeitet worden, der bestimmt, daß der Aufkauf von Kgr. tofjeln beim Ekzeitger zum Wekterperkauf von der Œrlaubnis (in,

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géinaht werden soll.

Fh darf bei dieser Gelegenheit nihtk Änetwähnt lassen, daß in einzelnen Bezirken die Landwirtschaft rößere Mengên bon Kz; toffeln an die minderbemittelte Bevölkerung zu mäßigen Preisep, die zum Teil unter den Produktionskosten lagen, abgegeben hat (Hört, hört! rchts) Fm übrigen stehe ih jedoch nicht an, zu ey. klären, daß Preise, wie sie jeßt für Kartoffeln gezahlt werden, in allgemeinen in keinem Verhältnis zu den Produktionskosten und der seit der Ernte eingetretenen Entwertung der deutschen May stehen. Jch habe deshalb die Landesregierungen ersuht, die Sitraf- verfolgungsbehörden anzuweisen, daß sie in den Fällen, in deney von-Landwirten oder-Händlern-die Preise'in ungeretfertigter, dey Gestehungskosten und der Geldentwertung niht entspre{eude; Weise gesteigert worden sind, von den Vorschriften der Verorduung gegèn Vreistreiberei rüdsihtslos Gebrauch machem “Näh diesty Verordnung kann auf Zuchthaus von einem Jahr bis zu fünfzehn Fahren und auf cine Geldstrafe, deren*Mindestbetrag 20'000 Mf und deren Höchstbetrag überhaupt nicht beschränkt ist, ferner auf Verlust der bürgerlihen Ehrenrechte, Zulässigkeit von Polizeiaussih: usw. erkannt werden. (Zuruf links: Phrasen!) Diese Strafen sind derartig scharf, daß. eine Erhöhung zwecks Bekämpfung dez Wuchers auch nah Ansicht des Reichsjustizministeriums nicht mög lih erscheint. (Lachen und Zurufe auf der äußersten Linken.)

Aus Verbraucherkreisen ist mit der Zunah ne der Teuerung immer stärker der Ruf näch Festseßung von Höchst: und Richtpreisey laut geworden. Die Durchführung ciner solchen Maßnahme ist :1- {sammen mit dem Reichswirtschastsministerium eingehend" ertoogen worden; shwerwiegende Bedenken, sprechen jedo gégen ein solches Vorgehen. Die Festesehung einheitliher Höchst- und Richtpreise fün das ganze Reich sheitert daran, daß ein für alle Teile Deutschlands angemessener Preis bei den außerordentlichen Unterschieden, die dic Kartoffelernte gerade in diesem Fahre in den cinzelnen Teilen des Reiches aufweist, kaum gefunden“ werden kann. (Sehr rihtig

« vechts;) Auch=«der-Festsezung-besonderer, dem Ernteausfall mehr

angepaßter Preise für die einzelnen Landesteile steht der Umstand entgegen, daß schon dië& Ernte bênachbarter Güter außerordent liche Verschiedenheiten, je ‘nah der Schwere des Bodens, - auf- weist. (Sehr wahr! rets.) Dazu kommt, daß eine Differenzierun der Preise zu einer Verschiebung dex Ware“ ‘aus den La1desteilen, in denen die Preise niedrig gehalten sind, nah jenen führen muß, in denen höhere Preise bestehen. Diese Schwierigkeit könnte nux dur eine Sperre der Ausfuhr in den Landesteilen mit niedrigeren Preisen beseitigt werden. Welche bedenklichen Folgen eine sol Sperre für die Gesamtverforgung der Bevölkerung haben solle, hat sih bereits bei ‘dem Versu einzelner Gebietsteile, dic Ausfuhr von Kartoffeln durch behördlihe Maßnahmen zu unterbinden, in - diesem Herbst gezeigt. (Sehr richtig! im Zentrum ünd rets.) Diesen Versuchen, die der geseulihen Grundlage ent- behren (hört! Hört! rechts), ist das Reichsministerium füy Er: nährung und Landwirtschaft immex mit . größtem Nachdruéck ent: egenen e Ae E e T :

Zu diesen ‘angeführten Bedenken tritt nochG--das weiterè, daß

tach’ ‘dèn Erfahrungen der Kriegswirtschaft die Festsegung von

Höchstpreisen allein ohne Erfassung. der Ware dur die öfsent liche Hand die Ware“ vom Markt vertreibt (sehr rihtig! im Zentrum und: rechts), und fedenfalls bei einem Teil. der Pro- duktion und des Handels zu einer Zurückhältung der Ware

führt, eine Folge, die gerade zux“ Zeit dér Wintereindecklung

niht verantwortet werden könnte. (Wiederholte Zustimmung im Zentrum und rechts) Fchch" möchte daher im. Augenblick dringend vor dieser Maßnahme warnen, da sie zweifellos zu einer Ver wirrung auf dem Markt und damit. zu ciner Störung der Vei sorgung führen würde. (Sehr richtig! rets.)

Als Abhilfs8maßnahnme ist "nun seitens der Abgeordnete! Frau Agnes und Genossen dex Entrourf eines Gesetzes vorgelegt worden, der die Erhebung und öffentliche Bemirtschaftung einer Kartoffelumlage von 6 Millionen Tonnen ‘fordert. Dieser Geseßeniwurf geht von Vorausseßungen aus, die der tatsäclihen Lage nicht entsprechen. (Sehr wahr! bei den D. D., im Zentrum und rechts.) Nach den Vorberihien der Saatenstandsberiht erstaiter wird die diesjährige Ernte auf rund 27 Millionet Tonnen geschäßt. (Hört! Hört! bei den U. Soz.) Die Ernk bleibt mithin hinter der voriährigen dank derx Vergrößerung der Anbaufläche, die seit der Einführung der freien Wirtschaft éit- getreten ist, nur um 1% Millionen Tonnen zurück, (Hört! Hôrt! rechts.) Von den geernteten Mengen sind -nach den Wage gestellungsziffern des Reichsverkehrsministeriums in der Zeil vom ‘1. September bis zum 1. November rund 2 Millionet Tonnen mit der Bahn abbefördert worden. Nicht beri sihtis! sind’ hierbei die großen Mengen, die der Bevölkerung im Stüd- gutverkehrx zugeführt worden sind und die z. B. für Berlin alleit in einer Woche 95000 Zentner ausmachen. . (Hört! Hört! rechts ‘Wenn dîe Frostperiode nicht mehr lange anhält und bald wiede! eine für den Transport der Kartoffel günstigere Witterung el tritt, so dürfte während des Monats November eine wciker Million Tonnen . zur Abbeförderung mit dex Bahn gelangen, so daß bis zum 1. Dezember allein mit der Bahn etwa 3 Millionen Tonnen in Wagenladung abbefördert sein würden. Die mittels Achse und im Stücgutverkehr. dex Vevölkerung zugeführten Mengen werdem mindestens ‘auf 4 Million Tonnen gest! werden können, so daß bereits bis zum 1. Dezember, dent Zei punkt, zu dem die Umlage ausgeschrieben werden soll, rund 334 Millionen Tonnen Kartoffeln den Konsumenten zuge[ sein würden. Diese Mengen müssen für die Winkeb eindeckdung der Bevölkerung als ausreichend e werden, da bei Zugrundelegung eincs Durchshnill® wochenbedaxrss von 6 Pfund pro Kopf im ganzen Mirtschaftsja) 5% Millionen Tonnen benötigt werden. Vom Standpunkt L Mengenfrage liegt daher kein Bedürfnis vor, jezt noch eine Uml auszuschreibeät. ; Ï

Jm übrigen würde der Vollzug eines Gesezes im Sinne des Entwurfs gegentvärtig derartige Schwierigkeiten bereiten, daß von ‘vornherein mit einem Mißerfolg g&rechnet werden müßte. î die Verschiedenheit der Ernte in diesem Jahr ist bereits hingewies! worden. Während auf s{chweren Böden die Trockenheit e geschadet hat, sind auf leihtem Boden zum Teil ausgesprode Mißernten zu verzeihnen. Der der Getreideuntlage zugrunde geleg

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Y folndische Kartoffeln, die nach England eingeführt werden

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angesehen

Maßstab des Verhältnisses der Ernten în den lezten fünfzehn ahren: läßt sich deshalb für die Verteilung einer Kartoffelumlage nicht verwerten. Eine au uur annähernd gerechte Verteilung der \imlage würde eine besondere Ernteshäßung bei jedem einzelnen vandwirf notwendig machen. Erfahrungsgemäß muß jedoch eine ple Schäßung während der, Kartoffelernte selbst vorgenommen werdet, wenn sie ein auch nur einigermaßen zutreffendes Er- gibnis haben foll. Es lassen ‘si also die tatsählihen Unterlagen ijr die Verteilung der Umlage niht mehr béshaffen. Dazu immt, daß die Anrehnung der bereits verkauften Mengen auf die Umlage unüberiwindlicen Schwierigkeiten begegnen würde. Eine jolhe Anrehnnng kann mit Rücksicht darauf, daß ein großer Teil ver Landwirte bereits seine ganze entbehrlihe Ernte oder den gßten Teil davon abgeliefert hat, niht umgangen werden; denn 6 würde voz diesem Teil der Landwirte mit Recht als eine große (ngerehtigfeit empfunden werden, wenn sie dafür, daß sie während er Geltung der freien Wirtschaft ihre Bestände veräußert haben, un mit einer Haftung im Sinne des Entwurfs in Anspruch œnommen würden.

Dabei darf niht übersehen werden, daß die Landwirtschaft, vie ih bereits erwähnt habe, eine große Menge von Kartoffeln zu Seginn der Ernte zu durchaus angemssenen Preisen verkauft hat.

h bitte daher, dem Antrage der Frau Agnes nicht statt-

«ugeben. P rine große Beunruhigung herrscht, wie aus den Mitteilungen er Presse hervorgeht, in der Oeffentlichkeit über das Gerücht, daß qroge Mengen Kartoffeln an das Ausland gehen. Das Reichs- ministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat zur Linderung dr Not in Deutsch-Oesterreih einschließlich Tirol und Vorarlberg 600 Tonnen zur Ausfuhr in diese Länder freigegeben. Weiter ind 5200 Tonnen Saatkarioffeln auf Grund des Friedensvertrages n Versailles in diesem Herbst nah Belgien und Frankreich aus- geführt worden. Bekanntlich ist das Deutsche Reich auf Grund des Versailler Vertrags verpflichtet, jährlih bestimmte Mengen ion Saatgut an Belgien und Frankreich zu liefern. (Hört, hört! chts und im Zentrum.) Nach langwierigen schwierigen Ver- jandlungen ist es gelungen, dic ursprünglich viel höheren Forde- ungen der Gegenseite auf die Menge von 5200 Tonnen zu be- ¡hränken, und ich darf hierbei auf die Erwähnung des Eingreifens 1s Betrieb8rats in Halle, wovon Frau Abgeordnete Wurm ge- rohen hat, berichtigend bemerken, daß es sih bei dieser Ladung u Kartoffeln handelte, die zur Ablieferung an die Entente bestimmt waren und die vom Wiederaufbauministeriuum nach halle dirigiert waven zwecks Versackung. also eine ganz reguläre Vkwiklung einer Verpflichtung, zu der wir nach dem Friedens- vertrag verpflichtet sind.

In den leßten Tagen ist unter Bezugnahme auf eine Aeuße- tung in der Londoner Landwirtschaftskammer und der Herr geordnete Kräßig hat heute diese Mitteilung erneut erwähnt ine Nachrichi durch die Presse gegangen, daß erheblihe Mengen deutscher Kartoffeln über Holland nah England ausgeführt worden jen. Jch habe demgegenüber festzustellen, daß eine Ausfuhr- nehmigung für solche Kartoffeln von einer deutshen Stelle niemals erteilt worden ist. Jch kann daher’ nur bedauern, daß stens eines Teils der Presse Nachrichten verbretitét worden sind, die geeignet sind, in dex Bevölkekung ernste Beunrühigüig: hervör= ¡utufen, ohne daß vorher bèi den zuständigen Stellen Exkundigufgen üher die Richtigkeit dieser Nachrichten ‘eingezogèn worden sind. (&hr rihtig! rechts und im Zentrum.) Die Ueberwachung der Vrenze im besegten Gebiet ist uns leider nach Einführung der êanktionen verloren gegangen. (Hört, hört! rechts.) Auch hat sich die Fheinlandkommission in Koblenz die Regelung der Ausfuhr. aus dm beseßten Gebiet vorbehalten. (Hört, hört! rechts.) Seitens des hr unterstehenden Ausfuhramtes in Ems ist jedoch auf ihre An- gung nur in zwei Fällen die Ausfuhr von .550 Tonnen Saat- hrtoffeln nah Belgien genehmigt worden. Jn Höhe von 200 Tonnen ist die Ausfuhrbewilligung der Rheinlandkommission jedoch jrückgenommen worden, als sich heraussiellte, daß der Name der Firma, die die Ausfuhrgenehmigung erhalten hatte, von einer belgischen Firma mißbraucht worden war. Weiter sind gewisse Nengen, deren Höhe festgestellt wird, von einer der Rheinland- hinmission unterstellten Behörde in Malmedy zur Ausfuhr nach Nalmedy freigegeben worden. (Hör, hört! bei den Deutschnatio- nilen.) Der Reichskommissax für die beseßten rheinischen" Gebiete in blenz hat wegen dieses Verfahrens bereits Mitte Oktober mit Ahdruck scriftlih und mündlich Verwahrung eingelegt. iter snd die Zoll- Fnd Eisenbahnbehörden aw der Grenze des besepten ebiets angetviesen worden, jede Menge Kartoffeln, die über die dunze rollt, ‘telegraphish hierher zu melden. Die bisherigen Vldungen habèn eine Bestätigung einer unerlaubten Ausfuhr nicht (tbracht, Schließlich ist seit längerer Zeit der kleine Grenzverkehr

llg gesperrt worden.

vinsichtlich der #Einfuhr deutsher Kartoffeln näch England daf noh bemerkt werden, daß nah einem Bericht der "Deutschen Vtshaft in London Lord: Bledesloe, der die Aeußerung uber die deutsche Einfuhr getan hat, die. Steigerung des englischen Kar- Yffelanbaues propagiext und in jeder Einfuhr eine Gefahr für bine Politik erblickt. (Hört! Hört! rechts.) Es darf daher zin lbereinstimmung mit der Ansicht der Londoner Botschaft angè- Vntinen werden, daß seine Aeußerung auf einer Vermutung hruht und es sich in Wirklichkeit nicht um deutsche, sondern um

allen, handelt, zumal Holland nach den Berichten unserer dortigen Vertreter in diesem Jähre genötigt ist, seine Ueberschüsse nach

ÖOngland zu leiten,’ Venn es nicht in allen Fällen gelungen sein solltz, eine geseb- Vidtige Ausfuhr. von Kartoffeln ins Ausland hintanzuhalten, ° tagen doran —. das muß hier offen ausgesprochen werden 1út die Reichsbehörden die Schuld, sondern der unglüdliche O daß wir unsere Westgrenze niht in der Hand haben. E Zustimmung im Hentrum und rechts.) Dies darf aber 0t dazu führen, daß wir von einer Belieferung des „besehten i Cs mit Lebensmitteln; insbesondere mit Kartoffeln, absehen. dts wahr! bei den Deutschen Demokraten, im Zentrum und V Es sind aus diesem Grunde wiederholt Klagen darüber E ben daß eine Belieferung des beseten Gebiets im PadUs Deutschiand auf Schwierigkeiten stößt, weil die Ver- t bermuten, daß die Kartoffeln vershoben werden sollen. i wahr! bei den Deutschen Demokraten.) Das beseßte t ist besonders in diesem „Fähre in großem Umfange Bedarfs-

ebiet, / î R chr richtig! bei den Deutschen Demokraten, im Zentrum

Brüder tkm Westen, die unker den Drangsaïen ber Besaßung genugsam leiden, noch dazu über Versorgungsschwierigkeiten sich zu beklagen haben werden. (Lebhafter Beifall.) Es wird eine Ehrensache der Landwirtschaft und des deutschen Handels sein, (Zuruf von den Kommunisten: Phrase!), die s{chwer gefährdete Westmark zu ‘angemessenen Bedingungen mit Lebensmitteln zu versorgen.

Zum Schluß meiner Ausführungen über Kartoffeln seien nochmals furz die von meinem Ministerium in diesem Herbst ge- troffencn Maßnahmen zusammengefaßt: Verstärkung der Wagert- gestellung, Ausshaltung der wilden Aufkäufer durch Konzessio- nierung des - Kartoffelhandels, unmittelbare Zusammenbringung von Erzeugern und- Verbrauchern, Bekämpfung der wucheristhen Ausschreitungen durch Eingreifen der Strafverfolgungsbehöden.

Jch darf zum Schluß die Hoffnung aussprechen, daß diese Maßnahmen eine Entspannung der Lage herbeiführen. Ein durchs{chlagender Erfolg namentlich für die Preisbildung darf allerdings das muß ih hier offen aus\sprehen von diesen Maßnahméên niht erwartet werden. (Hört! Hört! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) - Denn sie greifen nicht an die Wurzel des Uebels, an die fortshreitende Entwertung der Mark. (Sehx richtig! rechts.) Die allgemeine Klage über die zunehmende Teuerung geht vielfach noch von der Vorstellung des Wertes derx deutschen Mark vor dem Kriege aus und pflegt diesen, Wert mit dem augenblicklichen Preis der Ware zu vergleihen. Man über- sicht, daß die Kaufkraft der deutshen Mark im Auslande auf den vierzigsten bis fünfzigsten Teil gegenüber dex Vorkriegszeit ge- sunken ist, und daß die deutshe Mark auch im inländischen Zahlungsverkehr nur. noch. einen kleinen Bruchteil ihres früheren Wertes besißt. (Sehr wahr! rechts.)

Wie sehr der Reichsregierung die Linderung der wirtschaft- lihen Not gerade der minderbemittelten Kreise am Herzen liegt, mögen -Sie aus den verschiedenen Aktionen ersehen, die in dieser Hinsicht seitens der Reichsregierung troy der außerst shwierigen Finanzlage leßthin in die Wege geleitet wardere sind.

Jh darf in dieser Hinsicht erinnern an das gleichfalls auf der heutigen Tagesordnung stehende Geseß über Notstaadsmaßnahmen

validenversiherung. Durch dieses Geseg jollen die Bezüge der Jnvaliden- und Altersrentner sowie der Empfänger einér Witwen- oder Witwerrente, nachdem diese in der leßten Zeit bereits wieder- holt aufgebessert worden sind, eine abermalige Erhöhung erfahren. Da aber eine weitere Fnanspruchnahmc der Arbeitgeber und der Versicherten nicht mehr mögli is, wird das Reich die weitere Belastung zum größten Teile auf seine Schultern nehmen. Jn dem Fhnen vorliegenden Nachtragsetat sind für“ diese Maßnahme erstmalig 250 Millionen für die zweite Hälfte des laufenden Etatsjchres angeseßt, .es läßt sih aber bereits jeßt übersehen, daß dieser Aysaß erheblich überschritten werden wird.

Aus dem gleihen Grunde der wirtschaftlichen Not der minder- bemittelten Kreise hat sih die Reichsregierung ferner entschlossen, erstmalig auch- einen namhaften Betrag für die Unterstüßung not- leidender Kleinrentner in den! Nachtragsetat einzusezen. Wenn auch die öôffentlihe Wohlfahrtspflege an “si keine Aufgabe des “Reiches ist, hat sich: die. Reichsregiexung hierbei doch niht der Er= kfenntnis der Tatsache verschließen können, daß die Länder und Gemeinden bei ihren gleihfalls beshränkten Mitteln niht mehr in der Lage sind, der ungeheuren Not der Kleinrentner allein zu steuern. Erwähnen möchte ih in diesem Zusammenhang au die verschiedenen steuerlichen Erleichterungen, die in den Jhnen vor- liegenden neuen Steuergeseßen zugunsten dexr Kleinrentner vor- geschen sind.

“Daß neben den Rentenempfängekn der Sozialversicherung ünd den Kleinrentnern vor allem auh die große Masse der Fest- besoldeten unter der zunehmenden Teuerung gerade der not- wendigsten Leben8bedürfnisse zu leiden hat, unterliegt keinem Zweifel. Dieser zunehmènden Not hat die Reichsregierung durch die große Besoldungsreform, die gerade heute von diesem hohen Hause verabschiedet worden ist, zu steuern gesucht. Diese aber- malige Besoldungsreform wird dem Reih eine Mehrbelastung von etwa 121s Milliarden bringen, wobei die Verkehrsverwal- tungen und die Pensionäre eifgerechnet sittd.

Wenn ich schließlich noch die Maßnahmen erwähne, die zur Linderung der Wohnungsnot und zur Bereitstellung billiger Wohnräume für die Minderbeiittelten im Gange bezw. geplant sind, so wird wohl nicht bestritten werden können, daß die Reichs- regierung sich der durch die Teuerung entstandenen Notlage weitester Kreise vollauf bewußt ist und Unterstüßungsaktionen eingeleitet hat, die bis an die. Grenze des Möglichen gehen.

Aber alle diese Maßnahmen können die ungeheure Not, die uns bedrückt, niht gänz von uns abwenden. Eine grundlegende Abhilfe von bleibender Wirkung kann nur eureiht werden, wenn es gelingt, die deutsche Mark wieder zu.-hêben und auf einem stetigen Stand zu halten. (Lebhafte Zustimmung im Zentrum und rechts.) Die Erkenntnis, daß die Entwertung des deutschen Geldes auch den mit uns weltwirtshaftlih verbundenen Ländern die schwersten wirtshaftlihen Wunden s{lägt, bricht sih, wie ih bei Vegründung der Steuervoklagen bereits dargelegt habe, mehr und mehr Bahn. Auch diè führenden politishen Kreise in den Ländern des chemaligen Feindbundes werden sich dieser Erkennt- nis auf die Dauer nicht? verschließen können. Soll ‘allerdings Deutschland und damit die Welt - wirtschaftlih wieder gesunden, so ist es notwendig, daß die pþpolitishen Führer in unseren Gläubigerstaaten niht bloß die Lage Deutschlands, wie sie \sih infolge * der zunehmenden ‘*Geldentwertung gestaltet, erkennen? sendern daß sie diese Erkenntnis der breiten Oeffentlichkeit ihrer Länder „vermitteln und sodann hieraus die notwendigen Schlüsse für ene Entlastunz Deui¡&lands ziehen. (Lebhafter Veifall im Zentrum.)

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Vauwesen.

Einen Jdeenwettbewerb zur Erlangung von E ntwurfskizzen für die Bebauung, des Geländes amBahnhof Friedrichstraße in BeTlin mit einem

urmhaus-Aktiengeseltihaft Berlin unter den Mitgliedern des Bundes eutscher Architekten mit Frist bis zum 2. Januar 1922 aus. Aus gefeßt find neun Preise, davon je einer zu 30 000, 25 000, 15 000

: Turm haus |\chreibt nah dem „Zentralblatt der Bauverwaltung" die

úts) Es muß unbedingt vermieden werden, daß unjere

und sechs zu je 5000 4. Dem Preisgericht gehören u. a. an: Ge-

zur Unterstüßung von Empfängern von Renten aus der Fn-

heimer Regierungsrat Prof. Dr, Germäun Bestelmefter in Berlin Oberbaurat Prof. Dr.-Ing. Billing in Karlsruhe, Geheimer Regierungsrat Prof. Dr.-Ing. Brix in Charlottenburg, Stadt- baurat Hahn, Geheimer Baurat L Ludwig Hoffmann, Architekt Karl Oettinger, Geheimer Regierungsrat Reichle, Bro H. Straumer und Geheimer Baurat Wittig in Berlin,

ie Wetitbewerbufiterlagen können für 20 Æ, die bei Einreichung eines Entwurfs erstattet werden, von der Geschäftsstelle der Turmhaus-Aktien- esellschaft in Berlin SW. 48 (Wilhelmstraße 11 1) bezogen werden.

it/der Ausschreibung dieses Wettbewerbs ist die Frage für Berlin wöhl einen Schritt weiter gekommen, und man wird mit Spannung den Ergebnissen entgegensehen, an denen man bei der grundsäßlichen Bedeutung nur allen deutschen Architekten die Beteiligungsmöglichkeit hätte ofen lassen sollen, wenn überhaupt eine öffentlihe Aus- schreibung erforderlih ersien. Bei der Lösung sind den Bewerbern größe Sre gelassen. Lediglih für das Erdgeschoß ist die Aus nußung dur Läden vorgeschrieben. Der Grundriß foll eine vielfache Ausnußungsmögliehkeit der Geschosse gestatten. Die Bemessung der Höhe des Hauses bleibt den Bewerbern überlassen. Von den Ver- tehrsfragen ist einmal eine gute Verbindung vom Bahnhof zur Weidendammer Brüde, E durch eine Passagé, dann aber au ein unmittelbarer Zugang zum Untergrundbabnhof besonders zu berüdfihtigen. i

_Einen Wettbewerb zur Erlangung von Ent«- würfen für Siedlungshäusermit abschnittweisem Ausbau erläßt, wie das. „Zentralblatt der Bauverwaltung“ mit- teilt, der Lippesche Siedlungsverein in Detmold unter den in den Negierungsbezirken Hannover und Minden fowie in den - Freistaaten Lippe und Schaumburg-Lippe ansässigen Architekten mit Frist bis zum 31. Dezember 1921. VBorgesehen sind zwei Preise von 2000 und und 1000 4, ferner vier Ankäufe zu je 500 H. Preisrihter sind: Geheimer Oberbaurat B s h m e,r in Detmold, Direktor F. Bar ck- hausen in Dörentrup i. L, Zimmermeister H. Rottmann in - Lemgo, M. d. lipp. L., Stadtbaumeister Diplomingenieur G. Su pan in Detmold und Maurer H. Eikensträter in Lage, Die Wette bewerbunterlagen fönnen für 5 M von der Geschäftsstelle des Lippeschen Siedlungsvereins in Detmold (Neustadt 12) bezogen werden,

E

Handel und Gewerbe. Heute fand kein Börsenverkehr statt.

Lelegraphische Auszahlung. das Pom

14. November

Geld Briek 8941,06 8958,95

83,65 83,8 1773,20 1776,80 3806,15 3813,85 4785,20 4794,80

5919,06 5930,96 484,50 485,50 1058,90 1061,10 1008,95 1011,05 296,74 257,26 1848,15 1851,85 4879,90

/ 3478,50

I

15. November Geld Brief 9140,85 9159,15

59,LO 85,359 1828,15 4831,85 372,20 3728,75 4820,15 4829,85

6053,90 6066,10

507,45 508,55 1088,90 1091,10 1037,95 1040,05

260,73 261,27 1893,10 1896,90 4935,05 4944,95 3511,45 839518,55

Anmisterdam - Rotterdam

Buenos Aires (Papier- Be a Ln

Brüssel und Antwerpen

Christiania . I

Kopenhagen.

Stockholm und Gothen- Pur, B

Helsingfors z ë

Stalien

London .

New York

Paris , .

Schweiz

Spanien.

Die l Wien (D ¿ Desterr.), übgested, «4e. g ee E S A ( 279, U S N eina 24 25,03 Dla E a Konstantinopel. . » - _—

9,17 268,30 24,93

Ausländishe Banknoten vom 15, November.

D Geld Brief Amerikanische Banknoten 1000-5 Doll. «297,45 258,05 L 2 und 1 Doll. 255,70 256,30 Belgische für 100 Fr. « 1808,00 1812,00 Dänische für 100 r... . . 4770,00 4780,00 Englische große (100—3500 Lstrl.) 1030,76 1033,25 E 1 Lstrl. u. darunter . 1029,76 1032,95 unte E E 496,50 497,50 ranzösische 100 Fres. 1873,00 1877,00 «400, . 9065,75 9084,25 100\Lire 100\Kt.

1078,75 1081,25 / 3696,29 3703,75

älte ( )

alte 08

neue (1000 Kr.) ..

neue (10 u. 100 Kr.)

5,15 5,25 4,95 500 u. 1000 Let. unter 500 Lei für 100 Kr. . Schweizer ür 100 Fr. . » Spanische

5,05 160,25 Tschecho-slow. Staatsnot., neue (100 r. u. darüber)

160,75 151.75 152,25 6003,75 l ü unter 100 Kr. . 5 Î

Oolländiiche f Italienische Ï Norwegische i Oesterreidishe ,

,

Rumänische S{hwedische

+0 0 6 0- P: D r

6016,25 4875,00 4885,00 3511,25

3518,75 269,50 270/50 967,50

Nach Mitteilung des Berliner Börsenvorstands werden laut Meldung des „W. T. B.“ am Donnerstag. den 17. No- vember, die Börsenräume bereits um 9 Uhr statt um 10 Uhr geöffnet, do ändert sih an den bisherigen Zeiten des Handelsbeginns dadur

2 y iz,

nichts», ett d Die Varziner Papierfabrik Aktien-Gesell-, chaft S laut Meldung des „W. T. B" ihr Stammkapital um 13 auf, 25 Millionen Mark, das Vorzugsak tienkäpital um 10 auf 20 Millionen Mark. Von den Stammaktien werden 12 Millionen im Verhältnis 1 zu 1 zu 200 vH den Uftionäten angeboten, eine Million wird freihändig verwertet. Die neuen Vorzugsaktien erhält die D pons der bigherigen Vorzugsaktien, ‘die Bänk für JIndustric- erte. N

Der Verein deutscher Mashtnenbau-Ansitaltéen Charlottenbur (Hardenbergstr. D bälf am 23. November, Vormittags 10 Uhr, im Festsaale der großen Loge von Preußen, Berlin, Dorotheenstr. 21} eine außerordentliche Mätgliederversammlung ol Die Tagung. wird? si neben der Erledigung von geschäftlichen

ngelegenbeiten ( eshlußfassung über Sazungsänderungen und Wahl von Vorstandsmitgliede) vor allem mit den Fragen der Devisen- bejhaffung, der. ildung bei Ausfuhrgeschäften "und der Nepa- rationéle x) 98a en. @

Sushebung derAusfuhbrsperre inderTs\chechos- Slowakei. Die vor kürzem aus Anlaß„ber Mobilisierung in der Tschecho-Slowakei. angeordnete Ausfuhrsperte ist jetzt, wie der Deutsch- Oesterreichische-Ungari|che Wirtschaftsverband, tshecho-flowakische Ab- teilung, Berlin, mitteilt, wieder aufgehoben worden. Es gelten nun- mehr wiederum die Bestimmungen für die einzelnen Waren, vie sie vor Erlaß des Ausfuhrverbots bestanden haben. Eine Reihe neuer Waren ist jedoch mit auf die Ausfuhrliste deo io insbesondere verschiedene Nahrungsmittel, Gärtnereiartikel, Holzperlen, Chamotte- mehl zind Chamottemörtel. Interessenten erfahren ‘Räheres dur die tseho-slowakische Abteilung des Deut|h-Oesterraßisch-Ungarischen Wirtschaftsverbandes, Berlin W. 35, Am ‘Karlsbad 16.

«Der Rhéinishe Aktien-Verêin für Zucker« tabrikation Alten bêi Dessau schlägt laut Meldung des